Infizierte Soldaten, hungernde Zivilisten: Die Gesundheits-entwicklung Italiens im Ersten Weltkrieg

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Infizierte Soldaten, hungernde Zivilisten: Die Gesundheits-
                                                                                     entwicklung Italiens im Ersten Weltkrieg
                                                                                     Alessandra Parodi

                                                                                     Summary
                                                                                     Infected soldiers, starving civilians: health developments in Italy during the Great War
                                                                                     The First World War, which for Italy did not start until 24 May 1915, taxed the strength
                                                                                     and health not only of soldiers but also of civilians. The war had severe consequences
                                                                                     demographically and in terms of infectious diseases and their registration, apart from con-
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                                                                                     stituting a setback for the former medical and socio-medical strategies to maintain and
                                                                                     improve public health. Malaria, tuberculosis and syphilis developed new dynamics due to
                                                                                     socio-political factors like the mass-concentration of soldiers, transports, shortage of medi-
                                                                                     cal supplies and malnutrition. Morbidity and mortality due to the “Spanish Flu” were also
                                                                                     extremely high in Italy. The army benefited from preferential treatment as far as food sup-
                                                                                     plies were concerned, but served also as a multiplier for infectious diseases. Overall, the
                                                                                     war exposed the deficiencies and underfunding within the Italian healthcare system.

                                                                                     Einleitung: Forschung und Thesen
                                                                                     Im Folgenden geht es zunächst darum, verstreute Forschungsarbeiten und
                                                                                     zeitgenössische Quellen1 zur Gesundheitsgeschichte der italienischen Bevöl-
                                                                                     kerung und von Militärangehörigen mit dem Ziel zusammenzufassen, über
                                                                                     medizinische Daten und Erhebungen im engeren Sinne hinaus sozialge-
                                                                                     schichtliche Kontexte zu berücksichtigen. Hierbei ist das statistisch-
                                                                                     epidemiologische Werk von Giorgio Mortara aus dem Jahre 1925, »La sa-
                                                                                     lute pubblica in Italia durante e dopo la guerra«, immer noch eine unver-

                                                                                     1    Während des Kriegs erschienen ca. 40 periodische Informationsblätter zur praktischen
                                                                                          Gesundheitsproblematik, die oft von den lokalen Comitati Civici herausgegeben wur-
                                                                                          den, sowie ca. 50 Monographien zur Hygiene und zum Gesundheitswesen im Allge-
                                                                                          meinen, offizielle Berichte und Texte zur Ernährung eingeschlossen. Zu den Themen
                                                                                          Demographie und Bevölkerung erschienen in den Kriegsjahren 24 Titel, je 15 zu Tu-
                                                                                          berkulose und Geschlechtskrankheiten, zwölf zur Malaria. Ungefähr die Hälfte der Ti-
                                                                                          tel befasste sich explizit mit der Kriegssituation, die anderen sind klinische und epi-
                                                                                          demiologische Studien. Die Zahl der publizierten einschlägigen Zeitschriftenaufsätze
                                                                                          kann vorerst nur geschätzt werden. Ein Beispiel: Die Zeitschrift Igiene Moderna brachte
                                                                                          im Jahrgang 1914 drei kriegsspezifische Beiträge (zwei über die Antityphusimpfung in
                                                                                          der Armee und einen zu den Antisyphilisfürsorgestellen). Der Jahrgang 1915 enthielt
                                                                                          30 Artikel und Notizen über Typhus und Typhusimpfung und neun zu anderen
                                                                                          kriegsbezogenen Themen, darunter Wasserdesinfizierung und allgemeine Maßnahmen
                                                                                          bei Infektionskrankheiten im Krieg. 1916 gab es neun einschlägige Beiträge, darun-
                                                                                          ter solche über die gesundheitliche Situation in anderen Armeen. 1917 erschienen je
                                                                                          zwölf Beiträge zu Typhus und Meningitis und weitere zehn zu verschiedenen Themen,
                                                                                          darunter Geschlechtskrankheiten und Tuberkulose mit je zwei Beiträgen, die Bezug
                                                                                          zum Krieg hatten. Im letzten Kriegsjahr und ersten Grippejahr 1918 erschienen 20
                                                                                          Beiträge über Typhus und nur einer über kommunale Prophylaxemaßnahmen gegen
                                                                                          die Grippe.

                                                                                     MedGG 31  2013, S. 67-94
                                                                                      Franz Steiner Verlag Stuttgart

                                                                                                                              Franz Steiner Verlag
68                                                                    Alessandra Parodi

                                                                                     zichtbare Grundlage.2 Jedoch reichen dessen Mortalitäts- und Morbiditäts-
                                                                                     statistiken nicht; den Erhebungsweisen ebenso wie dem Verlauf einzelner
                                                                                     Krankheitskomplexe muss genau nachgegangen werden. Wie sich aus dem
                                                                                     Literaturverzeichnis dieses Beitrages ergibt, wurden dafür aus der potentiell
                                                                                     noch viel breiteren Materialbasis zahlreiche Einzelschriften und etliche Zeit-
                                                                                     schriftenbeiträge ausgewählt. Kriterium für diese Auswahl waren sowohl
                                                                                     Originalität und eine gewisse methodische Solidität bei empirischen Beiträ-
                                                                                     gen als auch diskursive Relevanz, d. h. dass sich andere Autoren auf die
                                                                                     jeweilige Publikation bezogen. Insofern handelt es sich hier um solche
                                                                                     Schriften, die nachweislich schon zeitgenössisch rezipiert wurden, und nicht
                                                                                     selten um Autoren, die sich auch später in Forschung und gesundheitspoli-
                                                                                     tischen Diskurs einbrachten. Dass daneben auch »extreme« Positionen be-
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                                                                                     rücksichtigt wurden, ergibt sich aus der Logik von Diskursanalysen, die
                                                                                     gerade nicht nur Mehrheitspositionen erkennbar machen, sondern auch die
                                                                                     Grenzen dessen ausloten möchten, was jeweils in einem spezifischen histori-
                                                                                     schen Kontext gedacht und geschrieben werden kann.
                                                                                     Es ist zum einen das Ziel des folgenden Textes, erstmals die verfügbaren
                                                                                     Informationen über die tatsächliche Gesundheitssituation der italienischen
                                                                                     Bevölkerung im Ersten Weltkrieg zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.
                                                                                     Obwohl wertvolle Vorgängerstudien existieren, hat sich die moderne For-

                                                                                     2    Das Werk Mortaras wurde von der Carnegie-Stiftung finanziert. Es behandelt die
                                                                                          Aspekte der gesundheitsrelevanten Kriegsereignisse sowie regionale und altersbedingte
                                                                                          Unterschiede in der Sterblichkeit und Morbidität, sowohl bei den Zivilisten wie auch
                                                                                          beim Militär. Die Wirkungsfelder Mortaras (1885-1967), der u. a. auch in Berlin stu-
                                                                                          diert hatte, waren Demographie und Ökonomie. Er emigrierte 1939 nach Brasilien,
                                                                                          wo er im nationalen Statistikrat arbeitete, und kehrte 1956 nach Italien an die Univer-
                                                                                          sität Rom zurück, um den Lehrstuhl für ökonomische Statistik zu besetzen. Die heuti-
                                                                                          ge Forschungslage zur Gesundheit der Bevölkerung und des Militärs in Italien im Ers-
                                                                                          ten Weltkrieg ist dessen ungeachtet trotz etlicher Veröffentlichungen unzureichend.
                                                                                          Den besten Gesamtüberblick bietet Isnenghi/Rochat (2008). Isnenghi (2007) und
                                                                                          Gibelli (1998) sind weitere Werke zur Sozial- und Wahrnehmungsgeschichte des Krie-
                                                                                          ges. Noch spezieller sind nützlich: Della Peruta (1984) sowie Leoni/Zadra (1986), wo
                                                                                          Beiträge über das Gesundheitswesen und einzelne Krankheiten zur Zeit des Ersten
                                                                                          Weltkrieges viel Raum einnehmen. Tognotti (2002) und Tognotti (2006) sind äußerst
                                                                                          wichtige Referenzwerke der letzten Jahre zur Grippe von 1918/19, zur Tuberkulose,
                                                                                          Cholera und zur Syphilis, in denen der Akzent auf der medialen Wahrnehmung von
                                                                                          Epidemien liegt. Erwähnenswert ist auch Gibelli (1991). Der Band von
                                                                                          Labanca/Rochat (2007) ist auf das Sterben, allerdings nicht auf das Krank- oder
                                                                                          Gesundwerden von Soldaten oder Zivilisten ausgerichtet. Andere Werke konzentrieren
                                                                                          sich auf das Leben in den Schützengräben am Isonzo, wie Fabi (2009) sowie Sema
                                                                                          (1995-1997). Das Thema der soldatischen »Simulanten«, verbunden mit dem des
                                                                                          »Kriegswahnsinns« und der Kriegspsychiatrie, wird in Isnenghi/Rochat (2008) und
                                                                                          Gibelli (1998) diskutiert. Auch die in den letzten Jahren rege Publikation von Tagebü-
                                                                                          chern und Memoiren ist meistens dem Kriegserlebnis gewidmet, siehe Visintin (2008).
                                                                                          Die Gattung überwiegt unter den ca. 100 seit 1990 zum Ersten Weltkrieg erschienenen
                                                                                          Titeln. In den Sammlungen mündlicher Zeugnisse von Revelli (1997) und Revelli
                                                                                          (1998) befinden sich zahlreiche Passagen zum Kriegs-, Krankheits- und Hungererleb-
                                                                                          nis der piemontesischen Bauern in den Jahren 1915-1918.

                                                                                                                            Franz Steiner Verlag
Infizierte Soldaten, hungernde Zivilisten                                 69

                                                                                     schung wie auch schon die zeitgenössische Fachliteratur äußerst stark auf
                                                                                     die Gesundheitsverhältnisse der Soldaten konzentriert, die der Zivilbevölke-
                                                                                     rung blieb im Schatten bzw. wurde allein über statistische Verfahren und
                                                                                     demographische Indikatoren viel zu generell zu erfassen gesucht. Insbeson-
                                                                                     dere ist auffallend, dass kaum Quellen zur kommunalen Ebene und zu den
                                                                                     Problemen der noch überwiegenden Agrarbevölkerung vorliegen. In den
                                                                                     meisten Fällen kann man hier in einer Situation, wo aktenmäßige empiri-
                                                                                     sche Belege aus den Tätigkeitsbereichen der Akteure (allgemeine Verwal-
                                                                                     tung, militärische Behörden, Kommunalverwaltungen, Hilfsvereine, ärztli-
                                                                                     che Organisationen) (noch) nicht zur Verfügung stehen, doch auf einige
                                                                                     publizierte Tätigkeitsberichte zurückgreifen und auch aus den zeitgenössi-
                                                                                     schen normativen Quellen Rückschlüsse auf die praktische Situation ziehen.
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                                                                                     Gefragt wird insbesondere nach Krankheitsbildern und quantitativen Be-
                                                                                     funden, nach sozialen Betroffenheiten, auch nach Reaktionen und Strate-
                                                                                     gien der Bevölkerung selbst (soweit möglich) sowie nach dem Zusammen-
                                                                                     hang von Gesundheits- und Ernährungssituation. Besondere Aufmerksam-
                                                                                     keit erhält ebenso die Frage, auf welche latenten Probleme jeweils aktu-
                                                                                     elle, d. h. häufig epidemische Verläufe bis zur Ausbreitung der Spanischen
                                                                                     Grippe verweisen.
                                                                                     Zum anderen ist es das Ziel des Textes, sich dem zeitgenössischen Gesund-
                                                                                     heitsdiskurs anzunähern. Es wird davon ausgegangen, dass ein solcher Dis-
                                                                                     kurs selektive Strategien der Gesundheitssicherung für spezifische soziale
                                                                                     Gruppen nicht nur begleitete, sondern diese auch legitimierte und hervor-
                                                                                     rief. Es handelt sich also bei den referierten und auf hermeneutischem Wege
                                                                                     eruierten Positionen, auch wenn man sie zunächst als fachliche Positionen
                                                                                     verstehen muss, um solche, die auf selektive Praktiken verweisen. Denn
                                                                                     nicht etwa die eigengesetzlichen Abläufe der Gewalt im Krieg, sondern
                                                                                     zahlreiche Anordnungen und Entscheidungen auf verschiedenen politischen
                                                                                     Ebenen wirkten sich direkt auf die Gesundheit der Bevölkerung aus, und
                                                                                     diese Entscheidungen wiederum waren mit der diskursiven Ebene verbun-
                                                                                     den. Folgten einzelne Beiträge durchaus wissenschaftlichen Plausibilitäten,
                                                                                     waren sie doch in die Machtverhältnisse eingebunden, wenngleich sich
                                                                                     zahlreiche Mediziner ihrem eigenen Selbstverständnis nach ausschließlich
                                                                                     als Helfende und als Wissenschaftler gesehen haben mögen. Die referierten
                                                                                     diskursrelevanten Werke enthalten darüber hinaus auch empirische Infor-
                                                                                     mationen, die hier eingebracht wurden, v. a. zur qualitativen Ergänzung
                                                                                     und Differenzierung des erwähnten Werkes von Mortara.
                                                                                     Insgesamt soll, über diese allgemeinen Intentionen hinaus, gezeigt werden,
                                                                                     dass sich der Krieg teils auf einer medizinischen Ebene, teils auf der von
                                                                                     indirekten Wirkzusammenhängen (Interventionen des Militärs, Ernährungs-
                                                                                     lage) für die italienische Bevölkerung, nicht nur für die Soldaten, in weit
                                                                                     größerem Ausmaß negativ auswirkte, als bislang bekannt war. Zwar sind,
                                                                                     so die weitere These, Mortalitäts- und Morbiditätsziffern weiterhin entschei-
                                                                                     dende Indikatoren für die tatsächlichen Zustände, aber sozialgeschichtliche
                                                                                     Quellen (soweit verfügbar) zeigen erst das Ausmaß der (selektiven)

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
70                                                                 Alessandra Parodi

                                                                                     Betroffenheiten sowie die Wirkungsketten, etwa wenn infizierte Soldaten
                                                                                     nach Hause zurückkehrten. Es wird des Weiteren dargelegt werden, dass die
                                                                                     Verläufe bei den klassischen Infektionskrankheiten in längerer historischer
                                                                                     Perspektive einen erheblichen Rückschlag für die bisherigen Anstrengungen
                                                                                     der Mediziner zur Verbesserung der Volksgesundheit bedeuteten. Ferner
                                                                                     soll gezeigt werden, welch starke Probleme schon auf der Ebene der Erfas-
                                                                                     sung von Krankheit und Tod bestanden und dass das quantitative Zahlen-
                                                                                     material deshalb kritischer als bislang üblich behandelt werden muss.
                                                                                     Der Krieg brachte den Einbruch von schon verschwunden geglaubten In-
                                                                                     fektionskrankheiten in das Gefüge von demographischen Dynamiken und
                                                                                     Volksgesundheit, wobei aber »Krieg« kein Naturgeschehen bedeutete, son-
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                                                                                     dern das Resultat von politischen Entscheidungen war, mit denen gewaltige
                                                                                     Ressourcen zugunsten oder zuungunsten gesellschaftlicher Gruppen und
                                                                                     Klassen verschoben wurden. Der Krieg wirkte auf die kollektive Gesundheit
                                                                                     der italienischen Bevölkerung direkt und kausal, er führte nicht nur hun-
                                                                                     derttausendfach zum Tode, sondern förderte auch das Leiden an Orten, die
                                                                                     nicht unmittelbar von ihm betroffen waren.3 Zwischen den Interventionen
                                                                                     der Kriegsmaschinerie und den sozialen Pathologien der Gesellschaft, die
                                                                                     ihrerseits mit mannigfaltigen Problemen des Übergangs von einem traditio-
                                                                                     nalen zu einem (seinerseits wiederum umstrittenen) liberalen Regime befasst
                                                                                     war, bestanden vielfältige Beziehungen, die hier wenigstens partiell aufge-
                                                                                     deckt werden sollen. Eine solche Exploration kann nicht, wie 1925 bei
                                                                                     Mortara, bei der Erhebung von Fakten als Indikatoren einer gesundheitli-
                                                                                     chen und sozialen Realität stehenbleiben, sondern man wird eine zweite
                                                                                     Ebene der Diskurse vor allem der Mediziner berücksichtigen müssen, die
                                                                                     auf diese Realität sehr spezifisch einwirkten, obwohl der Realitätsbezug
                                                                                     mancher dieser Diskurse um den Krieg, den kollektiven Körper und mora-
                                                                                     lischen Nutzen des Grauens bezweifelt werden kann. Vor allem fördert die
                                                                                     Exploration der gesundheitlich relevanten Kriegszustände etliche Hinweise
                                                                                     auf latente Strukturen zutage, die im politisch-gesellschaftlichen Bereich
                                                                                     angesiedelt sind. Zu nennen sind hier besonders die Konfrontation der
                                                                                     Stadtgesellschaften mit Aufgaben der Kriegsbewältigung und Daseinsvor-
                                                                                     sorge, die ihre Leistungskraft überforderten, sowie die Netzwerke bürgerli-
                                                                                     cher Selbstorganisation und traditioneller karitativer Institutionen. Diese
                                                                                     wurden auf erschreckende Weise überdehnt, was wiederum auf die Re-
                                                                                     formbedürftigkeit des Gesundheitssystems verweist, zu dem erstaunlich we-
                                                                                     nige Studien vorliegen, schon gar keine kritischen. Ebenso wird sich zeigen,
                                                                                     dass zuständige Behörden allein schon mit der Aufgabe einer zureichenden
                                                                                     Erfassung des Geschehens mittels statistischer Instrumente und klassifika-

                                                                                     3    Ein Komplex von Faktoren beeinflusst die Gesundheit und das Gesundheitswesen
                                                                                          während moderner Kriege: die Bevölkerungsbewegungen, die Verschlechterung der
                                                                                          Hygiene und der Ernährung und das mehr oder weniger ausgeprägte Versagen des
                                                                                          Gesundheitswesens. Die defizitären Datenerhebungen lassen die Erforschung der rea-
                                                                                          len Verbreitung von Krankheiten nur sehr erschwert zu, vgl. Smallman-Raynor/Cliff
                                                                                          (2004), S. 144-146.

                                                                                                                          Franz Steiner Verlag
Infizierte Soldaten, hungernde Zivilisten                                 71

                                                                                     torischer Verfahren immer wieder nicht zurechtkamen. Statistik, besonders
                                                                                     im Bereich der Nahrungsversorgung, erwies sich vielfach nicht nur als hilf-
                                                                                     loses Instrument, sondern als manipulatives, das propagandistisch ein-
                                                                                     gesetzt wurde. Zwar förderte der Krieg auf einigen Gebieten erhebliche
                                                                                     Modernisierungen, vor allem im Bereich der Mobilisierung der Bevölke-
                                                                                     rung, gleichzeitig brachte er aber auch geradezu unzeitgemäße Szenarien
                                                                                     zustande.
                                                                                     Als dann die weltweite Grippepandemie in die zivile Ordnung Italiens ein-
                                                                                     brach, mit allen emotionalisierenden Folgen, wie man sie historisch aus den
                                                                                     großen Zeiten der Epidemien kennt, ist auch dies ein Teil des Themas Krieg
                                                                                     und Gesundheit, wie noch gezeigt werden soll. Dass all die Erfahrungen mit
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                                                                                     unzureichender Gesundheitsfürsorge liberale lineare Fortschrittskonzepte in
                                                                                     Frage stellten, dass kollektive und unbeantwortete Sinnfragen den italieni-
                                                                                     schen Faschismus vorbereiteten, kann hier nur angedeutet werden; diese
                                                                                     politisch-mentalen Auswirkungen sind nicht Gegenstand des Beitrags. Wohl
                                                                                     aber die Frage nach den Hauptbetroffenen des Krieges – das Augenmerk
                                                                                     richtet sich hier besonders auf die zivilen Stadt- und Landbevölkerungen,
                                                                                     nicht so sehr auf das bereits recht gut erforschte Militär, obwohl Soldaten,
                                                                                     etwa die Heimkehrenden, und die Heimatfront eng miteinander verquickt
                                                                                     waren. Trotz hoher Todes- und Krankheitsrisiken an der Front wurde doch
                                                                                     die kämpfende Truppe in mancher Hinsicht, vor allem bei der Ernährung,
                                                                                     begünstigt, so dass sich das Paradoxon ergibt, dass der proletarische Soldat,
                                                                                     vielfach voller Todesangst und sich nicht selten durch Selbstverstümmelung
                                                                                     dem Einsatz entziehend, besser mit Nahrung versorgt war als seine Frau
                                                                                     und Kinder daheim. Man kann sagen: Das Militär wurde im Krieg sozial-
                                                                                     politisch relativ privilegiert, die Gesundheitsfürsorge dort enorm erweitert,
                                                                                     die weitgehend unbeachtete Opferleistung der Zivilbevölkerung fiel aber
                                                                                     auch beträchtlich aus. Die mangelnde politische Planung und die fehlenden
                                                                                     Ressourcen vor und während des Krieges begünstigten, so die abschließen-
                                                                                     de These, letztlich doch recht direkt die Ausbreitung von Krankheiten, die,
                                                                                     wie gezeigt werden soll, für die gesellschaftliche, politische und diskursive
                                                                                     Ebene gleichzeitig relevant waren.

                                                                                     Die demographischen Prozesse seit dem Kriegseintritt
                                                                                     Die allgemeinen Hintergründe des italienischen Kriegseintritts und die in-
                                                                                     nenpolitischen Konstellationen des Landes werden hier als bekannt voraus-
                                                                                     gesetzt. Wichtig ist die Feststellung, dass der Kriegseintritt im Kontext des
                                                                                     Imperialismus steht und auf das Bestreben der Nationalisten und der de-
                                                                                     mokratischen Interventionisten zurückgeht, die damit ihre liberalen Gegner
                                                                                     entscheidend von zwei völlig unterschiedlichen Seiten her zurückdrängen
                                                                                     wollten. Die Einwohnerzahl Italiens lag 1914 bei 36,7 Millionen, 1919 bei
                                                                                     36,2 Millionen. Dieser Bevölkerungsrückgang erscheint zunächst als nicht
                                                                                     besonders erheblich, doch die demographische Dramatik wird schon eher
                                                                                     deutlich, wenn man feststellt, dass sich zwischen 1913 und 1918 die Zahl
                                                                                     der Geburten halbierte und die Zahl der Todesfälle verdoppelte. Während

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
72                                                                   Alessandra Parodi

                                                                                     des Kriegs starben 1.200.000 Personen.4 Bei der Mortalitätsstruktur traten
                                                                                     weiterhin die Kindersterblichkeit, bei den Todesursachen die Krankheiten
                                                                                     der Atemwege, Infektionskrankheiten, Krebs und vor allem die Malaria
                                                                                     hervor.5
                                                                                     Die im Laufe des Krieges eingezogenen Männer gehörten den Geburtsjahr-
                                                                                     gängen zwischen 1874 und 1899 an. Nach der Musterung wurden sie in
                                                                                     abile (diensttauglich), rivedibile (mit einer akuten Krankheit, nur vorüberge-
                                                                                     hend ausgemustert) und riformato (ausgemustert) unterteilt. Man wird sehen,
                                                                                     dass diese Definitionen etwa im Fall der Tuberkulose alles andere als ein-
                                                                                     deutig waren. Erste demographische Folgen des Krieges zeigten sich schon
                                                                                     vor dem Kriegseintritt. Nach der Kriegserklärung Deutschlands an Frank-
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                                                                                     reich am 3. August 1914 fing die Rückkehr von Italienern z. B. aus Öster-
                                                                                     reich-Ungarn, Deutschland und Frankreich an. Die Heimgekehrten befan-
                                                                                     den sich teils schon in schlechtem Gesundheitszustand, da sie stark an In-
                                                                                     fektionskrankheiten litten. Im Frühjahr 1915 begann die Massierung der
                                                                                     italienischen Armee an den Grenzen, Heimkehrer wurden nun eingezogen.
                                                                                     Diese Ereignisse verweisen schon auf die zwei Hauptfaktoren der Gesund-
                                                                                     heit im Krieg, eben massive Bevölkerungsbewegungen und Infektionskrank-
                                                                                     heiten. Ein weiterer Faktor ist auf der kommunalen Ebene anzusiedeln,
                                                                                     nämlich die Versuche, die soziale Situation der Familien von Eingezogenen
                                                                                     durch materielle Zuwendungen von Seiten der Comitati Civici zu verbes-
                                                                                     sern.6 Weitere Aktionen der Comitati galten der »Erziehung« der Familien,
                                                                                     wie z. B. aus den Akten in Genua hervorgeht, wo eine Mitarbeit des
                                                                                     Comitato mit der »Associazione genovese contro la tubercolosi« explizit
                                                                                     darauf zielte, die tuberkulös nach Hause zurückkehrenden Soldaten aufzu-
                                                                                     klären, damit sie ihre Familien nicht ansteckten.7 Hier ist man schon beim
                                                                                     eingangs geschilderten Missverhältnis zwischen Krankheitsbedrohung der
                                                                                     Zivilbevölkerung und den Ressourcen der urbanen Bevölkerung, deren Ri-
                                                                                     siken in hohem Grade privatisiert wurden.

                                                                                     4    Pinnelli/Mancini (1998), S. 341.
                                                                                     5    Ein erster Eindruck zu den häufigsten Todesursachen 1911-1920 ist dem Sommario di
                                                                                          Statistiche storiche dell’Italia (1976), S. 37, zu entnehmen: Von 500.000 Todesfällen
                                                                                          entfielen auf allgemeine Infektionskrankheiten 145.367, Krebs 24.601, Kreislaufer-
                                                                                          krankungen 80.056, Unfälle 20.778, Diphtherie 16.609, Malaria 210.511.
                                                                                     6    Zu den Comitati Civici vgl. Anmerkung 1. Bis zum Juli 1916 sammelten städtische
                                                                                          bürgerliche Komitees Spenden. So kamen 17 Millionen Lire in Mailand, 9 und 8 Mil-
                                                                                          lionen in Turin und Genua zusammen. Davon wurden Hilfeleistungen für die Fami-
                                                                                          lien der Eingezogenen in Form von Naturalien, Zuschüssen zur Miete und Aufnahme
                                                                                          von Kindern an Instituten finanziert; Toja/Giusti (1917), S. 29ff.
                                                                                     7    Municipio di Genova (1918), S. 23.

                                                                                                                             Franz Steiner Verlag
Infizierte Soldaten, hungernde Zivilisten                                              73

                                                                                     Formen und Zahlen des Sterbens während des Krieges
                                                                                     Die Zahl der Todesfälle unter den Soldaten (im Laufe des Krieges werden in
                                                                                     Italien 5.600.000 Männer eingesetzt8) beträgt circa 600.000, d. h. sechs Pro-
                                                                                     zent der wehrfähigen Männer9. Davon entfielen auf Krankheiten 200.000,
                                                                                     wiederum zwei Drittel davon im Jahr 1918. Da es bei normaler Sterblich-
                                                                                     keit in den entsprechenden Altersklassen, berechnet auf der Grundlage der
                                                                                     drei Jahre 1911-1913, 75.000 Todesfälle gegeben hätte, betrug die Über-
                                                                                     sterblichkeit beim Militär um die 525.000-530.000 Fälle.10 Circa 100.000
                                                                                     Soldaten starben in Gefangenschaft, oft an Hunger; das sind etwa 15 Pro-
                                                                                     zent einer Gesamtzahl der Gefangenen von 580.000.11
                                                                                     Die Sterblichkeit in der Zivilbevölkerung zeigt die Kriegseinflüsse überdeut-
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                                                                                     lich. Mortara12 interpretierte die Daten für die jeweiligen Jahre und nach
                                                                                     Regionen dahingehend, dass sich die erhöhten Zahlen 1915 auf die massive
                                                                                     Truppenzusammenziehung sowie auf ein Erdbeben in Apulien zurückfüh-
                                                                                     ren ließen; 1916 setzten sich demnach die kriegsbedingten Tendenzen fort,
                                                                                     dazu kam die erhöhte Mortalität an Infektionskrankheiten in einigen Regio-
                                                                                     nen. 1917 sank die Sterblichkeitsrate nur deswegen, weil die Geburtenrate
                                                                                     weiter gesunken war und damit die Säuglingssterblichkeit. 1918 stieg die
                                                                                     allgemeine Sterblichkeitsrate, mit Maxima in Latium, wegen der unter-
                                                                                     schiedlich virulenten, aber überall präsenten Grippeepidemie überall deut-
                                                                                     lich an, gemildert nur aufgrund der weiteren Abnahme der Geburten. Me-
                                                                                     thodisch stellt sich die Frage, was bei der Entwicklung der Sterblichkeit
                                                                                     wirklich kriegsbedingt und was auf langfristig wirkende strukturelle Verän-
                                                                                     derungen zurückzuführen war. Die Krebssterblichkeit zum Beispiel hatte
                                                                                     nichts mit dem Krieg zu tun, weil sie eher mit der Alterung der Bevölke-
                                                                                     rung zusammenhing und außerdem ein weltweit präsentes, wenngleich
                                                                                     noch nicht erklärbares Phänomen war.13
                                                                                     Zwischen den drei Jahren 1887-1889 und 1911-1913 war die Zahl der jähr-
                                                                                     lichen Todesfälle pro 1000 Einwohner von 27,02 auf 19,43 gesunken, vor
                                                                                     allem wegen des Rückgangs vieler Infektionskrankheiten. Dieser wiederum
                                                                                     war sozialhygienischen (z. B. bei der Cholera) und spezifischen therapeuti-
                                                                                     schen Maßnahmen (Malaria, Pocken) zu verdanken.14 Die Meningitis-

                                                                                     8   Hirschfeld/Krumeich/Renz (2003), Anhang, S. 664.
                                                                                     9   Berechnet für den Zeitraum zwischen dem 24. Mai 1915 und dem 30. April 1920, als
                                                                                         die Kommission für die Kriegsrente ihre Arbeit beendete; in dieser Zeit summierte sich
                                                                                         auch die Zahl der Soldaten, die an der Grippe und an anderen Krankheiten starben.
                                                                                         Nach Hirschfeld/Krumeich/Renz (2003), Anhang, S. 664, belief sich die Zahl der mi-
                                                                                         litärischen Todesfälle auf 460.000.
                                                                                     10 Vgl. Mortara (1925), S. 29-31.
                                                                                     11 Vgl. Mortara (1925), S. 53.
                                                                                     12 Vgl. Mortara (1925), S. 131, 216.
                                                                                     13 Vgl. Mortara (1925), S. 194.
                                                                                     14 Vgl. Mortara (1925), S. 188.

                                                                                                                         Franz Steiner Verlag
74                                                        Alessandra Parodi

                                                                                     erkrankungen sanken vor dem Krieg, die Kreislauferkrankungen blieben
                                                                                     dagegen konstant wegen der allgemeinen Alterung der Bevölkerung. Die
                                                                                     Atemwegserkrankungen wiederum sanken beständig wegen »des zuneh-
                                                                                     menden Wohlstandes, der besseren Wohnverhältnisse und der besseren
                                                                                     Kleidung«.15 Ähnliches gilt für den Durchfall, Magenerkrankungen dagegen
                                                                                     stiegen. Nierenerkrankungen nahmen wegen der Alterung und der präzise-
                                                                                     ren Diagnose zu. Kindbettkrankheiten sanken von jährlich 6,94 Todesfällen
                                                                                     je 1000 Geburten in den Jahren 1887-1889 auf 3,0 in den Jahren 1911-
                                                                                     1913.16 Im Vergleich zu Deutschland fallen die höhere Sterblichkeit insge-
                                                                                     samt, die hohen Ziffern für Meningitis und Typhus und die unterschiedli-
                                                                                     chen Klassifikationen der Tuberkulosemortalität ins Auge. Besonders auffäl-
                                                                                     lig ist auch die Verbreitung von Cholera und Malaria, so dass man auf ei-
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                                                                                     nen sozialhygienischen Rückstand Italiens schließen kann. Die fortgeschrit-
                                                                                     tenen Länder Europas zeigten generell einen niedrigen Anteil von Todesfäl-
                                                                                     len aus epidemischen Krankheiten; in Italien war der jährliche Durchschnitt
                                                                                     1300 von 1.000.000 Einwohnern, in Schweden waren es 574, in Frankreich
                                                                                     637, in Deutschland 820 und in England 960, wobei für Frankreich der
                                                                                     niedrige Anteil an Kindern eine Teilerklärung ist.17
                                                                                     Der positive Trend der Mortalitätsentwicklung in den Vorkriegsjahren
                                                                                     brach mit dem Kriegseintritt ab und stabilisierte sich erst wieder nach dem
                                                                                     grippebedingten Höhepunkt.18 Das Hauptproblem der Spanischen Grippe
                                                                                     kann für folgende Zahlen, neben den offiziell bescheinigten Todesfällen »an
                                                                                     Grippe«, verantwortlich gemacht werden: 100.000 zusätzliche Tote wegen
                                                                                     Pneumonie und Bronchopneumonie, jeweils 2000 wegen Herzkrankheiten,
                                                                                     Enteritis und aus »unbekannter Ursache«; dazu 10.000 aufgrund von Tu-
                                                                                     berkulose und 10.000 wegen »Marasmus«. Insgesamt, wenn man weitere
                                                                                     Tausende von Todesfällen, verteilt unter allen anderen Kategorien, dazu-
                                                                                     rechnet, war die Grippe für mindestens 500.000 Tote verantwortlich. Wäh-
                                                                                     rend des Krieges zeigte sich somit eine Pause und zum Teil eine Umkeh-
                                                                                     rung im allgemeinen Rückgang der Sterblichkeit.19
                                                                                     Die vor dem Krieg im internationalen Vergleich ausgeprägten regionalen
                                                                                     Unterschiede der Sterblichkeit, die v. a. auf den Armutsfaktor und ver-
                                                                                     schiedene Gesundheitsinfrastrukturen zurückzuführen waren, blieben im
                                                                                     Krieg teils bestehen, teils kehrten sie sich um, etwa dadurch, dass die Mas-
                                                                                     sierung der Truppen im Norden die dortige Ausbreitung des Typhus be-
                                                                                     günstigte. Den Epidemien in der Armee folgte die Verunreinigung der Ge-
                                                                                     wässer, die wiederum die Zivilbevölkerung als Ansteckungsfaktor betraf.
                                                                                     Insofern handelte es sich bei regionalen Unterschieden und differentieller

                                                                                     15 Vgl. Mortara (1925), S. 197.
                                                                                     16 Vgl. Mortara (1925), S. 197f.
                                                                                     17 Vgl. Mortara (1925), S. 204.
                                                                                     18 Vgl. Mortara (1925), S. 210.
                                                                                     19 Vgl. Mortara (1925), S. 227f.

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
Infizierte Soldaten, hungernde Zivilisten                                         75

                                                                                     Entwicklung einzelner Krankheiten sicherlich um ein komplexes Ursachen-
                                                                                     bündel, das Erbsitten, Lebensstile, Klima und Landschaftscharaktere mit
                                                                                     einschloss.
                                                                                     Die regionalen Unterschiede bei den Sterblichkeitsraten werden von
                                                                                     Mortara anhand der Tendenzen zwischen 1891 und 1912 verdeutlicht. Die
                                                                                     Sterblichkeit bei den wichtigsten epidemischen Krankheiten zeigt frappante
                                                                                     regionale Unterschiede: Im Jahr 1891 gab es in den Marken ein Minimum
                                                                                     von 1188 Fällen je 1.000.000 Einwohner und in der Basilicata ein Maxi-
                                                                                     mum von 7376 Fällen; 1912 findet man ein Minimum von 510 in Piemont
                                                                                     und ein Maximum von 2296 auf Sardinien. Die Minima von 1912 nähern
                                                                                     sich den Verhältnissen fortgeschrittener Länder an. Wenige Staaten zeigen
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                                                                                     so tiefe regionale Unterschiede wie Italien. So ist das Wiederauftreten der
                                                                                     Diphtherie nur im Norden mit der Stationierung der Armee erklärbar. Eine
                                                                                     andere, verbreitete Ursache war die verschlechterte medizinische Versor-
                                                                                     gung (Diagnose- und Serummangel), wie man ex post sieht: Als 1919 die
                                                                                     medizinischen Strukturen wiederhergestellt wurden, ging die Sterblichkeit
                                                                                     trotz Geburtenzunahme zurück. Dies war erneut ein Fall von strukturell
                                                                                     kriegsbedingten Faktoren.

                                                                                     Die Erkrankten zählen: das Problem der meldepflichtigen Krankhei-
                                                                                     ten
                                                                                     Die Erfassung der meldepflichtigen Krankheiten war in Italien schon in der
                                                                                     Friedenszeit nicht flächendeckend, und im Krieg waren die Daten, aus
                                                                                     Mangel an Ärzten, noch spärlicher.20 Eines unter mehreren Beispielen ist
                                                                                     der Typhus beim Militär: In Venetien, wo die Armee massiert war, stieg die
                                                                                     Typhus-Morbidität 1913 bis 1916 auf das Dreifache. Die erhöhte Zahl der
                                                                                     Exponierten in der Armee ist ein erklärender Faktor, die Lebensbedingun-
                                                                                     gen dieser Exponierten beinhalten dazu Risikofaktoren: Anstrengung, man-
                                                                                     gelnde Hygiene und Prophylaxe, schlecht gekochte Speisen. Gegenmaß-
                                                                                     nahmen waren die Antityphusimpfung, die Isolierung der Kranken sowie
                                                                                     die Einführung einer bakteriologischen Diagnose und einer bakteriologi-
                                                                                     schen Genesungsbescheinigung. Da die Lazarette wegen der hohen Zahl an
                                                                                     erkrankten Soldaten und Gefangenen im ganzen Land verteilt waren, ver-
                                                                                     breitete sich der Typhus, meistens über die Aufsicht führendes Militär und
                                                                                     über anderes Hilfspersonal, auf die Zivilbevölkerung.21 Diese war in Wahr-
                                                                                     heit viel stärker vom Typhus betroffen, als jemals gemeldet wurde, dafür
                                                                                     spricht die überdurchschnittlich hohe Letalitätsrate, gemessen an den ge-
                                                                                     meldeten Fällen.22 Auch im Falle der Pocken ging die Letalitätsrate in sol-

                                                                                     20 Vgl. Mortara (1925), S. 367-371. Die meldepflichtigen Krankheiten in Italien waren
                                                                                        Masern, Scharlach, Diphtherie, Windpocken, Keuchhusten, Typhus, Kindbettfieber,
                                                                                        Ruhr, Brucellose, Pocken, Malaria, Lepra, Ankylostomiasis und Leishmaniose; vgl.
                                                                                        Sommario di statistiche storiche italiane (1958), S. 73.
                                                                                     21 Vgl. Mortara (1925), S. 369.
                                                                                     22 Vgl. Mortara (1925), S. 372. Zum Typhus sind exemplarisch zwei Ratgeber zu erwäh-

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
76                                                                         Alessandra Parodi

                                                                                     che Höhen, dass man annehmen kann, dass bei der Zivilbevölkerung die
                                                                                     reale Tragweite von Epidemien viel höher war, als in gemeldeten Fällen
                                                                                     zum Ausdruck kommt; möglicherweise wurde im mezzogiorno nur ein Vier-
                                                                                     tel der Fälle gemeldet.23 Hingegen fällt bezüglich der Cholera die massive
                                                                                     Betroffenheit österreichischer Gefangener und überhaupt von Soldaten auf.
                                                                                     Auch hier wäre nach den Gründen der, statistisch betrachtet, recht geringen
                                                                                     Betroffenheit der Zivilbevölkerung zu fragen. Die Kausalitäten bei der Ar-
                                                                                     mee hingegen sind plausibel: Gleichgültigkeit gegenüber den Soldaten, die
                                                                                     als »Material« äußerst geringgeschätzt wurden, Fehler und Unterlassungen
                                                                                     bei der Anmeldung, die schwierige Identifikation der Herde (wegen der
                                                                                     übertriebenen Geheimhaltung), die ständigen Bewegungen der Truppen
                                                                                     und die doch zu langsame Entscheidung, infizierte Soldaten zu entfernen.
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                                                                                     Dazu kommt die katastrophale hygienische Situation in den Schützengrä-
                                                                                     ben.24 Die Zivilbevölkerung lebte dagegen in der Regel nicht in solch hy-
                                                                                     gienischer Not (die Fälle wurden effektiv isoliert), was die geringere Morbi-
                                                                                     dität erklärt, obwohl Zweifel am Zahlenmaterial bleiben.

                                                                                     Die »großen« Krankheiten: Malaria
                                                                                     Wie erwähnt, nahm die Malaria als Teil der pathologischen Archäologie
                                                                                     Italiens mit dem Krieg wieder deutlich zu. Die Erklärungsfaktoren waren
                                                                                     allgemein die Verschlechterung von Ernährung und Versorgung im Krieg
                                                                                     sowie militärischer Natur. Sowohl die Truppen in Norditalien wie die in Al-
                                                                                     banien und Makedonien hielten sich in malariabelasteten Zonen auf. Von
                                                                                     der Armee aus verbreitete sich die Malaria auf mehreren Wegen auf die
                                                                                     Zivilbevölkerung: Die Soldaten im Beurlaubungsstand brachten die Krank-
                                                                                     heit in Regionen, wo sie zuvor nicht mehr aufgetaucht war. Außerdem wur-
                                                                                     den die Trockenlegungsprojekte kurz nach Kriegsanfang eingestellt, Ärzte
                                                                                     fehlten, das Chinin wurde vorrangig den kämpfenden Soldaten verabreicht.
                                                                                     Ein weiterer Faktor war die Frauen- und Altenarbeit auf den Feldern, die
                                                                                     noch nicht immunisierte Organismen der Infektion aussetzte.25 Ein Gesetz
                                                                                     der liberalen Regierung von 28. Februar 1907 hatte die Malaria als Arbeits-
                                                                                     unfall (infortunio) definiert und den Gemeinden die kostenlose Verteilung
                                                                                     von Chinin auferlegt, mit Partizipation der Grundbesitzer, die kein Interesse

                                                                                          nen: Ministero dell’Interno (1914) und Luzzatto (1915). Im ersten Text wird vor ver-
                                                                                          dächtigen Personen gewarnt, insbesondere in Hospizen schlafenden Obdachlosen (S.
                                                                                          9); Luzzatto riet von kriegsbedingten Kontakten mit Personen ab, die aufgrund langer
                                                                                          Gewöhnung an Entbehrungen gegen Schmutz unempfindlich seien (S. 15).
                                                                                     23 Mortara (1925), S. 534.
                                                                                     24 Vgl. Atenstaedt (2011) für die Terminologie der Schützengraben-Krankheiten: Die
                                                                                        Termini Trench Fever, Trench Nephritis und Trench Foot wurden in den italienischen Da-
                                                                                        tenerhebungen nicht benutzt, obwohl die Übersetzungen gängig waren (febbre da trin-
                                                                                        cea oder febbre quintana, nefrite da trincea oder nefrite di guerra, piede da trincea). Erstere
                                                                                        gingen unter den Namen tifo und nefrite in die Statistiken ein.
                                                                                     25 Vgl. Mortara (1925), S. 251f.

                                                                                                                              Franz Steiner Verlag
Infizierte Soldaten, hungernde Zivilisten                                                77

                                                                                     hatten, an das eigentlich Nützliche heranzugehen, d. h. an systematische
                                                                                     Trockenlegungen. Die campagne di chininizzazione zwischen 1900 und 1915
                                                                                     wurden für den Rückgang der Sterblichkeit verantwortlich gemacht.26
                                                                                     Snowden geht von Millionen Malariakranken während des Krieges aus. Die
                                                                                     einschlägigen Forscher waren mit anderen Aufgaben betraut, die lokalen
                                                                                     Ärzte zu überlastet, um genau Buch zu führen. Norditalien erlebte die Zu-
                                                                                     nahme der Malaria aus direkten Kriegsgründen: Die Ebenen von Isonzo
                                                                                     und Piave sowie die Pomündung waren Schauplätze von Schlachten, und
                                                                                     dort fand die Massierung der Armee der »Bauernsoldaten« statt. Deren Un-
                                                                                     terstände wurden feucht und boten der Anopheles einen idealen Nährbo-
                                                                                     den. Die Soldaten kamen zum großen Teil aus nichtmalarischen Regionen
                                                                                     und besaßen keine Immunität. Chinin wurde nicht immer genommen, z. T.
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                                                                                     aber ausdrücklich in hohen Dosierungen, um zu erkranken und Heimat-
                                                                                     urlaub zu bekommen. Die Zivilbevölkerung erkrankte außerdem wegen
                                                                                     mangelnder Unterhaltung der Kanäle und Zerstörung der Häuser in Front-
                                                                                     nähe. Durch Fluchtbewegungen von Infizierten und Urlaubsgewährung war
                                                                                     auch Süditalien betroffen. Soldaten und Kriegsgefangene, die sich im Nor-
                                                                                     den infiziert hatten, nahmen das Plasmodium mit, d. h. die Ansteckung
                                                                                     geschah hier ohne Zutun der Anopheles. Die Immunkraft ließ infolge
                                                                                     schlechter Ernährung und sinkender Lebensstandards nach.27

                                                                                     Die Syphilis: nicht von Mars, sondern von der Venus verletzt
                                                                                     Der Militärarzt und Dermatologe Ferdinando De Napoli bedauerte 1917:
                                                                                         Ich weiß nicht genau, was in den ersten Monaten der Kampagne in Italien passiert ist,
                                                                                         als keine echte Organisation existierte. Ich weiß nur, dass viele syphilitische Soldaten
                                                                                         aus den Abteilungen der Armee abgeschoben wurden und dass in einigen Städten die
                                                                                         Enttäuschung und die Verärgerung von Einzelnen und Vereinen groß waren, als aus
                                                                                         den Militärzügen nicht die von Mars, sondern nur die von Venus Verwundeten aus-
                                                                                         stiegen!28
                                                                                     Die Syphilis war eine »große« Krankheit nicht wegen der Zahlen, sondern
                                                                                     wegen ihrer eminenten symbolischen Aufladung als Verderberin der Gene-

                                                                                     26 Zur Akzeptanz einer scheinbar natürlichen Krankheit in der Bevölkerung vgl. Corti
                                                                                        (1984), S. 655.
                                                                                     27 Snowden (2008), S. 168. Die Lage scheint aber nicht alle beunruhigt zu haben: Gegen
                                                                                        Ende des Kriegs erschien im Innenministerium in Rom das Buch des Bakteriologen
                                                                                        Gosio (1918), in dem keine Zeile über den Krieg zu finden ist. Der einzige Hinweis
                                                                                        war eine Anspielung auf die relative Einfachheit der Therapierung mit Chinin in Insti-
                                                                                        tutionen wie der Armee im Vergleich zur »undisziplinierten« Allgemeinbevölkerung
                                                                                        (S. 32f.).
                                                                                     28 De Napoli (1917), S. 6 (»Io non so con precisione quello che sia accaduto presso di
                                                                                        noi nei primi mesi della campagna, quando non esisteva una vera organizzazione. So
                                                                                        solamente che molti erano i venerei che venivano sgombrati e che in qualche città fu-
                                                                                        rono grandi la delusione e il risentimento allorché le persone e le associazioni che si
                                                                                        recarono alla stazione incontro a un treno sanitario ne videro scendere, ahimè, non i
                                                                                        feriti da Marte, ma solamente i feriti da Venere!«).

                                                                                                                         Franz Steiner Verlag
78                                                                  Alessandra Parodi

                                                                                     rationen. Ihre Verbreitung sank während des Kriegs im Süden Italiens und
                                                                                     auf den Inseln, schwankte im Zentrum und nahm im Norden zu. Da die
                                                                                     Krankheit chronisch verläuft und sich lange hinziehen kann, ist es schwer,
                                                                                     aus der Zahl der Todesfälle eine adäquate Vorstellung der Morbidität im
                                                                                     Krieg zu gewinnen. Da die Syphilis behandelbar war, wurde sie nach dem
                                                                                     Krieg eingedämmt.29 Salvarsan stand seit 1910 zur Verfügung. Als 1917 die
                                                                                     Malariatherapie nach Jauregg eingeführt wurde, war auch die syphilisindu-
                                                                                     zierte Paralyse zum Teil heilbar und die Syphilis endgültig weniger eine
                                                                                     Todesgefahr als ein Risiko für die Tüchtigkeit der künftigen Generationen.30
                                                                                     Die Entwicklung der Syphilis wurde vom Krieg auf zwei Weisen beein-
                                                                                     flusst: Einerseits kann man schätzen, dass die Ansteckung stieg, aber in den
                                                                                     Statistiken ist keine Erhöhung festzustellen, weil die entsprechenden Alters-
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                                                                                     klassen der jüngeren Männer eine erhöhte Sterblichkeit wegen des Kriegs
                                                                                     zeigten. Die Befürchtung eines enormen Anstiegs der Erkrankungen an den
                                                                                     Fronten wurde nicht bestätigt, obwohl allgemein die Morbidität im Krieg
                                                                                     wuchs. Der Krieg modifizierte also nicht die Gewohnheiten, sondern ließ
                                                                                     die Soldaten aus den zivilen Statistiken verschwinden. Tatsächlich gingen
                                                                                     die Ansteckungszahlen zurück, da seit 1915 die Prostituierten überwacht
                                                                                     und zu einer Therapie gezwungen werden konnten.31 Die Militärgesetze
                                                                                     regelten ferner die ambulante Behandlung der Soldaten und die Fortsetzung
                                                                                     des Dienstes, um sie von freiwilliger Ansteckung als Selbstverstümmelung
                                                                                     abzuhalten. Auch die infizierten Soldaten wurden registriert, was eine ge-
                                                                                     wisse Abschreckung bedeutete, und dazu wurden streng kontrollierte Mili-
                                                                                     tärbordelle errichtet, in denen Desinfektionsmaßnahmen vorgesehen wa-
                                                                                     ren.32 Wenn die Zunahme der Malaria eine typisch kriegsbedingte Erschei-
                                                                                     nung auf der Ebene der Umwelt darstellte, war die Syphilis symmetrisch
                                                                                     dazu die Krankheit, die am meisten von den im Krieg veränderten indivi-
                                                                                     duellen Relationen und Gewohnheiten gesteuert war. Die Prostitution nahm
                                                                                     in den Kriegsgebieten (z. T. neben den lizenzierten Bordellen) trotz aller
                                                                                     Maßnahmen zu, und an der »inneren Front« wurden die festen sexuellen
                                                                                     Beziehungen durch die Abwesenheit vieler Männer gelockert.33

                                                                                     29 Mortara (1925), S. 296f.
                                                                                     30 Cosmacini (1989), S. 43.
                                                                                     31 Gattei (1984), S. 789.
                                                                                     32 Gattei (1984), S. 790f. Das verhinderte jedoch nicht, dass in der Nähe der legalen
                                                                                        Bordelle auch illegale errichtet wurden, wohin die für krank erklärten Frauen zum Teil
                                                                                        übersiedelten.
                                                                                     33 Tognotti (2006), S. 208-214. In der Armee zirkulierten schon seit Kriegsanfang Bro-
                                                                                        schüren und Plakate zwecks Aufklärung der Truppen über die Syphilis. Das Zehn-
                                                                                        Gebote-Plakat der Gruppe für Medizinische Propaganda im Krieg, das in Mailand ab
                                                                                        dem Juli 1915 kursierte, verband Gesundheitsrisiko, Schamgefühl und Vaterlands-
                                                                                        schicksal im und nach dem Krieg auf engste Weise: »Soldat, schütze Dich vor den Ge-
                                                                                        schlechtskrankheiten! Artikel 1. Bedenke, dass, wenn Du eine Geschlechtskrankheit
                                                                                        bekommst, Du sie auf Verwandte, Freunde, vor allem Deine Frau und Kinder über-
                                                                                        tragen kannst. Du wirst ihnen gravierende Leiden aufbürden und wirst ihre Liebe,

                                                                                                                           Franz Steiner Verlag
Infizierte Soldaten, hungernde Zivilisten                                               79

                                                                                     Wie in den Fällen der spagnola, der Spanischen Grippe, und der Tuberkulo-
                                                                                     se – der Eindruck ist, dass der Krieg und seine gesundheitlichen Nöte die
                                                                                     Verantwortlichen stets »überraschte«. Dies brachte Ferdinando De Napoli,
                                                                                     auf ironische Weise gegen die deutschen ehemaligen Kollegen und jetzigen
                                                                                     Gegner gerichtet, zum Ausdruck:
                                                                                         Der Krieg hat uns unvorbereitet beim Kampf gegen die Geschlechtskrankheiten über-
                                                                                         rascht […] Es scheint aber, dass die Überraschung nicht gefehlt hat in dem Lande, das
                                                                                         seit langer Zeit den Krieg ausbrütete […] Gewiss rechneten die mitteleuropäischen
                                                                                         Träumer mit einem kurzen Krieg, und vielleicht deswegen bereiteten sie keine prophy-
                                                                                         laktischen Maßnahmen vor. Es ist aber nicht zu leugnen, dass auch sie, die mit uns an
                                                                                         wissenschaftlichen Tagungen teilnahmen, gegenüber der herumposaunten venerischen Ge-
                                                                                         fahr sehr skeptisch waren.34
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                                                                                     Man darf annehmen, dass dieser Satz auch die italienischen Kollegen ge-
                                                                                     troffen haben dürfte.

                                                                                     Militärische Aspekte und politische Wahrnehmungen der Grippe-
                                                                                     epidemie von 1918/19
                                                                                     Wie ausgeführt, war die wichtigste Todesursache in der Kategorie der Infek-
                                                                                     tionskrankheiten während der Kriegszeit die Grippe. Es wird hier nicht ar-
                                                                                     gumentiert, dass der Krieg oder die militärischen Aktionen direkt für die
                                                                                     Pandemie verantwortlich waren. Diese kostete weltweit mindestens 50 Mil-
                                                                                     lionen Tote, ungefähr drei Prozent der Weltbevölkerung, während ca. 500
                                                                                     Millionen Menschen, d. h. ein Drittel, weltweit erkrankt waren.35 Es wird
                                                                                     vielmehr auf die besonderen lokalen Umstände hingewiesen, die nun sehr
                                                                                     wohl mit dem Krieg im Lande zu tun hatten. Ebenso muss festgehalten
                                                                                     werden, dass die Grippemortalität in Italien nach Russland am höchsten in

                                                                                         Schätzung und Achtung verlieren. Du wirst Dich vor Deiner Familie schämen müs-
                                                                                         sen. Was würdest Du sagen, wenn Dein Schwager oder Dein Schwiegersohn Deine
                                                                                         Schwester oder Deine Tochter infizieren würden? […] Artikel 8. Solltest Du erkranken,
                                                                                         meide den Geschlechtsverkehr mit jeder Frau. Wasch Dir immer die Hände, nachdem
                                                                                         sie in Kontakt mit den kranken Körperteilen gekommen sind, küsse weder Verwandte
                                                                                         noch Freunde, behalte Deine persönlichen Gegenstände ausschließlich für Dich. Sonst
                                                                                         läufst Du Gefahr, Dein Leiden auf andere zu übertragen, was unehrlich und sehr
                                                                                         schädlich für die Gesellschaft und das Vaterland wäre. […] Artikel 10. Sei vorsichtig.
                                                                                         Liebe eine einzige Frau, heirate sie und zeuge Kinder. Meide die verrufenen Frauen, sie
                                                                                         können Dich und Deine Familie ruinieren. So wirst Du ein ehrlicher Ehemann, ein
                                                                                         guter Vater, ein vorzüglicher Bürger und Soldat fürs Vaterland sein.« Zit. n. Franzina
                                                                                         (1999), S. 169.
                                                                                     34 De Napoli (1917), S. 5f. (»La guerra ci ha sorpresi impreparati contro le malattie vene-
                                                                                        ree […] Pare però che l’impreparazione non sia mancata anche nel Paese che da lunga
                                                                                        pezza meditava la guerra […] Certo per i sognatori della Mittel-Europa era sicura una
                                                                                        guerra breve come la rapida avanzata nel territorio di conquista e perciò, forse, nulla
                                                                                        predisposero per la profilassi antivenerea. È innegabile però che anche in essi, che con
                                                                                        noi parteciparono a congressi scientifici, era grande lo scetticismo contro lo strombaz-
                                                                                        zato pericolo venereo«). Hervorhebungen im Original.
                                                                                     35 Taubenberger/Morens (2006), S. 15.

                                                                                                                         Franz Steiner Verlag
80                                                           Alessandra Parodi

                                                                                     Europa war und sehr wohl mit hygienischen Mängeln der Vorkriegszeit
                                                                                     und der Zerstörung von Infrastrukturen durch den Krieg zusammenhing.36
                                                                                     Der Verlauf der bald so genannten »Spanischen Grippe« von 1918 in der
                                                                                     Armee wird in zwei Phasen unterteilt: eine mildere im Frühling und Früh-
                                                                                     sommer, rasch, aber ohne bemerkbare Komplikationen und Todesfälle
                                                                                     (beim Militär wurden im Mai 14.750 Fälle gemeldet, im Juni 9755 und im
                                                                                     Juli nur 45), und eine virulente von Juli bis Oktober. Bei der zweiten Phase
                                                                                     kennt man die Daten über die Sterblichkeit in der Zivilbevölkerung, aber
                                                                                     nicht die Morbidität; für das Militär ist die Morbidität nur partiell bekannt.
                                                                                     Geschätzt wird, dass in der ganzen italienischen Bevölkerung, Zivil und
                                                                                     Militär, fünf bis sechs Millionen Personen erkrankten; man weiß, dass die
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                                                                                     Zahl der Toten mindestens 500.000, wohl eher 600.000 betrug. Jeder siebte
                                                                                     Einwohner soll erkrankt gewesen sein. Hiervon waren Frauen besonders be-
                                                                                     troffen, wohl wegen deren pflegender Rolle.37
                                                                                     Im Folgenden soll es nicht mehr um Aspekte der Epidemiologie gehen,
                                                                                     sondern um politische Kontexte sowie kollektive Wahrnehmungsvorgänge.
                                                                                     Alberto Lutrario, der Leiter der »Direzione generale di Sanità«, legte am 17.
                                                                                     Oktober 1918 dem »Consiglio Superiore di Sanità« einen Bericht vor. Hier
                                                                                     sprach er schon die Schwierigkeiten an, die dann für die Dauer der Pande-
                                                                                     mie ungelöst bleiben sollten: der Mangel an Ärzten, Sanitätspersonal und
                                                                                     an Medikamenten.38 Als 1922 Lutrario einen Schlussbericht für das Innen-
                                                                                     ministerium verfasste, war die Bilanz entmutigend, und es stellte sich her-
                                                                                     aus, dass Italien tatsächlich eines der am meisten betroffenen Länder gewe-
                                                                                     sen war. Lutrario gab zu, dass die Maßnahmen zum Schutz der Bevölke-
                                                                                     rung besser gewirkt hätten, wenn das Transportsystem effizienter gewesen
                                                                                     wäre. Von den vier in Lutrarios Bericht aufgelisteten Typen der Seuchenbe-
                                                                                     kämpfung waren nämlich mindestens drei stark mit dem defizitären Trans-
                                                                                     portsystem verbunden, und dieses wiederum war politisch bedingt und
                                                                                     hing mit dem Krieg zusammen: die allgemeinen Hygienevorkehrungen mit
                                                                                     Hilfe von Desinfektionsmitteln und Desinfektoren, die eigentliche medizini-
                                                                                     sche Fürsorge (Militärärzte mussten einberufen werden) und die Lebensmit-
                                                                                     telverteilung; die vierte Maßnahme in der Liste war die »Selbstisolierung«
                                                                                     der Kranken, die ebenfalls nicht verwirklicht worden war.39 Auch die im
                                                                                     »Laboratorio batteriologico della Sanità Pubblica« produzierte Impfung, die
                                                                                     in Mailand einige Erfolge erzielt hatte, wurde, so Lutrario, zu spät entwi-
                                                                                     ckelt, und ihre Wirksamkeit konnte vom natürlichen Abklingen der Pan-
                                                                                     demie nicht auseinandergehalten werden.40

                                                                                     36 Tognotti (2002), S. 148, 155.
                                                                                     37 Mortara (1925), S. 380; Tognotti (2002), S. 30, 156.
                                                                                     38 Lutrario (1918), S. 14, 18.
                                                                                     39 Ministero dell’Interno (1922), S. 21.
                                                                                     40 Ministero dell’Interno (1922), S. 25.

                                                                                                                           Franz Steiner Verlag
Infizierte Soldaten, hungernde Zivilisten                                            81

                                                                                     Die Anfänge der Pandemie wurden durch das allgemeine Schweigen ver-
                                                                                     kannt.41 Dazu kam die Unterschätzung der Influenza als minderwertige
                                                                                     Krankheit, wie der Hygieniker Enrico Bertarelli mit einem politischen
                                                                                     Gleichnis sagte: »Gemessen an den anderen Infektionskrankheiten ist die
                                                                                     Influenza das, was eine Massendemonstration gemessen an einer Revolu-
                                                                                     tion ist.«42 Die »Provvedimenti in materia di stampa« vom 23. Mai 1918,
                                                                                     Nr. 675, regelten die Zensur und verboten jede demoralisierende oder defä-
                                                                                     tistische Nachricht, so dass am Anfang die Presse fast nur beruhigende Bei-
                                                                                     träge über die Grippe brachte und nur in den lokalen Teilen flüchtig darü-
                                                                                     ber berichtete. Vor allem die Angst vor einer »malattia esotica« wurde be-
                                                                                     schwichtigt, alles sei nur eine pandemische Form der altbekannten
                                                                                     Haemophilus-Influenza. Seit Mitte Oktober war die Zensur nicht mehr aus-
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                                                                                     reichend und die Nachrichten über die landesweite Verbreitung tauchten
                                                                                     überall in der Presse auf, zusammen mit den Verordnungen der Präfekte
                                                                                     und Kommunen sowie den vielen guten Ratgebern. Die Listen der Toten
                                                                                     wurden, wenn überhaupt, kleingedruckt, und der Stil der Verlautbarungen
                                                                                     blieb optimistisch: Die Lage sei stabil, die Lage sei stabilisiert, es sei eine
                                                                                     gutartige Form. Es war aber nicht zu verbergen, dass die Listen der Bürger-
                                                                                     ämter bei der Rubrik der Toten viel länger als bei den Geburten ausfielen.43
                                                                                     Die Reaktion des Staates, nachdem schließlich Ende August 1918 mit der
                                                                                     Meldung von Fällen in einem bei Parma stationierten Bataillon die Krank-
                                                                                     heit offiziell in Italien anerkannt worden war, vermengte sich mit der Reak-
                                                                                     tion der Presse. In Todesanzeigen sah man wiederholt Formulierungen wie
                                                                                     »eine fatale, plötzliche Erkrankung«. Es fehlte nicht an Verschwörungshy-
                                                                                     pothesen: In einem anonymen Artikel mit dem Titel »Confusionismo« im
                                                                                     Corriere di Romagna vom 15. Oktober 1918 wurde »eine verbrecherische
                                                                                     türkisch-deutsche Aktion zur Verbreitung von Bakterien« am Wirken ver-
                                                                                     mutet.44
                                                                                     Was man nicht wusste – oder seit der Zeit der »russischen« Grippe um
                                                                                     1849 vergessen hatte –, war, dass die wiederaufgegriffenen »tellurischen«
                                                                                     Anti-Cholera-Maßnahmen nichts bringen konnten gegen eine von Mensch
                                                                                     zu Mensch per Luft übertragene Krankheit. Die verordnete allgemeine Sau-
                                                                                     berkeit, die Schließung öffentlicher Veranstaltungen, bis hin zu Beerdigun-
                                                                                     gen, und andere Maßnahmen einer inneren Frontbildung konnten die
                                                                                     Krankheit nicht eindämmen.45 Dazu kam, dass viele Mediziner an der
                                                                                     Front waren und die Versorgung der Kranken durch Rotkreuz-Personal

                                                                                     41 Vgl. Tognotti (2002), S. 19f.
                                                                                     42 Vgl. Tognotti (2002), S. 20 (»L’Influenza è alle malattie infettive ciò che una dimo-
                                                                                        strazione popolare è rispetto a una rivoluzione«); vgl. auch Bertarelli (1918).
                                                                                     43 Vgl. Tognotti (2002), S. 116-120.
                                                                                     44 Zit. n. Tognotti (2002), S. 42 (»per un fatale improvviso morbo«) und S. 50 (»una
                                                                                        associazione a delinquere bacterica turcogermanica«).
                                                                                     45 Vgl. Tognotti (2002), S. 67.

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
82                                                                         Alessandra Parodi

                                                                                     und ältere Ärzte geschah. Viele Kranke auf dem Land hatten gar keinen
                                                                                     Zugang zu Ärzten, auch wegen fehlender Transportmöglichkeiten; dazu
                                                                                     kam noch die herabgesetzte Widerstandskraft der Erkrankten wegen der
                                                                                     Lebensmittelrationierung. Fast jede Stadt hatte eine andere Strategie der
                                                                                     Desinfektion.46 Private Haushalte konnten indessen wegen des kommunalen
                                                                                     Verbrauchs Desinfektionsmittel kaum noch bekommen, dafür wurden po-
                                                                                     pulärwissenschaftliche Ratgeber und Belehrungen in den bürgerlichen Zei-
                                                                                     tungen publiziert, die aber die Ärmeren nicht erreichten und die Epidemie
                                                                                     noch verharmlosten, da sie ganz und gar auf individuelle Prophylaxe ab-
                                                                                     hoben. Absurd war deren Empfehlung, nur »bakteriologisch reine« Gegen-
                                                                                     stände anzufassen, möglichst auch keinen Telefonapparat, und die empfoh-
                                                                                     lene diätetische Lebensweise war in einer Zeit, in der Heizmittel, Milch und
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                                                                                     Zucker fehlten, ebenso absurd.47 Innermedizinische Meinungsverschieden-
                                                                                     heiten über geeignete kollektive und therapeutische Strategien waren in die-
                                                                                     ser Zeit der Angst ausgeprägt. So galt Wein teils als erwünscht, teils als Ge-
                                                                                     fahr, Aspirin schien wirksam oder auch nicht; viele setzten auf Chinin, das
                                                                                     als Geheimmittel in Anzeigen angeboten wurde, während sich die Fachwelt
                                                                                     dazu ausschwieg.48 Man kann behaupten, dass die Kausalzuschreibungen
                                                                                     der Bevölkerung »anachronistisch«49 ausfielen, die der professionellen Me-
                                                                                     diatoren waren kaum geeigneter. Bei all dem war zwar der Krieg nicht di-
                                                                                     rekte Ursache der Ausbreitung des Virus, aber das Ausmaß des Chaos, die
                                                                                     Versorgungsdefizite, die mangelnde Logistik, die Erschöpfung vieler im
                                                                                     Laufe der vorangegangenen Jahre, der empfundene Hunger, die fehlenden
                                                                                     Medikamente und sich ausbreitende Apathie müssen für die hohe Sterb-
                                                                                     lichkeit mitverantwortlich gemacht werden.50

                                                                                     Der Krieg hat uns überrascht: Tuberkulose vor dem Krieg und im
                                                                                     Krieg
                                                                                     In der Zeit zwischen 1915 und 1923 kam es wegen der kriegsbezogenen
                                                                                     Faktoren zu einer Übersterblichkeit an Tuberkulose von bis zu 100.000 Fäl-
                                                                                     len im Verhältnis zum normalen Trend.51 Dies war aber wohl keine beson-
                                                                                     ders überraschende Zahl; ein Militärarzt führte sie auf die »geringe Anste-
                                                                                     ckungsgefahr in der frischen Luft der Schützengräben« zurück.52 Tatsäch-

                                                                                     46 Vgl. Tognotti (2002), S. 64f., 71-76.
                                                                                     47 Vgl. Tognotti (2002), S. 80-86.
                                                                                     48 Vgl. Tognotti (2002), S. 88, 107.
                                                                                     49 Vgl. Cosmacini (1989), S. 12.
                                                                                     50 Vgl. Cosmacini (1989), S. 126f.
                                                                                     51 Mortara (1925), S. 278.
                                                                                     52 Rassegna di assicurazione e previdenza sociale 2 (1917), S. 371: »la vita della trincea è piut-
                                                                                        tosto profilattica rispetto al contagio, come ogni vita all’aria libera«; zit. n. Cosmacini
                                                                                        (1989), S. 37.

                                                                                                                              Franz Steiner Verlag
Infizierte Soldaten, hungernde Zivilisten                                             83

                                                                                     lich waren die Soldaten bei ihrer Ernährung gegenüber der Zivilbevölke-
                                                                                     rung bessergestellt. Der Hygieneprofessor Achille Sclavo (1861-1930) muss-
                                                                                     te 1918 zugeben, dass der Krieg »uns überrascht« habe »zu einem Zeit-
                                                                                     punkt, als wenig gegen Tuberkulose gemacht worden war«. Italien wollte
                                                                                     schon lange dem Modell Deutschland folgen, und man diskutierte hier
                                                                                     jahrzehntelang über eine Sozialversicherung, hatte sich aber zu viel vorge-
                                                                                     nommen, und immer noch waren nicht genügend spezielle Krankenhäuser
                                                                                     gebaut worden, während neuerdings die Soldaten auf eine entsprechende
                                                                                     Behandlung ein Anrecht hatten.53 Dennoch nahm die Tuberkulosesterb-
                                                                                     lichkeit in der Zeit zwischen 1887 und 1913 aufgrund verbesserter Lebens-
                                                                                     bedingungen und Hygiene deutlich ab, allerdings nach 1900 wegen der
                                                                                     Bevölkerungsverdichtung in Städten und wegen der Rückkehr von ge-
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                                                                                     schwächten Auswanderern nur verlangsamt. Nach der demographischen
                                                                                     und hygienischen Krise des Krieges, die genau die drei von Lutrario
                                                                                     genannten strukturellen Faktoren (Hygiene und Verfügbarkeit von Des-
                                                                                     infektionsmitteln, medizinische Versorgung, Lebensmittelverteilung) auf die
                                                                                     Probe stellte, wurde der Modernisierungsweg wieder eingeschlagen und die
                                                                                     Sterblichkeitsraten sanken erneut.54
                                                                                     Die Antituberkulosebewegung kämpfte im liberalen Italien für staatliche
                                                                                     Maßnahmen und darum, das Gesundheitswesen als Staatsangelegenheit zu
                                                                                     definieren. Noch 1913 waren diese Bestrebungen ignoriert worden. Die Re-
                                                                                     gierung Giolitti stellte dann einen Fonds zur Verfügung. Die »Fioa«,
                                                                                     »Federazione Italiana opere antitubercolari« (gegründet 1910), versuchte mit
                                                                                     ihren mangelhaften Mitteln alle lokalen Aktionen der unzähligen karitativen
                                                                                     Organisationen zu koordinieren. Doch erst der Krieg brachte sozusagen die
                                                                                     offizielle Anerkennung der Tuberkulose als staatlich relevante Krankheit.
                                                                                     1916 wurden in allen Armeekorps die »Reparti di Accertamento Diagnos-
                                                                                     tico« eröffnet, und ein decreto luogotenenziale 1231 vom 26. Juli 1917 sah vor,
                                                                                     dass die »Cassa Depositi e Prestiti«55 Darlehen an Institutionen für die Be-
                                                                                     handlung und Hospitalisierung von Tuberkulösen vergeben sollte, insbe-
                                                                                     sondere für die im Kriegsdienst erkrankten. Das Gesetz 481 vom 15. März
                                                                                     1917 schuf die »Onpaig«, »Opera Nazionale Protezione e Assistenza In-
                                                                                     validi di Guerra«, von der die als erkrankt erkannten Soldaten übernom-
                                                                                     men werden mussten. Seit dem 6. Dezember 1917 sollte ein neues Ministe-
                                                                                     rium für die Kriegsrenten die Kriegstuberkulösen versorgen.56 Hier galt es
                                                                                     zu beweisen, dass die Erkrankung dienstbezogen war, was gegen militäri-

                                                                                     53 Sclavo (1918), S. 18.
                                                                                     54 Vgl. Mortara (1925), S. 193, 208; vgl. auch S. 204f. zu Problemen der Klassifikationen
                                                                                        verschiedener Tuberkuloseformen.
                                                                                     55 Die »Cassa Depositi e Prestiti« wurde 1863 als eine Abteilung des Finanzministeriums
                                                                                        gegründet und verwaltete die Postsparkasse, um öffentliche lokale Maßnahmen zu fi-
                                                                                        nanzieren. Vgl. Assael (1995), S. 185.
                                                                                     56 Vgl. auch Lutrario (1917).

                                                                                                                        Franz Steiner Verlag
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