Jahresschrift 2017.2018 - Berichte . Ereignisse . Fakten - Kapuziner.de

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Jahresschrift 2017 . 2018

Berichte . Ereignisse . Fakten
Jahresschrift 2017.2018 - Berichte . Ereignisse . Fakten - Kapuziner.de
Grußwort
                                                                         des Provinzials
                                                   Sorge tragen für die Schöpfung
                                                   Bei meinen Reisen, die mich 2017 nach Indien, Alba-
                                                   nien und Indonesien führten, fällt mir, von außen kom-
                                                   mend, gerade die Umweltproblematik besonders ins
                                                   Auge. In den Städten stockt der Verkehr, die Luft ist ver-
                                                   pestet, Müll landet im Straßengraben, im Fluss oder im
                                                   Meer, Monokulturen laugen den Boden aus.
                                                   Ich bin kein Experte, und meine Meinung rührt von den
                                                   Informationen her, wie sie jedem zugänglich sind. Mir
                                                   ist bewusst: die Lage ist ernst. Die Schöpfung leidet und
                                                   damit auch der Mensch, der Teil der Schöpfung ist. Wir
                                                   Menschen sägen am Ast, auf dem wir sitzen. Und wir la-
                                                   den den nächsten Generationen große Lasten auf, wenn
                                                   wir so weiter machen.
                                                   Präsident Trump hat das Pariser Klimaabkommen ge-                               Br. Marinus Parzinger,
                                                   kündigt. Dadurch sahen sich andere Länder zu größe-                             Provinzialminister
                                                   ren Anstrengungen herausgefordert. Wieder erlebten
                                                   wir verheerende Stürme, die Florida und vorgelagerte         Ursprung verankert. Wir gehören zusammen, wir sind
                                                   Inseln heimgesucht haben. Bangladesch u.a. Länder            aufeinander verwiesen.
                                                   waren von extremen Regenfällen und Hochwasser be-            Ich bin ein wenig stolz, dass der Franziskusorden einen
                                                   troffen. Ist das weit genug weg, so dass wir ruhig schla-    Impuls einbringt, der, aus einer tiefen Gotteserfahrung
                                                   fen können? Die ökologische Wende wird zur Überle-           heraus, den Lebensraum von Mensch und jeder Kreatur
                                                   bensfrage.                                                   schützen will. Und noch etwas: Die franziskanische Fa-
                                                   Mich überzeugt die Argumentation von Papst Franzis-          milie weltweit erhebt die Stimme bei den Vereinten Na-
                                                   kus, der in der komplexen Problemlage, in der sich un-       tionen für leidende, vergessene Menschen und unsere
                                                   sere Welt heute befindet, dem einzelnen zutraut, Verant-     verwundete Erde. Franciscan International ist eine in-
                                                   wortung zu übernehmen. Über Mülltrennung zu                  ternationale, Nicht-Regierungsorganisation, die 1989
                                                   diskutieren, greift zu kurz. Der Pontifex sieht die          gegründet wurde.
                                                   Menschheitsprobleme eng verzahnt. Die Enzyklika              Die Idee der Nachhaltigkeit ist zum zentralen Leitbild
                                                   „Laudato si“ wird manchmal als grüne Enzyklika be-           für das Überleben der Menschheit im 21. Jahrhundert
                                                   zeichnet. Sie umfasst allerdings weit mehr als die Frage     geworden. Albert Schweitzer hat den Grundgedanken
                                                   nach Umweltschutz. In ihr werden die Menschheitspro-         so formuliert: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten
                                                   bleme im Zusammenhang gesehen und der Mensch in              von Leben, das leben will“.
                            Fotos: Kiên Hoàng Lê

                                                   seiner Verantwortung aufgerufen.                             Ich hoffe, dass die Beiträge in unserer diesjährigen Jah-
                                                   Was ich als Kapuziner teile und gut nachvollziehen           resschrift für Sie, liebe Leserinnen und Leser, anregend
                                                   kann, ist die spirituelle Begründung dieser Argumenta-       und bereichernd sind.
                                                   tion. Schon im Titel der Enzyklika klingt der Sonnenge-      Den Verfassern der Beiträge in dieser Jahresschrift und
                                                   sang an. In ihm wird alle Kreatur in eine geschwisterli-     allen, die an der Erstellung mitgewirkt haben, danke ich
                                                   che Nähe gestellt und in Gottes Schöpfung als ihrem          herzlich.

                                                                                                                                        Br. Marinus Parzinger OFMCap
                                                                                                                            Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz

2   Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                   3
Jahresschrift 2017.2018 - Berichte . Ereignisse . Fakten - Kapuziner.de
Inhalt
     Kapuziner
     Jahresschrift 2017.2018

                                    8                                                                                                                                                                                                                               56                                                66

                               Aus der Provinz                                                                                                                                                                         Mitbrüder                                          Nachdenkliches
                                8 „Gemeinsam in die Zukunft“                                                                                                                                                           44 Menschlich und humorvoll                        62 Unerschrocken
                               		 Franziskaner, Minoriten und Kapuziner                                                                                                                                                		 Br. Theo Arquint feiert ein seltenes Jubiläum   		 Gedanken zu einem
                               		 feiern ein Mattenkapitel                                                                                                                                                                                                                		 provokanten Thema
                                                                                                                                                                                                                       46 Mehr als eine Reise
                               12 Semper Reformanda                                                                                                                                                                    		 Die Junioren in Israel                          72 Kopf, Herz und Verstand
                               		 Theologische Werkwoche zur Reformation in Leipzig                                                                                                                                                                                       		 Aspekte einer Schöpfungsspiritualität
                                                                                                                                                                                                                       50 „Die großen Wallfahrten
                               14 Heiliger Br. Konrad		           		                                                                                                                                                   		 sind alle bei mir“
                               		 Ein großes Jubiläumsjahr erwartet die Kapuziner                                                                                                                                      		Br. Vinzenz Müller berichtet über seine Arbeit

                               17 Weiterführung und Vollendung                                                                                                                                                         54 Viel mehr als ein bloßer Rechtsakt              akademisches
                               		 Die Klosterkirche St. Konrad in Altötting                                                                                                                                            		Zwei Brüder legen ihre Ewige Profess ab
                                                                                                                                                                                                                                                                          64 „2018 muß der Faden
                                                                                                                                                    Fotos: sarah schuller-kanzian; Br. Thomas Skowron; Michael Bönte
                               		 erscheint in neuem Glanz
                                                                                                                                                                                                                       56 Vertrautes loslassen                            		 durch das Nadelöhr“
                               20 Frankfurt franziskanisch                                                                                                                                                             		 Br. Thomas M. Schied wurde zum Diakon geweiht   		Die PTH Münster im Prozess
                                                                                      TitelFoto: ANDREAS BOSSART; Titelrückseite: Thomas Dienberg

                               		 100 Jahre Kapuziner in Liebfrauen
                                                                                                                                                                                                                       58 Pilger bereichern das Leben                     66 IUNCTUS
                               		Die Kapuziner gehören zur Stadt Frankfurt
                                                                                                                                                                                                                       		und die Gemeinschaft                             		 Ein Institut entwickelt sich
                               23 Mauern, Mauern, Mauern                                                                                                                                                               		 Das Kloster Werne lädt Pilger zur Rast ein
                               		Das Gartenprojekt in Münster                                                                                                                                                                                                             70 Fachstelle Franziskanische
                                                                                                                                                                                                                       60 „Ich hätte nie etwas anderes gewollt“           		Forschung
                               26 Adieu in Ave Maria                                                                                                                                                                   		Br. Bruno Tröndle im Interview                   		 Die Fachstelle feiert 10-jähriges Jubiläum
                               		Ein Abschied, der weh tut
                                                                                                                                                                                                                                                                          78 Tierethik
                               28 Prävention                                                                                                                                                                                                                              		 Ein persönlicher Blick auf
                               		Über eine wichtige und gute Maßnahme                                                                                                                                                  Rubriken                                           		 eine komplexe Disziplin

                               32 10 Jahre in Abanien                                                                                                                                                                  25   Buchtipp
                               		 Br. Andreas Waltermann blickt auf
                                                                                                                                                                                                                       53   Publikationen
                               		 ereignisreiche Jahre zurück
                                                                                                                                                                                                                       71   Augenblick
                               38 Eine tiefe Verbundenheit           		                                                                                                                                                77   Publikationen
                               		 Sr. Fidelis Denter berichtet über eine                                                                                                                                               82   Unsere Verstorbenen
                               		 eindrucksvolle Reise nach Indonesien
                                                                                                                                                                                                                       84   Termine und Angebote 2018
                               42 „Es geht immer um den einmaligen Menschen“                                                                                                                                           86   Augenblick
                               		 Über die Berufepastoral                                                                                                                                                              87   Adressen/ Impressum

 4   Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                                                                                                                                                                 5
Jahresschrift 2017.2018 - Berichte . Ereignisse . Fakten - Kapuziner.de
Vorwort

                                                   Liebe Leserinnen,
                                                   liebe Leser!
                                                   In diesen Tagen ist viel von Angst       Geschichten, die das Leben
                                                   die Rede; eine Angst, die sich nicht     schreibt, die Menschen
                                                   hinwegreden oder schönreden lässt.       schreiben, trotz und in al-
                                                   Eine Angst, die sehr vielfältige Ursa-   ler Angst, trotz und in aller
                                                   chen hat. Viele Menschen haben           Hoffnungslosigkeit. Ge-
                                                   Angst vor der Zukunft in unserem         schichten, die davon er-
                                                   Land: Altersarmut, steigende Le-         zählen, wie Leben den-
                                                   benskosten, Angst vor grundlegen-        noch gelingen kann. Und
                                                   den Veränderungen ... aber auch          da gibt es so viele! Überall
                                                   Angst vor der politischen Entwick-       dort, wo Menschen anpa-
                                                   lung und einem steigenden Popu-          cken, um des Lebens wil-
                                                   lismus, der es mit der Wahrheit          len sich engagieren – und
                                                   und den Fakten nicht so genau            helfen, sich selber und anderen. Solche Geschichten        Br. Thomas
                                                   nimmt. Die Angst vor Kriegen, die        sollten noch viel häufiger erzählt werden. Mutmach-        Dienberg (li.),
                                                   auch uns wieder betreffen, steigt.       geschichten, Geschichten, die zeigen: Es geht doch!        Br. Christophorus
                                                   Die Weltpolitik hilft nicht gerade       Auch in dieser Ausgabe des KAPUZINER lassen sich           Goedereis
                                                   dabei, diese Ängste zu entkräften.       solche Geschichten finden, in denen Brüder gemein-
                                                   Schaut man in die Gesichter der          sam mit anderen Menschen sich nicht entmutigen las-
                                                   Menschen, auch in der Kirche,            sen, sondern sich für das Leben einsetzen. Sie tun dies
                                                   dann sind dort oft Ratlosigkeit,         aus der Gewissheit heraus, dass Gott mitgeht und ein
                                                   Verwirrung, Fragen zu sehen.             Gott des Lebens, nicht ein Gott der Angst ist. Ein Gott,
                                                   Diese Angst darf sein. Die Heraus-       der Hoffnung und Mut macht, in aller nüchternen Be-
                                                   forderung liegt darin, wie man mit       trachtung der Welt, wie sie nun einmal ist.
                            Fotos: Kiên Hoàng Lê

                                                   ihr umgeht, wie man mit ihr lebt,        Das wünschen wir uns allen: diesen ehrlichen und offe-
                                                   wie man es schafft, sie nicht zu un-     nen Blick auf die Wirklichkeit, den ehrlichen Umgang
                                                   terdrücken, sondern anzunehmen,          mit der Angst, die nicht fromm ‚weggeredet’ wird.
                                                   denn nur so verliert die Angst ihre      Wir danken Ihnen für Ihr Interesse an dem Leben der
                                                   destruktive und lähmende Kraft.          Kapuziner. Wir danken Ihnen für Ihre Begleitung und
                                                   Etwas, das hilft, das sind positive      Unterstützung.

                                                                                                       Br. Thomas Dienberg            Br. Christophorus Goedereis

6   Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                  7
Jahresschrift 2017.2018 - Berichte . Ereignisse . Fakten - Kapuziner.de
Aus der Provinz

      Gemeinsam
         in die
                                                                                              Mattenkapitel Hofheim

       Zukunft
    Franziskaner, Kapuziner und Minoriten
    auf dem Weg zur Ordensvereinigung?

    Von Br. Christophorus Goedereis OFMCap

    8 FRANKFURT - Das Jahr 2017 ist geprägt vom
    500. Jahrestag der Reformation – und damit vom Ge-
    denken an die Kirchenspaltung. Aber in der Ge-
    schichte katholischer Orden spricht das Jahr 1517
    noch von einer anderen Trennung: Der Orden des
    heiligen Franziskus erinnert sich an seine erste Spal-
    tung vor 500 Jahren. Im Jahr 1517 verfügte Papst Leo
    X., die „Minderbrüder“ (so der ursprüngliche Name
    seines Ordens) in zwei Ordensfamilien aufzuteilen:
    die Observanten und die Konventualen. Bereits zehn
    Jahre später sollte mit den Kapuzinern die nächste
    Teilung des Ordens ins Haus stehen. Das Charisma
    des hl. Franziskus ist so vital, dass es durch die Jahr-
                                                               Foto: sarah schuller-kanzian

    hunderte eine Vielzahl an franziskanischen Gemein-
    schaften hervorbrachte.
      500 Jahre nach diesen Ereignissen trafen sich vom
    12. bis 14. Juni 2017 siebzig Franziskaner, Kapuziner
    und Minoriten im Exerzitienhaus der Franziskaner
    in Hofheim/Taunus bei Frankfurt. Sie stellten sich
    die Frage: Wann werden wir wieder ein einheitlicher
    Orden sein? Kurz zuvor hatten die drei Generalmi-
    nister der Franziskaner, der Minoriten und der Ka-4

8     Kapuziner 2017 . 2018                                                                                              9
Jahresschrift 2017.2018 - Berichte . Ereignisse . Fakten - Kapuziner.de
Aus der Provinz

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                                                                                                                                                                                                      3

     Mattenkapitel Hofheim

                                                                                                                                                                                                              4
                                                                                                                                                                                                             1. Der evangelische Stadtkirchenpfarrer
                                                                                                                                                                                                             Olaf Lewerenz bei seiner Begrüßung der
                                                                                                                                                                                                             franziskanischen Brüder in der Frankfurter
                                                                                                                                                                                                             Katharinenkirche
                                                                                                                                                                                                             2. Die Teilnehmer des Interfranziskani-
                                                                                                                                                                                                             schen Mattenkapitels in evang. Katharinen-
                                                                                                                                                                                                             kirche, wo die Barfüßer die ersten refor-
                                                                                                                                                                                                             matorischen Predigten hielten.
                                                                                                                                                                                                             3. Kloster und Bildungshaus der Franzis-
                                                                                                                                                                                                             kaner in Hofheim, Ort des ersten gemein-
                                                                                                                                                                                                             samen Mattenkapitels
                                                                                                                                                                                                             4. Das Vorbereitungsteam des Interfranzis-
                                                                                                                                                                                                             kanischen Mattenkapitels: Stefan Feder-
     puziner in einer Presseerklärung kundgetan, dass die    hundert abermals in die Stadt zurück, wurden mit                                           Bohl OFM (Franziskaner), Bernhardin M. Seither       busch OFM, Konrad Schlatmann OFM-
     Einheit in Reichweite sei.                              der Säkularisation erneut ausgewiesen, um Anfang                                           OFMConv (Minoriten) sowie Marinus Parzinger          Conv, Christophorus Goedereis OFMCap.
       Die Reformation und die Teilung des franziskani-      des 20. Jahrhunderts zum dritten Mal nach Frank-                                           OFMCap (Kapuziner) können sich das zumindest
                                                                                                                    Fotos: sarah schuller-kanzian

     schen Ordens sind jedoch mehr als nur ein Zufall.       furt zurückzukehren, wo sie bis heute an der belieb-                                       vorstellen.
     Beide Geschichten kreuzen sich auf vielfältige Weise.   ten Frankfurter Liebfrauenkirche wirken. In Frank-                                           Der „Geist von Hofheim“ hat dazu geführt, dass
     In Frankfurt am Main zum Beispiel waren die Min-        furt, wie in vielen deutschen Großstädten, kreuzen                                         sich die deutschen Minderbrüder konkrete Schritte
     derbrüder (dort wurden sie „Barfüßer“ genannt) die      sich die historischen Linien von mittelalterlicher                                         für die kommenden Jahre vorgenommen haben, um
     ersten Prediger für die Reformation. Später wurden      Stadtentwicklung, Reformation, Säkularisation und                                          die Zusammenarbeit zu intensivieren und das Zu-
     sie dann selber protestantisch. 100 Jahre später kam    franziskanischer Ordensgeschichte.                                                         sammenwachsen zu fördern. Ob sie dann weltweit
     mit den Kapuzinern wiederum ein franziskanischer          Ob Papst Franziskus die Wiedervereinigung der                                            unter dem Namen „Minderbrüder“ oder „Franziska-
     Ordenszweig in die Mainmetropole. Die Kapuziner         drei franziskanischen Orden beflügeln werde? Die                                           ner“ wieder ein einheitlicher Orden werden, bleibt
     wurden aber wieder vertrieben, kehrten im 17. Jahr-     drei Provinzialminister von Deutschland, Cornelius                                         abzuwarten.

10    Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                                                                                               11
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Aus der Provinz

     Werkwoche 2017

            Semper
              Reformanda
            – eine theologische Werkwoche
                                 voller Überraschungen

     Die „Lutherkanzel“ in der Nikolaikirche, von der der Reformator nie gepredigt
     hat, und Unterschiede im Eucharistieverständnis, die theologisch längst aus-
     geräumt sind: Die theologische Werkwoche zu Reformation und Ökumene hielt
     für die Teilnehmer einige Überraschungen bereit.

     von BR. Helmut Rakowski

     8 Zum Ende des Reformationsju-                                                und ein Weg, sich in der gegen-     Kapuzinern zur Reform.                                     Wurden die Schwestern und Brüder anfangs misstrau-
     biläums trafen sich Kapuziner aus                                             seitigen Begegnung, im gemein-        Erstaunliche Erkenntnisse brachte zum Abschluß           isch als “zu katholisch” beäugt, gehört heute dieses Cha-
     Deutschland und der Schweiz vom                                               samen Gebet und in der theologi-    Frau Prof. Sattler. Die Direktorin des Ökumenischen        risma wieder zur Realität der lutherischen Kirche. Die
     18. - 21. September 2017 in Leipzig.                                          schen Diskussion auf die            Institutes an der Universität Münster berichtete kom-      Christusbruderschaft fühlt sich übrigens dem Hl. Fran-
     Auch zwei Franziskanerbrüder in-                                              gemeinsame Christusnachfolge        petent und engagiert zum Thema „Ökumene heute.             ziskus nahe und ist Mitglied der Interfranziskanischen
     teressierten sich für das Thema                                               zu besinnen und sich gegenseitig    Wege – Themen – Perspektiven“. Es war für die Teilneh-     Arbeitsgemeinschaft (INFAG).
     “Semper reformanda – Kapuziner                                                zur Erneuerung zu verhelfen.        mer überraschend zu hören, dass das Problem der               Der letzte Vor-Ort-Termin galt der Stadt Leipzig und
     und die Reformation”.                                                           Die Kapuziner entstanden          Abendmahlsgemeinschaft längst nicht mehr beim Eu-          dort besonders der Nikolaikirche, dem Ort, an dem,
       Gleich zu Beginn betonte Prof.                                              nur wenige Jahre nach Luthers       charistieverständnis liegt. Hier herrscht unter Theolo-    ausgehend von den traditionellen Friedensgebeten, die
     Peter Zimmerling, Theologe an der                                             Thesenanschlag als Reformbewe-      gen längst Einigkeit. Das eigentliche Problem besteht in   friedlichen Demonstrationen begannen, die 1989 zum
     evangelischen Fakultät und Uni-                                               gung innerhalb der franziskani-     der Frage des Amtsverständnisses. Mit welchem Fleiß        Fall der Mauer führten. In einer Seitenkapelle steht die
     versitätsprediger der Univeristät                                             schen Bewegung. Sie hatten          und Einsatz im Bereich der Ökumene gearbeitet wird,        sog. „Lutherkanzel“. Von ihr sollte der Reformator ei-
     Leipzig, dass das Gedenkjahr 2017 wohl das erste öku-    schnell einen großen Erfolg und wurden wegen ihrer       um die Trennung zu überwinden, zeigt sich z.B. in der      gentlich predigen, musste aber wegen Übelkeit absagen
     menisch begangene Lutherjubiäum der Geschichte war.      Zahl, Volksnähe und Effizienz bald die „schnelle Ein-    dreibändigen Studie zum Amtsverständnis, die von der       und sprach dann am Abend in der Thomaskirche. Nach
     Auch wenn sich die Augustinus zugeschriebene For-        greiftruppe“ des Papstes im Bereich der Mission so-      ökumenischen Kommission erarbeitet wurde.                  einem Abstecher dorthin und zum Grab von Johann
     mulierung „Ecclesia semper reformanda“ (Die Kirche       wohl in Europa als auch in Übersee. Gemeinsam mit          Eine weitere Überraschung im Bereich der Öku-            Sebastian Bach ging es dann zur katholischen Propstei-
     muss sich stets erneuern) in seinem Werk wörtlich so     den Jesuiten waren sie wichtige Protagonisten der sog.   mene: Der Besuch bei einer evengelischen Ordensge-         kirche, die erst 2015 als prominentes modernes kirchli-
     nicht findet, hat bereits er den „Reformatio“-Begriff    Gegenreform, die versuchte, an die Reformation ver-      meinschaft. Auf dem Petersberg bei Halle leben drei        ches Gebäude in der Innenstadt geweiht wurde. An
     mehrfach auch auf die Kirche bezogen. Umkehr und         lorene Gebiete wiederzugewinnen. P. Johannes Schla-      Brüder und drei Schwestern der Christusbruderschaft.       beiden Orten wurde die gute ökumenische Zusam-
     Erneuerung gehören zum Leben der Christen und            getter, Franziskaner aus München und ehemaliger          Ordensleben evangelisch! Sogenannte „Kommunitä-            menarbeit gelobt. Angesichts von einem Anteil von
     zum Leben der Kirche. Spätestens seit dem 2. Vatikani-   Professor an der PTH Münster, gab einen spannenden       ten“, die bekannteste ist wohl die Gemeinschaft von        15% (!) Christen in Leipzig (12% Protestanten, 3%
     schen Konzil ist die Ökumene ein wichtiges Anliegen      Einblick in das Verhältnis von den Franziskanern und     Taize, entstanden vor allem nach dem 2. Weltkrieg.         Katholiken) führt daran wohl kein Weg vorbei.

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                200 Jahre                                                              Konradjubiläum

                                                                                                                                                      terwegs, um mehrere Gottesdienste mitzufeiern. So
                                                                                                                                                      wurde er schon in jungen Jahren zum Pilger und Wall-
                                                                                                                                                      fahrer. Er gehörte verschiedenen Bruderschaften an, die
                                                                                                                                                      ihm ein großes Gebetspensum vorgaben, eine in unse-
     Br. Konrad von                                                                                                                                   rer Zeit schwer verständliche, aber damals durchaus
     Parzham ist für die                                                                                                                              übliche Frömmigkeitshaltung. Eine Volksmission in
     Kapuziner in Deutsch-                                                                                                                            Ering St. Anna und die jahrelange geistliche Begleitung
     land eine ganz beson-                                                                                                                            und der regelmäßige Empfang des Bußsakramentes
     dere Person. 1934                                                                                                                                beim Benefiziaten Franz Dullinger in Aigen am Inn be-
     wurde er heiligge-                                                                                                                               stärkten seinen Wunsch, Kapuzinerbruder zu werden.
                                                                                                                                                         Im September 1849 bittet er im Altöttinger Kapuzi-
     sprochen. Seinen 200.
                                                                                                                                                      nerkloster St. Anna um Aufnahme. Seinen Besitz ver-

                  Heiliger
     Geburts- und Tauftag
                                                                                                                                                      teilt er gleich seinem Ordensvater Franziskus und, wie
     feiert die Deutsche
                                                                                                                                                      im Evangelium empfohlen, an die Armen und für ver-
     Kapuzinerprovinz in                                                                                                                              schiedene religiöse und soziale Zwecke. Er erhält das
     vielfältiger Weise.                                                                                                                              Kleid des Hl. Franz von Assisi und den Ordensnamen

               Bruder
                                                                                                                                                      „Konrad“ Nach dem Noviziat in Laufen an der Salzach
                                                                                                                                                      und der Feierlichen Profess am 4. Oktober 1852 wird er
                                                                                                                                                                                                                Das Innere der Kirche St. Wolfgang, in der Br. Konrad
                                                                                                                                                      mit dem Pfortendienst an der am stärksten frequentier-    getauft wurde
                                                                                                                                                      ten Klosterpforte in Bayern beauftragt. Dieser Dienst
                                                                                                                                                      prägt sein ganzes Ordensleben bis zu seinem Tod am

                  Konrad
                                                                                                                                                      Abend des 21. April 1894.                                 rad-Fest am 21./22. April sein mit der Wiedereröffnung
                                                                                                                                                         Seine Aufnahme in das Verzeichnis der Heiligen am      der renovierten und umgestalteten Klosterkirche St.
                                                                                                                                                      Pfingstfest 1934 durch Papst Pius XI war nach knapp       Konrad mit Altarweihe durch den Passauer Diözesan-
                                                                                                                                                      200 Jahren die erste Heiligsprechung eines Deutschen.     bischof Dr. Stefan Oster SDB. Als weiterer prominenter
                                                                                                                                                      Der letzte vor Br. Konrad heiliggesprochene Deutsche –    Gast wird zum Bruder-Konrad-Fest der Generalminis-
                                                                                                                                                      auch ein Kapuziner - war 1746 Fidelis von Sigmarin-       ter der Kapuziner Br. Mauro Jöhri aus Rom in Altötting
                                                                                                                                                      gen. Dieser kam 1622 in den religiösen und politischen    erwartet, und eine Woche später am 1. Mai zur Eröff-
     von Br. Norbert Schlenker                                                                                                                        Wirren der Gegenreformation in Seewies in Graubün-        nung der Hauptwallfahrtssaison der Kapuzinerkardinal
                                                                                                                                                      den zu Tode und ist damit der Erstlingsmärtyrer des       Séan Patrick O’Malley aus Boston, der in diesem Zu-
     8 Zwei Tage, bevor im rund 80 km entfernten Obern-          Taufe auch Geburtstag für das Leben mit Gott und da-                                 Kapuzinerordens. Beide sind Mitpatrone der Deut-          sammenhang auch unseren Mitbruder Thomas Maria
     dorf an der Salzach das weltberühmte Weihnachtslied         mit für das ewige Leben.                                                             schen Kapuzinerprovinz.                                   Schied, der zurzeit als Diakon in München sein Prakti-
     „Stille Nacht“ uraufgeführt wurde, erblickt auf dem Ve-        Der kleine Hansl hat seine Taufberufung gelebt. Ge-                                  Die Heiligsprechung von Br. Konrad war zugleich ein    kum macht, in der Altöttinger Wallfahrtsbasilika am
     nushof im niederbayerischen Parzham bei Bad Gries-          prägt war er durch sein religiöses Elternhaus. Dort                                  großes Geschenk und eine starke Ermutigung der Kir-       30. April zum Priester weihen. Außerdem gibt es in Al-
                                                                                                                          Fotos: Br. Niklaus Kuster

     bach am 22. Dezember 1818 kurz nach Mitternacht der         wurde der Glaube nicht nur durch häufiges gemeinsa-                                  che an das durch den Nationalsozialismus schwer ge-       tötting das ganze Jahr über verschiedene Sonderausstel-
     kleine Hansl das Licht der Welt. Er ist das elfte von       mes Beten in der Familie und den Gottesdienstbesuch                                  prüfte deutsche Volk. Gemäß dem Pauluswort „das           lungen zum Leben und Wirken von Bruder Konrad.
     zwölf Kindern der Eheleute Bartholomäus und Ger-            praktiziert, sondern auch durch eine großzügige Gast-                                Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke         Zum 200. Geburtsjahr des Heiligen, der als einfacher
     traud Birndorfer. Sein Vater bringt ihn gleich am Mor-      freundschaft gegenüber Wanderern und Bettlern.                                       zuschanden zu machen (1 Kor. 1, 27)“ und dem Wort         Kapuzinerbruder die Kunst besaß, Gottesfreundschaft
     gen in die Kirche St. Wolfgang bei Weng, wo er um 9.00      Hansl hat auf dem Schulweg regelmäßig den Rosen-                                     Mariens in ihrem Lobgesang des Magnifkats „er stürzt      und Menschenliebe beispielhaft miteinander zu verbin-
     Uhr auf den Namen des Evangelisten Johannes, dessen         kranz gebetet, später war er sonntags zu den verschie-                               die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen          den und dem heute Konradkirchen auf vier Kontinen-
     Fest die Kirche am 27. Dezember feiert, getauft wird.       densten Kirchen und Kapellen in näheren Umkreis un-                                  (Lk 1,52)“ wird hier gegenüber dem deutschen Diktator,    ten geweiht sind, hat unser Schweizer Mitbruder Ni-
        Sein 200. Geburts- und Tauftag soll, so ist es die Ab-                                                                                        dem „Braunen aus Braunau“ mit seinem Größenwahn,          klaus Kuster ein neues Bruder-Konrad-Buch
     sicht der Brüder Kapuziner, besonders in Altötting, wo      Das Geburtshaus von Br. Konrad in Parzham                                            der einfache schlichte Kapuzinerbruder im braunen         geschrieben mit der Lebensgeschichte Br. Konrads, die
     er im damaligen St. Annakloster 41 Jahre gelebt und als                                                                                          Habit den Gläubigen vor Augen gestellt, der segensreich   spirituell in die Gegenwart spricht und dazu ermutigt,
     Pförtner Gott verbunden und den Menschen zuge-                                                                                                   wirkt und damit auf das wirkliche Heil verweist.          auch einem ganz schlichten Alltag Tiefe und Weite zu
     wandt gewirkt hat, das ganze Jahr 2018 über im Blick                                                                                                Dieser zweite große Heilige der bayerischen Wall-      geben. Es trägt den Titel: „Konrad von Parzham - Men-
     sein, ebenso im Bistums Passau, dessen dritter Patron                                                                                            fahrtsmetropole neben der Gnadenmutter soll in Altöt-     schenfreund und Gottesmann“. Die Lektüre dieses
     der Hl. Bruder Konrad seit 1984 ist. Dieser 22. Dezem-                                                                                           ting und im ganzen Bistum Passau mit verschiedenen        Buches, das im Januar 2018 in der Reihe der Topos-Bio-
     ber 1818 war für den kleinen Hansl nicht nur Geburts-                                                                                            Veranstaltungen in seinem 200. Geburtsjahr gefeiert       graphien erscheinen wird, ermöglicht einen neuen zeit-
     tag für das Leben auf dieser Erde, sondern durch die                                                                                             werden. Ein Höhepunkt wird sicher das Bruder-Kon-         gemäßen Zugang zu unserem heiligen Mitbruder.          4

14     Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                                                                                                            15
Jahresschrift 2017.2018 - Berichte . Ereignisse . Fakten - Kapuziner.de
Jubiläum                                                                                                                                                                                                                      Aus der Provinz

     Termine 200. Geburtsjahr Hl. Bruder Konrad von Parzham 2018 in Altötting                                                         Innenrenovierung der Klosterkirche St. Konrad Altötting
                        Leitwort: „Jesu Kreuz – unser Buch!“
     Sa. 27. Januar 16.00 Uhr
     Buchvorstellung des neuen Br. Konrad
     Buches durch den Autor Kapuziner-
                                               Kapuziner nach Altötting und zu den
                                               Stätten von Br. Konrad
                                                                                         Patrick O’Malley, Boston / USA in der
                                                                                         Basilika St. Anna
                                                                                                                                                 Weiterführung
                                                                                                                                                     und
                                               Samstag 21. April / Sonntag               Di. 1. Mai 10 Uhr
     bruder Prof. Dr. Niklaus Kuster aus
                                               22. April: Bruder-Konrad-Fest             Festliches Pontifikalamt und Orches-

                                                                                                                                    Vollendung
     CH-Olten in der Stiftspfarrkirche an-
                                               Sa. 21. April 10 Uhr Klosterkirche        termesse zum Fest der Patrona Bava-
     schl. Eröffnung der Ausstellung
                                               St. Konrad Pontifikalmesse mit            riae und zur Eröffnung der Haupt-
     „Bruder Konrad – sein Leben“
                                               Bischof Dr. Stefan Oster SDB mit          Wallfahrtssaison in der Basilika St.
     in der Romanischen Eingangshalle der
                                               Altarweihe und zur Wiedereröffnung        Anna mit Kapuzinerkardinal Seán
     Stiftspfarrkirche und der Sonderaus-
                                               der Klosterkirche St. Konrad nach         Patrick O’Malley, Boston / USA
     stellung „Bruder Konrad – Geburt
                                               der Renovation
     und Taufe“ in den Räumen des                                                        So. 17. Juni 16.00 Uhr
     Bruder-Konrad-Klosters                    Sa. 21. April 20 Uhr Basilika St.         Bruder - Konrad-Spiel
                                               Anna Feierlicher Einzug in die Basilika   Theater-Freilicht-Aufführung mit der
     Sa.17. / So.18. Februar in
                                               mit der Bruder-Konrad-Hauptreliquie,      Theatergruppe Halsbach auf den                             Das Jubiläum ist ein guter Anlass, die Kirche wieder in
     St. Magdalena
                                               Vorabendmesse anschließend Lichter-       Stufen und dem Vorplatz der Basilika
     Eucharistisches Stundengebet                                                                                                                            neuem Glanz erscheinen zu lassen.
                                               prozession Zelebrant und Prediger:        St. Anna
     Thema: Die Kreuzesnachfolge von
                                               Br. Mauro Jöhri, Rom, Generalminister
     Bruder Konrad orientiert an seinem                                                  Fr. 6. – So. 8. Juli
                                               der Kapuziner
     Ordensvater Franz von Assisi                                                        Jugendwallfahrt von Altötting nach
     Sa. 10 Uhr: Das Evangelium leben          So. 22. April 10 Uhr Basilika St.         Parzham mit dem „IK Junge Wall-
     Sa. 16 Uhr: Das Zeugnis der Demut         Anna Festliche Orchestermesse be-         fahrt“ und Kapuzinerbruder Georg
     So. 9.30 Uhr: Abschied nehmen können      sonders für alle, die den Namen „Kon-     Greimel
     So. 15 Uhr: Kreuzesfrömmigkeit            rad“ tragen sowie für die Wohltäter
                                                                                         Sa. 22. Dezember in Parzham und
                                               und Förderer des Konradklosters und
     Donnerstage der Fastenzeit                                                          St. Wolfgang
                                               der Wallfahrtsbasilika St. Anna
     19.00 Uhr Fastenpredigten                                                           Geburtstag und Tauftag: An diesem
                                               Zelebrant und Prediger: Br. Mauro
     Thema: Die Kreuzesnachfolge von                                                     Tag hat der Vater Birndorfer seinen
                                               Jöhri, Rom, Generalminister der Kapu-
     Bruder Konrad orientiert an seinem                                                  Sohn Johannes auf diesem Weg zur
                                               ziner anschl. Reliquienprozession über
     Ordensvater Franz von Assisi                                                        Taufe gebracht.
                                               den Kapellplatz, Abschluss an der
                                                                                         Thema: „In Gott eintauchen – bei
     22. Februar in der Stiftspfarrkirche;     Bruder-Konrad-Kirche, danach Zu-
                                                                                         den Menschen auftauchen“
     Thema: „Bote des Friedens“                sammensein am Vorplatz der Basilika
                                                                                         17 Uhr Fackelwanderung vom Ge-
                                               mit Verteilung von „Bruder-Konrad-
     1. März in der Stiftspfarrkirche;                                                   burtshaus in Parzham zur Taufkirche in
                                               Weckerl“ und Freigetränken
     Thema: „Dunkle Stunden aushal-                                                      St. Wolfgang – dort anschließend:
     ten können“                               So. 22. April 14 Uhr Treffpunkt Pan-      18.30 Uhr: Gottesdienst mit Tauferin-
     8. März in der Stiftspfarrkirche;         orama Weltgebetstag für geistliche        nerung zusammen mit den Kapuzinern
     Thema: „Bereit sein zum Sterben“          Berufe im Bistum Passau mit Diözes-
                                                                                         Fr. 28. Dezember 10 Uhr:                 Von Br. Norbert Schlenker
                                               anbischof Dr. Stefan Oster SDB
     15. März in St. Josef AÖ-Süd;                                                       Pontifikalmesse in der Basilika
                                               Prozession mit der Bruder-Konrad-
     Thema: „Nachfolgen und Leben                                                        St. Anna
                                               Hauptreliquie zur Basilika St. Anna                                                8 Seit der ersten Erhebung der Gebeine im Oktober         Gläubigen verloren. Dass diese Lösung unbefriedigend
     finden“                                                                             anlässlich der Bundesweiten Sternsin-
                                               mit Statio an der Gnadenkapelle und
                                                                                         ger-Aussendung durch Jugendbischof
                                                                                                                                  1912 zur Vorbereitung der Seligsprechung, waren die       war, zeigte sich bereits nach dem Konzil.
     Sonntag 11. März 14.30 Uhr                am Bruder-Konrad-Brunnen,                                                          Reliquien des Kapuzinerbruders Konrad von Parzham            Zu Beginn der 90er Jahre anlässlich des 100. Todes-
                                                                                         Dr. Stefan Oster SDB
     Eröffnung der Sonderausstellung „         ca. 15 Uhr Vesper in der Basilika St.                                              an mehreren verschiedenen Stellen der damaligen           tages des Heiligen wurde eine Renovation der Kirche
     Bruder Konrad – Kunst und                 Anna mit anschl. Einzelreliquiensegen     Ausstellungen:                           Klosterkirche St. Anna beigesetzt. Die letzte Umgestal-   angedacht, die auch eine Verlegung des Altares und
     Schriften“ in der Bischöflichen Admi-                                               Sonderausstellung im Bruder-
                                               So. 22. April 18 Uhr Klosterkirche                                                 tung in den Jahren 1953 – 1956 war wohl beeinflusst       damit des Reliquienschreines und eine Umgestaltung
     nistration Haus Papst Benedikt XVI                                                  Konrad-Kloster: „Bruder Konrad –
                                               St. Konrad                                                                         von der liturgischen Bewegung des frühen 20. Jahrhun-     des Altarraumes nach den Vorgaben der Liturgiekon-
     (Frühjahrhauptfest der                                                              Geburt und Taufe“ (ab 27. Januar)
     Marianischen Männerkongregation)
                                               Geistliches Konzert: Uraufführung der                                              derts, keineswegs konnten aber zu dieser Zeit schon die   stitution des II. Vatikanischen Konzils vorsah. Aller-
                                               „Bruder Konrad Kantate“                   Ausstellung in der Romanischen           Vorgaben der Liturgiekonstitution des II. Vatikani-       dings wurden damals nur die Raumschale neu gestri-
     Sa. 14. April 17. 30 Uhr an der           Text: Bischof Dr. Stefan Oster SDB,       Eingangshalle der Stiftspfarrkirche      schen Konzil berücksichtigt werden. Der Reliquien-        chen und die 14 Kreuzwegstationen mit einem hohen
     Kirche St. Michael Ankunft der Pas-       Komposition: Alwin Schronen               „Bruder Konrad – sein Leben“             schrein fand damals seinen Platz unter einem neuen        Aufwand restauriert, auf eine Umgestaltung des Altar-
     sauer Fußwallfahrt der Jugend in Altöt-                                             (ab 27. Januar)
                                               Mo. 30. April 15 Uhr                                                               sehr wuchtigen Steinaltar auf einer Stufenanlage und      raumes hatte man aber aus klosterinternen Gründen
     ting 20 Uhr Vorabendmesse in der
                                               Pontifikalmesse mit Priesterweihe des     Ausstellung in der Bischöflichen         wurde mit einem von vier Silberstangen getragenen         verzichtet.
     Basilika mit anschl. Lichterprozession
                                               Kapuziners Br. Thomas Maria Schied        Administration Haus Papst Benedikt       Baldachin überdacht. Diese Altaranlage wurde ins Kir-        Die Notwendigkeit einer Innenrenovation mit
     Fr. 20. – Di. 24. April                   (z.Zt. Diakon in München St. Anton)       XVI „ Bruder Konrad – Kunst              chenschiff vor den Chorbogen vorgezogen. Dabei ging       Umgestaltung des Altarraumes wurde immer wieder
     Wallfahr der nordwesteuropäischen         durch den Kapuzinerkardinal Seán          und Schriften“ (ab 11. März)             eine stattliche Anzahl von Plätzen im Schiff für die      von den Kapuzinern gesehen und auch von anderen4

16    Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                                                                                      17
Jahresschrift 2017.2018 - Berichte . Ereignisse . Fakten - Kapuziner.de
Aus der Provinz

                                                                                                                                                 Absprache mit den Kapuzinern ausgeführt hat.
                                                                                                                                                    Folgendes ist vorgesehen: Die bisherige wuchtige Stu-
                                                                                                                                                 fenanlage mit dem großen Altar und Baldachin werden
                                                                                                                                                 abgebaut, so dass im vorderen Bereich des Kirchen-
                                                                                                                                                 schiffes weitere Bänke ergänzt werden können und so-
                                                                                                                                                 mit im Kirchenschiff mehr Platz ist. Ein neuer kleinerer
                                                                                                                                                 Altar aus hellem Kalkstein wird hinter dem Chorbogen
                                                                                                                                                 aufgestellt. In diesem Ensemble werden auch Priester-
                                                                                                                                                 sitz, Vortragekreuz und Osterkerze ihren Platz finden.
                                                                                                                                                 Ein neues Kreuz, im Chorbogen hängend, soll das Kir-
                                                                                                                                                 chenschiff mit dem Chorraum verbinden. Die Kreuzi-
                                                                                                                                                 gungsgruppe von Siegfried Moroder, die sehr geschätzt
                                                                                                                                                 ist, findet einen neuen Platz im Kirchenschiff über dem
                                                                                                                                                 seitlichen Portal zum Klostergang hin.
                                                                                                                                                    Der Reliquienschrein wird einen neuen Platz direkt
                                                                                                                                                 über der Gruft, dem ersten Bestattungsort des Heiligen,
                                                                                                                                                 finden und gleichzeitig für die Gläubigen, besonders
                                                                                                                                                 auch für Gehbehinderte, gut zugänglich sein. Dabei
                                                                                                                                                 wird die 1967 mit einem hohen Spendenaufwand an-
                                                                                                                                                 gefertigte Silberfigur erhalten bleiben. Sie wird aber in
                                                                                                                                                 einem neuen zum Gesamtensemble passenden
                                                                                                                                                 Schrein aus Stein und Glas einen neuen Platz finden.
                                                                                                                                                 In diesem Schrein werden an den beiden Stirnseiten
                                                                                                                                                 auch die Hauptreliquie und die Fingerreliquie gut
                                                                                                                                                 sichtbar untergebracht.
                                                                                                                                                    Ein Relief an der Stirnseite mit dem Motiv des
                                                                                                                                                 himmlischen Jerusalems mit den 12 Toren der heili-
                                                                                                                                                 gen Stadt und dem Lamm führt theologisch gelungen
                                                                                                                                                 die Themen der Glasfenster weiter: der im letzten
                                                                                                                                                 Fenster als der im Himmel verklärte Heilige wird zum
                                                                                                                                                 Pförtner auch in der Heiligen Stadt. Dort an der Stirn-
                                                                                                                                                 seite des Chorraumes ist auch ein zweigeteiltes Lucer-
                                                                                                                                                 nar vorgesehen, so dass die Gläubigen in der Nähe des
                                                                                                                                                 Schreines Opferkerzen anzünden können.
                                                                                                                                                    Ambo und Tabernakel finden ihren Platz unter dem
     So soll das Innere der Kirche nach der Renovation aussehen                                                                                  Chorbogen. Vor dem Chorbogen, von der Seite des             Der gesamte Kircheninnenraum inklusive des Bodens
                                                                                                                                                 Kirchenschiffs her gesehen links, wird unter der Mari-      bekommt ein neues Gesicht
                                                                                                                                                 enfigur der Evangelienthron seinen Platz finden, auf
                                                                                                                                                 der rechten Seite unter der Figur des Hl. Josef wird ein
                                                                                                                                                 Platz geschaffen für die Heiligen Öle.
     angesprochen und angeregt, wurde aber auch immer       kirche, die damals zurückgestellt wurde, wird somit                                     In der ganzen Kirche werden die Steinplatten des         läuft sich auf knapp zwei Millionen Euro. Zur Unter-
     wieder zurückgestellt, u.a. da die Kapuziner sich in   als Weiterführung und Vollendung des Ortes gesehen,                                  Fußbodens überarbeitet, Die Glasfenster mit Bildern         stützung der Renovation und der Umgestaltung erhof-
     Altötting ab dem Jahre 2000 mit anderen noch dring-    wo der Hl. Bruder Konrad über 40 Jahre gelebt und                                    aus dem Leben des heiligen Bruders Konrad werden            fen sich die Kapuziner Spenden aus der Bevölkerung
     licheren Bauprojekten (Generalsanierung St. Magda-     gewirkt hat.                                                                         erhalten, fachmännisch gereinigt und leicht verbes-         und von den Wallfahrern. Auch wird es wie bei der Ge-
     lena, Neubau Konradkloster, Generalsanierung Basi-       Unmittelbar nach dem Provinzkapitel 2016 hat die                                   sert. Ein neuer Anstrich der Wände wird den Raum            neralsanierung der Basilika wieder die Möglichkeit ge-
     lika St. Anna) auch finanziell mit hohem Aufwand       neue Provinzleitung der Deutschen Kapuzinerprovinz                                   aufhellen. Auch zwei Beichtstühle werden schalldicht        ben, für bestimmte Kunstwerke und Einrichtungsge-
                                                                                                                      Fotos: Br. Georg Greimel

     engagiert haben.                                       den einstimmigen Beschluss zur Sanierung und Um-                                     erneuert.                                                   genstände Patenschaften zu übernehmen.
        Der Lebensort des heiliggesprochenen Pfortenbru-    gestaltung der St. Konradkirche besonders auch im                                       Im technischen Bereich ist eine Gesamterneuerung           Die Wiedereröffnung der Kirche mit Altarweihe ist
     ders ist für die Deutsche Kapuzinerprovinz ein         Blick auf die Feier des 200. Geburtsjahres des Heiligen                              der Elektrik- und der Lautsprecheranlage vorgesehen,        auf das Bruder-Konrad-Fest am 21. April 2018 termi-
     Schwerpunkt. Daher wurden mit großer Sorgfalt die      im Jahre 2018 gefasst und den Künstler und Bildhauer                                 wobei daran gedacht ist, dass die Möglichkeiten der         niert. Während der Renovationszeit sind die Gottes-
     klösterlichen Räume des Heiligtums zum Teil reno-      Friedrich Koller in Laufen, mit dem wir auch sehr                                    Tonübertragung und der Ausleuchtung für alle Arten          dienste, die üblicherweise in St. Konrad stattfinden, in
     viert und zum Teil neu gebaut. Dabei wurden weitere    konstruktiv und angenehm bei der Generalsanierung                                    von Gottesdiensten bis hin zu jugendgemäßer Liturgie        die Wallfahrtsbasilika St. Anna verlegt. Dort hat für
     Räume den Pilgern zugänglich gemacht. Die jetzt vor-   der Basilika zusammengearbeitet haben, mit einem                                     wie z.B. Nightfire optimal bedient werden können.           diese Zeit auch der Schrein des heiligen Bruder Kon-
     gesehene Renovation und Neugestaltung der Konrad-      Entwurf beauftragt, den er inzwischen auch in enger                                     Die Kostenschätzung für die Gesamtsanierung be-          rad seinen Platz gefunden.

18    Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                                                                                                             19
Aus der Provinz

                                                                                                                                                                                                                                                                 Jubiläum
                                                      100 Jahre Kapuziner in Liebfrauen

                                                    Frankfurt
     franziskanisch
     Mitten in der Frankfurter FuSSgängerzone steht die Liebfrauenkirche. Seit
     1321 ist sie ein beliebter Ort für Stille und Gebet. Im Innenhof zwischen Kirche
     und Kloster werden täglich um die 1.800 Kerzen angezündet. Seit 100 Jahren
     wird die Kirche von den Kapuzinern betreut.

     Von Christophorus Goedereis OFMCap

     8 Im Jahr 2017 feierte der Orden „100 Jahre Kapuziner        Aber die Geschichte des Frankfurter Barfüßerklos-                                                                   an den Stadtrat, verweist auf die große Geschichte der      ziehen sie im Jahr 1723 wieder in die Stadt ein, aber-
     in Liebfrauen“. Dazu war eigens der Bischof von Lim-       ters nahm eine jähe Wendung. Als die Ereignisse der                                                                   Barfüßer an der Paulskirche und schließt mit den Wor-       mals in den alten Antoniterhof. Hier erfreuen sie sich
     burg, Dr. Georg Bätzing, angereist. Aber die Ordens-       Reformation die Stadt Frankfurt überrollten, waren es                                                                 ten: „Nachdem man dem franziskanischen Orden in             bald so großer Beliebtheit, dass der Stadtrat keine Mög-
     brüder blickten nicht nur auf die letzten 100 Jahre zu-    eben jene Barfüßer, die sich die reformatorischen The-                                                                dieser Stadt schon einmal ein namhaftes, schönes Klos-      lichkeit mehr sieht, sie des Ortes zu verweisen. Erst die
                                                                                                                           Fotos: ruben Zarate; Christophorus Goedereis; lIEBFRAUEN

     rück - sondern auf eine Geschichte, die in Frankfurt im    men zu eigen machten. Im Jahre 1522 hielt der Barfü-                                                                  ter und eine Kirche erbaut habe, habe nun der allmäch-      Säkularisation im Jahre 1803 führt zur erneuten Aufhe-
     Jahr 1230 ihren Anfang nahm: Nur vier Jahre nach dem       ßermönch Hartmann Ibach die erste reformatorische                                                                     tige Gott nach langer Winterszeit wieder Männer er-         bung des Frankfurter Kapuzinerklosters. Doch auch
     Tod des hl. Franziskus kommen die Minderbrüder (so         Predigt auf Frankfurter Boden. Wenige Jahre später                                                                    weckt, welche wie frische Blumen aus der alten Wurzel       damit sollte die franziskanische Geschichte der Stadt
     der ursprüngliche Name des franziskanischen Ordens)        laufen die Frankfurter Barfüßermönche offiziell zum                                                                   nicht allein den vorigen Glanz verjüngt haben, sondern      Frankfurt noch nicht beendet sein. Im Jahr 1900 ziehen
     in die Mainmetropole und lassen sich an einem histori-     Protestantismus über. In einer bis heute erhaltenen his-                                                              diesen noch überscheinen und übertreffen.”                  die Kapuziner zum dritten Mal in Frankfurt ein. Wie
     schen Ort nieder, nämlich an der Frankfurter Paulskir-     torischen Notiz heißt es: „Anno 1529 den 7. Juni ist zu                                                                  Aber selbst solche blumigen Worte können den pro-        die Ironie des Schicksals es will, werden sie diesmal von
     che. Wie in vielen anderen deutschen Städten, werden       den Barfüßern in Frankfurt am Main die heilige Messe                                                                  testantischen Stadtrat nicht erweichen. Es gibt keine Er-   den Stadtvätern selber gerufen - und gebeten, sich im
     sie auch hier „Barfüßer“ genannt. Fortan sollte der        verschieden.“ Eine 300 Jahre lange franziskanische Ge-                                                                laubnis für eine Niederlassung. Doch die Kapuziner las-     Neubaugebiet des Frankfurter Westends niederlassen,
     Frankfurter Barfüßerkonvent 300 Jahre lang das „of-        schichte in Frankfurt am Main scheint damit beendet.                                                                  sen sich nicht abschrecken. Am 23. April 1628, ziehen       um an der Antoniuskirche die Seelsorge zu überneh-
     fene Stadtkloster“ von Frankfurt sein. Im Barfüßerklos-    Aber der liebe Gott schreibt bekanntlich auch auf                                                                     sieben Brüder gegen den Willen des Stadtrats in die         men. Als im Jahr 1917 die katholischen Pfarreien in
     ter trifft sich von 1230 bis 1529 der Stadtrat zu seinen   krummen Zeilen seine eigene Geschichte…                                                                               Stadt Frankfurt ein und lassen sich am sog. Antoniter-      Frankfurt neu strukturiert wurden, bat man die Kapu-
     Sitzungen. Dort übernachten zahlreiche Kaufleute             …Knapp 100 Jahre später ist die Stadt Frankfurt zu 98                                                               hof nieder, wenige Steinwürfe von der Liebfrauenkirche      ziner schließlich an die Liebfrauenkirche, mitten im
     während der großen Frankfurt Messen, die bereits seit      % protestantisch. Auf katholische Ordensleute war man                                                                 entfernt. Es beginnt ein jahrelanges Tauziehen zwi-         Frankfurter Stadtzentrum.
     dem Mittelalter in der Stadt abgehalten wurden. Dort       nicht gut zu sprechen. Dennoch reisen am 2. Oktober                                                                   schen Orden und Stadtrat. Nach fünf Jahren, am 13.             100 Jahre Kapuziner an Liebfrauen. Die vierte Grün-
     treffen sich Arme und Reiche zu kirchlichen und politi-    1623 drei Kapuziner (ein neuer Zweig im Minderbrü-                                                                    Juni 1633, werden die Kapuziner mit Waffengewalt aus        dung der Kapuziner auf Frankfurter Boden. 391 Kapu-
     schen Ereignissen. Was viele nicht wissen: Mit der         derorden) nach Frankfurt - und bitten darum, sich in                                                                  der Stadt gewiesen. Ein altes Schmähbild (s. Abbildung)     ziner Jahre Kapuziner in Frankfurt am Main. 787 Jahre
     Frankfurter Paulskirche ist eine große franziskanische     der Stadt niederlassen zu dürfen. In einer bewegenden                                                                 zeugt bis heute davon. Aber die Kapuziner geben im-         Minderbrüder in der Mainmetropole. Da sage noch ei-
     Geschichte verbunden.                                      Rede wendet sich der Kapuziner Michael von Innsbruck                                                                  mer noch nicht auf. 90 Jahre nach ihrer Vertreibung         ner, Frankfurt sei nicht franziskanisch.

20     Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                                                                                                                                                  21
Aus der Provinz

                  Münsters Klostergarten und seine Mauern

                        Mauern,
             Mauern,
              Mauern                                                                                                                                                             “zum Anbeißen lecker“
              Überall in der Welt sind Mauern ein Thema. Mauern aus                                 von Br. Bernd Beermann
              Stein, Beton oder Stahl, aber auch die Mauern in den Köpfen
              der Menschen. Mauern können sehr unterschiedlich sein. Das                            8 Schon bekannt sind die Außenmauern des Gartens
              zeigt seit diesem Jahr auch der Klostergarten in Münster.                             als Schutz- und Lebensraum für unterschiedliche Ap-
                                                                                                    felsorten im Garten. Die alten Mauern dienen als
                                                                                                    Wärmespeicher und Halt für das Spalierobst.
                                                                                                       Doch darüber hinaus wurde in diesem Jahr fleißig
                                                                                                    Stein auf Stein gesetzt, um andere Mauern zu bauen.
                                                                                                       Das Kräuterbeet wurde um ein Hochbeet erweitert,
                                                                                                    die aus Natursteinen erbaut wurden. Auf verschiede-        Hochbeete für Kräuter
                                                                                                    nen Höhen geben die neuen Pflanzflächen weiteren
                                                                                                    Kräutern Raum, sich zu entfalten. Insbesondere un-
                                                                                                    terschiedliche Minzsorten und Mentholhaltige Pflan-
                                                                                                    zen finden dort ihr Domizil.
                                                                                                       Aber nicht nur Pflanzen sollen sich im Klostergar-
                                                                                                    ten wohlfühlen, sondern auch die Menschen.
                                                                                                       Eine weitere Mauer aus Natursteinen wurde errich-
                                                                                                    tet. Auf deren Sims findet eine viertelrunde Bank ih-
                                                                                                    ren Platz als idealer Ort für ein nettes Miteinander mit
                                                                                                    Blick auf den Kräutergarten oder die Obstwiesen.
                                                                                                       Unter den Obstbäumen zeigt sich im Sommer eine
                                                                                                    bunte Blütenpracht von Wildblüten, ein idealer Ort für
                                                                                                    Insekten, die dort ihre Nahrung finden. Sowohl unsere
                                                                                                    vier Bienenvölker als auch Insekten auf der Durchreise
                                                                                                    können hier wie die Menschen auftanken, um Kraft für
                                                                                                    den weiteren Weg zu finden. Solch kleine Rastorte für
                                                                                                    Insekten auf der Durchreise sind wichtig und leider ge-
                                                                                                    rade auf dem Lande mehr als rar geworden.
                                                                                                       Das größte Projekt allerdings, was Mauern angeht,
                                                                                                    stellt der Ersatz der alten Innenmauer im Klostergar-
                                                                                                    ten dar: Die hohe alte Mauer, die den Münsteraner
                                                                            Fotos: Bernd Beermann

                                                                                                    Klostergarten in zwei Teile unterteilte, war baufällig
                                                                                                    geworden. Ganz ohne eine solche Unterteilung kann
                                                                                                    der Garten mit seinen unterschiedlichen Funktionen
                                                                                                    nicht sein. Gemüsezucht wäre unmöglich ohne eine
                                                                                                    kaninchensichere Abtrennung zum Wäldchen. Daher
                                                                                                    wurde beschlossen, die alte Mauer, die an ihrer höchs-
                                                                                                    ten Stelle fast 3 m hoch war, abzutragen und durch4

22   Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                                                    23
Aus der Provinz
                                                                                                                                                                                                                               Buchtipp
                                                                                                                                               Michael Köhlmeier:
                                                                                                                                               Der Mann, der Verlorenes
                                                                                                                                               wiederfindet
                                                                                                                                               von Br. Thomas Dienberg

                                                                                                                                               8 Ein Mann liegt vor einem Klos-          am Ende seines Lebens, das zu-
                                                                                                                                               ter in einer italienischen Stadt. Er      gleich das Ende des Buches ist, sitzt
                                                                                                                                               stirbt. Szenen seines Lebens ziehen       ein Rabe auf seiner Brust. „Und die
                                                                                                                                               an ihm vorbei. Fragen nach dem            Brüder sahen, der Mann, der Verlo-
                                                                                                                                               Bösen, nach Hochmut und Demut,            renes wiederfindet, hatte auf Erden
                                                                                                                                               nach dem Glauben, nach dem Tod            nichts mehr zu erledigen.“
                                                                                                                                               und dem Nichts lassen ihn nicht              Es ist ein eindrucksvolles Buch,
                                                                                                                                               los. Der hl. Antonius von Padua           geschrieben in einer Sprache, die
                                                                                                                                               stirbt und nimmt die Leser mit auf        Zitate aus der Bibel, aus den Wer-
                                                                                                                                               eine faszinierende Reise in seine         ken der Kirchenväter und Erzäh-
                                                                                                                                               Gefühle, Erinnerungen und Ge-             lungen aus dem Leben des Heiligen
                                                                                                                                               danken, die vielen heute wohl ähn-        aufnimmt; eine Sprache aber auch,
     Überall im Garten laden Bänke und Sitze zum Verweilen und zum Gespräch ein                                                                lich durch den Kopf und durch das         die einfach und klar, suchend und
                                                                                                                                               Herz gehen. Er stirbt, und 3000           fragend zugleich ist; eine Sprache,       Michael Köhlmeier
                                                                                                                                               Menschen sind herbeigeeilt, um            die zwischen dem Mittelalter und          Der Mann, der Verlorenes
                                                                                                                                               dem großen Heiligen ihre letzte           unserer heutigen Zeit ihren Weg           wiederfindet
     eine niedrigere Mauer zu ersetzen.                        Öffnung des Gartens mehr Menschen Zugang zu die-                                Aufwartung zu erweisen. Zu die-           sucht. Wenn ein Schriftsteller sich       Verlag: Carl Hanser 2017
       Da durch unsere Gärtner, die Garten- und Land-          ser innerstädtischen Oase zu ermöglichen, möglichst                             sen will er noch predigen.                mit einer heiligen Gestalt beschäf-       Seitenzahl: 157
     schaftsbauer der Alexianer-Werkstätten, auch viel         ohne den grundsätzlichen Charakter des Gartens zu                                  Der österreichische Schriftsteller     tigt, dann rückt er diese oft in neues    ISBN 978-3-446-25645-3
     neues Gerät aufs Gelände kam, ergab sich die Notwe-       verändern.                                                                      Michael Köhlmeier hat mit seiner          und unbekanntes Licht. Köhlmeier
     nigkeit, hierfür einen Unterstand zu schaffen.              Das wird sowohl für die Brüdergemeinschaft vor Ort                            neuesten Novelle ein eindrücklich         gelingt zum einen, die Gestalt des
       Beides steht nun kurz vor der Vollendung. Die not-      als auch für die Gäste, die kommen werden, eine inter-                          menschliches Bild eines Heiligen          Antonius sehr lebendig werden zu
     wendige Unterteilung des Gartens ist gewährleistet,       essante Zeit werden, in der Veränderungen und Nach-                             gezeichnet, der wohl einer der be-        lassen, und zum anderen seine Fra-
     aber die neue Mauer verhindert nun nicht mehr die         besserungen immer wieder vorkommen können.                                      kanntesten Heiligen der Christen-         gen und Überlegungen mit den ei-
     Sicht in den anderen Teil des Gartens. Sie strukturiert     Zusammen mit unseren Partnern, den Alexianer-                                 heit weltweit ist: Der Mann, an den       genen Gedanken und Fragen zu ver-
     vielmehr das Gelände und ist durch eine Pergola zu ei-    Werkstätten, dem Institut für theologische Zoologie,                            man sich wendet, wenn man etwas           binden. Ein nachdenkliches, und
     nem weiteren attraktiven Element des Gartens gewor-       dem Kompetenzzentrum für Christliche Spiritualität                              verloren hat. Und Antonius, so der        deswegen ein sehr schönes Buch.
     den. Auch sie dient Spalierobst als Lebensraum und        der PTH Münster, IUNCTUS, und dem Naturschutz-                                  Glaube oder die Hoffnung, findet es       Und vielleicht geht es so manch ei-
     wird weiteren Obstgewächsen einen Standort geben.         bund, NABU, mit seinem Landesverband NRW und                                    wieder, das Verlorene. Doch bezieht       nem Leser wie den Hörern der ers-
       Der durch den Schuppen entstandene Freisitz ist         dem Stadtverband Münster, die dieses Gartenprojekt                              sich der Titel wirklich auf diesen al-    ten großen Predigt des heiligen An-
     ein weiter Ort der Begegnung und des Verweilens im        begleiten und gestalten, wird es eine Reihe von Veran-                          ten Volksglauben, oder findet Anto-       tonius im italienischen Forli: „Als er
     Garten.                                                   staltungen geben. Beginnen werden diese Veranstal-                              nius in Wahrheit in den Stunden           geendet hatte, war es still in der Kir-
       Mauern haben unterschiedliche Funktionen. Sie ge-       tungen im Frühjahr 2018. Der Katholikentag wird im                              seines Sterbens sein verlorenes In-       che; sogar die Ziegen standen starr
     ben Schutz und ermöglichen Leben, sie können aber         kommenden Jahr darin einen Höhepunkt darstellen.                                neres wieder – und der Tod tut sich       wie Statuen. Die Fliegen waren ge-
     auch trennen und ausgrenzen. Damit Letzteres nicht        Gefördert und somit ermöglicht werden diese Aktivi-                             als die große Erlösung auf, an der so     landet, die Münder der Bauern kau-
                                                                                                                        Foto: Bernd Beermann

     zum vorherrschenden Prinzip im Garten wird, sind          täten von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW.                              viele Gläubige in aller Welt sich fest-   ten nicht mehr, die Finger ihrer
     Türen und Tore ebenso wichtig wie die Mauern selbst.        Eine herzliche Einladung geht hiermit an alle In-                             halten? „Du, ein Bruder, bist du be-      Frauen nestelten nicht an den Rü-
       Auch hierfür ist nun gesorgt. Es gibt mehr Zugangs-     teressierten, sich den Garten anzuschauen und zu                                rufen, auf die Seelen achtzugeben,        schen. Der Verputz an den Decken
     möglichkeiten zum Garten zur Jessingstrasse hin. Da-      erschließen sowie an den kommenden Veranstal-                                   die sich zum Bösen neigen? Bist du        rieselte nicht, das Gebälk knarrte
     bei soll er weiterhin eine Oase der Ruhe bleiben.         tungen teilzunehmen. Weitere Informationen wird                                 der Mann, der Verlorenes wieder-          nicht, und Bischof und Superior
       Das kommende Jahr wird ein spannendes Jahr wer-         es ab ca. März 2018 auf der dann neuen Website                                  findet? Dann kannst du unterschei-        hielten die Luft an. Nie zuvor hatten
     den, in dem wir versuchen werden, durch eine gute         www.kapuzinerklostergarten.de geben.                                            den zwischen Gut und Böse.“ Und           sie jemanden so reden hören.“

24    Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                                                                                                   25
Aus der Provinz                                                                                                                                          Aus der Provinz

                             Doch so hart es
                             auch sein mag, wir
                             müssen loslassen.“
                                         Br. Marinus Parzinger

                                                                                   Kapuziner sagen

                                                                 Adieu
                                                                                   in Ave Maria
                                                                 Ende 2018 wird das Kloster Ave Maria in Deggingen aufgegeben. Fast
                                                                 90 Jahre wirkten die Kapuziner dort in der Wallfahrtsseelsorge.

                                                                 Von Br. Christophorus Goedereis OFMCap

                                                                 8 Nach fast 90 Jahren gibt die Deutsche Kapuziner-       Jahren haben wir uns intensiv damit beschäftigt, wie
                                                                 provinz das Kloster „Ave Maria“ in Deggingen auf.        wir den Herausforderungen der Zeit gerecht werden,
                                                                 Die weit über die Grenzen hinaus beliebte Wallfahrts-    wo wir längerfristig bleiben, wo wir Akzente setzen –
                                                                 kirche im Bistum Rottenburg-Stuttgart ist seit Jahr-     aber eben auch: Wo wir reduzieren oder gar Abschied
                             Die Bildern zeigen                  hunderten ein stark frequentierter Wallfahrtsort. 1929   müssen“, sagt Br. Marinus Parzinger, der Provinzial
                             die idyllische Lage des             kamen Kapuziner nach „Ave Maria“. Drei Jahre später      der Deutschen Kapuzinerprovinz. Und er betont wei-
                             barocken Kleinods                   wurde das Kloster errichtet. Der Diözesanbischof         ter: „Wir freuen uns über junge Brüder, die ihren Weg
                             ‚Ave Maria‘ in Deggingen            übertrug dem Orden die Seelsorge in der Wallfahrt.       im Kapuzinerorden suchen und gehen. Dennoch
                                                                 Zeitweise haben die Brüder auch die Pfarrei Deggin-      zwingt die Altersstruktur zur Konzentration. Die Auf-
                                                                 gen betreut und weit darüber hinaus seelsorgerlich ge-   gabe eines Klosters tut weh. Doch so hart es auch sein
                                                                 wirkt. Die Wallfahrtskirche wurde in den Jahren 1716     mag, wir müssen loslassen.“
                                                                 bis 1718 erbaut und ist bis heute nicht nur Anzie-         Die Diözesanleitung des Bistums Rottenburg-Stutt-
                                                                 hungspunkt für Wallfahrer, sondern auch Ausflugsziel     gart sucht nun gemeinsam mit den zuständigen
                                                                 für den Tourismus im oberen Filstal. Hochzeitspaare      Hauptamtlichen der Seelsorgeeinheit Deggingen-Bad
                                                                 suchen den Ort gerne für ihre kirchliche Trauung aus.    Dietzenbach nach neuen Nutzungsmöglichkeiten für
                                                                   Nachdem das Provinzkapitel im Jahr 2016 die            die Räume des Kapuzinerklosters. Die Wallfahrtskir-
                                                                 Schließung weiterer Standorte beschlossen hatte, neh-    che bleibt als Wallfahrtskirche erhalten. Und auch
                                                                 men die Brüder Kapuziner nun einen weiteren              wenn die Kapuziner „Adieu“ sagen, wird „Ave Maria“
                                                                 schmerzlichen Abschied in Kauf. „In den letzten drei     doch „Ave Maria“ bleiben.

26   Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                         27
Aus der Provinz

            Es gilt, den
            Missbrauch Schutzbe-
            fohlener nachhaltig
            zu verhindern.
            Dazu muss man
            in das Thema
            tiefer einsteigen, als
            einem lieb ist.                                                                                                                  Das Team, das die Präventionsschulungen vorbereitet und durchgeführt hat: (von links) Br. Harald Weber,
                                                                                                                                             Br. Stefan Walser, Ute Birkenmeyer, Br. Laurentius Wenk, Friedel Konietzny
                              Interview mit Ute Birkenmeyer und Br. Harald
                              Weber zum Thema Missbrauchsprävention – die
                              Fragen stellte Br. Laurentius Wenk
                                                                                                                                             ten. Dazu haben wir im Herbst 2016 und Frühjahr             hinaus ist ein wichtiger Bestandteil der Schulungen die
                                                                                                                                             2017 alle Brüder, die aktiv im Dienst sind, verpflichtet,   Auseinandersetzung der Teilnehmenden mit Fallbei-
                                                                                                                                             an einer eineinhalbtägigen Schulung zur Missbrauch-         spielen, um Einsicht in die subtile Vorgehensweise von
     8 Lieber Bruder Harald, Du bist der Leiter der          lichst umfassendes Bild von den Vorfällen in der                                sprävention teilzunehmen. Diese haben wir zusam-            Tätern und Täterinnen zu erhalten und in der eigenen
     „Arbeitsgemeinschaft      Missbrauchsprävention“        Vergangenheit bekommen und geschehenes Unrecht                                  men mit zwei Fachleuten aus dem Bistum Münster ge-          Reaktion auf einen Verdacht sowohl Ruhe zu bewahren
     der Deutschen Kapuziner. Die Kirche und die Or-         anerkennen, soweit möglich auch wieder gutmachen                                staltet, die schon länger mit dem Thema vertraut sind.      als auch Handlungssicherheit zu gewinnen.
     densgemeinschaften haben durch die Miss-                können. Außerdem haben wir gemäß der Richtli-
     brauchsfälle viel an Vertrauen eingebüßt. Sowohl        nien, die sich die Deutsche Ordensoberenkonferenz                               Liebe Frau Birkenmeyer, Sie sind wie Herr Ko-
     die Bistümer als auch die Ordensgemeinschaften          gegeben und inzwischen mehrmals überarbeitet hat,                               nietzny auch in der Missbrauchsprävention der               Bruder Harald, wo stehen die deutschen Kapuzi-
     stehen in der Pflicht, aus diesen Erfahrungen zu        die Vorgehensweisen und Ansprechpartner festge-                                 Diözese Münster aktiv dabei. Welche Rolle und               ner in der Missbrauchsprävention? Wie haben die
     lernen und Konsequenzen daraus zu ziehen. Zie-          legt, die im Falle eines Missbrauchsvorfalls oder –                             Aufgabe haben Sie und Herr Konietzny bei der                Brüder die erste Schulung aufgenommen? Gab es
     hen die deutschen Kapuziner daraus Konsequen-           vorwurfs zu beachten bzw. zu erreichen sind. Beides                             Missbrauchsprävention    der   Kapuziner    in              auch Widerstände, Ängste bei den Brüdern? Ha-
     zen und wenn ja, wie sehen diese aus?                   hat bei unseren Brüdern die Aufmerksamkeit auf das                              Deutschland?                                                ben alle Brüder an dieser Basisschulung teilge-
     Auch in der Deutschen Kapuzinerprovinz sind wir in      Thema des Missbrauchs gelenkt und so ein neues Be-                              Friedel Konietzny und ich sind von Bruder Harald ge-        nommen?
                                                                                                                    Foto: Br. Harald Weber

     den Jahren 2010 und 2011 mit Missbrauchsfällen kon-     wusstsein geschaffen.                                                           beten worden, für alle Mitbrüder der Ordensgemein-          Die sechs Basisschulungen in der Deutschen Kapuzi-
     frontier worden, bei denen Mitbrüder unserer Provinz    Natürlich wollen wir nicht nur mit Geschehenem um-                              schaft eine sogenannte Basisschulung durchzuführen.         nerprovinz von Süd bis Nord durchzuführen und alle
     schuldig geworden sind. Wir haben darauf versucht,      gehen, sondern dazu beitragen, dass im Umfeld der                               Unsere Aufgabe hierbei war es, gemäß den Beschlüs-          Brüder darin einzubinden, hat uns eine Menge Arbeit
     Geschehenes aufzuarbeiten, auch indem wir Schüler       Kapuziner in Deutschland nicht wieder sexuelle Über-                            sen der Deutschen Kapuzinerprovinz Inhalte wie die          und Kraft gekostet. Natürlich trifft man nicht auf Be-
     unserer früheren Schulen und Internate angeschrie-      griffe oder Machtmissbrauch geschehen können, we-                               rechtlichen Bestimmungen zum Thema sexualisierte            geisterung, wenn man mit Nachdruck zur Auseinan-
     ben und sie eingeladen haben, von Übergriffen die ih-   der durch unsere Brüder, noch in unseren Klöstern,                              Gewalt, Täterstrategien, Opferdynamik, Missbrauchs-         dersetzung mit einem Thema einlädt, das uns allen
     nen geschehen sind zu berichten, damit wir ein mög-     Einrichtungen oder in den Gemeinden, wo wir arbei-                              zyklus sowie Handlungsleitfäden vorzustellen. Darüber       erst einmal unangenehm ist. Die meisten Brüder ha 4

28    Kapuziner 2017 . 2018                                                                                                                                                                                                                                        29
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