Rista - Staatsanwälte wählen: 09. Juni 2016 - DRB NRW
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www.drb-nrw.de BUND DER RICHTER UND STAATSANWÄLTE IN NORDRHEIN-WESTFALEN rista RICHTER UND STAATSANWALT IN NRW 2/ rista 2/2016 1 /2015 16 Staatsanwälte wählen: 09. Juni 20161
Flagge Zeigen – Jetzt Redakteur werden Inhalt editorial 3 titelthema 4 Wir Staatsanwälte wählen 4 Staatsanwaltsrätewahlen in Stichworten 4 Warum eigentlich DRB-Listen wählen? 5 Wahlen zum Hauptstaatsanwaltsrat 5 Unsere Kandidaten für den HStR 6 Interview – Die Arbeit des Hauptpersonalrates 8 Der Bezirkspersonalrat, das unbekannte Wesen 9 Der örtliche Personalrat der Staatsanwälte 10 Das haben wir für Sie erreicht 11 PE – Ein starkes Bekenntnis zum Rechtsstaat 11 DRB Intern 13 rista lädt herzlich ein zur nächsten Redaktionssitzung am 23.05.2016, 15:00 Uhr LVV 2016 – Der Überblick bei unserem rista-Redakteur „Dritte Staatsgewalt oder fünftes Rad am Wagen?“ 13 Wolfgang Fey, Becherstraße 65 in Düsseldorf Auszug aus dem Grußwort des Justizministers 14 und zur Jahrestagung am 24.11.2016, 10:00 Uhr Kernsätze aus dem Grußwort bei der Lindenwirtin in Duisburg – Sonderurlaub beantragen! des Bundesvorsitzenden Christoph Frank 15 Einfach anmelden unter: rista@drb-nrw.de Auszug aus dem Grußwort des Landesvorsitzenden Christian Friehoff 16 Podiumsdiskussion – Justiz am Rand der Gesellschaft? – Eine Wertschätzungsdebatte 17 Herausgeber: Der Vorstand des Bundes der Richter und Staatsanwälte in NRW, Landesverband NRW des Deutschen Richterbundes LVV 2016 – Verbandsinterner Teil 19 Martin-Luther-Str. 11, 59065 Hamm, Tel. (02381) 29814; Fax (02381) 22568 E-Mail: info@drb-nrw.de, Internet: www.drb-nrw.de Bericht von der Assessorentagung 20 Redaktion: E-Mail: rista@drb-nrw.de beruf aktuell 21 Nadine Rheker (RinAG) (verantwortlich); Wolfgang Fey (RAG a. D.) ; Dragon 13 vs. TSJ Dr. Einhard Franke (DAG a. D.); Dr. Gisela Gold-Pfuhl (OStAin a. D.); Jürgen Hagmann (RAG a. D.); Stephanie Kerkering (StAin); Harald Kloos Justizsoftware: Fundamental unverträglich 21 (RAG); Lars Mückner (RAG); Antonietta Rubino (RinLG). Quality Time mit Christian Ehring – AU.THEN.TI.ZI.TÄT 23 Verlag, Anzeigen und Herstellung: Wilke Mediengruppe GmbH Oberallener Weg 1 59069 Hamm Glosse 24 Telefon: 0 23 85-4 62 90-0 Telefax: 0 23 85-4 62 90-90 Die 3. Staatsgewalt – Billig, schäbig und dreckig 24 E-Mail: info@wilke-mediengruppe.de Internet: www.wilke-mediengruppe.de Bezugsbedingungen: Recht heute 26 Der Verkaufspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Bezugspreis für Nichtmitglieder jährlich 20,– € plus Versandkosten. Konto des Landesverbandes NRW des Deutschen Richterbundes: Deutscher Juristentag 26 Sparkasse Hamm (BIC: WELADED1HAM), IBAN-Nr. DE58 4105 0095 0000 0702 27 – auch für Beitragszahlungen Gläubiger-ID: DE64ZZZ00000532220 DRB Intern 27 Die Formulierungen „Richter“ und „Staatsanwalt“ bezeichnen in rista geschlechtsunabhängig den Beruf. Namentlich gekennzeichnete Berichte entsprechen nicht immer der Dr. Theo Rasehorn – Nachruf 27 Meinung der Redaktion. Titelbild: Inken Arps, Ratingen Fotos von der LVV: Antonietta Rubino, Dortmund Cartoon: Wulf Kannegießer, Düsseldorf Cartoon Seite 24: Stefan Bayer / pixelio.de 2 rista 2/2016
Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, Ihre Entscheidung ist gefragt. Nicht nur in der alltäg- 2018 bereits enden wird. Die üblichen 100 Tage der lichen Arbeit, sondern auch und gerade am 9. Juni Einarbeitung nach einer Wahl, die selbst Regierun- 2016. An diesem Tag wählen wir in NRW erstmals die gen zugesprochen werden, werden wir nicht haben. Staatsanwaltsräte nach dem neuen und vom DRB-NRW Deshalb sind Kenntnis und Erfahrung diesmal von maßgeblich geforderten Landesrichter- und staatsan- besonderer Bedeutung. waltsgesetz. Der DRB ist die größte und machtvollste Standesver- Auf allen Ebenen werden Kolleginnen und Kollegen des tretung für Staatsanwälte in Deutschland und NRW. DRB Ihre Unterstützung benötigen. Bitte beteiligen Sie Das haben wir nicht zuletzt bei den vielen Aktionen sich an der Wahl und zeigen Sie damit unserem Dienst- und Demonstrationen aus Anlass der von der Landes- herrn durch Ihre Teilnahme, dass und wie wichtig die regierung angedachten Besoldungs-Nullrunden bewie- Personalvertretungen für Sie sind. sen. Kein anderer Verband wäre in der Lage gewe- sen, durchsetzungsstark eine solche Kampagne zu Nur eine kraftvolle Vertretung in den Staatsanwaltsräten, „stemmen“. Wir haben damit ein Zeichen gesetzt, das den Bezirksstaatsanwaltsräten und im Hauptstaatsan- diese und künftige Landesregierungen nicht vergessen waltsrat ermöglicht eine effektive Arbeit – und die ist werden. nötiger denn je. Nur ein starker Verband aber bleibt zukunftsfähig. Unei- Wir bewerben uns bei Ihnen als Team für die Zukunft nigkeit und Zerstrittenheit haben bei komplexer werden- des Hauptstaatsanwaltsrates. Es ist eine nach unserer den Entscheidungsnotwendigkeiten auf die Dauer keine Auffassung gelungene Mischung aus älteren und jünge- Chance. Letztlich schwächen sie die Position der Staats- ren, weiblichen und männlichen Kollegen. Noch wichti- anwältinnen und Staatsanwälte in NRW. Nur gemeinsam ger aber ist: Alle bringen bereits Erfahrungen aus der sind wir stark. Personalratstätigkeit mit. Die nächste Wahlperiode der Staatsanwaltsräte ist eine verkürzte, die im Dezember Wir bitten Sie daher: Gehen Sie zur Wahl und unterstüt- zen Sie uns in unserer Arbeit für Sie. Jochen Hartmann Bernhard Schubert Elke Hinterberg Uwe Klaus Schroeder Jens Hartung Christoph Burbulla Thomas Poggel Angela Flierl Katrin Timm Bernd-Josef Hogrebe Martin Temmen Gabriel Wais Burchard Witte Daniela Friese Yvonne Rothe Dietmar Hirneis Alexandra Leue rista 2/2016 3
Titelthema Wir Staatsanwälte wählen Am 09.06.2016 finden wieder die Wahlen zu den Staatsanwälte – jetzt Hauptstaatsanwaltsrat (HStR) – Personalvertretungen der Staatsanwälte statt. Der mit zurzeit 13 Mitgliedern. Neu hinzu kommt in einem Bund der Richter und Staatsanwälte in NRW beteiligt besonderen Wahlgang als Vorsitzender im HStR sich auf allen Ebenen mit vielen engagierten Kandida- bei Personalangelegenheiten ein Vertreter aus den tinnen und Kandidaten und mit einer attraktiven Liste, Reihen der Leiter-innen (LOStA) der Behörden. Außer- um an die Erfolge der letzten Jahre anzuknüpfen. dem geht es um drei Vertretungen auf Bezirksebene (Bezirkspersonalräte, jetzt Bezirksstaatsanwaltsräte Von besonderer Bedeutung ist die erstmalige Wahl – BStR) in Hamm, Düsseldorf und Köln, sowie seit nach dem neuen Landesrichter- und staatsan- der letzten Wahl Staatsanwaltsvertretungen in den waltsgesetz (LRiStaG), das mit seinem Wahlteil am einzelnen Behörden vor Ort. 01.01.2016 und mit seinen Auswirkungen, insbeson- dere den Mitwirkungs- und Beteiligungsrechten, zum Die BStR vertreten die Interessen gegenüber dem/r 01.07.2016 in Kraft getreten ist bzw. treten wird. GStA-in in Hamm, in Düsseldorf und Köln mit je sieben Vertretern. Mit der Selbständigkeit von Richtern und Staatsan- wälten in einem Gesetz außerhalb des Landesperso- Die Probleme werden so umfangreich diskutiert nalvertretungsgesetzes (LPVG) konnte eine jahrzehn- und einvernehmlichen Lösungen zugeführt. tealte Forderung des Deutschen Richterbundes durch dauerhaftes Nachhaken gegenüber der Politik endlich Wir haben daher eine Bitte: Realität werden. Wählen Sie auf allen Ebenen! Je höher die Wahlbeteiligung, desto stärker sind die Das LRiStaG sieht wie bisher eine Vertretung auf der Staatsanwaltsräte und umso wirkungsvoller werden Ebene des Ministeriums vor, den Hauptpersonalrat der Ihre Interessen vertreten! Staatsanwaltsrätewahlen in Stichworten Abordnung: Bezirksstaatsanwaltsrat: Wahlrecht, aktives: Innerhalb der ersten sechs Monate Die Bezirksstaatsanwaltsräte vertreten Wahlberechtigt ist, wer die Befähigung bleibt die Wahlberechtigung bei der jeweils die StAe eines GStA-Bezirkes zum Richteramt besitzt und mit den alten Dienststelle erhalten, danach ist gegenüber der/dem GStA-in. Aufgaben eines StA betraut ist, also man bei der neuen Dienststelle wahlbe- auch die Assessoren. rechtigt. Hauptstaatsanwaltsrat: Er vertritt alle StAe des Landes NRW Ausnahmen: Behördenleiter, deren stän- Abwesenheit, vorübergehende: gegenüber dem JM. dige Vertreter. Bei Erkrankung, Mutterschutz, Urlaub, Tagungsteilnahme etc. bleibt das Wahl- Stimmabgabe: Wahlrecht, passives (= Wählbarkeit): recht erhalten. Sie erfolgt schriftlich und geheim, in der Folgt im Prinzip dem aktiven Wahlrecht, Regel per Briefwahl. aber man muss seit mindestens sechs Beurlaubung: Monaten beschäftigt sein. Ausnahmen: Wer am Wahltag mehr als sechs Monate Wahlperiode: siehe unter „Beurlaubung“. unter Wegfall der Bezüge beurlaubt ist, Normalerweise vier Jahre. Die 2016 verliert das passive Wahlrecht. Das akti- beginnende Wahlperiode endet aller- Eine weitere Ausnahme bilden Behör- ve Wahlrecht bleibt dagegen 18 Monate dings schon mit dem Ablauf des denleiter, die im Wege der Personenwahl lang erhalten. 31.12.2018. für das Amt eines zweiten Vorsitzenden kandidieren können. Dieser steht dem Staatsanwaltsrat (vor Ort): Gremium bei der Erörterung von Perso- Der örtliche Staatsanwaltsrat vertritt alle nalien vor. Damit soll der Präsidialrat der Staatsanwälte einer Behörde gegenüber Richter nachgebildet werden. dem Leitenden Oberstaatsanwalt. 4 rista 2/2016
Titelthema Warum eigentlich DRB-Listen wählen? Weil wir mit Ihnen gemeinsam den Kampf gegen die Nullrunden und für eine amtsangemessene Besoldung geführt und bis zum BVerfG getragen haben! Weil wir für eine bessere personelle und sächliche Ausstattung der Staatsanwaltschaften und damit gegen eine weitere Arbeitsverdichtung kämpfen! Weil wir dafür streiten, dass gute Arbeit auch gut und angemessen bezahlt wird! Weil wir weiterhin für eine effektive Strafverfolgung unabhängig von der Kassenlage sind! Weil wir uns für ein entspanntes Arbeiten ohne Online-Überwachung und StA-Controlling (z. B. bei EPOS) einsetzen! Weil wir als bundesweit größter Berufsverband der Staatsanwälte über das nötige Knowhow und ein funktionsfähiges „backoffice“ verfügen! Darum DRB-Listen wählen am 9. Juni 2016 Wahlen zum Hauptstaatsanwaltsrat Neben der Wahl für die 13 Sitze im Hauptstaatsan- der Vorsitz durch einen aus den Reihen der Leite- waltsrat, die nach Listen oder gegebenfalls durch rinnen und Leiter der Staatsanwaltschaften des Personenwahl zu besetzen sind (s. Seiten 6 + 7), Landes zu wählende/n LOStAin/LOStA übernom- sieht das neue LRiStaG vor, dass in Personalange- men wird. legenheiten, die nicht das Eingangsamt betreffen, Der DRB-NRW hat für diesen zusätzlichen Wahlgang für den Vorsitz im HStR zwei Kandidaten aufgestellt: Hammerschlag, Helmut Müggenburg, Walther 58 Jahre alt 62 Jahre alt Leitender Oberstaatsanwalt Leitender Oberstaatsanwalt in Aachen in Essen ¾V on 2009–2011 Mitglied und ¾ 1991–1993 stellvertr. Mitglied des BPR stellvertr. Mitglied im HPR bei der GStA Hamm ¾S eit 1988 im Justizdienst ¾ 1993–1999 Mitglied des BPR bei der GStA Hamm ¾S eit 1986 im Justizdienst rista 2/2016 5
Unser team 1 Hartmann, Jochen 2 Hinterberg, Elke 3 Schubert, Bernhard 57 Jahre 53 Jahre 58 Jahre Staatsanwalt Staatsanwältin Oberstaatsanwalt in Duisburg in Essen in Aachen ¾S eit 2000 Mitglied des BPR Köln, seit 2008 stv. Vorsitzender ¾1989–1991Rechtsanwalt ¾ Seit 2012 Mitglied des HPR ¾ Seit 2012 Mitglied im HPR ¾Seit 2008 stv. Vorsitzender des HPR ¾M itglied des Gesamtvorstands ¾ Gleichstellungsbeauftragte bei der des DRB NRW Seit 2005 Vorsitzender der ¾ StA Essen ¾S eit 2012 Vorsitzender der Bezirksgruppe Duisburg des DRB NRW ¾ Mitglied im Vorstand der Bezirksgruppe Aachen 2007–2010 Vorsitzender der ¾ Bezirksgruppe Essen ¾M itglied der StA-Kommission des StA-Kommission des DRB NRW ¾ Seit 2014 Mitglied des DRB NRW 2008–2014 stv. Vorsitzender des ¾ Gesamtvorstands des DRB NRW ¾S eit 1993 Mitglied des Gesamtvor- DRB NRW ¾ Seit 1991 im Justizdienst stands des DRB NRW Seit 1991 im Justizdienst ¾ ¾ Seit 1986 im Justizdienst 4 Schroeder, Uwe Klaus 5 Hartung, Jens 6 Burbulla, Christoph 57 Jahre 39 Jahre 44 Jahre Staatsanwalt Staatsanwalt Staatsanwalt in in Duisburg in Duisburg Mönchengladbach ¾ Seit 2012 Mitglied im HPR ¾ Von 2012–2014 Mitglied des ¾2 006–2009 Kassenprüfer der ¾ Vorsitzender der StA-Kommission Personalrats der StA Duisburg Bezirksgruppe Duisburg des DRB NRW ¾ Seit 2012 Mitglied im HPR ¾V orsitzender des Staatsanwaltsrat vor ¾ Seit 2011 Beisitzer im Geschäfts- ¾ Seit 2009 Mitglied des Vorstands Ort und der Bezirksgruppe Mönchen- führenden Vorstand des DRB NRW der Bezirksgruppe Duisburg gladbach ¾ Seit 1991 im Justizdienst ¾ Mitglied der StA-Kommission ¾ Seit 2002 im Justizdienst des DRB NRW ¾ Seit 2004 im Justizdienst 7 Poggel, Thomas 8 Flierl, Angela 9 Timm, Katrin 54 Jahre 38 Jahre 47 Jahre Oberstaatsanwalt Staatsanwältin Staatsanwältin in Arnsberg in Köln in Münster ¾S eit 2008 Vorsitzender des ¾ Seit 2007 im Justizdienst ¾S eit 2012 Mitglied des örtlichen BPR Hamm Personalrats in Münster ¾ Seit 2012 Ersatzmitglied im HPR ¾V on 2006–2010 Vorsitzende der ¾ Von 2008–2014 Mitglied des Bezirksgruppe Münster Gesamtvorstands des DRB NRW ¾S eit 2010 stellvertr. Vorsitzende ¾ Seit 1994 im Justizdienst ¾S eit 2015 Mitglied der StA-Kommission des DRB-NRW ¾S eit 1996 im Justizdienst 6 rista 2/2016
für Ihre Interessen 10 Hogrebe, Bernd-Josef 11 Witte, Burchard 12 Temmen, Martin 59 Jahre 49 Jahre 45 Jahre Staatsanwalt in Oberstaatsanwalt Staatsanwalt Wuppertal in Aachen in Bielefeld ¾S eit 2012 Ersatzmitglied im HPR ¾ Seit 2012 Ersatzmitglied im HPR ¾V on 2008–2012 Mitglied im HPR ¾ Seit 1987 im Justizdienst ¾ Seit 2012 Ersatzmitglied im BPR Köln ¾ Seit 2012 Ersatzmitglied im HPR ¾ Seit 2014 Mitglied des ¾S eit 2012 stv. Vorsitzender Gesamtvorstands des DRB NRW der Bezirksgruppe Bielefeld ¾ Seit 2005 Mitglied im Vorstand der ¾ Seit 1999 im Justizdienst Bezirksgruppe Aachen 13 Wais, Gabriel 14 leue, Alexandra 15 Friese, Daniela 38 Jahre 45 Jahre 52 Jahre Staatsanwalt Staatsanwältin Oberstaatsanwältin in Essen in Düsseldorf in Bochum ¾S eit 2012 Vorsitzende des Personalrats der StA Bochum ¾ Seit 1996 im Justizdienst ¾S eit 2012 Mitglied des Personalrats ¾S eit 2008 Mitglied im BPR Düsseldorf bei der StA Essen ¾S eit 2013 stv. Vorsitzende des BPR ¾ Seit 2006 im Justizdienst Düsseldorf ¾S eit 2000 im Justizdienst 16 Hirneis, Dietmar 17 Rothe, Yvonne 56 Jahre 50 Jahre Staatsanwalt Oberstaatsanwältin in Kleve in Bochum ¾ Seit 1995 im Justizdienst ¾S eit 1996 Mitglied des BPR Düsseldorf ¾ Seit 2012 stv. Vositzender BPR Düsseldorf ¾ Seit 2016 Vorsitzender des Personalrats StA Kleve ¾ Seit 2014 Mitglied der StA-Kommission des DRB NRW ¾ Seit 1991 im Justizdienst rista 2/2016 7
Titelthema Interview Die Arbeit des Hauptpersonalrates Jochen Hartmann ist seit 2008 dritter offenbart werden soll oder nicht. Hier mussten und seit 2012 erster stellvertretender wir sogar den Landesbeauftragten für den Daten- Vorsitzender des Hauptpersonalrats schutz einschalten. der Staatsanwälte. Der 57-Jährige hat Und es gibt weitere Bereiche … seine berufliche Laufbahn als Sozius in einer Mülheimer Anwaltskanzlei rista: Nämlich? begonnen, bevor er zur Staatsan- Hartmann: …in denen wir die Arbeit des JM beglei- waltschaft wechselte. Aufgrund der tet haben, beispielsweise Pebb§y. Aufgrund des vorangegangenen Anwaltstätigkeit Umfangs der Arbeit sind wir im HPR für bestimmte war er zunächst in Wuppertal und Themen dazu übergegangen, praktisch eine Dezer- Düsseldorf tätig. Seit 1995 bearbeitet natsverteilung vorzunehmen und bestimmte Kolleg- er in Duisburg ein allgemeines Dezer- inn-en mit Spezialaufgaben zu betrauen, etwa nat. Er ist zudem Vorführstaatsanwalt EPOS, Pebb§y oder der IT-Verwaltung allgemein. und Sonderdezernent für Pornogra- Hier sind z.B. die Kollegen Hartung, Hinterberg phieverfahren. Koschnick und Schroeder engagiert. Letztlich müssen wir uns natürlich konzentrieren. rista: Sie haben ja viele Jahre HPR-Arbeit „auf Wir sind nur 13 Personen und das Justizministerium dem Buckel“. Hat sich etwas verändert in dieser verfügt über eine vielfache „manpower“. Zeit? Hartmann: Das kann man wohl sagen. Die Aufga- rista: Wie hat sich die Schaffung der Personalrä- ben sind vielfältiger und komplexer geworden. te vor Ort [jetzt Staatsanwaltsräte] auf Ihre Arbeit Früher ging es vor allem um Personalentscheidun- ausgewirkt? gen und heute um die Einführung und Weiterent- Hartmann: Wir haben von Anfang an gesagt, dass wicklung von Steuerungsmodellen und Computer- die Staatsanwaltsräte von uns umfassend informiert programmen. Da muss man genau hinsehen, damit werden müssen. Auf meine Anregung hin haben wir – also auch alle Kolleg-inn-en – nicht über den wir jährlich eine Tagung in der JAK durchgeführt, Tisch gezogen werden. die fortgeführt werden soll und dem intensiven Meinungsaustausch dient. Die Personalräte haben rista: Können Sie ein Beispiel nennen? an vielen Behörden zu einem veränderten Klima Hartmann: Natürlich. Denken Sie an EPOS*. Hinter geführt. dem nichtssagenden Namen verbirgt sich letztlich unter dem Deckmäntelchen der Haushaltspolitik rista: Gibt es etwas, das Sie zum Abschluss die Möglichkeit, die Arbeit der Staatsanwälte zu unseres Gesprächs gerne unseren Leser mittei- kontrollieren. Hier haben wir bisher durch intensi- len möchten? ve Verhandlungen mit dem Justizministerium das Hartmann: Ja, unbedingt. Zwei Dinge: Gelegentlich Schlimmste verhindern können. Daher ist es z.B. gibt es Kritik an Freistellungen für Personalräte. Wer nicht möglich, die Kosten einzelner Verfahren dem diese Arbeit aber ernst nimmt, der kann das nicht einzelnen Staatsanwalt zuzuordnen und damit dem mal so eben neben der täglichen Arbeit erledigen. Behördenleiter die Möglichkeit zu eröffnen, Verglei- Unsere Entscheidungen haben oft Auswirkungen che unter Kostengesichtspunkten zwischen einzel- auf alle Kollegen, und wenn wir nicht aufpassen, nen Staatsanwälten zu ziehen – was ja ggf. auch zu auch negative. Dieser Kontroll- und Mitwirkungs- Rücksprachen führen könnte. möglichkeit können wir nur genügen, wenn wir alle Vorlagen des Justizministeriums lesen und ggf. mit rista: EPOS. Oh ja, ein weites Feld. Und sonst? Stellungnahmen kommentieren. Praktisch haben wir Gibt es weitere Beispiele? zu jeder Sitzung den Umfang eines Leitz-Ordners Hartmann: Jede Kollegin/jeder Kollege wird sich aufzubereiten. sicherlich noch an das Hickhack um die Geschäfts- partnerdatenbank erinnern können. Nur wegen Zweitens: Es gab ja mehrere Listen, die sich für unserer Hartnäckigkeit kann nun jeder Staats- den HPR beworben haben. In der alltäglichen anwalt/jede Staatsanwältin entscheiden, ob die Zusammenarbeit im HPR fand sich diese Fraktio- private Wohnanschrift allen Zugriffsberechtigten nierung nicht wieder. Wir wissen, dass nur bei der 8 rista 2/2016
Titelthema notwendigen Geschlossenheit die Interessen der * EPOS, „Einführung von Produkthaushalten zur Output- orientierten Steuerung – Neues RechnungsWesen“. Die Kolleg-inn-en ordnungsgemäß vertreten werden Reform des Haushalts- und Rechnungswesens unterstützt können. Diese Geschlossenheit ist wichtig und soll das Ziel der Landesregierung, die Verwaltungssteue- auch so fortgesetzt werden. rung auf ein System der stärkeren Dezentralisierung der Ressourcenverantwortung und der Integration von Fach- rista: Unbedingt! Vielen Dank für das Gespräch. und Ressourcenverwaltung umzustellen. Das Interview führte rista-Redakteur Lars Mückner. Der Bezirkspersonalrat, das unbekannte Wesen Was macht eigentlich der Bezirksper- Staatsanwälten unter Berufung in das Beamtenver- sonalrat (BPR)? Und wer ist das über- hältnis auf Lebenszeit bei den Behörden im Bezirk haupt? Hamm, aber auch die Abordnungen von bereits planmäßigen Kolleg-inn-en an andere Staatsanwalt- Nun, der BPR der Staatsanwältinnen und Staatsan- schaften, zur Erprobung bei der GStA oder auch ins wälte bei der GStA Hamm, das sind zwei OStAin- Ministerium. Beabsichtigt das JM eine Ernennung nen, drei OStAe, eine StAin und zwei StAe von zum OStA bzw. zur OStAin, ist für diese Maßnahme den Staatsanwaltschaften aus Bochum, Essen, zwar der Hauptpersonalrat zuständig, er beteiligt Dortmund, Münster und Arnsberg sowie der GStA aber die nachgeordneten Vertretungen, um deren Hamm. Das Ruhrgebiet ist recht stark vertreten, Votum gegebenenfalls zu berücksichtigen. Hier gilt die ostwestfälischen Staatsanwaltschaften fehlen es zu überprüfen, ob die Auswahlentscheidung, zurzeit. Das hängt aber damit zusammen, dass sich wenn mehrere Bewerber da sind, nachvollziehbar im Laufe der vierjährigen Amtszeit durch Beförde- begründet ist. Einen Wechsel eines nicht planmä- rungen und Elternzeiten die BPR-Zusammenset- ßigen Kollegen bekommen wir zurzeit noch nur zur zung änderte. Ein stellvertretender Behördenleiter Kenntnisnahme mitgeteilt. Hier tritt mit dem LRiS- kann nicht Mitglied sein (Verlust der Wählbarkeit). taG ab Sommer 2016 eine wesentliche Änderung Und wer länger als sechs Monate bei einer ande- ein. Neue Dienstleistungsaufträge, die mit einem ren Dienststelle (Ministerium) oder in Elternzeit Wechsel der Behörde für mehr als drei Monate ist, dessen Mitgliedschaft im Personalrat erlischt. verbunden sind, müssen dem dann Bezirksstaats- Hinzu kam, dass es bei der letzten Wahl nur eine anwaltsrat genannten Gremium zur Zustimmung Liste gab, sodass es zu einer Personenwahl kam. vorgelegt werden. Eine Mitbestimmungspflicht in Hier sind die Kandidaten einer großen StA natür- diesem Bereich gab es bisher nicht. Gerechterwei- lich bevorteilt. Inhaltlich glaube ich aber sagen zu se muss man aber sagen, dass auch bisher neue dürfen, es werden auch die Interessen der kleinen Dienstleistungsaufträge nach sachlichen Gesichts- Staatsanwaltschaften immer im Auge behalten. punkten erteilt wurden. Meist wird ein Personalman- gel bei einer bestimmten Behörde mit der Verset- Was macht der BPR inhaltlich? zung eines jungen Kollegen ausgeglichen. Bei der Man kann es von der juristischen Seite angehen Auswahl wird auch darauf geachtet, wo die infrage und einen Blick in das LPVG werfen. Der BPR kommenden Kollegen wohnen und wie die persön- ist für alle Entscheidungen auf der GStA-Ebene liche Situation ist. In Zukunft muss die Entschei- zuständig, die Staatsanwälte betreffen und auf dung begründet werden. Auch wir beteiligen dann der GStA-Ebene getroffen werden. Was mitbestim- die Personalräte vor Ort, sodass Gesichtspunkte, mungspflichtig ist, ergibt sich aus den §§ 72 ff. die bei der Auswahl der Kandidaten bisher nicht des LPVG. Aber allein in § 72 LPVG sind 18 Mitbe- berücksichtigt wurden, im Mitbestimmungsverfah- stimmungstatbestände aufgeführt. Was verbirgt ren noch zur Sprache gebracht werden können. Wir sich also tatsächlich hinter der Arbeit des BPR. können in diesen Fällen die GStAin um Erörterung Inhaltlich liegt der Schwerpunkt bei der Mitwirkung bitten. In der Regel findet man dann eine Lösung, an Personalentscheidungen. Das sind in erster die die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt. Linie die Ernennungen von Staatsanwältinnen und rista 2/2016 9
Titelthema Was machen wir noch? Wir sind z.B. bei der Wir fanden dann auch eine BVerwG-Entschei- Auswahl der Kollegen im Boot, die sich auf eine dung, die eine Eildienstregelung als Regelung der bestimmte Fortbildung beworben haben. Die Arbeitszeit und damit als mitbestimmungspflichtige Auswahlentscheidung ist mitbestimmungspflichtig. Entscheidung ansah. Der Eildienst selbst ist in einer Auch werden neue Fortbildungskonzepte mit uns AV des JM von 2007 geregelt. Die Regelungen dort erörtert. und auch die BVerfG-Entscheidung, die Auslöser der „Hinweise“ in der LOStA-Dienstbesprechung Die Belastung und der Belastungsausgleich bei waren, konnte man auslegen. Wie auszulegen war, den einzelnen Behörden ist regelmäßig Thema der war Gegenstand einer durchaus kontroversen Erör- Besprechungen mit der GStAin. terung mit der GStAin. Im letzten Jahr war das Thema „nächtlicher Eildienst“ Ab Sommer sind dann auch die Einstellungen wiederholt auf der Tagesordnung. Im Protokoll mitbestimmungspflichtig, d.h. bei den Einstellungs- einer LOStA-Dienstbesprechung, das uns zuge- gesprächen wird auch ein Mitglied des neuen BStR leitet worden war, fand sich der Hinweis, dass es teilnehmen. Vor dem Hintergrund, dass für NRW infolge der BVerfG-Entscheidung vom 16.06.2015 100 neue Stellen im staatsanwaltlichen Bereich (2 BvR 2718/10) unumgänglich sei, einen allgemei- besetzt werden sollen, kommt einiges an Arbeit auf nen 24/7-Eildienst, d.h. einen Eildienst rund um die den BStR zu. Uhr, einzurichten. Die Behördenleiter sollten ggf. möglichst zeitnah für die Erweiterung des Eildiens- Was aber ist das Wichtigste an der Arbeit des jetzi- tes Sorge tragen. Hier galt es, die rechtlichen gen Bezirkspersonalrates? Ich meine, dass wir da Grundlagen zu prüfen und in Gesprächen mit der sind. Personalentscheidungen müssen begründet GStAin, aber auch mit den Personalräten vor Ort werden. Wir können nachfragen, wir können zustim- und dem Hauptpersonalrat abzuklären, ob und in men, um Erörterung bitten oder auch die Zustim- welchem Umfang überhaupt ein Änderungsbedarf mung verweigern. Wir können in diesem Rahmen bestand und in welchem Umfang die Personalver- die Interessen aller Staatsanwälte und Staatsanwäl- tretungen zu beteiligen waren. Welche Aussagen tinnen vertreten. Das ist es, was wir in den letzten trifft das BVerfG tatsächlich? Welche Regelungen mehr als drei Jahren versucht haben. Ob es immer gibt es zum Eildienst? Welcher Ausgleich wird erfolgreich war, weiß ich nicht. Ich denke aber, dass für eine zusätzliche Belastung eines nächtlichen wir alle unsere Entscheidung vertreten können. Bereitschaftsdienstes gewährt? Unter welchen Mitbestimmungstatbestand fällt eine Eildienstre- Thomas Poggel, Vorsitzender des Bezirkspersonalrates gelung? Fragen, mit denen der Staatsanwalt in der der Staatsanwältinnen und Staatsanwälte bei der GStA Hamm und Mitglied der StA-Kommission des DRB-NRW Regel nur selten zu tun hat. Man muss die verwal- tungsgerichtliche Rechtsprechung durchforsten. Ein Erfahrungsbericht Der örtliche Personalrat der Staatsanwälte Im Juni 2012 hat der erste Personalrat der Staats- Kommunikationskultur gewohnt. Auch die Rege- anwältinnen und Staatsanwälte auf der Ebene der lung der für eine sachgerechte Arbeit der Perso- Unterbehörden nach dem neuen Landespersonal- nalräte erforderlichen Freistellung ließ zunächst vertretungsgesetz (LPVG) seine Arbeit aufgenom- auf sich warten, was den Start erschwerte. Schon men. Dabei war – wie auch aus anderen Behörden nach dem ersten Jahr stellte sich aber für alle des Landes zu vernehmen war – die Ausgestaltung Beteiligten heraus, dass die Arbeit des örtlichen der „vertrauensvollen Zusammenarbeit“ i.S.d. § Personalrats gleichsam als „Sprachrohr“ der Dezer- 2 LPVG eine große Herausforderung und erfor- nent-inn-en nicht nur zur Wahrung ihrer Interessen derte einen erheblichen Umgewöhnungsprozess und Rechte geschätzt wurde und wird – war man sowohl auf Seiten der Personalräte in der neu doch zuvor auf die „Hilfe“ des Bezirkspersonalrats eingerichteten Personalvertretung als auch auf angewiesen, dem die nötige Behördennähe fehlt –, Seiten der Behördenleitung, war man doch bei sondern auch für die Behördenleitung eine Berei- Staatsanwaltschaften zuvor traditionell eine eher cherung darstellt. So konnten und können Prob- hierarchische Behördenstruktur und entsprechende leme aus Sicht der Mitarbeiter frühzeitig erkannt 10 rista 2/2016
Titelthema und in den jeweiligen Entscheidungsfindungs- der Entscheidungen nicht mehr „von oben herab“ prozess der Behördenleitung einfließen, was die getroffen werden, sondern unter Berücksichtigung Akzeptanz vieler Entscheidungen der Behördenlei- der Belange und Ideen der Mitarbeiter-innen. Ich tung bei der Kollegenschaft erheblich erhöht. Und freue mich daher auf weitere erfolgreiche Jahre der solche Entscheidungen waren schon zu Beginn Personalratstätigkeit im örtlichen Staatsanwaltsrat! der Personalratstätigkeit zahlreich zu treffen, zumal die hiesige Behörde hinsichtlich der Abteilungs- StA Christoph Burbulla – zuschnitte völlig neu strukturiert wurde. Auf diese Vors. d. Personalrats der Staatsanwältinnen und Staatsanwälte bei der StA Mönchengladbach – Weise entwickelte sich allmählich eine moderne Kommunikations- und Behördenleitungskultur, in Das haben wir für Sie erreicht: Das wollen wir für Sie erreichen: ✔ neue Stellen bei den Staatsanwaltschaften (In 2016 sollen 100 neue StA*e kommen ) ✘ Die Selbstverwaltung der Justiz ✔ das Einstehen des Justizministers für das Ziel 100 % Pebb§y Eine Personalausstattung zu 100 % nach ✘ Pebb§y an den „real existierenden Schreib- tischen“ ✔ die Berücksichtigung des Eildienstes bei Die Entlastung des staatsanwaltlichen Arbeits- ✘ Pebb§y platzes durch Rückverlagerung von Arbeit auf den ✔ die Sicherung des Datenschutzes bei EPOS („Geschäftspartnerdatenbank; keine Kostenüber- Unterstützungsbereich Weiterhin eine amtsangemessene Besoldung ✘ prüfung für die einzelne Staatsanwaltsstelle“) (unsere Klagen laufen vor den Verwaltungsge- ✔ das neue und moderne LRiStaG NRW mit erweiterter Mitbestimmung richten weiter ) Und gemeinsam mit Ihnen: ✔ ✔ Stopp der Nullrunden bei der Besoldung Presseerklärung Ein starkes Bekenntnis zum Rechtsstaat Landesregierung schafft 200 neue Stellen für Richter und Staatsanwälte Die Ereignisse der letzten Wochen haben der Politik „Zusammen mit den bereits 2015 ergriffenen erneut vor Augen geführt, wie wichtig eine funktio- Maßnahmen hat Justizminister Kutschaty erreicht, nierende Justiz ist. Dabei fehlen seit vielen Jahren dass innerhalb nur eines guten Jahres fast 350 nachweislich mehrere Hundert Richter und Staats- zusätzliche Volljuristen zur Verstärkung der Dritten anwälte in NRW. Der Bund der Richter und Staatsan- Staatsgewalt eingestellt werden können“, meint wälte hat dies in den letzten 10 Jahren immer wieder dazu Christian Friehoff, Vorsitzender des Bundes angeprangert und Abhilfe angemahnt. Jetzt hat der Richter und Staatsanwälte in NRW und: „Das Justizminister Kutschaty verkündet, 200 neue Stel- löst zwar nicht alle Personalprobleme, ist aber len für Richter und Staatsanwälte sowie 100 Stellen ein starkes Bekenntnis zu einem funktionierenden für den nachgeordneten Bereich zu schaffen. Rechtsstaat.“ PE des DRB NRW vom 24.2.2016 rista 2/2016 11
Das „Who’s Who“ der Justiz 2016/2017 Jetzt vorbes tellen und € 1 5,– sparen ! Handbuch der Justiz Die Träger und Organe der rechtsprechenden Gewalt in der Bundes- republik Deutschland. Herausgegeben vom Deutschen Richterbund. 33. Jahrgang 2016. Alle Personen und Institutionen der deutschen Gerichtsbarkeit. • Ein vollständiger Überblick über die Strukturen und personelle Besetzung der Gerichte, Staatsanwaltschaften und Justizverwaltungen in Bund und Ländern des EuGH und EuG, des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, des In- ternationalen Seegerichtshofs und der Anwaltsgerichte • Namen, Dienststellen, Dienstalter und Geburtsdatum von Richtern, Staatsanwälten und Beamten. Mehr als 30.000 Einträge! • Postanschriften, Telefon- und Faxnummern sowie E-Mail-Adressen der Justizverwaltungen, Gerichte und Staatsanwaltschaften • Detaillierte Angaben über die Anzahl der Planstellen der Gerichte und Staatsanwaltschaften • Einwohnerzahlen der Länder und der Gerichtsbezirke der ordentlichen Gerichtsbarkeit • Informationen über die Verbände der Richter und Staatsanwälte „Zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk ... Das Werk wird nicht nur dringend in Gerichten • Register sämtlicher Amts- und Landgerichte mit Nennung der jeweils und Kanzleien, bei Fachjournalisten und Ver- zuständigen höheren Instanzgerichte bänden sowie Institutionen benötigt, sondern • Bundesweites Namensregister auch in der Verwaltung. Eine Alternative gibt es schlichtweg nicht. Der angemessene Preis macht die Entscheidung zur Anschaffung des Buches noch leichter.“ Prof. Dr. Jens M. Schmittmann, Essen Ca. 830 Seiten. Subskriptionspreis: € 79,99 in Verwaltungsrundschau 4/2015 bis 3 Monate nach Erscheinen, danach: € 94,99 ISBN 978-3-8114-4156-9 www.cfmueller.de/handbuchderjustiz C.F. Müller GmbH 12 Bestellung: kundenservice@ cfmueller.de, Tel. 089/2183-7923 rista Waldhofer Straße 100, 69123 2/2016 Heidelberg
DRB intern LVV 2016 – Der Überblick „Dritte Staatsgewalt oder fünftes Rad am Wagen?“ Mit dieser Frage zu dem Thema „Wertschätzung der Justiz mit 300 zusätzlichen unbefristeten Kräften zu Justiz in der Gesellschaft“ befasste sich die Landes- verstärken. Besonders bedankte sich der Minister für vertreterversammlung des Bundes der Richter und die wirklich gute Zusammenarbeit mit dem DRB im Staatsanwälte in NRW e. V. im verbandsöffentli- vergangenen Jahr und den ständigen Austausch mit chen Teil am 12.04.2016 in Mönchengladbach. Der Friehoff, der fair und auf Augenhöhe stattgefunden Landesvorsitzende DAG Christian Friehoff eröff- habe. Er sei der festen Überzeugung, dass das der nete die Veranstaltung und bedankte sich bei dem gesamten nordrhein-westfälischen Justiz genutzt Bundesvorsitzenden OStA Christoph Frank, der habe. An Frank persönlich gewandt bedankte sich seine Amtszeit in diesem Jahr beendet, für dessen der Minister für die Freude der Gelegenheit zu langjährigen erfolgreichen Einsatz und seine Verbun- einem langen Gespräch im kleinsten Kreise, zu dem denheit mit NRW. Frank eigens nach Düsseldorf gereist war. Das habe sehr geholfen. Er bedauerte, Franks Grußwort aus Zum Thema Besoldung unterrichtete er darüber, Zeitgründen nicht hören zu können und wünschte dass das vom Verband im Mai 2015 von der Landes- diesem für seine Zukunft alles erdenklich Gute. regierung angeforderte Zahlenwerk trotz mehrma- liger Erinnerung immer noch nicht vorliege. Zu der Anschließend bezog der Minister inhaltlich Stellung in den Medien geführten Diskussion um das Kölner zu der aufgeworfenen Wertschätzungsfrage. Silvester, an der sich der DRB zunächst bewusst nicht beteiligt hat, betonte Friehoff, dass „inhalt- Der Bundesvorsitzende betonte in seinem Gruß- lich fragwürdiger Populismus nicht unser Stil“ sei wort zum Veranstaltungsthema, dass jeder in der und erhielt großen Beifall aus den Zuhörerreihen. Justiz Tätige offensiv den Wert der Justiz herausstel- Friehoff würdigte den Einsatz des Justizministers len solle und lobte den NRW-Verband als „Vorbild für für eine erhebliche Stellenmehrung in der Justiz uns alle“. Er sprach offen an, dass er die Formen des bei der Entwicklung des 15-Punkte-Programms der Protests in NRW zunächst für gewagt gehalten und Landesregierung. Die Schaffung von 342 Stellen in sich dem erst habe nähern müssen. In diesen klaren 15 Monaten sei ein starkes Bekenntnis zum Rechts- Reaktionen des Landesverbandes auf die Verfas- staat. „Herr Minister, das war gut! Weiter so!“ lobte sungsbrüche sei eine Ernsthaftigkeit und Solidari- Friehoff. tät zum Ausdruck gekommen, die ihn beeindruckt habe. Frank gestattete sich zum Schluss noch ein Justizminister Thomas Kutschaty bedankte sich persönliches Wort: In seiner 15-jährigen Tätigkeit herzlich für die Einladung zur LVV. Er freue sich habe es Phasen gegeben, in denen die Besuche in immer sehr auf die Gelegenheit, zu und vor allen NRW ihm erst wieder Auftrieb geben mussten und Dingen mit uns sprechen zu können, insbesondere gegeben haben. Das Auditorium verabschiedete aber in diesem Jahr mit dem Rückenwind aus der Frank mit minutenlangen stehenden Ovationen. jüngsten Entscheidung der Landesregierung, die rista 2/2016 13
drb intern Auszug aus dem GruSSwort des Justizministers Aber natürlich mischt sich unter die ganz überwie- gend positive Wahrnehmung der Justiz naturgemäß auch Kritik. Nach der Untersuchung des Allens- bach-Instituts kritisieren die Befragten die Dauer der gerichtlichen Verfahren, eine als uneinheitlich wahrgenommene Rechtsprechung, zu komplizierte Gesetze und zu milde Strafen. Mir ist es ein Anlie- gen, an dieser Stelle zu betonen, dass die Justiz in Nordrhein-Westfalen in der ganz großen Mehrzahl der Fälle schnell und effektiv arbeitet. Wir können bei den Gerichten und der Staatsanwaltschaft auf exzel- lente Juristinnen und Juristen zählen, die ihre Arbeit mit hohem persönlichen Einsatz und menschlichem Einfühlungsvermögen erledigen. Zugleich führt uns die Kritik vor Augen, dass das schon erreichte Vertrauen ständig neu erarbeitet und Eine funktionierende, unabhängige Justiz ist die ausgebaut werden muss. Und hier ist es natürlich zentrale Stütze des Rechtsstaats. Sie ist ein wesent- auch die Aufgabe der Politik, gute Rahmenbedingun- licher Standortfaktor, sie sichert das Vertrauen der gen zu schaffen. Bürgerinnen und Bürger und der Unternehmen in die Geltung der Gesetze. Sie gibt mit den Ton an, Die Justiz muss auch in Zukunft auf die qualifiziertes- in dem teils schwierige Konflikte in der Gesellschaft ten und die motiviertesten Juristinnen und Juristen ausgetragen werden. Wenn die Justiz diese Aufga- zurückgreifen können. Das führt zu einer Vielzahl von ben gut erfüllen will, ist sie auf die Wertschätzung Fragen, natürlich auch der nach einer angemesse- der Bevölkerung angewiesen. Die Bürgerinnen und nen Richterbesoldung, die immer Ausdruck einer Bürger müssen den Gerichten vertrauen und sich fair Wertschätzung für die Justiz ist. Das Bundesverfas- behandelt fühlen. Wie steht es also um das Vertrauen sungsgericht hat mit Urteil vom 5. Mai 2015 zur „Rich- der Bevölkerung in unsere Justiz? terbesoldung“ erstmals konkrete Maßstäbe aufge- stellt, anhand derer die Frage der Vereinbarkeit der Der Bericht der jährlich durch das Allensbach-Institut Besoldung mit dem Grundsatz der amtsangemesse- im Auftrag eines Rechtsschutzversicherers durchge- nen Alimentation zu überprüfen ist. Damit hat es viele führten Untersuchung zum Vertrauen in das deutsche Fragen geklärt, die vorher sehr kontrovers diskutiert Rechtssystem kommt zu einem positiven Ergebnis. wurden. Und das ist wieder einmal ein Beweis dafür, Das Grundvertrauen der Bevölkerung in das deut- wie wichtig und streitschlichtend eine unabhängig sche Rechtssystem und die Gerichte ist danach arbeitende Justiz in allen Ebenen ist. unverändert hoch und stabil. Und diese Wertschät- zung ist auch berechtigt! Wenn wir über die öffentliche Wahrnehmung und Wertschätzung der Justiz sprechen, dann gehört Gerade im internationalen Vergleich kann sich unsere dazu auch, wie sich die Justiz in der medialen Öffent- Justiz sehen lassen. lichkeit darstellt. Die Arbeit unserer Gerichte findet in der Öffentlichkeit, aber nicht für unsere Öffent- Im Rahmen des EU-Justizbarometers ist ermittelt lichkeit statt. Das gilt natürlich auch für die Arbeit worden, wie die Unabhängigkeit der Justiz in der der Staatsanwältinnen und Staatsanwälte. Es kann Bevölkerung wahrgenommen wird. Deutschland daher nicht das Ziel sein, Bild- und Tonübertragun- belegt bei dieser Erhebung Platz 7 von 28 europäi- gen im gesamten öffentlichen Verfahren zuzulassen. schen Staaten und liegt im internationalen Vergleich Allerdings werden wir uns schon der Frage stellen auf Platz 13 von 148 Ländern weltweit. Ich bin der müssen, ob wir es in der Vergangenheit nicht zu sehr Meinung, dass diese Ergebnisse das hohe Ansehen den Falschen überlassen haben, das öffentliche Bild der Justiz in unserer Gesellschaft untermauern. der Justiz zu prägen. Das strikte Verbot von Bild- und Tonaufnahmen im Gerichtssaal wird dem Bedürfnis 14 rista 2/2016
DRB intern der Bürgerinnen und Bürger nicht mehr vollständig Ich weiß, dass dieses Vertrauen durch die Kollegin- gerecht mitzubekommen, was unsere Justiz leistet. nen und Kollegen, meine Damen und Herren durch Warum verknappen wir unser wichtigstes Gut – die Sie, mit jedem einzelnen Gerichtsverfahren bei den Wahrheitsfindung? Verfahrensbeteiligten und der Verfahrensöffentlich- keit täglich neu erarbeitet und bestätigt wird. Die Wenn wir heute über das Vertrauen und die Wert- hohe Wertschätzung der Justiz ist damit vor allem schätzung der Justiz in der Gesellschaft sprechen, Ihre persönliche Leistung. Und dafür gebühren Ihnen dann klingt das natürlich sehr abstrakt. Dank und Anerkennung. Kernsätze aus dem GruSSwort des Bundesvorsitzenden Christoph Frank Es gab schon stürmischere Zeiten mit einem zum Teil harten Austausch schon in den Grußworten. Auch im Bundesverband wird wahrgenommen, dass sich der Justizminister in NRW aktiv für die Belange der Justiz einsetzt. Manch andere seiner Kollegen lassen sich schon im Vorfeld der ersten Haushaltsberatungen von Finanzbeamten den Schneid abkaufen, die für eine angemessene Ausstattung der Justiz gebotenen Entscheidun- gen zu treffen. Die in NRW gefundenen Lösungen zur Stärkung von Mitwirkungsrechten sind jedoch Kompromisse, die nur Zwischenschritte sein dürfen. Wer von weit unten kommt, ist für jede Verbes- serung dankbar. Entscheidungen zur Justiz sind von Verfassungswegen durch den Rechtsgewäh- rungsanspruch der Bürger und das Gebot der Amtsangemessenheit der Besoldung der Richter gut aufgehoben, Verbesserungsbedarf gebe es und Staatsanwälte verbindlich vorgegeben. Sie nicht. dürfen in einem Rechtsstaat nicht zur Disposition gestellt und einem Finanzierungsvorbehalt unter- Der deutsche Widerstand gegen eine im Einzel- worfen werden. fall weisungsunabhängige Staatsanwaltschaft besteht fort. Das am 01.01.2016 in Kraft getretene LRiStaG NRW reiht sich ein in die Gesetzgebungsprojekte Die Personalausstattung der Justiz, zumindest zahlreicher Länder, die erstmals die Staatsanwalt- im Umfang der eigenen Bedarfsberechnungen, ist schaft als Teil der Justiz mit Mitwirkungsrechten den Bürgern geschuldet, sie muss selbstverständli- ausstatten. Die Gesetzgebungshoheit liegt nun che Pflicht sein. Den auch in NRW prekären Status beim Justizminister. quo zu akzeptieren heißt, dem Bürger zuzumuten, Abstriche in der Rechtsgewährung allein aus fiska- Mitwirkungsrechte auf diesem Niveau sind jedoch lischen Erwägungen hinzunehmen. Wir sind nicht in noch deutlich entfernt vom System einer Selbst- einer Finanzkrise, die Sonderopfer im Kernbereich verwaltung der Justiz mit eigenem Haushaltsan- des Rechtsstaates gebietet. tragsrecht und der Abschaffung der Steuerung der Personalentscheidungen durch die Exekutive. Zur Amtsangemessenheit der R-Besoldung Zur Situation der Justiz Auf der ersten Prüfungsstufe hat das BVerfG rote Die Selbstverwaltungsdiskussion ist weiter zu Linien gezeichnet, die bei den Abweichungen von führen. Der Bundesjustizminister und seine Länder- den Gehaltsentwicklungen in Vergleichsgruppen kollegen ignorieren das Thema weiter. Seine Stel- nicht unterschritten werden dürfen. Im Rahmen lungnahme spricht für sich mit dem Fazit: Die Justiz dieser Mindestvorgaben hat auch NRW längst über- ist unter dem fürsorgenden Mantel der Exekutive fällige Besoldungsverbesserungen beschlossen. rista 2/2016 15
drb intern Das BVerfG hat angemahnt, dass die Länder Die Justiz steht in einem Zielkonflikt zwischen jenseits einer Mindestbesoldung den besonderen ihrem eigenen Qualitätsanspruch und dem Spar- Wert der Justiz zu bestimmen und die Gehälter diktat durch ein zunehmend betriebswirtschaftlich nach der Bedeutung der anvertrauten Ämter fest- ausgerichtetes System von Erledigungsvorgaben. zusetzen haben. Leistungen, Einsatzbereitschaft und Loyalität der Kolleg-inn-en geraten zum Nachteil, wenn berech- Zurzeit gibt es für unsere Forderung weder beim tigten Forderungen aus den Ministerien mit der Bund noch in den Ländern ernsthafte Unterstüt- Frage begegnet wird, warum eine gut funktionie- zung für eine Rückkehr zu einer bundeseinheitli- rende Justiz zusätzlich gestärkt werden soll. In chen Besoldung. einem solchen Umfeld ist es die Aufgabe jedes in der Justiz Tätigen, offensiv den Wert der Justiz Diese wird spätestens dann zum Handeln zwingen, herauszustellen. wenn sich absehbar die Probleme bei der Gewin- nung qualifizierten Nachwuchses nach den bislang Sie haben Formen des Protestes gewagt, denen ich bewährten hohen Ansprüchen der Justiz in den mich auch erst nähern musste, bis ich die beein- kommenden Jahren weiter verstärken werden. druckenden Veranstaltungen in Düsseldorf selbst erlebt habe. Die Demonstrationen waren geprägt Zu Themen der Rechtspolitik des Bundes von großer Ernsthaftigkeit und Solidarität. Bei Ihnen Der Richtervorbehalt in § 81a StPO wird abgeschafft habe ich die Erfahrung gemacht, dass grobe werden. Wir werden versuchen, die DRB-Vor- Verfassungsverstöße der Regierung klare Reaktio- schläge zu für die Praxis hilfreichen Änderungen nen fordern, ja gebieten und dass es Situationen im Befangenheits-, Beweisantragsrecht oder zur geben kann, in denen man durch Präsenz auf der Bündelung der Nebenklage weiter zu verfolgen. Straße für die gute Sache streiten muss. Auszug aus dem GruSSwort des landesvorsitzenden christian Friehoff Vor eineinhalb Jahren in Bad Honnef hat die Natürlich ist Wertschätzung nicht identisch mit Landesvertreterversammlung des Bundes der Geld. Aber ohne wertschätzenden Umgang mit der Richter- und Staatsanwälte in Nordrhein-Westfalen Besoldung geht es auch nicht! mich zum Landesvorsitzenden gewählt. Liebe Politik: Die Wahlperiode ist zur Hälfte verstrichen. Anlass Es gibt einen Unterschied zwischen dem Rechtsbe- für ein kurzes Resümee. griff der amtsangemessen Besoldung, der lediglich die Grenze zum offenen Rechtsbruch definiert, und Die Veranstaltung damals beschäftigte sich mit der tatsächlichen, der sozialen Angemessenheit dem Thema Controlling. Noch vor wenigen Tagen der Besoldung. habe ich mit dem Justizministerium telefoniert. Dort Letztlich wurde 2015 der Tarifabschluss 1 : 1 über- wird die von uns entwickelte Idee einer Magna tragen, jedoch nur zeitverzögert. Wirtschaftlich ist Carta Controlling befürwortet. Und man wird das diese Besoldungskürzung nicht wirklich erheblich. Thema von dort aus jetzt auch zeitnah angehen. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, wahre Wert- schätzung wirkt anders! Im Mai 2015 fanden dann die Besoldungsgesprä- che für die Besoldungsjahre 2015 und 2016 statt. Im Jahre 2015 ist noch viel mehr passiert und von Unsere Forderung nach einem Reparaturzuschlag uns mit Erfolg begleitet worden: bei der Besoldung wurde zu Beginn der Gesprä- che mit der Behauptung vom Tisch gewischt, man Bei der Umsetzung der neuen Pebb§y-Nacher- habe alles seit 2004 durchgerechnet, es sei alles hebung haben wir gegenüber den ersten Entwür- in Ordnung. fen ganz erhebliche Verbesserungen erreichen können. Die Ergebnisse des ersten Quartals nach Wir werden gleich über die Wertschätzung der der Umstellung werden in Kürze verfügbar sein. Justiz in der Gesellschaft diskutieren. Wir werden das weiter aufmerksam begleiten und gegebenenfalls Verbesserungsbedarf anmelden. 16 rista 2/2016
DRB intern unserer Dauerüberbelastung haben wir ein breites Seit dem 01.01.2016 gilt das neue Landesrichter- Bewusstsein, auch in der Bevölkerung, für dieses und -staatsanwältegesetz. massive Strukturproblem geschaffen. Vor diesem Hintergrund konnte es in der konkreten Situati- Ein Gesetz auf das wir viele Jahre hingearbeitet on gelingen, die Entscheidungsträger davon zu haben. Es bringt uns leider nicht die Selbstverwal- überzeugen, dass nun endlich gehandelt werden tung. Dafür werden wir noch weiter hart kämpfen muss: Insgesamt sind seit dem 01.01.2015 342 müssen. Dennoch ist dieses Gesetz ein sehr großer neue Stellen für Richter und Staatsanwälte geschaf- Erfolg für den Bund der Richter UND Staatsanwälte fen worden. Das ist ein Riesenschritt, ein starkes in Nordrhein-Westfalen: Bekenntnis zum Rechtsstaat. Und das ist auch unser Erfolg! Das haben wir gemeinsam bewirkt! Wir haben uns an vielen Stellen entscheidend in den Gesetzgebungsprozess einbringen können. Bei all den Themen für die nächsten 1 ½ Jahre, Viele Normen tragen auch unsere Handschrift. neben Dauerbrennern wie Besoldung und Belas- tung, die IT-Zentralisierung, Elektronische Akte und Neben einer deutlichen Ausweitung der Mitbestim- Elektronischer Rechtsverkehr und die Konsequen- mungstatbestände sind nun endlich die Staatsan- zen aus der Flüchtlingssituation, dürfen wir nicht wälte mit uns im selben Gesetz. Die Langzeitwir- vergessen, dass wir mit unserer Arbeit an den kung dieses Signals, dass die Staatsanwälte eben Problemen der Bürgerinnen und Bürger in die keine „normalen Beamte“, sondern stark der Rich- Gesellschaft hineinwirken. Und wie wir dabei auf sie terschaft angenähert sind, wird enorm sein. wirken, erzeugt ein Echo, das die Rahmenbedin- gungen, unter denen wir arbeiten, mit beeinflusst. In der zweiten Jahreshälfte 2015 drängte die Flüchtlingssituation thematisch in den Vorder- Manche Kritik kann man leicht abtun. Manche Kritik grund. Ausgesprochen erfreulich reagierte das ist aber so übergriffig, dass man sie eigentlich nicht Justizministerium zeitnah und konnte unter Verweis ignorieren kann. Und Letztere scheint mir leider auf die steigende Belastung erhebliche Stellen- immer häufiger zu werden. mehrungen durchsetzen. Der Richterbund hat keine Probleme damit, beim Kritisieren deutlich Vielleicht macht es Sinn, sich dem zu stellen, Ursa- zu werden, zur Not auch laut. Durch unsere seit chenforschung zu betreiben. Ich freue mich auf vielen, vielen Jahren immer wiederholte Kritik an eine spannende Diskussion hierzu! Podiumsdiskussion Justiz am Rand der Gesellschaft? – Eine Wertschätzungsdebatte Nach den Grußworten diskutierten zum Thema „Drit- verkannt zu werden und benannte die unendliche te Staatsgewalt oder fünftes Rad am Wagen“ Geschichte der Besoldungsdiskussion als Beispiel. Christian Friehoff und Christoph Frank mit dem Leiter von Bild NRW, Oliver Auster, dem MdL und Auch Frank beklagte einen Mangel an Wertschät- Staatsminister a.D. Dr. Ingo Wolf und dem Vorsit- zung und forderte die Politik auf, die Justiz aktiv zenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter zu unterstützen. Die Vorbildfunktion der Justiz im NRW, Sebastian Fiedler, unter der Moderation des Ausland und ihr durch hohen persönlichen Einsatz Juristen und Journalisten Dr. Joachim Wagner die der Kollegen gewährleistetes Funktionieren trotz in dem Thema der LVV zum Ausdruck kommende völlig unzureichender Personalausstattung verstelle Sorge um die Stellung der 3. Staatsgewalt. Kommt der Politik den Blick darauf, dass es gelte, sich für der Justiz nicht die Wertschätzung zu, die ihr als den Erhalt dieses Gutes einzusetzen. Es bestünden Verfassungsorgan gebühren müsste? katastrophale Nachwuchssorgen, die die Justiz- ministerkonferenz vor sich herschiebe. Die Justiz Friehoff verlieh dem Empfinden der Kollegen müsse attraktiver gemacht werden. Ausdruck, von der Politik vernachlässigt und von der Gesellschaft missverstanden und in der Bedeutung Wolf wies in seinem Eingangsstatement darauf hin, dass dem fünften Rad am Wagen im Pannenfall eine rista 2/2016 17
drb intern arbeiten. Weil die Justiz einen ganz speziellen Blick auf alles wirft, ist es extrem mühevoll, Außenste- henden Arbeitsweise und Ergebnisse zu erklären und die Leute mitzunehmen. Die Bevölkerung muss bereit sein, der Justiz auch zuzuhören. Frank nahm Bezug auf das Ergebnis zweier Umfra- gen in der Bevölkerung und bei den Richtern und Staatsanwälten, in denen die Befragten einer breiten Zustimmung zu unserem System Ausdruck verliehen haben, allerdings auch als Schwäche hervorhoben, dass viel zu wenig Zeit für die einzelnen Fälle zur Verfügung stehe. In dem Ergebnis komme eine Loyalität zum Rechtssystem und eine Solidarität zum enorme Bedeutung zukomme. Er bestätigte es als Ausdruck, die man sonst nirgendwo finde. Das sei unglücklich, dass die hohe Qualifikation der Richter eine Basis, die Kritik aushalten lasse. Frank verlang- und Staatsanwälte durch die Bezahlung nicht richtig te, dass die Politik ihrer Verpflichtung, die Justiz zu gewürdigt werde. unterstützen, nachkomme und wünschte sich ein vernünftiges Verhältnis zwischen den Gewalten. Auster machte deutlich, dass für die Medien die Justiz im Zentrum und nicht am Rande der Gesell- Im Anschluss an die Diskussion nahm Wagner Wort- schaft stehe. Ihre Aufgabe sehe er im Bereich von meldungen aus dem Publikum entgegen. Prof. Gerd klassischer Prozessberichterstattung bis zur Aufde- Hamme, Essen, griff die Schlagzeile der Bild-Zei- ckung von Justizskandalen. tung auf, die von einem Justizversagen spricht und erkundigte sich, ob diese herabsetzende Wertung Auch für Fiedler steht die Justiz im Mittelpunkt der eine sachliche Begründung habe. täglichen Arbeit. Das Problem liege in dem Aus- einanderfallen von subjektiver Wahrnehmung und Auster erklärte, dass die Bild im Hintergrundbe- objektiver Lage. Es komme darauf an, wie die Justiz- richt das Versagen bei der StA und der Arbeit des arbeit verstanden werde. Eine unberechtigterweise Gutachters verortet habe. Er forderte mehr Transpa- schlechte Wahrnehmung beruhe häufig auf fehlen- renz, dann hätte die Presse auch anders reagieren der Kenntnis der zugrunde liegenden Sachverhalte. können. Auf seinen Vorschlag, eine gemeinsame Pressekonferenz von Gericht, Staatsanwaltschaft Wagner griff diese Einschätzung mit dem Beispiel und Justizminister abzuhalten, gab es gleich die der Berichterstattung um die Nichteröffnung des nächste Wortmeldung, die hierin ein Missverständnis Loveparade-Prozesses auf und entfachte damit eine von Justiz und ihrer Funktion erkannte. Der Zuhö- heiße Diskussion um die Fragen, was Presse darf, rer warf den Medien vor, ohne Hintergrundinfos zu wie Politik sich positioniert und was Justiz aushalten arbeiten, und prangerte die realitätsfernen Darstel- muss. lungen zum Beispiel im Fernsehen an. Auster erklärte, er habe mit dem Vorschlag die Botschaft Auster forderte eine offenere Kommunikation der senden wollen, mehr Transparenz zu wagen. Wolf Justiz mit den Medien und den Betroffenen; so schloss sich dieser Botschaft an, betonte aber, dass könne mehr Akzeptanz geschaffen werden. auf journalistischer Seite auch Kompetenz dahinter Wolf betrachtete die mediale Aufmerksamkeit ganz stehen müsse. nüchtern und konstatierte, dass die Justiz lernen müsse, mehr zu ertragen, weil sie stärker als früher Fiedler wies auf die Realität des täglichen Drucks in der öffentlichen Auseinandersetzung stünde. von sozialen Medien auf die Presse hin und äußerte Verständnis, dass nicht immer Zeit für umfassende Friehoff betonte, dass sich eine unabhängige Justiz Hintergrundrecherchen sei. Nicht aus jeder Schlag- jeder Kritik, unabhängig von deren Schärfe stellen zeile sei auf fehlende Wertschätzung zu schließen. könne. Von der Politik erwarte er aber Unterstützung; sie dürfe und müsse erklären, wie komplex und schwie- Einig war sich das Podium, dass Ministerpräsidentin rig Sachverhalte seien, welche Zahl an Verfahren Hannelore Kraft mit ihrer Reaktion in der Lovepa- zu bewältigen sei und warum Ermittlungen länger radedebatte die Grenze solcher Kritik überschritten dauerten. Denn wenn die Politik es erkläre, verstün- hat. Deutlich wurde im weiteren Verlauf, dass es de die Bevölkerung solche Einzelfälle leichter. nötig werden wird, an der Akzeptanz der Justiz zu 18 rista 2/2016
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