Mit ganzer Kraft - Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen GB - Genossenschaftsverband

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GB
Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen
Ökologie: Starthilfen für neue Energiegenossenschaften. Seite 8
Fusion: Gemeinsames Dach für Fiducia und GAD. Seite 20
Paydirekt: Roadshows für Genossenschaftsbanken. Seite 27
                                                                  4 | 2015

       Mit
       ganzer Kraft
       Genossenschaften wirtschaften nachhaltig
Mit ganzer Kraft - Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen GB - Genossenschaftsverband
Warum hat eine Schulstunde
eigentlich 45 Minuten?

Wir können nicht alles erklären, aber wie
Investmentfonds helfen können, Ihre Kunden bei der
Zukunftsplanung ihrer Kinder zu unterstützen, schon
Das neue Schuljahr steht vor der Tür – und damit die Einschulung für viele Kinder. Ein ganz
besonderer Moment! Und ein guter Zeitpunkt für Eltern, Großeltern oder Paten jetzt mit einem
Fondssparplan für die Zukunft der Kinder vorzusorgen. Das möchten wir mit einer Reihe von
Maßnahmen zum Schulstart bewerben – zum Beispiel mit unserem Gewinnspiel auf
www.geld-anlegen-klargemacht.de. Unser Tipp: Nutzen auch Sie das Thema Schulstart für
Ihre Marktbearbeitung. Viel Erfolg!

                    Geld anlegen klargemacht
                    Mehr Informationen erhalten Sie auf
                    www.geld-anlegen-klargemacht.de

Weitere Informationen, die Verkaufsprospekte und die wesentlichen Anlegerinformationen erhalten Sie kostenlos in deutscher Sprache bei
Union Investment Service Bank AG, Weißfrauenstraße 7, 60311 Frankfurt am Main, unter www.union-investment.de oder telefonisch unter
069 58998-5200. Stand: 01.07.2015

                                                                                            Einfach QR-Code scannen und auf unserer Internetseite informieren.
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Editorial

 Verantwortlich handeln!
                 Liebe Leserin, lieber Leser! Der 13. August 2015       Ökologie in Einklang zu bringen.
                 war nicht nur der Redaktionsschluss für dieses Ge-     Eine Auswahl unserer Rechercheergebnisse finden Sie in dieser
                 nossenschaftsblatt – es war auch der „Welterschöp-     Ausgabe: Heizen mit Erdwärme in der VR-Bank Nordmünster-
                 fungstag“! Hinter diesem Wortungetüm verbirgt          land oder Energiegewinnung mit einem Blockkraftwerk durch
                 sich das Datum, an dem die Menschheit so viele         die Raiffeisen Hohe Mark: Projekte, bei denen Ökologie und die
                 nachwachsende Ressourcen aufgebraucht hat, wie         Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten vorbildlich in Ein-
                 in einem Jahr wieder hergestellt werden. Mit ande-     klang gebracht werde. Am 22. Juli wurde zudem der mit der Un-
                 ren Worten: Die verbleibenden Tage bis zum Jahres-     terstützung der GLS Bank von Studierenden und Mitarbeitern der
                 ende leben wir von der Substanz.                       Hochschule Bochum entwickelte Solarwagen „SunRiser“ vorge-
                 Theoretisch bräuchten wir 1,6 Erden, um eine stän-     stellt. Eine Schülergenossenschaft in Hamm engagiert sich gar
                 dige Regeneration sicherzustellen – einmal ab-         für die „ökologische Revolution“. Revolutionär auch die Tatsache,
                 gesehen von den endlichen Rohstoffen. Dass das         dass das Energieunternehmen PROKON nach seinem Insolvenz-
                 Leben von der Substanz nicht funktionieren kann,       verfahren als Genossenschaft weitergeführt wird.
 erschließt sich Genossenschaftlern unmittelbar. Auch in ihren          Genossenschaften bleiben also ambitioniert. Und das ist gut!
 Unternehmen ist dies ein Ding der Unmöglichkeit.                       Die Redaktion des Genossenschaftsblatts wünscht Ihnen viele
 Verantwortlich zu handeln, ist daher in ihrem „genetischen Code“       nachhaltige Impulse!
 und für die Redaktion des Genossenschaftsblatts Anlass, einmal
 zu schauen, was Genossenschaften leisten, um Ökonomie und              Asmus Schütt

                                                                                                                                     Inhalt

22                                        24                                                38
     Journalistenpreisverleihung:                   Outsourcing-Fachmesse                            Schülergenossenschaft McSnack
     im Roncalli-Varietee in Düsseldorf             in der Zinkfabrik Altenberg                      erhält Bundespreis Verbraucherschutz
                                                    in Oberhausen

 Das Thema: Ökologie
                          4
 Die nationale Nachhaltigkeits-
 strategie der Bundesregierung
                                       4
                                               Aus dem Verbund
                                               WGZ BANK zeigt junge Kunst              21
                                                                                              Familiengenossenschaft
                                                                                              Münsterland bundesweit aktiv
                                                                                              Bildungsministerin gratuliert zur
                                                                                                                                        40

                                                                                                                                        41
 Die grünen Ideen von Papst Franziskus 5       Banken                                         Gründung von SalmTalente
 PROKON: Votum für die Energiewende 8          GLS Bank entwickelt                     26
 Bank-Azubis engagieren sich          13       Bank von morgen                                Namen und Nachrichten                     42
 für die Umwelt                                Kreditgenossenschaften erhalten         28
                                               Lob aus Brüssel                                Impressum                                 43
 Hintergrund und Analyse                       Unternehmensbefragung                   29
 „Unternehmer, traut euch umzu-           14   im Kreis Olpe                                  Zu guter Letzt                            46
 bauen!” - Dr. Ulla Domke und J.
 Martin Granica von der awisu                  Landwirtschaft
 Forschungsgenossenschaft                      DOC Kaas fusioniert mit                 32
                                               Deutschem Milchkontor
 RWGV intern                                   RWZ auf den DLG-Waldtagen               33
 Mit BankColleg 2.0 zum Bachelor          16   Raiffeisentag in Berlin                 37
 Forsbacher Bankentage:                   17
 Workshops für neue                            Gewerbe
                                               Bundespreis für Schülergenossen-        39

                                                                                              46
 Genossenschaften                                                                                         Zu guter Letzt:
 EU-Vertreter und Bankvorstände           18   schaft Selm                                                Alles in bester (Kleider-)Ordnung
 diskutieren

 GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015                                                                                                                3
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Das Thema: Ökologie

               Nicht von der Substanz leben
               Die Bundesregierung entwickelt die nationale Nachhaltigkeitsstrategie kontinuierlich weiter

                                                                           Deutschland, erklärten sich      gen auf, Nachhaltigkeit zu „ihrer Sache zu
                                                                           bereit, das Leitbild national    machen". Deshalb hat das Bundesminis-
                                                                           in der Politik unter Beteili-    terium für Arbeit und Soziales 2010 eine
                                                                           gung von Gesellschaft und        nationale Strategie zur gesellschaftlichen
                                                                           Wirtschaft umzusetzen. 2002      Verantwortung von Unternehmen entwi-
                                                                           legte die Bundesregierung        ckelt, die kontinuierlich umgesetzt wer-
                                                                           die nationale Nachhaltig-        den soll. Darin heißt es: „Gesellschaft-
                                                                           keitsstrategie „Perspektiven     liche Verantwortung von Unternehmen
                                                                           für Deutschland“ vor. Dabei      gehört in Deutschland zu den Grundele-
                                                                           nennt sie als ihre Leitlinien    menten der Sozialen Marktwirtschaft.
                                                                           „Generationengerechtigkeit,      Eine nationale CSR-Strategie (Corporate
                                                                           Lebensqualität, sozialer Zu-     Social Responsibility) setzt auf die Ent-
                                                                           sammenhalt und internatio-       faltung der Marktkräfte, strebt dabei je-
                                                                           nale Verantwortung“.             doch an, Handlungsfreiheit mit aktiver
                                                                                                            Verantwortungsübernahme in Einklang
                                                                          In ihrer Strategie hat sie mit-   zu bringen. Damit soll eine nachhaltige,
                                                                          tel- und langfristige Ziele       wirtschaftlich stabile, sozial ausgewo-
                                                                          festgelegt: Bis 2020 sollen       gene und umweltverträgliche Entwick-
                                                                          die Treibhausgasemissionen        lung der Wirtschaft unterstützt werden
                                                                          um 40 Prozent sinken, bis         … Die unternehmerische Verantwortung
                                                                          2050 soll der Anteil erneu-       ergänzt die politische und zivilgesell-
                                                                          erbarer Energien am Ener-         schaftliche Verantwortung und geht über
                                                                          gieverbrauch auf 60 Prozent       den notwenigen gesetzgeberischen Rah-
                                                                          steigen und bis Ende 2015         men hinaus.“
                                                                          soll ein Viertel der Güterbe-     Weder Politik noch Wirtschaft oder Zi-
                                                                          förderung auf der Schiene         vilgesellschaft seien in der Lage, die ge-
                                                                          stattfinden. Die Bundesre-        waltigen Herausforderungen unserer Zeit
Foto: PROKON

                                                                          gierung fühlt sich auf einem      alleine zu lösen. Mit dem Aktionsplan
                                                                          guten Weg und teilt auf ihrer     CSR will die Bundesregierung die gesell-
               Genossenschaften unternehmen große Anstrengungen, um die   Homepage mit: „Inzwischen         schaftliche Verantwortung von Unter-
               Energiewende zu unterstützen.                             gewinnen wir ein Viertel un-       nehmen und öffentlichen Einrichtungen
                                                                         seres Stromverbrauchs aus          in Deutschland festigen und ausbauen.
                                                                         erneuerbaren Energien“, als        Dabei gelte es, verantwortungsbewusst
               Deutschland. „Nur so viel Holz schlagen,     Folge  seien die   Treibhausgasemissionen       handelnde Unternehmen in ihrer Vor-
               wie auch nachwachsen kann; vom Ertrag bereits im Zeitraum 1999 bis 2012 um 25,5              bildrolle zu stärken, weitere Anreize zur
               und nicht von der Substanz leben“ – das Prozent gesunken.                                    Übernahme gesellschaftlicher Verant-
               ist für Deutschland und die Vereinten Na-                                                    wortung zu schaffen sowie Hilfestellun-
               tionen Nachhaltigkeit. 1992 hatte sich die Über Nachhaltigkeit entscheidet jeder selbst      gen zur Umsetzung von CSR in das unter-
               UNO in Rio de Janeiro zum Leitbild der mit, so die Bundesregierung weiter, und for-          nehmerische Alltagshandeln zu bieten.
               nachhaltigen Entwicklung bekannt und dert Beschäftigte und Unternehmen, Ge-
               verabschiedete ein globales Aktionspro- werkschaften und Wirtschaftsverbände,                Weitere Informationen unter:
               gramm. Über 170 Staaten, darunter auch Hochschulen und Forschungseinrichtun-                 www.bundesregierung.de, www.bmas.de

               CSR-Preis der Bundesregierung
               Berlin. Zur Unterstützung ihres Aktions-      träglich gestalten und besonderen Wert         Gemeinwesen machen. Der Preis wurde
               plans CSR zeichnet die Bundesregierung        auf die Einbettung von verantwortungs-         2014 zum zweiten Mal in Berlin in An-
               vorbildliche und innovative Unterneh-         vollem Handeln in die unternehmerische         wesenheit von Bundesarbeitsministerin
               men unterschiedlicher Größen mit dem          Gesamtstrategie legen. Die Unternehmen         und Schirmherrin Andrea Nahles ver-
               CSR-Preis aus. Bedingung ist, dass diese      müssen deshalb in ihrer Bewerbung An-          geben.
               Firmen ihre gesamte Geschäftstätigkeit        gaben zu den Feldern Unternehmensfüh-          Weitere Informationen unter www.csr-
               sozial, ökologisch und ökonomisch ver-        rung, Markt, Arbeitsplatz Umwelt und           preis-bund.de.

               4                                                                                                           GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Mit ganzer Kraft - Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen GB - Genossenschaftsverband
Das Thema: Ökologie

Die grünen Ideen von Papst Franziskus

Rom. Auch für Papst Franziskus ist Ökologie ein großes An-            Auch die Umwelt-Gipfel-
liegen. So stellte er jetzt erstmals in seiner Enzyklika „Laudato     treffen der letzten Jahre
Si – Über die Sorge für das gemeinsame Haus“, die im Mai              hätten nicht „den Erwar-
veröffentlicht wurde, seine grünen Wirtschaftsideen vor. Ange-        tungen entsprochen", denn
sichts der Umweltschäden in der Welt schreibt der Papst: „Darum       aus „Mangel an politischen
ist es dringend geboten, politische Programme zu entwickeln, um       Entscheidungen haben sie
in den kommenden Jahren den Ausstoß von Kohlendioxyd und              keine wirklich bedeutungs-
anderen stark verunreinigenden Gasen drastisch zu reduzieren,         vollen und wirksamen glo-
zum Beispiel, indem man die Verbrennung von fossilen Kraft-           balen Um weltvereinbarun-

                                                                                                                                                   Foto: Michael Bönte/Dialogverlag
stoffen ersetzt und Quellen erneuerbarer Energie entwickelt.“         gen erreicht.“
Er beklagt, dass die Welt eine riesige Müllhalde geworden sei         Der Papst ruft zu einer
und fordert die Menschen in reichen Ländern auf, ihren Lebensstil     ökologischen Wende auf
zu überdenken.                                                        und wünscht sich eine
                                                                      politische Weltregierung,
Es gebe eine „ökologische Schuld“ der reichen gegenüber den ar-       die Umweltschutz wirksa- Papst Franziskus legte jetzt mit seiner
men Ländern. Damit verbindet der Papst die Aufforderung, dass         mer durchsetzen könnte zweiten Enzyklika sein grünes Ver-
„die entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen,          als Nationalstaaten.        mächtnis vor.
indem sie den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeu-             Dringend notwendig sei
tendem Maß einschränken und Hilfsmittel in die am meisten             auch eine ökologische Erziehung, die insbesondere den herr-
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und Pro-           schenden Konsumismus überwinden müsse. Denn, so der Papst:
gramme für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen“. Ein-             „Es wird keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
dringlich warnt er vor einer „Globalisierung der Gleichgültigkeit“,   neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine angemessene
wie sie sich heute schon gegenüber dem Flüchtlingselend im            Anthropologie.“
Mittelmeer zeige: „Denn das enorme technologische Wachstum
ging nicht mit einer Entwicklung des Menschen in Verantwort-          Aus der Enzyklika „Laudato Si – Über die Sorge für das gemein-
lichkeit, Werten und Gewissen einher.“                                same Haus“: www.vatican.va
                                                                                                                                       Anzeige

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                                                                        Vom 29. Oktober bis zum 23. November.

                                                                        Neuer Unternehmensname – bewährtes Format: Der Treffpunkt der
                                                                        Fiducia & GAD IT AG kommt auch in diesem Jahr wieder in Ihre Region.
                                                                        Lassen Sie uns reden: über Ihr Bankverfahren, Ihre IT-Praxis und das,
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                                                                                        29. Oktober 2015          Münster
                                                                                        30. Oktober 2015          Münster
                                                                                       3. November 2015           Hamburg
                                                                                      10. November 2015           Bonn

  Bei uns treffen Menschen                                                            11. November 2015
                                                                                      17. November 2015
                                                                                                                  Bonn
                                                                                                                  Magdeburg
       auf Menschen.                                                                  23. November 2015           Oldenburg

                                                                        Anmeldung und weitere Informationen unter
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Mit ganzer Kraft - Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen GB - Genossenschaftsverband
Das Thema: Ökologie

                   Nachhaltigkeit ist für mich der richtige Weg
                   Wetter. Durch die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle wird           Motivation lag eher darin, die materielle Not der Bauern zu lin-
                   CO2 frei, das sich in der Atmosphäre ansammelt und mit             dern und füreinander einzustehen. Heute sind die Herausforde-
                   wissenschaftlich belegter sehr hoher Wahrscheinlichkeit das        rungen wesentlich vielschichtiger. Dabei können – allein schon
                   Klima erwärmt. Die Klimaerwärmung führt unter anderem              aus Kapazitätsgründen – nicht alle Wegstrecken der Nachhaltig-
                   vermehrt zu extremen Wetterereignissen, die sowohl das nicht       keit gleichzeitig begangen werden; sie deswegen auszublenden,
                   natürliche Sterben von Menschen und Tieren als auch Ver-           widerspricht unseren historisch genossenschaftlichen Wurzeln.
                   mögensschäden in Milliardenhöhe zur Folge haben.
                   Ethisches und damit verantwortliches Verhalten reduziert da-       Nach 20 Jahren Engagement für den Klimaschutz hat mich
                   her die Nutzung von Öl, Gas und Kohle. Beispiele hierfür sind:     immer mehr die Frage umgetrieben, warum unser Wirtschafts-
                                                     Grün- statt Graustrom, Pro-      system nicht diejenigen Firmen bevorzugt, deren Geschäfts-
                                                     dukte aus der Region statt       modell das Wohl und die Sicherheit aller fördert. Stattdessen
                                                     aus Neuseeland oder Fahr-        werden die belohnt, die bereits viel Geld und Macht akkumu-
                                                     radurlaub statt Flugreise.       liert haben. Ein Beispiel dazu ist im Finanzsektor zu beob-
                                                                                      achten. Die Macht der systemrelevanten Großbanken, die die
                                                        Wir legen unser Geld bei      Finanzkrise 2008 ausgelöst haben, wurde in der Folge nicht
                                                        Banken und Sparkassen an      beziehungsweise kaum eingeschränkt. Stattdessen wurde auf-
                                                        und wissen nicht, was unser   wendige Regulatorik eingeführt. Diese belastet zunehmend
                                                        Geld fördert, ob beispiels-   kleinere Geldinstitute, obwohl gerade die in den Zeiten der
                                                        weise mit dem Geld auf Le-    Krise den Mittelstand weiter finanziert haben. Mit der Regu-
                                                        bensmittel gewettet wird,     latorik schwindet die Konkurrenzfähigkeit der kleineren Geld-
Foto: Rolf Weber

                                                        Kohlekraftwerke oder Waf-     institute gegenüber den Großbanken. Ein Ergebnis daraus fin-
                                                        fenfabriken finanziert wer-   det sich in der neuesten Statistik der Bundesbank: „Den stärks-
                                                        den. Verantwortliches Ver-    ten Rückgang gab es bei den Genossenschaftsbanken. Dort
                   Rolf Weber ist Vorstandsvorsitzender halten fragt nach, welche     verschwanden im vergangenen Jahr 31 Häuser durch Fusionen.“
                   der BürgerEnergieGenossenschaft in
                                                        Projekte mit unserem Geld     Die Regeln unseres Wirtschaftssystems können wir ändern.
                   Wetter.
                                                        finanziert werden. Und wo     Wir können beispielsweise die Konkurrenz um Geld und Macht
                   wir unser Geld anlegen, ob bei der GLS Bank und Umweltbank         gegen eine Konkurrenz um den maximalen Firmenbeitrag
                   oder bei der Commerzbank. Mit unserem Konsumverhalten,             zum Gemeinwohl tauschen. Einen Ansatz dazu bietet die
                   zum Beispiel bei Nahrung, Kleidung oder Büroartikeln, können       Gemeinwohlökonomie (siehe www.ecogood.org).
                   wir viele weitere Wege der Nachhaltigkeit beschreiten.             Ich rege an, im Genossenschaftsverband die Regeln unseres
                   Die Ermittlung, welche Produkte nachhaltig sind, ist aufwen-       Wirtschaftssystems zu hinterfragen und neue Systemansätze
                   dig. Ein direkter materieller Vorteil für mich selbst ist in der   zu diskutieren.
                   Regel kaum zu erkennen. Waren diese am Eigennutz orientier-
                   ten Kriterien die Motivation von Friedrich Wilhelm Raiffeisen      Rolf Weber,
                   oder Hermann Schulze-Delitzsch? Sie und ich wissen: Nein, die      Vorstandsvorsitzender der BürgerEnergieGenossenschaft

                   Die BürgerEnergieGenossenschaft arbeitet städteübergreifend

                   Ennepe-Ruhr-Kreis/Hagen. Nein, auf Wetter allein
                   beschränkt sich Rolf Weber nicht. Auch wenn er dort
                   zu Hause ist. Denn erstens geht es ihm ums Klima.
                   Und zweitens engagiert er sich als Vorstandsvorsit-
                   zender der BürgerEnergieGenossenschaft im Post-
                   leitzahlgebiet 58. Konsequenterweise hat die 2010
                   gestartete BürgerEnergieGenossenschaft die Inter-
                   netadresse www.beg-58.de gewählt – und vor kurzem
                   bereits ihre 54. Photovoltaikanlage auf dem Dach der
                   neuen Feuerwache Hagen-Emst in Betrieb genommen.
                                                                                                                                                                  Foto:BürgerEnergieGenossenschaft

                   „Unser Anliegen ist es, Klimaschutz vor Ort für jeden
                   machbar zu machen“, sagt Weber und lebt das mit
                   seinen Mitgenossenschaftlern konsequent vor.

                   „In Selbstverantwortung für eine nachhaltige Ener-
                   gieversorgung haben Bürger eine unabhängige Ge-          Wir sind die Energiewende: Das ist das Credo der Mitglieder der BürgerEnergiegenos-
                   nossenschaft gegründet“, heißt es auf der Homepage       senschaft in Wetter.                                                                                                     >

                   6                                                                                                              GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Mit ganzer Kraft - Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen GB - Genossenschaftsverband
Das Thema: Ökologie

> der BEG: „Dazu bauen wir Anlagen zur Nutzung erneuerbarer              Und Sie profitieren von den Erträgen Ihrer Energieanlagen.“
   Energien vorwiegend in der Region Hagen und im Ennepe-Ruhr-           Nicht Ertrag und Rendite stehen also in der BEG an erster
   Kreis. Die wichtigste Ressource, die wir dazu in unserem eher         Stelle, sondern Teilhabe, Transparenz und regionales Wirtschaf-
   städtischen Umfeld nutzen können, sind die Dächer für Photo-          ten. Klassische genossenschaftliche Werte, die Weber prinzi-
   voltaikanlagen.“ Selbst organisiert, zukunftssicher und offen         piell um ethisches Handeln, Gemeinwohl und Nachhaltigkeit
   für alle – das ist den Mitgliedern der Genossenschaft wichtig:        ergänzt: durch das Erstellen eines jährlichen Gemeinwohl-
   „Wir setzen auf die Mitwirkung weiterer Bürger.“ Unterneh-            berichtes, durch Initiieren und Begleiten der Regionalgruppe
   men und Organisationen machen ebenfalls mit. Auch darauf              Ennepe, Ruhr und Wupper.
   legen Weber und seine Mitstreiter Wert.
                                                                         Warum engagiert sich Weber ausgerechnet für erneuerbare
   Fragt man den Mann, der als aktiver Netzwerker deutschland-           Energien aus Sonne, Wind und Wasser? „Weil diese Energie-
   weit auf Veranstaltungen für seine Ideen und Projekte wirbt,          quellen klimafreundlich, unerschöpflich und vor Ort verfüg-
   was das einzelne Mitglied von der BürgerEnergieGenossenschaft         bar sind“, so Weber: „Wir erhöhen die regionale Wertschöpfung,
   hat, nennt er gerne vier Argumente: „Sie können in der Region         nehmen als Bürger unsere Versorgung selbst in die Hand – und
   konkret nachvollziehen, wo Ihr Geld angelegt ist. Sie handeln         werden unabhängig von den risikobehafteten und immer teurer
   in Verantwortung für Ihre Kinder und Kindeskinder durch               werdenden Energieträgern Öl, Gas, Kohle und Uran.“ Die Sonne
   einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Der Verwaltungsauf-            schicke eben keine Rechnung.
   wand wird durch ehrenamtliches Engagement gering gehalten.

   Mit Ecological Revolutionary Company vom Schüler zum Unternehmer
   Hamm. Die Schülergenossenschaft heißt Ecological Revolutio-           zeit in den verschiedenen Abteilungen der Genossenschaft – von
   nary Company (ERC) und ihr Name ist Programm. „Wir wollen             der Kundenbetreuung über das Marketing bis zum Rechnungs-
   die Energiewende mit vorantreiben“, betont der 17-jährige Nic-        wesen. Inzwischen haben die Jugendlichen schon zwölf Aufträge
   las Jakob, Vorstandsvorsitzender der 2011 am Landschulheim            abgewickelt und damit Geld verdient.
   Schloss Heessen gegründeten Schülerfirma. Patin und Mitgrün-
   derin ist die DEG Dach-Fassade-Holz in Hamm.                          So konnten sie in diesem Jahr an die inzwischen 89 Mitglie-
                                                                         der eine Dividende von 10 Prozent ausschütten. Außerdem spen-
   So haben sich die jungen Menschen zu Energieberatern weiter-          den sie regelmäßig an soziale Projekte, wie in diesem Jahr an
   gebildet und wollen Privathaushalte und Kleinunternehmen bei          den Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Hamm. „Wir
   der Energieeinsparung unterstützen. Und das gelingt so gut, dass      wollen eben nicht nur ökologisch, sondern auch sozial Vorbild
   die Schülergenossenschaft zu den zehn besten Schülerfirmen            sein“, so der Vorstandsvorsitzende. Weitere Informationen unter
   Deutschlands 2015 beim Wettbewerb Bundes-Schülerfirmen-               www. erc-heessen.de.
   Contest unter der Schirmherrschaft von
   Sigmar Gabriel gehört.

   „Die Energiewende beginnt im Kleinen“,
   sagt Niclas Jakob. „Unsere Schülergenos-
   senschaft kümmert sich darum, Energie-
   kosten zu senken und die Umwelt zu schüt-
   zen.“ So haben die Schüler beispielweise
   den Energieverbrauch des DEG Standortes
   Hamm überprüft. Sie haben elektronische
   Geräte, Leuchtmittel sowie Raumtempera-
   turen und das Nutzungsverhalten der Mit-
   arbeiter untersucht und in einem 20-sei-
   tigen Gutachten ihre Empfehlungen aus-
   gesprochen. „Wir werden nun die Analyse
   samt Produktvorschlägen der ERC detail-
   liert prüfen und mögliche Umsetzungen
   planen“, so Carolin Harbach von der DEG,
   Betreuerin der Schülergenossenschaft.
                                                                                                                                                    Foto: ERC

   Für ihre Aufgaben hat sich die Schülerge-
   nossenschaft gut aufgestellt: 15 Schüle-     Unternehmerisch handeln und nachhaltig wirtschaften lernen diese Jugendlichen in ihrer Schülerge-
   rinnen und Schüler arbeiten in ihrer Frei-   nossenschaft Ecological Revolutionary Company.

   GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015                                                                                                               7
Mit ganzer Kraft - Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen GB - Genossenschaftsverband
Das Thema: Ökologie

               PROKON: Votum für die „Energiewende von unten“

               Itzehoe. Die Energiewende in Deutschland soll nicht den Kon-                 Insolvenzplanes an eine Verwertungsgesellschaft übertragen
               zernen überlassen werden. Das haben Zehntausende von Gläubi-                 worden.
               gern der insolventen PROKON deutlich zum Ausdruck gebracht.                  Der baden-württembergische Energiekonzern EnBW konnte
               Auf der Gläubigerversammlung im Juli in Hamburg beschlossen                  sich mit seinem Angebot, das PROKON-Kerngeschäft für 550
               sie, dass das sanierte Windkraftunternehmen, bis dahin eine                  Millionen Euro zu erwerben, nicht durchsetzen. Die aufwen-
               GmbH, als Genossenschaft weitergeführt wird.                                 dige Werbe- und Medienkampagne, mit der das Unternehmen
                                                                                            für sein Angebot getrommelt hatte, beeindruckte nur wenige
               Inzwischen ist die PROKON eG im Genossenschaftsregister ein-                 Genussrechtsinhaber. Intensiv für die Genossenschaftslösung
               getragen und Mitglied im RWGV. Im Fokus der PROKON steht das                 stark gemacht hatte sich der Verein „Die Freunde von PROKON“.
               vom Insolvenzverwalter als sanierungsfähig und erhaltenswür-                 Auch Belegschaftsvertreter unterstützten dieses Ziel. In einem
               dig eingestufte Kerngeschäft des 20 Jahre alten Unternehmens,                offenen Brief an den baden-württembergischen Ministerpräsi-
               darunter Projektierung, Errichten und Betrieb von Windparks                  denten Winfried Kretschmann betonte ein Kreis von PROKON-
               im In- und Ausland sowie Endkundenstromhandel. Alle Rand-                    Mitarbeitern, dass bei einem Verkauf an EnBW den Bürgern
               aktivitäten, wie ein Bio-Ölwerk, Finanzanlagen in ein Holzpalet-             eine Möglichkeit genommen werde, sich an der Energiewende
               tenwerk und Waldflächen, sind im Rahmen der Umsetzung des                    zu beteiligen.
                                                                                                                          Ehemalige        PROKON-Genuss-
                                                                                                                          rechtsinhaber erhalten mit der
                                                                                                                          Umwandlung in eine eG eine völ-
                                                                                                                          lig neue Rolle. Während sie vorher
                                                                                                                          keine Mitspracherechte hatten,
                                                                                                                          können sie als Genossenschafts-
                                                                                                                          mitglieder die Geschäftspolitik de-
                                                                                                                          mokratisch mitbestimmen.

                                                                                                                          Rund 1.000 Energiegenossen-
                                                                                                                          schaften gibt es bereits in Deutsch-
                                                                                                                          land, davon allein rund 100 im
                                                                                                                          RWGV. Überwiegend sind es bis-
                                                                                                                          her kleinere Unternehmen. Mitder
                                                                                                                          Gründung der PROKON eG ist ein
                                                                                                                          großer Akteur dazugekommen.
                                                                                                                          PROKON betreibt nach eigenen
                                                                                                                          Angaben 318 Windenergieanlagen
Foto: PROKON

                                                                                                                          mit einer installierten Leistung
                                                                                                                          von rund 537 MW und ist damit die
               Jubel bei den Mitarbeitern: PROKON ist jetzt eine Genossenschaft und hat ihren Sitz in Itzehoe.            größte deutsche Energie-eG.

               Sieben Starthilfen für 100 neue Energiegenossenschaften in NRW
               Düsseldorf. 100 neue Klimagenossenschaften will das Land                     In einem Brief an Umweltminister Johannes Remmel sagte
               NRW. Sie stehen auf Platz eins der Handlungsschwerpunkte des                 Barkey, der RWGV sei bereit, gemeinsam mit der EnergieAgen-
               neuen Klimaschutzplanes. Konkret benannt wird eine Initial-                  turNRW die Rahmenbedingungen für Gründungen zu verbes-
               beratung zur Bildung von Energiegenossenschaften in Rhein-                   sern. Folgende sieben Maßnahmen wären echte Starthilfen und
               land und Westfalen. Außerdem soll es eine Plattform geben, die               würden zudem die 100 bereits aktiven Energiegenossenschaften
               den Aufbau von Energiegenossenschaften und Bürgerenergie-                    in NRW stärken:
               anlagen betreut und den Erfahrungsaustausch forciert. „Die-                  1. Politische Akzeptanz für Energiegenossenschaften als
               se und die bisherigen Maßnahmen des Landes reichen aber bei                      Wirtschaftsunternehmen im Wettbewerb
               Weitem nicht aus, um die insbesondere durch die Novellierung                 2. Mindestquote von energiegenossenschaftlichen Anteilen
               des Erneuerbare-Energien-Gesetzes gestoppte Gründungsbe-                         bei lokalen und kommunalen Energieprojekten
               wegung wieder zu aktivieren“, kritisierte RWGV-Vorstandsvor-                 3. Finanzierungshilfen für Machbarkeitsstudien im Energie-
               sitzender Ralf W. Barkey.                                                        bereich und erleichterter Zugang zu Förderprogrammen              >

               8                                                                                                                  GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Mit ganzer Kraft - Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen GB - Genossenschaftsverband
Das Thema: Ökologie

> 4.    Finanzielle Förderung für die Ent-
        wicklung und Umsetzung neuer
        Geschäftsmodelle und der Erschlie-
        ßung neuer Geschäftsfelder durch
        Kooperationen
   5. Genossenschaftsfreundliche Novel-
        lierung des Erneuerbare-Energien-
        Gesetzes (EEG)
   6. Weniger Komplexität und mehr
        Chancengleichheit in Ausschrei-
        bungsverfahren für Photovoltaik-
        und Windprojekte gemäß EEG
   7. Mitgliederversorgung ermöglichen:
        keine EEG-Umlage bei der Vermark-
        tung von Energie an eigene Mitglie-
        der
   „Genossenschaften sind und bleiben Wirt-
   schaftsunternehmen“, macht Barkey deut-

                                                                                                                                                  Foto: PROKON
   lich: „Vergangenheit und Gegenwart zei-
   gen zudem, dass rein idealistische Genos-
   senschaftsgründungen auf Dauer nicht           Nach dem Willen des Landes NRW sollen 100 neue Klimagenossenschaften gegründet werden.
   überlebensfähig sind.“

                                                                                                                                    Anzeige

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   GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015                                                                                                              9
Mit ganzer Kraft - Genossenschaftsblatt für Rheinland und Westfalen GB - Genossenschaftsverband
Das Thema: Ökologie

                                                 Raiffeisen Hohe Mark Hamaland mit Blockheizkraftwerk
                                                                                                                                                  rungsbedürftigen Schnelldampferzeuger
                                                                                                                                                  einen neuen Dampfkessel und ein hoch-
                                                                                                                                                  effizientes Blockheizkraftwerk (BHKW)
                                                                                                                                                  installiert und in Betrieb genommen.

                                                                                                                                                  Hierfür waren wirtschaftliche Gründe
                                                                                                                                                  wie der Gedanke an Nachhaltigkeit aus-
                                                                                                                                                  schlaggebend. „Das Blockheizkraftwerk
                                                                                                                                                  ermöglicht uns mit der umweltfreund-
                                                                                                                                                  lichen Energiegewinnung einen signifi-
                                                                                                                                                  kanten Beitrag zum Umweltschutz. Zu-
                                                                                                                                                  gleich können wir dank der eingesparten
                                                                                                                                                  Energiekosten die von uns produzierten
                                                                                                                                                  Futtermittel unseren Mitgliedern und
                                                                                                                                                  Kunden kostengünstiger anbieten", er-
                                                                                                                                                  klärt Geschäftsführer Josef Harks.

                                                                                                                                                      Die Anlage wird mit Erdgas betrieben
Foto: Hans-Peter Leimbach

                                                                                                                                                      und erzeugt 500 kW Leistung in der Stun-
                                                                                                                                                      de. Sie deckt damit einen Großteil des
                                                                                                                                                      Strombedarfs für das Kraftfutterwerk
                                                                                                                                                      ab. Das Blockheizkraftwerk garantiert
                                                 Freut sich über den reibungslosen Betrieb des Blockheizkraftwerks: Projektleiter Heiner Schulte von  den reibungslosen und effizienten Be-
                                                 der Raiffeisen Hohe Mark Hamaland.
                                                                                                                                                      trieb. Zudem werden die erzeugte Ener-
                                                                                                                                                      gie und die Wärme zu 100 Prozent von
                                                                                                                                                      der Genossenschaft genutzt. Anfallen-
                                                 Lembeck. Die Raiffeisen Hohe Mark Hamaland geht beim                         de  Überschüsse     werden  ins öffentliche Netz gewinnbringend
                                                 Energiesparen und beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vo- eingespeist. Insgesamt hat die Genossenschaft in die Anlage
                                                 ran. In den Jahren 2010 und 2011 hatte sie die beiden Standor- circa 500.000 Euro investiert. Zusätzlich rund 180.000 Euro
                                                 te in Heiden und Reken mit leistungsfähigen Photovoltaikan- entfallen auf das Nahwärmenetz. Über das Netz werden der
                                                 lagen ausgestattet. Jetzt hat die Genossenschaft an ihrem Stand- Haus- und Gartenmarkt sowie eine Betriebswohnung kom-
                                                 ort in Lembeck als Ersatz für den wenig effizienten und sanie- plett mit Wärme versorgt.

                                                 Bio-Lebensmittel aus der Region für die Region

                                                                                                                           Lippetal. In der Region ansässige Erzeuger von Bio-Lebensmitteln,
                                                                                                                           der Handelsriese EDEKA Minden-Hannover und die in Lippetal
                                                                                                                           (Kreis Soest) ansässige Marktgenossenschaft der Naturland-Bauern
                                                                                                                           haben sich 2013 zu einem Bündnis zusammengeschlossen. Ihr Ziel:
                                                                                                                           Aufbau von Strukturen zur besseren Vermarktung von Bio-Lebens-
                                                                                                                           mitteln aus der Region Ostwestfalen-Lippe in der Region Ostwest-
                                                                                                                           falen-Lippe. Damit sollte der Wunsch der Verbraucher nach mehr
                                                                                                                           Sicherheit und Transparenz im Lebensmittelangebot erfüllt werden.
                                                                                                                           Gleichzeitig ging es – Stichwort „kurze Wege“ – darum, umwelt- und
Foto: Marktgenossenschaft der Naturland-Bauern

                                                                                                                           klimaschonende Nachhaltigkeitsaspekte konkret umzusetzen.

                                                                                                                           Zwei Jahre nach dem Start des vom NRW-Umweltministeriums ge-
                                                                                                                           förderten Projekts „bioregio-owl“ haben die Initiatoren gute Gründe,
                                                                                                                           ein positives Zwischenfazit zu ziehen: Die Zahl der beteiligten Erzeu-
                                                                                                                           gerbetriebe ist auf 80 gestiegen. Die Umsatzkurve zeigt nach oben.
                                                                                                                           Und das renommierte Branchenmagazin „Lebensmittel Praxis“ ver-
                                                                                                                           gab sogar seinen internationalen Nachhaltigkeitspreis „ECOCARE“
                                                 Setzen bei Bio-Lebensmitteln auf kurze Wege zum Verbraucher: (v. links)
                                                 EDEKA-Mitarbeiter Julia Wehrmann und Andreas Berg sowie Maik Pannek,
                                                                                                                           in der Kategorie Projekt an „bioregio-owl“. Mit der Auszeichnung
                                                 Uwe Lankowski und Franz Westhues von der Marktgenossenschaft der          würdigt die „Lebensmittel Praxis“ vorbildliche Nachhaltigkeitskon-
                                                 Naturland-Bauern.                                                         zepte der Ernährungsbranche und deren praktische Umsetzung.            >

                                                 10                                                                                                                GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Das Thema: Ökologie

> Erstmalig im Juni 2013 kamen in der Region erzeugte Bio-Gemüse-       „Bauers Beste Bio“ im Warenregal, wobei jeder Artikel im Sinne
   sorten im Rahmen des Projekts in den Handel. Ein Jahr später er-     der Transparenz die Adresse des jeweiligen Erzeugers trägt.
   weiterten Bio-Obst, -Molkereiprodukte und –Eier die Lieferpalette.
   Die logistische Koordination lag von Beginn an in Händen der         Die an dem Projekt beteiligten Betriebe setzen auf eine lang-
   Marktgenossenschaft der Naturland-Bauern.                            fristige partnerschaftliche Geschäftsbeziehung und auf die Ver-
                                                                        lässlichkeit des Handelspartners EDEKA. Einige Erzeuger hat
   Der Vertrieb erfolgt nicht allein über klassische Bio-Läden, son-    dies bereits dazu ermutigt, auf ökologische Wirtschaftsweise
   dern auch über 107 Geschäfte der EDEKA Minden-Hannover.              umzurüsten und in den Bau von Gewächshäusern mit Anbin-
   Dort finden sich die Bio-Produkte aus der Region unter der Marke     dung an eine vorhandene Wärmequelle zu investieren.

   AGRAVIS: Durch nachhaltiges Handeln Vertrauen aufbauen

   Münster. Nicht nur harte Geschäftszahlen, auch Fakten zur            telwerken. Wir erhalten auch viele Anregungen zu den Themen
   Nachhaltigkeit kommuniziert AGRAVIS regelmäßig. Inzwischen           Pflanzen, Wasser und Logistik. Außerdem haben wir es geschafft,
   ist der dritte Nachhaltigkeitsbericht in Arbeit. Vorstandsmit-       unternehmensweit verlässliche Instrumente für ein Nachhaltig-
   glied Dirk Bensmann erklärt, welchen Stellenwert nachhaltiges        keitsreporting zu etablieren.
   Handeln für den Konzern hat.

                                                                        Warum sollten sich die Agrar- und Ernährungsbranche mit
   Welche Ergebnisse hat der zweite Nachhaltigkeitsbericht 2014         Nachhaltigkeit beschäftigen?
   für die AGRAVIS-Gruppe gebracht?
                                                                        Bensmann: Die geforderte Transparenz sorgt dafür, dass unser
   Bensmann: Er zeigt erste Erfolge in unseren Pilotthemen, bei-        Handeln nachvollziehbar wird. Wenn ich etwas verstehe, kann
   spielsweise messbare Energieeinsparungen in den Futtermit-           ich Vertrauen aufbauen. Jeder Partner in der Wertschöpfungs-         >

                                                                                                                              Anzeige

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                                                                                            Darlehen in 5, 10 oder
                                                                                            15 Jahren brauchen.

                                                                                         Sprechen Sie Ihre Kunden
                                                                                         jetzt auf die Vorteile des
                                                                                         Schwäbisch Hall-Bausparens an.

   GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015                                                                                                        11
Das Thema: Ökologie

                                                                                                                   kette Landwirtschaft kann seinen Teil zu diesem
                                                                                                                   Prozess beitragen. Des Weiteren geht es auch um
                                                                                                                   Effizienz. Das bedeutet, dass Akteure der Agrar-
                                                                                                                   und Ernährungsbranche dazu aufgefordert sind,
                                                                                                                   umwelt- und sozialverträgliche Lösungen für eine
                                                                                                                   nachhaltige Produktion zu finden.

                                                                                                                   Welche Ziele müssen in der Agrarbranche in Zu-
                                                                                                                   kunft erreicht werden, um wirklich nachhaltig zu
                                                                                                                   sein?

                                                                                                                   Bensmann: Innerhalb der Wertschöpfungskette
                                                                                                                   Agrar sind wir aufgefordert, Themen der Nachhal-
                                                                                                                   tigkeit miteinander zu verbinden und ein gemein-
                                                                                                                   sames Verständnis zu entwickeln. Ernährung und
                                                                                                                   Landwirtschaft werden intensiv und kontrovers
                                                                                                                   diskutiert. Die größte Herausforderung ist sicher-
                                Durch nachhaltiges Wirtschaften Vertrauen aufbauen: Das zeichnet das Unternehmen   lich, zu zeigen, dass moderne Landwirtschaft mit
                                AGRAVIS aus.                                                                       all ihren Einflussfaktoren nachhaltig ist.

                                VR-Bank Nordmünsterland heizt und kühlt mit Erdwärme
                                Emsdetten. Nach den anhaltenden Klimaveränderungen ist es          nen, innovativen Heizungs- und Kühlungssystem ausgestattet ist,
                                in aller Munde: das große Thema Energiesparen und Co2-Aus-         war die Entscheidung für Erdwärme schnell getroffen.
                                stoß. Der Bauausschuss der VR-Bank Nordmünsterland, der mit        Die Energie zum Heizen und Kühlen wird bei der neuen VR-Bank
                                Mitgliedern des Vorstandes und des Aufsichtsrates besetzt ist,     Hauptgeschäftsstelle in Emsdetten aus dem Erdreich gewonnen.
                                hatte die Entscheidung zu treffen, ob das neue Bankgebäude in      Dazu wurden zu Baubeginn 16 Löcher ins Erdreich gebohrt, je-
                                Emsdetten weiterhin konventionell mit Gas oder sonstigen fossi-    des circa 100 Meter tief. In diese Bohrlöcher wurden Leitungen
                                len Brennstoffen beheizt werden sollte oder neue Wege gegangen     mit Solelösung eingebracht und untereinander verbunden. In
                                werden sollten. Nach den besten Erfahrungen mit dem Bank-          der Heizungszentrale der Bank werden von einer reversiblen
                                gebäude der VR-Bank in Rheine, das bereits mit einem moder-        Wärmepumpe dieser Solelösung Wärme oder Kälte entzogen und
                                                                                                                  komprimiert. Damit wird dann die Deckenhei-
                                                                                                                  zung des 1.550 Quadratmeter großen Bürotraktes
                                                                                                                  versorgt – im Winter beheizt, im Sommer gekühlt.
                                                                                                                  Lediglich Strom wird hierfür benötigt, keine
                                                                                                                  fossilen Energieträger.
                                                                                                                  Die benötigte Gesamtenergie wird dadurch zu
                                                                                                                  75 Prozent auf dem eigenen Grundstück gewon-
                                                                                                                  nen. Mit dieser regenerativen Energiegewin-
                                                                                                                  nung trägt die VR-Bank in erheblichem Maße zur
                                                                                                                  Reduzierung des Ausstoßes von schädlichen
                                                                                                                  Treibhausgasen bei, allein bei diesem Gebäude
                                                                                                                  30 Tonnen CO2 jährlich.
                                                                                                                  Eine erhebliche Verbesserung gibt es für das
                                                                                                                  Hauptstellengebäude in Rheine, denn hier wurde
                                                                                                                  eine Deckenheizung anstelle einer Fußboden-
Foto: VR-Bank Nordmünsterland

                                                                                                                  heizung installiert. Diese reagiert wesentlich
                                                                                                                  schneller und effektiver.Erhebliche Mengen Strom
                                                                                                                  werden bei einem Bankgebäude dieser Größen-
                                                                                                                  ordnung für die Beleuchtung benötigt. Auch hier
                                                                                                                  stand das Energiesparen im Vordergrund. 95 Pro-
                                Blick in das innovative Heizungs- und Kühlungssystem der Bank                     zent der Beleuchtungskörper sind LED-Lampen.

                                12                                                                                                        GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Das Thema: Ökologie

Bank-Azubis engagieren sich für die Umwelt
Greven. „Die Mädels waren gut. Eine super Leis-
tung!“ Maria Haase, Personalleiterin der Volksbank
Greven, ist auch heute, zwei Jahre nach dem Start
des Azubi-Projekts, schwer begeistert. Die Aufga-
be der dreiköpfigen Arbeitsgruppe: Die Volksbank
durch nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen
noch „eine Spur grüner“ zu gestalten. Mit Erfolg:
Inzwischen ist der „Startknopf“ zur Nachhaltig-
keit gedrückt, wird das zweistufige Projekt seit 2013
mit Leben gefüllt und ist durch eine weitere Azubi-
Gruppe ab 2015 in eine dritte Stufe eingetreten.

„Unser Antrieb ist es, mit nachhaltigen Ressourcen
mit der gesamten Bank einzusparen“, fasst die ehe-
malige Auszubildende Janina Feldmann zusam-
men. So wurden Perlatoren und Heizungsregler

                                                                                                                                                 Foto: Volksbank Greven
installiert, Stand-by Geräte und Warmwasserboiler
abgeschaltet und die Lichtquellen auf LED-Lampen
umgerüstet. „Kleine Dinge, die aber in der Summe
viel bewirken“, erläutert Maria Haase.
                                                     „Eine Spur grüner“ heißt das Ökologie-Projekt, mit dem die Auszubildenden seit 2013 Ener-
Mit einem Öko-Monat sollten als nächste Projekt- gie in der Volksbank Greven einsparen wollen.
stufe auch die Kunden angesprochen werden. So
wurde ein spezieller Union-Fonds zum nachhalti-
gen Vermögensaufbau angeboten, hierfür wurden
themenbezogene Plakate, Werbematerialien und Flyer entwickelt. lichen Einsatz „Für Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ symbo-
Herzstück und kommunikative Klammer ist das neue Logo. Es lisieren. Als Brücke zu den Mitgliedern und Kunden planen die
zeigt einen Baum, dessen Äste und Blätter sich aus unterschied- Azubis eine Baumpflanzaktion und wollen darüber hinaus Euro-
lich großen Händen zusammensetzen und den gemeinschaft- Paletten in dekorative Blumenkästen für die Filialen umwandeln.

GLS Bank begrüßt das neue Sonnenauto „SunRiser“
Bochum. Die GLS Bank freut sich über die Vorstellung des neuen und -akzeptanz“ als Partner teil. Seitdem stehen auch sechs
Sonnenwagens „SunRiser“. Seit mehr als zehn Jahren bauen Stu- Elektroautos vor der Tür des GLS – Hauptsitzes in der Christstra-
dierende, Mitarbeiter und Professoren der Hochschule Bochum ße, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen können.
an elektronisch betriebenen Fahrzeugen. „Nach
der intensiven Arbeit ist es schön zu sehen, dass
das Sonnenauto heute endlich rollt“, freut sich
Jens Kaiser, Mitglied des studentischen Teams
und Werkstudent im Bereich Marketing der GLS
Bank. Die Bank unterstützt das Projekt nun schon
seit zwei Jahren. „Es ist beeindruckend, wie schnell
dieses Projekt Fortschritte gemacht hat“, betont
GLS Bank-Pressesprecher Christof Lützel.
Die GLS Bank engagiert sich bereits seit vielen
Jahren für die zukunftsweisende Elektromobi-
lität und präsentierte ihren Mitglieder bei der
letzten Generalversammlung schon das Vorgän-
germodell des SunRisers. Schon 2012 nahm die
                                                                                                                                                    Foto. GLS Bank

GLS Bank an einem Forschungsprojekt der Ruhr-
Universität Bochum zum Thema „Alltagstauglich-
keit von Elektromobilität – Langstreckeneignung Der neue Sonnenwagen „SunRiser“

GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015                                                                                                              13
Hintergrund & Analyse

              Unternehmer, traut euch umzubauen!
              Ulla Domke und J. Martin Granica, Vorstandsmitglieder der awisu Forschungsgenossenschaft,
              über die zeitgemäße Gestaltung von Zusammenarbeit

              Bochum. Seit über einhundert Jahren                 men, die im althergebrachten Effizienz-
              werden Unternehmen in erster Linie ge-              Prozess-Denken verkannt und deshalb
              dacht als kontrollierte Prozesse, die ef-           ungehoben bleiben. Die Hebewerkzeuge
              fizient und zuverlässig laufen müssen.              sind die Ermöglichung menschlicher Ent-
              Hier wurden in der Vergangenheit ge-                faltung und die Organisation kollektiver
              waltige Produktivitätsfortschritte erzielt,         Intelligenz.
              und auch in der Zukunft werden vor al-
              lem die digitale Netztechnik und die Ro-            Engagement ist ein Geschenk
              botik weitere Optimierungen möglich
              machen. Aber für viele Formen des Ar-               Traut euch, mehr Individualität zuzulas-
              beitens bietet dieser Ansatz heute keine            sen und zu fördern! Dem erhöhten Risiko,
              Entwicklungspotenziale mehr, er ist sogar           damit die Austauschbarkeit der Einzelnen
              kontraproduktiv. Denn Kontrolle und Ef-             zu verringern, stehen enorme Gewinn-
              fizienzdenken behindern die Entfaltung              chancen gegenüber: Engagement, Eigen-
              des wertvollsten Potenzials in Unterneh-            initiative, Begeisterung, Kreativität und
              men: Menschen! Um dieses zu heben, ist              damit Initiativfähigkeit und Flexibilität
              es sinnvoll, sich Unternehmen grund-                – all das, was Unternehmen heute brau-
              sätzlich anders vorzustellen: nämlich als           chen, um die entscheidenden Unterschie-

                                                                                                                                                                   Foto: awisu
              intelligente, lebendige Gemeinschaften              de im Wettbewerb zu generieren. Aber
              von eigenverantwortlichen, eigenständig             das Problem ist, all das geben Menschen
              denkenden und mit Begeisterung täti-                nur freiwillig! Dazu können sie nicht ge-     Der studierte Sozial- und Wirtschaftswissen-
              gen Menschen. Diese Denkweise eröffnet              zwungen werden. Unternehmer können            schaftler J. Martin Granica war zwölf Jahre lang
              Entwicklungspotenziale für Unterneh-                nur eines tun: „Organisationen bauen, die     geschäftsführender Inhaber eines mittelstän-
                                                                  diese Geschenke verdienen“, wie der ame-      dischen Familienunternehmens. Seit 2007 ar-
                                                                                                                beitet er als Wissenschaftler und Berater zu den
                                                                  rikanische Managementvordenker Gary
                                                                                                                Themen Führung und Gestaltung von Zusam-
                                                                  Hamel es formuliert.                          menarbeit, Unternehmenskultur und Entrepre-
                                                                  Deshalb, Unternehmer, traut euch, aktive      neurship.
                                                                  Gestalter der Zusammenarbeit in eurem
                                                                  Unternehmen zu sein! Schafft Strukturen,
                                                                  in denen individuelle Entfaltung möglich
                                                                  ist und in denen kollektive Intelligenz ge-   dumme Menge. Ohne Kommunikation
                                                                  lebt werden kann. Das erreicht man nicht      ist ein Unternehmen faktisch tot, ein un-
                                                                  über ISO 9000ff und ähnliche Kontroll-        verbundenes Ensemble aus Architektur,
                                                                  Systeme. Die Gefahr ist im Gegenteil groß,    Computern, Maschinen und Schreibti-
                                                                  dass sie zur „Prozess-Dummheit“ führen,       schen.
                                                                  die den Einsatz gesunden Menschen-            Das heißt umgekehrt: Wie klug ein Un-
                                                                  verstandes und situativer Kreativität ver-    ternehmen ist, hängt wesentlich davon
                                                                  hindert, was im schlimmsten Falle dazu        ab, wie klug in diesem Unternehmen die
                                                                  führt, hocheffizient das Falsche zu tun.      Kommunikation gestaltet ist. Ob es zum
                                                                                                                Beispiel möglich ist, konstruktive Ausein-
                                                                  Unternehmen bestehen aus Kommu-               andersetzungen auf Augenhöhe zu führen
                                                                  nikation                                      oder ob stattdessen „Hierarchiesperren“
                                                                                                                verhindern, dass wichtige Diskussionen
Foto: awisu

                                                                  Macht euch klar: Das, was in den Köpfen       und Themen überhaupt dort ankommen,
                                                                  der Menschen in eurem Unternehmen             wo die Entscheidungen gefällt werden.
              Arbeitsschwerpunkte der promovierten Soziolo-       steckt, wird ohne gelungene Kommuni-          Dabei kommt es ganz wesentlich darauf
              gin und Organisationsberaterin Ulla Domke sind      kation gar nicht Teil eures Unternehmens      an, welche Kommunikationskultur in
              die Gestaltung von Zusammenarbeit, die Kommu-
                                                                  – lauter intelligente Individuen, die etwas   den oberen Etagen gelebt wird. Ob dort
              nikation und Zusammenarbeit auf Führungsebene
              sowie die Initiierung und Begleitung von Verände-   zusammen erschaffen sollen, sind ohne         zum Beispiel ehrlicher Widerspruch ein-
              rungsprozessen.                                     gelingende Kommunikation nur eine             gefordert wird im gemeinsamen Ringen                             >

              14                                                                                                                  GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015
Hintergrund & Analyse

     awisu – Forschungsgenossenschaft: Daten und Fakten

     Die awisu Forschungsgenossenschaft eG, gegründet im Mai          bringen mit der Notwendigkeit, sich als lebendige Gemein-
     2012, beschäftigt sich mit Fragen der zeitgemäßen Gestaltung     schaft zu organisieren, die gemeinsam effizient hochwertige
     von Zusammenarbeit. Mitglieder der awisu sind obere Füh-         Ergebnisse produziert.
     rungskräfte mittelständischer Unternehmen, die in regelmä-       Die nächste öffentliche Veranstaltung der awisu, zu der Inter-
     ßigen Treffen anregende Impulse für ihre Rolle als Gestalter     essierte Genossenschaften willkommen sind, findet am 24. No-
     von Zusammenarbeit erhalten. Gleichzeitig sind die Mitglieder    vember 2015 in der Zeit von 17.00 bis 19.30 Uhr in der GLS Bank
     auf diese Weise selbst Impulsgeber und Mitentwickler der         in Bochum statt. Das Thema lautet: Von der Zusammenarbeit
     Umsetzungsforschung in diesem Feld.                              zum Zusammenspiel – Impulse aus der Spieleentwicklung
     Als gemeinnützige Genossenschaft versteht sich die awisu da-     für gelungene Zusammenarbeit in Unternehmen. An diesem
     rüber hinaus als Initiatorin und Promotorin einer „Bewegung      Abend wird der preisgekrönte Spiele-Autor Christoph Cantz-
     der Mutigen“. Sie will Entscheider in Unternehmen unterstüt-     ler darüber berichten, was gute und schlechte Spielansätze
     zen, die neue Ansätze entwickeln und umsetzen wollen, welche     auszeichnet, und darüber diskutieren, wie sich die Erkennt-
     die berechtigten Wünsche und Ansprüche von Mitarbeitern          nisse daraus betrieblich umsetzen lassen. Anmeldungen unter
     nach Selbstbestimmung und Selbstentfaltung zusammen-             info@awisu.de. Weitere Informationen unter www.awisu.de.

> um die besten Lösungen und ob eine At-       Gute Führung hat zu dienen                     geisterung ihrer Mitarbeiter verdienen.
   mosphäre der gegenseitigen Wertschät-                                                      Traut euch, den Blick nach Innen zu rich-
   zung und des Interesses an anderen Blick-   Es geht auch nicht darum, die gesamte          ten! Vertraut darauf, dass es ausstrahlen
   winkeln und Sichtweisen herrscht.           Hierarchie oder gar Führung als solche         wird in die Umwelt eurer Unternehmen,
                                               abzuschaffen – wie manche Organisati-          wenn bei euch im Inneren Begeisterung
   Lasst nicht zu, dass in euren Unternehmen   onsinnovatoren fordern –, denn Führung         und Eigenverantwortung gelebt werden,
   die kollektive Dummheit siegt, weil enge    hat unersetzliche Entlastungs- und Orien-      wenn echtes Interesse da ist an dem, was
   Strukturen, starre Hierarchien und eine     tierungsaufgaben zu erfüllen und selbst-       getan wird, und an den Menschen, die
   kontrollorientierte Unternehmenskultur      verständlich strategische Entscheidungen       die Werte für das Unternehmen schaffen.
   eine intelligente gemeinsame Entschei-      zu fällen. Aber Führung muss heute völ-        Das macht sympathisch und attraktiv
   dungsfindung nicht zulassen.                lig anders aussehen. Statt Kontrolleuren       und zieht die Kunden und Mitarbeiter
                                               und Alleinentscheidern brauchen wir            an, die zu euch passen.
   Die Alternative heißt nicht, Strukturen     Führungskräfte auf Augenhöhe, die sich
   abzuschaffen, sondern sie so umzubau-       als Dienstleister für ihre Kollegen verste-    Traut euch, eure Unternehmen als intel-
   en, dass individuelle Entfaltung, hohe      hen, als „Ermöglicher“, Moderatoren und        ligente, lebendige Gemeinschaften zu
   Eigenverantwortung und Selbstorganisa-      als Organisatoren von Entscheidungs-           betrachten und zu führen! Darin steckt
   tion möglich werden. Gelebte Werte, hand-   fähigkeit.                                     das Potenzial für einen menschenge-
   lungsleitende Prinzipien und eine über-                                                    rechten und nachhaltig erfolgreichen
   zeugende Mission sind hierfür zentrale      Mit diesen Bausteinen lassen sich Organi-      Umgang mit den komplexen Herausforde-
   Voraussetzungen.                            sationen errichten, die das Engagement,        rungen der hochdynamischen heutigen
                                               die Eigeninitiative, Kreativität und Be-       Welt.

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                                                         Bekanntmachung
       Bekanntmachung der Equilution Bioenergiegenossenschaft i.L.
       Die außerordentliche Generalversammlung vom 22.12.2014 hat die Auflösung unserer Genossenschaft zum 31.12.2014
       beschlossen. Gemeinsam vertretende Liquidatoren sind: 1. Herr Holger Wirtz und 2. Herr Daniel Keysers.
       Die Eintragung der Auflösung und der Liquidatoren im Genossenschaftsregister erfolgte am 22. April 2015.
       Die Gläubiger werden aufgefordert, ihre Ansprüche bei der Genossenschaft i.L. c/o Holger Wirtz, Peter-Fechter-Weg 5
       in 40789 Monheim anzumelden.

       Die Liquidatoren 		                        Holger Wirtz 		            Daniel Keysers

   GENOSSENSCHAFTSBLATT 4 | 2015                                                                                                        15
RWGV intern

            Mit BankColleg 2.0 zum Bachelor
            Das Weiterbildungsprogramm wurde überarbeitet und dem Markt angepasst

            Forsbach/Rheinland/Westfalen. Es gab zwei zentrale Gründe                             Standorten in der Region werden im Präsenzformat bei einer
            für den genossenschaftlichen Bildungsverbund, das seit vielen                         Studiendauer von acht Monaten die Bereiche „Strategiema-
            Jahren erfolgreich angebotene BankColleg grundlegend zu über-                         nagement“, „Markt und Vertrieb“, „Organisation und Projekt-
            arbeiten: Erstens sollte die Attraktivität des Programms erhöht                       management“, „Finanzmathematik“, „Gesamtbanksteuerung“,
            werden. Zweitens war es eine Reaktion auf die vermehrte Nach-                         „Portfoliomanagement“ sowie „Personalentwicklung“ vermit-
            frage des Marktes nach der Anschlussfähigkeit an einen akademi-                       telt. Alternativ zum samstäglichen Präsenzunterricht wird der
            schen Abschluss.                                                                      Bankbetriebswirt analog zum Bankfachwirt auch als online
                                                                                                  basiertes Format „BankColleg Spezial“ mit wenigen Präsenz-
            Drei Stufen                                                                           zeiten angeboten.

            Die erste Stufe BankColleg beinhaltet die Fortbildung zum Bank-                       Abhängig von der Zielsetzung des Teilnehmers oder der jewei-
            fachwirt. Hier werden bankspezifische Theoriegrundlagen in den                        ligen Bank verzweigt sich dann im Folgenden die modulare
            Themenfeldern „Bankwirtschaft“, „Betriebswirtschaft“, „Volks-                         Struktur im BankColleg:
            wirtschaft“, „Bankrecht“, „Privatkundengeschäft“ und „Firmen-
            kundengeschäft“ vermittelt. In seiner neuen Struktur wurde die                        •	Steht die Erlangung der Geschäftsleiterqualifikation gemäß §
            Dauer der Ausbildung von fünf auf vier Semester verkürzt.                                25c Abs. 1 KWG im Fokus, wählt der Teilnehmer die Weiterqua-
                                                                                                     lifizierung zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg
            Möglich wurde dies durch den Verzicht auf das Fach „Versiche-                            an der ADG in Montabaur.
            rungsgeschäft“ sowie durch die Integration innovativer und vir-                       •	Steht das Ziel eines akademischen Abschlusses im Vorder-
            tueller Lernmedien. Diese stellen in einer engen Verzahnung mit                          grund, entscheidet sich der Teilnehmer für die Immatriku-
            Präsenzveranstaltungen sowie eigenverantwortlichem Selbststu-                            lation (aufgrund hochschulrechtlicher Anforderungen sollte
            dium der Teilnehmer den Lernerfolg sicher. Trotz Reduzierung                             diese bereits zu Beginn des Bankbetriebswirts erfolgen) bei
            der Präsenzzeiten war es wichtig, die Förderfähigkeit durch öf-                          der ADG Business School an der Steinbeis-Hochschule und
            fentliche Mittel (zum Beispiel Meister-BAföG) beizubehalten. Zu-                         beschreitet das Studium zum Bachelor of Arts (B.A.) im Be-
            dem wird ebenso gewährleistet, dass die Teilnehmer des Bank-                             reich Business Administration.
            fachwirts adäquat auf die IHK-Prüfung vorbereitet werden, die
            optional absolviert werden kann.                                                      Kompakt in Montabaur
            Basierend auf der Bankfachwirt-Qualifizierung können die Teil-
            nehmer anschließend im ebenfalls berufsbegleitenden Bankbe-                           Die Ausbildung zum diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg
            triebswirtstudium die theoretischen Kenntnisse für Aufgaben in                        findet als Kompaktkurs am Standort Montabaur bei der ADG
            der mittleren Managementebene erwerben. An insgesamt neun                             statt. Innerhalb von sechs Monaten werden an acht Präsenzwo-
                                                                                                                    chenenden die theoretischen Kenntnisse in den
                                                                                                                    Bereichen „Strategie“, „Produktion“, „Markt
                                                                                                                    und Vertrieb“, „Bankbilanzpolitik/Bankenauf-
                                                                                                                    sichtsrecht“, „Gesamtbanksteuerung“ sowie
                                                                                                                    „Management und Führung“ zur Erlangung der
                                                                                                                    fachlichen Eignung gemäß § 25c Abs. 1 KWG
                                                                                                                    vermittelt.

                                                                                                                     Dieses Format bietet den Teilnehmern den Vor-
                                                                                                                     teil, in einem überschaubaren Zeitfenster den
                                                                                                                     Abschluss zum „dipl. Bankbetriebswirt Bank-
                                                                                                                     Colleg“ zu erreichen und sich hierüber die Vor-
                                                                                                                     aussetzungen zur Steuerung komplexer Abläufe
                                                                                                                     in der Genossenschaftsbank zu schaffen.

                                                                                                                     Neu in der Produktfamilie BankColleg: das An-
                                                                                                                     gebot, nahtlos in ein Bachelor-Studium bei der
                                                                                                                     ADG Business School an der Steinbeis-Hoch-
                                                          Foto: RWGA

                                                                                                                     schule einzusteigen. Dies ist ein schneller, flexi-
Foto: ADG

                                                                                                                     bler und praxisorientierter Weg zu einem aka-
            Dr. Stefan Daferner ist Produktmanager bei                 Benedikt Roos ist Studienleiter am BankCol-
                                                                                                                     demischen Titel. Grundlage hierfür bilden die
            der ADG in Montabaur (E-Mail: stefan.dafer-                leg, außerdem Trainer und Dozent an der       Abschlüsse „Bankfachwirt BankColleg“ und
            ner@adgonline.de).                                         RWGA (E-Mail: benedikt.roos@rwgv.de).         „Bankbetriebswirt BankColleg“, da die enge in-         >

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