Jahrhunderts +++ Geburtshelfer des Strukturwandels - Uni-DUE
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20 Jahre Fakult Ingenieurwisse ät für nschaften Newsletter Vol.20/Nr.03 September 2021 g + + + E -Ta xi s in d uktiv aufladen +++ erosolforschun +++ Fakultät des +++ Hotspot der A u s d e m D ru c k e r ft kommt a ukturwandels +++ +++ Unsere Zukun rt s h e lf e r d e s S tr +++ Gebu 21. Jahrhunderts
ALUMNI Ingenieurwissenschaften INHALT Liebe Alumni, die Ingenieurwissenschaften waren Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 vom Beginn der Universität Gesamthoch- Prof. Dr. Dieter Schramm Auf dem Titel … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 schule Duisburg an ein wichtiger Bestand- FAKULTÄT teil von Lehre und Forschung. Die Geburts- tungen machen wir unsere Forschungs- Der Spätberufene: Klemens Gaida stunde unserer Fakultät in ihrer heutigen ergebnisse reif für den Markt. Dies und entdeckte mit 40 sein Unternehmer-Gen . . . . . . 3 Form schlug aber vor 20 Jahren, im Jahr einiges mehr geben Anlass zur Zufrieden- Happy Birthday! – 20 Jahre Fakultät 2001, als die Fachbereiche Elektrotechnik, heit, aber auch Ansporn, in unserer Arbeit Ingenieurwissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Informatik, Maschinenbau und Material- nicht nachzulassen. Konkurrenzkampf der Lehranstalten: Der Weg technik zusammengelegt wurden. In den In der aktuellen Ausgabe des Newslet- von der Gesamthochschule zur Universität . . . . 6 Jahren 2006 bis 2008 folgten strategische ters finden Sie den einen oder anderen Rück- Fakultät des 21. Jahrhunderts. . . . . . . . . . . . . . . 7 Erweiterungen und die Integration der blick auf unsere Fakultätsgeschichte, aber Fachbereiche Bauingenieurwesen, Kogni- natürlich auch Berichte über das aktuelle Lokal, global und interdisziplinär. . . . . . . . . . . 10 tionswissenschaft sowie von Teilen des Geschehen zum Ende des zweiten Corona- Dekane und Prodekane der Fakultät . . . . . . . . .11 Fachgebiets Betriebswirtschaftslehre. Jahres. Mediziner und Epidemiologen Serie Fachgebiete: Wir blicken in diesem Jahr auf unsere rechnen in diesem Herbst mit einer vierten Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Mobilität . . 12 zwanzigjährige Fakultätsgeschichte zu- Welle, diese wird aber nach übereinstim- Hotspot der Aerosolforschung . . . . . . . . . . . . . 14 rück und auf das, was wir gemeinsam er- mender Meinung vorwiegend Ungeimpfte E-Taxis induktiv aufladen . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 reicht haben. Mit rund 11.000 Studieren- treffen. In diesem Wintersemester versuchen Alumni gewinnen Innovationspreis . . . . . . . . . 17 den, gut 670 Beschäftigten in Forschung Universität und Fakultät daher die weitest- Forschung als Herzensangelegenheit . . . . . . . 18 und Lehre, die sich auf 73 Fachgebiete mögliche Rückkehr zum Präsenzbetrieb verteilen, gehören wir zu den Großen. unter 3G-Bedingungen. Helfen Sie durch Fakultät goes Instagram: Neuer Social-Media- Auftritt der Ingenieurwissenschaften . . . . . . . . 19 Wichtiger noch: Durch vorausschauende verantwortungsvolles Handeln alle mit, Weichenstellungen sind wir mit unseren dass uns das gelingt. PERSONALIEN vier Schwerpunkten Tailored Materials, Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehö- Johannes de Boor: Energie ernten. . . . . . . . . . 20 Human-Centered Cyber-Physical Systems, rigen schöne Herbsttage, eine produktive Franziska Muckel: Neuartige Produktdesigns . 20 Smart Engineering und Energy and Re- Zeit, Erfolg bei allen Ihren beruflichen und German Neubaum: Psychologische source Engineering interdisziplinär nach privaten Unternehmungen und vor allem Prozesse der Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 innen wie nach außen hervorragend ver- weiterhin Gesundheit. Irene-Angelica Chounta: Lernen lernen . . . . . . 21 netzt und für die Anforderungen der Zu- FÖRDERVEREIN kunft aufgestellt. Gemeinsam mit unseren Herzlichst Ihr Geburtshelfer des Strukturwandels: 30 Jahre An-Instituten und kooperierenden Einrich- Förderverein Ingenieurwissenschaften. . . . . . . 22 Zur Feier des Tages…. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 HOCHSCHULE AUF DEM TITEL … Unsere Zukunft kommt aus dem Drucker: Additive … sehen Sie zwei alte Be- Fertigung im Rapid Technology Center . . . . . . 24 kannte: die Pingunauten aus Mit dem Pinguin in die Röhre. . . . . . . . . . . . . . 25 dem Fachgebiet Entertainment Nanopartikel für jede Anwendung . . . . . . . . . 26 Computing. Die virtuellen Ak- Duisburg wird Wasserstoff-Hotspot . . . . . . . . . 26 teure, die Kindern spielerisch … und wieder 1.520 neue Ingenieur*innen . . 27 die Angst vor einer MRT- Zukunft der Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . 28 Untersuchung nehmen sollen, Erinnern und erwarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 machen derzeit Karriere und STUDIERENDE werden für weitere Betriebs- Abschlussarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 systeme und Sprachen fit ge- FINITE ELEMENTE macht. Die Titelgrafik kommt 10 Fragen an: Barbara Karch . . . . . . . . . . . . . 32 aus der Entertainment Com- Termine, Vorschau, Impressum . . . . . . . . . . . . . 32 puting Group. Newsletter ALUMNI Ingenieurwissenschaften Vol.20/Nr.03
F A K U LT Ä T Der Spätberufene Klemens Gaida entdeckte mit 40 sein Unternehmer-Gen Klemens Gaida studierte von 1989 bis1993 an der UDE Elektrotechnik, Vertiefungsgebiet Mikroelektronik und Halblei- tertechnik. Und dann? Berufseinstieg als Ingenieur oder Unternehmensberater? Beides! Bei der IKT-Beratung Eutelis Consult ging es von 1993 bis 2001 in der Hauptsache um Innovations- und Produktmanagement für neue Telefon-, Inter- net- und TV-Mehrwertdienste, zuletzt als Partner. Nach einer Zwischenstation an der TU Dresden und der Promotion zum Dr.-Ing. im Bereich IKT-Systeme folgte der Wechsel in das mittlere Management bei Vodafone mit der Entwicklung und internationalen Markteinführung neuer Mobilfunk-Mehrwertdienste von 2001 bis 2009. Bis schließlich im Alter von 40 Jahren die Idee gereift war, sich selbständig zu machen, um eigene Start-ups zu entwickeln und wieder Unternehmen zu beraten. Diese dritte berufliche Phase ist in puncto Zufriedenheit bisher die beste – manchmal aber auch die anstren- gendste und unsicherste. Die Elektrotechnik und Elektronik wur- bestanden, dann gab es den ersten den mir in den 80er Jahren von meinem Dämpfer: Mit zwei Gutachten von Prof. Patenonkel Jupp, einem begnadeten Wolff und Prof. Kubalek wurde ich für die Industrieanlagenprogrammierer, nahege- Studienstiftung des deutschen Volkes emp- bracht – mit einem Elektronikbaukasten fohlen – und dort letztlich abgelehnt. Die von Fischertechnik. Später folgten folge- Enttäuschung war groß – aber auch der richtig Mathe- und Physik-Leistungskurse Ansporn, sich nach leichter zu erreichen- – damit stand schon früh fest: Ich möchte den Stipendien umzusehen. Bei der Rhein- Elektrotechnik studieren. Der Wunsch zu stahl Stiftung hat es dann auf Anhieb ge- studieren war aber auch davon geprägt, klappt. Die anschließende Auswahl der „später gutes Geld zu verdienen, um sich Vertiefungsrichtung fiel mir leicht: Elektro- mehr zu leisten als die sparsamen Eltern“. nik, Materialkunde und ein bisschen Phy- Nach Abitur und Wehrdienst 1987 sik und Chemie, das hatte es mir angetan ging es 1988 an die Gesamthochschule und so fiel die Wahl auf Mikroelektronik Duisburg in der Bismarckstraße, mit da- und Halbleitertechnik. mals fast 400 Studienanfängern, darunter Mit dem Studium kam ich weiter gut nur vier Frauen – das war der erste kleine voran – aber mit Informatik und Theoreti- Schock nach der schönen Schulzeit. Die scher Elektrotechnik auch an meine intel- Vordiplomklausuren habe ich alle sehr gut lektuellen Grenzen. Ich musste feststellen, dass ich nicht mehr zu 100 % alles wirk- Bild: painthetown lich komplett verstand und anwenden konnte, anders als die echten, sehr wenigen Spitzenstudenten. Auch das war mir eine Lehre: Mit Ehrgeiz und Kreativität kann ich Angefixt von Onkel Jupp: Fischertechnik- viel erreichen, aber ein Spitzenforscher Elektronikbaukasten aus den 1980ern werde ich wohl nicht. Hinzu kam, dass ich bei diversen Werkstudentenjobs in Frage kam. Auch die Themen Start-up und Duisburg, München und Philadelphia Entrepreneurship habe ich erst Jahre nach merkte, dass ich nicht nur an der HW- und dem Uniabschluss überhaupt kennen- SW-Entwicklung, sondern mindestens ge- gelernt. nauso an den Unternehmens- und Ge- Nach Erasmus-Aufenthalt an der schäftsabläufen dahinter interessiert war. London Middlesex University mit Diplom- Zu meiner Zeit gab es dazu an der Uni arbeitsprojekt war ich im Sommer 1993 keinerlei Ergänzungsangebote, nur das schließlich Elektrotechnikingenieur und zusätzliche BWL- oder WiWi-Studium, begeisterter Halbleitertechnologe. Aber Spätberufen: Klemens Gaida das für mich aus Zeitgründen nicht in leider war der Halbleitermarkt in seiner Universität Duisburg-Essen 2 3
ALUMNI Ingenieurwissenschaften Bild: w3.org Markteinführung neuer Mobilfunk-Mehr- wertdienste zuständig war. Mit x-funktio- nalen Teams aus Innovationsmanagern, Produktmanagern, Solution Architects, SW-Entwicklern, externen Dienstleistern und Marketingmanagern durfte ich das erste Mobile-Internet-Service-Portal der Vodafone-Gruppe – abgeschaut bei Vo- dafone Japan – als europäische Variante entwickeln und in Europa einführen, zu- sammen mit dem Launch von 3G. Eine fantastische Aufbruchzeit mit glamourö- sen Launch- und Weihnachtspartys. Doch nach und nach musste Vodafone – wie auch andere Mobilfunkanbieter – anerkennen, dass der freie Markt mit unab- hängigen Anbietern es besser kann, was sich massiv mit dem iPhone- und App- Store-Schock 2007 zuspitzte. Vodafone und andere Mobilfunkanbieter realisierten, dass sie den Mehrwertdienstmarkt für Kon- sumenten an Apple, Google, Facebook und Co. verlieren. In dieser Zeit lernte ich nicht nur die großen US-Player kennen, sondern auch die Start-up-Szene mit ihren immer Aufbruchzeit bei Vodafone 2002 neuen Mobile Apps und Plattform-Lösungen. Und da war es um mich geschehen: Zu bis heute großen Volatilität mal wieder im Mit dem Dr.-Ing. ging es dann fast der Wunschkombination von Technik und Abschwung und die Jobs entsprechend schon folgerichtig von der Beratung in das Management kam jetzt noch der Drang rar. Die glückliche Fügung kam dann über mittlere Management bei Vodafone, wo nach eigenem Unternehmertum hinzu. meinen Kommilitonen und WG-Mitbe- ich von 2001 bis 2009 als Bereichsleiter Wie kann ich Start-up-Entwicklung, die wohner Oliver Worm. Er war bereits für die Entwicklung und internationale Geld kostet, und Unternehmensberatung, Werkstudent bei der IKT-Beratung Eutelis Consult in Ratingen und schwärmte von der Kombination von Technik und Manage- ment. Vom spontanen Biergartentreffen mit Olivers Kollegen und Chefs kam es dann direkt zu meiner ersten Vollzeitfest- anstellung als Ingenieur. Und wie das bei Beratungsunternehmen häufig ist: BWL und Management lernt man dann zusätzlich on the Job. Nach über 40 Beratungspro- jekten von 1993 bis 2001 und einer Kar- riere vom Juniorberater zum Partner ergab sich dann noch die fantastische Möglich- keit, ein Beratungsprojekt in Form einer Promotion an der TU Dresden zu vertiefen und zu erforschen, und zwar die Verbin- dung von Mobilfunk- und Rundfunknetzen für neuartige Mehrwertdienste. Erste 1stMOVER-Landingpage und Bildmarkenanmeldung 2009 Newsletter ALUMNI Ingenieurwissenschaften Vol.20/Nr.03
F A K U LT Ä T Bild: painthetown mit der Geld verdient wird, zusammen- bringen? Nach einem kurzen Sabbatical mit Nahost- und Asienreise war die Idee geboren: 1stMOVER – ein Start-up-Inku- bator, der auch Unternehmen bei Innova- tionsprojekten unterstützt. Was 2009 von mir zunächst als Einzel- unternehmen mit Fokus auf IKT gestartet wurde, wandelte sich 2012 mit meinem neuen Kompagnon und zweiten Ge- schäftsführer Peter Hornik zum Vollblut- Start-up-Inkubator, bestehend aus Ma- nagement GmbH und Beteiligungen KG mit Fokus auf Mobile Internet. Maßgeb- lich für diesen Schritt war auch der Ein- stieg von Ralf Lauterbach als weiterer Gesellschafter. Ralf hat mit seinem dama- ligen Unternehmen, der Appseleration GmbH, die erforderliche Infrastruktur für 1stMOVER als Mobile-Internet-Inkubator bereitgestellt. Nach dem Einstieg von Martin Schneppe – zuvor R&D-Leiter bei Nokia in Düsseldorf – als weiterem Ge- Fischertechnik-Demo auf dem Digital Demo Day sellschafter und Partner 2013 und dem Umzug von 1stMOVER in den Cowor- ker und potenzieller Investor im Auftrag bei, die ja schließlich meinen Werdegang king-Space STARTPLATZ im Düsseldorfer von Unternehmen. maßgeblich geprägt haben. Medienhafen 2015 erfolgte eine Neuaus- Mit der Beauftragung für den Aufbau Auf Basis des digihub-Erfolgsmodells richtung von 1stMOVER. Von 2015 an und den Betrieb der Digital Innovation erfolgte 2020 als Auftragsarbeit die haben wir das Beratungsgeschäft wieder Hub Düsseldorf/Rheinland GmbH Konzeption und der Aufbau eines explizit als zweite Säule neben die Ent- (www.digihub.de) im Jahr 2016 bin ich zweiten Innovation Hubs speziell für den wicklung neuer Start-ups gestellt und den zusammen mit Peter Hornik tief in die Welt neuen Wasserstoffmarkt, kurz H2UB Fokus von Mobile auf Digital erweitert. der Open-Innovation-Netzwerke und (www.h2ub.com). Auch hier geht es um Mit unserem aktuellen Relaunch in die- Start-up-Ökosysteme vorgedrungen. Mit die Marktaktivierung durch Start-up-För- sem Jahr und mit unserem neuen Partner innovativen Matchmaking-Formaten, mit derung und neue, marktöffnende Inno- Lars Fiele, der Martin Schneppe für seinen maßgeschneiderten Start-up-Accelerati- vationsinitiativen von Unternehmen, For- wohlverdienten (Un-)Ruhestand ablöst, on-Programmen, mit gezielten Think-Tank- schungseinrichtungen und Start-ups. fokussieren wir uns nun wieder zu 100 % Studien und mit NRW-Verbundprojekten auf unsere Beratungskunden für die Ent- sorgen wir bis heute für frischen Schwung wicklung neuer Geschäftsfelder, Start- in der Digital- und Start-up-Szene Düssel- ups und ganzer Märkte in den Bereichen dorf/Rheinland. Digital, Neue Energien und Hi-Tech. Der Pre-Seed-Investmentfonds unserer Beteili- gungen-KG ist nach acht Jahren ausgelau- fen. Aus 12 Start-up-Projekten, die wir in Eigenregie oder als VC-Finanzierer oder in einer Mischform aufgebaut haben, neh- Flagship-Veranstaltung unseres digi- Weitere Start-up Innovation Hubs für men wir eine Unmenge an Erfahrungen hub ist der jährliche Digital Demo Day mit zukünftige Wachstumsmärkte können fol- und Kontakten mit in unser Beratungsge- über 30 Top-Speakern, mehr als 200 gen, z. B. für Klimaschutz/Nachhaltigkeit, schäft. Und wir bleiben der Start-up-Welt Tech-Start-ups und über 4.000 Fachbesu- Quantencomputing, Halbleiter & Mikro- weiterhin verbunden als Scout, Matchma- chern. 2020 war auch Fischertechnik da- elektronik und New Space. 4 5
20 Jahre Fakultät für Ingenieurwissenschaften ALUMNI Ingenieurwissenschaften Happy Birthday! 20 Jahre Fakultät Ingenieurwissenschaften Wir haben drei Persönlichkeiten, die eng mit der Fakultät verknüpft sind oder waren, gebeten, die letzten 20 Jahre einmal Revue pas- sieren zu lassen: Prof. Dr.-Ing. Ingo Wolff, bereits in den 70er Jahren Professor im dama- ter der Fakultät, der dazu beitrug, die Fakultät zu einer starken und ligen Fachbereich Elektrotechnik der Gesamthochschule Duisburg; weltweit sichtbaren Institution zu gestalten. Initiator der Zusammenlegung der verschiedenen Ingenieur-Abteilungen Prof. Dr.-Ing. Axel Hunger, zuletzt Leiter des Fachgebiets „Technische zur Fakultät für Ingenieurwissenschaften und später der Fusion der Informatik“, langjähriger Studiendekan und Initiator zahlreicher inter- Universitäten in Duisburg und in Essen zur Universität Duisburg-Essen. nationaler Kooperationen der Fakultät mit Instituten und Hochschulen Prof. Dr.-Ing. Dieter Schramm, Leiter des Fachgebiets Mechatronik vor allem im asiatischen Raum sowie Gründer des internationalen und seit 2006 Dekan der Fakultät und damit maßgeblicher Mitgestal- Studienprogramms „International Studies in Engineering“ (ISE). Konkurrenzkampf der Lehranstalten Der Weg von der Gesamthochschule zur Universität von Ingo Wolff Als Lehrstuhlinhaber der Allgemeinen und Theoretischen Elektrotechnik und späterer Rektor konnte ich die Entwicklung der Ingenieurwissenschaften an der Universität in Duisburg von Beginn an begleiten. Gerne komme ich dem Wunsch nach, einen kleinen Rückblick auf die Entwicklung der Fakultät zu geben. Wie alles begann Verteilung der wenigen zur Verfügung „Stoff- und Energietransport in Aerosolen“ Vor etwa 50 Jahren – im Jahr 1972 – stehenden Finanzmittel des Landes nach eingerichtet. hat das Land Nordrhein-Westfalen fünf einem Leistungskriterium dazu, dass sich Bereits unter dem Duisburger Rektorat Gesamthochschulen in Duisburg, Essen, die Gesamthochschulen aufgrund ihres von Prof. Walter Eberhard wurde in den Siegen, Paderborn und Wuppertal ge- noch nicht abgeschlossenen Aufbaus im neunziger Jahren die nicht zufriedenstel- gründet, um Schulabsolventen mit Fach- „Konkurrenzkampf“ mit den klassischen lende Situation in den Ingenieurwissen- hochschulreife gemeinsam mit Abiturien- Universitäten nicht behaupten konnten. schaften, aber auch in den anderen Fach- ten einen Zugang zu einem universitären Dies wiederum hatte zur Folge, dass bereichen, im Wettbewerb mit den Studium zu gewähren. Die Vorteile dieses die Gesamthochschulen im Bereich der klassischen Universitäten festgestellt. Der Modells wurden von den Studierenden deutschen Universitäten nicht als gleich- damalige Konrektor für Forschung, Prof. mit Fachhochschulreife intensiv und er- wertig anerkannt wurden und damit der Heinz Luck, Leiter des Fachs Nachrichten- folgreich genutzt, um ohne Umweg in den Zugang zu Forschungsdrittmitteln, z. B. technik in der Elektrotechnik, hatte eine universitären Studiengang zu gelangen, aus der Deutschen Forschungsgemein- Kommission unter Leitung des Physikpro- wo sie in den Ingenieurwissenschaften oft schaft, kaum möglich war. Als Hilfsmittel fessors Eberhard Wassermann eingerich- zu den Studierenden mit den besten Ab- zur Behebung dieses Zustands hatte die tet, die den Zustand der Fachbereiche, schlüssen gehörten. Landesregierung zwar den Gesamthoch- ihre Leistungsfähigkeit und die Struktur Es hatte aber auch Nachteile. Der schulen bereits 1980 die Bezeichnung der Hochschule insgesamt und insbeson- auch angebotene Fachhochschulstudien- „Universität – Gesamthochschule“ verlie- dere in Hinblick auf die Situation in der gang war nach einigen Jahren fast nur hen, was jedoch kaum etwas an der Situ- Forschung untersuchen sollte. noch von Umsteigern nachgefragt, die ihr ation änderte. So wurde dann z. B. erst im Scheitern in dem universitären Studien- Jahr 1983 der erste Sonderforschungs- Die Weichenstellung gang befürchteten. Dies alles führte zu bereich an einer Gesamthochschule von Als Konsequenz aus diesen Untersu- ständigen Diskussionen und Kämpfen, die der Deutschen Forschungsgemeinschaft chungen forderte das nachfolgende Rek- die Effektivität der Hochschularbeit nach- in den Fachbereichen Elektrotechnik und torat unter meiner Leitung von der Landes- haltig beeinträchtigten. Zudem führte die Maschinenbau in Duisburg mit dem Thema regierung, wenn es denn an Geld für eine Newsletter ALUMNI Ingenieurwissenschaften Vol.20/Nr.03
F A K U LT Ä T bessere Ausstattung fehle, die Zustim- de von Frau Behler nach sorgfältiger Prü- mung zu entscheidenden Struktur- und fung angenommen und die Fusion vom Namensänderungen an der Hochschule Land, sicher mit einigen internen und ex- zu geben. Rektorat und Senat stimmten ternen Problemen im Umsetzungsprozess, der Einführung von auch fachbereichs- im Jahr 2003 per Gesetz verwirklicht. Die übergreifenden Fakultäten wie der „Fakul- Gesamthochschulen erhielten zudem die tät für Ingenieurwissenschaften“ zu, in der klassische Bezeichnung „Universität“. die beiden Fachbereiche Elektrotechnik und Maschinenbau vereinigt wurden. Die weitere Entwicklung Der letzte und entscheidende Schritt Heute ist die Universität Duisburg- für die Strukturänderungen war dann der Essen, sicher auch wegen der hervorragen- Vorschlag der beiden Rektorate der den Arbeit der beiden letzten Rektorate, Für Prof. Dr. Ingo Wolff hat sich der Traum erfüllt Hochschulen Duisburg und Essen, den ich eine in Deutschland und darüber hinaus zusammen mit meiner Kollegin Frau Prof. angesehene Universität. Die Gründung angewandte Kognitionswissenschaft aus Ursula Boos-Nünning aus Essen nach lan- der Fakultäten, insbesondere auch die Essen in die Fakultät für Ingenieurwissen- gen und intensiven Vorgesprächen zwi- Gründung der Fakultät für Ingenieurwis- schaften auch in der fusionierten Universität schen uns in einer Dienstsitzung der Wis- senschaften an der damaligen Universität beibehalten hat. Die Universität hat damit senschaftsministerin Gabriele Behler als Duisburg vor 20 Jahren, war der erste eine starke ingenieurwissenschaftliche Fa- gemeinsamen Wunsch der beiden Univer- Schritt in einer gravierenden und sehr er- kultät erhalten. Der jetzige Rektor Prof. sitäten unterbreitete, nämlich die beiden folgreichen Strukturänderung der beiden Ulrich Radtke hat es in den 13 Jahren Universitäten Duisburg und Essen zu fusio- Universitäten. Ich bin meinem Nachfolger seiner Amtszeit geschafft, die Universität nieren, um so vorhandene gemeinsame im Amt für die fusionierte Universität Prof. zu einer geschlossenen Einheit und zu Ressourcen zu bündeln, die wissenschaft- Lothar Zechlin sehr dankbar, dass er die einer hochangesehenen Stätte von For- liche Arbeit zu intensivieren und effizien- vor 20 Jahren in Duisburg eingeführte schung und Lehre um- und auszubauen. ter zu gestalten und den Studierenden ein Umwandlung der Fachbereiche in Fak- Damit steht der Region eine Universität größeres Spektrum an Ausbildungsmög- ultäten unter Hinzunahme der Fächer zur Verfügung, von der ich einmal ge- lichkeiten anzubieten. Der Vorschlag wur- Bauwissenschaften sowie Informatik und träumt habe. Fakultät des 21. Jahrhunderts von Dieter Schramm Wir feiern in diesem Jahr das zwanzigjährige Jubiläum unserer Fakultät für Ingenieurwissenschaften. Mit ihren vier Abteilungen, 72 Fachgebieten und circa 11.000 Studierenden gehört die FIW zu den größten Fakultäten Deutschlands. Historische Entwicklung Alles begann im Jahr 2001 mit dem Zusammenschluss der Fachbereiche Elek- trotechnik, Informatik, Maschinenbau und Materialtechnik zur Fakultät für Ingenieur- wissenschaften, damals noch innerhalb der Gerhard-Mercator-Universität Duis- burg. Nach der Fusion der Duisburger Universität mit der Universität – Gesamt- hochschule Essen zur heutigen Universität Duisburg-Essen im Jahr 2003 kamen im Jahr 2004 zunächst das Maschinenwe- sen und im Jahr 2006 der Fachbereich Bauwissenschaften zusammen mit dem Abteilungen und interdisziplinäres Zusammenwirken unterschiedlicher Lehramt Technik aus Essen hinzu. Forschungsbereiche in der Fakultät für Ingenieurwissenschaften 6 7
20 Jahre Faku Ingenieurwis ltät für senschaften ALUMNI Ingenieurwissenschaften Der Fakultätsrat im Jahr 2008 Vervollständigt zu ihrer heutigen, auf Lösung komplexer Probleme Das Ganze ist mehr als die die Entwicklung zukunftsgerichteter Bereiche Das übergeordnete Forschungsziel Summe seiner Teile der industriellen, multidisziplinären Wert- der Fakultät für Ingenieurwissenschaften In ihrer heutigen Form vereinigt die schöpfungskette ausgestalteten Struktur besteht darin, Grundlagenwissen auf wich- Fakultät damit die klassischen ingenieur- wurde die Fakultät im Jahre 2007 durch tigen und aktuellen Forschungsgebieten wissenschaftlichen Schlüsselbereiche Ma- die Integration des Fachbereichs Kognitions- zu generieren, dieses Wissen andererseits schinenbau, Elektrotechnik, Bauwissen- wissenschaft in die Abteilung Informatik. aber auch in Lösungen für komplexe mul- schaften sowie die Informatik. Diese Im Folgejahr kam es dann zur Gründung tidisziplinäre und zukunftsträchtige techni- bilden die Grundlage für die Kernberei- des Fachbereichs Wirtschaftsingenieur- sche und gesellschaftliche Herausforde- che der technisch orientierten Industrie. wesen und dessen Integration in die Ab- rungen umzusetzen. Davon ausgehend Dies wird ergänzt durch die heute auch teilung Maschinenbau und Verfahrens- legte die Fakultät im Jahr 2017 nach einer und gerade für zukünftige Ingenieurgene- technik. Seit dieser Zeit hatte die Fakultät Abstimmung der unterschiedlichen Fach- rationen, aber auch für die Grundlagen- ein bemerkenswertes Wachstum zu ver- bereiche im Bereich der Forschung vier und Anwendungsforschung unverzichtba- zeichnen, was sich unter anderem an der abteilungsübergreifende Fakultätsschwer- ren Bereiche Wirtschaftsingenieurwesen, Zahl der Studierenden ablesen lässt, die punkte fest: Logistik und Kognitionswissenschaft. Da- sich von 5.271 im Jahr 2008 auf 10.738 Tailored Materials mit adressiert unsere Fakultät nicht nur im Jahre 2020 nahezu verdoppelt hat. Human-Centered Cyber-Physical Systems den Kernbereich der Ingenieurwissen- Heute besteht die Fakultät aus den vier Smart Engineering schaften, sondern schafft auch einen naht- Abteilungen Energy and Resource Engineering losen und symbiotischen Übergang zu Bauwissenschaften und Diese werden seit 2020 durch zwei den Bereichen Wirtschaftlichkeit und Lehramt Technik Forschungskoordinatorinnen unterstützt Markt sowie zu den Mensch-Maschine- Elektro- und Informationstechnik und sind dadurch geprägt, dass in den Schnittstellen, also dem Zusammenspiel Informatik und Kognitionswissen- Fakultätsschwerpunkten Personen und des Menschen mit der Technik. Insgesamt schaften Fachgebiete aus allen Abteilungen der bietet die Fakultät damit eine aufregende Maschinenbau und Fakultät beteiligt sind. Mischung aus ingenieurwissenschaftli- Verfahrenstechnik Darüber hinaus sind die Fachgebiete der chen Kerndisziplinen und angrenzenden mit 85 Professorinnen und Professoren Fakultät eng mit fünf großen An-Instituten Wissenschaften, die sich gegenseitig er- und 755 Mitarbeiterinnen und Mitarbei- der Universität, weiteren Großforschungs- gänzen und mit denen es gelingt, die in- tern, von denen 43 % aus Mitteln Dritter einrichtungen sowie mit zentralen wissen- dustrielle Wertschöpfungskette in ihrer bezahlt werden. Hinzu kommt das abtei- schaftlichen Einrichtungen der Universität Gesamtheit abzubilden. Die Fakultät bringt lungsübergreifende Institut MOTION, in vernetzt. Zu Letzteren gehören CENIDE, in ihrer Gesamtheit die Mischung von Dis- dem Wissenschaftler aus allen Abteilun- das Zentrum für Logistik und Verkehr sowie ziplinen zusammen, die geeignet ist, um gen zusammenarbeiten. CER.UDE. die technologischen Herausforderungen Newsletter ALUMNI Ingenieurwissenschaften Vol.20/Nr.03
F A K U LT Ä T des 21. Jahrhunderts zu bewältigen und Industrie eine der Grundlagen für eine produktive, resiliente und vernetzte Gesellschaft zu unterstützen. Damit nahm die Fakultät An-Institute und weitere kooperierende Institute schon bei ihrer Gründung vor nunmehr 20 Jahren einen Entwicklungsprozess vorweg, der heute gerade in den führen- Rheinisch-Westfälisches Institut für Energie- und den forschungs- und entwicklungsorien- Institut für Wasserforschung Fachgebiete der Umwelttechnik tierten Umternehmen realisert wird. Fakultät für Ingenieurwissenschaften Transfer wissenschaftlicher Entwicklungszentrum Zentrum für Erkenntnisse für Schiffstechnik und BrennstoffzellenTechnik Transportsysteme Die Grundlagenforschung, aber auch die ausgeprägten Transferleistungen ihrer Fachgebiete auf zukunftweisenden The- Fraunhofer Institut für Institut für Mobil- und menfeldern, führten zu vielen innovativen Mikroelektronische Satellitenfunktechnik Systeme und Schaltungen und bahnbrechenden Forschungsergeb- nissen, Anwendungen und Patenten. Aber Gas- und Wärme-Institut Center of Rotating Equipment auch auf dem Gebiet des Wissen- schaftstransfers, gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Ausgründungen, ist die An-Institute und kooperierende externe Institute der Fakultät für Ingenieurwissenschaften Fakultät durch ihre engen Partnerschaften auf allen Ebenen der Industrie und Wirt- Zeit, zurückblickend Danke zu sagen. Ich die Rektoratsmitglieder sowie die Mitar- schaft – von lokalen KMUs bis hin zu glo- bedanke mich im Namen der Fakultät für beiterinnen und Mitarbeiter der Verwal- balen multinationalen Organisationen – Ingenieurwissenschaften bei allen, die tung ein, ohne deren aktive Unterstützung untrennbar mit der Zukunft der Technik während der ersten 20 Jahre ihres Beste- vieles nicht möglich gewesen wäre. Nicht verbunden. hens durch ihre Arbeit direkt und indirekt zuletzt aber bedanke ich mich bei allen zur Entwicklung und zum Erfolg der Fakul- derzeitigen und ehemaligen Studieren- Danke! tät beigetragen haben. Dies schließt ne- den, die zuvorderst die Garanten der Nach den ersten 20 Jahren Fakultät für ben allen heutigen und ehemaligen Mit- Existenzberechtigung unserer Fakultät Ingenieurwissenschaften ist nun einmal mehr gliedern der Fakultät und deren Gremien sind. Ausgründungen der Fakultät (Auswahl) 8 9
ALUMNI Ingenieurwissenschaften Lokal, global und interdisziplinär von Axel Hunger Im Rückblick auf die ersten 20 Jahre der Fakultät für Ingenieurwissenschaften (FIW) zeigt das Lehrangebot der FIW ei- nen bunten Strauß von hochwertigen Studiengängen, der deutschlandweit seinesgleichen sucht. Hier ein kurzer Rück- blick, wie es dazu kam und was besteht. Im Jahr 2007 erfolgte die Aufnahme Im Jahr 2002 startete das Studien- von vier Psychologieprofessoren. Hier- programm „International Studies in Engi- durch entstand die integrierte Abteilung neering“ (ISE). Es vereinigt Studienan- für „Informatik und Angewandte Kogniti- gebote aller Abteilungen der Fakultät, onswissenschaft“, die neben der Informa- sowohl in disziplinärer Form, also den tik auch den Studiengang „Angewandte fachlichen Stärken der Abteilungen ent- Kognitions- und Medienwissenschaft“ an- sprechend, als auch in interdisziplinärer bietet. Dieser ist interdisziplinär gestaltet, Form, das heißt fachlich übergreifend vereint Informatik, Psychologie und Geis- über zwei oder mehrere Abteilungen; teswissenschaften. Er ist sehr beliebt und hiermit werden die Abteilungen fakul- erfreut sich deutschlandweit einer großen tätsweit fachlich integriert. Zugleich Nachfrage. wird aber auch ein Studienangebot ge- Ein ähnlicher Schritt erfolgte im Jahr schaffen, das weltweit nachgefragt wird. 2008 durch die Aufnahme von vier Pro- ISE umfasst derzeit fünf Bachelor- und fessoren der Betriebswirtschaft in die neun Masterstudiengänge, teils mit Abteilung Maschinenbau und Verfahrens- mehreren Vertiefungen. ISE umfasste vor technik. Damit konnte die Fakultät Stu- der Corona-Pandemie ungefähr 2.600 diengänge des Wirtschaftsingenieur- Studierende. wesens aus eigener Kraft anbieten, eine Aus ISE heraus wurden Double-Degree- deutschlandweit einmalige Konstellation, Studiengänge mit Partneruniversitäten in die ein einheitliches Angebot von hoher Asien und Europa geschaffen; diese Pro- Qualität ermöglicht. Studierende kommen gramme mit Doppelabschlüssen reichen ebenfalls aus allen Gegenden Deutsch- vom Bachelor über Master bis zur Promo- lands. tion. Austauschprogramme runden das Die Abteilung Elektrotechnik und Infor- internationale Studienangebot ab. mationstechnik hat gleich zwei interdiszip- Insgesamt verfügt die Fakultät Inge- Prof. Dr.-Ing. Axel Hunger war die treibende Kraft der ISE linäre Studiengänge entwickelt. Dies ist nieurwissenschaften über eine einzigartige zum einen NanoEngineering, gemeinsam Breite des Lehrangebots, ausgerichtet auf Die FIW wurde 2001 an der Gerhard- mit der Abteilung Maschinenbau und Ver- die Fachdisziplinen wie auch interdiszipli- Mercator-Universität Duisburg gegründet fahrenstechnik der FIW und der Fakultät näre Angebote, innerhalb der Fakultät durch den Zusammenschluss der Fach- für Physik – eine weitreichende und attrak- und mit anderen Fakultäten. Es ist lokal bereiche Elektrotechnik, Maschinenbau, tive Fächerbreite zur Schaffung eines sehr wie auch international ausgerichtet; es Materialtechnik und der neu gegründeten attraktiven Studiengangs. Zum anderen erfolgt in Duisburg und Essen wie auch Informatik. Dies geschah schon vor der wird seit 2015 der Studiengang Medizin- gemeinsam mit starken internationalen Fusion der Universitäten in Duisburg und technik angeboten, gemeinsam mit den Partneruniversitäten. Essen. 2006 kam das Bauingenieurwe- Abteilungen Maschinenbau und Verfah- Noch etwas: Die FIW hat insgesamt sen hinzu, das heute gemeinsam mit dem renstechnik, Informatik und Angewandte über 10.000 Studierende. Damit kommt Lehramt Technik die Abteilung Bauwissen- Kognitionswissenschaft und der Medizini- sie ihrer gesellschaftspolitischen Verpflich- schaften in Essen bildet. schen Fakultät. Dies ist eine Besonderheit, tung mit einem starken Beitrag zur Ausbil- Die Studiengänge standen zu Anfang denn nur der FIW ist es gelungen, einen dung dringend benötigter Fachkräfte nebeneinander, denn sie stammten aus solchen Studiengang zu entwickeln, in nach – für den lokalen wie den deutschen den früheren Fakultäten und hatten sämt- dem nennenswerte Studienangebote di- Arbeitsmarkt, aber auch für eine immer lich eine klar nationale Ausrichtung. rekt von der Medizin integriert sind. stärkere globale Wirtschaft. Newsletter ALUMNI Ingenieurwissenschaften Vol.20/Nr.03
F A K U LT Ä T Dekane und Prodekane seit Gründung der Fakultät Fakultätsdekane 20 Jahre Faku Ingenieurwis ltät für 07/2001–11/2003 Prof. Dr.-Ing. Klaus Solbach 11/2003–11/2006 Prof. Dr.-Ing. Andrés Kecskeméthy 11/2006–heute Prof. Dr.-Ing. Dieter Schramm senschaften Prodekane der Abteilung Maschinenbau und Verfahrenstechnik 07/2001–06/2003 Prof. Dr.-Ing. Paul Roth 06/2003–11/2006 Prof. Dr.-Ing. Andrés Kecskeméthy 11/2006–heute Prof. Dr.-Ing. Dieter Schramm Prodekane der Abteilung Elektrotechnik und Informationstechnik Studiendekaninnen und Studiendekane 07/2001–11/2003 Prof. Dr.-Ing. Klaus Solbach 11/2003–05/2004 Prof. Dr.-Ing. Peter Jung Fakultät Ingenieurwissenschaften 07/2001–10/2016 Prof. Dr.-Ing. Paul Josef Mauk 05/2004–10/2004 Prof. Dr.-Ing. Joachim Herbetz 10/2004–05/2007 Prof. Dr. rer. nat. Gerd Bacher 10/2016–04/2017 Prof. Dr. rer. pol. Rainer Leisten († 2017) 05/2007–03/2010 Prof. Dr.-Ing. Andreas Czylwik 05/2017–09/2020 Prof. Dr.-Ing. Axel Hunger 03/2010–10/2012 Prof. Dr.-Ing. Holger Hirsch 10/2020–heute Prof. Dr. rer. nat. Barbara König 10/2012–03/2015 Prof. Dr.-Ing. Thomas Kaiser 04/2015–02/2021 Prof. Dr.-Ing. Holger Hirsch Prodekan der Abteilung 02/2021–heute Prof. Dr. rer. nat. Roland Schmechel Maschinenwesen 10/2004–05/2007 Prof. Dr.-Ing. Rudolf Tracht Prodekane der Abteilung Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft Prodekane der Abteilung 07/2001–07/2003 Prof. Dr.-Ing. Walter Geisselhardt Bauwissenschaften 07/2003–01/2006 Prof. Dr. rer. soc. Heinz Ulrich Hoppe 05/2007–07/2013 Prof. Dr.-Ing. Jochen Menkenhagen 01/2006–10/2012 Prof. Dr.-Ing. Jürgen Ziegler 07/2013–10/2016 Prof. Dr.-Ing. Renatus Widmann 10/2012–heute Prof. Dr.-Ing. Torben Weis 10/2016–heute Prof. Dr.-Ing. Alexander Malkwitz 10 11
ALUMNI Ingenieurwissenschaften Wie sieht die Mobilität von morgen aus? Serie Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Mobilität Fach- Mobilität ist heute mehr als Automobilität. Prof. Dr. phil. Ellen Enkel und ihr Team gestalten mit ihrer Lehr- und te gebie Forschungstätigkeit den Wandel hin zu umweltfreundlichen Antriebstechnologien und intermodalen Mobilitäts- konzepten. Die zeitgemäße Ausrichtung des Lehrstuhls beschränkt sich daher nicht auf die Auseinandersetzung mit der Automobilindustrie, sondern setzt auf ein Zusammenspiel unterschiedlicher Mobilitätsformen. Zurzeit beschäftigen uns Projekte wie Daneben adressieren wir auch Themen nen und Branchen. Dazu gehört für sie die die Elektrifizierung von Fahrzeugflotten, wie Akzeptanz von Produkten und Dienst- engere Zusammenarbeit mit anderen Lehr- nachhaltige Logistiklösungen zur Nut- leistungen mit künstlicher Intelligenz, stühlen, von der Schiffstechnik über Trans- zung der Seidenstraße, Innovationskon- Nachhaltigkeit und deren Auswirkungen portlogistik bis hin zu künstlicher Intelli- zepte zur Entwicklung „grünen“ Wasser- auf die Bewertung von Mobilitätsunter- genz. Die Plattform dafür bildet das Institut stoffs, digitale Mobilitätsgeschäftsmodelle nehmen und die Einflussfaktoren für die für Mobility Transformation (MOTION), wie Mobility as a Service oder Sharing- Diffusion von Elektromobilität. ehemals CAR. In diesem arbeiten 10 Lehr- Mobility-Konzepte und neue digitale Ellen Enkel tritt ein für eine stärkere stühle der UDE eng interdisziplinär am Vertriebslösungen wie das Auto-Abo. Vernetzung – zwischen Fakultäten, Diszipli- Thema Mobilität der Zukunft zusammen. Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Mobilität Lehraktivitäten In der Lehre gestalten wir die Schwer- punkte im Bachelor und Master rund um das spannende Praxis- und Forschungs- feld „Innovationsmanagement in der Mo- bilität“. In der Bachelorvertiefung erler- nen die Studierenden insbesondere die Prof. Dr. Ellen Enkel Andrea Werry Grundlagen des Technologie- und Inno- vationsmanagements. Die Mastervertie- fung „Innovationsmanagement in der Mo- bilität“ umfasst verschiedene Arten von Kreativitätsmethoden, das Innovations- controlling, unterschiedliche Open-Inno- vation-Ansätze sowie die eigene schriftli- che Ausarbeitung einer Fallstudie zu Themen des Innovationsmanagements in Dr. Wolfgang Schneider Karsten Neuberger der Mobilitätsindustrie. Insbesondere während der pandemiebe- dingten Einschränkungen und der damit verbundenen digitalen Lehre wurden ver- schiedene Tools (z. B. Miro-Boards) ge- nutzt, um die Teilnahme der Studierenden an den Vorlesungs- und Übungsinhalten so spannend wie möglich zu gestalten und hierbei eine rege Interaktion und Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden zu ermöglichen. Lukas Zeymer Sander Wintgens Maxime Kindel Newsletter ALUMNI Ingenieurwissenschaften Vol.20/Nr.03
F A K U LT Ä T Wird das Elektroauto durch den staatlichen LEHRE Umweltbonus wirtschaftlich? Bachelor: Investition und Finanzierung Zur Förderung der Elektromobilität wurde der staatliche Förderanteil bei der Anschaffung von batterie-elektrischen Fahrzeugen und Plug-In-Hybriden rückwirkend Grundlagen des Marketing zum 05.11.2019 auf 6.000 Euro bzw. 4.500 Euro erhöht. Die Prämien wirken sich Technologie- und Innovationsmanagement auf den Anschaffungspreis und damit auf die Unterhaltskosten der Elektrofahrzeu- Bachelorseminar Corporate Entrepreneurship ge aus. Werden die Elektrofahrzeuge durch die Prämien konkurrenzfähig in puncto und Start-Up Zusammenarbeit Wirtschaftlichkeit? Master: Diese Frage lässt sich mit einem Vergleich der Total Cost of Ownership (TCO) beantworten, bei dem sämtliche Parameter wie die Anschaffungskosten, der Restwert, Open Innovation in der Mobilität Steuern und Versicherung in die Betrachtung einfließen. Das Elektroauto hat oft- Kreativitätsmethoden und Innovationscontrolling mals den Nachteil, dass der Wertverlust höher ausfällt als bei vergleichbaren kon- in der Mobilität (Vorlesung) ventionell angetriebenen Modellen. Je nach Fahrzeugklasse und Modell fällt der Kreativitätsmethoden und Innovationscontrolling in Kostenvergleich zwischen elektrisch und konventionell angetriebenen Modellen der Mobilität (Übung) ganz unterschiedlich aus. Das Beispiel zeigt die Ergebnisse des Vergleichs für die Masterseminar Innovationsmanagement in der Mo- Kleinwagen Renault Zoe und Renault Clio als klassenüblich motorisierten Benziner. bilität Hier schneidet der elektrische Zoe trotz 6.000 Euro staatlicher Unterstützung bei Internationales Wirtschaftsrecht den monatlichen Unterhaltskosten schlechter ab, weil die Anschaffungskosten hö- her, der prognostizierte Restwert aber fast identisch mit dem Benziner ausfällt. Auch FORSCHUNG bei der Tankrechnung ergeben sich keine Vorteile für den Elektro-Kleinwagen. Innovationen in der Mobilitätsindustrie Vergleich der Unterhaltskosten bei sechs Jahren Haltedauer Digitale, plattformbasierte Geschäftsmodelle und 15.000 Jahreskilometern der Sharing Mobility Foresight in der Mobilitätsindustrie Mobility as a Service & Intermodale Mobilitätskonzepte Start-up & SME-Zusammenarbeit PROJEK TARBEIT Machbarkeitsstudien zur Elektrifizierung von Flotten Studien zur Wasserstoffversorgung Innovationsmanagement und -controlling zu Strukturwandel-Projekten Akzeptanzstudien zum Vertrauen in autonome Systeme Vergleich Wertverlust und Restwert bei sechs Jahren Haltedauer Geschäftsmodellentwicklung mit innovativen und 15.000 Jahreskilometern Start-Ups KO N TA K T Prof. Dr. Ellen Enkel Universität Duisburg-Essen Lehrstuhl für Allgemeine BWL & Mobilität Bismarckstraße 90, BC 305 47057 Duisburg www.uni-due.de/innovation/ @ ellen.enkel@uni-due.de +49 (0) 2 03 / 379 - 3625 12 13
ALUMNI Ingenieurwissenschaften Hotspot der Aerosolforschung Seit 1974 werden in Duisburg Partikel in Gasen untersucht von Klaus-Gerhard Schmidt, Gerhard Rapp, Stefan Haep, Dieter Bathen, Heinz Fissan Das Wort „Aerosol“ ist ein im letzten Jahr und insbesondere im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sehr häufig benutztes Wort. Physikalisch gesehen handelt es sich um ein in Gasen, häufig in Luft, feinverteiltes Stoffsystem aus kleinen Partikeln im Mikro- und Nanometerbereich. Die aktuelle Berichterstattung in den Medien konzentriert sich auf die Partikelphase in Aerosolen und ihre Bedeutung in der Corona-Pandemie. Die vom Menschen ausgeatmeten Aerosol- partikel sind in Verruf geraten, weil sie als bedeutende Virentransporteure von Mensch zu Mensch angesehen werden. In einem kürzlich erschienenen Positionspapier der deutschen Gesellschaft für Aerosolforschung werden die Transport- prozesse und Maßnahmen zur Reduzierung des Transports im Detail beschrieben. Körper einzubringen. Auch in der Technik spielen Aerosole manchmal eine negative und manchmal eine positive Rolle. Der erste Höhepunkt der Aerosolforschung wurde durch die Smog-Diskussion Ende der sechziger Jahre in Kalifornien aus- gelöst, eine zweite Welle folgte, als in den neunziger Jahren des vorigen Jahr- hunderts die Vorteile nanostrukturierter Materialien entdeckt wurden. Die soge- nannte Nanotechnologie entwickelte sich. Im Rahmen der Corona-Pandemie ist zurzeit die Virenübertragung durch Aero- sole von großem Interesse. Aerosolforschung in Duisburg ab 1974 Für die Aerosolforschung in Duisburg wurden mit der Eröffnung der Gesamthoch- Das Stoffsystem Luft schule 1972 die Grundlagen gelegt. Prof. Dr. Heinz Luck übernahm die Aufgabe, Die Aerosolforschung hat sich seit den Christof Asbach, Institut für Energie und Um- einen Fachbereich Elektrotechnik aufzu- siebziger Jahren über die ganze Welt welttechnik (IUTA) der Präsident der GAeF. bauen. An der RWTH Aachen hatte er in ausgebreitet. In Europa gibt es inzwi- der Forschung das Thema Brandentdeckung schen 14 nationale Aerosolforschungsge- Luftreinhaltung und Nanostruk- bearbeitet, das er in Duisburg fortsetzen sellschaften, zusammengefasst in der „Eu- turmaterialien als Treiber der wollte. Brandentdeckung erfolgt im Wesent- ropean Aerosol Assembly“ (EAA), deren Aerosolforschung lichen über die Detektion der von Bränden erster Präsident Heinz Fissan von der Ge- Viren in der menschlichen Lunge be- abgegebenen Partikel in den Rauchgasen. samthochschule Duisburg war. Weltweit nutzen die beim Atmen freigesetzten Par- Daher wurde eine Professur zum Thema hat sich die „International Aerosol Re- tikel als Transporter, um in die Außenluft „Aerosolmesstechnik“ ausgeschrieben, search Association“ (IARA) gebildet. In zu gelangen und nachfolgend von einem die 1974 von Dr. Heinz Fissan übernom- diesem Prozess spielte seit 1974 die da- anderen Menschen eingeatmet zu werden. men wurde. Das Fachgebiet bekam später malige Gesamthochschule Duisburg und Das ist ein nicht beabsichtigter Prozess. den Namen Prozess- und Aerosolmess- ab 2003 die heutige Universität Duisburg- Aerosole können aber auch künstlich mit technik. Prof. Fissan hatte sich an der Essen (UDE) eine große Rolle. Mehrere Mit- einer gewünschten Zusammensetzung RWTH Aachen in seiner Dissertation mit der arbeiter der UDE hatten Leitungspositionen produziert werden, um beispielsweise Chemie der Verbrennungsprozesse und in in den Gesellschaften inne. Zurzeit ist Dr. Medikamente gezielt in den menschlichen seiner Habilitation mit der Bildung von Newsletter ALUMNI Ingenieurwissenschaften Vol.20/Nr.03
F A K U LT Ä T Die physikalischen Grundlagen für jede Anwendung mussten erarbeitet und durch neue Modelle und neue Messtech- niken erfassbar gemacht werden. 1983 wurde von der DFG ein Sonderforschungs- bereich (SFB 209) mit dem Thema „Stoff- und Energietransport in Aerosolen“ für 15 Jahre genehmigt. Mit seiner Förderung konnte eine Gruppe von Professoren aus dem Maschinenbau, der Elektrotechnik, der Chemie und der Physik die Grund- lagenforschung zu Aerosolen wesentlich vorantreiben. Physikalische Prozesse in Aerosolen Angewandte Aerosolforschung 1989 ergab sich die Möglichkeit, zu- Partikeln in Verbrennungsprozessen be- Insbesondere Verbrennungsprozesse sammen mit Kolleg*innen aus der Chemie schäftigt. Angeregt wurde die Ausrich- emittieren gasförmige, aber auch flüssige und dem Maschinenbau ein „An-Institut tung seiner Forschung auf Partikel in Ab- und feste Partikel mit unterschiedlichen für Energie- und Umwelttechnik“ (IUTA gasen während seines mehrjährigen Zusammensetzungen in einem breiten e. V.) in Duisburg-Rheinhausen zu Postdoc-Aufenthaltes in Amerika. Größenspektrum. Wenn man die kleins- gründen. Das Institut bot und bietet die Die Zusammenarbeit in der Forschung ten Partikel im Nanometerbereich vergrö- Möglichkeit, anwendungsorientierte For- konzentrierte sich in der Aerosolmess- ßert durch einen Zuckerwürfel darstellt, schung mit der Industrie durchzuführen. technik auf die signalrelevanten Eigen- dann entsprechen die größten Partikel Bereits damals wurde unter anderem eine schaften von Partikeln im Rauchgas, (10 µm) der Höhe des Turms des Kölner Abteilung für Aerosolforschung ge- die dann von der Nachrichtentechnik Doms. Die Eigenschaften der Partikel ver- gründet, die heute noch existiert. Es ent- in elektrische Signale umgewandelt ändern sich in der Atmosphäre zusätzlich wickelte sich eine sehr gute Zusammen- wurden. Um realitätsnahe Untersu- durch Wechselwirkungen mit den Kompo- arbeit mit dem Fachgebiet „Prozess- und chungen durchführen zu können, wurde nenten der Gasphase in der Luft. Aerosolmesstechnik“ an der Universität 1988 das Heinz-Luck-Brandentdeckungs- Eine zentrale Aufgabe war die Ent- Duisburg-Essen (damals noch Universität labor gebaut. Inzwischen werden die mit wicklung von Aerosolmessgeräten zur Duisburg). der Industrie zusammen entwickelten Bestimmung der Größenverteilung von Neben den Gebieten der Brandent- Brandmelder verpflichtend in alle Ge- Partikeln in Aerosolen als Voraussetzung deckung und des atmosphärischen Aero- bäude eingebaut. Gegenwärtig wird zum Verständnis des Verhaltens von Parti- sols sind im Laufe der Zeit weitere daran geforscht, Brandmelder zu ent- keln in der Luft. Anwendungsgebiete im Fachgebiet Aero- wickeln, die in der Lage sind, den Brand- solmesstechnik (AMT) an der Fakultät rauch von Partikeln aus anderen Quellen Grundlagenforschung im DFG- hinzugekommen. Ein in der Corona-Krise zu unterscheiden, um Fehlalarme zu ver- Sonderforschungsbereich 209 besonders relevantes Anwendungsgebiet, meiden. Zusätzlich zu den chemischen Reaktio- das vom IUTA und der Abteilung AMT Neben der Brandentdeckung war die nen finden in der Partikelphase eine Reihe der Universität Duisburg-Essen gemein- Luftverschmutzung, insbesondere die physikalischer Prozesse statt. Kleinste sam bearbeitet wurde, ist die Reinigung Partikelphase in der Luft, ein zentraler Partikel können durch Nukleation aus von Gasen durch Filtration. Im Mittelpunkt Gegenstand der Forschung. Luft ist heute der Gasphase gebildet werden, vergrö- stand und steht die Optimierung der Parti- das am meisten untersuchte Stoffsystem in ßern sich durch Koagulation (Vereinigung kelabscheidung bei möglichst geringem der Welt. Viele Fragestellungen ergeben von Partikeln) und Kondensation. Sie wer- Energieverbrauch. sich aus der Komplexität der aus unter- den kleiner durch Verdampfung. Bewegt Besonders reine Bedingungen werden schiedlichen Quellen eingetragenen gas- werden sie durch Konvektion, Diffusion, bei der Herstellung von Elektronikkompo- förmigen und partikulären Schadstoffe Sedimentation und externe Kräfte. Ins- nenten benötigt, wobei die Anforderun- und der daraus resultierenden Luft-Zusam- gesamt findet ein komplizierter Stoff- und gen infolge der abnehmenden Struktur- mensetzung. Energietransport statt. größen in der Chipfertigung kontinuierlich 14 15
ALUMNI Ingenieurwissenschaften 2003 wurde Prof. Dr. Heinz Fissan emeritiert. Er übernahm aber die Position eines Wissenschaftlichen Direktors im IUTA, die er bis 2015 innehatte. Die im Fachgebiet Prozess- und Aerosol- messtechnik laufenden Aktivitäten zum Thema „Atmosphärische Aerosole“ mit dem Schwerpunkt „Synthese von Nano- partikeln in der Gasphase“ wurden teil- weise ins IUTA verlagert und dort weiter- bearbeitet. Im Fachgebiet Prozess- und Aerosolmesstechnik führt Prof. Dr. Einar Kruis die Aerosolforschung bis heute weiter. 2007 übernahm Prof. Dr. Roland Schmechel das in „Nano- strukturtechnik“ (NST) umbenannte Fach- gebiet. Er legte den Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Entwicklung und An- wendung nanostrukturierter Materialien für die Elektrotechnik, insbesondere für die druckbare Elektronik, Thermoelektrik und Photovoltaik. Zusammenfassung Die Grafik zeigt die vom Fachgebiet Aerosolmesstechnik über die Jahre bis 2003 bearbeiteten Forschungsgebiete (Grundlagenforschung) in den Bereichen „physikalisches Verhalten von Partikeln in Darstellung der Aerosolforschung im Fachgebiet Prozess- und Aerosolmesstechnik Gasen und Aerosolmesstechnik“ umge- der Universität Duisburg-Essen (1974–2004) ben von den Anwendungsgebieten in zeit- licher Reihenfolge. Im Jahr 2004 wurde steigen. Das trifft insbesondere für die hier- ten nach Abschluss des Sonderforschungs- am IUTA der Bereich „Nachhaltige Na- für benötigte EUV-Lithografie (Extreme Ul- bereichs zur Gründung von CENIDE, notechnologie“ eingerichtet, der in den traviolet Lithography) zu, für die Methoden einem Forschungsverbund an der UDE Folgejahren erhebliche Bedeutung er- zur Vermeidung der Kontamination durch zum Thema Nanotechnologie. langte. Die Forschungsprojekte an der Partikel mit speziellen Messtechniken und Im Fachgebiet Prozess- und Aerosol- Universität wurden von Technischen aufwändigen Filtern entwickelt wurden. messtechnik wurden nanostrukturierte Mitarbeiter*innen, aber auch insbeson- In den neunziger Jahren entwickelte Gassensoren entwickelt. Eine wichtige dere von Doktorand*innen bearbeitet. sich dann die Nanotechnologie. Basierend Information über nanostrukturierte Mate- Zwischen 1974 und 2004 haben 40 Pro- auf Beobachtungen in der Natur versuchte rialien ist die Partikelgröße. In Zusammen- movenden ihre Dissertation vollendet. man, im Nanometerbereich strukturierte arbeit mit den Mitarbeitern von Prof. Dr. Die Resonanz der Duisburger Aerosol- Materialien mit gewünschten Funktions- David Pui von der Universität von Minne- forschung in Wissenschaft und industriel- eigenschaften herzustellen. Ein bedeuten- sota wurde ein vorhandenes Messver- ler Praxis erlaubt es, von einem Hotspot der Weg der Herstellung ist die Synthese fahren auf die Bedingungen im Nano- der Aerosolforschung in Duisburg zu spre- von Aerosolen in der Gasphase. Ein neuer meterbereich angepasst. Diese Forschung chen, insbesondere wenn man die weite- Sonderforschungsbereich „Nanopartikel wurde mit dem Max-Planck-Forschungs- ren umfangreichen Aktivitäten im Bereich aus der Gasphase“ wurde hierfür einge- preis 1993, dem höchstdotierten Ingenieur- der Aerosolforschung (IUTA, CENIDE), richtet und von der DFG 12 Jahre lang Preis in Deutschland, für Prof. Fissan und auf die hier nicht im Detail eingegangen gefördert. Diese Forschungsaktivitäten führ- Prof. Pui ausgezeichnet. wurde, berücksichtigt. Newsletter ALUMNI Ingenieurwissenschaften Vol.20/Nr.03
F A K U LT Ä T E-Taxis induktiv aufladen Gemeinschaftsprojekt soll Kabel überflüssig machen von Jennifer Meina Sein E-Taxi laden, während man auf den nächsten Fahrgast wartet? Was bisher durch die kabelgebundenen Ladesäulen und das Vorrückprinzip an öffentlichen Taxiplätzen unpraktikabel war, will der Lehrstuhl für Internationales Automo- bilmanagement ändern – durch induktives Laden. Getestet wird das seit anderthalb Jahren mit Erfolg. Eine große Pilot- anlage soll Ende des Jahres folgen. Gefördert wird das Gemeinschaftsprojekt Taxi-Lade-Konzept für den öffentlichen Raum (TALAKO) mit zwei Millionen Euro vom Bundeswirtschaftsministerium. Das erste barrierefreie Taxi mit induk- tiver Ladetechnik ist seit kurzem auf den Straßen Mülheims unterwegs, hier hat ein Taxiunternehmen eine Prototypenanlage auf seinem Hof in Betrieb genommen. „Damit leisten wir einen Beitrag zur nach- haltigen Mobilität“, sagt Projektleiterin Prof. Heike Proff, „und bekommen wichti- ge Hinweise, um Geschäftsmodelle zu entwickeln.“ Doch wie funktioniert die drahtlose Energieübertragung? Ein induktiver Ladestreifen wird unterirdisch in die Taxi-Warteschlange integriert. Das Projektleiterin Heike Proff (rechts) und ihr Team wollen mit dem induktiven Ladekonzept Gegenstück wird am Unterboden des einen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität leisten E-Fahrzeuges befestigt. Wenn die beiden Systeme einander erkennen, kann das bei etwa 45 Minuten und kann daher Im September 2022 wollen die For- Laden beginnen. Das Assistenzsystem perfekt als Ladezeit genutzt werden; 150 schenden das Projekt abschließen und ihre des Wagens, das mit einer Außenkamera Kilometer kommen durchschnittlich in ei- Ergebnisse vorstellen. Die Stadt Köln ist verbunden ist, zeigt, ob man optimal ner Schicht zusammen. Zum Vergleich: jetzt schon überzeugt: Sie will vier der geparkt hat. Die Ladeleistung beträgt 20 120 bis 150 Kilometer weit kann das 70.000 Euro teuren Fahrzeuge mit Kilowatt – etwa genauso viel, wie das eingesetzte E-Taxi des britischen Fahr- 12.000 Euro fördern. Im Projektzeitraum E-Auto auch bei einer herkömmlichen zeugherstellers LEVC vollgeladen fahren. wird ein lokaler Energieversorger die Kabelladung erhält. Letzteres ist weiterhin Wie viel genau, kommt auf die Nutzungs- Pilotanlage mit sechs induktiven Lade- möglich. Pro Minute werde genug weise und die Passagierzahl an. Sollte plätzen einrichten und stellt dafür den be- Strom für etwa einen Kilometer gela- der Weg doch länger werden, dann setzt nötigten Strom kostenlos zur Verfügung. den, erklärt Daniel Jaspers vom For- sich der Range-Extender in Bewegung, ein „Wenn fünf Prozent der 1.200 Taxen in schungsteam. kraftstoffbetriebener Generator, der bei Köln elektrifiziert werden, können jährlich Die Wartezeit von Taxen am Bahnhof Bedarf die Reichweite um 500 Kilometer bis zu 50.000 Tonnen CO2 eingespart liegt laut dem Forschungsteam im Mittel verlängert. werden“, erklärt Jaspers. Alumni gewinnen Innovationspreis Das Mülheimer Ingenieurbüro „Süß & friends“ hat den renommierten internationalen Innovationspreis „3D-Pioneers Challenge“ für additive Fertigung und technologischen Fortschritt gewonnen. In diesem Jahr stand die „Oscarver- leihung“ der 3D-Druck-Industrie unter dem Motto „Paradigm Shift“ – dem Umdenken der menschlichen Herangehens- weise an Produktion und Nachhaltigkeit. Die Preisträger sind Alumni der Fakultät Ingenieurwissenschaften. 16 17
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