Impfen ja oder nein? Diagnostik Kosten-Nutzen Analyse - Magazin für die Nutztierpraxis | Ausgabe 2/2021
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Schutzgebühr 10 € August 2021 Magazin für die Nutztierpraxis | Ausgabe 2/2021 Impfen ja oder nein? Diagnostik Kosten-Nutzen Analyse
GESUNDE EUTER – GESUNDER BETRIEB GENAU, WAS DU BRAUCHST. • Nur 1 x täglich • Breites Wirkspektrum • Weniger Resistenzen • Ohne Cortison Ubrolexin® Suspension zur intramammären Anwendung bei laktierenden Milchkühen; Zusammensetzung: Ein Injektor mit 10 g (12 ml) enthält: Cefalexin (als Monohydrat) 200 mg, Kanamycin (als Monosulfat) 100.000 IE; Anwendungsgebiete: Zur Behandlung klinischer Mastitiden bei laktierenden Milchkühen verursacht durch Bakterien, die für die Kombination von Cefalexin und Kanamycin empfindlich sind, wie z. B. Staphylococcus aureus, Streptococcus dysgalactiae, Streptococcus uberis und Escherichia coli. Gegenanzeigen: Nicht anwenden bei laktierenden Milchkühen mit bekann- ter Überempfindlichkeit gegen Cefalexin und/oder Kanamycin. Nicht anwenden bei Rindern außerhalb der Laktation. Nicht anwenden bei bekannten Resistenzen gegen Cefalexin und/oder Kanamy- cin. Wechselwirkungen: Allgemein sollte die Kombination mit bakteriostatisch wirkenden Antibiotika vermieden werden. Bei Resistenz gegen Cefalexin ist das Auf- treten von Kreuzresistenzen gegen andere Cephalosporine wahrscheinlich. Bei Resistenz gegen Kanamycin tritt Kreuzresistenz zwischen Kanamycin, Neomycin und Paromomycin auf. Eine Resistenz gegen Streptomycin ist bekannt. Nebenwirkungen: Keine bekannt. Wartezeit: Rind, Essbare Gewebe: 10 Tage; Milch: 5 Tage; Verschreibungspflichtig; 121119 Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, 55216 Ingelheim
Ohne Daten keine ITB D er technische Fortschritt in der Landwirtschaft ist enorm. In Zukunftsbetrieben melken Robo- ter, wird Futter automatisch ran- und Mist von den Spalten geschoben. Daten über Milch- inhaltsstoffe werden dem Herdenbetreuer regelmäßig bereitgestellt. Kühe haben Sensoren an Hals, Gliedmaßen oder im Pansen, mit denen ihr Aktivitäts- und Gesund- heitsstatus erfasst wird. Die Automatisierung hat mindestens zwei Vorteile: Erstens kann das dazu beitragen Mitarbeiter einzusparen, die für die Arbeit im Kuhstall oft schwer motivierbar sind und zweitens werden ausreichend Daten bereitgestellt, die hel- fen, Störungen im Betriebsablauf und in der Tiergesundheit Dr. Marion Weerda, frühzeitig zu erkennen und abzustellen. Im täglichen Um- Vet-consult Redaktion gang mit den Milchkühen haben die Stressreduktion und das Tierwohl eine hohe Priorität, denn jeder Kuhmensch weiß, dass nur gesunde Kühe in guten Haltungsbedingun- gen hohe Milch- und Lebensleistungen bringen. Ein Garant dafür, dass der Milchkuhhalter und seine Familie auch in Zu- kunft dem rasanten Strukturwandel begegnen können. Tierärzte können dabei helfen, die Tiergesundheit zu überwachen. Sie analysieren Daten aus dem Herden- managementprogramm, Zellzahlanalysen und helfen mit zielgerichteter Diagnostik, dass nur so viel Arzneimittel wie nötig eingesetzt werden. Gute Bestandsbetreuung fußt auf Prophylaxeplänen, die die Haltung und Fütterung mit einschließen. Ohne die sinnvolle Datenauswertung ist keine objektive Beratung in der ITB möglich. Vet-Consult hat im letzten Monat eine Umfrage bei vielen Tierärzten und innovativen Tierarztpraxen durchgeführt. Dabei zeigt sich, dass wir in Sachen Digitalisierung mit der Landwirt- schaft auf Augenhöhe sind. Eins ist klar, die Digitalisierung in der Tierhaltung ist nicht mehr aufzuhalten und das ist auch gar nicht nötig, denn Tierwohl und Leistung sind so viel einfacher steuer- bar. Doch nicht jeder Milchkuhhalter melkt mit Robotern und nicht jeder praktizierende Tierarzt ist geübt in der Datenanalyse für die Bestandbetreuung. Zum Glück ist die Digitalisierung ein Prozess, der alle Lebensbereiche durch- dringt. Wir alle können hier jeden Tag viel dazulernen und uns weiterentwickeln. Alles was man dazu braucht ist Offenheit und Interesse, weiterzukommen und neue, digi- tale Wege zu gehen. Vet-consult begleitet Sie gern dabei. vet-consult 2/2021 3
therapiesicher wirtschaftlich zeitgemäß i oti ka b Anti mieren! mini Therapieren mit den “logoplexen“ ZIEGLER GmbH Homöopathika ad us. vet. Compendium Ötzer Strasse 10 Interessiert? D-86672 Thierhaupten Tel.: +49 (0) 8271 - 813111 Das Mehr Info finden Sie in Fax: +49 (0) 8271 - 813112 unserem Compendium. E-Mail: info@ziegler-tierarznei.de
Inhalt 2/21 10 In der Tierärztlichen Bestandsbetreuung fallen viele Daten an, die sinnvoll ausgewertet die Beratung vereinfachen können. 14 P Praxismanagement 3_Kommentar: Gram negative Mastitiserreger: Klebsiellenkultur auf äskulin-Schafblut-Agar nach Bebrütung unter UV-Licht. Ohne Daten keine ITB 8_Infografik: Antibiotikaresistenz 9_vet-consult-eLearning 10_Das Mütterteam 12_Wie digital ist Ihre Praxis? 44 R Rind 14_Gegen Coli-Mastitis impfen? Die Eiseninjektion am Hals gehört zu den Routinetätigkei- ten in der F erkelaufzucht. Cave bei der Auswahl der Kanüle! S 17_BVD-Sanierung verlangt Impfverbot 18_Besser mit Sensor und Kreide! 20_Strichverletzung am AMS 22_Das Geheimnis langlebiger Kühe Schwein 24_Operierte Kühe intensiv v ersorgen 38_PRRS traf die Herde hart 26_Melken: Mehr Milch, 40_Neues Spielzeug erprobt weniger Mastitiden 42_Mehr Sensibilität beim Tierschutz 28_Borchert-Plan: Mehr Tierwohl? 44_Eisengabe: Nur mit passender 32_Achtung, das Kalb kommt! Kanüle! 34_Manchmal muss man zupacken! 46_Impressum vet-consult 2/2021 5
IMPFEN BLEIBT WICHTIG Was wissen Verbraucher über Tiergesundheit und -arznei- äußerten. Das Vertrauen in Impfungen, Landwirte und vor mittel? Antworten auf diese Fragen gibt eine aktuelle Um- allem die Anwendung von Antibiotika ist im europäischen frage des europäischen Verbandes AnimalhealthEurope. Vergleich geringer. Die Umfrageergebnisse zeigten auch, In Bezug auf Nutztiere ist sich die Mehrheit der Befragten dass sich mehr als die Hälfte der Befragten in Deutschland über die Bedeutung von Impfungen einig. So stimmen nicht ausreichend durch Medien über den Einsatz von 69 % zu, dass Nutztiere regelmäßig geimpft werden soll- Tierarzneimitteln informiert fühlt. Themen, bei denen sich ten, und 74 % stimmen darin überein, dass es bei Nutztie- die Deutschen mehr Aufklärung wünschen sind u. a. Tier- ren besser ist, Krankheiten vorzubeugen als sie zu heilen. schutz sowie neu auftretende Krankheiten, die von Tieren Darüber hinaus sagen 61 %, dass regelmäßige Impfungen auf Menschen übertragen werden können. dazu beitragen können, die Notwendigkeit antibiotischer Therapie durch den Tierarzt in landwirtschaftlichen Be- trieben zu verringern. Die aktuelle Umfrage legte allerdings auch fehlendes Wissen über die Regeln und Vorschriften zum Einsatz von Tierarzneimitteln in wichtigen Bereichen offen: So denken 40 % der Befragten, dass Bio-Betriebe keine Antibiotika zur Therapie einsetzen dürfen. 59 % wissen nicht, dass der Einsatz von Hormonen als Wachstumsförderer in der Landwirtschaft in Europa nicht erlaubt ist, und 62 % wis- sen nicht, dass der Einsatz von Antibiotika als Wachstums- förderer in der Nutztierhaltung ebenfalls verboten ist. Auf Foto: Weerda Deutschland bezogen ergab die Umfrage, dass die 1.000 Die Tiergesundheit hat einer europäischen Umfrage zu- Befragten im Vergleich zu den Teilnehmern der anderen folge hohen Stellenwert. EU-Länder sich insgesamt etwas besorgter und kritischer LAYOUT IM FOKUS In einer Forschungsarbeit der Fachhochschule Süd- westfalen Soest haben wir mit dem Eyetracker, der ver- steckt in einer Brille sitzt, untersucht, wie die Lese gewohnheiten unserer Kunden sind und was sie interessiert. Herausgekommen ist ein optimierter Textaufbau, modernes Design und Lay- out: Wir haben es in diesem Heft gleich umgesetzt. Schreiben Sie uns einfach, was Ihnen gefällt und was nicht, am besten Foto: Weerda per E -Mail an redaktion@ vet-consult.de Ihre Meinung ist uns wichtig! vet-consult 2/2021 6
Praxismanagement P Kurzinterview SOCIAL MEDIA IN DER TIERARZTPRAXIS Dr. Michael Schmaußer (43 Jahre) ist praktizieren- Wenn man dir auf Twitter folgt, retweetest du der Tierarzt und Teilhaber in der Tierarztpraxis häufig Informationen aus Wissenschaft und For- Freising (Bayern) und engagiert sich berufspoli- schung. Welche Themen verfolgst du da? tisch beim BPT. Er ist aktiv bei Social Media. Dr. Schmaußer: Ich arbeite mit Kühen und Tierarzt Welche Seiten im Internet bevorzugst du? Landwirten und was mich stört, ist das Land- Dr. Michael Schmaußer wirte-Bashing. Ich folge Wissenschaftlern, die Dr. Schmaußer: Im Moment noch Facebook. sich objektiv mit dem Thema Klimaschutz und Dort habe ich eine private Seite, eine für die Pra- Rinderhaltung beschäftigen. Außerdem interes- xis und eine für BESTandsbetreuung Bayern. Auf sieren mich die Tweets von Professoren in den letzterer poste ich zusammen mit Dr. Eva Zeiler USA, die Tiermedizin und Wirtschaftlichkeit unter Informationen für die Bestandsbetreuung z. B. einen Hut bringen. Oder von reiselustigen Nieder- Infos von Fortbildungen, Workshops sowie Hin- ländern (Joep Driessen), die dann aus den Kuh- weise zu Kursen für Landwirte, aktuelle Studien- ställen der Welt berichten. ergebnisse, Herdenmanagement-Tipps vom Elite-Magazin, Kälberschule.de, Tierbetreuung Hast du für so was denn Zeit? Wie lang ist deine 2.0 auf dem Land. Durch mein berufspolitisches tägliche Bildschirmzeit für Social Media? Was Engagement beim BPT habe ich inzwischen bringt dir das? auch einen Instagram Kanal (best_vet_freising), der sich an Studierende richtet, die sich für die Dr. Schmaußer: Ich investiere täglich 30 bis 45 Rinderpraxis interessieren. Wir haben in Bayern Minuten bei Social Media. Mir ist der regelmä- ein Mentorenprogramm aufgebaut, dass heißt, ßige Blick über den Tellerrand wichtig. Denn ich dass jeweils ein erfahrener Tierarzt (Mentor) sich will noch Dinge bewegen. Wir beschäftigen uns um eine junge Tierärztin (Mentee) kümmert, um beim BPT z. B. zurzeit intensiv mit der Telemedizin. den Einstieg in den Beruf einfacher zu gestalten. Da kommt bald mehr. Das bleibt spannend. Hier ist als Platzhalter auch eine weiße Linie, TIERARZNEIMITTELMARKT damit der obere Abstand eingehalten wird. 1 | Arzneimittel nach Segmenten Das heißt die Grafik muss im Bildinhalt Im Jahr 2020 sind 4 Prozent mehr Arzneimttely =ver- 0 haben! kauft worden als im Vorjahr. Grund ist vor allem die Pharmazeutische Biologika coronabedingte Zunahme an Klein-und Heimtieren Spezialitäten (Impfstoffe) in den Privathaushalten. Inzwischen macht der Markt- 333 Mio. € 237 Mio. € anteil für Nutztiermedikamante 43 Prozent aus (Klein- + 5,7 % + 0,57 % tiere 57 Prozent). Kleintierbesitzer scheinen sehr gesundheitsbe- wusst und investieren auch in prophylaktische Imp- fungen. Außerdem haben Praxen ebenfalls corona- bedingt Impfstoffe stärker bevorratet. Im Nutztierbe- reich ist der Zuwachs geringer. Das wird durch die Antieffektiva (Antibiotika) Antiparasitika Grafik: Bendig aktuelle Seuchenlage (z.B. ASP) und den fortschrei- 152 Mio. € 152 Mio. € tenden Strukturwandel begründet. + 5,6 % + 4,3 % In der Nutztiermedizin verschieben sich dagegen die Prioritäten zu mehr Nachhaltigkeit und ressourcen- schonendem Arbeiten sowie dem Einsparen von An- Den größten Umsatz machen pharmazeutische Spezialitäten tibiotika zur Resistenzvermeidung. (z. B.: Hormone, NSAIDs, Narkotika, Infusionen). Quelle: BfT vet-consult 2/2021 7
VERBREITUNG VON ANTIBIOTIKA-RESISTENZEN Resistente Keime entstehen bei Menschen und Tieren und werden durch das Zusammenleben untereinander ausgetauscht. Zukauf von Tieren, die MRSA*-Bakterien mit in den Betrieb bringen. Anti- Georg bringt von bioti- Tiere bekommen kum einer Urlaubsreise Antibiotika und aus Südostasien entwickeln resistente dort sehr verbreitete Bakterien im Darm. Georg bekommt Antibiotika- Antibiotika und Resistenzen mit. entwickelt resistente Bakterien im Darm. Georg kann sich zu hause auch bei seinen Haustieren anstecken und resistente Keime in die Familie und Gemeinschaft weitergeben. Übertragung von resistenten Keimen über Lebens- Georg kommt ins Krankenhaus. mittel tierischen Resistente Keime werden z. B. Ursprungs. über unsaubere Oberflächen an die Patienten übertragen. Der Tierhalter steckt sich über tierische Ausscheidungen mit resistenten Keimen an. Resistente Bakterien Patient geht und Kotreste auf nach Hause. Pflanzen werden von Mensch und Tier aufge- Abwässer enthalten Besucher nommen. resistente Keime. bringt Keime ins Krankenhaus. Resistente Bakterien werden zwischen Patient, Arzt und Besucher durch Missachtung der Hygieneregeln übertragen. Bewässerung Kläranlage *MRSA = Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus vet-consult 2/2021 8
Praxismanagement P eLearning on demand on demand eLearning eLearning DER 15-MIN.-HERDENCHECK AZIDOSE BEHANDELN Mithilfe einer kurzen liegen können und wie Die subakute Pansenazi- tematisch bekämpfen. Checkliste sehen Sie, man sie abstellt. dose belastet viele Milch- wo Schwachstellen in kuhherden. So können Dozentin: Haltungs- und Fütte- Dozent: A. Pelzer Sie das Problem in der Dr. Daniela Marthold rungsmanagement Internet: vet-consult/ Praxis erkennen und sys- Internet: vet-consult/ elearning elearning on demand on demand on demand eLearning eLearning eLearning MORTELLARO LAKTATIONEN MELKROUTINE BEHANDELN VERLÄNGERN CHECK Eine Tierärztin erklärt, was Sie Die bewusste Verlängerung In diesem Video erklärt eine gegen die Klaueninfektion im der Zwischenkalbezeit redu- Tierärztin, worauf Sie beim Stall tun können: Herden-Situ- ziert die Zahl der Kühe in der Melkprozess achten sollten, ation einschätzen, Behand- störanfälligen Transitphase, die damit Eutergesundheit und lungsstrategie und Prophylaxe Kälberzahl und den Hormon- Milchleistung sich verbessern. im Videostream und Fragen- einsatz. Ein innovativer Weg Beantwortete Fragen zur Antworten-Katalog. für mehr Tierwohl. Durchführung in der Praxis. Dozentin: Dozent: Dozentin: Dr. Charlotte Kröger Tierarzt André Hüting Dr. Janna Mügge Internet: vet-consult/ Internet: vet-consult/ Internet: vet-consult/ elearning elearning elearning vet-consult 2/2021 9
P Praxismanagement DAS MÜTTERTEAM elf Kinder im Alter von einem bis zwölf Jahren, wovon al- lerdings nur sechs in der Tierarztpraxis betreut wurden. Diese waren zwar r egulär im Kindergarten bzw. bei der Ta- Sarah Kasel gründete 2011 die Tierarztpraxis Eifel für Groß- gesmutter, durften aber zu den Ferienzeiten des Kinder- und Kleintiere. Ihr damals vierjähriger Sohn war häufig mit gartens mit in die Praxis. So konnte die Tierärztliche Fach- in der Praxis, so ist ihr die Idee mit der Kinderbetreuung angestellte (TFA) beispielsweise ihre Tochter mitbringen, für alle Mitarbeiterinnen gekommen. Seitdem ist kaum ein wenn sich ihre Arbeitszeit mit dem Schichtdienst ihres Tag vergangen, an dem nicht zumindest ein Kind mit in Mannes überschnitt. Die anderen Kinder gingen bereits in der Praxis war. Noch vor zwei Jahren gab es in der Praxis die Schule beziehungsweise wurden vom Vater in Eltern- zeit betreut. Auch die Arbeitszeiten für eine angestellte Tierärztin war so abgestimmt, dass sie als Alleinerziehende für ihre Kinder nach der Schule da sein konnte. Die größe- ren Kinder wussten oder lernten gerade, was sie dürfen und was sie nicht dürfen. Bei den zwei Jüngeren musste man da vermehrt aufpassen. Wenn die Kinder nicht im Praxisalltag mitliefen, beschäftigen sie sich u. a. mit der Spielecke in der Praxis oder auf dem Spielplatz draußen. Meine Tierarzthelferin schrieb in den Kalender, wann ihre kleine Tochter dabei war, sodass wir sie an dem Tag nicht für größere Operationen einplanen. Wir organisierten uns Foto: Kasel Vier Tierärztinnen und drei Helferinnen arbeiten in der Tierarztpraxis Eifel. Sie dürfen ihre Kinder mitbringen, die dann in der Praxis betreut werden. über den Dienstplan. Wer wann aufpasst, ergab sich ei- gentlich immer erst im Tagesablauf. -th, mw- UBAC® Emulsion zur Injektion für Rinder. Zusammensetzung: Eine Dosis (2ml) enthält: Wirkstoff: Lipoteichonsäure aus Biofilm Adhesion Component von Strep. uberis, Stamm 5616 ≥1 RPU, sonstige Bestandteile: Montanide ISA: 907,1 mg, Monophosphoryl-Lipid A (MPLA),Na2HPO4 x 12 H2O, KaH2PO4, NaCl, KCl, H2O für Injektionszw. Zieltierart: Rinder. Anwendungsgebiete: Zur aktiven Immunisierung gesunder Kühe und Färsen, um die Inzidenz klinischer intramammärer Infektionen verursacht durch Strep. uberis, die Anzahl der somatischen Zellen in Strep. uberis positiven Viertelgemelksproben sowie durch derartige intramammäre Infektionen verursachte Milchproduktionsverluste zu reduzieren. Beginn der Immunität: ca. 36d nach der 2. Dosis. Dauer der Immunität: ca. die ersten 5 Monate der Laktation Gegenanzeigen: keine. Warnhinweise: Zur intramuskulären Anwendung. Nur gesunde Tiere impfen. Die gesamte Herde sollte immunisiert werden. Dieses Arzneimittel enthält Mineralöl. Bei versehentlicher Selbstinjektion, ist sofort ein Arzt aufzusuchen. Kühl lagern und transportieren. Vor Licht schützen. Nicht einfrieren. Nebenwirkungen: sehr häufig: lokale Schwellung an der Injektionsstelle mit mehr als 5cm Durchmesser, die sich innerhalb von 17d nach der Impfung zurückbildet oder deutlich verkleinert. In einigen Fällen kann die Schwellung bis zu 4 Wochen bestehen bleiben. Ein vorübergehender Anstieg der Rektaltemperatur (im Mittel 1°C, bei einzelnen Tieren bis zu 2°C) kann in den ersten 24h nach der Injektion auftreten. Wartezeit: 0 Tage. Pharmazeutischer Unternehmer: LABORATORIOS HIPRA, S.A. Avda. la Selva, 135. 17170 Amer (Girona) Spanien. Örtlicher Vertreter: HIPRA Deutschland GmbH, Am Wehrhahn 30, 40211 Düsseldorf. DE: Verschreibungspflichtig. AT: Rezeptpflichtig. ATCvet-Code: QI02AB - Pharmakotherapeutische Gruppe: Immunologika für Bovidae, inaktivierte bakterielle Impfstoffe für Rinder. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Gewöhnungseffekten und zu dem besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. STARTVAC® Emulsion zur Injektion für Rinder, inaktivierter Impfstoff. Wirkstoff und sonstige Bestandteile: Eine Dosis (2ml) enthält: E. coli J5, inaktiviert>50 RED60 (bei 60% der untersuchten Kaninchen wirksame Dosis (RED = Rabbit Effective Dose) (Serologie). S. aureus (CP8), Stamm SP140, inaktiviert, der schleimassoziierte Antigenkomplex (SAAC) exprimiert >50 RED80 (bei 80% der untersuchten Kaninchen wirksame Dosis) (Serologie). Flüssiges Paraffin: 18,2 mg, Benzylalkohol: 20 mg. Anwendungsgebiete: Zur Immunisierung von Herden gesunder Kühe und Färsen sowie von Milchkuhherden mit rezidivierender Mastitis, um das Auftreten von subklinischer Mastitis sowie das Auftreten und den Schweregrad der klinischen Symptome klinischer Mastitis, die durch Staphylococcus aureus, Colibakterien (Escherichia coli und coliforme Bakterien) oder koagulase-negative Staphylokokken verursacht wurden, zu reduzieren. Die Immunisierung entsprechend Impfschema induziert eine Immunität von ca. Tag 13 nach der ersten Injektion bis ca. Tag 78 nach der dritten Injektion (entspricht 130 Tagen nach dem Abkalben). Gegenanzeichen: Keine. Nebenwirkungen: Nach Verabreichung einer Impfstoffdosis können leichte bis moderate vorübergehende Lokalreaktionen auftreten. Dabei handelt es sich vor allem um Schwellungen (durchschnittlich bis zu 5 cm2), die sich innerhalb von maximal ein bis zwei Wochen zurückbilden. In einigen Fällen können an der Injektionsstelle Schmerzen auftreten, die innerhalb von maximal vier Tagen spontan abklingen. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Injektion kann ein vorübergehender Anstieg der Körpertemperatur von durchschnittlich 1 °C, bei manchen Kühen von bis zu 2 °C auftreten. Warnhinweise: Dieses Tierarzneimittel enthält Mineralöl. Eine versehentliche (Selbst)-Injektion kann zu starken Schmerzen und Schwellungen führen, insbesondere bei einer Injektion in ein Gelenk oder einen Finger. In seltenen Fällen kann dies zum Verlust des betroffenen Fingers führen, wenn er nicht umgehend ärztlich versorgt wird. Im Falle einer versehentlichen (Selbst-) Injektion ziehen Sie sofort einen Arzt zu Rate, selbst wenn nur geringe Mengen injiziert wurden, und zeigen Sie dem Arzt die Packungsbeilage. Sollten die Schmerzen länger als 12 Stunden nach der ärztlichen Untersuchung andauern, ziehen Sie erneut einen Arzt zu Rate. Wartezeit: 0 Tage. Pharmazeutischer Unternehmer: Laboratorios Hipra, S.A., Avda. la Selva, 135, 17170- AMER (Girona), Spanien. Örtlicher Vertreter des Zulassungsinhabers: HIPRA Deutschland GmbH, Feldstraße 21, 40479 Düsseldorf. Verschreibungspflichtig. HIPRA DEUTSCHLAND and ÖSTERREICH Hipra Deutschland GmbH, Am Wehrhahn 30, 40211 Düsseldorf, Deutschland Tel.: (+49) 211 698236 - 0 · Fax: (+49) 211 698236 - 15 · deutschland@hipra.com · www.hipra.com
ERGÄNZEN SIE IHR EUTERGESUNDHEITSMANAGEMENT JETZT MIT UND ! Moderne Mastitisimpfstoffe leisten einen wertvollen Beitrag in der Prophylaxe von Mastitiden durch E.coli, coliforme Erreger, St. aureus und Sc. uberis.
P Praxismanagement Wie digital ist Umfrage Ihre Praxis? In der ITB warten Daten auf Auswertung, Tierhalter wünschen sich 24/7 Erreichbarkeit. Stand der Dinge. I n der aktuellen Umfrage haben wir besonders ■ Praxismarketing wird wichtiger: Über 90 % der Be- innovative Tierarztpraxen gebeten, einige Fragen zur Di- fragten haben eine Website, um ihre Praxis nach außen gitalisierung zu beantworten. Die Daten sind nicht re- sichtbar zu machen. Für viele gehören auch die Durchfüh- präsentativ, aber auf jeden Fall ein Hinweis auf Status, rung von Workshops für Landwirte (50 %), das Vortrag hal- Entwicklungspotenziale und Trends in diesem Bereich. ten (46 %) und das Schreiben oder die Zuarbeit bei einem ■ Wenig Managementberatung: Das wichtigste Kom- Fachartikel (38 %) (z. B. im Elite-Magazin) dazu, um Ihrer Pra- munikationsmittel zwischen Tierarzt und Tierhalter ist das xis nach außen sichtbar zu machen. Smartphone (88 %). Damit wird telefoniert oder via Mes- Social Media Kanäle wie Facebook (21 %) und Instagram senger (WhatsApp, Telegramm) geschrieben. In erster Linie (17 %) werden weniger stark für das Praxismarketing ge- geht es dann um Termine (75 %), Befundbesprechung nutzt. Einige wenige machen Podcasts (z. B. Der youtube (75 %) und Hilfe zur Selbsttherapie (60 %). Seltener wird da- Tierarzt, Mensch Tierarzt). gegen über das Fütterungsmanagement (25 %) oder die ■ Digitale Dienstleistungen abrechnen: Widererwar- Leistungsentwicklung der Herde (21 %) gesprochen. Die ten antworteten 42 % auf die Frage, ob digitale, tiermedizi- Eutergesundheit ist da eher ein Thema (46 %). nische Dienstleistungen abgerechnet werden, mit ja. Die ■ Smartphone kann mehr als Messenger: Auf dem Abrechnung erfolgte dann nach GOT und Zeitfaktor. Smartphone nutzen alle Tierärzte (100 %) einen Messen- Insgesamt scheint die Digitalisierung in der Tierarztpra- ger. Social Media Apps wie Facebook (19 %), Instagram xis durchwachsen. Einserseit scheint man noch sehr dem (14 %) und Twitter (10 %) werden im beruflichen Kontext nur sehr wenig genutzt. Nur m aximal jeder fünfte nutzt auch Apps für die Bestandsbetreuung (Mortellaro Check, BCS-Scoring, Liegeboxen App). 1 | Digitale Kunden-Kommunikation ■ Viele Individuallösungen: Im Bereich der Bestandsbe- treuung nutzen viele Tierärzte (64 %) das ITB-Programm Die obere Linie der Y-Achse mit Anbindung an bitte das nicht Herdenmanagementsystem löschen, sie muss mit der % „Herde“. An zweiter Stelle Y-Achsenlinie verbunden werden. stehen selbstentwickelte Excel- Diese Linie muss auch komplett 100 Tools (z. B. Liegeboxeneinstreu berechnen, BCS auswerten, im Bildrahmen zu sehen sein! Fütterungsbewertung). Außerdem wurden z. B. noch diese 80 Programme genannt: Bovikonzept, Progesund, RDV-Online (RDV4M, LKV-BW). 60 ■ eLearning hat Praxisreife: Die Nutzung von eLear- ning-Angeboten hat coronabedingt stark zugenommen 40 Praxistelefon Smartphone und es gibt kaum noch Tierärzte (11 %), die dieses Format noch nicht nutzen. Weiter wichtig bleibt die Kongressteil- 20 Per Post E-Mail nahme (73 %) für die Fortbildung. Eine Fachtierarztausbil- dung scheint nur für jeden vierten Tierarzt interessant zu 0 sein. Besonders wichtig ist es Kollegen, viel zu lesen, sich intensiv untereinander auszutauschen und auch neue Im- Über 88 % der digitalen Kommunikation läuft über das Smart- pulse z. B. von Auslandsreisen mitzubringen. phone. Quellen: Vet-consult Umfrage vet-consult 2/2021 12
Foto: Weerda In der Tierärztlichen Bestandsbetreuung fallen viele Daten an, die sinnvoll ausgewertet, die tierärztliche Beratung verein- fachen können. Analogen verhaftet, digitalisiert nur das, was unvermeidbar bindung und die Außenwerbung der Praxis, indem sie ist und nutzt die Möglichkeiten des Smartphones und ITB- Workshops anbieten und in den Fachmedien auftauchen. Programme nur ungenügend. Dabei könnte man z. B. ge- Die Zukunft ist digital und eröffnet viele Möglichkeiten. rade mit modernen APP-Anwendungen schnell Ergeb- Nehmen Sie sich doch mal etwas Zeit in Ihrer Praxis für nisse im Kuhstall produzieren und sie dem Landwirt vor dieses Thema und überprüfen Sie Ihre Prozesse und Bera- Ort zeigen. Andererseits rechnen Tierärzte die digitalen tungsmöglichkeiten. Binden Sie am besten die jungen Kol- Dienstleistungen zunehmend ab, sodass hier ein neues legen mit ein. Für die ist vieles im Netz schon normal, was Standbein entstehen kann und sie tun viel für die Kunden- andere noch lernen müssen. M. Weerda 2|D as sind die digitalen Themen 3 | Außenwerbung der Praxis chse Die obere Linie der Y-Achse t der bitte nicht löschen, sie muss mit der % % rden. Y-Achsenlinie verbunden werden. mplett 100 Diese Linie muss auch komplett 100 sein! im Bildrahmen zu sehen sein! 80 80 Eutergesundheitsberatung Artikel in Fachzeitschriften Workshops für Landwirte 60 60 Befunde besprechen Fütterungsberatung Vorträge halten 40 40 Terminvergabe Beratung… Hilfe bei … Instagram Facebook 20 20 Website Grafiken: Orb 0 0 Termine und Befunde werden v. a. am Telefon besprochen. EIne Website hat fast jede Praxis. Weiterhin sprechen und Das spricht für einen hohen Organisationsgrad der Praxis. schreiben Tierärzte in der Öffentlichkeit. vet-consult 2/2021 13
Gegen Coli- Mastitis impfen? Das Krankheitsbild einer Coli-Mastitis verläuft oft schwer bis tödlich und nicht selten sind mehrere Kühe betroffen. Wann macht eine vorbeugende Impfung Sinn? Diagnostik: Sc. uberis oder E. coli ? Schwere toxische Mastitiden werden entweder von gram positiven (z. B. Sc. uberis) und von gram negativen Erregern (beispielsweise E.coli und Klebsiellen) verursacht. Welche Erregergruppe am Ende ursächlich ist, kann nur eine bakteriologische Untersuchung zeigen. Selbst wenn Fibrinfetzen (Flocken) im stark veränder- tem Milchsekret schwimmen, ist das kein Indiz für eine E. coli-Infektion. Hier bringt nur ein Schnelltest, z. B. Mast- decide (Allgemeine Info: gram pos./neg.), oder die Labor- untersuchung (Er regerdifferenzierung: E. coli, Sc. uberis oder Klebsiellen) Klarheit. Aktuelle Untersuchungen in Norddeutschland zeigen, dass bei 12 bis 16 % der Kühe mit sichtbaren Mastitissymptomen coliforme Keime (vor allem E. coli, Klebsiellen) nachgewiesen werden konnten. Die Tendenz ist leicht steigend. Die coliformen Keime zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Euter nur kurz besiedeln, ihre toxische Wirkung entfalten, und schnell wieder ausgespült Foto: Ramm, MBFG werden. Für das Tier krankmachend sind dann die Lipo- polysacharide (LPS), die von Bakterien synthetisiert werden Gram negative Mastitiserreger: Klebsiellenkultur auf Äskulin-Schafblut-Agar (nach ca. 18-stündiger aerober Bebrütung bei 37 °C) unter UV-Licht. und Bestandteil ihrer äußeren Membran sind. Die LPS füh- ren im Tier zu unterschiedlich starken Vergiftungssympto- men, die sehr leicht verlaufen können oder schlimmsten- falls mit einem Endotoxinschock tödlich enden können. C Grundsätzlich ist die LPS-Wirkung aber abhängig von der oliforme Mastitiserreger sind bekannt dafür, dass Infektionsresistenz der Kuh oder Färse, der Menge der In- sie schwere toxische Mastitiden verursachen. In fektionserreger und dem Stresslevel, dem das Tier ausge- den USA wird deshalb schon sehr lange der so- setzt ist. Besonders Hitze- und Geburtsstress können das genannte J 5-Impfstoff (J 5 steht für den im Impf- Krankheitsbild verstärken. stoff verwendeten E. coli-Stamm) eingesetzt. Der Impfstoff muss viermal pro Jahr geimpft werden, ist in Übersee kos- Klebsiellen besonders toxisch tengünstig und schützt die Hochleistungsherden vor To- talausfällen. In Deutschland hat sich das Impfen gegen co- Besonders toxisch sind Klebsiellen, die bei Abgangskü- liforme Keime bisher nicht durchgesetzt. Liegt das nur am hen mit Euterproblemen bis zu 50 % nachgewiesen wer- Impfpreis? Der folgende Text soll einen Überblick geben. den (E. coli 15 %, Streptokokken 30 %). Auch die Milchleis- vet-consult 2/2021 14
Rind R 1 | Bakteriologische Befunde 2 | Risikozeitraum Frühlakation Verstorbene oder gemerzte Kühe in % Vorkommen der coliformen Mastitiden in % 50 55 45 50 40 45 35 40 Frühlaktation (bis 100. LT) 35 Spätlaktation (ab 200 LT) 30 30 25 25 Mittlere Laktation 20 20 Streptokokken 15 15 10 Klebsiellen 10 Grafiken: Orb E. coli 5 5 0 0 In rund 50 % der wegen Euterproblemen abgegangenen Kühe Zu Beginn und zum Ende der Laktation treten vermehrt coli- konnten Klebsiellen nachgewiesen werden. Quelle: QMPS 2013 forme Mastitiskeime auf. Quelle: Krömker tung ist nach einer Klebsiellen-Infektion gegenüber E. coli- zu Beginn (55 %) und am Ende der Laktationsdrittel (29 %) Infektionen nachhaltig gestört. Klebsiellen sind klassische auf. Mit zunehmender Laktationsnummer nimmt auch der Umweltkeime. Man findet sie besonders häufig in der Bo- Nachweis an coliformen Keimen zu. So sind Färsen nur mit xeneinstreu mit Spänen, Gülleseparat, Kompost oder Bio- 7 % betroffen und Mehrlaktierende bis zu 13 %. Die bakte- gassubstrat. Neuere Untersuchungen haben sogenannte riologische Heilungsrate ist sehr gut. Das liegt vor allem an Carrier-Tiere identifiziert, die dauerhaft Klebsiellen aus dem der hohen Selbstheilungsrate der coliformen Mastitiden. Magen-Darm-Trakt ausscheiden und auf diesem Wege Eher niedrig ist die Anzahl der Kühe (15 %), deren Zellzahl immer wieder Infektionen verursachen. sich nach einer Infektion wieder stabilisiert (Klinische Hei- Verursachen coliforme Keime eine Mastitis, dann ist die lung). Die Rückfallquote ist im Vergleich zu Sc. uberis und Ausprägung eher schwer: Mastitisgrad 3: 30 %, Mastitisgrad S. aureus mit 17 % relativ niedrig. In Deutschland gibt es 2: 14 %, Mastitisgrad 1: 7 % . Die meisten Mastitiden treten einen Impfstoff gegen coliforme Mastitiden nur in Kombi- STECKBRIEF: ESCHERICHIA COLI MASTITIS Übertragung: Umweltassoziiert Prophylaxe: Viel Kuhkomfort und anorganische, trockene Einstreu Diagnose: Verändertes Milchsekret, Euterschwel- lung, Milchleistungseinbruch, 10 % der Fälle klini- sche Mastitis mit systemischen Symptomen (Fieber), selten Rezidive Therapie: Schwere toxische Mastitiden müssen umgehend mit Infusionen und Entzündungshem- mern behandelt werden. Antibiotische Therapie nur bei Verdacht auf S eptikämie (nur in 10 % der Fälle). Foto: Weerda Außerdem: Drenchen, Hygienische Deckschicht in Bei schweren toxischen Mastitiden ist die Milch aus Liegeboxen austauschen (z. B. Holzspäne für Pferde- dem Euter sehr stark verändert. boxeneinstreu), Predipping vet-consult 2/2021 15
vestment sehr unterschiedlich sein kann, je nachdem wie ausgeprägt das klinische Bild der schweren Mastitiden aus- sieht. Die Wahl des Impfschemas sollte daran ausgerichtet sein, wann die Mastitisprobleme in der Laktation auftreten und was arbeitstechnisch im Betrieb umgesetzt werden kann. Die zweifache Impfung mit J5 kann das Auftreten schwerer Mastitissymptome verringern, wenn schwere co- liforme Mastitiden Ursache für das Herdenproblem sind (Dokumentation und Diagnostik); eine sorgfältige Analyse bezüglich Alter- und Laktationsstadium der Tiere gegeben ist und optimiertes Haltungs- und Hygienemanagement zugrunde liegt. Der Preis der Kombinationsimpfung ist ver- Foto: Weerda gleichbar mit dem einer Rindergrippe-Impfung und Drei Impfungen in der Laktation können vor schweren Mastitisverläufen schüt- zen. Das Impfschema richtet sich nach dem Infektionszeitpunkt. schwankt je nach Region (Nord-Süd) und Art der Zusam- menarbeit mit dem Tierarzt (Impfstoff-Abgabe, Tierärztli- che Impfung). Im Vergleich zu der Einzelkomponente J 5 (nur im Ausland erhältlich) ist der Einkaufspreis für den Kombi-Impfstoff ca. dreimal höher. Umso wichtiger ist es, nation mit dem Impfantigen S. aureus zugelassen. Startvac dass nur die Herden geimpft werden, die nachweislich ist ein inaktivierter Impfstoff (Totimpfstoff) und seit ca. 10 (Bakteriologische Milchprobenuntersuchung) ein Problem Jahren am Markt zugelassen. Der Impfstoff enthält als Anti- mit coliformen Mastitiskeimen haben. gen E. coli. Die gebildeten Antikörper sind kreuzreaktiv gegen gram negative Bakterien, also auch gegen Klebsiel- Bestandsspezifische Vakzine len. Da sich die Kuh immer in der Umwelt mit Endotoxinen (LPS) auseinandersetzt, werden die Impfantikörper im Im Fall, dass die zugelassenen Impfstoffe nicht gegen Laufe der Zeit regelrecht verbraucht. Das ist einer der die problemverursachenden Erreger gerichtet sind bzw. Gründe, warum die Kuh für einen guten Impfschutz alle nicht wirksam sind, gibt es die Möglichkeit Bestandspezifi- drei Monate geimpft werden muss. Aktuelle Studien zei- sche Vakzine herstellen zu lassen. Das dauert in der Regel gen, dass die J5-Impfung das unspezifische Immunsystem vier bis sechs Wochen und lohnt sich ab einer Herden- in der Milchdrüse aktiviert und mehr PMN einwandern. Die größe von 100 Tieren. Die Impfschemata sind individuell Impfung verhindert nicht die Infektion, wohl aber den an das Bestandsproblem anpassbar, d. h ist der Infektions- Schweregrad der Mastitis und damit die Mortalitätsrate. In druck hoch, wird in kürzen Abständen (ein bis drei Monate) einer Belastungsstudie konnte man sehen, dass J5 ge- geboostert. Mit der Bildung von Antikörpern kann man impfte Tiere weniger Fieber zeigten und weniger klinische frühstens zwei Wochen nach der Grundimmunisierung Symptome. Die Infektionsfälle konnten nicht verhindert rechnen, d. h. dass die Schutzwirkung frühestens acht Wo- werden. Auch gab es keinen Unterscheid beim Zellzahlver- chen nach der Mastitishäufung eintritt. Wie gut der AK- lauf, der Milchleistung und der TS-Aufnahme. Schutz ist, kann man im Voraus nicht sagen, da der Impf- stoff ja erstmalig im Bestand eingesetzt wird. In Beständen Impfeignung sorgfältig prüfen mit wiederkehrenden schweren Mastitisproblemen im Sommer kann es sinnvoll sein, Asservate zur Produktion Grundsätzlich unterscheidet man zwei mögliche Impf- von Impfstoff aufzuheben, um dann vor Beginn der neuen schemata. Das reproduktionsbezogene Impfschema Saison Impfstoff herzustellen und die Grundimmunisie- (gemäß Zulassung): Zweimal in der Trockensteh-Phase rung abgeschlossen zu haben. (Tag -45, -10) und Tag 53 p.p. in der Frühlakation. So wird eine Immunität bis zum 130. Laktatationstag erreicht. Und Prävention Gram negativer Mastitiden die fortlaufende Bestandsimpfung: Nach Grundimmunisie- rung aller Tiere (trockene und melkende Kühe + Färsen, 2 x Die Prävention von Umweltmastitiden liegt in der Sau- im Abstand von vier Wochen) wird die ganze Herde alle berkeit der Tiere (Spaltenböden und häufig gereinigten drei Monate nachgeimpft. Vorteil dieses Impfschemas ist Boxen mit hygienischer Deckschicht) und guter Stoffwech- die permanente Immunität der gesamten Herde über die selgesundheit und Immunabwehr (wenig Ketosen, Milch- ganze Laktation. In einer Untersuchung von Bradley aus UK fieber). Das Fressplatz-Tierverhältnis sollte unter 1 liegen. zeigte die zweite Methode eine etwas bessere Herden- Abkalbe- und Krankenstallmüssen getrennt werden. Die milchleistung (+ 230 Liter) und ein return on investment Vitamin E-Versorgung sollte > 1.000 IU Vit. E und die Selen- von 3 : 1 €. Praxiserfahrungen zeigen, dass der return on in- versorgung > 3,6, mg Se pro Tier/Tag liegen. M. Weerda vet-consult 2/2021 16
Rind R BVD-Sanierung verlangt Impfverbot Um BVD-frei zu sein und Tiere uneingeschränkt zu verbringen, könnten Impfungen gegen BVD künftig verboten werden. Das fordert das neue EU-Tiergesundheitsrecht. S eit dem Start des BVD-Bekämpfungsprogramms im Jahr 2011 in Deutschland, zu dem die Ohrstanzpro- ben bei Kälbern zählen, hat sich die Fallzahl stark verringert. 2019 lag die Prävalenz von Betrieben mit persistent infizierten (PI)-Tieren laut FLI-Zahlen bei rund 0,05 %. 2011 waren es noch rund 3,5 % der Betriebe. Mit der Einführung des neuen EU-Tiergesundheits- rechts im April 2021 kommt es zu einer Neuausrichtung der BVD-Bekämpfungs- und Überwachungsmaßnahmen: ■ Kälber müssen spätestens bis zum 20. Lebenstag über Ohrstanzen auf BVD beprobt worden sein, anstatt wie bis- her bis zum 30. Tag. Parallel dazu sollen in freien Zonen serologische Testverfahren eingeführt werden, z. B. über Blut oder Tankmilch, um Ohrstanzen zukünftig abzulösen. ■ Für die Gewährung eines BVD-Freiheitsstatus gelten be- stimmte Vorgaben – je nachdem, ob der Status für Mit- gliedstaaten bzw. Zonen gilt oder auf Betriebsebene. Foto: Weerda ■ Für die Gewährung des Freiheitsstatus für Mitgliedstaa- Das neue EU-Tiergesundheitsrecht fordert ein BVD-Impfverbot, um einen BVD- ten bzw. Zonen gilt: Impfung gegen BVD ist verboten; min- freien Status zu erreichen und Tiere somit uneingeschränkt zu verbringen. destens seit 18 Monaten kein bestätigter Fall von BVD; min- destens 99,8 % der Betriebe, die mindestens 99,9 % der Rin- derpopulation repräsentieren, sind frei von BVD. ■ Für die Gewährung des Freiheitsstatus auf Betriebs- ebene gilt: Während der letzten 18 Monate kein bestätig- die Untersuchung der im Betrieb geborenen Kälber spä- ter Fall von BVD; die im Betrieb gehaltenen Rinder wurden testens am 20. Tag nach der Geburt). unter Berücksichtigung möglicher früherer Impfungen mindestens einem von der EU vorgeschriebenen Testre- Unterschiede innerhalb Deutschlands gimes unterzogen; von der EU vorgeschriebene Vorgaben zu in den Betrieb verbrachten Tieren werden eingehalten. Je nach Sanierungsfortschritt haben die Bundesländer ■ Für die Aufrechterhaltung des BVD-Freiheitsstatus auf Anträge an die Europäische Union zur Gewährung des Sta- Betriebsebene gilt: Die zur Gewährung des Freiheitsstatus tus „frei“ oder zur Genehmigung eines Tilgungsprogramms festgelegten Anforderungen (siehe oben) müssen weiter- gestellt. Noch unklar ist, wie der Handel zwischen freien hin erfüllt werden; seit der Gewährung des Freiheitsstatus Regionen und solchen mit Tilgungsprogrammen in Zu- wurde in dem Betrieb kein Rind gegen BVD geimpft; ein kunft geregelt wird. Daher werden vorerst alle Bundeslän- von der EU vorgeschriebenes BVD-Testregimes mit Nega- der an den flächendeckenden Ohrstanzproben für Kälber tivbefund muss durchgeführt werden (hierzu zählt auch festhalten. -khk, mw- vet-consult 2/2021 17
Besser mit Sensor und Kreide! Auf dem Western Canadian Dairy Seminar gab es Interessantes zu erfahren, u. a. dass zusätzlich zu Sensoren zur Brunsterkennung Schwanzkreide eingesetzt werden sollte. Forschenden der Universität British Colum- bia (UBC) hat sich deshalb Gedanken darü- ber gemacht, wie sich die stillbrünstigen Kühe noch besser aufspüren lassen. Letzt- lich empfehlen sie, die Kühe im Brunstzeit- raum mit einer Schwanzkreide zu markie- ren (tail chalk). In einer Studie, in der 1.127 Brunsten von 376 Holsteinkühen erfasst wurden, sind nur 65,3 % der Brunsten allein mit den Sensoren als richtig erkannt wor- den (Kontrolle per Ultraschall). Wurde zu- sätzlich der Schwanzansatz farblich ge- kennzeichnet, erhöhte sich die Trefferquote auf 88,6 % (Übersicht 1). Von den Kühen, die durch die Kombination Farbkreide und Sen- sor aufgefallen sind, wurden zudem rund 7 % mehr nach der ersten Besamung tra- gend im Vergleich zu nur mit dem Sensor ausgestatteten Tieren (45 vs. 38 %). Foto: zupackenMasterrind Empfehlung: Auch wenn Sensoren zur Brunsterkennung eingesetzt werden, sollte auf das Auftragen von Schwanzkreide nicht verzichtet werden. Auch beim Einsatz von Sensoren zur Brunsterkennung sollten die Kühe im Brunstzeitraum mit einer Schwanzkreide markiert w erden. Fruchtbarkeit vorhersagen Einen Hinweis auf die spätere Fruchtbar- I keit von Rindern lässt sich bereits während n immer mehr Kuhställen werden Sensoren zur Brunst- deren Pubertät anhand eines anatomischen Merkmals ab- erkennung eingesetzt. Die Sensoren erfassen in der lesen: der Anogenital-Distanz. Gemeint ist damit der Ab- Regel das Aktivitätsverhalten der Milchkühe. Hinter einer stand zwischen dem Anus (After) und dem Genital überdurchschnittlich hohen Aktivität bzw. einer hohen (Scheide) eines Rinds. Forschende der Universität Sasket- Abweichung zum Durchschnitt, wird eine Brunst vermutet. chewan fanden heraus, dass eine kurze Distanz (Abstand) Aus der Praxis wird allerdings immer berichtet, dass bis zu bessere Fruchtbarkeitsergebnisse erwarten lässt. Bei aus- einem Drittel der Kühe, die tatsächlich eine Brunst aufwei- gewachsenen Kühen wurde dieser Zusammenhang be- sen, nicht als solche ausgewiesen werden. Ein Team von reits mehrfach festgestellt. vet-consult 2/2021 18
Rind R 1 | Mehr Brunsten erkannt dank Kreide Färsen nicht zu früh besamen Achse Die Frage, wie lange nach dem Abkalben mit der ersten it der Besamung abgewartet werden sollte, beschäftigt viele Tatsächliche Brunsten (%) erden. Milcherzeuger. Aus biologischer Sicht sollten Kühe das erste mplett 100 Mal wieder besamt werden, wenn sichergestellt ist, dass die n sein! 90 Rückbildungsprozesse im Genitaltrakt (Geschlechtsorgane) 80 abgeschlossen sind und die Kuh nur noch geringfügig oder 70 Quelle: Marques 2021, Grafiken: Atalan keine körpereigene Reserven mehr einschmilzt. In der Regel 60 ist dies am 40. oder 50. Laktationstag der Fall. Ab diesem 50 Zeitpunkt könnte eine Milchkuh theoretisch also wieder be- 40 samt werden. Viele Milcherzeuger setzen denn auch die 30 Sensor + Kreide Wartezeit auf 50 oder 60 Tage fest, obwohl die Chance eine 20 hochleistende Milchkuh zu diesem Zeitprunkt trächtig zu Sensor Kreide 10 bekommen, relativ gering ist. Letztlich muss sich jede Ent- 0 scheidung, egal ob die Wartezeit kurz oder lang ausfällt, an ökonomischen Kennwerten messen lassen. Nur 65 % der Brunsten wurden mit Sensoren erkannt. Mit „tail An der Cornell Universität (USA) wurde untersucht, ob pointing“ e rhöhte sich die Quote auf 87 %. sich eine Verlängerung der freiwilligen Wartezeit (FWZ) wirtschaftlich rechnet. In einer Studie wurden 2.426 Kühe entweder am 60. oder aber „erst“ am 88. Tag das erste Mal nach der Abkalbung besamt. Um Umwelteffekte auszu- Unterschieden wurde in der Studie zwischen einer kur- schließen wurde zuvor der Zyklus der Tiere synchronisiert. zen (< 110 mm) bzw. einer langen (> 110 mm) Anogenital- Ergebnis: Das längere Abwarten ließ die Trächtigskeitsraten Distanz (gemessen wurden Werte von 69 bis 142 mm). Rin- ansteigen. Von den Färsen, die ab dem 88. Tag besamt der mit einer kurzen Distanz wurden zwei Monate früher wurden, haben direkt 55 % aufgenommen und somit 8,7 % tragend (14,9 vs. 15,1 Monate), auch mussten sie seltener mehr als bei einer FWZ von 60 Tagen. Der gleiche Effekt besamt werden (1,5 vs. 1,7 Besamungen). zeigte sich auch bei den ausgewachsenen Milchkühen, nur Noch größere Unterschiede zeigten sich bei den Träch- fiel hier der Unterschied geringer aus (40 % vs. 37 %). Letzt- tigkeiten: Während nach 450 Tagen nur noch 23,6 % der lich hatte die Länge der FWZ keinen Einfluss, denn am Lak- Rinder mit einer kurzen Distanz „leer“ waren, war dies tationsende waren immer gleich viele Tiere trächtig. bei 40,3 % der Rinder mit einer Distanz über 110 mm der Empfehlung: Werden alle Aufwendungen für Futter, Fall. Medikamente, Besamung usw. einbezogen, so lässt sich Empfehlung: Die Forschenden empfehlen, die anato- festhalten: Färsen sollten erst später (ab 88. Laktationstag) mischen Unterschiede bei jungen Rindern als genetisches besamt werden, Kühe können hingegen schon ab dem Merkmal zur Selektion auf eine gute Fruchtbarkeit aufzu- 60. Tag belegt werden (der CashFlow erhöht sich so um 68 nehmen. bzw. 86 $ pro Tier). G. Veauthier 2 | Anogenital-Distanz gibt Hinweis % lang 49,6 kurz 58,3 40 45 50 55 60 65 70 Trächtigkeit nach erster Besamung Foto: Weerda Je kürzer der Damm (Abstand Anus-äußere Scheide) ist, desto besser sind die Trächtigkeitsergebnisse. Rinder mit einer kurzen Anogenital-Distanz wurden nach der ersten Belegung häufiger tragend. Quelle: J. E. Carelli et al., 2021 vet-consult 2/2021 19
R Rind Strichverletzungen am AMS Strichverletzungen frühzeitig erkennen, eine Behandlungsmethode festlegen und den Prozess begleiten – wichtige Tipps für Melkroboter-Betriebe. A uch wenn sich die Behandlungs- Strichverletzungen möglichst zeitnah ausfin- und Heilungschancen im Vergleich dig zu machen. Folgende Meldungen des zum konventionellen Melken kaum AMS können darauf hindeuten: unterscheiden, gestaltet sich die Er- ■ Unvollständige Melkungen kennung und Versorgung von Strichverletzun- ■ Nur drei Viertel gemolken gen am Melkroboter durchaus schwieriger. ■ Box ungemolken verlassen Tierarzt André ■ Bluterkennung durch Farbskalierung Alarmsignale vom AMS Hüting, ■ Veränderte Leitfähigkeit Tierarztpraxis Je nach Hersteller unterscheiden sich die an der Im Laufstall fallen Strichverletzungen in der Güterstraße Meldungen. Da Strichverletzungen aber akut Regel nur bei starken Blutungen auf, meistens auftreten, erscheinen auch die Signale uner- werden sie aber erst beim Melken sichtbar. wartet und fallen somit auf. Weniger akute Da man die Euter bei automatischen Melk Verletzungen oder Quetschungen machen systemen nicht jeden Tag sieht, müssen Milch- sich oft nicht direkt bemerkbar, fallen auf erzeuger auf Alarmsignale des Melkroboters achten, um Dauer aber durch ein reduziertes Minutengemelk auf. Zudem verändert sich gewöhnlich das Laufverhalten. Separieren und begleitet melken Klar ist, dass die betroffene Kuh Zeit und Geld kostet. Aber: Je zielgerichteter vorgegangen wird, desto größer sind die Heilungschancen. Jede Strichverletzung benötigt ein individuelles Vorgehen, über das mit dem Tierarzt ent- schieden wird. 1. Bei Alarm direkt das Euter und den Schweregrad der Verletzung kontrollieren. Ist der Strichkanal betroffen (er- höhtes Mastitis-Risiko)? Kann sich der Milchfluss wieder ge- nerieren? 2. Der zweite Blick gilt der Kuh (Laktationsstadium, Her- denverbleib etc.). Anhand dessen eine Entscheidung über das Behandlungsziel und das weitere Vorgehen treffen. 3. Demzufolge das betroffene Viertel oder das gesamte Euter ruhigstellen, behandeln oder chirurgisch eingreifen und durch Entzüngshemmer und Schmerzmittel unter- stützen. Foto: Riswick 4. Die Kuh möglichst lange separieren, zweimal täglich Tiere mit Strichverletzungen kosten immer Zeit (zwei bis drei Wochen) und Geld, verlieren in der Regel an Milchleistung und werden oft zum Dreistrich. begleitet melken und die Einstellungen am Melkroboter entsprechend anpassen. -khk- vet-consult 2/2021 20
TULLAVIS ZEIT FÜR FRISCHEN WIND Tulathromycin 100 mg/ml Injektionslösung für Rinder, Schweine und Schafe Tulathromycin 25 mg/ml Injektionslösung für Schweine EINMALBEHANDLUNG TULLAVIS 25 mg/ml Injektionslösung für Schweine; Zusammensetzung: 1 ml enthält Tulathromycin 25 mg; Sonstige Bestandteile: Monothioglycerol 5 mg. Anwendungsgebiete: Zur Therapie und Metaphylaxe von Atemwegser- krankungen bei Schweinen (SRD), im Zusammenhang mit gegenüber Tulathromycin-empfindlichen Actinobacillus pleuropneumoniae, Pasteurella multocida, Mycoplasma hyopneumoniae, Haemophilus parasuis und Bordetella bronchiseptica. Vor einer metaphylaktischen Anwendung sollte die Erkrankung innerhalb der Herde nachgewiesen sein. Das Tierarzneimittel sollte nur angewendet werden, wenn erwartet wird, dass die Schweine innerhalb der nächsten 2-3 Tage die Erkrankung entwickeln. Gegenanzeigen: bekannte Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff, anderen Makroliden oder einem der sonstigen Bestandteile. Nicht zusammen mit anderen Makroliden oder Lincosamiden anwenden. Nebenwirkungen: Pathomorphologische Veränderungen an der Injektionsstelle (einschließlich reversibler Veränderungen wie Blutstauung, Ödem, Fibrose und Blutung) sind bis ca. 30 Tage nach der Injektion nachweisbar. Wartezeit: Schweine (essbare Gewebe): 13 Tage. TULLAVIS 100 mg/ml Injektionslösung für Rinder, Schweine und Schafe; Zusammensetzung: 1 ml enthält Tulathromycin 100 mg; Sonstige Bestandteile: Monothioglyc- erol 5 mg. Anwendungsgebiete: Rinder: Zur Therapie und Metaphylaxe von Atemwegserkrankungen bei Rindern (BRD) im Zusammenhang mit gegenüber Tulathromycin-empfindlichen Mannheimia haemolytica, Pasteurella multo- cida, Histophilus somni und Mycoplasma bovis. Vor einer metaphylaktischen Anwendung sollte die Erkrankung innerhalb der Herde nachgewiesen sein. Zur Therapie der infektiösen Keratokonjunktivitis (IBK) bei Rindern im Zusam- menhang mit gegenüber Tulathromycin-empfindlichen Moraxella bovis. Schweine: Zur Therapie und Metaphylaxe von Atemwegserkrankungen bei Schweinen (SRD), im Zusammenhang mit gegenüber Tulathromycin-empfindlichen Actinobacillus pleuropneumoniae, Pasteurella multocida, Mycoplasma hyopneumoniae, Haemophilus parasuis und Bordetella bronchiseptica. Vor einer metaphylaktischen Anwendung sollte die Erkrankung innerhalb der Herde nachgewiesen sein. Das Tierarzneimittel sollte nur angewendet werden, wenn erwartet wird, dass die Schweine innerhalb der nächsten 2-3 Tage die Erkrankung entwickeln. Schafe: Zur Behandlung von frühen Stadien der infektiösen Pododermatitis (Moderhinke), im Zusammenhang mit virulenten Dichelobacter nodosus, die eine systemische Behandlung erfordern. Gegenanzeigen: bekannte Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff, anderen Makroliden oder einem der sonstigen Bestandteile. Nicht zusammen mit anderen Makroliden oder Lincosamiden anwenden. Nebenwirkungen: Rinder: Subkutane Verabreichung verursacht sehr häufig vorübergehende Schmerzreaktionen und Schwellungen an der Injektionsstelle, die bis zu 30 Tage bestehen können. Rinder und Schweine: Pathomorphologische Veränderungen an der Injektionsstelle (einschließlich reversibler Veränderungen wie Blutstauung, Ödem, Fibrose und Blutung) sind sehr häufig bis zu etwa 30 Tage nach der Injektion nachweisbar. Schafe: vorübergehende Anzeichen von Unwohlsein (Kopfschütteln, Reiben an der Injektionsstelle, Zurückweichen) nach intramuskulärer Injektion sehr häufig. Diese Symptome geben sich jedoch innerhalb weniger Minuten. Wartezeiten: Rinder (essbare Gewebe): 22 Tage. Schweine (essbare Gewebe): 13 Tage. Schafe (essbare Gewebe): 16 Tage. Nicht bei Tieren anwenden, deren Milch für den menschlichen Verzehr vorgesehen ist. Bei trächtigen Tieren, deren Milch für den menschlichen Verzehr vorgesehen ist, nicht innerhalb von 2 Monaten vor dem voraussichtlichen Geburtstermin anwenden. Ver- schreibungspflichtig. Zulassungsinhaber: LIVISTO Int’l, S.L.; Av. Universitat Autònoma, 29; 08290 Cerdanyola del Vallès (Barcelona); Spanien. Mitvertrieb DE: aniMedica GmbH, Im Südfeld 9, 48308 Senden-Bösensell. Stand: 08/2020. aniMedica GmbH · a LIVISTO company · Im Südfeld 9 · 48308 Senden livisto.com
Foto: Mahlkow-Nerge Jede Milchkuh braucht einen eigenen Liegeplatz, viel Platz im Stall und auf der Weide. Je seltener sie krank wird, desto länger kann sie optimale Leistungen bringen. Das Geheimnis langlebiger Kühe Langlebigkeit ist Voraussetzung für gute Lebensleistungen. In einer Studie aus Weihenstephan-Triesdorf wurden die Erfolgsfaktoren untersucht. D ie derzeitige Nutzungsdauer unserer Kühe in gangen. Sie versendeten Fragenbögen an 60 Projektbe- Deutschland beträgt ca. drei Jahre (37,4 Monate) triebe in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfa- und die durchschnittliche Lebensleistung liegt len und Niedersachsen. Die Betriebe mussten eine nur bei 26.600 kg Milch im Schnitt. Vor dem Hin- Lebensleistung von mindestens 35.000 kg Milch im leben- tergrund, dass die Aufzuchtkosten erst ab der zweiten Lak- den Bestand aufweisen. Anschließend besuchten sie die tation bezahlt sind und Kühe ihre maximale Milchleistung Betriebe, stellten Fragen und werteten MLP-Daten aus. Die in der 5. bis 7. Laktation erreichen, sind die Ergebnisse nicht Daten der Projektbetriebe wurden daraufhin mit LKV-Da- zufriedenstellend. Neben ökonomischen Gründen ist es ten aller Betriebe der entsprechenden Region verglichen. auch im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes, Das sind die Ergebnisse: Kühe länger zu nutzen. Denn wenn, Kühe älter werden, ■ Mehr Leistung und trotzdem älter: Die Projektbe- sinkt die Remontierungsrate und weniger Treibhausgase triebe hatten höhere Milchleistungen (9.300 vs. 8.060 kg), werden produziert. waren im Schnitt größer (78 vs. 59 Kühe) und älter als die Wie erreichen top Betriebe hohe Lebensleistungen? Vergleichsherden. So hatten die untersuchten Versuchs- Dieser Fragestellung sind Carsten Hummer und Felix Fer- betriebe doppelt so viele 10-jährige Kühe als die Ver- sen von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf nachge- gleichsbetriebe (21 % vs. 8 %). vet-consult 2/2021 22
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