JUBILÄUMS-PUBLIKATION - zum 10-jährigen Bestehen der Jungen Mitglieder im Kaiser Friedrich Museumsverein
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JUBILÄUMS- PUBLIKATION zum 10-jährigen Bestehen der Jungen Mitglieder im Kaiser Friedrich Museumsverein
Junge Kaiser stellen auf der Exkursion nach Breslau 2018 in der Jahrhunderthalle die Initialen K F M V nach
Inhalt 4 Grußwort 18 Junge Kaiser und Klassiker: Dr. Tessen von Heydebreck, Vorsitzender Bildbetrachtung im Tandem auf der Langen Nacht der Museen 6 Alte Meister – Junge Kaiser Anna Kamaeva Julia Wendt, für die JK zuständiges Vorstandsmitglied und 20 Neue Veranstaltungsformate Dr. Lutz Ohlendorf, JK-Sprecher der Jungen Kaiser „Kommunikation mit dem Vorstand“ Andreas Froncala Frühere Sprecherinnen 24 Junge Freunde – und Sprecher berichten Junge Fördermethoden: JK-Crowdfunding 2016 9 Friederike Kröbel Benjamin Mauruschat JK-Sprecherin 2013/14 11 Christina Hörth und Jonas Richter 28 Facebook und Instagram: JK-Sprecher „Veranstaltungen“ Junge Kaiser und Social Media 2017/18 Viktoria Steiner und Amalie Wilke 13 „Hoffmanns Erzählungen”: 31 Die Bundesinitiative: Mit den Jungen Kaisern Junge Freunde Kunstmuseen im Museum und auf Exkursion Viktoria Steiner Thomas R. Hoffmann 32 Ausblick: 15 Museumsarchitektur betrachten Die Jungen Kaiser im Jahr 2030 mit Dr. h.c. Thomas Albrecht Dr. Alexander Röstel 38 JK-Sprecher 2011 – 2020
Grußwort Herzlichen Glückwunsch! Tessen von Heydebreck Vorsitzender des Kaiser Sehr herzlich gratuliere ich unseren Jungen Friedrich Museumsvereins Kaisern zur zehnten Wiederkehr ihrer „Ge- burtsstunde“! Wir alle sind froh und dankbar, dass unser Kaiser Friedrich Museumsverein heute über eine so stattlich große Zahl junger Mitglieder verfügt. Das Vereinsleben hat dadurch spürbar zunehmende Bereicherung erfahren. Dabei wird durchaus manch Hergebrachtes kritisch hinterfragt und werden Neuerungen angeregt. Gerade das bereichert uns! Wer hätte aber 2010 davon zu träumen ge- wagt, als sich am 23. September im Bode- Museum vier junge Mitglieder des Kaiser Friedrich Museumsvereins und damit nahezu alle, die es damals gab, zu einem Brainstor- ming trafen. Eingeladen dazu hatte die inzwi- schen verstorbene Karin von Oppenheim, die als seinerzeitiges Mitglied des Vorstands die Aufgabe hatte, sich der jungen Mitglieder an- zunehmen und mit ihnen Ideen zu entwickeln, wie der KFMV den Kreis seiner jungen Mit- 4
glieder vergrößern könnte. So wurden aus- dieses Mal mit einem Treffen im Bode- weislich des Protokolls dieses Treffens dann Museum, vormals Kaiser Friedrich-Museum, auch gleich eine Reihe erster Ideen formuliert beginnen … und Vorschläge gemacht, die später vertieft und schließlich zu einem guten Teil umgesetzt Ich werde den Anstoß dazu geben! wurden. Allmählich entstand so Stück für Ihr Stück des Nährbodens, auf dem das Pflänz- chen „Junge Kaiser“ wachsen und gedeihen konnte. Heute ist bereits mehr als jedes siebte Mitglied des KFMV Junger Kaiser! Eine große Erfolgsgeschichte, über die wir uns nicht genug freuen können! Das Erreichte als immens wichtigen und mut- machenden Etappensieg zu bezeichnen, steht dazu nicht im Widerspruch und soll schon gar nicht die Feierlaune trüben. Die Nachhaltigkeit des Erfolgs ist, wie wir alle wissen, aber noch nicht gesichert. Die – um im Bilde zu bleiben – entscheidende Bergetappe liegt nun erst vor uns. Viel zu oft gehen uns Junge Kaiser als Mitglieder verloren, wenn sie ihrer Alters- gruppe entwachsen sind. Dies wenigstens ein gutes Stück weit zu ändern, ist jetzt unsere Herausforderung, zu deren Bewältigung wir wiederum auch und gerade Ihre klugen Köpfe, Ihre Kreativität brauchen, liebe Junge Kaiser! Vielleicht muss es wie vor zehn Jahren auch 5
Alte Meister- Zu den häufigen Missverständnissen hinsicht- lich der „Alten Meister“ zählt die Annahme, Wechselwirkungen zwischen den Akteur:innen unterschiedlicher Phasen und Jahrgänge. Junge Kaiser diese seien vornehmlich für Menschen höhe- ren Lebensalters von Interesse. Das ist nun Zum Selbstverständnis des KFMV gehört es, ebenso Unsinn wie es die zugegebenermaßen in ebensolcher Vielfalt das zivilgesellschaftli- Julia Wendt, vergnügliche Vorstellung wäre, die Alten che Engagement von Menschen unterschied- für die JK zuständiges Meister seien allesamt alt und männlich gewe- lichster Lebensphasen zusammenzuführen Vorstandsmitglied und sen. Nicht zuletzt die Werke in der Sammlung und miteinander zu verknüpfen. Mit den „Jun- Dr. Lutz Ohlendorf, des Kaiser Friedrich Museumsvereins (KFMV) gen Kaisern“ (JK) besteht ein organisatori- JK-Sprecher „Kommunika- zeigen im Vergleich ihrer biographischen Ent- scher Rahmen, der dabei die Gewinnung des tion mit dem Vorstand” stehungsbedingungen die ganze Vielfalt eines Vereinsnachwuchses besonders in den Fokus alle Generationen umfassenden kreativen rückt. Die JK bilden keine eigene, separate Schaffens. Und nicht minder reich ist die Kunst- Struktur, sondern ergänzen die Arbeit und das geschichte an Verschränkungen, Bezügen und Angebot des KFMV um einen weiteren Be- standteil. Die Aufgabe der JK besteht deshalb auch darin, bei einem jüngeren Publikum für die Mitwirkung im Verein zu werben, indem der Wert des vereinten Tätigwerdens für ein gemeinsames Ziel und die hierbei erfahrene Bereicherung anschaulich gemacht werden. Das Engagement für die Bewahrung von Kunst als öffentliches Gut von Relevanz und für die Förderung der Museen kann dabei nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Insbesondere in einer Zeit der ungekannten Multiplikation visueller Medien steht jede Ver- mittlung der Attraktivität des KFMV wie auch anderer, vergleichbarer Museumsvereine vor gewichtigen Herausforderungen. 6
Das immer wieder geäußerte Interesse aus dem gendsten scheint dabei die Frage, wie sich die Kreise der „Klassiker:innen“ – wie die Mitglie- auffällige Lücke schließen lässt, die unter den der, die keine Jungen Kaiser mehr sind, genannt Mitgliedern eine angemessene Repräsentanz werden – an einer Teilnahme an JK-Veranstal- der mittleren Jahrgänge vermissen lässt. Sie tungen, die gemeinsamen Aktivitäten wie die lässt sich quantifizieren: Die Hälfte der Mit- Tandems zur Langen Nacht der Museen und glieder ist bereits im Ruhestand. Dies ist nicht die enge Einbindung der JK in die Arbeit des zuletzt der Tatsache zuzurechnen, dass ein Vereins sind vor diesem Hintergrund Beispiele Großteil der JK mit Überschreiten der Alters- einer gelingenden Verbindung der KFMV-Mit- grenze ihre Mitgliedschaft im Verein aufgibt. glieder über alle Altersgruppen hinweg. Erklärt werden kann dies teils mit der sprung- Zur Bestandsaufnahme im Rahmen eines jeden haften Verdoppelung des Mitgliedsbeitrags, Jubiläums gehört es aber auch, im Gedanken die für einige in der Phase der Karriereplanung an das Erreichte selbstkritisch zu reflektieren, und Familiengründung eine nicht unerhebliche was (noch) besser werden kann. Am drän- Belastung darstellt. Deutlich wichtiger dürfte JK-TalkTalk 2017 in der Bibliothek der Gemäldegalerie: Jährliche Besprechung im Januar mit Specherwahl und Neujahrsempfang. 7
jedoch sein, dass es in der nächsthöheren Al- Vereins insgesamt auch darin, einen Fokus der tersstufe, also gewissermaßen jener der „Jun- Mitgliederwerbung auf die Gruppe der soge- gen Klassiker:innen“, keinen wirklichen nannten „Best Ager“, zu richten, die bisher lei- Anschluss gibt – es handelt sich also nicht zu- der so wenig im Verein vertreten sind und in letzt um einen selbstverstärkenden Effekt. Der der Ressourcen sowie die Suche nach neuen Kontrast zu den vergleichsweise häufigen Be- Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und des gegnungen innerhalb des Kreises der JK fällt Engagements im Anschluss an die kinderzen- offenbar für viele besonders ins Gewicht. trierte Lebensphase eigentlich besonders günstig zusammentreffen. Die Frage, wie der Schwund an dieser Schwelle Für die JK wäre auch dieser Ansatz kein verringert werden kann, gehört zu den Desi- Grund, sich zurückzulehnen. Nur ein Wirken in deraten der Vereinsarbeit, auch bei den JK. gemeinsamer Verbundenheit über die Genera- Verschiedene Ideen zur Abhilfe liegen auf der tionen hinweg kann dem Anspruch des KFMV Hand, etwa mehr jahrgangsverknüpfende For- an sich selbst gerecht werden: Menschen mate wie die erwähnten Tandems, damit die jeden Hintergrundes mit ganz besonderer Gruppe der „Klassiker:innen“ nicht fremd Liebe zur Kunst und hohem Verantwortungs- bleibt, oder eigene Angebote und Foren für die gefühl gegenüber dem Allgemeinwohl für die „Jungen Klassiker:innen“, die einen auf die geteilten Ziele zusammenzuführen. Und eines entsprechende Lebensphase zugeschnittenen ist sicher: Die existenziellen Themen, die in Mehrwert vermitteln. Dass, wie die Mitglie- den Kunstwerken der geförderten Museen derbefragung ergab, für viele JK das aktive verhandelt werden und die den Bogen nicht Miteinander und die soziale Komponente der allein von Liebe und Freude über Eifersucht, Mitgliedschaft noch einen gewichtigeren Wut und Angst bis hin zu Glaube, Gerechtig- Grund für das Engagement im KFMV darstellt keit und Zweifel schlagen, sind zeitlos und be- als der rein mäzenatische Gedanke, unter- rühren den Geist und die Lebenswelt jeden streicht die hierin liegenden Chancen. Alters. Wir würden uns wünschen, dass in der Vereinsarbeit die Brücke ins Hier und Jetzt Möglicherweise liegt eine weitere erfolgsver- noch stärker geschlagen wird. sprechende Maßnahme zur Verjüngung des 8
dass Benjamin Mauruschat und ich zum Sprecher-Team der Jungen Kaiser gewählt Frühere wurden. Das war im Januar 2013 und wir waren zu dem Zeitpunkt schon 55 junge Mit- Sprecherinnen glieder im Kaiser Friedrich Museumsverein! und Sprecher Ich weiß noch, wie aufgeregt ich war, diese Aufgabe von Julia Reyes und Ann-Charlotte berichten Abels – des ersten JK-Sprecher-Teams – zu Friederike Kröbel übernehmen, waren die beiden doch die Jahre JK-Sprecherin 2013/14 davor mit viel Leidenschaft, Freude und En- gagement für die Jungen Kaiser da gewesen! Zum Glück hatte ich mit Benjamin einen wun- derbaren Stellvertreter an meiner Seite und gemeinsam begannen wir in unsere Rollen zu wachsen. Mit großer Unterstützung von Karin von Oppenheim und ab 2014 von Julia Wendt aus dem Vorstand sowie Dr. Bettina Held aus der Geschäftsstelle blicke ich auf zwei spannende Jahre Sprechertätigkeit zurück: Führungen in der Gemäldegalerie und dem Bode-Museum, Architektur-Führungen mit JK-Sprecher 2013/14 Dr. Thomas Albrecht, Exkursionen nach Leip- Benjamin Mauruschat und Friederike Kröbel zig, Hamburg und Frankfurt, Besuche bei KFMV-Mitgliedern und deren Sammlungen, Kaum zu glauben, dass die Jungen Kaiser in Start der Crowdfunding-Reihe, erste Lange diesem Jahr schon ihr 10-jähriges Bestehen Nacht der Museen mit Tandemführungen der feiern! Mir kommt es so vor wie gestern, KFMV-Mitglieder („Klassiker“ und JK), Start- 9
schuss für die Reihe „Ich bin Junger Kaiser sehr schöne Zeit als Sprecherin zu Ende, die und studiere/arbeite ...“, Auftakt vom Talk- ich nicht missen möchte, und gleichzeitig Talk der Jungen Kaiser (damals noch „Salon“) freute ich mich, dass es mit den Jungen Kai- und vieles mehr. sern und dem neugewählten Sprecher-Team mit neuen Ideen weiterging - und auch hof- Hinter den Kulissen repräsentierten Benjamin fentlich immer weitergehen wird! Bleibt mir und ich die Jungen Kaiser nicht nur bei Tref- jetzt nur noch uns, den Jungen Kaisern, zum fen der „Jungen Freunde Kunstmuseen“ und 10-jährigen Bestehen zu gratulieren. Ich bli- schrieben Artikel für deren Veröffentlichun- cke gespannt auf die nächsten Jahre und da- gen, sondern z.B. auch in Vorstandssitzun- rauf, was die Zeit uns bringen wird! gen und wurden dort auch in den Prozess der Neugestaltung des Corporate Designs des Kaiser Friedrich Museumsverein einbezogen. Woran ich mich aber hauptsächlich erinnere, wenn ich auf die zwei Jahre zurückblicke, dann sind das die Jungen Kaiser selbst; die Freude, gemeinsam Kunst und Kultur zu er- leben, der Austausch während den Veran- staltungen und das gemütliche Beisammen- sein mit Drinks beim Ausklang danach; so manch eine wunderbare Freundschaft ist da- raus entstanden. Nach zwei Jahren war es dann Zeit für mich, das Zepter an das nächste Sprecher-Team weiterzureichen, da für mich neue Heraus- forderungen im Ausland anstanden. Ich ver- abschiedete mich mit einem weinenden und einem lachenden Auge: Es ging für mich eine 10
Liebe Junge Kaiser, und zusammen mit den „Fritzen” der Besuch des Frühere liebes Sprecherteam, Jagdschlosses Grunewald mit anschließendem Picknick resultierten. Auch die Verschönerung der vereinsinternen Weihnachtsfeier mit Tisch- Sprecherinnen und Sprecher zunächst herzlichen Glückwunsch zum runden schmuck und dem Verkauf selbstgebackener Jubiläum! Wir freuen uns, dass wir einen Teil der Kekse waren Maßnahmen, die sehr gut ange- berichten bisherigen Geschichte mitgestalten und miterle- nommen wurden. ben durften. Von 2017 bis 2019 waren wir beide gemeinsam (glücklicherweise) für die Organi- Nicht immer von Erfolg gekrönt war unser Ver- sation zuständig und hätten uns im Vorfeld als Christina Hörth und such, die Verknüpfung zwischen den Generati- Jonas Richter (JK-Sprecher Germanistin und Jurist nicht vorstellen können, onen innerhalb des Vereins zu verbessern. Dies „Veranstaltungen“ 2017/18) eines Tages im Bode-Museum und der Gemälde- galerie über Kunstwerke zu referieren (von ver- tiefenden Nachfragen wurde zu unserer Erleich- terung abgesehen). „Raus aus der Komfortzone“ war nicht nur in diesem Punkt eine Herausforde- rung, der wir uns in diesem Amt stellen mussten, was wir auch gerne taten. Gut in Erinnerung geblieben sind uns die Fahrten nach Amsterdam und Breslau, die erfreulich gut angenommen wurden. Vor Ort durften wir in großer Zahl Kunst, Kultur und Gastronomie die- ser Städte kennenlernen. Weitere Highlights waren die Aufnahme des einhundertsten JK- Mitglieds und die Verknüpfung mit anderen Ver- einen, woraus der Besuch der Generalprobe für das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker JK-Sprecher 2017/18: Christina Hörth und Jonas Richter 11
hat leider nur teilweise funktioniert, insbeson- wir viel Spaß beim Besuch zahlreicher Schlösser dere aber bei unserem Sommerausflug mit Pick- (bspw. Potsdamer Schlösser, Ludwigslust, Ba- nick nach Schloss Paretz, welcher dank belsberg und viele weitere Orte) hatten. An die- Sonnenschein und vollen Picknickkörben für ser Stelle ein großes Dankeschön an Andreas beste Stimmung sorgte. Dieser Ausflug war Teil Froncala, der die Fahrten jeweils liebevoll vorbe- der damals neu eingeführten und sehr gut be- reitet und auch wirklich auf jede Rückfrage die suchten Reihe „Schlossathon“, in deren Rahmen passende Antwort hatte. Insgesamt war es eine spannende Zeit, nicht im- mer frei von Stress und Misstönen, aber auf jeden Fall eine Bereicherung und wir können nur empfehlen, sich dieser Herausforderung zu stel- len und zu bemerken, dass Organisationsarbeit nicht immer so einfach ist, wie sie zu sein scheint. Viele Grüße Christina Hörth & Jonas Richter JK-Fahrt nach Amsterdam 2017 12
Für mich persönlich handelt es sich um Ein weiteres Highlight der Fahrten war Frank- „Hoffmanns Glücksmomente, wenn ich einmalige Kunst- furt am Main. Hier verbrachten wir zwei Tage. Erzählungen“ Erinnerungen vor meinem inneren Auge her- Neben den Alten und Neuen Meistern des vorrufen kann. Und das ist mir in ganz beson- derer Weise vergönnt, wenn ich an einige der Städel und des Liebighauses stand am Sonn- tag die Sonderausstellung „Esprit Montmartre“ Mit den JK zahlreichen Exkursionen mit den Jungen Kai- sern zurückdenke. Vor allem die Reisen nach in der Schirn Kunsthalle auf dem Programm. Der Esprit, den die Ausstellung zu versprühen imMuseum und Schwerin, Frankfurt oder Dresden beglücken mich aufgrund besonders ausgeprägter Erleb- vermochte, hatte die gesamte Reisegruppe schon zuvor entfacht. Ein Feuerwerk an Anre- auf Exkursion nisse. Die Exkursion nach Schwerin fand aus gungen und Fragen von Seiten der JK machte Thomas R. Hoffmann Anlass der Sonderausstellung des niederländi- die Führung für mich zu einem ganz besonde- schen Malers Abraham Bloemaert statt. Dieser ren Erlebnis. war ein äußerst einflussreicher Lehrer zahlrei- cher namhafter Maler des 17. Jahrhunderts. Besonderes Interesse der JK erweckte die Bandbreite dieses Ausnahmekünstlers, dessen Schaffen stilistisch vom Manierismus bis zum Frühbarock reichte. Wissbegierig näherte sich die große Gruppe der JK dem „Bloemaert- Effekt“. Nach einem spektakulär umfangreichen Bilderreigen im Schweriner Museum schlender- ten wir inspiriert und beschwingt zum gegen- überliegenden Historismus-Schloss und dem angrenzenden Schlosspark. Persönlicher Erin- nerungs-Höhepunkt bleibt ein ausgelassenes Gemeinschaftsfoto vor dem Schweriner See. Es vermag die Begeisterung und Unbefangen- heit der JK auszudrücken. JK-Exkursion nach Schwerin mit Thomas R. Hoffmann 2012 13
Was bleibt für mich ganz persönlich haften, wenn ich an die JK denke? Vor allem ihre un- glaubliche Wissbegierde sowie die energiege- ladene Freude am Neuen und Unbekannten. Die Philosophie meiner persönlichen Kunst- vermittlung ging bei den JK voll und ganz auf. Denn die Vermittlung von Inhalten und Zu- sammenhängen von Kunstwerken steht bei mir, neben der Wahrnehmung der Aura eines Kunstwerkes, im Mittelpunkt. Der wichtigste Nebeneffekt von Kunstvermittlung sollte zudem die soziale Kontaktaufnahme von Teil- nehmern untereinander sein. So wurde bei den monatlichen Museumsführungen und den ein- JK-Führung mit Thomas R. Hoffmann in der Gemäldegalerie mal im Jahr stattfindenden Exkursionen der JK 2014 junge Menschen, die sonst wahrscheinlich nie aufeinandergetroffen wären, eine gemeinsame Die allererste Exkursion der JK im Mai 2011 Leidenschaft für die Kunst entfacht und hatte Dresden zum Ziel. Unvergesslich bleiben Freundschaften entstanden. Vor allem wäh- die ausgiebigen visuellen Entdeckungen bei rend der gemeinsamen Ausflüge flossen Sy- den Alten Meistern in der Gemäldegalerie und nergien und gaben mir als Vermittler von vor dem Fürstenzug wie auch die Freude an Kunst die erfreuliche Möglichkeit, die Bindun- großartigen Außenräumen wie der Brühlschen gen unter den Jungen Kaisern gedeihen und Terrasse und dem wundervollen Canaletto- wachsen zu sehen. Was gibt es Schöneres, als Blick. Lustig und beschwingt ging diese Ex- dies beobachten zu dürfen? kursion mit einem gemeinsamen Abendessen mit Blick auf die Frauenkirche zu Ende. DANKE JUNGE KAISER!!! 14
Am 5. Mai 2011 fand die erste von bisher 18 Museumsarchitekturführungen für die Jungen schen Rahmen Kunst und Kultur benötigen, um zur ihnen gebührenden Geltung zu kommen. Museums- Kaiser statt. Die 19., zur James Simon-Galerie von David Chipperfield, im März 2020, musste Die Liste unserer Museumsarchitekturbesich- architektur coronabedingt verschoben werden. tigungen ist lang und vielfältig. Sie zeigt so- wohl „was war“ als auch „was kommt“ als betrachten 10 Jahre Junge Kaiser: Das heißt in diesem auch „was eines Tages kommt“. mit Dr. h.c.Thomas Albrecht, Veranstaltungsformat zwei Mal im Jahr Archi- Architekt und tekturführung, das bedeutet dann, jeweils KFMV-Vorstandsmitglied samstags um 14 Uhr, eine Gruppe von jungen Mitgliedern zu versammeln, die gebannt den lebhaften, spannenden Erläuterungen eines Architekten lauschen, der selbst erfahrener Museumsbauer ist. Natürlich waren die beiden ersten Führungen unseren beiden geförderten Häusern gewidmet, Bauten von 1904 und 1998. Dann ging es hinauf und hinunter durch die Baugeschichte: Das erste Berliner Museum war das Alte Museum, eröffnet 1830, das jüngste – bisher in dieser Serie be- trachtete - das Potsdamer Museum Barberini, ein rekonstruierter Bau, eröffnet 2017. Wir schauen uns das Äußere an, gehen nach Möglichkeit auch in die Häuser, wir sehen un- terschiedlichste Architekturauffassungen und Vorstellungen darüber, welchen architektoni- Mit Dr. h.c.Thomas Albrecht im Museum Berggruen 2017 15
Mai 2011 Gemäldegalerie Speicher September 2011 Bode-Museum Das vollendete Humboldt Forum Mai 2012 Neue Nationalgalerie Futurium,Haus der Zukunft Oktober 2012 Märkisches Museum Museen in Dahlem März 2013 Jüdisches Museum Kunstgewerbe- und Musikinstrumenten- September 2013 Neues Museum Museum am Kulturforum Mai 2014 Alte Nationalgalerie Kunsthaus Dahlem Oktober 2014 DHM mit Pei-Bau Neue Nationalgalerie nach der Sanierung Mai 2015 Hamburger Bahnhof (Wiedereröffnung vorauss. 2021) September 2015 Kolbe-Museum Museum für zeitgenössische Kunst Potsdam März 2016 Humboldt Forum (Fertigstellung vorauss. 2021) September 2016 Tchoban Foundation, Ephraim-Palais Museum für Architekturzeichnung (bis vorauss. Ende 2021 umbaubedingt Februar 2017 Museum Barberini Potsdam geschlossen) September 2017 Museum Berggruen Bauhaus-Archiv (Neubau vorauss. 2022 fertiggestellt) März 2018 Altes Museum September 2018 Martin Gropius-Bau Pergamon-Museum (Fertigstellung nach Sanierung und März 2019 Brücke-Museum Erweiterung vorauss. 2025) Oktober 2019 Museum Scharf-Gerstenberg Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum (März 2020: James Simon-Galerie) (Fertigstellung vorauss. 2026) 16
„Es bereitet mir immer eine große Freude, den enthusiastischen, aber auch kritischen Jungen Kaisern die wunderbaren Museumsgebäude zu erklären, die Berlin in so großer Zahl und Ver- schiedenheit hat, dass man sie als Anwohner der Stadt oft gar nicht genug würdigen kann. Natürlich hat das Ganze auch einen pädagogi- schen Aspekt – die Jungen Kaiser werden spä- ter einmal im Verein über Neubauprojekte und komplexe Umbauten entscheiden müssen, dafür sind sie nun gestählt! Als „Spezialbehandlung“ gehen wir – in großen zeitlichen Abständen - auch zur Baustelle der Garnisonkirche in Potsdam, wo es beim ersten Termin im Winter 2018 unendlich kalt war; tapfer ertrugen alle den Vortrag, obwohl außer den Fundamenten noch gar nichts zu sehen war! Aber die Jungen Kaiser hielten durch…. das hat mich wirklich tief beeindruckt; als Be- lohnung wird dafür dann im November 2022 – das sei hiermit versprochen! – ein Cocktail in 70 m Höhe serviert!“ Architekt Dr. h.c.Thomas Albrecht auf dem Gerüst der Garnisonkirche Potsdam 17
Junge Kaiser und Die Lange Nacht der Museen – für mich eine Tandem-Führungen kennen, die der Verein Klassiker: Festveranstaltung! Ich ziehe mich für das Er- seit 2013 anbietet. eignis schön an, genieße ein Tröpfchen Sekt Bild- und das besondere dargebotene Programm. Die Atmosphäre ist fröhlich und auch breitere Bei einem Tandem handelt es sich um ein Duo von einem „Klassiker“ und einem „Jungen Kai- betrachtung Gesellschaftsschichten finden an diesem Tag den Weg ins Museum. ser“, die gemeinsam den Besuchern auf der Langen Nacht ein Bild aus der Sammlung der im Tandem Meine erste Lange Nacht in der Gemäldegale- Gemäldegalerie vorstellen. Die Gelegenheit, einem breiteren Publikum seine Leidenschaft auf der rie erlebte ich als Mitglied des KFMVs vor vier Jahren. An diesem Abend lernte ich auch die für die Kunst zu vermitteln und dabei weitere Vereinsmitglieder kennen zu lernen, gefiel mir Langen Nacht ausgesprochen gut. Daraufhin entschloss ich mich, im kommenden Jahr selbst daran mitzu- der Museen wirken. Anna Kamaeva 2017 stellte ich mit Frau Gisela Holznagel das Gemälde „Anna Selbdritt“ aus der Cranach- Schule vor. Das Highlight an jenem Abend war die Interpretation von Frau Holznagel, einer studierten Psychologin, die das Bild mit Blick auf soziale Rollen von Frauen hin deu- tete. 2018 und 2019 folgten zwei Bildbe- trachtungen, die ich mit Herrn Dr. Detlev Ham- mann vornahm. Zwei von der Stimmung her völlig unterschiedliche Gemälde: Das eine – „Grabbereitung Christi“ von Vittorio Carpaccio – versetzte die Gäste auf der Langen Nacht in Tandem Dr. Tessen von Heydebreck / Christoph Stei 2016 eine melancholische und nachdenkliche Stim- 18
mung, das andere – „Der Tanz“ von Jean-An- reicherung dar. Mit ihrem Kunstverstand und toine Watteau – erheiterte das Publikum durch ihrer Lebenserfahrung ermöglichten sie mir die Leichtigkeit und Verspieltheit seines Sujets. neue Sichtweisen auf die mir bereits bekann- Die lebendigen Reaktionen des Publikums auf ten Kunstwerke und stellten auch außerhalb unsere Bildvorstellungen ließen mich auf das der Museumshallen geschätzte Bekannt- bei den Besuchern geweckte Interesse für die schaften dar. Alten Meister hoffen. Vielleicht kommen diese Ich würde jedem unserer Mitglieder, ob jung Menschen wieder, um diese sogenannte oder alt, empfehlen, sich bei den Tandem- „alte“, aber nicht veraltete Kunst, neu zu ent- Führungen einzubringen, damit daraus eine decken. Auch für mich stellte die gemeinsame feste Tradition in unserem Verein wird! Bildvorstellung mit den „Klassikern“ eine Be- Tandem Dr. Detlev Hammann / Anna Kamaeva 2018 19
Neue Ver- “…und dann dachte ich mir – nee, nicht noch eine Führung durch die Gemäldegalerie!“ Diese Schlossathon anstaltungs- und andere ähnliche Antworten erhielten wir von ehemaligen Jungen Kaisern auf die Frage, Da Museen die Kunstwerke zwangsläufig ohne den Kontext, für den sie geschaffen wurden, formate der warum sie den Verein verlassen haben. An- scheinend war bei den meisten nach zwei oder präsentieren, ist es eine dankbare Abwechslung für junge Kunstliebhaber:innen, die Orte aufzu- Jungen Kaiser drei Jahren die Luft raus. Das Programm wie- derhole sich, es gebe keine Abwechslung usw. suchen, an denen die Bilder aus den heutigen musealen Sammlungen einst hingen oder stan- Andreas Froncala Um dieser Stimmung zu begegnen und das den. Mit der Gründung der Berliner Museen Vereinsleben etwas zu bereichern, entwickel- wurden, neben dem Erwerb ganzer Privatsamm- ten die JK neben einem neuen Flyer, einer Plätz- lungen, in erster Linie die königlichen Schlösser chenback- und Deko-Aktion für die Weihnachts- in Berlin und Brandenburg durchgesehen und feier auch zwei neue Veranstaltungsformate, aus diesen Beständen ein erster Grundstock an den Schlossathon und die Kunstmonate. Kunstwerken ausgewählt. Daher bot es sich ge- Weihnachtsgebäckverkauf, Vorweihnachtlicher Abend 2017 JK-Flyer „Heile Welt”, Vorweihnachtlicher Abend 2017 20
radezu an, diese Schlösser in einer Art „Mara- thon“ aufzusuchen. Zum Glück wurde den Schlössern nicht allzu viel Kunst entnommen, so dass es auch noch heute für den Altmeister- Liebhaber lohnende Entdeckungen gibt. Das erste Reiseziel war die Bildergalerie in Pots- dam, der die Berliner Gemäldegalerie diverse Hauptwerke der Sammlung verdanken unter anderem Correggios “Leda mit dem Schwan“ (Kat.Nr. 218) und Rubens „Heilige Cäcilie“ (Kat.Nr. 781). Welch prachtvoller Rahmen für die Präsentation von Kunstwerken. Man be- kommt fast schon Mitleid, wenn man bedenkt, wie diese Kunstwerke heute im trüben Licht der Gemäldegalerie vor sich hindämmern. Der zweite Schlossathon ging anlässlich der Fürst Pückler-Ausstellung nach Babelsberg, der dritte hatte das Neue Palais Potsdam an- lässlich der Ausstellung „Kaiserdämmerung“ zum Ziel. Schlossathon Nummer Vier war eine herrliche sommerliche Landpartie nach Paretz samt Picknick im Park, der fünfte Schlossathon führte uns nach Charlottenburg und der sechste nach Schönhausen, Nummer Sieben nach Ora- nienburg und zuletzt, als achtes Ziel, fuhren wir zum Schloss Köpenick. Aber auch während der Pfingstfahrten der Jungen Kaiser wurden, neben den Museen, zahlreiche Schlossathon 1 Bildergalerie Potsdam 2017 21
Schlösser besichtigt, so das heute als Schloss genutzte Rathaus von Amsterdam, das Stadt- schloss in Breslau oder Schloss Kadriorg in Tallin. „KunstNovember” und „Rendezvous im April“ Bei diesen neuen Formaten spielten zwei Über- legungen eine gewichtige Rolle: Zum einen sollte das Format für die JK-Mitglieder attrak- tiv sein und einen neuen Zugang zu den als langweilig empfundenen geförderten Samm- JK-Reise nach Breslau 2018 lungen ermöglichen. Zum anderen wollten wir durch den Event für den Verein werben und neue Mitglieder gewinnen. Zu Beginn der Studiensemester Winter 2018 und Sommer 2019 luden die JK an allen Don- nerstagen eines Monats während der verlän- gerten Öffnungszeiten von 18 bis 20 Uhr alle Mitglieder und Interessierte zu unterschied- lichsten Aktionen in die Museen ein. Angebo- ten wurden beispielsweise Führungen, Spiele und Instawalks. Unvergesslich bleibt sicher allen Teilnehmern die Käse-und Weinverkos- tung in der Kuppelhalle des Bode-Museums. Ein weiteres Highlight waren die Mystery-Dates: JK-Reise nach Tallin 2019 Bei diesen Terminen führte ein prominenter 22
Überraschungsgast das interessierte Publikum durch die Sammlung. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Dr. h.c. Thomas Albrecht und Prof. Dr. Bernd W. Lindemann. Ich wünsche den Jungen Kaisern auch in Zu- kunft viele spannende Formate und Veranstal- tungen, die neue Perspektiven auf die geför- derten Sammlungen eröffnen. Jede Epoche bewertet die Kunstgeschichte neu und ent- scheidet darüber, welche Werke noch gesell- schaftlich relevant sind. Mögen die Jungen Kaiser auch weiterhin dazu beitragen, dass die Kunst der Alten Meister erlebt und genossen wird. Stellvertretend für alle fleißigen Kaiser möchte ich mich herzlich bei Viktoria Steiner bedanken. Liebe Viki, ohne Deinen unermüdlichen Einsatz wären die Kunstmonate und vieles mehr nicht möglich gewesen. Chapeau! Ein ganz großes Merci möchte ich an Julia Wendt aussprechen, die als für die Jungen Kaiser zu- ständiges Vorstandsmitglied hinter den Kulis- JK-Postkarten sen so manchen Berg aus dem Weg räumte, „KunstNovember” Bode-Museum 2018 und um unsere Veranstaltungen möglich zu machen. „Rendezvous im April” Gemäldegalerie 2019 23
Junge EIN MEILENSTEIN: Diverse Ideen und Projekte wurden ange- Crowdfunding dacht und auf ihre Umsetzbarkeit hin ge- Freunde – der Jungen Kaiser 2016 prüft, bis wir schließlich einen wertvollen Hinweis von Dr. Bettina Held bekamen: „Habt Junge Förder- Gleich zu Beginn meiner Amtszeit als Sprecher Ihr schon mal an ein Crowdfunding gedacht?“ Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwar schon methoden der JK im Januar 2013 stellte sich uns die gehört, daß es Crowdfunding gibt, mich al- Frage, wie sich die Jungen Kaiser in den Kaiser lerdings noch nicht intensiv mit dieser mo- Friedrich Museumsverein aktiv einbringen und dernen Methode der Spendengenerierung Benjamin Maruschat einen eigenen Beitrag zur Unterstützung un- auseinandergesetzt. seres wunderbaren Vereins leisten können. Was war zu tun, wo und wie sollten wir an- fangen? Viele Fragen taten sich vor uns auf und wir begannen mit den Vorbereitungen, um unser erstes größeres Projekt auf den Weg zu bringen. 2016 jährte sich der Todestag von Hierony- mus Bosch zum 500. Mal, in der Gemäldega- lerie wurde eine größere Sonderausstellung gezeigt, und da zu diesem Zeitpunkt JK-Mit- glied Bertram Lorenz das Triptychon „Versu- chung des Heiligen Antonius“ nach Hierony- mus Bosch, das sich im Besitz der Gemälde- galerie befindet, restaurierte und eine neue Rahmung für dieses Altarbild rekonstruieren sollte, wählten wir die Finanzierung dieser Rahmenrekonstruktion als würdiges, emo- tional verbindendes und finanziell über- Startseite auf der Crowdfundingplattform „Startnext” schaubares Projekt aus. 24
In diversen Besprechungen erarbeiteten wir ram Lorenz bei seiner Arbeit am Triptychon zeigt. einen zielführenden Plan und vertieften uns in Gemeinsam mit unserem Kameramann Stefan die Materie. Gemeinsam mit Bettina Held be- Koprowski, der charmanten Pauline Krekeler suchte ich diverse Informationsveranstaltun- als Darstellerin und Bertram Lorenz in seinem gen zum Thema Crowdfunding, wir vernetzten Element als Restaurator konnten wir das im uns mit Karsten Wetzlaff von ICOSOM, ver- Vorfeld von Josephine Weyreuther und Malin glichen die verschieden Crowdfundingplatt- Huppertz erarbeitete Drehbuch zügig umset- formen miteinander, entschieden uns für zen. Tatkräftig wurden wir von Jennifer Wüb- „Startnext“ und erarbeiteten ein stimmiges bena, Franziska Ratajczak und Martin Glinzer Konzept, das wir erst dem KFMV-Vorsitzen- unterstützt, und so konnte Josephine Wey- den Herrn Dr. von Heydebreck und schließlich reuther schon nach wenigen Stunden Dreh- dem gesamten Vorstand vorlegten. Mit den Worten: „Wir freuen uns über Ihr Engagement und einen Versuch ist es allemal wert“ wurde der Beschluss gefaßt, dass wir mit unserem Projekt beginnen konnten. Nun wurde ein Team von freiwilligen JK-Mit- gliedern gegründet, das sich mit der Feinpla- nung befasste: Die „Monster AG“ war ins Leben gerufen. Der wichtigste Baustein für ein erfolgreiches Crowdfunding ist ein überzeugender Kurzfilm, der das Projekt prägnant zusammenfasst und dessen Förderwürdigkeit verdeutlicht. Mit Er- laubnis der Chefrestauratorin der Gemäldega- lerie, Dr. Babette Hartwieg, durften wir in den Restaurierungsswerkstätten der Gemäldega- lerie unseren Film drehen, der vor allem Bert- Der neue Rahmen für das Triptychon 25
zeit mit dem Schnitt des Films beginnen. Als wir unser Crowdfunding am 18. April 2016 Gemeinsam mit Malin Huppertz und Bertram starteten hatten wir große Bedenken, ob und Lorenz entwickelten wir einen sich nach der wie erfolgreich wir sein würden, wagten wir Spendenhöhe richtenden „Dankeschön- uns doch vor auf absolut unbekanntes Neu- Katalog“. land. Würden wir unser Ziel schaffen, Spen- Unsere „Dankeschöns“ waren bereit, die Auf- den in Höhe von 3.500 €, innerhalb der von rufe an die Mitglieder des KFMV sowie die uns gewählten 30 Tages-Frist einzuspielen? Presseabteilung der Staatlichen Museen zu Was waren wir glücklich und überrascht, als Berlin vorbereitet, und wir standen somit in den wir bereits nach zehn Tagen den gesamten Startlöchern. Betrag eingeworben hatten und die Spenden weiter flossen! Wie sollten wir nun weiter vorgehen? Unser Crowdfunding für beendet erklären und die verbleibende Zeit bis zum 22. Mai einfach ab- warten? Oder gab es noch ein weiteres Pro- jekt, welches sich zu unterstützen lohnte? Es gab eines, und zwar sogar noch ein sehr gut passendes, die Rekonstruktion eines Glocken- rahmens für „Die Anbetung der Könige“, eben- falls eine frühe Kopie nach Hieronymus Bosch. Die Kosten für diese Rahmenrekonstruktion betrugen 2.500 €, ein weiteres ehrgeiziges Ziel. Wir entschloßen uns dazu, weiterzumachen und überlegten uns noch eine weitere Aktion, um junge Mitglieder des KFMV persönlich vorzu- Das Junge Kaiser-Crowdfunding-Kernteam: stellen: Im Rahmen des Projekts auf unserer Benjamin Maruschat und Bertram Lorenz Startnextseite präsentierte von nun an täglich 26
ein anderes Mitglied unserer „Monster AG“ Die Dokumentation sein Lieblingskunstwerk aus der Gemäldegalerie. „KFMV-Crowdfunding-Premiere Da fast alles, was man mit Liebe, Herzblut und 22. April bis 22. Mai 2016“ Fleiß macht, von Erfolg gekrönt wird, wurden ist gegen eine Schutzgebühr von € 10,- über auch wir nicht enttäuscht. Mit 5.035,-€ Spen- die KFMV-Geschäftsstelle beziehbar. deneinnahme über die Plattform Starnext wa- ren wir dort mit 144 % überfinanziert. Zusätzlich wurden noch zweckgebundene Spenden auf des Konto des KFMV überwie- sen, womit wir auf einen Gesamtbetrag von fast 7.000 € gekommen sind und so auf „mo- derne“ Art und Weise die Gemäldegalerie un- terstützen konnten, wie es der Kaiser Friedrich Museumsverein schon seit 123 Jahren tut. Mitwirkende Junge Kaiser: Benjamin Mauruschat (Organisator JK-Crowdfunding), Bertram Lorenz. Malin Huppertz, Stefan Koprowski, Josephine Weyreuther. Martin Glinzer, Bogdan Jensen, Qusai Kabbani, Anna Kamaeva, Pauline Krekeler, Franziska Ratajczak, Nina Reichel, Jonas Richter, Katharina Schulze, Viktoria Steiner, Amalie Wilke, Jennifer Wübbena Ein zweiter neuer Rahmen für die Bosch-Kopie sowie Dr. Bettina Held, KFMV-Geschäftsstelle. „Die Anbetung der Könige” 27
Facebook Was bedeuten die sozialen Medien für unsere und möglichen potenziellen Mitgliedern Ein- und Instagram: heutige Gesellschaft? Welchen Einfluss haben blicke in das Vereinsleben und informieren sie schon auf uns genommen und wie eng über angebotene Veranstaltungsformate Junge Kaiser sind sie bereits mit unserem alltäglichen Leben verknüpft? sowie die Museen und die Kunst, die dort „entdeckt“ werden kann. und Social Plattformen wie Facebook Nach aktuellem Stand hat allein Instagram Media und Instagram sind weit- aus mehr als simple Kom- über eine Milliarde registrierte Nutzer, bei Fa- cebook sind es sogar über zwei Milliarden ak- Viktoria Steiner munikationsmittel, sie tive Nutzer. und Amalie Wilke bieten einen regen Aus- tausch von erlebten Er- Kostenlos verfügbar, ist besonders Instagram eignissen, einen Blick in in den letzten Jahren durch Unternehmen und das Leben von Familie, Einzelpersonen verstärkt kommerziell nutzbar Freunden und Be- gemacht worden. Accountbetreiber, denen kannten. Sie sind viele Leute folgen, können sich bezahlen las- ein digitales, offe- sen, um Bilder mit Produkten, die von Klei- nes (Bilder)buch, dung bis Energydrinks reichen, zu veröffent- voller Empfehlungen lichen. Solche Accountbetreiber werden „In- und Erlebnisse. fluencer“ genannt. Verstärkt bedienen sich ihrer Unternehmen, da sie eine hohe Glaub- Facebook und Insta- würdigkeit ausstrahlen. Ganze “Promi-Kulte” gram nutzen auch wir haben sich um Menschen gebildet, die durch Jungen Kaiser als Platt- das Design und die Ausstrahlung ihrer Bilder form. Sie gewähren herausragen. unseren Mitgliedern Instagram deckt alle Interessenbereiche ab: Instagram: junge_kaiser Reiselustige, Kochbegeisterte, Tierfreunde 28
und Modeliebhaber finden Accounts, die sie Es ist jedoch noch immer eine bunte digitale ansprechen. Mittlerweile hat fast jedes grö- Bildwelt, in der Menschen ihre Erlebnisse ßere Unternehmen einen Account, auch Poli- miteinander teilen können. Besonders kultu- tiker, Schauspieler und Privatpersonen nutzen relle Institutionen können die Plattform nut- Instagram, um sich mitzuteilen und visuell zen, um noch mehr Leute zu erreichen und präsent zu sein. Richtig genutzt, kann es ein digitalen Raum zu schaffen, wo effektives Werkzeug für Eigendarstellung und „in Echt“ kein Raum gegeben ist. Öffentlichkeitsbeziehungen sein. Während Depotbesitz kann gezeigt werden, nämlich Facebook bestimmte Altersgruppen Sonderausstellungen beworben und nicht mehr anspricht, erreicht Instagram fast besondere Führungen und Bestände alle Zielgruppen. gewürdigt werden. Museumsbesu- cher können ihre ganz eigene Be- Auch kulturelle Institutionen und Künstler suchserfahrung veröffentlichen oder haben das Potential von Instagram erkannt sich durch andere zum zweiten oder und versuchen es zu nutzen. Die Staatlichen dritten Besuch inspirieren las- Museen zu Berlin haben einen Account, auf sen, auch Nicht-Museums- dem sie Bilder und Videos zu ihren Einrich- besucher werden erreicht und tungen teilen. Die meisten größeren Museen ihr Interesse geweckt. sind dort zu finden. Auch unserere Accounts haben Bildrechte und immer mehr überhand neh- sich diese Vernetzung vorgenom- mende Werbenutzung von Instagram sorgen men. Die meisten Menschen sind bei der Plattform seit ihrer Entstehung für heutzutage online, ihr erster Kon- Kritik. Fehlende Transparenz bei Sponsoren takt mit einer kulturellen Einrich- und die Frage nach dem Datenschutz sind tung ist oft die Suchanfrage bei weitere Streitpunkte. Auch die Grenzen zwi- Google. Ein einladender Instagram- schen eigener und bezahlter Meinung ver- schwimmen bei Instagram-Bildern mittlerweile. facebook.com/jungekaiser 29
Account, der vergangene Veranstaltungen und Vereinsbesitz zeigt, kann zur Mitgliederpflege und Mitgliedergewinnung genutzt werden. Durch unsere Vereins-Accounts wurden bereits neue Mitglieder gewonnen, die so auf uns aufmerksam wurden. Nach Facebook ist es, besonders für jüngere Vereinsmitglieder, das zweitwichtigste Werbemittel. Es stellt den Verein aus digitaler Perspektive vor und dient der Vernetzung mit anderen Vereinen. Die Accounts leben und wachsen durch Aus- tausch. Das real stattfindende Vereinsleben und die Kunstwerke, Basis des Vereins, kön- nen selbstverständlich nicht ersetzt werden, bereichert und gewürdigt jedoch durchaus. À propos – nebenbei bemerkt So ist dieser Artikel auch eine herzliche Ein- ladung an alle, die das noch nicht versucht Der Name „Junge Kaiser“ ist eine haben, vielleicht selbst einmal unseren Ac- Abkürzung von „Junge Mitglieder im counts einen Besuch abzustatten und in die Kaiser Friedrich Museumsverein“ und schillernde Bildwelt von Instagram einzutau- entstand aus Überlegungen und Ge- chen. Es muss kein eigener Account vorhan- sprächen zwischen der ersten JK Julia den sein, um dies zu tun. Auch über das Inter- Reyes und Bettina Held (Geschäfts- net können die jüngsten Beiträge des KFMV- stelle). Eines der frühen JK-Mitglieder und JK-Instagram-Accounts betrachtet und fand diesen vorgeschlagenen Namen zu so „hineingeschnuppert“ werden, was so alles konservativ, nicht zeitgemäß, ließ sich im Vereinsleben vor sich geht. aber dann doch überzeugen. 30
Als Bestandteil des „Bundesverbandes der Fördervereine Deutscher Museen für Bildende kussionen und einer Führung ausgetragen. Eine bereichernde Erfahrung! Wir waren stolz Die Kunst“ bildete sich im Jahr 2007 die Bundes- initiative „Junge Freunde Kunstmuseen“ als darauf, als Gastgeber den Jungen Freunden aus ganz Deutschland „unser“ ehemaliges Bundes- Zusammenschluss junger Freundeskreise. Mit Mitgliedern aus ganz Deutschland bietet die Kaiser Friedrich-Museum präsentieren zu können, und das positive Echo auf dieses ein- initiative Bundesinitiative Möglichkeiten für Austausch malige Haus und seine Kunstschätze war eine Viktoria Steiner und Vernetzung junger Mitglieder in Freun- große Freude. deskreisen, um so durch unterschiedliche Er- fahrungen das Ziel der Initiative – die Bilden- de Kunst als festen Bestandteil im Leben jun- ger Menschen zu etablieren – zu unterstützen. Zum persönlichen Austausch treffen sich die jungen Mitglieder der angeschlossenen Ver- eine der Bundesinitiative zweimal im Jahr auf Einladung einzelner Freundeskreise in ganz Deutschland für ein paar Tage, um aktuelle oder dauerhaft interessante Themen zu be- sprechen. Oft gehört dazu der Kontakt zu Mitgliedern, das Kennenlernen von Interes- sierten für die Vereine oder die Organisation von Veranstaltungen. Seit einigen Jahren nehmen die Jungen Kaiser an diesen Treffen teil und konnten im Herbst 2019 das Treffen der Bundesinitiative in Berlin gemeinsam mit anderen jungen Berliner Freundeskreisen or- ganisieren. Ein Teil der Tagung wurde von den Treffen der Bundesinitiative „Junge Freunde Kunstmuseen“ Jungen Kaisern im Bode-Museum mit Dis- im Herbst 2019 im Bode-Museum 31
Ausblick: Davids Sieg über Goliath lehrt uns, dass es mit Die Kraft und Größe allein nicht getan ist: Mit einer einfachen Steinschleuder bezwingt der Jungen Kaiser junge Hirtensohn den scheinbar übermächti- gen Krieger aus dem Volk der Philister. Zahl- im Jahr 2030 reiche Künstler – von Donatello bis Caravag- gio – haben sich dieser berühmten Geschichte des Alten Testaments angenommen. Orazio Dr. Alexander Röstel Gentileschi, ein Zeitgenosse Caravaggios, malte sie in kräftigen Ölfarben auf eine kleine Kupferplatte. Gemeinsam mit dem jugendli- chen Helden blicken wir auf den abgetrennten Kopf seines Gegners, der auf einem Felsvor- sprung vor ihm zur Ruhe gekommen ist. Das schroffe, in dunklen Grautönen wiedergege- bene Massiv hinterfängt und betont seinen le- diglich durch ein knappes Gewand bedeckten Körper, während linkerhand der Blick in eine weite Berglandschaft freigegeben wird. Wie kaum eine andere historische Figur ver- sinnbildlicht David, dass sich mit Mut und Ent- schlossenheit selbst die größten Hürden überwinden lassen. Das Schwert seines Geg- ners ist es, das zwischen Licht und Schatten, zwischen Vorder- und Hintergrund vermittelt, Orazio Gentileschi, David mit dem Haupt des Goliath, um 1610, Öl auf Kupfer: 36.7 x 28.7 cm umfasst von seiner rechten Hand. In der linken Eigentum des KFMV, erworben 1914. hält er den Stein, der seinen Erfolg begründet. Gemäldegalerie SMB Saal XIV 32
Höchstwahrscheinlich für ein Mitglied der ein- nen. Zwar schließt dieses Anliegen junge flussreichen Familie Sannesi in Rom geschaf- Menschen alles andere als aus, doch ist im fen, gelangte das Gemälde im geschichtsträch- Jahr 2010 der Wunsch gewachsen, eine zu- tigen Jahr 1914 in den Besitz des Kaiser Fried- sätzliche Plattform innerhalb des Vereins ins rich Museumsvereins und gehört seitdem zu Leben zu rufen, um ihnen eine eigene Stimme den Meisterwerken der italienischen Barock- zu geben. Leitgedanke der Jungen Kaiser ist es malerei am Kulturforum. Ähnlich wie der bibli- seither, ein Vereinsleben zu kultivieren, das sche Held selbst, ist die Kupferplatte, auf der stärker an den Möglichkeiten und Bedürfnis- er dargestellt ist, von geringer Größe. Sie nährt sen von Mitgliedern am Anfang ihrer berufli- die Vermutung, dass das Werk auf Nahsicht chen Laufbahn orientiert ist. Das zehnjährige angelegt ist, um somit die Feinheiten der Aus- Jubiläum schafft eine willkommene Gelegen- führung im Kreise gleichgesinnter Kunst- heit, zurück, vor allem aber voraus zu blicken. freunde vollends würdigen zu können. Die Wahl einer Kupferplatte (statt Leinwand oder Mit mehr als einhundert aktiven Mitgliedern, Holztafel), die eher in der Druckgrafik üblich einem abwechslungsreichen Veranstaltungs- ist, bekräftigt diese Vermutung und deutet kalender und ehrgeizigen Förderzielen zählen ferner darauf hin, dass dem ursprünglichen die Jungen Kaiser zu den engagiertesten Auftraggeber daran gelegen war, ein Bild für Gruppierungen ihrer Art im deutschsprachigen die Ewigkeit zu schaffen. Raum. Unter den zahlreichen Errungenschaf- ten ist eine beispielhafte Kampagne zur Finan- Ähnliche Anliegen verfolgt der Kaiser Friedrich zierung der Neurahmung eines Triptychons Museumsverein seit seiner Gründung im Jahr aus der Werkstatt von Hieronymus Bosch, das 1897. Er setzt es sich laut Satzung zum Ziel, innerhalb einer Kabinettausstellung im Jahr „Menschen mit ganz besonderer Liebe zur 2016 der Öffentlichkeit präsentiert wurde, Kunst und hoher Verantwortung gegenüber besonders hervorzuheben. Derartige Erfolgs- dem Allgemeinwohl zusammenzuführen“, um, erlebnisse sollten jedoch nicht den Blick auf so heißt es weiter, „Kunstwerke erhalten und die Herausforderungen für die Zukunft ver- der Öffentlichkeit zugänglich machen“ zu kön- stellen. 33
Kaum waren die Wunden der Weltfinanzkrise assoziierter Unternehmen und Freiberufler von 2008 verheilt, ereilt uns eine Pandemie hängen derweil an seidenen Fäden. Zu Recht von globalen Dimensionen. Beide haben sich wird im Kulturbereich von der größten He- insbesondere auf junge Menschen ausgewirkt: rausforderung seit Ende des Zweiten Welt- Der Betrieb an Schulen, Universitäten und kriegs gesprochen. Ausbildungsstätten wurde stark eingeschränkt oder durch digitale Formate unzureichend er- In einer Zeit wirtschaftlicher Einschnitte un- setzt; das Lebensgefühl der durch un- oder gekannten Ausmaßes an mäzenatisches Han- minderbezahlte Tätigkeiten ohnehin schon ge- deln zu denken, erscheint zunächst wider- schröpften „Generation Praktikum“ sank noch sprüchlich. Die finanzielle Grundlage, sofern weiter, während sich bei Berufseinsteigern in befristeten Verhältnissen nachvollziehbarer- weise große Sorgen ausbreiten. Derweil stif- ten die politischen Antworten auf eine Krise, deren Ausmaß zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal erahnt werden kann, nur wenig Zuversicht. Für die Institutionen, die Deutschland zu einer weltweit einzigartigen und viel gerühmten Kulturlandschaft machen, ist die Lage durch- aus nicht angenehmer. So konnten die meisten der staatlich und privat finanzierten Häuser zwar ihre Pforten für Besucher wieder öffnen, doch ehe sich die Einnahmen eines reduzierten Regelbetriebs bei schwindender Besucherzahl wieder mit den Ausgaben decken, ist es noch Dr. Alexander Röstel, Mantegna and Bellini ein weiter Weg. Die Existenzen zahlreicher London 2018/19 34
nicht entzogen, scheint großen Unsicherheiten Engagement für die uns lieb gewonnenen, ausgesetzt zu sein. Aus der Perspektive der manchmal vielleicht sogar für selbstverständ- Kulturinstitutionen ließe sich jedoch argumen- lich erachteten Sammlungen noch nie größer tieren, dass der Bedarf an gesellschaftlichem gewesen ist. In Zeiten von Zwangsschließun- gen und Etatkürzungen haben wir als junge Generation eine besondere Verantwortung, si- cherzustellen, dass Werke wie David mit dem Haupt des Goliaths nicht nur für die Ewigkeit gemalt sind, sondern auch für eine Ewigkeit Besucher in den Bann ziehen. Unabhängig von den bereits genannten Ent- wicklungen verzeichnen Museen weltweit einen signifikanten Rückgang am Interesse für die so genannten Alten Meister, von dem die Berliner Gemäldegalerie und Skulpturen- sammlung nicht ausgeschlossen ist. Auch wenn das große Interesse an Ausstellungen wie Gesichter der Renaissance, El Siglo de Oro oder Mantegna und Bellini, die die Jungen Kaiser tatkräftig unterstützt und begleitet haben, ungebrochen ist, sollten diese Stern- stunden nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Alten Meister in ihrer eigenen Krise ste- cken. Reduzierte Aufmerksamkeitsspannen aufgrund veränderter Sehgewohnheiten, schwin- dende Kenntnisse antiker und biblischer My- Dr. Alexander Röstel, JK-Mitglied seit April 2010 then, verbunden mit einer medialen Bilderflut 35
sondergleichen, mögen mitverantwortlich für einer grünenden Landschaft, in die das Auge diese Krise sein, doch träge Verwaltungsstruk- des Betrachters schweift, nachdem der Stein – turen und chronische Sparmaßnahmen tun ge- fest umschlossen – mit aller Kraft sein Ziel wiss ihr Übriges. Die Alten Meister scheinen für getroffen hatte. die großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit nur unzureichend gewappnet zu sein. Um den Diskurs über die Rolle der Alten Meis- Einmal mehr richtet sich unser Blick auf David, ter für die Gesellschaft fortzusetzen, veran- der mit seinem unerschütterlichen Glauben staltet der Kaiser Friedrich Museumsverein im schier Unmögliches möglich gemacht hat. Juni 2022 anlässlich seines 125-jährigen Be- Vielleicht kann er uns dazu animieren, unge- stehens einen Kongress im Bode-Museum, zu wöhnliche Wege einzuschlagen: zu experi- dem alle Mitglieder herzlich eingeladen sind. mentieren und zu riskieren. Wie können wir unsere Begeisterung für Kunst an die nachfol- gende Generation weitergeben und Anreize für ein Engagement im Verein schaffen? Be- darf es zur Förderung zwingend finanzieller Kapazitäten oder gibt es Alternativen, mit denen wir einen Beitrag zur Unterstützung der Museen leisten können? Wie gelingt es uns, unsere Mitmenschen davon zu überzeugen, was der italienische Konzept- und Lichtkünst- ler Maurizio Nannucci unlängst mit großen Neonbuchstaben ausgedrückt hat: ALL ART HAS BEEN CONTEMPORARY. Nicht umsonst hat der einst zeitgenössische Orazio Gentile- schi den Spross einer jungen Pflanze an die dunkelste Stelle der kargen Felswand gesetzt: Sie wächst und gedeiht vor dem Hintergrund 36
Wichtige JK-Daten JK-Mitgliederzahlen n 23. September 2010 Erstes Treffen von fünf jungen Oktober 2020: 110 JK Mitgliedern mit dem damals zuständigen April 2017: Eintritt KFMV-Vorstandsmitglied Karin von JK Nr. 100 Oppenheim, Besprechung über Veran- Februar 2015: 74 JK staltungsplanung und Mitgliederge- Mai 2012: 51 JK winnung. September 2011: 34 JK Januar 2011: 17 JK n 4. November 2010 Mai 2009: Eintritt Erste JK-Veranstaltung, Führung mit JK Nr. 1 Thomas R. Hoffmann in der Gemälde- galerie: Die Malerei des Mittelalters n 9. Mai 2011 Erstmals Teilnahme eines JK-Sprechers an einer KFMV-Vorstandssitzung n 2014 Einführung der zweiten Beitragsstufe Junge Kaiser 30 bis 35 Jahre mit Beitrag € 150 jährlich* n August 2016 Organisationsstruktur der Jungen Kaiser verabschiedet JK-Mitglied Nr. 100 Anjouna Drescher * 18-30 Jahre in Ausbildung oder Studium mit Beitrag € 75 jährlich 37
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