Palais Liechtenstein FELDKIRCH AKTUELL 2/2021 - Stadt Feldkirch
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FELDKIRCH AKTUELL 2/2021 Amtliche Mitteilung · Zugestellt durch Post.at · www.feldkirch.at Palais Liechtenstein Haus des Humanismus und des Dialogs S. 6 Ausstellung: 500 Jahre St. Annenaltar S. 8 Stadtbuslinie 7: Angebot ab September verdoppelt S. 16
ÜBERBLICK MAI 2021 Kultur und Corona: Musikschule stellt sich vor: Interview mit René Gmeiner: Künstler*innen kommen zu Wort S. 22 Lillilu spielt … S. 35 Urbanes Feldkirch S. 46 TITELTHEMA: PALAIS LIECHTENSTEIN > Neues Zustellfahrzeug für „Essen auf Rädern“ 40 > Die Geschichte des Palais Liechtenstein 4 > Neuigkeiten aus der Innenstadt 41 > Haus des Humanismus und des Dialogs 6 > Bargeld mit Handy beheben 42 > 500 Jahre St. Annenaltar 8 > Offener Kühlschrank – Lebensmittel sind kostbar 42 > Wolf Huber – ein Künstler zwischen den Zeiten 10 > Auf den Spuren Wolf Hubers 43 > Die Stadtbibliothek Feldkirch 13 VEREINSLEBEN STADT INTERN > Erholsamer Schlaf 45 > Fahrradstadt Feldkirch 15 > Anfang September ist Starttermin für MENSCHEN ausgebaute Buslinie 7 16 > „Feldkirch ist die urbanste Stadt in Vorarlberg.“ 46 > Leistbares Wohnen in der Bahnhofcity 18 > Die Stadt Feldkirch gratuliert 49 > Feldkirchs digitale Zukunft mitgestalten 21 > Alles Gute 50 > Von Systemrelevanz und wichtigen Begegnungen 22 > „Hallo, ich heiße …“ 51 > Neues von der Volksschule Altenstadt 27 > Kinderstadtvertretung Feldkirch 28 VERANSTALTUNGEN > Sprechstunde der Stadträt*innen 29 > Für Seniorinnen und Senioren 52 > Altpapierentsorgung ab Haushalt 30 > Tag der Nachhaltigkeit 54 > Kinderbetreuung und Lernhilfe 31 > Badespaß für Alle: Waldbad und Felsenau 33 AUS ALTEN ZEITEN > Der Sommer kann kommen! 34 > Die Feldkircher Annabruderschaft und Wolf Huber 56 > Lillilu spielt… 35 > Von Goaszipfel bis Rathaus 37 FELDKIRCH FÜR KENNERINNEN > Mitmachen und gewinnen! 58 PANORAMA > „Ich möchte einen Ort schaffen, an dem sich jeder Gast wohlfühlt.“ 38 2 FELDKIRCH AK TUE LL 2/ 2021
BÜRGERMEISTER WOLFGANG MATT „Im Palais Liechtenstein wol- len wir gemeinsam Antworten auf die brennenden Fragen der Zukunft suchen.“ Bürgermeister Wolfgang Matt Haus des Dialogs I m Zentrum dieser Ausgabe steht ein Gebäude. Nicht irgendeines, sondern ein für Feldkirch besonders wichtiges, nämlich das Palais Liechtenstein. Ein Haus mit einer wechselvollen Geschichte, das über die Jahrhunderte von Brauerei bis Stadtbibliothek schon alles Mög- liche beherbergt hat. Die Tatsache, dass das Haus bereits 1774, also lange vor der Französischen Revolution, in bürgerlichen Besitz gelangte, dokumentiert das Erwachen des bürgerlichen Selbstbewusstseins. Somit kann das Palais Liechtenstein für Feldkirch als frühes Symbol der mo- dernen europäischen Gesellschaft gesehen werden. Seit 1967 im Besitz der Stadt Feldkirch, beherbergt es derzeit die Stadt- bibliothek und das Wirtschaftsarchiv und jetzt haben wir Großes mit ihm vor: „Das Palais“ wird ein überregional strahlendes Haus des Humanis- mus und ein Haus des Dialogs werden. Eine Institution, die für alle Bür- gerinnen und Bürger da ist, unabhängig von Herkunft oder Alter. Darin werden Themen, die für die Zukunft einer funktionierenden Gesellschaft wichtig sind oder in Zukunft wichtig werden, intensiv behandelt: Von Fachleuten, von Kunst- und Kulturschaffenden, vor allem aber auch von Ihnen, den Feldkircher Bürgerinnen und Bürgern, denen wir hier breiten Raum zur Beteiligung, zum Mitmachen einräumen werden, denn es geht REDAKTION TEL. 05522/304-1164 um Ihre Zukunft. MAIL: KOMMUNIKATION@ FELDKIRCH.AT Die politischen Weichen sind gestellt und jetzt geht es nach einer sehr Impressum: Herausgeber: Amt der Stadt Feldkirch Für den Inhalt verantwortlich: Katharina Graf sorgfältigen Entwicklung des Projekts in die konkrete Umsetzung. Ich An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet: Claudia Amann, Maximilian Behrle, Sarah Frei, Rainer Graf-Bösch, Hans Gruber, darf Sie jetzt schon einladen, aktiv dabei zu sein, wenn wir im Palais Jürgen Hafner, Nina Kräutler-Ferrari, Verena Kühne, Elisabeth Mair, Claudia Marte, Renate Mille, Nikolaus Netzer, Brigitte Noack, Liechtenstein Antworten auf die brennenden Fragen der Gegenwart und Sandra Pejcl, Harald Petermichl, Regina Pröckl, Karoline Schirmer, der Zukunft suchen. n Sabine Sutterlütti Fotos: Georg Alfare, Stadtbibliothek, Stadtarchiv, Stadt Feldkirch, Nadine Jochum, bpk/Kupferstichkabinett, SMB/Jörg P. Anders, Vorarlberg Privatsammlung, Universitätsbibliothek Erlangen- Nürnberg, Alexander Ess, Lisa Mathis, Stadtbus Feldkirch, Future Bauart, Darko Todorovic, Eva Suter, Rudi Benzer, Patricia Keckeis, Victor Marin, Brigitte Walk, Henner Fritzsche, Querformat ZT, Martin Schachenhofer, Freizeitbetriebe Feldkirch, Musikschule Feldkirch, Adam Franklin, Raiffeisenbank, Sparkasse, Bengodi, Krankenpflegeverein, Dan Race/AdobeStock, Reinold Lins, Inna/ AdobeStock, Vastram/Shutterstock, Gemeinfrei Bernhard Striegel Titelbild: Hans Gruber und Harald Petermichl Foto: Georg Alfare Gestaltungskonzept: Egger-Lerch GmbH, Wien Layout: Tanja Mayer Druck und Bildbearbeitung: Vorarlberger Verlagsanstalt GmbH Offenlegung § 25 Mediengesetz: Feldkirch aktuell erscheint viermal jährlich Nächste Ausgabe: September 2021 Alle Informationen auf www.feldkirch.at (Impressum) FELDKIRCH AK TUEL L 2 /2 0 2 1 3
PALAIS LIECHTENSTEIN > Planzeichnung des Palais Lichtenstein 1912 RÜCKBLICK Geschichte des Palais Liechtenstein Liechtensteinisches Amtshaus wurde teilweise im neu erbauten Feld- Das Palais Liechtenstein in Feld- Als Fürst Hans Adam von Liechtenstein kircher Amtsgebäude ausverhandelt. kirch weist eine lange und wech- zwei Jahre darauf die Herrschaft Schel- 1719 wurden die Herrschaft Schellenberg selvolle Geschichte auf. Es be- lenberg von den hochverschuldeten und die Grafschaft Vaduz dann zu einem herbergte unter anderem den Hohenemser Grafen käuflich erwarb, Reichsfürstentum unter dem Namen Liechtensteiner Landvogt, ein musste ein Verwaltungssitz gefunden Liechtenstein erhoben. Die fürstlichen Gasthaus, eine Bierbrauerei, eine werden. Da das heutige Liechtenstein Landvögte residierten bis 1774 in dem Rotfärberei und eine Lesegesell- zu dieser Zeit nur aus bäuerlichen Dör- Haus in Feldkirch. Teilweise wohnten sie schaft. fern bestand, die nicht an die damaligen ganzjährig hier, teilweise verbrachten sie Wirtschafts- und Informationskanäle die Sommermonate im Schloss Vaduz. angeschlossen waren und nicht über D die notwendige Infrastruktur verfüg- Palais der Bürger as Vorgängergebäude des Pa- ten, kaufte der Landvogt der Herrschaft Mit dem Verkauf an den Feldkircher lais Liechtenstein befand sich Schellenberg im Namen des Fürsten in Kirchenpfleger Sebastian Längle ging einst im Besitz der angesehe- der nächstgelegenen Stadt Feldkirch die das Haus wieder in stadtbürgerlichen nen Familie Brock von Wei- Brandruine des ehemaligen Hubamtes Besitz über. Längle vererbte das Ge- ßenberg, ab 1658 war darin zum Preis von 1.150 Gulden und ließ an bäude an seine Schwester Maria Anna das Hubamt untergebracht, eine Art Fi- dieser Stelle ein Amtshaus errichten. Meusburger. 1808 ersteigerte es dann nanzbehörde. Dieses wurde beim großen 1712 erwarb der Fürst von Liechtenstein der Feldkircher Josef Anton Häusle, der Stadtbrand von 1697, dem mehr als 150 auch die Grafschaft Vaduz von den Ho- eine Brauerei und das Gasthaus Krone Häuser zum Opfer fielen, völlig zerstört. henemsern. Der entsprechende Vertrag einrichtete. Wiederum bei einer Verstei- 4 FELDKIRCH AK TUE LL 2/ 2021
PALAIS LIECHTENSTEIN gerung erwarb es der aus Göfis stam- ihm benannten Stadtpark (heute Röss- denden Kunst. 2018 wurde das Gebäude mende Christian Getzner. Getzner kann lepark) mit dazugehörigem Kurhaus. für die Ausstellung „Von Hugo bis dato“ als Industriepionier in Feldkirch gelten, Der liberale Bildungsbürger baute auch zum 800-jährigen Jubiläum der Stadt der unter anderem die Firma Getzner, eine beachtliche Bibliothek mit ca. 3.000 Feldkirch genutzt. Mutter & Cie. gründete. Er betrieb im Büchern auf, die sich heute noch im Be- Palais Liechtenstein die Brauerei und stand der Stadtbibliothek Feldkirch be- Die Lesegesellschaft das Gasthaus weiter, richtete hier aber findet. Nach dem Tod von Josef Andreas Bereits 1812 wurde im Palais Liechten- auch eine Textilproduktion und die erste Ritter von Tschavoll erbten seine Kinder stein eine Lesegesellschaft eingerichtet. Rotfärberei Vorarlbergs ein. Doch bald das Haus. Sein Wert wurde damals auf Lesegesellschaften stellten ein wichtiges sah er sich nach einem frühen „Um- 20.000 Gulden geschätzt. Karl Ritter Informationsinstrumentarium für das weltskandal“ gezwungen, Textilproduk- von Tschavoll erwarb später die Anteile politisch aufstrebende Bürgertum zu An- tion und Rotfärberei in die Felsenau au- seiner Geschwister und wurde 1898 Al- fang des 19. Jahrhunderts dar und boten ßerhalb der Stadt zu verlegen. Mitte der leinbesitzer des Hauses. 1940 vererbte er allgemeinbildende Literatur an. Ziel der 1830er-Jahre gab Getzner die Brauerei es seiner Schwester Isabella Gohm, die Feldkircher Lesegesellschaft war ein „die und das Gasthaus auf und konzentrierte es ihrerseits ihrem Ehemann und Alt- Bildung des Geistes befördernder ange- sich fortan auf die Textilerzeugung. Auf bürgermeister Anton Gohm vermachte. nehmer Umgang“. Angeboten wurden dem Erbweg gelangte das Palais 1848 neben Büchern die Abonnements von an den Neffen Christian Getzners, And- Besitz Stadt Feldkirch über zehn Zeitungen (beispielsweise „Je- reas Tschavoll. Dieser vererbte es 1859 Von dessen Erben bzw. Rechtsnachfol- naer Literaturzeitung“ und „Feldkircher wiederum seinem Sohn, dem später von gern kaufte die Stadt Feldkirch schritt- Wochenblatt“). Noch heute befinden sich Kaiser Franz Joseph geadelten Josef weise das Gebäude. Nachdem sie 1967 das „Morgenblatt“ und die „Katholischen Andreas Ritter von Tschavoll. Letzterer Alleinbesitzerin geworden war, wurden Blätter“ im Bestand der Stadtbibliothek war zweifellos einer der bedeutendsten umfangreiche Restaurierungsarbeiten Feldkirch. Genutzt wurde der Lese- Gestalten der Feldkircher Geschichte im durchgeführt. 1972 konnte das Stadt- verein in erster Linie von Feldkircher 19. Jahrhundert. Er bekleidete das Amt archiv im Palais seine neuen Räum- Bürger*innen – Beamten, Geistlichen, des Bürgermeisters und war Vertreter lichkeiten beziehen, 1979 wurde die Ärzten und Kaufleuten. Doch es wurden der Stadt im Landtag. Darüber hinaus Stadtbibliothek eröffnet. „Kunst Palais auch Mitglieder aus der näheren Region wirkte er als Mäzen, initiierte den Bau Liechtenstein“ präsentiert seit Jahr- aufgenommen, damit wirkte die Institu- der Kapfstraße und stiftete den nach zehnten Werke der zeitgenössischen bil- tion weit über die Stadtgrenzen hinaus. n ZEITTAFEL > 1961 > 2018 PALAIS LIECHTENSTEIN Das Gebäude wird unter Denkmal- Ausstellung „Von Hugo bis dato“ zum schutz gestellt. 800-jährigen Stadtjubiläum > 1658-1697 > 1964-1967 > 2021 Vorgängerbau als erzherzogliches Die Stadt Feldkirch erwirbt schrittwei- Ausstellung „500 Jahre St. Annenaltar Hubamt genutzt se das Haus von den Erben. (1521|2021)“ > 1697 > 1967 Hubamt bei großem Stadtbrand Die Stadt Feldkirch wird Alleinbesitze- Palais Liechtenstein in den 1950er-Jahren zerstört rin des Hauses. > 1700 > 1967-1979 Fürst Hans Adam Andreas von Liech- Restaurierungsarbeiten tenstein erwirbt die Brandstelle > 1972 > bis 1774 Umzug des Stadtarchivs in das erste Verwaltungssitz des Reichsfürstentums Stockwerk des Palais Liechtenstein Liechtenstein > 1979 > 1774- 1967 Eröffnung der Stadtbibliothek im ers- Wechselnde Besitzer aus der Feldkir- ten Stockwerk des Hauses cher Bürgerschaft FELDKIRCH AK TUEL L 2 /2 0 2 1 5
PALAIS LIECHTENSTEIN „Das Palais Liechtenstein als ‚Haus des Humanismus‘ ist ein ambitioniertes Projekt und eine Riesenchance für Feld- kirch.“ Bürgermeister Wolfgang Matt KULTUR UND DISKURS Haus des Humanismus und des Dialogs beitsgruppen, das Land Vorarlberg und In ihrer letzten Sitzung hat die international tätige Expert*innen betei- Stadtvertretung einen für das ligt waren, in aller gebotenen Sorgfalt Palais Liechtenstein und für die ein Projekt entwickelt werden, das jetzt Stadt in ihrer Gesamtheit zu- konkret vorbereitet und 2022 gestartet kunftsweisenden Beschluss ge- werden kann. fasst. Das Projekt „Palais Liech- tenstein – Erbe und Vision“ kann Beteiligung somit gestartet werden. Die kürz- Es ist ein sehr ambitioniertes Projekt, et- lich eröffnete Wolf Huber-Aus- was, das es in dieser Form zumindest im stellung gibt bereits einen kleinen Land derzeit noch nicht gibt und das, wie Einblick. es Bürgermeister Wolfgang Matt sieht, „eine Riesenchance für die Zukunft von Feldkirch und seiner Bürger*innen“ bie- tet. Das Palais Liechtenstein soll als Haus Spätestens mit der 800-Jahr-Feier des Humanismus zu einem Ort entwi- der Stadt Feldkirch 2018 ist das Palais ckelt werden, an dem Themen im Span- Liechtenstein in den Mittelpunkt der nungsfeld zwischen dem historischen Aufmerksamkeit gerückt. Von Beginn an und humanistischen Vermächtnis der stand für den damaligen Bürgermeister Stadt und aktuellen gesellschaftlichen Wilfried Berchtold außer Frage, dass für Herausforderungen verhandelt und Fra- dieses Gebäude eine kreative Möglich- gen für die Zukunft unserer Gesellschaft keit der künftigen Bespielung gefunden gestellt und diskutiert werden: Ein Haus werden musste. Diesen Weg hat Bür- des Dialogs, ein Ort des Diskurses. Damit germeister Wolfgang Matt konsequent ist allerdings nicht die hermetische aka- weiterverfolgt und so konnte in einem demische Auseinandersetzung gemeint; intensiven Prozess, an dem diverse Ar- vielmehr geht es darum, dass Kunst- und 6 FELDKIRCH AK TUE LL 2/ 2021
PALAIS LIECHTENSTEIN Kulturschaffende eine ganz entscheiden- Unterstützt wird diese Person durch den de Rolle in der Umsetzung spielen wer- engen Austausch mit der Kulturabtei- den und dass eine starke Beteiligung lung und deren aktuellen Leiter Harald aller Bürger*innen nicht nur möglich, Petermichl sowie Hans Gruber, dem Lei- sondern ausdrücklich erwünscht ist. ter der Stadtbibliothek. Ein Haus für alle Feldkirch als Brennglas Das Palais Liechtenstein soll zu einem Der einstimmig verabschiedete Stadt- Haus für alle Bürger*innen werden, die entwicklungsplan wird bei der Themen- dazu bereit sind, selbst an der Gestal- findung eine wichtige Rolle spielen, denn tung ihrer Zukunft mitzuwirken. Ein er beinhaltet bereits Leitlinien dafür, wie Haus für alle Generationen, ein Haus für mit kommenden Herausforderungen Menschen jedweder Herkunft; einzige umzugehen sein wird. Das stellt sicher, Voraussetzung ist die Freude an der Mit- dass die gewählten Themen immer auch wirkung und die Lust an der sachlichen im konkreten Bezug auf die Stadt Feld- Auseinandersetzung. Das Projekt „Palais kirch untersucht werden, obwohl sie von Liechtenstein“ wird als lernendes Sys- ihrer Relevanz her weit über sie hinaus- tem die nötige Zeit bekommen, sich kon- reichen. Feldkirch, im Herzen von Euro- tinuierlich zu entwickeln und bei Bedarf pa, als Brennglas, unter dem europäisch auch zu verändern. relevante Frage- und Problemstellungen ihren Platz haben, um engagiert und Starke Impulse auch mittels durchaus überraschender Zu jedem Thema wird eine von außen Methoden bearbeitet werden zu können. kommende Person (das kann auch ein Team oder eine Organisation sein) als Wolf Huber als Amuse-Gueule Impulsgeber*in damit beauftragt wer- Einen kleinen, wenn auch noch vorsich- den, ein möglichst vielfältiges Programm tigen Blick in diese Zukunft des Palais zum gewählten Generalthema zu ent- Liechtenstein kann man bereits im Um- wickeln, das Fachgespräche, den Dialog feld der aktuellen Wolf Huber-Ausstel- mit den Bürger*innen und künstlerische lung werfen. Zwar gibt es hier noch nicht Interventionen vereint, um die Beschäf- die Impulsgeberin oder den Impulsgeber tigung mit dem Thema so vielschichtig von außen und die Ausstellung ist nicht wie nur möglich zu gestalten. Erkennt- einem Generalthema untergeordnet, aber nisse werden sowohl im Palais selbst die Vielfalt des Begleitprogramms, gerade als auch online zur Verfügung stehen, auch in der Zusammenarbeit mit Kunst- um allen Interessierten die Möglichkeit und Kulturschaffenden, wird ein erstes zu geben, diese zu hinterfragen und so Versprechen für ein lebendiges Palais den Diskurs ständig in Gang zu halten. Liechtenstein der Zukunft darstellen. n „Seele und Gedanken baumeln lassen ohne Konsumzwang: Ein offener und freundlicher Ort, an dem wir über die Zu- kunft diskutieren.“ Stadträtin Laura Fetz FELDKIRCH AK TUEL L 2 /2 0 2 1 7
PALAIS LIECHTENSTEIN < Die Flügel des Feldkircher Annenaltars haben eine abenteuerliche Vergangenheit. AUSSTELLUNG 500 Jahre St. Annenaltar Vor 500 Jahren wurde im heuti- gen Dom von Feldkirch der St. Annenaltar aufgestellt, einer der wertvollsten Kunstschätze Vorarl- bergs. Feldkirch nimmt dies zum Anlass, dem Künstler Wolf Huber eine Veranstaltungsreihe, Projekte und eine Ausstellung im Palais Liechtenstein zu widmen. Der St. Annenaltar gilt als Hauptwerk von Wolf Huber (um 1480-1553). Das Meisterwerk aus der Epoche zwischen Spätgotik und Renaissance umfasst zehn herausragende Tafelgemälde, die einzigartige „Beweinung Christi“, das „Schweißtuch Christi“ sowie acht Flügel- gemälde zur Annalegende und der Kind- heit Christi. Die Wolf Huber-Ausstellung beleuchtet Leben, Werk und Epoche des wohl berühmtesten Feldkircher Künstlers. Ausstellung im Palais Liechtenstein Die wechselvolle Geschichte des Al- tars und besonders das abenteuerliche vielen Reproduktionen verfolgt das zen- trale graphische Werk kann weitgehend > Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag: 9 – 17 Uhr Schicksal der Flügel werden ausführ- in Originalen präsentiert werden. n Samstag und Sonntag: 10 – 16 Uhr lich nachgezeichnet. Rekonstruktionen zeigen den ursprünglichen Zustand des Altars und der erhaltene „Werkvertrag“ von 1515 ermöglicht Einsichten in die 500 JAHRE ST. ANNENALTAR (1521|2021) > Eintrittspreise Erwachsene: 5 Euro/ermäßigt 3 Euro Auftragskunst zu Beginn der Frühen WOLF HUBER UND SEINE ZEIT Kinder und Jugendliche: bis 15 Jahre Neuzeit. Darüber hinaus werden das Le- frei ben und Werk Wolf Hubers, die Kunst Ausstellung vom 21. Mai bis und das Denken des Humanismus und 14. November 2021 der Renaissance thematisiert. Die Schau versteht sich dabei nicht als Kunst-, son- Palais Liechtenstein > Termine Die Termine für die hochkarätigen dern als Wissensausstellung zu einem Schlossergasse 8 Palais Gespräche und öffentlichen Thema der sakralen Kunst, zur Person 6800 Feldkirch Führungen sind online unter www. Wolf Hubers und zu den ikonographi- feldkirch.at/wh500 zu finden. Grup- schen Möglichkeiten der Frühen Neu- Kontakt: penführungen können auch außerhalb zeit. Dabei wird die zeichnerische und 05522/304-1252; wh500@feldkirch.at; der Öffnungszeiten gebucht werden. malerische Entwicklung des Künstlers in www.feldkirch.at/wh500 FELDKIRCH AK TUEL L 2 /2 0 2 1 9
PALAIS LIECHTENSTEIN LEBEN UND WERKE Wolf Huber – ein Künstler zwischen den Zeiten religiöse Umwälzungen und epochema- sind, so etwa zwei Gemälde im heutigen Nach seiner Kindheit in Feldkirch chende Erfindungen. Dom oder die bemerkenswerten Fresken und mehreren Wanderjahren ließ in der Kapelle der Schattenburg. sich Feldkirchs wohl berühmtes- Kindheit in Feldkirch ter Maler Wolf Huber in Passau Wolf Huber wurde um 1480 in Feldkirch Wanderjahre nieder. Dort erhielt er den Auftrag geboren. Wir kennen nur wenige Daten Anschließend dürfte der junge Mann auf für den Feldkircher Annenaltar. aus seinem Leben und müssen vieles Wanderschaft gegangen sein. Um sich Die Werke Hubers, der als Pio- erschließen. Der Vorname wird in ver- als Künstler weiterzuentwickeln, muss- nier der Landschaftsdarstellung schiedenen Versionen wiedergegeben, te er seine Heimatstadt verlassen. Sein gilt, befinden sich in Museen auf das frühe „Wolfgang“ wurde jedenfalls Weg hat ihn wohl über Innsbruck, Salz- der ganzen Welt. bald zu dem später überwiegend ver- burg und Linz nach Wien geführt. Dort, wendeten „Wolf“ verkürzt. Aufgrund so schließt Franz Winzinger aus einer seiner späteren humanistischen Bildung Analyse des Huber‘schen Frühwerks, sei können wir annehmen, dass der junge er auf Lucas Cranach den Älteren (1472- Wolf Huber lebte und arbeitete in einer „Wolfgang“ die weithin geschätzte La- 1553) getroffen, der zwischen 1502 und Zeit des Umbruchs. Renaissance und teinschule in Feldkirch besuchte, an der 1504 in der Stadt weilte. Auch mit Alb- Humanismus waren eine von Krisen ge- einige Jahre vor seiner Geburt ein so recht Altdorfer (um 1480-1538) dürfte er schüttelte Zeit. Althergebrachte Selbst- berühmter Humanist wie Hieronymus in dieser Zeit bereits in Kontakt getreten verständlichkeiten wurden brüchig, der Münzer als Lateinschulmeister gewirkt sein. Strukturwandel vom Feudalismus zum hatte. Möglicherweise hat er auch eine Bürgertum schaffte ein tiefes Krisenbe- Lehre in der Werkstatt des Hans Huber Passau wusstsein und schürte Ängste. Auf der absolviert, seinem Vater oder zumin- Vor 1515 muss sich Wolf Huber in Pas- anderen Seite erlebte kaum ein Zeital- dest nahen Verwandten, von dem einige sau niedergelassen haben. Als er näm- ter so viele Neuanfänge, Entdeckungen, bedeutende Werke erhalten geblieben lich in diesem Jahr den Auftrag für den 10 FELDKIRCH AK TUE LL 2/ 2021
PALAIS LIECHTENSTEIN < Mann mit Kappe (vermutlich ein Selbstbildnis), Wolf Huber, 1522 St. Annenaltar in seiner Geburtsstadt Kreis von Humanisten gefunden, der sich um den Bischof sam- Feldkirch annahm, musste Huber auf 1539 wurde Huber zum ersten Mal in ei- melte. Ähnlich wie in Feldkirch entstand jeden Fall dort schon arriviert gewesen ner Quelle „Burger zu Passau“ genannt. ein Netzwerk gelehrter Männer, die dem sein und eine beachtliche Werkstatt In demselben Dokument wurde auch neuen Denken anhingen. Ihm gehörten aufgebaut haben, die sich einer solchen erstmals seine Ehefrau Anna erwähnt. Ärzte, Rechtsgelehrte, Mathematiker, Aufgabe gewachsen zeigte. In der Folge Da seine Kinder bei seinem Tod knapp Historiker und Naturwissenschaftler an. stand er bis zu seinem Tod in einem en- vierzehn Jahre später noch minderjährig gen Verhältnis zum bischöflichen Hof. In sein werden, kann man durchaus anneh- Im Alter von über siebzig Jahren starb den Jahren von 1529 bis 1531 leitete der men, dass sich Wolf Huber erst in relativ Wolf Huber am 3. Juni 1553 in Passau. Künstler den Umbau von Schloss Neu- hohem Alter verehelichte. In den 1540er- Sein erhaltener Grabstein weist ihn als burg am Inn, bei dem die mittelalterliche Jahren war er dann als Stadtbaumeister „kunstreichen“, hochangesehenen Bür- Burg um zwei Renaissance-Trakte erwei- vielbeschäftigt, er musste Baubesichti- ger und Hofmaler aus. > tert wurde. Huber hat neben seinen Tä- gungen durchführen, Gutachten erstel- tigkeiten als Maler und Baumeister noch len und seine Werkstatt florierte. Es war andere Aufgaben in Passau erfüllt. Dies Fürstbischof Graf Wolfgang von Salm wird durch Quellen nahegelegt, ohne (1514-1555), der den Künstler protegier- dass ersichtlich wäre, um welche Arbei- te und förderte. Huber hat auch bald ten es sich genau handelte. Eingang in den Kreis von Humanisten Drachenkampf des heiligen Georg, Holzschnitt, Wolf Huber, 1520 LEBEN DES WOLF HUBER > um 1480 > 1532 geboren in Feldkirch Eintrag „Wolfgang, maler“ im Feldkir- cher Beichtregister > nach 1500 Lehr- und Wanderjahre > 1539 Bürger zu Passau > vor 1515 eigene Werkstatt in Passau > 1539 Erwähnung der Ehefrau Anna > 1515 Vertrag für den St. Annenaltar > 1541 Nennung als Stadtbaumeister von > 1521 Passau Aufstellung des St. Annenaltars in Feldkirch > 1542 Bestätigung als fürstbischöflicher > 1529-1531 Hofmaler Baumeister für Erweiterungen am Schloss Neuburg am Inn > 1553 Tod am 3. Juni in Passau > 1530 Beisetzung des Grafen Niklas I. von Salm in Wien FELDKIRCH AK TUEL L 2 /2 0 2 1 11
PALAIS LIECHTENSTEIN > Zwischen Gotik und Renaissance herausgestrichen wird. Man versteht auch ein neues Bewusstsein von Natur. Wolf Huber hat ein umfangreiches Werk darunter eine Neigung zu subjektivem Dabei erweist sich Huber als ein Meis- von Federzeichnungen, Ölgemälden Ausdruck von Gefühl und Leidenschaft, ter der empfindsamen Schilderung der und Druckgrafiken geschaffen. Er gilt bei der die Formen in einer dynamischen unberührten Natur, der tiefen Ruhe und heute neben Albrecht Altdorfer als be- Spannung gehalten werden. Altdorfer Harmonie in hohen und weiten Bild- deutendster Vertreter der so genannten und Huber revolutionierten vor allem räumen. Die neuen Gesetze der Pers- „Donauschule“. Diese Bezeichnung wird die Landschaftsdarstellung in dieser pektive ermöglichten ihm zudem, die mittlerweile mit guten Gründen ange- Hinsicht. Eigenständigkeit der Natur realistisch zweifelt, da nie eine Schule im eigent- darzustellen. lichen Sinne bestand und sich die Wir- Landschaftsdarstellung kung der betroffenen Künstler weit über Wolf Huber gilt heute als ein Pionier Die enorme Bedeutung des Schaffens den Donau-Bereich hinaus erstreckte. der autonomen Landschaftsdarstellung. Wolf Hubers dokumentiert sich heute Doch unter dem Einfluss von Albrecht Diese fungierte zuvor nur als stilisierter nicht zuletzt dadurch, dass sich seine Dürer (1471-1528) und Lucas Cranach Hintergrund oder entfiel ganz. Nunmehr Werke in den Sammlungen von beinahe d. Älteren (1472-1553) entwickelte sich richtete sich die Aufmerksamkeit wirk- sechzig bedeutenden Museen befinden, zwischen Gotik und Renaissance eine lich auf die Landschaft an sich. Statt darunter der Louvre in Paris, die Uffizien herausragende Kunstrichtung, als deren allegorisch-sinnbildlicher fanden sich in Florenz, das Metropolitan Museum in zentrales Kennzeichen von der Kunst- nun auch sachgetreue Darstellun- New York, die Albertina und das Kunst- geschichte ein „Hang zur Expressivität“ gen. Diese Entwicklung dokumentiert historische Museum in Wien. n < Landschaft mit doppelstämmigem Baum, Wolf Huber, 1531 12 FELDKIRCH AK TUE LL 2/ 2021
PALAIS LIECHTENSTEIN VON INKUNABELN BIS BELLETRISTIK Die Stadtbibliothek im Palais Die Stadtbibliothek Liechtenstein steht allen Interessierten offen. Feldkirch Die Bibliothek verfügt über verschiedene Büchereien (Altenstadt, Gisingen, No- 1978 wurde die Feldkircher Stadt- Sondersammlungen; hervorgehoben sei- fels, Tosters, Stadtbibliothek) können bibliothek gegründet und im Palais en das Musikarchiv mit vielen Autogra- alle anderen kostenfrei genutzt werden.n Liechtenstein eingerichtet. Sie bie- phen von Feldkircher und Vorarlberger tet ein breites Angebot an Büchern, Zeitschriften und DVDs. Als wis- Komponisten sowie die Humanisten- bibliothek mit mittelalterlichen Hand- > Die aktuellen Öffnungszeiten sowie eine umfangreiche Bü- senschaftliche Bibliothek steht sie schriften, Frühdrucken und Inkunabeln cherauswahl im Online-Katalog allen Interessierten für Forschung, (gedruckte Schriften aus der Zeit vor finden Sie online unter: Beruf und Bildung offen. 1500). Die Stadtbibliothek versteht sich www.feldkirch.at/buechereien auch als kulturelle Einrichtung und hat sich die Förderung des Humanismus Stadtbibliothek Feldkirch zum Ziel gesetzt. 2014 wurde eine Aus- Palais Liechtenstein Sammelschwerpunkte bilden die Ge- stellung zum 500. Geburtstag des großen Schlossergasse 8, 6800 Feldkirch schichte und Geographie von Feldkirch Feldkircher Humanisten Georg Joachim Kontakt: bibliothek@feldkirch.at; und der näheren Region sowie Werke Rheticus gestaltet, 2018 die große Jubi- 05522/304-1252 der Geisteswissenschaften. Darüber hin- läumsausstellung „Von Hugo bis dato“. aus verfügt die Stadtbibliothek über eine Seit 2015 werden zudem die „Palais Ge- umfangreiche Sammlung von Filmen des spräche“ zu historischen, literarischen gehobenen Anspruchs, über eine Fremd- und philosophischen Themen durchge- sprachenbibliothek sowie über eine brei- führt. te Sammlung an Reiseführern. Seit 2020 TIPP werden in beschränktem Umfang auch Leseförderung Belletristik, Sachbücher und Ratgeber Kinder lesen gratis: Leseförderung ist > Renate Milles Buch- und Filmtipp der sowie Kinder- und Jugendliteratur in der Stadt Feldkirch ein großes Anliegen. Stadtbibliothek auf Seite 43 gibt den Bestand aufgenommen, eine Ergän- Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre Einblicke in die spannende Epoche zung zu dem Angebot der vier Stadtteil- können daher Bücher in allen Feldkir- der Veränderung, in der die berühm- büchereien Altenstadt, Gisingen, Nofels cher Bibliotheken gratis entlehnen. Bei ten Werke Wolf Hubers entstanden und Tosters. Einschreibung in eine der Feldkircher sind. FELDKIRCH AK TUEL L 2 /2 0 2 1 13
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STADT INTERN > Die Fahrradförderung der Stadt Feldkirch unterstützt umweltfreundliche Mobilität. FÖRDERUNG VERLÄNGERT Fahrradstadt Feldkirch verkehr als umweltfreundliche Mobili- www.vorarlberg.radelt.at anmeldet und Schon jetzt werden in Vorarlberg tätsform weiter unterstützt werden. Das die geradelten Kilometer regelmäßig etwa 16 Prozent aller Wege im Feldkircher Fördermodell sieht konkret einträgt, sichert sich die Chance auf tolle Alltag mit dem Rad zurückgelegt eine Förderung für Fahrradanhänger, Gewinne. und bis 2030 soll diese Quote auf Fahrrad-Trolleys sowie Lastenfahrräder über 20 Prozent erhöht werden. Die Fahrradförderung der Stadt vor. Zusätzlich werden in Ausnahme- fällen auch Spezialfahrräder für Thera- > www.vorarlberg.radelt.at Feldkirch und der landesweite piezwecke begünstigt. Je nach Art des Rücksicht nehmen Fahrradwettbewerb unterstützen Gefährts kommen unterschiedliche Un- Ein Appell sei hier noch an alle dies. terstützungsbeiträge zur Anwendung. Radfahrer*innen gerichtet: Mit dem Ein- Das Antragsformular und detailliertere zug der frühlingshaften Temperaturen Informationen sind auf der Homepage häufen sich im Rathaus die Beschwerden der Stadt Feldkirch. von Fußgänger*innen, die sich aus ihrer Die Weltgesundheitsorganisation emp- Sicht von zu schnellem Radverkehr in fiehlt 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche. Radfahren gehört dabei zu > www.feldkirch.at/foerderungen der Fußgängerzone beeinträchtigt oder gefährdet fühlen. den besonders schonenden Sportarten. RADIUS Tägliches Radfahren hält fit, stärkt den Seit 2019 radelt Vorarlberg mit den Der Aufruf gilt allen Radfahrer*innen Kreislauf und auch das Immunsystem anderen österreichischen Bundeslän- in der Feldkircher Fußgängerzone: und das Rad ist das umweltfreundlichste dern um die Wette. Ein Drittel aller Bitte nehmen Sie Rücksicht und hal- Verkehrsmittel. Teilnehmer*innen bei „Österreich ra- ten Sie sich an die vorgeschriebene delt“ war 2020 aus Vorarlberg. Auch Schrittgeschwindigkeit in den Fuß- Fahrradförderung heuer können wieder alle Interessierten gängerzonen, damit die Sicherheit Mit der Weiterführung der Fahrradför- vom 20. März bis 30. September beim aller auf den Straßen gewährleistet derung der Stadt Feldkirch soll der Rad- RADIUS 2021 mitmachen. Wer sich auf wird. n FELDKIRCH AK TUEL L 2 /2 0 2 1 15
STADT INTERN STADTBUS Anfang September ist Starttermin für ausgebaute Buslinie 7 Die Stadtbuslinie 7 mit der Strecke Bahnhof - Letze - Frastanz - Maria Grün - Montforthaus mit Einstiegs- möglichkeit an 20 Haltestellen wird ausgebaut. Ab 5. Septem- ber wird das bestehende Angebot durch den Einsatz eines zweiten Kleinbusses mehr als verdoppelt. Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfül- lung: Mit Sonntag, 5. September, wächst unterjährig das Angebot der Linie 7. Werktags werden etwa 9.000 zusätzliche Busfahrten pro Jahr angeboten; das sind 90.000 Kilometer mehr jährliche Fahr- leistung. Der Freizeitverkehr, beispiels- weise zum Schwimmbad Felsenau, wird verstärkt und den Besucher*innen von Geschäften in der Innenstadt werden bessere Nahverbindungen geboten. Wie jahrelang gewünscht, wird eine zusätzli- che, neue Haltestelle „Blasenberggasse“ für Besucher*innen des Antoniushau- ses der Kreuzschwestern eingerichtet. Ausgebaut wird die Linie 7 werktags und samstags bis 22.30 Uhr. Unter der Woche fährt der Letze-Bus dann im Halbstundentakt; ein zusätzlicher Kurs pro Stunde verdichtet den derzeitigen Stundentakt. Ab September fahren somit zwei Busse jeweils in entgegengesetzte Richtung. Das ist mehr als eine Verdop- pelung des Angebotes. An Sonn- und < Durch den Einsatz eines zweiten 7er-Bus wird das Angebot mehr als verdoppelt. 16 FELDKIRCH AK TUE LL 2/ 2021
STADT INTERN „Für den Ausbau der Linie 7 ist die Anschaffung eines zwei- ten Kleinbusses notwendig.“ Stadtrat Rainer Keckeis Feiertagen wird in der Zeit von 7.30 Uhr Menschen mit eingeschränkter Mobilität LINIE 7: bis 20 Uhr im Stundentakt gefahren. große Vorteile. Die Umwelt bedankt sich VERBESSERUNGEN AUF für die Entscheidung, die neueste Tech- EINEN BLICK: Letze: Vorrang für Stadtbus nik einzusetzen: Der Kraftstoffverbrauch Wo immer – trotz aller attraktiven Alter- ist im Vergleich zum Vorgängerfahrzeug > Mehr als eine Verdoppelung des An- nativen – Autoverkehr vorhanden bleibt, um ein Drittel gesunken, die Emissions- gebotes mit Start am 5. September sollte dieser bestmöglich abgewickelt werte der beiden Busse entsprechen dem > Zwei Kleinbusse sind auf der Strecke werden. Aufgrund von Schleichweg- anspruchsvollsten europäischen Abgas- in Feldkirch und Frastanz unterwegs Überfahrten ist es in den vergangenen standard EURO 6d. > Rund 170.000 gefahrene Kilometer Monaten zu einem erhöhten Verkehrs- pro Jahr aufkommen auf der Letze gekommen. Busangebot verbindet > Verbesserte Anbindung ans Demzufolge konnte der enge Fahrplan Im Jahr 1994 hat die Linie 7 ihren Be- Schwimmbad Felsenau der Linie 7 nicht gehalten werden. Eine trieb aufgenommen. Zu Beginn gab es > Neue Haltestelle Blasenberggasse wesentliche Verbesserung in der Ver- vier Fahrten am Vormittag und vier am für Besucher*innen des Antonius- kehrsabwicklung wurde mit der Errich- Nachmittag. Drei Jahre später wurde hauses tung einer Ampelanlage auf der Letze die Linie 7 auf die Gemeinde Frastanz > Halbstundentakt für die geschaffen. Die Ampel wird mittels eines ausgeweitet; am 5. September wird in Anrainer*innen von Montag bis Signalgebers aktiviert, damit der Bus einem weiteren Schritt das Busangebot Freitag ohne Beeinträchtigung durch Gegenver- nochmal stark verbessert. Die Gesamt- > Ausweitung des Linienverkehrs von kehr zwischen 14.30 und 18.30 Uhr von kosten für diese Angebotserweiterung Montag – Samstag bis 22.30 Uhr Fellengatter über die Letzestraße nach belaufen sich für die Stadt Feldkirch > Stundentakt an Sonn- und Feierta- Tisis fahren kann. und die Gemeinde Frastanz auf 300.000 gen von 7.30 bis 20 Uhr Euro pro Jahr. Ziel beider Gemeinden ist Stadtbus schaut auf Umwelt es, mehr Fahrgäste für den Öffentlichen Die Firma Niggbus, Betreiber des Stadt- Personennahverkehr zu gewinnen und busses und der Linie 7, hat die Feldkircher den Individualverkehr, insbesondere die Busflotte in Sachen Umweltbewusstsein Überfahrten über die Letze zu reduzie- mehr als einmal positiv in die Schlag- ren. „Ich freue mich sehr, unseren Fahr- zeilen gebracht. „Auf Umweltschutz, gästen mit der Angebotserweiterung Komfort für die Fahrgäste und Barri- der Linie 7 ein verbessertes öffentliches erefreiheit wird bei der Busbestellung Busangebot bieten zu können“, so der seit jeher großer Wert gelegt“, weiß der Stadtrat für Verkehrsplanung Thomas zuständige Stadtrat Rainer Keckeis. „Für Spalt. „Im Gesamtverkehrskonzept – in den Ausbau der Linie 7 ist die Anschaf- dem die wesentlichen Maßnahmen für fung eines zweiten Kleinbusses notwen- das Verkehrsgeschehen in Feldkirch dig.“ Bestellt wurde analog zum derzeit festgelegt sind – ist unter anderem die eingesetzten Letze-Bus wieder ein Klein- Verbesserung im Öffentlichen Verkehr „Durch die Angebotserwei- bus. Dieser verfügt über 13 Sitz- und 21 ein wichtiges Thema. Mit dem Ausbau terung der Linie 7 wird das Stehplätze. Durch einen deutlich niedri- der Linie 7 konnte eine wertvolle Maß- öffentliche Busangebot weiter geren Vordereinstieg und den leicht zu nahme dieses Konzeptes umgesetzt wer- verbessert.“ erreichenden Rollstuhlplatz bietet er für den“, freut sich der Stadtrat. n Stadtrat Thomas Spalt FELDKIRCH AK TUEL L 2 /2 0 2 1 17
STADT INTERN SEHNSUCHT URLAUB FLUG – SCHIFF – BUS „Feldkirch wächst kontinuier- lich und deshalb intensivie- Angelika Braunstein Nadine Lerch Daniel Morscher Rainer Nägele ren wir unsere Bemühungen, möglichst kostengünstigen Wohnraum zu schaffen.“ Stadtrat Guntram Rederer Delia Christian Peter Andreas Spiegl Urban Vinzenz Walser Wir kümmern uns in bewährter Form um Ihre Urlaubswünsche! STADTQUARTIER WÄCHST Leistbares Wohnen in der Bahnhofcity sowie nachhaltige Energieversorgung. Mit der Bahnhofcity entsteht bis Viele der gemeinnützigen Wohnungen 2022 ein neues urbanes Stadt- verfügen über Balkone mit weiten Aus- quartier am Feldkircher Bahnhof. blicken. Bis zur Fertigstellung der Bahn- Im bereits fertiggestellten Wohnge- hofcity werden weitere 80 Wohnungen bäude befinden sich 60 Wohnun- entstehen, um dem wachsenden Bedarf gen der VOGEWOSI. Trotz Co- gerecht zu werden. „Unsere Stadt wächst rona-Pandemie wird der Zeitplan kontinuierlich“, so Sozial-Stadtrat Gun- eingehalten. tram Rederer, „deshalb intensivieren wir unsere Bemühungen, möglichst kos- tengünstigen Wohnraum zu schaffen. Im Quartier rund um den Feldkircher Obwohl es ein gutes Angebot an quali- Bahnhof ist dies gut gelungen und ich tativ hochwertigen Neubauwohnungen freue mich darauf, wenn alle Wohnun- gibt, stellen die überdurchschnittlich gen fertiggestellt sind und vermietet gestiegenen Wohnkosten für viele Men- werden können.“ Alle neuen VOGEWO- schen ein Problem dar. Im Stadtquartier SI-Wohnanlagen sind als ökologische Bahnhofcity sind bisher 60 neue Woh- und barrierefreie Bauten konzipiert. Seit nungen entstanden, die im April von der 2014 werden die Neubauten nach dem VOGEWOSI (Vorarlberger gemeinnützi- neuen Wohnbauförderungsprogramm ge Wohnungsbau- und Siedlungsgesell- „Basisförderung mit Bonussystem“ er- schaft mbH) an die Mieter*innen über- richtet. geben wurden. Die Wohnungen eignen 6800 Feldkirch • Illpark sich perfekt für all jene, die die Vorzüge Weitere Schritte Tel. 05522-74680 • reisen@nachbaur.at des urbanen Lebens schätzen: Funk- Auch die Gebäude auf der Innenstadt- 6850 Dornbirn • Riedgasse 11 tionaler Schnitt, moderne Architektur Seite nehmen kontinuierlich Gestalt an. Tel. 05572-20404 • dornbirn@nachbaur.at reisen@nachbaur.at 18 • www.nachbaur.at FELDKIRCH AK TUE LL 2/ 2021
STADT INTERN Die Gebäude auf der Innenstadt-Seite (Baufeld 4, 5 und 6) nehmen Gestalt an. Auf Baufeld 4 entsteht ein reines Bü- Übergabe an den Betreiber René Gmei- Individualverkehr sein und öffentlichen rohaus mit sieben Ober- und zwei Un- ner (siehe dazu Interview S. 46). Verkehrsmitteln, Fußgänger*innen und tergeschossen. Das Erdgeschoss bietet Radfahrer*innen Raum geben. Die rund Raum für zwei Geschäfte oder Dienst- Die Bahnhofcity Feldkirch soll voraus- 13.500 Personen, die künftig täglich den leister und ein Café. Das Gebäude bietet sichtlich Anfang des Jahres 2022 kom- größten Umsteigebahnhof Vorarlbergs den perfekten Raum für zukunftswei- plett fertig gestellt sein. Ab diesem Zeit- passieren werden, dürfen weiter ge- sende und innovative Firmen, die ihren punkt wird das gesamte Areal frei vom spannt bleiben. n Mitarbeiter*innen ein optimales Arbeits- umfeld bieten wollen. Im großzügigen ZAHLEN UND FAKTEN Wohn- und Geschäftshaus auf Baufeld 5 werden neben einer Geschäftsfläche im > Projektbetreiber: FB Future Bauart Immobilien GmbH Erdgeschoss 64 hochwertige Wohnun- > Bauzeitplan: 2019 – 2022 gen entstehen. Hinzu kommen Tiefgara- > Wohnungen: 140 genplätze in zwei Untergeschossen. Die > Hotelzimmer: 125 etwas kleinere Wohnanlage auf Baufeld > Fläche für Handel und Gastronomie: etwa 1.800 m² 6 hingegen wird neben einer Geschäfts- > Bürofläche: etwa 2.700 m² fläche im Erdgeschoss in insgesamt fünf > Radabstellplätze: etwa 500 Obergeschossen Platz für 16 Wohnungen > Tiefgaragenplätze (öffentlich und privat): über 360 und 23 Tiefgaragenplätze im Unterge- > Tiefgaragenfläche: etwa 8.000 m² schoss bieten. Auch der Rohbau des zu- > Projektkosten: etwa 60 Millionen Euro künftigen Hotels ist zwischenzeitlich fer- > Geplante Fertigstellung: Frühjahr 2022 tiggestellt worden. Ende Mai erfolgt die FELDKIRCH AK TUEL L 2 /2 0 2 1 19
www.stadtwerke-feldkirch.at Hotline: Tel +43 5522 9000 SICHERE VERSORGUNG UND VERLÄSSLICHER SERVICE – AUCH IN KRISENZEITEN Erstklassige Produkte und Top-Service sind für uns selbstverständlich. Darüber hinaus ist nicht nur unser Kundenservice für Sie da, sondern auch unsere Notfall-Hotline. Und zwar 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche. Wir kümmern uns um Ihr Anliegen. STROM WASSER STADTBUS ELEKTROTECHNIK TELEKOMMUNIKATION
STADT INTERN EINLADUNG ZUR BETEILIGUNG Feldkirchs digitale „Zentral ist nicht die ‚Smart Zukunft mitgestalten City‘, sondern im Mittelpunkt stehen die ‚Happy Citizens‘.“ Stadtrat Georg Oberndorfer Feldkirch macht sich fit für die di- www.feldkirch.at gitale Zukunft und startet die in der Stadtvertretung beschlosse- FELDKIRCHS DIGITALE ZUKUNFT ne Entwicklung einer Digitalisie- MITGESTALTEN rungsstrategie mit einem breiten Einladung zur Beteiligung Beteiligungsprozess. Die einen sehen es als Modewort, die an- deren als die wichtigste Veränderung un- serer Gesellschaft in den nächsten Jah- ren: Die Digitalisierung. Klar ist, dass die Digitalisierung in unserem Leben heute schon eine bedeutende Rolle spielt und sich die Nutzung digitaler Angebote in den letzten Jahren rasant entwickelt hat. richtig aufgestellt zu sein: „Es besteht zentralen Fragestellung widmen, was Das Smartphone ist das Tor zur digita- kein Zweifel daran, dass die Geschwin- sich die Feldkircher Bürger*innen an len Welt geworden: Ob Kommunikation digkeit der digitalen Transformation in digitalen Angeboten und Dienstleistun- oder Informationsbeschaffung, Reisebu- den nächsten Jahren sogar noch zuneh- gen von einer Stadtverwaltung erwarten, chung und Bankgeschäfte, ja selbst die men wird. In Zeiten knapper Ressourcen damit ihr Leben in Feldkirch in allen Le- Partnersuche hat sich in den digitalen und enger Budgets müssen wir uns als benslagen gelingen kann. Zentral ist also Raum verlagert. Kommune daher gut überlegen, worauf nicht die „Smart City“, sondern im Mit- wir uns fokussieren und in welche Tech- telpunkt stehen die „Happy Citizens“! n Digitale Transformation nologien, digitale Tools und Plattformen Diese Entwicklung hat auch vor der städ- wir investieren.“ tischen Verwaltung nicht haltgemacht. BRINGEN SIE SICH EIN Heute schon ist das Feldkircher Bauamt Happy Citizens digital bestens aufgestellt und auch die Die Stadt Feldkirch wird daher in den Welche Angebote und Dienstleistungen internen Abläufe im Rathaus haben ge- nächsten Monaten einen breit angeleg- erwarten Sie sich künftig in Feldkirch rade in der Corona-Krise ihre digitale ten Beteiligungsprozess durchführen, in digitaler Form? Feuertaufe bestanden. Für den für Tech- um gemeinsam mit ihren Bürger*innen Gehen Sie auf unsere Plattform und nologie und Digitalisierung zuständigen und den Mitarbeiter*innen der städti- bringen Sie sich ein: Stadtrat Georg Oberndorfer ist der nun- schen Verwaltung die Prioritäten für die mehr erfolgte Start zur Entwicklung ei- ner Digitalisierungsstrategie daher auch nächsten Jahre festzulegen. Klar ist für Stadtrat Oberndorfer, dass dabei die In- > vorarlberg. mitdenken. kein Eingeständnis von Versäumnissen teressen aller Menschen in Feldkirch im online/ in der städtischen Verwaltung, sondern Zentrum stehen: „Wir werden in diesem digitalisierung ein notwendiger Schritt, um für die kom- Prozess nicht von einer Technikverliebt- menden Herausforderungen strategisch heit geleitet werden. Wir werden uns der FELDKIRCH AK TUEL L 2 /2 0 2 1 21
STADT INTERN KUNST, CORONA UND KULTUR Von Systemrelevanz und wichtigen Begegnungen Ein Jahr Pandemie: Welche Er- „Wir haben im letzten Jahr viel über Verunsicherung bei allen. Vieles blieb fahrungen haben Künstler*innen „Systemrelevanz“ lernen müssen. Nicht und bleibt auf der Strecke, der Leidens- aus Feldkirch gesammelt? Welche so sehr über die Bedeutung des Wortes, druck ist mehr als ein Jahr nach Beginn kreativen Modelle konnten ent- vielmehr über dessen Auslegung und der Pandemie anhaltend hoch. Mit un- stehen? „Feldkirch aktuell“ hat das damit einhergehende Gefühl. Bei serem neu entwickelten Format ‚Spot- nachgefragt, wie Corona unsere vielen Kulturschaffenden schien zeitwei- light‘ haben wir im Herbst 2020 gese- Kunstszene prägt. lig aufgrund fehlender Orientierung das hen, dass Kunst im öffentlichen Raum Selbstverständnis ins Wanken zu gera- auch unter Auflagen funktioniert. Der ten. Gleichzeitig hat sich kaum eine an- Hunger nach Kunst und Kultur ist real. dere Szene so schnell und vielfältig an Wir sind jetzt wagemutig für uns alle: die Zielsetzung gewagt, nicht unsicht- Die Planungen zu ‚Lichtstadt Feldkirch‘ bar zu werden. Für uns war im letzten vom 6. bis 9. Oktober 2021 laufen auf Jahr der Kontakt zu den Künstler*innen Hochtouren. Sonst: ‚Plan B‘, wir kom- sehr eindrücklich. Von einem vollen in- men auf jeden Fall!“ ternationalen Tourkalender von Festival Anfang Oktober wird zu Festival auf Null: Null Begegnung, Sina Wagner, Geschäftsleiterin Feldkirch voraussichtlich null Entwicklung. Starre bei manchen, Lichtstadt Feldkirch wieder zur „Lichtstadt“. 22 FELDKIRCH AK TUE LL 2/ 2021
STADT INTERN Herwig Bauer Brigitte Walk Folkert Uhde Gründer und Organisator Poolbar- walktanztheater.com Künstlerischer Leiter Montforter Festival Zwischentöne „Vor einem Jahr war Corona eine un- „Es ist zu früh, ein Resümee zu ziehen, „Wie geht Festival im Lockdown? Wie bekannte Bedrohung. Aktuell sind die da die Dinge immer noch in Verän- alle anderen Kulturschaffenden dach- Infektionszahlen bedeutend drama- derung begriffen sind und wir nicht ten wir im letzten Frühjahr: Im Juni tischer, aber man fühlt sich nicht so wissen, was uns in einem ‚Danach‘ ist alles vorbei. Im Juni dann dachten ohnmächtig, weil das Ding besser er- erwarten wird. Grundsätzlich bin ich wir: Der November ist sicher! Es kam forscht ist. Und weil es Tests gibt, weil ein positiver, zwischen Poesie und anders. Und das Thema, das sich die es eine Impfung gibt. Und während Lakonie pendelnder Mensch und ge- Zwischentöne ein Jahr vorher gegeben es vor einem Jahr einem Tabubruch wohnt, Leben und Arbeiten in hohem hatten, bekam eine neue, substantielle- gleichkam, nach Möglichkeiten des Maße selbst zu gestalten. Kunst und re Bedeutung: Radio Zwischentöne – vernünftigen Umgangs mit der Bedro- Theater kennen Krisen als normale Perspektiven und Rückblicke auf ein re- hung zu suchen, ist inzwischen allen Herausforderung oder suchen auch gionales Kulturradio. Eigentlich wollten klar, dass es vor allem das ‚wie‘ zu klä- danach. 2020 war angefüllt mit reger wir auf der Bühne des Montforthauses ren gilt, nicht aber das ‚ob‘. Der zweite Tätigkeit, um die abgesagten Projekte Radio spielen – mit Übertragung ins In- Lockdown ging schon mehr an die Sub- umzuplanen und für meine Compagnie ternet. Die fünf Veranstaltungen waren stanz – und das war heilsam, denn es verantwortungsbewusste Entscheidun- zum Hören konzipiert, aber mit Live-Pu- hat mir vor Augen geführt, wie wichtig gen zu treffen. Da ich meine Kunst in blikum. Je näher der November rückte, mir all die menschlichen Begegnungen vielen Arbeitsfeldern ausübe, war es desto stärker stiegen die Infektionszah- sind. Und wie sehr das ‚Menschsein‘ möglich, Seminare digital zu gestalten len. Und dann passierte ein Wunder: über viele Jahre zu kurz kam, weil oder Proben im professionellen Bereich Aus der geplanten ORF-Kooperation, scheinbar das ‚Funktionieren‘ und das abzuhalten. Für 2021 haben wir eine einer langen Radio-Show, die live aus ‚Erfolg haben‘ wichtiger waren – sind wunderbare Schaufenster-Performance dem Montforthaus gesendet werden sie aber nicht. Ich erinnere mich nicht entwickelt, die wir aus behördlichen sollte, erwuchs eine einmalige Einla- an eine Bilanz oder einen Kontostand Gründen derzeit leider nicht aufführen dung: Das Festival konnte im Landes- aus den 90er-Jahren, aber ich erinnere dürfen. Gleichzeitig proben wir für studio Dornbirn stattfinden! Der ORF mich an Gefühle, an Gerüche und an unser Jubiläumsstück zur Philosophin machte vier Abende Sendezeit für uns Freund*innen. Diese eigentlich lächer- Hannah Arendt. Pläne für Sommer, frei und lud uns live ins Studio ein. Eine lich einfache, aber so grundlegende Herbst, die nächsten Jahre gibt es zu- großartige und beispiellose Kooperati- Erkenntnis habe ich dem durch Coro- hauf. Kunst und Kultur werden einen on des öffentlich-rechtlichen Rundfunks na erzwungenen Begegnungs-Entzug essentiellen Beitrag leisten können mit Kulturschaffenden, aus der Krise zu verdanken. Ich hoffe, dass ich das beim Neustart; zur Umsetzung braucht geboren. Und ein Modell für die Zu- nicht vergesse, wenn es wieder leichter es politischen Willen und Weitblick.“ kunft: Der nächste Radio-Zwischentöne- wird, sich hinter Arbeit, Erfolgshunger, Abend ist schon geplant.“ Druck und Oberflächlichkeiten zu ver- stecken.“ > FELDKIRCH AK TUEL L 2 /2 0 2 1 23
STADT INTERN > Klaus Christa Sabine Benzer Barbara Herold Künstlerischer Geschäftsführerin dieheroldfliri. Leiter Musik in der Theater am at, Bundesland- Pforte Saumarkt sprecherin IG Freie Theater „Was unser Kopf schon seit langem „Der Autor Robert Misik hat die Aus- „Es war ein dauerhaftes Hoffen und weiß, hat spätestens in diesem Jahr un- wirkungen der Pandemie analysiert. Bangen. Man steht immer in den Start- sere Herzen durchdrungen: Im Leben Sein Befund: Die Corona-Pandemie löchern und das mehrfache vergebli- kommt es darauf an, dass wir uns als ist ein Stresstest für Gemeinschaften che Umplanen zehrt an den Nerven. Menschen begegnen, miteinander re- und Demokratie. Stress gab es auch Wenn man eine Produktion wie KIND. den, voneinander lernen, miteinander für Kulturschaffende. ‚Es ist zu viel, um ERBE.REICH immer wieder ankündigt, spielen, musizieren und feiern, ganz damit klarzukommen,‘ beschreibt die den Vorverkauf anlegt, Plakate hängt, im Sinne unseres Jahresmottos von Autorin Elif Shafak das vorherrschen- kommt es einem vor, als müsse man 2018: ‚Alles wirkliche Leben ist Begeg- de Gefühl. Das Theater am Saumarkt einen Ladenhüter anpreisen, als sei nung‘. Obwohl wir für das Live-Konzert hat Veranstaltungen verschoben und die Produktion ‚abgestanden‘, obwohl brennen, haben wir in den Lockdowns verschoben, manche bis zu vier Mal, das Thema aktuell ist und bleibt. Es ist mit den Pforte-Balkonen und den Pfor- Proben per Zoom abgehalten, Sitzun- schön, dass Menschen ungewöhnliche te-Hausbesuchen digitale musikalische gen sowieso und Kurzarbeit angemel- Beginnzeiten, Tests und Maske auf sich Grußformate entwickelt, um mit unse- det. Wenn dann mal was stattgefunden nehmen und in der Praxis zeigen, wie rem Publikum in Kontakt zu bleiben. hat, haben die Besucher*innen ihre sehr sie Kunst und Kultur vermisst ha- So konnten wir zumindest notdürftig große Freude ausgedrückt. Die Regeln ben. Impulse von außen haben gefehlt. das Gefühl des Miteinanders lebendig waren aber oft kompliziert, erschienen Erlebnisse in der Natur (mit oder ohne erhalten. Wir werden jene Live-Konzer- manchmal ungerecht und wurden meist Haustier) sind wunderbar, aber es wird te, die wir 2020 zwischen den Lock- viel zu kurzfristig kommuniziert. Aber Zeit, dass der Intellekt und die Sinne downs gespielt haben, nie mehr ver- wir haben auch viel Unterstützung er- wieder kulturelles Futter bekommen. gessen. Die so besondere Stimmung in lebt. ‘In Pandemiezeiten (...) braucht Während ich im Bereich Austausch die den Konzerten war durchdrungen vom es alle Arten von Gemeinsamkeit’, neuen Möglichkeiten am Computer als Bewusstsein, dass das gemeinsame schrieb die Philosophin Isolde Charim immens praktisch empfunden habe, Erleben von Live-Musik keine Selbst- in der Berliner Tageszeitung taz. Die kann ich digitalen Formaten in Kunst verständlichkeit mehr ist. Eine weitere Kultureinrichtungen schaffen diese Mo- und Kultur nichts abgewinnen. Gerade wunderbare Erfahrung ist, wie großzü- mente von Gemeinsamkeit. Die neue bei Theater und Tanz sind die Unmit- gig wir von unseren Abonnent*innen Diskussionsreihe am Saumarkt ‚Wie- telbarkeit des Bühnengeschehens, das in diesem schwierigen Jahr unterstützt der Sprechen’ mit der Moderatorin Bri- mit anderen Menschen gleichzeitig wurden. Seit 1999 sind wir in Feldkirch gitta Soraperra versucht einen Beitrag wahrgenommen wird, und die sinn- verwurzelt und wir sind zuversichtlich, zur gemeinsamen Reflexion dieser Zeit lichen Eindrücke in ihrer Gesamtheit dass wir auch heuer mit Improvisati- zu leisten. “ – Sehen, Hören, Riechen, Schwitzen, onskunst eine würdige Pforte-Saison Langeweile, Begeisterung – durch gestalten können. Wir sind bereit, zu nichts zu ersetzen.“ neuen Ufern aufzubrechen.“ 24 FELDKIRCH AK TUE LL 2/ 2021
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