Leader - Schweizer Kader Organisation
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Leader 1/2020 Das Magazin für Führungskräfte Miliz und Solidarität Professor Markus Freitag fürchtet um den Kitt der Schweizer Gesellschaft. Das Milizsystem im Clinch zwischen Anspruch und Aufwand. Gibt es ein verfassungsmässiges Recht auf Freiwilligenarbeit? Eine Publikation der Schweizer Kader Organisation
Abacus PPS-Software Effiziente Planung und Steuerung der Produktivität Abacus Forum – PPS-Software 30.04.2020 in Oerlikon-ZH Anmeldung abacus.ch/events • Mitarbeiterportal (ESS/MSS) inkl. Zugriff auf Lohnabrechnung • Datensicherheit durch Zugriffsrechte und Verschlüsselung • Digitales Personaldossier • Prozessorientiertes Bewerbermanagement • ELM-zertifizierte Lohnsoftware gemäss swissdec-Richtlinien • Mobile Arbeitszeit- und Leistungserfassung • Webbasierte Plattform www.abacus.ch
Editorial Miliztätigkeit ist unabdingbar Geschätzte Leserinnen und Leser In der heutigen Zeit verlangt insbesondere die Arbeits welt hohe Flexibilität – auch geografisch – bei vollem Freiwillige Einsätze und Milizarbeit in Vereinen und Einsatz. Neben der Familie bleibt immer weniger Raum Organisationen von Sport und Kultur, in Freizeit für Hobbys und für weitere Engagements. Man will bereichen und Interessengruppen, in der Politik, aber und kann sich nicht für längere Zeit zu einem zusätz auch bei der Pflege von Angehörigen sind das Funda lichen Einsatz verpflichten. Ehrenämter erfordern ment unserer Gesellschaft. Das Mass der geleisteten aber genau diese Verbindlichkeit, um den Organisatio Stunden ist enorm. nen die notwendige Planungssicherheit zu geben. Aber es wird schwieriger, Leute für ein Engagement Mit der Validierung der Milizarbeit in Politik und zu motivieren. Deshalb wird es je länger je anspruchs Armee ermöglicht die SKO, die erworbenen Kompeten voller, genügend Personen zur Pflege und Stabilisie zen einzuordnen. So soll erkennbar werden, dass die rung der Gesellschaft zu rekrutieren. Dies hat sicher Miliztätigkeit einen Mehrwert für alle Betroffenen mit den sich ändernden sozialen Strukturen zu tun. ergibt. Es ist ein Schritt, das System weiter zu entwi Mit der Entwicklung von der Grossfamilie hin zu Klein ckeln und den sozialen und ökonomischen Pfeiler familien. Aber nicht nur. Vermehrt wird in fast allen der Nachhaltigkeit zu festigen. Die SKO ist stolz, einen Bereichen eine Professionalisierung – sprich Bezah Beitrag dazu zu leisten. lung – gefordert. Dabei ist es volkswirtschaftlich gar nicht möglich, alle geleisteten Stunden einer profes sionellen Tätigkeit entsprechend abzugelten. Thomas Weibel Die Abgrenzung des Engagements von Staat und Frei Präsident SKO willigen wird immer schwieriger. Was ist Aufgabe des Staates? Was erwarten wir von unseren Verwandten, Kollegen, Mitbürgern und Nachbarn, egal ob Mann oder Frau? Wo beginnt die Verantwortung des Einzel nen, und was kann nur im Kollektiv – also gemeinsam – gemeistert werden?
Inhaltsverzeichnis Leader 1/2020 Im Gespräch «Das Schmier- 10 mittel des Zusammenlebens» Es fördert das Vertrauen in der Gesell- schaft, sagt der Berner Politikprofessor Markus Freitag – aber das Milizsystem braucht dringend eine Generalüberholung.
Inhaltsverzeichnis Inspiration6 Wissen Milizarbeit: ein verfassungs- 26 Die W-Frage 9 mässiges Recht? Arbeitnehmer, die öffentliche Ämter Standpunkt bekleiden, geniessen ein Recht Die Karten neu mischen 15 auf Lohnfortzahlung – aber keinen und verteilen Kündigungsschutz. Lukas Niederberger fordert eine Trend Neuauflage des «contrat social» von 1762: ausgeweitet auf die Wirtschaft. Das Nützliche 28 mit dem Guten verbinden Aufgefallen Moderne Helfer erwarten auch «Der Fussball bewahrt 16 vom Freiwilligeneinsatz einen und vermittelt Werte» Erfahrungsgewinn. Das machen sich Organisationen zunutze. Für ihn ist der Sport viel mehr als Freizeit: Architekt Marco Maria Baroni Lifestyle hat ihn in den Beruf integriert. Willst du mit mir streiten? 30 Kopf bis Fuss Zur Demokratie und zum Milizsystem Alain Kappeler 18 gehört der Respekt. Den erlernt man am besten in der Diskussion mit Andersdenkenden. Schwerpunkt Das Fundament der 20 Das letzte Wort Freiwilligkeit braucht Die ganze Wahrheit 32 Erneuerung Managern trauen wir noch weniger Ein einzig Volk von Freiwilligen, das als Politikern und Journalisten, hat war die Schweiz einmal. Das Miliz Sibylle Lichtensteiger vom Stapferhaus system steckt in der Krise und braucht Lenzburg herausgefunden. neuen Schwung. Inside SKO 33 Versus Gegenüberstellung24 Agenda34 Impressum 34 5
Inspiration Inspiration Freiwillig war gestern Mit «Nachhaltigkeit» verhält es sich wie mit «Frei Mainstream statt. Unternehmen, welche nicht ein heit» oder «Demokratie»: Man kann nicht dagegen sein. bestimmtes Niveau bezüglich Nachhaltigkeit aus Dennoch hört man: Ich kann allein gar nichts bewir weisen können, verlieren wichtige Schlüsselkunden ken, wenn die anderen nichts beitragen. Wir können oder Aktionäre. als Unternehmen nicht gewinnen, wenn die anderen Marktteilnehmer nicht mitmachen. Und die kleine Das ist die Sanktionierung durch den Markt der Schweiz kann doch die Welt nicht alleine retten. Güter und Dienstleistungen oder durch den Kapital Also sind wir fein raus und frei von Verantwortung. markt. Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei, und das ist gut so. Wirklich? Nachhaltigkeit kann in der Ökonomie als «Common Good» betrachtet werden: Alle profitieren davon, müssen aber auch ihren Teil dazu beitragen. Die meisten Menschen gehen in die Vorleistung in der Annahme, dass die anderen mitziehen. Allerdings gibt es immer auch Trittbrettfahrer, die auf Kosten der anderen ihr Eigenwohl verfolgen. Sobald wir „Nachhaltigkeit die bemerken, wollen wir unseren Beitrag auch nicht mehr leisten: Denn wir «sind ja nicht blöd». kann in der Ökonomie Verhaltensökonomen sprechen hier von «bedingter als ‘Common Good’ Kooperation». Sie dauert an, solange zwei Bedin gungen erfüllt sind: betrachtet werden: 1. Das «Common Good» (hier «Nachhaltigkeit») Alle profitieren davon, ist als gesellschaftliche Norm etabliert. 2. Trittbrettfahrer werden sofort sozial sanktioniert. müssen aber auch ihren In der öffentlichen Diskussion etablieren sich gerade dazu Teil beitragen.“ ansatzweise neue gesellschaftliche Normen zum Thema Klimawandel – ausgedrückt etwa als «Flug scham» oder psychologischer Druck, ein E-Fahrzeug zu fahren. Aber solange Bedingung 1 nicht vollständig erfüllt ist, werden auch sachlich begründbare Sanktio nen als nicht legitim und sogar ungerecht empfunden. Langsam aber werden für Unternehmen die neuen gesellschaftlichen Normen spürbar. Der Gesetzgeber Thomas Scheiwiller | Text stellt vermehrt Forderungen auf; mehr Gewicht ha ben indes die Ansprüche wichtiger Geschäftskunden Unabhängiger Advisor für internationale Unternehmen in den und Kapitalgeber: Bei diesen beiden Stakeholder Bereichen Sustainability, Integrity, Governance und Compliance. gruppen findet der Übergang von der Nische in den 6
Inspiration Die Helfer wollen mitdenken Was im Internet Standard ist, hat sich in der realen Milizkultur des Alltags noch nicht etabliert: der Anspruch auf «Partizipation». Wie er im Bereich der Freiwilligenarbeit umgesetzt werden kann, zeigt eine Studie des Gottlieb Duttweiler Instituts. Vordefinierte Aufgaben erledigen war gestern: Die «neuen Freiwilligen» wollen mitreden. Als «Partizipierende» sind sie Teil einer Kooperation, in der nicht mehr zwischen Hilfeleistenden und -empfängern unterschieden wird. Vielmehr werden alle zum Teil eines Projekts, in dem gemeinsam Probleme angegangen, Freiräume genutzt und Ziele diskutiert werden. Dieses Bild der neuen Freiwilligen zeichnet das GDI aufgrund zweier Umfragen, welche unentgeltliches Engagement und weitere zivilgesellschaftliche Aktivitäten europaweit untersucht haben. Im Kern der neuen Anforderungen steckt der Wunsch nach Sinnhaftigkeit. Diese ist dort vorhanden, wo eigene Potenziale erkundet und gezielt eingesetzt werden können. Eine konstruktive Fehlerkultur lässt die Freiwilligen zusätzlich aktiv werden: Hier ist der Staat gefordert, das Vertrauen in die Zivilgesellschaft zu stärken. Sinnstiftend wirkt ferner, das Individuum in eine Gemeinschaft einzubinden. Zeitlich befristete Projekte sind nötig, um die steigende Individualisierung in der Gesellschaft abzubilden und dem Bedürfnis nach Flexibilität Raum zu geben. Und nicht zuletzt sollten Anbieter von Freiwilligenarbeit daran denken, den Mitwirkenden die Definition der Ziele teilweise zu überlassen: Nur wer das Gefühl hat, «etwas bewirken» zu können, wird auf lange Sicht eine Sinnhaftigkeit in einer Tätigkeit feststellen. «Die neuen Freiwilligen», 2018, Gottlieb Duttweiler Institut | Die Studie wurde im Auftrag von Migros Kulturprozent verfasst. Als wichtige Datenlieferanten ihrer Analysen fungierten die «European Quality of Life Survey» sowie die «European Values Study». https://www.gdi.ch/de/publikationen/studien-buecher Sportlich im Verein – oder fit als Konsument? 16% professionalisierte Mit- arbeit in den Sportvereinen Wo Herr und Frau Schweizer sich früher in der Damenriege und im Fussballclub engagierten, trainieren sie heute lieber unbehelligt. 100% Profi-Arbeit in den Fitnesscentern 1,1 Mrd. 19 000 Sportvereine Franken Einnahmen +30% Fitnesscenterkunden 1200 Fitnesscenter 1 Mrd. Franken Umsatz in den Fitnesscentern –20% Sportvereinsmitglieder 350 000 Ehrenämter mit hypothetischer (in den letzten Jahren) Wertschöpfung von 2 Mrd. Franken 28 290 Arbeitsplätze («Mitarbeiter») Quellen: «Sportvereine in der Schweiz» – Swiss Olympic 2017 https://bit.ly/2PVjszD Branchenreport Schweizer Fitness- und Gesundheitscenter – SFGV 2019 https://bit.ly/34Ip8kM 7
Inspiration Agil sein, nicht nur agil handeln Wie agil sind Unternehmen wirklich? Wie werden sie es – und wo liegen die Risiken einer agilen Organisation? Der «Future Organization Report» zeigt: Die Veränderung beginnt bei den Führungskräften. Viele Unternehmen arbeiten zwar inzwischen mit kräfte in agilen Unternehmen viel Verantwortung agilen Methoden – eine ganzheitliche Unternehmens ab und schaffen Freiräume: Ein Drittel der Befragten struktur hat der Ansatz aber häufig noch nicht er gibt an, dass ihre Führungskraft sie «empowert», reicht. Das zeigt der «Future Organization Report», also ermächtigt, Entscheidungen zu treffen. Knapp den das Institut für Wirtschaftsinformatik der zwei Drittel werden zur Eigeninitiative motiviert – Universität St. Gallen zusammen mit dem Beratungs sie können also ihre Arbeit selbstbestimmt gestalten, unternehmen Campana & Scott erarbeitet hat. erhalten Befugnisse und einen positiven Ausblick Er untersucht, welche Chancen und Risiken Agilität auf die Zukunft. Damit übernehmen Führungskräfte aus der Perspektive von Top-Entscheidern, Füh eine Vorbildfunktion, indem sie Widerstände aus rungskräften und Mitarbeitenden mit sich bringt. räumen und den Weg für agile Arbeitsweisen ebnen. Fazit bis heute: Es fehlt das passende Mindset in der Unternehmenskultur. Es fehlt die positive Fehlerkultur Dies wird vor allem dort entscheidend, wo noch Agil sein ist nicht gleich agil handeln immer drastische Änderungen in den Unternehmen Agile Organisationsformen sollen Unternehmen darin nötig sind: Noch herrscht zu viel Angst, Fehler zu unterstützen, proaktiv und flexibel auf die ständigen machen, und noch immer mangelt es vielfach an Kom unvorhersehbaren Veränderungen des Marktes und munikation. Dies sind die grössten Hindernisse für der Gesellschaft zu reagieren. Methoden wie Scrum eine agile Arbeitsweise, weswegen Führungskräfte und Kanban (doing agile) tragen zwar dazu bei, gefordert sind, sich für eine positive Fehlerkultur Agilität in ein Unternehmen einfliessen zu lassen – und eine konstruktive Kommunikation einzusetzen. Arbeitszufriedenheit, Teamorientierung und psycho Damit tragen sie auch einen Teil dazu bei, den logische Sicherheit der Mitarbeiter steigen aber erst, Risiken entgegenzuwirken: einer inkonsequenten wenn das Bewusstsein für Agilität das Unternehmen Umsetzung, dem mangelnden Wandel der Unter als Ganzes erfasst (being agile). nehmenskultur sowie dem Verlust von Mitarbeiten den oder von deren Arbeitsmotivation. Die Studie zeigt: auch organisationales Engagement und das entscheidende Verhalten der Führungskräfte machen den Erfolg aus. In der Tat geben Führungs Prof. Dr. Christoph Peters, Benedikt Simmert, Karen Eilers, Prof. Dr. Jan Marco Leimeister (2019): Future Organization Report, http://www.future-organization.com/ 8
Die W-Frage Wofür würden Sie sich länger- fristig unentgeltlich engagieren? ? Markus Freitag | Professor für politische Soziologie, Uni Bern Familie und Beruf setzen einem regelmässigen Engagement sicher Grenzen. Längerfristig könnte ich mir aber zeitlich überschaubare Einsätze in den Bereichen Bildung, Natur oder Sport durchaus vorstellen. > Markus Freitag über Vorteile und Probleme des Milizsystems: Seite 10. Lukas Niederberger | Geschäftsleiter der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) Seit 30 Jahren spende ich alle sechs Wochen Blutplättchen für leukämiekranke Kinder. Das werde ich auch weiterhin tun. > Lukas Niederbergers Aufruf zu einem neuen «contract social»: Seite 15. Sibylle Lichtensteiger | Gesamtleitung Stapferhaus Um als Patenfamilie einer geflüchteten Familie beim Einstieg in den Schweizer Alltag zu helfen: Das machen wir seit zwei Jahren – und aus der Patenschaft ist eine Freundschaft geworden. > Sibylle Lichtensteigers letztes Wort auf Seite 32. 9
Im Gespräch «Das Schmier- mittel des Zusammenlebens» Der Berner Politikprofessor Markus Freitag ist wohl der profundeste Kenner des Schweizer Milizsystems. Und er ist überzeugt: Damit es überlebens- und zukunftsfähig bleibt, muss das System gründlich reformiert werden. 11
Im Gespräch weiterhin unabhängig entscheiden kann. Aber auch Pirmin Schilliger | Text Berufspolitiker sind nicht immer davor gefeit, sich von Jonas Weibel | Fotografie fremden Interessen vereinnahmen zu lassen. Ich den ke, beide Organisationsprinzipien haben ihre Vor- und Nachteile in Bezug auf die wirtschaftliche Einfluss Das Milizsystem wird als tragende Säule des nahme oder Unabhängigkeit. politischen Erfolgsmodells Schweiz dargestellt. Wie wichtig ist es heute politisch? Wie wirkt sich das Milizsystem auf das gesell- Markus Freitag: Das Milizsystem stellt insofern ein schaftliche Zusammenleben aus? Fundament für die Demokratie in der Schweiz dar, als Wenn Leute bereit sind, freiwillig etwas für die Ge es das Politische engmaschig mit dem Gesellschaftli meinschaft zu leisten, bringt dies positive Effekte mit chen verknüpft. Wenn gewöhnliche Bürgerinnen und sich. Dort, wo die Menschen zusammenstehen und Bürger im Nebenamt Politikerinnen und Politiker einander helfen, geht es ihnen insgesamt besser. Neben sind, gibt es keine Entkopplung dieser beiden Sphären dem Vertrauen in die Institutionen wächst auch das und damit wirksame Schranken der gegenseitigen gegenseitige Vertrauen. Dieses wirkt als Schmiermit Entfremdung. Als Organisationsprinzip stellt das Mi tel des Zusammenlebens. Wirtschaftlich gesprochen lizsystem eine Identität zwischen den Regierenden reduzieren sich damit die Transaktionskosten. und den Regierten her. Das wiederum ist der Nährbo den für politisches Vertrauen und für politische Stabi Das Milizsystem ist heute zusehends unter lität. Insgesamt ist das Milizsystem ein politisches Druck. Und dass National- und Ständeräte Miliz- Kapital, dessen Wert man nicht unterschätzen sollte. politiker sein sollen, ist wohl inzwischen ein Mythos. Wäre es nicht besser, klare Verhältnisse Was funktioniert dank unserem Milizsystem zu schaffen? in der Schweiz besser als anderswo? Es ist in der Tat so: Je höher die politische Ebene, Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die umso weniger treffen wir dort auf reine Milizpolitike Institutionen ist in der Schweiz wesentlich höher als rinnen und Milizpolitiker. Das gilt für National- und in anderen Ländern. Dazu werden die Politik und Ständeräte und für den Bundesrat natürlich erst recht. die Mandatsträger als weniger abgehoben empfunden. Andererseits haben wir aber auch über 100 000 Leute in den Gemeinden, die weiterhin als ehrenamtliche Milizpolitiker arbeiten. Allerdings bekunden immer mehr Gemeinden grosse Mühe, Personal für die Be „Politik und Mandats hörden und Kommissionen zu rekrutieren. Vor allem auf dieser kommunalen Ebene muss man sich Gedan träger werden im ken machen, in welche Richtung man in Zukunft gehen möchte. Milizsystem als weniger Was schlagen Sie vor? Lässt sich das Milizsystem abgehoben empfunden.“ reformieren, ohne dass es durch die Reform gleich abgeschafft wird, etwa durch finanzielle Anreize, die letztlich in Richtung Professiona Was bedeutet das Milizsystem spezifisch lisierung laufen? für die Wirtschaft? Tatsächlich bewegen wir uns bei jeder Reform in Die politische Stabilität, für die das Milizsystem sorgt, einem Spannungsfeld zwischen Ehrenamtlichkeit schafft ein investitionsfreundliches Klima. Zudem und Professionalisierung. Wobei betont werden muss, kann die Wirtschaft nur gewinnen, wenn Leute aus dass es nicht die eine und einzige Reform geben der Wirtschaft in die Politik einziehen und dort mit wird, die für alle Gemeinden in sämtlichen Kantonen gestalten und mitentscheiden. Auch für die Politik gleichermassen erfolgversprechend ist. Es ist viel selbst ist es ein Vorteil, wenn Leute aus der Wirtschaft mehr so, dass jede Massnahme auf die einzelnen ihr Know-how einbringen, sodass die beiden Subsys Bedürfnisse einer Gemeinde zugeschnitten werden teme im Idealfall besser harmonieren. muss. Übergeordnet sollte es natürlich auch nationale Anstrengungen mit einer langfristigen Strahlkraft Diese Harmonie ist bekanntlich umstritten. geben. Dazu gehören zum Beispiel grössere Investitio Schnell ist dann von Kungelei, Filz und Korruption nen in die politische Bildung. Wir würden so zwar die Rede. Offenbart sich da eine Schwachstelle nicht von heute auf morgen mehr Milizpolitiker aus des Milizsystems? dem Hut zaubern. Aber eine gewisse Sensibilisierung Wichtig ist, dass bei Geschäften, bei denen persönliche der jungen Menschen für das politische System der Interessen mitspielen, die entsprechenden Personen Schweiz und dessen Funktionen könnte mittelfristig in den Ausstand treten, damit das restliche Gremium viel bewirken. 12
Im Gespräch Markus Freitag Professor für politische Soziologie Dies müsste wohl bereits in den Schulen passieren? über 30 Prozent fest angestellt und bezahlt. Umge Der Kanton Aargau ist der einzige Deutschschweizer kehrt üben aber immerhin noch 70 Prozent der Ge Kanton, der in der Oberstufe explizit das Fach «Politi meinderäte ihr Amt weitgehend ehrenamtlich aus. sche Bildung» anbietet. Meiner Ansicht nach zeigt sich da eine empfindliche Schwachstelle in den kanto Ein anderer Reformvorschlag ist die Einführung nalen Bildungssystemen. Auf Gemeindeebene ist eines Bürgerdienstes – die Rede ist von 200 Tagen. das entscheidende Problem der Bedeutungsverlust Ist das «Milizkonto» der letzte verzweifelte Ver- der Lokalparteien. Diese waren in früherer Zeit die such, das System doch noch zu retten? eigentlichen Mobilisierungsagenturen, die für Nach Der letzte verzweifelte Versuch wäre wohl noch etwas wuchs und Personal gesorgt haben. Mit dem Schwund strikter und würde den reinen Amtszwang bedeuten. der Lokalparteien ist auch dieses Rekrutierungspo Die Idee eines Bürgerdienstes schreibt den Einsatzort tenzial verschwunden. Es wäre zu überlegen, ob man aber nicht vor und lässt den Bürgerinnen und Bürgern mit den lokal ansässigen Vereinen zusammen ein immerhin die freie Wahl, wo der obligatorische Beitrag Konzept zur Abschöpfung von Behördenpersonal ent zu leisten ist, ob im Militär, in der Gemeinde oder in wickeln könnte. Ausserdem kann jede Gemeinde dar einem Verein. Aber die Grundidee beinhaltet, dass jede über befinden, die Entschädigungen zu erhöhen, um und jeder – nicht nur Schweizerinnen und Schweizer – weniger intrinsisch motivierte Personen zu gewinnen. einen Dienst für die Gemeinschaft erbringen muss. Es gibt auch diverse Ideen, das Führungsmodell in Der «Verein für Milizengagement» versucht bekannt einer Verwaltung der Gemeinde zu ändern, um eine lich gerade, eine Volksinitiative in diese Richtung Arbeitsentlastung der Gemeinderätinnen und Ge zu lancieren. Umstritten bleiben dabei aber die Fragen meinderäte herbeizuführen und der Verwaltung mehr der praktischen Umsetzung und der Überwachung Verantwortung zu übertragen. des Ganzen. Das alles läuft doch tendenziell in Richtung Die Wirtschaft hätte es eigentlich in den Händen, Professionalisierung … einiges mehr für das Milizsystem zu tun, als sie Entwicklungen hin zur Professionalisierung machen heute tatsächlich leistet. Was erwarten Sie von sich in erster Linie an der Einführung fixer Pensen in der Wirtschaft? der Gemeindepolitik fest. Vor 15 Jahren waren es bei Es gibt Unternehmen, die schon vieles tun. Auf der spielsweise nur rund 6 Prozent der Gemeinderäte, die Website des Schweizerischen Gemeindeverbands eine fixe Anstellung innehatten. Mittlerweile sind gibt es eine Liste von Unternehmungen, die aktiv 13
Im Gespräch das Milizwesen unterstützen. Das könnte man auch Wer soll bei dieser Reform des Milizsystems populärer machen, man könnte einen Erfahrungsaus den Lead übernehmen? tausch innerhalb der Wirtschaft generieren. Es ist Dadurch, dass die Schweiz ein solch dezentralisiertes klar, dass sich eine grundlegende Reform des Miliz Land ist, ist es extrem schwierig, jemandem eine wesens nicht ohne die Wirtschaft arrangieren lässt, Führungsrolle zuzuweisen, da die Probleme in den weil es viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 2 112 Gemeinden nicht unbedingt deckungsgleich gibt, die unterstützt und allenfalls für ihre Tätigkeit sind. Der Schweizer Gemeindeverband hat 2019 mit freigestellt werden müssen. einem «Jahr der Milizarbeit» versucht, die Öffent lichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Auch die erwähnte Volksinitiative könnte dies schaffen. „Es wäre naheliegend, Stellen Sie sich vor, es käme tatsächlich zu einer Ab stimmung über einen Bürgerdienst: Dies würde sicher Milizarbeit im eine intensive Debatte über das Milizwesen lancieren. Denkbar wäre auch die Idee eines runden Tisches Gemeinderat mit einem von verschiedenen kantonalen Vertretungen, von der Wirtschaft und vielleicht auch vom Bund, der unter von der Wirtschaft Federführung des Schweizerischen Gemeinde- oder des Städteverbandes einberufen werden könnte. anerkannten Zertifikat Heute überlegen die Menschen sehr gut, wofür sie sich einsetzen möchten. auszuzeichnen.“ Ist das Milizsystem angesichts der aktuellen Trends – Beispiel individuelle Selbstverwirk lichung – ein Auslaufmodell, das in 30 Jahren Die geleistete Milizarbeit ist indes aber keine verlorene definitiv verschwunden sein wird? Zeit. Gerade Gemeinderäte erwerben sich im Miliz- Ich denke nicht, dass die Rückgänge im Milizwesen amt Kompetenzen wie beispielsweise Führungserfah daran liegen, dass die Menschen insgesamt weniger rung, Organisations- und Konfliktmanagement und solidarisch sind. Ich glaube aber, dass sie sich sehr gut damit arbeitsmarktrelevante Qualifikationen, die sonst überlegen, für was und wen sie ihre Solidarität ein in teuren Weiterbildungen erlernt werden müssen. setzen möchten. Die Menschen reagieren zum Beispiel Es wäre also eine naheliegende Idee, die Milizarbeit empfindlich, wenn sie längerfristige und regelmässige im Gemeinderat mit einem arbeitsmarktrelevanten Verpflichtungen eingehen müssen. Egal, ob das Tätig und von der Wirtschaft anerkannten Zertifikat aus keiten im Verein oder in einer Behörde sind. Bei Letzte zuzeichnen. ren schreckt viele auch noch der Öffentlichkeitscha rakter der Arbeit ab. Ich nehme deshalb an, dass das Das heisst, dass ein grosser Teil der politischen jetzige Milizsystem in 30 Jahren sein Gesicht schon Milizarbeit aus Führungsaufgaben besteht? etwas verändern wird. Wir bewegen uns auch auf loka Das kommt natürlich auf die Ausgestaltung des Amtes ler Ebene in Richtung eines Berufspolitikertums und an und betrifft in erster Linie den Gemeinderat. In den eines hybriden Milizsystems. Es wird wohl vielerorts unzähligen Kommissionen hat längst nicht jede und auf ein Organisationsprinzip hinauslaufen, das ehren jeder einen Führungsauftrag. Aber es geht auch da um amtlich arbeitende Milizpolitiker nur noch in Kom Dinge wie Konfliktbewältigung, Kommunikation, missionen und Legislativen vorsieht. Die Exekutive Umgang mit Vielfalt – um Kompetenzen also, die auch wird dann zunehmend professionell aufgestellt sein. den Unternehmen nur nützlich sein können. » Der Milizforscher Seit 2011 ist Markus Freitag Direktor und Ordinarius am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Er ist Autor zahlreicher Schriften zum politischen und sozialen Zusammenleben in der Schweiz. Seine jüngsten Veröffentlichungen sind «Das soziale Kapital der Schweiz» (NZZ Libro, Zürich 2014), «Freiwilligen- Monitor Schweiz» (Seismo, Zürich 2016), «Die Psyche des Politischen» (NZZ Libro, Zürich 2017) und «Milizarbeit in der Schweiz» (NZZ Libro, Zürich 2019, Mitautoren: Pirmin Bundi, Martina Flick Witzig). Freitag ist verheiratet, Vater zweier Kinder und lebt mit seiner Familie in Zürich. 14
Standpunkt Die Karten neu mischen und verteilen «Freiheit und Demokratie in Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt stärken …» So lauten Auftrag und Ziel unserer Gesellschaft, formuliert in der Präambel der Bundesverfassung von 1999. Was aber bedeutet Demokratie, wenn in grösseren Städten bis zu 50 Prozent der Personen im Alter zwischen 25 und 50 Jahren nicht abstimmen und wählen dürfen? Und was bedeutet Solidarität, wenn der Grundbedarf in der Sozialhilfe gekürzt wird und abgewiesene Asylsuchende nur noch Nothilfe erhalten? In der Verfassungspräambel steht auch: «Die Stärke der Bevölkerung misst sich am Wohl der Schwachen.» Im letzten Parlamentswahlkampf wurden die echten gesellschaftlichen Herausforderungen elegant umschifft. Weder Gesundheitskosten und Renten finanzierung noch das Leben in kultureller Vielfalt noch die Auswirkung der Digitalisierung auf die Arbeitswelt wurden thematisiert, obwohl uns nie mand sagen kann, wie wir diese Herausforderungen in zehn, zwanzig oder dreissig Jahren meistern können und wollen. Kleinfamilien sind heute in der Betreuung Angehöriger völlig überfordert. Der Staat stösst bei der Sorge um Schutzbedürftige zunehmend an legitimatorische und finanzielle Grenzen. Die «corporate citizenship» vieler Unternehmen erschöpft sich im Schaffen von Arbeitsplätzen und im Zahlen von Steuern. Und freiwillig Engagierte inner- und ausserhalb von Vereinen und NGOs wollen weder Lückenbüsser für staatliche Kürzungsmanöver noch Ersatz für be zahltes Personal sein: Der soziale Kitt bröckelt an allen Ecken und Enden. Der von Jean-Jacques Rousseau verfasste «contrat social» regelte anno 1762 die gesellschaftlichen Pflichten von Staat und Individuum. Die Mitverant wortung von Firmen, NPOs und NGOs für das Gemeinwohl war damals noch kein Thema. Darum wäre es anno 2020 höchste Zeit und notwendig, über eine sinnvolle, faire und solidarische Neuverteilung der Ressourcen und Aufgaben, der Verantwortlichkeiten und Kompetenzen aller gesellschaftlichen Akteure zu diskutieren. Wer soll dies wo und wie tun? «Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind», schrieb Albert Einstein. Darum braucht es zwischen Bubbles von Gleich gesinnten und polarisierten Arenen neue halböffentliche Räume, in denen Staat und Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Individuen gemeinsam, offen und auf Augenhöhe innovative und nachhaltige Lösungen für die grossen gesellschaftlichen Herausforderungen entwickeln können – und dabei die Karten der gesellschaftlichen Aufgaben neu mischen und verteilen. » Lukas Niederberger | Text Geschäftsleiter der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG). 15
Marco Maria Baroni | Architekt Führt seit 20 Jahren ein eigenes Architekturbüro. Im Frühling 2019 wurde Baroni für die italienischsprachige Region in die Verbands- leitung der Schweizer Kader Organisation (SKO) gewählt und im selben Jahr als Präsident der Sportplatzkommission des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) nominiert.
Aufgefallen «Der Fussball bewahrt und vermittelt Werte» Im Leben des Architekten Marco Baroni dreht sich Was treibt dich an im Leben? fast alles um den Fussball. Das Mitglied der SKO- Ich bin ein neugieriger Mensch und fühle mich von Verbandsleitung setzt sich beruflich und in der allem angezogen, was mir neue Techniken, Einblick in Freizeit für den Sport ein, dem seiner Ansicht nach andere Realitäten oder die Sicht auf neue Ziele er eine wichtige gesellschaftliche Rolle zukommt. möglicht. Ich mag es, neue Leute kennenzulernen und mich mit dem damit verbundenen Austausch zu Was zeichnet dich aus? bereichern. Ich liebe natürlich auch das Zusammen Trotz meines eher ruhigen, nachdenklichen und sein mit meiner Familie. geduldigen Wesens lebe ich gerne kreativ: immer mit Blick auf die Möglichkeiten, die sich mir bieten. Wie kannst du andern am besten helfen? Im Laufe der Zeit hat sich so einiges ergeben, das Als altruistische und empathische Person freue ich ich als Herausforderung angenommen habe. mich, die Menschen glücklich zu sehen. Auf der beruf lichen und sportlichen Ebene hilft mir der Perspekti Wofür setzt du dich freiwillig ein? venwechsel, Dinge positiv anzugehen und die optimale Seit je für den Amateurfussball: Er wird immer Lösung zu finden. wichtiger und bietet dank der unentgeltlichen Arbeit zahlloser Enthusiasten ganzen Generationen von Was ist deine grösste Hoffnung für die Zukunft? jungen Menschen eine sinnvolle Freizeitbeschäfti An erster Stelle steht natürlich meine Gesundheit und gung, an der sie wachsen können. die meiner Lieben; als Mitglied der Verbandsleitung der SKO möchte ich meine Ideen für die Stärkung der Was motiviert dich im Leben? Führungsposition in kleinen und mittleren Unterneh Ich habe einen Weg im spezifisch orientierten Sport men einbringen können. Als Vorsitzender der Sport stättenbau eingeschlagen, da ich früher schon sport platzkommission des SFV möchte ich die Arbeit meines lich unterwegs war. Im Kanton St. Gallen geboren und Vorgängers innovativ weiterführen: Indem ich mich aufgewachsen, zog ich nach einer kurzen akademi mit meinem Enthusiasmus und meiner Erfahrung für schen Auslandserfahrung bald ins Tessin, wo ich mein die Jugend und den Amateurfussball einsetze. Architekturstudium abschloss. Die Leidenschaft für den Fussball war mein steter Begleiter, und schliesslich Welche Rolle spielt dabei Freiwilligkeit? habe ich die Möglichkeit gefunden, den Sport mit mei Um die Unterstützung der Gesellschaft zu erlangen, ner Arbeit zu verbinden: Heute beschäftige ich mich müssen wir sicherstellen, dass Freiwilligenarbeit massgeblich mit Sportanlagen. kein Luxusgut ist, sondern vielmehr allen als Gelegen heit für neue Möglichkeiten erscheint, und zwar Wie und in welchen Themen hat dich das geprägt? auch denjenigen, die nicht über unendliche Ressourcen Obwohl wir in einer hektischen und vom Individualis in Bezug auf Zeit und Geld verfügen. mus geprägten Zeit leben, sehe ich im Sport eine Kraft, » bestehende Werte zu erhalten und weiterzugeben. Ich bin selbst immer an den Erfahrungen gewachsen, Willst du SKO-Botschafter/in werden? Hier meldest die ich auf dem Platz als Trainer gemacht habe. du dich an: sko.ch/sko-botschafter 17
Kopf bis Fuss Alain Kappeler Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz | Managing Director | Die zündende Idee Als SOS-Kinderdorf vor 70 Jahren gegründet wurde, galt die Idee, dass Kinder in Not in einer Familie aufwachsen sollen, als revolu Blick in die Zukunft | tionär. Seither haben wir mit unseren Die Digitalisierung birgt auch für Hilfswerke SOS-Kinderdörfern und Familienstärkungs Chancen und Risiken. Dank neuen Techno programmen weltweit 4 Millionen Kindern logien können wir effizienter und transparenter und Jugendlichen genau das ermöglicht. arbeiten. Gleichzeitig setzen wir weiterhin auf persönlichen Kontakt, wenn es darum geht, Spender und Partner langfristig zu binden. | Die Überzeugung Unser Schwerpunkt liegt auf der langfristigen Entwicklung aller Kinder – Betreuung, Gesundheit und Bildung eingeschlossen –, damit sie als Erwachsene selbstständig die Herausforderungen des Lebens meistern können.
Das Ziel | In unserer Arbeit werden wir von Unternehmen, Stiftungen und Privat personen unterstützt. Unser Ziel ist es, jeden Spendenfranken nachhaltig und | Die Projektarbeit gezielt einzusetzen, um Kindern welt Wir initiieren ganzheitliche Entwicklungs weit eine selbstbestimmte Zukunft zu programme, um Strukturen vor Ort zu ermöglichen. schaffen, die helfen, den Kreislauf aus Armut und Not zu durchbrechen. Dabei beziehen wir unsere Begünstigten mit ein und fördern Arbeitsplätze in den betroffenen Gebieten. Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz In mehr als 130 Ländern gibt SOS-Kinderdorf in Not geratenen Kindern ein Zuhause und fördert ihre Entwicklung nachhaltig. Die Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz mit Sitz in Bern wurde 1964 gegründet und generiert derzeit rund 20 Millionen Franken Spendeneinnahmen pro Jahr bei 18 Vollzeitstellen. Das Kinderhilfswerk ist privat, politisch und konfessionell ungebunden und finanziert eigene Programme in Entwicklungsländern.
Schwerpunkt Das Fundament der Freiwilligkeit braucht Erneuerung Das Milizsystem gilt als Basis des wirtschaftlichen und gesell schaftlichen Erfolgsmodells Schweiz. Doch es steckt in der Krise. Wie kann es gestärkt werden? 100 000 Milizionäre in den Gemeinden Pirmin Schilliger | Text Nach traditionellem Verständnis gilt dieses Milizprin zip sowohl für National- und Ständeräte als auch für Kantons- und Gemeinderäte. Tatsächlich werden auf «Ich glaube, das Milizsystem ist perfekt für unser Land; Gemeindeebene die meisten behördlichen Aufgaben – aber es erfordert Leute, die bereit sind, sich einzu Exekutive, Schulpflege, Sozialbehörde, Kommissionen, setzen», sagt Ilias Läber. Das tut er: sich einsetzen – als Wahlbüro und so weiter – durch Milizgremien wahr Gemeindeammann von Oberwil-Lieli, einer Aargauer genommen. Rund 100 000 Personen sind zurzeit auf Gemeinde mit 2500 Einwohnern. Das Amt im fünf diese Art tätig. Auch die örtlichen Feuerwehren und köpfigen Gemeinderat beansprucht ihn acht bis zehn die Armee – gemäss Artikel 58 der Bundesverfassung – Stunden pro Woche. Dafür wird er mit einer Jahres setzen auf das Milizprinzip. pauschale von 24 000 Franken entschädigt. Die Idee des Zivilisten, der sich zum Wehrdienst ver Darauf angewiesen ist Läber wohl kaum, denn haupt pflichtet, ist sehr alt. Sie fusst auf dem in den antiken beruflich ist er als gut entlöhnter Finanzexperte, griechischen Stadtstaaten entwickelten Gedanken Investmentstratege und Verwaltungsrat unterwegs. der Einheit von Bürger und Soldat. Die in der Schweiz Warum er sich zusätzlich zu seinem eigenen happigen verwendete spezifische Bezeichnung «Milizsystem» Pensum noch den bescheiden entschädigten Ammann dagegen entwickelte sich erst zur Zeit des Ancien Ré antut? «Ich übernehme gerne Verantwortung, und gime. Das neue Recht auf demokratische Mitbestim mir macht es Freude, diese sinnvolle und interessante mung im Gemeinwesen für alle ging Hand in Hand mit Tätigkeit auszuüben», antwortet er. dem Auftrag, dieses zu verteidigen. Ausserdem wurde die gegenseitige Bürgerhilfe als republikanischer Wert Dank einsatzwilligen Personen wie ihm funktionieren proklamiert, um ein nationales Selbstverständnis und die meisten der rund 2200 Gemeinden dieses Landes. eine kommunal organisierte Republik aufzubauen. Das Milizprinzip gilt als eine der vier tragenden Säulen des politischen Systems der Schweiz, neben der direkten Der Freiwilligeneinsatz ist sozusagen der fruchtbare Demokratie, dem Föderalismus und der Konkordanz. Boden der politischen Milizarbeit. Rund drei Millionen 20
Schwerpunkt Menschen engagieren sich gemäss Erhebungen von will, braucht ein Pensum von mindestens 70 Prozent. Benevol, der Fachstelle für Freiwilligenarbeit, aus Nebenbei noch 80 Prozent oder mehr arbeiten? Geht freien Stücken fürs Gemeinwohl, und zwar in kulturel nicht!» Dem wird länger schon Rechnung getragen: len und kirchlichen Organisationen oder in sonstigen Mit den Sitzungsgeldern und Spesen können die Parla Projekten. Zusammen leisten sie über 700 Millionen mentarier inzwischen einen wesentlichen Teil ihrer Stunden Freiwilligenarbeit im Wert von 35 Milliarden Existenz bestreiten. Franken. Das entspricht mehr als fünf Prozent des schweizerischen Bruttoinlandproduktes. Semiprofessionelle Politik Die Bundesversammlung ist mindestens zum semi Das «Erfolgsmodell» und die Miliz professionellen Berufsparlament geworden. Ein Rats Seit Entstehung des Milizsystems sind knapp zwei mandat scheint attraktiv, wie die Rekordzahl von hundert Jahre verstrichen. Die Schweiz hat sich 4652 Nationalratskandidaten im Herbst 2019 bewiesen in dieser Zeit vom rückständigen Hirten- und Bauern hat. Nachwuchssorgen, wie die meisten anderen land zu einem reichen und fortschrittlichen Wohl Bereiche des Milizsystems, hat das Parlament keine. fahrtsstaat entwickelt. Das Milizsystem wird bis heute als wesentlicher Stützpfeiler des Erfolgsmodells Zwei Drittel aller Gemeinden dagegen haben gemäss Schweiz idealisiert. «Die vielen Nachteile, welche die einschlägiger Studien grösste Mühe, vakante Miliz Schweiz als kleines Land hat, dreht das Milizsystem ämter mit geeigneten Leuten zu besetzen. Es häufen in einen Vorteil», schrieb Markus Hongler, CEO der sich «Scheinwahlen», bei denen es gerade so viele Mobiliar, kürzlich in einem Gastbeitrag in der NZZ. Bewerber wie zu vergebende Ämter gibt. Der Mangel treibt die Gemeinden dazu, die Ämtertätigkeit zu Aus der Milizmentalität heraus sind besondere Werte professionalisieren. Mittlerweile werden annähernd entstanden. Zum Beispiel gibt es in der Schweiz keine 70 Prozent der kommunalen Exekutivmitglieder abgehobene Politikerkaste. Mit den Laienpolitikern für ihr Amt mit mindestens 10 000 Franken jährlich fliesst automatisch deren berufliches Wissen in die entschädigt. Lupenreine Milizarbeit wird auf Gemein Milizarbeit, was eine pragmatische, lösungsorientierte deebene allenfalls noch in der Legislative und in den Sachpolitik begünstigt. Zudem lassen sich öffentliche Kommissionen geleistet. Aufgaben im Milizsystem günstiger erledigen. Fehlt es an Milizarbeitswilligen, muss die öffentliche Hand Mit der Professionalisierung wird das Milizsystem übernehmen, und die Staatsquote steigt. Christoph jedoch nicht gestärkt, sondern faktisch abgeschafft. Niederberger, Direktor des Schweizerischen Gemein «Letztlich entreisst man der lokalen Demokratie deverbandes (SGV), meint knapp und bündig: «Das auf diese Weise die Laienseele», warnt der Politologie- Milizsystem aktiviert das Verantwortungsbewusstsein Professor Markus Freitag (siehe auch Gespräch fürs Gemeinwohl, hält den Staat schlank und fördert ab Seite 10). Vor allem kleinere Gemeinden wie zum die Nähe zu den Bürgern.» Beispiel Simplon (VS) haben das Problem auch schon auf denkbar einfachste Art gelöst: Sie zwingen ihre Bürgerinnen und Bürger zur Amtsübernahme. Laut Gesetz gilt in sieben Kantonen (LU, UR, NW, AI, „Die vielen Nachteile, SO, ZH, VS) und in gewissen Berner Gemeinden der Amtszwang: Wer gewählt wird, auch wenn er gar welche die Schweiz als nicht kandidiert hat, muss antreten. kleines Land hat, Die Wirtschaft ist gefordert Unbestritten profitiert auch die Schweizer Wirtschaft dreht das Milizsystem von einem Ökosystem, das nur funktionieren kann, solange das Milizsystem funktioniert. Doch die Globa in einen Vorteil.“ lisierung fordert hier ihren Tribut: Die Kader inter nationaler Konzerne begegnen dem Milizsystem, weil Markus Hongler, CEO Mobiliar sie es nicht wirklich kennen, zunehmend mit Unver ständnis. Die Hälfte der Unternehmen zeigt jenen Mit arbeitenden, die sich in Milizämtern engagieren, die Aber fast alle Institutionen, die sich auf das Milizsystem kalte Schulter, so das Ergebnis einer breit angelegten abstützen, klagen über Mitgliederschwund. Oder sie Studie zur Milizarbeit in der Schweiz. Lediglich 15 Pro haben sich, wie der National- und Ständerat, bereits zent der Konzerne unterstützen ein entsprechendes schleichend davon verabschiedet. Die Berner SP- Engagement mit einer bezahlten Freistellung. Immer Nationalrätin Flavia Wasserfallen meint: «Seien wir hin 29 Prozent erlauben ihren milizpolitisch tätigen ehrlich: Das Milizsystem ist, zumindest auf nationaler Angestellten, ihre Arbeitszeit freier einzuteilen. Ebene, ein Mythos. Wer im Parlament seriös arbeiten › 21
Schwerpunkt Viele grosse Konzerne berufen sich auf ihren jährli erschliesst einen positiven Kreislauf, in dem beide chen Obolus an die Parteien, mit dem sie schliesslich Seiten, also Gemeinde und Arbeitgeber, voneinander auch Milizarbeit unterstützen würden. Doch allein nur profitieren.» damit ist es natürlich nicht getan. «Wir müssen das Milizsystem aktiv mitgestalten und uns bei dessen Vielfältige Reformbemühungen Modernisierung direkt engagieren», mahnt Mobiliar- Auch wenn das Beispiel der Mobiliar viele Nachahmer Chef Markus Hongler. Die Wirtschaft hätte es in der finden sollte, die Frage bleibt: Wie lässt sich das Miliz Hand, ihren Mitarbeitenden grosszügige Rahmenbe system reformieren, sodass es attraktiv und zukunfts dingungen zu bieten, sodass sich berufliches und mi fähig bleibt? lizpolitisches Engagement besser vereinbaren lassen. Allein mit Wortkosmetik, bei der nicht mehr vom Zumindest im Falle der Mobiliar ist dies mehr als ein Milizsystem, sondern vom «zivilgesellschaftlichen Lippenbekenntnis. Beim Versicherungskonzern enga Engagement» gesprochen wird, kommen wir wohl gieren sich über 100 Mitarbeitende in öffentlichen nicht weiter. Markus Freitag schlägt fünf Handlungs Ämtern. Zum Beispiel der frisch gewählte Appenzeller felder vor, bei denen man bei einer Reform ansetzen Nationalrat Thomas Rechsteiner, der als Generalagent sollte: Zwang, Anreiz, Organisation, Information, in seiner Agentur nun verschiedene organisatorische Ausbildung. Damit ist auch angedeutet: Die einfache und personelle Massnahmen ergriffen hat, um dem Formel zur Belebung des Milizwesens gibt es nicht. politischen Mandat gerecht zu werden. Viel eher wird ein Bündel von Massnahmen die Lösung bringen. Dazu gehörten die Rekrutierung von mögli chen Amtsträgern, die berufs- und familienfreundliche Ausgestaltung der Ämter und die Neuorganisation „Das Milizamt erschliesst der Kommunen und Behörden. einen positiven Kreislauf, Curdin Derungs, Professor für Verwaltungsmanage ment an der FH Graubünden, plädiert zudem für einen in dem beide Seiten Kulturwandel, der mehr Wertschätzung für die Miliz arbeit aufbringt. «Die Dauerkritik aus der Bevölkerung, voneinander profitieren.“ womöglich aus anonymen Schützengräben von Social Media, lässt viele Leute nur noch zögerlich ein politi Manuela Jost, Gemeinderätin Beromünster sches Amt übernehmen.» Die Mobiliar stellt Mitarbeitenden, die politische Mandate ausüben, Arbeitszeit und Infrastruktur zur Verfügung – und zwar ohne Blick auf die Parteifarbe. «Diese Mitarbeitenden sind Brückenbauer zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Und sie bringen unserem Unternehmen einen Mehrwert», betont Belinda Walther, Leiterin Public Affairs. So erlebt es auch Manuela Jost, die seit September 2018 im Gemeinderat von Beromünster das Bildungsressort verantwortet. «Offiziell ist das Mandat als 35-Pro zent-Pensum eingestuft, der effektive Aufwand liegt bei 40 bis 50 Prozent», sagt sie. Trotzdem schafft es die Mutter schulpflichtiger Kinder, alles – Familie, Beruf und Gemeinderätin – unter einen Hut zu brin gen, dank der Unterstützung ihres Ehemannes und des Arbeitgebers. Ihren 50-Prozent-Job bei der Mobi liar konnte sie nach der Wahl auf 30 Prozent redu zieren, bei flexibler Arbeitszeit. In ihrer politischen Aufgabe erweist sich die Führungsausbildung, die sie als Leiterin Verkaufssupport absolvieren durfte, als hilfreich. Jost ist umgekehrt überzeugt, dass der neue politische Blickwinkel und ihre Amtserfahrungen wieder zurück zur Mobiliar fliessen werden, und spricht von einer Win-win-Situation. «Das Milizamt 22
Schwerpunkt „Die Dauerkritik Milizarbeit» angestossen haben, im laufenden Jahr weiter. Sie finden konkret Niederschlag etwa im För aus der Bevölkerung, derprojekt «engagement lokal». Fünfzehn bedeutende Organisationen leisten dabei Anschubfinanzierung womöglich aus anonymen für innovative Strategien und Projekte des freiwilligen Engagements vor Ort. In ähnliche Richtung zielt die Schützengräben von vor drei Jahren initiierte Plattform «staatslabor», die mittels Pilotprojekten, Events und Fallstudien das Social Media, lässt viele Bürgerengagement bei öffentlichen Aufgaben stärken möchte. Leute nur noch Die SKO schliesst sich diesen Bemühungen an. Speziell zögerlich ein politisches plant sie in einem Joint Venture mit dem SGV eine Zertifizierung der Gemeinderäte bzw. der im Milizamt Amt übernehmen.“ erworbenen Führungskompetenzen. Im Raum steht auch die Initiative des Westschweizer Vereins Service Professor Curdin Derungs Citoyen.ch zur Einführung einer (Miliz-)Dienst pflicht. Dabei könnte jede/r frei wählen, ob er sich bei der Feuerwehr, in Vereinen, im Gemeinderat, im Zivil- oder Militärdienst engagieren möchte. Die Chancen, Eine Schlüsselposition kommt bei der Reform den dass das Zwillingspaar «Milizsystem» und «Erfolgs Gemeinden zu, doch «letztlich sind wir dabei alle ge modell Schweiz» sich wieder näherkommt, sind in fordert, die Zivilgesellschaft, die Wirtschaft und takt. Die Ansätze dazu aber enthalten einen Wermuts der Staat», sagt Christoph Niederberger. Erfreulicher tropfen: «Praktisch jede Reformmassnahme kratzt weise gehen die Diskussionen, die der Schweizerische am alten Ideal des Milizwesens», gibt Markus Freitag Gemeindeverband (SGV) und der Dachverband Schwei- zu bedenken. zer Jugendparlamente (DSJ) 2019 mit dem «Jahr der » Gestärkte Institutionsleitung Jede zweite Person im Sozial- und Gesundheitsbereich denkt an Kündigung: Geben Sie Gegensteuer – mit dem Berufsverband bvsm.ch. Die Mitarbeitenden sozialer Institutionen befinden sich im Spannungs- eingreifen und die Mitarbeiterbindung erhöhen zu können. Denn feld zwischen den Bedürfnissen der Betroffenen (Kinder, Jugend je mehr die Beschäftigten von den Vorgesetzten unterstützt und in liche oder Erwachsene mit Unterstützungsbedarf) und denjenigen Entscheide einbezogen werden, desto mehr identifizieren sie sich der auf die Institution einwirkenden Anspruchsgruppen und ihren mit dem Betrieb. Stress führt interessanterweise nur dann zur Kün Meinungen. Der Führung von Institutionen verlangt dies neben digung, wenn er auf Konflikten oder mangelnder Wertschätzung ökonomischem Sachverstand ebenso marketing- und öffentlich- beruht – auch dies zentrale Führungsaufgaben. keitssensitive Handlungsweisen ab; ausserdem eine Entwicklungs- strategie, die auf Personal wie Klienten ausgerichtet ist, und Der Berufsverband der aktiven Leiterinnen und Leiter sowie der permanente Selbstreflektion. Führungskräfte von Heimen und Institutionen im Sozial- und Ge- sundheitsbereich, bvsm.ch, unterstützt seine Mitglieder mit der Diese Herausforderungen werden dramatisch verstärkt, weil zahl- Vernetzung mit anderen Führungskräften an SKO-Veranstaltungen, reiche Heime und Institutionen durch häufige Mitarbeiterwechsel mit Weiterbildung wie SKO-LeaderTrainings, SKO-Führungslehr belastet werden. Eine Studie der Universität Basel zu Kündigungs- gängen und dergleichen und weiteren Dienstleistungen wie dem absichten und Arbeitsplatzfaktoren in sozialen Berufen zeigt: SKO-KarriereService. Hauptgründe für die «Fluchtgedanken» sind der Führungsstil der Vorgesetzten und die mangelnde Identifikation mit dem Betrieb. Institutionsleiter*innen müssen die Faktoren erkennen, um frühzeitig Weitere Informationen: www.bvsm.ch 23
Versus SKO-Nachwuchs Im Dezember 2019 wurde auf LinkedIn die Videokampagne #nosmembresontdutalent gestartet, um die Bekanntheit und Beliebtheit der SKO bei Nachwuchskadern und Führungs kräften zu steigern. Die Kampagne besteht aus sieben Videos mit Junior-Mitgliedern der SKO aus der Westschweiz. Ist der Röstigraben Mythos oder Realität im Arbeitsalltag? Den Röstigraben gibt es definitiv. Menschen, die eine andere Sprache sprechen als man selbst, haben naturgemäss auch eine andere Kultur und Arbeits weise, egal wie stark man sich einander annähert. Ich denke, dass es für einen Deutschschweizer bei einem neuen Projekt eher wichtig ist, alle Spielre geln und Verantwortlichkeiten genau zu definieren, um möglichst wenig dem Zufall zu überlassen und auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Die West schweizer sind vielleicht eher bereit, das Unbekannte und Unvorhersehbare ein Stück weit zu akzeptieren, und fühlen sich mit ungeplanten Vorkommnissen Melanie Berthold | Angebotsentwicklerin SBB CFF FFS viel wohler als ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Deutschschweiz. Kannst du uns deine Laufbahn kurz beschreiben? Warum bist du SKO-Mitglied geworden? Ich stamme aus dem Jura, bin dort aufgewachsen Im Rahmen einer beruflichen Präsentation habe und habe mich dann für ein Studium an der Univer ich rein zufällig von der SKO erfahren und bekam sität St. Gallen entschieden, um dort meinen Bachelor Lust, Mitglied zu werden. Die SKO bietet mir die in Betriebswirtschaftslehre und meinen Master in Möglichkeit, ein wenig über den Tellerrand der SBB strategischem Marketing zu machen. Danach bin ich hinauszublicken und andere Führungskräfte zu bei der SBB ins Berufsleben eingestiegen. treffen, die andere Strukturen und Unternehmens kulturen gewohnt sind. Bei diversen SKO-Veran Was machst du heute? staltungen habe ich sehr viele bereichernde und fas Ich bin Projektleiterin und arbeite mit Ingenieuren zinierende Menschen kennengelernt, insbesondere und Experten zusammen, die unsere Fahrpläne beim Gleichstellungs-Event, das mich sehr geprägt entwickeln. hat und das ich extrem interessant fand. Schweizerdeutsch sicher beherrschen – ein Ding der Unmöglichkeit? Nichts ist unmöglich, man darf sich nur nicht zu viel Das ganze Interview auf einmal vornehmen. Man sollte vielleicht zunächst finden Sie auf unserem Hochdeutsch verstehen, versuchen Hochdeutsch zu Youtube Channel: sprechen und sich danach bemühen, Schweizerdeutsch zu verstehen. Das Sprechen funktioniert dann irgend www.youtube.com/c/SkoCh_ASC_ASQ wann ganz von alleine, mit Gesprächspartnern, die sich Mühe geben, einem die Sache leichter zu machen. 24
Sie können auch lesen