Datareport - Nur mit der Cloud Digitalisierung in der Verwaltung - Dataport
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Datareport 3 2016 Digitalisierung in der Verwaltung Nur mit der Cloud Kita-Datenbank Schleswig-Holstein Eine Datenbank, viele Vorteile Lernen in der digitalen Welt Herausforderung und Chance Agile Softwareentwicklung Mit kurzen Sprints zum Ziel 1
1.0 0 0 F R A G E N AN DIE ZUKUNFT N r. 5 3 1 WIE WIRD VERBUNDEN ZUKUNFTSSTARK? Die Digitalisierung baut neue Brücken. In der öffentlichen Verwaltung und zu den Bürgern. Bechtle entwickelt innova- tive IT-Architekturen, um diese Verbin- dungen zukunftsstark aufzustellen. In enger Zusammenarbeit mit Dataport. Für Verbundenheit und Bürgernähe. Als regionaler und starker Partner – und als größtes deutsches IT-Systemhaus. Bechtle GmbH IT-Systemhaus Hamburg Tel. +49 40 239986-0 E-Mail: hamburg@bechtle.com bechtle-zukunftsstark.com 2
Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, nach, wann und unter welchen Bedingungen sich Cloud-Computing für die öffentliche Verwaltung einmal im Jahr veröffentlicht die Unternehmens- lohnt. Für ihn ist die Cloud das entscheidende beratung Sopra Steria Consulting ihren Branchen- Prinzip für die Digitalisierung der Verwaltung. kompass „Public Services“. So auch in diesem Juli. Allerdings gilt auch Jahre nach den ersten erfolg- Sopra Steria attestiert der Verwaltung beachtliche reichen Cloud-Angeboten: Für den Cloud-Betrieb Fortschritte, gibt aber noch keine Entwarnung in in der Verwaltung eignen sich nur wenige der vor- Bezug auf den Umsetzungsgrad digitaler Vorha- handenen IT-Lösungen. Doch es gibt viele Szena- ben und stellt fest: „Zu viele Verwaltungen inves- rien, bei denen die Option „Cloud“ gezogen wer- tieren Zeit und Kraft in eigenständige IT-Lösun- den sollte. Britta Heinrich, gen – statt gemeinsam mit anderen Behörden an Leiterin übergreifend nutzbaren Lösungen zu arbeiten.“ Ganz ohne Standards kommt auch das Bildungs- Öffentlichkeitsarbeit Womit wir beim Schwerpunktthema dieser Data- wesen nicht aus. Dirk Loßack, Staatssekretär im report angekommen wären. Ministerium für Schule und Berufsbildung in Schleswig-Holstein, spricht im Interview über die Der Ruf nach Standards und der gemeinsa- Digitalisierungsstrategie der Kultusministerkon- men Nutzung von vorhandenen Infrastrukturen ferenz und des Landes Schleswig-Holstein (S. 24). durchzieht diese Ausgabe. Jürgen Falkner von der Unter anderem plant Schleswig-Holstein die Ein- Fraunhofer Allianz Cloud Computing benennt auf führung einer einheitlichen Schulverwaltungs- die Frage nach den größten Herausforderungen für software, die bereits in anderen Bundesländern den Einsatz der Cloud in der öffentlichen Verwal- eingesetzt wird. tung klar das entscheidende Hemmnis: In vielen Bereichen wird von jedem die gleiche Sache noch Softwareentwicklung wiederum steht im Mittel- einmal neu und etwas anders gemacht. Eine ge- punkt unseres Artikels „Mit kurzen Sprints ans meinsame Cloud-Infrastruktur wäre seiner Mei- Ziel“. Bei Dataport arbeitet ein Team von Entwick- nung nach die Lösung (S. 15). lern nach dem Vorgehensmodell Scrum. Eine agile Methode, die vor allem eins erfordert: Kommuni- Zugang zu den digitalen Verwaltungsleistungen kation (S.18). aus der Cloud erhalten Bürgerinnen und Bürger über ein Servicekonto. Der IT-Planungsrat setzt Für den sicheren und stabilen Betrieb von Soft- auf bereits vorhandene Konten und plant, die In- ware und Verwaltungsverfahren sorgt das so- teroperabilität auszubauen. Damit folgt er der An- genannte Technische Verfahrensmanagement sicht, die auch Dataport im Planungsrat vertreten (TVM). Die Kollegen vom TVM agieren im Hinter- hatte. Ein Portalverbund, der bereits vorhandene grund und sind dennoch entscheidend, wenn es Strukturen und Plattformen nutzt, reduziert den darum geht, jedes einzelne der 600 Fachverfahren Aufwand und sichert regionale Identität. Für die im Rechenzentrum von Dataport sicher und stabil Anmeldung und die verschiedenen Authentifi- zu betreiben (S. 28). zierungsstufen müssen sich Bund, Länder und Kommunen allerdings auf gemeinsame Standards Ihre einigen (S.16). Britta Heinrich Ein hohes Maß an Bereitschaft zur Standardisie- rung erfordert der Einsatz von Cloud-Lösungen. Auf den Seiten 10 bis 14 geht unser Autor der Frage 3
Inhalt Titel 10 Gemeinsamer Standard nötig sdecoret – Fotolia Cloud-Computing ist ein Betriebsmodell, das viele Vorteile bietet. Um IT aus der Wolke effizient in der öffentlichen Verwaltung einzu- setzen, ist Standardisierung auf höchstem Niveau erforderlich. 15 „Eine gemeinsame Infrastruktur wäre sinnvoll“ Können Cloud-Angebote aus der Privatwirtschaft in der öffentli- chen Verwaltung genutzt werden? Jürgen Falkner von der Fraun- hofer Allianz Cloud Computing erläutert die Herausforderungen. freshidea – Fotolia 16 Mit einem Konto alle Verwaltungsdienste nutzen Mit einem Servicekonto können Bürgerinnen und Bürger auf digitale Dienstleistungen ihrer regionalen Verwaltung zugreifen. Der IT-Planungsrat setzt sich dafür ein, dass über das Servicekonto auch Angebote anderer Verwaltungen genutzt werden können. 6 In Kürze Mit System 8 Pragmatisch zum Erfolg Das neue Ankunftszentrum in Hamburg-Rahlstedt ist eine Ant- wort auf die Flüchtlingskrise. Das Großprojekt wurde gemeinsam von der Behörde für Inneres und Sport Hamburg, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und Dataport realisiert. Auskommentiert 9 Professionalität ist wichtig Barrierefreiheit bedeutet auch: Verständliche Sprache in der Ver- waltung. Mit dem neuen Behindertengleichstellungsgesetz wird die sogenannte Leichte Sprache aufgewertet, so Prof. Dr. Christiane Maaß von der Universität Hildesheim. Unternehmen Fotolia WavebreakmediaMicro – 18 Mit kurzen Sprints zum Ziel Langfristige Planungen in der Softwareentwicklung sind schwierig, wenn die äußeren Faktoren sich schnell verändern. Die Scrum- Methode setzt deshalb auf agile Entwicklung. Dataport wendet sie in ausgewählten Projekten an. Output 20 Eine Datenbank, viele Vorteile Mit der Kita-Datenbank wird Ländern und Kommunen der be- darfsgerechte Ausbau von Angeboten erleichtert. Eltern hilft das angeschlossene Portal dabei, für ihr Kind einen Betreuungsplatz in der Nähe zu finden. 4
Inhalt Unter Partnern Mit Kooperationen effektiver werden 22 Robert Kneschke – Fotolia Gemeinsam können wir es besser – das gilt auch für die Konsoli- dierung von IT in der öffentlichen Verwaltung. Dazu müssen sich die IT-Dienstleister stärker vernetzen und die Interoperabilität ihrer Verfahren fokussieren. Modern verwalten Melpomene – Fotolia Herausforderung und Chance 24 Einheitliche Regelungen für den Einsatz digitaler Medien in Schu- len gab es bislang nicht. Eine Strategie der Kultusministerkon- ferenz soll das ändern. Dirk Loßack, Staatssekretär im Bildungsmi- nisterium Schleswig-Holstein, über IT in der Schule. TechnoLogisch Gajus – Fotolia Grundstein für stabile Verwaltungsverfahren 28 Fachanwendungen in der öffentlichen Verwaltung müssen zu- verlässig funktionieren. Das Technische Verfahrensmanagement bei Dataport bildet das Fundament für einen stabilen Betrieb und sorgt dafür, dass alle Komponenten harmonieren. Querbeet mtmmarek – Fotolia Vom Hobbyprojekt zur Weltmarke 30 In diesem Jahr wird Linux 25 Jahre alt. 1991 als studentisches Pro- jekt von Linus Torvalds gestartet, ist es heute eines der wichtigsten Computerbetriebssysteme weltweit – und ein Paradebeispiel für Open Source. Impressum Herausgeber: Redaktionsbeirat: Michael Hauschild, Anne Schassan, Gerd Schramm, Dataport Sabine Wichmann, Olaf Wustrow Anstalt des öffentlichen Rechts Reproduktion: Freie und Hansestadt Hamburg, Altenholzer Straße 10-14 Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung 24161 Altenholz Layout: Christina Walter Telefon (0431) 3295-0 Auflage: 4 400, Ausgabe: 3 / September 2016 Telefax (0431) 3295-6410 Fotos: alle nicht näher bezeichneten Fotos Dataport Internet: www.dataport.de E-Mail: Britta.Heinrich@dataport.de Die einzelnen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Ein Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur nach Genehmigung der Redaktion: Britta Heinrich (v.i.S.d.P.) Redaktion gestattet. Redaktionsleitung: Anina Trautermann 5
In Kürze WLAN für die Schüler der Eutiner Polizeischule In der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung Schleswig-Holstein kön- nen die Polizeischüler seit Ende Juni mit ihren privaten mobilen Endge- räten über WLAN auf das Internet zugreifen. Dataport stattete den Cam- pus in Eutin mit der bestehenden WLAN- Lösung der Landesverwaltung aus. In der ersten Ausbaustufe wurden die Schulungs- und Aufenthalts- räume sowie einzelne Unterkünfte der Polizeischüler mit Zugangspunk- ten versorgt. Der weitere Ausbau des Standortes soll über die nächsten zwei Jahre erfolgen. Hamburg hat die meisten IT-Spezialisten Hansestadt mit deutlichem Ab- rund 687.000 fest angestellte Ar- stand den Spitzenplatz. Dahin- beitnehmer in Informatik- und ter folgen Hessen (2,9 Prozent), anderen ITK-Berufen. Von ihnen Baden-Württemberg (2,8 Pro- arbeiten 325.000 in IT- und Tele- zent) sowie Bayern und Berlin kommunikations-Unternehmen, aller sozialversicherungspflich- (je 2,7 Prozent). Schlusslichter 362.000 sind in Unternehmen tigen Beschäftigten in Hamburg sind Mecklenburg-Vorpommern aller anderen Branchen beschäf- arbeiten laut einer Erhebung (0,8 Prozent) sowie Brandenburg tigt. In absoluten Zahlen gibt es des Branchenverbandes Bitkom und Sachsen-Anhalt (je 0,9 Pro- die meisten sozialversicherungs- als Informatiker oder in ande- zent). Im Durchschnitt arbeiten pflichtigen Beschäftigten in IT- ren ITK-Berufen. Damit ist Ham- 2,2 Prozent aller sozialversiche- Berufen in den großen Flächen- burg die deutsche Hauptstadt rungspflichtigen Beschäftigten ländern wie Nordrhein-Westfalen der IT-Spezialisten. Im Vergleich in Deutschland als IT-Experten. (141.000), Bayern (140.000) und der Bundesländer belegt die Insgesamt sind das bundesweit Baden-Württemberg (121.000). Mehr Schaden durch Cyberkriminalität Mehr als 45.000 Cybercrime-Fälle wurden 2015 von der Polizei erfasst. Der entstandene Schaden beläuft sich auf über 40 Millionen Euro. Das geht aus dem Bundeslagebild Cybercrime 2015 des Bundeskriminalamtes (BKA) hervor. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der erfassten Fälle um 8,3 Prozent zurück. Demgegenüber steht eine stei- gende Qualität der erfassten Straftaten: So nahm die Gesamtschadenssumme im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent zu. Auf dem Vormarsch ist organisierte Cyberkriminalität: Wurde in Deutschland 2013 noch gegen sechs Gruppierun- gen organisierter Kriminalität ermittelt, waren es 2015 schon 22. Ein weiteres Phänomen ist „Crime as a service“: Täter bieten auf digitalen Schwarz- märkten im Darknet ihr Know-how an. Personen ohne technische Kenntnisse können auf diese Weise IT-Systeme attackieren, Datendiebstähle be- gehen oder Ransomware-Infektionen vornehmen. Das Bundeslagebild Cybercrime 2015 kann auf der BKA-Homepage abgerufen werden: www.bka.de Foto: antikwar1 – Fotolia 6
In Kürze E-Rechnungs-Gesetz Open WLAN für Bürger beschlossen in Bremer Behörden Foto: Seraphim Vector – Fotolia Foto: Rawpixel.com – Fotolia Rechnungen an Behörden und Einrichtungen der Die Hansestadt Bremen will in insgesamt 16 Be- Bundesverwaltung können von privaten Unter- hörden Hotspots mit Open WLAN zur freien Nut- nehmen zukünftig in elektronischer Form über- zung für die Bürger einrichten. Das Angebot soll mittelt werden. Das sieht das E-Rechnungs-Gesetz unter anderem in den Wartezonen von Finanzäm- des Bundes vor, das im Juli vom Bundeskabinett tern, Sozialämtern und Gesundheitsämtern ver- verabschiedet wurde. Auf diese Weise sollen fügbar sein. Sicher und kostenlos surfen können Portokosten gespart und der Arbeitsaufwand re- Bremer Bürger bereits seit Juli im Servicecenter duziert werden. Die Vorschriften zur elektroni- Mitte, dem ersten behördlichen Open-WLAN- schen Rechnungsstellung sind Bestandteil des Hotspot an der Weser. Das von der Senatorin für E-Government-Gesetzes des Bundes. Sie treten ab Finanzen eingesetzte Projekt wurde im Februar dem 27. November 2018 für das Bundesministeri- 2016 beschlossen. Alle 16 Standorte sollen bis um des Innern sowie für Bundesministerien und zum Ende des ersten Quartals 2017 mit frei zu- Verfassungsorgane in Kraft. Für alle übrigen Be- gänglichem WLAN ausgestattet werden. Das am hörden gilt die Neuregelung erst ein Jahr später. Pilotstandort getestete Konzept wurde von Data- Zugleich verpflichtet sich die Bundesverwaltung, port als Generalunternehmer des Landes Bremen, zukünftig bei elektronischen Bestellvorgängen der Bremer Kommunikationstechnik GmbH (Bre- Rechnungen an Bürger und Unternehmen in elek- kom) und der Senatorin für Finanzen gemeinsam tronischer Form anzuzeigen. entwickelt. Forum zum BOS-Digitalfunk Dataport lädt am 22. September 2016 zum BOS-Digitalfunk-Forum nach Hamburg ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der Austausch über neue Lösungen und Entwicklungen im BOS-Digitalfunk. Geplant sind un- ter anderem Fachvorträge zum Entwicklungspotenzial des Sprachdiens- tes Tetra over IP und zum Einsatz mobiler Geräte in der Polizeiarbeit. Bei Interesse an einer Teilnahme und für weitere Informationen wenden Sie sich bitte per E-Mail an: dataportbosdigitalfunkforum@dataport.de 7
Mit System Ankunftszentrum Hamburg Pragmatisch zum Erfolg Die Flüchtlingskrise stellte Bund, Länder und Kommunen vor Herausforderungen. Tau- sende Menschen mussten binnen kürzester Zeit behördlich erfasst, untergebracht und versorgt werden – eine Herkulesaufgabe für die öffentliche Verwaltung. In Hamburg- Rahlstedt wurde mit dem Ankunftszentrum ein Großprojekt erfolgreich realisiert. Das neue Ankunftszentrum für ein organisatorisches und logis- behörden war auf andere Zahlen Flüchtlinge in Hamburg-Rahl- tisches Großprojekt. „Aufgrund und Gegebenheiten eingestellt. stedt als Gemeinschaftsprojekt des sprunghaften Anstiegs der Die neuen Umstände forderten der Behörde für Inneres und Flüchtlingszahlen hatten wir im die Verwaltung am Anfang ex- Sport Hamburg, des Bundesam- Sommer und Herbst 2015 weder trem. Doch sie hat damals bis tes für Migration und Flüchtlin- die personelle Ausstattung noch zum Anschlag gearbeitet, in ge (BAMF) und Dataport ist eine die Strukturen, um mit den ho- Schichten und am Wochenende, Antwort auf die Flüchtlingskrise. hen Zahlen und den komplexen erinnert sich der Innenstaatsrat. Die moderne Zentrale Erstauf- Anforderungen umzugehen. „Die Verwaltung hat pragma- nahmeeinrichtung im Nordosten Wir mussten klären, wie wir tisch reagiert und gearbeitet. In der Hansestadt läuft nach einer die Flüchtlinge erfassen, ob mit verhältnismäßig kurzer Zeit hat turbulenten Aufbauphase heute Papier oder EDV. Die Anforde- sie neue Strukturen aufgebaut. sehr stabil. Alle Flüchtlinge, die rungen an die EDV wurden erst Obwohl die Menschen manch- in Hamburg ankommen, müs- mit den hohen Zugangszahlen mal ein paar Schritte zurück- sen sich dort registrieren lassen deutlich erkennbar. Viele Sys- gehen mussten, blieben sie mo- – wobei eine Registrierung von teme waren Insellösungen, die tiviert und legten ihren Fokus bis zu 1.000 Menschen pro Tag noch nicht miteinander vernetzt auf die Lösungsfindung. Das oft waren. Darüber hinaus wurde sehr unkonventionelle Arbeiten das Ausländerrecht immer wie- war anstrengend, hat aber Fle- der neu geregelt, was wiederum xibilität geschaffen und vielen in den EDV-Systemen abgebildet Spaß gemacht.“ werden musste.“ Prozesse sind ausbaufähig Ob Fotos, Ausweisdokumente Für Bernd Krösser haben sich oder Fingerabdrücke: An die die Anforderungen an Auslän- Sachbearbeiter wurden völlig derbehörden rapide verändert. neue und deutlich mehr Anfor- „Die Kommunikation zwischen derungen gestellt als bisher. Es Ausländerbehörde und anderen musste die Frage beantwortet Behörden muss verstärkt, die Da- werden, wer für was zuständig tenübergabe optimiert werden. ist und wie das BAMF integriert Auch die Prozesse zwischen Hamburgs Innenstaatsrat werden soll. Gefragt war aber Bund und Ländern sind ausbau- Bernd Krösser zu den ver- änderten Anforderungen möglich ist. Solche Zahlen gehö- auch ein gutes Quartiersma- fähig. Wir brauchen außerdem an Ausländerbehörden: ren allerdings der Vergangenheit nagement: So musste ein System einen besseren digitalen Über- Wir brauchen einen besse- ren digitalen Überblick. an. Während im letzten Jahr bis entwickelt werden, das hilft, blick, noch ist zu viel Papier im zu 500 Personen pro Tag erfasst den Zugang in die Unterkünfte Umlauf.“ Für das Ankunftszen- werden mussten, sind es heute sicher zu regeln. Zudem muss trum kann er sich alternative zwischen 15 und 70. es anzeigen, wer sich in den Nutzungsmöglichkeiten vorstel- Unterkünften des Ankunftszen- len, sollte es zukünftig nicht Verfahren neu gestalten trums und in den Erstaufnah- ausgelastet sein: „Das Gebäude Für Hamburg koordinierte In- meeinrichtungen aufhält. Viele mit Kundenzentrum und War- nenstaatsrat Bernd Krösser den Abläufe und Verfahren mussten teraum ist hochmodern. Andere Aufbau des Ankunftszentrums neu gestaltet werden. Das bishe- Bearbeitungssachverhalte sind – für den ehemaligen Polizisten rige EDV-System der Ausländer- denkbar.“ 8
Auskommentiert Leichte Sprache in der öffentlichen Verwaltung Professionalität ist wichtig Mit der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung 2.0 wurde 2011 erstmals ein Recht auf Information in Leichter Sprache in einen Verordnungstext aufgenommen – und zwar ausdrücklich für den Bereich Onlinekommunikation, der hier eine Vor- reiterrolle einnimmt. Mit dem neuen Behindertengleichstellungsgesetz, das aktuell die Gesetzgebungsinstanzen passiert, wird Leichte Sprache weiter aufgewertet. Die neuen Regeln werden nach jetzigem Stand ab 2018 gelten. Über kurz oder lang wird Leichte Sprache auf allen Ebenen in die Behördenkommunikation einziehen. Wie sieht die Leichte Sprache aus? Hier ein Beispiel für Behördenkommunikation aus dem Bereich Nachteilsausgleich: Die festgestellte Eigenschaft als schwerbehinderter Mensch berechtigt – sofern weitere Voraussetzungen (z.B. Erreichen einer bestimmten Prof. Dr. Christiane Maaß Altersgrenze, Erreichen einer bestimmten Anzahl von Beitragsmonaten) erfüllt sind leitet die Forschungsstelle – zum vorzeitigen Erhalt der Altersrente. Die Übersetzung in Leichte Sprache könn- Leichte Sprache der Uni- te so aussehen: Als schwerbehinderter Mensch können Sie früher Rente bekommen. versität Hildesheim. Dort werden Master-Studenten Dafür gibt es bestimmte Regeln. als Leichte-Sprache-Über- setzer ausgebildet sowie Schulungen und Überset- Leichte Sprache beschränkt sich auf den zentralen Wortschatz und die Basisgram- zungsprojekte mit Begleit- matik der deutschen Sprache: Konjunktiv, Präteritum oder Nebensätze gibt es nicht. forschung durchgeführt. www.uni-hildesheim.de/ Schwierige Konzepte und Wörter werden erklärt, die Texte sind insgesamt hand- leichtesprache lungsorientierend. So erscheinen im zitierten Beispiel in der Leichte-Sprache-Fas- Foto: Isa Lange/Universi- tät Hildesheim. „Für Texte in Leichter Sprache stehen wenige sprachliche Ressourcen zur Verfügung.“ sung auch die konkreten Anlaufstellen, wo man sich Informationen zur Rente be- schaffen kann. Wichtig zu wissen ist, dass die Ausgangstexte nicht ersetzt werden. Die Übersetzung in Leichte Sprache kommt ergänzend hinzu und richtet sich an Menschen, die den Ausgangstext aus unterschiedlichen Gründen nicht verstehen können. Texte in Leichter Sprache sind schwierig zu erstellen: Es stehen nur wenige sprach- liche Ressourcen zur Verfügung, die Textgegenstände bleiben jedoch komplex – und die Informationen müssen stimmen. Gerade für den juristisch-administrati- ven Bereich ist eine professionelle Ausführung der Texte besonders wichtig. Die Forschungsstelle Leichte Sprache der Universität Hildesheim trägt dazu bei, dass sich das Projekt Leichte Sprache weiter professionalisiert. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang das Pilotprojekt „Leichte Sprache in der niedersächsischen Justiz“ mit dem Niedersächsischen Justizministerium. Im Rahmen dieses Projekts wurden juristisch-administrative Texte unterschiedlicher Textsorten (unter anderem eine Erbrechts-Broschüre, mehrere Formular-Ausfüllhilfen und eine Zeugenladung) unter wissenschaftlicher Begleitung in Leichte Sprache übersetzt. Das Projekt soll dazu beitragen, im Bereich der juristisch-administrativen Fachsprache für mehr Verständlichkeit zu sorgen. 9
Titel Cloud-Computing Gemeinsamer Standard nötig Für die Digitalisierung der Verwaltung und das Modell des „Government as a Service“ ist Cloud-Computing ein wichtiger Baustein. Doch das Entwickeln von Cloud-Angeboten für die öffentliche Verwaltung erfordert ein Höchstmaß an Standardisierung und Kooperation. 10
Titel Onlineservices für den Bür- ger gemeint, sondern auch die gleichwertige Ausstattung der Kommunalverwaltungen mit Diensten und Software als Ser- vice. Dataport hat dafür das Mo- dell des „Government as a Ser- vice“ (GaaS) entwickelt (siehe Bericht in Datareport 01/2016). Um dieses Modell umsetzen zu können, sind hochstandardisier- te Services aus der Cloud nötig. Cloud als Vehikel für die Digitalisierung Cloud-Computing, also das Ab- rufen von IT-Diensten über das Internet, ist für die Digitalisie- rung der Verwaltung ein zent- rales Prinzip. Denn die Cloud ermöglicht nicht nur das gleich- wertige Bereitstellen von Servi- Effizienter Betrieb und gleichwertige Leistungen an jedem Ort: ces an jedem Ort, sondern auch Cloud-Computing trägt zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung bei. Foto: francis bonami – Fotolia eine hohe Effizienz im Betrieb und damit langfristige Synergi- en. Damit kann Cloud-Compu- ting zumindest langfristig einen Bund, Länder und viele Kommunen sind sich darin einig, dass Beitrag zur Haushaltskonsoli- Deutschland bei der Digitalisierung seiner öffentlichen Verwaltung dierung leisten. Cloud-Services Nachholbedarf hat. „Wenn wir das Thema einmal ganz nüchtern sind im Kern die Weiterentwick- betrachten, haben wir definitiv Fortschritte gemacht. Insgesamt lung von Shared Services: Aus sind wir aber noch immer nicht da, wo wir eigentlich sein müss- gemeinsamen standardisierten ten“, konstatierte Bundes-CIO Klaus Vitt noch Anfang Juli in der Lösungen mit möglichen indi- Wirtschaftswoche. Wenn Bürger ihre Anliegen digital abwickeln viduellen Komponenten werden wollten, sei das bislang nur in wenigen Angelegenheiten möglich. hochstandardisierte Lösungen Die Gründe liegen auf der Hand: Das Kernstück einer digitalisierten für die gemeinsame Nutzung. Verwaltung ist der schnelle und sichere Austausch aktueller Daten. Dieser Austausch erfordert Standards und zentrale Datenbestände. Cloud-Computing ist ein IT-Be- Wie diese Standardisierung auch im föderalen Staat funktionieren triebsmodell, das folgende we- kann, hat das Vorgehen bei der Digitalisierung des Asylverfahrens sentliche Merkmale und Vorteile im vergangenen Jahr gezeigt. hat: Bündelung von Ressourcen: Ein wichtiger Aspekt der Digitalisierung ist das Ziel der gleichwer- Infrastruktur und gegebenen- tigen Verwaltungsleistungen an jedem Ort. Damit sind nicht nur falls Plattformen, technisches 11
Titel Verfahrensmanagement und Software werden gemeinsam über eine standardisiert und erlauben nur Mandantenstruktur genutzt. minimale Individualisierung. Zugriff über Netzwerk: Der Zugriff auf die Infrastruktur, Platt- Mit diesem Modell des SaaS las- form oder die Software erfolgt über leistungsstarke Netzverbindun- sen sich die höchsten Effizienz- gen. ziele im Betrieb erreichen. Nicht Selbstbedienung nach Bedarf: Durch einen hohen Automations- umsonst hat Software as a Ser- grad können die Anwender die Nutzung vieler Services selbst steu- vice in der Privatwirtschaft in ern. den vergangenen Jahren rasant Elastizität und Skalierbarkeit: Die Services sind auf Massennut- an Bedeutung gewonnen. Für zung ausgelegt und können flexibel um weitere Mandanten erwei- große Softwareanbieter wie Mi- tert werden. crosoft oder Adobe ist SaaS zum Messbarkeit der Nutzung: Die Nutzung durch die Mandanten ist Vertriebsmodell der Zukunft ge- messbar und kann entsprechend abgerechnet werden. worden. Das Betriebsmodell des Cloud-Computing kann in drei verschie- Auch im öffentlichen Sektor hat denen Fertigungstiefen angeboten werden. Bei Infrastructure as Cloud-Computing bereits Ein- a Service (IaaS) stellt der IT- Dienstleister hochstandardisier- te Infrastrukturleistungen wie Umfassende IT-Kooperation in Server, Storage, Netzwerk und Virtualisierung bereit, auf denen Deutschland ist möglich. der Mandant individuell agiert. Eine Lösung für alle: Ohne ein hohes Maß an Bei Plattform as as Service (PaaS) sind zum Beispiel auch Betriebs- zug gehalten. So bietet zum Bei- Standardisierung ist ein systeme, Middleware oder das technische Verfahrensmanagement spiel Dataport den Community effizienter Cloud-Betrieb standardisiert und nur die Anwendungen und deren Daten werden Cloud Mail Service (CCMS) an. in der öffentlichen Ver- waltung nicht möglich. individuell angepasst. Bei Software as a Service (SaaS) sind dage- Diese auf Microsoft Exchange Foto: Mathias Rosenthal – gen auch die Anwendungen und die Struktur der Daten vollständig basierende Cloud-Lösung liefert Fotolia den Massendienst E-Mail als hochstandardisierten Service an beliebig viele Mandanten. Standardisierung auf ho- hem Niveau erforderlich Das in sich schlüssige Modell des Cloud-Computing trifft in der deutschen Verwaltungsrea- lität jedoch auf eine Reihe von Hindernissen und Besonder- heiten. Die Anforderungen des Datenschutzes bei der Verarbei- tung personenbezogener Daten sind hohe Hürden, die vor allem Cloud-Angebote aus der Privat- wirtschaft nur bedingt und in bestimmten Bereichen nutzbar machen (siehe Artikel Seite 15). Der föderale Aufbau macht übergreifende Lösungen mit zentralen Datensystemen zu komplexen Kooperationsprojek- ten, die gegebenenfalls Anpas- sungen von Gesetzen notwendig machen. Die Kooperation beim Asylverfahren hat gezeigt, dass umfassende IT-Kooperation in Deutschland möglich ist. Aller- 12
Titel IT aus der Wolke ist ein schlüssiges Modell. In der öffentlichen Verwaltung gelten aber besondere Bedingungen. Durch die hohen Datenschutzanforderungen sind Cloud-Lösungen aus der Privatwirtschaft nur bedingt nutzbar. Foto: contrastwerkstatt – Fotolia dings gibt es auch hinreichend Beispiele, wie tig und nur bei einer Massennutzung zu erzielen. schwierig ein übergreifender Konsens in IT-Fra- Nur wenn viele Mandanten die Standardservices gen im föderalen Staat ist. Und Cloud-Computing nutzen, entfaltet die Cloud ihre wirtschaftliche mit SaaS erfordert eben nicht nur Grundkonsens, Wirkung. Insofern ist Cloud-Computing kein Be- sondern Standardisierung auf höchstem Niveau. triebsmodell, das IT-Verfahren per se günstiger Das Prinzip „Eine Lösung für alle“ erlaubt dann macht. Bei vielen komplexen Verwaltungslösun- keine Ausnahmen oder Sonder- entwicklungen mehr. Für den Cloud-Betrieb eignen Zu berücksichtigen bei der Be- wertung von Cloud-Computing sich nur wenige bestehende IT- sind die gewachsenen Struktu- ren, in denen es für die meis- Lösungen der Verwaltung. ten Aufgaben der Verwaltungs- arbeit bereits funktionierende IT-Lösungen gibt. gen kann es wirtschaftlich vorteilhaft sein, für Die wenigsten dieser Lösungen sind jedoch für einzelne Komponenten der Lösung PaaS-Angebote einen Betrieb in der Cloud geeignet, da sie einst aus der Cloud zu nutzen und die Betriebskosten für den lokalen oder regionalen Rechenzentrums- damit zu reduzieren. In jedem Einzelfall ist das betrieb konzipiert wurden. Sie bringen elementa- wirtschaftliche Potenzial durch eine vollständige re Voraussetzungen für den Cloud-Betrieb – wie oder partielle Cloud-Nutzung zu bewerten. Mandantenfähigkeit, Massentauglichkeit und Skalierbarkeit in einer modernen Anwendungs- Cloud-Option lohnt sich bei neuen architektur – nicht mit. Verfahren Trotz der Hindernisse werden Cloud-Angebote in Wirtschaftliche Wirkung setzt Massen- der öffentlichen Verwaltung an Bedeutung gewin- nutzung voraus nen. Der Bedarf im Sinne des Modells „Govern- Eine weitere Hürde für die Entwicklung des Cloud- ment as a Service“ ist da, die Vorteile für den si- Computing in der öffentlichen Verwaltung sind cheren und effizienten IT-Betrieb im Zeichen des die Kosten. Investitionen in Infrastruktur und demografischen Wandels sind ersichtlich, Syn- cloudfähige Lösungen sind als Vorleistung nötig. ergien bei den Kosten in vielen Einsatzbereichen Synergien sind jedoch in der Regel erst langfris- möglich. 13
Titel Durch Cloud-Computing lassen sich IT-Dienste über das Internet abrufen. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen lohnt Neue Rollen für die öffentlichen IT- Synergien bei den Kosten es sich für die Verwaltung und ihre IT-Dienst- Dienstleister sind in vielen Einsatzbe- reichen möglich. leister, in einer ganzen Reihe von Bereichen über Die IT-Dienstleister der öffentlichen Verwaltung Foto: sdecoret – Fotolia Cloud-Angebote nachzudenken. Bei Aufgaben nehmen beim Cloud-Computing je nach den An- zum Beispiel, die eine neue IT-Lösung benötigen, forderungen der Verwaltung verschiedene Rollen kann eine Cloud-Lösung geprüft und von Grund ein. Als Cloud Broker vermittelt und integriert der Dienstleister privatwirtschaftli- che Cloud-Dienste in die Umge- Auch öffentliche IT-Dienstleis- bung der Verwaltung. Weiterge- hend kann der Dienstleister auch ter können als Cloud-Provider als Cloud Enabler aktiv werden: agieren. Dann stellt er selbst eine ska- lierbare und kostenoptimierte Cloud-Infrastruktur zur Verfü- auf angelegt werden. Bei Verwaltungsaufgaben, in gung, mit der Cloud-Angebote realisiert werden denen es keine wirtschaftliche Fachlösung gibt, können. Und schließlich können die öffentlichen kann womöglich durch Cloud-Synergien die Wirt- IT-Dienstleister als Cloud Provider agieren und ei- schaftlichkeit verbessert werden. In Bereichen, wo genständige SaaS-Angebote entwickeln, betreiben Verwaltungen nahezu identische Anforderungen und vermarkten. an eine IT-Lösung haben, ist eine Cloud-Lösung sinnvoll und der Weg dorthin relativ leicht. Die wichtigste Rolle beim Cloud-Computing ken- nen die IT-Dienstleister jedoch schon: Die des Wenn Verwaltungslösungen aus technischen oder Vermittlers von übergreifenden IT-Kooperationen. organisatorischen Gründen abgelöst und neu kon- Denn Cloud-Computing erfordert gemeinsame zeptioniert werden müssen, lohnt sich eine Prü- Investitionen und ein sehr hohes Maß an Bereit- fung der Cloud-Option. Und in Feldern, wo es schaft zur Standardisierung. einen Massenmarkt mit sehr vielen potenziellen Nutzern gibt, können sich die Gesamtkosten für eine Cloud-Lösung zügig relativieren. 14
Titel Jürgen Falkner, Fraunhofer IAO, über Clouds in der öffentlichen Verwaltung „Eine gemeinsame Infra- struktur wäre sinnvoll“ Forscher verschiedener Fraunhofer-Institute beschäftigen sich mit Cloud-Computing. Jürgen Falkner, Sprecher der Fraunhofer-Allianz Cloud Computing, über Angebote der Privatwirtschaft und Herausforderungen bei der Umsetzung. Herr Falkner, in der Privatwirtschaft gibt es bereits viele Anbie- Staatsgeheimnisse nicht an Pri- ter von Cloud-Diensten. Welche Grenzen gibt es für die öffent- vate auslagern. liche Verwaltung beim Nutzen solcher privatwirtschaftlichen Angebote? Was sind die größten Hemm- Es gibt genaue rechtliche Vorgaben für den Datenschutz, die beim nisse und Herausforderungen Cloud-Computing eingehalten werden müssen. Die sind je nach Art für die Umsetzung von Cloud- der Daten – ob personenbezogene oder nicht personenbezogene Da- Computing – insbesondere für ten oder Finanzdaten – unterschiedlich. Diese Datenschutzanforde- die öffentliche Verwaltung? rungen können privatwirtschaftliche Cloud-Anbieter grundsätzlich Grundsätzlich ist das größte einhalten, das ist nicht die entscheidende Grenze. Eine andere Frage Hindernis die Integration ver- ist, was politisch gewollt ist und wobei man ein gutes Gefühl haben schiedener Cloud-Dienste. Bei kann. Dass es Geheimdienste gibt, ist bekannt. Und bei dem einen der IT entstehen bis zu zwei Anbieter hat man sicherlich ein besseres Gefühl als bei dem ande- Drittel der Kosten durch die In- ren. Das ist eine Frage der strategischen Risikoanalyse. Ein Unter- tegration und das ist bei Cloud- nehmen würde seine Daten für einen neuen Prototypen sicherlich Diensten nicht anders. Die nicht unbedingt nach Nordkorea auslagern. Genauso würde man Schnittstellen sind oft sogar noch unzureichender als beim klassischen IT-Betrieb. Anstatt durchlässige Geschäftsprozesse zu ermöglichen, gehen die An- Jürgen Falkner, Sprecher bieter eigene Wege. Das wird lei- der Fraunhofer-Allianz der nur sehr langsam besser. Cloud Computing, plä- diert für eine gemeinsame Cloud-Infrastruktur. Nach meiner Erfahrung mit dem öffentlichen Sektor ist es ein Hemmnis, dass in vielen IT- Bereichen die gleiche Sache von jedem noch einmal neu und et- was anders gemacht wird. Diese Kleinstaaterei in der IT ist mei- ner Erfahrung nach nicht poli- tisch getrieben, sondern durch die vielen IT-Verantwortlichen, die sich um ihre Kontrollmög- lichkeiten sorgen. Es wäre sinn- voll, wenn Bund, Länder und Kommunen eine gemeinsame Cloud-Infrastruktur hätten. Die Integration von Cloud-Diensten ist aufwendig. Eine gemeinsame Cloud-Infrastruk- Aber hier fehlt – noch – der ent- tur von Bund, Ländern und Kommunen könnte dabei helfen, Kosten zu sparen. Foto: trahko – Fotolia sprechende Leidensdruck. 15
Titel Servicekonto für Bürger und Unternehmen Mit einem Konto alle dienste nutzen Um digitale Verwaltungsleistungen – zum Beispiel aus der Cloud – nutzen zu können, benötigen Bürger und Unternehmen ein Servicekonto. Derzeit sind die Servicekonten jedoch auf regionale Leistungen beschränkt. Um eine bundesweite Nutzung zu ermög- lichen, will der IT-Planungsrat bestehende Konten interoperabel machen. Verwaltungen stellen ihre Leistungen über Ser- CIO: „Es gibt bereits viele vergleichbare Portale in viceportale Bürgern und Unternehmen digital der öffentlichen Verwaltung. Wichtig ist nun, sie zur Verfügung – so wie zum Beispiel in Hamburg so miteinander zu verknüpfen, dass jeder Nutzer und Schleswig-Holstein. Dabei sollen in Zukunft über das ihm bekannte Portal Zugriff auf sämtli- verstärkt Cloud-Angebote geschaffen werden, um che Dienstleistungsangebote hat.“ Somit können Synergien im Betrieb zu schaffen und die Zusam- Nutzer das Konto in einem ihnen vertrauten Por- menarbeit zwischen Verfahren zu erleichtern. tal einrichten und müssen zukünftig keine neuen Konten für andere Verwaltungen anlegen. Möchten Bürger oder Unternehmen Leistungen Glossar über ein Portal abrufen, steuern Servicekonten Vorhandene Strukturen nutzen Servicekonto: Benut- den Zugriff, authentifizieren den Nutzer gegen- Zunächst wollte der Bund ein Dachportal aufbau- zerkonto für Bürger über der Verwaltung und veranlassen die Arbeit en, das Nutzern alle Angebote von Bund, Ländern und Unternehmen zur des Fachverfahrens. Je nach Sicherheitsniveau des und Kommunen zur Verfügung stellt. Nach einge- elektronischen Iden- tifizierung gegenüber Verfahrens sind hierzu einfache (E-Mail und Pass- hender Diskussion entschied der Planungsrat je- der Verwaltung wort) oder hohe Authentifizierungsmaßnahmen doch, auf vorhandene Strukturen zu setzen und Serviceportal: Inter- (neuer Personalausweis mit PIN) notwendig. Er- die Interoperabilität bestehender Portale auszu- netpräsenz, die den Onlinezugang zu Ver- stellt ein Nutzer ein Servicekonto, können zuerst bauen. Damit folgte der Rat der Ansicht, die auch waltungsdiensten er- nur Grunddaten und einfache Authentifizierungs- Dataport dort vertreten hatte. Serviceportale, über möglicht merkmale hinterlegt werden, die bei Bedarf für die Nutzer Verwaltungsdienstleistungen online Portalverbund: Soll bestehende Service- höhere Sicherheitsstufen ergänzt werden. nutzen können, werden auch von Dataport betrie- portale der öffentli- ben. „Seit 2003 nutzt Hamburg das von uns betrie- chen Verwaltung über Zurzeit können über Serviceportale von Ländern bene Government Gateway für den Hamburg Ser- ein Bundesportal ver- binden und Kommunen die Angebote der zugehörigen vice. Etwa 120.000 Nutzer nehmen diesen Service Interoperabilität: Zu- Verwaltungen abgerufen wer- sammenarbeitsfähig- den. Leistungen einer anderen keit, die Servicekonten für alle Serviceportale Verwaltung benötigen derzeit Eine einfache und intuitive des Portalverbundes bei jedem Portal eine eigene An- anwendbar macht meldung. Der IT-Planungsrat hat Bedienung steigert die beschlossen, bestehende Service- portale und Servicekonten inter- Attraktivität des Angebots. operabel zu machen, damit Bür- ger und Unternehmen einfacher auf Leistungen in Anspruch“, sagt Wolfgang Fey, Produktverant- unterschiedlicher Verwaltungen zugreifen kön- wortlicher für das Government Gateway. Seit 2007 nen. Ein Portalverbund soll entstehen. Mit einem betreibt Schleswig-Holstein sein Landesportal mit einzigen Servicekonto können Nutzer dann Leis- dem Government Gateway. Sachsen-Anhalt und tungen aller Verwaltungen in Anspruch nehmen. Berlin setzen Portale nach diesem Vorbild um. Zu diesem Beschluss anlässlich der 20. Sitzung des IT-Planungsrates im Juni 2016 erklärte Klaus Vitt, Diese bereits funktionierenden und etablierten Vorsitzender des IT-Planungsrates und Bundes- Portale sollen durch den Portalverbund mitein- 16
Titel Verwaltungs- ander verknüpft werden. Da kann. Diese Standardisierung erfordert enge Abstimmung, da in den schon bestehende Strukturen Portalen verschiedene Sicherheitsstufen für gleiche Verfahren hin- und Plattformen verwendet wer- terlegt sein können. Portalübergreifend muss geklärt werden, wel- den, werden sowohl Kosten als che Stufen es geben soll und wie der Nutzer sie nachweisen kann. auch Aufwand geringer ausfal- Standards müssen auch bei der technischen Umsetzung gefunden len als bei der Umsetzung des werden. Es muss zum Beispiel geklärt werden, über welche Schnitt- angedachten Dachportals. Ein stellen die Daten zwischen den Portalen ausgetauscht werden. weiterer Vorteil des Verbundes ist, dass die föderale Struktur Wenn die Verknüpfung der Portale durch interoperable Servicekon- der Serviceportale mit ihrer re- ten gelingt, eröffnen sich viele neue Anwendungsfelder für das Ser- gionalen Identität beibehalten vicekonto. Für Unternehmen wäre zum Beispiel denkbar, über eine wird. Rechteverwaltung verschiedene Rollen über ein einziges Service- konto abzubilden. Darüber hinaus gibt es Überlegungen, das Ser- Gemeinsame Standards vicekonto durch eine Mailkomponente, wie zum Beispiel DE-Mail, finden für die rechtsverbindliche Kommunikation zu nutzen. In einem Da- Ein Konto, viele Mög- Für das Servicekonto in einem tensafe könnte der Nutzer Urkunden wie etwa seine Geburtsurkun- lichkeiten: Künftig sollen Portalverbund gibt es wesent- de ablegen und per Klick für Verwaltungen zur Einsicht freigeben. Bürger mit dem Service- konto die Angebote aller liche Erfolgsfaktoren. Die Nut- Andersherum könnten Urkunden wie der Steuerbescheid künftig Verwaltungen nutzen zung des Kontos sollte möglichst per Servicekonto rechtsverbindlich zugestellt werden. können. Foto: Rawpixel.com – Fotolia niederschwellig für den Nutzer gestaltet sein. Eine einfache und intuitive Bedienung, gerade bei der Registrierung, steigert die Attraktivität des Angebots. Hier kann auf die praktischen Erfahrungen mit den schon bestehenden Portalen zurück- gegriffen werden. Naheliegend wäre eine einfache E-Mail-An- meldung. Nachgelagert könnten verschiedene weitere Authen- tifizierungsstufen für einzelne Leistungen für die notwendige Sicherheit sorgen. Für die Anmeldung des Nutzers und die unterschiedlichen Au- thentifizierungsstufen müssen sich Bund, Länder und Kommu- nen auf Standards einigen. Ge- meinsam müssen sie festlegen, welche Daten ein Nutzer ange- ben soll, damit dieser mit dem Servicekonto alle Portale nutzen 17
Unternehmen Agile Softwareentwicklung Mit kurzen Spri Klassische Softwareentwicklung erfordert oft die Planung monate- bis jahrelanger Entwicklungsphasen. Bei sich schnell verändernden technischen Anforderungen ist das aber nicht in jedem Fall sinnvoll. Dataport setzt deshalb in ausgewählten Projek- ten auf agile Softwareentwicklung nach der Scrum-Methode. Wer an den Beruf des Softwareentwicklers denkt, dies vermieden, indem die Entwicklungsarbeit der sieht vor seinem inneren Auge meist das Bild in vierwöchigen Entwicklungsschritten erfolgt, eines Menschen, der allein vor dem Computer sitzt den sogenannten Sprints. Die oft komplexen Ent- und monatelang Befehlszeilen in den Rechner wicklungsprojekte werden so in kleinere Einhei- eingibt, bis daraus ein fertiges Programm entstan- ten zerlegt, die einzeln abgearbeitet werden. Das den ist. Der Arbeitsalltag von Entwickler Michael Entwicklungsteam plant jeden Sprint gemeinsam Lindner unterscheidet sich deutlich davon. Lind- mit dem Product Owner, der den Auftraggeber in- ner ist Mitglied in einem Entwicklungsprojekt von nerhalb des Projekts vertritt. Dieser wird in den Dataport, in dem mit agilen Entwicklungsmetho- gesamten Entwicklungsprozess eingebunden und den gearbeitet wird. Schon beim Gang über den ist stets über den aktuellen Stand des Projekts Flur, in dem er mit seinem siebenköpfigen Team informiert. „Durch den regelmäßigen Austausch arbeitet, zeigt sich, dass Softwareentwicklung hier arbeiten wir immer dicht am Kunden und kön- anders läuft. Die offen stehenden Türen geben den nen auf veränderte Anforderungen im laufenden Blick auf Büros frei, in denen die Teammitglieder Projekt reagieren“, erklärt Michael Lindner die angeregt miteinander diskutieren. „Wir arbei- Vorteile dieser Vorgehensweise. „Dadurch wird si- ten hier nach der sogenannten Scrum-Methode“, chergestellt, dass der Auftraggeber am Ende eine erklärt Michael Lindner. „Die Programmierung Software erhält, die genau seinen Anforderungen erfolgt in kleinen Schritten und benötigt daher entspricht.“ Er selbst übernimmt die Rolle des den engen Austausch zwischen den Entwicklern. Dadurch ist unsere Vorgehens- und Arbeitsweise anders als bei der klassischen Softwareentwick- lung.“ Was ist Scrum? Scrum ist ein Vorgehensmodell der agilen Soft- Komplexe Projekte in Einheiten zerlegen wareentwicklung, das sich aus der schlanken Die klassische Entwicklung arbeitet meist nach Produktionsweise japanischer Autohersteller dem sogenannten Wasserfallmodell. Geht man in den 1990er Jahren entwickelt hat. Die Scrum- bei der Softwareentwicklung nach diesem Mo- Methode geht davon aus, dass die Entwicklung dell vor, folgen auf die Anforderungsanalyse von Software zu komplex ist, um alle Aufga- lange Entwicklungsphasen, die auf Monate oder ben und Entwicklungsphasen von vornherein Jahre im Voraus geplant werden. Diese Art der bis ins Detail planen zu können. Scrum setzt Entwicklung ist gut planbar, allerdings wenig deshalb auf selbstständige Entwicklungsteams. flexibel. Wenn sich während des langen Entwick- Diese erhalten eine klare Zielvorgabe, setzen lungszeitraums Anforderungen des Auftraggebers diese jedoch eigenständig in einzelnen Schrit- oder die technischen Voraussetzungen für die ten um. Die Methode eignet sich vor allem für Software ändern, können diese in der laufenden Entwicklungsprojekte mit weichen und wenig Entwicklung nicht mehr berücksichtigt werden. ausformulierten Anforderungen, die von exter- Im schlimmsten Fall entsteht so eine Software, nen Veränderungen beeinflusst werden kön- die später nicht mehr eingesetzt werden kann. Bei nen. der agilen Softwareentwicklung nach Scrum wird 18
Unternehmen nts zum Ziel Scrum Masters, der den Aus- tausch zwischen Entwick- lungsteam und Product Owner moderiert und bei Konflikten vermittelt. Feste Regeln für agile Methoden Auch die Entwickler des Scrum- Projekts tauschen sich regelmä- ßig untereinander aus. Jeden Tag treffen sie sich zu einer 15-min- ütigen Besprechung vor dem Scrum-Board im Flur. Dabei handelt es sich um eine weiße Tafel, auf der mit Hilfe von far- bigen Kärtchen der Arbeitsstand der einzelnen Aufgaben des ak- tuellen Sprints in vier Spalten Vor dem Scrum-Board tauschen sich die Ent- – von „noch ausstehend“ ganz Kosten und einer längeren Entwicklungsdauer verbunden. Will der wickler täglich zum ak- links bis „abgeschlossen“ auf Auftraggeber zum Beispiel ein festes Budget einhalten, muss bereits tuellen Arbeitsstand aus. Gibt es Probleme, werden der rechten Seite – dokumentiert zu Projektbeginn festgelegt werden, welche Features für das spätere diese gemeinsam gelöst. wird. Alle Entwickler berich- Programm unverzichtbar sind – und worauf notfalls verzichtet wer- ten anhand des Scrum-Boards, den kann, um den finanziellen und zeitlichen Rahmen einzuhalten. woran sie gerade arbeiten und Die Entwickler müssen bereit sein, eigenständig unterschiedliche ob Probleme bei der Aufgabe- Aufgaben in den einzelnen Sprints zu übernehmen, auftretende Pro- numsetzung bestehen. Gibt es bleme gegenüber den Teammitgliedern und dem Auftraggeber offen ein Problem, arbeiten Team und zu benennen und auch Konflikte auszutragen, die daraus entstehen. Scrum Master gemeinsam an „Das ist nicht immer einfach, insbesondere wenn man noch nicht einer Lösung. „Das ist erheblich mit der agilen Arbeitsweise vertraut ist“, weiß Michael Lindner. effektiver, als wenn jeder nur für sich arbeitet. So lassen sich Erfolgsfaktor: Zusammenarbeit schnell Lösungen finden und Die Ergebnisse erster Projekte zeigen jedoch, dass agile Entwicklung die Motivation im ganzen Team bei Dataport funktioniert. So wurde zum Beispiel eine Anwendung steigt“, sagt Michael Lindner. zur Gebührenabrechnung von Betreuungsleistungen in den Ham- burger Schulen mit der Scrum-Methode entwickelt. Auch die Migra- Um erfolgreich zu sein, brau- tion des Einwohnermeldesystems OK.EWO vom veralteten Program- chen auch agile Entwicklungs- mierstandard Uniface auf das modernere Java wurde erfolgreich von methoden feste Vereinbarungen Scrum-Teams umgesetzt. Ein Erfolgsfaktor ist für Michael Lindner und Regeln, auf die sich alle insbesondere die gute Zusammenarbeit der Entwickler in den Pro- Beteiligten einlassen müssen. jekten: „Ich habe noch nie ein so gutes Team gehabt wie hier. Die So sind Änderungen im laufen- Entwickler sind motiviert und helfen sich untereinander. Das ist den Entwicklungsprojekt zwar die entscheidende Voraussetzung für erfolgreiche Softwareentwick- möglich, aber auch mit höheren lung.“ 19
Output Kita-Datenbank Schleswig-Holstein Eine Datenbank, Im Juni ist die Kita-Datenbank Schleswig-Holstein landesweit gestartet. Die ersten Ge- meinden setzen bereits auf diese technische Unterstützung bei der Planung, Verwal- tung und Vergabe von Betreuungsplätzen. Eltern hilft das angeschlossene Portal bei der Suche nach einer Einrichtung in ihrer Nähe. Für jedes Kind, das älter als ein zwischen Kita, Trägern und Be- nen. Die Kita-Datenbank führt Jahr ist, haben Eltern seit drei hörden oder zentralen Stellen sowohl die Kinder auf Wartelis- Jahren einen Rechtsanspruch abgeglichen. Die landesweite ten, als auch diejenigen, für die auf einen Betreuungsplatz. Müt- Kita-Datenbank vereinfacht die- bereits ein Betreuungsvertrag ter und Väter profitieren von der sen Abgleich. Sie bietet erstmals besteht. Wird ein Kind über die garantierten Unterstützung bei eine zentrale und kombinierte eigene Gemeinde oder den eige- der frühkindlichen Förderung. Warteliste für alle beteiligten nen Landkreis hinaus mehrfach Kitas und Verwaltungen müs- Einrichtungen. Die Anmelde- angemeldet, führt die Daten- sen dafür den Bedarf an Betreu- daten werden mit dem Melde- bank die Anmeldungen zusam- Kita-Datenbank ungsplätzen präzise planen. In register des Landes Schleswig- men und identifiziert diese als Die Kita-Datenbank ist Schleswig-Holstein unterstützt Holstein abgeglichen. So lassen einzelnen Bedarf. So stellt sie das Ergebnis eines Ge- sie hierbei die von Dataport be- sich falsche Schreibweisen und stets den korrekten Bedarf an mei nscha f tsprojekts triebene landesweite Kita-Daten- Mehrfachanmeldungen erken- Betreuungsplätzen dar. Damit der kommunalen Lan- desverbände in Schles- bank. Im Juni 2016 ist sie offizi- wig-Holstein und des ell gestartet. Die teilnehmenden Landes Schleswig- Kommunen und Träger setzen Holstein. Seit Septem- ber 2013 arbeiteten die auf eine effizientere Vergabe Initiatoren gemeinsam von Kita-Plätzen. Dafür nutzen mit dem Unabhängi- sie die Funktionen und Schnitt- gen Landeszentrum für Datenschutz sowie stellen der Kita-Datenbank und Praktikern aus den präsentieren ihre Einrichtun- Kommunen an der gen online im angeschlossenen D a t e n b a n k- L ö s u n g . Ansprechpartner für Elternportal. interessierte Träger und Kommunen ist Bedarfsgerecht planen das Kommunale Fo- rum für Informations- mit verlässlichen Zahlen technik der kommu- Für Länder und Kommunen nalen Landesverbände ist der bedarfsgerechte Ausbau in Schleswig Holstein (KomFIT). von Kita-Plätzen eine Heraus- forderung. Oft melden Eltern ihren Nachwuchs parallel in mehreren Einrichtungen an, um sich so einen möglichst gu- ten Betreuungsplatz zu sichern. Diese Mehrfachanmeldungen erschweren eine verlässliche und bedarfsgerechte Planung. Die Anmeldedaten werden in Wo ist die nächste Kita? Über das an die Datenbank angeschlossene Portal können Eltern sehen, welche Einrichtungen freie Plätze haben und sich online voranmelden. einem fehleranfälligen Prozess 20
Output viele Vorteile sinkt der Verwaltungsaufwand verträge für ein Kind anfertigen. Aus Stammdaten, Belegungsdaten für Bedarfsplanung und Platz- und Personaldaten können die Einrichtungen unkompliziert die vergabe erheblich. jährlich fällige Kinder- und Jugendhilfestatistik erstellen. Zusätz- lich enthält die Kita-Datenbank Funktionen, mit deren Hilfe sich Kita und Statistik einfach Einrichtungen eigenständig online im Elternportal www.kitaportal- gemanagt sh.de präsentieren können. Um die Kita-Datenbank auch ohne viel Aufwand in Struk- Online zum passenden Kita-Platz turen und Arbeitsprozesse von Das an die Kita-Datenbank angeschlossene Elternportal bietet be- Verwaltungen und Kitas inte- sondere Vorteile für Mütter und Väter. Es zeigt alle teilnehmenden grieren zu können, wurde der Einrichtungen auf einer Landkarte von Schleswig-Holstein. So kön- nen Eltern online nach einem geeigneten Betreuungsplatz in Je mehr Betreuungsangebote der Nähe oder nach bevorzug- ten Einrichtungen und Trägern die Kita-Datenbank enthält, suchen. Dabei lassen sich die desto größer der Nutzen. Suchergebnisse nach Einrich- tungen mit verfügbaren Plätzen, Kommunen, Altersgruppen oder Zugang so einfach wie möglich Öffnungszeiten filtern. Außerdem können die Erziehungsberech- gestaltet. Für die Pflege von tigten Kontaktdaten, pädagogische Konzepte oder Bildergalerien Der Start der landesweiten Daten lassen sich beispielswei- der Einrichtungen abrufen. Mütter und Väter können ihre Kinder Kita-Datenbank Schleswig se bereits bestehende Kita-Ma- online voranmelden, auch für mehrere Kitas gleichzeitig. Um zu Holstein im Videobericht nagement-Verfahren einbinden. verhindern, dass die Wartelisten dadurch zu lang werden, erhalten [YouTube / 2:59 Minuten] Dafür sorgt eine automatisierte die Eltern während des Anmeldeprozesses einen Zahlencode. Die Schnittstelle. Weiterhin gibt es Voranmeldung wird erst wirksam, nachdem sie sich bei einer der eine Importfunktion für vor- Einrichtungen persönlich vorgestellt haben und die Anmeldung handene Listen wie Excel-Do- dort durch den gültigen Code bestätigt wurde. kumente oder Textdateien im CSV (Comma-separated values)- Freiwillig und kostenfrei teilnehmen Format zur Speicherung großer Zwei Monate nach dem Start der Kita-Datenbank können Eltern be- Mengen einfach strukturierter reits 220 Tagesstätten im schleswig-holsteinischen Elternportal mit- Daten. Darüber hinaus ist die einander vergleichen. Wöchentlich kommen etwa 20 Einrichtungen Datenbank auch als eigenstän- hinzu. Die Kreise Ostholstein, Segeberg, Stormarn und die Hanse- diges Kita-Management-Ver- stadt Lübeck haben sich inzwischen für die freiwillige Teilnahme fahren nutzbar: Einrichtungen an der Kita-Datenbank entschieden. In der Regel nimmt ein Träger können die Stammdaten von mit allen seinen Einrichtungen teil. Dabei ist die Kita-Datenbank Kindern und Sorgeberechtigten für alle Träger und Einrichtungen kostenfrei. Bis Ende 2017 können einschließlich der jeweiligen diese außerdem unentgeltlich Schulungen für die Anwendung in Vertragsdaten erfassen und die Anspruch nehmen. Um das Betreuungsangebot zu komplettieren, Kinder in Gruppen einteilen. wird ab Ende 2016 auch die Tagespflege in die Datenbank miteinbe- Auf Knopfdruck lassen sich zogen. Denn es gilt: Je mehr Betreuungsangebote die Kita-Datenbank Dokumente wie Gruppenlisten enthält, umso größer ist der Nutzen für Eltern und angeschlossene oder vorausgefüllte Betreuungs- Einrichtungen und Verwaltungen. 21
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