Industrie 4.0 in der Praxis - Die Digitalisierung gestalten ZUKUNFT DER ARBEIT IG METALL - Arbeit 2020

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Industrie 4.0 in der Praxis - Die Digitalisierung gestalten ZUKUNFT DER ARBEIT IG METALL - Arbeit 2020
Industrie 4.0 in der Praxis
Die Digitalisierung gestalten

ZUKUNFT DER ARBEIT
IG METALL
Industrie 4.0 in der Praxis - Die Digitalisierung gestalten ZUKUNFT DER ARBEIT IG METALL - Arbeit 2020
Industrie 4.0 in der Praxis - Die Digitalisierung gestalten ZUKUNFT DER ARBEIT IG METALL - Arbeit 2020
Industrie 4.0 in der Praxis
Die Digitalisierung gestalten

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Digitalisierung im Alltag und        Die IG Metall steht dafür, dass sich
am Arbeitsplatz geht weiter. Ganz        Menschen zusammenschließen,
selbstverständlich tragen viele von      um die Interessen der Beschäftigten
uns das Smartphone in der Tasche         durchzusetzen – und dazu gehört,
und vernetzen sich online.               dass wir gemeinsam mehr über
                                         die Digitalisierung lernen. Hierzu
Dabei wird oft von „4.0“ gespro-         hält die IG Metall eine Reihe von
chen: das Schlagwort soll deutlich       Beratungs- und Bildungsangeboten
machen, dass nach der 1., 2. und         rund um das Thema „Industrie 4.0“
3. industriellen Revolution die          bereit. Mit diesen Qualifizierungs-
nächste tiefgreifende technische         angeboten können Betriebsräte,
Entwicklung mit erheblichen Aus-         Vertrauensleute und Beschäftigte
wirkungen auf die Arbeit ansteht.        die zukünftigen Herausforderungen
                                         besser meistern.
Aber woran erkennt man, dass die
Digitalisierung im Betrieb Einzug        Die Tore werden aber nicht nur
hält? Wie kann man als IG Metall-        im Betrieb gemacht: Viele regionale
und Betriebsratsmitglied diese           Initiativen – ausgelöst oder unter
technische Entwicklung dafür nut-        Beteiligung der IG Metall – be-
zen, die Arbeitsbedingungen der          schäftigten sich mit der Digitalisie-
Beschäftigten zu verbessern? Diese       rung von Arbeit, um im Angesicht
Fragen wollen wir mit der Broschüre      dieses Strukturwandels gute Arbeit
aufgreifen und Antworten geben.          in der Region zu sichern und zu
Sie zeigt, wie WIR die Digitalisierung   stärken. Stellvertretend zeigt ein
gestalten können. Denn eines steht       Beispiel aus Nordrhein-Westfa-
fest: Ohne unsere Beteiligung wäre       len, wie man vor Ort das Thema
die Digitalisierung ein Projekt der      Industrie 4.0 mit vielen Partnern
Unternehmen, das allein auf Ratio-       voranbringen kann.
nalisierung ausgerichtet ist.
                                         Ob in der Region oder im Betrieb:
Anhand von betrieblichen Beispie-        Es gilt, sich dem Wandel der Ar-
len wollen wir wichtige Elemente         beitswelt zu stellen, uns gemeinsam
von Industrie 4.0 verdeutlichen.         weiterzubilden und zu handeln.
Die Beispiele zeigen, wie Betriebs-      So können und werden wir die
räte und Beschäftigte die Digitali-      Digitalisierung im Interesse der
sierung erfolgreich gestalten. Dafür     Beschäftigten gestalten.
ist es wichtig, die Entwicklungen
frühzeitig zu erkennen, Hand-
lungsfelder herauszuarbeiten und
Beteiligung einzufordern. Diese
Broschüre soll Anregungen geben,
die Zukunft der Arbeit mitzube-
stimmen und stellt die Angebote
der IG Metall vor.                       Jörg Hofmann,
                                         1. Vorsitzender der IG Metall

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Industrie 4.0 in der Praxis - Die Digitalisierung gestalten ZUKUNFT DER ARBEIT IG METALL - Arbeit 2020
Glossar

CPS                                      Wearables                             Vertikale/horizontale Vernetzung     Assistenten
CPS steht für cyber-physisches Sys-      Wearables sind mobile Computer,       Vertikale Vernetzung beschreibt      Über Tablets, Datenbrillen oder
tem und ist ein zentraler Begriff der    die am Körper getragen werden,        die durchgängige Integration aller   andere Wearables können Unter-
Industrie 4.0. In einem CPS wird die     z. B. Datenbrillen, mit Chips aus-    Systeme und Bereiche in einem        stützungs- und Informations-
Wirklichkeit virtuell abgebildet, in-    gestattete Armbänder oder Hand-       Unternehmen, z.B. vom Sensor an      dienste für die Beschäftigten
dem Sensoren die physischen Daten        schuhe. Darüber hinaus besitzen       einem Bauteil über das Produkti-     zugänglich gemacht werden. Über
erfassen, z. B. wie schwer ein Bauteil   Wearables Schnittstellen zu anderen   onsleitsystem bis hin zur Unter-     eine Benutzeroberfläche bieten
ist oder wo es sich im Betrieb befin-    digitalen Systemen.                   nehmenssteuerung. Horizontale        diese Geräte eine Schnittstelle an,
det. Aktoren wandeln elektronische                                             Vernetzung bezeichnet die Ver-       mit der Arbeitsabläufe sichtbar
Signale in mechanische Bewegung.                                               knüpfung aller Prozesse innerhalb    oder Prozesse gesteuert werden
Realität und virtuelles Modell be-                                             der Wertschöpfungskette, z.B. von    können. Ob diese Systeme den
einflussen sich gegenseitig und sind                                           Zulieferern über die verschiedenen   Beschäftigten nur Anweisungen
durch vielfältige Kommunikations-                                              Funktionsbereiche im Betrieb bis     geben oder nützliche Zusatzin-
schnittstellen miteinander vernetzt.                                           hin zum Endkunden.                   formationen bereitstellen, hängt
                                                                                                                    entscheidend von der Ausgestal-
                                                                                                                    tung der Software ab.

                                                                       Vision

                                                                        Heute

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Industrie 4.0 in der Praxis - Die Digitalisierung gestalten ZUKUNFT DER ARBEIT IG METALL - Arbeit 2020
Industrie 4.0
Potenzial für Veränderung

Die Digitalisierung der Arbeits-       Evolution statt Revolution              Elemente der Industrie 4.0            Sich einmischen und gestalten
welt ist nicht aufzuhalten. Für die
IG Metall geht es darum, Einfluss      Geprägt hat sich dafür auch der         Gestaltbar sind die technologi-       Diese technologischen Entwick-
auf den Prozess zu nehmen. Damit       Begriff Industrie 4.0. Ein polarisie-   schen Werkzeuge und Elemente          lungen sind kein Selbstzweck,
Industrie 4.0 auch für die Beschäf-    render Terminus, der die heutige        der vierten industriellen Revolu-     sondern interessengeleitet. Damit
tigten zum Erfolg wird.                Arbeitswelt nur ansatzweise be-         tion. Ein wesentlicher Bestandteil    Industrie 4.0 aber nicht nur nach
                                       schreiben kann. Denn die vernetze       sind Cyber-physische Systeme (CPS).   den Wünschen der Arbeitgeber ge-
Die Fabrikhalle ist menschen-          Produktion existiert derzeit meist      Sie sind mit Sensoren ausgestattet,   staltet wird, muss sich die IG Metall
leer. Roboter greifen Einzelteile,     nur in Form von digitalen Inseln        die Informationen messen und          einmischen und gestalten. Für die
um das Werkstück zusammen-             in einzelnen Betrieben.                 diese über Schnittstellen mit an-     Beschäftigten sind ergonomische
zusetzen. Integrierte und vorab                                                deren Komponenten austauschen         Arbeitsplätze, lernförderliche
programmierte Sensoren sorgen          Aber auch die erste industrielle        können. Aktoren setzen dabei          und altersgerechte Arbeit wichtig.
für eine autonome Steuerung des        Revolution fiel nicht vom Himmel.       elektrische Signale in Bewegung       Betriebsrat und Vertrauenskörper
Prozesses. Automatisierung hat         In einem langen Prozess wandelte        um und greifen steuernd in die        müssen aber auch die Folgen der
menschliche Arbeitskraft an den        sich die Gesellschaft ab Ende des       Produktion ein.                       Einführung neuer Technologien
Rand gedrängt. Künstliche Intelli-     18. Jahrhunderts in eine Industrie-                                           abschätzen können.
genz ersetzt körperliche Arbeit.       gesellschaft durch die Mechanisie-      Die vierte industrielle Revolution
                                       rung der Produktion mittels Wasser-     ist auch durch eine ausgeprägte       In Steuer- und Lenkungskreisen
Dieses Szenario ist lediglich eine     und Dampfkraft. Eine neue Stufe,        Infrastruktur an Informations-        mit Vertretern der Unternehmens-
Vision und stellt kein Abbild der      die zweite industrielle Revolution,     und Kommunikationstechnik ge-         seite kann die Interessenvertretung
Realität dar. Aber die Arbeitswelt     wurde mit der beginnenden Massen-       kennzeichnet. Das Schreiben von       mehr erreichen. Für den Arbeitgeber
von heute wandelt sich: Smart-         produktion Ende des 19. Jahrhun-        E-Mails ist längst Normalität in      hat dies den Vorteil, dass der
phones und Tablets sind Vorboten       derts erreicht. Mikrochips zogen        den digitalen Büros der Betriebe.     Betriebsrat frühzeitig in Prozesse
einer digitalisierten Ökonomie,        in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts   Server dienen nicht nur dem Daten-    eingebunden ist. Ebenso wichtig
die vor der Produktion nicht Halt      auch in die Fabrikhallen ein: Die       austausch zwischen Mitarbeitern,      ist der Austausch mit den Beschäf-
macht. In dieser Hinsicht lässt sich   dritte industrielle Revolution ist      sondern auch Produkte sind ange-      tigten und anderen Betriebsräten,
die Entwicklungsgeschichte der         durch den Einsatz von IT und            bunden. Kunden haben über On-         in denen die Digitalisierung schon
Industriearbeit als Geschichte der     Elektronik bestimmt gewesen.            line-Portale die Möglichkeit, ihre    vorangeschritten ist. Einige Bei-
Technologiesprünge erzählen. Die       Roboter und Automatisierungs-           Wünsche zu befriedigen. Möglich       spiele gibt diese Broschüre an die
aktuelle Phase der vierten indust-     wellen werden charakteristische         macht das die stärkere Individua-     Hand – für eine Industrie 4.0 im
riellen Revolution ist gekennzeich-    Merkmale der Produktion.                lisierung und Flexibilisierung der    Sinne der Beschäftigten.
net durch miteinander vernetzte                                                Produktion.
Maschinen, künstliche Intelligenz      Jede dieser Epochen war auch
und Roboter in der teil-, hoch-        durch den Interessengegensatz von       Neue Assistenzsysteme etablieren
oder vollautomatisierten Fabrik.       Kapital und Arbeit gekennzeichnet.      sich. Datenbrillen oder Tablet-
                                       Ein Beispiel: Produktivitätszuwächse    Computer stellen den Beschäftigten
                                       sind zwar Basis für mehr Beschäf-       schnell Informationen über die Pro-
                                       tigung und Wohlstand, mehr Pro-         duktion zur Verfügung. Anwen-
                                       duktivität und Effizienz bedeuten       dungsfälle dieser Mensch-Maschine-
                                       häufig aber auch Arbeitsplatzver-       Interaktion sind etwa Anweisungen
                                       luste. Dieses Verhältnis lebt auch in   zur Überwachung oder eine Analyse
                                       der Industrie 4.0 fort – und bietet     von Ausfällen der Produktion.
                                       jederzeit Gestaltungschancen für        Neuartige Szenarien skizzieren
                                       die Beschäftigten.                      die Steuerung in einer virtuellen
                                                                               Umgebung. Zum Einsatz kommen
                                                                               dabei auch Datenbrillen.

                                                                                                                                                        5
Industrie 4.0 in der Praxis - Die Digitalisierung gestalten ZUKUNFT DER ARBEIT IG METALL - Arbeit 2020
Ein Entwickler-
                                             und Anwender-
                                             unternehmen
                                             KUKA-Roboter in der Industrie 4.0

                                             Links: Eva Andraschko erklärt
                                             die Funktionsweise des
                                             Leichtbauroboters LBR iiwa

                                             Die Augsburger Firma KUKA hat den Leichtbauroboter LBR iiwa entwickelt,
                                             der ein wichtiges Feld der Industrie 4.0 abdeckt: Die Mensch-Maschine-
                                             Interaktion, d. h. Mensch und Roboter arbeiten zusammen, ganz ohne
                                             Schutzvorrichtungen. Es gibt keine Zäune mehr wie bei klassischen Indus-
                                             trierobotern, die seit den 1970er Jahren in der sogenannten 3. Industriellen
                                             Revolution Einzug in die Betriebe gehalten haben. Stattdessen ist der LBR
                                             iiwa unter seiner abgerundeten Oberfläche voller Sensoren, um Kollisionen
                                             mit Menschen zu beherrschen. Dank dieser Sensorik kann er auch auf
                                             Berührungen reagieren und vom Menschen geführt werden. Solch eine
                                             echte Kollaboration, wie KUKA die enge Interaktion zwischen Mensch
                                             und Roboter nennt, gibt es erst in wenigen Betrieben. Meist handelt es sich
                                             nicht um eine Arbeit im gemeinsamen Arbeitsraum. Dann findet keine
                                             Berührung zwischen Mensch und Maschine statt, sondern der Roboter
                                             erkennt den Menschen in seiner Nähe oder reicht ihm beispielsweise ein
                                             Bauteil an.

                                             Wenn die Roboter aus ihren Umzäunungen herauskommen, müssen sie
                                             langsamer arbeiten als sie eigentlich könnten – denn nur so sind die Sicher-
                                             heitsvorschriften und der Schutz vor Verletzungen durch Kollision mit
                                             dem Menschen gewährleistet. Deshalb sagt Eva Andraschko, die KUKAs
                                             Leichtbauroboter schon der Bundeskanzlerin vorstellte: „Für eine funktio-
                                             nierende Mensch-Roboter-Kollaboration ist die Kollisionserkennung als
      Oben: Im Produktionsprozess fallen     Sicherheitsvorkehrung ein bedeutender Schritt.“ Man könnte auch sagen:
       für jedes Bauteil Daten an, welcher   Gelenkige Roboter bauen ist nichts Ungewöhnliches, aber erst der verstärkte
         Mitarbeiter, wann was getan hat.
    Aber dank einer Betriebsvereinbarung
                                             Einsatz von Sensoren macht sie empfindsam und geeignet, um mit Kollegen
      hat das Unternehmen keinen Zugriff     aus Fleisch und Blut gefahrlos zusammenzuarbeiten.
              auf die Mitarbeiterdaten und
         sekundengenauen Arbeitszeiten.
                                             Neben der Herstellung von orangen Robotern wendet KUKA auch selbst
                                             viele Automatisierungslösungen in der Produktion an. Denn für die Industrie
                                             4.0 gibt es einerseits Ausrüster, die digitale Lösungen für andere Industrie-
                                             unternehmen entwickeln, z. B. im Maschinenbau und in der Elektroindustrie.
                                             Andererseits gibt es Anwender, die Industrie 4.0-Lösungen in ihren Be-
                                             trieben einsetzen, z. B. in der Automobil- und Textilindustrie. KUKA ist
                                             beides und steckt mittendrin in der Digitalisierung der Industriearbeit.

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Industrie 4.0 in der Praxis - Die Digitalisierung gestalten ZUKUNFT DER ARBEIT IG METALL - Arbeit 2020
Vollautomatisierung                      Mensch-Roboter-K …

                                                                                                      Koexistenz       Kooperation            Kollaboration

Worauf sollten
Betriebsräte achten?                                                           Getrennte
                                                                             Arbeitsräume
                                                                                                  Aufenthalts-
                                                                                                   erkennung
                                                                                                                        Eingriffs-
                                                                                                                          zonen
                                                                                                                                              Gemeinsame
                                                                                                                                              Arbeitsräume

                                                                                        Entkoppelte                                  Gekoppelte
                                                                                           Arbeit                                      Arbeit

                                                                                                        Keine                                 Notwendige
                                                                                                      Berührung                               Berührung

                                                                              Maximale                                 Reduzierte
                                                                           Geschwindigkeit                           Geschwindigkeit

                                                                         Unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit von Mensch und Roboter

Beim Einsatz von kooperativen oder kollaborativen Robotern stellen       Die Automatisierung hat die Arbeit im Augsburger Werk verändert und
sich ganz klassische Gefahrenpotentiale wie Quetschungen durch die       viele Tätigkeiten sind weggefallen. Arbeitsplätze sind dadurch bei KUKA
Maschine. Aber auch psychische Belastungen können auftreten, wenn        nicht abgebaut worden, weil die Absatzmärkte gewachsen sind und durch
der Roboter seine Geschwindigkeit nicht reduziert und Stress aufgrund    die erhöhte Produktivität viel Wertschöpfung im Betrieb verblieben ist.
einer möglichen Kollision entsteht. Deshalb müssen sowohl körperliche    Aber die entscheidende Frage bleibt laut Armin Kolb, dem Betriebsrats-
wie psychische Belastungen in einer Gefährdungsbeurteilung erfasst und   vorsitzenden von KUKA in Augsburg: „Schafft ein neuer Roboter in der
beurteilt werden. Auch die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV)     Produktion einen Arbeitsplatz oder vernichtet er einen?“ Und das sei gar
regelt, dass vor Inbetriebnahme eine Gefährdungsbeurteilung durch-       nicht so einfach zu beantworten: Denn einerseits wird durch den Einsatz
geführt werden muss. Gegebenenfalls sind Schutzmaßnahmen durch-          von Maschinen menschliche Arbeitskraft ersetzt, andererseits gäbe es ohne
zuführen (nach § 4 Abs. 3 BetrSichV). Diese sind geregelt in der         Automatisierung viele Industriezweige nicht mehr in Deutschland. Denn
EN ISO 10218 Teil 1 und 2.                                               einfache und weniger produktive Arbeiten lassen die meisten Unterneh-
                                                                         men lieber in Ländern mit einem niedrigeren Lohnniveau erledigen.
Empfehlungen für die Mensch-Roboter-Interaktion
                                                                         Der Betriebsrat hat sich im Augsburger Werk dafür eingesetzt, dass vor
•   Einsatz vorwiegend für monotone und belastende Arbeit.               allem die monotonen und körperlich belastenden Aufgaben automatisiert
•   Der Roboter sollte dem Menschen ausweichen, nicht                    und in einer Pilotbetriebsvereinbarung auch die Ergonomie beim Einsatz
    der Mensch dem Roboter.                                              von Robotern vereinbart werden.
•   Eine Kollision sollte ausgeschlossen werden.
•   Ist dies nicht möglich, muss sich die bei der Kollision              Früher musste ein Facharbeiter in der Produktion mit einer einfachen
    auftretende Kraft am empfindlichsten Körperteil orientieren:         Vorrichtung 250 kg schwere Gussteile einspannen, umdrehen und entgra-
    Verletzungen sind sicher auszuschließen.                             ten – ein Knochenjob. Heute ist diese Tätigkeit in der Halle 10 von KUKAs
•   Die Programmierung des Roboters sollte durch die                     mechanischer Fertigung automatisiert. Die Beschäftigten kümmern sich
    Beschäftigten in der Produktion stattfinden.                         jetzt vermehrt um die Qualitätskontrolle und achten darauf, dass die
                                                                         weitgehend automatisierten Prozesse störungsfrei ablaufen. Dazu gehört
                                                                         auch die Programmierung von Robotern in der Fertigung. Mittlerweile
                                                                         kann hier fast jeder CNC-Steuerungen und andere Maschinen program-
                                                                         mieren: „Das war Learning by Doing“, erinnert sich Rainer Eder-Spendier
                                                                         der seit 23 Jahren bei KUKA arbeitet. Er war der Erste in der Halle, der mit
                                                                         dem Programmieren anfing und hat es anderen Kollegen nach und nach
                                                                         beigebracht. Zusammen haben sie sich weitergebildet und mittlerweile gibt
                                                                         es unternehmenseigene Fortbildungen für die Maschinensteuerungen.

                                                                         Armin Kolb, der auch Mitglied in der Arbeitsgruppe „Arbeit, Aus-
                                                                         und Weiterbildung“ der Plattform Industrie 4.0 der Bundesregierung ist,
                                                                         sagt: „Man muss die Leute im Betrieb abholen und weiterqualifizieren.
                                                                         Am deutlichsten wird der Bedarf, wenn der Roboter direkt neben dem
                                                                         Kollegen arbeitet.“

                                                                                                                                                              7
Datenschutz im Sinne
                                        der Beschäftigten regeln
                                        Digitalisierung in der Wäscherei

                                        Durch die Digitalisierung und Vernetzung
                                        der Produktion fallen große Mengen an Daten
                                        an – der Datenschutz wird zum Problem.
                                        Bei MEWA in Lauenburg haben die Betriebsräte
                                        auf die technischen Veränderungen reagiert.

                                                                                      In der modernsten Wäscherei Europas ist alles geregelt. Eine automa-
                                                                                      tische Förder- und Sortiertechnik bei MEWA in Lauenburg sorgt dafür,
                                                                                      dass die Wäsche durch den gesamten Pflegeprozess transportiert wird.
                                                                                      Näharbeitsplätze sind elektronisch vernetzt und gestatten die detailgenaue
                                                                                      Analyse. Das erfolgt auf Flachbildschirmen in den Leitungsbüros, wo die
                                                                                      Daten zusammenlaufen. „Auf dem Display kann man in jede Maschine,
                                                                                      jeden Arbeitsbereich hineinzoomen und Details sehen“, sagt Ralf Meißner,
                                                                                      Betriebsratsvorsitzender am Standort. „Wenn man diese Informationen
                                                                                      zusammenführt, hat das auch Auswirkungen für den Menschen, der
                                                                                      dort arbeitet.“

                                                                                      Die Auswirkungen im Sinne der Beschäftigten zu regeln – das geht Ralf
                                                                                      Meißner zusammen mit Stephan Köppe, dem stellvertretenden Betriebsrats-
                                                                                      vorsitzenden und den sieben weiteren Betriebsratsmitgliedern am Standort
                                                                                      Lauenburg an. Das Gremium, im August 2011 gegründet, hat dabei beson-
                              Datenschutz im Blick: die MEWA-Betriebsräte Stephan
                                     Köppe und Ralf Meißner (von links nach rechts)   ders den technischen Fortschritt im Blick. Das ist notwendig, denn bei
                                                                                      MEWA mit seinen europaweit 44 und deutschlandweit 14 Standorten ist die
                                                                                      Digitalisierung im Textil-Management weit fortgeschritten.

    In der Industrie 4.0 kann man alles bis                                           Dem Risiko, dass Daten den Beschäftigten zugeordnet und ausgewertet
    ins Detail berechnen. Das ist auch die Gefahr.                                    werden, begegnete die Interessenvertretung mit Betriebsvereinbarungen
    Weil es Dinge gibt, die man nicht berechnen                                       bei den Servicefahrern im Tourenmanagement und im Prozessleitsystem,
    kann – den menschlichen Faktor. Der wird                                          wo alle in der Produktion erfassten Daten zusammenlaufen (siehe Inter-
    völlig außer Acht gelassen.                                                       view). Auf eine andere Gefahr müssen sie ständig achten: Durch die detail-
                                                                                      genaue Datenauswertung können Teamleiter den Personaleinsatz flexibler
    (Betriebsratsvorsitzender Ralf Meißner)                                           planen und den Leistungsdruck erhöhen. Dabei gibt es Chancen und
                                                                                      Risiken.

                                                                                      Als Chance begreift der Betriebsrat etwa durch Industrie 4.0 entstandene
                                                                                      neue Tätigkeitsprofile: „Es gibt Arbeitsplätze, die eine höhere Qualifizierung
                                                                                      erfordern, wo sich Kolleginnen und Kollegen innerhalb des MEWA-Konzerns
                                                                                      in anderen Gesellschaften eingearbeitet haben, um diesen Arbeitsplatz bei
                                                                                      uns auszuführen“, sagt Stephan Köppe. Das bedeute einen beruflichen
                                                                                      Aufstieg und auch finanzielle Verbesserungen.

8
Automatisierte Prozesssteuerung,
                                              menschliche Prozessüberwachung
                                                        und Qualitätssicherung

Interview

IG Metall: Durch die Vernetzung        muss. Die Daten darf sich die Ge-         Versetzungen oder Kündigungen          sie auch noch nie anwenden. Wir
in der Industrie 4.0 fallen immer      schäftsführung auch nur im Beisein        kommen würde, dann ist es für die      hatten noch keinen Vorfall, wo
mehr Daten an. Dadurch können          des Betriebsrates anschauen, der          Kolleginnen und Kollegen sichtbar      Missbrauch betrieben wurde.
sich Risiken für die Beschäftigten     Betriebsrat nur im Beisein der            und wird auch wahrgenommen.
ergeben. Ihr seid das Thema ange-      Geschäftsführung.                         Aber es gibt bei uns äußerst wenig     Was würdet ihr anderen Interessen-
gangen. Was habt ihr gemacht?                                                    Kündigungen und Versetzungen.          vertretungen mit auf den Weg
                                       Wie seid ihr darauf gekommen,             Die Kolleginnen und Kollegen neh-      geben?
Stephan Köppe: Wir haben in            den Datenschutz zu regeln?                men keine Schwierigkeiten durch
Bereichen, in denen Elemente von                                                 Industrie 4.0 wahr. Die Vereinba-      Ralf: Ich bin sehr viel auf Semi-
Industrie 4.0 zu erkennen sind, Be-    Stephan: Wir haben uns ausge-             rungen werden bekanntgegeben und       naren. Wenn das Gespräch auf
triebsvereinbarungen abgeschlossen.    tauscht mit unserer IG Metall-Ge-         aufgenommen. Sie werden aber auch      Industrie 4.0 kommt, wissen viele
Damit haben wir versucht, den          schäftsstelle und dem zuständigen         schnell wieder vergessen, weil viele   Betriebsräte nicht, was das ist.
Datenschutz für die Kolleginnen        Sekretär. Mit ihm erarbeiteten wir        Veränderungen nicht sichtbar sind.     Den Begriff haben sie zwar schon
und Kollegen so sicher wie möglich     die Paragrafen, als das erste Mal                                                gehört, aber so richtig definieren
zu machen. Ausgeschlossen ist          der Datenschutz in einer Verein-          Stephan: Bestes Beispiel: In unseren   kann es keiner. Das Thema ist sehr
zum Beispiel, dass Industrie 4.0 zu    barung geregelt wurde. Nach der           Abteilungen für Berufsbekleidung       abstrakt. Ich würde empfehlen, auf
personellen Konsequenzen führt,        Verhandlung mit der Geschäfts-            und Putztücher sowie in der Instand-   jeden Fall Seminare zum Thema zu
also zu Versetzungen, Abmahnungen      führung haben wir dann mit ihm            haltung wurde ein Prozessleitsystem    besuchen und sich zu informieren.
oder Kündigungen. In der Regel         wieder Rücksprache gehalten.              eingeführt. Dieses System regelt die   Dann entwickelt man ein Gespür
haben wir vor Einführung eines                                                   Zusammenführung der Daten. Da          dafür.
neuen Industrie 4.0-Elements eine      Ralf: Über die IG Metall haben wir        haben wir gesagt: Bevor das einge-
solche Betriebsvereinbarung abge-      auch die ein oder andere Betriebs-        führt wird, schließen wir eine Be-     Stephan: Wichtig ist auch der
schlossen.                             vereinbarung studiert, die schon          triebsvereinbarung ab, die den         Kontakt zur Belegschaft. Die
                                       abgeschlossen wurde. Ohne die Un-         Datenschutz und andere Themen          Beschäftigten nehmen als erstes
Ralf Meißner: Dabei haben wir uns      terstützung der Gewerkschaft hätten       regelt. Aber die meisten Kolleginnen   Veränderungen wahr, bei Verän-
stark auf das Bundesdatenschutz-       wir die Vereinbarung sicherlich           und Kollegen haben da gar nichts       derungen am Arbeitsplatz etwa.
gesetz bezogen. Wir haben geregelt,    nicht hinbekommen.                        mit zu tun. Sie kennen zwar einige     Da bekommen die Kolleginnen
dass Daten nur dann ausgewertet                                                  Daten, die erfasst werden, aber mit    und Kollegen als erstes mit, wenn
werden dürfen, wenn der Verdacht       Wie sind die Regelungen bei den           Sicherheit nicht alle. Deswegen se-    Druck aufgebaut wird.
einer Straftat besteht. Außerdem ha-   Beschäftigten angekommen?                 hen sie auch gar nicht die Gefahren,
ben wir festgelegt, wer an welchem                                               die dahinterstehen. Daher ist bei
Terminal auf Daten zugreifen darf.     Ralf: Ich merke bei den Kolleginnen       den Kolleginnen und Kollegen auch
Und dass der Zugang immer mit          und Kollegen immer, dass sie nur          nicht das Bedürfnis vorhanden, dass
der Geschäftsführung und dem           das wahrnehmen, was sie sehen.            unbedingt eine Datenschutzverein-
Betriebsrat abgesprochen werden        Wenn es durch Industrie 4.0 zu            barung benötigt wird. Wir mussten

                                                                                                                                                          9
Lernen im Arbeitsprozess
                                      Forschungsprojekt APPsist

                                      Die Bearbeitung komplexer Aufgaben
                                      erfordert gut aufbereitete Informationen.
                                      Neu entwickelte Assistenzsysteme bieten
                                      hierfür eine auf einzelne Beschäftigte
                                      zugeschnittene Lernunterstützung.

     Arbeits- und Lernunterstützung
         durch das Assistenzsystem

                                                        Lernen am Tablet – was nach Feierabend auf der Couch klingt, findet
                                                        bei Festo im saarländischen St. Ingbert-Rohrbach im Betrieb statt. In dem
                                                        Werk mit 2.300 Beschäftigten werden u. a. Pneumatikzylinder hergestellt.
                                                        In der Produktion kommen zukünftig Tablets zum Einsatz. Darauf läuft
                                                        ein Assistenzsystem, das im Projekt APPsist entwickelt worden ist.

                                                        Ziel des Projekts ist aus Sicht des Betriebsrats und der IG Metall, dass
                                                        Beschäftigte an Montagearbeitsplätzen zukünftig komplexere Aufga-
                                                        ben übernehmen können. Die Systeme sollen lernfähig sein und genau
                                                        diejenige Unterstützung bieten, die vom einzelnen Mitarbeiter benötigt
                                                        wird. Auch deshalb habe es keine Ängste oder Vorbehalte der Beschäf-
                                                        tigten gegenüber APPsist gegeben. „Meiner Meinung nach war dafür
                                                        entscheidend, dass die Kolleginnen und Kollegen von Anfang an mit
                                                        dabei waren“, sagt Betriebsrat Carsten Kemmer. „Ihre Verbesserungsvor-
                                                        schläge wurden von den Experten angenommen und auch umgesetzt. Im
                                                        Projekt war die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Betriebsrat
                                                        und Unternehmen sehr fruchtbar. Das hat einige neue Sichtweisen und
                                                        Erkenntnisse für die Ingenieure und Softwarespezialisten gebracht.“

10
Die Betriebsratsmitglieder Christoph
                                                                                                                    Biedermann und Carsten Kemmer sind Teil
                                                                                                                    des Teams, das im Projekt APPsist die
                                                                                                                    Interessen der Beschäftigten einbringt.

Nun werden auf dem Tablet Informationen über den Arbeitsprozess              Noch gibt es letzten Regelungsbedarf, wo und wie lange man die neuen
gezeigt und schrittweise Inhalte vermittelt. Neben erklärendem Text zeigen   Lernmöglichkeiten im Betrieb auch tatsächlich nutzen kann. Aber auch
kurze Videosequenzen, wie man bestimmte Arbeitsaufgaben erledigen            für Lernort und -zeiten werden Betriebsrat und Unternehmen eine Lö-
kann. Hierbei handelt es sich um Tätigkeiten, die die jeweiligen Beschäf-    sung finden.
tigten zuvor noch nicht ausgeführt haben. Das System leitet die Kollegin-
nen Schritt für Schritt durch den Wartungsprozess oder die Fehlersuche       Dass das Projekt erfolgreich verlaufen ist und große Chancen bietet,
ohne Prüf- und Checklisten auf Papier. Wenn die Beschäftigten die neuen      findet auch Prof. Dr. Christoph Igel vom Deutschen Forschungszentrum
Arbeitsschritte beherrschen, können Sie einzelne Erklärungen oder auch       für Künstliche Intelligenz (DFKI). Nach seiner Auffassung wird mit dem
die gesamte Assistenz überspringen. Die Lehrfilme geben auf Wunsch           Assistenzsystem auch in wissenschaftlicher Hinsicht Neuland betreten.
zudem Hintergrundinformationen über das eingesetzte Produkt.                 Es sei gelungen, einen Wissensdienst zu entwickeln, der Methoden der
                                                                             Künstlichen Intelligenz nutzt. „Damit wird für die Qualifizierung am
In der U-förmigen teilautomatisierten Montagelinie, in der das Assistenz-    Arbeitsplatz erstmals eine neue Dimension der Individualisierung er-
system erprobt wird, montieren drei Kolleginnen bislang Pneumatikzylinder    möglicht.“ Auch deshalb wird das Projekt am 17. November 2016 auf dem
in kurzen Taktzeiten. Mit der Anleitung auf Tablets wird die Tätigkeit       nationalen IT-Gipfel vorgestellt als ein Beispiel für Kompetenzentwicklung
angereichert und es kommen neue Aufgaben hinzu. So gibt das System den       in der Industrie 4.0. Hinter dem Forschungsprojekt APPsist steht eine
Beschäftigten in der Montage eine Anleitung zur Beseitigung kleinerer        Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
Störungen, z. B. um die Behälter für Fette oder Klebstoffe zu wechseln.      Neben der Festo AG sind die Unternehmen MBB Fertigungstechnik und
Davon profitiert auch das Unternehmen, weil sich die Zeit verkürzt, in       Brabant & Lehnert beteiligt. Wissenschaftlich wird das Projekt entwickelt
der eine Anlage stillsteht.                                                  mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI),
                                                                             der Ruhr-Universität Bochum und dem Festo Lernzentrum. Die IG Metall
„Das Assistenzsystem wird von den Beschäftigten vor Ort sehr gut ange-       ist Projektpartner sowie über die gemeinsame Arbeitsstelle mit der
nommen und sie haben es gerne getestet“, sagt Carsten Kemmer. Der Weg        Ruhr-Universität beteiligt.
dorthin war aber nicht immer leicht. Beispielsweise mussten die beteilig-
ten Betriebsratsmitglieder die Projektpartner „am Anfang immer wieder        Wie geht es weiter mit der Digitalisierung im Werk Rohrbach und was
daran erinnern, dass Menschen mit dem Produkt arbeiten sollen und die        können andere Betriebsräte aus dem Beispiel lernen? Die frühzeitige Ein-
externen Experten hatten noch eine Art Datensammelwut. Aber die haben        bindung von Betriebsrat und Beschäftigten war sehr wichtig, aber solch
wir permanent hinterfragt und damit auf ein Minimum reduzieren können.“      eine echte Beteiligung geht auch mit hohem Arbeitsaufwand einher. An-
Der Betriebsrat und die IG Metall haben die Sichtweise und Interessen der    fangs war nur ein Betriebsratsmitglied für das Projekt APPsist zuständig,
Beschäftigten konsequent in das Projekt eingebracht, sodass nun beispiels-   aber schnell wurde die große Aufgabe auf mehr Schultern verteilt: „Das
weise ein umfangreicher Datenschutz gewährleistet ist.                       Team aus mittlerweile fünf Betriebsratsmitgliedern wird sich auch in
                                                                             Zukunft um andere Industrie 4.0-Projekte im Werk und die Einführung
Ähnlich war es bei der Frage, mit welcher Hardware das Assistenzsys-         neuer Technologien kümmern“, sagt Carsten Kemmer. „Zurzeit laufen
tem eigentlich umgesetzt wird. Dafür waren auch virtual reality-Brillen,     schon zwei weitere Projekte im Werk, die wir begleiten.“
sogenannte Datenbrillen, im Gespräch. Aber über die gesundheitlichen
Auswirkungen solcher Brillen gibt es bisher nur spärliche Erkenntnisse.
Der Betriebsrat konnte sich mit seinen Bedenken durchsetzen, sodass
die Beschäftigten nun an Tablets lernen können.

                                                                                                                                                         11
Industrie 4.0 in der Region
                                             Nachahmung erwünscht: wie man Arbeit 4.0 vor Ort
                                             zum Thema macht – das Beispiel der IG Metall-Region
                                             Mülheim, Essen, Oberhausen (MEO)
                                                                                                     Holger Kowol, stellvertretender
                                                                                                     Betriebsratsvorsitzender bei Schrader
                                                                                                     Industriefahrzeuge GmbH in Essen:
                                                                                                     „Industrie 4.0 ist ein schleichender
                                                                                                     Prozess.“

                Engagierte Diskussion mit
            Klaus Peters, Vorsitzender der
            Geschäftsführung der Agentur
                          für Arbeit Essen

                                                              Eine kühne Vision: „Vielleicht         sind bereits erste Elemente von
                                                              gelingt es uns, ein ‚Ruhr Valley‘ zu   Industrie 4.0 erkennbar, aber nicht
                                                              schaffen“, sagt Holger Neumann in      immer sind die Firmen sich dessen
                                                              Anspielung auf Silicon Valley, der     bewusst. Und noch seltener mit
                                                              Hightech-Schmiede in Kalifornien.      Politik und Wissenschaft vernetzt.
                                                              Der Essener IG Metall-Sekretär
                                                              eröffnete mit diesem Satz die Auf-     Genau das sei die Aufgabe der
                                                              taktveranstaltung zu „Arbeit 4.0“ –    IG Metall, sagt Holger Neumann:
                                                              am 6. Oktober 2015 in der Lager-       „Wir müssen die Vernetzung der
                                                              halle von VDM Metals. Im Dezem-        Akteure vorantreiben.“ Sie werden
                                                              ber 2015 fand die zweite Veranstal-    deshalb zu den Arbeit-4.0-Veran-
                                                              tung statt, im März 2016 die dritte;   staltungen stets eingeladen: Unter-
                                                              die vierte ist für November geplant.   nehmer, Betriebsräte, Vertreter der
Die Auftaktveranstaltung wurde moderiert                                                             Arbeitsagentur, der IHK und der
von Holger Neumann (IG Metall Essen)
und Prof. Dr. Klaus Kost (Geschäftsführer
                                                              Am Anfang stand die Idee, den          Stadt, Politiker und Wissenschaftler.
Project Consult GmbH)                                         Arbeitsmarkt unter die Lupe zu
                                                              nehmen. Denn die Hiobsbotschaf-        Zudem will Holger Neumann „die-
                                                              ten aus den Unternehmen häuften        jenigen zum Mitmachen animieren,
                                                              sich. Mal ging es um die Verlagerung   die Industrie 4.0 noch skeptisch
                                                              von Tätigkeiten ins Ausland, mal       gegenüberstehen.“ Denn Informa-
                                                              um die Absenkung von Tarifstan-        tionstechnik (IT) und Produktion
                                                              dards. Es fehlte ein positives Leit-   verschmelzen mehr und mehr mit-
                                                              bild, von Optimismus keine Spur.       einander. „Alles, was digitalisiert
                                                                                                     werden kann, wird irgendwie digi-
                                                              Im Januar 2014 gründete die            talisiert werden“, sagt Alexander
                                                              IG Metall Essen einen Arbeitsmarkt-    Gulden vom Innovationsmanage-
                                                              politischen Steuerungskreis, dem       ment der Thyssenkrupp AG. Holger
                                                              mehrere Betriebsratsvorsitzende,       Neumann schlussfolgert: „Die Frage
                                                              der Geschäftsführer der Arbeits-       ist, ob wir diese Entwicklung mit-
                                                              agentur sowie Berater aus Wirtschaft   gestalten wollen oder nicht.“ Seine
                                                              und Politik angehören. Rasch stellte   Antwort lautet: „Wir sollten agieren
                                                              man fest: In einigen Unternehmen       statt reagieren, handeln statt behan-
                                                                                                     delt zu werden, mitbestimmen
                                                                                                     statt bestimmt zu werden.“

12
Kompetenzen stärken +
                                        Zukunft gestalten
                                        Qualifikation für innovative Betriebspolitik
                                        und gute Arbeit
                                        Innovative Arbeitsgestaltung und        So kann die IG Metall Betriebe         Praxisorientiertes Lernen für
                                        Personalentwicklungskonzepte …          dabei unterstützen z. B. an inno-      die Arbeitswelt von morgen
                                                                                vativen Personalkonzepten zu
                                        Die Veränderungen, die mit der          arbeiten, die die veränderten Pro-     Die Qualifizierung basiert auf einem
                                        weiteren Digitalisierung der Arbeits-   duktionsprozesse berücksichtigen.      neu entwickelten und praxisnahen
                                        welt einhergehen und andere aktu-       Auch Fragen rund um innovative         Lernkonzept. Dieses beinhaltet die
                                        elle technologisch-ökonomische          Arbeitsgestaltung und beteiligungs-    unmittelbare Anwendung des
                                        Wandlungsprozesse stellen Betriebe      orientierte Gestaltungsmöglich-        Gelernten im Rahmen individuell
                                        vor enorme Herausforderungen.           keiten gehören dazu. Die fünf Pro-     konzipierter betrieblicher Umset-
                                        Diese sind nur mit motivierten und      jekte unter dem Dach „Arbeit und       zungsprojekte. Das Ziel ist, nachhal-
                                        qualifizierten Beschäftigten zu be-     Innovation: Kompetenzen stärken        tige Personalentwicklungsstrukturen
                                        wältigen. Deswegen hat das Ressort      + Zukunft gestalten“ unterstützen      zu entwickeln und zu festigen, um
                                        Vertrauensleute und Betriebspolitik     Betriebe dabei, die heutigen und       gute Arbeit gestalten zu können.
Er plädiert dafür, „gemeinsam ein       der IG Metall Vorstandsverwaltung       zukünftigen Herausforderungen
Bild zu entwickeln, wie die Arbeits-    fünf Projekte unter dem gemeinsa-       kompetent, initiativ und beteili-      Darüber hinaus arbeiten die Pro-
welt der Zukunft aussehen soll“.        men Titel „Arbeit und Innovation:       gungsorientiert anzugehen.             jekte eng zusammen mit dem Lehr-
Sowohl betrieblich als auch überbe-     Kompetenzen stärken + Zukunft                                                  stuhl für Produktionssysteme und
trieblich. Die Ausgangsfrage könne      gestalten“ entwickelt. Diese wurden     … initiativ und beteiligungsorien-     der Gemeinsamen Arbeitsstelle
stets lauten: „Wo wollen wir in fünf,   beim Bundesministerium für Arbeit       tiert im eigenen Betrieb umsetzen      RUB/IGM an der Ruhr-Universität
sieben oder zehn Jahren stehen?“        und Soziales und dem Europäischen                                              Bochum. Hier wird ein Ausbildungs-
                                        Sozialfonds im Rahmen des Pro-          Zielgruppe der Projekte sind aus-      modul für die Lernfabrik in Bochum
In jeder IG Metall-Geschäftsstelle      gramms „Fachkräfte sichern: weiter      gewählte innerbetriebliche Experten.   entwickelt, bei der ein arbeitspo-
könne Arbeit 4.0 zum Thema ge-          bilden und Gleichstellung fördern“      Also Vertrauensleute, Ingenieure,      litischer Gestaltungsprozesses mit
macht werden, glaubt Holger Neu-        erfolgreich beantragt. Die fünf         Meister, qualifizierte Facharbeiter    den Teilnehmer/innen simuliert
mann. „Es geht um die Gestaltung        Projekte sind in verschiedenen Regio-   und Betriebsräte.                      werden wird.
von Industriearbeit.“ Erforderlich      nen angesiedelt und haben jeweils
dafür sei Dreierlei: „ein Kümmerer“,    eigene Themenschwerpunkte.              Im Zentrum der Projekte stehen         Mit den fünf Projekten wird
ein kleiner Kreis von Aktiven, die                                              fünfteilige Qualifizierungsreihen      das Ressort Vertrauensleute und
in der Lage sind, „alle Akteure an                                              (5 Module à 3 Tage). Sie vermit-       Betriebspolitik eine Vielzahl
einen Tisch zu holen“, und Bera-                                                teln fachliche Kompetenzen, die        weiterer Unterstützungsleistungen
tung. Die IG Metall Essen arbeitet                                              für die Arbeitswelt 4.0 relevant       für die Betriebe anbieten, so auch
mit der Beratungsfirma Project                                                  sind. Die betriebs- und arbeits-       z. B. fachspezifische Beratung und
Consult GmbH (PCG) zusammen,                                                    politischen Themen, die mit dem        Gruppencoaching für ausgewählte
Betriebsräte können Sachverstän-                                                technisch-ökonomischen Wandel          Betriebe.
dige hinzuziehen (§ 80.3 BetrVG).                                               einhergehen, sollen proaktiv und
                                                                                beteiligungsorientiert im Betrieb      Bei Interesse für das Projekt
IG Metall und Hans-Böckler-Stif-                                                gestaltet werden. Dies bedeutet        findet Ihr Ansprechpartner/innen
tung haben eine Studie in Auftrag                                               z. B. Anforderungen an mehr und        auf der nächsten Seite.
gegeben. Sie wollen wissen, wie                                                 bessere Weiterbildung im Betrieb
viel Industrie 4.0 bereits in der                                               zu erkennen und im Rahmen be-
Region MEO steckt, wer auf deren                                                trieblicher Umsetzungsprojekte
Entwicklung Einfluss nehmen und                                                 sozialpartnerschaftlich umzusetzen.
wie die Vernetzung aller Akteure
unterstützt werden kann.

                                                                                                                                                        13
Wegweiser
Informationen und Kontakte
in Deiner Region

                 Wenn Ihr im Betrieb Handlungsbedarf rund um das Thema Industrie 4.0
                 habt oder weiterführende Informationen benötigt, gibt es zusätzlich zu
                 Euer örtlichen Geschäftsstelle Kontakte in jeder der sieben Bezirksleitungen.

                 Außerdem könnt ihr Euch an die Projektsekretärinnen und Projekt-
                 sekretäre für das Projekt „Arbeit + Innovation“ (siehe S. 13) wenden. Für
                 weitere Unterstützung und Fragen stehen Euch Ansprechpartner in der
                 Vorstandsverwaltung der IG Metall zur Verfügung.

14
IG Metall Bezirksleitung Küste      IG Metall Bezirksleitung Niedersachsen-Sachsen-Anhalt
           Stephanie Schmoliner                Thomas Müller
           Bezirkssekretärin                   Bezirkssekretär

           stephanie.schmoliner@               thomas.mueller@
           igmetall.de                         igmetall.de

IG Metall Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen                     IG Metall Bildungszentrum Berlin-Pichelssee
           Nele Heß                                                                Anna Repina                        Julian Wenz
           Bezirkssekretärin                                                       Projektsekretärin                  Projektsekretär
                                                                                   „Arbeit + Innovation“              „Arbeit + Innovation“
           nele.hess@                                                              anna.repina@                       julian.wenz@
           igmetall.de                                                             igmetall.de                        igmetall.de

IG Metall Bezirksleitung Nordrhein-Westfalen
           Patrick Loos                        Gabi Schilling                      Reinhard Röhrig
           Projektsekretär                     Projektleitung                      Projektsekretär
           „Arbeit 2020 in NRW“                „Arbeit 2020 in NRW“                „Arbeit 2020 in NRW“
           patrick.loos@                       gabi.schilling@                     reinhard.roehrig@
           igmetall.de                         igmetall.de                         igmetall.de

IG Metall Bezirksleitung Nordrhein-Westfalen                            IG Metall Bildungszentrum Sprockhövel
           Wolfgang Nettelstroth               Sonja Wichmann                      Olaf Schröder                      Marcello Sessini
           Bezirkssekretär                     Bezirkssekretärin                   Projektsekretär                    Projektsekretär
                                                                                   „Arbeit + Innovation“              „Arbeit + Innovation“
           wolfgang.nettelstroth@              sonja.wichmann@                     olaf.schroeder@                    marcello.sessini@
           igmetall.de                         igmetall.de                         igmetall.de                        igmetall.de

IG Metall Vorstandsverwaltung, Frankfurt: Ressort Zukunft der Arbeit
           Detlef Gerst                        Constanze Kurz                      Moritz Niehaus
           Politischer Sekretär                Ressortleiterin                     Politischer Sekretär

           detlef.gerst@                       constanze.kurz@                     moritz.niehaus@
           igmetall.de                         igmetall.de                         igmetall.de

IG Metall Vorstandsverwaltung, Frankfurt: Projekt Arbeit + Innovation
           Irene Heyer                         Jürgen Klippert                     Peter Pawlicki
           Projektsekretärin                   Projektsekretär                     Projektsekretär
           „Arbeit + Innovation“               „Arbeit + Innovation“               „Arbeit + Innovation“
           irene.heyer@                        juergen.klippert@                   peter.pawlicki@
           igmetall.de                         igmetall.de                         igmetall.de

IG Metall Bezirksleitung Mitte      Arbeitskammer Saarland              IG Metall Bezirksleitung Baden-Württemberg
           Michael Ebenau                      Thomas Otto		                       Christa Lang		                     Raphael Menez
           Bezirkssekretär                     Hauptgeschäftsführer                Bezirkssekretärin                  Projektsekretär
                                               Arbeitskammer Saarland                                                 „Arbeit + Innovation“
           michael.ebenau@                     thomas.otto@                        christa.lang@                      raphael.menez@
           igmetall.de                         arbeitskammer.de                    igmetall.de                        igmetall.de

IG Metall Bezirksleitung Bayern                                         Kritische Akademie Innzell
           Andrea Fehrmann                     Martin Feder		                      Nicole Avramidis
           Bezirkssekretärin                   Bezirkssekretär                     Projektsekretärin
                                                                                   „Arbeit + Innovation“
           andrea.fehrmann@                    martin.feder@                       nicole.avramidis@
           igmetall.de                         igmetall.de                         igmetall.de

                                                                                                                                              15
Kleine und mittlere Unternehmen
mit ihren Beschäftigten im Mittelpunkt
Die Lernfabriken des Kompetenzzentrums Mittelstand 4.0
an der Technischen Universität (TU) Darmstadt
Dem Mittelstand fällt die Um-          Neben den technologischen
stellung auf Industrie 4.0 schwer,     Lösungen spielt die Frage nach
was für Arbeitsplätze und wirt-        der Arbeit 4.0 in Darmstadt eine
schaftliche Leistungskraft negative    große Rolle. Die Unterstützung
Folgen haben könnte. Deshalb hat       menschlicher Arbeit durch flexible
das Bundesministerium für Wirt-        Automatisierung und Assistenz-
schaft und Energie eine Reihe von      systeme stellt ein wichtiges
Kompetenzzentren eingerichtet,         Gestaltungsfeld dar. Arbeitsplatz-
die das Ziel haben, mittelständische   analysen werden unter ergonomi-
Unternehmen und Handwerks-             schen, arbeitsorganisatorischen
betriebe bei der Umsetzung von         und qualitätssichernden Kriterien
Industrie 4.0 zu unterstützen.         durchgeführt.
Eines dieser Kompetenzzentren
ist an der Technischen Universität     Das Ressort Zukunft der Arbeit
Darmstadt zu finden. Dort gibt         beim Vorstand der IG Metall
es bereits seit einiger Zeit zwei      arbeitet bereits seit zwei Jahren
Lernfabriken, die das Herzstück        mit der Lernfabrik in Darmstadt
des neuen Kompetenzzentrums            zusammen. In der Lernfabrik
bilden.                                wurde ein Modell für die Nutzung
                                       von Mitarbeiterdaten entwickelt.
Lernfabriken oder „future labs“        Das Ressort Zukunft der Arbeit
kommen ursprünglich aus den            hat sich hieran beteiligt, um einen
USA und werden seit 2007 auch          umfassenden Schutz persönlicher
in Deutschland betrieben. Erste        und personenbezogener Daten
Schwerpunkte lagen bei den Themen      sowie die Einhaltung von Mitbe-
Lean Management und ganzheitli-        stimmungsrechten sicherzustellen.
che Produktionssysteme. Mittler-       Was das genau für die Gestaltung
weile gehen einige Lernfabriken        der Arbeitsplätze bedeutet, wurde
auch das Thema 4.0 an.                 in Darmstadt in einem Arbeits-
                                       platzmodell umgesetzt und kann
Das gilt auch für die Lernfabriken     besichtigt werden.
der TU Darmstadt. Hier werden
Vertretern mittelständischer Indus-    Anfragen zur Lernfabrik in
triebetriebe anhand von Demons-        Darmstadt bitte an:
tratoren praktische Lösungen für       Claudia Pest, Ressort Zukunft der
die Digitalisierung ihrer Abläufe      Arbeit claudia.pest@igmetall.de
und Prozesse gezeigt. Unterneh-
mensvertreter, Betriebsräte und        Für die Besichtigung einer weiteren
Beschäftigte können sich mit den       Lernfabrik an der Ruhr-Universität
neuen Anforderungen der Digitali-      Bochum können die Projektsekre-
sierung unter realitätsnahen Bedin-    täre/-sekretärinnen für das Projekt   Fabrikabläufe und Prozessinformationen
gungen – gewissermaßen direkt          Arbeit + Innovation (siehe S. 15)     auf dem Tablet

an der Schnittstelle Mensch-Ma-        angefragt werden.
schine – auseinandersetzen, sich
informieren und weiterbilden.

16
Die Technik muss dem Menschen
dienen und nicht umgekehrt
Eröffnung des „Future Work Lab“ in Stuttgart

                                                                                                                   Im Future Work Lab kann man
                                                                                                                   zukünftig Beispiele für die Produktion
                                                                                                                   mit Industrie 4.0 besichtigen

Es gibt inzwischen viele Orte in        In einer gemeinsamen Initiative       Industrie 4.0 lernen
Deutschland, an denen Technologien      haben IG Metall und Bundesfor-        Das Kompetenzentwicklungs- und
für die Industrie 4.0 entwickelt        schungsministerium in Stuttgart       Beratungszentrum wird Seminare,
werden – sei es in den FuE-Einheiten    ein Innovationslabor auf den          Workshops und Weiterbildungs-
großer Unternehmen, in Univer-          Weg gebracht, das sich mit diesen     möglichkeiten für die Beschäftig-
sitäten, neu gegründeten Kompe-         drängenden Fragen befasst. Es soll    ten von produzierenden Unter-
tenzzentren oder Testumgebungen.        Lösungswege für die Gestaltung        nehmen anbieten. Darüber hinaus
Indes gibt es noch deutlich zu wenig    guter Arbeit und Qualifizierung       werden Experten des Zentrums
Orte, an denen digitales, vernetztes,   aufzeigen. Das Innovationslabor       gemeinsam mit Unternehmens-
mobiles Arbeiten zentrales Thema        wird von den Fraunhofer-Institu-      partnern individuelle Schulungs-
ist. Wie wird künftig die Arbeits-      ten für Produktionstechnik und        konzepte für die Industrie 4.0
teilung zwischen Mensch und             Automatisierung (IPA) sowie für       erarbeiten.
Maschine aussehen? Welche neuen         Arbeitswirtschaft und Organisa-
Formen der Arbeitsgestaltung und        tion (IAO) getragen. Es arbeitet      Industrie 4.0 weiter denken
betrieblichen Mitbestimmung sind        mit Unternehmen, anderen For-         Das Ideenzentrum soll für die
erforderlich? Welche Kompetenzen        schungsinstituten sowie IG Metall     weitere Forschung rund um
braucht der Mensch in der               und Arbeitgeberverband zusam-         die Produktionsarbeit – insbeson-
Industrie 4.0?                          men. Unternehmen, Betriebsräte        dere die Arbeitsforschung – eine
                                        und Beschäftigte können dort          zentrale Plattform bieten.
                                        Wissen und Fähigkeiten erlernen,
                                        um eine Arbeitswelt zu gestalten,     Das Future Work Lab wird im
                                        in der die Technik dem Menschen       November 2016 u. a. von Frau Prof.
                                        dient und nicht umgekehrt. Das        Wanka (Bundesministerin für
                                        Innovationslabor hat drei Schwer-     Bildung und Forschung) und Jörg
                                        punkte:                               Hofmann (1. Vorsitzender der
                                                                              IG Metall) eröffnet. Anschließend
                                        Industrie 4.0 erleben                 steht es für Besichtigungen und
                                        Im Demonstrationszentrum soll         Workshops zur Verfügung. Mehr
                                        erfahrbar gemacht werden, welche      Informationen und Kontaktdaten
                                        Technologien und Anwendungen          unter www.futureworklab.de
                                        heute schon möglich sind und
                                        wie künftige Szenarien der Arbeits-
                                        teilung zwischen Mensch und
                                        Technik aussehen können.

                                                                                                                                                            17
Bildung ist Macht –
auch in der Arbeitswelt 4.0
Beispiele für Seminare der IG Metall

Die gewerkschaftliche Bildungs-       Seminare für Betriebs-                                                            Seminar für
arbeit greift das Thema Industrie     ratsmitglieder                                                                    Hauptamtliche
4.0 in einer Reihe von Seminaren
auf, damit wir die Chancen im         Den Wandel und Gute Arbeit gestalten    Digitalisierung und Industrie 4.0         Digitalisierung und
Betrieb nutzen und die Risiken        Industrie 4.0 im Aufbruch               Arbeitsgestaltung in der                  Industrie 4.0 gestalten
minimieren. An dieser Stelle          Das Seminar eignet sich als Ein-        digitalen Arbeitswelt                     Für politische Sekretär/innen
können nicht alle Seminare zu         stieg in die Thematik und zeigt         Im Seminar werden die Verände-            der IG Metall gibt es ebenfalls ein
Digitalisierung und Industrie 4.0     Entwicklungslinien der Industrie        rungsprozesse durch Industrie 4.0         Weiterbildungsangebot, das In-
vorgestellt werden. Für einen voll-   4.0 auf. Anhand von betrieblichen       analysiert und die Auswirkungen           dustrie 4.0 in Theorie und Praxis
ständigen Überblick schaut bitte      Beispielen der Teilnehmer/innen         auf die Arbeitsgestaltung behandelt.      beleuchtet. Es setzt bei den Erfah-
in die Bildungsprogramme sowie        werden die Folgen der Veränderun-       Gemeinsam sollen Gestaltungsan-           rungen mit der Gestaltung ganz-
auf www.igmetall.de/bildung           gen und die Möglichkeiten des           sätze erarbeitet werden, z. B. zu den     heitlicher Produktionssysteme
                                      Betriebsrats gemeinsam erarbeitet.      Themen Qualifizierung, digitale           (GPS) an, um dann arbeits- und
Für Vertrauensleute und engagierte                                            Lernformen und mobilem                    betriebspolitische Handlungsfelder
                                      Dauer: 3 Tage
IG Metall-Mitglieder, die nicht       01.03. – 03.03.2017    LX05917   Lohr   Arbeiten.                                 für die Industrie 4.0 zu vertiefen.
                                      16.07. – 21.07.2017    LX02917   Lohr
dem Betriebsrat angehören, gibt es    04. 10. – 06.10.2017   LX29017   Lohr   Dauer: 5 Tage                             Dauer: 2,5 Tage
Angebote im Bildungsprogramm          10.12. – 13.12.2017    LX05017   Lohr   26.02. – 03.03.2017 WD00917 Beverungen    21.06. – 23.06.2017 HO172522 Bad Orb
                                                                              02.07. – 07.07.2017 BE02717 Berlin
„Für Aktive in Betrieb und Gesell-                                            15.1 0. – 20.10.2017 BE04217 Berlin
schaft“: Das Thema Digitalisierung    Datenschutz im Rahmen
und Industrie 4.0 wird z. B. auch     von Industrie 4.0
                                                                              Den digitalen Wandel mitbestimmen
in den Seminaren „Unsere Arbeits-
                                      Durch die Digitalisierung wird          JAV – Berufsbildung 4.0
welt gestalten“ oder „Aktiv für
                                      der Datenschutz noch bedeutsamer        Die Digitalisierung verändert auch
gute Arbeit“ behandelt.
                                      und das Seminar behandelt Trends        die Berufsausbildung – in Betrieb,
                                      wie Big Data, Cloud und Social          Berufsschule und Universität. Im
                                      Media mit ihren Risiken für             Seminar werden Mitbestimmungs-
                                      Beschäftigte. Im Seminar werden         rechte für Jugend- und Auszubil-
                                      Handlungsmöglichkeiten für den          dendenvertretungen sowie Betriebs-
                                      Betriebsrat erarbeitet. Auch die        räte aufgezeigt. Außerdem wird
                                      Debatte um ein Arbeitnehmerda-          behandelt, wie man Ausbildungs-
                                      tenschutzgesetz und die EU-Daten-       inhalte an die Digitalisierung der
                                      schutzgrundverordnung werden            Arbeit anpassen kann und wie man
                                      behandelt.                              die Tarifverträge für Bildungsteilzeit
                                                                              und Qualifizierung nutzt.
                                      Dauer: 3 Tage
                                      11.01. – 13.01.2017 BB00217 Berlin
                                                                              Dauer: 3 Tage
                                      22.03. – 24.03.2017 BS0121 7 Berlin
                                                                              12.02. – 15.02.2017 SL00717 Sprockhövel

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Impressum

                                                             IG Metall Vorstand / 1. Vorsitzender
                                                             Ressort Zukunft der Arbeit
                                                             Wilhelm-Leuschner-Str. 79
                                                             60329 Frankfurt

                                                             Redaktion:
                                                             Detlef Gerst, Norbert Hüsson,
                                                             Constanze Kurz, Moritz Niehaus,
                                                             Alexander Zollondz

                                                             Gestaltung: Opak, Frankfurt
                                                             Druck: apm AG, Darmstadt

                                                             Abbildungen: Arbeitskammer (S. 15), DFKI (S. 10),
                                                             Fraunhofer IPA (S. 17), IG Metall (S. 3, S. 13,
                                                             S. 15, S. 18), Constanze Kurz (S. 11), MEWA (S. 9),
                                                             Ludmilla Parsyak, Fraunhofer IAO (S. 17),
                                                             Bernd Röttgers (S. 12), Sibylle Scheibner,
                                                             PTW (S. 16), Jo Teichmann (S. 1, S. 6),
                                                             Alexander Zollondz (S. 8)

Zum Thema Digitalisierung und Industrie 4.0 empfehlen
wir zwei weitere Broschüren der IG Metall. Sie können
über die Geschäftsstellen oder von aktiven Mitgliedern
über das Extranet bestellt werden.

„Digitalisierung der Industriearbeit“ bietet eine
umfassende Einführung rund um Industrie 4.0 und die
vielfältigen Veränderungen der Arbeitswelt.
Produktnummer 32769-58624

„Auswirkungen der Digitalisierung/Industrie 4.0“ fasst
aktuelle Studien zusammen welche Effekte die Veränderungen
                                                             Produktnummer 35909-64624
für Anzahl und Qualität von Arbeitsplätzen haben.            Für Mitglieder kostenlos über die IG Metall
Produktnummer 35009-63224                                    Geschäftsstellen zu beziehen
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