INTEGRATIVE MEDIZIN - Alb Fils Kliniken
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Dr. med. Matthias Stohrer INTEGRATIVE MEDIZIN Eine GANZHEITSMEDIZIN aus SCHULMEDIZIN NATURHEILKUNDE MIND-BODY-MEDIZIN Leitfaden mit Kurzfragebogen und praktischen Beispielen zur Selbsthilfe
INTEGRATIVE MEDIZIN Dr. med. Matthias Stohrer Facharzt für Allgemeinmedizin Sportmedizin, Naturheilverfahren, Akupunktur Guest associate Professor der Shanghai University of Traditional Chinese Medicine (TCM) / China (2001–2003) Referententätigkeit in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung für die Zusatzbezeichnungen „Natur- heilverfahren” und „Akupunktur” (1996 bis heute) Prof. Dr.med. Stephen Schröder Internist, Kardiologe, Diabetologe, Intensivmediziner Prof. Dr. med. Harald Matthes Leiter der Abteilung für Gastroenterologie und Ärztlicher Leiter sowie Geschäftsführer des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe in Berlin Präsident der deutschen Akademie für Homöopathie und Naturheilverfahren Vorstand der Hufelandgesellschaft 3
1. Auflage 2022 © Selbstverlag Reduced to the maximum Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten 14,90 € (D) Gestaltung: Sabine Armann, Köhler Pharma, Alsbach Fotos: Dr. Claus-Peter Haller, Prof. Dr. med. Stephen Schröder, Susanne Carla Joos, Dr. med. Helen Sophie Dalm, Alisa Marie Stohrer Zeichnung: Jo Herz, Action Hand Painter (Leipzig, 20.2.2003) Kurzfragebogen zum „Autonomie-Training”: Dr. med. Matthias Stohrer zur freien Verfügung (Heidelberg, 17.11.2021) von Dr. med. Dr. phil. Dr. h.c. Ronald Ferdinand Grossarth-Maticek, Professor für postgraduierte Studien European Center for Peace and Development (ECPD), Institut für multidisziplinäre Forschung und präventive Medizin Autor: Dr. med. Matthias Stohrer © 2022 Kontakt: mstohrer@t-online.de Die im Leitfaden gewählte männliche Form bezieht sich immer zugleich auf weibliche, männliche und diverse Personen. Interessenkonflikt: Dr. med. Matthias Stohrer erklärt, kein Vortragshonorar von Köhler Pharma erhalten zu haben. Die Inhalte des Leitfadens sind frei von wirtschaftlichen Interessen. 4
Dieser Leitfaden entstand infolge meiner 35-jährigen, ärztlichen Pioniertätigkeit für die „Integrative Medizin“, anlässlich meines Festvortrages beim 22. Naturheilkunde-Symposium 2022 zum Thema „Medizin im Umbruch“, auf der griechischen Insel Kos – diese ihrerseits bekannt als Wirkstätte von Hippokrates, dem „Vater der modernen Medizin“. Veranstalter: Köhler Pharma, Alsbach Das einst dem Äskulap (Gott der Heilkunst) geweihte „Asklepieion“, eine antike Heilstätte – das einstige „Kranken- haus von Hippokrates“ auf seiner griechischen Heimatinsel Kos. ALB FILS KLINIKEN Göppingen, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Ulm (Neubau 2019 – 2024). Institut für Integrative Medizin (Pre-opening 3/2021–3/2022, Dr. med. Matthias Stohrer). 5
Inhaltsverzeichnis Geleitwort von Prof. Dr. med. Harald Matthes 07 Vorwort von Prof. Dr. med. Stephen Schröder 09 Theoretischer Teil 11-22 Einleitung Integrative Medizin 11 Schulmedizin 12 Naturheilkunde 13-15 Erklärung und Studienlage 16-17 Mind-Body-Medizin (MBM) 18-19 Achtsamkeit (Aufmerksamkeit) als Fundament der MBM 20 Autonomie (Eigenkompetenz) als Triebfeder der MBM 21 Integrative Medizin – eine Ganzheitsmedizin 22 Praktischer Teil 23-41 Fallbeispiel „Integrative Medizin” 23 Fallstudie „Integrative Medizin” und Post-COVID-Syndrom 24 Die 6 antiken Ordnungsprinzipien („diaita” nach Hippokrates) 26 Strategie einer „Gesunden Lebensweise” (Praktisches Beispiel) 27-30 Ernährung 31-32 Atemübung „4-7-8” (bei Stress) 33 Kalter Knieguss (nach Kneipp) 34 Gold-Lavendel-”Herzauflage” 35 Ätherischölmischung zur „Leber-Pflege” 35 Leben ist Bewegung 36 Akupressur 37 „Meisterpunkt gegen Übelkeit” 38 „Meisterpunkte gegen Schmerzen” 39 „Meisterpunkte zur Linderung körperlicher Beschwerden” 40 „Meisterpunkte zur Linderung psychosomatischer Beschwerden” 41 Kurzfragebogen zum „Autonomie-Training” (von Dr. Ronald Ferdinand Grossarth-Maticek) 42-45 Ausblick 46-50 Gedicht “Stufen” von Hermann Hesse 46 Fallbeispiel „Ordnungstherapie” 47 Fabel „Mind-Body-Training” 47 Literatur 48 Initiativen zur Integrativen Medizin in Baden-Württemberg 48 MBM-Ordnungstherapie („Leuchttürme”) in deutschen Kliniken 49 Take home message 50 6
GELEITWORT „Die Technik wird immer besser, doch die Medizin wird es dadurch nicht unbedingt. Es ist daher wichtig, die Medizin wieder menschlicher zu machen.” – Prof. Dr. med. Harald Matthes – Geleitwort: Integrative Medizin ist Arbeitsteilung zwischen Patient und Arzt, da die gesundenden Ressourcen des Menschen aktiviert und genutzt werden. Der Leitfaden ist aus der Praxis für die Praxis geschrieben und liest sich kurzweilig. Die vielen „Lebensweisheiten“ der großen Heiler und Denker geben einem Gewissheit, dass uns die Integrative Medizin in dem gro- ßen Strom der Heilkünste auch heute noch trägt und aktive Gesundheit und Gesunderhaltung für jeden Menschen möglich erscheint. Möge sich das Lesen des Leitfadens und die Umsetzung der vielen praktischen Tipps positiv motivierend auf unsere Patientenversorgung auswirken. Prof. Dr. med. Harald Matthes 7
„Wir können darauf gespannt sein, wie sich das Berufsbild des Arztes in den nächsten Jahrzehnten entwickeln und von dem des Mediziners abgrenzen wird.” – Prof. Dr. med. Stephen Schröder – 8
VORWORT Vorwort Plädoyer für eine „Evidenz-basierte Integrative Medizin” Was bedeutet es überhaupt, wenn sich ein „Schulmediziner” für die „Integrative Medizin” offen zeigt? Nichts anderes als, die Grenzen der eigenen Heilkunst erkennend, diese durch komplementäre Methoden, die per se nicht schaden dürfen, ergänzen zu lassen. Diese „Komplementärmedizin” muss aber ebenso wissenschaftlich nachvollziehbar und studienbasiert sein und darf selbstverständlich eine prognostisch wirksame und evidenzbasierte „schulmedizinische” Behandlung nicht ersetzen. Aber sie darf und soll diese in begründeten Fällen abrunden. Das Ziel der „Integrativen Medizin” sind integrierende Konzepte mit Zusammenführung der Stärken der jeweiligen Methoden, immer das Patientenwohl im Fokus haltend. Genau dafür bedarf es der wechselseitigen Auseinandersetzung, um in Kenntnis des jeweils anderen Behandlungsansatzes einen maßgeschneiderten Behandlungsplan für den jeweiligen Patienten aufzustellen. Es handelt sich also um einen pragmatischen Ansatz, der möglichst frei von Ideologie sein sollte. Denn nur mit dieser Geisteshaltung wird es gelingen, das Beste der unterschiedlichen Strömungen zu erkennen, zu filtrieren und zur Anwendung zu bringen. Prof. Dr. med. Stephen Schröder 9
„Die moderne Medizin kümmert sich um Ihre Krankheiten. Von diesen lebt sie. Um Ihre Gesundheit müssen Sie sich selber kümmern. Von dieser leben Sie.” – Dr. Johann Georg Schnitzer – (Zahnarzt und Erfinder der „Schnitzer-Kost”, 1970) 10
THEORETISCHER TEIL Einleitung Integrative Medizin Die Integrative Medizin (IM) ist heutzutage in Nordamerika anerkannt und nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Wissenschaft, Ausbildung und Gesundheitsversorgung etabliert („One World – Whole Health”). Auch in Europa ist die IM mittlerweile angekommen. Inzwischen gibt es in Deutschland mehrere akademische Institute („Leuchttürme”), die sich mit der IM auseinandersetzen ( s. „Essener Modell”, Prof. Dr. med. Dobos, seit ca. 20 Jahren die „Keimzelle der IM” in Deutschland). Der Begriff „Integrative Medizin“ wurde 1999 erstmalig von der Arbeits- gemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaft (AWMF) verwendet. Bei der Integrativen Medizin wird die konventionelle Schulmedizin mit der traditionellen Naturheilkunde und der selbstwirksamen Mind-Body-Medizin (MBM) zu einem sinnvollen Konzept im Sinne einer „best practice” verbunden. Die Basis der IM ist die Evidenz-basierte Schulmedizin. Durch die Ergänzung mit einer eher noch Erfahrungs-basierten Naturheilkunde und der Achtsamkeits-basierten Mind-Body-Medizin („Komplementär- medizin”) entsteht eine Ganzheitsmedizin. Über 80 % der Bundesbürger wünschen sich eine Ganzheitsmedizin. Zwei Drittel der Bevölkerung nimmt diese in Anspruch, indem sie (ergänzend zum Gesundheitssystem) Angebote aus dem sogenannten „Zweiten Gesundheitsmarkt” (z. B. bei Heilpraktikern) nutzt. Nur ca. 5 % der Ärzte in Deutschland stehen derzeit hinter einer Ganzheitsmedizin (Dr. med. Rainer Stange, Zeitschrift für Komplemen- tärmedizin, 2018). Die Schulmedizin basiert auf einem Pathogenese-Modell. Hierbei ist die Entstehung von Krankheiten und deren Folgen im Vordergrund. Die Naturheilkunde und die Mind-Body-Medizin hingegen richten sich nach dem Salutogenese-Modell (n. Aaron Antonovsky, 1970er Jahre). Dabei steht die Erhaltung und Regulation der Gesundheit mittels natürlicher Reize auf die individuellen Selbstheilungskräfte im Mittelpunkt. 11
THEORETISCHER TEIL „Jede Anwendung ist gleichzeitig eine Zuwendung.” – Kneipp´scher Leitgedanke – Schulmedizin Die Schulmedizin ist zunächst eine unbestreitbare Erfolgsgeschichte. Heutzutage bestehen in der Diagnostik und Therapie Möglichkeiten, welche vor Jahren noch nicht vorstellbar waren. Der Vizepräsident des American College of Physicians, Edward C. Rosenow, Jr., bezifferte bereits 1971 die Halbwertszeit des medizinischen Wissens mit fünf Jahren – „Wissenschaftlickeit ist ärztliche Kernkompetenz” (Prof. Dr. R. Thimme, ÄBW 03/2022). Die Hightech geprägten „Anwendungen” einer „Apparatemedizin” ermangeln an „Zuwendung”. So beträgt die Zielverweildauer im Krankenhaus, z.B. bei einem Patienten mit Herzinfarkt mittlerweile nur noch ca. 5 Tage! Goethe sprach: „Was ist erquicklicher als Licht? Das Gespräch!“ Wo bleibt – selbst in Hausarztpraxen („Fünf-Minuten-Medizin“, Kreis- ärzteschaft Göppingen) – die Zeit für empathische Gespräche? 12
THEORETISCHER TEIL „Der Arzt behandelt, aber es ist die Natur, die heilt.“ – Hippokrates – Naturheilkunde Der grundsätzliche Wirkmechanismus aller naturheilkundlichen Heilmethoden ist – im Sinne einer „Reiz-Reaktionstherapie” – gleich. Durch die entsprechende Heilmethode, beispielsweise dem Stich einer Akupunkturnadel oder eines Gusses nach Kneipp, wird vom Arzt ein spezifischer Reiz beim Patienten gesetzt („Der Arzt behandelt.”). Die darauffolgende Reaktion (Regulation) hängt nun von den Selbstheilungskräften des Patienten ab („... aber es ist die Natur, die heilt.”). Die Naturheilkunde wird als Complementär-Alternativ-Medizin (CAM) zusammengefasst. Die CAM kann in 6 Gruppen eingeteilt werden (National Health Institute, USA 2007): 13
THEORETISCHER TEIL 1. Verfahren mit Bezug auf ein eigenes traditionelles System, z.B. Anthroposophie (Begründer Rudolf Steiner – 1861–1925, in Deutschland „Besondere Therapierichtung“ nach SGB V) Misteltherapie (n. R. Steiner, 1904, zur Verbesserung der Lebensqualität in der palliativen Therapie von malignen Tumoren, AM-RL § 12) Homöopathie (Begründer Samuel Hahnemann – 1755–1843, in Deutschland „Besondere Therapierichtung” nach SGB V, in Indien staatlich anerkannt) Ayurveda (Traditionelle Indische Medizin) Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) 2. Manuelle Verfahren, z.B. Chirotherapie Osteopathie Kinesiologie Tuina Berührungsmedizin, z.B. Psychoaktive Massage (n. G.M. Kiebgis) 3. Verfahren, die Nahrungsmittel und Vitamine nutzen oder Diäten empfehlen, z.B. Ernährungstherapie (Klassisches Naturheilverfahren) Heilfasten Phytotherapie (Klassisches Naturheilverfahren) Orthomolekulare Medizin (n. Prof. L.C. Pauling, 1954 Nobelpreis für Chemie u. 1962 Friedensnobelpreis) Mitochondriale Medizin (Mitoceuticals) 4. Verfahren, welche die Einheit von Körper und Geist postulieren, z.B. Ordnungstherapie (Klassisches Naturheilverfahren, moderne Mind-Body-Medizin MBM) 14
THEORETISCHER TEIL Entspannungstherapie (z.B. Atemtherapie, Achtsamkeit, MBSR, Autogenes Training, Hypnose, Qigong, Yoga) Bewegungstherapie (Klassisches Naturheilverfahren) Konstitutionsmedizin (Typenlehre, z.B. nach den 4 / europ. oder 5 / chin. Elementen) Reflexzonen-Therapie (vgl. „Head’sche Zonen”, z.B. Wickel, Auflagen, Schröpfen) 5. Verfahren, die mit Energiefeldern arbeiten, z.B. Akupunktur u. Moxibustion (chin. Zhenjiu) Akupressur Akupunkt Meridian Massage (AMM) Licht-Therapie Musiktherapie (und Klangtherapie) Elektrotherapie Magnetfeldtherapie Kinesiologie Therapeutic Touch 6. Sonstige Verfahren, z.B. Ab- und ausleitende Verfahren (n. B. Aschner) Aromatherapie Homotoxikologie („6-Phasen-Modell, Vikariationen” n. Dr. H.-H. Reckeweg) Hydrotherapie (Klassisches Naturheilverfahren) Öldispersionsbad (n. Junge) Neuraltherapie (n. Huneke) Mikrobiologische Therapie Dunkelfeldblutdiagnostik (n. Prof. Dr. G. Enderlein) Ozon-Sauerstoff-Therapie 15
THEORETISCHER TEIL „Panta rhei. Alles fließt.“ – Heraklit – Erklärung und Studienlage Akupunktur, Mitochondriale Medizin u. Ozon-Sauerstoff-Therapie Akupunktur Zur Akupunktur gibt es viele kontrollierte Studien (PubMed 26.497) mit einem hohen Evidenzgrad, z.B. die Dissertation „Effektivität von Akupunktur in der postoperativen Analgesie nach endoprothetischem Ersatz des Hüftgelenks”, Justus-Liebig-Universität Gießen, Ninette Steinwandt, Prof. Gruber, Dr. Stohrer (2007). Seit 2007 ist die Akupunktur bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule oder Kniearthrose eine Kassenleistung (GKV). 16
THEORETISCHER TEIL Mitochondriale Medizin Alle chronisch-entzündlichen Krankheiten führen zu einem Bioener- getischen Defizit, welches mit mitotropen Substanzen (Mikronährstoffe oder Mitoceuticals) als Basistherapie behandelt werden kann. Die bekanntesten Mitoceuticals sind Vitamin C und Coenzym Q10. Allein zur Wirkung von Vitamin C auf Fatigue gibt es über 50 kontrollierte Studien. Review (University Medicine Rostock). Plausibility and Feasibility of Intravenous High-Dose Vitamin C in Long COVID related FATIQUE. Journal of Basic and Clinical Pharmacy, Vol 12, Issue 5, June-July, 2021. Aufgrund von ca. 100 kontrollierten Studien ist das Coenzym Q10 in Italien und Japan ein zugelassenes Arzneimittel, in Deutschland noch Nahrungsergänzungsmittel! Prof. Dr. med. Stephen Schröder hat eine Studie zur „Endothelfunktion“ (unter Substitution von Coenzym Q10) durchgeführt, welche 2005 im renommierten International Journal of Cardiology (98) publiziert wurde. Ozon-Sauerstoff-Therapie Die Große Ozon-Eigenblutbehandlung (Dauer: 20 Minuten) ist eine extrakorporale Blutbehandlung nach Guidelines. Der therapeutische Nutzen der Niedrig-Dosis Ozon-Anwendung besteht in der Induktion der Regulation bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Zur Ozon-Sauerstoff-Therapie gibt es ca. 20 kontrollierte Studien, z.B. Induktion von Zytokinen wie Interferon-ß, Interleukin-2, Bocci et al. 1990. Aktivierung der zellulären Antioxidantien wie SOD, G6PDH, GSHpox, GSHred, Leon et al. 1998 u. Peralta et al. 1999; Regulation der Antioxi- dantien über Kernfaktoren wie Nrf2, Sagal et al. 2011; Ozon in medicine: Clinical evaluation and evidence classification of the systemic ozone applications, major autohemotherapy and rectal insufflation, according to the requirements for evidence-based medicine, Viebahn-Haensler, Renate et al. 2016 Ozone : Sci. Eng.38 (5) : 322-345. 17
THEORETISCHER TEIL „Wer sich selbst über- windet, wird stark.“ – Laotse – Mind-Body-Medizin(MBM) Der moderne Begriff Mind-Body-Medizin (MBM) ersetzt zunehmend den veralteten Begriff der Ordnungstherapie. Bereits in der Antike gab der griechische Arzt und „Vater unserer modernen Medizin” Hippokrates (460 – 370 v.Chr.) in seiner „diaita” (s. „Die 6 Ordnungskriterien einer allgemeinen Lebensführung”) ordnungstherapeutische Hinweise und Empfehlungen. Der eigentliche Begriff geht aber auf den Schweizer Arzt Bircher-Benner (1867 – 1939) zurück, heute noch bekannt durch sein „Bircher-Müsli”. Am häufigsten wird der Begriff Ordnungstherapie mit dem deutschen Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 – 1897) verbunden. Als „Wasserdoktor” prägte er den Satz: „Ich konnte den meisten kranken Menschen erst helfen, als ich Ordnung in ihre Seelen und damit in ihr Leben brachte.” In China heißt Ordnungstherapie „Yang Sheng”, „Pflege des langen Lebens”. „Der entwurzelte Mensch” (Prof. Dr. med. Dobos, 2021) profitiert signi- fikant von „einer Anleitung zu einem individuell gesundheitsfördernden Lebensstil” (vgl. Essener MICOM-Modell, Mind-Body-Medicine in Integrative and Complementary Medicine). Moderne Ordnungstherapie ist Mind-Body-Medizin (MBM), auf deren Fundament der Achtsamkeit (engl. Mindfulness) alle gesundheits- relevanten Bereiche des Alltags besprochen werden, auf die jeder selbst Einfluss nehmen kann (engl. „Empowerment”). 18
THEORETISCHER TEIL „Bevor Du jemanden heilst, frag ihn, ob er bereit ist, die Dinge aufzugeben, die ihn krank gemacht haben.” – Hippokrates – Eine gelingende MBM bewirkt eine ganzheitliche „Milieusanierung”. Idealerweise kommt es zu einer Klärung der Psyche, Katharsis der Seele (Mind) und einer Reinigung des Körpers (Body). Dies führt zu einer Stärkung der individuellen Selbstheilungskräfte. Die MBM stellt – als professionelle Anleitung zu einem gesund- heitsfördernden Lebensstil – die Basis aller Naturheilverfahren dar (PubMed 48.027)! Je stärker die Selbstheilungskräfte sind, desto besser ist die zu erwartende Wirkung der vom Heilkundigen angewandten Heilmethode – sowohl in der Schulmedizin als auch in der Naturheilkunde! Heutzutage ist in der Gesundheitsförderung wieder viel von „Selbstver- antwortung” die Rede und auch „der entwurzelte Mensch” scheint die Folgen einer „Entfremdung” zu realisieren. Eine „neue Reformhaus- bewegung mit Bio-Siegel” scheint u.a. auch eine Renaissance der „Hausmittel” zu beflügeln. Das Deutsche Ärzteblatt 8/2022 widmete dem Thema „Selbstfürsorge in der hausärztlichen Versorgung” einen großen Artikel und publizierte dazu die Ergebnisse einer clusterrandomisierten Interventionsstudie (HoPES3). Dabei konnten „starke Effekte auf das psychische Wohlbefinden bei der Verwendung von Hausmitteln” (z.B. Wärme-/ Kälte-Behandlungen und Kräuter-Anwendungen) festgestellt werden! Dies stimmte mit den Ergebnissen von Puig Llobet et al. (2020) überein, die einen positiven Zusammenhang zwischen der Fähigkeit zur Selbstfürsorge und psychischer Gesundheit feststellten. Kommt es u.a. durch altbewährte Hausmittel (als Bestandteil der Integrativen Medizin) doch wieder zu einem schrittweisen „Zurück zur Natur” (vgl. Brief von Voltaire an Rousseau, dem Begründer der modernen Kulturkritik, 1755)? 19
THEORETISCHER TEIL „Es gibt keinen Weg ins Glück. Glück ist der Weg.“ – Buddha – Achtsamkeit (Aufmerksamkeit) als Fundament der MBM Der ehemalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe stellte 2018 (in Berlin) bestürzt fest, dass „54 % der Deutschen eine unzureichende Gesundheitskompetenz hätten!“ Achtsamkeit (engl. Mindfulness) ist die aufmerksame Wahrnehmung und das Erleben des aktuellen Momentes. Und zwar mit allem, was dazu ge- hört: Gedanken, Emotionen, Sinneseindrücke und körperliche Vorgänge. Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn gilt als der Begründer der „modernen Acht- samkeit”. Mit der „Mindfullness-Based Stress Reduction” (MBSR) schuf er vor ca. 40 Jahren ein (inzwischen weltweit gelehrtes) Programm, das wissenschaftliche Erkenntnisse mit Erfahrungen aus ZEN, Buddhismus und Yoga verbindet. Die Achtsamkeit ist das Fundament der Ordnungstherapie/Mind-Body- Medizin (MBM). Die professionelle Anleitung zur Achtsamkeit gehört zum immanenten Rüstzeug einer Integrativen Medizin. Das Therapiespektrum der Mind-Body-Medizin reicht von multimodalen Gruppen- programmen zur selbsthilfezentrierten Lebensstilmodifikation, wie z.B. Mindful- nessbased Stress Reduction (MBSR) bis zu einzelnen Methoden und Techniken, wie z.B. Achtsamkeit, Yoga, Qigong, Meditation, Autogenes Training und Hypnose. Dazu gibt es über 600 Studien, z.B. Gelenkschmerzen und Yoga, Cramer et al. 2013 Asthma und Yoga, Cramer et al. 2014 Hypertonie und Meditation, Bai et al. 2015 Darmentzündung und Yoga, Cramer et al. 2017 Kopfschmerzen und Entspannung, Kropp et al. 2017 Depression und MBSR (Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion), Saeedet al. 2019 20
THEORETISCHER TEIL „Der moderne Mensch sollte vom passiven Konsumenten wieder zum aktiven Prosumenten zurückkehren.“ – A. Toffler – (US-amerik. Begründer der Zukunftsforschung) Autonomie (Eigenkompetenz) als Triebfeder der MBM „Seines Glückes Schmied zu werden”, das Leben selbstverantwortlich zu gestalten, erfordert im ersten Schritt die bewusste Wahrnehmung oder Achtsamkeit. Die Achtsamkeit ist das Fundament der Mind-Body-Medizin, den Lebensstil gesundheitsfördernd zu verändern. Der Veränderungsprozess dorthin braucht im zweiten Schritt Eigenkom- petenz oder Autonomie. Nicht wenig kranke Menschen fühlen sich schwach und hilflos („dependent person”), weswegen sie andere (gerne den Arzt) für sich entscheiden lassen. Die Autonomie ist die selbstwirksame, eigenkompetente Triebfeder der MBM. Für das „Maß halten” (chin. „he”, allgemeingültigstes Prinzip nach Konfuzius), u.a. bei der Einschränkung von Genüssen in einer Wohlstands- gesellschaft, ist die „Überwindung des inneren Schweinehundes” notwen- dig. Das Maß kann man festlegen, finden muss es der Patient selbst! Die Förderung der Autonomie gehört zum umfassenden Portfolio einer In- tegrativen Medizin, wenn wir einem mündigen Patienten auf Augenhöhe begegnen und seine Gesundheitskompetenz begleiten wollen. Zum „Autonomie-Training“ können Sie den Autonomie-Fragebogen von Dr. Grossarth-Maticek (s. anbei) verwenden. Schon allein das wiederholte Ausfüllen dieses Fragebogens führt signifikant zu mehr persönlicher Auto- nomie (bestätigt durch randomisierte Experimente an der Universität Hei- delberg)! Achtsamkeit und Autonomie sind trainierbare Persönlichkeitseigenschaften (engl. „Soft Skills“), die unabhängig von fachlichen Voraussetzungen sind. 21
THEORETISCHER TEIL „Das grundlegende Prinzip der Medizin ist die Liebe.“ – Paracelsus – (1493-1541, früher „Querdenker” in der Medizin) Integrative Medizin – eine Ganzheitsmedizin Die Integrative Medizin (IM) ist eine Ganzheitsmedizin aus Schulmedizin, Naturheilkunde und Mind-Body-Medizin (MBM). In der Schulmedizin bestehen „Leitlinien” (engl. „guidelines”), an die sich der Arzt bei seinen Entscheidungen halten soll. Die Evidenz-basierte Schulmedizin ist Bestandteil der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Die Heilmethoden der Naturheilkunde sind (bis auf wenige Ausnahmen) sogenannte individuelle Gesundheitsleistungen (iGel) auf Selbstzahler- basis. Die Naturheilkunde ist eine Erfahrungsheilkunde – nur wenige Heilmethoden haben bisher einen hohen Evidenzgrad (kaum Leitlinien) und damit wenig wissenschaftliche Anerkennung. Alleinige Erfahrung birgt die Gefahr der „self-fulfilling-prophecy”, einer unbewusst ablaufen- den Verhaltensänderung, die dazu führen kann, dass sich eine Erwartung erfüllt und gegebenenfalls den Tatbestand der „Wahrsagerei” ergibt. „Jeder Mensch hat das Recht auf seine eigene Meinung, nicht aber auf falsche Fakten.” (B. Baruch, ÄBW 03/2022). Die Mind-Body-Medizin (MBM) ist eine professionelle Anleitung zu unserem eigenen Beitrag zur Gesundheit – durch den von uns frei wählbaren Lebenswandel! Die Integrative Medizin hat langfristig den Anspruch einer Evidenz-basier- ten Medizin, welche in Zukunft durch weitere kontrollierte Studien an den akademischen Instituten noch zu erarbeiten ist. An der renommierten Berliner Charité in Berlin gibt es u.a. dazu (seit 2021) zwei reguläre Haushaltsprofessuren für Naturheilverfahren in Deutschland. Nach jeweils zwei Förderphasen wurden die (seit 2010) bestehenden Stiftungsprofessuren von Prof. Dr. med. Benno Brinkhaus und Prof. Dr. med. Andreas Michalsen zu regulären Haushaltsprofessuren verstetigt. Derzeit gehen nur 0,01 % der Forschungsförderung in die Komplementär- medizin! Die Schulmedizin ist die Basis der Integrativen Medizin. Die Na- turheilkunde und die Mind-Body-Medizin (Komplementärmedizin) ergänzen die Schulmedizin zu einer Integrativen Medizin (Ganzheitsmedizin). 22
PRAKTISCHER TEIL Das „integrative Haus der Gesundheit” (nach Stohrer, 2007) „Der einzige, der beurteilen kann, ob etwas wirkt, ist der Patient.“ Gesundheit – Prof. Dr. med. H. Matthes – Komplementärmedizin (Inhaber der Stiftungsprofessur für Schulmedizin Entspannung Bewegung Integrative und Anthroposophische Ernährung Medizin an der Charité Berlin) Integrative Medizin Mitochondriale Medizin Ganzheitsmedizin Fallbeispiel „Integrative Medizin” Der Patient bekam 1971 einen Herzinfarkt und wollte eine „integrative” Weiterbehandlung. Er hatte wegen Bluthochdruck und Herzrhythmus- störungen Medikamente, die er auf meine Empfehlung weiter einnahm. Ergänzend verordnete ich zur Kardioprotektion Coenzym Q10, L-Carnitin, Kaliumcitrat, Magnesiumcitrat und Omega-3-Fettsäuren zur Dauerein- nahme („Mitochondriale Medizin”). Bei abendlichem Herzklopfen verwen- dete er eine Gold-Lavendel-Herzauflage (s. Anleitung). Zur „Stärkung der Mitte” („TCM-Ansatz”) empfahl ich ihm in einem Chor mitzusingen. Er machte regelmäßig alleine Waldspaziergänge („Waldbaden”), später in Begleitung („Bewegungstherapie als klassisches Naturheilverfahren”). Er ernährte sich bewusst, legte Wert auf das „Schmauen” (Schmecken und Kauen) und genoss „das abendliche Viertele Rot”. Unter dem Motto „Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde”, (Stufen, H. Hesse) pflegte er eine gewisse „Durchlässigkeit” mit kritischem Interesse an Neuem, z.B. 2 Esslöffel Weizenkeime (Spermidin zur Zellregeneration, „Dr. Google”) im morgendlichen Müsli. Er hatte das Glück, seinen Ruhestand in familiärer Umgebung (sozial gehegt und gepflegt) verbringen zu können und verstarb 2021 im 101. Lebensjahr. Ich bin dankbar, dass ich diesen Patienten über 30 Jahre hinweg betreuen durfte – er ist für mich ein gelungenes Beispiel Integrativer Medizin („Wer heilt, der hilft, wenn er nicht schadet.” – Hippokrates). 23
PRAKTISCHER TEIL Fallstudie „Integrative Medizin” und Post-COVID-Syndrom Von Januar bis März 2022 wurden in Göppingen acht Patienten mit Post- COVID-Syndrom wegen Fatique, kardiopulmonalen Symptomen, Schmerz- syndromen und Geruchsstörung (s. „Integratives Therapie-Schema“) behandelt. Vier Patienten waren weiblich, vier männlich, im Alter zwischen 43 – 65 Jahren. In den ersten zwei Wochen wurde 2 x wöchentlich, in den restlichen vier Wochen 1 x wöchentlich behandelt. Nach der ersten Woche kam es bei zwei Patienten zu einer Erstverschlimmerung, sechs Patienten berichte- ten bereits über eine Besserung. Nach sechs Wochen waren alle acht Patienten wieder arbeitsfähig. Bei drei Patienten bestand noch eine nachlassende Geruchsstörung. In der Nachbeobachtungszeit von vier Wochen kam es zu keinem Rezidiv. Eine Studie der Universität Gent (2021) konnte zeigen, dass 70 Prozent der an COVID-19 verstorbenen Patienten einen schweren Selen- und Zinkmangel aufwiesen! Slowakische Wissenschaftler konnten (2022) zeigen, dass eine zielge- richtete mitochondriale Therapie mit einer Coenzym Q10-Supplementie- rung die Genesung der Patienten nach einer COVID-19 Infektion beschleunigt. Zum Nachweis einer Wirkung der Ozon-Sauerstoff-Therapie auf das Post-COVID-Syndrom ist eine kontrollierte Studie geplant. „Integratives Therapieschema” bei Post-COVID-Syndrom (Dauer: 6 Wochen, nach Stohrer, 2022) Ordnungstherapie Atemtherapie 8 x Große Ozon-Eigenblutbehandlung (50 ml / 20 µg / ml) 8 x Vitamin C-Hochdosis-Infusion ( 7,5 g / 50 ml) Orale Medikation (täglich Coenzym Q10 als Ubiquinol 100 mg, Vitamin D3 2.000 I.E., Zink DL-Aspartat 100 mg und Natrium- selenit 220 µg) 24
PRAKTISCHER TEIL 25
PRAKTISCHER TEIL „Gesundheit gibt es nicht im Handel, sondern nur im Lebens- wandel.” – Sebastian Kneipp – Die 6 antiken Ordnungsprinzipien (griech. „diaita“ nach Hippokrates) 1. Beherrschung der Emotionen 2. Maßvolle Aufnahme von Speis und Trank 3. Geordneter Umgang mit Licht, Luft, Wasser, Erde, Wärme und Kälte 4. Regelmäßige Entschlackung des Körpers 5. Wechsel von Wachen und Schlafen 6. Rhythmus bei Bewegung und Ruhe, Arbeit und Freizeit Die 6 Ordnungskriterien nach Hippokrates sind immer noch so aktuell, wie in der Antike. Innovative Ordnungstherapie (im wording einer Mind-Body-Medizin) ist Diätetik „Diaita 2.0.“ 26
PRAKTISCHER TEIL „Ein Weg wird durch Gehen zu einem Weg.” – ZEN-Weisheit – Strategie einer Gesunden Lebensweise (Praktisches Beispiel eines Tagesablaufes) Morgens: ☺ Beginnen Sie den Tag positiv. Sie könnten nach dem Aufstehen in den Spiegel schauen und lächeln. Versuchen Sie dann mit den Fingern einer Hand auf Ihr Brustbein zu klopfen und dabei zu sagen: „Ich liebe mich so wie ich bin.“ Idealerweise haben Sie spontan Stuhlgang. Bei Verstopfung könnten Sie mit Leinsamen und Äpfeln Abhilfe schaffen. Nehmen Sie 1 Esslöffel Lein- samen (in ¼ l Wasser über Nacht eingeweicht) mit Ihrem Frühstück ein. Essen Sie dazu noch einen (Pektin-reichen) Apfel – „an apple a day keeps the doctor away”, (Walisische Redewendung, 1866). Schließen Sie Ihre Dusche mit einem kalten Knieguss nach Kneipp ab (s. Anleitung). Frühstück (ausgiebig, gemischt), „wie ein König.” Gehen Sie Im Laufe des Tages alle möglichen Wege zu Fuß (z.B. Treppe) oder fahren Sie mit dem Fahrrad („Bewegungstherapie als klassisches Naturheilverfahren“). Zwischendurch immer wieder Trinken (ca. 2 Liter pro Tag, v.a. stilles Wasser überschlagen, Tee, milchsaure Gemüsesäfte, Kefir, Espresso, keine Fructose-haltigen oder sonstigen Softdrinks). Halten Sie eine ärztlich verordnete Trinkmenge ein, z.B. bei Herz- oder Nieren-Erkrankungen. In den Arbeitspausen sollten Sie (für ein paar Minuten) zur „Revitalisierung“ bewusst auf die Atmung achten und mehrmals tief durchatmen. Dafür gibt es 2 Gründe: Zum einen ist die Atmung die Basis aller Entspannungsver- fahren. Zum anderen sind die Atemzüge und der Herzschlag „Rhythmus- geber”. Dabei ist nur die Atmung beeinflussbar, das Herz schlägt autonom. Bedenken Sie den Satz „Takt tötet, Rhythmus belebt” (Rudolf Steiner, Anthroposophie). 27
PRAKTISCHER TEIL Mittags: Mittagessen (mäßig), „wie ein Beamter.” Power Nap (max. 20 Minuten). Lächeln („Eselsweisheit”, Prof. Mirsakarim Norbekov). Allein ein Lächeln stärkt Ihre Selbstheilungskräfte! Es handelt sich wohl um einen „physio- logischen Reflex auf psycho-neuro-immunologischer Basis”. Außerdem entspannt sich Ihre Gesichts- und Kaumuskulatur, was zur Lockerung zahlreicher Muskelketten und Faszien führt und Sie nebenbei besser aussehen lässt. Wenn Ihnen das Lachen vergangen ist, können Sie einen Bleistift quer zwischen Ihre Zahnreihen legen, ohne darauf zu beißen (bei Nervosität Kaugummi zu kauen, hat einen ähnlich ent- spannnenden Effekt). Vergessen Sie das Trinken nicht. Der menschliche Körper (eines Er- wachsenen) besteht zu 70 % aus Wasser, unser Gehirn sogar aus 80 %! Ein Mensch mit 70 kg Körpergewicht hat 5 Liter Blut, 20 Liter Flüssigkeit im Extrazellulärraum und 30 Liter im Intrazellulärraum. Trinken Sie stündlich 1 Glas stilles Wasser (Zimmertemperatur). Wasser ist auch äußerlich gesund. Entwickeln Sie in Ihrer Freizeit eine „Bade-Kultur” und gehen Sie regelmäßig schwimmen. Wasser ist das Symbol für „den Fluss des Lebens” („Pantha rhei – Alles fließt”, Heraklit). Schöne und belastende Momente, alles vergeht. Aus chinesischer Sicht „verknotet sich das Qi”, wenn wir versäumen „Loszulassen” – ein häufi- ger Cofaktor bei chronischen Schmerzsyndromen. Konzentrieren Sie sich immer wieder bewusst auf Ihre Atmung. Bewegen Sie sich („Sitzen ist das neue Rauchen!”, Dr. J. Levine, 2016)! 28
PRAKTISCHER TEIL Vollkommene Achtsamkeit führt zu Geistesruhe 29
PRAKTISCHER TEIL Abends: Dinner-cancelling (oder wenig, z.B. Suppe, keine Rohkost), „wie ein Bettler”. Sie dürfen zum Tagesausklang ¼ Wein trinken (Rotwein „wärmt”, Weißwein „kühlt”). Pflegen Sie Humor mit herzhaftem Lachen („Humor hilft Heilen.”, Dr. Eckart von Hirschhausen). Führen Sie ein Tagebuch (schreiben Sie 3 schöne Dinge auf, die Ihnen heute widerfahren sind). Hitzen Sie sich vor dem zu Bett gehen nicht mehr auf (z.B. Sauna). Machen Sie z.B. die Atemübung „4-7-8“ (s. Erklärung) zur Stressreduk- tion. Gehen Sie vor Mitternacht, bei unter 16 Grad Celsius im Schlafzimmer (zugleich warm zugedeckt) ins Bett. ☺ Schließen Sie den Tag (vor dem Einschlafen) bewusst mit positiven Gedanken ab, z.B. mit einem Gebet („Geist prägt Materie.”, A. Einstein). Bei Schlafstörungen sollten Sie auch an das Mineral Magnesiumsalz denken. Sie könnten am ganzen Körper (großzügige, z.B. 25 Hübe, nicht auf wunde Haut) abendliche Einreibungen mit kolloidalem Magnesiumchlorid vornehmen. Dieses wird transdermal aufgenommen, ohne die Gefahr einer Überdosierung (ohne Durchfall). Magnesium ist an hunderten von Enzymaktivitäten beteiligt. In Studien zeigte sich ein weltweit zunehmender Magnesiummangel (Morley Robbin, US-amerik. Magnesiumexperte). 30
PRAKTISCHER TEIL „Auch wenn der Vater einer Erkrankung nicht bekannt ist, die Mutter ist immer die Ernährung!” – Chinesisches Sprichwort – Ernährung Wählen Sie eine „Mediterrane” (vgl. „The Blue Zones Solution”), Ballast- stoffreiche, Pflanzen-basierte Ernährung mit so wenig tierischen Protei- nen (Milch, Fleisch, Fisch, Eier) wie möglich. Trinken Sie nur wenig zu den Mahlzeiten, v.a. nicht eisgekühlt. Nehmen Sie keine Zwischenmahlzeiten zu sich (ev. Ausnahme: Obst, Gemüse, Nüsse, Bitterschokolade > 80 % bis zu 100 g täglich). Konzentrieren Sie sich genussvoll auf das Essen. Lassen Sie sich Zeit zum „Schmauen” (Schmecken und Kauen) und gehen Sie dabei keiner Nebentätigkeit nach. Gestalten Sie Ihre Mahlzeiten handylos („Digital Detox”). Wir beschäftigen uns viel lieber mit der genussvollen Nahrungsauf- nahme als mit der ekeligen Ausscheidung. Dabei titelte die ARD öffent- lich „Aus Kost wird Kot” (2009 / 17:03) und erinnerte uns an die Warnung von Dr. med. F.X. Mayr „Der Tod sitzt im Darm”. Die menschliche Darm- flora, unser „Mikrobiom” besteht aus 100.000 Milliarden Bakterien. Das sind etwa 100 mal mehr Bakterien als Körperzellen! Es handelt sich gänzlich um einen eigenen „Mikrokosmos“, der leider bei vielen Menschen gestört ist. Mit einer Ballaststoff-reichen, Planzen-basierten Ernährung und ausreichendem Trinken (stilles Wasser in Zimmertemperatur) pfle- gen Sie Ihr Mikrobiom mit Aussicht auf regelmäßigen Stuhlgang. „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz”, sagte Martin Luther. 31
PRAKTISCHER TEIL „Es gibt keine tiefere Liebe, als die Liebe zum Essen.“ – George Bernard Shaw – Nehmen Sie zu den Mahlzeiten Bittermittel ein ( „Aperitif / Digestif”, alkoholfrei). Schon Pfarrer Kneipp hielt viel von den „bitteren Gesellen” und empfahl (u.a. zur „Leber-Reinigung”): „Wer ein Gärtlein hat, soll darin Salbei, Wermut und Enzian pflanzen” – drei Pflanzen, die sehr reich an Bitterstoffen sind. Reduzieren Sie raffinierten Zucker! Der Begründer der Myoreflex- therapie, Dr. med. Kurt Mosetter, warnt bei chronischen Schmerzsyn- dromen vor „karamellisierten Faszien” (vgl. „Der Mensch ist, was er is(s)t”, Hippokrates). Meiden Sie Schweinefleisch (und Fastfood), wenn Sie eine chronisch- entzündliche Erkrankung haben (V.a. „Silent Inflammation”, ein Hinweis kann das u.a. in der Leber gebildete Entzündungsprotein „CRP” sein). Es macht Sinn, unser wichtigstes Mineral Silizium, als „Entzündungs- modulierendes” Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Prof. Dr. med. Karl Hecht (gerade in Berlin bei bester Gesundheit 98 J. alt geworden) ist ein Pionier der Silizium-Forschung und nimmt täglich 2 x 5 Hübe kolloidales Siliziumdioxid ein (vgl. „Der Mensch ist so alt wie sein Bindegewebe”, Ilja I. Metschnikov, russischer Zoologe und Immuno- loge, Nobelpreis für Medizin 1908). 32
PRAKTISCHER TEIL „Atme und lass sein.” – Atman – (Sanskrit „Seele”, vgl. dt. Atmen) Atemübung „4-7-8” Zählen Sie beim Einatmen durch die Nase bis 4. Halten Sie den Atem an und zählen Sie bis 7. Atmen Sie nun durch einen spitzen Mund aus und zählen Sie bis 8. Wiederholen Sie diesen Atemzyklus zweimal. Ein- und doppelt so lange Ausatmen (mit einer Pause), wirkt unmittelbar Stress-regulierend auf den Parasympathikus – den Gegenspieler des Sympathikus im autonomen Nervensystem. Ernährung und Atmung Zwischen Ernährung und Atmung besteht ein enger Zusammen- hang, da die Atmung den notwendigen Sauerstoff liefert, der für die „Verbrennung” (Oxidation) bzw. „Verstoffwechselung” der Nährstoffe benötigt wird. Durch die Verbrennung (in der Atmungs- kette der Mitochondrien, vgl. „Innere Atmung, Zellatmung”) generieren wir unsere „Lebensenergie.” 33
PRAKTISCHER TEIL „Atme „Die Natur und ist lass diesein.” beste Apotheke.” Atman (Sanskrit „Seele”, – Sebastian vgl. dt. Kneipp Atmen) – Kalter Knieguss (nach Kneipp) Schließen Sie eine Dusche mit einem kalten Knieguss nach Kneipp ab (Wassertemperatur 10-14 Grad Celsius), oder machen Sie diesen einfach irgendwann im Laufe des Tages. Beginnen Sie am rechten Außenknöchel und fahren vorne am Unter- schenkel hoch bis über die Kniescheibe und anschließend innen wieder hinunter bis zum Innenknöchel. Wiederholen Sie den „Guss” einmal hinten durch die Kniekehle. Führen Sie das Ganze nochmals genauso am linken Unterschenkel bis zum Knie vorne und hinten durch. Abschließend duschen Sie beide Fußsohlen kalt ab. Ein regelmäßig (1 x täglich) durchgeführter kalter Knieguss wirkt ausgleichend auf das vegetative Nervensystem und senkt die Infektanfälligkeit. Es ist eine ideale Gesundheits-Maßnahme – einfach, günstig und nachweislich wirksam! Hinweis: Der kalte Knieguss sollte bei arteriellem Verschluss oder akuter Thrombose nicht angewendet werden! 34
PRAKTISCHER TEIL „Verstehen heißt mit dem Herzen sehen.” – Victor Hugo – Gold-Lavendel-”Herzauflage” Indikationen: Unruhe, Herzklopfen und Schlafstörung Geben Sie eine Aurum-Lavendula comp. Creme auf ein Verbandspflaster (Format 10 x 8 cm). Bringen Sie dieses unterhalb des Brustbeins an (Höhe „Sonnengeflecht / Solarplexus”). Das „Herzpflaster” kann auch in einem kleineren Format (7 x 5 cm) auf der Handgelenksbeugefalte (Bereich „Herz- und Perikard-Meridian”) angebracht werden. Wählen Sie als Frau das rechte (Yin-Seite), als Mann das linke Handgelenk (Yang-Seite). „Müdigkeit ist der Schmerz der Leber.“ – Volksweisheit – Ätherischölmischung zur „Leber-Pflege” Material: 50 ml Jojoba (50 ml) 10 Tr. ätherisches Lavendelöl (10 ml) 5 Tr. ätherisches Rosmarinöl (5 ml) 5 Tr. ätherisches Lorbeerblätteröl (5 ml) 2 Tr. ätherisches Zedernöl (10 ml) Anwendung: Testen Sie die Verträglichkeit vorab durch „Riechen”. Reiben Sie diese Ölmischung dann direkt auf Ihrem Oberbauch ein. Decken Sie sich warm zu und gönnen Sie sich eine Ruhepause (ca. 30 Minuten). Hinweis: Nur zur äußerlichen Anwendung. Bei Kleinkindern, Schwangeren und Stillenden nicht anwenden. 35
PRAKTISCHER TEIL „Bewegung ist die beste und günstigste Medizin.” – Prof. mult. Dr. med. Dr. h.c. mult. Wildor Hollmann – („Trimm Dich-Vater“ und höchstdekorierter Sportmediziner Deutschlands, Universität Köln, 1981) Leben ist Bewegung Das Leben bezeichnet eine Organisationsform, die durch Prozesse charakterisiert ist. Es gibt kein Leben ohne Bewegung. „Wer rastet, der rostet”, jeder Schritt zählt auf dem Weg durch das „bewegte” Leben. Mit jeder noch so kleinen Bewegung kurbeln Sie zudem die Produktion von Glückshormonen (Endorphinen) an – zu einem verbesserten Trainingszustand gibt’s noch gute Laune gratis dazu. Schrittzähler und Fitnesstracker (sog. „Wearables”) boomen – die Trend-Challenge liegt bei mindestens 10.000 Schritten am Tag (entsprechend ca. 6 - 8 Kilometer, vgl. unsere Vorfahren liefen täglich rund 20 km). Sie sollten aber nicht nur körperlich, sondern auch geistig beweglich bleiben – „… nimm Abschied und gesunde”, schrieb H. Hesse in seinem Gedicht „Stufen” (s. S. 46). 36
PRAKTISCHER TEIL „Viel gibst du, wenn du ein gutes Beispiel gibst.” – Konfuzius – Akupressur In der chinesischen Philosophie bedeutet Krankheit, dass der Fluss der „Lebensenergie“ (chin. Qi) blockiert ist. Solche „Energie-Blockaden“ lassen sich durch punktuelle Druckmassagen am Körper – Akupressur – lösen. Akupressur-Punkte „mit hoher Wirksamkeit” werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) seit mehr als 5000 Jahren „Meisterpunkte” genannt (und galten früher als „Familien-Geheimnis”). Verschiedenste Studien konnten inzwischen die Wirksamkeit bestimmter Akupressur-Punkte, z.B. Perikard 6 bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit, nachweisen. 37
PRAKTISCHER TEIL Akupressur-Punkt Perikard 6 Pe 6 Perikard 6 „Meisterpunkt gegen Übelkeit und Erbrechen” Der „Meisterpunkt gegen Übelkeit und Erbrechen” heißt Perikard 6 (chin. Neiguan, dt. „Inneres Passtor“). Dieser Akupressur-Punkt liegt auf der Innenseite des rechten und linken Unterarms, jeweils drei Querfinger vor der Handgelenksfalte, mittig zwi- schen den zwei Beugesehnen. Drücken Sie mit Ihrem Fingernagel des Daumens fest auf diese Stelle der Haut (z.B. 30 Sekunden oder auch länger). Die Akupressur kann beliebig oft wiederholt werden. 38
PRAKTISCHER TEIL „Meisterpunkte gegen Schmerzen” Lunge 7 Nackenschmerzen bei Schwermut Lunge 11 Halsschmerzen Dickdarm 1 Zahnschmerzen Dickdarm 4 Stirnkopfschmerzen Magen 38 Schulterschmerzen Milz-Pankreas 1 Afterschmerzen Dünndarm 3 Nackenschmerzen bei Anspannung Blase 23 Lendenschmerzen (u.a. „Moxibus- tion“ unter Anleitung) Blase 60 Spannungskopfschmerzen Niere 1 Clusterheadache (u.a. „Bluten lassen“, unter Anleitung) Perikard 6 Scheitelkopfschmerzen Dreifacher Erwärmer 5 Migräne Dreifacher Erwärmer 8 Armschmerzen Dreifacher Erwärmer 21 Ohrschmerzen Gallenblase 20 Kopfschmerzen (alle) Gallenblase 31 Beinschmerzen Gallenblase 41 Hüftschmerzen Lenkergefäß 26 Hexenschuss Hinweis: Die Selbstbehandlung mit Akupressur ersetzt nicht eine gebotene ärztliche Therapie. Bei unklaren Beschwerden sollte die Ursache immer erst durch einen Besuch beim Arzt geklärt werden! 39
PRAKTISCHER TEIL „Meisterpunkte zur Linderung körperlicher Beschwerden” Lunge 5 Hustenanfall Dickdarm 10 Verstopfung, Tennisarm Dickdarm 11 Infektanfälligkeit Dickdarm 20 Heuschnupfen Magen 36 Reizmagen, Appetitlosigkeit Magen 25 Reizdarm Milz-Pankreas 4 Durchfall Milz-Pankreas 6 Becken-Beschwerden Milz-Pankreas 10 Juckreiz Herz 9 Kollapsneigung Blase 17 Schluckauf Blase 40 Reizblase Blase 67 Wehenschwäche Gallenblase 34 Reizgalle 40
PRAKTISCHER TEIL „Meisterpunkte zur Linderung psychosomatischer Beschwerden” Herz 7 Herzklopfen, Lampenfieber Blase 62 Schlafstörung („Augen offen“) Niere 3 Erschöpfung Niere 6 Schlafstörung („Augenlider schwer“) Niere 10 Libidoschwäche Dreifacher Erwärmer 17 Tinnitus Leber 2 Fressneigung Leber 3 Reizbarkeit Konzeptionsgefäß 6 Fatique (u.a. „Moxibustion“ unter Anleitung) Konzeptionsgefäß 17 Beklemmung Konzeptionsgefäß 22 Heiserkeit, Globusgefühl Konzeptionsgefäß 24 Würgereiz, Stottern Lenkergefäß 20 Konzentrationsstörung Nasenbluten Im Mikrosystem der südkoreanischen Handakupunktur ist die Fingerbeere des Mittelfingers eine Repräsentationszone für das Gesicht (mit der Nase in der Mitte). Wenn Ihr Nasenbluten nicht aufhört, können Sie einen Haargummi fest um das Fingerendgelenk des (rechten oder linken) Mittelfingers wickeln. Belassen Sie den Blutstau im Fingerendglied für ungefähr eine Minute – er beendet (überraschend oft) das Nasenbluten reflektorisch. 41
KURZFRAGEBOGEN Dr. med. Matthias Stohrer und Dr. med. Dr. phil. Dr. h.c. Ronald Ferdinand Grossarth-Maticek, Professor für postgraduierte Studien European Center for Peace and Development (ECPD). Kurzfragebogen zum „Autonomie-Training” (von Dr. Ronald Ferdinand Grossarth-Maticek) Durchführung des Fragebogens: Vergeben Sie für jede Frage eine Punktzahl zwischen 0 und 7. 0 überhaupt nicht 1 sehr schwach 2 schwach 3 mittelmäßig, eher schwach 4 mittelmäßig, eher stark 5 stark 6 sehr stark 7 äußerst stark 42
KURZFRAGEBOGEN Punkte Frage 1: Durch mein Verhalten erreiche ich regelmäßig solche Zustände und Situationen, die mich positiv anregen und für das Leben motivieren. Frage 2: Ich verstehe es immer wieder, meine gefühlsmäßig wichtigsten Wünsche zu verwirklichen und meine bedeutendsten Bedürfnisse zu befriedigen. Frage 3: Wenn ich mich mal nicht wohlfühle, verstehe ich es immer, durch mein Verhalten für mich positive Situationen und Zustände zu erreichen, die mein Wohlbefinden wiederherstellen. Frage 4: Wenn mir eine Situation, eine Gruppe von Menschen oder eine Person nicht gut tut, entwickle ich so lange unterschiedliche Aktivitäten, bis ich die Zustände zu meiner Zufriedenheit verändert habe. Frage 5: Ich verstehe es immer wieder, unterschiedliche Bereiche in meinem Leben (z.B. Arbeit, Erholung, Privates, Hobbys, Ernährung, Bewegung, Partner- beziehung) für mich optimal zu vereinbaren, sodass daraus lang anhaltendes Wohlbefinden entsteht. Frage 6: Wenn ich mich in einer Situation bedroht fühle, verhalte ich mich letztlich immer so, dass ich aus dieser wieder heil herauskomme. Frage 7: Durch mein Verhalten erreiche ich immer wieder meine wichtigsten Ziele. Frage 8: Durch mein Verhalten erreiche ich immer wieder Situationen und Zustände, die meine ganz persön- lichen Wünsche und Bedürfnisse optimal anregen und befriedigen, sodass Zufriedenheit und Wohl- befinden entstehen. Frage 9: Wenn mein Verhalten zu einem Misserfolg führt, ist dies nie ein Grund zur Resignation, sondern Anlass zur Verhaltensänderung. 43
KURZFRAGEBOGEN Punkte Frage 10: Ich bin immer wieder fähig, neue Gesichtspunkte und Verhaltensweisen zu finden, die eine überraschende und angenehme Problemlösung ermöglichen. Frage 11: Ich bin in der Lage, mein Verhalten entspre- chend den eingetretenen Folgen zu verändern, d.h. ich kann Verhalten abbauen, das anhaltend unangenehme Folgen hat und ich kann ein solches aufbauen, das langfristig angenehme Folgen hat. Frage 12: Wenn mein Verhalten nicht zum erwünschten Erfolg führt, bin ich fähig, neue Verhaltensweisen zu erfinden und zu erproben. Frage 13: Durch mein Verhalten erreiche ich zu wichtigen Bezugspersonen sowohl die gewünschte Nähe als auch den notwendigen Abstand. Frage 14: Durch meine tägliche Aktivität löse ich bei mir immer wieder innere Zufriedenheit aus. Frage 15: Durch meine tägliche Aktivität erreiche ich immer wieder seelisches und körperliches Wohlbefinden. Frage 16: Durch mein Verhalten erreiche ich immer wieder Situationen, die bei mir lustvolle Erlebnisse hervorrufen. Zählen Sie die Punkte zusammen, die Sie für die Fragen 1 bis 16 vergeben haben: Teilen Sie nun die Gesamtpunktzahl durch 16. Diese Punktzahl entspricht Ihrer persönlichen Autonomie. 44
KURZFRAGEBOGEN Auswertung des Kurzfragebogens zur Autonomie: 0 bis 2 Punkte = Blockierte Autonomie 2 bis 3,5 Punkte = Gehemmte Autonomie 3,5 bis 4,5 Punkte = Mittelmäßige Autonomie 4,5 bis 5,5 Punkte = Stark ausgeprägte Autonomie 5,5 bis 7 Punkte = Sehr stark ausgeprägte Autonomie Freuen Sie sich über Ihre Autonomie, wenn Ihr Ergebnis über 4 Punkten liegt. Wenn Ihr Ergebnis unter 4 Punkten liegt, sollten Sie den Fragebogen 1 mal wöchentlich – z.B. über 8 Wochen – ausfüllen und die 8 Ergebnisse miteinander vergleichen. Schon allein das Ausfüllen des Fragebogens wirkt als „Autonomie-Training” und führt über die schrittweise Stärkung Ihrer Autonomie zu mehr Gesundheitskompetenz und Selbst-Regulation! 45
AUSBLICK „Was für die Raupe das Ende ist, nennt die Welt Schmetterling.” - Laotse und Zhuangzi - (Taoistische „Lehrer des Weges“) Gedicht Stufen von Hermann Hesse (aus seinem Buch „Das Glasperlenspiel“, 1943) Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen, der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegen senden, des Lebens Ruf an uns wird niemals enden, wohlan denn – Herz – nimm Abschied und gesunde! 46
AUSBLICK „Wasserspiel“ – WALA Labor Bad Boll – Fallbeispiel „Ordnungstherapie” Veränderungsprozesse erfordern Tun und Lassen. In seinem Gedicht „Stufen” beschreibt Hermann Hesse das Leben als fortwährenden Prozess und betont, wie wichtig das Loslassen dabei ist. Er besuchte von Februar 1890 bis Juni 1891 die Göppinger Latein- schule. Wegen einer Krise wurde er von Johannes Christoph Blumhardt (Pfarrer im Kurhaus Bad Boll, dem „protestantischen Lourdes”) zur „Ordnungstherapie” (der heutigen„Mind-Body-Medizin” MBM) aufgenommen. Fabel „Mind-Body-Training” Zwei Mäuse, die eine fremdbestimmt (ohne Mind-Body-Training), die andere eigenbestimmt (mit Mind-Body-Training), fallen in der Speise- kammer in einen Sahnetopf. Die fremdbestimmte Maus ergibt sich ihrem Schicksal und ertrinkt. Die eigenbestimmte Maus denkt: Die Lage ist ernst aber nicht hoff- nungslos (Achtsamkeit). Sie checkt die Lage und beginnt mit den Pfoten zu paddeln (Autonomie). Nach einiger Zeit verwandelt sich die Sahne zu Butter. Auf dem Butterklumpen sitzend, ist die „MBM-trainierte” Maus ge- rettet und beginnt genussvoll zu fressen … 47
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