IRAN IM FOKUS 2016 BRANCHEN UND PROJEKTE
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Inhalt 4 1 Sanktionspolitische Rahmenbedingungen 4 2 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick 4 Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts 7 Investitionen 9 Außenhandel 14 3 Branchen im Überblick 14 Maschinen- und Anlagenbau 16 Kfz-Industrie 18 Öl 20 Gas 21 Chemie 23 Bauwirtschaft 24 Elektrotechnik/Elektronik 25 Informations- und Kommunikationstechnik 26 Umwelttechnik 27 Medizintechnik 29 Metallindustrie 31 Erneuerbare Energien 33 Luftfahrtsektor 34 Schienenverkehr 35 Nahverkehrssysteme 36 Kontaktanschriften Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Sanktionshaltige Rahmenbedingungen/Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Sanktionshaltige Rahmenbedingungen/Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Dubai/Teheran (gtai) - Nach der im Juli 2015 erzielten Einigung über das iranische Atomprogramm ist am „Implementation Day“ (16.1.16) mit dem vereinbarten Sanktionsabbau begonnen worden. Iran hofft jetzt auf eine deutliche Belebung der Wirtschaft. Deutschen Unternehmen eröffnen sich Geschäftschan- cen in Milliardenhöhe, aber die Konkurrenz seitens westlicher und asiatischer Firmen ist groß. Für in den USA ansässige Firmen gilt aber weiterhin das gegen Iran verhängte Handels- und Investitionsembargo. 1 Sanktionspolitische Rahmenbedingungen Trotz der im Januar 2016 erfolgten Lockerung der Sanktionen sind bei Geschäftsbeziehungen mit Iran besondere Regelungen zu beachten. Im Falle einer Zusammenarbeit mit Unternehmen oder Personen, die auf Sanktionslisten stehen, drohen auch nichtamerikanischen Firmen weiterhin US-Sanktionen. Der Reexport von US-Produkten nach Iran unterliegt ebenfalls besonderen Kon- trollen. Der Artikel „Iran: Neue sanktionspolitische Rahmenbedingungen“ (www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=iran-neue-sanktionspolitische-rah- menbedingungen,did=1415606.html) versucht, eine Orientierung zu geben. Gesamtwirtschaftlicher Ausblick 2 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Nach einer zweijährigen Rezession führten 2014/15 (iranisches Jahr 1393: 21.3. bis 20.3.) die sich seit 2013 abzeichnende Einigung zwischen den E3+3 Staaten (Frankreich, Vereinigtes Königreich, Deutschland, USA, Russland und die VR China) und Teheran sowie die im Januar 2014 in Kraft getre- tenen ersten EU- und US-Sanktionserleichterungen (keine weitere Reduzierung der Ölexporte, Freigabe im Ausland blockierter Öleinnahmen, Genehmigung petrochemischer Exporte, Erlaubnis zum Import von Kfz-Teilen etc.) zu einer Belebung der iranischen Wirtschaft. Nach vorläufigen Angaben legte 2014/15 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um real 3,0% zu (2013/14: -1,9%, 2012/13: -6,8%; zu Faktorkosten). Der Nichtölsektor expandierte 2014/15 mit 2,8% leicht unter- durchschnittlich (2013/14: -1,1%, 2012/13: -0,9%). Ein kräftiger Zuwachs von 6,9% wird für den Bereich der verarbeitenden Industrie (einschließlich Bergbau) gemeldet, die Dienstleistungsbranche brachte es nur auf 2,4%, die Bauwirtschaft schrumpfte um 0,4%. Die Ölwirtschaft wuchs um 4,8%. 4 Iran im Fokus
Wirtschaftliche Entwicklung im Iran 2013/14 bis 2016/17 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 1) 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 (1392) 2) (1393) 3) (1394) 4) (1395) 4) BIP (zu Marktpreisen) -1,9 4,3 1,0 4,3 Einfuhr (einschließlich -18,7 2,0 -5,0 15,5 Dienstleistungen) Bruttoanlageinvestitionen -6,9 3,5 0,5 5,0 Privater Verbrauch -1,0 3,1 1,0 2,9 Öffentlicher Verbrauch 1,6 2,7 1,5 -2,5 1) jeweils iranische Jahre (21.3. bis 20.3.); 2) offizielle Angaben; 3) vorläufige offizielle Angaben und Schätzung für Einfuhr; 4) Prognosen Quellen: Central Bank of Iran, Economist Intelligence Unit, Germany Trade & Invest Im Vergleich mit den sechs GCC-Ländern (Gulf Cooperation Council) ist in Iran der BIP-Anteil des Ölsektors mit 15% (2014/15; zu laufenden Preisen) relativ gering, in Saudi-Arabien waren es 2014 rund 43%. Die Sektoren Industrie, Bergbau und Bauwirtschaft kamen in Iran 2014/15 zusammen auf 23,0%, die Landwirtschaft auf 9,3% und der Dienstleistungssektor auf 53,8%. Die mit großer Verzögerung im Juli 2015 erzielte umfassende Einigung im Atomstreit hat der iranischen Wirtschaft keinen weiteren Schwung gegeben, sondern vielmehr zu einer abwarten- den Haltung bis zur Umsetzung des vereinbarten Sanktionsabbaus geführt. Der im JCPOA geregel- te Sanktionsabbau ist am 16.1.16 in Kraft getreten. Wirtschaftliche Eckdaten Iran 1) Indikator 2014/15 (1393) 2) 2015/16 (1394) 3) Vergleichsdaten Deutschland 2015 BIP (nominal, Mrd. US$) 4) 416,2 406,5 3.374 BIP pro Kopf (US$) 4) 5.350 5.152 41.546 Bevölkerung (Mio.) 77,8 78,9 81,2 Wechselkurs (Zentralbankrate; 26.509 29.500 - Jahresdurchschnitt, 1 US$ = Rial) Wechselkurs (freie Marktrate; 32.801 35.000 - Jahresdurchschnitt, 1 US$ = Rial) 1) jeweils iranische Jahre (21.3. bis 20.3.); 2) vorläufige BIP-Angaben; 3) Prognose; 4) zu Marktpreisen, Umrechnung zum durchschnittlichen Zentralbankkurs Quellen: Central Bank of Iran, Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank, International Monetary Fund, Germany Trade & Invest Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Das Warten auf den „Implementation Day“ hat offensichtlich die Wirtschaftsaktivitäten abge- bremst. Als Reaktion wurde von der Regierung ein Maßnahmenpaket verabschiedet, um die lah- mende Konjunktur während der Übergangsphase bis zum „Implementation Day“ etwas mehr in Schwung zu bringen. Mitte Oktober präsentierte die Rohani-Administration ein Programm, das vor allem durch Krediterleichterungen Produktion und Konsum ankurbeln soll. Unterstützend hat die Zentralbank den Mindestreservesatz gesenkt und Maßnahmen zur Zinssenkung ergriffen. Bislang bewegen sich die Zinssätze mit über 20% deutlich oberhalb der Inflationsrate (Anstieg der Verbraucherpreise im Dezember 2015 gegenüber Vorjahresmonat: 9,4%). Industriebetriebe mit Absatzschwierigkeiten können nun Kredite für 16% erhalten, die Zentral- bank stellt den Geschäftsbanken diese Mittel für 14% zur Verfügung. Ein besonders großes Kredit- volumen geht an die notleidenden Kfz-Hersteller, die den neuen Finanzierungsspielraum für die Vergabe günstiger Verbraucherkredite nutzen müssen. Ferner will die Zentralbank staatliche Projekte mit zusätzlichen Finanzspritzen fördern, besonders genannt werden Vorhaben des Minis- teriums für Straßenbau und städtische Entwicklung sowie des Ölministeriums. Ein Teil der Maß- nahmen wurde zwischenzeitlich bereits umgesetzt, besonders das Kfz-Kreditprogramm fand bei den Verbrauchern eine starke Resonanz. Der private Verbrauch soll auch durch die Vergabe von Kreditkarten mit einem 100 Mio. Rial Limit (2.800 US$) angeheizt werden. Diese Karten dürfen nur zum Kauf dauerhafter Konsumgüter verwendet werden und haben einen ermäßigten Zinssatz von 12%. Die Banken bekommen diese Kreditmittel von der Zentralbank für 10% refinanziert. Ohne das Konjunkturprogramm hätte sich das in der 1. Hälfte 2015/16 schwache Wachstum ver- mutlich weiter verlangsamt, so Beobachter. Offiziellen Verlautbarungen zufolge ist das BIP in den ersten sechs Monaten 2015/16 (21.3. bis 20.9.) gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode nur um real 1,0% gewachsen. Der Industriesektor soll um 1,1% geschrumpft sein, hingegen sollen der Dienstleistungssektor und die Landwirtschaft um 5,7 beziehungsweise 0,9% zugelegt haben, keine Angaben werden zur Entwicklung des Ölsektors gemacht. In der Ende Dezember veröffentlichten Statistik der Zentralbank zur Wirtschaftsentwicklung im 1. Quartal 2015/16 (21.3. bis 20.6.) fehlen die üblichen vorläufigen Angaben zur BIP-Entwicklung. Dem Vernehmen nach soll das BIP-Plus im 1. Quartal 2015/16 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum nur um 0,6% zugelegt haben. Das iranische Statistikamt erwartet jetzt für das Gesamtjahr 2015/16 ein BIP-Wachstum von etwa 1%. Ayoub Faramarz, der Chef der Abteilung für Wirtschaftsstatistik, erklärte im November, die Wirt- schaft nutze gegenwärtig nur 40% ihrer Kapazität aufgrund von schwacher Konsumgüternach- frage und Kreditengpässen sowie der noch nicht aufgehobenen Sanktionen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte anlässlich der turnusmäßigen „Article IV Consul- tations“ Ende September für 2015/16 ein BIP-Wachstum zwischen +0,5 und -0,5% prognostiziert. Wesentlich infolge des erwarteten Sanktionsabbaus wurde für 2016/17 mit einem BIP-Anstieg um 4,0 bis 5,5% gerechnet. Als Wachstumsmotoren werden vor allem eine höhere Ölproduktion, gerin- gere Importkosten, die Aufhebung der Finanzsanktionen sowie die Freigabe des bislang im Aus- land blockierten oder gebundenen iranischen Vermögens genannt. 6 Iran im Fokus
Im Januar hat der IWF seine Prognosen präzisiert beziehungsweise aktualisiert. Es wird jetzt für 2015/ 16 ein Nullwachstum erwartet (zu Faktorkosten). In den nächsten fünf Jahren kalkuliert der IWF mit 4,0 bis 4,4%, für 2016/17 werden 4,3% vorhergesagt. Das Wachstum soll 2016/17 wesentlich vom Öl- und Gassektor getragen werden, die Ausweitung der Fördermengen soll zu einem realen Wachstum des Sektors von 16,9% führen, die Nichtölwirtschaft soll hingegen nur um 2,8% expandieren. Auch 2017/18 wird noch einmal von einem überdurchschnittlichen Wachstum des Öl- und Gassek- tors von 8,8% ausgegangen (Nichtölwirtschaft: 3,4%). In den folgenden drei Jahren soll das Wachs- tum des Öl- und Gassektors auf unter 3% absinken, gleichzeitig soll das Plus in der Nichtölwirtschaft auf über 4% ansteigen. Das vom IWF erwartete mittelfristige Wachstum liegt weit unter den Zielvorgaben des im Januar offiziell dem Parlament vorgelegten 6. Fünfjahresplan (2016/17 bis 2020/21). Hier wird von einem Anstieg des BIP-Wachstums auf 8% ausgegangen. Ein solch kräftiges Wachstum wäre auch erfor- derlich, um die hohe Arbeitslosigkeit zu mildern. Die Erwerbsbevölkerung steigt jährlich um geschätzte 0,6 Mio. an. Zudem ist ein Großteil der heute als erwerbstätig klassifizierten Personen unterbeschäftigt (versteckte Arbeitslosigkeit). Der IWF geht auf Basis seiner Wachstumsprognosen von einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 12,6% (2017/18) aus (2014/15: 10,6%) und dann bis 2020/21 von einem Rückgang auf 11,9%. Diese sehr realis- tischen Aussichten dürften die iranische Regierung zu einer noch aktiveren Arbeitsmarktpolitik veranlassen. Investitionen Die iranische Regierung schätzt, dass zur Realisierung der hohen Wachstumsziele des 6. Fünf- jahresplans (2016/17 bis 2020/21) Investitionen in Höhe von 1.000 Mrd. US$ erforderlich sind. Es wird ein durchschnittliches BIP-Plus von 8% angestrebt. Ein Drittel der Investitionen soll durch auslän- dische Direktinvestitionen gedeckt werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass der ausländische Kapitalzufluss mit Technologietransfer verbunden ist, der zu deutlichen Produktivitätssteigerun- gen führt. Die Bruttoanlageinvestitionen waren 2012/13 um real 23,8 und 2013/14 um weitere 6,9% eingebro- chen. Besonders starke Schrumpfungen ergaben sich bei den Ausrüstungsinvestitionen (2012/13: -35,7%; 2013/14: -16,1%), die Bauinvestitionen fielen um 13,8 beziehungsweise 1,1%. Nach vorläufigen Angaben konnten 2014/15 die Bruttoanlageinvestitionen um 3,5% zulegen. In den ersten neun Monaten 2014/15 wurde ein Plus gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum von 14% ver- bucht, es folgte aber im 4. Quartal ein Rückgang um fast 18%. Details zur Verteilung der Investitio- nen auf die einzelnen Sektoren liegen noch nicht vor. Für 2015/16 fehlen Angaben über erste Quartale, die Prognosen für das Gesamtjahr gehen im günstigsten Falle von einer Stagnation oder einer nur leichten Belebung der Investitionstätigkeit aus. Germany Trade & Invest www.gtai.de 7
Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Ausgewählte Großprojekte in der Planungsphase Iran Projektbezeichnung Investitions- Projekt- Projektträger Summe stand 1) 2) (Mio. US$) Chabahar Petrochemical 20.000 ST Negin Mokran Complex (Mokran) Development Company Khuzestan Energy Park 10.000 ST Government of Iran (Power Plants) Tehran Metro: Line 8, 9 10.000 ST Tehran Urban & and Four Express Lines Suburban Railway Company (TUSRC) Bushehr Nuclear Plant 2 5.500 ST Atomic Energy Organiza- tion of Iran Imam Khomeini 2.800 PQ Ministry of Roads & International Airport Urban Development Expansion: New Terminal Iran Aluminium Smelter 2.600 ST National Aluminium Complex Company Limited (Nalco) Mokran Major Steel 1.600 ST Iranian Mining Industries Complex Development & Renovation Organzation Dehloran Oil Refinery 1.500 ST Ministry of Oil Aras Combined 1.500 ST Ministry of Energy Cycle Power Plant Qeshm Condensate 1.000 ST Qeshm Naft-e-Nik Refinery Company 1) die Informationen zum Projektstand sind nur eingeschränkt zuverlässig; 2) ST = Studie, PQ = Präqualifizierung Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest, Pressemeldungen, MEED Projects Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Iran exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: Strengths (Stärken) Weaknesses (Schwächen) Große Öl- und Gasreserven und andere Anhaltender Reformstau, langsamer Rohstoffvorkommen. Privatisierungsprozess. Sehr diversifizierte Wirtschaftsstruktur. Schwierige staatliche Bürokratie. Hohes Ausbildungsniveau. Schwaches Bankensystem, Währungs- schwäche. Junge, westlich orientierte Bevölkerung. Kommunikationswesen unterentwickelt (Internet etc.). Traditionell gute Beziehungen zu Europa Staatlich kontrollierte, konservative (vor allem zu Deutschland). Gesellschaftsordnung. 8 Iran im Fokus
Opportunities (Chancen) Threats (Risiken) Ausbau/Modernisierung der Öl- und Erneutes Inkrafttreten der Sanktionen Gasindustrie. (Snap Back). Ausbau/Modernisierung der verarbeitenden Abhängigkeit von der Ölpreisentwicklung. Industrie. Ausbau/Modernisierung der Verkehrs- Staatliche Interventionen in der Privat- infrastruktur. wirtschaft. Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Interne Konflikte zwischen Liberalen und Umwelttechnik. Konservativen. Ausbau/Modernisierung des Politische Instabilität in der Region Gesundheitswesens. (Saudi-Arabien, Jemen, Syrien, Afghanistan etc.). Außenhandel Irans Einfuhren sind in den ersten zehn Monaten 2015/16 (21.3. bis 20.01.) um 22,3% auf 33,8 Mrd. US$ (cif) gefallen, so der iranische Zoll. Die VR China war der führende Lieferant mit einem Anteil von 25% beziehungsweise 8,4 Mrd. US$, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) mit 19% (6,3 Mrd. US$; vor allem Re-Exporte), Korea (Rep.) mit 9% (3,1 Mrd. US$), der Türkei mit 7% (2,5 Mrd. US$) und die Schweiz mit 6% (2,2 Mrd. US$). Einfuhren aus wichtigen Lieferländern 2010 bis 2014 in Iran (in Mio. US$) 1) Länder 2010 2011 2014 Insgesamt 54.697 68.319 53.650 VR China 5.715 7.045 12.550 Vereinigte Arabische Emirate 2) 15.671 18.188 11.778 Korea (Rep.) 3.687 4.494 4.143 Indien 1.354 1.287 4.117 Türkei 2.324 3.079 3.881 Deutschland 4.464 3.927 2.544 Schweiz 2.140 2.610 2.274 Italien 1.825 1.721 1.018 Niederlande 1.008 773 1.007 Großbritannien 973 222 772 Frankreich 1.989 1.887 768 Taiwan 494 454 763 Russland 512 585 672 Brasilien 602 615 544 Singapur 1.165 650 492 1) Daten für 2012 und 2013 nicht verfügbar; 2) überwiegend Reexport Quellen: Trade Promotion Organisation of Iran, International Trade Center, UN Comtrade Germany Trade & Invest www.gtai.de 9
Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Die iranischen Außenhandelsdaten weichen oft erheblich von den Zahlen der Lieferländer ab. Dies gilt insbesondere für die Lieferungen aus der VR China. Ausfuhren wichtiger Lieferländer nach Iran 2010 bis 2015 (in Mio. US$) 2010 2011 2012 2013 2014 2015 VR China 11.092 14.762 11.599 14.037 24.340 17.791 EU28 15.005 14.593 9.480 7.233 8.522 6.434 *) Deutschland 5.019 4.285 3.243 2.444 3.175 2.025 *) Italien 2.730 2.590 1.808 1.402 1.536 1.179 *) Korea (Rep.) 4.597 6.068 6.257 4.481 4.162 3.759 Japan 2.074 1.699 658 171 254 253 *) USA 211 233 251 308 187 245 *) *) Januar bis November Quellen: Außenhandelsstatistiken der Lieferländer Die Nichtölexporte (einschließlich Ölkondensate) schrumpften in den ersten zehn Monaten 2015/16 um 16% auf 35,6 Mrd. $. Damit ergab sich auch ohne die Rohölexporte eine leicht positive Handels- bilanz. Daten über den Wert der Rohölausfuhren liegen nicht vor. Etwa ein Drittel der Nichtölaus- fuhren entfällt auf petrochemische Erzeugnisse, deren Marktpreise im Zuge des Ölpreisverfalls ebenfalls rückläufig sind. Irans wichtigste Absatzmärkte waren die VR China (10 Monate 2015/16: 6,8 Mrd. $), Irak (6,0 Mrd. $), die VAE (5,0 Mrd. $) sowie Indien und Afghanistan (jeweils 2,6 Mrd. $). Außenhandel von Iran (in Mio. US$; Veränderung gegenüber Vorjahr in %) 1) 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 Veränd. 2015/16 (1390) 2) (1391) 2) (1392) 2) (1393) 3) 1393/1392 (1394) 4) Importe (fob) 78.027 68.712 61.155 65.079 6,4 59.230 Öl- und Gaserzeugnisse 5.726 2.652 3.111 3.948 26,9 k.A. sonstige Erzeugnisse 72.301 66.060 58.044 61.131 5,3 k.A. Exporte (fob) 145.806 97.271 93.124 86.471 -7,0 67.185 Öl und Gas 119.148 68.058 64.882 55.352 -14,7 35.343 Nichtölerzeugnisse 26.658 29.213 28.243 31.119 10,2 31.842 Handelsbilanzsaldo 67.779 28.559 31.970 21.392 -33,1 7.956 1) jeweils iranische Jahre (21.3. bis 20.3.); 2) offizielle Angaben; 3) vorläufige Angaben; 4) IMF-Prognose Quellen: Central Bank of Iran, International Monetary Fund Der 2015/16 zu verzeichnende Rückgang der Einfuhren wird vor allem auf die erwarteten, positiven Effekte des Sanktionsabbaus zurückgeführt. Die Unternehmen haben Einfuhren zurückgestellt, weil sie nach Aufhebung der Sanktionen aufgrund des Wegfalls der sanktionsbedingten zusätzli- chen Importkosten mit einer Verbilligung der Einfuhren rechnen. Importdämpfend hat aber auch die insgesamt schwache Konjunktur gewirkt. 10 Iran im Fokus
EU28: Ausfuhren nach Iran 2013 bis 2015 nach wichtigen Warengruppen (in Mio. Euro, Veränderung in %) 2013 2014 2015 (Januar Veränderung bis Oktober) 2015/2014 (Januar bis Oktober) Alle Warengruppen 5.446 6.424 5.226 0,1 0 Nahrungsmittel/lebende Tiere 755 1.135 480 -53,0 5 Chemische Erzeugnisse 1.230 1.398 1.250 11,7 .51 Organische Chemikalien 69 73 62 10,7 .54 Arzneimittel 720 756 700 17,1 .57 Kunststoffe in Primär- 48 68 50 -8,0 formen 6 Vorerzeugnisse 576 429 379 8,5 .67 Eisen/Stahl 164 36 41 30,7 7 Maschinen und Fahrzeuge 2.065 2.598 2.212 7,3 .71 Kraftmaschinen 207 217 277 53,7 .72 Arbeitsmaschinen 288 476 406 11,5 .74 Maschinen für verschiedene 854 1.016 745 -4,7 Zwecke .77 Elektrische Maschinen 349 283 302 29,9 .78 Kraftfahrzeuge 132 214 215 21,9 8 Fertigerzeugnisse 549 557 561 29,5 .87 Mess-, Prüf- und Kontroll- 248 257 254 24,0 instrumente, -apparate und -geräte Quelle: Eurostat Irans Außenhandelsstruktur zeigt eine starke Verschiebung zu Gunsten asiatischer Handelspart- ner. Die Sanktionsmaßnahmen haben diesen Prozess beschleunigt, der Sanktionsabbau dürfte nun den Trend stoppen oder zumindest abbremsen. Die iranische Trade Promotion Organisation gibt für 2014 den Anteil asiatischer Länder an Irans Importen mit 69% an, auf Europa entfielen lediglich 28%. Noch höher war mit 87% der asiatische Anteil bei den iranischen Nichtölausfuhren. Irans Öl- exporte gehen ausschließlich nach Asien, in die VR China, nach Indien, Japan, Korea (Rep.), in die Türkei und nach Taiwan (Aufzählung absteigend nach Importmengen). Germany Trade & Invest www.gtai.de 11
Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Einfuhr nach ausgewählten HS-Warengruppen 2011 und 2014 nach Iran (cif; in Mio. US$, Veränderung in %) *) HS-Abschnitte/ 2011 2014 Veränderung Kapitel 2014/2011 I Lebende Tiere und Waren 1.531 1.043 -31,9 tierischen Ursprungs II Waren pflanzlichen Ursprungs 4.256 7.784 82,9 IV Waren der Lebensmittel- 2.312 2.915 26,1 industrie VI Chemische Erzeugnisse 5.109 5.844 14,4 29 Organische chemische 1.253 1.390 10,9 Erzeugnisse 30 Pharmazeutische Erzeug- 1.497 1.780 18,9 nisse VII Kunststoffe/Kautschuk und 3.665 2.927 -20,1 Waren daraus 39 Kunststoffe und Waren 2.689 1.957 -27,2 daraus 40 Kautschuk und Waren 976 970 -0,6 daraus XI Spinnstoffe und Waren daraus 1.367 1.378 0,8 XV Unedle Metalle und Waren 10.512 4.991 -52,5 daraus 72/73 Eisen/Stahl und Waren 9.528 4.269 -55,2 daraus XVI Maschinen, Apparate, elektro- 15.464 14.394 -6,9 technische Waren etc. 84 Maschinen, Apparate etc. 11.644 9.766 -16,1 85 Elektrische Maschinen etc. 3.820 4.628 21,1 XVII Beförderungsmittel 3.518 4.218 19,9 87 Straßenfahrzeuge 2.893 3.760 30,0 XVIII Mess-, Prüf- oder Präzisions- 1.553 1.264 -18,6 instrumente, Uhren etc. 90 Mess-, Prüf- oder 1.463 1.198 -18,1 Präzisionsinstrumente XX Verschiedene Waren 424 256 -39,7 *) Daten für 2012 und 2013 sind nicht verfügbar Quellen: Trade Promotion Center of Iran, International Trade Center, UN Comtrade Deutschland hat seine traditionelle Rolle als Irans führender Lieferant 2007 an die VR China ab- geben müssen. Nach iranischen Angaben lag Deutschland noch 2005 mit großem Abstand auf dem ersten Rang, weit vor Frankreich, der VR China, Italien und Korea (Rep.). Deutschland konnte zwar 2014 seine Exporte nach Iran wieder kräftig um 30% auf 3,2 Mrd. $ (Eurostat) erhöhen, aber die VR China belieferte nach eigenen Angaben Iran mit Waren für 24,3 Mrd. $. Immerhin ist Deutschland in Iran der dominierende EU-Lieferant geblieben, es folgen Italien (2014: 1,5 Mrd. $) und Frankreich (0,6 Mrd. $). 12 Iran im Fokus
Die VAE geben ihre Re-Exporte nach Iran für 2014 mit 11,0 Mrd. $ an (2013: 11,5 Mrd. $) an, dies waren 17% des gesamten Reexports. Es folgten mit großem Abstand Indien (5,8 Mrd. $), Irak (5,0 Mrd. $), Belgien (4,2 Mrd. $), Hongkong (3,0 Mrd. $), Oman (2,9 Mrd. $) und Saudi-Arabien (2,7 Mrd. $). Eigenen Angaben zufolge musste die VR China 2015 einen Rückgang ihrer Lieferungen nach Iran um 27% hinnehmen, aber mit Lieferungen von 17,8 Mrd. $ behält die VR China ihre dominierende Position. Korea (Rep.) meldet 2015 einen Rückgang um 10% auf 3,8 Mrd. $. Negative Ergebnisse mussten 2015 auch die deutsche Exporteure verbuchen (-13% auf 2,1 Mrd. Euro), Zuwächse gab es aber unter anderem bei Italien (5% auf 1,2 Mrd. Euro), Frankreich (24% auf 0,6 Mio. Euro), den Niederlanden (20% auf 0,5 Mrd. Euro) und Belgien (21% auf 0,4 Mrd. Euro). Die EU28-Gruppe insgesamt verzeichnete 2015 einen Anstieg der Iranexporte um 0,9% auf 6,5 Mrd. Euro. Japans Statistik weist einen Zuwachs von 13% auf 288 Mio. $) aus, die USA geben ein Plus von 51% (282 Mio. $) an. Germany Trade & Invest www.gtai.de 13
Branchen im Überblick Branchen im Überblick 3 Branchen im Überblick Maschinen- und Anlagenbau Die VR China hat sich in der Sanktionsphase zum mit großem Abstand wichtigsten Maschinenliefe- ranten Irans entwickelt und die chinesischen Anbieter werden versuchen, eine starke Schrump- fung ihrer Marktposition zu verhindern. Iranische Industrieunternehmen sind zwar an hoch- wertigen Maschinen aus westlichen Ländern, insbesondere aus Deutschland, sehr interessiert, aber die zumeist deutlich niedrigen Preise der chinesischen Konkurrenz bleiben bei Investitions- entscheidungen ein wichtiges Kriterium. Chinesischen Angaben zufolge stiegen die Lieferungen von Maschinen und Anlagen der HS-Posi- tion 84 zwischen 2005 und 2014 von unter 0,6 Mrd. auf 3,7 Mrd. US$ an. Allein für 2014 wird gegen- über dem Vorjahr ein Zuwachs von 67% angegeben. Für 2015 meldet die chinesische Statistik aber einen Lieferrückgang um 6% auf 3,5 Mrd. US$. Auch die chinesischen Lieferungen elektrischer Maschinen und Ausrüstungen sowie Nachrichtentechnik (HS 85) hatten 2014 drastisch um 88% auf 3,1 Mrd. US$ zugelegt, sind jedoch 2015 um 27% auf 2,3 Mrd. US$ zurückgegangen. Die chinesischen Exporte von Luft- oder Vakuumpumpen, Luft- oder anderen Gaskompressoren etc. (HS 84.14) erhöhten sich 2014 um fast 130% auf 373 Mio. US$ und fielen 2015 um 8% auf 345 Mio. US$. Bei Kompressoren (HS 84.14 80) ging es 2015 um 13% auf 180 Mio. US$ zurück. Die Lieferungen von Armaturen (HS 84.81) verminderten sich 2015 um 19% auf 181 Mio.US$. Für Flüssigkeitspumpen (HS 84.13) wird eine Schrumpfung um 9% auf 185 Mio. US$ gemeldet, ein Plus von 42% ergab sich hingegen bei Klimageräten (HS 84.15; 282 Mio. US$). Nach Berechnungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) expandierte Irans gesamte Maschineneinfuhr aus den wichtigsten Lieferländern zwischen 2005 und 2010 von umgerechnet 5,4 Mrd. auf 6,7 Mrd. Euro, es folgten drei Jahre mit kräftigen Schrumpfungen, ledig- lich 3,9 Mrd. Euro wurden für 2013 ermittelt. Vor allem die starke Zunahme chinesischer Maschi- nenlieferungen führte 2014 zu einer Steigerung um etwa ein Drittel auf 5,2 Mrd. Euro. Die VR China hatte 2005 einen Anteil an Irans Maschineneinfuhr von weniger als 6%, etwa 45% waren es 2014, so die VDMA-Berechnungen. Italien erreichte 2014 einen Marktanteil von 13%, es folgten Deutschland (12%), Korea (Rep.; 8%), die Türkei (6%) und Spanien (3%). 14 Iran im Fokus
Deutsche Maschinenausfuhr der wichtigsten Fachzweige nach Iran 2012 bis 2015 (in Mio. Euro) Fachzweige 2012 2013 2014 2015 Januar bis November Alle Fachzweige 702 455 631 493 Kompressoren, Druckluft- 134 77 105 32 und Vakuumtechnik Nahrungsmittel- und 47 26 49 45 Verpackungsmaschinen Holzbearbeitungsmaschinen 4 1 40 37 Allgemeine Lufttechnik 31 22 40 27 Bau- und Baustoffmaschinen 26 25 38 *) Textilmaschinen (ohne 30 13 37 41 Trockner) Antriebstechnik 34 27 34 30 Armaturen 44 21 32 25 Fördertechnik 32 48 27 *) Industrieöfen, Brenner und 35 32 27 19 Feuerungen Flüssigkeitspumpen 23 29 21 22 Hütten- und Walzwerksein- 12 4 16 *) richtungen Power Systems 27 24 16 *) Verfahrenstechnische Ma- 51 13 15 *) schinen und Apparate *) jeweils weniger als 19 Mio. Euro, gilt auch für alle nicht genannten Fachzweige Quelle: VDMA Deutschlands Maschinenausfuhr nach Iran erreichte 2006 mit 1,57 Mrd. Euro und einem Markt- anteil von 31% einen Höhepunkt. Die Talsohle wurde 2013 mit nur noch 0,46 Mrd. Euro durchschrit- ten. Eine Verbesserung auf 0,63 Mrd. Euro konnte 2014 verbucht werden. Die deutschen Maschi- nenbauer mussten 2015 erneut eine Schrumpfung ihres Iran-Geschäfts hinnehmen, in den ersten elf Monaten wurde nur für 0,49 Mrd. Euro geliefert. Der VDMA plant zur Unterstützung seiner Mitgliedsunternehmen die Eröffnung eines Büros in Teheran. Zahlen zu den in Iran lokal hergestellten Maschinen und -komponenten sind nicht verfügbar. Klar ist allerdings, dass die Sanktionen den Trend, modifizierte Nachbauten ausländischer Maschi- nen (Reverse Engineering) lokal zu fertigen, befördert haben. Diese Entwicklung ist in fast allen Maschinensparten zu beobachten. Nicht selten wird dem Label „Made in Iran“ der Hinweis auf Nutzung ausländischer Technologien hinzugefügt. Die iranische Beteiligung an der im Oktober 2015 veranstalteten Teheraner Industriemesse spiegel- te die während der Sanktionszeit deutlich forcierten Anstrengungen, Maschinen und Anlagen lokal herzustellen. Die einheimischen Anbieter greifen häufig auf bekannte ausländische Technik zurück. Zumeist sind es modifizierte Nachbauten renommierter internationaler Maschinenliefe- Germany Trade & Invest www.gtai.de 15
Branchen im Überblick ranten, vielfach werden technologische Kernkomponenten importiert. Das lokale Angebot konzentriert sich auf Maschinen zur Metallbearbeitung (CNC-Maschinen, Industrieroboter, Metallpressen etc.). Der iranische Maschinenbau hat zwar von der sanktionsbedingt geringen Konkurrenz westlicher Anbieter profitiert, leidet andererseits unter der anhaltenden Investitionsschwäche der lokalen Industrie. Der Sanktionsabbau und die nun erwartete Investitionsbelebung bringen den lokalen Maschinenbauern neue Risiken (steigende Konkurrenz), bieten jedoch auch neue Chancen der Kooperation mit ausländischen Partnern. Die iranische Industriepolitik zielt darauf ab, internatio- nale Firmen anzuhalten, das in Iran verfügbare Know-how zu nutzen und durch Technologietrans- fer weiter auszubauen sowie möglichst lokal zu fertigen oder zumindest zu montieren. Kfz-Industrie Nach OICA-Angaben (Organisation Internationale des Constructeurs d’Automobiles), die ihre Daten vom iranischen Herstellerverband (Iranian Vehicle Manufacturer Association) bezieht, stieg die Pkw-Produktion 2007/08 auf 1 Mio. Einheiten und erreichte 2011/12 mit 1,45 Mio. ihren bisheri- gen Höhepunkt. Wesentlich als Folge verschärfter Wirtschaftssanktionen sank die Fertigung in den folgenden beiden Jahren drastisch auf 0,90 Mio. (2012/13) und 0,61 Mio. (2013/14). Wieder ein deutlicher Zuwachs auf 1,11 Mio. wurde für 2014/15 gemeldet. Der OICA-Statistik zufolge hat sich Irans Pkw-Bestand zwischen 2010 und 2013 von 9,0 Mio. auf 11,4 Mio. erhöht. Bei Lkw und Bussen stieg der Bestand von 1,1 Mio. auf 1,3 Mio. an. Für 2015/16 zeichnet sich aufgrund der schwachen Nachfrage ein Produktionsrückgang ab. In den ersten neun Monaten 2015/16 (21.3. bis 20.12.) wurden weniger als 700.000 Fahrzeuge gefertigt. Im Oktober 2015 hat die Zentralbank zur Ankurbelung der lahmenden Pkw-Nachfrage günstige Kredite zur Verfügung gestellt. Das Kreditprogramm führte innerhalb einer Woche zum Kauf von 110.000 Fahrzeugen und wurde dann gestoppt. Es konnten Fahrzeuge der Marktführer Iran Khodro und Saipa sowie von Kerman Khodro hergestellte chinesische Modelle gekauft werden. Die in Iran verkauften Fahrzeuge stammen zu über 90% aus lokaler Fertigung. Bei etwa 2 Mio. Fahr- zeugen liegt die Jahreskapazität der iranischen Pkw-Hersteller. Nur ein kleiner Teil der lokalen Pkw-Produktion (weniger als 5%) wird in Nachbarländer exportiert, vor allen nach Irak und in eini- ge GUS-Staaten. Durch hohe Importzölle und Abgaben (derzeit 110% des Fahrzeugwerts) und ver- schiedene andere Einfuhrrestriktionen wird der lokale Kfz-Sektor, der nach Öl und Gas wichtigste Industriezweig des Landes, vor ausländischer Konkurrenz geschützt. Im Zeitraum 2008/09 bis 2012/13 schwankte die Zahl der CBU importierten (Completely Built Unit) Pkw zwischen 38.300 (2011/12) und 48.900 (2008/09). Der Import lag 2012/13 bei 44.300 Einheiten. Starke Zuwächse gab es 2013/14 (78.900) und 2014/15 (102.000). Offiziellen Angaben zufolge sind die CBU-Importe 2015/16 eingebrochen, in den ersten zehn Monaten (21.3 bis 20.1.) kamen nur 36.127 Pkw ins Land. Der Großteil der CBU-Einfuhren wird bislang von freien Importeuren abgewickelt. Die offiziell re- gistrieren Vertretungen ausländischer Hersteller hatten 2014/15 an den Pkw-Einfuhren nur einen Anteil von etwa einem Drittel, auch 2015/16 dürfte noch keine wesentlich höhere Quote erreicht worden sein. Durch den Wegfall der Sanktionen ist aber jetzt damit zu rechnen, dass die offiziellen 16 Iran im Fokus
Vertretungen eine dominierende Rolle gewinnen. Die Pkw-Einfuhren kommen mehrheitlich als Reexporte über Dubai beziehungsweise über die Jebel Ali Free Zone ins Land. Alle deutschen Marken führen derzeit Gespräche mit möglichen Repräsentanten. Bei den CBU-Importen dominieren die koreanischen Hersteller (Hyundai, Kia) mit einem Markt- anteil von fast 60%, gefolgt von Toyota (15%). Nach Berechnungen des Fachinformationsdienst „Best Selling Cars“ wurden von Januar bis Juni 2015 insgesamt 43.348 CBU-Fahrzeuge importiert. Davon entfielen auf Hyundai 19.374, es folgten Kia (6.147), Toyota (5.896), Chang’an (2.486), BMW (1.559), BAIC (Beijing Automotive Industry Corporation; 1.406), Mitsubishi (1.295), Renault (1.214), die britische Marke MG (gehört seit 2007 zur Shanghai Automotive Industry Corporation; 959) und Mercedes (804). Die fünf beliebtesten Importfahrzeuge waren die Hyundai Modelle Santa Fe (7.128), Elantra (3.544) und ix35, der Kia Sportage (3.298) und der Toyota Corolla (2.558). Die führenden lokalen Kfz-Hersteller sind die beiden Unternehmensgruppen Iran Khodro und Saipa (Société Anonyme Iranienne de Production Automobile), die zusammen auf einen Markt- anteil von etwa 90% kommen. Insgesamt gibt es über 25 lokale Kfz-Hersteller. Auf iranischer Seite besteht großes Interesse an der lokalen Fertigung/Montage deutscher Marken. Pressemeldungen zufolge sollen Mercedes-Pkw von Top Khodro gebaut werden, als Mercedes- Importeur wird Setareh Iran genannt. In der Vergangenheit hat Top Khodro (gehört zur Iran Khodro Gruppe) bereits Fahrzeuge der E-Klasse (Baureihe W211) montiert. Setareh Iran ist lang- jähriger Mercedes-Händler. Volkswagen wird von iranischer Seite immer wieder als Wunschpart- ner für eine lokale Fertigung genannt, auch hier soll es Gespräche geben. Eine Anfang August von einem lokalen Fernsehsender durchgeführte Abstimmung, an der sich über 71.000 Personen beteiligten, ergab, dass deutsche Fahrzeuge in der Beliebtheit dominieren. Etwa 64% äußerten eine Priorität für deutsche Fahrzeuge, es folgten Japan (17%), Korea (Rep.; 7%) sowie Frankreich und die VR China mit jeweils 6%. Chinesische Firmen versuchen, ihre Marktposition in Iran auszubauen. Von iranischer Seite wird er- klärt, wenn die Europäer zögern sollten, werde man verstärkt mit der VR China zusammenarbeiten. Iran verfügt über eine sehr entwickelte Kfz-Teile-Industrie mit großen R&D-Abteilungen (Research & Development). So hat etwa Iran Khodro im Oktober 2014 mit der Massenproduktion des Peugeot- Motors TU3 begonnen, der im lokal modifizierten Peugeot 206 Type 2 eingebaut wird. Zu Iran Kho- dro gehören etwa 800 lokale Teilehersteller. Trotz wachsender lokaler Teileproduktion besteht wei- terhin ein hoher Importbedarf und deutsche Lieferanten sind sehr gefragt. Iran hat auch einen großen Lkw-Sektor, dessen Produktion allerdings sanktionsbedingt 2012/13 und 2013/14 stark geschrumpft ist. Die Fertigung leichter Lkw lag 2011/12 bei 200.000 Einheiten, nur noch 122.000 und 105.000 waren es in den beiden folgenden Jahren. Bei schweren Bussen ging die Produktion von 2.707 Einheiten (2011/12) auf 542 (2013/14) zurück, bei schweren Lkw von 33.789 auf 7.447. Eine deutliche Erholung wurde 2014/15 bei leichten und schweren Lkw verzeichnet (148.500 beziehungsweise 15.757 Einheiten), bei Bussen (573) hingegen nicht. Für 2015/16 ist von einer Sta- gnation der Lkw-Produktion auszugehen, aber 2016/17 dürfte der Lkw-Markt deutlich anziehen. Die beiden wichtigsten lokalen Lkw-Hersteller sind Iran Khodro Diesel (IKD; Mercedes, Foton etc.) und Saipa Diesel (Volvo, Renault, Iveco, Dong Feng, Foton). Nach schweren, sanktionsbedingten Produktionseinbrüchen hatte IKD für 2015/16 geplant, die Produktion auf 8.400 Einheiten zu stei- Germany Trade & Invest www.gtai.de 17
Branchen im Überblick gern, die Kapazität wird mit 20.000 Einheiten angegeben. Die IKD-Produktionspalette soll 2015/16 unter anderem aus Wagon Hood Modellen (WH 1924 und 2624, alte Mercedes-Benz Modelle), Arya Modellen (leichte und schwere Lkw), Aryan Minibussen, Foton Pick-ups und Stadtbussen bestehen. IKD will nach fünfjähriger Unterbrechung auch wieder den Mercedes Benz Axor 1843 produzieren. Zu IKD gehören unter anderem die Komponentenhersteller IDEM (Iranian Diesel Engine Manu- facturing Company; Daimler Benz Lizenz) und Charkheshgar (Getriebe; ZF Lizenz). Mercedes hatte sanktionsbedingt seine Zusammenarbeit mit IKD eingestellt und sich auch von seiner 30 -prozentigen Beteiligung an IDEM getrennt. Im Januar 2016 hat Mercedes mit IDEM ver- einbart, sich wieder mit 30% zu beteiligen. Es wurde die Produktion von drei Mercedes-Dieselag- gregaten angekündigt (400 Series, 900 Series, CNG 900 Series). Gemeinsam mit IKD sollen wieder Mercedes-Lkw gebaut werden, die Lieferung von CKD-Kits der Modelle Actros und Axor ist geplant. Mit der privaten Mammut Group wurde eine Vereinbarung über den Vertrieb von leichten Lkw der zu Mercedes gehörenden japanischen Marke Fuso geschlossen. Auch der (wie Scania) zur Volkswagen Gruppe gehörende Lkw-Hersteller MAN ist an Iran wieder interessiert und hat bereits Gespräche über die Rückkehr nach Iran geführt. Im Januar 2016 erklär- te Andreas Renschler, das bei Volkswagen für den Geschäftsbereich Nutzfahrzeuge zuständige Vorstandsmitglied, Volkswagen setzte Hoffnungen auf Iran, Renschler hält aber die Goldgräber- stimmung für übertrieben. Iran ist führend im Bereich der Nutzung von CNG (Compressed Natural Gas). Nach Angaben des Vize-Präsidenten der Iran Natural Gas Vehicles Equipment Manufacturers Organization, Amir Khaki, gibt es aktuell in Iran mehr als 3,5 Mio. CNG-Fahrzeuge. Mit der Einführung von CNG wurde vor 15 Jahren begonnen. Ab 2016/17 sollen die iranischen Kfz-Hersteller verpflichtet sein, bis zu 50% ihrer Fahrzeuge mit CNG-Antrieb zu fertigen, so Khaki. Öl Iran verfügt über nachgewiesene Ölreserven von 158 Mrd. Barrel und belegt damit weltweit den 4. Rang, hinter Venezuela (300 Mrd. Barrel), Saudi-Arabien (267 Mrd. Barrel) sowie Kanada (172 Mrd. Barrel) und vor Irak (143 Mrd. Barrel) und Kuwait (102 Mrd. Barrel). Iranischen Berechnun- gen zufolge benötigt der Ölsektor in den nächsten fünf Jahren Investitionen von 185 Mrd. $. Der vorliegende Entwurf des 6. Fünfjahresentwicklungsplans (2016/17 bis 2020/21) sieht eine Steige- rung der Ölförderkapazität von aktuell 4,0 Mio. auf 5,7 Mio. bpd (Rohöl und Ölkondensate) vor. Internationalen Firmen sollen attraktivere Investitionsbedingungen geboten werden. Die bisheri- gen, ungünstigen „Buy back“-Verträge werden durch einen Dienstleistungsvertrag mit ertrags- orientierten Vergütungen ersetzt. Der neue „Iran Petroleum Contract“ (IPC) wurde Ende Novem- ber auf einer internationalen Konferenz in Teheran vorgestellt. Die Regierung hofft, bis zum Ende der Legislaturperiode (Mitte 2017) vier bis fünf Großprojekte mit ausländischen Partnern abschlie- ßen zu können. Der neue IPC, dessen Laufzeit 20 bis 25 Jahren betragen soll, wird allerdings von Irans sehr einfluss- reichen konservativen Kräften massiv kritisiert. Die Verträge würden den ausländischen Firmen eine weitgehende Verfügung über Irans Öl- und Gasvorkommen ermöglichen, was gegen die iranische Verfassung verstoße. Mit dem IPC wolle man das Verbot umgehen. Im Januar 2016 gab es 18 Iran im Fokus
Demonstrationen vor dem Ölministerium, wo der IPC als „Plünderung des nationalen Reichtums“ bezeichnet wurde. Der neue Vertragstyp hat zwar schon im November die Zustimmung des Kabi- netts bekommen, aber es fehlt noch die Genehmigung durch den konservativen Wächterrat, der unter anderem Verstöße gegen die islamische Verfassung unterbinden soll. Eine vom Ölministerium geplante internationale Konferenz zur Vorstellung des IPC und wichtiger Projekte sollte im Februar 2016 in London durchgeführt werden. Jetzt gibt es Meldungen über eine Absage oder zumindest Verschiebung der Veranstaltung. Zeitungsberichten zufolge soll der stell- vertretende NIOC-Chef (National Iranian Oil Company), Ali Kardor, erklärt haben, die Konferenz sei nicht mehr notwendig, mit Ausschreibungen erster Projekte werde im Mai begonnen. Beobachter bewerten die Absage/Verschiebung jedoch als Folge des internen Streits um den IPC. In welchen Umfang und in welchem Zeitrahmen Iran nun mit Wegfall der Sanktionen seine Öl- förderung und -exporte steigern kann, ist unter Experten umstritten. Die Ausweitung der Ölaus- fuhren werde unter Berücksichtigung der Weltmarktbedingungen erfolgen, erklärt das Ölminis- terium. Dies wird als Hinweis auf eine möglicherweise nur langsame Steigerung von Produktion und Export gedeutet. Gleichzeitig ist aber weiterhin von geplanten, sehr ehrgeizigen Steigerun- gen zu hören. Ende 2015 hat Ölminister Bijan Zangeneh von einer möglichen Steigerung der Produktion inner- halb von 12 Monaten um 1,5 Mio. bpd gesprochen. Ein sofortiger Anstieg um 0,5 Mio. bpd könne bei Sanktionsaufhebung erfolgen, zusätzliche 0,5 Mio. bpd seien bis Mitte 2016 möglich und weitere 0,5 Mio. bpd bis Ende 2016. Diese hohen Zuwächse werden allerdings von vielen Experten als wenig realistisch bewertet. Nach iranischen Angaben schrumpfte die Rohölförderung zwischen 2012 und 2014 um 16,7% auf 3,12 Mio. bpd, für 2015 wird ein leichter Anstieg auf 3,15 Mio. bpd gemeldet. Andere Quellen schät- zen Irans Produktion 2014 auf nur 2,77 Mrd. bpd und 2015 sollen es 2,84 Mio. bpd gewesen sein. Im Zuge der expandierenden Gasförderung ist 2015 allerdings Irans Förderung von Ölkondensaten er- heblich gestiegen. Irans Rohölexporte (ohne Kondensate) sind aufgrund der Sanktionen von 2,54 Mio. (2011) auf 1,11 Mio. bpd (2014) gesunken, für 2015 wird eine leichte Steigerung geschätzt. Nach Europa gingen 2011 insgesamt 0,78 Mio. bpd, als einziger europäischer Kunde war 2014 die Türkei mit 0,12 Mio. bpd übrig geblieben. Nach Asien gingen 2014 insgesamt 0,99 Mio. bpd (2011: 1,63 Mio. bpd), Kunden waren die VR China, Indien, Japan, Korea (Rep.) und Taiwan (Aufzählung absteigend nach Import- mengen). Neben Rohöl exportiert Iran in großen Mengen Ölerzeugnisse. Da Iran seine Ölprodukte aus- schließlich in asiatische Länder verkauft und diese Exporte deshalb von den Sanktionen nicht be- troffen waren, gab es hier keinen Exporteinbruch. Mit 0,47 Mio. bpd erreichten die Ausfuhren von Ölerzeugnissen 2014 einen neuen Höchststand (2013: 0,39 Mio. bpd). Die National Iranian Tanker Company (NITC) hat eigenen Angaben zufolge in den Jahren 2013 und 2014 durch die Inbetriebnahme von 20 in der VR China gebauter VLLCs (Very Large Crude Carrier) ihre Transportkapazität von 14 Mio. auf 16 Mio. dwt (deadweight tonnes) erhöht. Die NITC besitzt 67 Schiffe und hat jetzt mit 42 VLLCs die weltweite größte Supertankerflotte. Während der Sank- tionszeit soll Iran VLLC als Rohöllager genutzt haben, im Juni 2015 sollen auf VLLCs insgesamt 44 Mio. Barrel gelagert worden sein. Die NITC bestreitet aber, dass VLLCs als schwimmende Lager verwendet wurden. Germany Trade & Invest www.gtai.de 19
Branchen im Überblick Teheran wünscht eine Rückkehr zum 2008 abgeschafften OPEC-Quotensystem. Seit Januar 2012 gilt für die OPEC eine selbst gesetzte Produktionsobergrenze von insgesamt 30 Mio. bpd. Allerdings gibt es keine Obergrenzen für die einzelnen Mitgliedsländer, was trotz Produktionsausfällen bezie- hungsweise Exportbeschränkungen in Libyen, Irak und Iran zur Überschreitung der 30 Mio. bpd Marke geführt hat. Nach OPEC-Angaben lag die Rohölproduktion im Dezember 2015 bei 32,2 Mio. bpd. Der Anteil Saudi-Arabiens machte mit über 10,1 Mio. bpd etwa 31% aus. Angesichts des Überangebots auf den internationalen Ölmärkten kann die OPEC ohne weitere Preissenkungen ihre Förderung nicht erhöhen. Vielmehr wird unter den zwölf OPEC-Staaten immer wieder über eine Reduzierung der Fördermengen diskutiert. Die arabischen Golfstaaten unter Riads Führung lehnen eine Senkung der OPEC-Förderung bisher jedoch ab, für eine Senkung haben sich unter anderem Iran, Venezuela, Irak und Libyen ausgespro- chen. Angesichts des seit Januar 2016 unter 30 $ liegenden Barrel-Preises (Opec Basket) könnte es aber doch zu abgestimmten Mengenbegrenzungen kommen. Gas Mit erschließbaren Gasvorkommen von 34.000 Mrd. cbm verfügt Iran über die weltweit zweit- größten Reserven, hinter Russland (47.800 Mrd. cbm) und vor Katar (24.700 Mrd. cbm). Irans größ- tes Gasvorkommen ist das mit Katar geteilte Gasfeld, dessen iranischer Teil South Pars heißt und das auf katarischer Seite als North Dome bezeichnet wird. In South Pars sind insgesamt 24 Entwick- lungsphasen vorgesehen. Die South Pars Vorkommen werden mit 14.000 Mrd. cbm Gas und 50 Mrd. Barrel Kondensate angegeben. Zuständig für die Entwicklung der South Pars Vorkommen ist die zur NIOC gehörende Pars Oil & Gas Company (POGC). Aktuell werden in South Pars 440 Mio. cbm/Tag gefördert. Irans gesamter Gasausstoß liegt derzeit bei über 600 Mio. cbm/Tag, dies ist ein Anstieg innerhalb eines Jahres um 120 Mio. cbm/Tag. Bis 2020 ist eine weitere Erhöhung auf 1.000 cbm/Tag geplant. Die Gasförderkapazität soll aktuell bereits bei 700 Mio. cbm/Tag (260 Mrd. cbm/Jahr) liegen, bis Ende 2016 auf 800 cbm/Tag steigen und 2017 sollen 1.000 cbm/Tag erreicht werden, so offizielle Verlautbarungen. Entwicklung des Gassektors 2010/11 bis 2014/15 in Iran (im Mrd. cbm) 1) Indikatoren 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2) (1389) (1390) (1391) (1392) (1393) Produktion 3) 152,4 159,9 165,6 164,0 202,0 Verbrauch 150,8 152,7 152,0 154,1 k.A. Importe 4) 9,0 11,8 4,7 5,4 k.A. Exporte 5) 8,5 9,5 9,3 9,3 9,7 1) die Angaben beziehen sich auf das iranische Jahr (21.03. bis 20.03), 2) Schätzungen; 3) ohne abgefackeltes und recyceltes Gas; 4) Hauptlieferant (über 90%) ist Turkmenistan; 5) Hauptabnehmer (über 90%) ist die Türkei Quellen: National Iranian Gas Company (NIGC), Central Bank of Iran, U.S. Energy Information Administration (EIA), BP Statistical Review of World Energy 20 Iran im Fokus
Derzeit konsumiert Iran etwa 95% seiner Gasproduktion lokal. Gasexporte gehen vor allem in die Türkei (2014/15: 9,0 Mrd. cbm) und in geringem Umfang nach Armenien und Aserbaidschan (ins- gesamt 0,5 Mrd. cbm/Jahr). In Vorbereitung sind Lieferungen nach Irak (25 Mio. cbm/Tag, anfangs 5 Mio. cbm). Mittelfristig will Iran aber zu einem führenden Gasexporteur werden, neben der Aus- fuhr per Pipeline sind LNG-Exporte (Liquified Natural Gas) geplant. Nach Angaben des Direktors für internationale Angelegenheiten der National Iranian Gas Company (NIGC) Azizollah Ramezani wird angestrebt, in vier Jahren jährlich 200 Mio. cbm/Tag zu exportie- ren. Zu den neuen Zielländern gehören neben Irak unter anderem Pakistan, Indien, Oman und Afghanistan. Über mögliche Gasexporte nach Europa wird kontrovers diskutiert. Die NIGC schätzt die für Gasexporte nach Europa notwendigen Pipelineinvestitionen auf 10 Mrd. $, als Alternative werden LNG-Projekte geprüft. Nach Angaben des Ölministeriums wurde im Dezember 2015 mit Deutschlands Linde ein Projekt zur Lieferung einer schwimmenden LNG-Exportanlage vereinbart. Langfristig plant Iran eine LNG-Exportkapazität von 13 Mio. t/Jahr. Chemie Irans Raffineriekapazitäten zeigten in den letzten Jahren kein wesentliches Wachstum. Zwischen 2010 und 2013 hatten die neun Raffinerien der National Iranian Oil Company (NIOC) unverändert eine Kapazität von insgesamt 1,72 Mio. bpd. Maßnahmen zur Kapazitätserhöhung bei bestehenden Anlagen brachten 2014 eine Steigerung auf 1,78 Mio. bpd. Die beiden größten Raffinerien des Lan- des stehen in Abadan (0,40 Mio. bpd) und Esfahan (0,38 Mio. bpd), es folgen die Anlagen in Bandar Abbas (0,28 Mio. bpd), Teheran (0,25 Mio. bpd), Arak (0,24 Mio. bpd) und Täbris (0,11 Mio. bpd). Mit dem Bau einer 2,8 Mrd. $ teuren Raffinerie zur Verarbeitung von 0,5 Mio. bpd bei der Gasförde- rung anfallender Kondensate ist in Bandar-e Siraf (Hafenstadt am Persischen Golf) begonnen wor- den. Die Anlage soll für den Export 0,27 Mio. bpd Naphtha, 0,14 Mio. bpd Diesel, 0,04 Mio. bpd Ke- rosin und 0,03 Mio. bpd LPG (Liquified Petroleum Gas) erzeugen. Iran hat 2014/15 rund 0,2 Mio. bpd Kondensate exportiert, mittelfristig sind 1 Mio. bpd angestrebt. Langfristig sollen aber alle Konden- sate in Iran weiterverarbeitet werden. Der Raffineriedurchsatz lag 2012 und 2013 mit 1,78 Mio. bpd beziehungsweise 1,89 Mio. bpd ober- halb der nominalen Kapazität, mit 1,77 Mio. bpd wurde 2014 ein Auslastungsgrad von leicht unter 100% erreicht. Es wurden 2014 unter anderem 0,59 Mio. bpd Destillate, 0,34 Mio. bpd Benzin sowie 0,10 Mio. bpd Kerosin produziert. Die Raffinerien konnten 2014 Irans Bedarf an Ölerzeugnissen vor allem bei Benzin und Kerosin nicht decken. Der Import von Raffinerieerzeugnissen wird für 2014 mit 0,04 Mio. bpd angegeben. Im Januar 2016 wurde mit Italiens Saipem eine Absichtserklärung zur Modernisierung der Raffine- rien Täbris (Kapazität: 110.000 bpd; Inbetriebnahme 1978) und Shiraz (40.000 bpd; 1973) unterzeich- net. Ferner ist eine Kooperation bei zwei Pipelineprojekten IGAT 9 und 11 (Iran Gas Trunk Line) ver- einbart worden. Germany Trade & Invest www.gtai.de 21
Branchen im Überblick Irans petrochemische Industrie baute ihre Kapazitäten zwischen 2005/06 und 2010/11 von 20,4 Mio. auf 51,1 Mio. t aus, die Produktion expandierte von 15,7 Mio. auf 40,2 Mio. t. In den letzten vier Jah- ren wurden die Kapazitäten um etwa 9 Mio. auf 60 Mio. t (2014/15) erweitert, der Ausstoß stieg auf 44,4 Mio. t, für 2015/16 werden etwa 46 Mio. t erwartet. Zwölf Petrochemieprojekte sollen 2015/16 die Gesamtkapazität des Sektors um 6 Mio. t /Jahr erhöhen. Bis 2021 ist ein Kapazitätsausbau auf 130 Mio. t und bis 2025 auf 180 Mio. t angestrebt. Die aktuelle Produktionskapazität verteilt sich auf 48 petrochemische Anlagen. Wichtige Produkte der iranischen Petrochemie sind Methanol, Ethylen, Polyethylen, Propylen, Polypropylen, Ammoniak und Harnstoff. Nach Angaben der National Petrochemical Company (NPC) gibt es derzeit in der Petrochemie über 70 nicht abgeschlossene Projekte, deren Fertigstellung zu einer Kapazitätserhöhung auf 120 Mio. t führen würde. Die notwendigen Investitionen werden mit 36 Mrd. $ beziffert. Ausländische Inves- toren sollen hier eine zentrale Rolle spielen. Der NPC zufolge gibt es bereits Gespräche unter ande- rem mit Linde und Japans Mitsui & Co. Ferner berichtete NPC, zwei deutsche Firmen seien bereit, in Irans Petrochemie insgesamt 12 Mrd. Euro zu investieren. Nach dem Ölsektor ist die petrochemische Industrie der wichtigste Exporteur des Landes. Die Aus- fuhren petrochemischer Erzeugnisse erreichten 2011/12 mit 19,3 Mio. t einen ersten Höhepunkt, sanktionsbedingt folgten Rückgänge auf 15,6 Mio. (2013/14) und 12,8 Mio. t (2013/14). Durch die Anfang 2014 erfolgte Aussetzung der für die Petrochemieausfuhr geltenden Sanktionen sind die Exporte wieder stark gestiegen. Gemäß Angaben der Petrochemical Commercial Company (PCC) lieferte Iran 2014/15 insgesamt 25 Mio. t petrochemische Produkte ins Ausland, die 14 Mrd. $ ein- brachten. Im 1. Halbjahr 2015/16 waren es 12,2 Mio. t für 3 Mrd. $. Nach Angaben der bei der NPC für Projekte zuständigen Direktorin, Marzieh Shahdaei, sollen bis Ende 2015/16 drei Petrochemieprojekte entlang der „West Ethylene Pipeline“ in Mahabad (Produk- te: HDPE, LLDPE), Kordestan (LDPE) und Khoramabad/Lorestan (HDPE, LLDPE) fertiggestellt wer- den. Die Vorhaben werden Irans PE-Kapazität um 0,9 Mio.t /Jahr erhöhen. Nach ursprünglicher Planung sollten die Projekte bereits 2011 in Produktion gehen. Der Baufortschritt bei der 2. Phase der „West Ethylene Pipeline“, die von Kermanshah nach Täbris verläuft, wird mit 80% angegeben, die 1. Phase soll weitgehend abgeschlossen sein. In dem 1963 gegründeten Marvdasht Petrochemical Complex (Shiraz) sollen 2015/16 neue Anlagen zur Herstellung von Ammoniak und Harnstoff mit einer Kapazität von insgesamt 1 Mio. t den Be- trieb aufnehmen, dies ist Irans 7. Harnstoff-Ammoniak Projekt. Ebenfalls noch in diesem Jahr soll im Morvarid Petrochemical Complex (Asaluyeh; seit 2010) eine 550.000 t MEG-Anlage (Mono Ethy- lene Glycol) in Produktion gehen. Auch Irans 11. Olefin Anlage, die in Asuluyeh als 2. Phase der Kavian Petrochemical Company realisiert wird, steht kurz vor der Fertigstellung. Das Olefin-Pro- jekt verfügt über eine Kapazität von 1 Mio. t/Jahr Ethylen. Andere Projekte mit geplanter Fertigstellung bis Ende 2015/16 sind unter anderem ein Polystyrene- Projekt der Takht-E Jamshid Petrochemical Company in Mahshahr (Kapazität: 48.000 t/Jahr; Styrene Butadiene Rubber/SBR, Polybutadiene Rubber/PBR), eine zweite MDI/HCI-Anlage (Methylene diphenyl diisocyanate, Hydrochloric Acid) der Karoon Petrochemical Company in Mahshahr mit einer Jahreskapazität von 85.000 t, ein PVC-Projekt der Hegmataneh Petrochemical Industry Company (48.000 t/Jahr) in Hamedan sowie die 3. Phase von Pardis Petrochemical (Harnstoff, Ammoniak; 1,8 Mio. t/Jahr) in Asuluyeh. Weitere 60 Projekte befinden sich in der Durchführungs- phase, darunter allerdings nur wenige mit einem Baufortschritt von mehr als 30%. Mit weniger als 15% wird der Projektfortschritt bei über 40 Vorhaben angegeben. 22 Iran im Fokus
Bauwirtschaft Irans Bauwirtschaft zeigt seit Jahren nur einen schwachen beziehungsweise keinen Wachstums- trend, so die offizielle Statistik. Auf ein reales Plus 2010/11 von 1,0% folgte 2011/12 ein Zuwachs von 2,5%, in den nächsten beiden Jahren schrumpfte die Branche um 3,6% (2012/13) und 3,1% (2013/14). Für 2014/15 wird eine Stagnation (-0,4%) gemeldet. Auch im laufenden Jahr ist noch nicht mit einer Rückkehr auf den Wachstumspfad zu rechnen. Zur schwachen Baukonjunktur haben vor allem die stark geschrumpften öffentlichen Bauinvestitionen beigetragen. Aber auch die privaten Bau- aktivitäten, insbesondere der Wohnungsbau, sind rückläufig. Der Anteil des Bausektors am BIP lag 2014/15 bei 8,7% (zu laufenden Preisen). Der erwartete allgemeine Wirtschaftsaufschwung und die verbesserte Lage der öffentlichen Kassen dürften der Bauwirtschaft ab 2016/17 kräftige Impulse geben. Business Monitor prognosti- ziert für die nächsten fünf Jahre in der Baubranche ein durchschnittliches Wachstum von 4%. Derzeit leidet die Baubranche allerdings vor allem unter einer nachlassenden Wohnungsbaukon- junktur. Auf dem Markt für Wohnimmobilien des gehobenen und Luxusbedarfs ist in Iran derzeit eine schwache Nachfrage zu verzeichnen, die Preise stagnieren oder sinken. Das 2007 unter Präsi- dent Ahmadenijad gestartete Programm zur Forcierung des sozialen Wohnungsbaus, das Maskan-e Mehr Programm zum Bau von 2 Mio. Sozialwohnungen innerhalb von fünf Jahren, ist ins Stocken geraten. Die derzeitige Regierung arbeitet an einer neuen Initiative, die den Bau von 125.000 Wohnungen vorsieht. Auf der jüngsten Tile, Ceramic and Sanitary Ware Exhibition, die im Juli 2015 in Teheran stattfand, wurde von einer derzeit sehr schwachen Wohnungsbautätigkeit gesprochen. Etwa 300 Mio. qm Fliesen lägen derzeit unverkauft in den Lagerhallen der iranischen Hersteller. Ein Großteil der Fliesenproduzenten habe die Fertigung eingestellt, nur noch etwa 60 seien aktiv, so Branchenken- ner. Es werde aber nach Aufhebung der Sanktionen mit einer nachhaltigen Verbesserung der Absatzsituation gerechnet. Auch im Bereich des Verkehrsinfrastrukturbaus wird eine deutliche Belebung erwartet. Es besteht ein hoher Investitionsbedarf im Straßenbausektor. Zudem ist die Erweiterung und Modernisie- rung von Flughäfen, Häfen sowie schienengebundenen Nah- und Fernverkehrssystemen geplant. Erhebliche Investitionen sind auch in der Baustoffindustrie erforderlich. Vielfach steht aber nicht eine Kapazitätserweiterung im Vordergrund, sondern eine Modernisierung des Maschinenparks. Derzeit sind in vielen Baustoffbranchen (beispielweise bei Fliesen, Natursteinen etc.) die Kapazi- täten bei weitem nicht ausgelastet. Die Nutzung moderner Anlagen soll vor allem die Produkt- qualität verbessern und dadurch die Absatzchancen im Inland und auf Exportmärkten verbessern. Eine der wichtigen Baustoffsparten, die Zementindustrie, wird ihren Ausstoß in den nächsten Jah- ren deutlich erhöhen müssen, um den wachsenden Inlandsbedarf decken zu können. Zudem gibt es sehr ehrgeizige Ziele zur Ausweitung des Zementexports. Aktuell gibt es in Iran über 70 Zement- fabriken mit einer Gesamtkapazität von über 80 Mio. t/Jahr. Nach Angaben des Industrieministe- riums sind von geplanten 30 neuen Zementanlagen 6 bereits fertiggestellt. Germany Trade & Invest www.gtai.de 23
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