Informativ - Keller Unternehmensberatung AG

 
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Nr. 34 | Dezember 2020

Informativ
Das Magazin der Keller Unternehmensberatung

Aus dem Inhalt dieser Ausgabe:

Unternehmensstrategie für Pro Senectute Aargau
Restkostenfinanzierung in der Spitex –
ein Auslaufmodell?
Begleitete Tätigkeitserhebung mit 2CARE
                                                                 1
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     Inhalt
     Unternehmensstrategie für die Pro Senectute Aargau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3

     Benchmark-Tagung beim Spitex Verband Graubünden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6

     Restkostenfinanzierung in der Spitex – ein Auslaufmodell? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 7

     Digitalisierung im Spital: Prioritätensetzung im Spannungsfeld zwischen Technologie und Prozess . . . . . . . . . . . . . . Seite 9

     Evaluation einer Videokonferenzlösung für das Spital Bülach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 10

     Institutionalisiertes Wohnen – vom Alterszentrum zum integrierten Dienstleister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 11

     Qualitätsmanagement und Kundenfeedback – auch in Alters- und Pflegezentren von zentraler Bedeutung . . . . . . Seite 13

     Begleitete Tätigkeitserhebung in der Oase Gruppe mit 2CARE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 14

     Tätigkeitserhebung im Alterszentrum Mittleres Wynental . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 16

     Wohlfühleffekt bei der Arbeit: Klarheit schaffen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 17

     Die HR-Strategie oder wie Sie sich als Arbeitgeber richtig positionieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 18

     Die Grenzen von REKOLE® und wo Lean Accounting ergänzen kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 20

     Wir gratulieren: vier neu nach REKOLE® zertifizierte Kliniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 21

     Herzlichen Dank – 25 Jahre Keller Unternehmensberatung AG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 23

     Veranstaltungshinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 24

     Informativ – Das Magazin der Keller Unternehmensberatung
     Ausgabe Nr. 34 | Dezember 2020

     Impressum Herausgeberin: Keller Unternehmensberatung AG, Baden-Dättwil | Kontakt: keller@keller-beratung.ch, 056 483 05 10
     Redaktionelle Mitarbeit an dieser Ausgabe: Dr. Othmar Hausheer, Silke Däppen, Simon Keller, Werner Keller, Thomas Mauchle,
     Guido Schuppisser, Stefan Trachsel | Bildnachweise: Alle nicht gekennzeichneten Bilder und Grafiken sind Eigentum der Heraus-
     geberin oder durch diese lizenziert. | Layout und Produktion: ORCAMEDIA ASW, Werbe- und Produktionsagentur, Niederrohrdorf
     Druck: Wohler-Druck AG, Spreitenbach | Gedruckt auf umweltfreundlichem, FSC-zertifiziertem Papier.
2    Erscheinung: 2 x jährlich, Auflage 4’800 Ex.
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Nr. 34 | Dezember 2020

Unternehmensstrategie für die Pro Senectute Aargau
Die Pro Senectute Aargau hat sich im Frühjahr 2020 entschieden, mit einer zu erarbeitenden Unternehmensstrategie
die mittel- und langfristige Entwicklung der Stiftung systematisch zu planen und auf die sich auch in diesem Umfeld
verändernden Bedürfnisse und Erwartungen auszurichten. Natürlich mit dem Ziel, dass Pro Senectute Aargau auch in
Zukunft eine wichtige Rolle spielen will.

Hans-Peter Budmiger, Präsident des Stiftungsrates:
«Wir haben nun eine Strategie, die sehr konkret und handfest ist und somit nicht einfach in der Schublade verschwindet.»

Mit über 1’200 entschädigten Mitarbeitenden und 800                          Strategie soll helfen, Ziele zu erreichen
Freiwilligen ist die Pro Senectute Aargau eine wichtige
                                                                             Eine Strategie beschreibt die Mittel und Wege, die eine
Institution im Kanton, welche sich auf Beratung und
                                                                             Institution wählt, um ihre Ziele zu erreichen. Sie ist
Dienstleistungen für die über 120’000 Menschen im
                                                                             damit ein Schritt in einem übergreifenden Manage-
Kanton im Alter über 65 Jahre fokussiert.
                                                                             mentprozess. In diesem Rahmen müssen die Vision und
                                                                             die Mission eines Unternehmens und die Anforde-
Jedes Jahr werden mehrere tausend Senioren in Sozial-
                                                                             rungen, die Eigentümer oder Geschäftsleitung sowie
hilfe beraten oder individuelle Finanzhilfe ausbezahlt.
                                                                             andere Stakeholder an das Unternehmen richten, in
Über 150’000 Stunden in Hauswirtschaft und Betreu-
                                                                             konkrete Massnahmen überführt werden.
ung werden geleistet, Mahlzeiten geliefert, und mit
vielen Sport-, Kurs- und Freizeitangeboten für die Ge-
sundheit und den sozialen Austausch im Alter gesorgt.
Auch bietet Pro Senectute Unterstützung beim
Ausfüllen der Steuererklärung, bei administrativen
Tätigkeiten (Zahlungen erledigen, Umgang mit Sozial-
versicherungen) und beim Begleiten von Demenz-
betroffenen und ihren Angehörigen. Die Stiftung
finanziert sich zu über 65% aus ihren Dienstleistungen,
zu 25 % aus öffentlichen Mitteln (Leistungsverträge)
und aus Spenden und Legaten.                                                                                                                        3
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     Pirmin Kaufmann, Geschäftsleiter:
     «Den Prozess der Strategie-Erarbeitung hat Werner Keller sehr professionell, zielorientiert und mit einem guten Gespür für die Herausforderungen in
     unserem NPO-Umfeld geführt. Chapeau!»

     Der Prozess der Strategieentwicklung soll letztlich dazu                    Phasen des Strategie-Prozesses
     dienen, dass die Unternehmensziele erreicht werden.
                                                                                 Der Strategie-Prozess einer Unternehmung umfasst
     Die Stiftung muss dafür Sorge tragen, ihre finanziellen
                                                                                 folgende vier Phasen:
     Mittel zu erhalten. Die Senioren wollen Dienstleistun-
                                                                                 1. Analyse (Umwelt-, Unternehmensanalyse)
     gen haben, wie es ihren Erwartungen entspricht. Die
                                                                                 2. Entwicklung (Vision, Werte, Strategien)
     Mitarbeitenden wollen motiviert sein und Sinn und
                                                                                 3. Umsetzung (Massnahmenplan, Anpassung
     Zufriedenheit bei ihrer Arbeit erfahren.
                                                                                    Strukturen, Prozesse)
                                                                                 4. Controlling (Strategisches Controlling)
     Strategien machen Vorgaben und Ziele verständlich
     Die Strategie gibt die Richtung und die Prioritäten vor,                    Umfassende Analysephase als Grundlage
     die für alle Führungskräfte und Mitarbeitende relevant
                                                                                 Die Geschäftsleitung von Pro Senectute Aargau hat
     sind. Deshalb muss die Strategie für alle möglichst
                                                                                 unter Moderation der Keller Unternehmensberatung
     verständlich sein. Denn sie erklärt, warum Geschäfts-
                                                                                 AG eine umfassende Auslegeordnung zur Institution
     leitung und Mitarbeitende bestimmte Massnahmen
                                                                                 und der Umwelt erarbeitet und damit eine solide Basis
     und Aktionen durchführen.
                                                                                 für die Strategie-Diskussion gelegt, in welcher die rele-
                                                                                 vanten Stossrichtungen ausgearbeitet wurden.

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Im gemeinsamen Workshop mit dem Stiftungsrat
wurde die von der Geschäftsleitung erarbeitete Ausle-
geordnung mit einer PESTEL-Analyse aus Makro-Sicht
verifiziert und die vorgeschlagenen strategischen
Massnahmen kritisch geprüft und bereinigt.

                                                                 Seit über 100 Jahren bietet die Stiftung Pro Senec-
                                                                 tute Aargau Dienstleistungen für Seniorinnen und
                                                                 Senioren und deren Angehörigen sowie für Insti-
                                                                 tutionen und Gemeinden an. Mit elf regionalen
                                                                 Beratungsstellen ist die Pro Senectute im ganzen
                                                                 Kanton gut erreichbar.

                                                                 Pro Senectute bietet ein umfassendes Beratungs-
Die Arbeit beginnt!                                              und Dienstleistungsangebot: Sozialberatung und
                                                                 finanzielle Hilfe, Hilfen zu Hause wie Alltags-
Der Strategieprozess konnte im Herbst mit der Ver-
                                                                 und Haushalthilfe, Mahlzeitendienst, Anlässe zu
abschiedung durch die Stiftungsgremien erfolgreich
                                                                 Bildung, Sport und Geselligkeit. Im Auftrag der
abgeschlossen werden. Für die nächste Strategiepe-
                                                                 Gemeinden werden Anlauf-, Beratungs- und Fach-
riode wurden rund 30 strategische Massnahmen defi-
                                                                 stellen geführt. Die Gemeinwesenarbeit wie die
niert, welche nun in den nächsten 5 Jahren schrittweise
                                                                 Begleitung von Behörden, Seniorengruppen oder
mit entsprechenden Projekten angegangen und umge-
                                                                 Generationen im Klassenzimmer sind eine wich-
setzt werden.
                                                                 tige Aufgabe von Pro Senectute.

Erfolgsfaktoren für eine solide Strategie
                                                                 www.ag.prosenectute.ch
Zusammenfassend sind folgende Faktoren für einen er-
folgreichen Strategieprozess wichtig:
• Berücksichtigung aller strategierelevanten Per-
  spektiven (nebst den Kunden auch Mitarbeitende,
  Prozesse, Finanzen)
• Sorgfältige, systematische Analysen der Stärken
  und Schwächen der Institution, aber auch des
  Umfeldes (Markt, Mitbewerber)
• Klare, verbindliche Formulierung der Strategie
  (Stossrichtungen, strategische Massnahmen)
• Enges Zusammenspiel Stiftungsrat und Geschäfts-
  leitung
• Kommunikation der Strategie auf allen Hierarchie-
  ebenen
• Berücksichtigung der Unternehmenskultur und der
  Change-Aspekte
• Sicherung der Umsetzung durch Einbindung
  der Strategie in den periodischen Planungs- und
  Controllingprozess                               ▲

                      Werner Keller, keller@keller-beratung.ch

                                                                                                                           5
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     Benchmark-Tagung beim Spitex Verband Graubünden
     Der Spitex-Verband Graubünden führt jährlich für seine Mitglieder eine Benchmark-Tagung durch. Im Benchmark werden
     die von allen Mitgliedern vorliegenden Daten verglichen, analysiert und diskutiert.

     Der Benchmark gliedert sich in verschiedene Schwerpunkte. Im Bereich der Finanzen liegt der Fokus auf den Kos-
     ten-Deckungsgraden, den Kosten nach Trägern und je verrechneter Stunde. Im Weiteren diskutiert werden Kenn-
     zahlen mit direktem Leistungsbezug, beispielsweise die Entwicklungen im Klienten-Mix, die Anzahl Klienten oder
     die geleisteten Stunden je Klient. Ein wichtiges Thema ist auch das Personal. Der Skill-/ Grade-Mix grundsätzlich
     wie auch im Vergleich zu den erbrachten Leistungen, stellt ein weiterer Schwerpunkt in der Tagung dar. Weiter
     interessiert die Entwicklung der Verrechenbarkeit der geleisteten Stunden. Die Keller Unternehmensberatung AG
     durfte die Daten 2019 für die Tagung im Herbst 2020 aufbereiten und präsentieren.

     Interview mit Mario Evangelista,                           che Herausforderungen sie sich ausgesetzt sehen. Das
     Co-Geschäftsführer Spitex Verband Graubünden               gibt die Möglichkeit dort zu unterstützen, wo dies als
                          Mario Evangelista
                                                                Verband und über alle Mitglieder hinweg möglich und
                                                                am nützlichsten ist. Für die Mitglieder ist es die Mög-
                           Herr Evangelista, in welchen Be-     lichkeit, sich ganz gezielt zu einzelnen Kostenfaktoren
                           reichen sehen Sie für die Spitex-    auszutauschen und zu erkennen, wer am ähnlichsten
                           Organisationen – abgesehen von       ist und vielleicht von diesem zu lernen.
                           der aktuellen Krisensituation –
                           kurz- und mittelfristig die grös-    Wir durften den Austausch zwischen den Mitgliedern
                           sten Herausforderungen? Wie          im Rahmen der Tagung als sehr offen erleben. Was
                           kann der Benchmark hierbei           sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Voraussetzungen
                           unterstützen?                        für eine erfolgreiche Benchmark-Tagung?
     Der Kostendruck im Gesundheitswesen nimmt weiter           Genau die angesprochene Bereitschaft offen die eige-
     zu. Die neuesten Massnahmen (aus dem Massnahmen-           nen Verhältnisse zu erläutern und Einblick zu gewähren.
     paket 2), die vom Bundesrat bis 15. November 2020 in       Es braucht gegenseitiges Vertrauen, dass der Bench-
     der Vernehmlassung sind, sind ein deutliches Indiz         mark-Workshop dazu da ist, sich auszutauschen und
     dafür, wohin die Reise gehen soll: Mehr und engere Kos-    voneinander zu lernen und nicht eine einzelne Spitex
     tenkontrolle unabhängig, ob die Leistungen nach heu-       an den Pranger zu stellen. Nur wenn dieses Vertrauen
     tigem Kenntnisstand erforderlich sind. Die Kosten          da ist, kann auch eine offene Diskussion stattfinden und
     sollen einer übergeordneten Steuerung unterstellt          folglich die Möglichkeit die Hintergründe zu den nack-
     werden. Auch wenn ich nicht denke, dass diese Mass-        ten Zahlen zu erfahren. Denn es sind alles Spitexorga-
     nahme sinnvoll und umsetzbar ist – diese Idee zeigt auf,   nisationen mit öffentlichem Leistungsauftrag und
                                                                dennoch sehr unterschiedlich und einzigartig, was den
                                                                                                                     ▲
     was Bundesbern vorschwebt.
                                                                Vergleich umso spannender macht.
     So oder anders wird der Druck steigen, die erbrachten
                                                                                      Simon Keller, skeller@keller-beratung.ch
     Leistungen und die dafür ausgelösten Kosten rechtfer-
     tigen zu müssen. Dank des Benchmark-Workshops wer-
     den den Spitex-Organisationen entsprechende Fragen
     gestellt, denen man sich künftig immer öfter auch öf-
     fentlich stellen muss. Es gibt Hinweise, wo man in der
     eigenen Unternehmung allenfalls Verbesserungspo-
     tenzial hat. Man wird darauf vorbereitet, was allenfalls
     an Fragen von den Trägern oder der Öffentlichkeit             Die dem Spitex Verband Graubünden angeschlos-
     künftig gestellt werden.                                     senen 18 Organisationen beschäftigen insgesamt
                                                                  knapp 1’000 Mitarbeitende, welche jährlich rund
     Welchen weiteren Nutzen ziehen Sie wie auch die Mit-         5’700 Kunden in 105 Gemeinden versorgen. Es
     glieder aus dem Benchmark?                                   werden rund 780’000 Arbeitsstunden geleistet.
     Als Verband lernen wir unsere Mitglieder noch besser
     kennen. Wir sehen wo die Unterschiede sind, die sich         www.spitexgr.ch
6    auch in den Kostenausweisen niederschlagen und wel-
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Nr. 34 | Dezember 2020

Restkostenfinanzierung in der Spitex – ein Auslaufmodell?
Gemeinden und Städte sind verantwortlich für die vollständige Ausfinanzierung der Spitex-Vollkosten nach Abzug der
Krankenversicherungsbeiträge sowie Patientenbeteiligung. Mit durchschnittlichen Vollkosten in der Grössenordnung
von 140 Franken pro Leistungsstunde KLV a – c bei Spitexorganisationen mit kommunalem Leistungsauftrag und den
derzeitigen Beiträgen der Krankenversicherer im Bereich von 59 Franken pro Stunde veränderte sich die Rolle der
Gemeinden und Städte zunehmend vom Restfinanzierer zum Hauptfinanzierer.

Dies, und vor allem das nach wie vor starke Mengen-       Damit eine qualitativ gute Leistung, aber auch preislich
wachstum im Bereich von hohen 3 bis 4 % pro Jahr ver-     ein konkurrenzfähiges Angebot offeriert werden kann,
ursachen in den kommunalen Rechnungen belastende          ist laufend für eine hohe Akzeptanz des Betriebes in der
Kostenentwicklungen. Dass dies für einen weiterhin        Versorgungsbevölkerung zu sorgen. Eine nachweisbar
hohen Leistungs- und Kostendruck in den Spitexbetrie-     gute Ergebnisqualität in Pflege und Hauswirtschaft
ben sorgen wird, ist absehbar.                            schaffen dazu die beste Voraussetzung.

Submission der Spitexleistungen als Massnahme?            Betriebswirtschaftliche Führung wahrnehmen
Auch die vermehrt zu hörenden Forderungen nach            Zugleich müssen die finanziellen Führungsinstrumente
Submissionierung von Spitexleistungen oder einer          verlässliche Informationen zu Kosten und Wirtschaft-
Pauschalierung der Leistungsabgeltung sind Ausdruck       lichkeit in den einzelnen Leistungsbereichen liefern.
dieser Entwicklung. Es ist davon auszugehen, dass die     Wenn ein Betrieb die Kosten – zum Beispiel in der
restkostenorientierte Defizitfinanzierung zunehmend         KLV-Pflege – nur ungefähr kennt, kann sich das in
der Vergangenheit angehören dürfte. Vereinbarungen        Vertragsverhandlungen sehr nachteilig auswirken.
in Leistungsaufträgen, die vorsehen, dass jährliche       Nebenbei sei erwähnt, dass dann vielfach auch die in-
Restdefizite z.B. proportional zur Bevölkerung der Ver-    terne Kennzahlen-basierte Steuerung wenig verbind-
bandsgemeinden finanziert werden, dürften zukünftig        lich und unpräzise ist. Die Umsetzung des neuen
seltener anzutreffen sein.                                 Spitex-Finanzmanuals – gesetzlich verlangt oder nicht –
                                                          ist daher zwingend. Einfordern muss dies das strategi-
Auch wenn die Gemeinden und Städte aufgrund ihrer         sche Gremium, beispielsweise der Verwaltungsrat oder
Aufgabe, die ambulante Versorgung sicherzustellen, im     der Vorstand, der für die Ausgestaltung des Rech-
«Endeffekt» in der finanziellen Verantwortung stehen,       nungswesens verantwortlich ist.
werden sie versuchen, mit klaren Leistungsaufträgen
und verbindlichen Pauschalabgeltungen den Spitexbe-       Auch die strategische Ebene ist gefordert
trieben eine klare Verantwortung in der strategischen
                                                          Das strategische Gremium ist auch zuständig für die
und betrieblichen Führung zuzuordnen.
                                                          Festlegung der Unternehmensstrategie. Neben der
                                                          Frage des Leistungsangebotes ist angesichts der
Die Betriebe ihrerseits bekennen sich mit der vermehrt
                                                          schwierigen Situation im Markt für Pflege- und Haus-
anzutreffenden Rechtsform der Aktiengesellschaft zu
                                                          wirtschaftspersonal eine klare Personalstrategie als
dieser Entwicklung. Wie vor Jahren im Spitalbereich
                                                          Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft besonders
zeichnet sich auch in der ambulanten Versorgung die
                                                          wichtig (vgl. dazu auch das Interview mit Walter Wyrsch
                                                                                                               ▲
pauschalierte Leistungsfinanzierung ab.
                                                          auf Seite 18).

Spitexorganisationen müssen sich vermehrt dem                              Dr. Othmar Hausheer, info@keller-beratung.ch
Wettbewerb stellen
Was heisst dies nun für die Spitexorganisationen? Diffe-   Mit diesem Beitrag verab-
renzierte Leistungsaufträge und Submissionierung          schiedet sich Othmar Hausheer
werden dazu führen, dass sich die Leistungserbringer      von unseren Leserinnen und
periodisch einer Konkurrenzsituation stellen müssen.      Lesern und Kunden, um in
Kommunale Leistungsaufträge können wegbrechen             Zukunft etwas kürzer zu treten.
und die Existenz des Betriebes gefährden. Damit dies
nach Möglichkeit verhindert werden kann, sind u.a.
Wissen und Erfahrung im Bereich der Submissionierung
aufzubauen.
                                                                                                                          7
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Digitalisierung im Spital: Prioritätensetzung im Spannungsfeld
zwischen Technologie und Prozess
Die Beurteilung und Priorisierung von Projekten und Vorhaben ist eine grosse Herausforderung. Unter dem Stichwort
der Digitalisierung könnte eine Unmenge von Themen aufgegriffen und forciert werden. Bei grundsätzlich immer
beschränkten Ressourcen und finanziellen Mitteln ist eine Prioritätensetzung unumgänglich.

Ein möglicher Indikator zur Priorisierung ist die tech-                 Fachapplikationen zu einer deutlich höheren Vielfalt
nologische Sicht. Es bestehen diverse Modelle zur Be-                   an Systemen und damit Komplexität aus technolo-
urteilung des Reifegrades und damit auch der                            gischer Sicht. Herausforderung ist, die richtige Balance
Handlungsfelder im Kontext der Digitalisierung. Eines                   zwischen Monolithen Lösungen und einem «Best of
der wichtigsten Modelle, welches auch immer wieder                      Breed»-Ansatz zu finden.
als Ausschreibungskriterium für klinische Systeme an-
getroffen wird, ist das EMRAM von HIMSS1). Das Modell                    Eine weitere Herausforderung ist, dass oft mehrere
wird laufend weiterentwickelt, um mit den technologi-                   Fachbereiche parallel Anforderungen an Upgrades oder
schen Fortschritten Schritt zu halten. Das Modell strebt                Ersatz von Systemen stellen. Die Abwägung, ob Ab-
vereinfacht gesagt nach der papierlosen Klinik, nach                    teilung A versus B Priorität erhält, kann nicht immer
einem standardisierten Datenaustausch und damit                         abschliessend rational geklärt werden.
elektronisch unterstützte, geschlossene Abläufe. Im
Weiteren werden auch den (Daten-) Sicherheitsaspek-                     Wertschöpfung als Priorisierungskriterium
ten Rechnung getragen.
                                                                        Um diese Herausforderungen zu bündeln, wird im
                                                                        agilen Umfeld mit Wertströmen («Value Streams»)
EMRAM fokussiert auf technologische Aspekte
                                                                        gearbeitet. Für das Spital bedeutet dies, dass die Pa-
Was bei EMRAM zum Teil fehlt und grundsätzlich in der                   tientenflüsse kategorisiert und bezüglich Wertschöp-
technologischen Sichtweise zu kurz kommt, sind zwei                     fungspotential, bezogen auf die Strategie des Hauses,
wesentliche Punkte:                                                     zu gewichten sind. Entsprechend dem Potential, kön-
• Digitale Lösungen bedeuten nicht immer einen                          nen den Wertströmen Budgets zugewiesen werden.
  Effizienzgewinn. Digitale Lösungen können oft zu                        Mit der konsequenten Ausrichtung nach der Wert-
  Transparenz und einfacherem Zugang zu behand-                         schöpfung werden nur technologisch getriebene Inves-
  lungsrelevanten Daten führen. Die Systeme müssen                      titionen verfolgt, die auch für Patienten und bezogen
  aber leider noch zu oft händisch durch Ärzte-                         auf die Effizienz einen Gewinn mit sich bringen. Umge-
  schaften und Pflege gefüttert werden, wodurch                         kehrt ist innerhalb des Wertstroms auszuhandeln,
  Zeit am Computer verloren geht, welche eigentlich                     welche Teilbereiche welchen Beitrag leisten und damit
  produktiver nutzbar sein sollte.                                      in ihren Bedürfnissen bevorzugt werden können, oder
• Digitale Lösungen bedeuten nicht immer einen                          ob alternativ eine gemeinsame Lösung in Betracht
  Mehrwert für die Patienten. Die Frage «Was hat der                    gezogen werden soll.
  Patient davon» ist nicht immer direkt beantwortbar.
                                                                        Ausrichtung auf die Unternehmensstrategie
Ein weiterer Indikator ist die prozessuale Sichtweise.
                                                                        Für die Praxis bedeutet dies, dass sich die Digitali-
Derart betrachtete Digitalisierungsmassnahmen zielen
                                                                        sierung in den Wertströmen voll und ganz auf die
in der Regel auf bessere Unterstützung der Leistungs-
                                                                        Unternehmensstrategie ausrichten soll. Die Prioritä-
erbringer. Kriterien beispielsweise aus dem Lean Ma-
                                                                        tensetzung soll entlang der Wertgenerierung ausge-
nagement unterstützen dabei, Handlungsfelder
                                                                        handelt werden. Die Wertströme begrenzen sich dabei
aufzudecken.
                                                                        nicht auf die Betriebsgrenzen, sondern sollten auch Zu-
                                                                        weiser und Patienten bereits vor dem dokumentierten
Monolithen als Lösung?
                                                                        Kontakt miteinschliessen und über den Abschluss der
Aufgrund der hohen Spezialisierung im Gesundheits-                      Behandlung begleiten.                                ▲
wesen, können Fachapplikationen in Teilbereichen oft
besser unterstützen als grössere Gesamtlösungen wie                                                Simon Keller, skeller@keller-beratung.ch
Klinikinformationssysteme. Umgekehrt führen die

1) Electronic Medical Record Adoption Model, https://www.himssanalytics.org/europe/electronic-medical-record-adoption-model                   9
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Informativ

      Evaluation einer Videokonferenzlösung für das Spital Bülach
      Mit dem Lockdown im Frühling mussten Spitäler auch neue Wege für die Kommunikation mit Patienten finden.
      Patienten, die nicht notfallmässig behandelt werden müssen, sollten nicht ins Spital gehen. Allerdings müssen Patienten
      nachbetreut werden – etwa bei Frakturen – oder brauchen eine kontinuierliche Betreuung (z.B. Diabetiker).

      Meist findet bereits eine kontinuierliche Betreuung                 Und welches sind die wichtigsten Unterschiede zwi-
      über das Telefon statt. Eine Videokonferenz würde die              schen den Anforderungen aus Sicht der Behandlung
      Betreuung noch erweitern, ohne dass die Patientinnen               und aus Sicht Office? Nochmals Gözde Joller: Aus be-  «
      und Patienten das Spital besuchen müssen. Zum Teil                 handlungstechnischer Sicht ist das Patientengespräch
      setzten Spitäler schon punktuell Lösungen für die digi-            vertraulich. Es soll sich aufzeichnen und mit möglichst
      tale Kommunikation ein, beispielsweise in Tumorboards              wenig Aufwand in die Patientendokumentation integrie-
      und in der Radiologie, so auch das Spital Bülach. Für Spi-         ren lassen. Im administrativen Bereich ist die stabile,
      täler eher neu war zu Beginn der Pandemie die Heraus-              ruckelfreie Teilnahme eines grossen Personenkreises an
      forderung, im Homeoffice zu arbeiten. Hier galt es,                  Videokonferenzen wichtig.    »
      möglichst zeitnah eine Lösung zu finden, um sich online
      zu treffen und Besprechungen durchführen zu können.                 Datenschutz als Herausforderung
                                                                         Vor allem die Anforderungen aus der Sicht des Daten-
      Viele kostenlose und schnell realisierbare Lösungen wie
                                                                         schutzes (Compliance) erwiesen sich als Knackpunkt.
      WhatsApp, Skype, Zoom, Teams und dergleichen lagen
                                                                         Die Datenschutzstelle des Kantons Zürich hat Empfeh-
      vor. Solche schnell einsetzbaren Lösungen bedingen
                                                                         lungen zu verschiedenen Produkten erlassen. Die Liste
      meist jedoch ein privates Konto beim Anbieter, und
                                                                         wird laufend aktualisiert. Es ist darauf zu achten, dass
      nicht alle Anwender haben ein solches Konto. Darüber
                                                                         für den Einsatz einer Lösung im Gesundheitswesen
      hinaus benötigt auch die Gegenstelle ein solches
                                                                         strengere Regeln und Empfehlungen gelten als bei-
      Konto, was die Kommunikation zwischen Betreuenden
                                                                         spielsweise im Bildungsbereich. Auf der Website1) heisst
      und Patienten erschwert.
                                                                         es: «Die Liste enthält auch Dienste und Produkte, wel-
                                                                         che die datenschutzrechtlichen Anforderungen nicht
      Eine breit einsetzbare Lösung ist die Anforderung
                                                                         oder nur teilweise erfüllen.» Und weiter: «Diese Dienste
      Gefragt ist also eine Lösung für Videokonferenzen, die             und Produkte können während der ausserordentlichen
      ohne private (Einzel-) Konten funktioniert. Welche                 Lage nach einer konkreten Risikoanalyse ausnahms-
      Anforderungen waren für das Spital Bülach in der Eva-              weise und vorübergehend eingesetzt werden. Bei der
      luation des Tools wichtig? Die Antwort gibt uns Gözde              Risikoanalyse ist insbesondere zu berücksichtigen, ob
                                                 «
      Joller, Projektleiterin der Evaluation: Ein wesentlicher           besondere Personendaten und Daten bearbeitet wer-
      Aspekt war die vielseitige Einsetzbarkeit des gesuchten            den, die einem Berufs- oder besonderen Amtsgeheim-
      Tools. Die Lösung soll sowohl im administrativen Bereich           nis unterstehen.» Dem entsprechend wurden in der
      als auch für medizinische Konsultationen Anwendung                 Evaluation nur Unternehmen angefragt, deren Lösung
      finden. Essenziell ist dabei der datenschutzkonforme                diese Kriterien erfüllten.                            ▲
      Umgang mit patientenbezogenen Daten.           »
                                                                                             Stefan Trachsel, trachsel@keller-beratung.ch
      Daneben spielten weitere Anforderungen eine zentrale
      Rolle:                                                              Die Aufgabe von Keller Unternehmensberatung AG
      • Möglichst ein Tool für alle Anwendungsbereiche                    im Spital Bülach
      • Geringer Einführungsaufwand und niedrige Be-                      Das Spital Bülach hat die Beratungsleistungen der Keller
        triebskosten                                                      Unternehmensberatung AG bei der Evaluation beigezogen.
      • Integrierbar in den Internet-Auftritt der Institution             Im Frühling wurden in einem dringlichen Verfahren zwei
      • Anwendbar auf mobilen Geräten wie Smartphones                     verschiedene Produkte evaluiert. Im frühen Sommer wurde
                                                                          dann ein ordentliches Einladungsverfahren durchgeführt.
        und Tablets mit unterschiedlichen Betriebssyste-
        men (Android, iOS, Windows)                                       Dabei wurde unterstützt mit Methodenkompetenz bei
      • Warteraum-/ Triage-Funktionalität                                 Evaluationen inklusive Verwendung der bewährten Instru-
                                                                          mente wie auch durch das Einbringen inhaltlicher Anforde-
                                                                          rungen. Das Ergebnis liegt bei Redaktionsschluss noch nicht
      1) Zitate aus https://www.zh.ch/de/politik-staat/datenschutz/       offiziell vor. Die Evaluation nahm infolge der gesetzlichen
      datenschutz-in-oeffentlichen-organen/digitale-zusammenarbeit.html    Fristen eine Dauer von fünf Monaten in Anspruch.
10    #1416688184, aufgerufen am 27.10.2020.
Nr. 34 | Dezember 2020

Institutionalisiertes Wohnen – vom Alterszentrum zum integrierten
Dienstleister
Das «Betreute Wohnen» für Menschen im Alter nimmt an Bedeutung zu. Die Individualisierung der Gesellschaft und
das Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmung führen zu anderen Erwartungen und Anforderungen an das
Gesundheitssystem. Das Konzept «Altersheim» greift nicht mehr, die Angebote in der Pflege und Betreuung der älteren
Generation müssen neu definiert werden.

Der Leitsatz «ambulant vor stationär» war gestern; eine                                  Das «Betreute Wohnen», «Wohnen mit Dienstleistun-
ganzheitliche Betrachtungsweise aus Sicht der Betrof-                                    gen», «Wohnen Plus» oder wie auch immer diese Wohn-
fenen soll ins Zentrum rücken. Neue Wege sind gefragt!                                   form benannt wird, siedelt sich im «intermediären»
Als Grundlage für den Bericht «Gute Betreuung im                                         Bereich an. In den intermediären Bereich ambulanter
Alter in der Schweiz»1) hat die Paul Schiller Stiftung eine                              und stationärer Versorgung fallen ebenfalls Tages- und
Studie zur Situation und zu den Entwicklungen und                                        Nachtstrukturen sowie Kurzzeitaufenthalte.
Herausforderungen der Betreuung im Alter für die
Schweiz durchführen lassen. Dr. Carlo Knöpfel et. al.,                                   Stationäres Setting gibt Sicherheit
20182) beschreibt ein Phasenmodell und zeigt die drei
                                                                                         Im stationären Setting geht es insbesondere darum,
Bereiche der Versorgung im Alter auf:
                                                                                         den Bewohnenden die Sicherheit und Infrastruktur
                                                                                         einer Institution zur Verfügung zu stellen unter Berück-
• Ambulant / Daheim
                                                                                         sichtigung grösstmöglicher Autonomie und Selbstän-
• Intermediär
                                                                                         digkeit. So sollen die Bewohnenden die gewünschten
• Stationär
                                                                                         Dienstleistungen «on Demand» beziehen können und

                                                                                                                          d er
                                                                                                                   sfel
                                                                        Pflege                                ng              Selbstsorge
                                                                                                 H a n d lu

                                                                  Selbstsorge                                                Alltagsgestaltung

                                                                             Phase 6                          Phase 1

                                                               Palliative Care
                                                                                                              Familienangehörige

                                                                                                                                  Nachbarn und Freiwillige
                                                           r
                                                      nä

                Alltagsgestaltung
                                                    t io

                           Pflege
                                               st a

                    Selbstsorge

                                   Phase 5                                                                                                           Netzwerke

                                                                                                                                                                          soziale Teilhabe
             Alltagsgestaltung
                                                                                                                                                                         Alltagsgestaltung
          Soziale Teilhabe im
        stationären Bereich
                                 Phase 4                                                                                                                           Phase 2
                                                                                  Phasenmodell
                                                                                   Betreuung
                                                                                                                                                            m

                   stationäre Einrichtung
                                                                                                                                                          a h ei
                                                                                                                                                     t /d
                                             i nt

                                                                                                                                                   la n
                                              er m

                                                                                                                                               bu
                                                                                                                                              am
                                                    ed
                                                      iä
                                                         r

                                                                                                                                     Spitex

                                                                                                                     Phase 3

                                                                                                                                   Haushaltsführung
                                                                                                                                  Beratung und (Alltags-) Koordination
                                                                                                                                 Pflege
  Quelle: Knöpfel et. al. 2018 / https://gutaltern.ch/berichte/

1) https://seismoverlag.ch/de/daten/gute-betreuung-im-alter-in-der-schweiz/
2) https://gutaltern.ch/berichte/                                                                                                                                                                 11
Informativ

      entsprechend individuell ihren Alltag gestalten. Bei               Ein grosser Teil der Betreuungskosten geht zu Lasten
      zunehmender Pflegebedürftigkeit soll die Leistungs-                der Bewohnenden, was zu existenzgefährdenden Kos-
      erbringung mit einer externen Spitex oder durch haus-              ten führen kann. Dass deshalb ein frühzeitiger Eintritt
      eigene Spitin erbracht werden.                                     in ein Pflegezentrum die Folge sein kann, ist zwar Rea-
                                                                         lität, kann aber nicht zukunftsweisend sein.
      Einige Häuser richten ihre Strategie bereits nach
      diesem Trend aus. Anstelle von Erweiterungsbauten mit              On Demand-Service planen
      Pflegeplätzen werden vermehrt kleine Wohneinheiten
                                                                         Die Institutionen sind gefordert, der Haltung «Service
      geplant, die ein «Wohnen mit Dienstleistungen» er-
                                                                         on Demand» Rechnung zu tragen. Wie können sich Ins-
      möglichen. Ziel ist, die Selbständigkeit und Autonomie
                                                                         titutionen in dem sich rasch wandelnden Markt erfolg-
      der betagten Menschen so lange wie möglich zu erhal-
                                                                         reich positionieren?
      ten und zu festigen und die fortschreitende Fragilisie-
      rung des älteren Menschen individuell zu begleiten und
                                                                         Folgende Themen sind in diesem Kontext zu berück-
      jene Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen, die ak-
                                                                         sichtigen:
      tuell gebraucht werden. Das «Rundum-Versorge-Paket»
                                                                         ● Markteinschätzung / Nachfrage
      des Pflegezentrums ist nicht immer angezeigt.
                                                                             Fundierte Marktanalyse über Bedürfnisse und
      Individuelle Bedürfnisse fordern die Institutionen
                                                                             Konkurrenzsituation
      Diese Ausrichtung auf die individuellen Bedürfnisse der            ●   Finanzierbarkeit / Wirtschaftlichkeit
      Bewohnenden birgt Herausforderungen in den Berei-                      Investitionsplanung und Tragbarkeits-
      chen Organisation und Personalplanung der Alters- und                  berechnungen
      Pflegezentren. Der Ansatz der integrierten Versorgung              ●   Dienstleistungsangebote Wohnen à la Carte
      in Dörfern oder Quartieren kann aber auch den Zugang                   Welche Dienstleistungen werden wie angeboten?
      zu einem möglichen Markt für die Alters- und Pflege-                   Betriebliche und organisatorische Konsequenzen?
      zentren sein, wenn sie ihre Dienstleistungen extern                ●   Bauliche Voraussetzungen / Raumprogramm
      «verkaufen». Dieses zukunftsweisende Konzept der                       Nutzervertretung und -Sicht mit betrieblichem
      integrierten Versorgung funktioniert nur, wenn die ver-                Fach-Knowhow und zukunftsgerichtetem Fokus
      schiedenen Dienstleistungserbringer eine Zusammen-                 ●   Organisationsentwicklung und Prozess-
      arbeit anstreben, die die Bedürfnisse der betagten                     management
      Menschen ins Zentrum rücken.                                           Auswirkungen des neuen Angebotes und der
                                                                             «Service on Demand»-Kultur auf die Gesamt-
      Eine Schwierigkeit in diesem Modell liegt in der Finan-                organisation?                                 ▲
      zierbarkeit. Die Alterspflege fokussiert sich auf die
      medizinisch begründete Versorgung und die Leistungs-                                      Silke Däppen, daeppen@keller-beratung.ch
      erbringung ist auf Bundesebene durch das Krankenver-
      sicherungsgesetz (KVG) und die Verordnung über die
      Krankenpflegeleistungen (KLV) geregelt.

                      Wir suchen Verstärkung

                      Beraterin/Berater Gesundheitswesen
                      mit Schwerpunkt Finanzen und Controlling
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                      den Vorgaben von REKOLE®, Curaviva oder der Spitex Schweiz. Sie wirken als Fachexperte in Pro-
        Prozesse
        Projekte

                      jekten mit, welche sich auf Finanzprozesse auswirken. Ausserdem sind Sie mitverantwortlich für
                      die Pflege der bestehenden Kundenbeziehungen und akquirieren auch Neukunden.
12
Nr. 34 | Dezember 2020

Qualitätsmanagement und Kundenfeedback – auch in Alters- und
Pflegezentren von zentraler Bedeutung
Kein Leitbild, in welchem nicht auf die eigene, herausragende Qualität hingewiesen wird: «Wir fördern und erhalten
Lebens- und Arbeitsqualität», «wir stellen die Bedürfnisse der Bewohnenden ins Zentrum unserer qualitätsbewussten
Arbeit», «unsere Mitarbeitenden sind für eine gute Qualität besorgt», «Aus- und Weiterbildungen sehen wir als zentrales
Anliegen für unseren Qualitätsanspruch»; um nur ein paar davon zu zitieren. Unbestritten – die Alters- und Pflegezentren
in der Schweiz haben einen hohen Qualitätsstandard. Aber was heisst das nun genau? Wie definiert sich Qualität?

Qualität bzw. eine qualitativ gute Arbeit oder Dienst-        Diese wertvollen (auch anonymen) Rückmeldungen
leistung zu erbringen bedeutet ganz simpel: Die Be-           helfen den Verantwortlichen bei der Lenkung der Pro-
dürfnisse und Anliegen der Kunden zu erfüllen. Diese          zesse, geben wichtige Inputs zur Weiterentwicklung
Bedürfnisse und Anliegen verändern sich dauernd und           des Unternehmens und können ein unterstützendes
sollten deshalb regelmässig erfasst werden, damit die         Führungsinstrument für die Geschäftsleitung sowie
Unternehmensausrichtung, die Strategie, danach posi-          Verwaltungs- und Stiftungsräte bilden.
tioniert werden kann.
                                                              Wie oft erleben Sie, dass Sie umgehend nach einem
Wer sind denn die Kunden bzw. Anspruchsgruppen                Kauf oder der Nutzung einer Dienstleistung ein Mail
(Stakeholders) der Alters- und Pflegezentren? Und             erhalten und zur Qualität des Vorgangs befragt wer-
welche Forderungen haben sie an die Institutionen?            den? Was in verschiedensten Branchen bereits insti-
                                                              tutionalisierter Alltag ist, wird im Gesundheitswesen
Die Anspruchsgruppen von Alters- und Pflegezentren            noch wenig angewendet: Das konsequente Einfordern
sind vielfältig. Per Definition sind alle Personen, Grup-      von Feedback.
pen oder Institutionen «Stakeholder», die von den
Aktivitäten eines Unternehmens direkt oder indirekt           Die Keller Unternehmensberatung unterstützt Sie
betroffen sind oder die ein Interesse an diesen Aktivi-        gerne in der Erarbeitung der Fragestellungen, bei der
täten haben. Es ist unabdingbar, im Rahmen eines              Durchführung und bei der Auswertung der Befragung.
«Stakeholder-Managements» die Interessen, Erwar-              Rufen Sie uns an!                                  ▲
tungen und Ansprüche der wichtigsten und einfluss-
reichsten Stakeholder zu analysieren. Die strategische                            Silke Däppen, daeppen@keller-beratung.ch
Führung ist gefordert, diese Erkenntnisse bei der
Weiterentwicklung der Ziele und der Unternehmens-               Die Keller Unternehmensberatung AG durfte die
strategie zu berücksichtigen.                                   Stiftung Alterswohnheim St. Martin in Muri AG bei
                                                                der Erarbeitung von Befragungen für Bewohner, An-
                                                                gehörige und Mitarbeitende unterstützen.
 Was ist zu berücksichtigen, damit die Umfrage
 gelingt?
                                                                                       Geschäftsleiter Josef Villiger
 • Der Fragenkatalog soll auf die eigene Institution                                   sagt dazu:
   abgestimmt sein, die Identität, die Sprache des                                     «Silke Däppen hat unkompli-
   Unternehmens soll erkennbar sein.                                                   ziert und professionell die für
 • Führen Sie die Befragung in einem regel-                                            uns optimal passenden Frage-
   mässigen Zyklus durch; ganz im Sinne des KVP                                        bogen entwickelt. Ihre grosse
   (kontinuierlicher Verbesserungsprozess) → so ist                                    Erfahrung in der Institutions-
   eine Entwicklung in den verschiedenen Frage-                                        leitung hat da massgebend
   stellungen ersichtlich.                                                             geholfen.»
 • Definieren Sie Ihre wichtigsten Anspruchs-
   gruppen: Die Bewohnenden, die Mitarbeitenden,
   die Angehörigen, externe Partner
   (z.B. Sozialdienste, Spitäler, Ärzte, Freiwilligen-
   Organisationen, etc.).
 • Geben Sie die Möglichkeit, Rückmeldungen
   auch anonym zu platzieren.
                                                                                                                             13
Informativ

      Begleitete Tätigkeitserhebung in der Oase Gruppe mit 2CARE
      Die Keller Unternehmensberatung AG durfte im Jahr 2019 bei den beiden Institutionen Oase am Rhein AG in Eglisau
      und dem Seniorenzentrum Oase in Oetwil am See eine Tätigkeitserhebung begleiten. Im Herbst 2020 kamen noch zwei
      weitere Erhebungen in der Oase Effretikon und der Oase Rümlang dazu. Weitere Erhebungen im 2021 sind für die Oasen
      Wetzikon und Obergösgen in Planung.

      Das Seniorenzentrum Oase im solothurnischen Obergösgen

                                                                Die Erhebung der Tätigkeiten erfolgte dabei mit
                                                                Zentrums-eigenen oder gemieteten Mobiltelefonen.
                                                                Gemietete Geräte sind funktional eingeschränkt auf die
                                                                Tätigkeitserfassung. Funktionen wie beispielsweise
                                                                die Kamera oder der Webbrowser sind gesperrt. Als
                                                                Grundlage zur Erfassung der Tätigkeiten wird der Leis-
                                                                tungskatalog der Koordinationsgruppe Langzeitpflege
                                                                verwendet.
         Die Oase ist eine stark wachsende Unternehmung,
         die schweizweit verschiedenste Wohnkonzepte im
                                                                Die Tätigkeitserhebung in den Seniorenzentren der
         Bereich Alterswohnen, Pflege von betreuungs-
                                                                Oase wurde einerseits zur Erfüllung der Vorgaben der
         bedürftigen Personen sowie in der Langzeit- und
                                                                Kostenrechnung durchgeführt, andererseits, um im
         Palliativ-Pflege betreibt. In ihren Mehrgenera-
                                                                direkten Vergleich Optimierungen für die Betriebe in-
         tionen-Überbauungen fördert sie den Austausch
                                                                nerhalb der Gruppe ableiten zu können.
         zwischen verschiedenen Generationen, um damit
         ganz im Sinne eines erweiterten Familien-Ge-
                                                                Die Keller Unternehmensberatung begleitete die
         dankens eine «Caring Community» entstehen zu
                                                                Erhebung zur Qualitätssicherung mit laufender Über-
         lassen, in welcher sich Seniorinnen und Senioren
                                                                prüfung der erfassten Daten auf Ausreisser und un-
         wohl und zu Hause fühlen.
                                                                plausible Zeitwerte. Weiter erfolgte ein Austausch zur
                                                                Ableitung von Konsequenzen aus der Erhebung auf
         Die Gruppe betreibt aktuell 6 Seniorenzentren
                                                                die Kostenrechnung sowie zur Ermittlung möglicher
         in 2 Kantonen, weitere Zentren befinden sich im
                                                                organisatorischen Optimierungen im Vergleich zwi-
         Projektstatus.
                                                                schen den Häusern.
         www.oaseholding.ch
14
Nr. 34 | Dezember 2020

Interview mit Vanessa Slongo, COO Oase Gruppe              Die Oase Gruppe ist noch jung und wächst stark. Bei
                   Vanessa Slongo
                                                           welchen Fragestellungen unterstützt Sie die Tätig-
                                                           keitserhebung in Ihrer Wachstumsstrategie?
                                                           Die Oase Gruppe verpflichtet sich vertraglich zu Leis-
                   Frau Slongo, wir haben unser Ange-      tungen und es ist uns ein grosses Anliegen, diese in
                   bot zur Tätigkeitserhebung letztes      einer hohen Qualität zu erbringen. Die Auswertungen
                   Jahr gemeinsam mit der Firma 2BIT       erlauben umfassende Benchmarks zwischen den Insti-
                   lanciert. Die Oase hat sich als einer   tutionen, welche wir im Aufbau neuer Standorte be-
der ersten Kunden dafür entschieden. Was war aus-          rücksichtigen werden. Optimierungsmassnahmen aus
schlaggebend für den Entscheid?                            den Erhebungen können wir an neuen Standorten von
Unser Unternehmen bietet Dienstleistungen im statio-       Beginn an umsetzen.

                                                                                                                     ▲
nären und ambulanten Bereich an. Mit der Methode
2CARE werden die Dienstleistungen kategorisiert nach-      Frau Slongo, vielen Dank für Ihre Ausführungen.
gewiesen. Uns war es wichtig, den technischen Partner
                                                                                Simon Keller, skeller@keller-beratung.ch
von Anfang an im Projekt dabei und als Ansprechperson
zur Verfügung zu haben. Denn das gesamte Unterneh-
men im Markt, die Mitarbeiter, die Kunden und unsere
weiteren Stakeholder sind von einem technologischen
Umfeld umgeben, dem wir im Zeitalter der Digitalisie-
rung grosse Beachtung schenken.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Tätigkeitserhe-
bung?
Als erstes wollten wir eine umfassende Ist-Analyse der
gesamten Tätigkeiten, die in unserem Unternehmen
durch die Pflegenden erbracht werden. Das Ziel ist, da-      Webinar: Tätigkeitenerhebung für
nach die Optimierung der Prozesse entsprechend einer
                                                             Alters- und Pflegezentren – schlank,
Soll-Analyse. Es handelt sich um Abläufe, die automati-
siert oder vereinfacht werden sollen. Neue Instrumente       qualitätsgesichert und mit Erkennt-
fürs Controlling werden überprüft, damit die Nach-           nissen für Ihren Betrieb
haltigkeit der Optimierungsmassnahmen sichergestellt
werden kann. Ziel bleibt natürlich immer ein hervor-         Gerne zeigen wir Ihnen die moderne und effi-
ragender Service.                                            ziente Erfassungsmethode 2CARE von 2BIT zur
                                                             Erfassung der Tätigkeiten in Alters- und Pflege-
Welche Erkenntnisse konnten Sie bereits aus den er-          zentren.
folgten Erhebungen, auch im Abgleich zwischen den
Häusern, gewinnen?                                           Sehen Sie, wie Tätigkeiten mit Mobiltelefon oder
Durch die Tätigkeitenerhebung kann nun viel differen-         Tablet, basierend auf dem Katalog der Koordi-
zierter nachgewiesen und sichtbar gemacht werden,            nationsgruppe Langzeitpflege und der Lösung
wie die Tätigkeiten der Pflegenden in verschiedenen          2CARE, erfasst werden können. Sie gewinnen
Klassifikationen verteilt sind. So ist es uns möglich da-     einen Einblick, welche Erkenntnisse Sie für Ihren
tenbasierte Entscheidungen zu treffen. Nicht nur wert-        Betrieb anhand einer Tätigkeitenerhebung neben
volle Ergebnisse stehen uns zur Verfügung, sondern           den Daten für die Kostenrechnung erwarten
auch die Möglichkeit Prognosen zu erstellen, was bei         können.
strategischen Entscheidungen sehr hilfreich ist. Die
Oase Gruppe zeigt in den Erhebungen als Konzept-             Die Teilnahme ist kostenlos und bequem über
unternehmen trotzdem Unterschiede zwischen den               Ihren PC und Telefon vom Büro aus möglich.
Häusern. Dies zeigt einerseits die Prioritäten, welche
die Führungsperson am jeweiligem Standort setzt. Teil-       Nächste Termine und Anmeldung bitte über un-
weise können wir die Abweichungen aber auch mit der          sere Website:
unterschiedlichen räumlichen Infrastruktur plausibili-
sieren.                                                      www.keller-beratung.ch/veranstaltungen/
                                                                                                                           15
Informativ

      Tätigkeitserhebung im Alterszentrum Mittleres Wynental
      Das Alterszentrum Mittleres Wynental in Oberkulm (AG) führte im Herbst 2020 eine durch die Keller Unternehmens-
      beratung AG qualitätsgesicherte Tätigkeitserhebung mit der Mobilgeräte-basierten Lösung 2CARE durch..

      Im Vordergrund der Erhebung Stand die Ermittlung der Verteilschlüssel Pflege für die Kostenrechnung Curaviva.
      Weiter lieferte die Erhebung auch eine Gegenüberstellung der gemäss Einstufungsinstrument vorgesehenen Zeiten
      für KVG-Pflege im Vergleich zu den geleisteten Zeiten, woraus sich potenzielle Handlungsfelder ableiten lassen.

      Interview mit Jakob Faes, Leiter Zentrum
                         Jakob Faes

                         Herr Faes, weshalb haben Sie sich
                         für die Durchführung einer Tätig-
                         keitserhebung entschieden?
      Der Nachweis der Aufteilung des Pflegepersonals
      auf die verschiedenen Tätigkeitsbereiche KVG-Pflege,
      Betreuung, Pension usw. wird zunehmend gefordert.
      Wir hatten vor ein paar Jahren zuletzt eine Tätigkeits-
      erhebung mit einem anderen Instrument vorgenom-
      men. Wir wollten überprüfen, ob es gegenüber den
      damals ermittelten Schlüsseln zu signifikanten Ver-
      schiebungen gekommen ist.

      Welche Erkenntnisse konnten Sie aus der Erhebung
      für Ihren Betrieb ableiten?
      Die Erhebung bestätigte uns insgesamt die Ergebnisse
      der früheren Erhebung und zeigt damit, dass unser
      Betrieb stabil aufgestellt ist. Weiter wurde auch der
      Ressourceneinsatz für die KVG-Pflege, im Vergleich zu
      den Einstufungen der Bewohner und Bewohnerinnen,
      bestätigt.

      Die Erhebung fand mit Mobiltelefonen statt, auf
      denen ausschliesslich die Funktionen zur Tätigkeits-
      erhebung freigeschaltet war. Wie schätzen Sie die
      damit gewonnen Erfahrungen ein?
      Die Mitarbeitenden sind heute alle vertraut mit
                                                                       Das Alterszentrum Mittleres Wynental ist eine
      Smartphones, so dass technisch der Schulungsaufwand
                                                                       Organisation der Stiftergemeinden Teufenthal,
      minimal gehalten werden konnte. Wichtig war vor
                                                                       Unterkulm, Oberkulm, Gontenschwil und Zetzwil
      allem die Information der Bewohner und Bewohnerin-
                                                                       und vereinigt in einer Verwaltung mit der Spitex
      nen über Sinn und Zweck und dass damit ausschliess-
                                                                       und dem Heim zwei Organisationen. Im Weiteren
      lich die Tätigkeitserhebung durchgeführt wird.
                                                                       wird ein Café, ein Mahlzeiten- und Fahrdienst be-
                                                                       trieben. Das Alterszentrum bietet ein umfassen-
      Durch die mobile Erfassung konnte der zeitliche Mehr-
                                                                       des Angebot, von der ambulanten Pflege bis zur
      aufwand für die Tätigkeitserhebung minimal gehalten
                                                                       palliativen Begleitung und verfügt über 71 Einzel-
      werden.
                                                                       zimmer und 2 Ehepaarzimmer.
      Vielen Dank für das Gespräch!                              ▲
                                                                       www.az-oberkulm.ch

16                          Simon Keller, skeller@keller-beratung.ch
Nr. 34 | Dezember 2020

Wohlfühleffekt bei der Arbeit: Klarheit schaffen!
Hand auf’s Herz: Wir wissen es alle, in unserer Arbeit sind wir nur dann wirklich gut, wenn wir uns wohlfühlen. Und
Wohlfühlen heisst nicht «Friede, Freude, Eierkuchen»! Leider ist es oft immer noch so, dass wir uns im Arbeitsleben
besser profilieren, wenn wir komplexe Managementsysteme implementieren, als wenn wir uns für zwischenmenschliche
Belange einsetzen. Ja, wer wagt sich schon, vom «Wohlfühleffekt» beim Schaffen zu sprechen. Wir sind hier, um zu
arbeiten und nicht um es miteinander gut zu haben.

Ganz klar, wir brauchen effiziente Prozesse und auto-                 Unklare Erwartungen und Rollen
matisierte Abläufe, um damit eine hohe Produktivität                Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass wir unsere
und wirtschaftlichen Erfolg sicherzustellen. Vergessen              gegenseitigen Erwartungen und Rollen schlecht ken-
Sie aber sofort, sich für ein effiziente Applikation ein-             nen. Gerade auch wenn es um die strategische oder
zusetzen oder sich mit der Organisation Ihres Unter-                operative Führung geht, werde ich immer wieder damit
nehmens auseinanderzusetzen, wenn Sie nicht auch                    konfrontiert, dass oft gut gemeinte Absichten zu
bereit sind, sich mit der Art und Weise der Zusammen-               Missverständnissen, Irritationen bis hin zu Konflikten
arbeit zu befassen.                                                 führen.

Vom Leitbild zum Leidbild                                           Es reicht nicht, wenn unsere Organigramme, Organisa-
In den Leitbildern der Unternehmen werden die Werte                 tionsrichtlinien, Funktionsdiagramme, Stellenbeschrei-
und Haltungen als Organisation und in der Zusammen-                 bungen und gut dokumentierten Prozesse vorliegen.
arbeit festgehalten. Aussagen wie «wir pflegen einen                Die Auseinandersetzung mit diesen Instrumenten und
respektvollen und wertschätzenden Umgang» sind für                  dem damit Leben und gutem Umsetzen ist entschei-
die Orientierung der Mitarbeitenden wichtig. Doch                   dend.
bloss, an was erkennen wir, dass wir einen respektvollen
und wertschätzenden Umgang mit unseren Kundinnen                    Thematisieren und klären Sie die geschriebenen Doku-
und Kunden sowie mit Vorgesetzten und Arbeitskolle-                 mente und schaffen Sie damit eine wichtige Basis zur
ginnen- und -kollegen pflegen? Wenn es gut kommt,                   optimalen Umsetzung der Inhalte.
werden bei der Implementierung von Leitbildern die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Umsetzung                  Klarheit schafft Vertrauen
dieser Werte und Haltungen vorbereitet und dann...?                 Gelesen heisst noch nicht verstanden und verstanden
Fragen Sie in Ihrem Unternehmen einmal nach, wer                    heisst nicht auch gelebt. Auch wenn die Inhalte auf
weiss, dass Sie über ein Leitbild verfügen und wer kennt            dem Papier scheinbar klar sind, bedeutet dies noch
die entsprechenden Werte und Haltungen? Vielleicht                  lange nicht, dass alle das Gleiche darunter verstehen.
überprüfen die Vorgesetzten zuerst einmal sich selbst,              Wenn wir unsere Energie auch für das Klären der Inhalte
was sie darüber wissen. Und, wie sieht es bei Ihnen aus?            aufwenden und insbesondere auch für das Klären der
                                                                    Rollen und den gegenseitigen Umgang, ersparen wir
Kennen ist das eine, danach leben das andere. Wenn es               uns viele Missverständnisse und Misserfolge.         ▲
uns ernst ist, unsere Leitbilder zu leben, dann braucht
es auch eine regelmässige Auseinandersetzung mit                                       Thomas Mauchle, mauchle@keller-beratung.ch
dem Leitbild und sonst verkommt dieses zum Leidbild.

                Wir suchen Verstärkung

                Berater/in und Projektleiter/in im Gesundheitswesen
                mit Schwerpunkt Digitalisierung
                Sie unterstützen unsere Kunden in Spitälern und Kliniken bei der digitalen Transformation.          Weitere
                Sie erarbeiten für unsere Auftraggeber Strategien, Konzepte und Analysen im Bereich der             Infos und
                                                                                                                    Bewerbung:
                ICT/Digitalisierung, begleiten Beschaffungsprojekte und übernehmen die Projektleitung bei
                der Einführung neuer Lösungen und Systeme (KIS, ERP oder auch Fachapplikationen).
  Controlling
  Strategie

                Sie bringen Impulse für eine wirkungsvolle Digitalisierung wichtiger Prozesse für unsere Kunden.
  Prozesse
  Projekte

                Ausserdem sind Sie mitverantwortlich für die Pflege der bestehenden Kundenbeziehungen und
                akquirieren auch Neukunden.
                                                                                                                                     17
Informativ

      Die HR-Strategie oder wie Sie sich als Arbeitgeberin richtig positionieren
      Vieles in der Arbeit passiert intuitiv gut und erfolgreich. Gerade auch mit dem weiter zunehmenden Fachkräftemangel
      braucht es aber auch eine gut vorbereitete und langfristige strategische Ausrichtung.

      Heute verfügen die meisten Unternehmen über eine            geberin angestrebt und welche Massnahmen werden
      geschriebene Unternehmensstrategie. Etwas weniger           orchestriert inszeniert, um die Unternehmensziele zu
      oft mündet die Unternehmensstrategie auch in eine           erreichen?
      HR-Strategie.
                                                                  Finanzieller Druck und der Kampf um Fachkräfte
      Die Aufgabe der HR-Strategie
                                                                  Die finanziellen Mittel werden vor allem auch in der Ge-
      In der HR-Strategie wird die langfristige Ausrichtung als   sundheitsbranche immer weniger und gleichzeitig
      Arbeitgeberin definiert. Welche Rolle hat das HR inner-      steigt der Kampf um Fachkräfte. Der Kampf um Fach-
      halb des Unternehmens (Mission), welche langfristigen       kräfte hat aber nicht zwingend mit finanziellen Inves-
      Ziele oder Idealzustände (Vision) werden als Arbeit-        titionen zu tun. Entscheidend sind eine langfristige und
                                                                  nachhaltige Strategie und das konsequente Umsetzen
                                                                  der Zielsetzungen.

      Die Personalstrategie der Spitex Nidwalden
      Die Spitex Nidwalden hat vor 3 Jahren ihre Personalstrategie entwickelt und arbeitet entsprechend an deren Um-
      setzung. Dazu durften wir mit dem Geschäftsführer der Spitex Nidwalden, Walter Wyrsch, ein Interview führen:

                                    Walter Wyrsch                 Wie sind Sie dabei vorgegangen?
                                                                  Mit den üblichen Instrumenten und Analysen haben wir
                                                                  uns zu positionieren versucht und dann unseren Plan
                                                                  festgelegt.
                                  Herr Wyrsch, seit wann
                                  verfügen Sie über Ihre          Als ein Detail erwähne ich unsere beschränkten Mög-
                                  Personalstrategie?              lichkeiten bei den Löhnen – wir können zwar im inner-
                                  Vor fünf Jahren haben wir       kantonalen Vergleich mithalten, in der Zentralschweiz
                                  uns vertieft mit der de-        haben wir allerdings zu einzelnen Betrieben in der
                                  mografischen Entwick-            Stadt Luzern oder auch im Kanton Zug keine Chance zu
                                  lung im Kanton befasst.         diesen aufzuschliessen. Also haben wir uns vorgenom-
                                  Daraus wurde ein eigent-        men, dass wir in Sachen Weiterbildung eine Spitzen-
                                  licher Strategieprozess         position einnehmen wollen. Hier haben wir uns im
      gestartet – mit der entsprechenden Teilstrategie für        regionalen Markt einen sehr guten Platz erarbeitet.
      den Personalbereich. Wir setzen sie nun im dritten
      Jahr um.                                                    Ein weiterer Punkt ist die explizite Ausrichtung auf
                                                                  Wiedereinsteigerinnen und natürlich auf Rückkehrerin-
      Was war für Sie Anstoss eine Personalstrategie zu er-       nen nach einem Mutterschaftsurlaub. Hier haben wir
      arbeiten?                                                   einen lokalen Markt, den wir mit einem gewissen Vor-
      Der Bedarf nach einer Personalstrategie ergab sich aus      sprung auf andere Betriebe bearbeiten. Hier haben wir
      Notwendigkeit: Wir stellen eine starke Zunahme bei          in der Konsequenz einen eigenen Wiedereinsteigerin-
      der Anzahl Menschen über 80 Jahre fest und aus dieser       nen Kurs konzipiert, den wir nun zum vierten Mal durch-
      Gruppe stammen viele unserer Kundinnen und Kunden.          führen. Das hat uns im Markt gestärkt und der Kurs hilft
      Dieses Wachstum zu bewältigen war für uns Anstoss zu        uns, Leute zu finden.
      einer eigentlichen Personalstrategie.
                                                                  Und dann ist da noch die Ausbildung: Wir haben in den
                                                                  Letzten Jahren unsere Ausbildungsplätze von 5 auf 23
                                                                  ausgebaut. Je hälftig HF Pflege und FaGe. Bis in zwei
                                                                  Jahren wollen wir uns bei etwa 25 Ausbildungsplätzen
18                                                                einpendeln. Das ist absolut notwendig, um die heutigen
Nr. 34 | Dezember 2020

geburtenstarken Jahrgänge, die in der Pflege noch gut
vertreten sind, zu ersetzen – in den nächsten 4 bis 5
Jahren gehen da in vielen Betrieben, auch bei uns,
einige Mitarbeitende in den Ruhestand.

Was ist mit der Personalstrategie anders geworden?
Zuerst haben wir nun seit drei Jahren keine Leute mehr
über ein «Kopägerbüro» rekrutieren müssen und
waren auch nicht mehr auf Personalausleihe ange-
wiesen.                                                       Die Spitex Nidwalden

Unsere Vorstellung oder unser Plan ist aufgegangen.           Über 170 Fachkräfte für Gesundheit, Pflege und
Wir konnten in den letzten drei Jahren je einen Drittel       Hauswirtschaft betreuen aktuell über 1’000 Men-
der wachstums- und fluktuationsbedingten Stellen              schen in ihrem Daheim. Mit einem Marktanteil von
über die Anstellung eigener Lernender, die Gewinnung          fast 90 % ist die Spitex Nidwalden ein wesent-
von Wiedereinsteigerinnen und Rekrutierungen auf              licher Leistungserbringer im Gesundheitswesen
dem Markt vornehmen.                                          des Kantons.

Wie sind Ihre Erfolge und auf was sind Sie besonders          www.spitexnw.ch
stolz?
Stolz hat meiner Ansicht nach in der Führung nichts
verloren, wir freuen uns zusammen, dass wir uns als
Betrieb im Markt gut positionieren konnten. Das er-
reichen eigentlich unsere 170 Mitarbeitenden und
nicht ich!

Würden Sie heute etwas anders machen?
Wir sind aktuell an einer gründlichen Überarbeitung
unserer strategischen Positionierung. Dabei werden wir
mit denselben Instrumenten arbeiten wie vor fünf
Jahren.                                                                               «Attraktiv
                                                                                      als Arbeitgeber»
Allerdings ist die Zeit eine völlig andere! Aktuell erleben
wir in der Führung die «Chronifizierung des Pandemie-          Schaffen Sie echten Mehrwert für Ihre
zustandes» und diese erfordert von uns andere Füh-
                                                              Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
rungsinterventionen als noch im Frühjahr beim
Lockdown. Das und die gesellschaftlichen Auswirkun-
                                                              Thomas Mauchle, HR-Berater im Team der Keller
gen der Pandemie werden unsere künftige Personal-
                                                              Unternehmensberatung AG und ehemaliger
strategie deutlich beeinflussen.
                                                              Personalleiter in namhaften Unternehmen unter-
                                                              stützt Sie gerne in der Entwicklung und Umsetzung
In diesem Sinne ist das Vorgehen gleich. Die Strategie
                                                              Ihrer Personalstrategie.
und unsere Pläne sind es, der neuen Zeit geschuldet,
nicht mehr.
                                                              mauchle@keller-beratung.ch
                                                              oder Tel. + 41 56 483 05 91
Herr Wyrsch, vielen Dank für Ihre interessanten und
umfassenden Ausführungen. Wir wünschen Ihnen in
der weiteren Umsetzung Ihrer Personalstrategie viel
Freude und Erfolg.                               ▲

                 Thomas Mauchle, mauchle@keller-beratung.ch

                                                                                                                       19
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