Kaktusfeige - Astrid Kuffner

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Kaktusfeige - Astrid Kuffner
Opuntia ficus-indica

      Kaktusfeige
      Nährstoffe:

      Kalium,
      Magnesium,
      Kalzium
      Auch Vitamin E, B-Vitamine,
      Vitamin C und Ballaststoffe

      Typ: Frucht des Feigenkaktus
      Geschmack: süßsäuerlich,
      ­Mischung aus Birne und Melone
      Herkunft: Mexiko; Anbau in
      Südafrika, Australien, Israel
      und Spanien
      Genuss: frisch löffeln oder Saft
      Medizin: Die Azteken verwen­
      deten sie als Nahrungs- und
      Heilmittel. Wird als Anti-Hang-
      over-Food angepriesen, als
      Schlankmacher, zur Entwässe-
      rung und gegen zu hohen Blut­
      zucker- und Blutfettspiegel.
      Problem: Reift nicht nach,
      langer Transportweg, Schale
      stachelig. Die Wirksamkeit gegen
      Kater bezeichnet ­die Coch­rane-
      Gesellschaft (ein internationales
      Netzwerk von Forschern und
      Ärzten, das die wissenschaft­
      lichen Grundlagen für Entschei-
      dungen im Gesundheitssystem
      verbessern will) als ebenso wenig
      ausreichend erforscht wie die
      schlank machende Wirkung.

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Kaktusfeige - Astrid Kuffner
ERNÄHRUNG

LEBENS-
 MITTEL
  VERSUS
 SUPER-
  FOOD
   Mangostane, Goji, Okra, Kurkuma:
Die Wurzeln, Körner und Früchte, die als
   Superfood gepriesen werden, tragen
fantasievolle Namen. Terra Mater erfragt,
was die Lust auf exotische Nahrungsmittel
  bewirkt, was in der Ernährung wichtig
 und gesund ist und warum es „die eine“
     Wunderspeise nicht geben kann.
             TEXT: ASTRID KUFFNER
           FOTOS: EISENHUT & MAYER

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Kaktusfeige - Astrid Kuffner
„Nur eine ausgewogene Mischkost
                                                 kann alles bieten, was wir brauchen.
                                                Einige heimische Lebensmittel
                                                 können sich locker mit exotischen
                                                 Superfoods messen. Das schont auch
                                                 die Geldbörse und die Umwelt.“
                                                     Cem Ekmekcioglu,
                                                     Physiologe und Ernährungsmediziner

      S
                       UPERFOOD: DAS KLINGT UN-            sellen Wundermittel zum Scheitern verurteilt
                       WIDERSTEHLICH. Gedank­l ich         ist. Stets geht es um die vorteilhafte Kombination
                         fügt es sich ein zwischen Exo-    mehrerer wirkungs­voller Stoffe, und diese steckt
                         tik, Star-Appeal, Abenteuer und   in abwechslungsreicher, ausgewogener Nahrung.
                         Heilkraft – als einfache Lö-      Den Wunschtraum von Wunder wirkendem Su-
                         sung für komplexe Probleme.       perfood kommentiert Ekmekcioglu so: „Bei unse-
                         Im Vergleich zu diesem glit-      ren Vorfahren ging es noch ums Überleben. Wir
      zernden Marketingsprech klingt „aus­gewogene         ­haben hingegen eine Fülle von Lebensmitteln,
      Mischkost“ bieder – in diesem Fall beinahe:           Infor­mationen – und Zeit zum Nachdenken.“
      ­geschmacklos. Wer will denn nicht jung und ge-
       sund, schön und straff, schlank und schlau wer-     NÄHRSTOFFBOMBE
      den oder bleiben? Wenn eine exotische Frucht all     UND WUNDERPULVER
      das verspricht und vielleicht zusätzlich mit dem
      überzeugenden Label „in der Volksmedizin seit        Die Erkenntnisse der Ernährungsmedizin haben
      tausend Jahren erfolgreich“ angepriesen wird –       sich in den vergangenen 50 Jahren enorm ver­
      umso besser.                                         feinert. Das zeigt sich selbst an Prinzipien wie der
            Doch während Superfood als Marketing­          Ernährungspyramide. Diese steht immer noch,
      begriff keinen Regeln unterliegt, müssen gesund-     doch sowohl Gewichtung als auch Basis haben
      heitsbezogene Werbeaussagen und Empfehlun-           sich verändert. Als unterste Ebene wurden (kalo­
      gen von Ernährungsgesellschaften Hand und            rienfreie) Getränke eingefügt, es folgt die Stufe
      Fuß haben. Zu Recht, sagt der Physiologe und         Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst, dann erst das
      Ernährungsmediziner Cem Ekmekcioglu von              Getreide. Auch Mengenvorgaben für Salz und
      der Medizinischen Universität Wien, der uns          Zucker sind präziser geworden, neu ist auch die
      auch deshalb gut mit Lebensmitteln versorgt          Empfehlung, nur maximal dreimal pro Woche
      sieht: „In Mitteleuropa hat ein gesunder Mensch,     Wurst oder Fleisch zu essen. Abwechslung und
      der sich halbwegs ausgewogen ernährt, grund-         Bewegung sind hingegen Evergreens des gesun-
      sätzlich kein Problem mit der Zufuhr von Nähr-       den Lebensstils.
      stoffen. Es gibt wenige Ausnahmen, auf die ein             Lässt man den Trommelwirbel weg, verblei-
                                                                                                                  Zusatzfoto: Philipp Horak

      Ernährungsmediziner achten sollte.“                  ben in Lebensmitteln drei Gruppen tatsächlicher
            Zum Überleben brauchen wir eine breite         Superstoffe: Nährstoffe, gesundheitsfördernde
                                                           ­
      Palette von Vitaminen, Mineralstoffen, essenzi-      ­sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe.
      ellen Fettsäuren und Aminosäuren. Das erklärt              Nährstoffe sind Eiweiße, Kohlenhydrate,
      bereits, warum die Idee von dem einen univer-         Fette, Mineralstoffe und Vitamine.

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ERNÄHRUNG

Garcinia mangostana

Mangostane
Nährstoffe:                      Typ: Frucht                            Geschichte und Medizin: Die
                                                                        Mangostane bekam den Titel
Kalium,                          Geschmack: Mild süßsäuerli-
                                 ches Aroma mit Anklängen an            „Königin der Früchte“ verlie-

Magnesium,                       Aprikose/Pfirsich/Mandarine bis        hen; das saftige Fruchtfleisch,
                                 hin zu Trauben/Birne/Ananas.           das wie eine weiße Mandarine

Kalzium
                                                                        aussieht, macht sie zu einer der
                                 Herkunft: Malaiische Halb­insel;
                                                                        geschmacks­intensivsten Früchte
                                 ­Anbauländer sind Indonesien,
Außerdem Vitamin E, Vitamin B,                                          der Welt. Die ungenießbare
                                  Thailand, Sri Lanka, Vietnam,
Vitamin C und Ballaststoffe                                             Schale wird in der Volksmedizin
                                  ­Malaysia, die Philippinen, Mittel­
                                                                        zur Behandlung von Wunden ver-
                                   amerika und Brasilien.
                                                                        wendet, ebenso gegen Durchfall
                                 Genuss: frisch                         und bei Blasen­beschwerden.
                                                                        Zudem stärken die Inhaltsstoffe
                                                                        angeblich das Immunsystem und
                                                                        enthalten Antioxidantien.
                                                                        Problem: Weit gereistes Flug-
                                                                        obst aus den Tropen, eine posi­tive
                                                                        Wirkung auf das Immunsystem
                                                                        konnte die Cochrane-Gesellschaft
                                                                        in Studien nicht erkennen.

                                                                                                                    135
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Prunus dulcis

      Mandel
      Nährstoffe:                         Genuss: roh, geröstet               Problem: Die Mandelbäume in
                                                                              Kalifornien werden intensiv mit
      Eiweiß,                             Medizin: Sättigend, nahrhaft,
                                          wirkt gegen Heißhunger und als      Pestiziden behandelt.

      Magnesium,                          Muntermacher. Mandeln wird
                                          eine ideale Zusammensetzung

      Kalzium                             aus Proteinen, Ballaststoffen und
                                          Kohlenhydraten zugeschrieben.
      Plus: Mineralstoffe, Folsäure,      Auch eine positive Wirkung auf
      Vitamin E und B-Vitamine,           Herz/Kreislauf, Cholesterin- und
      reichlich Tryptophan, unge­         Blutzuckerwerte wird behauptet.
      sättigte Fettsäuren, Eisen, Mag-
      nesium, Biotin und Ballaststoffe

      Typ: Steinobst
      Geschmack: süßlich-bitter
       Herkunft: Südwestasien;
       wird heute im Mittelmeerraum,
      ­Kalifornien und auch in Pakistan
      und im Iran angebaut.

                                     Sekundäre Pflanzenstoffe bezeichnen die                Im Gegensatz zum aktuellen Trend in Rich-
                                große Gruppe biochemischer Verbindungen,               tung Exotik muss auch heimische ausgewoge-
                                die in Pflanzen Aufgaben wie Farbgebung, UV-           ne Ernährung für die Diätologin Maydell nicht
                                Schutz und Mikroorganismenabwehr erfüllen.             langweilig sein: Sich richtig zu ernähren ist mehr
                                Sie sind für den Menschen nicht lebenswichtig,         Ausein­a ndersetzung, Anstrengung und Abwechs-
                                „haben aber präventive, gesundheitsfördernde           lung, als täglich einen Löffel pulverisiertes Super-
                                Effekte, etwa im Hinblick auf Krebs oder Herz-         food zu sich zu nehmen.
                                Kreislauf-Erkrankungen“, so Cem Ekmekcioglu.
                                     Ballaststoffe als dritte Gruppe nehmen wir        DAS ANDENKORN UND
                                zwar zu uns, sie werden aber vom Körper nicht          DER BUHMANN GLUTEN
                                verwertet. Sie quellen im Darm auf, regen die
                                Verdauung an, haben einen günstigen Einfluss           Kartoffel, Tomaten und Mais sind in Mitteleuro­
                                auf die Fett- und Cholesterinaufnahme im Darm,         pa aus unserer Ernährung nicht mehr wegzuden-
                                verzögern positiverweise die Verstoffwechslung         ken. Sie wachsen aber – wie auch Hirse oder Reis
                                von Zucker und beleben die Darmflora.                  – nicht schon immer bei uns, sondern wurden
                                     Diese Ballaststoffe macht die Diätologin          vor langer Zeit eingeführt, quasi als damaliges
                                Alexandra Maydell als gemeinsamen Nenner vie-          Superfood und eine Frühform der Globalisie-
                                                                                       ­
                                ler Superfoods aus. Jede Pflanze enthält andere        rung. Die wird von Regine Schönlechner, Le-
                                unverdauliche, darmfreundliche Fasern. Im gro-         bensmitteltechnologin an der Wiener Universi-
                                ben Vollkornbrot vermeint man sie sogar sehen          tät für Bodenkultur (BOKU), durchaus positiv
                                zu können, aber auch in einer Karotte sind sie zu      bewertet, hilft sie doch, Hungersnöte zu verhin-
                                finden. Sie stecken vor allem in rohen Früchten        dern, wie sie zuvor etwa nach Weizenmissernten
                                und Gemüse, sehr oft in deren Schale. Diätolo-         auftraten: „Die Globalisierung dauert an, und ei-
                                gin A
                                    ­ lexandra Maydell: „Bitte essen Sie deshalb       ne gewisse Lebensmittelvielfalt ist gerechtfertigt.“
                                den Apfel ganz. Nicht schälen und daraus einen              Es lohnt sich jedoch nachzudenken, welche
                                Smoothie machen.“                                      der neuen Nahrungsmittel in die Grundernäh-

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Kaktusfeige - Astrid Kuffner
ERNÄHRUNG
          Abelmoschus esculentus

          Okra, Ladyfinger
           Nährstoffe:                      Genuss: roh, gekocht, gebraten    Verstopfungen/Blähungen
                                                                              gepriesen.
          Betacarotin,                      Medizin: Eine der ältesten
                                            Gemüsepflanzen. Wird in Foren     Problem: Sehr pestizidbelastet,

          Lutein,                           auch als kalorienarm, ballast­
                                            stoffreich, Schlankmacher,
                                                                              langer Transportweg (kann aber
                                                                              auch selbst angebaut werden).

          Xanthan                           Vitaminbombe und Mittel gegen

          B-Vitamine, Vitamin A, C, E, K,
          Eisen, Zink, Kalzium, Kalium,
          Spuren von Magnesium und
          Mangan, Ballaststoffe

          Typ: Schote
           Geschmack: erbsig-bohnig
           Herkunft: Äthiopien; Anbau­
           länder sind heute Indien,
           Pakistan und Nigeria.

rung integriert werden sollten. Regina Schön­       oder Nordamerika nicht so einfach zu simulie­
lechner forscht auch zum Andenkorn Quinoa.          ren. Züchter arbeiten deshalb intensiv daran, die
Der aktuelle Boom dieses sogenannten Pseudo­        Pflanze anzupassen.
getreides wird angetrieben von der steigenden            Sorgen macht der Lebensmitteltechnologin
Anzahl von Menschen mit der Diagnose Zölia­         Schönlechner, dass der Aufdruck „glutenfrei“
kie, einer Autoimmun­erkrankung, und dem un­        heute oft mit „gesund“ gleichgesetzt wird. Am
spezifischen Verdacht auf Glutenunverträglich­      Beginn ihrer Forschungslaufbahn hat Schön­
keit. In diesen Fällen sind Quinoa, Buchweizen      lechner öfter betont, dass wir zu einseitig Weizen
und Hirse mögliche Getreidealternativen.            essen. Heute verteidigt sie das heimische Korn:
      Die Herkunftsländer der Quinoa – Peru,        „Esst jeden Tag Brot – das ist unsere Basis.“
Ecuador, Bolivien –, forcieren klarerweise den
Export des begehrten Korns, so Schönlechner,        SUPERFOOD IN EUROPA:
die auch über „Ernährung im Globalen Süden“         DER UMWEG ÜBER DAS LABOR
lehrt. Seit rund zehn Jahren wachsen die Quinoa-
anbauflächen, es wird intensiver bewirtschaftet.    Von Aronia – die vitaminreiche Apfelbeere gibt
Diese Monokulturen beschneiden Weideflächen         es etwa als Saft oder Marmelade – bis Spirulina,
für Lamas, der Boden wird ausgelaugt, und mit       eine Alge, die in Pulverform auch als Gesund­
den gesteigerten Erlösen kaufen sich die Arbeits­   macher vermarktet wird: Neue Lebensmittel
kräfte für ihren eigenen Tagesbedarf – Reis.        müssen gesetzliche Hürden überwinden, bevor
Regine Schönlechner: „Wenn Landwirtschaft           sie in den Handel kommen. Dafür wurde der
einseitig betrieben wird und sich zu sehr am        Fachbegriff „Novel Food“ geschaffen: Er bezieht
Weltmarkt orientiert, wird es immer heftig.“        sich auf all jene Lebensmittel, die es vor 1997
      Längst versuchen auch in Europa Land­         in Europa nicht gab und für die Erfahrungen
wirte Quinoa anzubauen. Aber die Umweltbe­          zu den Themen Sicherheit, Verträglichkeit und
dingungen, die in der Heimat der Pflanze herr­      ­Zubereitung fehlen. „Wer neuartige Lebensmittel
schen – Kälte und kurze Tage –, sind in Europa       auf den Markt bringen will, muss auf wissen­

                                                                                                                      137
Kaktusfeige - Astrid Kuffner
„Nahrungsvielfalt ist absolut
                                               wünschenswert – daher haben auch
                                               exotische Nahrungsmittel ihre Berechtigung.
                                               Basis der Ernährung sollten
                                               aber heimische Lebensmittel sein.
                                               Auch hier wachsen
                                               viele Superlebensmittel.“
                                                     Regine Schönlechner, Universität für Bodenkultur,
                                                     Department für Lebensmittelwissenschaften

      schaftlicher Basis nachweisen, dass ihr Verzehr      sichts aktueller Ernährungstrends klingt beina­
      gesundheitlich unbedenklich ist und nicht zu Er­     he zu simpel: Nichts im Extrem machen. Eine
      nährungsmängeln führt“, sagt Ingrid Kiefer von       gute Mahlzeit inkludiert im Idealfall alle drei
      der Österreichischen Agentur für Ernährungs­         lebensnotwen­d igen Energielieferanten: Fett, Ei­
      sicherheit (AGES). In der AGES untersuchen und       weiß und Kohlenhydrate. Aus diesen Bestand­
      begutachten Fachleute Lebens- und Futtermittel       teilen holt sich der Körper Stoffe, die er selbst
      und schätzen die gesundheitlichen Risiken ab.        nicht bauen kann. Der zweite Tipp der Diätolo­
      Jedes Jahr werden in Österreich zirka 30.000
      ­                                                    gin: „Was bei uns saisonal wächst, zum richtigen
      Proben untersucht, im Schnitt werden davon 0,4       Zeitpunkt geerntet oder gleich haltbar gemacht
      Prozent als gesundheitsschädlich beanstandet.        wird, ist für uns am bekömmlichsten und bes­
              Auch „Superfood“ kommt ins Labor, also       ten.“ Nachsatz: „Es ist zudem günstig, stärkt un­
      Beeren, Früchte, Nüsse, Samen, Getreide und          sere Bauern und ist in diesem Sinn nachhaltig.“
      Hülsenfrüchte, die in Europa nicht heimisch
      sind. Die meisten enthalten nicht mehr Vitami­       DIE SACHE MIT DEM ÖKOLOGISCHEN
      ne, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzeninhalts­     FUSSABDRUCK
      stoffe als heimische, althergebrachte Lebensmit­
      tel. S­ uperfoods werden häufig damit beworben,      Was lange Transportwege hinter sich hat, verliert
      „dass sie die Gesundheit positiv beeinflussen oder   wertvolle Inhalts- und Geschmacksstoffe – oder
      Krankheiten vorbeugen“, sagt Ingrid Kiefer. „Le­     konnte sie aufgrund mangelnder Reife bei der
      bensmittel sind aber keine Arzneimittel, daher       Ernte nie ausbilden. Wer im Winter jammert,
      sind krankheitsbezogene Anpreisungen verboten.       dass die Auswahl an frischen Lebensmitteln
      Das gilt auch für Nahrungsergänzungsmittel.“         nicht prickelnd ist: althergebrachte und moderne­
              Ohne wissenschaftliche Grundlage sind sol­   Methoden schaffen Abhilfe (fermentie­ren, sau­
      che Aussagen unzulässig. Wobei es auf die For­       er einlegen, einlagern, einkochen oder tiefküh­
      mulierung ankommt: Nicht erlaubt sind spezifi­       len). Geht es um den ökologischen Fußabdruck,
      sche Werbebegriffe wie Detox und Anti-Aging,         ist neben der Art des Anbaus der Transport das
      wenn keine Vitamine dahinterstecken. Erlaubt         Hauptthema. Je nach Erntezeitpunkt muss es
      ist: „Die X-Beere ist reich an Vitamin C. Vitamin    unterschiedlich schnell gehen, wobei auch dem
      C ist wichtig für ein gesundes Immunsystem.“         Schiffsverkehr zuletzt ein schlechtes Ökozeugnis
              Die Frage „Wie hältst du’s mit der Gesund­   ausgestellt wurde. „Die Banane ist auch deswe­
      heit?“ ist längst zur Gretchenfrage der modernen     gen ein Exporthit geworden, weil sie grün ge­
      Er­nährungswissenschaft geworden. Das oberste        erntet werden kann und gut transportfähig ist“,
      Gebot für Diätologin Alexandra Maydell ange­         sagt Regine Schönlechner. Kritisch zu sehen

138
Kaktusfeige - Astrid Kuffner
ERNÄHRUNG
                            Allium sativum

                            Knoblauch
                            Nährstoffe:                         eingelegt, als Gewürz und Öl

                            Allicin,                            Medizin: Im alten Ägypten
                                                                war der Knoblauch ein ­heiliges

                            Vitamin A,                          Gewächs, diente als Gewürz-/
                                                                Heilpflanze und zur Abwehr von

                            Vitamin B,                          Dämonen, bösen Geistern, Vam-
                                                                piren. Soll Blut, Herz und Gefäße

                            Vitamin C                           gesund erhalten, antibakteriell
                                                                und anti­entzündlich wirken. Senkt
                            Kalium, Selen, schwefelhaltige      angeblich Cholesterin und Blut-
                            Verbindungen, Adenosin              druck und gilt als Aphrodisiakum.
                                                                Problem: Billigimporte aus
                            Typ: Knolle                         China, intensiver Geruch, kein
                                                                nachgewiesener Effekt auf den
                            Geschmack: scharf, leicht herb
                                                                Cholesterinspiegel. 800 Gramm
                            Herkunft: Zentralasien; hat sich    Knoblauch wären nötig, um das
                            weltweit verbreitet                 Vitamin-C-Tagessoll zu erreichen.
                            Genuss: frisch, gebraten,

                            Lycium barbarum

                            Goji-Beere
                            Nährstoffe:                         ten changieren in der Regel zwi-     Problem: Bei aus China impor-
                                                                schen Cranberry und Kirsche.         tierten getrockneten Beeren sind
                            Vitamin A,                          Herkunft: China; Anbau auch          der lange Transportweg und

                            Vitamin B1,                         in Osteuropa und der Mongolei,       eine hohe Pestizidbelastung zu
                                                                vereinzelt in Österreich. Bekannt    beklagen.

                            Vitamin C                           auch als Gemeiner Bockshorn.
                                                                Genuss: meist getrocknet
                            Außerdem Zink und Betain
                                                                Medizin: Goji-Beeren werden in
                                                                der Traditionellen Chinesischen
                            Typ: Beere                          Medizin gegen ­hohen Blutdruck
                             Geschmack: Je nach Anbau­          und zur Stärkung des Immun­
                            gebiet und Sorte eher süß,          systems eingesetzt. Angeblich
                            säuerlich oder herb. Einige         ein Anti-Aging-­Mittel.
Zusatzfoto: Philipp Horak

                            ­Sorten enthalten viele Bitter­
                            stoffe. Der Geschmack erinnert
                             bisweilen an unreife Tomate
                            oder frische Paprika. Die Varian-

                                                                                                                                              139
Kaktusfeige - Astrid Kuffner
Curcuma longa

            Kurkuma
             Nährstoffe:                       Aufnahme: als Wurzel, Pulver,        Alzheimer und Arthritis sein.
                                               Tee, Kapsel und „Golden Milk“
            Magnesium,                         Medizin: Wird im Ayurveda und
                                                                                     Problem: Weit gereist, Pestizid­
                                                                                     belastung. Die Datenlage für

            Vitamin B6,                        in der TCM verwendet und gilt
                                               als heilige Pflanze. Oft als ent-
                                                                                    ­Kurkuma begleitend zur Krebs-
                                                                                     therapie ist nicht eindeutig, es

            Vitamin B12                        zündungshemmend und Wach-
                                               macher bezeichnet, schmerz-
                                                                                     wird aber geforscht.

             Kurkuminoide, ätherische Öle,     stillend, antimikrobiell. Enthält
             Folsäure                          Antioxidantien, soll den Kreislauf
                                               ankurbeln, die Fettverbrennung
                                               anregen; soll wirksam gegen
             Typ: Wurzel (Ingwergewächs)
             Geschmack: frisch-harzig,
             leicht brennend, getrocknet
             mildwürzig und etwas bitter
             Herkunft: Indien, Südostasien,
             Anbau auch in China; heißt auch
             Gelbwurz.

      sind Früchte, die reif geerntet werden (Ananas,       erwähnten Ausnahmen der guten Nährstoffver-
      Mango) und mit dem Flugzeug nach Europa rei-          sorgung sind vor allem Eisen, aber auch Vitamin
      sen. Samen, Körner, Nüsse und Hülsenfrüchte           B12. Auf dem Schreibtisch des Mediziners stehen
      werden reif geerntet und sind daher meist gut         zwei große Wasserflaschen und Walnüsse – und
      lagerfähig.                                           Vitamin-D3-Tropfen. Die sollen einem Mangel
                                                            vorbeugen, der sich in sonnenarmen Winter­
      SEKUNDÄRE PFLANZENSTOFFE                              monaten einschleichen kann. All das sei gut für
      UND MENSCHENVERSTAND                                  seine geistige und körperliche Leistungsfähigkeit,
                                                            so der Experte. „Gesunde Ernährung, die in be-
      Was ist also gesund? Für den Ernährungsmedizi-        wusst zubereiteten, naturbelassenen Lebensmit-
      ner und Sachbuchautor Cem Ekmekcioglu ist das         teln steckt, ist jedenfalls nicht zu ersetzen“, sagt
      klar: „Keine Drogen, ausgewogene Mischkost,           auch die Diätologin Alexandra Maydell.
      soziale Kontakte, viel Bewegung, frische Luft               Die schlechte Nachricht: Superfood kann
      und eine positive Lebenseinstellung.“ Sich kurz-      einen ungesunden Lebensstil nicht kompen-
      zeitig schlecht zu ernähren schadet dem Körper        sieren. „Es geht darum, seinem Körper zu bie-
      noch nicht. Als „Superfood“ würde Ekmekciog-          ten, was er für eine lebenslange Partnerschaft
      lu grünen Tee gelten lassen, der reichlich vom        braucht“, sagt Maydell. „Du begehst keine Er-
      sekundären Pflanzenstoff Epigallocatechingallat       nährungssünden, sondern tyrannisierst deinen
      (EGCG) enthält. Präventivstudien belegen, dass        Körper.“ Umgekehrt können viele Zivilisations-
      der Konsum von grünem Tee vor einigen Krebs-          krankheiten (Diabetes Typ 2, Gicht) mit einer
      arten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen        ­Ernährungsumstellung gelindert werden.
      kann.                                                       Die gute Nachricht: Der Körper verzeiht
            Supplemente sind aus Sicht des Ernährungs-       viel und kann viel überspielen – auch das vor­
      mediziners nur sinnvoll bei einseitiger Ernäh-         übergehende Vertrauen auf Superfood.
      rung oder wenn man bestimmte Lebensmittel
      gar nicht zu sich nimmt. Die von Ekmekcioglu

140
Kaktusfeige - Astrid Kuffner
JULIA     CHRISTOPH       LAURENCE        PATRICIA        JEANETTE     MICHOU
RICHTER      LUSER           RUPP          AULITZKY          HAIN       FRIESZ

             Ein großes Familiendrama um Macht, Intrige und Sehnsucht

                           DIE NEUE SERIE
                       Jeden Donnerstag 20:15

      produziert von
DIE JAGD
          NACH
       DER GRÜNEN
             KAROTTE
            Von 30.000 essbaren Pflanzen und Früchten
        nutzen die Menschen nur etwa 120. „Das ist nichts“,
      sagt der US-Botaniker Joseph Simcox und forscht in den
        verschwiegensten Winkeln der Welt nach Novitäten.
       Denn: „Das wahre Superfood ist noch nicht entdeckt.“
                         TEXT: PETER HUMMEL
                        FOTOS: ANDREAS DÜREN

142
ERNÄHRUNG

                               A
Der Dschungel von Peru                            LS MICA UM ZWEI UHR               Werner Herzog dort 1980 den Film „Fitzcarral­
und die Märkte der Dörfer                         FRÜH MIT SEINEM BOOT              do“ dreht, mit Klaus Kinski. Nun steht Mica auf
sind die Jagd­gebiete,                            IN MILAGROS AUFBRICHT,            dem Markt hinter seinem Tisch und verkauft
in denen US-Botaniker
                                                    ist er guter Dinge. Immer       Aniohuajo, das Stück zu zwei Sol, etwa 50 Cent.
Joseph Simcox nach noch
unbekannten Früchten                                wieder berührt er während       „Die Früchte sind teuer“, sagt er, „weil sie schwer
und deren Samen sucht.                              der Fahrt die Holzkiste unter   zu finden sind und schnell verderben.“
Gefunden hat er die                                 der Bank vor dem Außen­              Einer, der auf jeden Fall kauft, ist Joseph
­Ayamanchana-Beeren            bordmotor, um sich zu vergewissern, dass sie         Simcox, Botaniker aus Michigan und weltweit
 (Lantana trifolia; rechts     noch da ist. Am Abend zuvor hatte Mica Glück         einer der renommiertesten Experten für seltene
 oben), knallig violett        gehabt. Als er kurz vor Einbruch der Dunkelheit      essbare Früchte, Knollen, Nüsse und Bohnen.
 und intensiv süß, und
                               in den Dschungel aufbrach, der sein Heimatdorf            „Anio… what?“, fragt er Mica. Dann be­
 Sananago­de Bayo (links
 unten), gelblich, nussgroß    Milagros fast undurchdringbar umschließt, fand       trachtet er seine Beute von allen Seiten, riecht
 und 25.000-mal süßer          er dort Aniohuajo. Acht Stück hingen vor ihm an      daran, drückt sie leicht, schneidet eine Frucht
 als Zucker. Simcox: „In       einem Baum; und der Junge pflückte sie vorsich­      auf: Das Fleisch ist dunkelgelb, faserig, weich;
 einem ursprünglichen          tig, um sie nur ja nicht zu zerquetschen.            es umschließt hunderte weiße Samen. Der Ge­
 Samen ist ein Teil der Erd-         Aniohuajo! Endlich hat der Wald sie nach       schmack ist leicht süß, eine Mischung aus Mango
 geschichte konserviert.“
                               den langen Regenwochen preisgegeben, endlich         und Rhabarber.
                               sind sie reif und leuchten gelb durch die Blätter.        Und Simcox stellt seine Fragen, wie immer,
                                     Drei Stunden braucht Mica von Milagros         wenn er auf eine ihm unbekannte Frucht stößt.
                               nach Iquitos, der Dschungelstadt im Amazonas­        „Wie sieht die Pflanze aus, an der sie wachsen?
                               gebiet von Peru, die nur per Flugzeug oder Schiff    Wo steht sie? Was macht ihr damit?“
                               zu erreichen ist. Nach dem Kautschukboom im               Nicht immer hat der Botaniker Simcox so
                               19. Jahrhundert hat sie nur noch einmal Be­          viel Glück auf der Suche nach völlig unbekann­
                               rühmtheit erlangt, als der deutsche Regisseur        ten Früchten, die noch in keinem der Fach­

                                                                                                                                          143
1. Bactris
   ­brongniartii
                       DAS ALLES KOMMT
                     AUS DEM DSCHUNGEL …

                   3. Gnetum                            5. Physalis angulata
                   ­leyboldii

  2. Psidium
  riparium                               4. Theobroma
                                         mariae
                                                                                       6. Annona
                                                                                       ­hypoclauca

                       7. Rytidostylis
                       carthaginensis

                                   8. Tabernaemontana
                                   sananho

                                                                               11. Bactris
                                                                               maraja

                                10. Dimerocostus
      9. Lantana                strobilaceus
      trifolia

144
ERNÄHRUNG

… DOCH NOCH NICHT            bücher aufgelistet sind. Doch Simcox weiß, wie       kann jedoch hervorragend Zucker ersetzen und
ALLES HAT SCHON              detektivisch er an seine Aufgabe herangehen          etwa Stevia als Süßungsmittel ergänzen.“
EINEN NAMEN                  muss, um Erfolg zu haben. Er hält Vorträge dar-              Auf der Suche nach Raritäten dieser Art sei
                             über an renommierten Universitäten in den USA        der Dschungel unser Freund, sagt Simcox. „Wir
1. Bactris brongniartii      und Europa und testet mit Gärtnern neue Anbau-       müssen lernen, mit der Natur zu kooperieren. Sie
Palmfrucht. Zutat von        methoden in unterschiedlichen Klimazonen und         hat eine viereinhalb Milliarden lange Erfahrung.
­Süßspeisen.                 auf verschiedenen Böden. Seine seltenen Samen        Die von uns Menschen ist wesentlich kürzer. Al-
2. Psidium riparium          werden wie Edelsteine behandelt und von Labo-        so: Wem vertraust du?“
Beerenfrucht. Süßsaurer      ren weltweit für Versuchsplantagen verwendet.                Gottvertrauen ist ein Eigenschaft, die auch
Geschmack, wird wie Ap-           Simcox hat eine Mission: Er möchte Samen        Simcox hat, wenn er sich im Regenwald bis
fel gegessen. Reif, wenn
                             aus der Wildnis unter die Menschen bringen,          auf die Unterhose entkleidet und durch einen­
die Schale gelb ist.
                             unentdeckte Arten, vergessene Sorten, die ohne       schlammigen Tümpel schwimmt, der nicht nur
3. Gnetum leyboldii          Chemie, Pestizide und Gentechnik auskommen.          so aussieht, als befände sich darin allerhand
Besonders schmack-
                             Deshalb reist Simcox dorthin, wo er auf keine        ­lebensbedrohliches Getier. Warum? Zu verfüh­
haft, wenn über offenem
Kohlenfeuer geröstet.        Touristen trifft, meist nicht einmal auf Einheimi-    rerisch rot leuchteten die Nüsse an einem Busch
Gilt als potenzsteigernd.    sche. Über 100 Länder hat er in den vergangenen       am gegenüberliegenden Ufer, zu groß ist der
                             Jahrzehnten auf der Jagd nach dem neuen Super-        Jagd­instinkt des Botanikers, der hinterher vor
4. Theobroma mariae
Aus der Familie der          food bereist, hat mehr als 15.000 unterschiedli-      Freude weint, dass er Bauliwaiyo gefunden hat.
Kakao­bohne.                 che Samen gesammelt, deren Art bestimmt und           Diese extrem seltene Pflanze produziert eine rot-
5. Physalis angulata
                             an Kollegen in aller Welt weitergegeben. Simcox’      schalige Nuss. Nach dem Rösten schmeckt sie
Steckt voller Vitamine,      private Samensammlung gilt als die umfang-            zwar etwas bitter, entwickelt aber einen grandio-
im Amazonasbecken            reichste der Welt.                                    sen Nachgeschmack, der an Zimt erinnert. Auch
weit verbreitet; auch bei         „Jeder Mensch, egal wo er lebt, kann spon-       Ayamanchana hat eine Zukunft vor sich: kleine
uns bekannt.                 tan nur etwa 20 oder 25 essbare Früchte auf-          Beeren, die, ähnlich wie Brombeeren, neben­
6. Annona hypoglauca         zählen“, sagt Simcox: „Tatsächlich gibt es über       einander wachsen, knallig violett leuchten und
Gehört zu den Annonen-       30.000 Arten, von denen aber nur 120 regelmä-         ­einen intensiven, süßen Geschmack haben. Wird
gewächsen, davon gibt es     ßig genutzt werden.“ Die Menschheit hätte keine        Simcox’ Traum wahr, werden sie schon bald in
175 Arten in den Tropen      Versorgungskrisen und weniger Umweltproble-            Gärten in Europa und den USA gezogen und von
und Subtropen. ­Selten;
                             me, würde sie öfter das essen, was in unserem          Gourmets in aller Welt auf Blattsalate gestreut.
roh genießbar.
                             unmittelbaren Umfeld wächst. Oft wissen aber                 Manchmal jagt Simcox aber auch einem
7. Rytidostylis              nicht einmal mehr die Alten in den Wäldern,            Phantom nach. Die Frage „Wo wachsen die hell-
carthaginensis
                             ­Savannen, Wüsten und Bergen, was essbar ist           grünen Karotten, mein Freund?“ etwa hat Percy,
Gurkenart; ist aber fester
im Biss und nussiger im      und was nicht. „Ein Jammer, dadurch sind in den        Simcox’ Führer durch den peruanischen Dschun-
Geschmack. Snack, häu-       vergangenen 100 Jahren 94 Prozent der Samen-           gel, schon allzu oft gehört. Dann sagt er wie im-
fig für Salate verwendet.    vielfalt verschwunden. Wir geben uns mit dem           mer: „Ich weiß es nicht, Joe.“
8. Tabernaemontana           herkömmlichen Angebot zufrieden und ahnen                    Wie kann sich die Menschheit gesund und
sananho                      nicht, welche Juwele um uns herum gedeihen.“           ausreichend ernähren? Die Lösung liegt nicht
„Wolfsblume“. Teile der           Das Amazonasgebiet ist so eine Schatztruhe­       in der Gentechnik, ist Simcox überzeugt: „Sie
Rinde und Früchte sollen     und zudem eine Apotheke der Welt, in der –             liegt darin, die Vielfalt der Pflanzen zu nützen.
Entzündungen hemmen.         weitgehend unentdeckt – gegen jedes Gebrechen,         Agrar­konzerne wollen Mais resistent gegen Dür-
9. Lantana trifolia          gegen jedes Leiden eine wirksame Pflanze zu ge-        re machen, aber es gibt bereits Pflanzen, die in
Oft als Zierpflanze ange-    deihen scheint. Auch in der Gegend um Iquitos.         der Wüste Getreide hervorbringen. Nur: Die
baut. Wohlschmeckend,        Wenn der Dschungel nach der Regenzeit explo-           werden einfach ignoriert.“ Was ihn nicht ver-
soll bei Magen-Darm-
                             diert, findet sich dort eine unscheinbare Frucht,      wundert, sind doch einige wenige Großkonzer-
Beschwerden helfen.
                             etwas größer als eine Walnuss und mit gelber           ne rund um den Globus im Besitz jener Samen,
10. Dimerocostus             Hülle, die Diabetikern rund um den Globus das          die zu 98 Prozent in der kommerziell genutzten
­strobilaceus
                             Leben erleichtern könnte, Sananago de Bayo. Die        Landwirtschaft angebaut werden. „Und es gilt,
 Die Blüten sind schön,
 die Früchte bitter.         äußere robuste Schale ist ungenießbar, aber im         was schon immer galt: Wenn du Samen besitzt,
                             Inneren, unter schwarzen Samen befindet sich           gehört dir die Welt.“
11. Bactris maraja
                             ein fast transparentes Gelee, das perlmuttartig
Sehr guter, karamelliger
Geschmack; mühsam we-        leuchtet und 25.000-mal süßer ist als Zucker.
gen Dornen und Kernen.       Simcox: „Dies ist kein herkömmlicher Zucker,
                             sondern ein Süßprotein. Es hat kaum Kalorien,

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