Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro
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EDITORIAL ich hatte nie gedacht, dass es nach dem Ringen um den Brexit, nach den transatlantischen Animositäten rund um Präsident Donald Trump und zuletzt der weltweiten Corona- Pandemie noch schlimmer kommen könnte. Mit Russlands Angriff auf die Ukraine ist aber das Allerschlimmste eingetre- ten: Krieg in Europa. Dieser Krieg betrifft uns alle. Er zerstört Leben. Er zerstört Ordnung. Er zerstört Wohlstand. Und er zerstört Zukunft. Es gilt nun unsere Werte zu verteidigen. Dazu müssen wir stark sein. Und das können wir, indem wir jetzt unsere Arbeit tun – Politik, Unternehmen, Mitarbeiter, Gesellschaft, alle miteinander und Hand in Hand. Machen wir uns nichts vor: Wir stehen vor einer immensen Kraftanstrengung. Das wird kein Sprint, sondern vermutlich ein langer Dauerlauf. Aber wir haben einen großen Vorteil: Wir wissen, wofür es sich lohnt, stark zu sein. Mit dem vorliegenden Magazin wollen wir Ihnen keine heile Welt vorspielen – angesichts der schlimmen, sich geradezu stündlich ändernden Nachrichtenlage ginge das auch gar nicht. Wir haben uns entschieden, auch das herauszustellen, was uns ausmacht: Mit der Autorin Rita Falk, die mit ihren Eberhofer-Krimis ein Millionen-Publikum erreicht, richten wir im Titelinterview ab Seite 14 einen liebevollen Blick auf Bayern und das Leben in der Provinz. Wir machen uns an- hand einer faszinierenden Kooperation im Südosten Bayerns Gedanken um eine Zukunft, in der Wasserstoff viele Energie- probleme löst (Seite 28). Und wir beleuchten, wie auch im Landwirtschaftsland Bayern eine Zukunft aussehen könnte, in der Fleisch durch Ersatzprodukte abgelöst wird (S. 20). Bleiben Sie stark und gesund! BERTRAM BROSSARDT, Herausgeber
INHALT 6PORTRÄT 14 INTERVIEW 20 LEBENSMITTEL Kaffee und mehr Niederkaltenkirchen Forschen für die Dinzler hat aus einer Kaffeerösterei kann überall sein Fleisch-Revolution eine Marke gemacht und am Irschen- Rita Falk, Autorin der beliebten Noch ist die künstliche berg eine wunderbare Gastronomie Eberhofer-Krimis, verrät, wie sie auf Herstellung von Steaks, Burger geschaffen. Für Feste wird das Lager ihre Geschichten kommt, warum und Co. sehr teuer, aber geräumt. Provinz etwas Positives ist und Möglichkeiten für die Massen- warum der Erfolg auch mit der produktion im Labor werden Sehnsucht nach Heimat und Gebor- auch in Deutschland fleißig genheit zu tun hat. getestet. Foto: Aleph Farms
INHALT MACH(T)RAUM12 LIFESTYLE36 IMPRESSUM EINE FRAGE NOCH ... 38 vbw Unternehmermagazin 02/2022 HERAUSGEBER vbw – Vereinigung der 24 28 Bayerischen Wirtschaft e. V. VR 15888 Amtsgericht München Hauptgeschäftsführer: Bertram Brossardt Max-Joseph-Str. 5, 80333 München Büro des Herausgebers: Andreas Ebersperger E-Mail: unternehmermagazin@vbw-bayern.de HERAUSGEBERBEIRAT Bertram Brossardt BILDUNG MOBILITÄT Holger Busch Anna Engel-Köhler Michael Forster Klaus Lindner Thomas Schmid Maßgeschneiderte Ein Real-Labor Dr. Peter J. Thelen Walter Vogg Qualifizierung für nachhaltigen GESAMTKOORDINATION Dr. Peter J. Thelen Berufliche Fortbildungszentren der Schwerverkehr Tel.: 089-551 78-333, E-Mail: peter.thelen@vbw-bayern.de Bayerischen Wirtschaft schulen CHEFREDAKTEUR Das Next Mobility Accelerator Alexander Kain (V.i.S.d.P.) Spezialisten für die Anforderungen Consortium bringt Wasserstoff- REDAKTION: Sandra Hatz der Industrie 4.0. AUTOREN: Alexander Kain, Sandra Hatz, Lkws auf die Straße, baut Lisa Plank, Katia Meyer-Tien, Christiane Habrich-Böcker Tankstellen und ein Netz für GRAFIK: Silvia Niedermeier Service und Dienstleistungen. KORRESPONDENTENBÜROS Die Transporter werden an D – 10117 Berlin, Charlottenstraße 35/36, Dr. Peter J. Thelen Partner vermietet. B – 1000 Brüssel, Rue Marie de Bourgogne 58, Volker Pitts-Thurm USA – 10174 New York, The Chrysler Building, 405 Lexington Ave, 37th Fl., Christoph Kolle VERLAG vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft Projektgesellschaft mbH HRB 106556 Amtsgericht München Geschäftsführer: Klaus Kornitzer KOOPERATIONSPARTNER · GESAMTABWICKLUNG · ANZEIGEN Reiner Fürst, PNP Sales GmbH Medienstraße 5, 94036 Passau Tel.: 0851-802-237, Fax: 0851-802-772 Anzeigentechnik E-Mail: josef.feucht@vgp.de TITELFOTO: Astrid Schmidhuber DRUCK PASSAVIA Druckservice GmbH & Co. KG Medienstraße 5b 94036 Passau Tel.: 0851-966 180-0 Das vbw Unternehmermagazin erscheint sechsmal im Jahr mit einer Auflage von 70.000 Exemplaren. ISSN 1866-4989 Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Für die Zusendung unverlangter Manuskripte oder Bilder wird keine Gewähr übernommen. www.vbw-bayern.de
PORTRÄT Dinzler ist ein Familienunternehmen, das eine traditionelle Rösterei zur Fotos: Dinzler bekannten Marke aufgebaut hat. Aber das ist noch nicht alles. 6
PORTRÄT GENUSS Kaffee und Leben Bei DINZLER AM IRSCHENBERG dreht sich vieles um die Bohne und vieles um Genuss – Das Familienunternehmen hat den Namen zu einer bekannten Marke gemacht – Café und Restaurant an der Autobahn nahe Rosenheim sind ein Anziehungspunkt für die Region und darüber hinaus In der Gemeinde Irschenberg zieht Die Idee, die Türen der Kaffeerösterei terei, sondern für die ganze Familie ein Ort seine Gäste fast magisch an. zu öffnen und einen Ort zum Verwei- Richter. Nicht nur Einheimische verbringen len zu erschaffen, stammt vom Vor- Seit der Übernahme ist das Unterneh- dort Zeit – Ausflugsgäste kommen standsvorsitzenden Franz Richter. men stetig gewachsen, trotzdem hat ganz gezielt, um hier zu verweilen: in Seine Familie und er kauften die 1950 die Kaffeerösterei ihren familiären der Dinzler Kaffeerösterei. gegründete Kaffeerösterei im Jahr Charakter behalten. Das liegt nicht Hier an der A 8 trinken Gäste an der 1998 von Franz Richters langjähri- nur daran, dass nach und nach fast Bar Espresso, lassen den Tag bei ei- gem Freund und Geschäftspartner die ganze Familie Richter in das nem langgezogenen Frühstück ver- Klaus Dinzler. Als dieser ankündigte, Unternehmen eingestiegen ist – „je- streichen oder gehen abends mit die damals in Bischofswiesen gelege- der, der schon arbeiten darf, arbeitet Freunden essen oder ein Glas Wein ne Kaffeerösterei zu verkaufen, bot bei uns“, scherzt die Tochter Katrin genießen. Das Herzstück von Dinzler die Familie Richter an, das Unterneh- Richter –, sondern auch an der Art ist die offene Kaffeerösterei, in der men zu erwerben – und versprach, und Weise, wie das Unternehmen ge- Besucher beobachten, wie Kaffeeboh- sowohl den Namen als auch die da- leitet wird. „Morgens frühstücken wir nen geröstet, gemahlen und verpackt maligen Mitarbeiter zu übernehmen. mit unseren Mitarbeitern und nach werden. Dieses Konzept macht das Damit begann ein neues Kapitel. der Schicht sitzen sie oft noch zusam- Unternehmen einzigartig. Nicht nur für die Dinzler Kaffeerös- men und trinken gemeinsam ein Bier. 7
PORTRÄT Aber auch sonst liegt uns das Wohl unserer Leute am Herzen“, sagt Franz Richter. Im Mittelpunkt steht das Wohlerge- hen des Unternehmens – für den ei- genen Erfolg, aber auch, um den Mit- arbeitern einen sicheren Arbeitsplatz bieten zu können. Um das möglich zu machen, entwickelt sich die Dinzler Kaffeerösterei von Jahr zu Jahr weiter. „VIELE HABEN UNS FÜR VERRÜCKT GEHALTEN“ „Bevor wir die Firma gekauft haben, wurde der Kaffee immer hinter ge- schlossenen Türen geröstet. Aber die Leute interessieren sich dafür, was wir hier tun. Deshalb wollten wir die Prozesse sichtbar machen“, erzählt „Wir wollten die Prozesse sichtbar machen.“ In der Franz Richter. Kaffeerösterei können Besu- In der kleinen Rösterei in Bischofs- cher sehen, wie die Bohnen ver- wiesen war das nur schwer umsetz- arbeitet werden. Teamarbeit ist bar, also suchte die Familie Richter der Familie besonders wichtig. nach einer neuen Heimat für das Un- Neben Schauräumen und Shop ternehmen. „Wir fanden einen ehe- gibt es auch Platz für Schulun- maligen Steinmetzbetrieb in Rosen- gen. Für Veranstaltungen wird heim. Das war der ideale Ort für uns“, bei Bedarf das Lager geräumt. sagt Franz Richter. „Naja, du dachtest, das sei der ideale Ort. Alle anderen haben uns für verrückt gehalten“, korrigiert ihn seine Tochter Katrin Richter und lacht. Doch Franz Richter behielt recht. Sie verlagerten die Kaffeerösterei nach Rosenheim und eröffneten dort ein Café. Seitdem können die Gäste be- obachten, wie der Kaffee geröstet und gemahlen wird, und ihn gleich da- nach frisch zubereitet genießen. Dieses Konzept, kombiniert mit der Atmosphäre im ehemaligen Stein- metzbetrieb, sorgte dafür, dass Dinzler immer bekannter wurde. „Die Leute haben bei uns gegessen und getrunken, haben sich angese- hen, wie der Kaffee hergestellt wird, und haben Kaffeebohnen gekauft. Und dann sind sie nach Hause gegan- gen und haben zu ihren Freunden ge- 8
PORTRÄT Die Gastronomie am Irschenberg nutzen Durchreisende genauso wie Einheimische und Gäste, die Dinzler gezielt anfahren. sagt: ‚Das musst du dir ansehen.‘ Im Unternehmensleitung und der Mitar- Konzept, trotzdem wagten wir uns Grunde war das gelebtes Marketing“, beiter. „Am Anfang hat meine Frau mit der Gastronomie auf neues Ter- sagt Katrin Richter. die Kuchen für das Café noch zu Hau- rain. Dafür mussten wir sehr oft an Der Erfolg der Kaffeerösterei basiert se gebacken“, erzählt Franz Richter. unsere Belastungsgrenze und darüber jedoch nicht nur auf einer geschickten „Das war für uns alle ein Kultur- hinaus gehen“, erinnert er sich. Marketingstrategie, sondern auch auf schock. Meine Frau war bis dahin Heute werden die Kuchen nicht mehr der hohen Leistungsbereitschaft und Hausfrau und ich habe gutes Geld in in der privaten Küche gebacken, son- dem Durchhaltevermögen seitens der der Schweiz verdient. Wir hatten ein dern in der eigenen Konditorei. „Am Anzeige Umweltbewusst. Verantwortungsvoll. Nachhaltig. Bei der PASSAVIA werden Druckaufträge umweltbewusst abgewickelt und dadurch ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Die Einhaltung der FSC® und PEFC™-Standards wird durch jährliche Audits überprüft und gewährleistet. Des Weiteren bieten wir unseren Kunden neben der Verwendung nachhaltiger Papiere und Bio-Farben die Möglichkeit, Projekte durch eine CO2-Kompensation klimaneutral zu produzieren. Mehr über diese und weitere Maßnahmen: www.passavia.de/nachhaltigkeit.html
PORTRÄT Was aussieht wie ein Familienfoto ist in Wahrheit die Geschäftsleitung der DINZLER Kaffeerösterei: Thomas Steinke (v.l.), Katrin Richter, Florian Unterleitner, Isolde Richter, Franz Richter, Rolf Fischer, Heike Richter und Matthias Richter. ersten Tag machten wir im Café 80 für ein Outlet an Marc O’Polo ver- Bürgermeister hat mir das Grund- Mark Umsatz. Das war super, damit mietet“, führt Katrin Richter weiter stück gezeigt – damals war hier ja konnten wir den Kaffeeröster bezah- aus. „Wir fragen uns immer wieder, noch gar nichts – und ich habe ihm len und es konnte weitergehen.“ Im was wir als Nächstes machen können. per Handschlag zugesagt, es zu kau- Jahr 2019 lag der Jahresumsatz bei Wir ruhen uns nicht auf unserem Er- fen“, erzählt er. 42 Millionen Euro. Die Pandemie be- folg aus, wir bleiben nicht einfach ste- Die Firma Dinzler baute eine Kaffee scherte dem Unternehmen zwar hohe hen.“ Das haben sie und ihre Familie rösterei und Gasträume, eine Küche, Umsatzeinbußen, existenzbedrohend vor allem beim Umzug des Unterneh- eine Konditorei, ein Lager und waren diese jedoch nicht. „Wir haben mens an den Irschenberg bewiesen. Räumlichkeiten für Schulungen. So- immer noch schwarze Zahlen ge- „Die Räumlichkeiten in Rosenheim gar ein kleines Kino gibt es, um dort schrieben“, so Franz Richter. waren nur gemietet“, stellt Franz einen Film über die Geschichte des Obwohl die Pandemie die Gastrono- Richter klar. Das Mietverhältnis sorg- Kaffees zu zeigen. mie hart getroffen hat, hat der Ge- te für Unsicherheit, schließlich wuss- Und: „Unser Lager ist so konzipiert, dass dort auch Veranstaltungen statt- finden können. Deshalb hängt an der Decke eine Discokugel“, sagt Franz Wandlungsfähigkeit birgt Wachstumspotenzial Richter. „Wenn ein Fest geplant ist, müssen wir nur bei der Produktion rechtzeitig ankündigen, dass das schäftsgeist der Familie Richter das te die Familie nie, ob und zu welchen Lager leer sein muss“, erklärt Katrin Unternehmen vor dem Schlimmsten Konditionen der Mietvertrag verlän- Richter. bewahrt. „Wir wollen keine Hilfsgel- gert werden würde. Sie entschied Dinzler will seine Wandlungsfähig- der, wir wollen einfach nur unsere sich, in der Gemeinde Irschenberg keit auch weiter nutzen und sein Arbeit machen und unseren Betrieb ein eigenes Gebäude zu bauen – denn Wachstumspotenzial ausschöpfen. am Laufen halten“, erklärt Franz „Marke braucht Heimat“, unter- „Wir stellen uns natürlich auch die Richter. An Ideen, den Betrieb wei- streicht Franz Richter. Frage, wie wir in Zukunft weiterma- terzuführen, mangelt es dabei nicht. Die Gemeinde Irschenberg stellte sich chen wollen. Unsere Liste an Ideen ist „Als wir das Café nicht öffnen durf- als Glücksgriff heraus. „Hier waren lang und eine davon ist es, ein Hotel ten, haben wir die Räumlichkeiten wir von Anfang an willkommen. Der zu eröffnen“, sagt Katrin Richter. 10
Buch Verlag Farbe Herausgeber Magazine Lektor Broschüre Druck Urheberrecht Akquise Cellophanierung Autor Schriftmuster Tageszeitung Hardcover Papier Klammerheftung Bildband Fotos Workflow 2022 Nr. 1 | 2021 MAGAZIN FÜR GESUNDHEIT UND LEBEN Landkreis Passau Gesundheitseinrichtungen Ur 984,21 km2 Wissen Wald Tanne Erfolg Sankt Oswald Niederbayern Rachel Geo regional reine Luft informatik Mauth Spiegelau Patent Europa Neuschönau Erholung Riedlhütte Sportlich Mess-, Steuer- Regeltechnik Eppenschlag Tiefer Forschung grün Philippsreut klangvoll Mit offen Systemik Brauchtum Leidenschaft National erfolgreich denken elektromagnetisch erfinderisch Hohenau Schöfweg Innernzell Lebensqualität Haidmühle Grainet 78.300 Herz Hoch- geblickt. Hinter Grafenau Lusen Wald Schönberg Ilz schmiding qualitativ global Technologie Netz Ringelai Medizin- naturnah informatik Zenting Mut werk Saldenburg Naturschutz Bionik Zukunft Perlesreut Freyung Erfinder geist Röhrnbach Neues aus den Tradition Thurmansbang Fürsteneck Navigation Stolz Neureichenau Jandelsbrunn aufstrebend Waldkirchen freundlich Embedded Systems Ideen Landkreiskliniken im Herzen Europas PNP Sales GmbH Medienstraße 5 94036 Passau Tel. 0851/802-594 www.pnp.de
Mach(t)Raum Fotos: Astrid Schmidhuber Lautsprecher: Moderne Kommunikations technik unterstützt die Topmanagerin bei ihrem durchgetakteten Arbeitstag. Laptop: Ihr Büro hat die Handy-Kette: BSH-Chefin immer Passende Wahl: Die Wirkung von Rot ist dabei. repräsentativ, kompromisslos und energie- geladen und passt zu Kriwets Charakter. 12
Information Anzeige CARLA KRIWET ist viel unterwegs. Denn die Chefin von Europas größtem HAUSGERÄTE für Sie in Bestform HERSTELLER BSH (mit Marken wie Bosch, Siemens, Gaggenau und Neff) mit Sitz in München ist davon überzeugt, dass die besten Inspirationen, Innovationen und Trends am Küchentisch der Konsumenten zu finden sind. Darum sucht sie den persönlichen Austausch e www.vbw-bayern.d Schutzgebühr 6,– Euro mit Konsumenten und fährt auch mit Service- Technikern mit, hört zu und setzt um. Ein per- fektes Zusammenspiel der Prinzipien von „Market Pull“ und „Technology Push“. Eines der Ergebnisse ist BlueMovement, das BSH-Start-up, das neue und wiederaufbereitete Hausgeräte ver- mietet, inklusive Full-Service und Wartung. Das bedient nicht nur die Kundenbedürfnisse nach erschwinglichen Geräten, sondern auch den zu- nehmenden Wunsch nach Nachhaltigkeit. „Der beinhaltet für die Konsumenten nicht nur Ener- gieeffizienz, sondern zudem eine funktionieren- de Kreislaufwirtschaft“, sagt die Topmanagerin. Interview : Markus 020621 www.vbw-bayern.d e Schutzgebühr 6,– Euro Die Produktentwicklung ist zudem von Vernet- Duesmann 1 zung und Digitalisierung geprägt. Das wird beim selbstlernenden Geschirrspüler deutlich. „Als erster Geschirrspüler auf dem Markt holt er nach getaner Arbeit Feedback ein: War das Geschirr trocken genug? Die Gläser glänzend? Passte die Dauer? Auf Basis der Antworten verändert er verschiedenste Parameter so lange, bis seine Be- sitzerinnen und Besitzer mit dem Ergebnis Berufliche Lieblingslektüre: Das britische glücklich sind“, erklärt Kriwet. Und: Natürlich Wochenmagazin könnte das Gerät bei technischen Problemen per Interview : „The Economist“ Fernwartung repariert werden. Dennoch inves- 020 1 Angelique tiert die BSH-Chefin in den Service vor Ort bei Renkhoff-Mücke den Konsumenten. „Wir haben die größte Ser- 22 1 viceorganisation der Branche. Ein funktionieren- der und zugleich empathischer Service ist essen- ziell für die Konsumentenbindung“, betont die Das vbw Unternehmermagazin ist die Premium- ehemalige Entwicklungshelferin, die seit 2020 Publikation für Menschen aus der bayerischen die Geschicke der Bosch-Tochter lenkt. Wirtschaft und Politik. Das sind Unternehmer, Die angezogene Nachfrage unter anderem von Führungskräfte in den Betrieben, politische Mei- Küchengeräten aus dem Hause BSH zeigt, dass nungsbildner, Entscheider aus den Verbänden sowie Multiplikatoren gesellschaftlich relevanter Gruppen. das Unternehmen mit Kriwets Strategie gut fährt. „Bei den Küchenprodukten ist das auch der Be- Wir wollen Ihnen mit dem vbw Unternehmer- liebtheit von Kochshows geschuldet und zum Teil magazin alle zwei Monate nutzwertorientierte der Pandemie, die die Menschen während des Inhalte geben, darunter Best-Practice-Beispiele aus bayerischen Unternehmen, Wirtschaftspolitik, Lockdowns zum Kochen brachte“, sagt sie. Doch Recht, Soziales, Forschung und Technik, Bildung man darf sicher sein, Kriwet wird b eweisen, dass und Lifestyle. auch unter „normalen Bedingungen“ Produkte der BSH in immer mehr Haushalten einziehen. Wenn Sie auch zu diesem Leserkreis gehören wollen, bestellen Sie ein kostenloses Abonnement. Senden Doch bei allem Erfolg wird Kriwet weiterhin viel Sie uns einfach eine kurze E-Mail mit Ihren Adress- unterwegs sein und damit auch immer wieder am daten an unternehmermagazin@vbw-bayern.de Küchentisch der Konsumenten sitzen. Ihre personenbezogenen Daten werden ausschließlich für die Zusendung des vbw Unternehmermagazins verarbeitet. Informationen zum Datenschutz gem. Art. 13, 14 13 DS-GVO finden Sie unter www.vbw-bayern.de/01dsv
INTERVIEW „Niederbayern, Polizei und möglichst schräg“ Die Autorin RITA FALK erreicht mit ihren weiß-blauen Provinz-Krimis rund um den lässigen Polizisten FRANZ EBERHOFER ein Millionenpublikum – Leser, Kinobesucher und Fernsehzuschauer sind begeistert von den Vorgängen im fiktiven Niederkaltenkirchen. Dass am Beginn der Erfolgsserie ein klassisches Existenzgründer-Darlehen stand, wissen die wenigsten. Im Interview mit dem vbw Unternehmermagazin erklärt die Autorin, warum Heimat etwas Besonderes und Provinz kein Schimpfwort ist Wann, wo und wie genau wurde als würdig, aufgehoben zu werden. Das Grundgerüst für den ersten Ro- Ihre Kult-Figur, der Provinz-Poli- Darum habe ich mir immer, wenn ich man ist schnell gestanden: Er sollte zist Franz Eberhofer ersonnen? wieder eine ganz besondere Ge- eine Familie haben, aber keine eigene, Als Autorin habe ich zuerst einmal schichte gehört habe, Notizen ge- sondern eine, die eher ein bisserl überlegt: Wo kenne ich mich wirklich macht. Das begann bestimmt schon nervt. Der Rest war jetzt keine Pla- gut aus? Das war zum einen Nieder- zehn Jahre bevor ich den Franz Eber- nung wie am Reißbrett, sondern eher bayern, das mir recht vertraut war, hofer geboren habe. ein Prozess. Nur ganz wenige Eck- weil ich zu dem Zeitpunkt schon 40 pfeiler standen fest, alles andere ist Jahre dort gelebt habe. Und es war die Und wie kam er dann in die spontan während des Schreibens ent- bayerische Polizei, weil mein Mann Welt? standen. 30 Jahre lang Polizist war. Bei den Mein erstes Buch war der „Hannes“. Weihnachtsfeiern und Sommerfesten, Doch das Buch wurde von den Verla- Der Eberhofer ist ja – und da wo sich die Kollegen gegenseitig ihre gen abgelehnt – zu schwere Kost für schließt sich sofort der Kreis zur Highlights aus dem dienstlichen All- ein Debüt, hieß es. Da ist bei mir ein bayerischen Wirtschaft – per tag erzählt haben, habe ich so viele bisserl der Trotz hochgekommen: Existenzgründer-Zuschuss ent- Geschichten gehört, bei denen ich Wenn ihr nichts Ernstes von mir ha- standen. Wie kam das? mir gedacht habe: Das wäre wirklich ben wollt, habe ich mir gedacht, dann 2008 bin ich als Bürokauffrau arbeits- schade, wenn die mal verloren gehen. bekommt ihr jetzt etwas Lustiges. Das los geworden. Ich war todunglück- Denn wenn diese Generation mal war, wenn man so will, die Geburts- lich, habe mir dann aber gesagt: Dich weg ist, dann weiß das kein Mensch stunde vom Franz Eberhofer: Nieder- wird niemand aus dieser Situation mehr. Ich empfand diese Geschichten bayern, Polizei und möglichst schräg. befreien – außer du selbst. Also habe 15
INTERVIEW ich die Zeit, die ich nicht mehr in der lebe hier mitten in Niederkaltenkir- Wie erklären Sie sich dieses Arbeit war, genutzt, um das zu tun, chen und der Flötzinger, der ist mein deutschlandweite, ja sogar über was ich immer schon gerne tat: Nachbar.“ (lacht) Ich bin überzeugt: Deutschland hinausreichende In- schreiben. Als Vollzeit-Berufstätige Niederkaltenkirchen kann überall teresse an der bayerischen Pro- und Mutter von Kindern hatte ich sein, auch in England oder in Italien. vinz? nur die Zeit für Kurzgeschichten. Und auch solche Menschen, wie ich Vor vierzehn Jahren, als ich angefan- Plötzlich waren jeden Tag acht Stun- sie beschreibe, gibt es überall. Aber gen habe, war die Globalisierung für den übrig, die ich zum Schreiben klar ist: Mein Niederkaltenkirchen, viele Menschen schon ein großes The- nutzen konnte. Parallel dazu habe ich auch wenn es fiktiv ist, liegt in der ma. Viele haben festgestellt, dass sie mich arbeitslos gemeldet – und hatte Nähe von Landshut. Dort kenne ich irgendwie keine Heimat mehr haben – das Glück, auf einen ganz hervorra- weil sie zwar irgendwo auf dem Land genden Mitarbeiter bei der Agentur groß geworden sind, dort im Kinder- für Arbeit zu stoßen, der mich darauf garten, in der Schule und im Fußball- hingewiesen hat, dass Autor ein ver- verein waren, aber dann zum Arbeiten nünftiger Beruf sei, für den man ei- „Viele Menschen sehnen in eine große Stadt oder sogar ins nen Existenzgründer-Zuschuss bean- sich zunehmend wieder Ausland gezogen sind. So etwas reißt tragen könne. die Menschen aus ihrer Heimat heraus nach Heimat und nach und erzeugt Sehnsucht nach einem Existenzgründung geglückt. Geborgenheit“ Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen. Das kann man wohl sagen! Ich höre das oft von meinen Lesern, dass sie sich in meinen Texten wie da- Wo ist Niederkaltenkirchen, der heim fühlen, dass sie die Bücher nicht Ort, den Sie beschreiben? nur lesen, sondern regelrecht erleben. Ich habe lange Zeit gedacht, das ist in die Leute, die ticken so ähnlich wie in Niederbayern. Aber meine Leser ha- den Büchern – auch wenn ich das Gelingt das auch deshalb so gut, ben mich eines Besseren belehrt. Ich natürlich überzeichne. Der Franz weil es sich speziell um die baye- bekomme viele Zuschriften, und ein Eberhofer ist wahnsinnig politisch rische Provinz handelt? Mann, der in einem kleinen Ort in unkorrekt, aber man muss das mit ei- Es könnte sein, dass das das Tüpferl der Nähe von Hamburg lebt, hat mir nem Augenzwinkern lesen. Ich will auf dem i ist. Die Leute machen ja geschrieben: „Liebe Frau Falk, ich da niemandem auf den Schlips treten. auch gerne in Bayern Urlaub. Aber 16
INTERVIEW ich glaube, dass es in erster Linie Ich glaube, es gibt zwei Spezies von dass irgendwelche Großstädter dazu- daran liegt, dass die Menschen ange- Menschen: Die einen wollen aufs kommen. Die sind sich selbst genug sichts des ganzen Wahnsinns um sie Land, weil sie Freiheit wollen: ein La- und mit sich im Reinen, die fühlen herum, angesichts der zunehmenden gerfeuer im Garten machen, ausreiten sich wohl an ihrem Stammtisch, mit Geschwindigkeit und der steigenden von der Haustüre weg, mit den Hun- ihrem Fußballverein und in ihrer Komplexität von allem Sehnsucht den in den Gummistiefeln laufen. Die kleinen politischen Welt. Der Kosmos nach einem sicheren Hafen haben. andere Spezies sind die, die einfach funktioniert ganz gut aus sich selbst Viele Menschen sehnen sich zuneh- die Treppe runterlaufen wollen und heraus – da braucht es nicht zwin- mend wieder nach Heimat und nach sofort in der Szene sind, wo man ei- gend einen Input von außen. Aber ich Geborgenheit. nen schönen Aperol Spritz trinken habe auch die Erfahrung gemacht, kann, wo die Oper um die Ecke ist dass die Leute, die von außen kom- Demnach ist Provinz für Sie ein und das Museum. Zwischen diesen men, nicht generell abgelehnt werden positiv besetzter Begriff? beiden Lebensentwürfen gibt es nicht – sie müssen sich halt einfügen. Wer Definitiv, Provinz ist für mich etwas viel. Aktuell, meine ich, gibt es wieder mit ausgefahrenen Ellbogen an- Positives. eine Stadtflucht: Die Leute wollen kommt, der kann sich in der Provinz wieder aufs Land. Der Provinz selbst ziemlich schwer verletzen. Die Provinz- beziehungsweise Regionalkrimis boomen ja schon seit einiger Zeit. Ist das nur eine neue Sehnsucht nach Provinz, nach Regionalem, wie Sie es „Wer mit ausgefahrenen Ellbogen ankommt, der kann eben beschrieben haben? Oder sich in der Provinz ziemlich schwer verletzen“ ist es mehr, sogar ein neues Selbstbewusstsein der Provinz und des ländlichen Raums? Oder geht es einfach darum, dass man anhand der Provinz gedanklich ist es wurscht, ob sie gemocht wird Sie sind in Niederbayern bei Klischees ausleben kann, weil eh oder nicht. Die Leute, die immer Landshut aufgewachsen, leben niemand so recht weiß, was Pro- schon in der Provinz gelebt haben, heute in einem ehemaligen vinz eigentlich sein soll? sind nicht besonders scharf darauf, Schulhaus im Allgäu und haben 17
INTERVIEW eine Wohnung in München. Was Lästerei. Aber ich kann gut darüber fragt. Und er hat gesagt: „Den schenk' bedeutet Heimat für Sie? hinwegsehen. Erstens, weil ich ja ich dir!“ Ich bin momentan ein bisserl heimat- auch das Gegenteil höre. Und zwei- los – auf der Suche nach neuen Häfen tens, weil man es nie allen recht ma- Ein paar Bayern-Speisen wären und nach neuer Erde für meine Wur- chen kann – das hat nicht einmal der noch offen: Der Rettich, also zeln. Ich habe vor anderthalb Jahren liebe Gott geschafft. „Radi“. Der Presssack und die meinen Mann verloren. Das alte Sülze. Und vielleicht auch mal Schulhaus im Allgäu war unser ge- Vom „Mia san mia …“ fühlen vie- ein Getränk? Ein Obstler, eine meinsames Zuhause, wir haben es ge- le sich doch aber regelrecht pro- Goaßmaß oder ein Bocksbeutel? meinsam renoviert, es war unser ge- voziert. Juckt es Sie bei solchen Titel- Bausteinen in den Fingern? Ich habe schon eine ganze Liste mit möglichen Titeln gemacht. Aber der Bocksbeutel, der ist fränkisch – das „Foppen – ohne dass da etwas Böses, Arglistiges oder geht in Niederkaltenkirchen nur noch Hinterfotziges dabei wäre. Ich finde das charmant“ ganz schlecht (lacht). Demnach steht eine kulinarische Tour in andere Gefilde eher nicht an? Etwas mit Krabben, Trüffeln meinsames Projekt. Es ist jetzt keine Ja, aber unser „Mia san mia“ darf oder Weinbergschnecken? Idylle mehr – ich fühle mich dort man doch nicht ernst nehmen. Da ist Ich habe meinem Agenten zuliebe nicht mehr wohl, kann mich dort doch immer auch ein Augenzwinkern mal eine Kurzgeschichte geschrieben nicht mehr aufhalten. Die Wohnung dabei. Das ist ein Foppen – ohne dass – es ging um eine Anthologie all sei- in München ist eine Zwischenstation da etwas Böses, Arglistiges oder Hin- ner Autoren. Das Thema wurde mir – auch, weil München nicht ganz terfotziges dabei wäre. Ich finde das vorgegeben: Der Franz Eberhofer mein Ding ist. Ich bin und bleibe halt charmant. musste nach Gelsenkirchen. Dann ein Land-Ei, weshalb ich mich gerade bin ich drei Tage nach Gelsenkirchen neu orientiere. Woher stammen eigentlich die gefahren. Zum Recherchieren. Das wirklich köstlichen, kulinarischen war schon die Hölle. Und dann habe Aber Sie bleiben in Bayern? Titel? Auf „Winterkartoffelknö- ich mich mit diesem Text herumge- Ja, selbstverständlich. Ich kann nicht del“ und „Leberkäsjunkie“, quält, so lange, da hätte ich ein ganzes raus aus Bayern. Ich bin sehr gerne „Dampfnudelblues“ und „Kaiser- Buch schreiben können. Das war unterwegs, bin auch gerne im Aus- schmarrndrama“, „Guglhupfge- wirklich schlimm, für den Franz land – aber nur als Touristin. schwader“ und „Rehragoutren- Eberhofer und für mich. Ich glaub', dezvous“ muss man auch der Franz bleibt auch in Zukunft da- Ein Autor ist immer auch ein erstmal kommen … heim. Beobachter. Was stört den Angefangen hat es mit „Winterkartof- Beobachter in Ihnen an Bayern? felknödel“, weil da jemand so blass Wie genau darf man sich das vor- Was müsste anders sein, anders wie ein Winterkartoffelknödel wird. stellen, wenn Sie ein neues Buch werden? Eigentlich war das nur der Arbeitsti- schreiben? Woher kommt die Mich persönlich stört gar nichts an tel, aber der Verlag war sofort begeis- Idee? Wie machen Sie aus einer Bayern. Ich liebe dieses Land und tert. Und dann haben wir versucht, in Idee eine Handlung und aus einer seine Ecken. Ich empfinde es als Pri- dieser Schiene zu bleiben, was uns Handlung ein Buch? vileg, hier wohnen und leben zu dür- gut geglückt ist. Ich habe alle Titel Ein ganz grober Plot mit ein paar fen. Aber ich kenne auch Menschen, selbst erfunden – bis auf den letzten: Eckpfeilern steht am Anfang: Wer die mit Bayern und den Bayern so Das „Rehragoutrendezvous“ ist mir stirbt? Was ist das Motiv? Welche Tat- gar nichts anfangen können. Dieses geschenkt worden von Castro Dokyi waffe? Wer sind die Verdächtigen? leicht despektierliche „Ihr da un- Affum, der in den Filmen den Fuß- Das ist der Krimi. Der zweite Strang ten…“, das man in vielen Regionen ballgott Buengo spielt. Der ist mal zu ist, was sich in der Familie entwickelt: in Norddeutschland zu hören be- mir gekommen und hat gesagt: „Rita, Was macht die Susi? Was macht die kommt, und die Unterstellung, wir ich hätte einen tollen neuen Titel Oma? Was macht der Flötzinger? hätten „eh am liebsten den Kini zu- für dich: Rehragoutrendezvous“. Manchmal muss ich dann noch ein rück“, das empfinde ich schon als „Schenkst mir den?“, habe ich ihn ge- paar andere Sachen berücksichtigen. 18
INTERVIEW Einmal ist die Hundetrainerin von der Eberhofer-Filmreihe. Gibt es macht die Filme, der Audioverlag Joker, der den Hund Ludwig gespielt für Autoren eigentlich so etwas macht die Hörbücher. Wir mögen hat, zu mir gekommen und hat mir wie die „Goldene Schallplatte“ uns alle, es ist echt harmonisch. Auch gesagt, dass der Joker nicht mehr gar bei Musikern? bei den Dreharbeiten: Das ist immer so gut beieinander ist und wir uns Nein. Aber es gibt ja auch die wie Klassentreffen. Da ist eine positi- langsam von ihm verabschieden Eberhofer-Hörbücher. Und da habe ve Energie, etwas Magisches – und müssten. Ich habe dann gewusst: Im ich für jeden Teil bisher auch die das spüren am Ende die Leser, die nächsten Band muss der Ludwig ster- „Goldene Schallplatte“ bekommen. Zuschauer und die Hörer. ben. Und tatsächlich: Der nächste Das macht mich natürlich stolz, aber andererseits lasse ich das gar nicht so Zum Abschluss: Der bayerische stark an mich heran. Wenn die neuen Innenminister verleiht ja regel- Zahlen der Spiegel-Bestseller-Liste mäßig die Ehrenkommissars- „Du, der Franz ist kommen und ich auf Platz eins stehe, Würde an Persönlichkeiten, die genau so, wie wir dann freue ich mich eine Minute lang durch ihr Engagement die Belan- unbändig, aber das war es auch schon ge der bayerischen Polizei in gerne wären, wenn und ich gehe wieder zum Alltag über. besonderem Maße unterstützt Oder wenn wir – mitten in der Pan- haben. Da werden Sie als Innova- wir dürften“ demie – mehr als eine Million Zu- torin, als geistige Mutter von schauer beim neuen Eberhofer-Film Franz Eberhofer vermutlich noch haben, dann ist das eigentlich unfass- lange warten müssen – oder Film wurde abgedreht und sechs Wo- bar. Aber ich versuche, einfach auf missverstehen wir da den Franz chen später ist der Joker gestorben. dem Boden zu bleiben. Darum ist Eberhofer. Solche Sachen habe ich beim Schrei- mir ein Auftritt auf dem roten Tep- Wenn ich die nicht unterstütze, wer ben als Eckpunkte im Kopf, aber an- pich eigentlich unglaublich peinlich, denn dann? Franz Eberhofer mag in sonsten schreibe ich nicht nach ei- weil ich mir denke: Was tue ich da ei- seiner Veranlagung vielleicht kein nem festen Schema, sondern nach gentlich? Da gehören die Schauspie- bayerischer Parade-Polizist im klassi- Gefühl und aus dem Bauch heraus. ler hin, der Regisseur und die Produ- schen Sinn sein. Aber von Polizisten Beim letzten Band habe ich mir aus- zentin. Aber ich doch nicht. – von denen mich übrigens viele du- bedungen, dass ich mal durchschrei- zen, was ich total charmant finde – ben kann und keine Lese-Reise da- Gleichwohl: Wenn Sie sich anse- höre ich immer wieder: „Rita, weißt zwischen habe. Für die Rohfassung hen, welcher Kosmos mittlerwei- du, der Franz ist genau so, wie wir brauchte ich dann fünf Monate, hinzu le um Sie herum entstanden ist: gerne wären, wenn wir dürften.“ kamen sechs Wochen für die Überar- Wie würden Sie sagen, sieht die beitung. weiß-blaue Verlags- und Film- landschaft aus? Sie haben mittlerweile mit den Wir haben alle zusammen ein Rie- Eberhofer-Büchern eine Millio- senglück miteinander. Das ist nen-Auflage erreicht, dazu mehr ein Dream-Team: dtv macht als sechs Millionen Z uschauer bei den Verlag, Constantin Als arbeitslose Bürokauffrau schrieb Rita Falk den Bestseller „Winterkartoffelknödel“, der 2010 erschien – und ist seitdem Dauergast in den Bestsellerlisten. 19
LEBENSMITTEL Foto: Pixel-Shot - stock.adobe.com Noch ist die Herstellung im Labor sehr teuer. Hackfleisch oder Nuggets sind relativ einfach herzustellen. Ein fein marmo- riertes Steak dagegen ist eine Kunst. Foto: Mosa Meat 20
LEBENSMITTEL Die Fleisch-Revolution Ein SAFTIGES STEAK aus Fleisch, für das kein Tier sterben musste? Was noch immer visionär klingt, wird gerade Realität. Auch deutsche Unternehmen sind dabei. Für Bayern, das bei der Rinderhaltung auf Platz 1 in Deutschland steht und bei der Schweinehaltung auf Platz 2, kann das bedeutsam sein Als Hanni Rützler der unverwechsel- zum gleichen Preis wie ein herkömm- men, die sich dann in einer Nähr bare Geruch der Röstaromen des bra- liches kaufen können, das wird in lösung so lange vermehren, bis ein tenden Burgers in die Nase stieg, war etwa zehn Jahren der Fall sein“, sagt Stück Hühner-, Schweine- oder Rind- sie noch etwas skeptisch: Was, wenn Dr. Thomas Herget. Er ist für die Ab- fleisch entsteht. Auch mit Fisch und die Konsistenz nicht stimmt? teilung „Science und Technology“ der Meerestieren kann das funktionieren. Wenn das, was sie jetzt gleich verkos- Der Niederländer Mark Post war mit ten muss, ein einziger Brei ist? Noch seiner Firma Mosa Meat der erste, nie zuvor hatte jemand das gegessen, dem es gelang, auf diesem Weg aus- was ihr gleich serviert werden würde: Nährlösung muss reichend Zellen zu produzieren, um Ein Burgerpatty aus Fleisch, das nicht kostengünstig und daraus jenes Burgerpatty zu formen, an einem Tier gewachsen war. das am 5. August 2013 auf dem Teller Der Burger steht für eine Revolution: nachhaltig sein der österreichischen Foodtrendfor- Die Vision, echtes Fleisch zu erzeu- scherin Hanni Rützler lag. Die beiden gen, ohne dafür Tiere töten zu hatten sich einige Wochen zuvor auf müssen, wird gerade Realität. Mit Firma Merck im Silicon Valley unter- einer Tagung kennengelernt und lan- enormen Konsequenzen für die Le- wegs und koordiniert dort die Inno- ge über Posts Forschungen diskutiert. bensmittelindustrie und die Land- vativinvestitionen des Darmstädter Wenn man das mal probieren könne, wirtschaft. „In Restaurants wird es Pharma- und Chemieunternehmens. hatte Rützler gesagt, dann wäre sie früher passieren, wahrscheinlich in Seit etwa vier Jahren beschäftigt er gerne dabei. Und da saß sie nun, ge- drei bis fünf Jahren. Dass Sie ein kul- sich so auch mit der Idee, einem le- meinsam mit dem Chicagoer Journa- tiviertes Burgerpatty im Supermarkt benden Tier Stammzellen zu entneh- listen Josh Schonwald: Zwei Tester 21
LEBENSMITTEL und ein Burger vor den Augen der ups, die sich mit dem Thema beschäf- in Rostock geht Laura Gertenbach ganzen Welt. tigen. Und seit Dezember 2020 ist ans Telefon, engagiert erzählt sie von Vereinfacht gesagt, gibt es zwei große das, für das sich im englischsprachi- ihrem Start-up Innocent Meat. Die Schwierigkeiten, wenn man Fleisch gen Raum die Bezeichnung „cultured 37-jährige Betriebswirtin hat sich außerhalb eines Tieres wachsen lassen meat“ oder „cultivated meat“ durch- nach dem Studium zunächst mit ei- will. Die eine ist: eine nachhaltige und gesetzt hat, in Singapur als erstem nem Fleischversand selbstständig ge- kostengünstige Nährlösung zu entwi- Land der Welt für den Verkauf zuge- macht. „Eine Zeitlang haben wir da- ckeln, in der die Zellen optimal wach- lassen: Im exklusiven Restaurant für auch Weideschlachtung gemacht“, sen können. Die andere Schwierigkeit: 1880 kostet eine Probierportion des erzählt sie, „da dachte ich ganz prag- aus den dabei entstehenden Zellen et- von Good Meat (Teil des kaliforni- matisch: Es wäre gut, wenn das aus- was zu formen, das in Struktur und schen Unternehmens Eat Just) herge- gelassen werden könnte. Dann habe Textur dem gleicht, was die Konsu- stellten Hühnchenfleischs 23 Dollar. ich von cultured meat gehört.“ Heute menten als Fleisch kennen. Hack- Noch dürften die Produktionskosten entwickelt Gertenbachs Start-up eine fleisch oder Nuggets sind relativ ein- weit darüber liegen, aber: Die Her- Nährlösung auf Pflanzenbasis. Ihr fach, ein fein marmoriertes Steak die stellung von Mark Posts allererstem Ziel: Lebensmittelherstellern die bislang unerreichte Königsdisziplin. Burger aus dem Jahr 2013 hatte noch Technologie zur Produktion von cul- Daher Rützlers Bedenken. Und ihre 250.000 Dollar gekostet. Experten tured meat liefern und dann über de- Überraschung, als das, was sie rechnen mit Preisparität von her- ren etablierte Lieferkettenstrukturen kömmlichem und cultivated Fleisch die Handelsketten erreichen. Am bes- in spätestens zehn Jahren, sobald die ten zunächst mit Wurstprodukten, Herausforderungen der Massenpro- die aus einer Mischung von cultured duktion gemeistert sind. meat und pflanzlichen Bestandteilen Der Schlüssel dazu sind unter an- bestehen, das lasse sich von den Kos- derem die Nährmedien, in de- ten her sehr gut abbilden. „Und je nen die Zellen wachsen. Lange weiter weg wir damit vom Wort Zeit galt fetales Rinderserum ‚Labor‘ sind, desto besser.“ als beste Lösung, das aller- dings ist höchst problema- tisch. Ethisch, weil es aus dem noch schlagenden Bei Bier denkt Herzen ungeborener Käl- auch niemand berföten gewonnen wird. Und ökonomisch, weil es an Labor Foto sehr teuer ist. Mittlerweile :M erc gibt es Alternativen. „Für uns k Dr. Thomas Herget, war das die Eintrittskarte“, sagt Denn das Label „Laborfleisch“ stört Innovationsmanager bei Merck Thomas Herget vom Pharmaun- sie: „Ich glaube, vielen Menschen ist ternehmen Merck, „die Herstellung nicht bewusst, dass der Körper Che- von cultivated meat ähnelt der von mie ist. Man muss nur gucken: Was Stammzellen oder von therapeuti- isst das Tier? Und was kommt am schen Antikörpern. Da haben wir als Ende nach der Verdauung in kleinster schließlich auf ihrer Zunge spürte, Biopharma-Unternehmen sehr viel molekularer Form bei der Zelle an? sich tatsächlich wie ein Burger an- Erfahrung. Die Lösung, in der Zellen Das sind Aminosäuren, Peptide und fühlte. Auch der Geschmack war ei- sich wohlfühlen und wachsen, stellen Zucker. Außerdem braucht man be- nem Burger sehr ähnlich, erzählt sie, wir für die Biopharmaindustrie schon stimmte Signalproteine, sprich obwohl dieses allererste Patty noch lange her.“ Wachstumsfaktoren, damit die Zelle aus reinen Muskelfleischzellen ohne Merck ist nicht das einzige deutsche sich regulieren kann. Das können wir Fett bestand. Aber: „Hätte man mir Unternehmen, das hier große Chan- alles aus pflanzlichen Stoffen gewin- das mit Ketchup und Zwiebelringen cen sieht: Auch der bayerische Che- nen. Bier wird auch in Bioreaktoren als ganz normalen Burger serviert, miekonzern Wacker beispielsweise hergestellt, aber da hat keiner die As- hätte man mir es wahrscheinlich un- hat unlängst eine Vereinbarung mit soziation, dass das Laborbier ist.“ terjubeln können“, sagt sie. dem israelischen Start-up Aleph- Dreh- und Angelpunkt der Fleischre- Das war vor acht Jahren. Mittlerweile Farms unterzeichnet, um Proteine für volution ist die Kundenakzeptanz. gibt es weltweit etwa 70 bis 80 Start- die Nährmedien zu entwickeln. Und „Dass man Fleisch essen kann, wäh- 22
LEBENSMITTEL rend das Tier, aus dem die sogenann- dukte und einen für cultivated meat, te Zelllinie gewonnen wurde, noch dann will man auf jeden Fall dabei lebt: Das ist in der Vorstellung so re- sein. volutionär, da muss man sich Zeit Ebenso wie Merck. Innovationsma- nehmen“, sagt Foodtrendforscherin nager Thomas Herget zitiert eine Stu- Rützler. Aber es könnte sich lohnen. die des Finanzberaters Barclays, nach Verspricht das neue Fleisch doch die der das globale Marktvolumen für Lösung vieler Probleme: Die De- cultivated meat im Jahr 2040 bis zu ckung des stetig steigenden Fleisch- 450 Milliarden Dollar betragen könn- bedarfs der wachsenden Weltbevöl- te. Sein Unternehmen hat gerade an- kerung. Weniger Landverbrauch. Je gekündigt, zwei größere Forschungs- nach Produktionsprozess und ver- projekte zu fördern: Tüftler an der wendeter Energieform könnte auch TU Darmstadt arbeiten daran, die die Umweltbelastung deutlich sinken. Zellen in verschiedenen Schichten im Tierleid durch Massentierhaltung Siebdruck zu Fleischstücken zusam- und Tiertransporte könnten der Ver- menzusetzen. Und mit der Tufts gangenheit angehören. Und das University in Boston forscht Merck Fleisch könnte durch eine Produktion daran, wie sich Technologien der ohne Antibiotika und andere Medi- Textilindustrie nutzen lassen: „Da kamente gesünder werden. Vielver- setzen wir die Zellen auf essbare Fä- sprechende Konjunktive: Noch weiß den. Nachdem die Zellen sich ausrei- niemand, wie die Massenproduktion chend vermehrt haben, können wir von cultured meat tatsächlich ausse- die Fäden nehmen und verspinnen.“ hen wird. In der EU läuft bislang Zu einem Steak, zum Beispiel. nicht einmal der Zulassungsprozess: Man darf gespannt sein, welche Tech- Zwei bis drei Jahre wird es mindes- nologien sich letztlich durchsetzen tens noch dauern, bis das neue werden. Oder, wie Hanni Rützler Fleisch hier überhaupt verkauft wer- sagt: „Als Foodtrendforscherin denke Das neue Fleisch verspricht die Lösung den darf. In anderen Regionen wird ich mir: Wir brauchen einen großen vieler Probleme: Die Deckung des stetig es wohl schneller gehen, aber noch Blick auf die Zukunft und wir brau- steigenden Fleischbedarfs der wachsenden wird überall geforscht. chen vielfältige Lösungen. Man muss Weltbevölkerung. Weniger Massentierhal- Dass es einen Markt gibt für das neue alles denken dürfen.“ tung. Weniger Landverbrauch. Fleisch, da sind sich die Experten ei- nig. Die niedersächsische PHW- Gruppe, zu der unter anderem Deutschlands größter Geflügelfleisch- produzent Wiesenhof gehört, veröf- Foto: Cesar Machado - stock.adobe.com fentlichte im September 2021 eine re- präsentative Studie, nach der 47 Prozent der Deutschen Produkte aus cultivated meat kaufen würden, bei den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 69 Prozent. Die PHW-Gruppe hat schon 2018 in das israelische Start-up Super Meat investiert und will sich „langfristig als Anbieter von hoch- wertigen Proteinprodukten positio- nieren und vermeintlich konkurrie- rende Geschäftsfelder nebeneinander entwickeln“. Die Idee dahinter: Wenn sich der milliardenschwere Fleisch markt in Zukunft ausdifferenziert in einen Markt für traditionelles Fleisch, einen für pflanzenbasierte Ersatzpro- 23
BILDUNG Fotos: bbw Fit für Industrie 4.0 24
BILDUNG Industrie 4.0 live erleben: Die Digitalen Lernfabriken der bfz schulen Teilnehmer in einem vollauto- matisierten Produktionsumfeld. Wenn Hollywood einen neuen Block- buster dreht oder ein Streamingdienst an seiner nächsten Erfolgsserie arbei- tet, sind mit ziemlicher Sicherheit auch Produkte von Präzisions-Ent- wicklung Denz mit im Spiel. Denn das Unternehmen aus Ottobrunn bei München hat sich unter anderem auf die Herstellung von Zubehör für die internationale Filmindustrie speziali- siert. Von Film- und Fernsehtechnik bis hin zur Luft- und Raumfahrt plant, entwickelt und fertigt das Un- ternehmen hochkomplexe Produkte aus Stahl, Kunststoff, Titan und vielen weiteren Werkstoffen. „Bei uns geht es um Genauigkeiten im Bereich von hundertstel Millime- tern“, erklärt Geschäftsführer Dr. Till Vogels. „Darum nutzen wir hochmo- derne Fertigungsmethoden, mit de- Die Wirtschaft wandelt sich – und mit ihr die nen wir die geforderte Präzision er- reichen.“ Davon profitiert nicht nur Anforderungen an Unternehmen und Beschäftigte. die Filmbranche – als Lohnfertiger Mit den Qualifizierungsangeboten „Fit für Industrie 4.0“ bedient Denz auch Kunden aus der Formel 1, der Deutschen Touren bringen die Beruflichen Fortbildungszentren der wagenmeisterschaft sowie der Medi- Bayerischen Wirtschaft (bfz) Menschen auf den zintechnik. 2024 soll sogar eine in Ottobrunn gefertigte Schaufel auf neuesten Stand der Technik dem Mars landen und den fernge- steuerten Roboter beim Sammeln 25
BILDUNG „Wir bringen Facharbeiter auf den neuesten Stand der Technik“, erklärt Jürgen Hübsch als technischer Koor- dinator der bfz das Konzept der Digitalen Lernfabriken. von Gesteinsproben unterstützen. zu einer gefragten Fachkraft ausgebil- „Wir stellen alles her, was hochpräzi- det, die auf die Anforderungen der se sein muss“, fasst Vogels die Aktivi- industriellen Arbeitswelt vorbereitet täten seines Unternehmens zusam- ist. Das Kursangebot richtet sich vor men. allem an Personen, die bisher an her- kömmlichen Maschinen und Arbeits- Kombination aus Mensch und plätzen tätig waren und nun den Technik Schritt in Richtung Industrie 4.0 ge- Dafür braucht Denz aber mehr als hen wollen. nur moderne Maschinen. „Mensch und Technik arbeiten bei uns eng zu- Drei Spezialisierungen für sammen“, sagt Vogels. „Wir verbinden Industrie 4.0 die Kreativität unserer Mitarbeiter Den Einstieg bildet eine zehnwöchige mit den Algorithmen der Maschi- Basisqualifizierung, die bei Bedarf nen.“ Allerdings wird es für Vogels rein digital durchgeführt werden immer schwieriger, qualifizierte kann. Je nach gewählter Fachrichtung Fachkräfte zu finden. Vor allem Zer- folgen weitere Module, die 17 Wo- spanungsmechaniker und CNC-Dre- chen Ausbildung sowie eine betriebli- her stehen auf seiner Wunschliste. che Lernphase von vier Wochen um- „Wichtig ist neben einem soliden fassen. Als Spezialisierungen bieten Grundlagenwissen eine einschlägige die bfz derzeit drei Abschlüsse an: Qualifizierung“, betont er. „Fachkraft Industrie 4.0 – Steue- Genau diese bieten die bfz an: Im rungstechnik“, „Fachkraft Industrie Rahmen der Schulungsreihe „Fit für 4.0 – Produktdesign und Entwick- Industrie 4.0“ werden die Teilnehmer lung“ sowie „Fachkraft Industrie 4.0 26
BILDUNG – Fertigungstechnologien“. Nach Ab- die Angst vor der neuen Technik ge- schluss der Qualifizierungsreihe er- nommen. halten die Teilnehmer ein Zertifikat Dass die Weiterbildungen den Be- der Vereinigung der Bayerischen dürfnissen der Wirtschaft entspre- Wirtschaft (vbw). chen, kann Denz-Geschäftsführer Besonders der Umgang mit moder- Vogels bestätigen. Für ihn steht fest: nen Maschinen lässt sich nicht aus- „Das Angebot kann einen wichtigen schließlich in Theoriestunden erler- Beitrag dazu leisten, den Indust- nen. Darum haben die bfz an riestandort Deutschland international mehreren Standorten in Bayern wettbewerbsfähig zu halten.“ „Digitale Lernfabriken“ aufgebaut, in denen Hard- und Software auf dem Die Beruflichen Fortbildungszentren neuesten Stand der Technik zu Aus- der Bayerischen Wirtschaft sind ein und Weiterbildungszwecken genutzt Unternehmen des Bildungswerks der werden. An den beiden Hauptstand- Bayerischen Wirtschaft (bbw). orten in Nürnberg und München www.bbw.de Die Qualifizierungsreihe richtet werden die „Fit-für-Industrie-4.0“- sich an Menschen, die den Weg Teilnehmer an die moderne Technik von herkömmlichen Maschinen herangeführt. „Erfahrene Ausbilder und Arbeitsplätzen in Richtung erklären an den komplexen Anlagen Industrie 4.0 gehen möchten. neue Arbeits- und Fertigungsmetho- den in der Industrie“, berichtet Jürgen Hübsch als technischer Koordinator der bfz. Für Fortbildungen in den Fir- men selbst stehen zudem mobile Ler- nanlagen bereit. Die Idee zu den Qualifizierungen und zum Aufbau der Digitalen Lernfabriken entstand 2018. „Die fortschreitende Digitalisierung der Wirtschaft zeigt, wie wichtig entspre- chende Fortbildungen für Facharbei- ter sein können“, kommentiert Hübsch die Notwendigkeit solcher Lernfabriken. Um das zu unterstüt- zen, startete das Bayerische Wirt- schaftsministerium vor vier Jahren das Förderprojekt „Digitale Lernfab- rik/Industrie 4.0“, aus dem nun die bfz-Qualifizierungsangebote entstan- den sind. Sie können gefördert wer- den – durch die Agentur für Arbeit (auch im Rahmen des Qualifizie- rungschancengesetzes), Jobcenter, die Deutsche Rentenversicherung oder Berufsgenossenschaften. Maßgeschneiderte Angebote für Unternehmen Auch Unternehmen können bei Bedarf Qualifizierungen für ihre Be- legschaften buchen. So wird den Teilnehmern der Nutzen der Digitali- sierung aufgezeigt und gleichzeitig 27
MOBILITÄT Fotos: Hatz (3), Paul Nutzfahrzeuge (1), MaierKorduletsch (1) Der Paul Hydrogen Power PHP ist ein mittelschwerer Brennstoffzellen-Lkw mit einem 15-Tonnen-Fahrgestell und einem Zuggesamtgewicht von 24 Tonnen. 28
MOBILITÄT KLIMASCHUTZ Die Beschleuniger Das Next Mobility Accelerator Consortium will mehr WASSERSTOFF-TRUCKS auf die Straßen bringen – Partner starten ein regionales Real-Labor in Niederbayern – Ziel ist ein flächendeckendes Netz mit Tankstellen und Werkstätten für Service und Dienstleistungen Der Fortschritt stockt allein wegen ei- zu beschleunigen. Für das Next ßes Interesse an den Ergebnissen des nem Henne-Ei-Problem: Welche Fir- Mobility Accelerator Consortium Teamspiels in Ostbayern. ma soll – staatliche Förderung hin, konnten sie den Energie-Konzern Die Intention, die hinter dem Projekt guter Wille her – in einen Wasser- Shell gewinnen. Das Bündnis startet steht, ist durchaus sportlicher Natur: stoff-Lkw investieren, wenn neben ein Real-Labor, in dem Wasser- Es ist die Überzeugung, dass die ge- vielen anderen Fragen nicht einmal stoff-Lkw gefertigt, betankt, gewartet waltigen Prozesse, die der Klima- klar ist, wo die Fahrer tanken kön- und gefahren werden. Paul baut die schutz erfordert, nur voranzubringen nen. Andererseits: Wie sollen sich die Trucks, Shell kauft sie, um sie an sind, wenn möglichst viele an einem teuren Wasserstoff-Tankstellen rech- Partner vor Ort zu vermieten und Strang ziehen. „Natürlich kann man nen, wenn es dafür keine Nachfrage MaierKorduletsch baut die ersten mit dem Finger auf andere zeigen, die gibt. Das Problem hat auch Partner H2-Tankstellen in der Region. Von sehr viel mehr CO2 ausstoßen“, er- im niederbayerischen Vilshofen um- den Erfahrungen, die alle Beteiligten klärt Paul-Geschäftsführer Bernhard getrieben: Die Paul Nutzfahrzeuge sammeln, könnten Hersteller profitie- Wasner. „Wir wollen aber anschieben. GmbH und die Mineralölhändler ren, die zwar Schwerlaster in Serien Da geht es nicht allein um Klima- MaierKorduletsch – beides Familien- fertigen, aber in der Nische Wasser- schutz, sondern auch um den Erhalt betriebe – haben sich entschlossen, stoff nicht experimentieren können. unserer mittelständischen Firmen. die Entwicklung mitzugestalten und Die Daimler Truck AG etwa hat gro- Wir wollten nicht warten, bis die 29
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