Mit ganzer Kraft - Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen GB - Genossenschaftsverband
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GB Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen Ökologie: Starthilfen für neue Energiegenossenschaften. Seite 8 Fusion: Gemeinsames Dach für Fiducia und GAD. Seite 20 Paydirekt: Roadshows für Genossenschaftsbanken. Seite 27 4 | 2015 Mit ganzer Kraft Genossenschaften wirtschaften nachhaltig
Warum hat eine Schulstunde eigentlich 45 Minuten? Wir können nicht alles erklären, aber wie Investmentfonds helfen können, Ihre Kunden bei der Zukunftsplanung ihrer Kinder zu unterstützen, schon Das neue Schuljahr steht vor der Tür – und damit die Einschulung für viele Kinder. Ein ganz besonderer Moment! Und ein guter Zeitpunkt für Eltern, Großeltern oder Paten jetzt mit einem Fondssparplan für die Zukunft der Kinder vorzusorgen. Das möchten wir mit einer Reihe von Maßnahmen zum Schulstart bewerben – zum Beispiel mit unserem Gewinnspiel auf www.geld-anlegen-klargemacht.de. Unser Tipp: Nutzen auch Sie das Thema Schulstart für Ihre Marktbearbeitung. Viel Erfolg! Geld anlegen klargemacht Mehr Informationen erhalten Sie auf www.geld-anlegen-klargemacht.de Weitere Informationen, die Verkaufsprospekte und die wesentlichen Anlegerinformationen erhalten Sie kostenlos in deutscher Sprache bei Union Investment Service Bank AG, Weißfrauenstraße 7, 60311 Frankfurt am Main, unter www.union-investment.de oder telefonisch unter 069 58998-5200. Stand: 01.07.2015 Einfach QR-Code scannen und auf unserer Internetseite informieren.
Editorial Verantwortlich handeln! Liebe Leserin, lieber Leser! Der 13. August 2015 Ökologie in Einklang zu bringen. war nicht nur der Redaktionsschluss für dieses Ge- Eine Auswahl unserer Rechercheergebnisse finden Sie in dieser nossenschaftsblatt – es war auch der „Welterschöp- Ausgabe: Heizen mit Erdwärme in der VR-Bank Nordmünster- fungstag“! Hinter diesem Wortungetüm verbirgt land oder Energiegewinnung mit einem Blockkraftwerk durch sich das Datum, an dem die Menschheit so viele die Raiffeisen Hohe Mark: Projekte, bei denen Ökologie und die nachwachsende Ressourcen aufgebraucht hat, wie Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten vorbildlich in Ein- in einem Jahr wieder hergestellt werden. Mit ande- klang gebracht werde. Am 22. Juli wurde zudem der mit der Un- ren Worten: Die verbleibenden Tage bis zum Jahres- terstützung der GLS Bank von Studierenden und Mitarbeitern der ende leben wir von der Substanz. Hochschule Bochum entwickelte Solarwagen „SunRiser“ vorge- Theoretisch bräuchten wir 1,6 Erden, um eine stän- stellt. Eine Schülergenossenschaft in Hamm engagiert sich gar dige Regeneration sicherzustellen – einmal ab- für die „ökologische Revolution“. Revolutionär auch die Tatsache, gesehen von den endlichen Rohstoffen. Dass das dass das Energieunternehmen PROKON nach seinem Insolvenz- Leben von der Substanz nicht funktionieren kann, verfahren als Genossenschaft weitergeführt wird. erschließt sich Genossenschaftlern unmittelbar. Auch in ihren Genossenschaften bleiben also ambitioniert. Und das ist gut! Unternehmen ist dies ein Ding der Unmöglichkeit. Die Redaktion des Genossenschaftsblatts wünscht Ihnen viele Verantwortlich zu handeln, ist daher in ihrem „genetischen Code“ nachhaltige Impulse! und für die Redaktion des Genossenschaftsblatts Anlass, einmal zu schauen, was Genossenschaften leisten, um Ökonomie und Asmus Schütt Inhalt 22 24 38 Journalistenpreisverleihung: Outsourcing-Fachmesse Schülergenossenschaft McSnack im Roncalli-Varietee in Düsseldorf in der Zinkfabrik Altenberg erhält Bundespreis Verbraucherschutz in Oberhausen Das Thema: Ökologie 4 Die nationale Nachhaltigkeits- strategie der Bundesregierung 4 Aus dem Verbund WGZ BANK zeigt junge Kunst 21 Familiengenossenschaft Münsterland bundesweit aktiv Bildungsministerin gratuliert zur 40 41 Die grünen Ideen von Papst Franziskus 5 Banken Gründung von SalmTalente PROKON: Votum für die Energiewende 8 GLS Bank entwickelt 26 Bank-Azubis engagieren sich 13 Bank von morgen Namen und Nachrichten 42 für die Umwelt Kreditgenossenschaften erhalten 28 Lob aus Brüssel Impressum 43 Hintergrund und Analyse Unternehmensbefragung 29 „Unternehmer, traut euch umzu- 14 im Kreis Olpe Zu guter Letzt 46 bauen!” - Dr. Ulla Domke und J. Martin Granica von der awisu Landwirtschaft Forschungsgenossenschaft DOC Kaas fusioniert mit 32 Deutschem Milchkontor RWGV intern RWZ auf den DLG-Waldtagen 33 Mit BankColleg 2.0 zum Bachelor 16 Raiffeisentag in Berlin 37 Forsbacher Bankentage: 17 Workshops für neue Gewerbe Bundespreis für Schülergenossen- 39 46 Genossenschaften Zu guter Letzt: EU-Vertreter und Bankvorstände 18 schaft Selm Alles in bester (Kleider-)Ordnung diskutieren GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015 3
Das Thema: Ökologie Nicht von der Substanz leben Die Bundesregierung entwickelt die nationale Nachhaltigkeitsstrategie kontinuierlich weiter Deutschland, erklärten sich gen auf, Nachhaltigkeit zu „ihrer Sache zu bereit, das Leitbild national machen". Deshalb hat das Bundesminis- in der Politik unter Beteili- terium für Arbeit und Soziales 2010 eine gung von Gesellschaft und nationale Strategie zur gesellschaftlichen Wirtschaft umzusetzen. 2002 Verantwortung von Unternehmen entwi- legte die Bundesregierung ckelt, die kontinuierlich umgesetzt wer- die nationale Nachhaltig- den soll. Darin heißt es: „Gesellschaft- keitsstrategie „Perspektiven liche Verantwortung von Unternehmen für Deutschland“ vor. Dabei gehört in Deutschland zu den Grundele- nennt sie als ihre Leitlinien menten der Sozialen Marktwirtschaft. „Generationengerechtigkeit, Eine nationale CSR-Strategie (Corporate Lebensqualität, sozialer Zu- Social Responsibility) setzt auf die Ent- sammenhalt und internatio- faltung der Marktkräfte, strebt dabei je- nale Verantwortung“. doch an, Handlungsfreiheit mit aktiver Verantwortungsübernahme in Einklang In ihrer Strategie hat sie mit- zu bringen. Damit soll eine nachhaltige, tel- und langfristige Ziele wirtschaftlich stabile, sozial ausgewo- festgelegt: Bis 2020 sollen gene und umweltverträgliche Entwick- die Treibhausgasemissionen lung der Wirtschaft unterstützt werden um 40 Prozent sinken, bis … Die unternehmerische Verantwortung 2050 soll der Anteil erneu- ergänzt die politische und zivilgesell- erbarer Energien am Ener- schaftliche Verantwortung und geht über gieverbrauch auf 60 Prozent den notwenigen gesetzgeberischen Rah- steigen und bis Ende 2015 men hinaus.“ soll ein Viertel der Güterbe- Weder Politik noch Wirtschaft oder Zi- förderung auf der Schiene vilgesellschaft seien in der Lage, die ge- stattfinden. Die Bundesre- waltigen Herausforderungen unserer Zeit Foto: PROKON gierung fühlt sich auf einem alleine zu lösen. Mit dem Aktionsplan guten Weg und teilt auf ihrer CSR will die Bundesregierung die gesell- Genossenschaften unternehmen große Anstrengungen, um die Homepage mit: „Inzwischen schaftliche Verantwortung von Unter- Energiewende zu unterstützen. gewinnen wir ein Viertel un- nehmen und öffentlichen Einrichtungen seres Stromverbrauchs aus in Deutschland festigen und ausbauen. erneuerbaren Energien“, als Dabei gelte es, verantwortungsbewusst Deutschland. „Nur so viel Holz schlagen, Folge seien die Treibhausgasemissionen handelnde Unternehmen in ihrer Vor- wie auch nachwachsen kann; vom Ertrag bereits im Zeitraum 1999 bis 2012 um 25,5 bildrolle zu stärken, weitere Anreize zur und nicht von der Substanz leben“ – das Prozent gesunken. Übernahme gesellschaftlicher Verant- ist für Deutschland und die Vereinten Na- wortung zu schaffen sowie Hilfestellun- tionen Nachhaltigkeit. 1992 hatte sich die Über Nachhaltigkeit entscheidet jeder selbst gen zur Umsetzung von CSR in das unter- UNO in Rio de Janeiro zum Leitbild der mit, so die Bundesregierung weiter, und for- nehmerische Alltagshandeln zu bieten. nachhaltigen Entwicklung bekannt und dert Beschäftigte und Unternehmen, Ge- verabschiedete ein globales Aktionspro- werkschaften und Wirtschaftsverbände, Weitere Informationen unter: gramm. Über 170 Staaten, darunter auch Hochschulen und Forschungseinrichtun- www.bundesregierung.de, www.bmas.de CSR-Preis der Bundesregierung Berlin. Zur Unterstützung ihres Aktions- träglich gestalten und besonderen Wert Gemeinwesen machen. Der Preis wurde plans CSR zeichnet die Bundesregierung auf die Einbettung von verantwortungs- 2014 zum zweiten Mal in Berlin in An- vorbildliche und innovative Unterneh- vollem Handeln in die unternehmerische wesenheit von Bundesarbeitsministerin men unterschiedlicher Größen mit dem Gesamtstrategie legen. Die Unternehmen und Schirmherrin Andrea Nahles ver- CSR-Preis aus. Bedingung ist, dass diese müssen deshalb in ihrer Bewerbung An- geben. Firmen ihre gesamte Geschäftstätigkeit gaben zu den Feldern Unternehmensfüh- Weitere Informationen unter www.csr- sozial, ökologisch und ökonomisch ver- rung, Markt, Arbeitsplatz Umwelt und preis-bund.de. 4 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Das Thema: Ökologie Die grünen Ideen von Papst Franziskus Rom. Auch für Papst Franziskus ist Ökologie ein großes An- Auch die Umwelt-Gipfel- liegen. So stellte er jetzt erstmals in seiner Enzyklika „Laudato treffen der letzten Jahre Si – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“, die im Mai hätten nicht „den Erwar- veröffentlicht wurde, seine grünen Wirtschaftsideen vor. Ange- tungen entsprochen", denn sichts der Umweltschäden in der Welt schreibt der Papst: „Darum aus „Mangel an politischen ist es dringend geboten, politische Programme zu entwickeln, um Entscheidungen haben sie in den kommenden Jahren den Ausstoß von Kohlendioxyd und keine wirklich bedeutungs- anderen stark verunreinigenden Gasen drastisch zu reduzieren, vollen und wirksamen glo- zum Beispiel, indem man die Verbrennung von fossilen Kraft- balen Um weltvereinbarun- Foto: Michael Bönte/Dialogverlag stoffen ersetzt und Quellen erneuerbarer Energie entwickelt.“ gen erreicht.“ Er beklagt, dass die Welt eine riesige Müllhalde geworden sei Der Papst ruft zu einer und fordert die Menschen in reichen Ländern auf, ihren Lebensstil ökologischen Wende auf zu überdenken. und wünscht sich eine politische Weltregierung, Es gebe eine „ökologische Schuld“ der reichen gegenüber den ar- die Umweltschutz wirksa- Papst Franziskus legte jetzt mit seiner men Ländern. Damit verbindet der Papst die Aufforderung, dass mer durchsetzen könnte zweiten Enzyklika sein grünes Ver- „die entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, als Nationalstaaten. mächtnis vor. indem sie den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeu- Dringend notwendig sei tendem Maß einschränken und Hilfsmittel in die am meisten auch eine ökologische Erziehung, die insbesondere den herr- bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und Pro- schenden Konsumismus überwinden müsse. Denn, so der Papst: gramme für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen“. Ein- „Es wird keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen dringlich warnt er vor einer „Globalisierung der Gleichgültigkeit“, neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine angemessene wie sie sich heute schon gegenüber dem Flüchtlingselend im Anthropologie.“ Mittelmeer zeige: „Denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer Entwicklung des Menschen in Verantwort- Aus der Enzyklika „Laudato Si – Über die Sorge für das gemein- lichkeit, Werten und Gewissen einher.“ same Haus“: www.vatican.va Anzeige Sprechen Sie mit uns. Treffpunkt 2015. Vom 29. Oktober bis zum 23. November. Neuer Unternehmensname – bewährtes Format: Der Treffpunkt der Fiducia & GAD IT AG kommt auch in diesem Jahr wieder in Ihre Region. Lassen Sie uns reden: über Ihr Bankverfahren, Ihre IT-Praxis und das, was wir Neues für Sie im Gepäck haben. Von konkreten Lösungen über die Weiterentwicklung Ihrer Anwendungen bis zu den Vorbereitungen der Umstellungen auf agree21 – der Treffpunkt bietet Ihnen Raum für Wissens- austausch von Experten mit Experten. In entspannter Atmosphäre. Neugierig? Dann freuen wir uns auf Ihren Besuch! Termine und Orte: 29. Oktober 2015 Münster 30. Oktober 2015 Münster 3. November 2015 Hamburg 10. November 2015 Bonn Bei uns treffen Menschen 11. November 2015 17. November 2015 Bonn Magdeburg auf Menschen. 23. November 2015 Oldenburg Anmeldung und weitere Informationen unter www.fiduciagad.de/veranstaltungen/treffpunkt
Das Thema: Ökologie Nachhaltigkeit ist für mich der richtige Weg Wetter. Durch die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle wird Motivation lag eher darin, die materielle Not der Bauern zu lin- CO2 frei, das sich in der Atmosphäre ansammelt und mit dern und füreinander einzustehen. Heute sind die Herausforde- wissenschaftlich belegter sehr hoher Wahrscheinlichkeit das rungen wesentlich vielschichtiger. Dabei können – allein schon Klima erwärmt. Die Klimaerwärmung führt unter anderem aus Kapazitätsgründen – nicht alle Wegstrecken der Nachhaltig- vermehrt zu extremen Wetterereignissen, die sowohl das nicht keit gleichzeitig begangen werden; sie deswegen auszublenden, natürliche Sterben von Menschen und Tieren als auch Ver- widerspricht unseren historisch genossenschaftlichen Wurzeln. mögensschäden in Milliardenhöhe zur Folge haben. Ethisches und damit verantwortliches Verhalten reduziert da- Nach 20 Jahren Engagement für den Klimaschutz hat mich her die Nutzung von Öl, Gas und Kohle. Beispiele hierfür sind: immer mehr die Frage umgetrieben, warum unser Wirtschafts- Grün- statt Graustrom, Pro- system nicht diejenigen Firmen bevorzugt, deren Geschäfts- dukte aus der Region statt modell das Wohl und die Sicherheit aller fördert. Stattdessen aus Neuseeland oder Fahr- werden die belohnt, die bereits viel Geld und Macht akkumu- radurlaub statt Flugreise. liert haben. Ein Beispiel dazu ist im Finanzsektor zu beob- achten. Die Macht der systemrelevanten Großbanken, die die Wir legen unser Geld bei Finanzkrise 2008 ausgelöst haben, wurde in der Folge nicht Banken und Sparkassen an beziehungsweise kaum eingeschränkt. Stattdessen wurde auf- und wissen nicht, was unser wendige Regulatorik eingeführt. Diese belastet zunehmend Geld fördert, ob beispiels- kleinere Geldinstitute, obwohl gerade die in den Zeiten der weise mit dem Geld auf Le- Krise den Mittelstand weiter finanziert haben. Mit der Regu- bensmittel gewettet wird, latorik schwindet die Konkurrenzfähigkeit der kleineren Geld- Foto: Rolf Weber Kohlekraftwerke oder Waf- institute gegenüber den Großbanken. Ein Ergebnis daraus fin- fenfabriken finanziert wer- det sich in der neuesten Statistik der Bundesbank: „Den stärks- den. Verantwortliches Ver- ten Rückgang gab es bei den Genossenschaftsbanken. Dort Rolf Weber ist Vorstandsvorsitzender halten fragt nach, welche verschwanden im vergangenen Jahr 31 Häuser durch Fusionen.“ der BürgerEnergieGenossenschaft in Projekte mit unserem Geld Die Regeln unseres Wirtschaftssystems können wir ändern. Wetter. finanziert werden. Und wo Wir können beispielsweise die Konkurrenz um Geld und Macht wir unser Geld anlegen, ob bei der GLS Bank und Umweltbank gegen eine Konkurrenz um den maximalen Firmenbeitrag oder bei der Commerzbank. Mit unserem Konsumverhalten, zum Gemeinwohl tauschen. Einen Ansatz dazu bietet die zum Beispiel bei Nahrung, Kleidung oder Büroartikeln, können Gemeinwohlökonomie (siehe www.ecogood.org). wir viele weitere Wege der Nachhaltigkeit beschreiten. Ich rege an, im Genossenschaftsverband die Regeln unseres Die Ermittlung, welche Produkte nachhaltig sind, ist aufwen- Wirtschaftssystems zu hinterfragen und neue Systemansätze dig. Ein direkter materieller Vorteil für mich selbst ist in der zu diskutieren. Regel kaum zu erkennen. Waren diese am Eigennutz orientier- ten Kriterien die Motivation von Friedrich Wilhelm Raiffeisen Rolf Weber, oder Hermann Schulze-Delitzsch? Sie und ich wissen: Nein, die Vorstandsvorsitzender der BürgerEnergieGenossenschaft Die BürgerEnergieGenossenschaft arbeitet städteübergreifend Ennepe-Ruhr-Kreis/Hagen. Nein, auf Wetter allein beschränkt sich Rolf Weber nicht. Auch wenn er dort zu Hause ist. Denn erstens geht es ihm ums Klima. Und zweitens engagiert er sich als Vorstandsvorsit- zender der BürgerEnergieGenossenschaft im Post- leitzahlgebiet 58. Konsequenterweise hat die 2010 gestartete BürgerEnergieGenossenschaft die Inter- netadresse www.beg-58.de gewählt – und vor kurzem bereits ihre 54. Photovoltaikanlage auf dem Dach der neuen Feuerwache Hagen-Emst in Betrieb genommen. Foto:BürgerEnergieGenossenschaft „Unser Anliegen ist es, Klimaschutz vor Ort für jeden machbar zu machen“, sagt Weber und lebt das mit seinen Mitgenossenschaftlern konsequent vor. „In Selbstverantwortung für eine nachhaltige Ener- gieversorgung haben Bürger eine unabhängige Ge- Wir sind die Energiewende: Das ist das Credo der Mitglieder der BürgerEnergiegenos- nossenschaft gegründet“, heißt es auf der Homepage senschaft in Wetter. > 6 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Das Thema: Ökologie > der BEG: „Dazu bauen wir Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Und Sie profitieren von den Erträgen Ihrer Energieanlagen.“ Energien vorwiegend in der Region Hagen und im Ennepe-Ruhr- Nicht Ertrag und Rendite stehen also in der BEG an erster Kreis. Die wichtigste Ressource, die wir dazu in unserem eher Stelle, sondern Teilhabe, Transparenz und regionales Wirtschaf- städtischen Umfeld nutzen können, sind die Dächer für Photo- ten. Klassische genossenschaftliche Werte, die Weber prinzi- voltaikanlagen.“ Selbst organisiert, zukunftssicher und offen piell um ethisches Handeln, Gemeinwohl und Nachhaltigkeit für alle – das ist den Mitgliedern der Genossenschaft wichtig: ergänzt: durch das Erstellen eines jährlichen Gemeinwohl- „Wir setzen auf die Mitwirkung weiterer Bürger.“ Unterneh- berichtes, durch Initiieren und Begleiten der Regionalgruppe men und Organisationen machen ebenfalls mit. Auch darauf Ennepe, Ruhr und Wupper. legen Weber und seine Mitstreiter Wert. Warum engagiert sich Weber ausgerechnet für erneuerbare Fragt man den Mann, der als aktiver Netzwerker deutschland- Energien aus Sonne, Wind und Wasser? „Weil diese Energie- weit auf Veranstaltungen für seine Ideen und Projekte wirbt, quellen klimafreundlich, unerschöpflich und vor Ort verfüg- was das einzelne Mitglied von der BürgerEnergieGenossenschaft bar sind“, so Weber: „Wir erhöhen die regionale Wertschöpfung, hat, nennt er gerne vier Argumente: „Sie können in der Region nehmen als Bürger unsere Versorgung selbst in die Hand – und konkret nachvollziehen, wo Ihr Geld angelegt ist. Sie handeln werden unabhängig von den risikobehafteten und immer teurer in Verantwortung für Ihre Kinder und Kindeskinder durch werdenden Energieträgern Öl, Gas, Kohle und Uran.“ Die Sonne einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Der Verwaltungsauf- schicke eben keine Rechnung. wand wird durch ehrenamtliches Engagement gering gehalten. Mit Ecological Revolutionary Company vom Schüler zum Unternehmer Hamm. Die Schülergenossenschaft heißt Ecological Revolutio- zeit in den verschiedenen Abteilungen der Genossenschaft – von nary Company (ERC) und ihr Name ist Programm. „Wir wollen der Kundenbetreuung über das Marketing bis zum Rechnungs- die Energiewende mit vorantreiben“, betont der 17-jährige Nic- wesen. Inzwischen haben die Jugendlichen schon zwölf Aufträge las Jakob, Vorstandsvorsitzender der 2011 am Landschulheim abgewickelt und damit Geld verdient. Schloss Heessen gegründeten Schülerfirma. Patin und Mitgrün- derin ist die DEG Dach-Fassade-Holz in Hamm. So konnten sie in diesem Jahr an die inzwischen 89 Mitglie- der eine Dividende von 10 Prozent ausschütten. Außerdem spen- So haben sich die jungen Menschen zu Energieberatern weiter- den sie regelmäßig an soziale Projekte, wie in diesem Jahr an gebildet und wollen Privathaushalte und Kleinunternehmen bei den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Hamm. „Wir der Energieeinsparung unterstützen. Und das gelingt so gut, dass wollen eben nicht nur ökologisch, sondern auch sozial Vorbild die Schülergenossenschaft zu den zehn besten Schülerfirmen sein“, so der Vorstandsvorsitzende. Weitere Informationen unter Deutschlands 2015 beim Wettbewerb Bundes-Schülerfirmen- www. erc-heessen.de. Contest unter der Schirmherrschaft von Sigmar Gabriel gehört. „Die Energiewende beginnt im Kleinen“, sagt Niclas Jakob. „Unsere Schülergenos- senschaft kümmert sich darum, Energie- kosten zu senken und die Umwelt zu schüt- zen.“ So haben die Schüler beispielweise den Energieverbrauch des DEG Standortes Hamm überprüft. Sie haben elektronische Geräte, Leuchtmittel sowie Raumtempera- turen und das Nutzungsverhalten der Mit- arbeiter untersucht und in einem 20-sei- tigen Gutachten ihre Empfehlungen aus- gesprochen. „Wir werden nun die Analyse samt Produktvorschlägen der ERC detail- liert prüfen und mögliche Umsetzungen planen“, so Carolin Harbach von der DEG, Betreuerin der Schülergenossenschaft. Foto: ERC Für ihre Aufgaben hat sich die Schülerge- nossenschaft gut aufgestellt: 15 Schüle- Unternehmerisch handeln und nachhaltig wirtschaften lernen diese Jugendlichen in ihrer Schülerge- rinnen und Schüler arbeiten in ihrer Frei- nossenschaft Ecological Revolutionary Company. GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015 7
Das Thema: Ökologie PROKON: Votum für die „Energiewende von unten“ Itzehoe. Die Energiewende in Deutschland soll nicht den Kon- Insolvenzplanes an eine Verwertungsgesellschaft übertragen zernen überlassen werden. Das haben Zehntausende von Gläubi- worden. gern der insolventen PROKON deutlich zum Ausdruck gebracht. Der baden-württembergische Energiekonzern EnBW konnte Auf der Gläubigerversammlung im Juli in Hamburg beschlossen sich mit seinem Angebot, das PROKON-Kerngeschäft für 550 sie, dass das sanierte Windkraftunternehmen, bis dahin eine Millionen Euro zu erwerben, nicht durchsetzen. Die aufwen- GmbH, als Genossenschaft weitergeführt wird. dige Werbe- und Medienkampagne, mit der das Unternehmen für sein Angebot getrommelt hatte, beeindruckte nur wenige Inzwischen ist die PROKON eG im Genossenschaftsregister ein- Genussrechtsinhaber. Intensiv für die Genossenschaftslösung getragen und Mitglied im RWGV. Im Fokus der PROKON steht das stark gemacht hatte sich der Verein „Die Freunde von PROKON“. vom Insolvenzverwalter als sanierungsfähig und erhaltenswür- Auch Belegschaftsvertreter unterstützten dieses Ziel. In einem dig eingestufte Kerngeschäft des 20 Jahre alten Unternehmens, offenen Brief an den baden-württembergischen Ministerpräsi- darunter Projektierung, Errichten und Betrieb von Windparks denten Winfried Kretschmann betonte ein Kreis von PROKON- im In- und Ausland sowie Endkundenstromhandel. Alle Rand- Mitarbeitern, dass bei einem Verkauf an EnBW den Bürgern aktivitäten, wie ein Bio-Ölwerk, Finanzanlagen in ein Holzpalet- eine Möglichkeit genommen werde, sich an der Energiewende tenwerk und Waldflächen, sind im Rahmen der Umsetzung des zu beteiligen. Ehemalige PROKON-Genuss- rechtsinhaber erhalten mit der Umwandlung in eine eG eine völ- lig neue Rolle. Während sie vorher keine Mitspracherechte hatten, können sie als Genossenschafts- mitglieder die Geschäftspolitik de- mokratisch mitbestimmen. Rund 1.000 Energiegenossen- schaften gibt es bereits in Deutsch- land, davon allein rund 100 im RWGV. Überwiegend sind es bis- her kleinere Unternehmen. Mitder Gründung der PROKON eG ist ein großer Akteur dazugekommen. PROKON betreibt nach eigenen Angaben 318 Windenergieanlagen Foto: PROKON mit einer installierten Leistung von rund 537 MW und ist damit die Jubel bei den Mitarbeitern: PROKON ist jetzt eine Genossenschaft und hat ihren Sitz in Itzehoe. größte deutsche Energie-eG. Sieben Starthilfen für 100 neue Energiegenossenschaften in NRW Düsseldorf. 100 neue Klimagenossenschaften will das Land In einem Brief an Umweltminister Johannes Remmel sagte NRW. Sie stehen auf Platz eins der Handlungsschwerpunkte des Barkey, der RWGV sei bereit, gemeinsam mit der EnergieAgen- neuen Klimaschutzplanes. Konkret benannt wird eine Initial- turNRW die Rahmenbedingungen für Gründungen zu verbes- beratung zur Bildung von Energiegenossenschaften in Rhein- sern. Folgende sieben Maßnahmen wären echte Starthilfen und land und Westfalen. Außerdem soll es eine Plattform geben, die würden zudem die 100 bereits aktiven Energiegenossenschaften den Aufbau von Energiegenossenschaften und Bürgerenergie- in NRW stärken: anlagen betreut und den Erfahrungsaustausch forciert. „Die- 1. Politische Akzeptanz für Energiegenossenschaften als se und die bisherigen Maßnahmen des Landes reichen aber bei Wirtschaftsunternehmen im Wettbewerb Weitem nicht aus, um die insbesondere durch die Novellierung 2. Mindestquote von energiegenossenschaftlichen Anteilen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes gestoppte Gründungsbe- bei lokalen und kommunalen Energieprojekten wegung wieder zu aktivieren“, kritisierte RWGV-Vorstandsvor- 3. Finanzierungshilfen für Machbarkeitsstudien im Energie- sitzender Ralf W. Barkey. bereich und erleichterter Zugang zu Förderprogrammen > 8 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Das Thema: Ökologie > 4. Finanzielle Förderung für die Ent- wicklung und Umsetzung neuer Geschäftsmodelle und der Erschlie- ßung neuer Geschäftsfelder durch Kooperationen 5. Genossenschaftsfreundliche Novel- lierung des Erneuerbare-Energien- Gesetzes (EEG) 6. Weniger Komplexität und mehr Chancengleichheit in Ausschrei- bungsverfahren für Photovoltaik- und Windprojekte gemäß EEG 7. Mitgliederversorgung ermöglichen: keine EEG-Umlage bei der Vermark- tung von Energie an eigene Mitglie- der „Genossenschaften sind und bleiben Wirt- schaftsunternehmen“, macht Barkey deut- Foto: PROKON lich: „Vergangenheit und Gegenwart zei- gen zudem, dass rein idealistische Genos- senschaftsgründungen auf Dauer nicht Nach dem Willen des Landes NRW sollen 100 neue Klimagenossenschaften gegründet werden. überlebensfähig sind.“ Anzeige WISSEN, WAS KOMMT. Mit der R+V-Zukunftsvorsorge. t. nft b eginnt jetz u ten. Ihre Zuk ich bera ie s Lassen S „Mir geht es gut – und das soll so bleiben.“ In einer Zeit, in der sich alles immer schneller verändert, suchen wir verstärkt nach Sicherheit und Halt in unserem Leben. Finanziell abgesichert sein stärkt das Vertrauen in eine unbeschwerte Zukunft – auch dann, wenn unvorhergese- hene Ereignisse die Lebensplanung durchkreuzen. Mit der R+V-Zukunftsvorsorge sichern Sie sich bereits heute Ihre finanzielle Unabhängigkeit und Ihren Lebensstandard von morgen. Mehr Informationen erhalten Sie in den Volksbanken Raiffeisenbanken, R+V-Agenturen oder auf www.ruv.de GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015 9
Das Thema: Ökologie Raiffeisen Hohe Mark Hamaland mit Blockheizkraftwerk rungsbedürftigen Schnelldampferzeuger einen neuen Dampfkessel und ein hoch- effizientes Blockheizkraftwerk (BHKW) installiert und in Betrieb genommen. Hierfür waren wirtschaftliche Gründe wie der Gedanke an Nachhaltigkeit aus- schlaggebend. „Das Blockheizkraftwerk ermöglicht uns mit der umweltfreund- lichen Energiegewinnung einen signifi- kanten Beitrag zum Umweltschutz. Zu- gleich können wir dank der eingesparten Energiekosten die von uns produzierten Futtermittel unseren Mitgliedern und Kunden kostengünstiger anbieten", er- klärt Geschäftsführer Josef Harks. Die Anlage wird mit Erdgas betrieben Foto: Hans-Peter Leimbach und erzeugt 500 kW Leistung in der Stun- de. Sie deckt damit einen Großteil des Strombedarfs für das Kraftfutterwerk ab. Das Blockheizkraftwerk garantiert Freut sich über den reibungslosen Betrieb des Blockheizkraftwerks: Projektleiter Heiner Schulte von den reibungslosen und effizienten Be- der Raiffeisen Hohe Mark Hamaland. trieb. Zudem werden die erzeugte Ener- gie und die Wärme zu 100 Prozent von der Genossenschaft genutzt. Anfallen- Lembeck. Die Raiffeisen Hohe Mark Hamaland geht beim de Überschüsse werden ins öffentliche Netz gewinnbringend Energiesparen und beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vo- eingespeist. Insgesamt hat die Genossenschaft in die Anlage ran. In den Jahren 2010 und 2011 hatte sie die beiden Standor- circa 500.000 Euro investiert. Zusätzlich rund 180.000 Euro te in Heiden und Reken mit leistungsfähigen Photovoltaikan- entfallen auf das Nahwärmenetz. Über das Netz werden der lagen ausgestattet. Jetzt hat die Genossenschaft an ihrem Stand- Haus- und Gartenmarkt sowie eine Betriebswohnung kom- ort in Lembeck als Ersatz für den wenig effizienten und sanie- plett mit Wärme versorgt. Bio-Lebensmittel aus der Region für die Region Lippetal. In der Region ansässige Erzeuger von Bio-Lebensmitteln, der Handelsriese EDEKA Minden-Hannover und die in Lippetal (Kreis Soest) ansässige Marktgenossenschaft der Naturland-Bauern haben sich 2013 zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Aufbau von Strukturen zur besseren Vermarktung von Bio-Lebens- mitteln aus der Region Ostwestfalen-Lippe in der Region Ostwest- falen-Lippe. Damit sollte der Wunsch der Verbraucher nach mehr Sicherheit und Transparenz im Lebensmittelangebot erfüllt werden. Gleichzeitig ging es – Stichwort „kurze Wege“ – darum, umwelt- und Foto: Marktgenossenschaft der Naturland-Bauern klimaschonende Nachhaltigkeitsaspekte konkret umzusetzen. Zwei Jahre nach dem Start des vom NRW-Umweltministeriums ge- förderten Projekts „bioregio-owl“ haben die Initiatoren gute Gründe, ein positives Zwischenfazit zu ziehen: Die Zahl der beteiligten Erzeu- gerbetriebe ist auf 80 gestiegen. Die Umsatzkurve zeigt nach oben. Und das renommierte Branchenmagazin „Lebensmittel Praxis“ ver- gab sogar seinen internationalen Nachhaltigkeitspreis „ECOCARE“ Setzen bei Bio-Lebensmitteln auf kurze Wege zum Verbraucher: (v. links) EDEKA-Mitarbeiter Julia Wehrmann und Andreas Berg sowie Maik Pannek, in der Kategorie Projekt an „bioregio-owl“. Mit der Auszeichnung Uwe Lankowski und Franz Westhues von der Marktgenossenschaft der würdigt die „Lebensmittel Praxis“ vorbildliche Nachhaltigkeitskon- Naturland-Bauern. zepte der Ernährungsbranche und deren praktische Umsetzung. > 10 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Das Thema: Ökologie > Erstmalig im Juni 2013 kamen in der Region erzeugte Bio-Gemüse- „Bauers Beste Bio“ im Warenregal, wobei jeder Artikel im Sinne sorten im Rahmen des Projekts in den Handel. Ein Jahr später er- der Transparenz die Adresse des jeweiligen Erzeugers trägt. weiterten Bio-Obst, -Molkereiprodukte und –Eier die Lieferpalette. Die logistische Koordination lag von Beginn an in Händen der Die an dem Projekt beteiligten Betriebe setzen auf eine lang- Marktgenossenschaft der Naturland-Bauern. fristige partnerschaftliche Geschäftsbeziehung und auf die Ver- lässlichkeit des Handelspartners EDEKA. Einige Erzeuger hat Der Vertrieb erfolgt nicht allein über klassische Bio-Läden, son- dies bereits dazu ermutigt, auf ökologische Wirtschaftsweise dern auch über 107 Geschäfte der EDEKA Minden-Hannover. umzurüsten und in den Bau von Gewächshäusern mit Anbin- Dort finden sich die Bio-Produkte aus der Region unter der Marke dung an eine vorhandene Wärmequelle zu investieren. AGRAVIS: Durch nachhaltiges Handeln Vertrauen aufbauen Münster. Nicht nur harte Geschäftszahlen, auch Fakten zur telwerken. Wir erhalten auch viele Anregungen zu den Themen Nachhaltigkeit kommuniziert AGRAVIS regelmäßig. Inzwischen Pflanzen, Wasser und Logistik. Außerdem haben wir es geschafft, ist der dritte Nachhaltigkeitsbericht in Arbeit. Vorstandsmit- unternehmensweit verlässliche Instrumente für ein Nachhaltig- glied Dirk Bensmann erklärt, welchen Stellenwert nachhaltiges keitsreporting zu etablieren. Handeln für den Konzern hat. Warum sollten sich die Agrar- und Ernährungsbranche mit Welche Ergebnisse hat der zweite Nachhaltigkeitsbericht 2014 Nachhaltigkeit beschäftigen? für die AGRAVIS-Gruppe gebracht? Bensmann: Die geforderte Transparenz sorgt dafür, dass unser Bensmann: Er zeigt erste Erfolge in unseren Pilotthemen, bei- Handeln nachvollziehbar wird. Wenn ich etwas verstehe, kann spielsweise messbare Energieeinsparungen in den Futtermit- ich Vertrauen aufbauen. Jeder Partner in der Wertschöpfungs- > Anzeige Ihre Kunden kaufen keinen Bausparvertrag. Ihre Kunden kaufen Ruhe und Gelassenheit für viele Jahre. Jetzt mit Bausparen: Historisch niedrige Darlehenszinsen sichern. Egal, ob Ihre Kunden das Darlehen in 5, 10 oder 15 Jahren brauchen. Sprechen Sie Ihre Kunden jetzt auf die Vorteile des Schwäbisch Hall-Bausparens an. GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015 11
Das Thema: Ökologie kette Landwirtschaft kann seinen Teil zu diesem Prozess beitragen. Des Weiteren geht es auch um Effizienz. Das bedeutet, dass Akteure der Agrar- und Ernährungsbranche dazu aufgefordert sind, umwelt- und sozialverträgliche Lösungen für eine nachhaltige Produktion zu finden. Welche Ziele müssen in der Agrarbranche in Zu- kunft erreicht werden, um wirklich nachhaltig zu sein? Bensmann: Innerhalb der Wertschöpfungskette Agrar sind wir aufgefordert, Themen der Nachhal- tigkeit miteinander zu verbinden und ein gemein- sames Verständnis zu entwickeln. Ernährung und Landwirtschaft werden intensiv und kontrovers diskutiert. Die größte Herausforderung ist sicher- Durch nachhaltiges Wirtschaften Vertrauen aufbauen: Das zeichnet das Unternehmen lich, zu zeigen, dass moderne Landwirtschaft mit AGRAVIS aus. all ihren Einflussfaktoren nachhaltig ist. VR-Bank Nordmünsterland heizt und kühlt mit Erdwärme Emsdetten. Nach den anhaltenden Klimaveränderungen ist es nen, innovativen Heizungs- und Kühlungssystem ausgestattet ist, in aller Munde: das große Thema Energiesparen und Co2-Aus- war die Entscheidung für Erdwärme schnell getroffen. stoß. Der Bauausschuss der VR-Bank Nordmünsterland, der mit Die Energie zum Heizen und Kühlen wird bei der neuen VR-Bank Mitgliedern des Vorstandes und des Aufsichtsrates besetzt ist, Hauptgeschäftsstelle in Emsdetten aus dem Erdreich gewonnen. hatte die Entscheidung zu treffen, ob das neue Bankgebäude in Dazu wurden zu Baubeginn 16 Löcher ins Erdreich gebohrt, je- Emsdetten weiterhin konventionell mit Gas oder sonstigen fossi- des circa 100 Meter tief. In diese Bohrlöcher wurden Leitungen len Brennstoffen beheizt werden sollte oder neue Wege gegangen mit Solelösung eingebracht und untereinander verbunden. In werden sollten. Nach den besten Erfahrungen mit dem Bank- der Heizungszentrale der Bank werden von einer reversiblen gebäude der VR-Bank in Rheine, das bereits mit einem moder- Wärmepumpe dieser Solelösung Wärme oder Kälte entzogen und komprimiert. Damit wird dann die Deckenhei- zung des 1.550 Quadratmeter großen Bürotraktes versorgt – im Winter beheizt, im Sommer gekühlt. Lediglich Strom wird hierfür benötigt, keine fossilen Energieträger. Die benötigte Gesamtenergie wird dadurch zu 75 Prozent auf dem eigenen Grundstück gewon- nen. Mit dieser regenerativen Energiegewin- nung trägt die VR-Bank in erheblichem Maße zur Reduzierung des Ausstoßes von schädlichen Treibhausgasen bei, allein bei diesem Gebäude 30 Tonnen CO2 jährlich. Eine erhebliche Verbesserung gibt es für das Hauptstellengebäude in Rheine, denn hier wurde eine Deckenheizung anstelle einer Fußboden- Foto: VR-Bank Nordmünsterland heizung installiert. Diese reagiert wesentlich schneller und effektiver.Erhebliche Mengen Strom werden bei einem Bankgebäude dieser Größen- ordnung für die Beleuchtung benötigt. Auch hier stand das Energiesparen im Vordergrund. 95 Pro- Blick in das innovative Heizungs- und Kühlungssystem der Bank zent der Beleuchtungskörper sind LED-Lampen. 12 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Das Thema: Ökologie Bank-Azubis engagieren sich für die Umwelt Greven. „Die Mädels waren gut. Eine super Leis- tung!“ Maria Haase, Personalleiterin der Volksbank Greven, ist auch heute, zwei Jahre nach dem Start des Azubi-Projekts, schwer begeistert. Die Aufga- be der dreiköpfigen Arbeitsgruppe: Die Volksbank durch nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen noch „eine Spur grüner“ zu gestalten. Mit Erfolg: Inzwischen ist der „Startknopf“ zur Nachhaltig- keit gedrückt, wird das zweistufige Projekt seit 2013 mit Leben gefüllt und ist durch eine weitere Azubi- Gruppe ab 2015 in eine dritte Stufe eingetreten. „Unser Antrieb ist es, mit nachhaltigen Ressourcen mit der gesamten Bank einzusparen“, fasst die ehe- malige Auszubildende Janina Feldmann zusam- men. So wurden Perlatoren und Heizungsregler Foto: Volksbank Greven installiert, Stand-by Geräte und Warmwasserboiler abgeschaltet und die Lichtquellen auf LED-Lampen umgerüstet. „Kleine Dinge, die aber in der Summe viel bewirken“, erläutert Maria Haase. „Eine Spur grüner“ heißt das Ökologie-Projekt, mit dem die Auszubildenden seit 2013 Ener- Mit einem Öko-Monat sollten als nächste Projekt- gie in der Volksbank Greven einsparen wollen. stufe auch die Kunden angesprochen werden. So wurde ein spezieller Union-Fonds zum nachhalti- gen Vermögensaufbau angeboten, hierfür wurden themenbezogene Plakate, Werbematerialien und Flyer entwickelt. lichen Einsatz „Für Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ symbo- Herzstück und kommunikative Klammer ist das neue Logo. Es lisieren. Als Brücke zu den Mitgliedern und Kunden planen die zeigt einen Baum, dessen Äste und Blätter sich aus unterschied- Azubis eine Baumpflanzaktion und wollen darüber hinaus Euro- lich großen Händen zusammensetzen und den gemeinschaft- Paletten in dekorative Blumenkästen für die Filialen umwandeln. GLS Bank begrüßt das neue Sonnenauto „SunRiser“ Bochum. Die GLS Bank freut sich über die Vorstellung des neuen und -akzeptanz“ als Partner teil. Seitdem stehen auch sechs Sonnenwagens „SunRiser“. Seit mehr als zehn Jahren bauen Stu- Elektroautos vor der Tür des GLS – Hauptsitzes in der Christstra- dierende, Mitarbeiter und Professoren der Hochschule Bochum ße, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen können. an elektronisch betriebenen Fahrzeugen. „Nach der intensiven Arbeit ist es schön zu sehen, dass das Sonnenauto heute endlich rollt“, freut sich Jens Kaiser, Mitglied des studentischen Teams und Werkstudent im Bereich Marketing der GLS Bank. Die Bank unterstützt das Projekt nun schon seit zwei Jahren. „Es ist beeindruckend, wie schnell dieses Projekt Fortschritte gemacht hat“, betont GLS Bank-Pressesprecher Christof Lützel. Die GLS Bank engagiert sich bereits seit vielen Jahren für die zukunftsweisende Elektromobi- lität und präsentierte ihren Mitglieder bei der letzten Generalversammlung schon das Vorgän- germodell des SunRisers. Schon 2012 nahm die Foto. GLS Bank GLS Bank an einem Forschungsprojekt der Ruhr- Universität Bochum zum Thema „Alltagstauglich- keit von Elektromobilität – Langstreckeneignung Der neue Sonnenwagen „SunRiser“ GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015 13
Hintergrund & Analyse Unternehmer, traut euch umzubauen! Ulla Domke und J. Martin Granica, Vorstandsmitglieder der awisu Forschungsgenossenschaft, über die zeitgemäße Gestaltung von Zusammenarbeit Bochum. Seit über einhundert Jahren men, die im althergebrachten Effizienz- werden Unternehmen in erster Linie ge- Prozess-Denken verkannt und deshalb dacht als kontrollierte Prozesse, die ef- ungehoben bleiben. Die Hebewerkzeuge fizient und zuverlässig laufen müssen. sind die Ermöglichung menschlicher Ent- Hier wurden in der Vergangenheit ge- faltung und die Organisation kollektiver waltige Produktivitätsfortschritte erzielt, Intelligenz. und auch in der Zukunft werden vor al- lem die digitale Netztechnik und die Ro- Engagement ist ein Geschenk botik weitere Optimierungen möglich machen. Aber für viele Formen des Ar- Traut euch, mehr Individualität zuzulas- beitens bietet dieser Ansatz heute keine sen und zu fördern! Dem erhöhten Risiko, Entwicklungspotenziale mehr, er ist sogar damit die Austauschbarkeit der Einzelnen kontraproduktiv. Denn Kontrolle und Ef- zu verringern, stehen enorme Gewinn- fizienzdenken behindern die Entfaltung chancen gegenüber: Engagement, Eigen- des wertvollsten Potenzials in Unterneh- initiative, Begeisterung, Kreativität und men: Menschen! Um dieses zu heben, ist damit Initiativfähigkeit und Flexibilität es sinnvoll, sich Unternehmen grund- – all das, was Unternehmen heute brau- sätzlich anders vorzustellen: nämlich als chen, um die entscheidenden Unterschie- Foto: awisu intelligente, lebendige Gemeinschaften de im Wettbewerb zu generieren. Aber von eigenverantwortlichen, eigenständig das Problem ist, all das geben Menschen denkenden und mit Begeisterung täti- nur freiwillig! Dazu können sie nicht ge- Der studierte Sozial- und Wirtschaftswissen- gen Menschen. Diese Denkweise eröffnet zwungen werden. Unternehmer können schaftler J. Martin Granica war zwölf Jahre lang Entwicklungspotenziale für Unterneh- nur eines tun: „Organisationen bauen, die geschäftsführender Inhaber eines mittelstän- diese Geschenke verdienen“, wie der ame- dischen Familienunternehmens. Seit 2007 ar- beitet er als Wissenschaftler und Berater zu den rikanische Managementvordenker Gary Themen Führung und Gestaltung von Zusam- Hamel es formuliert. menarbeit, Unternehmenskultur und Entrepre- Deshalb, Unternehmer, traut euch, aktive neurship. Gestalter der Zusammenarbeit in eurem Unternehmen zu sein! Schafft Strukturen, in denen individuelle Entfaltung möglich ist und in denen kollektive Intelligenz ge- dumme Menge. Ohne Kommunikation lebt werden kann. Das erreicht man nicht ist ein Unternehmen faktisch tot, ein un- über ISO 9000ff und ähnliche Kontroll- verbundenes Ensemble aus Architektur, Systeme. Die Gefahr ist im Gegenteil groß, Computern, Maschinen und Schreibti- dass sie zur „Prozess-Dummheit“ führen, schen. die den Einsatz gesunden Menschen- Das heißt umgekehrt: Wie klug ein Un- verstandes und situativer Kreativität ver- ternehmen ist, hängt wesentlich davon hindert, was im schlimmsten Falle dazu ab, wie klug in diesem Unternehmen die führt, hocheffizient das Falsche zu tun. Kommunikation gestaltet ist. Ob es zum Beispiel möglich ist, konstruktive Ausein- Unternehmen bestehen aus Kommu- andersetzungen auf Augenhöhe zu führen nikation oder ob stattdessen „Hierarchiesperren“ verhindern, dass wichtige Diskussionen Foto: awisu Macht euch klar: Das, was in den Köpfen und Themen überhaupt dort ankommen, der Menschen in eurem Unternehmen wo die Entscheidungen gefällt werden. Arbeitsschwerpunkte der promovierten Soziolo- steckt, wird ohne gelungene Kommuni- Dabei kommt es ganz wesentlich darauf gin und Organisationsberaterin Ulla Domke sind kation gar nicht Teil eures Unternehmens an, welche Kommunikationskultur in die Gestaltung von Zusammenarbeit, die Kommu- – lauter intelligente Individuen, die etwas den oberen Etagen gelebt wird. Ob dort nikation und Zusammenarbeit auf Führungsebene sowie die Initiierung und Begleitung von Verände- zusammen erschaffen sollen, sind ohne zum Beispiel ehrlicher Widerspruch ein- rungsprozessen. gelingende Kommunikation nur eine gefordert wird im gemeinsamen Ringen > 14 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Hintergrund & Analyse awisu – Forschungsgenossenschaft: Daten und Fakten Die awisu Forschungsgenossenschaft eG, gegründet im Mai bringen mit der Notwendigkeit, sich als lebendige Gemein- 2012, beschäftigt sich mit Fragen der zeitgemäßen Gestaltung schaft zu organisieren, die gemeinsam effizient hochwertige von Zusammenarbeit. Mitglieder der awisu sind obere Füh- Ergebnisse produziert. rungskräfte mittelständischer Unternehmen, die in regelmä- Die nächste öffentliche Veranstaltung der awisu, zu der Inter- ßigen Treffen anregende Impulse für ihre Rolle als Gestalter essierte Genossenschaften willkommen sind, findet am 24. No- von Zusammenarbeit erhalten. Gleichzeitig sind die Mitglieder vember 2015 in der Zeit von 17.00 bis 19.30 Uhr in der GLS Bank auf diese Weise selbst Impulsgeber und Mitentwickler der in Bochum statt. Das Thema lautet: Von der Zusammenarbeit Umsetzungsforschung in diesem Feld. zum Zusammenspiel – Impulse aus der Spieleentwicklung Als gemeinnützige Genossenschaft versteht sich die awisu da- für gelungene Zusammenarbeit in Unternehmen. An diesem rüber hinaus als Initiatorin und Promotorin einer „Bewegung Abend wird der preisgekrönte Spiele-Autor Christoph Cantz- der Mutigen“. Sie will Entscheider in Unternehmen unterstüt- ler darüber berichten, was gute und schlechte Spielansätze zen, die neue Ansätze entwickeln und umsetzen wollen, welche auszeichnet, und darüber diskutieren, wie sich die Erkennt- die berechtigten Wünsche und Ansprüche von Mitarbeitern nisse daraus betrieblich umsetzen lassen. Anmeldungen unter nach Selbstbestimmung und Selbstentfaltung zusammen- info@awisu.de. Weitere Informationen unter www.awisu.de. > um die besten Lösungen und ob eine At- Gute Führung hat zu dienen geisterung ihrer Mitarbeiter verdienen. mosphäre der gegenseitigen Wertschät- Traut euch, den Blick nach Innen zu rich- zung und des Interesses an anderen Blick- Es geht auch nicht darum, die gesamte ten! Vertraut darauf, dass es ausstrahlen winkeln und Sichtweisen herrscht. Hierarchie oder gar Führung als solche wird in die Umwelt eurer Unternehmen, abzuschaffen – wie manche Organisati- wenn bei euch im Inneren Begeisterung Lasst nicht zu, dass in euren Unternehmen onsinnovatoren fordern –, denn Führung und Eigenverantwortung gelebt werden, die kollektive Dummheit siegt, weil enge hat unersetzliche Entlastungs- und Orien- wenn echtes Interesse da ist an dem, was Strukturen, starre Hierarchien und eine tierungsaufgaben zu erfüllen und selbst- getan wird, und an den Menschen, die kontrollorientierte Unternehmenskultur verständlich strategische Entscheidungen die Werte für das Unternehmen schaffen. eine intelligente gemeinsame Entschei- zu fällen. Aber Führung muss heute völ- Das macht sympathisch und attraktiv dungsfindung nicht zulassen. lig anders aussehen. Statt Kontrolleuren und zieht die Kunden und Mitarbeiter und Alleinentscheidern brauchen wir an, die zu euch passen. Die Alternative heißt nicht, Strukturen Führungskräfte auf Augenhöhe, die sich abzuschaffen, sondern sie so umzubau- als Dienstleister für ihre Kollegen verste- Traut euch, eure Unternehmen als intel- en, dass individuelle Entfaltung, hohe hen, als „Ermöglicher“, Moderatoren und ligente, lebendige Gemeinschaften zu Eigenverantwortung und Selbstorganisa- als Organisatoren von Entscheidungs- betrachten und zu führen! Darin steckt tion möglich werden. Gelebte Werte, hand- fähigkeit. das Potenzial für einen menschenge- lungsleitende Prinzipien und eine über- rechten und nachhaltig erfolgreichen zeugende Mission sind hierfür zentrale Mit diesen Bausteinen lassen sich Organi- Umgang mit den komplexen Herausforde- Voraussetzungen. sationen errichten, die das Engagement, rungen der hochdynamischen heutigen die Eigeninitiative, Kreativität und Be- Welt. Anzeige Bekanntmachung Bekanntmachung der Equilution Bioenergiegenossenschaft i.L. Die außerordentliche Generalversammlung vom 22.12.2014 hat die Auflösung unserer Genossenschaft zum 31.12.2014 beschlossen. Gemeinsam vertretende Liquidatoren sind: 1. Herr Holger Wirtz und 2. Herr Daniel Keysers. Die Eintragung der Auflösung und der Liquidatoren im Genossenschaftsregister erfolgte am 22. April 2015. Die Gläubiger werden aufgefordert, ihre Ansprüche bei der Genossenschaft i.L. c/o Holger Wirtz, Peter-Fechter-Weg 5 in 40789 Monheim anzumelden. Die Liquidatoren Holger Wirtz Daniel Keysers GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015 15
RWGV intern Mit BankColleg 2.0 zum Bachelor Das Weiterbildungsprogramm wurde überarbeitet und dem Markt angepasst Forsbach/Rheinland/Westfalen. Es gab zwei zentrale Gründe Standorten in der Region werden im Präsenzformat bei einer für den genossenschaftlichen Bildungsverbund, das seit vielen Studiendauer von acht Monaten die Bereiche „Strategiema- Jahren erfolgreich angebotene BankColleg grundlegend zu über- nagement“, „Markt und Vertrieb“, „Organisation und Projekt- arbeiten: Erstens sollte die Attraktivität des Programms erhöht management“, „Finanzmathematik“, „Gesamtbanksteuerung“, werden. Zweitens war es eine Reaktion auf die vermehrte Nach- „Portfoliomanagement“ sowie „Personalentwicklung“ vermit- frage des Marktes nach der Anschlussfähigkeit an einen akademi- telt. Alternativ zum samstäglichen Präsenzunterricht wird der schen Abschluss. Bankbetriebswirt analog zum Bankfachwirt auch als online basiertes Format „BankColleg Spezial“ mit wenigen Präsenz- Drei Stufen zeiten angeboten. Die erste Stufe BankColleg beinhaltet die Fortbildung zum Bank- Abhängig von der Zielsetzung des Teilnehmers oder der jewei- fachwirt. Hier werden bankspezifische Theoriegrundlagen in den ligen Bank verzweigt sich dann im Folgenden die modulare Themenfeldern „Bankwirtschaft“, „Betriebswirtschaft“, „Volks- Struktur im BankColleg: wirtschaft“, „Bankrecht“, „Privatkundengeschäft“ und „Firmen- kundengeschäft“ vermittelt. In seiner neuen Struktur wurde die • Steht die Erlangung der Geschäftsleiterqualifikation gemäß § Dauer der Ausbildung von fünf auf vier Semester verkürzt. 25c Abs. 1 KWG im Fokus, wählt der Teilnehmer die Weiterqua- lifizierung zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg Möglich wurde dies durch den Verzicht auf das Fach „Versiche- an der ADG in Montabaur. rungsgeschäft“ sowie durch die Integration innovativer und vir- • Steht das Ziel eines akademischen Abschlusses im Vorder- tueller Lernmedien. Diese stellen in einer engen Verzahnung mit grund, entscheidet sich der Teilnehmer für die Immatriku- Präsenzveranstaltungen sowie eigenverantwortlichem Selbststu- lation (aufgrund hochschulrechtlicher Anforderungen sollte dium der Teilnehmer den Lernerfolg sicher. Trotz Reduzierung diese bereits zu Beginn des Bankbetriebswirts erfolgen) bei der Präsenzzeiten war es wichtig, die Förderfähigkeit durch öf- der ADG Business School an der Steinbeis-Hochschule und fentliche Mittel (zum Beispiel Meister-BAföG) beizubehalten. Zu- beschreitet das Studium zum Bachelor of Arts (B.A.) im Be- dem wird ebenso gewährleistet, dass die Teilnehmer des Bank- reich Business Administration. fachwirts adäquat auf die IHK-Prüfung vorbereitet werden, die optional absolviert werden kann. Kompakt in Montabaur Basierend auf der Bankfachwirt-Qualifizierung können die Teil- nehmer anschließend im ebenfalls berufsbegleitenden Bankbe- Die Ausbildung zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg triebswirtstudium die theoretischen Kenntnisse für Aufgaben in findet als Kompaktkurs am Standort Montabaur bei der ADG der mittleren Managementebene erwerben. An insgesamt neun statt. Innerhalb von sechs Monaten werden an acht Präsenzwo- chenenden die theoretischen Kenntnisse in den Bereichen „Strategie“, „Produktion“, „Markt und Vertrieb“, „Bankbilanzpolitik/Bankenauf- sichtsrecht“, „Gesamtbanksteuerung“ sowie „Management und Führung“ zur Erlangung der fachlichen Eignung gemäß § 25c Abs. 1 KWG vermittelt. Dieses Format bietet den Teilnehmern den Vor- teil, in einem überschaubaren Zeitfenster den Abschluss zum „dipl. Bankbetriebswirt Bank- Colleg“ zu erreichen und sich hierüber die Vor- aussetzungen zur Steuerung komplexer Abläufe in der Genossenschaftsbank zu schaffen. Neu in der Produktfamilie BankColleg: das An- gebot, nahtlos in ein Bachelor-Studium bei der ADG Business School an der Steinbeis-Hoch- Foto: RWGA schule einzusteigen. Dies ist ein schneller, flexi- Foto: ADG bler und praxisorientierter Weg zu einem aka- Dr. Stefan Daferner ist Produktmanager bei Benedikt Roos ist Studienleiter am BankCol- demischen Titel. Grundlage hierfür bilden die der ADG in Montabaur (E-Mail: stefan.dafer- leg, außerdem Trainer und Dozent an der Abschlüsse „Bankfachwirt BankColleg“ und ner@adgonline.de). RWGA (E-Mail: benedikt.roos@rwgv.de). „Bankbetriebswirt BankColleg“, da die enge in- > 16 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
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