Julian prégardien An die Geliebte - christoph schnackertz, piano - AWS
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myrios classics
An die Geliebte
julian prégardien
christoph schnackertz, piano
MYR013 eBooklet
An die Geliebte
Ludwig van Beethoven (1770-1827) Richard Strauss (1864-1949)
1 An die ferne Geliebte op. 98 13:38 Mädchenblumen op. 22
I. Auf dem Hügel sitz ich spähend – 6 I. Kornblumen 2:29
II. Wo die Berge so blau – 7 II. Mohnblumen 1:27
III. Leichte Segler in den Höhen – 8 III. Epheu 3:46
IV. Diese Wolken in den Höhen – 9 IV. Wasserrose 3:57
V. Es kehret der Maien, es blühet die Au –
VI. Nimm sie hin denn, diese Lieder Hugo Wolf (1860-1903)
Mörike-Lieder
Carl Maria von Weber (1786-1826)
⓾ I. Lied eines Verliebten 1:40
Die vier Temperamente ⓫ II. Der Tambour 2:58
beim Verluste der Geliebten op. 46 ⓬ III. Jägerlied 1:05
2 I. Der Leichtmütige 3:27 ⓭ IV. Lied vom Winde 3:12
Photo: Marco Borggreve
3 II. Der Schwermütige 4:38 ⓮ V. Heimweh 3:55
4 III. Der Liebewütige 2:57 ⓯ VI. An die Geliebte 4:20
5 IV. Der Gleichmütige 3:18
(Epilog)
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
⓰ Resignation WoO 149 3:14
Was ich seitdem, von Lust und Leid bezwungen,
geliebt, geirrt, gesungen: TT 60:10
ich knie vor Dir in all den tausend Bildern.
(aus „An die Entfernte“, Joseph von Eichendorff) Julian Prégardien, Tenor * Christoph Schnackertz, Piano
Recording Credits
Location Deutschlandfunk Kammermusiksaal Cologne, VII&X 2013 | Executive Producer Stephan Cahen (myrios classics), Jochen Hubmacher (Deutschlandfunk) |
Recording Producer, Balance Engineer, Digital Editing, SACD Authoring Stephan Cahen | Recording Equipment provided by www.semprelamusica.com | Microphones
Sennheiser MKH800, DPA4006, 4007, Schoeps CMC6 MK21, MK2s | Mic Cables van den Hul | Mic Preamps Lake People F355 (class a), F366 | A/D & D/A Converters
Digital Audio Denmark AX24 | Recording Format DSD64 | Digital Workstation Merging Technologies Pyramix | Monitoring B&W Nautilus Loudspeakers & Pass
Labs Amps | Artist photos Marco Borggreve www.marcoborggreve.com | Graphic Design Stephan Cahen | Heartfelt Thanks To Jeanette Singer, Elena Tritus, Martin
Günther, Eva Blaskewitz, Geneviève Geffray, Stanley Hanks, Esther Cahen, Sven Nowoczyn (www.eventmediagroup.de) | ℗ 2013 © 2014 by myrios classics & Deutschlandradio
myrios classics is a label of myrios records | Stephan Cahen Musikproduktion | Postfach 940174 | 51089 Köln | Germany | www.myriosclassics.com | info@myriosclassics.com
Thank YOU for listening!
unbekannten Weber-Lieder. Sie sind in etwa fen immer wieder zur fernen Geliebten. Dann
Vorwort zeitgleich entstanden. Nicht nur der augen-
zwinkernde Titel Die vier Temperamente beim Ver-
eines Nachts ein Traum: auf einer kargen Hoch-
ebene erzählt ihm der umbrausende Wind von
luste der Geliebten lädt also dazu ein, beide Wer- Heimat, Liebe, seinem Schatz. Er wacht auf,
Unerfüllte Liebe – der Nährboden für tausende
ke unmittelbar nebeneinanderzustellen. Und verlässt heimlich seinen Wachposten und folgt
Lieder und Verse der Romantik. Die Titelliste
ich genieße es sehr, mit den unterschiedlichen einem Bach zu dessen Quelle. Und da, auf ein-
dieses Albums könnte auf den ersten Blick wie
Charakteren zu zeigen, wie unterhaltsam die mal: Ihr Antlitz!
eine einfache Kompilation meiner Lieblingslie-
Musik dieser Zeit sein kann.
der zu diesem Thema erscheinen. Tatsächlich
Wie Beethovens Zyklus zu Beginn steht auch
habe ich aber sehr intensiv und mit viel Herz-
Auch die Gegenüberstellung der beiden an- das letzte Wolf-Lied An die Geliebte in Es-Dur und
blut an der Zusammenstellung gefeilt. Dabei
deren Komponisten auf diesem Album schließt somit in vielerlei Hinsicht meinen ganz
haben musikgeschichtliche, dramaturgische,
kommt nicht von ungefähr. Auf der einen persönlichen Liederkreis.
ästhethische und auch ganz persönliche Über-
Seite der früh verstorbene und zu Lebzei-
legungen eine Rolle gespielt, und das Ergebnis
ten erfolglose Hugo Wolf, auf der anderen Julian Prégardien
kommt mir mittlerweile fast wie eine eigene
Richard Strauss, eine der wichtigsten und erfolg-
Kompostion vor. Bei der Planung meines Lied-
reichsten Musikerpersönlichkeiten aller Zeiten. Es-Dur, der Ton der Liebe, der Andacht, des traulichen Ge-
Debütalbums war mir genau das immens wich-
Die Mädchenblumen werden heute fast nur von sprächs mit Gott; durch seine drey B, die heilige Trias aus-
tig. Denn ich wollte so viel mehr ausdrücken,
hohen Sopranen gesungen. Ich staunte nicht drückend.
als der enge Rahmen eines großen romanti-
schlecht, als ich in der Notenausgabe las, dass
schen Liedzyklus wie der „Müllerin“ oder der
die Lieder einem Tenor gewidmet sind. Ich finde, (aus „Ästhetik der Tonkunst“, C.F.D. Schubart)
„Dichterliebe“ es mir erlaubt hätte.
dass die vier Mädchenblumen in der originalen
Stimmlage eine ganz besondere, „unerhörte“
Es war noch während meiner Studienzeit in
Farbigkeit und Aussage erhalten. Das Pianissi-
Freiburg, als mir ein „Insel“-Büchlein mit den
mo in hoher Lage bei der Wasserrose zum Bei-
Noten der „Fernen Geliebten“ in die Hände ge-
spiel ist für einen lyrischen Tenor eine echte He-
riet. Sofort besorgte ich mir Beethovens „Briefe
rausforderung! Die Liedgruppe entstand 1888,
an die Unsterbliche Geliebte“, das Seelenbe-
zugleich das produktivste Jahr Hugo Wolfs.
kenntnis, das für das Verständnis dieser Kom-
Seine Mörike-Vertonungen haben mich auf An-
position meiner Meinung nach extrem wichtig
hieb am meisten berührt und die sechs hier aus-
ist. Beethoven hatte ich mir bis dato immer als
gewählten Lieder habe ich zusammengestellt,
strengen und verbitterten Mann vorgestellt
um eine Alternative zur „Fernen Geliebten“
aber von der ungeduldigen, schwärmerischen
aufzuzeigen - der junge Mann bewegt sich dort
und liebevollen Sprache in den Briefen war ich
ja physisch nicht von seinem Hügel herunter!
ganz baff. An die Ferne Geliebte wurde im Früh-
Bei Wolf ist wiederum ein unglücklich verlieb-
jahr 1816 veröffentlicht. Es ist nicht nur Beetho-
ter Jüngling. Er sucht Ablenkung, wird eingezo-
vens einziger, sondern zugleich auch der erste
gen zum Militär, erträumt sich im Feldlager die
durchkomponierte Liedzyklus überhaupt. Eini-
schönsten Dinge, aber seine Gedanken schwei-
ge Jahre später entdeckte ich dann die nahezu
Photo: Stephan Cahen
„Nimm sie hin denn, diese Lieder...“
– Klingende Botschaften an die Geliebte(n)
Die Liebe – darüber sind nun alle Gelehrten einig – ist wird die Liebe zum direkten Abbild von Un- sern begonnen. Ganze Zyklen galten allerdings
eine der couragiösesten Eigenschaften des mensch- endlichkeitsentwürfen. Die Idee, dass alles schlichtweg als zu wenig abwechslungsreich
lichen Herzens, die Bastionen von Rang und Stand mit allem auf irgendeine Weise in Verbindung fürs öffentliche Konzert. Stattdessen bevorzug-
schmettert sie mit einem Feuerblicke darnieder, die steht, ist der Ausgangspunkt einer ersehnten te man noch bis weit nach der Jahrhundertmitte
Welt ist ihr zu eng und die Ewigkeit zu kurz. Ja, sie ist Wiederverzauberung der Welt durch die Poe- eine Art musikalischer Blumenlese und wählte
eigentlich ein Poetenmantel, den jeder Phantast ein- sie. Der zitierte katholische Spätromantiker nur einzelne Lieder zum Vortrag aus. Eine Pra-
mal in der kalten Welt umnimmt, um nach Arkadien Eichendorff steht freilich nur noch mit einem xis, gegen die Ludwig van Beethovens Zyklus An
auszuwandern. Und je entfernter zwei getrennte Ver- Bein in diesem romantischen Ideenkosmos: die ferne Geliebte op.98 sich in besonderer Weise
liebte voneinander wandern, in desto anständigern Der Erzähler seiner Taugenichts-Novelle un- sträubte, da der Komponist die sechs Lieder des
Bogen bläst der Reisewind den schillernden Mantel terstellt der Liebe mit selbstverständlicher Gedichtzyklus’ durch auskomponierte Zwischen-
hinter ihnen auf, desto kühner und überraschender Geste einen Größenwahn, der die Dimensio- spiele zu einem integralen Ganzen verkettet. Die
entwickelt sich der Faltenwurf, desto länger und län- nen des Eigentlichen schlichtweg übersteige. wahrscheinlich von Beethoven selbst in Auftrag
ger wächst der Talar den Liebenden hinten nach, so Trotzdem aber erscheinen Kunst und Leben in- gegebene dichterische Vorlage von Alois Jeitteles
daß ein Neutraler nicht über Land gehen kann, ohne einander verschlungen – „Phantast“ und „Neut- bot die Möglichkeit, den poetischen Topos des
unversehens auf ein paar solche Schleppen zu treten. raler“ wohnen in der selben „kalten Welt“. Deren gleichzeitigen Getrennt- und Verbundenseins
poetische Seite tritt durch die Liebe dermaßen der Liebenden mit musikalischen Mitteln wie
Joseph von Eichendorff, offensiv zu Tage, dass sie auch für jeden Nicht- eine erzählte Geschichte auszuformen. Dies ge-
Aus dem Leben eines Taugenichts (1822/23) Romantiker ersichtlich und erfahrbar werden schieht (mit Ausnahme der deutlich wahrnehm-
kann. baren Vogelrufe im vierten und fünften Lied) we-
Für das 19. Jahrhundert war die Liebe nicht we- niger illustrativ als strukturell: Erstes und letztes
niger als eine Weltanschauung. Zwar wurde sie I. 1816 – Beethoven und Weber Lied sind durch die sowohl musikalisch als auch
keineswegs hier erst ‚entdeckt‘ oder ‚erfunden‘ ‚Sehnsucht‘ und ‚Wandern‘ sind gewisserma- textlich identische Zeile „und ein liebend Herz
– aber in der bürgerlichen Gesellschaft um 1800 ßen zugleich Voraussetzung und Resultat solch erreichet, was ein liebend Herz geweiht“ direkt
stieg sie mit kometenhafter Geschwindigkeit romantischer Seelendynamik. Gedichtete Bot- miteinander verbunden. Die beiden Liebenden
zum alles überstrahlenden Fixstern an einem schaften werden zum omnipräsenten literari- sind eins im Akt des ‚kunstlosen‘, quasi volkslied-
neu vermessenen Wertefirmament auf. In Brie- schen Topos: Mit Hilfe von Vöglein, Bächlein, haften Singens, mit dem die bürgerliche Gesell-
fen und Tagebüchern er- und bekennen Men- Mond, Sternen, Wolken oder Winden flattern sie schaft um 1800 in besonderer Weise die Kommu-
schen beiderlei Geschlechts sich als fühlende der oder dem empathischen ‚fernen Geliebten‘ nikation ‚aufrichtigen‘ Gefühls (als Gegenpol zur
und liebende Wesen und erblicken eben einzig auf direktem Wege zu. Zum konkreten Trägerme- höfischen ‚Verstellung‘) verband. Mit der Wahl
darin die höchste Erfüllung des eigenen Selbst dium der literarischen Liebesbotschaft innerhalb einer gemeinsamen Tonart für diese beiden Lie-
– ‚Liebe‘ war zu einem zentralen identitätsstif- der bildungsbürgerlichen Innerlichkeitskultur der und der Übernahme der eröffnenden melodi-
tenden Faktor für eine sich wandelnde Gesell- um und nach 1800 wird das am Klavier begleite- schen Wendung in die Schlusstakte der Kompo-
schaft geworden. te Kunstlied. Im Gefolge der Lyrik hatte es sich, sition verwirklicht Beethoven überdies auch auf
In der literarischen Romantik, etwa in den gewissermaßen auf leisen Sohlen, zu einer re- musikalischer Ebene suggestiver Weise die Idee
Romanen Friedrich Schlegels und Novalis’, präsentativen (hoch-)kulturellen Praxis zu mau- des sich schließenden Kreises.
Weder das Moment motivisch-thema- ‚Liederabend‘ als adäquat empfundener Auffüh- renz an den Widmungsträger, dessen Stimme
tischer Verflochtenheit noch ein bezie- rungsrahmen erlebte seit Mitte der 1870er Jahre in gewisser Weise in den Zyklus einkomponiert
hungsstiftender Tonartenplan bestim- einen rapiden Aufschwung. Musik-Metropolen scheint. Im letzten und berühmtesten Lied,
men dagegen Carl Maria von Webers, wie Berlin, München oder Wien wurden mit ei- Wasserrose, treibt Strauss diese Klangwirkung
gleichfalls 1816 entstandenen, Liederzyklus Die ner regelrechten Liederabend-Schwemmeüber- auf die Spitze, indem er die Bassregion zu-
vier Temperamente beimVerluste der Geliebten op. 46. zogen, die Hugo Wolf 1887 bissig als modischen nächst komplett ausspart und über der melo-
Der zyklische Gedanke erscheint hier viel- „Liederzauberschwindel“ geißelte. Der Wandel disch deklamierenden Tenorstimme eine an
mehr als lyrisches Thema mit Variatio- von der intimen Seelenkommunikation zum öf- Liszt gemahnende Klavierbegleitung glitzern
nen über die (auf einer antiken medizini- fentlich zelebrierten Ereignis konnte indes viele und später Wagnerschen „Rheingold”-Glanz
schen Theorie basierende) Idee der vier Gesichter haben. schimmern lässt. Nach und nach treten auch
Temperamente. Der mit dem Komponisten Die heute gleichermaßen berühmten Liedkom- die anderen Klangregionen des Klaviers hinzu,
persönlich bekannte Dichter Friedrich Wilhelm positionen Richard Strauss’ und Hugo Wolfs, nachgeahmte Hornklänge, die Rosenkavalier-
Gubitz, im Erstberuf Holzstecher und seit 1805 Komponisten, die ungeachtet ihrer unerschüt- Atmosphäre atmen, leuchten als klingende
Professor an der preußischen Kunstakademie, terlichen Wagner-Verehrung in verschiedenen Symbole einer vergangenen, erinnerten Ro-
versammelt in seinem Gedichtzyklus ironisie- Welten lebten, machen dies mehr als deutlich. mantik hervor.
rende Klischees, die nach theatraler Umset- Während der erfolgsverwöhnte musikalische
zung geradezu verlangen: In Webers musikali- Allround-Profi Strauss nach eigenem Bekunden Während Strauss 1889 in Weimar bereits seine drit-
scher Regie werden die von den verschiedenen selbst Speisekarten zum Klingen bringen konn- te Kapellmeisterstelle antreten sollte und als As-
Temperamentskandidaten namentlich ange- te, versenkte sich Wolf kompromisslos in die Un- sistent bei den Bayreuther Festspielen engagiert
sprochenen Verflossenen „Blanda“, „Laura“ und tiefen der Poesie und setzte sie, wandlungsfähig war, musste der vier Jahre ältere Wolf sich noch bis
„Clara“ zu plastischen Gestalten – einzig dem und pointiert wie ein Schauspieler, quasi musi- 1887 als (wegen seiner Polemik als „wilder Wolf“
Gleichmütigen bleibt die Erinnerung an den von kalisch in Szene. gefürchteter) Musikkritiker fürs Wiener Salonblatt
der Geliebten zubereiteten „Plumperpudding“ durchschlagen. Anfang 1888 zog er sich zum Kom-
offenbar mehr im Gedächtnis als ihr Name. Die Strauss’ Zyklus Mädchenblumen op. 22 entstand ponieren in das kleine Winzerörtchen Perchtolds-
Liederspielpraxis der zeitgenössischen Berliner als Freundschaftsgeste für den Tenor Hans dorf südlich von Wien zurück und erlebte dort in
Salonkultur, eine Art literarisch-musikalisches Buff-Giessen, der von 1888 bis 1894 zum Ensem- zwei Perioden jenen denkwürdigen Schaffens-
Improvisationstheater, dem etwa auch Wilhelm ble des Weimarer Hoftheaters gehörte. Die vier rausch, an dessen Ende im November des Jah-
Müllers später von Franz Schubert vertonter Ge- Gedichte von Felix Dahn (heute noch bekannt res schließlich der 53 Vertonungen umfassende
dichtzyklus Die schöne Müllerin seine Entstehung als Autor des Historienromans „Ein Kampf um Mörike-Liederband stand. Mit dem 1875 verstor-
verdankt, rückt hier in greifbare Nähe. Rom”) greifen ein typisch romantisches Motiv benen Eduard Mörike widmete sich Wolf einem
auf: Der uralte poetische Topos des Vergleichs seinerzeit quasi unbekannten Autor. Als Idyllen
von Mädchen mit Blumen hebt grundsätzlich dichtender schwäbischer Landpfarrer war Möri-
II. 1888 – Strauss und Wolf auf die dem Weiblichen (aus männlicher Pers- ke allenfalls literarisch Interessierten ein Begriff.
Spätestens im letzten Drittel des Jahrhunderts pektive) zugeschriebene Naturgleichheit sowie Wolf aber entdeckte andere Seiten: emotionale
hatten sich die Existenzbedingungen für das Lied das Fatum der verblühenden Schönheit ab. In Extreme, doppelbödigen, zuweilen spöttischen
entscheidend verändert. Innerhalb einer institu- Dahns Versen erscheint dieser Topos in einer Humor, mystische Zauberwelten – „selbst Möri-
tionalisierten und professionalisierten Musik- preziösen Jugendstil-Variante, die dem zeitty- ke, dieser Liebling der Grazien! Zu welchen Ex-
kultur galt ‘das deutsche Kunstlied‘ zunehmend pischen Idealbild der femme fragile huldigt. Zur zessen lässt seine Muse sich hinreißen, wenn sie
als kulturelles Statussymbol und gleichsam Klangdramaturgie der Lieder gehört die auffal- der dämonischen Seite der Wahrheit ihr Antlitz
klingende nationale Identitätsversicherung. Der lend hoch geführte Singstimme – eine Reve- zukehrt!“
Dem Thema ,Liebesbotschaft‘ nähert sich Wolf Julian Prégardien, Jahrgang 1984, ist glei-
in den Mörike-Vertonungen mit unendlich vie- chermaßen als Opern-, Konzert- und Liedsän-
len Zwischentönen. Das Spektrum der hier ger international erfolgreich. Er war Mitglied
getroffenen Auswahl reicht von graziöser Hei- der Académie Européenne de Musique des Festi-
terkeit im Jägerlied, dessen Versstruktur Wolf in val d‘Aix en Provence und in direktem Anschluss
einem überraschenderweise kaum asymmet- an sein Studium in Freiburg für vier Spielzei-
risch wirkenden 5/4-Takt auffängt, über die hu- ten, bis Sommer 2013, an der Oper Frankfurt
morvolle musikalische Illustration der skurrilen engagiert. Dort sang er u.a. den Tamino in
Sauerkraut- und Dauerwurstphantasien eines Mozarts Zauberflöte.
heimwehkranken Soldaten im Tambour bis hin Das Vokalwerk J.S. Bachs ist das Zentrum sei-
zu der dramatischen Konfrontation machtvol- nes umfangreichen geistlichen Repertoires. Be-
ler Naturgewalten und einsamer menschlicher sondere Aufmerksamkeit erregte Anfang 2013
Seele im Lied vom Winde. eine Fernsehproduktion der Matthäuspassion
(BR, Arte und 3sat), bei der Julian Prégardien
„Ohne Kunstgepräng’“, wie es idealisierend in den Evangelisten gestaltete.
Jeitteles’ An die ferne Geliebte heißt, ging es frei- Als Kammermusiker singt er neben Liederaben-
lich weder bei Wolf noch bei Strauss, Weber den mit Klavierbegleitung auch regelmäßig
oder Beethoven zu. Im Gegenteil: die poetische Programme mit Instrumentalensembles, für
Idee der gesungenen Liebesbotschaft wurde die er zum Teil eigene Bearbeitungen von Kla-
mit der Entwicklung von Lyrik und Kunstlied vierliedern erstellt. Zum Liederabend-Debut in
im 19. Jahrhundert, wie dieser kleine Streifzug der Kölner Philharmonie (2011) meinte die Köl-
zeigt, zur hochartifiziellen Angelegenheit und nische Rundschau: „Ein Sänger von solcher Kul-
zur für uns weiterhin und in immer wieder neu- tur ist zweifellos ein Phänomen.“
en Farben schillernden klingenden Realität.
www.julianpregardien.de
Martin Günther
Christoph Schnackertz, ebenfalls 1984 gebo-
ren, ist ständiger Begleiter der Gesangsklasse
von Prof. Christoph Prégardien an der Musik-
Photos: Stephan Cahen
hochschule Köln, an der er seit seinem Haupt-
fach-Studium bei Pierre-Laurent Aimard auch
einen Lehrauftrag für Liedgestaltung hat. Als
Begleiter verschiedener Sänger konzertiert er
in den Liedreihen der Kölner Philharmonie, der
Schwetzinger Festspiele, der Wigmore Hall
London und der Tonhalle Zürich.
www.cschnackertz.de
Beethoven’s song cycle. I thought it would be age to Beethoven’s “Distant Beloved”: not even
Foreword fascinating to place the two works side by side.
Weber’s tongue-in-cheek title The Four Tempera-
once does the young man in those songs deign
to venture down from his hill!
ments On the Loss of the Beloved is not the only Thus, here once more we have a young man
In the Romantic era, thousands of songs and element suggesting that the cycle should be who loves but is not loved in return. He wanders
poems emerged from the wellspring of unre- included in a programme such as this one; off, lands in the army, conjures the most won-
quited love. At first glance, the tracklist on this I also find it great fun to slip again and again into derful visions in his dreams – but his thoughts
album might seem like a simple collection of the different roles these songs contain. invariably turn, again and again, toward his
my favourite songs on that subject. Actually beloved. Then one night he has another dream:
I’ve been fine-honing this compilation for quite To have placed the two other composers Strauss the booming wind on a barren plateau speaks
some time, and so intensely that now I almost and Wolf side by side is no coincidence, either. On to him, reminding him of his homeland, his love,
feel as if the result was something I composed the one hand we have Hugo Wolf, who passed his dearest beloved. He wakes up, leaves the
myself. In planning my first solo lied album, I away too soon and never enjoyed success in military camp in secret before daybreak and fol-
found this extremely important. I wanted to ex- life. On the other we have Richard Strauss, one lows a brook to its source. There, suddenly, he
press so much more than the narrow confines of of the most outstanding and successful musi- sees her face!
a great Romantic cycle such as Die schöne Mül- cians the world has ever known. In our day his Just as the first song in Beethoven’s cycle,
lerin or Dichterliebe could have permitted. cycle Mädchenblumen is sung almost exclusively the last Wolf song – to another “Distant Be-
by high sopranos. Therefore I was utterly sur- loved” – is also in E Flat Major, the “key of
While studying in Freiburg, one day I came prised when I found that Strauss had dedicated love”. In more ways than one, this provides
across a miniature score of Beethoven’s “Dis- the score to Weimar Court Opera tenor Hans fitting closure to my own very personal
tant Beloved”. I immediately went out and also Giessen. Admittedly, it is quite a challenge for “circle of songs”: my Liederkreis.
bought his “Letters to the Immortal Beloved”, a tenor to sing these lieder. In the song Wasser-
where the Titan opens up his very soul. In my rose, a well-trained soprano can easily master Julian Prégardien
opinion, those letters are probably the key el- the high-range pianissimo, but for a tenor to do English translation: Stanley Hanks
ement in helping us grasp what the “Distant likewise represents a true feat. Nevertheless,
Beloved” song cycle is about. Until then I had the colourful hues and the expression contained “E Flat Major: the key of love, of devotion, of intimate con-
imagined Beethoven as a harsh, bitter man. in these songs acquire a flavour all their own in versation with God. Through its three flats it expresses the
Now, in his letters, I was flabbergasted to find the tenor version, and I am certain this is exactly Holy Trinity.”
him expressing himself in such impatient, en- what Strauss had in mind; moreover, it is what
thusiastic, love-besotted terms. The “Distant the text demands. (C.F.D. Schubart, Ideas on the Aesthetics of Music, 1806)
Beloved” cycle was published in early 1816. It is
special for two reasons: it is the only song cycle This group of songs was written in 1888, also the
Beethoven ever wrote, and it represents the first most productive year in the life of Hugo Wolf.
through-composed song cycle in music history. Among the numerous songs Wolf composed,
With this in mind, it almost made me nervous to his Mörike settings are those which I find most
discover a series of songs by Weber that hardly moving. I have purposely honed my selection
anyone knew, written practically in parallel with down to six songs, in order to set up a mirror im-“Take, then, these songs...”
– Musical messages to the beloved
Love, all scholars agree, is one of the human heart’s dled the Romantics’ hopes that a poetic vision song cycles did not contain enough variety to
most courageous traits. One look from the fiery eyes (Poesie) would once more cast its long-awaited be performed in public concerts. Even long af-
of Love, and all bastions of propriety crumble to the spell on the world. Catholic author Joseph von ter the middle of the century, recital audiences
ground. As far as Love is concerned, the world is too Eichendorff was a Late Romantic who only par- still preferred to hear a kind of florilegium, a
narrow and eternity too short. Indeed, any fantasi- tially subscribed to his predecessors’ ideas. selection of individual songs, instead of en-
zing poet will use Love as a cloak to protect himself tire cycles. From the onset, Beethoven worked
from the cold world in his journey toward Arcadia. In the above quote from Eichendorff’s novella against that trend: in his cycle To the Distant Be-
No matter how great the distance separating two Memoirs of a Good-for-Nothing, the narrator un- loved, op. 98, he inserted piano interludes con-
wandering lovers, the strong travelling winds will mistakably reproaches love for its boundless hu- necting the songs, making them an indivisible
nevertheless blow the iridescent cloak of Love in their bris, leading it to demand more than anything whole. It was probably Beethoven himself who
direction. Its magical folds will become ever bolder the real world could ever offer. Eichendorff still had commissioned Alois Jeitteles to write a cy-
and brighter, and the robe will grow even longer in portrays Art and Love as two sides of the same cle of poems such as this one, allowing him to
the lovers’ wake – until no ‘neutral person’ can cross coin: the “fantasizing poet” and the “neutral tell the musical story of two lovers simultane-
the countryside without slipping over its trail. person” both inhabit the same “cold world”. Its ously separated and united – a literary topos
poetic aspect is boldly revealed thanks to Love, of the age. Mostly avoiding pictorial illustra-
Joseph von Eichendorff, enabling even non-Romantics to observe such tion (apart from the clearly audible bird calls in
Memoirs of a Good-for-Nothing (1822/23) poetry and experience it firsthand. the fourth and fifth songs), Beethoven chose
to use structural means instead. The first and
Love, in the 1800’s, was more than just an I. 1816 – Beethoven and Weber last song in the cycle are directly connected by
emotion: it was a world view. Although it Yearning and wanderlust were both the precon- identical music and an identical line of text: “a
was obviously neither discovered nor in- dition and the outcome of the workings of the loving heart receives what another loving heart
vented in the 19th century, “Love” rose with Romantic soul; messages in verse became an has blessed”. The two lovers become one in this
comet-like speed to occupy a central place omnipresent literary topos. Little birds, brooks, act of ‘artless’, almost plebeian singing, associ-
in the pantheon of upper middle-class the moon, the stars, the clouds and the winds ated by upper middle classes around 1800 with
society around 1800, outshining all other virtues could all be enlisted to carry such messages di- the utterance of ‘sincere feeling’ (as opposed
and values by far. In letters and diaries, men and rectly to the empathizing “distant beloved”. The to courtly mannerisms). Moreover, by choos-
women proudly professed that they were pos- educated upper middle classes used art songs – ing the same key for the first and last song, and
sessed by passionate emotion, by “Love” – the Lieder with piano accompaniment – as a more by quoting the initial melody in the cycle’s last
only state in which their very being could find concrete means of transporting literary love measures, Beethoven found a suggestive way
true fulfilment. “Love” had become the central messages to their destination. Around 1800 to represent the idea of ‘coming round full cir-
factor in which a rapidly changing society could and immediately thereafter, the bourgeoisie cle’.
anchor its identity. In Romantic literature such was imbued with a culture of ‘inward emotion’
as the novels of Novalis and Friedrich Schlegel, that gradually and surreptitiously elevated lied- Conversely, although written the same
love served as a blueprint for eternity. The idea er to the status of a quasi-solemn representa- year (1816), Carl Maria von Weber’s song cy-
that everything somehow hangs together kin- tive rite. Nevertheless, it was agreed that entire cle The Four Temperaments Upon the Loss of theBeloved, op.46 employs neither a complex in- Major music centres such as Berlin, Munich or times. In terms of timbre, the cycle prescribes
terweaving of themes nor an overriding plan Vienna were literally awash with recital eve- a strikingly high vocal range for the tenor – a
of keys to make its mark. Instead, the cyclical nings of this sort: in 1887, Hugo Wolf sarcasti- nod to the dedicatee, whose voice Strauss
idea appears in the guise of a lyrical theme with cally dismissed the phenomenon as “magic seems to have grafted into this work. In the
variations based on the concept of the four tem- song swindle”. The transformation of art song last and most well-known song, Wasserrose
peraments, known from Ancient Greco-Roman from a former intimate means of communica- (“Water Rose”), the composer takes that timbre
theories about medicine. The poems were writ- tion among souls to a publicly celebrated event effect to the extreme and leaves out the bass
ten by one of the composer’s acquaintances, occurred, nevertheless, in quite distinct ways. region entirely; high above the tenor’s melodic
Friedrich Wilhelm Gubitz, an engraver who had declamations we hear a glittering Lisztian pi-
been teaching at the Prussian Art Academy This becomes quite clear when we observe Ri- ano accompaniment, then a dose of shimmer-
since 1805. In his cycle, Gubitz assembled a se- chard Strauss’s and Hugo Wolf ’s art song out- ing Wagnerian Rheingold brilliance. Lower re-
ries of tongue-in-cheek clichés that practically puts, two legacies equally revered today. Each gions of the piano start making their entrance:
demanded to be acted out. Under the stage one of these composers was a staunch admirer horn imitations, evoking the atmosphere of Der
direction of Carl Maria von Weber, four “tem- of Wagner, but they otherwise seem to have Rosenkavalier, glow like symbols of a bygone Ro-
peramental candidates” evoke the loves they lived in different worlds altogether. Spoiled manticism that only survives in memory.
have lost: Blanda, Laura and Clara are named, by success, Strauss was a musical jack-of-all-
and we can picture these three concretely in trades on the highest level; he probably could While Strauss was triumphantly embarking on
our mind’s eye – only Der Gleichmütige (The Indif- even have set a restaurant menu to music, as his third post as orchestra conductor in Weimar
ferent Man) seems to have forgotten the name he remarked himself. Wolf, on the other hand, in 1889 and had been engaged as assistant for
of the girl who used to make “plum puddings” dared to plunge without compromise into po- the Bayreuth Festival, Hugo Wolf – four years
for him. This cycle probably emerged within etry’s darkest waters, staging his musical set- older – was being decried as the “wild wolf ” for
the culture of Liederspiele, i.e. “song plays” tings with the declamatory precision of a ver- his polemic manner, and had to content him-
staged in Berlin salons of the Biedermeier era. satile actor. self with a post as music critic for the Vienna Sa-
A kind of musico-literary improvisation theatre, lonblatt. In early 1888 he was finally able to gain
Liederspiele also gave birth to Wilhelm Müller’s Strauss wrote the cycle Mädchenblumen (“Girl some solace from Vienna in the outlying small
poem cycle Die schöne Müllerin, later set to music Flowers”), op. 22 as a friendly gesture toward town of Perchtoldsdorf with its vineyards. Dur-
by Schubert. Hans Buff-Giessen, a tenor who sang as a mem- ing two periods spent there, Wolf experienced
ber of Weimar Court Opera from 1888 to 1894. an astounding burst of creative energy that
II. 1888 – Strauss and Wolf The four poems by Felix Dahn (author of the led him to finish the entire set of Mörike songs
By the last third of the 19th century, the Kunst- well-known historical novel A Struggle for Rome) in November – a total of 53 settings of poems
lied (art song) had finally attained a markedly evoke a typically Romantic motif: throughout by that 19th-century German author. Eduard
higher rank. Within an increasingly institution- the history of literature, girls have often been Mörike, a Swabian country parson who mostly
alized and professionalized musical culture, the compared with flowers. On the one hand, a wrote idylls, had died in 1875, and in Wolf ’s day
German Kunstlied was being treated more and certain male perspective would regard wom- he remained largely unknown to the general
more as a status symbol, while contributing at anhood as something particularly close to public apart from literature adepts. But Wolf un-
the same time to the German nation’s sense of nature; on the other hand, beauty’s sad fate covered some new angles in Mörike: emotional
identity. Vocal recitals – Liederabende – were is to wither away. Dahn’s verses present that extremes; ambiguous, occasionally derisive hu-
regarded as an appropriate context for art song age-old literary topos in a mannered Art Nou- mour; mythical worlds of enchantment. As the
performance, and the number of such recit- veau guise, paying homage to the image of composer once remarked: “Even Mörike, belov-
als increased rapidly from the 1870’s onwards. the femme fragile, typically revered in those ed of the Graces – to what excesses can his museoccasionally provoke him when she turns to face the demonic side of reality!” In his settings of Mörike, Hugo Wolf often ad- dresses the theme of “love messages” in an end- less variety of nuances. The selection of lieder on this album covers a wide spectrum rang- ing from cheerful grace in Jägerlied (the Hunt- er’s Song), where Wolf surprisingly cradles the verses’ rhythm in a 5/4 metre of barely notice- able asymmetry, then in the humorous musical depiction of a homesick soldier’s bizarre sau- erkraut-and-sausage fantasies in Der Tambour, leading to a dramatic confrontation pitting the threatening forces of nature against a lonely human soul in Lied vom Winde (Song of the Wind). “Ohne Kunstgepräng” – without mannered ar- tifice: that is the ideal of sincere song that Jeit- teles evoked in the last poem of the “Distant Be- loved” cycle. Obviously, this was never the case: neither in Wolf nor in Strauss, not even in Weber or Beethoven. Quite the opposite, as this brief foray into the matter has shown. In the poetry and art songs of the 19th century, lofty artifice was increasingly employed to express the po- etic idea of a “sung love message”. And today we are all the more dazzled by the iridescent hues we continue to find in these lyrical gems. Martin Günther English translation: Stanley Hanks Photo: Marco Borggreve
Born in 1984, young tenor Julian Prégardien has already been
enjoying success in opera, concert and Lied. The renowned Aix-
en-Provence Festival selected Prégardien as one of the young vo-
calists to form part of its Académie Européenne de Musique. After fi-
nishing his studies in Freiburg, he was immediately engaged as a
company member by Frankfurt Opera where, in the course of four
seasons (2009-2013), he sang many roles – including Tamino in
Mozart‘s The Magic Flute. The works of J. S. Bach form the nucleus
of Julian Prégardien’s extensive repertoire in the domain of sac-
red vocal music. In an international production broadcast in 2013
by Bavarian Television, his interpretation of the Evangelist in the
St Matthew Passion attracted particular notice.
As a chamber musician, Julian Prégardien not only performs lied
recitals but also appears with ensembles on a regular basis, often
providing them with his own instrumental arrangements of art
song piano accompaniments. His Cologne Philharmonie recital dé-
but in 2011 reaped praise from the daily Kölnische Rundschau: “It is
certainly phenomenal to hear a vocalist possessing such a degree
of culture.”
www.julianpregardien.de
Likewise born in 1984, Christoph Schnackertz studied piano at
Cologne Musikhochschule under the guidance of Pierre-Laurent Ai-
Photo: Stephan Cahen
mard. At his alma mater he now teaches Lied interpretation and is
engaged as accompanist in the singing class of Prof. Christoph Pré-
gardien. He has made appearances in the concert series of Colog-
ne Philharmonie, Schwetzingen Festival, Wigmore Hall and Zurich
Tonhalle, accompanying several prominent vocalists.
Christoph Schnackertz
www.cschnackertz.deséduit par l’idée de les confronter directement en amour. Il part, atterrit à l’armée, rêve des
Préface l’un à l’autre. Et le titre spirituel Les quatre tempé-
raments devant la perte de la bien aimée redoubla
choses les plus folles, mais ses pensées tour-
nent toujours autour de la bien aimée. Et une
mon envie. Je suis toujours très impatient de nuit, il rêve : sur un plateau aride, le vent qui
Amour insatisfait – c’est le terrain favorable
m’approprier les différents rôles dépeints dans souffle lui parle du pays, de l’amour, de sa ché-
pour des milliers de lieder et de poésies du Ro-
ces lieder. rie. Il se réveille, quitte secrètement le campe-
mantisme. Au premier coup d’œil, la liste des
ment et remonte un ruisseau jusqu’à sa source.
titres de cet album pourrait être la simple com-
La confrontation des deux autres compositeurs Et soudain, qu’y voit-il ? Son visage !
pilation de mes lieder préférés sur ce thème.
de cet album n’est pas non plus aléatoire. Elle Tout comme dans le cycle de Beethoven au dé-
Mais en fait, j’ai tellement peaufiné ce choix que
concerne d’une part Hugo Wolf, mort jeune but, le dernier lied de Wolf, An die Geliebte (À la
le résultat m’apparaît pratiquement constituer
sans avoir connu la gloire, et d’autre part Ri- Bien aimée), est en mi bémol majeur, la tonalité
comme un nouvel opus, une nouvelle composi-
chard Strauss, l’une des personnalités à suc- de l’amour, et vient clore sur bien des plans mon
tion. Lorsque j’ai envisagé de publier mon pre-
cès les plus célèbres de tous les temps. Les cycle personnel de lieder.
mier album de lieder, ceci avait pour moi une
Fleurs de jeunes filles (Mädchenblumen) sont
importance éminente. Car je voulais exprimer
généralement chantées maintenant par les Julian Prégardien
beaucoup plus que je n’aurais pu le faire dans le
seuls sopranos légers. Quel ne fut pas mon Traduction française : Geneviève Geffray
cadre étroit d’un grand cycle de lieder roman-
étonnement en découvrant alors la dédi-
tiques comme La Belle Meunière ou Les Amours du
cace de l’édition musicale, à Hans Giessen,
poète .
ténor au Théâtre de Weimar. Pour un ténor, Mi bémol majeur, la tonalité de l’amour, du recueillement,
interpréter ces lieder constitue un risque évi- de la conversation intime avec Dieu, évoquant la Sainte
Encore étudiant à Freiburg, je suis tombé chez
dent, car si les sopranos peuvent venir à bout Trinité, avec ses trois bémols.
un bouquiniste sur la musique de la Bien aimée
du pianissimo dans dans le registre aigu des
lointaine, publiée au Insel-Verlag. J’ai aussitôt
Wasserrose (Nénufars), par exemple, c’est une (Extrait de l’« Esthétique de la Musique » de C.F.D. Schubart)
acheté les « Lettres à l’immortelle bien aimée »
entreprise beaucoup hasardeuse pour un ténor.
de Beethoven, ces confessions qui me sem-
Mais le message et les couleurs de ces mélodies
blaient indispensables à la compréhension de
revêtent dans cette tessiture une note particu-
la composition. Jusqu’alors, Beethoven m’était
lière. Je suis certain que c’est ce que recherchait
toujours apparu comme un homme sévère et
Strauss et ce que réclame également le texte.
aigri, mais le langage impatient, enthousiaste
et aimant de ces lettres me surprit. Il publia
Ce groupe de lieder a vu le jour en 1888, année la
en 1816 La Bien aimée lointaine. Ce n’est pas seu-
plus productive d’Hugo Wolf également. Ses lie-
lement l’unique cycle de lieder de Beethoven,
der sur des poèmes de Mörike m’ont immédia-
mais également le tout premier cycle composé
tement séduit au plus haut point et j’ai réuni ici
de lieder de l’histoire de la musique. Conscient
un choix pour proposer une alternative à la Bien
de cette évidence, je fus pris d’un certain ver-
aimée lointaine – sur le plan physique, le jeune
tige en découvrant les lieder presque incon-
homme ne descend pas de ses hauteurs ! C’est
nus de Weber. Ils sont en effet pratiquement
une fois de plus un jeune homme malheureux
contemporains du cycle de Beethoven et je fus« Accepte donc, ces chansons... »
– Messages sonores à la bien aimée (aux bien aimés)
L‘amour, sur ce point, tous les savants sont d‘accord, L’idée que tout se tient d’une manière ou d’une trop peu variés pour être interprétés en concerts
est une des sentiments les plus impétueux du coeur autre constitue le point de départ d’un nou- publics. Dès lors, on préféra jusqu’au milieu du
humain. Il renverse d‘un éclair ces bastions que sont vel ensorcellement de l’univers par la poésie, siècle faire une sorte de sélection musicale re-
le rang ou la classe; le monde est trop petit et l‘éternité que le monde entier attendait. Eichendorff, ce groupant un certain nombre de lieder. Le cycle
trop courte pour lui. Oui, l‘amour, c‘est en vérité un tardif romantique catholique que nous avons An die ferne Geliebte (À la Bien aimée lointaine) op. 98
manteau de poète, dont tout fantasque s‘enveloppe cité plus haut, ne fait certes qu’une intrusion de Ludwig van Beethoven s’oppose fermement
une fois, dans ce monde glacé, pour aller en Acardie. timide dans ce cosmos des idées romantiques : à cette pratique, le compositeur regroupant les
Et plus deux amoureux, séparés s‘éloignent l‘un de le narrateur de sa nouvelle du « Propre à rien » six lieder du cycle de poèmes en un tout intégral,
l‘autre, plus est ample l‘arc du manteau chatoyant prête tout naturellement à l’amour une folie réunis par des intermèdes qui les enchaîne l’un à
que le vent du voyage gonfle derrière eux, plus est des grandeurs qui dépasse bel et bien les seules l’autre. Les poèmes d’Alois Jeitteles, sans doute
hardi et surprenant le déploiement de ses plis, plus se dimensions du réel. Malgré tout, l’art et la vie commandés personnellement par Beethoven,
fait longue derrière eux la robe des amants, au point semblent intimement mêlés – le « fantasque » et offraient la possibilité de transformer en un ré-
qu‘un indifférent ne peut passer sur la terre sans mar- le « normal » cohabitent dans un même « monde cit narratif, grâce à la musique, une description
cher par mégarde sur quelques-unes de ces traînes. froid ». Par l’amour, leur dimension poétique se lyrique de la séparation et de l’union simultanée
dévoile avec une telle force qu’elle devient visible des amants. Il y parvient moins par l’illustration
Joseph von Eichendorff, et compréhensible même pour les non roman- que par la structure (à l’exception des chants
Memoires Scènes de la vie d‘un Propre-à-rien (1822/23) tiques. d’oiseaux nettement perceptibles dans le qua-
trième et le cinquième lied) : Le premier et le der-
Au XIXème siècle, l’amour n’est rien moins qu’une nier lied sont directement reliés par le vers «et un
idéologie. Ce n’est certes pas à cette époque I. 1816 – Beethoven et Weber cœur amoureux reçoit ce qu’un cœur amoureux
seulement qu’il a été « découvert » ou « inventé » «Nostalgie» et «cheminement» sont à la fois condi- lui a voué », identique en musique et en poésie.
– mais, dans la société bourgeoise des environs tion et aboutissement d’une telle dynamique de Comme dans une mélodie populaire, les deux
de 1800, il devient très vite un astre fixe illumi- l’âme romantique. Les messages poétiques se amants sont unis par le chant «simple », auquel
nant toute chose au firmament des valeurs. transforment en représentation littéraire omni- la société bourgeoise des années 1800 assimilait
Dans leurs lettres ou journaux intimes, les per- présente. Évoquant petits oiseaux, petits ruis- la sincérité des sentiments (contrairement aux
sonnes des deux sexes se reconnaissent comme seaux, lune, étoiles, nuages ou zéphyrs, ils volent «faux-semblants » courtois). En choisissant une
êtres sensibles et aimants et confessent leur ap- vers le ou la « bien aimé(e) lointain(e) » supposée. même tonalité pour ces deux lieder et en repre-
partenance à ce monde, y voyant la réalisation Aux environs de 1800, le lied accompagné au nant le tour mélodique initial aux dernières me-
suprême de leur ego – l’« amour » est devenu un piano devient un vecteur concret du message sures de la composition, Beethoven concrétise
facteur central d’identification d’une société en amoureux littéraire qu’affectionne la bourgeoi- en outre de manière suggestive au plan musical
mutation. Dans le Romantisme littéraire – les sie cultivée. Il devient progressivement une pra- également l’idée du cercle qui se referme.
œuvres de Friedrich Schlegel et de Novalis par tique éminemment culturelle de la poésie. Mais
exemple – l’amour est l’image même de l’infini. les cycles complets étaient considérés commeCe n’est par contre ni l’existence d’entrelacs de tionnalisée et professionnalisée, le « lied alle- aux fleurs, l’éternel féminin dans le regard des
motifs thématiques ni un plan rapprochant les mand » se transforme progressivement en sym- hommes, et le sort de la beauté qui se fane.
tonalités qui régit le cycle de lieder Die vier Tem- bole du statut social et sert en même temps Dans les vers de Dahn, on retrouve cette repré-
peramente beim Verluste der Geliebten (Les quatre d’assurance identitaire. Dès le milieu des an- sentation sous forme d’une variante précieuse
tempéraments devant la perte de la bien aimée) nées 1870, les « soirées de lieder » (Liederabende) de l’Art Nouveau célébrant l’image idéale de
op. 46, composé par Carl Maria von Weber en dans les salons connaissent un essor fulgurant, la femme fragile, typique de cette époque.
cette même année 1816. La pensée cyclique ap- dans un cadre adéquat. Berlin, Munich ou
paraît ici sous la forme d’un thème lyrique avec Vienne, métropoles de la musique, abondent La dramaturgie sonore de ces lieder va de pair
variations sur l’idée des quatre tempéraments de soirées musicales de ce genre, qu’Hugo Wolf avec une voix étonnamment haut perchée
(s’appuyant sur une théorie de la médecine fustige violemment en 1887, parlant de « duperie – en hommage au dédicataire dont la tessi-
antique). Le compositeur connaissait person- du miracle du lied ». Le passage d’une commu- ture a en quelque sorte été introduite dans la
nellement le poète Friedrich Wilhelm Gubitz, nion intime des âmes à un événement officiel composition. Dans le dernier lied, Wasserrose
qui avait d’abord exercé le métier de graveur public peut s’opérer de façons diverses. Richard (Nénufar), qui est aussi le plus célèbre, Strauss
sur bois et qui était depuis 1805 professeur à Strauss et Hugo Wolf vivaient dans des mondes pousse cet effet sonore à l’extrême en évi-
l’Académie prussienne des Beaux-Arts. Celui- totalement différents en dépit de leur inébran- tant tout d’abord totalement les basses. Sur
ci réunit dans son cycle de poèmes des clichés lable admiration commune pour Wagner. Leurs la voix de ténor qui déclame mélodieusement,
ironiques réclamant pour ainsi dire une réalisa- compositions de lieder aujourd’hui célèbres le splendide accompagnement au piano rap-
tion théâtrale : Dans la mise en scène musicale sont une claire illustration de ces différentes pelle immédiatement Liszt, puis il fait scintiller
de Weber, les quatre tempéraments portent approches. Alors que Strauss, professionnel un éclat évoquant Rheingold (L’Or du Rhin) de
les noms d’élues disparues mais qui reprennent universel de la musique, habitué au succès, Wagner. Les autres régions sonores du piano
vie, « Blanda », « Laura » et « Clara » – seul Der affirme être en mesure de mettre en musique sont ensuite abordées peu à peu, imitant des
Gleichmütige (Le Flegmatique) reste plus attaché même un menu de restaurant, Wolf s’immerge appels de cor tout empreints de l’atmosphère
au souvenir du « plum-pudding » cuisiné par la sans compromis dans les arcanes de la poésie du Rosenkavalier (Chevalier à la rose), symboles
bien aimée qu’à son prénom. On perçoit ici la qu’il met en scène musicalement, de manière acoustiques d’un Romantisme passé.
pratique du lied cultivée dans les salons berli- réactive et percutante, comme un comédien.
nois de l’époque, sorte de théâtre d’improvisa- En 1889, Strauss est déjà engagé à Weimar à
tion musicale à laquelle se rattachera un peu Le cycle Mädchenblumen (Fleurs de jeunes son troisième poste de maître de chapelle et
plus tard le cycle de poèmes de Wilhelm Müller filles) op. 22 de Strauss est un témoignage comme assistant au Festival de Bayreuth. Wolf,
La Belle Meunière, mis en musique par Franz d’amitié pour le ténor Hans Buff-Gies- qui a quatre ans de plus, doit pour sa part en-
Schubert. sen, qui faisait partie de l’ensemble du core subsister – jusqu’en 1887 – comme critique
Théâtre de la Cour de Weimar de 1888 à 1894. musical pour le Wiener Salonblatt (il est redouté
Les quatre poèmes sont de Felix Dahn (connu pour son esprit polémique et rebaptisé de ce fait
II. 1888 – Strauss et Wolf de nos jours encore comme auteur du roman «loup – Wolf – sauvage »). Début 1888, il se retire
Les conditions d’existence du lied changent ra- historié Ein Kampf um Rom – Une Bataille pour pour composer dans le petit village viticole de
dicalement dès le dernier tiers du XIXème siècle. Rome). Ils reprennent un thème typiquement Perchtoldsdorf, au sud de Vienne. Il y connaît
Dans le cadre d’une culture musicale institu- romantique : l’identification de la jeune fille deux périodes créatrices mémorables, termi-nant fin novembre de cette année la mise en transforme pour nous en une réalité sonore musique des 53 lieder sur des poèmes de Mörike. brillant perpétuellement de couleurs toujours En se consacrant à Eduard Mörike, mort en 1875, renouvelées. Wolf s’attache à un auteur encore pratiquement inconnu. Seuls les spécialistes de la littérature connaissent quelque peu ce pasteur de cam- Martin Günther pagne souabe auteur de romances. Mais Wolf Traduction française : Geneviève Geffray découvre chez lui d’autres facettes : des émo- tions extrêmes, un humour à double tranchant, parfois narquois, un monde mystique magique – «Mörike lui-même, cet enfant chéri des Grâces ! À quels excès sa muse se prête-t-elle lorsqu’elle tourne ses regards du côté démoniaque de la vérité ! » Dans ses lieder sur des poèmes de Mörike, Wolf aborde le thème du « message amoureux » avec une infinité de sonorités intermédiaires. Le spectre de son choix va de la gaîté gracieuse dans le Jägerlied (Chant du chasseur), dont il saisit la versification dans un rythme à 5/4 qui, curieu- sement, semble à peine asymétrique, jusqu’à l’illustration musicale humoristique de rêves grotesques de choucroute et de saucisses d’un soldat nostalgique dans Der Tambour (Le Tam- bour) ou la confrontation dramatique aux forces naturelles et la solitude de l’âme humaine dans le Lied vom Wind (Chant du vent). Chez Wolf, Strauss, Weber ou Beethoven, rien ne se fait «sans artifice», selon les termes idéali- sés de Jeitteles dans À la bien aimée lointaine. Bien au contraire : la poésie du message d’amour chanté se change en artifice exacerbé lorsque la poésie devient lied au cours du XIXème siècle, ainsi que le démontre ce petit exposé. Elle se
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