JAHRES-BERICHT 2016 | 2017 - Pfalz - Diakonie Pfalz
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INHALTS- VERZEICHNIS Abteilung Diakonisches Profil und Pflege 07 Fachbereich Kindertagesstätten Vorwort 09 Ambulante Hospizhilfe / Ökumenische Hospizhilfe Pfalz/Saarpfalz Diakonie in Rheinland-Pfalz 09 Ambulante Pflege / Arbeitsgemein- schaft Ökumenische Sozialstationen 04 Politische Veränderungen in Mainz 10 Fachbereich „Freiwilliges Engagement“ nach der Wahl 2016 11 Ökumenische Diakonie 04 Verhältnis Land – Kommunen 11 Kommunikation und Presse 05 Reiches Land – immer größere Armut 06 Fachkräftemangel 06 Gesellschaft 4.0 06 Zukunft der Diakonie Pfalz Abteilung Soziales Abteilung Wirtschaft und Freiwilligendienste und Verwaltung 12 Interkulturelle Öffnung 19 Grundlagen des Diakonischen Werkes der Evangelischen 13 Gemeinwesendiakonie Kirche Pfalz (Protestantische Landeskirche) 14 Freiwilliges Soziales Jahr/ 20 Gesamtwirtschaftliche und Bundesfreiwilligendienste branchenbezogene Rahmenbedingungen 15 Aus der Beratungsarbeit in un- 20 Geschäftsverlauf einschließlich Geschäftsergebnis und Lage seren Häusern der Diakonie 21 Zahlen / Statistiken • Im Fokus: Kinder aus psychisch, gewalt- und suchtbelasteten Familien • Knapper Wohnraum – hohe Mieten 18 Migration und Integration 2
VORWORT Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Synodale der Evangelischen Kirche der Pfalz, Gerechtigkeit ist das Schlagwort, das wir als Diakonie nicht nur zum Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr in den Mittelpunkt gestellt haben. Gerechtigkeit ist heute genau wie vor 500 Jahren eine Herausforderung. Wie damals erleben wir heute eine Welt im Wandel. Alte Gewissheiten gehen verloren. Neue technische und wirtschaftliche und in deren Folge auch politische und soziale Entwicklungen erfüllen uns nicht nur mit Freude, sondern auch mit Angst. Aber: Diakonie ist Tun! Christsein ist eine Aufforderung zum Aktivwerden, zum Engagement, zum Kümmern. Dieser Aufforderung versuchen wir gerecht zu werden – als Kirche, als Träger von Beratungsstellen, als Anwältin der Menschen am Rande der Gesellschaft und als Spitzenverband. Gott kennt keine Gewinner und Verlierer. Die Gerechtigkeit Gottes müssen und können wir uns nicht verdienen. Sie wird uns vorbehaltlos und unterschiedslos geschenkt. Wir können dankbar und befreit von der Angst vor dem Scheitern vor Gott auf dieses Geschenk antwor- ten. Diese Kernbotschaft der Reformation trägt uns und unser Tun. Davon möchten wir auf den kommenden Seiten berichten. Die Geschäftsführung des Diakonischen Werkes Pfalz: Albrecht Bähr Brigitte Thalmann Landespfarrer Stellvertreterin des für Diakonie Landespfarrers und Leiterin der Abteilung Soziales und Freiwilligendienste Sabine Jung Gregor Höpfner Leiterin der Abteilung Leiter der Abteilung Diakonisches Profil und Wirtschaft und Verwaltung Pflege 3
Diakonie in Rheinland-Pfalz Der Landespfarrer für Diakonie und Sprecher der Geschäfts- führung der Arbeitsgemeinschaft der Diakonischen Werke in Landespfarrer für Diakonie: Albrecht Bähr Rheinland-Pfalz ist neben der spitzenverbandlichen Koordi- Dem Stab des Landespfarrers für Diakonie sind folgende nierung der diakonischen Arbeitsfelder in Rheinland-Pfalz vor Aufgaben und Fachbereiche zugeordnet: allem für die Vertretung der Diakonie nach außen zuständig. ■ S precher der Geschäftsführung der Arbeitsgemein- Zudem wird er beratend sowohl nach innen als auch nach schaft der Diakonischen Werke in Rheinland-Pfalz außen sozialpolitisch tätig, zum Beispiel durch die Mitarbeit ■ Vertretung des Beauftragten der Kirchen in Rhein- in der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspfle- land-Pfalz ge oder als einer der Sprecher der Landesarmutskonferenz. ■ Behindertenhilfe/Psychiatrie Durch die unmittelbare räumliche Nähe zu Ministerien und ■ ambulante teilstationäre/stationäre Pflege zum Landtag in Mainz ist die gemeinsame Vertretung der ■ Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Diakonie mit den Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz ■ soziale Sicherung sehr präsent im politischen Raum und eine feste Größe und ■ Migration und Integration wahrnehmbare sozialpolitische Stimme auf Landesebene. In ■ Evangelische Krankenhäuser der gemeinsamen Vertretung arbeiten die landesweiten Re- ferentinnen und Referenten, die durch die drei Diakonischen Werke anteilmäßig finanziert werden. Ebenso der Beauftragte der Evangelischen Kirchen und der Sprecher der Geschäfts- Umso verwunderlicher ist es, dass die großen Volksparteien führung der Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz, CDU und SPD bei der Vergabe der Landtagsausschüsse der Albrecht Bähr, der den Beauftragten der Kirchen in Rhein- AfD den Sozial- und Medienausschuss zugestanden haben. land-Pfalz vertritt. Dies ist aus unserer Sicht problematisch, gleichzeitig wirft es aber auch ein Schlaglicht auf den Stellenwert der Sozialpolitik als Ganzes in Rheinland-Pfalz. Lange ist sie nicht mehr an Politische Veränderung in Mainz der oberen Stelle der Tagesordnung zu finden, obwohl jedem bewusst ist, dass soziale Gerechtigkeit und Teilhabe für alle nach der Wahl 2016 entscheidende Themen der Politik in Rheinland-Pfalz sein müssten. Nach dem klaren Sieg der SPD mit ihrer Spitzenkandidatin, Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Landtagswahl im Die Frage, wie wir mit der AfD auf Landesebene kommuni- März 2016 lief die Regierungsbildung relativ geräuschlos und zieren, ist immer noch nicht geklärt. Allerdings kristallisiert konstruktiv. Die Koalitionspartner SPD, FDP und Bündnis 90/ sich heraus, dass wir bei Anfragen, die nicht durch Veranstal- Die Grünen arrangieren sich, Querelen innerhalb der Landes- tungen im öffentlichen Raum begleitet werden, in Gespräche regierung werden nicht öffentlich, Ministerpräsidentin Malu eintreten. Dreyer moderiert die Landespolitik. Die größte Oppositionspartei, die CDU, hat etwas gebraucht in ihrer Rolle Fuß zu fassen, ist in vielen Themen aber sehr präsent. Dies gilt vor allem für die Themen Flüchtlinge, Bun- Herausforderungen: desteilhabegesetz und Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM). Die Diakonie als Anwältin der Schwachen tritt für die Men- Das Verhältnis zur AfD beschäftigt die demokratischen Par- schenrechte aller in Rheinland-Pfalz ein. Als gesellschafts- teien ebenso wie die Kirchen und die Wohlfahrtsverbände. politische Kraft müssen wir uns mehr – und bisweilen “ kämpferischer – als zuvor mit den anderen demokratischen Partnern stark machen für eine demokratische Gesellschaft, Nach zwei Jahren glaube ich sagen zu können, die sich durch Offenheit, Toleranz und das Bekenntnis zu dass der Geist der AfD einer demokratischen den Grundrechten auszeichnet. Gesellschaft schadet. Die Art und Weise, die Geschichte nach 1933 zu interpretieren, die Geringachtung von Menschen aus anderen Nationen sowie die Bewertung von politischen Verhältnis Land – Kommunen Prozessen bestätigen die anfänglichen Be- fürchtungen. Ein konstruktives Miteinander Das Verhältnis zwischen Land und Kommunen ist weiterhin ist nicht möglich. Kirchen und Wohlfahrtsver- angespannt. Grundsätzliche Fragen der finanziellen Entlastung bände gelten bei der AfD als die etablierten der durchweg armen Kommunen in Rheinland-Pfalz und der Nutznießer des Sozialstaates, deren Arbeit Verlagerung von Verantwortlichkeiten vom Land in die Kom- kritischer hinterfragt werden muss, munen spielen hier eine besondere Rolle. Die kommunalen Wahlen haben einen deutlichen Ausschlag zugunsten der CDU sagt Landespfarrer Albrecht Bähr. ergeben. Alle Landräte und die Landrätin, die in der Pfalz 4
neu gewählt wurden, gehören nicht mehr der SPD an. Aus- vor Ort leben wollen, Familien mit Fluchterfahrungen, pflege- nahme bildet die Wahl der Oberbürgermeisterin in Ludwigs- bedürftige und auf Unterstützung angewiesene Menschen in hafen. Hier eroberte sich die SPD das Amt zurück. unserem Sozialraum nicht nur wahrzunehmen, sondern als Bei der Umsetzung großer Gesetzesvorhaben zeigt sich die Beteiligte und Partner auf Augenhöhe in alle Gestaltungs- Tendenz, Steuerungsfragen und die Umsetzung in die Kom- und Entscheidungsprozesse eines inklusiven Gemeinwesens munen zu verlagern. Beispiele hierfür sind die Eingliederungs- einzubeziehen. hilfe für Jugendliche, die Reform des SGB VIII, die Änderung der Pflegelandschaft durch das Pflegestärkungsgesetz II und III (Bericht Seite 9) oder die Novellierung des Kindertagesstät- Reiches Land – immer größere Armut ten-Gesetztes (Bericht Seite 8): Überall wird deutlich, dass die Kommunen eine wichtigere Rolle als bislang spielen wer- Eine große Herausforderung ist und bleibt das Thema Armut den. Prinzipiell befürworten wir dies. Die Kommunen müssen in Rheinland-Pfalz. Wir haben zu viele Kinder in verfestigter für diese Aufgaben aber mit genügend finanziellen Mitteln Armut und damit ohne Perspektiven für eine gute Zukunft. ausgestattet werden. Wir haben zu viele arme Kommunen, Wir haben zu viele Familien, die auf angemessenen Wohn- die ihrem Auftrag immer schwerer nachkommen können. raum warten (S.15ff. in diesem Bericht). Ein weiteres großes “ Problem wirft seien Schatten voraus: die Altersarmut. “ Die Gefahr bei der Kommunalisierung vieler Sozialleistungen liegt in der Ungleichheit des Ich glaube, uns allen ist noch nicht klar, mit Angebotes vor Ort. Die immer wieder erwähnte welchen Herausforderungen wir beim Thema Frage: Geht es einer Bürgerin, einem Bürger in Altersarmut konfrontiert werden. Die zum Teil Ingelheim besser als in Pirmasens ist berechtigt, sehr prekären Beschäftigungsverhältnisse, die und muss aus unserer Sicht mit „ja“ beantwor- Lebenssituation von Alleinerziehenden und die tet werden. Wer Kommunalisierung will, muss unterbrochenen Berufskarrieren lassen erahnen, dafür Sorge tragen, dass die Hilfsangebote für gestützt durch etliche Prognosen, dass diese Bürgerinnen und Bürger nicht von der Finanz- Menschen im Alter nicht genug haben werden, lage der Kommunen abhängig sind. um in Würde zu leben. Dabei müssen auch wir als Arbeitgeber im Dienstleistungsbereich der Verantwortung für unsere Mitarbeitenden gerecht werden – um der Menschen willen und Herausforderungen: um unserer Glaubwürdigkeit willen! Mit der Verlagerung vieler Arbeitsfelder in die Kommunen müssen auch wir als Diakonie Pfalz den Blick verstärkt Die Landesregierung hat einen Beteiligungsprozess „Armut auf die Diakonie vor Ort wenden. Hier müssen wir im begegnen – Gemeinsam handeln“ gestartet, an dem die engen Kontakt mit den kommunalpolitischen Institutionen Diakonie beteiligt ist. Auch als einer der Sprecher der Lan- und den Sozialpartnern stehen. Die Häuser der Diakonie desarmutskonferenz berät der Landespfarrer für Diakonie mit bieten dazu die Möglichkeit, die wir bisher noch nicht anderen zusammen Entscheidungsträger wie das Land. konsequent genug genutzt haben. Es gilt, deren Kompe- tenz vor Ort intensiver zu nutzen, um zusammen mit den politischen Akteuren passgenaue Konzepte zu entwickeln. Herausforderungen: Die Diakonie wird Armut als eines der zentralen Probleme Die Diakonie der Pfalz tritt für ein inklusives Gemeinwesen von nicht ermöglichter Teilhabe immer wieder öffentlich ein. Sie bekennt sich zum partizipatorischen Ansatz, der thematisieren und gleichzeitig mehr als bisher unmittelbare die Betroffenen in die Planungen mit einbezieht. Die Arbeit materielle Hilfe für die Betroffenen aufbringen müssen. im Sozialraum muss zentraler Bestandteil des Profils diako- Die unmittelbare Hilfe vor Ort (Kinderhilfsfonds, Flücht- nischen Wirkens sein. Dies kann die Diakonie nur zusammen lingsnothilfefonds, Kinderferienmaßnahmen, Tafeln etc.) mit den Kirchenbezirken und Kirchengemeinden als auch den wird vermutlich auf absehbare Zeit noch einen größeren Diakonischen Trägern vor Ort leisten. Es geht darum, dass Stellenwert einnehmen. In unserer anwaltschaftlichen die Menschen vor Ort auch durch uns das Gefühl bekom- Funktion müssen wir darauf dringen, dass die Achtung men, in ihrem Umfeld ohne Sorgen alt werden zu können. Die der Würde jedes Einzelnen praktische Konsequenzen hat: Caritas stellt für diese Arbeit 10 Vollzeitstellen zur Verfügung. Nämlich, dass allen Menschen ein auch im materiellen Wir haben durch die Synode jährlich 100.000 Euro für diese Sinne auskömmliches Leben ermöglicht wird und dass für Gemeinwesenarbeit bewilligt bekommen. Hier müssen wir diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe gezielte Umvertei- wesentlich mehr investieren. Vieles ist im Entstehen, davon wird lung gemäß dem Motto „Breite Schultern tragen mehr als in diesem Jahresbericht berichtet (Bericht Seiten 10 und 13). schmale“ erfolgen muss. Es gilt, Menschen mit Behinderungen, die selbstbestimmt 5
Fachkräftemangel Herausforderungen: In der Diakonie Pfalz arbeiten weit mehr als 12.000 Mitarbei- tende in allen Bereichen der Sozialen Arbeit und der Pflege. Wir müssen als Diakonie zunächst einmal wahrnehmen, Die Arbeit wird sehr geschätzt. Die Nachfrage in allen was „Gesellschaft 4.0“ für uns als sozialen Dienstleister, Bereichen ist immens. Die steigende Anzahl der Pflegebe- als Teil der Landeskirche, als Sinnstifter und Impulsge- dürftigen sowie die große Nachfrage der Beratungsangebote ber und auch als Arbeitgeber heißt oder heißen könnte. haben eine Dimension erreicht, die uns vor die mittlerweile Diese Herausforderung teilen wir mit vielen anderen fast unlösbare Aufgabe stellt, geeignetes Personal zu finden. Institutionen. Bisher haben wir das Thema verdrängt. Viele Pflegeeinrichtungen müssen bereits hilfesuchende Menschen abweisen. Zukunft der Diakonie Pfalz Herausforderungen: Die Beschreibung der Herausforderungen zeigt, dass die Dia- konie die Fragen der Zeit erkannt hat und mit ihrem Knowhow Wir müssen unsere Arbeitsbedingungen attraktiver gestal- ihren Anteil dazu beitragen möchte, dass die Teilhabe aller ten und unsere Arbeitsfelder auch für Menschen öffnen, Menschen in unserer Gesellschaft, eine qualitativ hochwer- die aus anderen Kulturkreisen kommen. Die gängige Praxis tige Versorgung der Menschen und ein breites und fachlich befristeter Stellen bietet jungen, motivierten Menschen fundiertes Angebot an Hilfeleistungen vorgehalten werden. keine ausreichenden Perspektiven bei uns. Dazu bedarf es ausreichender finanzieller Mittel, die die Arbeit des Diakonischen Werkes zum einen planbar machen und zum anderen dadurch auch innovative Projekte ermög- lichen. Ebenso brauchen sowohl unsere Mitarbeitenden, als Gesellschaft 4.0 auch die Hilfesuchenden und die Kommunen die Diakonie als verlässlichen Partner. Die größte Herausforderung für die soziale Arbeit der Diakonie liegt in der fast revolutionären Veränderung unserer Gesell- schaft durch die Digitalisierung. Egal ob Arbeit, Kommunika- tion oder Mobilität, Wohnen und Lernen, Pflege und Fürsorge Herausforderungen: – alle Lebensbereiche sind von der Digitalisierung betroffen. “ Das Diakonische Werk Pfalz ist in einen Transformations- prozess eingestiegen, der zu deutlichen Veränderungen in Bei diesem Prozess wird es Gewinner und der Arbeit der Diakonie führen wird. Die Frage, ob unsere Verlierer geben. Erwartungen werden vielleicht komplizierten Strukturen noch zeitgemäß sind; die Über- enttäuscht, aber andererseits werden sich legung, ob jedes Arbeitsfeld in der Diakonie weiterhin auch ungeahnte Möglichkeiten auftun. bearbeitet werden kann/muss und die Herausforderung, sich neuen Arbeitsfeldern zu stellen, treiben uns um und werden Auswirkungen auf die Arbeit der Diakonie haben. All dies erfordert agile und flexible Organisationsstrukturen. Wir alle sollten uns Gedanken machen, welche Diakonie in Personalplanung, Finanzwesen, Kommunikationsprozesse der Kirche wir brauchen und wie wir sie ausstatten. und vieles andere mehr werden davon betroffen sein. Wir ha- ben als Wohlfahrtsverband hierauf noch keine klare Antwort. Wir spüren, dass hier allerdings unser Handeln gefordert sein wird. Menschen haben Angst und diese Ängste gilt es wahrzunehmen. Die Diakonie wird sich neben den neuen Chancen, die sich für ihre Arbeit ergeben, vor allem auch mit den Verlierern der Digitalisierung konfrontiert sehen. 6
Abteilung Diakonisches Profil und Pflege Diakonie ist ein zentrales Kennzeichen von Kirche - und damit Abteilungsleitung: Pfarrerin Sabine Jung nicht nur soziale Hilfe und Zuwendung, sondern immer auch Fachbereiche: Verkündigung. Diakonie und Kirche, die helfende Tat und das Wort Gottes, gehören zusammen und werden in der Öffent- ■ resse- und Öffentlichkeitsarbeit P lichkeit auch als zusammengehörend wahrgenommen. Ins- ■ Kindertagesstätten besondere für kirchenfernere Menschen macht diakonisches ■ Kita-Projekte und Offensive Bildung Handeln Kirche glaubwürdig. ■ Freiwilliges Engagement Die Arbeit in der Abteilung Diakonisches Profil und Pflege ■ Evangelisches Seniorenwerk spiegelt diese enge Verknüpfung und innere Verbundenheit ■ Ökumenische Diakonie mit Brot für die Welt, Diakonie wider. Hier sind von Ehrenamt über Ökumenische Diakonie und Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa Kindertagesstätten bis hin zu Öffentlichkeitsarbeit, Hospiz und ■ Ambulante Hospizhilfe / Ökumenische Hospizhilfe Pfalz/ Ambulante Pflege insbesondere Referate angesiedelt, die das Saarpfalz Profil der Diakonie Pfalz als gemeindenahe Diakonie stärken. ■ Ambulante Pflege / Arbeitsgemeinschaft Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist die Kooperation und Ökumenische Sozialstationen Vernetzung mit Kirchengemeinden, Kirchenbezirken und Ge- ■ Krankenpflegevereine samtkirchlichen Diensten im Bereich der Landeskirche. Fachbereich Kindertagesstätten Schwerpunktsynode Kindertagesstätten Mittelpunkt der Veranstaltung. Mut haben, sich positionieren, Mit dem Schwerpunktthema Kindertagesstätten befasste die eigene Meinung vertreten – das war für Martin Luther ein sich die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz auf ihrer zentrales Thema. Kinder sollen mitreden und mitentscheiden: Tagung vom 17. bis 19. November 2016 in Speyer. Dabei be- Diese Aufforderung zur Beteiligung gaben wir Kindern und kannte sich die Synode zur Arbeit der Kindertagesstätten als pädagogischen Fachkräften mit auf den Weg. Am Ende über- zentrale Aufgabe der Kirche. Um die Arbeit der Kindertages- reichten die Kinder dem Synodalpräsidenten Hermann Lorenz stätten in ihrer Trägerschaft inhaltlich weiter zu verbessern, und Oberkirchenrat Manfred Sutter die Speyrer Kinderleitsät- stellte die Synode Mittel für eine neue Qualitätsoffensive unter ze. Kirchenpräsident Christian Schad war der Schirmherr der dem Titel „Religion.Werte.Bildung.“ zur Verfügung. Kindersynode. Das Nachfolgeprojekt von Kita+QM startet als Gemein- schaftsprojekt von Landeskirche und Diakonischem Werk Pfalz im September 2018. Das Jahr 2017 wurde zur Kon- zeptionsentwicklung genutzt. Dafür konnten renommierte Wissenschaftler/innen gewonnen werden: der Münchner Religionspädagoge und Pfarrer i.R. Professor Frieder Harz, die Leipziger Erziehungswissenschaftlerin und Professorin für Pädagogik der Frühen Kindheit Susanne Viernickel sowie die Vizepräsidentin der Hochschule Koblenz und Professorin für Pädagogik der Frühen Kindheit Daniela Braun. Bei vier Konsultationen in Zweibrücken, Ludwigshafen, Neustadt und Kaiserslautern wurde das Konzept mit Vertreter/innen aus der Praxis diskutiert und auf Bedarfe vor Ort reagiert. Trägerverbünde Kirchenpräsident Christian Schad überreicht den Kindersynodalen zur Erinnerung Die Synode befürwortete die Gründung von Trägerverbün- eine Playmobil-Lutherfigur. Foto: Klaus Landry den zur Weiterentwicklung der Trägerverantwortung und Trägerqualität. Das Diakonische Werk Pfalz begleitet derzeit Prozesse zur Gründung bzw. Neustrukturierung von Träger- Fortbildungen und Qualifizierungsreihen verbünden in den Kirchenbezirken Landau, Kaiserslautern, An 400 Fortbildungstagen (2016: 189 Tage, 2017: 211 Tage) Alsenz und Lauter sowie Speyer und Germersheim. nahmen rund 6000 Personen teil. Mit unseren Fortbildungen tragen wir inhaltliche und organisatorische Innovationsim- Kindersynode zum Reformationsjubiläum pulse in die Fläche. Durch Angebote wie Qualitätswerkstätten Unter dem Motto „Habe Mut“ fand am 1. Juni 2017 die erste und Nachschulungen konnte ein Beitrag zur Nachhaltigkeit Kindersynode bundesweit in Speyer statt. Rund 100 Vor- der Qualitätssicherungsprozesse in den Kindertagesstät- schulkinder waren mit ihren Erzieher/innen aus verschiedenen ten geleistet werden. Die flächendeckende Einführung der Einrichtungen im Bereich der Landeskirche nach Speyer Software KiTaPlus durch die Landeskirche wurde von der gekommen. Die Beteiligungsrechte von Kindern standen im Fachberatung begleitet und unterstützt. 7
Novellierung des Kindertagesstättengesetzes für Sprachfachberatung („Fachberatung sprachliche Bildung“) Im Zuge der durch das Land Rheinland-Pfalz zugesagten eingerichtet werden. Seit dem Frühjahr 2016 begleiten wir Novellierung des Kindertagesstättengesetzes forderte die damit zwei trägerübergreifende Verbünde (Nordpfalz und Evangelische Kirche der Pfalz eine Entlastung beim Träge- Südwestpfalz). ranteil von derzeit 16,5 Prozent an den Gesamtkosten auf 10 Prozent. Insbesondere im Jahr 2017 fanden auf unterschied- Änderungen des Saarländischen Kinderbetreuungs- und lichen Ebenen Gespräche statt, in denen die Kirche und ihre -bildungsgesetzes (SKBBG) und des Bildungsprogramms Diakonie ihre Forderungen benennen konnten: Verbindliche für saarländische Kindergärten und transparente Regelungen in Kommunen und Landkrei- Im Saarland lag der Schwerpunkt auf der Überarbeitung des sen, gesetzliche Regelung der Finanzierung der Kindertages- Bildungsprogramms sowie der Änderung des SKBBG und der stätten unter Berücksichtigung der verschiedenen Kostenar- Landesverordnung. Diese Änderungen werden nötig, weil die ten, Sicherstellung der notwendigen Rahmenbedingungen schrittweise Entlastung von 2 Prozent jährlich bei den Eltern- für die Qualitätsentwicklung. beiträgen und der Wegfall der Beitragsbefreiung im letzten Kita-Jahr erfolgen soll. Fachberatung für kulturelle und religiöse Vielfalt Im Jahr 2016 bildete die Aufnahme und Begleitung von Kin- Offensive Bildung in Trägerschaft des dern mit Fluchterfahrung und deren Familien einen Schwer- Diakonischen Werkes punkt im Bereich Kindertagesstätten. Das Referat Kinder- Erfolgreich engagiert sich das Diakonische Werk Pfalz ge- tagesstätten konnte hier durch eine von der Evangelischen meinsam mit der BASF SE bereits seit 12 Jahren im Bereich Kirche der Pfalz finanzierte zusätzliche 0,5 Fachberatungs- der frühkindlichen Bildung. Als zuverlässiger Partner führt stelle auf den zunehmenden Beratungs- und Begleitungs- es trägerübergreifend Projekte in Kindertagesstätten in der bedarf der Einrichtungen gut reagieren. Zudem konnte eine Metropolregion Rhein-Neckar durch. Mit Fort- und Weiter- Arbeitshilfe zum Interreligiösen Kalender mit grundlegenden bildungen, begleitet von anerkannten Bildungsexpert/innen, Informationen zu den fünf Weltreligionen und wichtigen unterstützt das Diakonische Werk Pfalz die erreichte Qualität Festen erstellt und herausgegeben werden. der Offensive Bildung nachhaltig. Fünf Projekte werden in Trägerschaft des Diakonischen Werkes Pfalz aktuell in Kindertagesstätten in der Metropol- region Rhein-Neckar angeboten: Von Piccolo bis Picasso, BeobAchtung und ErziehungsPartnerschaft, 1,2,3… die Jüngsten im Blick!, Kinder Stärken! (Resilienz), Projekt „Herausforderungen: Für Dich? Für Mich? Für Uns?“ – Herausforderungen im pädagogischen Alltag professionell bewältigen. Neben den Begleitungen der Kindertagesstätten in den Pro- jekten unterstützt das Diakonische Werk in Kooperation mit Stark nachgefragt: Die Arbeitshilfe zum Interreligi- BASF SE die pädagogischen Fachkräfte im Projekt „Erreich- ösen Kalender. Der Calwer Verlag tes Verstärken!“. Stuttgart möchte diesen nun sogar als Titelbild seines Religions-Lehr- buches für die Klassen 5 und 6 Projekt Kita+QM verwenden. Die Qualitätsoffensive Kita+QM endet im März 2018. Von 2011 bis Ende 2017 nahmen 225 evangelische Kindertagesstätten auf freiwilliger Basis an den Schulungen zur Qualitätsentwick- Religionspädagogische Fachberatung lung und Qualitätssicherung teil. “ Nach zweijähriger Fortbildung schlossen 16 Erzieherinnen aus protestantischen Kindertagesstätten in der Pfalz die Qualifizierung zur „Fachkraft für Religionspädagogik“ ab. Kindertagesstättenarbeit ist eine zentrale Der Ausbildungsgang zur religionspädagogischen Fach- Aufgabe kirchlichen Handelns. Betraut mit der kraft umfasste sechs Module. Eine bunte Themenvielfalt Umsetzung des Projektes Kita+QM hat das bestimmte die Inhalte der Weiterbildung, unter anderem in Diakonische Werk Pfalz entscheidend dazu theologischem Grundwissen, religiöser Sprachfähigkeit, beigetragen, Qualität und Bildung als Marken- religionspädagogischen Ansätzen und Methoden bis hin zum zeichen evangelischer Kitas zu etablieren, evangelischen Profil der Einrichtung und dem Umgang mit anderen Religionen. sagt Abteilungsleiterin Sabine Jung. Ausgebildet wurden 505 Fachberatung sprachliche Bildung Leitungen und Qualitätsentwickler/innen als Multiplikator/innen Sprache als Schlüssel zur Welt beeinflusst nachhaltig die für die Kindertagesstätten vor Ort. Grundlage der Schulungen Bildungsbiographie von Kindern. Als Beitrag zur Bildungsge- waren das Rahmenhandbuch der Bundeseinrichtung evan- rechtigkeit verstehen wir das Bundesprogramm Sprache und gelischer Kindertagesstätten (BETA) sowie das kircheneigene nehmen daran teil. Aufgrund dessen konnten zwei 0,5 Stellen Handbuch „Qualität für alle entwickeln“. 8
Am 31. Dezember 2016 ging die Projektleitung und Initiatorin Erreichung des Evangelischen Gütesiegels zum Ziel gesetzt. des Projektes Kita+QM in den Ruhestand und übergab den Mittlerweile haben 15 Kindertagesstätten das bundesweit Staffelstab an ihre Nachfolgerin. anerkannte Evangelische Gütesiegel BETA erhalten. In Koo- peration mit der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Evangelisches Gütesiegel wurden neun Gutachter/innen aus dem Bereich der Evan- Neben der Einführung einer systematischen Qualitätsentwick- gelischen Kirche der Pfalz für die Zertifizierung nach dem lung und -sicherung hat sich das Projekt Kita+QM auch die Evangelischen Gütesiegel ausgebildet. Ambulante Hospizhilfe / Ökumenische Hospizhilfe Pfalz/Saarpfalz Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Der Verein Ökumenische Hospizhilfe Pfalz/Saarpfalz e.V. ver- Palliativversorgung in Deutschland tritt weiterhin die Belange der Ehrenamtlichen auf sozial- und Am 1. Dezember 2015 trat das Hospiz- und Palliativgesetz kirchenpolitischer Ebene. (HPG) mit dem Ziel einer Weiterentwicklung der Hospiz- Neben Fortbildungsangeboten wie der Zukunftswerkstatt und Palliativversorgung in Deutschland in Kraft. Damit war und der Gruppenleiterausbildung bieten die jährlich stattfin- die Stärkung der stationären Hospizversorgung und der denden Hospizbegleitertage mit ihren Workshops Gelegen- ambulanten Hospizarbeit verbunden. Für die ambulanten heit, sich fachlich auf höchstem Niveau mit aktuellen Themen Hospiz- und Palliativberatungsdienste bedeutete dies u. a.: und Fragen aus der Hospizarbeit zu beschäftigen. So griff eine bessere Finanzierung der Arbeit und die Förderung der der Hospizbegleitertag im vergangenen Jahr etwa das Thema bereits bestehenden Möglichkeit, ambulante Hospizdienste „Der Mensch wird am Du zum Ich“ – kultursensible Beglei- in die Sterbebegleitung vollstationärer Pflegeeinrichtungen tungen am Lebensende – auf. sowie Krankenhäuser einzubeziehen. Dadurch stieg die Zahl Das Jahr 2016 stand ganz im Zeichen des 25-jährigen Jubi- der Begleitungen: Im Jahr 2016 wurden in den vier Diensten läums des Vereins, das mit einem Sommerfest am 12. Juni in der Mitträgerschaft des Diakonischen Werkes Pfalz 412 in Annweiler gefeiert wurde. Zudem fand unter dem Motto Begleitungen abgeschlossen, im Jahr 2017 540. Im Jahr 2016 „Am Ende zählt der Mensch“ am 19. November 2016 in der engagierten sich in der Pfalz und Saarpfalz 166 Ehrenamt- Speyerer Gedächtniskirche ein Benefizkonzert des SAP-Sin- liche, im Jahr 2017 174 Ehrenamtliche. In den Diensten in fonieorchesters zugunsten der Ökumenischen Hospizhilfe unserer Mitträgerschaft in Landau, Frankenthal, Homburg Pfalz/Saarpfalz e.V. statt. und Donnersbergkreis fanden Strategieprozesse statt mit dem Ziel der Weiterentwicklung der Dienste. Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) Aufgrund eines Urteils des Oberlandesgerichtes Düsseldorf Ökumenische Hospizhilfe Pfalz/Saarpfalz e.V.: vom 1. Juli 2016 zur Vergabe von SAPV-Leistungen wurde Veränderungen in der Struktur und Veranstaltungen die Vergabepraxis in Rheinland-Pfalz neu geregelt: Nach Das Hospiz- und Palliativgesetz ermöglichte es den Ambu- dem sogenannten open-House-Verfahren wurden Gebiets- lanten Hospiz- und Palliativberatungsdiensten (AHPB), auch lose ausgeschrieben, auf die sich SAPV-Leistungserbringer die Kosten für das Ehrenamt im Rahmen der Finanzierung bewerben konnten. Im Oktober 2017 wurden die ersten vier durch die Krankenkassen geltend zu machen. Deshalb ist Gebietslose für die Regionen Südwestpfalz, Speyer/Ger- eine Finanzierung über den Verein Ökumenische Hospizhilfe mersheim, Trier und Bitburg/Vulkaneifel ausgeschrieben. Für Pfalz/Saarpfalz e.V. nicht mehr geboten. Ab 2018 wird die die Südwestpfalz erhielt die Hospiz- und Palliativversorgung Finanzierung der ehrenamtlichen Arbeit von den Trägern der Saarpfalz GgmbH den Zuschlag, für das Gebiet Speyer und AHPB übernommen. Ebenso wird die Versicherung der Eh- Germersheim die Diakonissen Speyer-Mannheim. renamtlichen von den Trägern der AHPB sichergestellt. Ambulante Pflege / Arbeitsgemeinschaft Ökumenische Sozialstationen Gesetzesänderungen: pflegebedürftigen Menschen nachhaltig verändern werden. Pflegestärkungsgesetze (PSG II und III) So wurde aufgrund der Einführung des neuen Pflegebedürf- Die Jahre 2016 und 2017 waren geprägt von grundlegenden tigkeitsbegriffes die leistungsrechtliche Gleichbehandlung gesetzlichen Veränderungen, welche die Versorgung von von Menschen mit somatischen, kognitiven und psychischen 9
Beeinträchtigungen innerhalb der Sektorengrenzen vollzogen. Fachkräftemangel: Die mittlerweile auf 2500 Mitarbeiter Gleichzeitig setzte sich aber auch der Weg zur Ambulantisie- gewachsene Belegschaft der 33 Sozialstationen reicht kurz- rung weiter fort. Politischer Wille ist nun, die Gleichbehand- bis mittelfristig nicht aus, um den Bedarf der Menschen an lung auch sektorenübergreifend zu gestalten. Hierbei wird Pflege, Beratung, Betreuung und Versorgung zu Hause zu auch die Aufhebung der Sektorengrenzen ambulant/stationär decken. Moderne digitale Konzepte der Personalgewinnung und die Weiterentwicklung der Pflegeversicherung diskutiert. sowie Schritte zur Profilierung der Sozialstationen als attrak- tive Arbeitgeber werden diskutiert. Ökumenische Sozialstationen in der Pfalz und Saarpfalz Da immer mehr Menschen durch das Raster der sozialen Niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsleitungen Sicherungssysteme fallen, kommt den Ökumenischen Sozial- Die Politik in Rheinland-Pfalz erhofft sich neben umfang- stationen eine wichtige Anwaltsfunktion zu. Durch das flächen- reichen Projekten im Bereich der Stärkung der Pflegeberufe deckende Netz der Ökumenischen Sozialstationen und ihre auch eine Entlastung der häuslichen Versorgungssettings Anbindung an die Spitzenverbände, die Gemeinden und die durch die Möglichkeit der Inanspruchnahme von sogenannten Ehrenamtsstrukturen können Bedarfe und Bedürfnisse auch „Unterstützungsangeboten im Alltag“. jenseits des Leistungsrechtes aufgenommen, gemeinsam bearbeitet und politisch transportiert werden. Professionalisierung des Managements Die Entwicklungen zeigten eine stärkere Offenheit zur orga- Zukunftswerkstatt nisatorischen Veränderung wie beispielsweise zur Gründung Die aktuellen und künftigen Herausforderungen wurden von von gGmbH mit einem oder mehreren Gesellschaftern, sei den Ökumenischen Sozialstationen intensiv in einer von der es durch Verbindung von Sozialstationen und stationären Arbeitsgemeinschaft unterstützten Zukunftswerkstatt bear- Trägern oder mehreren Sozialstationen miteinander. Die enge beitet. Als Handlungsfelder wurden die Themen „Christliches Verbindung zu den Kirchengemeinden und Krankenpflege- Profil“, „Personal- und Gesundheitsmanagement“, „Portfolio“ vereinen kann im Zusammenwirken zu neuen und wertvollen und „Struktur“ identifiziert. Möglichkeiten im Bereich der Begleitung der Menschen im Gemeinwesen führen und das gemeinsame Ziel der Versor- Fachkräftemangel gung pflegebedürftiger Menschen verwirklichen. Insbesondere beschäftigt die Sozialstationen das Thema Fachbereich „Freiwilliges Engagement“ Veranstaltungen und Publikationen Fachliche Beratung und Fortbildung Auf Ebene der Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland- Fachliche Beratung für am freiwilligen Engagement Inte- Pfalz wurde im Berichtszeitraum der Prozess für die Verga- ressierte und Serviceleistungen waren gefragt (von Mai bis be der entsprechenden Landesfördermittel optimiert, die Dezember 2017 rund 85 Gesprächs- und Serviceleistungen). Arbeitshilfe „Wenn Helfen nicht mehr gut tut“, erstellt. Zwei Im dritten Freiwilligenmanagement-Kurs neuer Konzeption, Fachtage zu den Themen „Freiwilliges Engagement in der „Ehrenamt entwickeln – konkret und vor Ort“ mit dem Institut Flüchtlingshilfe“ und „Zum Umgang mit Rechtspopulismus für kirchliche Fortbildung als Veranstalter, entwickelten und Stammtischparolen“ wurden durchgeführt. gemischte Teams aus ehrenamtlich und beruflich Mitarbeiten- den gemeinsam neue Projekte, die auch das Gemeinwesen in Auf der Ebene der Diakonie Pfalz wurde eine „Rahmen- den Blick nehmen. konzeption für freiwilliges Engagement in der Diakonie“ verabschiedet, die Grundlagen und Voraussetzungen für Landesprojekt „SeniorTRAINERinnen in Rheinland-Pfalz“ eine ehrenamtsfreundliche und ehrenamtsförderliche Kul- Dieses seit 2002 sich in Trägerschaft der Evangelischen Kir- tur beschreibt. Eine Informations- und Einlegemappe mit che der Pfalz und seit 2013 in Trägerschaft des Diakonischen entsprechenden Informationen und Formularen wurde erstellt Werkes Pfalz befindliche Projekt hat bis Ende 2017 insgesamt und kann als Serviceangebot angefordert werden. Die In- rund 530 SeniorTRAINERinnen ausgebildet. In den vergange- fobroschüre „Lust auf Ehrenamt –Ehrenamt mit Lust“ wurde nen zwei Jahren wurden in sieben regionalen Kursen 87 Frauen überarbeitet und neu gedruckt. Ein Informationsflyer für und Männer qualifiziert, die sich nun in Zusammenarbeit mit Interessierte über Möglichkeiten des Engagements sowie ein lokalen Anlaufstellen für das Gemeinwohl einsetzen. Das Pro- Flyer mit abrufbaren Basis-Bausteinen für berufliche Multi- jektteam koordinierte und begleitete die landesweiten Akteure plikator/innen und Ehrenamtliche stehen zur Verfügung. Ein (SeniorTRAINERinnen, Anlaufstellen und Weiterbildende) jähr- jährlicher Kompakttag „Freiwilliges Engagement aufbauen“ lich in je drei regionalen Netzwerktreffen, zwei Fachtagen (z.B. wurde, auch für Mitarbeitende anderer diakonischer Träger, Migration und Flucht verstehen, Argumentationstraining gegen durchgeführt. Stammtischparolen) sowie Koordinierungstreffen in Mainz. Eine Feierstunde mit dem Sozialministerium würdigte und vernetzte 10
die neuen SeniorTRAINERinnen. Ein neuer Flyer beschreibt die Evangelisches Seniorenwerk Pfalz ab 2018 geltende erweiterte Konzeption. In den Jahren 2016 und 2017 fanden Seniorentage, Besin- nungstage, Vortragsveranstaltungen und Fahrten mit rund Projekt sichtweise 60+ 330 Seniorinnen und Senioren statt. Eine Herausforderung Die Konzeption des Diakonischen Jahres ab 60 wurde zum bleibt es, neue Teilnehmende für die Arbeit des Evangelischen Projekt „sichtweise 60+“ weiterentwickelt. Zielgruppen sind Seniorenwerkes zu gewinnen. Menschen, die im Ruhestand diakonische, spirituelle und kirchliche Angebote kennenlernen und sich daraufhin ehren- Forum Offene Altenarbeit amtlich engagieren möchten. 13 Frauen und sieben Männer Das Diakonische Werk Pfalz ist im Lenkungskreis des Forums im Alter zwischen 60 und 75 Jahren nahmen ab Januar 2016 Offene Altenarbeit vertreten. Unter dem Motto „Auf dem Weg an dem Projekt teil. Derzeit wird das Rollout des Projektes in zur sorgenden Gemeinde“ fand am 28. September 2017 ein Kirchenbezirken geplant. Fachtag mit rund 40 Teilnehmenden statt. Ökumenische Diakonie Kommunikation und Presse Am 1. Mai 2017 folgte Pfarrerin Corinna Weissmann als Refe- rentin für Ökumenische Diakonie Pfarrer Dieter Weber nach, der in Ruhestand ging. Durch ihre Öffentlichkeitsarbeit prägt und verbreitet die Diakonie Pfalz das positive Image einer menschennahen, Brot für die Welt zugewandten und professionell arbeitenden Diakonie. Profes- Gastgeber für die pfalzweite Eröffnung der 58. Aktion „Brot sionelle Kommunikation zeigt sich in der zeitnahen Beant- für die Welt“ unter dem Motto „Satt ist nicht genug! Zukunft wortung von Presseanfragen genauso wie in ansprechender braucht gesunde Ernährung“, war der Kirchenbezirk Lud- und zielgruppengerechter Gestaltung von Publikationen; wigshafen. Die 59. Aktion wurde pfalzweit am 1. Advent in im aktuellen Webauftritt wie im reibungslosen Ablauf von Kaiserslautern unter dem Motto „Wasser für alle“ eröffnet. anspruchsvollen Veranstaltungen; im bewegten Bild wie im Das Spendenergebnis ist erfreulicherweise im Bereich der gesprochenen Wort. Landeskirche seit vielen Jahren bei rund einer Million Euro stabil. Im Jahr 2016 betrug es 1.029.609 Euro (im Jahr 2015 Neben den klassischen Aufgaben (Pressearbeit, Diakonie 1.030.258 Euro). Zur Information der Kirchenbezirke findet Aktuell, Webredaktion, Publikationen) lagen die Schwer- zwei Mal jährlich das sogenannte Dekanatsbeauftragten- punkte der Arbeit des Referats Kommunikation und Presse treffen statt mit dem Ziel, den jeweiligen Schwerpunkt der im Berichtszeitraum in der Umsetzung des Reformationspro- laufenden Aktion vorzustellen. Unter Leitung von Dekan i.R. jektes „Türen öffnen. Gerechtigkeit leben“. Pfalzweit konnten Berthold Gscheidle setzen sich ehrenamtlich Senior/innen 30 Türen „eingeworben“ werden. Ein Teil der Türen wurde für die Arbeit von Brot für die Welt ein. Am 16. September beim Jahresempfang der Diakonie Pfalz am 30. November 2017 fand in Zusammenarbeit mit dem Missionarisch Ökume- 2016 in Ludwigshafen präsentiert. Dieser Termin fand auch nischen Dienst ein Studientag statt. im Bundesverband Beachtung. Als erster Landesverband haben wir das Ausstellungskonzept der Diakonie Deutsch- Diakonie Katastrophenhilfe land erprobt und unsere Erfahrungen nach Berlin zurück- Im Jahr 2017 wurden 15.000 Euro Soforthilfe für die Unter- gemeldet. Die Pfälzer Türen wurden öffentlichkeitswirksam stützung der Rohingyas zur Verfügung gestellt. 20.000 Euro im Rahmen der Kirchenkulturtage (6. bis 11. April) in Speyer flossen zur Unterstützung der Flüchtlingsarbeit der deutschen ausgestellt. Zur Eröffnung konnten wir Sozialministerin Sabine Gemeinde in Athen. Bätzing-Lichtenthäler begrüßen. Nach der erfolgreichen regionalen Ausstellung in Speyer wurden zehn Pfälzer Türen Hoffnung für Osteuropa für die Weltausstellung in Wittenberg ausgewählt und auf den Am 5. März 2017 fand die Eröffnung der Aktion Hoffnung für Weg geschickt. Zwei weitere Pfälzer Türen traten ihren Weg Osteuropa unter dem Motto „Zukunft und Hoffnung geben“ zum Berliner Kirchentag an. Die Beteiligung an der Aktion in der Stiftskirche in Neustadt statt. Die Predigt hielt Oberkir- „Türen öffnen. Gerechtigkeit leben“ war und ist ein voller chenrat Manfred Sutter. Zu dem Gottesdienst und der Feier Erfolg, der das diakonische Engagement in der Pfalz weit zum 25-jährigen Bestehen des Arbeitskreises Ukraine-Pfalz über unsere Landesverbandsgrenzen hinweg positiv ins Ge- waren Projektpartner aus der Ukraine eingeladen. spräch gebracht und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Zwei Mal im Jahr tagte der Vergabeausschuss, der die Gelder verschiedenen diakonischen Träger nachhaltig gefördert hat. der Spenden- und Kollekteneinnahmen verwaltet: Im Jahr Das Referat Kommunikation und Presse war in der Zeit vom 2017 wurden 28.927,45 Euro an 11 Projekte ausgeschüttet. 22. bis 29. August in Wittenberg vor Ort und betreute das Tü- Die Eröffnung der 25. Aktion Hoffnung für Osteuropa fand am renhaus der Diakonie. An dem gut gelegenen Standort direkt 18. Februar 2018 unter dem Motto „Solidarisch handeln in neben der Stadtkirche boten sich zahlreiche Gelegenheiten, Europa“ in der Protestantischen Kirche in Limburgerhof statt. mit Gästen ins Gespräch zu kommen. 11
Abteilung Soziales und Freiwilligendienste Die Diakonie unterstützt Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen. In der Pfalz und Saarpfalz gibt es darum in Abteilungsleitung: Brigitte Thalmann Trägerschaft des Diakonischen Werkes Pfalz zwölf Bera- Fachbereiche: tungszentren, die sogenannten „Häuser der Diakonie“. Ihre ■ Querschnittsaufgaben mit den Häusern der Diakonie multiprofessionelle Arbeit wird fachlich durch die Abteilung ■ Offene Sozialarbeit mit den Schwerpunkten Sozial- „Soziales und Freiwilligendienste“ koordiniert und begleitet. und Lebensberatung, Schwangerschafts- und Zur Abteilung gehört zudem das Referat Freiwilliges Soziales Schwangerschaftskonfliktberatung, Schuldner- und Jahr (FSJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD), das die Arbeit Insolvenzberatung, Kuren und Erholung mit freiwillig Engagierten aller Altersgruppen innerhalb der ■ Erziehung- und Familienberatung mit Diakonie unterstützt. den Kinderschutzdiensten ■ Suchtkrankenhilfe/Wohnungslosenhilfe ■ Migration und Integration Interkulturelle Öffnung ■ Gemeinwesendiakonie und Mehrgenerationenhäuser ■ Freiwilliges Soziales Jahr, Bundesfreiwilligendienste Unter dem Stichwort Interkulturelle Öffnung bzw. Interkultu- ■ Arbeit/Arbeitslosigkeit relle Ausrichtung setzt sich das Diakonische Werk Pfalz mit ■ Kinder-und Jugendhilfe der Tatsache auseinander, dass immer mehr Menschen aus anderen Kulturen und mit anderen Religionen bei uns leben – und hier auch Unterstützung und Beratung nachfragen. Dieser Prozess wird im „Leitfaden Interkulturelle Ausrichtung“ auf Bundesebene als Best-Practice-Beispiel bei einem Pro- dokumentiert. Dabei ist zu betonen, dass dieser Prozess jekt des Evangelischen Werkes für Diakonie und Entwicklung nicht erst begann, als in den vergangenen beiden Jahren in (EWDE). unseren Häusern der Diakonie immer mehr Menschen mit Fluchterfahrung Hilfe suchten. Vielmehr ist die Frage nach Unser Ziel bleibt es, gleichberechtigte Zugänge für alle einem kultursensiblen Angebot und Umgang mit Klientinnen Menschen zu schaffen, die bei uns leben. Dazu haben wir und Klienten jedem diakonischen Handeln immanent. So ein Handlungskonzept entwickelt, dass die Frage der inneren haben sich beispielsweise die Freiwilligendienste FSJ/BFD Haltung zur Arbeit mit Menschen fremder Herkunft bedenkt, schon frühzeitig auf die Herausforderungen der Zuwande- auf Strukturen des Diakonischen Werkes zielt und die kon- rungsgesellschaft ausgerichtet. krete Umsetzung in unseren Angeboten behandelt. Schein- bare Kleinigkeiten wie die Beschilderung in den Häusern der Im Jahr 2017 konnten wir unseren Leitfaden zur Umsetzung Diakonie oder besondere Notwendigkeiten wie die Sprach- vorstellen – und das nicht nur hier in der Pfalz, sondern auch kenntnisse der Beratungs- und Verwaltungskräfte bis hin zur Fördervorausset- Diakonisches Werk Fondsmittel für 2-tägiger Arbeit an inhaltlichen Themen: zungen für Bera- Pfalz beginnt mit Sprachmittler Workshop mit - Englisch-Fortbildung tungsstellen werden Begleitteam werden bereit- Expert*innen- - Beratung zu dritt durch das Land RLP Projektprozess gestellt. gruppe - Unterstüzung der angepasst. Verwaltung Regionale Workshops 2010 2012-14 2013-14 11/2015 2/2016 9/2016 2/2017 6/2017 7/2017 12/2017 2017-19 Das Land RLP - Kleine AKs in der Expert*innen- Erarbeiten eines Leitfadens fördert Fachkräfte- Region entstehen gruppe "Interkulturelle Ausrichtung fortbildungen durch - Inhouse-Fortbildung entsteht im Diakonischen die LIGA RLP in den Referaten Werk Pfalz/Abteilung SFD" Auftaktveranstal- 2 Mitarbeitende und 3 Führungs tungen für alle Mit kräfte des Diakonischen Werkes arbeitenden Mitarbeitende aus der Beratung und Pfalz werden als interkulturelle leitende Mitarbeitende nehmen teil an der Prozessbegleiter weitergebildet Weiterbildung der Diakonie Deutschland: „Interkulturelle Öffnung – Führungsauf gabe in einer Diakonie der Vielfalt“ 12
Personalzusammensetzung werden in unserem Leitfaden können. Das Förderprogramm der „Sozialen Stadt“ könnte beschrieben. Das Autorenteam setzt sich aus Mitarbeitenden hier die benötigten Mittel zur Verfügung stellen, wenn es auch unterschiedlicher Herkunft und mit Erfahrung in Fragen der einen wirtschaftlichen Träger für das Nachbarschaftszentrum Migration zusammen. Sie alle eint ein hohes Maß an Toleranz, gäbe. Darum wird derzeit durch die Stadt Ludwigshafen in Empathie, Kommunikations- und Problemlösefähigkeit – einer Machbarkeitsstudie die Wirtschaftlichkeit eines Betriebs allesamt Voraussetzung für die selbstbewusste und vorur- geprüft. Mit möglichen Trägern werden ebenfalls Gespräche teilsfreie Zuwendung zum Menschen. geführt, so dass man im Moment hoffen darf, dass die “ zurückliegende Planungsarbeit für eine solidarische Gemein- wesenarbeit umgesetzt werden kann. Zur Unterstützung Der Leitfaden ist Orientierung und Unterstüt- finanziert das Diakonische Werk zudem Stellen im Bundes- zung für Ratsuchende, Mitarbeitende, Ehren- freiwilligendienst, die in der Gemeinwesendiakonie in Oggers- amtliche und unsere Kooperationspartner. heim tätig werden. Da sich unsere Gesellschaft glücklicherweise weiterentwickelt und verändert, wird sich Das Mehrgenerationenhaus im Haus der Diakonie Ludwigs- auch der Leitfaden weiterentwickeln und der hafen geht im Jahr 2018 in das zehnte Jahr seiner Tätigkeit. Prozess der interkulturellen Ausrichtung als Der Kindermittagstisch an zwei Tagen, das Themenfrühstück, beständiges Fragen nach und Reagieren auf der Treff für Flüchtlingsfrauen, die Kinderkleiderkammer, der Bedürfnisse, Bedarfe und Kompetenzen der Seniorentreff, der Mittagstisch für jedermann, die Lernpaten Menschen nicht enden. Diakonie wird sich (begleiteter Übergang Kita – Grundschule / Grundschule – daran messen lassen, ob sie diesem Anspruch weiterführende Schule) und der offene Treff sind Angebote, gerecht wird und einen gleichberechtigten die von ca. 80 ehrenamtlich Mitarbeitenden erbracht werden. Zugang aller zu ihren Angeboten ermöglicht, Neu ist das Nähcafé im Keller mit täglichen Öffnungszeiten, das von der BASF SE und der kirchlichen Kultur- und Sozi- alstiftung gefördert wurde. Es bestehen intensive Kooperati- sagt Abteilungsleiterin Brigitte Thalmann. onen und Vernetzungen mit umliegenden Kindertagesstätten, Schulen, dem Netzwerk Familienbildung, der Stadt Ludwigs- Gemeinwesendiakonie hafen und dem Verein zur Förderung des Ehrenamtes e.V., VEhRA. Das zweite Querschnittsthema – Gemeinwesendiakonie – nimmt Formen an. Konzepte und Projekte der Gemeinwe- sendiakonie werden nachhaltig entwickelt und in die Praxis umgesetzt. Im Kirchenbezirk Pirmasens ist ein Gemeinwe- senbüro mit einem kleinen Nachbarschaftszentrum in der fotolia.com © fkitty Fußgängerzone an den Start gegangen. Das Projekt wird für zwei Jahre umfangreich vom Land Rheinland-Pfalz gefördert und von der Leitung des Hauses der Diakonie Pirmasens verantwortet. Es verfolgt das Ziel, Angebote im unmittelbaren Lebensumfeld der Menschen zu entwickeln und vorzuhal- ten. Es geht um die Möglichkeit, den sozialen Raum für die aktive Mitgestaltung und Aneignung anzubieten. Bürgerinnen und Bürger der Stadt Pirmasens sollen zusammengebracht werden, damit diese für Ihre eigenen Interessen eintreten und eine nachhaltige Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbe- dingungen durchsetzen. In Oggersheim-West arbeitet ein neugegründeter Förderver- ein in der Comenius Kirchengemeinde an der Weiterentwick- lung des bisherigen Gemeindezentrums zu einem Nachbar- schaftszentrum. Das Diakonische Werk Pfalz ist im Vorstand des Fördervereins vertreten. Leider sind bei dem in die Jahre gekommenen Gebäude zahlreiche Investitionen notwen- dig, um es künftig als Nachbarschaftszentrum betreiben zu Mit ihrem Beratungs- und Hilfsangebot ist die Diakonie ein Anker, der hilfesuchenden Familien Halt und Orientierung bietet. Nicht nur durch die Gespräche, sondern auch durch Angebote wie Kleider- kammern und Möbellager, die unbürokratische Bereitstellung von Spendengeldern oder aber durch die Vermittlung eines Erholungs- aufenthaltes entlasten und stärken wir Familien. 13
Freiwilliges Soziales Jahr/ die Rahmenbedingungen für dieses Sonderprogramm durch den Bund noch nicht geklärt. Entsprechend holprig und ar- Bundesfreiwilligendienste beitsaufwendig gestaltete sich der Einstieg. Allerdings waren die Erfahrungen der Einsatzstellen von Anfang an ausgespro- Das Referat hat sich in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt. Es chen gut. Für die pädagogische Arbeit stellt die Teilnahme der wurden neue Programme für Freiwillige entwickelt, die quali- Flüchtlinge an unseren Seminaren eine große Bereicherung tative Umsetzung wurde verbessert und die Öffentlichkeits- dar. Die „deutschen“ Freiwilligen übernehmen mit großer arbeit des Referats erhielt neue Impulse. Insgesamt waren Selbstverständlichkeit die Verantwortung für die Integration in 2016 im Durchschnitt 310 Freiwillige im Dienst und 2017 344 die Gruppe. „Jetzt bin ich wirklich in Deutschland ange- Freiwillige. kommen!“ Diese Aussage eines jungen Mannes aus Syrien in der Abschlussrunde seines ersten Seminars unterstreicht die FSJ: Es gelang, die Zahlen der Freiwilligen stabil zu halten. Wichtigkeit einer inklusiven Betreuung. Die Seminare bieten Da sich der Trend zu immer kürzeren Dienstzeiten fortgesetzt Flüchtlingen die Chance, gemeinsam mit Deutschen Zeit hat, war die Einführung von sogenannten „Flexi-Gruppen“ zu verbringen, Erfahrungen auszutauschen und Themen zu mit eigenem Konzept ein wichtiger Schritt. Nun ist für ca. 50 besprechen. Sie sind dabei nicht in der Rolle der Betreuten, Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu jeder Zeit ein FSJ-Start sondern erleben Begegnung mit Gleichaltrigen auf Augenhö- möglich. he. Außerdem wurden über das Bundeskontingent auch neue Stellen für Freiwillige in der Arbeit mit Flüchtlingen geschaffen. FSJ P.R.O. (Perspektive, Ressource, Orientierung) Das Projekt ist für 15 Teilnehmende im FSJ konzipiert. Projekt- start war am 1. September 2016. Ziel des Projekts ist es, Menschen mit besonderem Förderbedarf einen auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen unterstützenden Rahmen zu bieten. Durch ein ressourcenorientiertes Angebot aus zusätz- lichen Seminartagen und Einsatzstellenbesuchen sowie vier Einzelcoaching-Terminen sollen die Teilnehmenden befähigt werden, ihren Freiwilligendienst erfolgreich abzuschließen und eine sinnvolle Anschlussperspektive zu finden. Die Einsatzstellen erfahren durch die intensivere Betreuung des Referats FSJ eine Entlastung, die Projektmitarbeiterinnen verfügen über eine Zusatzqualifikation. Die Rückmeldungen sowohl der Teilnehmenden als auch der Einsatzstellen waren sehr positiv, sodass wir das Projekt weiterführen. Bundesfreiwilligendienst BFD: Im Regel-BFD waren die Zahlen durch die höheren Teilnehmerzahlen im BFDü27 und dem neue eingerichteten BFD mit Fluchtbezug leicht rückläufig. Die Diakonie Pfalz bietet Freiwilligen im FSJ und BFD eine breite Palette an BFDü27: Hier hat sich die Zahl der Teilnehmerinnen und Teil- Einsatzmöglichkeiten in eigenen Einrichtungen sowie in den Einrichtungen nehmer gegenüber den Vorjahren leicht erhöht und bei durch- anderer Diakonischer Träger und den Kirchengemeinden. Freude am Umgang schnittlich 10 Teilnehmenden eingependelt. Die Gruppe hat mit Menschen und Offenheit für neue Erfahrungen sind für den Freiwilligendienst wichtige Voraussetzungen. einen hohen Teilnehmeranteil mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung. Auch was das Alter (27- 62 Jahre) und die Deutsch-Französische Begegnung Bildungsabschlüsse betrifft, ist die Gruppe extrem heterogen. Die 2015 begonnene Kooperation mit dem Conseil General Die Gestaltung der Bildungstage stellt deshalb eine besonde- Du Bas Rhin wurde fortgeführt. 2016 nahmen 63 deutsche re Herausforderung dar. Es macht sehr viel Freude zu erleben, und französische Freiwillige an einem Begegnungstag in dass sich die Gruppe trotzdem immer wieder findet und sich Otterberg statt. 2017 waren wir mit einer FSJ-Gruppe zu Gast die Teilnehmenden sehr respektvoll, annehmend und unter- in Frankreich. stützend begegnen. Öffentlichkeitsarbeit BFD mit Fluchtbezug: Seit 2016 stellt der Bund Fördergelder Die demografische Entwicklung und entspannte Lage auf und zusätzliche Kontingentplätze zur Verfügung. Wir haben dem Ausbildungsmarkt machen sich bei den Freiwilligen- diese Möglichkeit vom ersten Tag an genutzt und bieten allen diensten bemerkbar. Bei einigen Freiwilligendienstträgern Flüchtlingen eine besondere Förderung an, unabhängig vom sind die Freiwilligenzahlen bereits rückläufig. Das Referat FSJ offiziellen Status. Die Konzeption folgt dabei zwei Grundüber- hat deshalb seine Öffentlichkeitsarbeit verstärkt. 2016 haben legungen: Flüchtlinge sollen inklusiv zusammen mit anderen wir zum ersten Mal Freiwillige für einen Einsatz als Schulbot- Freiwilligen betreut werden. Für besondere Bedarfe werden schafter geschult. Diese sollen in Schulen über Freiwilligen- zusätzliche Bildungstage angeboten. Als die erste Freiwillige, dienste informieren und werben. eine Flüchtlingsfrau aus Somalia, ihren Dienst begann, waren 14
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