Veränderung Was ging da im Dieses Mal mit
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0 Ausgabe # 865 16.01.2017 46. Jahrgang Veränderung Rück und Ausblick Was ging da im Dieses Mal mit des Vorstands Audimax? POSTER! S. 7-11 S. 12-22 S. 25-26
1 Gendern? Warum, wieso, weshalb und wie? Bei der Lektüre der Berta werdet ihr feststellen, dass wir es vermeiden das generische Maskulinum zu verwenden. Dies tun wir bewusst, weil Sprache eines der bedeutendsten Mittel der Kommunikation ist und damit einen sehr großen Einfluss auf unsere Wahrnehmung und auf unser Handeln hat. Wissenschaftliche Studien haben in zahlreichen Untersuchungen belegen können, dass Sprache Bilder in unseren Köpfen ge- neriert und somit unsere Wahrnehmung und auch unsere Realität prägt. Die Sichtbarkeit von Frauen* und sich nicht in das binäre Geschlechtermodell einordnenden Geschlechtsidentitäten muss gestärkt werden. Wir verwenden also z.B. das Gender-Sternchen *, um auch Frauen anzusprechen und um zu zeigen, dass die Kategorien männlich und weiblich lang nicht abschließend sind, sondern dass es auch Geschlechtsiden- titäten dazwischen, darüber hinaus und jenseits von Frau und Mann gibt.
Editorial 2 Liebe Menschen! E in neues Jahr wartet auf uns Das Studierende hartnäckig sind be- mit vielen, vielen neuen Dingen weist auch das Referat Studieren oh- und Veränderungen. Passend da- ne Hürden, welches die Inklusion an zu auch der Schwerpunkt dieser Aus- der Uni Freiburg etwas aufs Korn gabe. nimmt, mehr dazu auf Seite 21. Was sich letztes Jahr hochschulpolitisch Unser Schwerpunktthema Veränderung abgespielt hat und was in diesem Jahr wird mit einem Plädoyer eingetleitet, auf uns zukommt haben der Vorstand das dazu aufruft nicht vor Wandel in ihrem Rück- und Ausblick zu- zurückzuschrecken, sondern sie aktiv sammengefasst, den ihr auf den nächs- mitzugestalten. Ein wichtiger Gedanke, ten Seiten lesen könnt. Eines der dort der in allen unseren Artikeln mithallt. angesprochenen Themen sind natürlich Sei es die Warnung vor Angstkommuni- auch die geplanten Studiengebühren für kation, der stete Kampf um Inklusi- Nicht-EU-Bürger*innen und Zweitstu- on oder Mitspracherecht, und so vie- dierende. Diesbezüglich entstand auch le weitere Themen, die wir hier in die Audimax-Besetzung, über die ihr der Studierendenzeitung ansprechen. in dieser Ausgabe in drei Artikeln und Wir hoffen diese Ausgabe speziell ver- aus drei Perspektiven lesen könnt. Zum mittelt euch, dass Veränderung nichts Einen einen Rückblick von Zozy* aus schlechtes ist, vor dem man Angst ha- dem Inneren des Audimax, einen Gast- ben sollte. Sondern etwas das passiert, beitrag des Korrektiv Freiburgs, wel- passieren muss und von uns positiv cher den fast blinden Aktionismus der beeinflusst werden kann. Besetzung kritisiert und nicht zuletzt einen Kommentar zur Notwendigkeit Also, lasst uns gemeinsam verändern! der Besetzung von Abju. Eure berta*-Redaktion Leser*innenbriefe an: referatpresse@stura.unifreiburg.org
3 Inhalt HoPo Schwerpunkt 7 Rück- und Ausblick des Vorstands 27 Veränderung: Ein Plädoyer Der Vorstand schaut auf 2016 zu- Veränderung ist wichtig, und da- rück und schreibt über Themen, mit gut umzugehen bedeutet in den die 2017 auf uns zukommen. meisten Fällen aktive Mitgestaltung. 12 Warum seid Ihr nicht länger drin ge- 30 Terroranschläge verändern alles! blieben? Wirklich? Ein Kommentar zur Audimaxbeset- Eine Kritik an der Angstkommu- zung, welcher Transparenz bieten nikation der Massenmedien und möchte. dem darausfolgenden Verlangen nach einem Überwachungsstaat. 15 Die auswendigen Muster Das Korrektiv Freiburg kritisiert 33 Der lange Atem der Veränderung - die Audimaxbesetzung für dessen Hürden im Studienalltag relativen blinden Aktionismus. Neben materiellen Hürden gibt es auch haufenweise nichtmaterielle, 18 Warum überhaupt besetzen? und auch diese gilt es zu bekämp- Eine Betrachtung was eine Beset- fen. zung politisch leisten kann und soll. 36 Dagegen bis zur Demokratie 20 Barrierefreiheit und Inklusion als Die jetzige Unistruktur ist proble- "Selbstverständlichkeit" matisch und Demokratie an Hoch- Ein Essay von Andreas aus dem schulen entsteht nur, wenn das bis- Referat Studieren ohne Hürden über herige System abgeschafft wird. Inklusion an der Uni Freiburg.
Inhalt 4 Gesellschaft Kultur 39 Das Problem heißt Patriarchat 48 Widerständiger Pessimismus Wenn es ihnen passt, fordern Ver- treterInnen rechter Parteien plötz- 50 Termine lich Schutzrechte für Frauen ein. Was demnächst so in Freiburg Dabei missachten sie aber die Wür- ansteht. de der Betroffenen. 43 Eilmeldung: Fake oder Fakt? Bei einer Medienvielfalt wie sie IMPRESSUM heutzutage vorhanden ist sind Fa- kenews fast nicht auszufiltern, um- berta* #867, 15. Januar 2017, 46. Jahrgang, 52 Seiten, Auflage: 800 Stück so wichtiger wird deswegen Me- dienkompetenz. V.i.S.d.P.: AStA Uni Freiburg Druck: Druckwerkstatt im Grün 44 Pressemitteilung des RDL Redaktion und Layout: Zoe* Steinsberger, Rebekka Blum, Isabell Gross, Emanuel Löffler Berufungsverfahren Oliver Kloth Kontakt: berta c/o AStA, Belfortstr. 24, 79085 (AfD) gegen Radio Dreyeckland Freiburg, Telefon: 0761-2032035, Fax: 0761-2032034, referat-presse@stura.org. Die berta* ist das offizielle Presseorgan des 45 Bändern statt verändern Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Uni Freiburg. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben Wer bändern möchte, soll bändern; nicht zwingend die Meinung der Redaktion / des aber niemand soll bändern müssen. AStAs wieder. Die Redaktion behält sich bei allen Manuskripten das Kürzen und den Zeitpunkt der Veröffentlichung vor. 47 Wir wissen genug Bildnachweise: S. 18: Florida Memory: Tanzschule, Gemeinfrei, .... und deswegen ist es jetzt an https://flic.kr/p/71VHXE S. 27: Jordi Payà: Melting Clock, CC-BY-ND 2.0, der Zeit raus zu gehen und was https://flic.kr/p/fKpYEn S. 49: Kim-Leng: Kate Tempest, CC-BY-ND 2.0, zu tun! https://flic.kr/p/6yCspR S. 38: Römischer Senat, Gemeinfrei. Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6mischer_Senat#/m edia/File:Maccari-Cicero.jpg CC-BY-ND: https://creativecommons.org/licenses/by- nd/2.0/ Alle Texte CC BY-NC-SA 3.0 www.stura.org
5 Mitmachen C a l l f o r Pa p e r s f ü r St u d e n t i s c h e R i n g v o r l e s u n g HABT IHR SCHON MAL EINE HAUSARBEIT ZU GESCHLECHT ODER SEXUALITÄT GESCHRIEBEN, DIE ZU SCHADE IST, NUR IN DER SCHUBLADE ZU LIEGEN? WOLLT IHR ÜBEN, EURE ERGEBNISSE DER ÖFFENTLICHKEIT ZU PRÄSENTIEREN? DANN RAUS AUS DER SCHUBLADE UND KATEGORIEN ÜBER BORD! Das GenderReferat und das RegenbogenReferat für sexuelle und geschlechtli che Vielfalt des AStA der Universität Freiburg rufen zum zweiten Mal auf, für die Veranstaltungsreihe „Raus aus der Schublade! Gender_Queer*Lectures“, die im Sommersemester 2017 stattfinden soll, Abstracts einzureichen. Geplant sind mehrere Abende, an denen Studierende aller Hochschulen in Freiburg Themen, die für die Gender Studies und Queer Studies relevant sind, sich also mit Geschlecht und Sexualität beschäftigen, in einem ca. 20minütigen Vortrag vorstellen. Willkommen sind Beiträge aus allen wissenschaftlichen Disziplinen. Die Vorträge können beispielsweise Ergebnisse aus Forschungsprojekten, Abschlussarbeiten oder Hausarbeiten sein und beispielsweise Themen wie Trans*, Inter*, Intersektionalität, Monogamiekritik oder strukturelle Diskriminierung behan deln und auch innerfeministische oder innerdisziplinäre Kontroversen aufgreifen. Darüber hinaus freuen wir uns auch über Beiträge, die sich kreativ oder kritisch mit den Themen auseinandersetzen. Die Abstracts sollen Titel, Gliederung des Vortrags, Leitfragen und eine fachliche Selbstpositionierung des*der Autor*in enthalten, so dass die argumentative Struktur des Vortrags in 200500 Wörtern nachzuvollziehen ist. Für alle Vortragenden gibt es auch ein kleines Dankeschön! Abstracts sind in diskriminierungsarmer und geschlechtersensibler Sprache bis zum 28.02.2017 an referatregenbogen@mail.stura.unifreiburg.de einzureichen. WEITERE INFORMATIONEN UNTER: www.stura.unifreiburg.de/gremien/referate/regenbogen referatregenbogen@mail.stura.unifreiburg.de
Mitmachen 6
7 HoPo HOCHSCHULPOLITISCHER RÜCK UND AUSBLICK DES VORSTANDS Wie war das Jahr 2016 aus hochschulpolitischer Sicht? O bwohl wir als Vorstand erst seit den entsprechend zweckgebunden einge- Oktober im Amt sind, werden setzt haben oder nicht. Nachdem diese wir versuchen, euch einen kurz- Nachweise zunächst nicht vorgelegt wer- en Überblick über die hochschulpoliti- den konnten, wurde sich von Seiten der schen Geschehnisse des Jahres 2016 zu Studierenden dazu entschieden, die Mit- geben. tel den Vorgaben entsprechend neu aus- zuschreiben. Dieser Schritt zeigte offen- Ein Thema, das unsere Vorgänger*innen, sichtlich Wirkung. Nur kurze Zeit spä- uns und wahrscheinlich auch noch die ter wurden die entsprechenden Nachwei- ein oder andere Generation nach uns se durch das Rektorat vorgelegt und in beschäftigen wird, ist die neue Universi- einem klärenden Gespräch konnten die tätsbibliothek. Im Lauf des Jahres 2016 Unstimmigkeiten beseitigt werden. Die wurden immer wieder verschiedene Pro- Neuausschreibung der Mittel wurde dar- bleme von Seiten der Studierendenvertre- aufhin von Seiten der Studierenden zu- tung angesprochen und konnten teilwei- rückgezogen. se auch gelöst werden. Grundsätzliche Probleme, wie beispielsweise die große 2016 war auch ein Jahr der Wahlen. Zahl fehlender Arbeitsplätze während der Neben den alljährlichen Wahlen inner- Prüfungsphasen sind weiterhin ungelöst. halb der Verfassten Studierendenschaft die Im Großen und Ganzen ist die Entwick- im Juni erfolgreich durchgeführt wurden, lung der UB im letzten Jahr aus Stu- stand auch die Landtagswahl in Baden- dierendenperspektive eine positive gewe- Württemberg an. Diese wurde aus hoch- sen, was aber nicht heißen soll, dass al- schulpolitischer Perspektive kritisch beglei- les perfekt läuft. tet. Wichtige Themen waren dabei an- stehende Reformen des Landeshoschulge- Im Frühjahr des vergangenen Jahren kam setzes, die Ausgestaltung der Verfassten es vor allem auf Grund von Problemen Studierendenschaft und die Frage nach in der Kommunikation mit verschiedenen Studiengebühren. Dass die Themen nicht Stellen im Rektorat zu einem Streit, bei gänzlich falsch gesetzt waren, sollte sich welchem es um die studentische Verga- vor allem beim Thema Studiengebühren be von Qualitätssicherungsmittel aus dem bald zeigen. 4. Quartal 2015 ging. Entscheidend war hier die Frage, ob die verschiedenen Fa- kultäten die ihnen zugewiesenen Gelder den Vereinbarungen mit den Studieren-
HoPo 8 Was war eigentlich mit… …Studiengebühren? Seit Beginn unserer Vorstandszeit beschäf- aufhin fand eine ausgiebige Diskussion, tigt uns ein Thema der Hochschulpoli- angeregt durch die Vorstände, im Stu- tik besonders: Die Pläne zur Wiederein- dierendenrat statt. Das Ergebnis war die führung von Studiengebühren. Der Ge- Bestärkung der bisherigen Position zur setzentwurf aus dem grünen Wissenschafts- Exzellenzstrategie: die politische Ableh- ministerium sieht (mit Ausnahmen) Ge- nung von öffentlichen Finanzierung im bühren für Internationale Studierende aus Bildungsbereich nach Wettbewerbsprinzip. Nicht-EU-Ländern vor. Wir stehen die- Gefolgt von dieser Entscheidung wurde sen Plänen sehr kritisch gegenüber. Nach- die erste Informationsveranstaltung über- dem sich bereits der Studierendenrat der haupt zum Thema Exzellenz an unserer Uni Freiburg gegen die Wiedereinführung Universität durch die Studierendenvertre- von Studiengebühren aussprach, beschloss tung organisiert. Um noch mehr Studie- auch die Vollversammlung der Studieren- rende über das Thema zu informieren den den Gesetzentwurf abzulehnen. Die und den Beschluss zu stärken fand dann bisherige politische Arbeit zu diesem The- eine Diskussion auf der Vollversammlung ma konzentrierte sich auf zwei Bereiche: am 14.12.2016 mit ca. 500 Studierenden Zum Ersten die Vernetzung mit anderen statt. Seitdem gilt der Beschluss der Voll- Studierendenvertretungen in Baden-Würt- versammlung als höchstes politisches Gre- temberg und deutschlandweit – landes- mium der Studierendenvertretung, nach weit wehren sich die Studierendenvertre- dem wir die Exzellenzstrategie ablehnen, tungen gegen die Wiedereinführung von die Petition gegen Exzellenz als Institu- Studiengebühren. Zum Zweiten ging es tion unterstützen und uns nicht in den vor allem darum eine kritische Öffent- universitären Gremien, die ausschließlich lichkeit zu schaffen. Zu diesem Zweck mit der Exzellenzstrategie befasst sind, fand unter anderem eine große Demo beteiligen. Ende November in der Freiburger In- nenstadt statt. Außerdem fand eine Be- …dem neuen Rahmenvertrag mit der VG setzung des Audimax großes öffentliches Wort? Interesse. Eine Gruppe Studierende be- Wir sahen uns kurz nach Beginn des setzte nach der Vollversammlung am Semesters mit der Tatsache konfrontiert, 14.12. aus Protest gegen die Wiederein- dass die Nutzung von Texten in Onli- führung von Studiengebühren und die ne-Semesterapparaten wie ILIAS ab dem wenig kritische Haltung des Rektorats 01.01.2017 sehr viel schwieriger werden das Audimax. sollte. Ab diesem Zeitpunkt sollte ein neuer Vertrag zur Nutzungsüberlassung …der neuen Exzellenzstrategie? von digitalen Texten zwischen Bund, Land Im Jahr 2016 wurde das Thema Exzel- und der der VG Wort gelten. Dieser lenzstrategie in allen Gremien der Uni- sah Neuregelungen im Abrechnungsver- versität und damit auch in der Studie- fahren vor, welche die Universitäten ka- rendenvertretung wiedermal aktuell. Wir pazitativ und finanziell überlastet hätten. setzten uns mit den studentischen Ver- Aus diesen Gründen hat ein Großteil treter*in der verschiedenen Gremien zu- der deutschen Universitäten beschlossen sammen und überlegten wie ein gemein- den neuen Vertrag nicht zu unterschrei- sames Vorgehen aussehen könnte. Dar- ben. Das hättte bedeutet, dass ab 2017
9 HoPo urheberrechtlich geschützte Texte nicht ..."lernfabriken meutern!"? länger online zur Verfügung gestellt wer- "lernfabriken...meutern!" ist ein bundes- den können, was die Qualität von Stu- weites Bündnis verschiedenster Akteure dium und Lehre negativ beeinflusst hät- aus dem Bildungsbereich. Darunter fal- te. Durch den Druck den die Unis auf len beispielsweise Schüler*innen und Leh- die Vertragspartner*innen ausübten, bil- rer*inne, Azubis oder Studierende. Mitte dete sich noch im Dezember eine Ar- November lud das Bündnis zu einer Pro- beitsgruppe. Diese hat eine vorläufige Ei- testkonferenz an die Uni Duisburg-Essen nigung veröffentlicht: die Nutzung von und auch zwei Menschen aus Freiburg digitalen Texten wird bis einschließlich folgten der Einladung. Das Wochenende Dezember nach altem Vertrag erlaubt – war von vielen verschiedenen Workshops bis dahin soll ein neuer Vertrag verhan- und Diskussion geprägt die sich an der delt werden. Wir werden diesen Prozess Frage orientierten, wie ein Bildungspro- weiter kritisch begleiten; erst im Dezem- test im Jahr 2017 ausgestaltet werden ber hat die Vollversammlung beschlossen, kann. Man darf gespannt bleiben, was dass wir uns dafür einsetzen sollen, dass im neuen Jahr auf uns zukommen wird. digitale Texte weiterhin pauschal abge- rechnet werden und nicht einzeln. Au- …der Erstiwoche? ßerdem forderte die VV, dass das Land Die diesjährige Erstiwoche war insgesamt weiterhin für die Kosten aufkommt. Wir sehr erfolgreich. Unsere Angebote wur- fordern, dass ein Vertrag erarbeitet wird, den größtenteils positiv wahrgenommen der sowohl für Studium und Lehre als und waren sehr gut besucht. Jazzfrüh- auch für die vertretenen Autor*innen Lö- stück, Semestereröffnungsparty und Stadt- sungen enthält und uns nicht zurückwirft führungen erfreuten sich wie jedes Jahr in Zeiten von Semesterapparaten und Ko- großer Beliebtheit. Auch auf dem von pierschlangen. uns mitorganisiertem Markt der Möglich- keiten im Dreisamstadion waren wir und …der fzs-Veranstaltung in Freiburg? viele andere Gruppen vertreten und ha- Anfang Oktober fand in Freiburg die ben hoffentlich vielen Erstis Einblicke in konstituierenden Sitzungen der Ausschüs- die Hochschulpolitik bieten können. se des fzs (freier zusammenschluss von student*innenschaften) statt. Etwa 40 Menschen aus hochschulpolitischen Struk- turen aus ganz Deutschland waren an diesem Wochenende in Freiburg um die inhaltliche Arbeit in den verschiedensten Ausschüssen gemeinsam zu starten. Wir Freibuger*innen haben uns derweil um die Verpflegung gekümmert und dafür viel Lob erhalten. Neben der inhaltlichen Arbeit kam auch die abendlich Vernet- zung bei diversen Kaltgetränken nicht zu kurz. Alles in allem war es ein schö- nes aber sehr anstrengendes Wochenende.
HoPo 10 Euer AstAVorstand: Sina und Dominik (hinten), Leon und Maleen (vorne) Was 2017 noch passieren soll: Studiengebühren: Im kommenden Jahr bleibt das Thema Württembergs möglichst vielfältigen und Studiengebühren leider weiterhin aktuell. breiten Protest gibt. Am 13. Januar wird Nach Angaben der Landesregierung soll es eine Demonstration gegen die Studien- der Gesetzentwurf Mitte Februar zur er- gebühren in Stuttgart stattfinden. Damit sten Lesung ins Parlament kommen. Un- viele Studierende auch aus Freiburg teil- ser Ziel bleibt nach wie vor, den Ge- nehmen können, wird die Studierenden- setzentwurf und jeden weiteren Gesetz- vertretung eine Möglichkeit der gemein- entwurf, der Studiengebühren beinhaltet samen Anreise organisieren. Meldet euch zu verhindern. Wir hoffen, dass es auch also gerne bei uns! im Jahr 2017 sowohl in Freiburg aber auch in vielen anderen Städten Baden-
11 HoPo Obwohl die endgültige Entscheidung über Baumaßnahmen (Platz der alten Synagoge / die Studiengebühren - taktisch sehr klug KG II): – in die Zeit der vorlesungsfreien Zeit Nachdem die Umbaumaßnahmen des Plat- fallen wird, möchten wir hier schon ein- zes der alten Synagoge beendet sein wer- mal ankündigen, dass unserer Protest ge- den, wird (voraussichtlich 2019) mit dem gen Bildungsgebühren nicht zum Zeit- Umbau des KG II begonnen. Hierfür punkt der Implementierung eines Geset- wird vorrangig das entsprechend benötig- zes enden wird. te Baumaterial im Innenhof des Zentral- campus, also auf dem Platz der weißen Exzellenzstrategie: Rose gelagert, während die Arbeiten bzw. Die Exzellenzstrategie wird im neuen Jahr der Transport der Materialien voraussetzt, in die entscheidende Phase gehen. Die dass ein Kran auf dem Platz der alten Cluster werden durch die Universität Synagoge errichtet werden soll. Fraglich eingereicht und die erste Bewerbungspha- ist jedoch noch ob die Stadt Freiburg se wird im Zeitraum April bis Septem- dieser (Fremd)Nutzung zustimmen wird. ber 2017 stattfinden. Daraufhin wird sich Da der Kran nicht im Innenhof stehen herausstellen, ob die Universität Freiburg wird, ist mit einer etwas geringeren Lärm- in die zweite Bewerbungsphase, welche belästigung für alle umliegenden Univer- eine konkrete Begehung durch Vertre- sitätsgebäude zu rechnen. Dennoch wird ter*innen der Exzellenzstrategie mit sich die Attraktivität des Zentralcampus sehr bringen würde, kommt oder nicht. Die darunter leiden, da der Platz der wei- Finanzierung durch die Exzellenzstrategie ßen Rose dadurch vermutlich überhaupt als Dauerfinanzierung und ohne weitere nicht mehr verwendbar sein wird. Wir Möglichkeit des Auf- oder Abstiegs ein- werden uns weiterhin in Gesprächen mit zelner Universitäten wird im Jahr 2019 dem Rektorat dafür einsetzen, die Ein- starten. Unabhängig davon wie weit Frei- schränkungen für Universitätsangehörige burg in diesem Wettbewerb kommen wird, möglichst gering zu halten und werden lehnen wir als Studierendenvertretung den euch natürlich mit aktuellen Informatio- Wettbewerb um öffentliche Mittel im Bil- nen auf dem Laufenden halten. dungssektor grundsätzlich ab. Zusammenfassend bleibt uns zu sagen, Bundestagswahl: dass unser Vorstandsjahr mit vielen un- Auf alle Studierenden der Universität angenehmen hochschulpolitischen Themen Freiburg wird, wie auch auf die gesam- begann. Das motiviert uns aber umso te Gesellschaft im Jahr 2017 die Bun- mehr weiterhin eure Interessen stark zu destagswahl zu kommen. Aufgrund un- machen! sere Präambel in der Organisationssat- zung aber auch der aktuell geltenden Wir wünschen euch ein erfolgreiches Jahr Beschlüsse gegen das Programm der AfD, 2017! ist es aus unserer Sicht besonders wich- tig, in den derzeitigen gesamtgesellschaft- FÜR FRAGEN ODER ANREGUNGEN: lichen Prozessen, in denen stetig rassisti- schere, sexistischere und antidemokratische Studierendenhaus Unsere Sprechzeiten: Belfortstr. 24 Im Semester: Diskurse geführt werden, eine klare Po- 79089 Freiburg Mo ‐ Fr: 11 ‐ 13 Uhr sition für eine offene, demokratische und Mo und Do: 14 ‐ 16 Uhr vielfältige Gesellschaft zu beziehen. Im ersten Obergeschoss, zweite Tür rechts vorstand@stura.org 0761/203 2033
HoPo 12 BERICHT „Warum seid ihr nicht länger drin geblieben?“ Erinnerungen und Reflexionen bezüglich der jüngsten Besetzung des Audimax Von Zozy W arum seid ihr nicht länger drin geblieben?“ Diese Frage schien nach der Besetzung des Audimax ver- Zwischen dem Abend des 14. Dezember und dem Nachmittag des 16. Dezember besetzen mehrere Hundert Studierende das Audimax der Uni Freiburg. Rund 400 gangenen Dezember für etwas mehr als Studierende hatten sich im Ausgang der zwei Tage von besonderem Interesse zu Vollversammlung der Studierendenschaft sein. Sie wurde nicht nur mir – nicht für die Besetzung des Audimax ausge- selten, zumal – gestellt, auch viele sprochen. Etwa 300 blieben bis zum En- Freund*innen erzählen mir, dass sie ge- de des ersten Plenums in der Nacht zum genüber ihnen immer wieder aufkam. Von Donnerstag. Über die Nacht blieben et- Studierenden, welche 2009 teils dabei, wa 150 Besetzer*innen. Tags über füllte teils nicht dabei waren, von Dozieren- sich das Audimax wieder und die Zahl den und Promovierenden, selbst von Fa- der Besetzenden pendelte sich zwischen milie und Verwandten während der Fest- 250 und 150 ein. Mit etwa 200 Perso- tage. „Und was habt ihr erreicht?“ war nen zogen wir dann Freitag Mittag zur dann zumeist die Frage, die ihr folgte. "Was sich mit Blick auf Ohne dem teils auch nach einer Recht- die nackten Zahlen als fertigung verlangenden unterschwelligen überschaubare Gruppe Ton Folge leisten zu wollen, möchte ich hier aus meiner Perspektive als eine der darstellt, waren tatsäch Besetzer*innen Antworten auf diese Fra- lich weit mehr Menschen." gen geben. Sie scheinen – da oftmals öffentlichen Senatssitzung, um dort unse- geäußert – einerseits in gewisser Weise ren Protest sichtbar und hörbar zu ma- von drängendem Charakter zu sein. An- chen. Am Abend verlasen wir unsere dererseits denke ich, dass sie wichtige Kritik im Rahmen eines Konzertes der Aspekte in einer Diskussion erfolgsver- Orchester der Uni Bern nochmals vor sprechender widerständiger Strategien aus dem Publikum. minoritären Positionen liefern können. Denn unsere Entscheidung „nur zwei Ta- Was sich mit Blick auf die nackten Zah- ge“ zu besetzen, war – soviel vorweg –, len als überschaubare Gruppe darstellt, eine bewusst gewählte, strategische. Zu- waren tatsächlich weit mehr Menschen. nächst aber einige Worte zur Besetzung So wechselten sich die Besetzer*innen ab, selbst. immer neue Studierende und teils auch
13 HoPo Promovierende kamen ins Audimax. Sie regierung nicht aus dem Blick geraten. nahmen Teil in den Plena, in denen wir Vielmehr erscheint mit der aktuelle Aus- unser weiteres Vorgehen und unsere For- einandersetzung um die Studiengebühren derungen diskutierten, organisierten sich eine weitere Front gegen der Standort- in Arbeitsgruppen, nahmen an Workshops nationalismus und die Preisgabe der oh- zu politischen und künstlerischen Themen nehin massiv beschnittenen sozialen Rech- teil oder veranstalten diese spontan selbst. te in der bundesdeutschen „Sozialen“ Plakate entstanden, Reden und Presse- Marktwirtschaft. mitteilungen wurden geschrieben, Inter- views organisiert und geführt. Mit Blick darauf, dass das Thema Stu- So hinterließen wir unsere Spuren als diengebühren für Nicht-EU-Bürger*innen Trending Top bei Twitter in Social Me- und für das Zweitstudium sowohl unter dia, sowie in den Web- und Printaus- der Mehrheit der Studierenden als auch gaben praktisch aller größeren bundes- in der Presse vor der Besetzung kein weit und zahlreichen in Baden-Württem- Thema waren, können die Proteste inso- berg erscheinenden Tageszeitungen. Der fern nicht anders als Erfolg gedeutet SWR berichtete im Fernsehen sowie in werden. Sie waren ein Auftakt für wei- seinen Radioprogrammen. Wir, sowie die tere Proteste mit einer nun stärker po- mediale Öffentlichkeit, nötigten die Grü- ne Partei, sich öffentlich zu positionie- ren. Dabei gelang es uns, Brüche und Differenzen in der Partei sichtbar zu ma- chen. Lies Theresia Bauer der Presse mitteilen, sie halte unsere Kritik für un- angemessen, sprach sich die Grüne Bun- destagsfraktion gegen die Gebühren aus. Wenn bislang (noch) nicht Sprengkraft, so hat das Thema Studiengebühren und damit Bildungspolitik also zumindest wie- der an Sichtbarkeit gewonnen. Dies er- scheint dringend notwendig. So schreitet mit der Exzellenzintiative, sowie der zu- nehmenden Abhängigkeit von Drittmit- teln, die Vereinnahmung der doch eigent- lich „freien“ Lehre und Forschung von Vorstellungen und Imperativen kapitalisti- scher Verwertbarkeit stetig voran. Gleich- zeitig ist durch die Proteste die natio- nalistische, auf den Wettbewerbsvorteil des Standortes Deutschland beschränkte Ausrichtung der Grün/Schwarzen Landes-
HoPo 14 litisierten Studierendenschaft. Denn, so begeistert werden konnten, die an einer muss auch ich als eine der Initiator*in- solchen zuvor vermutlich nie teilgenom- nen der Besetzung zugeben: Die Prote- men hatten. Wir kommen also wieder, ste waren vor der Besetzung getragen nur werden wir mehr sein und zumal von einer vergleichsweise kleinen Gruppe durch die Erfahrungen gestärkt. Zum an- mit nur rund einer Woche Vorlauf. Dar- deren bin ich zuversichtlich, weil ich ge- um waren sie auch für die Zeit ange- sehen habe, wie schnell und einfach wir legt, die diese Gruppe sie tragen konn- mit vergleichsweise wenig Aufwand in te. Im Prozess der Besetzung jedoch wur- der Vorbereitung große Resonanz erzeu- den wir mehr und mehr, trugen den gen konnten, wie wir es schaffen konn- Protest auf immer mehr Schultern. ten, uns den Raum zu nehmen und zu füllen. Es zeigt, dass es genügt, nur ei- Insofern stimmt mich die Besetzung in nige wenige zu sein, um – den Hash- doppelter Weise optimistisch. Einmal, weil tag der Besetzung aufzugreifend – die ich gesehen habe, wie sich immer neue Uni zum Brennen zu bringen. Denn es Leute in die Strukturen eingebracht ha- gibt so viele, die bereit sind, sich mit ben und auch Studierende für eine ver- ihrer Energie und ihrer Kreativität ein- hältnismäßig radikale Form des Protest zubringen, um Proteste gegen die diskri- minierende, und mit Blick auf AfD und Co, gefährliche Politik der Landesregie- rung zu tragen und sie laut und bunt zu gestalten. Es stimmt, wir haben Fehler gemacht, die dazu führten, dass uns das Rektorat weite Teile der politischen Arbeit wäh- rend der Besetzung blockieren konnte. Aber wir werden diese Fehler kein zwei- tes Mal machen. Viel wichtiger ist je- doch, dass wir auch sahen, dass es sich das Rektorat nicht leisten kann, seine ei- genen Studierenden von der Polizei aus ihren Gebäuden prügeln zu lassen. Das Audimax war, mehr als wir es während der Besetzung ahnten, unser Raum. Ein Raum, den wir füllten, um Aufmerksam- keit für die diskriminierende Bildungspo- litik der Landesregierung zu schaffen und Mut zu fassen für weiteren nachdrückli- chen und lautstarken Protest. Ein Raum, um im aktuellen Jahr umso vehementer einzustehen für eine solidarische Gesell- schaft und linke Politik.
15 HoPo GASTBEITRAG Die auswendigen Muster Über Sinn und Unsinn der vergangenen Proteste gegen die Wiedereinführung von Studiengebühren Von Korrektiv Freiburg D ie vergangenen Proteste gegen die und erfüllbar. Wer den Prozess der Beset- von der grün-schwarzen Regierung zung verfolgte, konnte erkennen, dass die geplante Wiedereinführung von Stu- hauptverantwortlichen Personen, die sich diengebühren für ausländische Studierende um die Organisation der Besetzung küm- sowie für Menschen, die ein Zweitstudium merten, um inhaltliche Arbeit bemüht wa- absolvieren, haben große mediale Aufmerk- ren – Aktionismus sollte um jeden Preis samkeit erhalten. Neben regionalen Medien verhindert werden. berichteten auch Jugendmagazine wie „Jetzt“, „Bento“ oder gar die taz über die Dies ist jedoch nicht ganz gelungen. Anstel- Besetzung des Audimax der Uni Freiburg. le des „blinden Aktionismus“ ist ein relati- Damit wurde eine, wenn auch nur kurz ver Aktionismus getreten, der zwar nicht währende, öffentliche Debatte zu diesem rein um seiner selbst Willen handelt, die zweifelsohne wichtigen Thema angestoßen. größeren Zusammenhänge der Thematik Es steht außer Frage, dass die Wiederein- rund um die Studiengebühren jedoch außer führung der Studiengebühren zur Bildungs- Acht lässt. Daran sind nicht zwangsläufig ungerechtigkeit beitragen wird – dennoch die Organisator*innen der Proteste schuld sollte reflektiert werden, wie sinnvoll Pro- als vielmehr das aktionswütige Kollektiv, teste dieser Form überhaupt sein können das in der Eigendynamik der Proteste zu- und wie sie gestaltet werden müssen, um nehmend an Wirkmacht gewann. erfolgreich zu sein. Denn bereits während der Demonstration am 26.11. und erst recht Wer die Kritk an den Studiengebühren ernst während der Besetzung des Audimax wur- nimmt, muss weit oberhalb der grün-schwar- den Tendenzen deutlich, in das alte aktio- zen Realpolitik ansetzen. Denn die Wieder- nistische Muster der Bildungsproteste von einführung der Bildungsentgelte ist lediglich 2008/09 zurückzufallen. ein Symptom der seit Jahrzehnten voran- schreitenden Ökonomisierung der Bildung. Aktionismus bezeichnet unreflektiertes oder Diese begann auch nicht, wie oftmals be- zielloses Handeln, bei dem nicht die Ziele hauptet, mit der Einführung des Bologna- der Handelnden, sondern lediglich die Ak- Prozesses, sondern mit der Umwandlung tionen um ihrer selbst Willen im Vorder- von Wissen in eine Ware, die sich bereits grund stehen. Den vergangenen Protesten um die Wende zum 20. Jahrhundert voll- einen „blinden Aktionismus“ vorzuwerfen, zog. Eine solche Kritik an den vergange- wie es von einigen Seiten getan wurde, wä- nen Protesten ist keine Relativierung der re nicht nur plakativ, sondern auch falsch. Konsequenzen einer Wiedereinführung von Denn die Forderungen, die von den Beset- Gebühren für die Leidtragenden, sie setzt zer*innen bereits wenige Stunden nach der diese vielmehr in den gesellschaftspoliti- Okkupation des Audimax veröffentlicht schen, ökonomischen Rahmen, in dem die wurden, waren klar formuliert, zielgerichtet Logik der Bildungsgebühren erst analysier-
HoPo 16 bar wird. werden musste. Denn die Besetzung wollte Was aber ist konkret falsch gelaufen? Er- sich, wie mehrfach (unter anderem auch in ste Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Pro- der öffentlichen Senatssitzung) geäußert teste kamen bei der Demo gegen Studien- wurde, als „Kollektiv“ begreifen. Damit aber gebühren am 26.11. auf. Dort skandierten unterliegt sie der ökonomischen Logik, die Demoteilnehmer*innen zeitweise „Die Bau- sie bekämpfen will. Das Kollektiv duldet er muss weg“ und „Das ist keine grüne Po- keine unangepassten Individuen, keine kri- litik“. Mit solchen Personifizierungen des tische Auseinandersetzung, es ist lediglich Übels in der Person der grünen Wissen- auf eine blindlings handelnde Einheit aus – schaftsministerin oder dem Versuch, die den wem das nicht passt, der gilt entweder als ökonomischen Sachzwängen längst unterle- Verräter an der gemeinsamen Sache oder genen Grünen wieder reinzuwaschen, kön- als Spalter. nen die Proteste dem eigentlichen Kern der Sache nicht gerecht werden. Diese Parolen Doch damit war nur ein Anfang gemacht. mögen als beiläufige, vernachlässigbare Fak- Die Sinnhaftigkeit der Proteste wurde spä- toren erscheinen – sie weisen jedoch bereits testens am zweiten Tag der Besetzung ad auf den oben benannten relativen Aktionis- absurdum geführt, als die inhaltlichen For- mus hin. derungen endgültig den Aktionen in Form von Tanzworkshops und Demotrainings Dieser verstärkte sich im Laufe der Audi- zum Opfer fielen. Den krönenden Abschluss maxbesetzung. Nach den anfänglichen Be- bildete jedoch die Stürmung der öffentli- mühungen um eine Etablierung von Forde- chen Senatssitzung. Während der Forderung rungen und Gesprächen mit dem Rektorat, nach einer studentischen Rede zum Thema die von Seiten der Studierenden auch durch- Studiengebühren seitens des Rektorats oh- aus kompromissbereit geführt wurden, ver- ne große Umschweife stattgegeben wurde, fiel die Besetzung mit der Zeit den alten wurde dies nicht als Kompromissbereit- aktionistischen Mustern. Das fing damit an, schaft im Rahmen der dem Senat gegebe- dass an einigen Stellen er- nen Möglichkeiten willkommen ge- neut über das heißen, sondern im Laufe leidige Thema der Sitzung die eigenen der Be- Forderungen nach schlussfas- Diskussion und Ent- sung im scheidungsfindung Konsens unterlaufen. diskutiert
17 HoPo Der Aktionismus der Demonstrierenden Die während der öffentlichen Senatssit- zeigte sich am deutlichsten in deren eigener zung seitens eines Senatsmitglieds geäu- Widersprüchlichkeit. Während der Rektor ßerte Kritik hatte überwiegend Hand und im Laufe seiner Rede mehrfach unsachlich Fuß. Die Frage, was ein solcher Aktio- und in reinster Pöbelmanier unterbrochen nismus erreichen soll, ist berechtigt. Nicht wurde, war die erste Forderung der Red- der Senat der Uni Freiburg, sondern die Landesregierung ist verantwortlich für die "Wie Schiewer diese Vorgänge Wiedereinführung der Gebühren, und kritisieren, die selbst diese folgt damit allein dem Dik- Studiengebühren aber tat der Ökonomie in Form der Schwar- zen Null. Leider wurde jedoch auch ver- gutheißen kann, bleibt säumt, den Senat darauf hinzuweisen, dass schleierhaft, stellen doch ihre Stimme in Stuttgart besser gehört beide Vorgänge Symptome wird als die einiger Studierender – dem Senat jedoch von vornherein zu unterstel- der Ökonomisierung von len, sich nicht solidarisch zu zeigen, war Bildung dar." eine unverfrorene Dreistigkeit. Die Kritik an dem Vorgehen darf also nicht parti- nerin, sie in ihrer Rede doch bitte nicht zu kular, sie muss universell sein. Dazu aber unterbrechen. müssen die ökonomischen Prozesse, die Besagte Rede befasste sich nur am Rande zur Verschlechterung von Bildung und mit den Forderungen der Proteste, im Zen- Forschung beitragen analysiert und an trum stand vielmehr der Bericht über die den richtigen Stellen kritisiert werden. Es vergangenen Tage, die als „Kollektiv“ er- geht dabei um eine grundlegende, diffe- lebt und mit tollen „Workshops“ gestaltet renzierte Kritik der Bildungsökonomie, die wurden. Auch das gebänderte Essen durfte auf die Verkürzung von Kritik unter den dabei natürlich nicht unerwähnt bleiben. nichtssagenden Slogan der „neoliberalen Die Protestierenden hätten gut daran getan, Politik“ verzichtet und stattdessen die Zu- beim Jahresbericht des Rektors besser zu- stände reflektiert. Nur dadurch, dass die zuhören. Dieser entlarvte in seiner Rede Zusammenhänge von Ökonomie und Bil- nämlich selbst die Vorgänge der Bildungs- dung, von Universität und Individuum re- ökonomie und die Widersprüchlichkeit der flektiert werden, kann das Umschlagen Einstellungen des Rektorats. von reflektierter Kritik in relativen oder Wie es sich für einen Jahresbericht gehört blinden Aktionismus verhindert werden. hob Schiewer die Erfolge der Universität hervor – und wies zeitgleich darauf hin, dass die Finanzierung von Forschung und WEITERLESEN: Lehre durch Projektgelder und Drittmittel ein schwieriges Unterfangen ist, das zu pre- Reader des AStA der Uni Münster zur "Ökonomisierung der Bildung" http://www.asta.ms/images/Publikatio‐ kären Arbeitsverhältnissen führen kann und nen/Reader/AStA_MS._Okonomisierung_der_Bil‐ gute Bildung und Forschung auf wackelige dung_3._Auflage_.pdf Beine stellt. Wie Schiewer diese Vorgänge Tagungsband "Wozu Bildungsökonomie?" vom Deut‐ kritisieren, die Studiengebühren aber guthei- schen Lehrerverband: http://lehrerverband.de/DL_Ta‐ ßen kann, bleibt schleierhaft, stellen doch gungsdokumentation_2011_Bildungsoekonomie.pdf beide Vorgänge Symptome der Ökonomi- "Post‐Bildung. Vom Unort der Wissenschaft" von An‐ sierung von Bildung dar. dreas Dörpinghaus zur gegenwärtigen ökonomischen Lage des Hochschulbetriebs: http://bildung‐ wissen.eu/wp‐content/uploads/2015/10/doerpinghaus‐
HoPo 18 KOMMENTAR Warum überhaupt besetzen? Abju Schal W as bringt eine Besetzung wie Eine Besetzung ist immer nur ein Pro- die des Audimax? Sie schafft testmittel. Sie kann nicht mehr als das zum Beispiel einen Ort, an dem sein, denn sie ist kein Argument an sich. sich verschiedene Gruppen und Einzel- Sie wird als Mittel eingesetzt, um Druck personen zusammenfinden können und aufzubauen. Und sie ist erfolgreich, wenn über einen kurzen Zeitraum intensiv ar- die Kosten, die sie verursacht, an der beiten, austauschen und vernetzen kön- entscheidenden Stelle subjektiv oder ob- nen. Sie setzt ein Zeichen nach innen jektiv größer ausfallen als das, wogegen und nach außen, wie viele Menschen be- protestiert wird. Im Fall der Audimax- reit sind, sich dem Thema zu widmen besetzung war das die Einführung von und dabei private Kosten in Kauf zu Studiengebühren. Was in den Räumen nehmen. Und sie verursacht natürlich passiert, während sie besetzt sind, ist in Kosten für die Adressat*innen – in die- dieser Hinsicht unwichtig, solange die sem Fall für die Universität. Forderungen stehen. Man kann die Zeit natürlich zur kritischen Reflexion nutzen. Muss man aber nicht. Und nach meh-
19 HoPo reren Tagen (anspruchsvoller) Ökonomie- Zwängen nicht befreien, indem sie sich kritik geht auch bei den letzten aufge- derer bewusst wird. Noch viel weniger Pepten der Strom aus. Das gleiche gilt können das die ohnehin machtlosen Stu- für stundenlange Konsensfindung. Da ist dierenden, wenn sie sich nicht als Kol- ein Tanzworkshop doch manchmal ganz lektiv so positionieren, dass ihre Forde- nett und trägt zur Reproduktion des rungen Rechnung tragen. Wer „die Zu- Streikpotentials bei. Wichtig ist nur, dass stände“ umwerfen möchte, die einer Öko- so viele da sind, dass sie keine*r ver- nomisierung der Universität zugrunde lie- treiben kann. Es muss teuer werden. Fi- gen, wird damit weder im Unisenat noch nanziell, ideell und oder sozial, das ist im Landtag argumentativ Erfolg haben, das Wichtige. sondern muss sich Strategien überlegen, Die Reflexion der großen Zusammenhän- die außerhalb der Universität ansetzen. ge kann in so einem Rahmen meistens Wer aber konkrete Forderungen durchset- nicht ausreichend stattfinden, denn die zen möchte, wie die Nichteinführung von Anwesenden haben ganz verschiedene Studiengebühren, muss sich das eigene Po- Kompetenzen. Sie muss vorher und im tential zunutze machen, das bei Studie- Nachhinein geschehen. Dessen muss sich renden eben die schiere Masse ist, so un- auch „das Kollektiv“ bewusst sein, das schön und aktionistisch die auch zuwei- vielleicht wirklich gut daran beraten wä- len sein mag. Eine gangbare Alternative re, seine Kollektivität auf die Aktion zu könnten Basisgewerkschaften darstellen, die beschränken. So kann der Minimalkon- es vermögen, dem Protest der Studieren- sens, den Raum zu verteidigen, ein Kol- den eine solidere Form zu geben. Aber lektiv ermöglichen, dass inneren Wider- auch sie würden den Druck, den Kollek- spruch zulässt und ihm Raum zum Aus- tive auf einzelne zuweilen Ausüben, nicht tausch bietet. Man muss sich nicht in aufheben können. Dafür könnten sie was allem einig sein. Aber solche, die ihr reißen. schwer erarbeitetes Wissen über die großen Zusammenhänge durch Kuschelgruppen und Tanzworkshops bedroht fühlen, soll- ten sich auch vergegenwärtigen, dass sich der Kapitalismus durch Masterarbeiten und Dissertationen nicht wegreflektieren lässt. Einzelne Verantwortliche anzuschreien und zu erwarten, dass sie einknicken wie jun- ge Eltern am Süßigkeitenregal, ist Unsinn, solange man keinen Hebel hat. Das gilt für gute wie für schlechte Argumente. Einzelne für Strukturprobleme zu Sünden- böcken zu machen führt zu nichts. Zu erwarten, dass das bessere Argument sich aufgrund seiner bahnbrechenden Analyse durchsetzt ist aber – über Optimierungs- vorschläge hinaus – ebenso illusorisch. Die Universität wird sich von wirtschaftlichen
HoPo 20 ESSAY Barrierefreiheit und Inklusion als „Selbstverständlichkeit“ Von – vermeintlich selbstverständlichen – Veränderungen in den Köpfen und Strukturen Andreas Hanka M an muss nicht allzu weit zurück- zu ändern; aber es kann der Klägerin schauen, um zu sehen, dass das, nicht verwehrt werden, wenn sie es je- was unter „Behinderung“ verstan- denfalls während des Urlaubs nicht se- den wird, einem kontinuierlichen Wandel hen will.“ Dass gerade einmal 14 Jahre unterliegt. Wurden Menschen mit Behin- später Artikel 3 Abs. 3 des Grundge- derung im Dritten Reich noch kaltblü- setzes um den Satz „Niemand darf we- tig ermordet, folgte darauf in der BRD gen seiner Behinderung benachteiligt wer- Ausgrenzung und Exklusion. Wer behin- den.“ ergänzt wurde, könnte man auf derungsbedingt nicht arbeiten konnte, wur- einen steten, selbstverständlichen Wandel de als lebensuntüchtig angesehen; Betrof- der Gesellschaft zurückführen, schließlich fene wurden – vermeintlich zu ihrem ei- wird eine für uns alle – hoffentlich – genen Besten – in speziellen Einrichtun- inzwischen selbstverständliche Tatsache gen versorgt und möglichst vom Rest wiedergegeben. Doch geht dies vielmehr der Bevölkerung fern gehalten. auf die Hartnäckigkeit und das stete En- gagement vieler Personen zurück, die sich Ein eindrückliches Beispiel für den Um- für diesen gesellschaftlichen Wandel ein- gang mit Behinderung bis in die 1980er gesetzt haben. Jahre stellt ein Urteil des Frankfurter Landesgerichtes dar. Der Klägerin wur- "Behinderung wird nun nicht den 50% des Reisepreises einer Pauschal- mehr vom medizinischen Defi reise zugesprochen, da – neben weiteren zit her verstanden, sondern Mängeln – „eine Gruppe von Schwerbe- hinderten bei empfindsamen Menschen ei- anhand gesellschaftlichter ne Beeinträchtigung des Urlaubsgenuss Strukturen festgemacht." darstellen kann.“ Weiter wurde in der Urteilsbegründung ausgeführt: „So wün- Seit 2006, als die Behindertenrechtskon- schenswert die Integration von Schwer- vention von der Generalversammlung der behinderten in das normale tägliche Le- Vereinten Nationen verabschiedet und im ben ist, kann sie durch einen Reisever- März 2009 auch durch die Bundesrepu- anstalter sicher nicht erzwungen werden. blik Deutschland ratifiziert und damit Daß es Leid auf der Welt gibt, ist nicht rechtlich verbindlich wurde, ist es wie-
21 HoPo der zu einem Paradigmenwechsel gekom- aber zur unmittelbaren Gefahr und für men, der unter dem Begriff Inklusion Menschen im Rollstuhl kann es zu ei- zusammengefasst wird. Anstatt Menschen nem unüberwindbaren Hindernis werden, mit Behinderung als Außenstehende zu das große Umwege mit sich bringt. sehen, die in die Gesellschaft integriert Nun ist es sicherlich eine der Eigen- werden müssen, wird davon ausgegangen, schaften der Studierendenvertretung, recht dass Menschen mit Behinderung von Be- ungeduldig zu sein und Änderungsprozes- ginn an Teil der Gesellschaft sind. se schnell vorantreiben zu wollen. Ent- Behinderung wird nun nicht mehr vom sprechend setzt sich das SoH-Referat der medizinischen Defizit her verstanden, son- Studierendenvertretung für den Abbau dern anhand gesellschaftlicher Strukturen von Barrieren ein – und alle Interessier- festgemacht. Entsprechend ist dafür Sor- ten sind herzlich eingeladen, sich daran ge zu tragen, dass die Teilhabe an der zu beteiligen. Dass dies dringend not- Gesellschaft nicht aufgrund von ausschlie- wendig ist, zeigt eine Episode aus dem ßenden Strukturen und/oder Mechanismen Arbeitskreis unter Vorsitz des Kanzlers unterbunden wird. Um eines der gängig- der Universität, der sich mit der bauli- sten Beispiele zu benennen: Die Behin- chen Barrierefreiheit der Uni beschäftigt. derung liegt nicht darin, dass jemand Auf Anfrage der Studierendenvertretung, einen Rollstuhl benötigt, sondern darin, wie viele Aufzüge derzeit über eine dass aufgrund von Stufen und mangels Sprachansage verfügen (diese ist für blin- Rampe, Aufzug oder Treppenlift keine de Nutzer*innen wichtig zur Orientierung; entsprechenden Vorkehrungen getroffen eine Funktion, die übrigens auch in der worden sind, um das Erreichen von best. neuen UB erst nach entsprechendem Räumen zu ermöglichen. Nachdruck installiert wurde), wurde dar- über informiert, dass von den 85 Auf- Bezieht man dieses Konzept von Behin- zuganlagen der Universität nur rund 35 derung nun auf die Universität Freiburg, über die notwendige Technik verfügen – so stößt man sicherlich schnell auf Gren- und diese wiederum nur bei neun Auf- zen, da eine fast 560 Jahre alte Insti- zügen aktiviert sei; am darauffolgenden tution, deren Gebäudestruktur aus ver- Tag kamen noch drei Aufzüge im KG schiedensten Jahrzehnten und sogar Jahr- I hinzu, insg. handelt es sich also um hunderten stammt, nicht von heute auf 12 Aufzüge mit aktivierter Sprachansage morgen barrierefrei gemacht werden kann. (Stand: 30.11.2016). Doch benötigt wird konsequente Weiter- entwicklung bei Um- und Neubaumaß- "Wieso bei einer 'Selbstver nahmen und ein Konzept und Zeitplan ständlichkeit' dennoch nur bei zur Umsetzung des notwendigen, flankie- rend angereichert um eine Sensibilisierung einem Drittel der bererits tech aller Mitglieder der Universität. Seien es nisch dazu fähigen Aufzügen Mitarbeiter*innen in Prüfungsämtern, Leh- die Ansage aktiviert ist, stimmt rende oder auch Studierende. Denn so- lange – und auch hier muss die neue nachdenklich." UB einmal mehr als Beispiel herhalten Es ist bedauerlich, dass bisher nicht auf – Fahrräder außerhalb oder Tragekörbe den Vorschlag eingegangen wurde, trans- innerhalb des Gebäudes einfach überall parent zu machen, bis wann die Sprachan- abgestellt werden, mag das für die mei- sagen in den verschiedenen, technisch da- sten vielleicht nur ein Ärgernis sein, für zu fähigen Aufzügen aktiviert werden. Menschen mit Seheinschränkung wird es Gravierender aber ist die Ablehnung des
HoPo 22 Vorschlags, mit Aufklebern über die Funk- zu fähigen Aufzüge die Ansage aktiviert tion der Sprachansagen (die wohl auch ist, stimmt nachdenklich. Der Geist einer schon zu Beschwerden geführt haben und „herausragenden Spitzenuniversität“ sollte anschließend abgestellt wurden) oder auch ein anderer sein. Es bedarf also weiter- über deren technisch bedingtes Fehlen zu hin engagierter Menschen, die sich für informieren. Diese Ablehnung lässt tief das Thema einsetzen. Und es bleibt auch blicken, könnten so doch mit geringem nicht bei baulicher Barrierefreiheit, denn Aufwand gleich mehrere Fliegen mit ei- auch Verwaltungsvorgaben und -struktu- ner Klappe geschlagen werden: das The- ren können Barrieren darstellen, z.B. die ma Behinderung würde sichtbar gemacht, restriktive Struktur innerhalb der Bache- es würde sensibilisiert und bei fehlender lor- und Master-Studiengänge für Men- Sprachansage würde gezeigt werden, dass schen mit psychischer Beeinträchtigung. ein Bewusstsein der Universität für das Wer Interesse hat, sich in diesem Feld Fehlen herrscht und dieses möglichst zeit- zu engagieren, kann sich gerne beim SoH- nah behoben werden soll. Der Kanzler Referat melden. begründete die Ablehnung abschließend mit der Äußerung, es handele sich bei www.stura.org/gremien/referate/soh diesen Sprachansagen um eine Selbst- referat-soh@stura.org verständlichkeit, weshalb für solche Maßnahmen keine Notwendigkeit bestünde. Wieso bei einer „Selbst- verständlichkeit“ den- noch nur bei einem Drittel der bereits technisch da-
23 V E R Ä N D E R U N G
Schwerpunkt 24 D er Wechsel in das neue Jahr, weltpolitische Geschehnisse mit de- nen man nicht gerechnet hätte, neue Vorsätze und vieles mehr; Verän- derung ist eine Sache die uns durch- gehend begleitet. Dass wir keine Angst davor haben müssen, dass Wandel oft- mals dringend notwendig ist, aber auch wie lange es manchmal dauern kann bis Reformen eintreten, behandeln die fol- genden Seiten. Jakob Böhm hat ein Plädoyer formu- liert, in welchem er reflektiert, was Ver- änderung ausmacht und, dass die einzi- ge Art und Weise produktiv mit ihr umzugehen, oftmals das Mitgestalten von eben jener ist. Über die weit verbreite- te Terror-Angst hat Rebbe* Blum ge- schrieben. In ihrem Essay macht sie deut- lich, dass genau diese Angstkommunika- tion durch die Medien verbreitet wird und Medien sich all zu oft in den Dienst der Terrorist*innen stellen. Dass die eigentliche Situation sich nicht geän- dert hat, sonder unser Sicherheitsgefühl, und dass hier der Aufschrei nach einem Überwachungsstaat falsch ist wird in ih- rem Artikel deutlich. Beate Massel, die Beauftragte für Studierende mit Behinde- rung oder chronischer Erkankung schreibt in ihrem Artikel über das Vorhanden- sein von materiellen sowie nichtmateriel- len Barrieren im Studienalltag, und über die Langwierigkeit, die angestrebte inklu- sive Hochschule wirklich in die Tat um- zusetzten. Man ist schon weit gekom- men, doch je sensibilisierter die Gesell- schaft für dieses Thema wird, desto of- fensichtlicher werden Barrieren und des- to deutlicher wird der Aufschrei nach Veränderung des Unisystems. Auch Matthias fordert Veränderung, denn die jetzigen Unistrukturen sind problema- tisch und undemokratisch, laut ihm ist schlussendlich Demokratie nur dann an Hochschulen möglich, wenn das bisherige System umgeworfen wird.
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27 Schwerpunkt V eränderungen passieren manchmal Veränderung ist weder gut noch schlecht, auf einen Schlag, und manchmal in ihr ist beides angelegt - und eine gan- kommen sie schleichend. Manch- ze Menge dazwischen. Veränderung birgt mal kann man sie vorhersehen, und genau deshalb ein Risiko, denn die Re- manchmal steht man vollkommen uner- sultate sind meist nicht abzuschätzen. Aber wartet vor einem Resultat. Veränderun- Veränderung ist genauso gut eine Mög- gen können erfreuen, besorgen, verängsti- lichkeit, eine Chance und vor allem im- gen, wütend oder glücklich machen. Ver- mer eine Perspektive. Man sollte sowie- änderung bedeutet aber immer eines: einen so viel eher auf Veränderung setzen, als Bruch. Der Ist-Zustand, und hat er noch auf das Gleichbleiben der Zustände. Und so lange gewährt, verabschiedet sich mal das kommt so: mit einem fundamentalen Knall, mal klammheimlich in die Vergangenheit und Veränderung hat drei Grundprinzipien, die die Gegenwart ist erfüllt mit etwas Neu- gegeben sein müssen, ohne die sie nicht em. Dieses Neue wird dann auch erst vonstatten gehen kann: Raum, Zeit und einmal so wahrgenommen. Ungewohnt und Energie. Diese drei Prinzipien finden sich unbekannt hat es sich gewollt oder ver- dann auch konsequent überall im Uni- teufelt in unser Leben gedrängt – und versum wieder (bis auf wenige hier ver- ist jetzt da. Es erscheint falsch und fremd nachlässigbare und streitbare Ausnahmen). und fällt dadurch auf. Der neue Wäsche- Zeit und Raum bedingen sich sogar not- korb genauso wie die Narbe an der Hand, wendigerweise gegen- der neue Mensch im Freundeskreis ge- sei- nauso wie eine Millionen neuer Menschen im Land. Und der Fokus liegt auf dem Bruch, er wird deshalb meistens als viel größer wahrgenommen, als er eigentlich ist. Und deshalb erzeugt er auch heftige Reaktionen in und von uns. Wir wissen nämlich oft nicht, was als nächstes pas- siert. So ist das mit Veränderun- ESSAY gen, sie bringen Ungewissheiten und Unsicherhei- Veränderung: Ein Plädoyer ten mit sich. Doch mit der Zeit lernt man es kennen, das Neue, die Veränderung ist unvermeidlich. Statt vor Angst Neue, den Neuen, am falschen Alten festzuhalten, sollten wir gewöhnt sich, er- versuchen, sie positiv zu beeinflussen. kennt und urteilt ein zweites Mal. Von Jakob Böhm Meistens sieht tig, während beide man dann, dass al- die Energie bedin- les dann gar nicht so schlecht ist, wie gen. Ohne Zeit kein Raum, ohne Raum man im ersten Augenblick befürchtet hat. keine Zeit. Und ohne Raumzeit keine Manchmal aber eben schon. Energie. Der Spruch „Früher war alles besser“ ergibt keinen Sinn ohne die uni-
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