Inwertsetzung von Immateriellem Kulturerbe in Niedersachen am Beispiel der Ostfriesischen Teekultur
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Teekultur Ostfriesland Modellvorhaben zur kulturtouristischen Inwertsetzung Immateriellen Kulturerbes - Entwicklung von Stra- tegien auf der Ostfriesischen Halbinsel am Beispiel der Teekultur als Best Practice für nachhaltigen Kul- turtourismus in Niedersachsen Regionale Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft Projektdauer 01.10.2020 - 30.03.2022 Name des Förderprogramms: Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung touristischer Projekte Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung 2
Seite Praxisleitfaden 06 Immaterielles Kulturerbe 07 Immaterielles Kulturerbe in Niedersachsen 08 Immaterielles Kulturerbe in Ostfriesland 09 Bedeutung der Teekultur in Ostfriesland 10 Immaterielles Kulturerbe „Ostfriesische Teekultur“ 13 Weltmeister im Teetrinken 16 5 Jahre Immaterielles Kulturerbe 19 Strukturen legen 20 Projektidee vorstellen 22 Bedarfe ermitteln—SWOT Analyse 24 Nachhaltigkeitskompass 26 Strukturen umsetzen 28 Strukturen implementieren 30 Fachbeirat 32 Arbeitsgruppen AG Redewendungen 33 AG Bildung 34 AG Tourismus 35 AG Gütesiegel 36 Gütesiegel 38 Barrierefreiheit 40 Teebotschafterinnen und Teebotschafter 44 Symposium 46 Checkliste Digitale und/oder hybride Veranstaltungen 47 Corona als Trendbeschleuniger 48 Anmerkungen 68 © Deutsche UNESCO-Kommission Das Logo des Bundesweiten Verzeichnisses des Immateriellen Kulturerbes mit dem Zusatz „Ostfriesische Teekultur“ 4
Seite Kulturtourismus 49 Einführung 50 Ostfriesland – Meilensteine im Kulturtourismus 51 Ostfriesland – Heel wat Besünners 51 Das UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer 51 Die Orgelkultur 52 Regionalsprache Plattdeutsch 52 Friesische Freiheit – Upstalsboom 53 Touristischer Mehrwert 55 Ausgangslage 55 56 Dritte Orte 56 Kulturtouristischer Mehrwert 58 Bundesweite Darstellung 58 Landesweite Darstellung 59 Regionale Darstellung 60 Lokale Darstellung 60 Saisonverlängerung 61 Ostfriesische Teekultur im Brauchtum 62 Storytelling 64 Innovative Ansätze und neue Chancen 66 Handlungsempfehlung 67 Anmerkungen 69 Literatur 70 5
Hintergrund und Ziele des Praxisleitfadens Für viele Regionen ist die Auszeichnung zum Im- materiellen Kulturerbe der Beginn und die Heraus- forderung der nachhaltigen Implementierung des Kulturerbes. Kultur schafft Authentizität und Alleinstellungs- merkmale (USP)1. Es geht um die Vermittlung ei- nes gebietsspezifischen, authentischen Erlebnis- ses am Urlaubsort: „Kultur-live erleben“. Kulturtourismus darf keine aus Vergangenheit und realer Gegenwart ausgesonderte Touristen-Kultur hervorbringen, keine Disneyland-Welten schaffen und vor allem nicht zum Verschleiß des „kulturel- len Erbes“ führen, sagt Walter Eder.2 Der Praxisleitfaden gibt als anwendungsorientier- tes Instrument eine Einführung und Hilfestellung zur touristischen Inwertsetzung lebendiger Traditi- onen am Beispiel der „Teekultur Ostfriesland“. Er richtet sich sowohl an Akteurinnen und Akteure aus dem Kultur- als auch aus dem Tourismusbe- reich, die touristischen Angebote auf der Basis le- bendiger Traditionen entwickeln und vermarkten möchten. Das Register „Guter Praxisbeispiele der Erhaltung Immateriellen Kulturerbes“ macht erfolgreiche und innovative Programme und Projekte sichtbar, die den Grundsätzen und Zielen des Übereinkom- mens zur Erhaltung Immateriellen Kulturerbes in besonderer Weise entsprechen. Es ist Teil des Bundesweiten Verzeichnisses. Das Register fördert eine nachhaltige Praxis zur Pflege, Entwicklung und Weitergabe Immateriellen Kulturerbes. Die in das Register aufgenommenen Modellprogramme und -projekte stehen beispiel- haft für effektive Maßnahmen zur Erhaltung Imma- teriellen Kulturerbes und sollen zur Nachahmung anregen.3 Im Bundesweiten Verzeichnis befinden sich derzeit insgesamt 126 Einträge: 113 Kulturformen und 13 Modellprogramme zur Erhaltung Immateriellen Kulturerbes.4 6
Bedeutung des Immateriellen Kulturerbes Das Immaterielle Kulturerbe wird von Generation zu Generation weitergegeben. Die Genossenschaften in Deutschland, Yoga in Indien oder die Rumba aus Kuba - sie alle gehören Immaterielles Kulturerbe ist dynamisch, wird stän- zum Immateriellen Kulturerbe. Ob Tanz, Theater, dig an veränderte Umstände angepasst -es geht Musik, Bräuche, Feste, Naturwissen oder Hand- bei der Erhaltung der Kulturformen also nicht um werkskünste - Formen des Immateriellen Kulturer- Konservierung oder Schutz eines bestimmten Zu- bes sind von menschlichem Wissen und Können stands, sondern um Entwicklungsfähigkeit.5 getragen. Deutschland ist dem UNESCO-Übereinkom-men Sie sind Ausdruck von Kreativität, vermitteln Kon- zur Erhaltung Immateriellen Kulturerbes 2013 bei- tinuität und Identität und prägen das gesellschaft- getreten6. In einem laufenden Prozess wird das liche Zusammenleben. Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kul- turerbes erstellt. Das UNESCO - Übereinkommen vom 17.10.2003 zum Immateriellen Kulturerbe drückt sich in fol- Derzeit gibt es im Bundesweiten Verzeichnis des genden Bereichen aus: Immateriellen Kulturerbes und Register Guter Pra- xisbeispiele 126 Kulturformen und Modellpro- a. Mündlich überlieferte Traditionen und Aus- gramme.7 drucksformen, einschließlich der Sprache als Träger des Immateriellen Kulturerbes; Wasser kochen: gestern und heute b. Darstellende Künste; c. Gesellschaftliche Bräuche, Rituale und Fes- te; d. Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum; e. Traditionelle Handwerkstechniken. Dieses Immaterielle kulturelle Erbe wird von Generation zu Generation weitergegeben und wandelt sich dabei mit Menschen und Zeit. Es lebt von der Gemeinschaft und Foto © Ostfriesisches Teemuseum Norden trägt entscheidend zum ge- Screenshot aus dem Gebärdensprach-Film 2021 zur sellschaftlichen Zusammen- Ostfriesischen Teezeremonie mit Wasserkocher halt bei. So wirkt es identitätsstiftend und verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Albert Füracker, Bayerischer Staatsminister der Finanzen und für Heimat 7
Niedersachsen ist ein Bundesland mit histori- Weitere Immaterielle Kulturerben beziehen sich schen und modernen Regionen, mit gewachsenen u.a. auch auf Niedersachsen bzw. auf Ostfriesland: Traditionen und Besonderheiten. Vor allem im Tourismus bedeutet dies, dass... • Flechthandwerk • Hebammenwesen ...die Sehnsucht nach dem • Porzellanmalerei wächst, was verwurzelt ist • Schützenwesen • Müllerhandwerk und damit den Unterschied zu • Kneipp allem anderen ausmacht, • Blaudruck • Brotkultur die Moden überdauert und • Reetdachhandwerk Authentizität nach vorne • Chormusik in deutschen Amateurchören • Deutsche Theater- und Orchesterlandschaft schiebt.8 • Genossenschaftsidee • Skat In Niedersachsen sind vier Bräuche und Traditio- • Orgelbau und Orgelmusik nen als Immaterielles Kulturerbe eingetragen: • Mundarttheater (plattdeutsche Bühnen) • Der Rattenfänger von Hameln, seit 2014, • Deutsche Gebärdensprache – DGS Weserbergland • Gemeinwohlorientierte Sportvereinskultur • Finkenmanöver im Harz, seit 2014, Harz • Verwendung und Weitergabe von Braille- • Ostfriesische Teekultur, seit 2016, schrift in Deutschland Ostfriesland • Friedhofskultur • Kivelingsfest in Lingen, seit 2018, Emsland • etc. Amke, Amalie (Mali) und Berta Onken / Foto: privat, um 1950 8
Die Staatsministerin Prof. Monika Grütters, Kul- Die ostfriesische Teezeremonie ist Teil der ostfrie- tusministerin Dr. Martina Münch für die Kultusmi- sischen Identität, befand die Jury. Sie prägt nicht nisterkonferenz und Prof. Christoph Wulf, Vizeprä- nur Tagesablauf und familiäres wie berufliches sident der Deutschen UNESCO-Kommission, ha- Miteinander, sondern auch die Sprache und die ben am 29. Mai 2017 in Berlin Vertreterinnen und materielle Lebenswelt. Unverzichtbar gehört dazu Vertreter von 34 Formen des Immateriellen Kultur- auch nur die in Ostfriesland gemischte „Echte erbes Urkunden zur Aufnahme in das Bundeswei- Ostfriesische Mischung“. „Jede Marke hat ihre te Verzeichnis überreicht. Dazu zählte die Ostfrie- spezielle Komposition mit eigenem Charakter und sische Teekultur. spricht mit ihrem jeweils eigenen unverwechselba- ren Geschmack unterschiedliche Tee-Trinker an“, In seinem Wintergarten sagt Dr. Matthias Stenger, ehem. Leiter des Ost- dampft Tee auf dem friesischen Teemuseums Norden, der das Aufnah- meverfahren initiiert hatte. Stövchen, Helmut Collmann 9 reicht Kluntjes und Sahne, bitte nicht umrühren: Ostfrie- sische Teezeremonie. „Es ist doch so“, sagt er: „Globalisierung hin oder her – geborgen fühlt sich der Mensch nur regional.“ 10 Verleihungsurkunde Erst Kluntje, dann Wulkje: Weißer Kandiszucker und Sahne gehören zur Teekultur Ostfrieslands. Vor rund 300 Jahren hat sich in Ostfriesland eine eigenständige Teekultur entwickelt. Tee wird hier- zulande auf ritualisierte Art während der ostfriesi- schen Teezeremonie getrunken. Regelmäßige und leidenschaftlich eingehaltene Teezeiten und ge- meinsames Teetrinken prägen den Tagesablauf wie auch das familiäre und berufliche Miteinander. Die Teekultur wird insbesondere innerhalb von Familien vermittelt, in denen oft auch die Vorliebe für eine bestimmte Teemischung weitergegeben wird. Die Teekultur hat sich sowohl in der Sprache als auch in der materielleren Kultur niedergeschla- gen. Es gibt zahlreiche Redewendungen und Aus- drücke im Plattdeutschen rund um den Tee. Ge- trunken wird er aus typisch ostfriesischem Teege- schirr mit Rosendekor, der „ostfriesischen Rose“11. Auch die Mischung des Tees ist eine ostfriesische Besonderheit. Bis heute bestehen mehrere Teefir- men in der Region. Eingereicht hatte den Antrag der Heimatverein Norderland, der auch Träger des Ostfriesischen Teemuseums in Norden ist. 9
Was wäre Ostfriesland ohne Tee? Undenkbar! Die ten „ostfriesischen Rose“. Teekultur ist die Ostfriesland einende Kulturpraxis. Auch der Tee selbst ist eine ostfriesische Beson- Seit rund 300 Jahren ist Ostfriesland ein Teetrin- derheit: die „echt ostfriesische Mischung“. Hierbei kerland. Die Gründe für diese eigenständige Ent- handelt es sich um eine kräftige Schwarzteemi- wicklung im Kaffeetrinkerland Deutschland sind schung insbesondere aus Assamtees, die sich nur mannigfach. Eine wichtige Rolle spielte die geogra- dann „echt“ nennen darf, wenn sie in Ostfriesland phische und kulturelle Nähe zu den Niederlanden, gemischt wurde. Durch die lange Tradition des deren Ostasiatische Kompanie Anfang des 17. Teetrinkens und den hohen Verbrauch bestehen Jahrhunderts erstmals Tee importierte. Für die bis heute mehrere Teefirmen in der Region. Die nachhaltige Durchsetzung des neuen Heißge- größten drei Firmen, ansässig in Leer, Emden und tränks in Ostfriesland waren in der Folge v.a. die Norden, wurden alle im 19. Jahrhundert gegrün- Propagierung des Tees als die Sinne nicht berau- det. schender Bierersatz und die geographische Insella- Wie lebendig diese einzigartige Tradition im Kaf- ge Ostfrieslands, als die Region im Süden noch feetrinkerland Deutschland noch heute ist, belegen weitgehend durch Moorgebiete abgegrenzt wurde, nicht zuletzt auch die Verbrauchszahlen eindrucks- von großer Bedeutung. voll: Wäre Ostfriesland ein eigenständiges Land, wäre es mit 300 Litern Teeverbrauch pro Kopf und Parallel zur Durchsetzung des Teekonsums entwi- Jahr Weltmeisterin und Weltmeister im Teetrinken, ckelte sich auch eine eigenständige, die ostfriesi- gefolgt von Libyen, Türkei und Marokko. Deutsch- sche Identität bis heute prägende Teekultur. Diese land als Ganzes – die Ostfriesinnen und Ostfrie- Teekultur lebt in der in Ostfriesland einzigartigen sen eingerechnet – kommt gerade einmal auf 25 Art und Weise, Tee zu trinken, der „ostfriesischen Liter. Teezeremonie“. Sie prägt den Tagesablauf, der Tee gehört zu Ostfriesland wie der weite Himmel, sich nach den Teezeiten einteilt, und das familiäre die Deiche und das Watt. Weil dem so ist, hat der wie berufliche Miteinander, zu dem der gemeinsa- Heimatverein Norderland vor nunmehr 25 Jahren me Tee einfach dazugehört. Die Teekultur hat sich im äußersten Nordwesten Deutschlands, in der auch in der Sprache niedergeschlagen, denn das Küstenstadt Norden, 1989 das Ostfriesische Tee- Plattdeutsche kennt viele Redewendungen und museum eröffnet: ein Museum für den Tee, das Ausdrücke rund um den Tee. Sie zeigt sich auch in Nationalgetränk der Ostfriesinnen und Ostfriesen. der materiellen Kultur, etwa dem typisch ostfriesi- schen Teegeschirr mit Rosendekor, der sogenann- Schafe am Deich in Oldersum / Foto © ostfriesland.travel 10
Man unterscheidet v.a. sechs Teezeiten. Eine Einla- ten, vom Tüllensieb über die Zuckerzange bis zum dung zur Teetied ohne Zeitangabe bedeutet, dass man Sahnelöffel, haben sich eigene Formen und Muster um 15 Uhr erwartet wird. Das Teetrinken stellt in Fami- herausgebildet, auf deren Anfertigung bzw. Dekoration lie wie Beruf einen Moment der gemeinsamen Auszeit früher Silberschmiede, Stövchenmacher oder Porzel- und Ruhe dar, die zum gemütlichen Plaudern, dem lanmaler spezialisiert waren. Diese wertvollen Service Klönen genutzt wird. und Teegerätschaften werden von Generation zu Gene- ration weitergegeben. Da es sich um eine lebendige Tradition handelt, vari- iert der Ablauf des Teezubereitens und -trinkens zwar, Die frühesten Belege für Tee in Ostfriesland stammen verläuft aber stets ähnlich. aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Bereits 1675 verkauften mehrere Leeraner Kaufleute Tee. Der Zum Tee wird in der Regel Teegebäck oder zu beson- zunächst den begüterten Schichten vorbehaltene Tee deren Anlässen Krintstuut mit Butter gereicht. wurde im 18. Jahrhundert zunehmend zum Alltagsge- Verwendet wird dünnwandiges Porzellangeschirr, tradi- tränk. Bereits 1718 findet sich in einer in Halle erschie- tionell mit den Dekoren ostfriesische Rose oder dem nen Schrift der Hinweis, dass es in Ostfriesland... Strohblumenmuster. Für alle verwendeten Gerätschaf- ...wolle Mode werden, Tee zu trinken . 12 Englisch Niederländisch Plattdeutsch Leichte Sprache 11
Für die Ausbreitung des Teetrinkens in Ostfries- In der Teestadt Leer verweist die Bronzestatue ei- land können mehrere Gründe angeführt werden. ner jungen Frau, die die Utensilien der Teetied Von großer Bedeutung war sicher die Propagie- trägt, eine Teetasse und einen Teekessel, auf die rung des Tees v.a. durch den Calvinismus und Pie- Bedeutung des Tees für die Stadt und Region. tismus als gottgefälliger Ersatz für den weit ver- Auch ihr Name ist typisch ostfriesisch: Teelke. breiteten, übermäßigen Alkoholkonsum. Ein weite- Geschaffen wurde die Bronzestatue 1991 von dem rer Grund ist in der schlechten Wasserqualität in Leeraner Künstler Karl-Ludwig Böke (* 29. Sep- den Küsten- und Moorlandschaften zu finden. tember 1927 in Leer; † 10. April 1996 in Olden- Durch das Abkochen und den Zusatz möglichst burg). kräftigen Tees wurde das Wasser genießbar. Zu- Der Name der Statue ist keine künstliche Schöp- dem machte das belebende Warmgetränk das fung aus dem Wort „Tee“, sondern ein ostfriesi- raue Klima erträglicher und steigerte – im Gegen- scher Frauenvorname.13 satz zum Bier – die Schaffensfreude. Um auch den Nährwert des Bieres zu ersetzen, wurde dem Tee Zucker und Sahne zugegeben. Die Dree Koppkes Tee Sahne wurde dabei noch bis in die 2. Hälfte des is Oostfresenrecht. 20. Jahrhunderts in vielen Familien von der Milch- kumme, die in der Stube stand, abgeschöpft. Von dieser Praxis leitet sich die flache, breite Form des Rohmlepels ab. Um auch preislich mit dem günstigen Dünnbier konkurrieren zu können, wurde der Tee mehrfach aufgegossen. Die Weitergabe der Teekultur findet innerhalb der Familien statt. Oft wird nicht nur die Teezuberei- tung und das Teetrinken sowie das Teegeschirr und –zubehör, sondern auch die Bevorzugung ei- ner speziellen Teemischung in der Familie weiter- vererbt. Die Teestunde steht für das Zusammen- kommen und Zusammensein der Familie, für Ar- beitspausen und Momente des Innehaltens bzw. Pausierens im Alltag. Sie ist daher positiv besetzt und vermittelt Jung wie Alt ein Gefühl von Gebor- genheit und Heimat. Das Teetrinken als für die Region prägende Kultur- form wurde und wird immer wieder Gegenstand der Künste. Die Tee-Zitate in der Kunst sind dabei mannigfach. Ein bekanntes Beispiel, das nicht we- nige Ostfriesinnen und Ostfriesen auch mitsingen können, ist etwa der Tee-Walzer des ostfriesischen Liedermachers Hannes Flesner. Bis heute kursieren in Ostfriesland und entstehen zudem immer neue Erzählungen, Anekdoten und Gedichte rund um den Tee. Sie erscheinen in Zei- tungen, Zeitschriften, Büchern und Kalendern und sind meist auf Plattdeutsch. Sie stammen aus den Federn von Journalistinnen und Journalisten oder Gelegenheitsliteratinnen und -literaten ebenso wie von namhaften Autorinnen und Autoren. Diese Breite der Publikationsformen wie der Autornen- schaft zeigt dabei einmal mehr die Präsenz und Identifikationskraft der Teekultur in Ostfriesland an. Foto © ostfriesland.travel 12
In Ostfriesland werden weitere Immaterielle Kul- Sonntag im Juli und endet am darauffolgenden turerben gepflegt. Besonders herausragend sind Dienstag. drei Immaterielle Kulturerben, die in Ostfriesland Traditionell findet im Hauptfestzelt auf dem eine besondere Rolle in der Bevölkerung spielen. Esenser Schützenplatz ein Nachmittag für ältere Menschen mit Tee und Kuchen statt. Das Schützenwesen in Deutschland lebt von sei- nen Traditionen, die regional sehr unterschied- Das Schützenwesen in Deutschland wurde 2015 lich sein können. Bekanntester Brauch ist das in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Schützenfest, das in den meisten niedersächsi- Kulturerbe aufgenommen. schen Orten einmal im Jahr gefeiert wird. Im Zentrum stehen immer ein Schützenkönig oder eine Schützenkönigin, zu dessen Ehren Umzüge und Paraden stattfinden. Das weltgrößte Schützenfest, welches zu den bestbesuchtesten Volksfesten in Deutschland zählt, ist in Niedersachsen zu finden – in der Landeshauptstadt Hannover. Das Fest wird jähr- lich im Juli gefeiert. Höhepunkt ist der große Schützenausmarsch – mit knapp 10.000 Teilneh- menden der längste Schützenumzug der Welt. Das Esenser Schützenfest zählt zu den größten Schützenfesten in Niedersachsen und gilt dabei als das größte Schützenfest in Ostfriesland. Es existiert seit 1577. Jährlich wird es von etwa 75.000 Menschen besucht. Etwa 100 Schaustelle- rinnen und Schausteller beschicken das Fest. Es beginnt regelmäßig am Freitag vor dem zweiten Aufkleber © Schützencompagnie Esens von 1577 e.V. 13
Handwerksmüllerei in Wind- oder Wassermüh- len wurde 2018 in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Mühlen in Ostfriesland: Erstmals wird eine Mühle im Jahr 1424 in Esens urkundlich er- wähnt. Das älteste erhaltene Bauwerk ist die Bockwindmühle in Dornum aus dem Jahr 1626. Mit rund 174 Mühlen erreichte der Bestand in Ostfriesland um 1900 seinen Höchststand, von denen heute noch rund die Hälfte erhalten geblieben sind. Die Mühle in Großefehn / Ortsteil Spetzerfehn wird heute noch wirt- schaftlich genutzt. „Ostfriesische Teekultur“ als Immaterielles Kulturerbe und das Müllerwesen, ebenfalls Im- materielles Kulturerbe, ergänzen sich in hervor- ragender Weise. So sind vielfach in ostfriesi- schen Mühlen Teestuben eingerichtet. Hier einige Beispiele: • Seriemer Mühle, Neuharlingersiel • Hahnentanger Mühle, Rhauderfehn • Westgaster Mühle, Norden • Teestube in der Mühle, Hinte • Larrelter Mühle, Emden • Schoofs Mühlencafé, Greetsiel • etc. Mühle in Hinte / Foto: Roland Reiter. Teestube / Foto: Maria Smidt 14
Mit der Modellregion „Teekultur Ostfriesland“ Hintergrundinfo wird anhand eines völlig neuen Ansatzes der Schritt getan, wie man mittels Bündelung von kul- Kulturtouristische Aufgaben der Ostfriesischen turellen, touristischen und gastronomischen Kom- Landschaft petenzen eine Inwertsetzung des Immateriellen Kulturerbes in einer ganzen Region erwirken kann. Die Regionale Kulturagentur Indem man den Blick in die Vergangenheit wirft, Die Geburtsstunde der Regionalagentur der Ost- bereits erreichte Ergebnisse aufzeichnet und Visio- friesischen Landschaft, heute Regionale Kultura- nen für die Zukunft entwickelt, kann dieser Her- gentur, geht zurück auf den 7. Februar 1991. Vom ausforderung ein starkes Signal entgegengesetzt Niedersächsischen Wirtschaftsministerium finan- werden. ziell gefördert, hat sie das Ziel, den Kulturtouris- mus in der Region zu stärken. • Erstmalig wird das Thema für die gesamte Die Kernaufgaben der Regionalen Kulturagentur Region aufbereitet. umfassen heute das gesamte Spektrum kulturel- ler Arbeit für Ostfriesland. Die Kulturagentur för- • Erstmalig arbeiten sehr unterschiedliche dert und verbessert die kulturelle Infrastruktur Gruppierungen zu dem Thema zusammen Ostfrieslands, sie sucht vorhandene Aktivitäten wie Kulturschaffende, Tourismusfachleute, zu bestärken und neue Initiativen zu fördern. Da- DEHOGA , IHK, etc. für entwickelt sie regionale Kulturprojekte und führt sie in vielfältigen Kooperationen durch. Ein Die kulturhistorische Bedeutung der Teekultur be- Schwerpunkt der laufenden Tätigkeiten ist die Be- ruft sich auf eine über 300jährige Tradition. Im ratung und Unterstützung aller Kultursparten. Rahmen des Projektes soll diese herausragende Hierbei werden neue Ideen und Projekte initiiert Historie mit dem heutigen Lebensgefühl der Ent- und unterstützt; bei der Suche nach Fördergel- schleunigung in Verbindung gebracht werden. dern wird Hilfe geleistet. Die Kulturagentur vernetzt, unterstützt und berät fachlich alle Kulturschaffenden und -anbietende in der Region und fördert gleichzeitig ehrenamtli- ches Engagement in der Kultur. Foto © ostfriesland.travel 15
Überreichung der Urkunde Von links nach rechts: Landschaftspräsident Rico Meck- lenburg, Johann Börgmann, Bürgermeister der Gemein- de Ihlow, Heino de Vries, Ortsbürgermeister Westeren- de-Holzloog, Rolf Allerdissen, Rekordexperte, RID - Re- kordinstitut für Deutschland. Foto: RID Foto © Ostfriesisches Teemuseum Norden Übersetzung der Urkunde durch das Plattdüüstkbüro der Ostfriesischen Landschaft 16
Jetzt ist es offiziell und beurkundet. Ostfriesinnen Grundlage zur Überprüfung der Rekordleistung ist und Ostfriesen sind Weltmeister im Teetrinken. hierfür die 3 Jahres Mittel-Erhebung folgender In- Was sie immer wussten, hat das RID | REKORD- stitutionen: Annual Bulletin of Statistics 2020, ITC, INSTITUT für DEUTSCHLAND jetzt bestätigt. London; DeStatis, Wiesbaden sowie des Deut- Landschaftspräsident Rico Mecklenburg nahm am schen Tee & Kräutertee Verbandes e.V., Hamburg. Mittelpunktstein in Westerende-Holzloog gemein- Als Ergebnis wurden 300 Liter pro Kopf und Jahr sam mit Bürgermeister Johann Börgmann aus in Ostfriesland an Teeverbrauch bestätigt. Gefolgt Ihlow stellvertretend die Ehrung entgegen. wird der Rekord von den Ländern Libyen mit 287 Dass Ostfriesen im Bundesdurchschnitt den meis- Litern und Türkei mit 277 Litern pro Kopf und Jahr. ten Tee trinken, war immer allgemeines Wissen, Aus der Pressemitteilung des RID aber erst die Nachforschungen durch Rolf Allerdis- „Ich freue mich sehr, dass wir nun offiziell das be- sen, dem Rekordrichter, Rekordexperten und Re- stätigt bekommen, was wir in Ostfriesland eigent- kordermittler des Hamburger Institutes haben die- lich immer schon wussten“, so Landschaftspräsi- se Vermutung statistisch bestätigt. dent Rico Mecklenburg. „Mit 'n Koppke Tee kummt all up Stee“ [Mit einer Tasse Tee ist alles in Ordnung] fügt er noch schmunzelnd hinzu. Überreichung der Urkunde am 25.08.2021 am Mittelpunktstein in Westerende-Holzloog Von links nach rechts: Helmut Collmann, Ehrenpräsident der Ostfriesischen Landschaft, Katrin Rodrian, Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft, Mirjana Culibrk, Ostfriesisches Teemuseum Norden, Helmut Markus, Landschaftsrat der Ostfrie- sischen Landschaft, Rico Mecklenburg, Präsident der Ostfriesischen Landschaft, Johann Börgmann, Bürgermeister der Ge- meinde Ihlow, Heino de Vries, Ortsbürgermeister Westerende-Holzloog, Rolf Allerdissen, RID - Rekordinstitut für Deutsch- land. Foto: RID Foto: RID 17
25.08.2021, 21:06 Uhr | dpa gen. Die Auszeichnung bestätige, was die Ostfrie- sen schon immer wussten, so Mecklenburg. „475 Rekord anerkannt 000 Menschen leben dieses Kulturgut, indem sie Ostfriesen sind Weltmeister im Teetrinken jeden Tag sehr viel Tee trinken.“ Rund 300 Liter Tee im Jahr pro Ostfriese - das Teekultur geht bis in das 17. Jahrhundert zurück reicht zum Weltrekord. Nirgendwo wird mehr Tee Die Ostfriesische Teekultur geht bis in das 17. getrunken, als im Nordwesten Deutschlands. Jahrhundert zurück und ist in der Region im äu- Ihlow - Schon lange galten die Ostfriesen als Welt- ßersten Nordwesten Niedersachsens fest verwur- meister im Teetrinken - nun ist die Vorliebe auch zelt. Bis zu sechs Teezeiten (auf Plattdeutsch: offiziell als Rekord anerkannt. Das Rekord-Institut „Teetied“) gehören für viele Ostfriesen zum Alltag. für Deutschland hat ermittelt, dass die Ostfriesen Seit 2016 ist die Ostfriesische Teekultur als imma- im Schnitt pro Kopf jährlich 300 Liter Tee trinken. terielles Kulturerbe bei der UNESCO anerkannt. Hochgerechnet seien es rund 14 Millionen Liter Das Rekord-Institut wertete für die Anerkennung pro Jahr, erklärte Rekord-Richter Rolf Allerdissen. der Leistung Zahlen der britischen Statistik- Im Bundesdurchschnitt werden demnach gerade Behörde, des Deutschen Bundesamtes für Statis- einmal 28 Liter pro Kopf und Jahr getrunken. tik und des Deutschen Tee und Kräutertee Verban- des aus. Demnach übertrumpfen die Ostfriesen Am Mittelpunkt Ostfrieslands in Ihlow und am mit ihrem jährlichen 300 Liter Verbrauch auch Tee mittelalterlichen Versammlungsplatz der Ostfrie- -Nationen wie Libyen (287 Liter) und die Türkei sen am Upstalsboom (beide Kreis Aurich) über- (277 Liter). reichte Allerdissen zwei Urkunden - eine auf Hoch- deutsch und eine auf Plattdeutsch - an den Präsi- denten des Regionalverbandes Ostfriesische Land- Der dpa – Artikel wurde weit über 100 mal in schaft, Rico Mecklenburg. Dieser nahm die Aus- deutschsprachigen Tageszeitungen abgedruckt. zeichnung stellvertretend für alle Ostfriesen entge- 18
Im November 2021 soll eine kleine Veranstal- tungsreihe zum 5jährigen Immateriellen Kulturer- be „Ostfriesische Teekultur“ stattfinden. Eine Woche lang wird auf dem YouTube Kanal der Ostfriesischen Landschaft die Geschichte des Teetrinkens vorgestellt. Als Abschluß eines jeden Tages werden unterschiedliche kleine Videos, so- genannte Style-Videos, eingestellt. Motto der Videos: • Teetied • Abwarten und Teetrinken • Einladung zum Teetrinken Screenshot eines Style-Videos https :// w w w.yout ube.c o m/c ha n nel /U CJ3x OYE zY P - NU4aMHDlUurA Die Urkunde gab es erst im Mai 2017 Staatsministerin Monika Grütters, Kultusministerin Martina Münch und DUK-Vizepräsident Christoph Wulf überreichten Urkunden in Berlin Die Staatsministerin Prof. Monika Grütters, Kultusministerin Dr. Martina Münch für die Kultusminister- konferenz und Prof. Christoph Wulf, Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission haben am 29. Mai 2017 in Berlin Vertretern von 34 Formen des Immateriellen Kulturerbes Urkunden zur Aufnahme in das Bundesweite Verzeichnis überreicht. Dazu zählen beispielsweise der Poetry Slam, die Ostfriesische Teekultur, das Märchenerzählen und die Porzellanmalerei. Zwei Initiativen wurden für ihre gute Praxis beim Erhalt des Immateriellen Kulturerbes geehrt. Foto © Christoph Löffler 19
Der Aufbau und die Organisation von Struktu- Netzwerke sind vergleichbar mit dem Internet. ren gehört zur Vorbereitungsphase des Mo- Hinter der Entwicklung des Internets stand die dellprojektes. Das Erstellen eines Organi- Überlegung, dass Hierarchien stärker anfälliger gramms visualisiert den Aufbau, die Struktur sind als gleichwertig vernetzte Einheiten. Entste- und die Aufgabenverteilung im Rahmen des hen beim Internet Störungen, so können die Infor- Projektes. Das Organigramm verschafft wie mationen auf anderen Wegen weiter übermittelt eine Landkarte Übersicht und Orientierung werden. und dient zudem der Kommunikation unter den haupt- und ehrenamtlich Agierenden in- Ein Netzwerk in ländlichen und urbanen Räumen nerhalb des Netzwerkes. funktioniert vergleichbar: Es gibt Verantwortliche, die „den Hut aufhaben“ müssen. Dennoch müs- Ein weiterer Baustein des strategischen Vorge- sen innerhalb des Netzwerkes die Hierarchien hens ist die klare Definition der Aufgabenver- flach gestaltet sein, um eine möglichst hohe Betei- teilung unter den Beteiligten, d.h. wer über- ligungsquote zu erzielen. nimmt welche Aufgaben und ist dafür verant- Ehrenamtliche bringen zudem höheres Engage- wortlich. ment ein, wenn sie Eigenverantwortlichkeit und Wertschätzung erfahren. Tourismus Kultur AG Gütesiegel Koordinierungs- stelle AG Tourismus Gastronomie AG Redewendung AG Bildung Die Mitglieder der Arbeitsgruppen kommen aus folgenden Bereichen: • DEHOGA Ostfriesland • Ostfriesische Landschaft • Förderkreis Ostfriesisches Teemuseum e.V. · Kulturagentur · Regionalpädagogisches Zentrum • Heimatverein Norderland e. V. · Museumsfachstelle • Industrie- und Handelskammer für Ostfries- · Plattdüütskbüro land und Papenburg • Ostfriesisches Teemuseum Norden • Jade Hochschule Wilhelmshaven • Ostfriesland Tourismus GmbH • Ostfriesische Inseln GmbH • Teekundige 20
Im konkreten Fall des Modellvorhabens „Teekultur Ostfriesland“ wurden für den Zeitraum von einem Jahr vier Meilensteine entwickelt. Meilensteine Gütesiegel Modellprojekt Barrierefrei Fachbeirat Meilensteine bei dem Modellvorhaben „Teekultur Ostfriesland“ Im Rahmen des Modellvorhabens werden Meilensteine benannt, um die Projektphasen zu schärfen und die Abläufe zu evaluieren. Auf Basis der Meilensteine wird festgestellt, ob beim Projektablauf steuernd eingegriffen werden muss. Vier benannte Meilensteine verifizieren den Erfolg des Projektes. Es sind: 1. Umbildung der bereits bestehenden Arbeitsgruppe zu einem Fachbeirat „Teekultur Ostfries- land“ (angesiedelt bei der Ostfriesischen Landschaft) 2. Definition und Erstellung von Qualitätsstandards und eines Gütesiegels 3. Berücksichtigung barrierefreier Aspekte 4. Erarbeitung der Modellhaftigkeit für gesamt Niedersachsen Die Bearbeitung der Meilensteine fand zwischen dem 01. Oktober 2020 und dem 30. September 2020 statt. 21
Eine große, öffentliche Auftaktveranstaltung der Modellregion „Teekultur Ostfriesland“ konnte Tipp pandemiebedingt nicht stattfinden. Immer die regionalen Medien ins Boot holen. Daher wurde dem Anlass entsprechend eine Alter- Radiosender NDR 1 native entwickelt. Es wurden die wichtigsten Ak- Radio Ostfriesland teurinnen und Akteure des Projekts an der freien Luft und mit großen Abständen platziert. Um den Anlass visuell besser darzustellen, wurden die Ostfriesen-Zeitung Teilnehmenden in Form eines „Tableau vi- Ostfriesischer Kurier vant“ („Lebendes Bild“) mit allen Teeutensilien Ostfriesische Nachrichten abgebildet. Die visuelle Darstellung des Ablaufes Anzeiger für Harlingerland der Teezeremonie war ein Baustein der großen Verbreitung in den Medien. Tagesaktuell hatte Emder Zeitung auch der NDR darüber berichtet. Rheiderland Zeitung Ein Presseauftakt musste ausreichen. Die Bericht- Borkumer Zeitung erstattung fand in den regionalen Medien statt. Mit über 90.000 Abonnentinnen und Abonnenten Nordwest-Zeitung Ostfriesland der regionalen Printmedien konnte eine große Be- https://www.facebook.com/ völkerungsgruppe angesprochen werden. Die jün- ostfriesischelandschaft/ gere Bevölkerung wurde über facebook/ IHKN-Tourismusnachrichten ostfriesischelandschaft und den YouTube Kanal Frühjahr 2021 der Ostfriesischen Landschaft erreicht. Presseauftakt des Projektes „Teekultur Ostfriesland“ / Von links: Rico Mecklenburg, Landschaftspräsident, May-Britt Pürschel, Leiterin des Referates Touris- mus und Kreativwirtschaft beim Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, Helmut Collmann, Ehrenpräsident Ostfriesische Landschaft, Landschaftsrat Helmut Markus, Etta Bengen, Koordinierungsstelle „Teekultur Ostfriesland“, Ostfriesische Landschaft, Dr. Rolf Bärenfänger, Landschaftsdirektor, Dr. Matthias Stenger, Museumsleiter Ostfriesisches Teemuseum Norden, Katrin Rodrian, Leiterin Kulturagentur Ostfrie- sische Landschaft / Foto: Inga Graber © Ostfriesische Landschaft , Oktober 2020 22
Planung außerhalb der Pandemie: Mit dem Start des Projektes wird die Projektidee einem möglichst breiten Kreis vorgestellt. Dies kann in Form einer Pressekonferenz stattfinden oder aber auch durch eine Auftaktveranstaltung. Mit einer Auftaktveranstaltung können zwei Ziele erreicht werden: 1. Die Öffentlichkeit über das Projektvorhaben zu informieren 2. Die eingeladenen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für das Thema zu begeistern Zu 1. Durch die anschließenden Presse- und Medi- Tu Gutes enbeiträge können zusätzlich Interessierte ange- sprochen und zur Teilnahme animiert werden. und rede darüber. Zu 2. Durch die Einladung von überwiegend Multi- plikatorinnen und Multiplikatoren wird ein geziel- Georg-Volkmar Graf Zedtwitz-Arnim ter Personenkreis angesprochen. Auftaktveranstaltung des Modellvorhabens „FrauenLeben in Ostfriesland“, 2019./ Foto © Reinhard Former, Ostfriesische Landschaft 23
Teekultur Ostfriesland SWOT Analyse14 Strength – Stärken Weakness – Schwächen Ostfriesische Teekultur ist selbstverständli- Kulturverfall: cher Bestandteil der ostfriesischen Le- Ostfriesischer Tee wird nicht stilgerecht bensart. präsentiert. (Teebeutelkultur, Becher etc.) Ostfriesinnen und Ostfriesen sind Welt- meisterinnen und Weltmeister im Tee- Alltagskultur wird nicht als besondere Le- trinken (300 Liter pro Jahr). bensform wahrgenommen. Alleinstellungsmerkmale in Ostfriesland: Das Immaterielle Kulturerbe Ostfriesische Teekultur ist kaum bekannt. Wattenmeer (2009): UNESCO Weltnaturerbe Ostfriesische Teekultur (2016): Auflage der Sahne gegen den Uhrzeigersinn Bundesweite Verzeichnis Immateriel- ist im digitalen Zeitalter nicht mehr zeit- les Kulturerbe gemäß? (nur eine schöne Geschichte?) Ostfriesische Landschaft: Bundesweite Ver- Es entsteht ein Widerspruch zwischen zeichnis Immaterielles Kulturerbe der Schnelllebigkeit unserer Zeit und (beantragt) der Zeit, die es für eine echte Teezere- Friesische Freiheit: Weltweit einmaliges monie braucht. historisches Phänomen Niederdeutsch bzw. Plattdeutsch (1999): Europäische Charta der Regional - oder Minderheitensprachen Orgel (2017): Immaterielles Kulturerbe der Menschheit Funktionierende Netzwerke: Netz der Regionen Kulturnetzwerk Ostfriesland Kulturtouristische Best Practice Projekte: Themenjahre der Regionalen Kulturagen- tur der Ostfriesischen Landschaft und der Ostfriesland Touristik GmbH. Seit März 2008 Modellregion für Kulturtou- rismus in Niedersachsen. Teebesen / Foto © Ostfriesisches Teemuseum Norden 2013 wurde Ostfriesland als barrierefrei ausgezeichnet. 2013 ernannte der Deutsche Reise Verband e.V. das „Kulturnetzwerk Ostfriesland“ zum Best-Practice-Beispiel bundesweit. 2018 wurde Ostfriesland als erste barriere- freie Reiseregion nach „Reisen für Alle“ in Deutschland ausgezeichnet. 24
Opportunities – Chancen Threats - Risiken Ostfriesische Teekultur ist fester Bestandteil Ostfriesische Teekultur wird von modernen in der Gastronomie. Trinkangeboten verdrängt (Latte Mac- chiato etc.). Aufwertung der Ostfriesischen Teekultur durch das Immateriellen Kulturerbe. Wandel der familiären Esskultur bedingt Verlust der Geselligkeit als wesentlicher Ostfriesische Teekultur steht für Genuss, Bestandteil der Ostfriesischen Teekul- Gemeinschaft und Inspiration – für Ent- tur. schleunigung. Gastronomische Betriebe haben vielfach Im Gastrobereich Käufergemeinschaften für Personal (Fachkräftemangel) aus osteu- den Ankauf von traditionellem Teege- ropäischen Ländern, die die Ostfriesi- schirr bilden. sche Teekultur nicht kennen (Ausbildung, Fortbildung unzu- Schulungen zur Ostfriesischen Teekultur in reichend). den KVHS der Landkreise und der kreis- Im Gastrobereich: freien Städte durchführen. Hohe Kosten für gutes Porzellan, das zudem nicht in der Maschine gereinigt Tee-Events durchführen (lange Teetafel, werden kann und generell empfindlich Teehäuptlinge küren in Anlehnung an ist. die Blütenkönigin, die Weinkönigin Gäste verweilen bei einer Teezeremo- etc.). nie deutlich länger als z.B. bei einer Tasse Kaffee (Umsatzeinbußen). Qualitätsmerkmal entwerfen. Verleihung eines Gütesiegels. Gastronomen sind z.T. über ihren Kaffeelie- feranten gebunden, auch den Tee Sahnelöffel / Foto © Ostfriesisches Teemuseum Norden Teebotschafterinnen und Teebotschafter dort zu beziehen (dann keine ostfrie- einführen. sische Firma). Leichte Änderungen, Anpassung an heutige Zeiten. Ein Porzellanhersteller auf der ostfriesi- schen Halbinsel hat die „Ostfriesische Rose“ an heutige Sehgewohnheiten angepasst (nicht neu, aber doch mo- dern). Barrierefreiheit weiter ausbauen Zum Beispiel. Speisekarten mit Erklä- rung der ostfriesischen Teekultur in Die Analyse der Stärken, Schwächen, Braille-Schrift, in Leichter Sprache und Chancen und Risiken erhebt keinen An- in Deutsch, Niederländisch, Englisch spruch auf Vollständigkeit. und Plattdeutsch anbieten. Sie sollte kontinuierlich fortgeschrieben werden. 25
Zur inhaltlichen Arbeit der Arbeitsgruppen können bereits vorhandene Instrumente genutzt werden. Auf dem Symposium „Imma-terielles Kulturerbe und Kulturtourismus“ stellte Dr. Sophie Elpers einen Nachhaltigkeitskompass vor, der sich auch für das Projekt Teekultur Ostfriesland nutzen lässt. Er wurde in Finnland15 von einer Arbeitsgruppe der Northern Dimension Partnership on Culture (NDPC) entwickelt. Der Nachhaltigkeitskompass regt zur Diskussion über lebendige Traditionen und ihre nachhaltige Bewahrung an. Er unterstützt die Auseinanderset- zung über der Bedeutung von lebendigen Traditio- nen für ihre Trägergruppe, für unsere Gesellschaft und für unsere Zukunft. Er benennt die Schnitt- stellen immateriellen Kulturerbes mit Kultur, Ge- sellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Dabei stellt er Fragen zu folgenden Themen: Weitergabe, Enga- gement; Teilhabe, Interaktion, Ökonomie, Chan- cengleichheit, Ökologie und Natur. Der Nachhaltigkeitskompass eignet sich beispiels- weise für die Moderation von Diskussionen oder von Workshops. Acht Unterteilungen: 1. Chancengleichheit 2. Rolle der Ökonomie 3. Ökologische Aspekte 4. Natur 5. Weitergabe 6. Verantwortung & Engagement 7. Teilhabe 8. Interaktion Der Aspekt Kulturtourismus könnte beim Projekt „Teekultur Ostfriesland“ hinzugefügt werden. Tipp Der Nachhaltigkeitskompass auf Deutsch zum Ausdrucken, Ausschneiden und Analy- sieren. Mithilfe dieses Tools können Sie le- bendige kulturelle Traditionen und Aus- drucksformen im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes untersuchen. 26
Jene, die sich gerne als ‘wissenschaftliche Experten und Expertinnen’ und ‘Kulturerbe-Fachleute’ bezeichnen, sperren sich oft gegen die Vorstellung, dass unqualifizier- te’ (möglicherweise sogar ‘ungebildete’) Kulturträger bezüg- lich ihres eigenen Kulturerbes gleichermaßen Experten und Expertinnen sein können. Nicht selten wird solchen Repräsen- tanten und Repräsentantinnen gar unterstellt, sie würden feh- lerhafte Informationen über ihr eigenes kulturelle Erbe liefern, als ob wahre Erkenntnis einzig und alleine bei den Experten und Expertinnen und der Wissenschaft läge. Janet Blake, Internationale Expertin für Immaterielles Kulturerbe 16 Franz Thiele vor den Proben des neuen Tees. Nach dem Verkosten spuckt er ihn in die Kupferschale. / Foto © Dr. Stefanie Waske, https://www.landtag- niedersachsen.de/der-landtag/landtagspraesidentin/aus-dem-terminkalender/10-juli-2020-2/ 27
Vernetzungsstelle Für die Organisation der Umsetzung der Modellre- gion Teekultur Ostfriesland wurde eine Vernet- zungsstelle mit einer Vollzeitstelle eingerichtet. Sie ist bei der Regionalen Kulturagentur der Ostfriesi- schen Landschaft angesiedelt Die Ostfriesische Landschaft zählt mit ihren 560 Jahren zur ältesten (Stände-)Vertretung Deutsch- lands und vertritt die Belange aller Ostfriesinnen und Ostfriesen. Sie bewahrt das kulturelle Erbe Das hört sich alles der Region und ist heute eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Aufgaben in den Berei- heel wunnerbaar an! chen in Kultur, Wissenschaft und Bildung. Die Ich freue mich Kulturagentur steht dabei für die kulturelle Ver- mitwirken zu können! netzung im ländlichen Raum. Rund 3.000 Kul- Imke Schöneboom, AG Bildung turschaffende ziehen dafür an einem Strang, um gemeinsam die kulturellen Stärken der Region nach innen wie nach außen qualitativ hochwertig und authentisch darzustellen. Dafür erhielt die Kulturagentur mehrere Auszeichnungen als Best Practice für kulturelle Vernetzung im ländlichen Raum. Ostfriesische Landschaft—Landschaftsgebäude Foto: Reinhard Former © Ostfriesische Landschaft 28
Zusatzinformationen Tipp unbedingt nachmachen Kulturnetzwerk Ostfriesland Das „Kulturnetzwerk Ostfriesland“ ist ein Zusam- Jede Region besitzt Kompetenzen, die es zu bün- menschluss von Vertreterinnen und Vertretern deln und einzubinden gilt. Das heißt, auf bereits aus Kultur, Tourismus und Kommunalpolitik auf vorhandene Strukturen zurückzugreifen, diese zu der Ostfriesischen Halbinsel mit dem Ziel, an- vernetzen und dadurch Synergien zu schaffen. Be- hand von qualitätsvollen Projekten die Region als deutsam ist dabei die Ressource „Authentizität“. kulturell, hochwertig und authentisch darzustel- len und sie für Einheimische wie Gäste erlebbar zu machen. Dieses auf Bundes- und auf Landes- ebene mehrfach ausgezeichnete Konzept bindet viele haupt- und ehrenamtlich tätige Kulturschaf- fende mit ein, greift deren Impulse auf und ver- Zusammenkommen netzt viele bestehende Netzwerke. ist ein Beginn, Kulturnetzwerk Ostfriesland • Kunsthalle Emden zusammenbleiben • Kunsthalle Wilhelmshaven ist ein Fortschritt, • Landesbühne Niedersachsen Nord • Ostfriesische Landschaft, zusammenarbeiten • Oldenburgische Landschaft ist ein Erfolg. • Organeum Weener • Ostfriesisches Landemuseum Emden Henry Ford • Ostfriesland Tourismus GmbH • Gartenkulturzentrum Niedersachsen / Park der Gärten • Schlossmuseum Jever • Museumsdorf Cloppenburg • Landkreis Wittmund Kulturnetzwerk Ostfriesland / Foto: Sabine Gronewold © Ostfriesische Landschaft 29
In Niedersachsen gibt es vier eingetragene Im- Eine Auswahl von Einrichtungen in Niedersach- materielle Kulturerben. Die vorliegende Handrei- sen, die sich für den Erhalt der regionalen Histo- chung will aber auch Städten und Regionen oh- rie einsetzen: ne explizit eigenem Immaterielle Kulturerben • Niedersächsisches Ministerium für Wirt- Impulse geben, wie sie z.B. Themen, die auf schaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung Bundesebene ausgezeichnet wurden, kulturtou- ristisch in Wert setzten können. So sind die • Niedersächsisches Ministerium für Wis- Chormusik in Amateurchören, das Schützenwe- senschaft und Kultur sen, das Müllerhandwerk, der Orgelbau und die Orgelmusik, das Mundarttheater mit plattdeut- • Arbeitsgemeinschaft der Landschaften und schen Bühnen oder die Sportvereinskultur eine Landschaftsverbände in Niedersachsen optimale Voraussetzung für viele Regionen in • Niedersächsischer Heimatbund e.V. Niedersachsen, um diese als etwas ganz Beson- deres darzustellen. • Landesverband Soziokultur Niedersachsen e.V. mit 110 soziokulturellen Zentren und einem umfangreichen Netzwerk Mit Förderung des Niedersächsischen Ministeri- ums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitali- sierung konnte das Projekt „Teekultur Ostfries- Weitere Kulturverbände: land“, das Immaterielle Kulturerbe, unter den • Niederdeutscher Bühnenbund Niedersach- unterschiedlichsten Aspekten bearbeitet werden. sen und Bremen Die Ostfriesische Landschaft, als bedeutende Institution im Nordwesten Niedersachsens hatte • Landestrachtenverband Niedersachsen die Organisation, Bearbeitung und Umsetzung • Amateurtheaterverband Niedersachsen, in der Regionalen Kulturagentur übernommen. e.V. Für die anderen Immateriellen Kulturerben sind • Institut für niederdeutsche Sprache e. V. Institutionen zu finden, die sich ebenfalls der Inwertsetzung dieses besonderen Erbes anneh- • Landesmusikrat Niedersachsen e.V. men. • Niedersächsische Chorverband e.V. Auf der Metaebene bietet es Institutionen die sind ebenfalls potenzielle Ansprechpartnerinnen Möglichkeit, diese kulturellen Besonderheiten und Ansprechpartner für Unterstützung von Trä- des Nicht-Materiellen zu bündeln und hervorzu- gergruppen Immateriellen Kulturerbes. heben. So könnte z.B. der Niedersächsische Hei- matbund e.V. einen Monat im Jahr zum Tag des Niedersächsischen Immateriellen Kulturerbes benennen und, in Anlehnung an den "Plattdüütskmaant in Ostfriesland, zu vielen Ak- tivitäten aufrufen. Gerade in Heimat- und Ge- schichtsvereine finden sich viele Experten zum diesen Themen und würden sich mit großem Engagement miteinbringen. Langeoog / Foto: Eva Fischer © Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. 30
Qualitätsmerkmal: Gütesiegel Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft Arbeitsgemeinschaft der Landschaften und Land- und Kultur (MWK) schaftsverbände in Niedersachsen – Anträge auf Aufnahme in das bundesweite Ver- ALLviN 19 zeichnis des immateriellen Kulturerbes werden In Niedersachsen gibt es als Landschaften und beim Ministerium gestellt. Die Länder der Bundes- Landschaftsverbände bezeichnete Organisationen, republik Deutschland gestalten das Auswahlver- deren heutige Hauptaufgabe die regionale Kultur- fahren in der ersten Stufe des innerstaatlichen Ver- und Identitätspflege in ihren jeweiligen geografi- fahrens zur Erstellung des Bundesweiten Verzeich- schen Zuständigkeitsbereichen ist. Diese Aufga- nisses jeweils selbst. Ein unabhängiges Experten- ben wurden ihnen auch vom Land Niedersachsen gremium bei der Deutschen UNESCO- vertraglich übertragen. Kommission analysiert die Vorgaben des Ministe- riums. Die Anträge, die den internationalen Richt- Niedersächsischer Heimatbund e.V. (NHB) linien entsprechen, bilden das bundesweite Ver- Der Niedersächsische Heimatbund will die nieder- zeichnis des immateriellen Kulturerbes. Es ist die sächsische Heimat in ihrer natürlichen und histo- Grundlage für Anmeldungen zur internationalen risch bedingten Vielfalt und Eigenart erhalten und Liste des immateriellen Erbes der UNESCO.17 weiter gestalten, wobei er gegenüber neuen Aus- drucksformen in der Kultur und im Zusammenle- Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, ben mit Menschen unterschiedlicher Herkunft of- Arbeit, Verkehr und Digitalisierung fen ist. Als Landesverband vertritt er das Bundes- Der Kultur- und Kreativwirtschaft kommt in Nie- land Niedersachsen im Bund Heimat und Umwelt dersachsen eine besondere Bedeutung zu: Mit ih- (BHU).20 rem hohen Innovationsgrad bereichert die Bran- che die gesamte niedersächsische Wirtschaft. Des- Tourismus Marketing Niedersachsen GmbH halb unterstützt das Land Niedersachsen Kreativ- (TMN) unternehmen, Netzwerke sowie regionale und lo- Die TMN entwickelt und realisiert seit Mitte 2001 kale Initiativen, um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen im Auftrage des Niedersächsischen Ministeriums und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung klassischen Wirtschaftsbranchen zu stärken. Marketingprojekte für das Reiseland Niedersach- Ansprechperson: Anne Bleimeister18 sen.21 Die wichtigste Aufgabe der kommenden Jahre wird sein, das zu bewahren und in den Vordergrund zu stellen, was den Tourismus im Land ausmacht: seine Desti- nationen, seine eindrucksvollen ursprüngli- chen Natur- und Kulturlandschaften und die einzigartigen touristischen Besonder- heiten. Dabei ist uns insbesondere ein nachhaltiger, innovativer und qualitativ hochwertiger Tourismus für alle wichtig. Meike Zumbrock, Geschäftsführerin der TMN. Foto © ostfriesland.travel 31
Der Fachbeirat im Projekt „Teekultur Ostfriesland“ Arbeitsgruppen übernimmt die Koordination der Arbeitsgruppen. Hier werden alle Ergebnisse, Vorschläge und Es wurden vier Arbeitsgruppen eingerichtet: Ideen aus den Arbeitsgruppen zusammengetra- gen. • AG Redewendungen Fachbeirat • AG Bildung Innerhalb des Projektes wurde ein Fachbeirat mit Fachleuten eingerichtet. Es sind neben dem Land- • AG Tourismus schaftspräsidenten, dem Direktor und einem • AG Gütesiegel Landschaftsrat der Ostfriesischen Landschaft, drei Abteilungsleiterinnen aus den Bereichen Kultur, Bildung und Museen der Ostfriesischen Land- schaft, sowie der Vorsitzende des Förderkreises Teemuseum, die Museumsleiterin eines Teemuse- ums und der Projektkoordinatorin vertreten. Im Vorfeld fanden bereits Koordinierungstreffen statt. Dort wurde ein Projektförderantrag an das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Ar- beit, Verkehr und Digitalisierung entwickelt. Die Richtlinie über die Gewährung von Zuwendun- Tipp gen zur Förderung touristischer Projekte vom 17. September 2020 mit dem Förderschwerpunkt „Besondere touristische Projekte mit erheblichem Machen Sie sich kundig: Landesinteresse“22 war entscheidend beim Antrag. Die Förderung wurde gewährt. Wer fördert, welche Projekte? Nun konnte die Arbeit beginnen. Binnen eines Jah- Wo haben Sie die größten Chancen? res sollten die wichtigsten Punkte des Projektes in Nehmen Sie Kontakt auf! Angriff genommen werden. Da der Fachbeirat über den Zeitraum der Förderung durch das Mi- Lassen Sie sich beraten! nisterium weiter bestehen wird, ist eine theoreti- sche Grundlage für die künftige Realisierung eini- ger Punkte, wie etwa die Teekiste für Schulen, das Förderungsmöglichkeiten suchen: Gütesiegel als Qualitätsmerkmal für das Teemar- keting insgesamt sehr wichtig. https://www.foerderdatenbank.de Mit der Gründung der Arbeitsgruppen konnte kon- zentriert zu den einzelnen Punkten gearbeitet wer- den. Alle Ergebnisse flossen zunächst zur Koordi- nierungsstelle und dann gebündelt zum Fachbei- rat. 32
Folgende Ideen wurden entwickelt bzw. bereits Es sollen auf Plattkeksen / Glückskeksen platt- umgesetzt: deutsche Teesprüche verwenden werden. Ergebnis: Ein Willkommensgruß (Betthupferl) für Hotels Eine ostfriesische Firma produziert bereits Platt-/ wurde als Gästebegrüßung vorgeschlagen: kleine Glückskekse mit platt– und hochdeutschen Sprü- Flyer mit dem Auf-druck „Willkommen im Ost- chen. Die Anregung auch plattdeutsche Teesprü- friesischen Teeland“. Eine Teeprobe mit aufge- che aufzunehmen wurde wohlwollend entgegen- druckten Teeredewendungen sollte dazugelegt genommen. Die AG wird weitere Redewendun- werden. Hier müssten die Teefirmen als Sponso- gen sammeln und an die Firma weitergeben. ren und die DEHOGA bzw. die Touristikbüros als Das Plattdüütskbüro hat nach Vorgaben der AG eine Rubrik „Rund um den Tee“ in das Platt- Verteiler gewonnen werden. Hochdeutsche Wörterbuch der Ostfriesischen Ergebnis: Landschaft unter der Rubrik Sprichwörter und Redensarten aufgenommen. International Es sollen junge Menschen angesprochen wer- Flyer „Ostfriesische Teezeremonie“ den. zum Downloaden Foto © • Deutsch Ostfriesisches Teemuseum Norden Ergebnis: Sylvie Gühmann, gebürtige Ostfriesin aus Leer, • Plattdeutsch konnte als Teebotschafterin • Englisch gewonnen werden. Sie ist Po- etry-Slammerin und Autorin. • Niederländisch Ihr Buch: Fettnäpfchenführer • Leichte Sprache Ostfriesland. Eine Ode an das Moin. Ein unterhaltsamer Rei- Auch Aufhänger „Bitte nicht stören“ könnten im seknigge für die Region an der Hotel durch Aufhänger mit dem Aufdruck „Bitte deutschen Nordseeküste. nicht stören, trinke gerade Tee“ ersetzt werden. Talea Grensemann, Schülerin Foto © Juanita Romero aus Ostfriesland, trat gegen Otto Waalkes in einer Fernsehs- Produkte mit Teesprüchen könnten erstellt wer- how auf. Sie konnte als Teebot- den. schafterin gewonnen werden. Da es hierfür keinen Herstellungsetat gibt, müss- Zwei junge Frauen, 11 und 27 ten Sponsoren gefunden werden. Für den Ver- Jahre alt, sind die jungen Ost- trieb und die Herstellung sollte gelten, Qualität friesinnen, die sich für den Ost- vor Quantität, angedacht sind Aufkleber, Ta- friesischen Tee stark machen. schen, Wandfliesen, Teedosen, Servietten, Foto © Teesprüche auf Tee-Verpackungen aufdrucken, Silvia Dehne-Grensemann Auf T-Shirts etc. könnte der Spruch „Ik bün een Teenös“ etc. Dazu sollten Teeproduzenten angesprochen aufgedruckt werden. Die Zeichnung könnte der werden. Teebotschafter Harm Bengen anfertigen. Ergebnis: Ergebnis: Es gibt bereits Teesprüche / Teedesign auf T- Ein Teeproduzent hat bereits Servietten im Ange- Shirts, Taschen etc. bot, die den Ablauf der Teezeremonie erklären. Beispiel: Touristik GmbH Krummhörn- Zum Teepräsent wird eine Karte mit dem Spruch Greetsiel „Dree Koppkes Tee is Oostfreeske Recht“ ange- Ostfriesland Tourismus GmbH boten. Es gibt bereits Tisch-Sets, Becher, Frühstücks- Hier können weitere interessante Ideen für Pro- brettchen, die Erklärungen zur Teezeremonie dukte entwickelt werden. aufweisen. Daraus lassen sich weitere Produkte dieser Art entwickeln. 33
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