INDISCHES FILMFESTIVAL STUTTGART 2018 SCHULTAG - INFORMATIONEN ZUM SCHULTAG BEIM 15. INDISCHEN FILMFESTIVAL

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INDISCHES FILMFESTIVAL STUTTGART 2018 SCHULTAG - INFORMATIONEN ZUM SCHULTAG BEIM 15. INDISCHEN FILMFESTIVAL
15. INDISCHES
FILMFESTIVAL
  STUTTGART
          2018
      SCHULTAG
INFORMATIONEN ZUM SCHULTAG
          BEIM 15. INDISCHEN
               FILMFESTIVAL
                  STUTTGART
INDISCHES FILMFESTIVAL STUTTGART 2018 SCHULTAG - INFORMATIONEN ZUM SCHULTAG BEIM 15. INDISCHEN FILMFESTIVAL
EINFÜHRUNG

Das Filmbüro Baden-Württemberg e.V. veranstaltet am Donnerstag,
19. Juli 2018, im Rahmen des 15. Indischen Filmfestivals Stuttgart
einen Schultag für SchülerInnen der 9. bis 12. Klasse. Der Schultag
                                                                         PROGRAMM
wird von der Robert Bosch Stiftung gefördert.

Mit dem zweitgrößten Bildungswesen weltweit muss sich Indien             9:30 UHR
einer enormen Verwaltungsarbeit und einer Vielzahl an Reformen           Ankunft und Anmeldung an der Festivalkasse im
und Maßnahmen widmen, um sein unausgewogenes Bildungssys-                Metropol Kino, Bolzstr. 10, in der Stuttgarter Innenstadt.
tem weiter verbessern zu können. Disparitäten der Bildungseinrich-
tungen gilt es nicht nur zwischen den jeweiligen Staaten der 35 Bun-     9:45 UHR
desterritorien anzugleichen. Auch die großen Unterschiede zwischen       Einlass in den Saal
privaten und staatlichen (Hoch-) Schulen und das Bildungsgefälle
zwischen Stadt und Land stellen Indien vor eine Vielzahl an Heraus-      10:00 UHR
forderungen.                                                             Begrüßung und Einführung in das Thema durch einen
                                                                         Referenten.
Neben der Bekämpfung des hohen Analphabetismus nehmen na-                Anschließend Vorführung des Films ‚Ubuntu’
tionale Kooperationsprojekte die Chancengerechtigkeit von Frauen         (Marathi mit englischen UT)
und Randgruppen in Angriff – beispielsweise durch den Aufbau von         und Gespräch mit dem Regisseur Pushkar Shrotri.
Fernlehrinstituten. Doch trotz der 1,4 Millionen staatlich anerkannten
Schulen bleibt tausenden von Kindern der Zugang zur Bildung ver-         ca. 13:00 UHR
wehrt. Oft steht die soziale Benachteiligung ökonomisch schwacher        Ende der Veranstaltung
Gruppen im Weg, wobei Kinderarbeit und Zwangsverheiratungen
Minderjähriger eine große Rolle spielen.
Aufgrund von Lehrermangel und dürftiger Ausstattung kann auch
die Qualität des Unterrichts nicht flächendeckend gewährleistet
werden. Bei der PISA Studie 2009 erreichte Indien den vorletzten
Rang unter allen Teilnehmerländern, während China mit dem welt-
weit größten Bildungswesen auf dem ersten Platz landete. Reprä-
sentativ sind diese Ergebnisse zwar nicht, aber sie liefern einen gu-
ten Anhaltspunkt dafür, welch große Aufgaben das Land noch zu
bewältigen hat.

Trotz der zahlreichen Hindernisse und Herausforderungen ist es In-
dien in den letzten Jahren jedoch gelungen, eine schmale Bildungs-
elite hervorzubringen. Die größte Demokratie der Welt kann mit Stolz
behaupten, seine Wissenschaftler zur globalen Wirtschaftselite ge-
wichtiger Forschungsgebiete zu zählen – beispielsweise auf dem
Gebiet der Biotechnologie oder der Raumfahrt. Mit Bewunderung
blickt die Welt auf dieses Land der Gegensätze, auf seine Hoffnungs-
träger und seine Fortschritte.
Auch der diesjährige Schulfilm ‚Ubuntu‘ handelt von Hoffnung, Zu-
sammenhalt und Fortschritt und zeigt auf, wie wichtig der Zugang
zu Bildung besonders in den ländlichen Regionen Indiens sein kann.
INDISCHES FILMFESTIVAL STUTTGART 2018 SCHULTAG - INFORMATIONEN ZUM SCHULTAG BEIM 15. INDISCHEN FILMFESTIVAL
15. INDISCHES
                                                                                                                                     FILMFESTIVAL
                                                                                                                                       STUTTGART
                                                                                                                                               2018

WWW.INDISCHES-FILMFESTIVAL.DE

                                                                                                       SPIELFILM, 2017, 115 Min.
                                                                                                       Marathi mit englischen Untertiteln

DER FILM                                                                                               19. Juli 2018, 9.30 Uhr
                                                                                                       Metropol Kino, Saal 2

UBUNTU
INHALT                                                 REGIE                                           UBUNTU -
                                                                                                       EINE LEBENSPHILOSOPHIE

In einem kleinen Dorf unterrichtet ein Lehrer          Pushkar Shrotri ist Regisseur und Schau-        Der afrikanische Begriff „Ubuntu“ bezeich-
eine Klasse von nur 15 Schülern. Mit moder-            spieler in Filmen und Theaterstücken. Er        net eine Lebensphilosophie und entspringt
ner Pädagogik versucht er praxisnah, den               schloss sein Studium am M. L. Dahanukar         den Bantusprachen Südafrikas. Sinngemäß
Kindern verschiedene Sichtweisen auf das               College ab. 2014 erhielt er für ‚Rege’ (2014)   übersetzt bedeutet Ubuntu „Eine Person ist
Leben zu eröffnen.                                     den Preis als bester Nebendarsteller auf der    eine Person durch andere Personen“ und
                                                       Maharashtracha Favourite Kon. Für seinen        meint damit die Beziehung zwischen Indivi-
                                                       Film ‚Ubuntu’ (2017) war er zum ersten Mal      duum und Gesellschaft und den Glauben an
Als die Klasse versehentlich ein Feuer ent-            als Regisseur, Produzent und Drehbuchau-        die Nächstenliebe. Sich sebst als Teil eines
facht, verkündet der Dorfälteste, die Schule           tor tätig.                                      Ganzen zu erfahren und in einer friedlichen,
zu schließen, sollte diese nicht von minde-                                                            teilenden, sich gegenseitig respektierenden
stens 35 Kindern besucht werden. Ausge-                                                                Gemeinschaft zu leben, ist das Ziel dieser
                                                                                                       Philosophie.
rechnet jetzt muss der Lehrer zu seiner
                                                                                                       Nach dem Ende der Apartheid und seit den
schwangeren Frau zurück.
                                                                                                       ersten demokratischen Wahlen im Jahr
                                                                                                       1994 ist Ubuntu ein wichtiger Grundsatz des
                                                                                                       „neuen Südafrikas“ geworden und wird von
Er beauftragt seine älteste Schülerin Guri,
                                                                                                       politischen und religiösen Autoritäten oft
dafür zu sorgen, dass die Schüler trotzdem
                                                                                                       benutzt, um ein respektvolles Miteinander
weiterhin kommen. Doch kurz darauf droht
                                                                                                       zwischen Individuen einzufordern.
Guris bester Freundin die Zwangsheirat und
ihr Bruder soll arbeiten gehen, um die Mitgift
zu finanzieren. Um die Schule doch noch zu
retten, wendet sich Guri schließlich an die
Öffentlichkeit. ‚Ubuntu’ ist die Geschichte von
Kindern, die für Recht auf Bildung und damit
für ihre Zukunft kämpfen.

Tickets:   5 € pro Schüler (2 Begleitpersonen pro Klasse frei)                                         DER FILM WIRD IM PROGRAMM DES
Ort:       Metropol Kino, Bolzstraße 10, 70173 Stuttgart                                               15. INDISCHEN FILMFESTIVALS STUTTGART
Tag:       Donnerstag, 19. Juli 2018                                                                   AM SAMSTAG, 21. JULI 2018 UM 16 UHR
Beginn:    10.00 Uhr (Einlass ab 9.45 Uhr)                                                             ALS WIEDERHOLUNG GEZEIGT.
INDISCHES FILMFESTIVAL STUTTGART 2018 SCHULTAG - INFORMATIONEN ZUM SCHULTAG BEIM 15. INDISCHEN FILMFESTIVAL
INFO

UBUNTU
                                              DATUM
                                              Donnerstag, 19. Juli 2018, 9:30 Uhr

                                              ORT
                                              Der Film wird im Metropol Kino, Bolzstraße 10 in
                                              70173 Stuttgart, gezeigt.

                                              ANMELDUNG FÜR SCHULKLASSEN
                                              Da nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Verfügung
                                              steht, bitten wir um eine möglichst schnelle Anmeldung
                                              mit dem Anmeldeformular, das Sie uns per Fax an 0711 22
                                              10 69 oder per E-Mail an forelli@filmbuerobw.de zusenden
                                              können.
                                              Anmeldeformular unter www.indisches-filmfestival.de unter
                                              der Rubrik ‚Rahmenprogramm‘ - Schultag.

                                              KOSTEN
                                              5 € pro SchülerIn (zwei Begleitpersonen pro Schulklasse
                                              sind frei). Der Gesamtbetrag kann am Tag der Veranstaltung
                                              vor Veranstaltungsbeginn an der Festivalkasse im
                                              Metropol Kino entrichtet werden.
                                              Bei Fragen steht Ihnen Lisa Forelli gerne unter
                                              (0)711 - 22 10 67 oder forelli@filmbuerobw.de zu Verfügung.

                                              VERANSTALTER
                                              Filmbüro Baden-Württemberg e.V.
                                              Friedrichstraße 37
                                              70174 Stuttgart
                                              T +49 (0)711 - 22 10 67
                                              F +49 (0)711 - 22 10 68
                                              E-Mail: forelli@filmbuerobw.de

LINK ZUM FILM TRAILER                         INFORMATIONEN UNTER:
                                              www.indisches-filmfestival.de
https://www.youtube.com/watch?v=atSfdmYrcUc   www.filmbuerobw.de
                                              www.jugendfilmpreis.de

  Schultag
                            im Rahmen des 15. Indischen Filmfestivals Stuttgart 2018
                            Donnerstag, 19. Juli 2018

Filmbüro Baden-Württemberg e.V.                                     Rückantwort:
                                                                    Per Fax an    0711 22 10 69
Alissa Papendick
                                                                    Per E-Mail an papendick@filmbuerobw.de
Friedrichstraße 37
70174 Stuttgart                                                     Anmeldung
                                                                     Interner Vermerk:
                                                                     Veranstaltungstag:

Schule

Straße, Hausnr.

PLZ, Stadt
Ansprechperson

Telefonnummer

Faxnummer

E-Mail

Klasse

Schülerzahl*

        Bitte informieren Sie mich weiterhin über Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler sowie Schulangebote
        des Filmbüro Baden-Württemberg.
* Die Abrechnung erfolgt an den Kinokassen entsprechend der tatsächlichen Anzahl der Schüler am Veranstaltungs-
  tag. Sollten mehr als 5 Schüler fehlen, würden wir uns über eine frühstmögliche Rückmeldung freuen.

Letztmögliche Anmeldung bis 12.7.2018. Die Anmeldungen werden nach Eingang berücksichtigt.
Sollte die Veranstaltung ausverkauft sein, erhalten Sie umgehend eine Rückmeldung.

Datum, Ort                                                     Unterschrift

Ort:       Metropol Kino, Bolzstraße 10, 70173 Stuttgart
Zeit:      9:30 Uhr		             Anmeldung
           10:00 Uhr              Begrüßung und Einführung in das Thema durch Referenten
           anschließend           Vorführung des Films (Titel wird Ende Mai veröffentlicht) und Gespräch mit dem Filmteam

Preis:     5 € pro Schüler (2 Begleitpersonen pro Schulklasse frei)

Filmbüro Baden-Württemberg e.V.                   BW-Bank Stuttgart                           Telefon:   +49 (0)711 22 10 67
Friedrichstraße 37, 70174 Stuttgart               Konto: 111 01 71  BLZ: 600 501 01           Telefax:   +49 (0)711 22 10 69
Amtsgericht Stuttgart - VR 3840                   IBAN: DE89 6005 0101 0001 1101 71           E-Mail:    info@filmbuerobw.de
USt-IdNr.: DE186820951                            BIC/SWIFT: SOLA DE ST                       Web:       www.filmbuerobw.de
INDISCHES FILMFESTIVAL STUTTGART 2018 SCHULTAG - INFORMATIONEN ZUM SCHULTAG BEIM 15. INDISCHEN FILMFESTIVAL
ANHANG
EXPANSION, QUALITÄT, GERECHTIGKEIT
HERAUSFORDERUNGEN DES INDISCHEN BILDUNGSSYSTEMS

SÖHNE HABEN VORRANG
INDISCHE MÄDCHEN BEKOMMEN DIE SCHLECHTERE SCHULBILDUNG

THEMENBLÄTTER IM UNTERRICHT / NR. 100
BILDUNGSGERECHTIGKEIT
INDISCHES FILMFESTIVAL STUTTGART 2018 SCHULTAG - INFORMATIONEN ZUM SCHULTAG BEIM 15. INDISCHEN FILMFESTIVAL
bpb.de - Indien - Größte Demokratie der Welt - Bildungssystem                                    http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44534/indiens-bi...

                            URL: http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/44534/indiens-bildungssystem
          Pfad: Internationales / Asien / Indien / Bildung und Kultur / Indiens Bildungssystem

           7.4.2014 | Von:          Dr. Doris Hillger

                              Dr. Doris Hillger
                              Dr. Doris Hillger ist Regionalmanagerin für Indien/Südasien im OAV
                              – German Asia-PaciVc Business Association. Sie promovierte am
                              GIGA Institut für Asienstudien zum Thema Bildungsgovernance in
                              Indien und leitete von 2009 bis 2012 das Heidelberg Center South
                              Asia der Universität Heidelberg in New Delhi.

          Expansion, Qualität, Gerechtigkeit
          Herausforderungen des indischen Bildungssystems
          Indiens Regierung hat für den Bildungsbereich den wegweisenden Grundsatz "Expansion, Qualität, Gerechtigkeit" formuliert.
          Allerdings wurde bislang nur die Expansion erfolgreich gemeistert. Die Gewährleistung von qualitativen Mindeststandards in
          Schule, Hochschule und Berufsbildung ist dagegen bislang ebenso wenig gelungen wie die damit verbundene Sicherstellung
          von Chancengerechtigkeit. Die Gründe dafür sind vielfältig.

          Mit seinen mehr als 1,4 Millionen staatlich anerkannten Schulen, etwa 33.000 Colleges und 659 Universitäten ist das indische
          Bildungssystem heute eines der größten weltweit. Trotz des beeindruckenden Anstiegs der Einschulungszahlen und
          Übergangsraten in die weiterführenden Schulen sowie dem massiven Ausbau des Hochschulsystems steht es vor enormen
          Herausforderungen. Der Mangel an qualiVzierten Lehrkräften sowie rückläuVge Schülerleistungen in staatlichen Schulen und
          die daraus resultierenden steigenden Ausgaben der Haushalte für Bildung in Privatschulen werfen die Frage nach einem
          vernünftigen Verhältnis von Expansion und Qualität auf.

          Bildung seit der Unabhängigkeit: Ein Überblick
          Nach der Unabhängigkeit wurde der ^ächendeckende Zugang zu staatlicher Schulbildung in den Handlungsdirektiven zur
          indischen Verfassung (Directive Principles of State) als innerhalb von zehn Jahren zu erreichendes Ziel zentral- und
          bundesstaatlicher Politik festgeschrieben. Da aber Bildung in der föderalen Verfassung Indiens zunächst reine Länderaufgabe
          war und es den Bundesstaaten freigestellt war, eine Schulp^icht einzuführen, entwickelte sich das öffentliche Schulsystem in
          den ersten 40 Jahren der Republik höchst divergent. Dies ist zum einen auf die unterschiedlichen Ausgangslagen zum
          Zeitpunkt der Unabhängigkeit zurückzuführen, zum anderen auf die Priorität, die die Landesregierungen sozialen Reformen im
          Allgemeinen und der Bildungspolitik im Besonderen zumaßen.

          Alphabetisierungsraten – ausgewählte Bundesstaaten

             Bundesstaat                       Alphabetisierungsrate (%)
                              1951      1961     1971    1981    1991      2001    2011

           Andhra Pradesh     na       21,19    24,57   35,66    44,08     60,47   67,02

           Bihar              13,49    21,95    23,17   32,32    37,49     47      61,8

           Delhi              na       61,95    65,08   71,94    75,29     81,67   86,21

           Gujarat            21,82    31,47    36,95   44,92    61,29     69,14   78,03

           Himachal Pradesh   na       na       na      na       63,86     76,48   82,8

           Kerala             47,18    55,08    69,75   78,85    89,81     90,86   94,0

           Madhya Pradesh     13,16    21,41    27,27   38,63    44,67     63,74   69,32

           Maharashtra        27,91    35,08    45,77   57,24    64,87     76,88   82,34

           Rajasthan          8,5      18,12    22,57   30,11    38,55     60,41   66,11

           Tamil Nadu         na       36,39    45,4    54,39    62,66     73,45   80,09

           Uttar Pradesh      12,02    20,87    23,99   32,65    40,71     56,27   67,68

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            Indien gesamt   18,33   28,3   34,45   43,57   52,21   64,84   72,99

          Quelle: Economic Survey 2012-13, Office of the Registrar General, 2012, Ministry of Home Affairs, Government of India und Zensus
          2011

          Um die Ausbildung der politischen Elite zu gewährleisten wurde früh ein Netz zentralstaatlich Vnanzierter und kontrollierter
          Schulen (Central Schools) aufgebaut, die vor allem für die Schulbildung der Kinder von Staatsdienern sorgen sollten. Neben
          den aus der christlichen Mission entstandenen Convent Schools bildeten sie lange das Rückgrat der Eliteausbildung in Indien.
          Seit den 90er Jahren verbreiteten sich private sogenannte internationale Schulen (International Schools), oftmals gegründet
          von Unternehmern oder Politikern, die inzwischen ebenfalls erheblich zur Ausbildung der Eliten beitragen.

          Der Hochschulsektor entwickelte sich ähnlich: Die zentralstaatlich Vnanzierten Central Universities und Indian Institutes
          konnten sich aufgrund der vergleichsweise großzügigen Vnanziellen Ausstattung zu international konkurrenzfähigen Bildungs-
          und Forschungseinrichtungen entwickeln, während die Mehrzahl der von den Bundesstaaten getragenen State Universities und
          deren angeschlossene Colleges, die die Masse der Studierenden ausbilden, unter UnterVnanzierung und Mangel an
          qualiVziertem Lehrpersonal litten.

          Struktur des Bildungssystems
          Prägend für das indische Bildungssystem ist die Koexistenz verschiedener Schulformen – staatliche und private Institutionen
          einerseits sowie formale und nicht formale Institutionen andererseits. Seit 1986 gibt es eine landesweit verbindliche
          Grundstruktur der Schulbildung, die so genannte Zehn-Plus-Zwei-Struktur – zehn Jahre Schulausbildung bis zur Sekundarstufe
          und zwei Jahre Oberstufe. Zusätzlich gibt es berufsbildende Schulen, die Schüler nach Abschluss der Sekundarstufe auf den
          Eintritt in das Berufsleben vorbereiten (z.B. Polytechnische Schulen).

          Der Abschluss der Oberstufe berechtigt zur Teilnahme an den Aufnahmeprüfungen der Universitäten, Technischen
          Hochschulen und Engineering Colleges. An den Universitäten und Colleges gibt es in der Regel dreijährige Bachelor-
          Studiengänge, darauf aufbauend zwei Jahre bis zum Master und weitere zwei bis drei Jahre bis zum Doktorgrad. An den
          Technischen Hochschulen führt das Studium meist nach vier Jahren zum Bachelor. Ferner gibt es Fernuniversitäten auf
          zentral- und bundesstaatlicher Ebene, die ein Studium neben der Erwerbstätigkeit ermöglichen.

          \r\nNeben den beschriebenen Institutionen des formalen Bildungssystems haben sich diverse nicht-formale Strukturen
          entwickelt, die sich bis in den Hochschulbereich erstrecken. Nicht formale Institutionen staatlicher und privater Träger richten
          sich an Kinder und Jugendliche, denen aus verschiedenen Gründen – Erwerbstätigkeit, Arbeitsmigration der Familie oder
          Versorgung jüngerer Geschwister – der Besuch einer formalen Schule nicht möglich ist. Sie decken ebenfalls den Bereich
          Erwachsenenbildung ab.

          Wirtschaftliche Öffnung und Bildungsreformen
          Seit RatiVzierung der National Policy on Education 1986 ist Bildung eine gemeinsame Aufgabe von Zentralregierung und
          Bundesstaaten. Das Gesetz ermöglichte es, nationale Bildungsprogramme für rückständige Regionen durchzuführen, die zum
          größten Teil von der Zentralregierung Vnanziert und gesteuert wurden.

          In der Folge der Zahlungsbilanzkrise von 1990 wurden als Teil des Bedingungspaketes für die Kredite von Weltbank und
          Internationalem Währungsfonds umfangreiche Reformen zur wirtschaftlichen Öffnung und zur Dezentralisierung der
          öffentlichen Verwaltung angeschoben, die auch das Bildungssystem maßgeblich veränderten. Hatte die Zentralregierung
          bislang überproportional in die Sekundar- und Tertiärbildung investiert, so verschob sich nun der Fokus auf die
          Elementarbildung: zwischen 1990 und 2005 wuchs deren Anteil an den Gesamtausgaben von 14 auf über 50 Prozent. Die
          wichtigste Initiative war das von der Weltbank Vnanzierte District Primary Education Programme (DPEP). Dieses Projekt hatte
          Modellcharakter für viele der nachfolgenden Reformen des Schulbildungssektors.

          Mit der Au^age des nationalen Bildungsprogramms "Bildung für alle" (Sarva Shiksha Abhiyan, SSA) zur Universalisierung der
          Elementarbildung im Jahr 2002 und den damit verbundenen Maßnahmen zur Sicherung der Infrastruktur übernahm die
          Zentralregierung die Kontrolle über den Aufbau des öffentlichen Schulsystems in den Bundesstaaten. Seither sind die
          Einschulungsraten ^ächendeckend weiter gestiegen. RückläuVg entwickelt haben sich die gravierenden Unterschiede
          zwischen dem Alphabetisierungsniveau in ländlichen und städtischen Gebieten einerseits sowie zwischen den Geschlechtern

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          andererseits. So ist die Differenz zwischen ländlichen und städtischen Gebieten in den letzten zehn Jahren von 20 auf 15
          Prozent gesunken, zwischen Männern und Frauen im Landesdurchschnitt von 22 auf 16 Prozent.

          Die Einschulungsraten auf Grundschulebene sind inzwischen in allen Bundesstaaten sowohl für Mädchen als auch für Jungen
          bei annähernd 100 Prozent angekommen, nehmen jedoch in der Sekundarstufe deutlich ab. Die Übergangsrate von der
          Grundschule in die Mittelschule (Klasse 6-7) lag 2011 landesweit bei 87 Prozent, in der Sekundarstufe I (Klasse 8-10) waren es
          nur noch 71 Prozent.

          Um den Zugang aller Haushalte zu einer Sekundarschule bzw. zur Oberstufe sicherzustellen hat die indische Zentralregierung
          2009 das Nationale Programm für die Sekundarbildung (Rashriya Madhyamik Shiksa Abhiyan, RMSA) aufgelegt. Analog zum
          SSA wird zunächst auf die Aufstockung der Infrastruktur bestehender und den Aufbau neuer Sekundarschulen gesetzt,
          gleichzeitig sollen alle Schulen einem einheitlichen Prüfungsregime unterworfen werden. Im Sekundarschulsektor ist der Anteil
          der Privatschulen deutlich höher als im Elementarbereich, im Landesmittel waren es bereits 2008 etwa 53 Prozent.

          Mit der Universalisierung der Elementarbildung sind zwei bedenkliche Trends verbunden: Seitdem im Jahr 2010 das
          Grundrechts auf Bildung (Right to Education, RTE) in Kraft getreten ist, ist ein messbarer Abfall der ohnehin schwachen
          Schülerleistungen vor allem in staatlichen Schulen zu verzeichnen. Dies führt zu einem Exodus aus dem staatlichen
          Schulsystem, der sowohl dem öffentlich wahrgenommenen Verfall staatlicher Schulen als auch dem langsam steigenden
          Einkommen der Landbevölkerung geschuldet ist. Mit der wachsenden Kluft zwischen dem Lernerfolg von Schülern in privaten
          und staatlichen Einrichtungen schrumpft die Chance auf Bildungsaufstieg der Kinder aus armen Familien, die sich die
          Aufwendung von Schulgebühren nicht leisten können.

          Quantität auf Kosten von Qualität?
          Ähnlich wie in Deutschland gab es auch in Indien lange keine systematischen Schülerleistungsstudien. Erst mit dem von der
          Nichtregierungsorganisation Pratham veröffentlichten Annual Status of Education Report (ASER) werden seit 2005 regelmäßig
          Leistungsstände im Lesen und Rechnen erhoben, sowohl in staatlichen als auch in privaten Schulen. Die Ergebnisse rüttelten
          die indische Öffentlichkeit auf: Der ASER Studie zufolge konnten landesweit nur 55 Prozent der Fünftklässler einen Text der
          Klassenstufe 2 fehlerfrei lesen und verstehen, während nur 35 Prozent eine einfache Divisionsaufgabe bewältigten. In privaten
          Schulen lag der Anteil im Schnitt 10 Prozent höher. Allerdings – und das ist wichtig zur Kenntnis zu nehmen – wird die ASER-
          Erhebung bislang nur in ländlichen Gebieten durchgeführt. Das Leistungsniveau in den größeren Städten dürfte aufgrund der
          Vielzahl privater, internationaler und zentralstaatlicher Schulen deutlich höher liegen.

          Einen weiteren Hinweis auf die Qualität der Schulbildung unter Einbezug städtischer Schulen gibt die PISA Studie von 2009.
          Erstmals nahmen Schüler aus den Bundesstaaten Tamil Nadu im Süden und Himachal Pradesh im Norden des Landes an PISA
          teil. Beide gelten als Leistungsspitzen innerhalb Indiens, doch die Ergebnisse waren ernüchternd: Nur 11 bis 15 Prozent der
          getesteten Schüler und Schülerinnen erreichten die von der OECD deVnierte Basiskompetenz zur erfolgreichen Teilnahme am
          wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben (OECD-Durchschnitt: 81 Prozent).

          Wie der Annual Status of Education Report für 2012 zeigt, Vel das Kompetenzniveau in den letzten drei Jahren auf dem Land
          ^ächendeckend ab, wobei der Trend in Privatschulen deutlich schwächer ausgeprägt ist. Dies wird auf eine Reihe von
          Reformen zurückgeführt, die mit Inkrafttreten des RTE einsetzen. Sie sehen die Abschaffung der Jahresabschlussprüfung und
          Ersatz durch ein System der kontinuierlichen Evaluierung der Kinder vor. Zudem wurde das Sitzenbleiben in den Klassenstufen
          1 bis 8 abgeschafft. Dies entspricht zwar dem Stand der internationalen bildungswissenschaftlichen Debatte, das Wegfallen
          des Lern- bzw. Lehrdrucks und die Überforderung der Lehrkräfte mit der kontinuierlichen Evaluierung führt jedoch offenbar
          dazu, dass der Lernerfolg sinkt.

          In der Folge verschärft sich die Abwanderung aus den staatlichen Schulen: Im Mittel steigt auf dem Land seit 2010 der Anteil
          an Grundschülern, die Privatschulen besuchen, um 10 Prozent jährlich, und dürfte im Landesdurchschnitt inzwischen bei 40
          Prozent liegen. In den Städten bedienen private Schulen je nach Bundesstaat zwischen 60 und 90 Prozent aller Schüler. Unter
          den Bedingungen eines derart gespaltenen Schulsystems ist das Grundrecht auf eine qualitativ anständige, kostenfreie
          Grundbildung für alle Kinder nicht mehr als Makulatur, zumal die Qualitätskomponente – also der Lernerfolg der Schüler –
          nicht einklagbar ist.

          Massiver Ausbau des Hochschulsektors
          Waren die letzten 15 Jahre geprägt von Investitionen in die Infrastruktur des Elementarbildungssektors, so hat sich im elften

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          und zwölften Fünfjahresplan der Fokus deutlich auf die tertiäre Bildung und die Berufsausbildung verschoben. So deVzitär das
          Schulsystem insgesamt auch sein mag, produziert es doch eine rasant wachsende Zahl an Schulabsolventen, die Jahr für Jahr
          auf den Arbeitsmarkt und in die Hochschulen drängen. Hinzu kommt die Demographie – die Hälfte der indischen Bevölkerung
          ist jünger als 25 Jahre.

          Den jährlich etwa 13 Millionen Schulabsolventen und Schulabbrechern stehen etwa 3,5 Millionen Studien- und
          Ausbildungsplätze gegenüber. Um den Bedarf der Wirtschaft an qualiVzierten Arbeitskräften zu decken strebt die
          Unionsregierung mit ihrem National Skill Development Program die QualiVzierung von 500 Millionen jungen Arbeitskräften und
          eine Erhöhung der Studierendenquote von momentan knapp 18 auf 30 Prozent bis 2022 an. Der hierzu erforderliche Ausbau
          der Studien- und Ausbildungsplätze soll nach dem Willen der Regierung auch durch massives privatwirtschaftliches
          Engagement realisiert werden.

          Der Hochschulsektor hat bereits in den letzten sieben Jahren ein rasantes Wachstum erfahren: zwischen 2006 und 2013
          entstanden rund 12.000 neue Colleges und 270 Universitäten, 65 Prozent davon im privaten Sektor. Über 60 Prozent aller
          Studierenden sind in privaten Colleges und Universitäten eingeschrieben. Wie im Schulsektor ist auch hier die Qualität der
          Einrichtungen höchst unterschiedlich.

          Gemessen am jeweiligen Anteil an der Bevölkerung ergibt sich in puncto Zugang zum Hochschulsystem ein differenziertes
          Bild. Während der Anteil der Studierenden aus den unteren Kastengruppen (Scheduled Castes), die über Jahrzehnte im Fokus
          der Inklusionspolitik standen, sich mit 12,5 Prozent ihrem Bevölkerungsanteil angenähert hat, sind vor allem Angehörige der
          indischen Stammesbevölkerung (Schedules Tribes) und die muslimische Bevölkerung in den Hochschulen deutlich
          unterrepräsentiert. So waren 2011 nur jeweils etwas über 4 Prozent der Studierenden Angehörige der Scheduled Tribes
          (Bevölkerunganteil 8,6 Prozent) oder Muslime (Bevölkerungsanteil ca. 14 Prozent).

          Mit Beginn der elften Planungsperiode (2007-2011) investierte die Zentralregierung massiv in den Ausbau der sogenannten
          Exzellenzzentren, indem nach regionalem Proporz unter anderem neun neue Indian Institutes of Technology (IITs) sowie fünf
          Indian Institutes of Science Education and Research (IISER) und 15 Central Universities aufgebaut wurden. Absolventen dieser
          Einrichtungen haben exzellente Karrierechancen auf dem indischen und dem internationalen Arbeitsmarkt. Ein Blick auf die
          Produktivitätsrate im indischen Wissenschaftssystem, gemessen an der Publikationsdichte sowie Anzahl der internationalen
          Kooperationen, zeigt, dass Indien in den letzten zehn Jahren einen deutlichen Anstieg seiner wissenschaftlichen Produktivität
          verzeichnen konnte. Deutschland ist hinter den USA wichtigster internationaler Kooperationspartner.

          Dringend notwendige Reform der Berufsbildung
          Die Masse der Studierenden wird jedoch nicht in den Exzellenzzentren, sondern in den bundesstaatlichen Universitäten und
          Colleges (State Universities / State Colleges) ausgebildet, die fast ^ächendeckend unter UnterVnanzierung und einem Mangel
          an qualiVzierten Lehrkräften leiden. Dies führt zu der paradoxen Situation, dass trotz steigender Absolventenzahlen ein
          Fachkräftemangel herrscht, da die große Masse der Studienabgänger nicht die adäquaten QualiVkationen für die wachsende
          Wirtschaft mitbringt. Die im Auftrag verschiedener internationaler und indischer Großkonzerne durchgeführte National
          Employability Study stuft die unmittelbare Beschäftigungsfähigkeit indischer Absolventen im Mittel bei unter 15 Prozent ein.
          Der Großteil der Absolventen braucht sektoren- und funktionsübergreifend eine intensive betriebliche Fortbildung, um in
          Unternehmen einsetzbar zu sein.

          Vor diesem Hintergrund hat in den letzten zehn Jahren die lange politisch vernachlässigte Berufsausbildung verstärkt
          Aufmerksamkeit erfahren. Der Fokus liegt auf dem Ausbau des Netzes der berufsbildenden Schulen, der Überarbeitung der
          Lehrpläne und einer verbesserten Ausbildung der Ausbilder – letzteres unter verstärkter Beteiligung der Industrie und
          ausländischer Kooperationspartner – um Qualität und Reichweite der beru^ichen Ausbildung zu stärken. Gleichzeitig soll über
          ein Netz an Community Colleges die an Schlüsselkompetenzen orientierte Weiterbildung unqualiVzierter Erwerbstätiger in
          ländlichen Regionen vorangetrieben werden, um die Produktivität im informellen Sektor ^ächendeckend steigern zu können.

          Ausblick
          Betrachtet man die Formel "Expansion, Qualität, Gerechtigkeit", die die indische Regierung seit der elften Planungsperiode für
          alle drei Bildungssektoren ausgegeben hat, als ein Kontinuum, so wurde bislang vor allem die Expansion erfolgreich
          gemeistert. Indien hat jedoch sowohl bei der Gewährleistung von qualitativen Mindeststandards wie auch der
          Chancengerechtigkeit noch große Aufgaben vor sich.

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          Ausgehend von den Entwicklungen des Schulsektors in den letzten 25 Jahren steht zu befürchten, dass sich auch im tertiären
          und berufsbildenden Sektor ein ähnlich fragmentiertes Szenario etablieren wird, bestehend aus einer Vielzahl privater Anbieter
          unterschiedlichster Qualität, einem unter seinen Möglichkeiten bleibenden Netz staatlicher Institutionen und einem
          Parallelsystem informaler, dezentral organisierter Einrichtungen für die unterversorgte Landbevölkerung. Ohne eine
          Harmonisierung des Bildungssystems auf allen Ebenen wird sich Chancengerechtigkeit nicht verwirklichen lassen.

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                       Autor: Dr. Doris Hillger für bpb.de
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Söhne haben Vorrang | bpb                                                                       http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/189196/bildungs...

                         URL: http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/189196/bildungschancen-maedchen-und-jungen
          Pfad: Internationales / Asien / Indien / Bildung und Kultur / Bildungschancen: Mädchen und Jungen

           8.4.2014 | Von:      Stefan Mentschel

             Stefan Mentschel
             ist Politikwissenschaftler und Journalist. Seit 2006 lebt und
             arbeitet er in Neu-Delhi. Das vorliegende Indien-Dossier hat er für
             die Bundeszentrale konzipiert und redaktionell betreut.

          Söhne haben Vorrang
          Indische Mädchen bekommen die schlechtere Schulbildung
          Laut Gesetz haben alle indischen Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren das Recht auf eine kostenlose Schulbildung. An den
          Grundschulen ist das Verhältnis von Jungen und Mädchen deshalb auch annähernd gleich. Allerdings ändert sich das nach
          der vierten Klasse, wenn viele Mädchen die Ausbildung abbrechen. Aber auch Mädchen, die einen Schulabschluss machen,
          werden oft benachteiligt. Die Gründe dafür sind vielfältig.

          Jeden Morgen das gleiche Ritual: Vor Unterrichtsbeginn nehmen die Kinder auf dem Hof der kleinen Grundschule Aufstellung.
          Nach ein paar anfeuernden Worten des Klassensprechers über die Bedeutung des Geißigen Lernens für das Leben wird
          gesungen – erst ein Lied über die Liebe der Kinder zu ihrem Heimatland Indien, dann die Nationalhymne.

          Die Dorfschule liegt ein paar Autostunden nordöstlich der Hauptstadt Neu-Delhi. Knapp 30 Mädchen und Jungen lernen hier
          von der ersten bis zur vierten Klasse – in einem einzigen Raum, unterrichtet von nur einer Lehrerin. Das ist Standard in vielen
          ländlichen Regionen Indiens. Auch deshalb haben staatliche Grundschulen, in die rund 80 Prozent aller indischen Kinder gehen,
          keinen guten Ruf. Anders als private Schulen sind sie jedoch kostenlos.

          Grundlage dafür ist ein Gesetz von 2009, dass das Grundrecht auf Schulbildung für jedes Kind im Alter von 6 bis 14 Jahren
          garantiert. "Seit Inkrafttreten des Right to Education Act sind die Einschulungszahlen landeweit gestiegen", berichtet die
          Erziehungswissenschaftlerin Minati Panda von der Delhier Jawaharlal-Nehru-Universität. Laut o`zieller Statistik besuchten
          inzwischen fast alle Kinder eine Grundschule, auch das Verhältnis von Mädchen und Jungen sei dort annähernd gleich.

          Hohe Abbrecherquote bei Mädchen
          Ähnlich wie in Deutschland ist die Verantwortung für die Bildung auch in Indien zwischen den einzelnen Bundesstaaten und der
          Zentralregierung aufgeteilt. Prägend für das Bildungssystem ist das Nebeneinander von staatlichen, halbstaatlichen und
          privaten Institutionen. Seit Mitte der 80er Jahre gibt es jedoch eine landesweit einheitliche Grundstruktur der Schulbildung, das
          so genannte Zehn-Plus-Zwei-System – zehn Jahre Schulausbildung bis zur Sekundarstufe und zwei Jahre Oberstufe.

          "Um den Erfolg der staatlichen Bildungspolitik bewerten zu können, dürfen jedoch nicht nur die Einschulungsstatistiken
          herangezogen werden", sagt Minati Panda. Die Qualität des Unterrichts, die Ausstattung der Schulen und die Ausbildung der
          Lehrer müsse ebenso in Betracht gezogen werden. Interessant sei aber auch ein Blick auf die Abbrecherzahlen. "Denn 40
          Prozent der indischen Mädchen verlassen auch heute noch die Schule vor Beginn der fünften Klasse."

          Die Gründe dafür sind vielfältig. "Einer ist die traditionelle Bevorzugung von Söhnen durch Eltern und Familie in Indien", weiß die
          Wissenschaftlerin. Vor allem in ärmeren Schichten sei die Abbrecherquote bei den Mädchen sehr hoch, denn dort genieße die
          Ausbildung des Sohnes höhere Priorität. Die Mädchen dagegen würden schon früh auf ihre spätere Rolle als Ehefrau und
          Mutter vorbereitet. "Sie müssen im Haushalt oder bei der Betreuung kleinerer Geschwister helfen, wofür nach Ansicht vieler
          Eltern eine elementare Schulbildung wie das Erlernen von Lesen und Schreiben mehr als ausreichend ist." Anders ist es, wenn
          die Schulen mehr anzubieten haben. So gebe es etwa im Bundesstaat Orissa im Osten Indiens 30 Schulen einer
          nichtstaatlichen Organisation, an denen auch handwerkliche Fähigkeiten vermittelt würden, berichtet Minati Panda. "Die

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Söhne haben Vorrang | bpb                                                                      http://www.bpb.de/internationales/asien/indien/189196/bildungs...

          Mädchen lernen dort nähen, stricken und weben. Man hilft ihnen auch, ein eigenes Bankkonto zu eröffnen und mit Geld
          umzugehen. Diese Art von lebensnaher Ausbildung wird von vielen Eltern unterstützt."

          Eltern haben Angst um ihre Töchter
          In ländlichen Regionen sei aber neben den Unterrichtsinhalten auch der Sicherheitsaspekt für die hohen Abrecherzahlen
          mitverantwortlich. Während es Grundschulen in fast jedem Dorf gebe, seien die Mittelschulen oftmals weiter entfernt, sagt
          Minati Panda. "Viele Familien haben schlicht Angst davor, ihre Töchter allein in eine Schule außerhalb ihrer vertrauten
          Umgebung zu schicken."

          Hintergrund seien Berichte über tatsächliche oder angebliche sexuelle Übergriffe gegen Mädchen und junge Frauen im Umfeld
          von Schulen oder auf dem Weg dorthin. "Sobald die Mädchen in die 4. oder 5. Klasse gehen, entwickeln viele Eltern ein großes
          Misstrauen gegenüber der Schule. Sie vertrauen weder den Männern entlang des Schulwegs noch in den Institutionen. Deshalb
          behalten sie ihre Töchter lieber zu Hause." Die Regierung hätten das Problem inzwischen erkannt, bislang aber noch keine
          Abhilfe geschaffen.

          Auch Familien der unteren Mittelschicht legen bei der Ausbildung ihrer Söhne und Töchter oftmals unterschiedliche Maßstäbe
          an: "Beide Kinder werden bis zur Oberstufe in die Schule geschickt. Aber während der Junge auf eine private englischsprachige
          Schulen gehen darf, besucht seine Schwester die kostenlose und qualitativ schlechtere staatliche Schule", berichtet die
          Dozentin. In derselben Familie bekomme der Junge zudem regelmäßig Nachhilfe, das Mädchen nicht. "Nach dem
          Schulabschluss setzt sich diese Diskriminierung fort. Der Junge darf an ein renommiertes College, das Mädchen muss sich
          mit einem weniger bekannten Institut zufrieden geben."

          Männer bestimmen den Gang der Dinge
          Thema ist das an Indiens bislang Schulen kaum. Auch über die Rolle von Frauen und Mädchen in der Gesellschaft wird immer
          noch zu selten thematisiert – sowohl von den Lehrkräften als auch in den Schulbüchern. "Ein Grund dafür ist, dass die indische
          Gesellschaft eher verschämt über die Beziehung zwischen Mann und Frau oder über Fragen zu Sexualität und Erwachsensein
          spricht", glaubt Minati Panda. Und wenn diese Aspekte doch einmal zur Sprache kämen, dann höchsten am Rand und stark
          verkürzt.

          "Aber es ist ohnehin nicht ausreichend, nur die Bildungsinhalte zu reformieren", lndet sie. "Die Art und Weise wie Frauen in der
          Gesellschaft behandelt werden, muss sich ändern – sowohl in den Familien als auch in Institutionen wie der Schule." Das
          allerdings lasse weiter auf sich warten. Zwar gebe es Bewegung, die patriarchale Struktur sei jedoch weiterhin fest verankert in
          der indischen Politik, in Verwaltung und Wissenschaft aber auch im privaten Umfeld. "Die Männer bestimmen in fast allen
          Bereichen dieser Gesellschaft den Gang der Dinge."

          Vor diesem Hintergrund wird in Familien der oberen Mittelschicht inzwischen großer Wert auf die Ausbildung der Töchter
          gelegt. "Viele Eltern sind sich der starken Hierarchien bewusst", sagt Minati Panda. "Sie wissen, dass Frauen in der
          Gesellschaft benachteiligt werden und verwundbar sind. Sie investieren viel Geld, um ihre Töchter mit einer exzellenten Bildung
          und anderen Fähigkeiten zu rüsten, damit die sich im Leben durchsetzen können."

          Doch auch in den anderen Bevölkerungsgruppen setzt allmählich ein Umdenken ein. Umesh Chandra arbeitet als Büroassistent
          in Delhi. Er hat zwei Töchter, fünf und acht Jahre alt. Jeden Monat legt er einen Teil seines Einkommens von umgerecht 250
          Euro für deren Ausbildung beiseite. "Es ist wichtig, dass Mädchen zur Schule gehen, um auf derselben gesellschaftlichen Stufe
          wie Jungen zu stehen", sagt er. "Denn wenn Mädchen gut ausgebildet sind, dann können sie auch zur Entwicklung unseres
          Landes beitragen."

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                        Autor: Stefan Mentschel für bpb.de
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— Themenblätter im Unterricht Nr. 100:   — Autor: Robby Geyer                — Erste Auflage: Oktober 2013   — Internet: www.bpb.de/themenblaetter
Bildungsgerechtigkeit

Themenblätter im Unterricht / Nr. 100

Bildungsgerechtigkeit
— Doppelseitiges Arbeitsblatt im Abreißblock (31 Stück) und Hinweise für den Einsatz im Unterricht
— Internet: www.bpb.de/themenblaetter               — Erste Auflage: Oktober 2013                   — Autor: Robby Geyer                            — Themenblätter im Unterricht Nr. 100:
                                                                                                                                                    Bildungsgerechtigkeit

                    Vorab
                                                    Inhalt

                 „                                  Vorab: Zum Autor, Impressum, Lieferbare Themenblätter im Unterricht
                                                    Lehrerblatt 01– 06: Anmerkungen für die Lehrkraft und Kopiervorlage
                                                    Arbeitsblatt A / B: Doppelseitiges Arbeitsblatt im Abreißblock (31 Stück)
                                                    zum Thema „Bildungsgerechtigkeit“
                                                    Hinweise: Weiterführende Literatur und Internetadressen
                                                    Rückseite: Fax-Bestellblatt

— Zum Autor                                         — Lieferbare Themenblätter im Unterricht

                 Robby Geyer,                        Nr. 10:     Wer macht was in Europa? Bestell-Nr. 5.360 (neu 2006)
                 geb. 1978, Studium                  Nr. 37:     20. Juli 1944 – Attentat auf Hitler. Bestell-Nr. 5.387 (neu 2008)
                 der Politikwissen-
                                                     Nr. 46:     Europa in guter Verfassung? Bestell-Nr. 5.396
                 schaft, Geschichte
                                                     Nr. 48:     Politische Streitkultur. Bestell-Nr. 5.941
                 Südasiens und Er-
                 wachsenenbildung;                   Nr. 54:     Entscheiden in der Demokratie. Bestell-Nr. 5.947 (neu 2008)
 seit 2001 in der politischen Bildung                Nr. 55:     Baukultur und Schlossgespenster. Bestell-Nr. 5.948
 und seit 2012 als Fachreferent                      Nr. 60:     Deutschland für Europa. Bestell-Nr. 5.953
 bei der Landeszentrale für politische               Nr. 63:     Akteure in der Politik. Bestell-Nr. 5.956 (neu 2009)
 Bildung Baden-Württemberg tätig.                    Nr. 66:     Mitmischen: Neue Partizipationsformen. Bestell-Nr. 5.959
 Arbeitsschwerpunkte: Staat und
                                                     Nr. 68:     Unternehmensethik. Eigentum verpflichtet. Bestell-Nr. 5.961
 Gesellschaft, Europäische Integration,
 Globalisierung, Freiheit und Sicher-
                                                     Nr. 69:     Olympialand China. Bestell-Nr. 5.962
 heit, Indien sowie Evaluation in der                Nr. 70:     US-Präsidentschaftswahl 2008. Bestell-Nr. 5.963
 politischen Bildung.                                Nr. 71:     Mobilität und Umwelt. Bestell-Nr. 5.964
                                                     Nr. 74:     Terrorabwehr und Datenschutz. Bestell-Nr. 5.967
 Veröffentlichungen bei der bpb:
 - verschiedene Themenblätter im                     Nr. 75:     Bedrohte Vielfalt – Biodiversität. Bestell-Nr. 5.968
 Unterricht;                                         Nr. 76:     Wasser – für alle!? Bestell-Nr. 5.969 (neu 2009)
 - Thema im Unterricht: Politik für                  Nr. 77:     Armut – hier und weltweit. Bestell-Nr. 5.970 (neu 2010)
 Einsteiger, Gesellschaft für Einsteiger             Nr. 78:     Der Bundestag – Ansichten und Fakten. Bestell-Nr. 5.971 (neu 2009)
                                                     Nr. 79:     Herbst ’89 in der DDR. Bestell-Nr. 5.972 (neu 2011)
                                                     Nr. 80:     17. Juni 1953 – Aufstand in der DDR. Bestell-Nr. 5.973 (Restauflage)
— Impressum                                          Nr. 81:     Demokratie – was ist das? Bestell-Nr. 5.974
— Herausgeberin: Bundeszentrale für                  Nr. 82:     Staatsverschuldung – unvermeidbar und gefährlich? Bestell-Nr. 5.975 (Restauflage)
politische Bildung/bpb, Adenauerallee 86,
                                                     Nr. 83:     Meilensteine der Deutschen Einheit. Bestell-Nr. 5.976
53113 Bonn, www.bpb.de
— E-Mail der Redaktion: moeckel@bpb.de               Nr. 84:     Afghanistan kontrovers. Bestell-Nr. 5.977
(keine Bestellungen!)                                Nr. 85:     Zusammengewachsen? 20 Jahre Deutsche Einheit. Bestell-Nr. 5.978
— Autor: Robby Geyer                                 Nr. 86:     Konjunktur – Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Bestell-Nr. 5.979 (neu 2013)
— Redaktion: Iris Möckel (verantwortlich),
Simone Albrecht                                      Nr. 87:     Arbeitslosigkeit – Ausmaß, Struktur, Ursachen. Bestell-Nr. 5.980 (Restauflage)
— Gestaltung: Leitwerk. Büro für                     Nr. 88:     Direkte Demokratie und Bürgerbeteiligung. Bestell-Nr. 5.981 (neu 2013)
Kommunikation, Köln, www.leitwerk.com                Nr. 89:     Mitte der Gesellschaft. Bestell-Nr. 5.982
— Titelfoto: © Pierre-Yves Ginet / laif
— Druck: Bonifatius GmbH, Paderborn
                                                     Nr. 90:     Vorurteile. Bestell-Nr. 5.983 (neu ab Ende 2013)
                                                     Nr. 91:     Sprache und Politik. Bestell-Nr. 5.984
                                                     Nr. 92:     Wachstum ohne Ende? Bestell-Nr. 5.985 (neu ab Ende 2013)
                                                     Nr. 93:     Antisemitismus. Bestell-Nr. 5.986
                                                     Nr. 94:     Lust auf Lernen? Bestell-Nr. 5.987 (neu ab Ende 2013)
                                                     Nr. 95:     Medien und Politik. Bestell-Nr. 5.988
                                                     Nr. 96:     Gerechter Klimaschutz. Bestell-Nr. 5.989 (mit Spicker „7 aktuelle Fragen an die Politik“)
— Urheberrechte: Text und Illustrationen sind
urheberrechtlich geschützt. Der Text kann in
                                                     Nr. 97:     Mobbing in der Schule. Bestell-Nr. 5.990 (mit Spicker „Verstehen wir uns richtig?“)
Schulen zu Unterrichtszwecken vergütungs-            Nr. 98:     Was denken Nazis? Bestell-Nr. 5.991 (mit Spicker „Bundestagswahl 2013 kurzgefasst“)
frei vervielfältigt werden. Bei allen gesondert
                                                     Nr. 99:     Bevölkerungsentwicklung und Renten. Bestell-Nr. 5.992
bezeichneten Fotos, Grafiken und Karikaturen
liegen die Rechte nicht bei uns, sondern bei         Nr. 100:    Bildungsgerechtigkeit. Bestell-Nr. 5.993
den Agenturen.                                       Nr. 101:    Frieden und Sicherheit. Bestell-Nr. 5.994
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— Erste Auflage: Oktober 2013,                      Themenblätter-Ausgabe kann dort als Farb- oder Schwarz-Weiß-PDF heruntergeladen werden:
Bestell-Nr. 5.993, ISSN 0944-8357
(siehe Bestellcoupon auf der vorletzten Seite)      www.bpb.de / themenblaetter .

                                                     — Neu: Arbeitsmaterialien zur Zeitgeschichte. Mehr unter: www.bpb.de / shop / falter

                                                  — Herausgeberin: Bundeszentrale für politische Bildung / bpb — Verantwortliche Redakteurin: Iris Möckel — Gestaltung: www.leitwerk.com
— Themenblätter im Unterricht Nr. 100:         — Autor: Robby Geyer                            — Erste Auflage: Oktober 2013                     — Internet: www.bpb.de/themenblaetter
Bildungsgerechtigkeit

              LehrerbLatt
                                               Bildungsgerechtigkeit
                01
Bildung – das Vorhandensein von Wissen, Fähigkeiten, Kompetenzen und
Verhaltensformen – ist das Ergebnis lebenslangen Lernens, das unbewusst oder be-
wusst angeleitet, gesteuert, aber auch intuitiv oder autodidaktisch geschehen kann.

Bildung als Menschenrecht – Aufgaben und Funktionen                                                                                              2 steht für die weibliche Form
                                                                                                                                                 des vorangegangenen Begriffs
Das Recht auf Bildung ist als eigenständiges Menschenrecht in der „Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte“ von 1948 festgeschrieben. Auch im „Internationalen Pakt über die wirtschaftlichen,                                                — Ziel dieser Ausgabe:
sozialen und kulturellen Rechte“ von 1966 (Artikel 13) sowie in der „Europäischen Menschenrechts-                                                Außer mit der Analyse und Be-
konvention“ (Zusatzprotokoll) und der „Grundrechtecharta der Europäischen Union“ (Artikel 14)                                                    wertung der Bildungschancen im
ist es verankert. Darüber hinaus ist das Recht auf Bildung auch ein zentrales Element, um andere                                                 deutschen Schulsystem sollen
                                                                                                                                                 sich die Schüler# mit ihrer eigenen
Menschenrechte (z. B. die Menschenwürde) zu garantieren.
                                                                                                                                                 Bildungsbiografie beschäftigen.
Der Bildung und einem erfolgreichen Bildungssystem kommt eine Schlüsselstellung hinsichtlich
der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Landes, des geistigen und materiellen Wohlstands
                                                                                                                                                 — Artikel 26 der
der Individuen und des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu. Bildung ist eine wichtige Ressource
                                                                                                                                                 Allgemeinen Erklärung
für die Lebenschancen des Einzelnen#. Ein modernes Bildungsverständnis orientiert
                                                                                                                                                 der Menschenrechte
sich dabei an den drei folgenden Aufgaben (nach: Bildungsbericht 2012, S. 2, siehe „Weiter-
führende Hinweise“ hinten):                                                                                                                      ( 1 ) Jeder Mensch hat das Recht
                                                                                                                                                 auf Bildung. Der Unterricht muss
 1. Förderung der individuellen Regulationsfähigkeit                                                                                             wenigstens in der Elementar- und
                                                                                                                                                 Grundschule unentgeltlich sein.
 Der Einzelne soll durch Bildung die Möglichkeit erhalten, sein eigenes Leben innerhalb der
                                                                                                                                                 Der Elementarunterricht ist obligato-
 Gemeinschaft, sein persönliches Verhalten und sein Verhältnis zur Umwelt selbst zu planen und                                                   risch. Fachlicher und beruflicher
 zu gestalten.                                                                                                                                   Unterricht soll allgemein zugänglich
                                                                                                                                                 sein; die höheren Studien sollen
 2. Förderung von gesellschaftlicher Teilhabe und Chancengleichheit                                                                              alle nach Maßgaben ihrer Fähigkeiten
                                                                                                                                                 und Leistung in gleicher Weise offen-
 Bildung soll den Menschen ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und sich ein-
                                                                                                                                                 stehen.
 zubringen. Weiterhin soll Bildung Benachteiligungen, die sich aus der sozialen oder ethnischen
 Herkunft, auf Grund der Religionszugehörigkeit oder des Geschlechts ergeben, entgegenwirken.                                                    ( 2 ) Die Ausbildung soll die volle
                                                                                                                                                 Entfaltung der menschlichen
 3. Förderung der Humanressourcen                                                                                                                Persönlichkeit und die Stärkung der
 Bildung ist einerseits wichtig, um den quantitativen und qualitativen Bedarf an Arbeitskräften                                                  Achtung der Menschenrechte und
                                                                                                                                                 Grundfreiheiten zum Ziel haben.
 abzudecken, der für die wirtschaftliche Entwicklung wichtig ist. Andererseits soll sie jedem
                                                                                                                                                 Sie soll Verständnis, Toleranz und
 Einzelnen Wissen und Kompetenzen vermitteln, die es ihm ermöglichen, eine seiner Fähigkeiten                                                    Freundschaft zwischen allen Völkern
 und Neigungen entsprechende Erwerbstätigkeit auszuüben.                                                                                         und allen ethnischen oder religiösen
                                                                                                                                                 Gruppen fördern und die Tätigkeit
                                                                                                                                                 der Vereinten Nationen zur Aufrecht-
Da Bildung über den Zugang zu Beschäftigung und sich daraus ergebende soziale Positionen mit-                                                    erhaltung des Friedens begünstigen.
entscheidet, die zu Privilegien oder Benachteiligungen führen können, kommt ihr eine Platzierungs-
                                                                                                                                                 ( 3 ) In erster Linie haben die Eltern
funktion innerhalb einer Gesellschaft zu. Soziale Mobilität ist eng mit dem Bildungsniveau ver-
                                                                                                                                                 das Recht, die Art der ihren
knüpft. Weiterhin hat das Bildungssystem eine Auslese- und Selektionsfunktion. Schüler#                                                          Kindern zuteil werdenden Bildung
werden zum einen auf Grund ihrer Fähigkeiten und Leistungen auf unterschiedliche Bildungs-                                                       zu bestimmen.
gänge verteilt. Zum anderen entscheidet nicht nur das Leistungsprinzip, sondern es kommt auch
zu einer sozialen Auslese. Dies ist dann problematisch, wenn das Bildungssystem zugleich
Chancengleichheit gewähren soll.                                                                                                                 — Zukunftsaufgaben
Chancengleichheit zielt dabei auf die gerechte Verteilung von Lebens- und Zugangschancen, die                                                    50.000 Menschen verlassen jedes
u. a. auch durch staatliche Maßnahmen hergestellt werden muss. Dies meint, dass alle Personen                                                    Jahr ohne Abschluss die Schule.
                                                                                                                                                 22 Arbeitslose kommen auf eine offene
unabhängig von Merkmalen der Herkunft oder des Geschlechts gefördert werden, sodass sie                                                          Stelle für Ungelernte. 1,5 Millionen
sich entsprechend ihren Voraussetzungen, Neigungen und Interessen optimal entwickeln können                                                      Menschen im Alter von 15 – 25 Jahren
(vgl. Bildungsbericht 2012, S. 210).                                                                                                             haben keine Berufsausbildung.
                                                                                                                                                 — Quelle: DIE ZEIT vom 26.9.2013

        — Herausgeberin: Bundeszentrale für politische Bildung / bpb — Verantwortliche Redakteurin: Iris Möckel — Gestaltung: www.leitwerk.com
— Internet: www.bpb.de/themenblaetter            — Erste Auflage: Oktober 2013                                                 — Autor: Robby Geyer                     — Themenblätter im Unterricht Nr. 100:
                                                                                                                                                                        Bildungsgerechtigkeit

               LehrerbLatt

                 02
Schulwesen in Deutschland im Wandel                                                                                            Zu den Bildungseinrichtungen gehören auch die Hochschulen
                                                                                                                               sowie die Kindertagesstätten. Von den über 16,8 Mio. Bildungs-
Bildungspolitik ist in Deutschland Aufgabe der (Bundes-) Länder.
                                                                                                                               teilnehmenden deutschlandweit im Schuljahr 2010 / 11 be-
Durch zahlreiche Reformen in den letzten Jahrzehnten, teilweise
                                                                                                                               suchten etwa 8,8 Mio. eine allgemeinbildende Schule und etwa
in allen 16 Ländern, hat sich die Bildungslandschaft immer
                                                                                                                               2,7 Mio. eine berufliche Schule. Im Vergleich dazu lag die
weiter ausdifferenziert. In den Ländern gibt es zahlreiche Schul-
                                                                                                                               Gesamtzahl an Bildungsteilnehmenden im Schuljahr 1998 / 99
formen und unterschiedliche Bildungsgänge. Trotz verschiedener
                                                                                                                               noch bei über 17,6 Mio. Nach der Grundschule besuchen
Schultypen besteht die Dreiteilung im Sekundarbereich in Haupt-
                                                                                                                               die meisten Schüler# das Gymnasium: 2010 / 11 waren dies
schule, Realschule und Gymnasium – insbesondere was die
                                                                                                                               2,4 Mio. Jugendliche.
Schulabschlüsse angeht – jedoch weiterhin. Im nicht-gymnasialen
Bereich wurden Schulformen als Mischung aus Haupt- und
                                                                                                                               Bildungsbeteiligung in Deutschland
Realschule gebildet, um in erster Linie ein eigenständiges
Hauptschulangebot, welches oftmals als „Restschuleangebot“                                                                     Die Bildungsbeteiligung in Deutschland hat in den letzten Jahr-
gesehen wird, zu vermeiden (vgl. Dedering / Holtappels in Hand-                                                                zehnten stark zugenommen. Ursächlich hierfür ist die Bildungs-
buch Bildungsforschung, 2010, S. 365 / 366).                                                                                   expansion. Damit ist der Ausbau des Bildungsangebots im
                                                                                                                               sekundären und tertiären Bereich gemeint. Seit den 1960er Jahren
                                                                                                                               entstanden zahlreiche neue Real- und Gesamtschulen, Gym-
— Gliederung des deutschen Bildungssystems
                                                                                                                               nasien und Fachschulen sowie Universitäten und Hochschulen.
                                                                                                                               Dies führt dazu, dass immer mehr Menschen über mittlere oder
        Tertiärbereich: Universität und (Fach-)Hochschule;
        Berufsakademie; Fachschule; Abendschule;                                                                               höhere Bildungsabschlüsse bzw. Qualifikationen verfügen und
        Bereich der Weiterbildung                                                                                              junge Menschen länger im Bildungssystem verweilen.

                                                                                                                               Gesamtgesellschaftlich führt dies zu einer Höherqualifizierung
                                                                                    parallel dazu: Förder- und Sonderschulen

        Sekundarbereich II: Klassen 10 / 11 bis 13
        in der Gymnasialen Oberstufe oder Fach-                                                                                der Bevölkerung bzw. zu einer Verbesserung der Qualifikations-
        bzw. Berufliches Gymnasium; Berufsvorbereitungsjahr;                                                                   struktur. Besonders verdeutlichen dies die Zahlen, wenn man
        Berufsschule im Rahmen der dualen Ausbildung                                                                           verschiedene Altersgruppen vergleicht (siehe Schaubild unten).
Alter

                                                                                                                               Hat in der Bevölkerungsgruppe der heute 60- bis 65-Jährigen
        Sekundarbereich I: Klassen 5 bis 9 / 10
                                                                                                                               fast jeder Zweite einen Hauptschulabschluss und nur 19,6 Pro-
        an Hauptschule, Realschule, Gymnasium und Gesamtschule;
        zahlreiche Mischformen: Werkrealschule, Regelschule,                                                                   zent die Hochschulreife, so ist es in der Altersgruppe der
        Mittelschule, Sekundarschule                                                                                           20- bis 25-Jährigen fast umgekehrt. Hier verfügen 42,1 Prozent
                                                                                                                               über die Hochschulreife, während nur noch 12,8 Prozent einen
        Primarbereich: Vierjährige Grundschule;                                                                                Hauptschulabschluss gemacht haben.
        in Berlin und Brandenburg 6 Jahre
                                                                                                                               Die aktuellen Aufstiegschancen von Hauptschulabsolventen#
                                                                                                                               reichen von Meister# (Handwerk) über Fachwirt# (IHK) zu
        Elementarbereich: Kinderkrippe und Kindergarten
                                                                                                                               Berufsoberschulen mit (Fach-) Abitur.
— Quelle: Bildungsbericht 2012, S. XI; eigene Darstellung, © Leitwerk

                                                                                                                               — Ausgewählte Bevölkerungsgruppen 2010
Nach Angaben des aktuellen Bildungsberichts gab es 1998 / 99                                                                   nach Bildungsabschluss (in Prozent)
in Deutschland 42.327 allgemeinbildende Schulen. In den
                                                                                                                                                    Haupt-       Abschluss       Mittlere          Hoch-
Jahren 2010 / 11 sank diese Zahl auf 34.486 (davon waren
                                                                                                                                                    schul-       POS *           Reife             schulreife
3.373 in freier Trägerschaft). Dieser Rückgang ist in erster Linie                                                                                  abschluss
dem demografischen Wandel und der damit einhergehenden
                                                                                                                                insgesamt          37,0           7,1            21,7             25,8
sinkenden Zahl von Schülern# geschuldet. Durch das G8
(„Turboabitur“) sind die 13er Jahrgänge der Gymnasien weg-                                                                      20 – 25 Jahre      12,8          –               33,0             42,1
gefallen. Im gleichen Zeitraum nahm die Zahl der beruflichen                                                                    40 – 45 Jahre      25,5          12,7            26,0             31,3
Schulen auf über 8.868 zu. Obwohl es etwa 150 Berufsschulen
                                                                                                                                60 – 65 Jahre      48,4          10,9            15,7             19,6
in Trägerschaft der öffentlichen Hand weniger gab, nahm die
Zahl derer in freier Trägerschaft um über 400 zu.                                                                              — Quelle: Bildungsbericht 2012,                       * Polytechnische Oberschulen
                                                                                                                               S. 236; eigene Darstellung                                      in der früheren DDR

                                               — Herausgeberin: Bundeszentrale für politische Bildung / bpb — Verantwortliche Redakteurin: Iris Möckel — Gestaltung: www.leitwerk.com
— Themenblätter im Unterricht Nr. 100:         — Autor: Robby Geyer                            — Erste Auflage: Oktober 2013                     — Internet: www.bpb.de/themenblaetter
Bildungsgerechtigkeit

              LehrerbLatt

                03
Triebfedern der Bildungsexpansion waren und sind ein ange-                                     6,6 Prozent der Schulabgänger ohne Abschluss blieben. Die
stiegener Bedarf an Bildung (neue Qualifikationsanforderungen)                                 Quote bei Deutschen lag bei 5,9, bei Ausländern# hingegen bei
durch Fortschritte in Wissenschaft und Technik, die zu einer                                   13,1 Prozent. Umgekehrt verließen 35,7 Prozent der deutschen
Technologisierung von Arbeits- und Lebenswelt geführt haben.                                   Absolventen# die Schule mit der allgemeinen Hochschulreife.
Außerdem kommt es zu einer zunehmenden Komplexität von                                         Bei den Ausländern# waren es nur 13,2 Prozent.
Wirtschaft und Gesellschaft, die sich in der Zunahme von
Differenzierung und Spezialisierung äußert. Dies alles kumuliert
                                                                                               — Klassenwiederholung bei 15-Jährigen nach
im Begriff der Wissensgesellschaft als Ausdruck der gesellschaft-
                                                                                               sozialökonomischem Status (in Prozent)
lichen Modernisierung und des sozialen Wandels. Der Wandel
in der Arbeitswelt lässt sich auch durch die Veränderung                                                                                         ohne                 mit
von der Industrie- hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft                                                                                      Migrations-          Migrations-
beschreiben. Immer mehr Menschen arbeiten im Dienstleistungs-                                                            insgesamt               hintergrund          hintergrund
bereich, in dem oftmals anspruchsvollere Kenntnisse und                                         insgesamt                20,8                    17,2                 29,1
Qualifikationen vorausgesetzt werden.
                                                                                                hoher Status             14,0                    13,0                 19,2

Bildungsbeteiligung und schwierige Lebenslagen                                                  mittlerer Status         19,3                    16,9                 27,2

                                                                                                niedriger Status         26,6                    21,9                 33,2
In Deutschland spielen soziale Herkunft und familiäre Verhältnisse
eine zentrale Rolle für die Bildungsbeteiligung und den Kompetenz-                             — Quelle: Bildungsbericht 2012, S. 258; eigene Darstellung

erwerb junger Menschen. Merkmale des familiären Umfelds
wie Bildungsniveau, sozioökonomischer Status und Erwerbs-                                      Bildungstrichter
beteiligung beeinflussen die Bildungs- und Entwicklungsprozesse.
                                                                                               Besonders eindrücklich zeigt der so genannte Bildungstrichter,
Insbesondere dann, wenn Kinder und Jugendliche in sogenannten
                                                                                               wie sich der familiäre Bildungshintergrund auf den Bildungsweg
Risikolagen aufwachsen, verlaufen solche Prozesse schwieriger.
                                                                                               auswirkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Akademiker-Kinder die
Zu diesen zählt die Herkunft aus einem „bildungsfernen“
                                                                                               gymnasiale Oberstufe besuchen, ist 1,8 mal höher als bei Kindern
Elternhaus, wenn kein Elternteil einen Bildungsabschluss hat.
                                                                                               von Nicht-Akademikern#, und die Wahrscheinlichkeit bei
Zweitens spricht man von einer sozialen Risikolage, wenn
                                                                                               Akademiker-Kindern, ein Studium zu beginnen, ist sogar
die Eltern nicht erwerbstätig sind und drittens von einer finanzi-
                                                                                               3,3 mal höher im Vergleich zu Kindern von Nicht-Akademikern#
ellen Risikolage, wenn das Einkommen unterhalb der Armuts-
                                                                                               (vgl. 20. Sozialerhebung, S. 110 / 111). Im Zeitverlauf ist auffällig,
gefährdungsquote liegt.
                                                                                               dass der Anteil bei den Studierenden, bei denen auch beide
Der Bildungsbericht 2012 zeigt, dass der Anteil von Kindern                                    Elternteile einen akademischen Abschluss (Bildungsherkunft
und Jugendlichen, die sich in Risikolagen befinden, zwischen                                   hoch) haben, zwischen 1985 und 2012 von 8 auf 22 Prozent
2005 und 2010 leicht zurückgegangen ist. Zugleich zeigt                                        gestiegen ist. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Studie-
sich, dass besonders die Kinder von Alleinerziehenden und                                      renden mit niedriger Bildungsherkunft (max. ein Elternteil
Migranten# überdurchschnittlich stark betroffen sind (siehe                                    mit beruflichem Abschluss) von 29 auf 9 Prozent gesunken
Bildungsbericht 2012, S. 225).                                                                 (vgl. 20. Sozialerhebung, S. 88 / 89).

Benachteiligung im Bildungswesen                                                               Bildung und Erwerbsarbeit

Benachteiligungen im Bildungssystem lassen sich heute haupt-                                   Zusammenhänge gibt es auch zwischen einem hohen Ausbil-
sächlich bezüglich der sozialen Herkunft und eines Migrations-                                 dungsniveau und einem hohen Einkommen. So lag das monatli-
hintergrunds feststellen. Zudem sind Migrantenkinder deutlich                                  che Bruttoeinkommen eines Vollzeitbeschäftigten# mit Hoch-
stärker von Risikolagen betroffen. Die oben stehende Tabelle                                   schulabschluss durchschnittlich bei 4.500 Euro (Mann) bzw.
zu den Klassenwiederholungen verdeutlicht diese Problematik                                    3.211 Euro (Frau), während es bei Personen mit Hauptschulab-
eindrucksvoll. Auch bei den Kompetenzen (z. B. Lesefähigkeit)                                  schluss und beruflicher Ausbildung bei 2.300 bzw. 1.500 Euro lag.
zeigen sich nach wie vor schlechtere Werte für Schüler# mit
                                                                                               Außerdem steigt mit dem Bildungsniveau auch die Wahrschein-
Migrationshintergrund, wenngleich hier in den letzten Jahren
                                                                                               lichkeit, einen Arbeitsplatz zu haben. Umgekehrt sind die Er-
Fortschritte erzielt wurden. Während 3,6 Prozent aller 15-Jährigen
                                                                                               werbslosigkeit bzw. die Nicht-Erwerbstätigkeit bei Personen
in der untersten Kompetenzstufe sind, liegt der Anteil bei
                                                                                               ohne Abschluss oder mit Hauptschulabschluss deutlich höher
der 1. bzw. 2. Migrantengeneration bei 9,8 bzw. 9,7 Prozent.
                                                                                               als bei Studierten (9,6 zu 2,7 bzw. 34,3 zu 10,1 Prozent).
Als drittes Beispiel lässt sich anführen, dass 2010 insgesamt

        — Herausgeberin: Bundeszentrale für politische Bildung / bpb — Verantwortliche Redakteurin: Iris Möckel — Gestaltung: www.leitwerk.com
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