Ischämieschmerz - periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Charakteristika und therapeutische Optionen - Pains.at

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Ischämieschmerz - periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Charakteristika und therapeutische Optionen - Pains.at
Heber Ferraz-Leite, Ischämie im Hintergrund, Mischtechnik auf Hartfaserplatte, (70 x50 cm), 2020

Ischämieschmerz – periphere arterielle
Verschlusskrankheit (pAVK):
Charakteristika und therapeutische Optionen
Ischämieschmerzen wird im Rahmen der Schmerzbehandlung ein oft unterschätzter Stellenwert zuteil. Ein
Grund mag sein, dass sie vorwiegend in spezialisierten Fachdisziplinen wie Angiologie, Gefäßchirurgie und
der interventionellen Radiologie behandelt werden.

P
       atientinnen und Patienten selbst                                           Von                     chronische Schmerzen an der unteren Ex-
                                                Foto Wilke

       suchen zur Behandlung solcher                                              OÄ Dr.                  tremität, was zentrales Thema dieses Ar-
       Schmerzen selten einen Schmerzthe-                                         Waltraud Stromer        tikels ist.
                                                                                  Abteilung für
rapeuten auf. Andererseits ist die Prävalenz
                                                                                  Anästhesiologie
der peripheren arteriellen Durchblutungs-                                         und Intensivmedizin,
                                                                                                          URSACHEN ISCHÄMISCHER SCHMERZEN
störung (pAVK), eine der häufigsten Krank-                                        Landesklinikum Horn     Eine akute Ischämie entsteht durch plötzli-
heiten in den Industrieländern, zumindest                                                                 che Verlegung eines größeren Gefäßareals
im höheren Lebensalter derart hoch, dass                                                                  aufgrund einer arteriellen Embolie (ca. 15
praktisch jeder Schmerztherapeut mit dieser                                                               Prozent), einer arteriellen Thrombose (ca.
Erkrankung irgendwann konfrontiert wird.                                                                  80 Prozent), eines Traumas (ca. 5 Pro-
Männer sind insgesamt bis zu fünfmal häufi-                  Europa ca. 500 bis 1.000 Patientinnen und    zent). Eine chronische Ischämie, auch arte-
ger betroffen als Frauen (Männer > 65 Jahre                  Patienten pro einer Million Einwohner und    rielle Verschlusskrankheit (AVK) genannt,
20 Prozent, Frauen > 65 Jahre 17 Prozent).                   Jahr, verbunden mit hohem Amputations-       bezeichnet eine langsam fortschreitende
                                                             risiko und hoher Mortalitätsrate, wobei      Obstruktion eines arteriellen Gefäßlumens,
Die Anzahl der Neuerkrankungen an kri-                       das Risiko mit dem Alter steigt. Die pAVK    meist durch arteriosklerotische Plaques.
tischer Extremitätenischämie beträgt in                      ist damit eine der häufigsten Ursachen für   Diese wird unterteilt in eine periphere Is-

48 SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 3 | September 2020
Ischämieschmerz - periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Charakteristika und therapeutische Optionen - Pains.at
chämie (Claudicatio intermittens, Kritische     lich ein Oberflächenschmerz, der in der          schmerzen eine deutliche Beeinträchti-
Extremitätenischämie, ischämischer Ruhe-        minderperfundierten Haut entsteht, oft in        gung der Lebensqualität darstellen.
schmerz) und viszerale Ischämie (Angina         unmittelbarer Nähe von Ulcera und Nek-
pectoris, Angina abdominalis). Zu den ent-      rosen, tritt typischerweise nachts auf und       Ein weiteres Instrument ist der „Leeds
zündlichen Gefäßerkrankungen mit einer          zeigt einen brennenden Schmerzcharak-            Assessment of Neuropathic Pain“ in Self-
begleitenden Ischämie zählen Thromban-          ter. Nekrotischer Zelluntergang führt zur        Report-Version mit einem Cutoff für ei-
giitis obliterans, eine chronisch rezidivie-    ATP-Freisetzung, bakterielle Infektionen         nen Schmerz neuropathischen Ursprungs
rende Entzündung der kleinen und mit-           führen zur Freisetzung von Entzündungs-          größer/gleich zwölf. Der Wert betreffend
telgroßen Beinarterien unter Beteiligung        mediatoren. Beide Mechanismen führen             chronisch kritischer Extremitätenischä-
der begleitenden Venenabschnitte, sowie         zu einer Sensibilisierung, das heißt Erre-       mie liegt deutlich darüber und zeigt da-
Morbus Raynaud (z.B. bei rheumatischen          gungssteigerung von Nozizeptoren.                mit die neuropathische Schmerzkompo-
Erkrankungen).                                                                                   nente auf.
                                                Neben dem neuropathischen sowie no-
CLAUDICATIO INTERMITTENS                        zizeptiven Gewebe-, Wund- und Entzün-            Der „Neuropathic Pain Symptom Invento-
Bei der Claudicatio intermittens kommt          dungsschmerz kommt es auch zu einer              ry“ dient zur Differenzierung der neuro-
es unter Belastung zu einer Ischämie und        Sympathikusaktivierung bzw. -dysregula-          pathischen Symptome, wobei sich höhere
Hypoxie im Sinne einer Versorgungsstö-          tion, verbunden mit einer paradoxen pe-          Scores für Parästhesien und Dysästhesien
rung im nachgeschalteten Gewebe, zu ei-         ripheren Vasokonstriktion, wodurch die           bei Patientinnen und Patienten mit Claudi-
ner anaeroben Stoffwechsellage mit einer        Zirkulation weiter beeinträchtigt wird.          catio intermittens und chronisch kritischer
Akkumulation von sauren Stoffwechsel-                                                            Ischämie ohne Diabetes mellitus ergeben
produkten, bedingt durch eine Störung           Bei einem ausgeprägten neuronalen Zell-          und sich höhere Scores für paroxysmalen
der Entsorgung von Wasserstoffionen,            untergang kann Ruheschmerz in diesem             Schmerz bei Patientinnen und Patienten
Milchsäure und Lactat. Dies trägt zu einem      Stadium auch nicht mehr vorhanden sein.          mit chronisch kritischer Ischämie und Dia-
lokalen Abfall des pH-Werts bei. Dadurch                                                         betes mellitus zeigen.
werden exzitatorische Effekte an senso-         SCHMERZ-FRAGEBÖGEN
rischen Neuronen ausgelöst. Eine beson-         Zur Evaluierung von Schmerzen neuropa-           Hinweise auf eine neuronale Schädigung
dere Rolle im Sinne der Nozizeption spielt      thischen bzw. nicht-neuropathischen Ur-          bei Ischämie gibt es schon längere Zeit.
die ischämiebedingte Freisetzung von            sprungs dienen spezielle Fragebögen, die         Diese konnte mittels licht- und elektro-
Bradykinin und Serotonin sowie die extra-       eine gute Charakterisierung von Schmerzen        nenmikroskopischer Untersuchung dar-
zelluläre Kaliumakkumulation.                   bei pAVK ermöglichen. Sie zeigen eindeu-         gestellt und durch eine darstellbare Re-
                                                tig eine neuropathische Schmerzkompo-            duktion der Nervenleitgeschwindigkeit
Ischämiebedingter Energiemangel kann            nente im Stadium der schweren pAVK auf.          (NLG) aufgezeichnet werden, welche mit
über eine Hemmung der Natrium-Kalium-                                                            dem Grad der Ischämie zunimmt.
Pumpe zur direkten Instabilität des Mem-        Eine praktische Diagnosehilfe stellt der
branpotenzials und somit zur Erregung           PainDetect-Fragebogen dar, ein Instru-           QUANTITATIV SENSORISCHE TESTUNG
muskulärer Afferenzen des nozizeptiven          ment, das in etwa fünf Minuten von der           Die Quantitativ Sensorische Testung
Systems führen, deren Mehrzahl marklose         Patientin / vom Patienten ausgefüllt wird        (QST) ist ein etabliertes psychophysika-
Fasern, nämlich C-Fasern, beinhalten. Es        und ein Screening auf das Vorliegen neuro-       lisches Messverfahren zur Evaluation der
sind aber auch wenige dünne markhalti-          pathischer Schmerzen erlaubt. Er umfasst         Sensomotorik und ideal, um neuropathi-
ge Fasern, nämlich Aδ- Fasern, enthalten.       neun Fragen und erfasst Schmerzintensi-          sche Schmerzsyndrome zu erfassen und
Dieser nozizeptive Tiefenschmerz, der als       tät, -muster und -qualität. Seine Sensitivität   Funktionsveränderungen zu quantifizie-
krampfartig, ziehend und stechend emp-          und Spezifität liegen bei über 80 Prozent.       ren. Sie ermöglicht eine standardisierte
funden wird, tritt vor allem in der Gluteal-,                                                    Untersuchung der sensomotorischen Ner-
wie auch Oberschenkelmuskulatur und             Am häufigsten verwendet wird der „McGill         venbahnen, wobei eine gesteigerte Funk-
klassisch in der Wadenregion auf. Es kann       Pain Questionnaire“ in verkürzter Form,          tion und ein Funktionsverlust diagnosti-
auch zu einer Druckerhöhung in der Fa-          der Informationen über die Qualität und          ziert werden können.
scienloge kommen.                               Stärke der sensorischen und affektiven
                                                Komponente des Schmerzes und über                Die Ergebnisse der Untersuchung bei
KRITISCHE EXTREMITÄTENISCHÄMIE                  die Gesamtstärke der Schmerzerfahrung            Patientinnen und Patienten mit kritischer
Bei der kritischen Extremitätenischämie         gibt. Es zeigt sich eine klare Änderung des      Extremitätenischämie zeigen eine:
führt die chronische Minderperfusion zu         Schmerzcharakters zwischen Claudicatio
einer direkten Schädigung von Axonen            intermittens und chronisch kritischer Isch-      u Hypästhesie für thermale Stimuli
mit einer resultierenden Neuropathie. Oh-       ämie, bei der die neuropathische Qualität        u Hypästhesie für mechanische Reize und
ne Ausbildung einer ausreichenden Kolla-        deutlich im Vordergrund steht.                     Vibration
teralisation entstehen trophische Störun-                                                        u Hyperalgesie auf Pinprick und Druck
gen der Haut bis zu Nekrose und Gangrän.        Der „Pain Disability Index (PDI)“ zeigt          u Allodynie und positives Wind-Up-Phä-
Dieser ischämische Ruheschmerz, vermut-         eindeutig auf, dass chronische Ischämie-           nomen

                                                                                         SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 3 | September 2020      49
Ischämieschmerz - periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Charakteristika und therapeutische Optionen - Pains.at
Abbildung 1: Klinische Einteilung der pAVK nach Fontaine                                       romodulatoren können die synaptische
                                                                                               Übertragung langanhaltend modulieren
 Stadium                                        Klinik				                                     und zu dauerhaften strukturellen Verän-
 I                                              asymptomatisch			                              derungen des nozizeptiven Systems mit
                                                                                               einer resultierenden Schmerzchronifizie-
 IIa                                            leichte Claudicatio
                                                                                               rung, verbunden mit einer neuropathi-
 IIb                                            leichte bis schwere Claudicatio                schen Schmerzkomponente, führen. Die
 III                                            ischämische Ruheschmerzen                      genannten Mechanismen sind Ziel thera-
                                                                                               peutischer Interventionen.
 IV                                             Ulcus oder Gangrän
Nach Inter-Society Consensus for the Management of Peripheral Arterial Disease (TASC II)       ALLGEMEINE ASPEKTE
                                                                                               Viele pAVK-Patientinnen und -Patienten,
                                                                                               die sich häufig Interventionen unterziehen
Abbildung 2: Kausale Therapiemaßnahmen                                                         müssen, sind aufgrund der langen Anam-
 Akute Ischämie / Claudicatio Intermittens             Kritische Extremitätenischämie          nese an krankheitsbedingte Schmerzen
                                                                                               adaptiert. Sie haben Ängste vor neuerli-
 Physiotherapie / Gehtraining                          Revaskularisation
                                                                                               chen Schmerzexazerbationen mit resultie-
 Behandlung d. Risikofaktoren                          Vasoaktive Substanzen                   renden Eingriffen, was zu einem patholo-
                                                                                               gischen Verarbeitungsmuster nozizeptiver
 Revaskularisation: – interventionell                  Lokaltherapie, ggf. Antibiose
                                                                                               Schmerzen beiträgt. Eine ausführliche Ana-
                                                                                               mnese hinsichtlich bestehender Schmerz-
                                                                                               entität, -dauer sowie -stärke, Komorbiditä-
Neben der sensorischen Neuropathie, die           Nekrosektomien, Teilamputationen oder        ten, Polymedikation, Analgetikagebrauch,
zu einer Schwellenerhöhung für thermi-            Gefäßrevisionen.                             Funktionsfähigkeit im Alltag, psychische
sche, mechanische Reize und Vibration                                                          Verfassung sowie soziale Partizipation sind
führt – Grund hierfür ist eine partielle De-      Jegliche Gewebeverletzung oder Inflam-       diesbezüglich von zentraler Bedeutung. Die
afferenzierung für Aβ-, Aδ- und C-Fasern –        mation geht mit einer ausgeprägten Ak-       Informationen wirken sich auf die Planung
wurde bei Patientinnen und Patienten mit          tivierung nozizeptiver Afferenzen mit der    des multimodalen, balancierten sowie in-
schwerer pAVK Allodynie, d.h. einer zu-           Folge einer transienten Schmerzempfin-       terdisziplinären Analgesieregimes aus und
nehmenden Schmerzempfindlichkeit auf              dung einher. Nach einer dauerhaft anhal-     geben wichtige Hinweise auf die notwendi-
nicht-noxische bzw. nicht-nozizeptive             tenden nozizeptiven Aktivierung kommt        gen Überwachungsmaßnahmen.
Reize im Sinne einer zentralen Sensibili-         es zu einer Modulation der Schmerzver-
sierung, festgestellt.                            arbeitung. Typisch sind eine Erregungs-      Folgende schmerzverstärkende Faktoren
                                                  steigerung der peripheren Nozizeptoren       müssen im Rahmen einer perioperativen
Eine mögliche Hypothese der sensori-              im Sinne einer peripheren Sensibilisierung   Schmerzbehandlung beachtet werden:
schen Neuropathie ist eine mangelnde              sowie bei länger anhaltenden Schmerzrei-
Blutzufuhr über die Vasa nervorum des             zen eine Steigerung der Erregbarkeit der     u Eine offene Revaskularisation bzw. ein
Epineuriums durch eine Abnahme des                nozizeptiven Neurone im Rückenmark,            offener Bypass kann ein „Reperfusions-
Nervenplexus unmyelinisierter Nerven,             was wiederum Ursache für eine zentrale         syndrom“ zur Folge haben, das zu einer
der die Blutzufuhr reguliert.                     Sensibilisierung ist.                          ähnlichen Schmerzsymptomatik führt
                                                                                                 wie eine Ischämie.
Trotz allen Wissens ist die Pathophysiolo-        Die Erregbarkeitssteigerung führt zu einer   u Postoperativ kann es aufgrund einer
gie des Ischämieschmerzes nicht vollstän-         Empfindlichkeitssteigerung („Hyperalge-        Kapillarleckage mit Gewebeextravasa-
dig geklärt!                                      sie“) im betroffenen Gewebe. Eine Ab-          tion zu einem spannungsabhängigen
                                                  senkung der Erregungsschwelle nozizep-         Schmerz mit Kompression der Blutge-
PATHOPHYSIOLOGIE DER                              tiver C-Fasern kann zu einer kontinuier-       fäße, einer daraus resultierenden Ischä-
SCHMERZCHRONIFIZIERUNG                            lichen Aktivierung der Nozizeptoren und        mie und letztendlich zu Muskelnekrosen
Kenntnisse auf dem Gebiet der Schmerz-            dadurch zu einem Ruheschmerz führen.           kommen. Dieses sogenannte Kompart-
pathogenese bei pAVK bzw. der Patho-              Aufgrund der zentralen Sensibilisierung        mentsyndrom verlangt die sofortige chi-
physiologie bei Schmerzchronifizierung            kommt es zu einer Ausdehnung der ge-           rurgische Revision mit Fascienspaltung.
sind zur Auswahl der geeigneten Analge-           steigerten Schmerzempfindung in be-
tika bzw. Co-Analgetika von großer Wich-          nachbarte Areale, was als sekundäre Hy-      Trotz Revaskularisationsmaßnahmen wer-
tigkeit. pAVK-Patientinnen und -Patienten         peralgesie bezeichnet wird.                  den einige Patientinnen und Patienten je-
leiden im Stadium IV nach Fontaine (sie-                                                       doch nicht dauerhaft schmerzfrei. Die Ar-
he Abb. 1) an Nekrosen sowie Ulzera mit           Die Aktivierung von Glutamatrezeptoren       teriosklerose ist ein chronisch fortschrei-
begleitender Inflammation. Daraus resul-          (z.B. NMDA-Rezeptoren) sowie die Aus-        tender Prozess, weshalb oft mit Rezidiv-
tieren häufig operative Interventionen:           schüttung von Neuropeptiden bzw. Neu-        verschlüssen gerechnet werden muss.

50 SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 3 | September 2020
Ischämieschmerz - periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Charakteristika und therapeutische Optionen - Pains.at
KAUSALE THERAPIE
Die kausale Therapie zur Verbesserung
der Mikrozirkulation steht im Vordergrund
(siehe Abb. 2). Neben einer antithrom-
botischen Behandlung werden vasoak-
tive Substanzen angewandt und je nach
zugrundeliegender Ursache vorrangig
interventionelle bzw. chirurgische Revas-
kularisationsmaßnahmen gewählt. Die am
besten untersuchte vasoaktive Substanz
ist das E1-Analogon Alprostadil. Es hat
einen gerinnungshemmenden Effekt und
trägt zur Verbesserung der Rheologie bei.
Interessant ist auch Buflomedil, das den
Plasma-Adenosinspiegel erhöht. Experi-
mentell konnte gezeigt werden, dass int-
ravenöses Adenosin akuten ischämischen
Schmerz lindern kann. Die Modulation von
Adenosinrezeptoren stellt eine mögliche
Therapieoption in der Behandlung von Is-
chämieschmerz dar.                           Heber Ferraz-Leite, Hinweise zur Pathophysiologie ischämischer Schmerzen, Mischtechnik auf Hart-
                                             faserplatte, 2020
SCHMERZTHERAPIE
Laut einer Befragung setzen 79 Prozent
der Ärztinnen und Ärzte schwache wie         Der akute Ischämieschmerz fordert eine           Im Falle eines unbefriedigenden Operati-
auch starke Opioide zur symptomati-          rasche Schmerzlinderung mit Unterbin-            onsergebnisses, einer Inoperabilität, einer
schen Schmerzbehandlung im Rahmen            dung negativer vegetativer Begleitsym-           zusätzlichen peripheren gravierenden Ar-
chronischer Ischämieschmerzen ein, 77        ptome (siehe Abb. 3). Die intravenöse,           teriosklerose, einer eingeschränkten Aus-
Prozent die Nichtopioidanalgetika Meta-      fraktionierte Verabreichung von Opioiden         strombahn oder einer mangelnden Kol-
mizol und Paracetamol, ein geringer Pro-     in Kombination mit Nichtopioiden unter           lateralisation können invasive, interven-
zentsatz nichtsteroidale Antirheumatika      Berücksichtigung möglicher Kontraindika-         tionelle Verfahren wie Sympathikusblo-
(NSAR). Deutlich überlegen waren die         tionen bzw. Anwendungsbeschränkungen             ckaden bzw. eine Spinal Cord Stimulation
ausgebildeten Schmerztherapeutinnen          führen zu einer Dämpfung der Nozizep-            (SCS) geeignete Maßnahmen darstellen.
und -therapeuten hinsichtlich des geziel-    tion. Rückenmarksnahe Anästhesieverfah-
ten Einsatzes von Antikonvulsiva, Anti-      ren sollten, wenn keine Kontraindikatio-         NICHTOPIOIDE
depressiva, invasiver Verfahren, TENS wie    nen gegeben sind, vor allem perioperativ         Die heterogene Gruppe der Nichtopioid-
auch Akupunktur.                             angewendet werden. Die Unterbrechung             Analgetika ist eine unverzichtbare Kom-
                                             des pathologisch erhöhten Sympathiko-            ponente jeglicher balancierter Analgesie
In unterschiedlichen Artikeln wird auf die   tonus wirkt dem peripheren Vasospasmus           unter Beachtung der jeweiligen Kontrain-
Anwendung von Nichtopioiden, Opioiden        entgegen. Nach Rückkehr der aeroben              dikationen und Anwendungsbeschränkun-
bzw. den Einsatz einer Periduralanästhesie   Glykogenolyse und erfolgter Wundheilung          gen. 50 bis 70 Prozent aller pAVK-Patient-
bei ischämischem Ruheschmerz hingewie-       kann meist mit Schmerzfreiheit gerechnet         innen und Patienten leiden an einer Koro-
sen. Auch darauf, dass eine multidiszipli-   werden.                                          naren Herzkrankheit und haben somit ein
näre Behandlung unter Berücksichtigung                                                        hohes Risiko zur Entwicklung einer Myo-
psychosozialer und möglicher kardiovas-      Bei bereits chronischem Ischämieschmerz          kardischämie. Daraus resultiert eine ab-
kulärer Komorbiditäten angebracht sei.       sollte die notwendige Langzeitschmerz-           solute Kontraindikation hinsichtlich NSAR
Bezüglich der analgetischen Behandlung       therapie schon perioperativ mit einer            sowie Coxiben mit ausgeprägter Cycloo-
ischämiebedingter Schmerzen gibt es          eventuell indizierten Behandlung eines           xygenase-II-Hemmung.
aber keine eindeutigen, evidenzbasierten     bestehenden neuropathischen Schmerz-
Therapieempfehlungen.                        syndroms mit diesbezüglich wirksamen             Eine Hemmung der COX-1 impliziert ins-
                                             Co-Analgetika wie Antikonvulsiva bzw.            besondere gastrointestinale und renale
Die Kombination von Analgetika unter-        Antidepressiva erfolgen. Bei vorhandenen         Nebenwirkungen sowie eine Beeinflus-
schiedlicher Substanzgruppen ist möglich     psychosozialen Chronifizierungsfaktoren          sung der Thrombozytenaggregation. Die
und effektiv. Der Behandlungserfolg muss     sollen auch psychologische schmerzthera-         COX-2-Hemmung kann als unerwünschte
regelmäßig evaluiert und eingesetzte An-     peutische Verfahren, physiotherapeutische        Wirkungen Wundheilungsstörungen, Nie-
algetika sollten dementsprechend adap-       Interventionen oder mögliche komplemen-          renschädigungen oder kardiovaskuläre
tiert werden.                                täre Verfahren berücksichtigt werden.            Ereignisse bewirken, insbesondere dann,

                                                                                      SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 3 | September 2020          51
Abb. 3: Analgesieregime zur Behandlung akuter und chronischer                               Je nach Grunderkrankung sollte also jene
        Ischämieschmerzen                                                                   Substanz aus der Gruppe der NSAR ver-
                                                                                            wendet werden, die in der individuellen Si-
 			AKUTER ISCHÄMIESCHMERZ                                                                  tuation das beste Nutzen-Risiko-Profil hat.
                                                                                            Präparate mit kurzer Plasmahalbwertszeit
                                                                                            werden rascher metabolisiert und elimi-
 Nicht-Opioidanalgetika:                                          Diagnostik                niert, mit einem entsprechend geringeren
 Metamizol, Paracetamol, NSAR (?)                                                           Risiko von Nebenwirkungen. Ihnen ist da-
                                                                                            her in dieser Substanzgruppe gegenüber
                                                                                            Retardpräparaten der Vorzug zu geben.
 Überprüfung der Wirkung, NRS > 3?                        Kausale Therapie möglich?
                                                                                            Es gilt jedenfalls das Prinzip, die geringst-
                                                                                            mögliche Dosis für die kürzest mögliche
                                                                                            Zeit zum Erreichen der angestrebten
 Zusätzlich schwache oder starke Opioidanalgetika           nein		 ja
                                                                                            Schmerzlinderung zu verordnen.
 > Tramadol
 > Piritramid, Morphin, Hydromorphon, Oxycodon,
                                                                                            Unterschiedliche NSAR sollen nicht ge-
 Fentanyl, Buprenorphin                                           Regionalanästhesie
                                                                                            meinsam eingesetzt werden. Bei dehyd-
 		                                                               periinterventionell?
                                                                                            rierten Patientinnen und Patienten und bei
 		                                                                Periduralkatheter
                                                                                            Personen, die zugleich auch ACE-Hemmer
                                                                                            oder Schleifendiuretika einnehmen, steigt
                         CHRONISCHER ISCHÄMIESCHMERZ                                        unter NSAR das Risiko eines Nierenver-
                                                                                            sagens. Liegt eine Niereninsuffizienz vor,
                                                                                            sind NSAR kontraindiziert.
                                  Re-Evaluation
           Schmerzreduktion? Bio-psycho-soziale Chronifizierungsfaktoren?                   In der Akutschmerztherapie, zum Beispiel
                          Zusätzliche Maßnahmen nötig?                                      peri- und postoperativ, spielt auch der int-
                                                                                            ravenöse Einsatz von NSAR eine Rolle.

 		                                  Langzeit                     Adaptierte                Das Nichtopioidanalgetikum Paracetamol
 Sympathikusblockaden
 		                              Schmerztherapie                Langzeittherapie            wird zur Behandlung einer Vielzahl akuter
 		                                     mit                 Schmerzbewältigung              und chronischer Schmerzzustände ein-
 		                                  Opioiden                  Psychologische               gesetzt. Es entfaltet einerseits eine zen-
 Konservative Therapien,
 		                               Nichtopioiden               Schmerztherapie		             trale Wirksamkeit, andererseits kommt
 z.B. Gehtraining
 		                               Antidepressiva            Behandlung relevanter		         es peripher zu einer COX-2-Hemmung in
 		                               Antikonvulsiva               Komorbiditäten		             ähnlichem Ausmaß wie bei NSAR. Es ist

 Spinal Cord Stimulation            ggf. weiter             Einsatz komplementärer          zu beachten, dass unter Paracetamol in

 (SCS)                            Ko-Analgetika                   Verfahren                 Abhängigkeit von der Dosis das Risiko
                                                                                            kardiovaskulärer, gastrointestinaler und
                                                                                            renaler Nebenwirkungen steigt. Das Mor-
                                                                                            talitätsrisiko ist bei langfristiger Einnahme
wenn bereits Vorschädigungen bestehen.       etwas geringer. Selektive COX-2-Hem-           hoher Dosierungen erhöht. Die mögliche
Bei gleichzeitiger Gabe von ACE-Hem-         mer zeigen im Vergleich zu unselektiven        Lebertoxizität von Paracetamol ist zu be-
mern können NSAR die antihypertensive        NSAR eine geringere Inzidenz von gastro-       achten, bei Leberinsuffizienz ist Parace-
Wirkung dieser Medikamentengruppe ab-        intestinalen Komplikationen. NSAR können       tamol strikt kontraindiziert. Bei Nierenin-
schwächen.                                   das Risiko gastrointestinaler Blutungen        suffizienz sollte eine Intervallverlängerung
                                             erhöhen. Weiter verstärkt wird dies bei        vorgenommen werden. Bei gleichzeitiger
Bei unterschiedlichen Substanzen aus der     gleichzeitiger Gabe von Antikoagulantien,      Gabe von 5-HT3-Antagonisten kann die
Gruppe der NSAR sind die COX-1- und          Kortikosteroiden oder SSRI (selektiven Se-     analgetische Wirksamkeit von Paraceta-
COX-2-Hemmung unterschiedlich stark          rotonin-Wiederaufnahmehemmern). Zur            mol reduziert sein. Vorsicht ist auch bei
ausgeprägt. Diclofenac etwa hat eine aus-    Prävention gastrointestinaler Ereignisse bei   Alkoholabusus und CYP2E1-induzierenden
geprägte COX-2-Hemmung, was zu Vaso-         NSAR-Gabe sind Protonenpumpenhemmer            Arzneimitteln mit einer daraus resultieren-
konstriktion der Arterien und einem erhöh-   (PPI) etabliert. Eine lange Therapiedauer,     den rascheren Metabolisierung zu N-Ace-
ten kardiovaskulären Risiko führen kann.     eine hohe NSAR-Dosierung, höheres Alter,       tyl-p-Benzochinonimin geboten.
Bei Naproxen überwiegt die COX-1-Hem-        Ulcera mit oder ohne Blutungskomplikation
mung und somit ist die gastrointestinale     in der Anamnese und eine das Blutungsri-       Das Pyrazolon Metamizol hat eine stärkere
Unverträglichkeit vergleichsweise stärker    siko potenzierende Co-Medikation stellen       analgetische Effektivität als Paracetamol.
ausgeprägt, das kardiovaskuläre Risiko       eine Indikation für PPI dar.                   Dessen antipyretische Wirksamkeit ist von

52   SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 3 | September 2020
Bedeutung. Nach der aktuellen Studien-        Schmerzen bei moderater pAVK weisen            sisanpassungen an die Nieren- und Leber-
lage ist das Interaktions- und Nebenwir-      eher einen nozizeptiven Charakter auf,         funktion sind allerdings erforderlich. Eine
kungspotenzial als gering anzusehen. Das      während es sich im Rahmen chronischer          GFR von
ropathischer Schmerzen eingesetzt wer-         nen Antikoagulationstherapie Kontraindi-        nis, bedingt durch eine Durchblutungsstei-
den. Tramadol ist als Second-Line-Thera-       kationen ergeben.                               gerung und klinische Verbesserung, was
peutikum eingestuft, die starken Opioide                                                       bei ca. 45 Prozent der Patientinnen und
(Tapentadol, Oxycodon, Buprenorphin)           Die patientenkontrollierte epidurale An-        Patienten der Fall zu sein scheint, kann
werden als Third-Line-Therapeutika an-         algesie mit einer kontinuierlichen Infu-        eine Neurolyse in Betracht gezogen wer-
gesehen. Entgegen einer weitverbreiteten       sion des gewählten Lokalanästhetikums,          den. In Einzelfällen wird auch eine operati-
Meinung sind neuropathische Schmerzen          kombiniert mit einer bedarfsadaptieren          ve Sympathektomie angestrebt.
opioidsensibel. Auf die Auswahl des ge-        Dosisanpassung durch die Patientinnen
eigneten Opioids muss jedoch geachtet          und Patienten selbst, erlaubt eine hohe         Der Langzeiteffekt der Sympathikolyse im
werden.                                        Analgesiequalität. Das Lokalanästhetikum        Rahmen einer pAVK ist vom Stadium der
                                               Ropivacain ist bei pAVK aufgrund einer          Erkrankung abhängig und limitiert durch
Cannabinoide                                   geringen motorischen Blockade und einer         die Progredienz der Grundkrankheit. Die
Orale Cannabinoide kommen als Dritt-           geringeren Kardiotoxizität zu bevorzu-          Studienlage hierzu ist dürftig.
linien- bzw. Add-on-Therapie nach Aus-         gen. Zur Potenzierung der Analgesie kann
schöpfung der anderen empfohlenen              eventuell das Opioid Sufentanil (0,75 µg/       Die interventionelle Methode der spinalen
Maßnahmen in Betracht.                         ml) oder der Alpha-2-Agonist Clonidin           Rückenmarkstimulation (SCS) ist auf-
                                               (0,25 µg/kg/h) epidural zusätzlich verab-       grund einer repräsentativen Datenlage
In den vergangenen Jahren wurde zu-            reicht werden.                                  gut evaluiert. Nach definierten Selektions-
nehmend das breite Wirkspektrum der                                                            kriterien ist dieses Verfahren indiziert bei
Cannabinoide erforscht. Die am besten          Aufgrund einer auftretenden Sympathi-           Patientinnen und Patienten mit einer nicht
untersuchten Cannabinoide sind das hal-        kolyse kommt es zu einer Vasodilatation         rekonstruierbaren, nicht instabilen pAVK
luzinogene Delta-9-Tetrahydrocannabinol        und daraus resultierend zu einer analgeti-      im Stadium III und IV nach Fontaine (mit
(THC) und das nicht psychotrope Can-           schen Wirksamkeit. Indikation für dieses        einer Erfolgsrate ca. 80 Prozent) sowie im
nabidiol (CBD). Ihre medizinischen Ein-        regionalanästhesiologische Verfahren ist        Rahmen einer bestehenden Thrombangii-
satzgebiete unterscheiden sich erheblich.      aufgrund dieses Mechanismus auch die            tis obliterans (Erfolgsrate ca. 25 Prozent).
Während sich weder THC noch CBD für            mögliche Vermeidung einer Amputation.
die Behandlung akuter Schmerzen eignen,        Hinsichtlich Periduralanästhesie und prä-       MULTIMODALE THERAPIE
können sie in der Behandlung chronischer       emptiver Analgesie ist die Studienlage          Zusätzlich zu einer laufenden Pharmako-
Schmerzen einen Stellenwert als Add-on-        dürftig. Es wird vermutet, dass der Block       therapie ist ein multimodaler schmerz-
Therapie bei nicht ausreichender Wirkung       des afferenten Inputs aus dem schmerzen-        therapeutischer Ansatz häufig unver-
von Erst- und Zweitlinientherapeutika ha-      den Areal zum zentralen Nervensystem            zichtbar, bei dem in spezialisierten Ein-
ben. Für THC spricht durchaus der Einsatz      die Entstehung einer nozizeptiven Sensi-        richtungen die medikamentösen Verfah-
bei neuropathischen Schmerzen in diesem        bilisierung und Chronifizierung verhindern      ren durch nichtmedikamentöse Verfahren
Sinne einer Drittlinientherapie. CBD kann      kann. Ergänzend kommt es zu einer Ver-          aus der Physio- und Psychotherapie er-
in Kombination mit Opioiden und anderen        minderung der perioperativen Stressre-          gänzt werden.
Analgetika bei sonst therapieresistenten       aktion und dadurch zu einer Reduktion                         Literatur bei der Verfasserin
Schmerzsymptomen eingesetzt werden.            der Hyperkoagulabilität mit einer daraus
                                               resultierenden Verringerung der Inzidenz
                                                                                               Detailinformationen (Wirkungen, Dosie-
Co-Analgetikum „Ketamin“                       hinsichtlich arterieller Thrombosierungen,
                                                                                               rungen, Nebenwirkungen etc.) zu den
Es gibt zunehmende Belege dafür, dass          bedingt durch einen höheren Blutfluss und
                                                                                               einzelnen im Text genannten Substan-
Ketamin neben der Akutschmerzthera-            eine verringerte Blutviskosität.
                                                                                               zen finden Sie auf www.pains.at
pie auch in der Behandlung chronischer
Schmerzen und Depressionen einen Stel-         Die Reduktion perioperativer koagula-
lenwert hat. Der Wirkmechanismus am            tionsassoziierter Komplikationen bedingt
NMDA-Rezeptor unterscheidet Ketamin            auch eine geringere Inzidenz von Re-Ope-        LECTURE BOARD:
deutlich von allen anderen Analgetika.         rationen.                                       Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc
Mögliche Einsatzgebiete sind die Präventi-                                                     Leiter der Abteilung für Anästhesiologie, allgemeine
                                                                                               Intensivmedizin, Notfallmedizin, interdisziplinäre
on chronischer postoperativer Schmerzen        Ist eine Revaskularisation nicht möglich,       Schmerztherapie und Palliativmedizin, Klinikum
sowie die Behandlung neuropathischer           was bei ca. 20 bis 30 Prozent der Patien-       Klagenfurt am Wörthersee und LKH Wolfsberg
Schmerzen.                                     tinnen und Patienten mit kritischer Ischä-
                                               mie der Fall ist, oder bestehen Schmerzen       Ao. Univ.-Prof. Dr. Sabine
                                                                                               Sator-Katzenschlager
NICHT-MEDIKAMENTÖSE THERAPIE                   trotz erfolgreicher Vaskularisation, ist eine   Stv. Leiterin der Klinischen Abteilung für Spezielle
Die Periduralanästhesie ist die effektivste,   pharmakologische Sympathikolyse als in-         Anästhesie und Schmerzmedizin, Schmerzambulanz
wenn auch temporäre, perioperative Be-         terventionelles Verfahren anzudenken.           MedUni Wien/AKH Wien

handlungsmöglichkeit. Gerade bei pAVK-
Patientinnen und Patienten können sich         Führt eine diagnostische lumbale Grenz-         Fortbildungsanbieter:
jedoch aufgrund einer bereits begonne-         strangblockade zu einem positiven Ergeb-        Österreichische Schmerzgesellschaft

54 SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 3 | September 2020
DFP-LITERATURSTUDIUM IN DEN SCHMERZNACHRICHTEN

                                                                          UN     KTE
                                                                  3 DFP-P

Ischämieschmerz – periphere arterielle Verschlusskrankheit
(pAVK): Charakteristika und therapeutische Optionen
1.   Welche Aussagen, die Ursachen ischämischer Schmerzen betreffend, sind richtig? (drei richtige Antworten)
     a) Eine akute Ischämie entsteht durch langsame Verlegung eines größeren Gefäßareals.
     b) Eine akute Ischämie entsteht aufgrund einer arteriellen Embolie.
     c) Eine periphere chronische Ischämie kann als Claudicatio intermittens bzw. als kritische Extremitätenischämie in Erscheinung treten.
     d) Zu den entzündlichen Gefäßerkrankungen mit einer begleitenden Ischämie zählen Thrombangiitis obliterans sowie Morbus Raynaud.

2.Welche Aussagen, eine Claudicatio intermittens betreffend, sind richtig? (drei richtige Antworten)
  a) Bei einer Claudicatio intermittens kommt es zu einer Hypoxie im nachgeschalteten Gewebe.
  b) Bei einer Claudicatio intermittens kommt es zu einer aeroben Stoffwechsellage im nachgeschalteten Gewebe.
  c) Im Rahmen einer Claudicatio intermittens kommt es zu einer Akkumulation von sauren Stoffwechselprodukten
		     im nachgeschalteten Gewebe.
  d) Bei einer Claudicatio intermittens kommt es zu einem lokalen Abfall des ph-Wertes.

3.   Welche Aussagen, die kritische Extremitätenischämie betreffend, sind richtig? (drei richtige Antworten)
     a) Die chronische Minderperfusion führt zu keiner Schädigung von Axonen.
     b) Neben dem neuropathischen sowie nozizeptiven Schmerzcharakter kommt es zu keiner Sympathikusaktivierung bzw. -dysregulation.
     c) Es kommt zu einer paradoxen peripheren Vasokonstriktion, wodurch die Zirkulation weiter beeinträchtigt wird.
     d) Bei einem ausgeprägten neuronalen Zelluntergang kann Ruheschmerz in diesem Stadium auch nicht mehr vorhanden sein.

4.Welche Mechanismen müssen im Rahmen der perioperativen Schmerztherapie beachtet werden? (drei richtige Antworten)
  a) Eine offene Revaskularisation bzw. ein offener Bypass kann ein Reperfusionssyndrom zur Folge haben.
  b) Ein Reperfusionssyndrom führt zu einer ähnlichen Schmerzsymptomatik wie die Ischämie selbst.
  c) Postoperativ kann es zu keinerlei Kapillarleckage mit Gewebeextravasation kommen.
  d) Postoperativ kann es zu einem spannungsabhängigen Schmerz mit Kompression von Blutgefäßen mit einem resultierenden
		     Ischämieschmerz und Muskelnekrosen kommen.

5.   Welche Opioide werden vorrangig zur Behandlung neuropathischer Schmerzen eingesetzt? (drei richtige Antworten)
     a) Tramadol
     b) Oxycodon
     c) Buprenorphin
     d) Hydromorphon

6.   Welche Aussagen, die Schmerzbehandlung betreffend, sind richtig? (drei richtige Antworten)
     a) Eine alleinige Therapie mit Opioid-Analgetika bei chronisch nicht-tumorbedingen Schmerzen ist nicht zweckmäßig.
     b) Eine Kombination verschiedener Opioid-Analgetika ist nicht zulässig.
     c) Die Schmerzen bei moderater pAVK weisen eher einen neuropathischen Charakter auf.
     d) Chronische Schmerzen bei schwerer pAVK weisen einen gemischt nozizeptiv-neuropathischen Charakter auf.

7.   Geeignete Medikamente zur Behandlung nozizeptiver Schmerzen sind: (zwei richtige Antworten)
     a) NSAR und Antidepressiva
     b) Metamizol und Opioide
     c) Antikonvulsiva und Tramadol
     d) NSAR und Metamizol
.
8.   Geeignete Medikamente zur Behandlung neuropathischer Schmerzen sind: (zwei richtige Antworten)
     a) Paracetamol und Antidepressiva wie SNRI
     b) das Opioid Buprenorphin und Antikonvulsiva wie Pregabalin
     c) Antikonvulsiva und Paracetamol
     d) Antikonvulsiva und Antidepressiva wie SNRI

9.   Welche Aussagen, eine Periduralanästhesie betreffend, sind richtig? (zwei richtige Antworten)
     a) Eine eingeleitete Antikoagulation stellt keine Kontraindikation für die Anwendung einer Periduralanästhesie dar.
      b) Das Lokalanästhetikum Ropivacain ist aufgrund einer geringeren Kardiotoxizität zu bevorzugen.
     c) Durch eine Periduralanästhesie kommt es zu einer Vasodilatation mit resultierender Schmerzlinderung.
      d) Eine Periduralanästhesie führt zu einer Steigerung des nozizeptiven Inputs aus der betroffenen Region zum zentralen Nervensystem.

                                                                                               SCHMERZ NACHRICHTEN Nr. 3 | September 2020     55
DFP-LITERATURSTUDIUM IN DEN SCHMERZNACHRICHTEN

                                                                                                                                                      E
                                                                                                                                           -P  UNKT
                                                                                                                                     3 DFP

Ischämieschmerz – periphere arterielle Verschlusskrankheit
(pAVK): Charakteristika und therapeutische Optionen
So machen Sie mit: Entsprechend den Richtlinien der ÖÄK finden                              Internet: Diesen Artikel sowie eine Reihe weiterer Fortbildungsar-
Sie im Anschluss an den Fortbildungsartikel Multiple-Choice-Fragen.                         tikel finden Sie auch auf www.oesg.at und www.pains.at sowie der
Eine Frage gilt dann als richtig beantwortet, wenn Sie von den vor-                         Plattform „Akademie Lernwelt“ der Österreichischen Akademie der
gegebenen Antworten alle richtigen angekreuzt haben. Für einen                              Ärzte unter www.meindfp.at, wo Sie die Fragen auch online beant-
positiven Abschluss ist erforderlich, dass Sie sieben der neun Fragen                       worten können.
richtig beantworten. Bei korrekter Beantwortung werden drei DFP-
Punkte angerechnet.                                                                         Ihre Teilnahmebestätigung ist auf www.meindfp.at unter „Meine
                                                                                            Statistik“ downloadbar, wenn Sie ein Fortbildungskonto haben.
Fax & Post: Schicken Sie diese Seite bitte per E-Mail an office@bkkom-
munikation.com, per Post an Schmerznachrichten, Bettschart&Kofler                           Gültig bis: 8/2023
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                               LITERATURSTUDIEN
                               u Medizinische Ernährungstherapie auf der Intensivstation | 3 DFP-Punkte
                               u Maßnahmenbündel zur Vermeidung Katheter-assoziierter Infektionen auf
                                 Intensivstationen | 1 DFP-Punkt

                                PODCASTS
                               u Anfallsprophylaxe und Attackentherapie bei der episodischen Migräne | 1 DFP-Punkt
                               u Hüft- und Knie-Endoprothetik: Empfehlungen zur Infektions-Prophylaxe | 1 DFP-Punkt

                                VIDEOS
                               u Schmerztherapie: Der geriatrische Patient – Eine Herausforderung | 2 DFP-Punkte
                               u COVID-19-Update aus anästhesiologisch-intensivmedizinischer Sicht | 2 DFP-Punkte

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       www.pains.at • Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung
       office@bkkommunikation.com • 01 | 319 43 78

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