Die JKU - ein zentraler Innovationsknotenpunkt in OÖ - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz

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Die JKU - ein zentraler Innovationsknotenpunkt in OÖ - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz   Ausgabe 2/08

Die JKU – ein zentraler
Innovationsknotenpunkt in OÖ
Die JKU - ein zentraler Innovationsknotenpunkt in OÖ - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
Editorial

        Geschätzte Leserinnen,                                                 Inhalt
        geschätzte Leser!                                                      UNIVATIONEN 2/08

                                                                               Die JKU als zentraler Innovations-
                                                                               knotenpunkt                                             3

                              F    orschung und Lehre - das sind die bei-
                                   den zentralen Aufgaben einer Univer-
                              sität. Beide dürfen nicht unabhängig von-
                                                                               „Wir werden das Lobbying zum
                                                                               Forschungsstandort JKU verstärken“ 4
                              einander betrachtet werden. Die Ergebnisse       Wie wird gefördert, was wird
                              der Forschung sollen die Lehre vorantrei-        umgesetzt                                               6
                              ben und maßgeblich in die Lehre einfließen
                              – Stichwort forschungsgeleitete Lehre. Aber      „Die Erkenntnis, wie schön die
                              auch die Lehre muss die Forschung befruch-       Physik ist…“                                            8
                              ten, Diskussionen mit Studierenden sollen
                              die Forschenden inspirieren und Studierende
                              müssen in die Forschungsprozesse eingebun-
                              den und für die Forschung begeistert werden.
                                                                                    SOWI
                                                                               Gemeinden mit Qualitätszertifikat                   10
                              Im Bereich Wissenschaft und Forschung
                              werden wir den Ausbau der Exzellenz- und         Neues Kommunales
                              Aufbauschwerpunkte an den drei Fakul-            Rechnungswesen                                      11
               o.Univ.Prof.   täten laut Entwicklungsplan forcieren und
     Dr. Richard Hagelauer    verstärkt Maßnahmen zur Karriereförderung
                     Rektor   junger WissenschafterInnen erarbeiten. Als            RE
                              ersten Schritt gibt es von Seiten der Univer-
                              sität ab dem nächsten Wintersemester neue        Pfandregister für mobiles
                              Habilitationsstipendien. Außerdem wird der-      Vermögen                                            13
                              zeit an einer Akzentuierung des Entwick-
                              lungsplanes und einer langfristigen Strategie
                              bis zum Jahr 2020 gearbeitet. Die Grund-
                              lagenforschung nimmt im Forschungskon-
                                                                                    TNF
                              zept der JKU weiterhin die zentrale Position     Wege aus der Kreditkrise                            14
                              ein. Es ist uns besonders wichtig, den For-
                              scherInnen genügend Freiraum und optimale        Oxidationen nach biologischem
                              Arbeitsmöglichkeiten zu gewähren, da dies        Vorbild                                             15
                              häufig zu bahnbrechenden Ergebnissen
                              führt. Ebenso wichtig ist es aber, in einem
                              nächsten Schritt die Ergebnisse der Grund-
                              lagenforschung so für den „Markt“ auf-
                              zubereiten, dass sie einer breiten Öffentlich-
                              keit zu Gute kommen und somit zum Fort-
      Die Forschung           schritt unserer Gesellschaft aber auch zur
             soll die         Erhaltung des Wohlstandes der Bevölkerung
                              unseres Landes beitragen.
       Lehre voran-
        treiben und           Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Le-
                                                                               Impressum
        umgekehrt.            sen der aktuellen Ausgabe der UniVationen!       UNIVATIONEN – Das Forschungsmagazin der
                                                                               Johannes Kepler Universität Linz erscheint
                                                                               vierteljährlich in einer Auflage von 2.000 Stück.
                                                                               Herausgeber: Rektor o.Univ.Prof. Dr. Richard Hagelauer
                                                                               Medieninhaberin (Verlegerin): JKU Linz,
                                                                               Altenberger Straße 69, 4040 Linz, 0732 24 68-9989
                                                                               Redaktion: Mag. Isabella Staska-Finger
                              Ihr Richard Hagelauer                            Gestaltung: COMO GmbH, www.como.at
                              Rektor                                           Druck: Druckerei BTS, Fotos: JKU, Bilderbox

   JKU | UNIVATIONEN 2/08
Die JKU - ein zentraler Innovationsknotenpunkt in OÖ - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
INTERVIEW

DI Günter Rübig

Die JKU als zentraler Innovationsknotenpunkt in OÖ

DI Günter Rübig ist Technologiesprecher der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich und als neues
Mitglied des Universitätsrats der JKU mit dieser eng verbunden. Der Ausbau der Johannes Kepler Universität und
insbesondere der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät steht für ihn ganz oben auf der Prioritätenliste, um
Oberösterreich national und international als Forschungs- und Entwicklungsstandort noch stärker zu profilieren.

UniVationen: „Herr DI Rübig,         UniVationen: „Wie sehen kon-
wenn es nach den Plänen der in       kret die Pläne und Zielset-
Oberösterreich ansässigen Indus-     zungen zum Ausbau aus?“
triebetriebe geht, soll sich Ober-
österreich bis zum Jahr 2020         Rübig: „Einerseits ist es wichtig,
zu einem der führenden For-          dass wir in bestimmten Bereichen –
schungs- und Industriestand-         und zwar besonders in Technik und
orte in Österreich entwickeln.       Naturwissenschaften – mehr Uni-
Welche konkreten Maßnah-             versitäts-Absolventinnen und Ab-
men sind geplant, um dieses Ziel     solventen für die heimische Wirt-
zu erreichen, und welche Rolle
spielt in diesen Plänen die JKU?“
                                     „Eine Weiter-
DI Günter Rübig: „Unser Ziel für
2020 ist, die Ausgaben für For-
                                     entwicklung aller
schung und Entwicklung in Ober-      drei Fakultäten ist
österreich von derzeit 2,5 Prozent   anzustreben.“
des Bruttoregionalprodukts auf
4,5 Prozent zu steigern. Wir stre-   DI Günter Rübig
ben auch an, im European Innova-
tion Scoreboard, bei dem wir von
203 erfassten EU-Regionen derzeit
Platz 92 belegen, unter die Top      schaft zur Verfügung bekommen.       Rübig: „Ich habe den Eindruck,
20 zu kommen. Dafür braucht es
natürlich ein ganzes Bündel an
                                     Hier müssen also Maßnahmen ge-
                                     setzt werden, die vom Kindergarten
                                                                          dass sich die Dynamik an der JKU
                                                                          verstärkt hat und wichtige zukunfts-
                                                                                                                   Zur Person
Maßnahmen, und ein Punkt ist         bis zur Universität für bestimmte    weisende Entscheidungen heute
auf jeden Fall der Ausbau der        Studienrichtungen sensibilisieren.   unkompliziert und schnell getroffen      DI Günter Rübig
Johannes Kepler Universität.“        Andererseits ist es wichtig, kluge   werden, wie etwa das Beispiel der
                                     Köpfe ins Land hereinzuholen und     Kooperation mit Abu Dhabi zeigt.         Rübig, 58, studierte Wirt-
UniVationen: „In Ihrer Funktion      ihnen entsprechende Rahmen-          Das ist sicher sehr zu unterstützen.     schaftsingenieurwesen an der
als Technologiesprecher denken       bedingungen zu bieten. Neue          Eine starke Vernetzung innerhalb         TU Graz und startete seine
Sie beim Ausbau der JKU wahr-        zukunftsweisende Institute, etwa     des Bundeslandes mit den hei-            berufliche Karriere bei BMW
scheinlich vor allem an den          im Bereich der Mechatronik und       mischen Betrieben, wie sie von der       in München. Seit 1986 ist
Ausbau der Technisch-Natur-          der Kunststofftechnologie, sind zu   JKU angestrebt wird, erscheint mir       Rübig Geschäftsführer der
wissenschaftlichen Fakultät?“        schaffen, und dafür muss es - auch   auch im Hinblick darauf sinnvoll,        Rübig GmbH & Co KG in Wels,
                                     bei den zuständigen Ministerien      dass wir in Zeiten der Globalisie-       dem Technologieführer im
Rübig: „Natürlich ist der tech-      und Meinungsbildnern – entspre-      rung nur dann mithalten können,          Bereich der Wärmebehand-
nisch-naturwissenschaftliche Be-     chendes Lobbying auch von unserer    wenn wir nach außen als gemein-          lung von Eisenwerkstoffen.
reich für uns besonders wichtig,     Seite geben.“                        samer starker Partner auftreten.“        Rübig ist u.a. Technologie-
aber die JKU ist im Vergleich mit                                                                                  sprecher der Sparte Industrie
den Universitäten in anderen Bun-    UniVationen: „Wie schätzen Sie       UniVationen: „Vielen Dank für            der Wirtschaftskammer Ober-
desländern insgesamt relativ klein   die Aktivitäten der JKU in den       das Gespräch!“                           österreich und Technologie-
und eine Weiterentwicklung aller     vergangenen Monaten insge-                                                    beauftragter des Landes OÖ.
drei Fakultäten ist anzustreben.“    samt ein?“                           Rübig: „Vielen Dank!“

                                                                                                                 JKU | UNIVATIONEN 2/08            
Die JKU - ein zentraler Innovationsknotenpunkt in OÖ - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
SCHWERPUNKTTHEMA

    Univ.Prof. Dr. Gabriele Kotsis, Vizerektorin für Forschung

    „Wir werden das Lobbying zum Forschungsstandort

    Eines der Ziele von Forschungs-Vizerektorin Univ.Prof. Dr. Gabriele Kotsis ist die stärkere Positionierung der
    JKU als Forschungsstandort. Dafür fehlt es nicht an qualifizierten ForscherInnen, sondern am Lobbying, das die
    Forschungsleistungen der JKU sichtbarer macht – etwa in Form geförderter EU-Projektanträge. Über die For-
    schungsstrategie der JKU spricht Kotsis im Interview mit den UniVationen.

                                                            UniVationen: „Frau Vizerektorin          konkrete Pläne, wie die ver-
                                                            Kotsis, kann man in Zeiten der           stärkt werden soll?“
                                                            Globalisierung, von Clustern
                                                            und Netzwerken als Universität           Kotsis: „Im Bereich der Lehre sind
                                                            alleine überhaupt sinnvoll eine          bereits gute Ansätze da. Im Bereich
                                                            Forschungsstrategie anlegen?“            der Forschung haben wir das Po-
                                                                                                     tenzial sicher noch nicht ganz aus-
                                                            Vizerektorin Kotsis: „Gerade             geschöpft. Hier werden wir mit Ziel-
                                                            in Zeiten der Globalisierung muss        vereinbarungen mit den Fakultäten
                                                            man sich als Universität stark           und Instituten und einem positiven
                                                            machen! Wir müssen einerseits die        Anreizsystem arbeiten.“

                                                            „Wir müssen die Fördermöglichkeiten für
                                                            die Forschung voll ausschöpfen.“
                                                            Univ.Prof. Dr. Gabriele Kotsis

                                                            Themenfelder, in denen wir uns           UniVationen: „Wo sehen Sie
                                                            positionieren      möchten,      stark   die größte Herausforderung im
                                                            kritisch reflektieren: Also neue         Bereich der Forschung in den
                                                            Trends einbringen, stärker die Inter-    nächsten Jahren?“
                                                            disziplinarität betonen, uns inner-
                                                            halb der Themenbereiche vernetzen        Kotsis: „Eine große Herausfor-
                                                            und die ‚Marke JKU’ nach außen           derung ist auf jeden Fall, die JKU
                                                            tragen und dadurch zu einem wich-        insgesamt als Forschungsstandort
                                                            tigen und sichtbaren Knotenpunkt         zu positionieren. Wir haben einzelne
                                                            werden. Andererseits müssen wir          Personen und Arbeitsgebiete, die
                                                            die Fördermöglichkeiten für die          das bereits erreicht haben, aber
                                                            Forschung voll ausschöpfen. Damit        hier wird die Marke JKU noch zu
                                                            soll das Spektrum von der Grund-         wenig mittransportiert. Was auffällt
                                                            lagenforschung bis zur angewand-         ist, dass wir etwa betreffend die
                                                            ten Forschung abgedeckt werden,          Anträge für EU-Projekte sehr gut
                                                            wobei nicht jede und jeder alles         liegen, was die Anzahl der Geneh-
                                                            machen muss. Es ist an der JKU ja        migungen betrifft, und gut sind,
                                                            bereits ein interessanter Mix vorhan-    wenn es darum geht, bestimmte
                                                            den, und den möchten wir weiter-         Anforderungen zu erfüllen. Aber
                                                            führen.“                                 was dann tatsächlich gefördert
                                                                                                     wird – da gibt es einen deutlichen
                                                            UniVationen: „Sie sprechen die           Abfall. Und den Grund dafür sehe
                                                            Interdisziplinarität an: gibt es         ich in einer Lobbying-Lücke.“

    JKU | UNIVATIONEN 2/08
Die JKU - ein zentraler Innovationsknotenpunkt in OÖ - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
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                                                                                                     Xxxxxxxxxxx

JKU verstärken“
  UniVationen: „Wie könnte man
  das Lobbying in dieser Hinsicht
  verstärken?“

  Kotsis: „Wir müssen es schaffen,
  etwa unsere JKU-Wissenschafte-
  rinnen und –Wissenschafter ver-
  stärkt als Gutachter einzubringen.
  Auch die Präsenz in Brüssel muss
  verstärkt werden, aber das Land
  Oberösterreich, die CATT und die
  FFG sind hier ohnehin auf einem
  guten Weg, denke ich. Wichtig ist
  auch, dass wir die Vielfalt der För-
  derinstrumente für die Forschung           „ Wir müssen uns zunehmend öffnen und Stellung beziehen.“
  ausschöpfen. In den Bereichen, wo
                                                                                                                            Univ.Prof. Dr. Gabriele Kotsis
  wir Themenführerschaft erreichen
  möchten, müssen wir verstärkt EU-
  Projekte mit der JKU in der Rolle
  der Koordinatorin beantragen. Hier        Forschungsförderung.      Ermittelte    Abgehobenen; wie kann man               zu machen: wir sind nicht nur an
  sind auch die Institute aufgerufen,       Kennzahlen sollen für die Institute     dem entgegenwirken?“                    großen Projekten mit großen Un-
  aktiv zu sein und Informationen an        sinnvoll und hilfreich sein, etwa                                               ternehmen interessiert, sondern es
  unsere Forschungsadministration           um den Grad der Zielerreichung          Kotsis: „Hier ist sicher ein Um-        gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten
  und mich zurückfließen zu lassen,         zu messen oder zu prüfen, wie           denken bei manchen Wissenschaf-         und Varianten auch für kleinere
  damit wir bestmögliche Unterstüt-         bestimmte Maßnahmen gegriffen           terinnen     und    Wissenschaftern     und mittlere Unternehmen, mit der
  zung geben können.“                       haben. Daher kann es aus meiner         nötig. Vielfach gibt es unter mei-      Universität zu kooperieren.“
                                            Sicht auch nicht ein allgemein gül-     nen Kolleginnen und Kollegen
  UniVationen: „Zur Forschungs-             tiges Kennzahlensystem geben,           noch die Ansicht: ‚Wenn ich ein         UniVationen: „Kooperiert wird
  strategie gehört wohl auch die            sondern es müssen die Ziele der         Thema so bringen kann, dass es die      nicht nur mit Unternehmen,
  Frage der Qualitätssicherung              jeweiligen Institute unter Berück-      Allgemeinheit versteht, wird es da-     sondern auch mit anderen
  in der Forschung. Welche Pläne            sichtigung der gängigen Praxis der      durch automatisch trivial oder po-      Forschungseinrichtungen. Wie
  gibt es hier von Ihrer Seite?“            jeweiligen Scientific Community         pulärwissenschaftlich’. - Das ist ein   sieht es mit der Zusammen-
                                            einfließen.“                            völlig falscher Ansatz. Ich sehe es     arbeit mit internationalen
  Kotsis: „Ich verbinde das Thema                                                   eher als große Kunst, ein schwieriges   exzellenten Unis aus?“
  Qualitätssicherung nicht primär           UniVationen: „Richten wir               Thema verständlich zu machen.
  mit einer Kontrollfunktion, son-          den Blick nach außen: Vielfach          Dass dahinter immer noch der            Kotsis: „In internationalen Koo-
  dern sehe das als Unterstützung           hat universitäre Forschung              gleiche lange, aufwändige For-          perationen möchten wir generell
  für die Institute im Bereich der          immer noch den touch des                schungsprozess steckt, ist selbst-      wegkommen von der Quantität
                                                                                    verständlich. Es muss daher von         hin zu Qualität. Das kann aber nur
                                                                                    der JKU als wertvolle Leistung an-      auf persönlichen Kontakten auf-

       Zur Person                                                                   erkannt werden, wenn jemand
                                                                                    das kann. Initiativen, wie der kürz-
                                                                                                                            bauen, die zum Teil in den Institu-
                                                                                                                            ten sehr gut gepflegt werden. Hier
                                                                                    lich durchgeführte Fame-Lab Wett-       kann das Rektorat strategische
       Univ.Prof. Dr. Gabriele Kotsis                                               bewerb, sind hier ein interessanter     Unterstützung anbieten. Ganz
                                                                                    Ansatz. Und wir müssen uns auch         konkret sind wir auch z.B. in Ge-
       Kotsis, 40, studierte an der Universität Wien Wirtschaftsinformatik und      zunehmend öffnen und zu Fragen          sprächen mit dem Weizmann-Insti-
       habilitierte sich in Informatik. Seit 2002 hat sie an der Johannes Kepler    Stellung beziehen, die gesellschaft-    tut in Israel, einer Top-Forschungs-
       Universität eine Professur für Informatik und ist Vorständin des Instituts   lich wichtig und aktuell relevant       einrichtung, mit der wir natürlich
       für Telekooperation. Seit Oktober 2007 ist Kotsis an der Uni Linz            sind. Die Expertise dazu haben          gerne kooperieren würden.“
       Vizerektorin für Forschung.                                                  wir im Haus, nutzen wir sie! Da-
                                                                                    zu sind auch bewusstseinsbildende       UniVationen: „Vielen Dank für
                                                                                    Maßnahmen wichtig um deutlich           das Gespräch!“

                                                                                                                             JKU | UNIVATIONEN 2/08                
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                                        Was Wissen schafft
    Kurs auf Polymer-
    forschung und
    Kunststofftechnik
                                        Wie wird gefördert, was wird umgesetzt
    Mit dem Ausbau der Kunst-
    stoffindustrie in OÖ wird im
                                        Welche Institute, WissenschafterInnen und Projekte sich heute in der Forschung
    Fachbereich Chemie der JKU          durchsetzen, hängt davon ab, welche Förderinstrumente zur Verfügung stehen und
    ein Schwerpunkt auf das Ge-         wie diese genützt werden. An der JKU soll die Anzahl der Christian-Doppler-Labors
    biet der Polymere gelegt.
                                        gesteigert und die diversen Fördermöglichkeiten voll ausgeschöpft werden.
    Die Umsetzung der entspre-
    chenden Ausbaupläne ist
    derzeit voll im Gang.

    Durch die Berufung von Univ.
    Prof. Dr. Oliver Brüggemann
                                        V     or allem die Forschungs-
                                              administration an der JKU
                                        soll hier eine zentrale Rolle spielen.
    wurde ein neues Institut für        „Um wirklich die Vielfalt an För-
    Chemie der Polymere etabliert.      derinstrumenten ausschöpfen zu
    Weiters laufen derzeit die Ver-     können, möchten wir hier auch
    fahren zur Neubesetzung des         noch mehr auf einzelne Bedürf-
    Instituts für Polymerwissen-        nisse eingehen, Workshops, In-
    schaften und des Instituts für      formationsveranstaltungen         und
    Chemische Technologie Orga-         persönliche Beratung anbieten“,
    nischer Stoffe.                     sagt Forschungs-Vizerektorin Univ.
                                        Prof. Dr. Gabriele Kotsis. Gerade
    Als wesentlich für Großun-          im Bereich der EU-Projekte konn-
    ternehmen und KMUs in Ober-         ten durch gezielte Beratung, auch
    österreich stellte sich auch        in Zusammenarbeit mit CATT, im
    die Weiterentwicklung der           7. Rahmenprogramm bisher gute
    JKU in Richtung Prozess- und        Erfolge erzielt werden. Hervorzu-
    Verfahrenstechnik,     Material-    heben ist hier, dass es an der JKU
    entwicklung und Werkstoff-          keine „non-eligible“ Projekte gibt,
    eigenschaften von Kunststoffen
    heraus. Um auf diese Anfor-
    derungen zu reagieren, wird         „Wichtig ist, auch
    derzeit die Einrichtung von drei    thematisch eine breite
    neuen Instituten gestartet.         Streuung zu erreichen.“
                                        Univ.Prof. Dr. Gabriele Kotsis
    Da zusätzlich auch Aktivi-
    täten des bestehenden Instituts
    für Analytische Chemie in die-      also alle eingereichten Projekte         Ziel, einen der Exzellenzcluster, die   einer    Bewilligungssumme    von
    sen Polymerschwerpunkt ein-         auch zur Begutachtung gelangt            vom Fonds zur Förderung der wis-        knapp über 9 Millionen Euro (von
    gebracht werden, entsteht hier      sind, die „formalen“ Spielregeln         senschaftlichen Forschung, FWF,         insgesamt bewilligten 150 Milli-
    ein hocheffizienter Verbund für     werden also von unseren Wissen-          ausgeschrieben werden, an die JKU       onen FWF Mitteln aus dem auto-
    einschlägige Forschung. Bereits     schafterinnen und Wissenschaftern        zu bekommen. Die Exzellenzcluster       nomen Bereich) im Ranking der
    jetzt laufen erfolgreich Projekte   perfekt beherrscht. Verbesserungs-       sollen die international besten Wis-    österreichischen Universitäten an
    mit Kunststoffunternehmen.          potenzial gibt es sicher noch in         senschafterInnen nach Österreich
                                        Richtung einer Erhöhung der Zahl         bringen und die österreichische
    Zudem werden neben den              der Einreichungen insgesamt so-          Forschung international konkur-
    bestehenden Studien Tech-           wie der Verbesserung des Verhält-        renzfähig erhalten. Hochqualitative       Kontakt
    nische Chemie und Wirt-             nisses von der Zahl der Projekte, die    Forschungsarbeit soll mit einer
    schaftsingenieurwesen-Tech-         als förderwürdig eingestuft werden       ebenso anspruchsvollen Ausbil-            Forschungsadministration
    nische Chemie zwei weitere          („above threshold“) und jenen, die       dungseinheit verbunden werden.            Mag. Bernhard Nussbaumer
    Studiengänge für die Bereiche       tatsächlich gefördert werden.            Gewünscht wird die Etablierung            Tel.: 0732 24 68-3363
    Materialwissenschaften/Kunst-                                                neuer Forschungsgruppen und in-           Mail: bernhard.nussbaumer@
    stofftechnik eingerichtet.          Exzellenzcluster angepeilt               novative „Risikoforschung“. Im Jahr       jku.at
                                        Auf nationaler Ebene ist es großes       2007 lag die JKU beim FWF mit

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                                                                                           Xxxxxxxxxxx

                                         Austrian Grid

                                         Dieses vom BMWF geförderte österreichweite Verbundprojekt mit Schwerpunkt in Linz wird von
                                         der JKU koordiniert. Es verfolgt drei Hauptziele: den Ausbau der nationalen Grid-Forschung, den
                                         Übergang von einer Testbed- zu einer nachhaltigen Grid-Infrastruktur und die Einbindung der
guter 6. Stelle. Erhöht werden soll      Industrie Österreichs, damit diese die Möglichkeiten von Grids erfolgreich nutzen kann.
hier vor allem die Zahl der erfolg-
reichen Einzelprojekteinreichungen.      Austrian Grid beschäftigt sich vor allem mit Grundlagenforschung und Prototypenentwicklung. Im Bereich
                                         Middleware soll bestehende Standardsoftware erweitert werden durch spezielle Module, die zusätzliche Funk-
Zahl der CD-Labors                       tionalität einbringen, - wie Interaktivität, ubiquitärer Zugriff und Visualisierung-, oder die die Nutzung von
verdoppeln                               Grids für spezielle Anwendungsgebiete wie Datenbanken, Supercomputing und Abwicklung von Geschäfts-
Lenken wir den Blick nun mehr in         prozessen vereinfachen. Der Grid beschäftigt sich auch mit den Bereichen Workflow-Entwicklungsumgebung,
Richtung Kooperationen mit der           Fehlersuche und Leistungsanalyse sowie Sicherheit. Es gibt eine Reihe von Anwendungspaketen, von denen in
Wirtschaft. An der JKU gibt es der-      Linz „Numerische Simulationen“ und „Parameteroptimierung für Bioinformatikalgorithmen“ bearbeitet wer-
zeit fünf Christian-Doppler-Labors,      den. In etwa zwei Jahren wird die direkte Förderung durch das Ministerium enden, und die Grid-Forschungs-
alle an der TNF: Surface Optics,         arbeiten sollen dann unter anderem in Form von FWF- und EU-Projekten fortgesetzt werden. Bereits jetzt wird
Automated Software Engineering,          dieser Weg von vielen PartnerInnen erfolgreich beschritten.
Laser-Assisted Diagnostics, Inte-
grated Radar Sensors und Nano-           Ein wesentlicher Aspekt in der zweiten Phase von Austrian Grid ist die Anwendbarkeit im industriellen
skopische Methoden in der Biophy-        Umfeld. Dazu wird ein Entwicklungszentrum mit Hauptstandort in Hagenberg geschaffen, das sich im Laufe
sik. Ihre Zahl soll bis 2012 auf acht    der nächsten Jahre durch Projekte in Kooperation mit industriellen PartnerInnen und in enger Zusammen-
erhöht werden, vielleicht gelingt        arbeit mit dem Austrian-Grid-Forschungsteam zukünftig selbst finanzieren soll.
sogar eine Verdopplung der Zahl
der Labors. „Die CD-Labors sind          Den ForscherInnen und EntwicklerInnen wird eine nachhaltige österreichweite Grid-Infrastruktur zur Ver-
deswegen ein besonders effektives        fügung gestellt, deren Betrieb und Wartung sowie die Beratung der NutzerInnen mehr und mehr von einem
Förderinstrument für die Forschung,      eigenen Servicezentrum unter Leitung des Informationsmanagements an der JKU übernommen werden wird.
weil hier durch die Kooperation
mit Unternehmen Grundlagenfor-
schung und direkt angewandte
Forschung immer Hand in Hand             Smarte Strukturen und Dünne Filme
gehen“, sagt Kotsis.
                                         Zwei Projekte der JKU wurden im Programm Forschungsinfrastruktur IV des Bundesministeriums
Erfolgreiche Kompetenz-                  für Wissenschaft und Forschung genehmigt: Das Projekt „Mechatronik“ und das Projekt „Nano-
zentren                                  analytics Infrastructure“.
Sehr erfolgreich ist die JKU mit ihren
Kompetenzzentren: das Austrian           Letzteres wurde von den Physik-Instituten der JKU eingebracht und konzentriert sich auf fünf Schwer-
Center of Competence in Mecha-           punktthemen, die interdisziplinär angelegt sind: Halbleiternanostrukturen, Nano-Verbundmaterialien und
tronics läuft als K2 Zentrum, von        -Polymere, Nanoteilchen und Cluster, Dünne Filme, Oberflächen und Grenzflächen und Biologisch Funktio-
denen es bisher nur 3 in ganz            nelle Oberflächen und Membranen. Um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu festigen, wird an der JKU
Österreich gibt, gerade an,              nun ein „Zentrum für Oberflächen- und Nanoanalytik“ eingerichtet.
Software Competence Center
Hagenberg, Competence Center             Das Projekt „Mechatronik“ soll neue Impulse für die bestehenden Forschungsaktivitäten im Bereich der
for Wood Composites and Wood             Dynamik Smarter Strukturen und der elektrischen und hydraulischen Antriebe und Aktuatoren geben. Auch
Chemistry und das Industrielle           sollen die vorhandenen Kompetenzen dazu genützt werden, den künftigen Forschungen im Leichtbau und
Kompetenznetzwerk für metall-            bei neuen Materialien ein besonderes mechatronisches Profil zu geben.
urgische und umwelttechnische
Verfahrensentwicklung wurden als
K1 Zentren verlängert.
                                         Forschungsprämie für Unis fix - FWF zahlt Overhead-Kosten
Breite Streuung
„Wichtig ist, dass wir uns auch mit      Die so genannten Overhead-Kosten für FWF-Projekte, deren Bezahlung seit Jahren von den Wissen-
kleineren Vorhaben etwa beim Jubi-       schafterInnen gefordert wird, werden nun rückwirkend mit Dezember 2007 erstattet.
läumsfonds der Nationalbank oder
bei der Wissenschaftsförderung der       Die Zahlungen an die FWF-ProjektteilnehmerInnen werden somit um 20 Prozent aufgestockt. Das gab
Stadt Linz einbringen, um auch the-      Wissenschaftsminister Johannes Hahn am 16. Mai bekannt. Mit dieser „Leistungsprämie“ für Top-Wissen-
matisch eine breitere Streuung zu        schaft soll die Profilbildung an den Universitäten gestärkt werden.
erreichen“, sagt Kotsis.

                                                                                                                     JKU | UNIVATIONEN 2/08               
Die JKU - ein zentraler Innovationsknotenpunkt in OÖ - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
NACHWUCHSWISSENSCHAFTER

    „Die Erkenntnis, wie schön die Physik ist…“

    Nachwuchswissenschafter mit Leidenschaft

    Wer beim Gedanken an Physik automatisch das Bild des kauzigen Wissenschafters vom Typ Einstein vor Augen hat,
    könnte beim Blick auf die NachwuchsforscherInnen an der JKU seine Überraschungen erleben. Denn die heutigen
    viel versprechenden Nachwuchstalente sind in ihrer Freizeit am Bike zu finden und leben Originalität ganz anders
    als die Altvorderen. Wie das Beispiel des mehrfach preisgekrönten Atomphysikers DI Daniel Primetzhofer zeigt.

    E    r hat kein eigenes Büro,
         schwirrt zwischen PC-Arbeits-
    platz und Labor hin und her und
                                            entschieden.“ Eine wissenschaft-
                                            liche Karriere war nicht von vorn-
                                            herein geplant, die Diplomarbeit
                                                                                  der Oberfläche vermessen und ihre
                                                                                  Eigenschaften bestimmen, und
                                                                                  das alles im Nanometerbereich.
                                                                                                                          zuweisen hat, kann man schnell
                                                                                                                          auf dem Abstellgleis landen. Und
                                                                                                                          natürlich macht man sich auch
    verbringt zwischendurch schon           am Institut für Experimentalphysik,   Mit seiner Diplomarbeit konnte          Gedanken darüber, wie es mit dem
    auch mal mehrere Tage damit, „an        Abteilung für Atom- und Oberflä-      Primetzhofer unter anderem zei-         Geldverdienen aussieht.
    den Geräten nur an den Schrauben        chenphysik, hat sich ergeben, „weil   gen, dass die gesamte Kristall-
    zu drehen“. – Primetzhofer ist mo-      mir mein Betreuer einfach sympa-      struktur dafür verantwortlich ist,      Beste Chancen
    bil, und das sowohl im wörtlichen       thisch war“.                          wie viele der Atome geladen von         Leider ist es um das Image der Wis-
    Sinn als auch übertragen auf seine      Primetzhofer arbeitet mit Niedrig-    der Oberfläche zurückkommen             senschaft, und auch das allgemei-
    Art, zu denken. Der leidenschaft-       energieionen. Er schießt geladene     – den Zusammenstoß sozusagen            ne Interesse daran in Österreich,
    liche Sportler – Mountainbiken,         Atome auf eine Oberfläche. Da-        „überleben“. Bisher war man da-         nicht so gut bestellt, das wirkt sich
    Klettern, Marathon – hat zudem          bei verlieren die Atome einen Teil    von ausgegangen, dass das nur           natürlich auch immer auf das Budget
    ein Talent, das manchen seiner          ihrer Energie. Je nachdem, wie              von den direkten Kollisions-      aus“, sagt er. Als PhysikerIn habe
    KollegInnen im wissenschaftlichen       die Oberflächen beschaffen                    partnern abhängt.               man aber beste Chancen sowohl in
    Bereich zu fehlen scheint: er ist       sind, ist die Energie-                                                        der Wirtschaft als auch in der Wis-
    äußerst kommunikativ und weiß           übertragung gering oder                          Wissenschaftliche            senschaft. Allerdings finden nicht
                                                                                             Karriere                     viele SchülerInnen den Weg zum
                                                                                               Derzeit arbeitet Pri-      Physik-Studium. „Da muss man
                                                                                              metzhofer an seiner         auch ehrlich sein: am Anfang ist es
    „Nicht zu schnell die Nerven verlieren.“                                                Dissertation, ob er da-       wirklich hart und eine Begabung
                                                                                           nach seine wissenschaft-       für und Freude an Mathematik
    DI Daniel Primetzhofer
                                                                                            liche Karriere fortsetzen     sollte auf jeden Fall vorhanden sein.
                                                                                                  wird, ist ungewiss:     Aber die Erkenntnis, wie schön die
                                                                                                      „Die Rahmen-        Physik ist, kommt unweigerlich in
    seine Leidenschaft für die Phy-         hoch. Über                                                  bedingungen       den späteren Semestern.“ Darum
    sik so zu vermitteln, dass er dafür     die restliche                                                sind für mich    rät er allen StudienanfängerInnen
    auch Laien begeistern kann. Nicht       Energie, die                                                  schwer ab-      auch: Nicht zu schnell die Nerven
    umsonst hat er heuer den Macke-         die zurück-                                                    zuschät-       verlieren, denn es kommt immer
    Award für die am besten präsen-         kommen-                                                        zen. Wenn      besser. Und auf sein eigenes Leben
    tierte Physik-Diplomarbeit verliehen    den Atome                                                      man län-       umgemünzt bedeutet das: Nicht zu
    bekommen und stieß ins Finale des       haben,                                                         gere Zeit      viel planen und nicht zu viel fest-
    Fame-Lab Wettbewerbs vor.               lässt sich die                                                 keine Re-      legen, sondern die Dinge heran-
                                            Struktur und                                                   sultate vor-   kommen lassen.
    Physik als Basiswissenschaft            die Zusam-
    Seine Leidenschaft für die Phy-         mensetzung
    sik hat sich allerdings mehr zufällig
    ergeben, denn eigentlich hat sich
    der Steyregger als Schüler am BRG                                                                                       Kontakt
    Auhof für alle Naturwissenschaften
    begeistert. „Ich habe mir dann aber                                                                                     DI Daniel Primetzhofer
    gedacht, die Physik ist so etwas                                                                                        Tel.: 0732 24 68-8512
    wie die Basiswissenschaft für alle                                                                                      Mail: daniel.primetzhofer@jku.at
    anderen Richtungen, und darum                                                                                           www.exphys.jku.at/aop
    habe ich mich für dieses Studium

     JKU | UNIVATIONEN 2/08
Die JKU - ein zentraler Innovationsknotenpunkt in OÖ - Das Forschungsmagazin der Johannes Kepler Universität Linz
JKU | UNIVATIONEN 2/08   
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SOWI

                                         Garantiert gesund
     Zur Person
                                         Gemeinden mit Qualitätszertifikat

                                         Mit welcher Qualität wird in meiner Gemeinde die Gesundheit gefördert? – Diese
                                         Frage werden sich bald viele GemeindebürgerInnen in Oberösterreich beantworten
                                         können. Von der JKU miterarbeitete Qualitätskriterien werden gerade getestet und
                                         2010 allen interessierten Gemeinden zur Verfügung gestellt.
     Dr. Reli Mechtler
     Institut für Pflege- und Gesund-

                                         B
     heitssystemforschung, IPG,
                                              ereits vor fünf Jahren wurde in    litätszertifikat  erhalten,   muss    entsprechend den Bedürfnissen
     Abteilung für Gesundheitssys-
     temforschung                             Oberösterreich das selbst ge-      sie u.a. für die Themenbereiche       der Gemeinden adaptiert und allen
                                         steckte Ziel erreicht, dass zumindest   Ernährung, Bewegung und Psy-          interessierten Gemeinden zugäng-
                                         jede zweite Gemeinde sich als „Ge-      chosoziale Gesundheit Vorträge,       lich gemacht werden.
     Forschungsschwerpunkte:             sunde Gemeinde“ definieren sollte.      Seminare oder Workshops anbie-
     Die Schwerpunkte des Instituts                                              ten. Zusätzlich sollen die Gemein-    Programmplanung
     liegen unter anderem auf der        Systematische Gesundheits-              debürgerInnen etwa durch Bewe-        erleichtert
     Entwicklung und Anwendung           förderung                               gungsprogramme,        Arbeitsgrup-   „Die Rückmeldungen der beteilig-
     von Indikatoren nach wissen-        Um die kommunale Gesundheits-           pen, Kochkurse aktiviert werden.      ten Gemeinden sind bis jetzt sehr
     schaftlich anerkannten Kriterien,   förderung systematisch voranzu-         Auch die Abteilung Gesundheit         gut“, sagt Dr. Reli Mechtler vom
     auf der Evaluierung von Gesund-     treiben und nachvollziehbare Maß-       des Landes Oberösterreich bietet      IPG, „weil die Vorgaben ihnen
     heitsprogrammen und auf der         nahmen setzen zu können, soll das       bereits viele Programme von           vielfach die Programmplanung
     Anwendung und Entwicklung           System der „Gesunden Gemein-            der „Gesunden Küche“ bis zum          zur Gesundheitsförderung erleich-
     von Methoden zur Überprüfung        de“ nun weiter entwickelt wer-          Stammtisch für pflegende An-          tern.“ Derzeit wird noch an einer
     der Datenqualität.                  den: das Institut für Pflege- und       gehörige, die durch die Gemein-       Gewichtung der einzelnen mög-
                                         Gesundheitssystemforschung, IPG,        den übernommen werden sollen.         lichen Maßnahmen getüftelt. Fest
                                         hat mit der Abteilung Gesundheit        Dazu gibt es von Gesundheits-         steht, dass das Qualitätszertifikat
                                         vom Land Oberösterreich und der         tagen über Fitness-Parcours bis       nur jene Gemeinden erhalten, die
                                         Ärztekammer Qualitätskriterien er-      zu rauchfreien Räumen diverse         innerhalb von drei Jahren eine be-
                                         arbeitet, an Hand deren die             Maßnahmen, die eingeführt oder        stimmte Punktezahl erreicht haben.
     Kontakt                             Gemeinden strukturiert und ganz         regelmäßig abgehalten werden          Die GemeindebürgerInnen ha-
                                         gezielt Maßnahmen zur Förderung         sollen.                               ben dann zumindest die Garantie,
     Dr. Reli Mechtler                   der Gesundheit ihrer BürgerInnen                                              in einer qualitätsorientierten Ge-
     Tel.: 0732 24 68-9389               auswählen können.                       Pilotphase läuft                      meinde zu leben. Wie weit sie das
     Mail: reli.mechtler@jku.at                                                  Der Kriterienkatalog wird derzeit     gebotene Angebot tatsächlich an-
     www.ipg.uni-linz.ac.at              Qualifiziertes Angebot                  in 17 Gemeinden getestet, nach        nehmen, ist freilich ihnen selbst
                                         Möchte eine Gemeinde ein Qua-           Abschluss der Pilotphase soll er      überlassen.

                                         Das Angebot in den Gemeinden reicht von Entspannungtechniken bis zu Bewegungsübungen.

     Einreichung
     Die Einreichung zum Qualitäts-
     zertifikat kann grundsätzlich
     jede „gesunde Gemeinde“ nach
     dreijähriger Beteiligung am
     Netzwerk tätigen. Das Land OÖ
     gewährt dafür eine finanzielle
     Unterstützung. Das Qualitäts-
     zertifikat gibt es derzeit nur in
     OÖ, andere Bundesländer haben
     bereits Interesse bekundet.

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                                                                                                                              SOWI

Gemeindevermögen? – Unbekannt!
                                                                                                                          Zur Person
Neues kommunales Rechnungswesen

Das in Österreichs Gemeinden praktizierte öffentliche Rechnungswesen weist schwere
Defizite auf, die in der Wissenschaft wohl bekannt sind, gegen deren Ausmerzung
bisher aber nichts geschah. An der JKU wurde nun dargelegt, welche Abhängigkeiten
es bei der Erarbeitung eines Neuen kommunalen Rechnungswesens zu beachten gilt.
                                                                                                                          Ing. Mag. Barbara Lehner
                                                                                                                          Institut für Betriebswirtschafts-

D
                                                                                                                          lehre der Gemeinwirtschaft-
      as seit den Nachkriegsjah-
                                                                                                                          lichen Unternehmen
      ren in Österreich praktizierte,
auf der Kameralistik basierende
öffentliche Rechnungswesen weist                                                                                          Forschungsschwerpunkte:
eine sehr einseitige Verrechnung                                                                                             Öffentliches Rechnungs-
auf und liefert wenige Informa-                                                                                              wesen
tionen, die für eine Steuerung                                                                                               Public Management
wichtig wären.                                                                                                               Performance Management

Enges juristisches Korsett
Für ihre Budgetplanung ziehen die
Gemeinden lediglich die geplanten
Ausgaben und Einnahmen heran,
Personalrückstellungen       werden
überhaupt nicht berücksichtigt
und das Gemeindevermögen ist
größtenteils nicht erhoben. Vor-
gegeben ist diese Art des Rech-         Wie muss kommunales Rechnungswesen gestaltet sein, um einer                       Kontakt
nungswesens primär durch die            wirkungsorientierten Verwaltungsführung zu entsprechen?
Voranschlags- und Rechnungsab-                                                                                            Ing. Mag. Barbara Lehner
schlussverordnung (VRV), die die       selbe Basis gelten, um Vergleich-       können“, sagt Lehner. Die Beur-            Tel.: 0732 24 68-9506
Kommunen in ein relativ enges          barkeit zu ermöglichen. Das Neue        teilung der Gesamt-Vermögens-,             Mail: barbara.lehner@jku.at
juristisches Korsett presst.           kommunale Rechnungswesen müs-           Finanz- und Ertragslage unserer            www.ibgu.uni-linz.ac.at
                                       se neben der Finanzrechnung auch        Gemeinden ist auch aufgrund der
Vermögenserfassung nötig               eine Bestands- und Ergebnisrech-        verstärkten Ausgliederungstätig-
„Unser öffentliches Rechnungswe-       nung sowie eine Kosten- und Leis-       keit der letzten Jahre unmöglich
sen ist intransparent, wenig effek-    tungsrechnung umfassen, damit           geworden.
tiv, wenig effizient, und es belastet  zumindest Aussagen über die
künftige Generationen massiv“,         Wirtschaftlichkeit der Leistungser-     Steuerung unmöglich                        Pilotprojekt
sagt Ing. Mag. Barbara Lehner,         stellung getroffen werden können.       Das öffentliche Rechnungswe-
Assistentin am Institut für Betriebs-  Dafür ist auch eine vollständige        sen, wie es derzeit ausgestaltet ist,      In Deutschland wurde der
wirtschaftslehre der Gemeinwirt-       Vermögensrechnung nötig, die es         stellt auch für die Politik keine adä-     Reformprozess Mitte der 90-er
schaftlichen Un-                                          derzeit in Öster-    quaten steuerungsrelevanten Infor-         Jahre mit einigen Pilotgemein-
ternehmen, die                                            reich nicht gibt.    mationen bereit, weil nicht erhoben        den begonnen. 1996 wurde die
für ihre Diplom-
                        „Intransparent,                   „ D i e Ve r m ö -   wird, welche Auswirkungen mit den          erste Eröffnungsbilanz gelegt,
arbeit auch den
                        wenig effektiv,                   genserfassung        eingesetzten Mitteln für die Bürger-       2015 wird das kamerale Rech-
Reformprozess
                        wenig effizient.“                 und -bewertung       Innen einhergehen. „Vertreter un-          nungswesen mehrheitlich ein
in Deutschland          Ing. Mag. Barbara Lehner          ist aber unbe-       serer Städte und Gemeinden müss-           Relikt der Vergangenheit sein.
unter die Lupe                                            dingt nötig,         ten den Reformprozess initiieren“,         Nach den ersten Umstellungen
genommen und                                              um dem proto-        sagt Lehner, und gemeinsam mit             wurde das neue System als
Gestaltungsempfehlungen für das        kollierten Schuldenstand ein ent-       PolitikerInnen, WissenschafterInnen,       „wirtschaftlicher und schneller“
kommunale Rechnungswesen in            sprechendes Vermögen gegenüber          PraktikerInnen und den Erfahrungs-         beurteilt, die betroffenen Mitar-
Österreich erarbeitet hat. Aus ihrer   stellen und den tatsächlichen Res-      werten aus Deutschland ein moder-          beiterInnen seien motivierter.
Sicht sollte für alle Gemeinden die-   sourcenverbrauch ermitteln zu           nes Rechnungswesen einführen.

                                                                                                                         JKU | UNIVATIONEN 2/08               11
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RE

Muss ich meine Bagger registrieren lassen?
                                                                                                                       Zur Person
Pfandregister für mobiles Vermögen

                                                                                                                                                      Foto: Manfred Dall
Bewegliches Vermögen ist in Österreich (mit wenigen Ausnahmen) bisher in keinem
Register erfasst und damit de facto oftmals einer Verpfändung entzogen. Geht es
nach dem Regierungsprogramm, soll noch in dieser Legislaturperiode ein Pfand-
register eingeführt werden um die Verpfändung beweglicher Sachen zu erleichtern.
                                                                                                                       Univ.Prof. Dr.
                                                                                                                       Meinhard Lukas
                                                                                                                       Institut für Zivilrecht, Abteilung

W         elche weit reichenden
          Konsequenzen die Einfüh-
rung eines solchen Registers auch
                                        sich aber Liegenschaften eindeutig
                                        individualisieren lassen, ist dies
                                        bei beweglichen Sachen ungleich
                                                                              Risken aufgezeigt. Nun ist es Sache
                                                                              des Justizministeriums und des
                                                                              Parlaments, auch unter ökono-
                                                                                                                       für Grundlagenforschung

auf andere Rechtsbereiche hätte,        schwieriger. Ein Pfandregister kann   mischen Gesichtspunkten zu ent-
hat eine Arbeitsgruppe mit Univ.        daher – anders als das Grundbuch      scheiden, ob die Einführung eines
Prof. Dr. Meinhard Lukas vom Ins-       – nicht nach den erfassten Sachen,    Pfandregisters Sinn macht. Oder
titut für Zivilrecht der JKU in einem   sondern nur nach den Sicherungs-      anders gesagt: Bringt dieses Regis-
Gesetzesentwurf für das Bundes-         geberInnen gegliedert werden.         ter so viel, dass der Regelungsauf-
ministerium für Justiz ausgelotet.                                            wand dafür steht?“                       Kontakt
                                        Weit reichende
Auswirkungen                            Konsequenzen                          International etabliert                  Univ.Prof. Dr. Meinhard Lukas
„Den Zivilrechtsbereich muss man        Sollte das Pfandregister Realität     International geht der Trend jeden-      Tel.: 0732 24 68-8464
sich wie ein Uhrwerk mit vielen         werden, hätte das weit reichende      falls dahin, solche „Mobiliar-           Mail: meinhard.lukas@jku.at
Zahnrädern vorstellen“, sagt Lukas.     Konsequenzen für das System des       Pfandregister“ zu etablieren, in         www.zivilrecht.jku.at/
„Wenn an einem Zahnrad ge-              Allgemeinen Bürgerlichen Gesetz-      immer mehr Staaten (z. B. USA,           mitarbeiter.html#
dreht wird, hat das Auswirkungen        buchs. Beispielhaft erwähnt seien     Kanada, Tschechien und Ungarn)           grundlagenforschung
auf das ganze System.“ Deshalb          hier nur der Eigentumsvorbehalt       gibt es sie bereits. Die Commissi-
sieht Lukas es als wichtige Auf-        (der Verkäufer behält das Eigentum    on on International Trade Law der
gabe seiner Abteilung für Grund-        bis zur Zahlung) oder Leasingge-      Vereinten Nationen (UNCITRAL)
lagenforschung am Institut für          schäfte mit Finanzierungsfunktion.    hat zu diesem Thema jüngst einen
Zivilrecht, Auswirkungen möglicher      Da wie dort drängt sich die Frage     Empfehlungskatalog („Legislative         Begutachtung
Gesetzesänderungen aufzuzeigen          nach der Reichweite des Pfand-        Guide“) für nationale Gesetzgeber
und Entscheidungsgrundlagen für         registers auf. „Durch die Register-   herausgegeben. Lukas war hier als        Der von Lukas im Team erar-
die Politik zu schaffen.                einführung würde die Regelungs-       Delegierter Österreichs beteiligt        beitete Gesetzesentwurf für
                                        dichte auf jeden Fall größer“, sagt   und auch im ExpertInnenkomitee           das Pfandregister liegt nun zur
Sicherungsrechte begründen              Lukas. „Wir haben daher nicht nur     des Sekretariats, das den UN-            Begutachtung im Bundesminis-
Das geplante Pfandregister soll es      Lösungswege sondern auch deren        Entwurf vorbereitet hat.                terium für Justiz. Dort wird ein
ermöglichen,        Sicherungsrechte                                                                                   Ministerialentwurf erarbeitet,
an beweglichen Vermögen durch                                                                                          der einer generellen Begutach-
bloße Eintragung zu begründen.                                                                                         tung unterzogen wird. Danach
Während dafür nach geltendem                                                                                           erfolgt die Regierungsvorlage.
Recht die Übergabe der betrof-
fenen Gegenstände an den Gläu-
biger erforderlich ist („Faustpfand-
prinzip“), würde das Registerpfand-
recht eine Weiterbenutzung der
verpfändeten Gegenstände durch
den Schuldner erlauben. Potenzielle
                                                                                                                    „Bringt dieses
Gläubiger könnten durch eine Ein-                                                                                   Register so viel,
sicht in das Register erfahren, in-                                                                                 dass der Rege-
wieweit das bewegliche Vermö-                                                                                       lungsaufwand
gen einer Person verpfändet ist.
Insofern kann das Grundbuch durch-
                                                                                                                    dafür steht?“
aus als Vorbild dienen. Während                                                                                     Univ.Prof. Dr. Meinhard Lukas

                                                                                                                     JKU | UNIVATIONEN 2/08                                13
TNF

                                        FinanzmathematikerInnen berechnen Kreditrisiko
     Zur Person
                                        Wege aus der Kreditkrise

                                        Die Kreditkrise hält die Finanzmärkte in Atem. Diese Krise hat bestätigt, was Finanzma-
                                        thematikerInnen bereits vorausgesagt haben: die verwendeten Modelle zur Bewertung
                                        von Kreditrisiko sind zu ungenau. Die FinanzmathematikerInnen der JKU arbeiten nun
                                        mit einem neuen Modell, das genauere Resultate zur Kreditrisikobewertung bringt.
     Univ.Ass. Dr.
     Gunther Leobacher

                                        S
     Institut für Finanzmathematik
                                             o genannte „special purpose        Univ.Ass. Dr. Gunther Leobacher       Dazu werden Techniken etwa aus
                                             vehicles“ – Firmen, die Kredit-    vom Institut für Finanzmathema-       der stochastischen Optimierung
                                        forderungen an- und verkaufen –         tik an der JKU hat nun eine Be-       kombiniert, um die Parameter des
     „Wir berechnen                     gruppieren Wertpapiere in meh-          wertungsmethode entwickelt, die       Modells schnell und zuverlässig
     möglichst viele                    rere Tranchen, die auf bestimmte        eine Korrelation für das gesamte      aus den Marktdaten zu schätzen.

     Szenarien, um                      KäuferInnen-Zielgruppen abge-
                                        stimmt sind und unterschiedlich
                                                                                Modell liefert, und zwar innerhalb
                                                                                weniger Minuten und nicht – wie       Weitere Verfeinerung
     genaue Resul-                      hohes Risiko aufweisen. So kaufen       bei alternativen Methoden – inner-    In einer ersten Projektphase wur-
     tate zur Kredit-                   etwa      Pensionsversicherungsan-      halb von mehreren Stunden.            de dieses Modell im Auftrag von
     risikiobewertung                   stalten hoch eingestufte Tranchen,      Der von Leobacher entwickelte         Uniqa Alternative Investments er-
                                        die möglichst wenig riskant, dafür      Algorithmus verwendet quasi-          folgreich dazu herangezogen, die
     zu bekommen.“                      aber teurer sind. SpekulantInnen        Monte Carlo Methoden: da-             Korrelation in bestimmten Port-
     Univ.Ass. Dr. Gunther              kaufen niedrigere Tranchen, die         bei werden Simulationen durch-        folios zu berechnen. In der zweiten
     Leobacher                          günstiger zu haben sind, aber           geführt, in denen nicht rein          Projektphase sollen die Algorithmen
                                        höheres Risiko beinhalten.              zufällige Szenarien betrachtet        und die ihnen zugrunde liegenden
                                                                                werden, sondern solche, die mög-      Modelle weiter verfeinert und noch
                                        Korrelation entscheidet                 lichst gleichmäßig über alle denk-    besser an die Bedürfnisse der Praxis
                                        Eine entscheidende Rolle für die        baren Szenarien verteilt sind.        angepasst werden.
     Kontakt                            Höhe des Risikos spielt die Kor-
                                        relation zwischen den Krediten
     Univ.Ass. Dr.                      innerhalb der Gruppe von Wert-
     Gunther Leobacher                  papieren. Sind in einem Port-
     Tel.: 0732 24 68-9183              folio etwa ausschließlich Airlines
     Mail: gunther.leobacher@jku.at     vertreten, so sind diese Kredite
     www.finanz.jku.at                  durch den Ölpreis korreliert.
                                        Steigt der Ölpreis, ist die Wahr-
                                        scheinlichkeit, dass in der Folge
                                        mehrere Airlines als Rückzahle-
                                        rinnen der Kredite ausfallen, relativ
     CDO                                groß. Das Risiko steigt damit auch
                                        in den obersten Tranchen über-
     Das von Leobacher entwickelte      proportional an, weil der Ausfall
     Modell dient zur besseren Be-      von ganzen Clustern damit wahr-
     wertung von collateralized debt    scheinlicher wird. Das Schätzen
     obligations (CDOs). Die CDOs       der Korrelation aus den Markt-
     verkaufen Pools von Kreditfor-     daten ist somit die Grundlage für
     derungen an „special purpose       die Bewertung der Tranchen.
                                                                                  Die Grafik zeigt, wie weit die Modellpreise von den Marktpreisen ab-
     vehicles“, das sind Firmen, die
                                                                                  weichen, abhängig vom mittleren Ausfallsrisiko und der Korrelation.
     extra zu diesem Zweck gegrün-      Neue Bewertungsmethode
                                                                                  Die Modellpreise werden mit Simulation berechnet. Die Störungen
     det werden. Diese Firmen geben     Die klassischen Modelle schätzen
                                                                                  werden minimiert, indem möglichst viele Szenarien gerechnet
     Wertpapiere in verschiedenen,      diese Korrelation aber nicht, son-        werden. Könnte man für jeden Punkt eine genaue Berechung machen,
     auf Zielgruppen zugeschnittenen,   dern sie schätzen nur eine Korrela-       wäre das Ergebnis in der Illustration eine glatte Fläche. Durch die
     Tranchen aus.                      tion pro Tranche anstelle der Kor-        Simulation entsteht aber ein „Rauschen“.
                                        relation des gesamten Pools.

14     JKU | UNIVATIONEN 2/08
TNF

Technische Photokatalyse:
                                                                                                                      Zur Person
Oxidationen nach biologischem Vorbild

Durch die Nutzung von Luftbestandteilen als Reagenzien können nachhaltige Ver-
fahren in die Industrie gebracht werden. Bisher war das nur in der Natur selbst
möglich. ChemikerInnen an der JKU haben jetzt einen Katalysator entwickelt, der
Benzol direkt zu Phenol oxidieren kann, ohne dabei Abfallprodukte zu hinterlassen.

                                                                                                                      Univ.Prof. Dr. Günther Knör

D
                                                                                                                      Institut für Anorganische Chemie
       er schonende Umgang mit                                               Metall-Sauerstoff-Untereinheiten
       Energie, Umwelt und Res-                                              als eigentliche Reaktionszentren
sourcen hat sich zu einem zentra-                                            besitzen. Der Katalysator, der in        Knör ist seit Juli 2006 Vorstand
len Thema der chemischen Grund-                                              Pulverform vorliegt, wird nun in         des Instituts für Anorganische
lagenforschung entwickelt. Viele                                             kleinsten Mengen bei Raumtempe-          Chemie an der JKU. Seine
praktisch unbegrenzt verfügbare                                              ratur in sauerstoffhaltigem Wasser       Forschungsschwerpunkte
natürliche Rohstoffe, wie beispiels-                                         mit den zu oxidierenden Stoffen          liegen im Bereich der Photo-
weise die Luftbestandteile Stick-                                            gemischt. Durch Bestrahlung mit          chemie, der Koordinations-
stoff, Kohlendioxid oder Sauerstoff,                                         Licht wird der Luftsauerstoff akti-      chemie und der (Bio)anorgani-
müssen allerdings zunächst durch                                             viert und kann selektiv auf andere       schen Katalyse. Dabei werden
geeignete Verfahren aktiviert wer-                                           Moleküle übertragen werden. Mit          insbesondere interdisziplinäre
den, um überhaupt als Synthese-                                              dem nun am Institut entwickel-           Fragestellungen lichtabhäng-
bausteine für industrielle Prozesse                                          ten Katalysator wird ein einzelnes       iger Prozesse bearbeitet.
in Frage zu kommen. Die Entwick-                                             Sauerstoffatom direkt in eine CH-
lung von geeigneten Katalysatoren                                            Bindung von Benzol eingebaut,
spielt in diesem Zusammenhang                                                das damit in Phenol umgewandelt
eine ganz entscheidende Rolle.                                               wird. Bisher waren für diese Um-         Kontakt
                                                                             wandlung fünf Zwischenschritte –
Sauerstoffradikale                                                           bei hohem Druck und hohen Tem-           Univ. Prof. Dr. Günther Knör
Ohne die Katalysatorwirkung stellt                                           peraturen – nötig, mit dem Kataly-       Tel.: 0732 24 68-8800
sich bei der Verwendung von Sauer-                                           sator funktioniert es auf direktem       Mail: guenther.knoer@jku.at
stoff als Reagenz zudem vor allem      Der Luftsauerstoff wird durch die     Weg und ohne Nebenprodukte.              www.anorganik.jku.at
das Problem, dass dieser in akti-      Bestrahlung mit Licht aktiviert
vierter Form zu vielen uner-           und kann selektiv auf andere Mo-      Kunststoffe für CDs
wünschten Nebenreaktionen führen       leküle übertragen werden              Benzol gehört neben Olefinen zu
kann. Werden unkontrolliert aggres-                                          den bedeutendsten Primärpro-             Bridge-Projekt
sive Sauerstoffradikale gebildet,      der Katalysator mit der Zeit durch    dukten der Petrochemie. Die Um-
so kommt es sehr rasch zu Abbau-       oxidativen Stress abnützen sollte,    wandlung von Benzol in Phenol            Die hier vorgestellte Strategie
reaktionen der eingesetzten Materi-    haben wir einen Heilungsmechanis-     durch Übertragung eines Sauer-           zur Oxidationskatalyse wird der-
alien. In lebenden Systemen können     mus eingebaut. So repariert er sich   stoff-Atoms stellt die erste Stufe in    zeit am Institut für Anorganische
auf diesem Weg Entzündungen und        chemisch sozusagen immer wieder       der Veredelung dieser Grundche-          Chemie in einer von der Borea-
Krankheiten entstehen.                 von selbst und bleibt dadurch sehr    mikalie auf dem Weg zu Farbstof-         lis Polyolefine GmbH geförder-
                                       lange aktiv.“ Zum Einsatz kommt       fen, Synthesefasern und Polymeren        ten Diplomarbeit untersucht.
Keine Abfallprodukte                   eine Kombination aus anorga-          dar. Durch Umsetzung von Phenol          Im Rahmen eines beantragten
Dass diese Probleme prinzipiell be-    nischen Halbleiter-Nanopartikeln      mit einem weiteren Bestandteil der       FFG Bridge-Projekts zum Thema
hoben werden können, zeigt aller-      und sogenannten Polyoxometallat-      Luft, dem „Treibhausgas“ Kohlen-         “Smart Self-Repairing Photoca-
dings die Natur selbst. „Wir haben     Clustern, die an der Oberfläche       dioxid, lassen sich mit Hilfe geeig-     talyst Systems“ sollen JKU-Wis-
uns hier die enzymatischen Oxi-                                              neter Katalysatoren auch direkt die      senschafterInnen weitere 3 Jahre
dationsreaktionen als Vorbild ge-                                            Vorstufen von Medikamenten wie           an der Entwicklung und Anwen-
nommen und betreiben sozusagen                                               Aspirin gewinnen, oder biologisch        dung von biomimetischen Kata-
                                       „Wir betreiben
Bionik auf molekularer Ebene“,                                               abbaubare Polycarbonate her-             lysatoren auf der Basis von
                                       Bionik auf moleku-
sagt Univ.Prof. Dr. Günther Knör                                             stellen, Kunststoffe, die beispiels-     photoreaktiven anorganischen
                                       larer Ebene.“
vom Institut für Anorganische                                                weise zur Herstellung von CDs und        Verbindungen arbeiten.
Chemie. „Für den Fall, dass sich       Univ.Prof. Dr. Günther Knör           DVDs verwendet werden. 

                                                                                                                     JKU | UNIVATIONEN 2/08               15
JKU AKTUELL

                                                    TNF
        RE
                                                Hoher internationaler Award für
                                                Professor Buchberger

                                                M       it dem „Paris Kanellakis Theory and Practice Award“ der Asso-
                                                        ciation for Computing Machinery wurde o.Univ.Prof. Dr. Bruno
                                                Buchberger vom Institut für Symbolisches Rechnen Mitte Mai in New York              o.Univ.Prof. Dr. Bruno
                                                ausgezeichnet. Der Preis wird für die praktische Anwendung wissenschaft-            Buchberger
                                                licher Ergebnisse vergeben und wurde bislang an 26 InformatikerInnen –              Institut für Symbolisches Rechnen
                                                darunter WissenschafterInnen vom MIT, Stanford, Berkeley, Harvard und
     Univ.Prof. Dr. Ferdinand                   nur zwei EuropäerInnen – verliehen.
     Kerschner
     Instituts für Umweltrecht

                                                    TNF
     Leitfaden für
     wissenschaftliche                          Neues JKU Mitglied der AdW
     Arbeitstechnik

     In seiner 5. Auflage ist kürz-
     lich DAS Standardwerk zum
     korrekten wissenschaftlichen
                                                                                   U     niv.Prof. Dr. Gerhard Widmer vom
                                                                                         Institut für Computational Perception
                                                                                   wurde zum Mitglied der „Jungen Kurie“
     Arbeiten für JuristInnen er-                                                  der Österreichischen Akademie der Wis-
     schienen: „Wissenschaftliche                                                  senschaften gewählt. Widmer arbeitet             Univ.Prof. Dr. Gerhard
     Arbeitstechnik und Methoden-                                                  unter anderem an neuen Interfaces zu             Widmer
     lehre für Juristen - Leitfaden                                                Musikplayern, die eine eigene musikalische       Institut für Computational
     für juristische Seminar- und                                                  „Intelligenz“ besitzen.                          Perception
     Diplom-, Master- und Bakka-
     laureatsarbeiten, Dissertationen
     und wissenschaftliche Artikel“,                TNF
     verfasst von Univ.Prof. Dr.
     Ferdinand Kerschner, Vorstand              Elise Richter-Habilitandinnen
     des Instituts für Umweltrecht                                                                                                      OÖ Lange Nacht
     an der Johannes Kepler Uni-                                                                                                        der Forschung
     veristät und designierter Senats-
     vorsitzender der JKU, und Mag.
     Dr. Rainer Weiß. Damit sollen
                                                Z   wei der vier vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen
                                                    Forschung ausgeschriebenen Elise Richter-Stellen gingen an Wissen-
                                                schafterinnen der JKU: Dr. Elif Arici-Bogner vom Institut für Physikalische
                                                                                                                                        Am 26. September 2008 wer-
                                                                                                                                        den die Bildungseinrichtungen
     auch Plagiate und andere un-               Chemie und Dr. Elena Resmerita vom Johann Radon Institute for Computa-                  in OÖ ihre Pforten im Rahmen
     wissenschaftliche     Methoden             tional and Applied Mathematics (RICAM) der Akademie der Wissenschaften                  von Oberösterreichs Langer
     verhindert werden.                         an der JKU. Die Habilitationsstellen sollen hervorragend qualifizierte Wis-             Nacht der Forschung von
                                                senschafterinnen in ihrer Karriereentwicklung unterstützen.                             19.00 bis 24.00 Uhr öffnen.
                                                                                                                                        Auf Initiative des Landes Ober-
      Österreichische Post AG. Info.Mail Entgelt bezahlt – Bei Adressänderung bitte um Mitteilung an: bernadette.weinreich@jku.at
                                                                                                                                        österreich werden die Johan-
                                                                                                                                        nes Kepler Universität Linz, die
                                                                                                                                        Kunstuniversität Linz, die Ka-
                                                                                                                                        tholisch-Theologische Hoch-
                                                                                                                                        schule, die Anton Bruckner
                                                                                                                                        Privatuniversität, die Fach-
                                                                                                                                        hochschulen und die Techno-
                                                                                                                                        logie- und Marketinggesell-
                                                                                                                                        schaft ihre ForscherInnen und
                                                                                                                                        Forschungsleistungen präsen-
                                                                                                                                        tieren. Mehr Infos unter:
                                                                                                                                        www.unimarketing.jku.at

16     JKU | UNIVATIONEN 2/08
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