AUS DEN STAATLICHEN NATURWISSENSCHAFTLICHEN SAMMLUNGEN BAYERNS 2016/2017 - Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen ...
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2 BEGRÜSSUNG 4 EIN BLICK IN UNSERE FORSCHUNG 12 ETWAS BESONDERES AUS UNSEREN SAMMLUNGEN 16 AUS UNSEREN AUSSTELLUNGEN 23 LESESTOFF 24 MENSCHEN 27 GUT VERNETZT 28 JEDER BRAUCHT FREUNDE 30 ZAHLEN UND FAKTEN 32 IMPRESSUM
BEGRÜSSUNG Liebe Leserin, lieber Leser! Unsere Broschüre „Aus den Staatlichen Na- lung kann auf www.biotopia.net verfolgt wer- turwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns“ den. BIOTOPIA wird vermutlich im Jahre 2024 informiert Sie wiederum über Höhepunkte und die Pforten öffnen. herausragende Leistungen aus Forschung und Knapp vor dem Jahresende 2017 erreicht uns Öffentlichkeitsarbeit, aber auch über die Men- die erfreuliche Nachricht, dass es auch für un- schen hinter den Kulissen unserer Staatssamm- sere geowissenschaftlichen Staatssammlungen lungen und Museen und deren Unterstützer. (Paläontologie & Geologie, Mineralogie) neue Aus unserem Großprojekt “Naturkundemuseum Räumlichkeiten und Magazine sowie Möglich- Bayern” ist “BIOTOPIA” geworden. Der Grün- keiten für Ausstellungen im Rahmen des Neu- dungsdirektor, Prof. Dr. Michael John Gorman, baus des Departments für Geo- und Umwelt- hat die Verantwortung für Planung und Ausfüh- wissenschaften der LMU geben wird. Unser rung übernommen, das Planungsteam wurde herzlicher Dank dafür ergeht an unser Staats- deutlich aufgestockt. Dieser Wechsel des Titels ministerium, die LMU sowie die Stadt München, spiegelt auch die geänderte Konzeption wider: die das möglich gemacht haben. Klare Fokussierung auf die Biowissenschaften Auch für die biologischen Staatssammlungen (Life Sciences) und zugleich Betonung der Ver- geht es steil bergauf: Die anthropologische antwortlichkeit nicht bloß des Menschen, son- Sammlung - mit 68.000 Skeletten die größte dern jedes Menschen für die Biotope nicht nur in ganz Deutschland - erfreut sich nach Jahr- der bayerischen Heimat, sondern des gesamten zehnten der Verteilung über verschiedenste Globus. BIOTOPIA will nicht bloß über Natur und Standorte in München endlich eines professio- Mensch informieren, nicht bloß zum Staunen nell ausgestalteten Quartiers für die gesamte und Wundern anregen, sondern insbesondere Sammlung im Münchner Osten (Dornach). An die Besucher aller Alters- und Bildungsstufen der Botanischen Staatssammlung wird das dazu bewegen, das tägliche Verhalten zu hin- Herbarium mit einer in Kürze deutlich vergrö- terfragen und gegebenenfalls zu korrigieren. ßerten Fläche den voraussichtlichen Zuwachs Die SNSB-Wissenschaftlerinnen und -Wissen- der kommenden Jahrzehnte aufnehmen kön- schaftler haben dazu 2016 einen zweitägigen nen. Last but not least startet im kommenden Retreat durchgeführt, um auszuloten, wo und Jahr an der Zoologischen Staatssammlung eine wie unsere Sammlungen und wissenschaftliche Generalsanierung der technischen Anlagen in- Expertise hier eingebracht werden könnten – es klusive einer Kompaktierung von fünf Samm- bleibt zu hoffen, dass diese Überlegungen auch lungsmagazinen, eine weitere Baumaßnahme realisiert werden können. Die aktuelle Entwick- in knapp zweistelliger Millionenhöhe. 2
Die Zentralverwaltung der SNSB wurde nach herzlichen Dank an alle Mitwirkenden und Fi- der Pensionierung unserer langjährigen “guten nanziers. Seele” für Personal- und Haushaltsangelegen- Das Naturkunde-Netz Bayern konnte die Ange- heiten, Frau Maria-Luise Kaim, teilweise neu bote an den Regionalmuseen und damit deren organisiert: Wir heißen die neuen Hauptverant- Sichtbarkeit beträchtlich erweitern – der Dank wortlichen, Frau Veronika Helber (Haushalt) und dafür gebührt allen hoch engagierten Mitwir- Herrn Hubert Scholz (Personal) sowie alle neuen kenden. Auch der gemeinsame Messeauftritt Mitarbeiter/innen herzlich willkommen. des Naturkunde-Netz Bayern bei der Munich Aber auch die Forschung der SNSB macht sub- Show (ehem. Münchener Mineralientage) war stanzielle Fortschritte und meldet spektakuläre höchst erfolgreich. Erfolge: Ein größeres Projekt zur Erarbeitung Mein Dank richtet sich daher an alle, die zu von Workflows für digitale Forschungsdaten diesen hervorragenden Leistungen beigetragen (GFBIO: www.gfbio.org) am SNSB-IT-Zentrum haben, bezogen auf diese Broschüre natürlich wurde verlängert. Dasselbe gilt für die Pro- auch an das bewährte Redaktionsteam um Frau jekte zum DNA-Barcoding an der Zoologischen Dr. Natzer aus der Generaldirektion. Sie als Le- Staatssammlung (www.barcoding-zsm.de), wo- serin oder Leser erwarten auf- und anregende durch die ZSM zum weltweit zweitgrößten Da- Ergebnisse unserer Forschungsarbeiten, einge- ten-Provider nach der Weltzentrale in Guelph worbene Spitzen-Sammlungen, die Highlights (Kanada) aufgestiegen ist. Nicht zu vergessen unserer Öffentlichkeitsarbeit. Für die Liebhaber ein erfolgreich eingeworbener und gestar- von Details und Kontinuität verweise ich auf die teter DFG-Schwerpunkt TAXONOMICS (www. formellen Jahresberichte der SNSB sowie die taxon-omics.de) durch Frau Prof. Renner mit Vorläuferhefte zu dieser Broschüre auf unserer viel SNSB-Beteiligung. Eine ganze Reihe Anträ- Webseite www.snsb.de (Rubrik Publikationen). ge weiterer Großprojekte ist “in der Pipeline” (sprich: Begutachtung) und hofft auf Bewilli- Ein letzter Appell: Besuchen Sie uns - in Mün- gung. chen und den Regionen: Alle Öffentlichkeitsbe- Die Doppelbelastung durch die Planungstätig- reiche unserer Institutionen und deren Mitar- keit für BIOTOPIA schränkt die Aktivitäten des beiter/innen freuen sich auf Sie und garantieren Museums Mensch und Natur etwas ein: Trotz- Staunen, Erleben und Begeisterung. dem feierten wir das 10-jährige Jubiläum des Fotowettbewerbs “Natur im Fokus”, eine ein- Prof. Dr. Gerhard Haszprunar zigartige Erfolgsgeschichte verbunden mit dem Generaldirektor der SNSB 3
EIN BLICK IN UNSERE FORSCHUNG Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Staatlichen Naturwissen- schaftlichen Sammlungen Bayerns erforschen weltweit die heutige und frühere Vielfalt auf der Erde. Einige Beispiele und Projekte stellen wir hier vor. EVOLUTION IM HEIMISCHEN GARTEN Charles Darwin kam seine Idee zur Entstehung kannte Tier, das in Deutschland gefunden wird, der Arten nach einer Reise zu den Galápagos- an Hand seiner DNA bestimmt werden kann. Inseln, Alfred Russell Wallace hatte sie zwi- schen Bali und Lombok. Tatsächlich aber muss Um die Arbeit trotz der hohen Artenvielfalt je- man nicht in die Tropen fahren, um Evolution doch so weit wie möglich in überschaubare zu beobachten und zu erforschen: manchmal Etappen zu gliedern, zielen die Wissenschaftler genügt ein Blick aus dem Fenster in den hei- darauf ab, einzelne Tiergruppen nacheinander mischen Garten. zu vervollständigen und darüber einen wissen- schaftlichen Artikel zu veröffentlichen. Diese In den DNA-Barcoding-Projekten haben For- sogenannten „Data Releases“ zum Barcoding scher der Zoologischen Staatssammlung schon sollen andere Wissenschaftler, die nicht am über 15.000 heimische Tierarten genetisch un- Projekt beteiligt sind, über die Verfügbarkeit tersucht, von denen Insekten naturgemäß die der neuen, weltweit öffentlich zugänglichen große Mehrzahl ausmachen. Ziel ist es, eine Daten informieren und mögliche Nutzungswei- Datenbank zu schaffen, mit der jedes unbe- sen aufzeigen. Diese können in den Bereichen der Grundlagenforschung, im Naturschutz, aber auch in der Lebensmittelsicherheit oder medi- zinischen Forschung liegen. Der Braune Grashüpfer Chorthippus brunneus kommt an Bahngleisen und trockenen Wegrän- dern Münchens vor, steht aber als Forschungs- objekt der Evolutionsbiologie in einer Reihe mit den Galápagos-Finken Charles Darwins. 4
Buntbäuchiger Grashüpfer Omocestus rufipes Oft zeigen Data Releases aber auch den Bedarf Genfluss zwischen den sonst so ähnlichen Ar- nach tiefer gehender Forschung auf, so auch ten und helfen dabei, sie als eigenständige evo- im kürzlich veröffentlichten Data Release der lutionäre Linien zu erhalten. Ob dieser Mecha- mitteleuropäischen Heuschrecken: Dort stellten nismus genügt oder in welchem Umfang noch die Forscher unter der Leitung von Dr. Oliver Hybridisierung zwischen den Arten stattfindet, Hawlitschek überrascht fest, dass sich viele wollen die Forscher um Dr. Hawlitschek in heimische Heuschreckenarten im Gegensatz zu einem neuen, von der DFG geförderten Projekt fast allen anderen untersuchten Tieren durch in Zusammenarbeit mit der LMU mit Methoden die DNA-Barcodes nicht unterscheiden lassen. des Next-Generation-Sequencing untersuchen. Betroffen sind viele seltene und bedrohte Arten, aber auch einige „Allerweltsarten“, die häufig Somit haben die Forscher einen interessanten in unseren Parks und Gärten vorkommen. Fall der Evolutionsbiologie vor der eigenen Haustüre entdeckt. Eine Reise auf die Galápa- Die Wissenschaftler nehmen an, dass die- gos ist in diesem Fall nicht nötig; es genügt ein se genetische Ähnlichkeit von einem erdge- Besuch der Wiese vor der Zoologischen Staats- schichtlich extrem jungen Ursprung der Arten, sammlung. möglicherweise erst kurz vor oder während der Eiszeiten, herrührt. Die deutlich unterschied- lichen Paarungsrufe der Männchen verhindern 5
BIZARRE FEINDABWEHR: GECKO LÄSST DIE HÜLLEN FALLEN Hat besonders große Körperschuppen: Der Fischschuppengecko Geckolepis megalepis Viele Echsen kön- nen bei Gefahr ihren Schwanz abwerfen, doch die madagassischen Fischschuppen- Der „nackte“ Gecko kann seine Haut und sein geckos haben noch eine zusätzliche Überle- Schuppenkleid innerhalb weniger Wochen nar- bensstrategie entwickelt: Beim Angriff eines benfrei regenerieren. Fressfeindes, aber auch schon bei leichter Be- rührung, löst sich ihr Schuppenkleid samt der Forscher um Mark Scherz und Frank Glaw von darunter liegenden Haut vom Körper ab. Auf der Zoologischen Staatssammlung München diese Weise können die Geckos regelrecht aus haben 2017 eine neue Art von Fischschup- der Haut fahren und entkommen. pengeckos (Geckolepis megalepis) beschrie- ben. Sie hat die größten Körperschuppen aller Der Körper dieser Geckos ist mit großen, lo- Geckos und verliert diese besonders leicht. cker sitzenden Schuppen bedeckt, die nur zu Dass die Geckos scheinbar so leichtfertig ihre einem kleinen Teil mit der Haut verbunden sind. lebenswichtige Haut riskieren, legt nahe, dass Frühere Studien hatten gezeigt, dass sich in der diese Feindabwehrstrategie für ihr Überleben in unteren Hautschicht eine vorgeformte Abrisszo- der Natur extrem wichtig ist. Der Mechanismus, ne befindet, an der die Haut aktiv abgestoßen der Haut und Schuppen so schnell regenerieren werden kann. Diese sogenannte dermolytische lässt, ist noch nicht gut verstanden, könnte aber Schreckhäutung funktioniert völlig anders als möglicherweise auch Anwendung in der Medi- die normale Reptilien-Häutung, die nur die zin finden. abgestorbene, oberste Hautschicht betrifft. Bei Gefahr wirft der Fischschuppengecko seine Schuppen samt darunter liegender Haut ab. 6
Forschung CITIZEN SCIENCE PROJEKT: MÜNCHEN SUCHT NUMMERIERTE WILDBIENEN Das Projekt wurde von Gartendirektorin Prof. Susanne Renner und Dr. Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung Mün- chen betreut. Von den 106 Wildbienen-Arten, die bisher im Botanischen Garten nachgewie- sen wurden, wurden bisher drei ausgewählte Arten markiert - zwei Arten im Frühjahr und eine Sommerart, jeweils mit unterschiedlichen Fast 800 Individuen von 2 verschiedenen Lebensansprüchen. Um die Wiederfindungsra- Wildbienen-Arten wurden mit te zu erhöhen, wurden zahlreiche Individuen nummerierten Plättchen markiert markiert, so z.B. 370 Individuen der Gehörnten Mauerbiene. Über die Ausbreitungsbiologie und die Lebens- ansprüche von Wildbienen ist noch sehr wenig In einem Citizen Science Projekt waren die bekannt - wie weit fliegen sie, um neue Nist- Münchner Bürger aufgerufen, Funde markierter standorte oder Nahrungs- und Pollenpflan- Wildbienen zu melden – daraus können die zen zu finden? Da die meisten Wildbienen zu Forscher Rückschlüsse auf Wanderungsbewe- klein und leicht sind, um sie mit Sendern zu gungen individueller Bienen ziehen. Von den markieren, haben sich die Wissenschaftler der zahlreichen Rückmeldungen kamen die mei- Ludwig-Maximilians-Universität und der Bota- sten bisher vom Gelände des Botanischen Gar- nischen Staatssammlung München eine andere tens, einige aber auch weiter davon entfernt. Methode ausgedacht: Doktorandin Michaela Das Projekt wird 2018 fortgeführt. Hofmann und einige Lehr- amtsstudenten haben Wildbienen an Nisthilfen im Botanischen Garten München mit verschie- denfarbigen numme- rierten Plättchen mar- kiert. Die Münchner waren aufgerufen, Funde markierter Bienen zu melden 7
DOMESTIKATION: WIE KATZEN DIE WELT EROBERTEN Die Domestikation der Falbkatze zur Haus- katze fand sowohl in Ägypten als auch im Na- hen Osten statt – und beide Linien haben ihre Spuren im Erbgut der europäischen Hauskatzen hinterlassen, wie eine neue Studie, an der die Staatssammlung für Anthropologie und Paläo- anatomie München (SAPM) maßgeblich betei- ligt war, zeigt. Katzen gehören zu den beliebtesten Haustieren und sind heute weltweit bis in die entlegensten Gebiete verbreitet. Archäologische Funde deu- ten darauf hin, dass sich Katzen schon vor fast 10.000 Jahren dem Menschen angeschlossen haben. Trotzdem war bis heute ihre Domesti- kationsgeschichte noch weitgehend ungeklärt. Aus genetischen Untersuchungen an heutigen Katzen ist bekannt, dass alle Hauskatzen auf die Falbkatze (Felis silvestris lybica) zurückge- hen, eine Unterart der Wildkatze, die in Nord- afrika und Südwestasien verbreitet ist. Um die Domestikationsgeschichte der Hauskatze Ägyptische Katzenmumie aus dem aufzuklären, hat ein internationales Forscher- Staatlichen Museum für Ägyptische Kunst team unter SAPM-Beteiligung zum ersten Mal in München (Foto: Marianne Franke) das Erbmaterial in Überresten von Katzen aus archäologischen Fundplätzen und historischen Sammlungen analysiert und verglichen. Funde aus Europa, Afrika und Südwestasien, zu de- breitungsgebiet der Falbkatze vor dem Beginn nen auch ägyptische Katzenmumien gehören, des Ackerbaus in der Jungsteinzeit viel größer erlauben quasi eine Zeitreise zum Beginn der war als bisher bekannt und sogar bis Südosteu- engeren Beziehung zwischen Mensch und ropa reichte, wo es mit dem der europäischen Katze als Folge seiner sesshaften Lebensweise Wildkatze (Felis silvestris silvestris) überlapp- mit Getreideanbau und -lagerung. te. Zum Haustier wurde die Falbkatze in zwei geografisch getrennten Regionen, nämlich im Die SAPM stellte für die Studie einen wich- Nahen Osten und in Ägypten. tigen Teil des Probenmaterials zur Verfügung. Die ältesten untersuchten Proben sind etwa Die im Nahen Osten entstandene Hauskatzen- 9.000 Jahre alt, die jüngsten stammen aus dem Linie breitete sich bereits etwa 4.400 Jahre vor 19. Jahrhundert. Aus ihren Untersuchungen Christus bis nach Europa aus. Später waren es schließen die Wissenschaftler, dass das Ver- vor allem die ägyptischen Katzen, die zur Zeit 8
Forschung der Griechen und Römer entlang der Handels- routen im Mittelmeergebiet bis nach Europa kamen. Vor Ort mischten sich die zugereisten Katzen mit einheimischen Wildkatzen, so dass es zu zahlreichen Hybridisierungen kam. Beispiele zeigen dabei eine zeitliche Streuung derartiger Vermischungen. Eine Genmutation etwa, die für ein typisches gestromtes Fellmuster verant- wortlich ist und das bei europäischen Haus- katzen heute sehr häufig vorkommt, entstand erst im Mittelalter, also lange nach der Ankunft Schädel einer altägyptischen Mumienkatze aus der Zoologischen der ersten Hauskatzen in Europa. Die Forscher Staatssammlung München vermuten daher, dass die Domestikation der Hauskatze zunächst ihr Verhalten beeinflusste, und weniger ihre äußeren Merkmale. Vogeljagd im Papyrusdickicht. Falbkatze auf einer Papyrus- dolde fängt eine Ente. Theba- nisches Grab, 18 Dynastie (Foto: Angela von den Driesch) 9
DAS BAYERISCHE MALAISEFALLEN-PROJEKT: ZSM UNTERSUCHT ARTENFÜLLE IN BAYERN In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte der noch junge schwedische For- scher René Malaise eine Falle zum Fang von Insekten seiner Spezialgruppe, den Blattwes- pen. Inzwischen wird diese Falle weltweit zur Erfassung vor allem flugaktiver Insekten ein- gesetzt. Sie ermöglicht es, in kurzer Zeit die Insektenvielfalt eines Gebietes hocheffizient zu erfassen. Die ZSM stellt Malaisefallen in Bayern auf, um aktuelle Daten zur Diversität der heimischen Insektenfauna zu gewinnen. Seit 2011 wurden diese Fallen an über 300 Standorten in ganz Die seltene Erzwespe Mymar pulchellum Bayern eingesetzt. Die Standorte befanden sich - viele kleine Insekten sind heute noch unentdeckt in den verschiedensten Lebensraumtypen vom Tiefland bis in die alpinen Regionen, mit der höchsten Falle in den Allgäuer Alpen auf 2365m. Eine enorme Zahl, wenn man bedenkt, dass in Ein Großteil der Insekten aus den Proben fan- bisherigen Langzeiterfassungen für den Natio- den bereits Eingang in die Projekte „Barcoding nalpark erst 3.257 Insektenarten nachgewiesen Fauna Bavarica“ und „German Barcode of Life“. wurden. Gerade im Hinblick auf das ansonsten weithin beobachtete Artensterben hat dieses Die bisherigen Auswertungen lieferten überra- Ergebnis überrascht. Nicht zu Unrecht gilt der schende Ergebnisse. So ist die Artenfülle der In- Bayerische Wald als eines der 30 Hotspot- sekten im Bayerischen Wald demnach offenbar Gebiete für biologische Vielfalt in Deutschland. wesentlich größer als ursprünglich angenom- Schätzungen gehen derzeit von über 7.000 In- men. Während der nur fünf Monate dauernden sektenarten für den Nationalpark aus. Fangperiode einer im Nationalpark aufgestell- ten Malaisefalle konnten fast 30.000 Insekten Und eine weitere Überraschung zeigt die lan- insgesamt 2.530 Arten zugeordnet werden. ge Liste der Arten aus dem Bayerischen Wald: Knapp die Hälfte der Arten ist nur je- weils durch ein einziges Exemplar vertreten – sogenannte Singletons. Dies zeigt deutlich, dass es offenbar weit mehr seltene Arten gibt, als bis- her angenommen. Malaisefalle auf etwa 2.000 m Höhe am Schochen in den Allgäuer Alpen. 10
Forschung DIE CASSIAN FORMATION: EIN BLICK IN DIE DIVERSITÄT DES FRÜHEN ERDMITTELALTERS Stuorilda tichyi Bandel Höhe ca 0,8 mm Die marine obertriassische Cassian Formation der Dolo- miten Südtirols (ca. 230 Mio. Jah- re) ist für ihren Fossilreichtum und die teils exzellente Erhaltung der Fossilien bekannt. Bislang wurden etwa 1.200 Arten wirbelloser Tiere beschrieben. Eine so hohe Di- Settsass (Südtirol): zwischen den dolomi- versität ist von keiner anderen Formation des tisierten Karbonatplattformen treten die frühen Mesozoikums bekannt. bräunlichen, weichen Mergel der Cassian Formation zu Tage (Foto: A. Kaim) Der hohe Informationsgehalt der Cassian For- mation ermöglicht es, die Evolution der tro- pischen marinen Diversität zu verstehen. Es ist eine der wenigen Formationen hohen geo- logischen Alters, in der Mollusken mit arago- nitischen Schalen erhalten sind. Mollusken, besonders Schnecken und Muscheln, sind die artenreichste Gruppe der Fauna. Die Organismen lebten auf tropischen Kar- auch kleine Fos- bonatplattformen (z. T. in Riffen) des Tethys- silien gut erhalten Worthenia cassiana Kittl Ozeans oder in Becken zwischen den Platt- sind. Beispielsweise ent- Höhe ca. 5 mm formen. Während der Sedimentation wurden hielt eine einzige Sedi- die Organismenreste in die Becken transpor- mentprobe von ca. 16 kg 2.300 Fossilien, die tiert und dort in tonige Sedimente eingebettet. etwa 170 Arten repräsentieren. Die meisten So entgingen die Fossilien der zerstörerischen Probenpunkte liefern unterschiedliche Arten- Dolomitisierung der Karbonatplattformen, die spektren: Dies deutet auf eine hohe Komplexität heute die Gipfel der Dolo- des ursprünglichen Ökosystems hin. Tropische miten bilden. Die tonigen marine Lebensgemeinschaften im frühen Erd- Sedimente sind wenig mittelalter waren vermutlich schon ähnlich di- verfestigt, so dass vers wie heutige. Woehrmannia lineata (Klipstein) Breite ca. 8 mm 11
ETWAS BESONDERES AUS UNSEREN SAMMLUNGEN In unseren Sammlungen ist immer etwas los: Ein großes Jubiläum steht be- vor – die Feierlichkeiten werden bereits jetzt durch eine Sonderausstellung eingeläutet. PALÄONTOLOGIE UND GEOLOGIE IM WANDEL DER ZEIT Mit den Berufungen der ersten Konservatoren Johann Andreas Wagner (für die damalige Pa- läontologische) und Karl Emil von Schafhäutl (für die Geognostische Staatssammlung) wurde 1843 die BSPG gegründet. Beide Staatssamm- lungen verbindet eine wechselvolle Geschich- te; zuletzt wurden diese 2000 wiedervereinigt. Auch die heutige Staatssammlung für Anthropo- logie und Paläoanatomie (SAPM) hat ihre Wur- zeln als Prähistorische Abteilung innerhalb der BSPG und wurde 1889 ausgegründet. Mit mehr als 2,5 Millionen Inventareinheiten gehört die BSPG heute zu den bedeutendsten geowissen- Männliche Gitterwanze Paleocader strictus in Baltischem Bernstein (Typusexemplar). schaftlichen Forschungssammlungen Deutsch- lands. Insbesondere die paläozoologischen Sammlungen, hier vor allem die Bestände aus 2018 feiert die Bayerische Staatssammlung für süddeutschen Plattenkalken (Oberjura) und Paläontologie und Geologie (BSPG) ihr 175-jäh- verschiedenster Molasse- und Spaltenfüllungs- riges Bestehen. Im Vorgriff auf dieses Jubi Fundpunkte (“Tertiär”), wie auch anderer Fos- läumsjahr wurde am 20. Juli 2017 die Son- sillagerstätten weltweit, bilden die Grundlage derausstellung “Paläontologie und Geologie für die zahlreichen internationalen und natio- im Wandel der Zeit” eröffnet. Eine Festveran- nalen Forschungsnachfragen und die Tätigkeit staltung zum Jubiläum ist im Dezember 2018 ehemaliger und heutiger BSPG-Mitarbeiter. Hier geplant. werden neben “klassischem” Fossil- und Ge- 12
Oberjurassischer Plattenkalk- Flugsaurier Pterodactylus antiquus aus den historischen Beständen (18. Jahrhundert) der BSPG (Mannheimer Naturalienkabinett). steinsmaterial auch Dünnschliffe, histologische Als zentrale Einrichtung Bayerns zur Doku- Schnitte, Mazerationspräparate und mikro- mentation und Erforschung der Geschichte skopische Sammelzellen wie auch Großstücke und Vielfalt des Lebens gilt das Hauptaugen- und polierte Naturwerkstein-Platten archiviert. merk der BSPG insbesondere Forschungsthe- Durch eigene Forschungsreisen, Schenkungen men im Übergangsbereich von Bio- und Geo- oder Ankäufe werden die Münchner Bestände wissenschaften, die in enger Kooperation mit ständig ergänzt und erweitert und sind sowohl dem fachnahen Lehrstuhl für Paläontologie & Basis für wissenschaftliche Arbeiten als auch Geobiologie der LMU München durchgeführt unersetzliche wertvolle Kulturgüter, deren dau- werden. Diese umfassen verschiedenste As- erhafte Erhaltung und nachhaltige Verfügbar- pekte der Paläobiologie und Geobiologie, unter machung, auch in digitaler Form, zu den wich- Einsatz modernster Untersuchungsmethoden tigsten und vorrangigsten Aufgaben der BSPG wie bspw. Elektronenmikroskopie, Histologie, gehört. Röntgen-Computertomographie und moleku- larbiologischer Analytik. Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit findet über die beiden zugehörigen Museen – dem Geologischen Mu- seum (GMM) und dem Paläontolo- gischen Museum (PMM) statt. In letzterem ist auch die derzeitige Jubiläumsausstellung zu sehen (weitere Informationen unter www.palmuc.de/bspg/). Sammlungsschublade mit Ammoniten aus der kürzlich erworbenen, 100.000 Stücke umfassenden Molluskensammlung H. Keupp. 13
EIN NEUES MAGAZIN FÜR DIE ANTHROPOLOGIE Die Abteilung Anthropologie der SAPM hat im letzten Jahr die Zusammenlegung ihrer Samm- lung aus vier Magazinen durchgeführt. Nach jahrelanger Suche wurde dafür in Aschheim/ Dornach ein geeigneter Standort gefunden. Das neue Magazin bietet nun Platz für die Unter- bringung des gesamten Sammlungsmaterials. Die bisherigen Standorte waren platztechnisch nicht mehr ausreichend oder von Anfang an nur als Übergangslösung gedacht. Die Sammlung, die bisher in der Maria-Ward- Straße, der Theresienstraße, dem Karolinen- platz und in Poing verteilt war, wurde nach- Das neue Magazin der Abteilung einander in die neuen Lagerräume überführt. Anthropologie der SAPM in Aschheim Hierfür wurden nahezu alle der etwa 68.000 Funde neu gesichtet und elektronisch erfasst. Skelettserien aus unterschiedlichen Standorten wurden zusammengeführt, zum Teil neu ver- Die in Dornach vorhandene Lkw-Laderampe packt und geordnet. mit Schwerlastlift und der geräumige Annah- meraum ermöglichen nun auch umfangreiche Am logistisch anspruchsvollsten war der Um- Lieferungen, wie den Eingang von 1.560 Ske- zug aus den Kellerräumen der Theresienstraße, letten aus Regensburg im Juli 2017. Neben den da sowohl der Umfang des Materials als auch Magazinräumen und dem Waschraum sind am der Zugang zu den Räumen die Speditionsfirma neuen Standort auch Büro- und Bearbeitungs- vor eine schwierige Aufgabe stellten. Außerdem räume vorhanden, welche die wissenschaft- musste von dort zusätzlich eine Anlage zum liche Bearbeitung des Sammlungsmaterials vor Waschen der Skelette umgezogen werden. Ort ermöglichen. Viel Platz und Ordnung bietet das neue Magazin 14
Aus unseren Sammlungen SAMMLUNG FABIO VITALE: WERTVOLLER BAUSTEIN FÜR DIE ZSM-FORSCHUNG AN SÜDAMERIKANISCHEN TAGFALTERN Nachdem schon in 2016 die Ithomiinae- Sammlung des süditalienischen Forschers Fabio Vitale für die Schmetterlingssammlung der ZSM angekauft werden konnte, geneh- migte die Direktorenkonferenz der SNSB im Jahr 2017 auch den Erwerb seiner Spezial- sammlung Heliconiinae sowie seiner Rest- sammlung, insgesamt über 10.000 Stück. Die Sammlung Vitale gilt als äußerst bedeutend, Forschung an Heliconius luciana gehört zu den weltweit drei vollständigsten südamerikanischen Tagfaltern Sammlungen dieser Gruppen und beinhaltet hat an der ZSM Tradition: Ma- eine Vielzahl von Typenexemplaren. ximilian Perty beschrieb einige der von Spix und Martius auf ihrer legendären Brasilienreise Mit der Sammlung Vitale können in der Schmet- 1817-1820 gesammelten Tagfalter. Ende des terlingssammlung der ZSM (weltweit mit über 19. Jahrhunderts sammelte Prinzessin Therese 11 Mio Exemplaren die größte) die letzten Lü- von Bayern in Südamerika Tiere, darunter auch cken bei den südamerikanischen Heliconiinae Schmetterlinge für die ZSM. Der spätere Direk- geschlossen und die infrastrukturelle Grundla- tor Dr. Walter Forster schließlich galt als einer ge für sammlungsbasierte Forschungsarbeiten der renommiertesten Taxonomen und Spezia- weiter verbessert werden. Gerade diese Un- listen für südamerikanische Tagfalter. Kürzlich terfamilie stellt eine ‚Paradegruppe‘ für mole- stellte die Alexander von Humboldt-Stiftung kulare Evolutionsforschung dar: an ihr lassen zwei Stipendien an der ZSM bereit, um zwei sich Mechanismen wie sympatrische Artbildung jungen Forschern aus Kuba und Kolumbien die durch Hybridgenese und komplexe Mimikry- Forschungsarbeit in München an der Stammes- kreise hervorragend erforschen. geschichte neotropischer Tagfalter zu ermögli- chen. Schwerpunkte dieser Arbeiten liegen in der mo- lekularen Phylogenie sowie in biogeographischen und evolutionsbiologischen Untersuchungen. Mehrere gemeinsame Fachartikel wurden bereits in hoch- rangigen Zeitschriften pu- bliziert. Ein Kasten voller Schätze: Die farbenprächtigen süd- amerikanischen Tagfalter sind bei Liebhabern sehr begehrt 15
Aus unseren AUSSTELLUNGEN Eine neue App und über 60 Sonderausstellungen lockten in 2016 und 2017 wieder viele Besucher in die Museen der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns. Hier ein paar Beispiele. SMARTPHONE APP „EXPONAT“ GEHT AN DEN START Am 20. Juli 2016 war es endlich so weit: nach mehrmonatiger intensiver Arbeit konnte die App ExpoNat im Bamberger Naturkunde-Museum der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Mit der App werden die Gäste dazu eingeladen, den historischen Ausstellungssaal („Vogelsaal“) des Museums auf eigene Faust zu erkunden. Dabei können die Nutzer zwi- schen fünf Themenbereichen wählen: „Vögel“, „Sammlungsgeschichten“, „Raumgeschich- .d e ten“, „Vielfalt“ und – speziell für Kinder - „Rät- e li o ri a s p ix sel“. Insgesamt werden an über 70 Stationen interessante und spannende Informationen W in d o mittels geschriebenem und gesprochenem a b le t: Text, Graphik, Videos, 3D-Aufnahmen und Ani- Fo to T mationen angeboten. Die Palette reicht von biologischen und biogeographischen Fakten über das Zustandekommen und den Zweck na- turkundlicher Sammlungen bis zu kunst- und Die Bamberger haben den Anfang gemacht. kulturgeschichtlichen Hintergründen. Nach und nach werden sich nun die anderen Museen der SNSB auf die speziell geschaffene ExpoNat steht bei GooglePlay und AppStore gra- technische Plattform von ExpoNat einklinken tis zum Download bereit. Wer das nicht schon und damit einen wertvollen Beitrag zum Natur- von zuhause aus erledigt hat, kann sich die App kunde-Netz Bayern liefern. auch an der Museumskasse über BayernWLAN herun- ExpoNat wurde realisiert mit Unterstützung der terladen. Zusätzlich liegen Bayerischen Sparkassenstiftung, der Landes- kostenlose Leihtablets an stelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern der Kasse bereit. und der Oberfrankenstiftung. 16
25 JAHRE ROSENSCHAU Botanischer Garten München-Nymphenburg, 30. Juni - 03. Juli 2017 Der Botanische Garten feierte 2017 die 25. Ro- senschau. Diese viertägige Veranstaltung, die immer an einem Wochenende im Juni stattfin- und Kommerz det, ist für eine Staatssammlung ungewöhnlich, sinnvoll verbunden beinhaltet sie doch die Möglichkeit, Pflanzen werden. Die eigentliche Aus- und Garten-bezogenes Kunsthandwerk von lo- stellung neuer und alter Rosensorten in der kalen Fachproduzenten für den eigenen Garten Winterhalle liegt seit Langem in Hand einer pro- zu kaufen. Diese Kombination entwickelte sich fessionellen Gestalterin. Die Auswahl der Händ- aus einer Idee von Honoré Wamsler, der dama- ler erfolgt durch den Botanischen Garten selbst. ligen Präsidentin des „Garden Clubs of Bava- Kenntnisse über die Rose und ihre Pflege ver- ria“, und Jürke Grau, dem Direktor des Gartens mitteln Mitglieder des Freundeskreis München von 1991 bis 2003 und jetzigem Vorsitzenden der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde e.V., der „Gesellschaft der Freunde des Botanischen die an einem Stand als kompetente Ansprech- Gartens München e.V.“. Ziel war es, den Bota- partner zur Verfügung stehen. Die Rosen des nischen Garten in der Stadt bekannter zu ma- Botanischen Gartens stehen bei Spezialfüh- chen und ihm neues Publikum zu gewinnen. rungen im Mittelpunkt. Die „Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens“ förderte von Anfang an die Rosen- Jede der 25 Rosenschauen stand unter einem schau finanziell und organisatorisch, eine Un- anderen Motto, und am Abend vor dem offi- terstützung, die nun 25 Jahre fortbesteht. ziellen Beginn findet traditionsgemäß die Er- öffnung im Großen Hörsaal des Botanischen Für den Garten bedeutet die alljährliche Schau Instituts statt, oft mit Persönlichkeiten aus eine Herausforderung, müssen doch Kunst Wissenschaft und Politik, und stets natürlich mit Bezug zur Rolle des Bo- tanischen Gartens als Teil der Staatlichen Naturwis- senschaftlichen Samm- lungen. Die Ausstellung in der Winterhalle wird seit Jahren von professioneller Hand gestaltet. 17
ALLOSAURUS... EIN BISSIGES BABY Urwelt-Museum Oberfranken, 13. März – 30. Juni 2016 Das hervorragend erhaltene Allosaurus-Jung- tier befindet sich in Privatbesitz und sollte in London versteigert werden. Da sich aber kein Käufer fand, kontaktierte Dr. Joachim M. Ra- bold, Museumsleiter des Urwelt-Museums, den Besitzer und konnte das Exponat spontan für eine Sonderausstellung in seinem Museum ausleihen. durstete es auch. Es stammt aus der „Morrison- Formation“ in Wyoming. Das Alter des Fossils Am 1. März 2016 erfolgte der Transport nach beträgt ca. 150 Mio. Jahre (oberer Jura) - so- Deutschland zum Besitzer, wo Dr. Rabold das mit hat es das gleiche Alter wie der berühmte Skelett abholte. Das Sensationsstück wurde at- Urvogel Archaeopteryx. Der Lebensraum des traktiv in einer nachgebildeten Savannenland- Allosaurus war eine trockene Savannenland- schaft präsentiert, umgeben von Displays mit schaft mit Flussläufen, an denen Galeriewäl- Informationen über die Tiergruppe und ihre Um- der wuchsen - dort lebten Pflanzenfresser wie welt. Parallel dazu führte Dr. Ulrike Albert vom Diplodocus und Brachiosaurier, die potentielle Urwelt-Museum spannende Führungen zum Jagdbeute des Allosaurus. Thema Dinosaurier durch. Prof. Dr. Oliver Rauhut von der BSPG möchte Das Jungtier ist rund 3 m lang, 1,20 m hoch das außergewöhnliche Fossil wissenschaftlich und war etwa 2-3 Jahre alt, als es durch einen untersuchen, da Jungtiere von Raubsauriern Unfall oder Angriff starb, möglicherweise ver- sehr selten sind. Das Allosaurus-Jungtier wurde in einer nachgebildeten Savannenlandschaft präsentiert 18
Aus unseren Ausstellungen ZOOOM!!! EIN BLICK IN DIE TIEFE VON STEIN, RAUM UND ZEIT Museum Reich der Kristalle, 14. Dezember 2016 bis 6. März 2017 Während des größten Teils der Entwicklung der aber gleichzeitig auch in die Tiefe des Steins Menschheit waren die Menschen auf die Qua- hineinzusehen und seinen mikroskopischen lität ihrer Sinne angewiesen. Alles was zu klein Aufbau zu erkennen. oder zu groß war, konnten sie nicht erkennen. Ebenso blieb alles, was zu langsam oder zu Der zweite Teil der Ausstellung zeigte unseren schnell war, ihren Sinnen verborgen. Planeten Erde in seinem Aufbau von der Erd- kruste bis zum Erdkern, und seine Einordnung Fernrohr und Mikroskop dienen als Symbol für im All. die Weiterentwicklung unseres Gesichtssinnes. Sie vergrößern Gegenstände, zoomen sie näher Im dritten Teil zoomte die Ausstellung vom Ur- heran, zeigen uns Einzelheiten, die wir mit dem knall in der Zeit nach vorne und zeigte, wie sich bloßen Auge nicht erkennen können. die Welt, wie wir sie heute kennen, bildete: wie sich unser Sonnensystem mit seinen Planeten Im Rahmen der Sonderausstellung „Zooom!!“ entwickelte, wie unsere Erde entstand, wie das des Museums Reich der Kristalle wurden die Leben erschien und wie sich der Planet mit sei- vielfachen Zoom-Effekte der wissenschaftli- nen Bewohnern veränderte: mal stetig in einer chen Methoden, die heute unsere Sinne in der für uns kurzlebige Menschen kaum erkenn- Erfahrung von Raum und Zeit erweitern, gezeigt baren Langsamkeit, mal sprunghaft in großen und erkundet. Katastrophen, die zu ganz neuen Entwicklungen führten. Die Ausstellung zoomte hinein in den mikro- skopischen Aufbau der Gesteine und Minerale. Sechs im Museum „Mensch und Natur“ entwickelte innovative „Gesteins- mikroskope“ erlaubten es dem Besucher, wichtige Gesteine wie z.B. Basalt, Granit oder Gneis makroskopisch mit allen Sinnen zu erleben, Gesteinsmikroskope ermöglichen auch einen Blick in die Tiefe eines Gesteins und seinen mikroskopischen Aufbau 19
SONDERAUSSTELLUNG NUSPLINGEN IN EICHSTÄTT Jura-Museum Eichstätt, 28. März - 17. September 2017 Unter den Fossil-Fundstellen Süddeutschlands hat Nusplingen einen besonderen Platz. Rund 500.000 Jahre älter als die berühmten Fossilien von Eichstätt, sind die Funde von der Schwä- bischen Alb von ebenfalls hoher Qualität und wissenschaftlicher Aussagekraft. Sie lassen die Lagune eines tropischen Meeres rekonstruieren, die von Schwammriffen und Inseln umstanden war. Seit 1993 erforscht das Naturkundemuseum Stuttgart intensiv die Plattenkalke von Nusplin- Die versteinerte Garnele Dusa monocera gen. Dabei kamen sensationell gut erhaltene im UV-Licht Überreste von Tieren und Pflanzen zu Tage. Allem voran die wunderschönen Meerengel, Haie, de- Feder der Welt wurden auch eine Reihe unbe- ren Nachfahren noch heute in den Meeren leben. kannter Fischarten entdeckt. Diese werden der- Neben den vielen weiteren Funden von Schwäm- zeit zusammen mit Wissenschaftlern des Jura- men, Krebsen, Krokodilen oder der ältesten Museums Eichstätt erstbeschrieben. MARS EXPRESS – BLICK AUF UNSEREN ROTEN NACHBARN RiesKraterMuseum, 11. Juni 2017 - 4. März 2018 Schon immer spielte der Planet Mars eine wich- nahmen von Raumsonden zeigen ein deutliches tige Rolle in den Mythologien. Sein unheilvoll Bild und rücken den Planeten erneut in den Mit- rötliches Leuchten brachte ihm den Namen des telpunkt des Interesses: Sie belegen, dass viele römischen Kriegsgottes ein. Im 19. Jahrhundert Strukturen seiner Oberfläche durch fließendes entdeckte Giovanni Schiaparelli die „Marska- Wasser entstanden sein müssen und deuten auf näle“. Später als optische Täuschungen iden- ein früheres Klima hin, welches auch die Ent- tifiziert, begründeten sie die Idee intelligenter stehung von primitivem Leben plausibel macht. Marsbewohner. Erst hochauflösende Nahauf- Seit 2003 erforscht die europäische Misson „Mars-Express“ den Mars u.a. mittels einer hochauflösenden Stereo- kamera. Die gleichnamige Ausstellung im RiesKraterMuseum zeigt spektaku- läre Filme und Bilder, teils in 3D, echte Marsgesteine, unter anderem aus der Mineralogischen Staatssammlung Mün- chen und informiert über unseren Nach- barplaneten. Satellitenaufnahme der Marsoberfläche 20
Aus unseren Ausstellungen PLANET WÜSTE: EINE AUSSTELLUNG MIT FOTOGRAFIEN VON MICHAEL MARTIN Museum Mensch und Natur, 12.Dezember 2015 bis 11.September 2016 Jura-Museum Eichstätt, 26. Oktober 2016 bis 26. Februar 2017 etwas ganz Neues. Erstmals bereiste er nicht nur Trockenwüsten wie Sahara, Gobi oder Ata- cama, sondern auch die Kälte- und Eiswüsten der Polarregionen. Über fünf Jahre war er dazu unterwegs – mit dem Motorrad, auf Kamelen, mit dem Hundeschlitten, im Helikopter und auf Skiern. Und so nahm die von Monika Waigand gemeinsam mit dem Team des Museums konzi- pierte und gestaltete Ausstellung die Besucher mit auf eine Reise vom Nordpol zum Südpol und insgesamt viermal um die Erde. Neben atem- Für die Ausstellung war Michael Martin beraubenden Bildern zeigte sie zahlreiche geo- über fünf Jahre in den Wüsten der Erde logische, botanische und zoologische Objekte unterwegs aus den Staatssammlungen sowie von wei- teren Leihgebern, die von der außergewöhn- Wüsten – Orte der Extreme und der Einsam- lichen Natur der Wüstengebiete, aber auch keit, lebensfeindlich und manchmal grausam, von ihrer Bedrohung durch menschliches Han- faszinierend und von teilweise unglaublicher deln zeugten. Und jedes erzählte dabei seine Schönheit. Kaum jemand kann sich der Faszi- ganz eigene Geschichte vom PLANET WÜSTE. nation dieser Lebensräume entziehen, doch nur wenige sind ihr so komplett erlegen wie der Die Ausstellung wurde für beide Museen mit je- Münchner Fotograf, Autor und Wüstenreisende weils eigenen Exponaten angepasst. Michael Martin. Seit mehr als 30 Jahren be- reist er mit dem Motorrad die Wüsten der Erde und berichtet darüber in mit- reißenden Vorträgen, gran- diosen Bildbänden und spannenden Filmen. Eines aber fehlte bisher: Eine große Ausstellung in einem Museum. Und daher kam er für sein neues Projekt PLANET WÜSTE auf uns zu mit der Idee, eine Ausstel- lung im Museum Mensch und Natur zu realisieren. PLANET WÜSTE war dabei Planet Wüste - die Ausstellung zeigte neben den Bildern von Michael Martin auch zahlreiche Objekte aus den Sammlungen der SNSB 21
TITANENWURZ - SENSATION IM BOTANISCHEN GARTEN Botanischer Garten München-Nymphenburg, 3. Juli 2017 Eine der seltensten, seltsamsten und bemer- Pflanze besonders nachts ausströmt, um ihre kenswertesten Pflanzen der Erde ist die aus Bestäuber, vor allem aasliebende Käfer, anzulo- Sumatra stammende Titanenwurz, Amorpho- cken. Bezeichnungen wie Stinkwurz oder eng- phallus titanum. Sie besitzt den größten unver- lisch „corpse plant“ (Leichenpflanze) zeugen zweigten Blütenstand aller Pflanzen und bildet von dieser Eigenschaft. bestäubungsbiologisch die größte Blume (nicht Blüte!) der Welt. Sie blüht unregelmäßig, meist Im Mai 2016 kam erstmals nach mehreren im Abstand von mehreren Jahren. Zur Blütezeit, Jahrzehnten im Botanischen Garten wieder die nur zwei Tage dauert, besteht die Titanen- eine Titanenwurz zur Blüte. Das außerordent- wurz aus einem riesigen, innen braunviolett ge- liche Blühereignis lockte zahlreiche Besucher färbten, trichterförmigen Hüllblatt (Spatha), das an und führte zu einer in der Gartengeschichte den bis zu 3 m hohen zentralen Kolben (Spadix) noch nie da gewesenen Rekordbesucherzahl an der Basis umgibt. von allein 13.375 zahlenden Besuchern inner- halb von zwei Tagen mit Abendöffnung. Im Jahr Sensationell sind nicht nur ihre enorme Grö- 2017 kamen zur Begeisterung des Publikums ße, die besondere Gestalt und ihre Färbung, zwei weitere Individuen zur Blüte. sondern auch der starke Aasgeruch, den die STECKBRIEF: 3. MÜNCHNER TITANENWURZ JULI 2017 Amorphophallus titanum Familie Araceae (Aronstabgewächse) Heimat: Insel Sumatra (Indonesien), Unter- wuchsplanze im äquatornahen Regenwald März 2017: Knolle der 14 Jahre alten Tita- nenwurz aus dem Palmengarten Frankfurt kommt in den Botanischen Garten München- Nymphenburg. Die Knolle wog vor dem Aus- trieb 29 kg. 10. April 2017: Knolle beginnt auszutreiben. 21. Juni 2017: Umzug in das Victoriahaus. 3. Juli 2017: Gegen 14:00 Uhr begann sich das große Hüllblatt (Spatha) zu entfalten. Völlig geöffnet war es am späteren Abend. Höhe der Blüte 1,76 m, Durchmesser 0,95 m 22
LESESTOFF Bei den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns erscheinen etliche wissenschaftliche Zeitschriften. Eine davon, die Documenta Archaeo- biologiae der SAPM, stellen wir hier vor. DOCUMENTA ARCHAEOBIOLOGIAE Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München Documenta Archaeobiologiae (DOAB) ist eine Publikationsreihe der Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München (SAPM). Herausgegeben wird die Reihe von Prof. Dr. Joris Peters und Dr. George McGlynn von der SAPM. In dieser Schrift werden origi- nale Forschungsarbeiten, Schwerpunktartikel und Kurzbeiträge sowie Monographien der wissenschaftlichen Mitarbeiter der SAPM publi- ziert, die im Bereich der Interaktion zwischen Naturwissenschaften und Archäologie angesie- delt sind. Dabei liegt ein Fokus auf der Präsen- tation von Forschungsergebnissen, die mit Hilfe von makroskopischen, mikroskopischen und molekularbiologischen Methoden an bioarchä- ologischen Funden gewonnen wurden. Das Ziel der Reihe ist es, das Forschungs- potential der SAPM darzustellen und den Dialog zwischen den Bio-, Geo-, Kultur- und Sozialwis- senschaften zu stärken, um ein vollständigeres Geschichtsbild zu erhalten. Überreste von Menschen, Tieren und Pflanzen aus archäolo- Die Documenta Archaeobiologiae (DOAB) ist gischen Kontexten sind wichtige empirische eine Publikationsreihe der SAPM Quellen. Diese liefern uns Hinweise beispiels- weise über die Entwicklung von prähistorischen Bevölkerungen, die Nutzung von biogenen Res- Seit 2003 sind insgesamt zwölf Bände der sourcen, die Domestikation von Pflanzen und Documenta Archaeobiologiae erschienen, drei Tieren sowie historische Umwelten. weitere befinden sich in Vorbereitung. 23
MENSCHEN PROF. DR. MICHAEL JOHN GORMAN Der aus Irland stammende Prof. Dr. Mi- chael John Gorman ist seit Oktober 2015 Gründungsdirektor von BIOTOPIA – Na- turkundemuseum Bayern. Darüber hi- naus hat Prof. Gorman den Lehrstuhl für Life Sciences in Society an der Ludwig- Maximilians-Universität inne. Vor seiner Arbeit in München war Prof. Gorman als Gründungsdirektor der Sci- ence Gallery am Trinity College Dublin tätig, deren Ziel es ist, kreative Inno- vationen an der Schnittstelle von Wis- senschaft und Kunst anzufachen. 2012 gründete er Science Gallery International (www.sciencegallery.com), um Science Gallery für ein globales Publikum erlebbar zu machen. Gefördert wurde dieses Projekt von Google und dem Wellcome Trust. Die Pläne für die Einrichtung von Science Galleries in Lon- don, Melbourne, Bangalore und Venedig als Teil eines globalen Science Gallery-Netzwerks sind weit vorangeschritten. Vor der Gründung von Science Gallery war Prof. Michael John Gorman Dozent für „Science Technology and Society“ in Stanford und als Postdoktorand an der Harvard University, der Stanford University und dem MIT beschäftigt. Er verfasste mehrere Bücher über Themen wie Buckminster Fuller’s Designs bis hin zur Kunst des 17. Jahrhunderts. Er promovierte in Geschichte am European Institute in Florenz und erhielt seinen Bachelor in Physik und Philosophie an der Oxford University. 24
DR. ANNEKE H. VAN HETEREN Die Sektion Säugetiere der ZSM hat seit 1. Mai 2016 eine neue Leiterin: Dr. Anneke van Heteren. Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeit sind Extremanpassungen bei Wirbel- tieren. Im Speziellen beschäf- tigt sie sich mit funktioneller Morphologie, Evolution und Bio- geographie von Inseltieren und Karnivoren (z.B. Höhlenbären) des Pleistozäns, und der Ko- evolution von Händen und Füßen in der menschlichen Evolution. Zur Bearbeitung bedient sie sich sowohl traditioneller und geometrischer Morphometrie als auch Computermodellierung und Histologie. Die gebürtige Niederländerin studierte an der Universiteit Utrecht und dem Naturalis Biodiversity Center in Leiden (Niederlande), promovierte an der University of Roe- hampton in London, arbeitete am Muséum national d’Histoire naturelle in Paris, war Humboldt- Stipendiatin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und forschte an der Uni- versity of New England in Armidale (Australien), bevor sie nach München kam. NACHRUF DR. HELMUT MAYR Am 13. Juli 2016 verstarb Dr. Helmut Mayr, wis- senschaftlicher Mitarbeiter i.R. der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, in seiner Heimatstadt München. Mit ihm verliert die BSPG einen geschätzten, engagierten Kollegen. Helmut Mayr, geboren am 16. März 1941, war von 1971 bis 2006 für die BSPG tätig. Er erstellte einen Typenkatalog, betreute das Archiv und zeitweise die Sammlungsbereiche Amphibien, Reptilien, Vögel so- wie Paläobotanik. 2005 - 2006 war Mayr teilzeit- abgeordnet an die Mineralogische Staatssammlung, wo er auch noch mehrere Jahre danach ehrenamtlich tätig war. Ein besonderes Anliegen war Helmut Mayr stets die Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere die Sonderausstellungen der Paläontologie sowie der Geologie und Mineralogie. In Erinnerung dürfte Mayr einem breiten Publikum durch seine beiden Bestimmungsbücher „Versteinerungen“ und „Fossilien“ bleiben, die in mehreren Auflagen und diversen Sprachen erschienen sind. Ein ausführlicher Nachruf erscheint in der Zitteliana 90 (2017). 25
ALEXANDER VON HUMBOLDT- GEDÄCHTNISPREIS AN GERTRUD RÖSSNER Gertrud Rößner (rechts im Bild) von der BSPG und ihre Co-Autorinnen Manuela Aiglstorfer (Stuttgart) und Madelaine Böhme (Tübingen) erhielten für ihren Artikel in „Palaeobiodiver- sity and Palaeoenvironments“ den Alexander von Humboldt-Gedächtnispreis 2015 für die beste Publikation 2014 in einem Journal der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Die Auszeichnung würdigt die Arbeit der drei Paläontologinnen über ausgestorbene Paarhufer aus der erst vor Kurzem entdeckten Fossilfundstelle Gratkorn in Österreich. Sie identifizierten und beschrieben Knochen und Zähne sowie die Ökologie von Hirschen, Moschustieren, Antilo- pen, Hirschferkeln und Hirschgiraffen aus diesem bisher nicht belegten Zeitabschnitt (spätes Mittelmiozän, ca. 12 Mio. Jahre) in Mitteleuropa. Die Diversität der Daten sowie die Sorgfalt bei der Durchführung der Studie und der Erstellung der Publikation wurden von der Jury als die ausschlaggebenden Merkmale für die Verleihung genannt. Der Preis für die Publikation wurde den Wissenschaftlerinnen am 30. November 2016 im Senckenberg-Museum (Frankfurt am Main) überreicht. DE CANDOLLE-PREIS AN ANDREAS FLEISCHMANN Dr. Andreas Fleischmann von der Botanischen Staatssammlung München erhielt am 16. Novem- ver 2016 in Genf den mit 3.000 Schweizer Franken dotierten Augustin-Pyramus-de-Candolle-Preis für seine 2012 veröffentlichte Monographie zur Gattung der Reusenpflanzen Genlisea („Monograph of the genus Genlisea“). Der De Candolle-Preis wird seit 1999 von der Société de Physique et d‘histoire na- turelle de Genève (SPHN) im Turnus von vier Jahren für Arbeiten im Bereich der systematischen Botanik verliehen und ist dem berühmten Botaniker A.-P. de Candolle (1778-1841) gewidmet. Die Preisverleihung fand öffentlich in den städtischen Salons du Palais Eynard, Genf statt. Fleischmann präsentierte anschließend seine Forschung zu karnivoren Pflanzen in einem öffentlichen Vortrag „Le monde fascinant des plantes carnivores – des plantes attrape-mouches aux plantes qui mangent par les pieds“ an der Universität Genf. 26
GUT VERNETZT Die SNSB bauen ihr naturkundliches Bildungsnetzwerk sowie regionale For- schungsprojekte in ganz Bayern weiter aus. EIN NATURKUNDE-NETZ FÜR BAYERN Seit Anfang 2015 freuen sich die Staatlichen nationale und internationale Vernetzung und Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns entsprechende Publikationen, Projekte und Ver- über die Möglichkeit, ihre bayernweiten An- anstaltungen stärker sichtbar gemacht.“ gebote in der naturkundlichen Bildung sowie ihre regionale geo- und biowissenschaftliche „Für die kleineren SNSB Regionalmuseen in Forschung spürbar auszubauen. Mit zusätz- Eichstätt, Nördlingen, Bamberg und Bayreuth lichem Personal und Sachmitteln - finanziert bieten sich hier hervorragende neue Möglich- durch die „Heimatstrategie Bayern“ - werden keiten zur lokalen und bayernweiten Koope- wissenschaftliche Projekte, aber auch die mu- ration. Wir konnten unsere museumspäda- seumspädagogische Vermittlung naturwissen- gogischen Angebote erheblich erweitern, z.T. schaftlicher Inhalte in den vier Regionalmuseen Kooperationen mit Schulen und MINT-Förder- in Bamberg, Bayreuth, Eichstätt und Nördlingen programmen und Lehrerfortbildungen aufbauen unterstützt. Insbesondere im Hinblick auf die und die regionale Wissenschaft mit z.T. inter- aktuelle Erweiterung des Museums Mensch nationalen Tagungen und Forschungsprojekten und Natur zum neuen BIOTOPIA – Naturkunde- direkt vor Ort stärken“ freut sich Dr. Eva-M. museum Bayern unterstreicht das Naturkunde- Natzer, Wissenschaftliche Geschäftsführerin netz den Anspruch der SNSB, naturkundliche der SNSB und Koordinatorin des Netzwerkes. Bildung in ganz Bayern zu fördern. Hierbei spielen die Regionalmuseen eine wich- tige Rolle und stellen das Rückgrat eines für die Zukunft geplanten umfangreicheren naturkund- lichen Bildungsnetzwerks für Bayern dar. Prof. Haszprunar, General- direktor der SNSB, sieht die bereits bestehende Vernetzung als große Zukunftschance: „Mit den SNSB-Regional- museen, dem Museum Mensch und Na- tur und dem Museumsprojekt BIOTOPIA – Naturkundemuseum Bayern haben die SNSB ein bayernweites Gesamtkonzept, um Wissen über Umwelt-, Bio- und Geowissen- schaften noch besser erlebbar zu machen. Die regionale Forschung an bedeutenden bayerischen Fossillagerstätten wird durch 27
JEDER BRAUCHT FREUNDE DR. RALPH BRÜCKNER Der gebürtige Bamberger gründete den Freundeskreis des Naturkunde-Mu- seums Bamberg e.V. im März 2016 - 225 Jahre nach der Gründung des Bamberger Naturalienkabinetts. Ammoniten, Belemniten, Mu- scheln etc. anhäuften. Da mir im Museumsshop aufgefallen war, dass es dort zwar Mineralien, aber keine heimischen Fossilien zu kaufen gibt, kam ich auf den Gedanken den Museumsleiter Herrn Dr. Mäuser zu kontaktieren. Bepackt mit einer Eierschachtel voll Ammoniten ging ich im Juni Quastenflosser aus den Wattendorfer 2015 zu unserem ersten Treffen Plattenkalken (Oberer Jura) ins Museum. Sehr schnell entwickelte sich ein freundschaftliches Gespräch, dem weitere ? Wie lange gibt es den Förderverein schon Treffen mit einem sehr offenen Ideenaustausch und wie ist er entstanden? folgten. Ich merkte sofort, wie sehr Herr Dr. Mäuser diesen Dialog mit jemandem von Dr. Ralph Brückner: Der Verein wurde am 05. „außen“ schätzte, und so unterbreitete ich ihm März 2016 gegründet – also 225 Jahre nach im Herbst 2015 den Vorschlag zur Gründung Gründung des Museums durch den Fürstbischof eines Fördervereins. Bis Februar 2016 gelang Franz von Erthal. Als ich nach einer Abwesenheit es uns dann, eine Gründungsmannschaft von mehr als 20 Jahren 2010 wieder in meine aufzustellen, mit der wir schließlich Anfang Heimatstadt Bamberg zurückgezogen bin und März starteten. mit Gästen aus Südafrika das Naturkunde- Museum besichtigte, war ich begeistert von den ? Welches sind die Hauptziele des Vereins? neuen Funden aus dem Wattendorfer Plattenkalk und der dazu gehörigen Sonderausstellung. Dr. Ralph Brückner: Zweck des Vereins ist die Zusammen mit meiner kleinen Tochter ging ich Förderung von Wissenschaft, Forschung und ab 2014 selbst wieder auf Fossiliensuche in der Bildung. Der Satzungszweck wird verwirklicht Fränkischen Schweiz. Ich war begeistert, dass insbesondere durch die Förderung der geowis- ich sie damit stundenlang beschäftigen konnte senschaftlichen und biologischen Erforschung und wir über mehrere Exkursionen hinweg des Fränkischen Jura und angrenzender Ge- eine stattliche Sammlung an wunderschönen biete sowie die ideelle und materielle Förde- 28
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