Kantonslager 2021 Eine Woche Abenteuer - reiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche

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Kantonslager 2021 Eine Woche Abenteuer - reiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Nummer 15
31. Juli bis 20. August 2021
3 Wochen

                                        reiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau

                               Eine Woche Abenteuer
                               Kantonslager 2021
Kantonslager 2021 Eine Woche Abenteuer - reiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Editorial
    …                                                                              Inhalt

                                                                              3+4       Kala21: Auf der Suche nach dem Schuh
                                                                                        Jubla-Scharen erlebten Abenteuer im Wilden Westen

                                                                              5         Kirchengeschichte: Domherren als visionäre Vordenker
                                                                                        Die Auflösung des Bistums Konstanz und ihre Folgen

                             Detlef Kissner                                   6         Weltkirche: Mit und für die Armen
                                                                                        Ein Blick auf die Theologie der Befreiung

                                                                                                                                                   Bild: Detlef Kissner
«Endlich Ferien!» – Viele atmen in diesen Tagen auf.
Sie fahren mit der Familie an die Adria, fliegen für eine
Trecking-Tour nach Nepal oder bereisen die Meere mit
einem Kreuzfahrtschiff. Und das alles, um dem Alltag
zu entfliehen, einfach etwas anderes zu erleben.
Manch eine Schar der Jungwacht Blauring (Jubla) fährt
gerade einmal eine halbe Stunde mit dem Velo zu
ihrem Lagerplatz und taucht ebenso in eine komplett
andere Welt ein. Die Kinder und Jugendlichen verlas-
sen ihre familiäre Komfortzone und leben eine Woche
lang in Zelten, wo sie anders als zu Hause Wind,
Regen und Hitze ausgesetzt sind. Sie sind dabei näher
an der Natur dran, bemerken morgens grasende Rehe                             7         Kirche setzt sich ein: Am Ende soll es eine Lösung geben
auf einer Waldlichtung, hören einen raschelnden Igel in                                 Einblicke in den Sozialdienst einer Pfarrei
der Nacht oder bewundern einen funkelnden Sternen-
himmel. Im Zeltlager gibt es auch nicht das «volle                            8         Gedankenimpuls von Paul de Lagarde
Programm». Das Leben ist einfach. Eine feine Brat-
wurst wird zum Highlight.
Gerade für Jüngere ist es nicht immer einfach, in
                                                                              PFARREIMITTEILUNGEN
einem anderen Umfeld zu leben. Sie sind plötzlich
eine*r von vielen, Teil einer grossen Gruppe, in der
sie erst ihren Platz finden müssen. Sie erhalten eine                         9         Den Glauben feiern:
Aufgabe, müssen lernen zu teilen, sich auf andere                                       Gottesdienste und Gedanken zum Sonntag
einzulassen und Einigungen auszuhandeln. Bezugs-

                                                                                                                                                   Bild: Claudia Koch
personen sind in dieser Zeit nicht die Eltern, sondern
junge Leiter*innen, zu denen die Kinder oft aufschau-
en und die ihnen neue, durchaus attraktive Spielarten
des Erwachsenseins vermitteln. Schliesslich bietet ein
Lager den Teilnehmer*innen unzählige Möglichkeiten,
etwas auszuprobieren, neue Fähigkeiten an sich zu
entdecken. Gelingt die Integration in die Lagergemein-
schaft, wird diese als schützendes und tragendes
Miteinander erlebt.
Die Erinnerung an diese eindrucksvolle Zeit bringt
Jugendliche immer wieder dazu, selbst Leiter*innen zu
werden. Sie möchten der nächsten Generation ähnli-
che Erlebnisse ermöglichen, aber auch selbst noch                             10        Aus der Natur: Vielseitigkeit der Kräuter nutzen
einmal eintauchen in diese Lagerwelt. Selbst ehemali-                                   Wissen für die Küche und zur Heilung
ge Leiter*innen, die inzwischen eine eigene Familie
gegründet haben, lässt dieses Lagerleben nicht los.                           10+11 Kirche ohne Grenzen: Evangelium in Farbe
Einige von ihnen taten sich erstmals bei diesem Kan-                                Ikonen-Schule in der Schweiz
tonslager zusammen und zelteten mit ihren Partner*in-
nen und Kindern in dieser Woche am Rande des                                  12        Thurgau: Daheim beim Geigenbauer
Hauptplatzes.                                                                           Aus Stammtischgesprächen wird kreuz&quer
Um den Alltag hinter sich zu lassen, muss man nicht
unbedingt tausende von Kilometern zurücklegen.                                12        News
Es reicht oft die Gemeinschaft mit Menschen, die von
der gleichen Idee beseelt sind.                                               13        Inserate · Aus dem Bistum · Leserbrief

                                                                              14+15 Tipps aus der Redaktion: Veranstaltungen und Medien

                                                                              16        Cartoon & Zum Schluss
Titelbild: Eine Jubla-Schar zieht durch das Eingangstor auf den Hauptplatz.
Bild: Detlef Kissner

2   forumKirche | 15-2021
Kantonslager 2021 Eine Woche Abenteuer - reiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Kala21

Auf der Suche nach dem Schuh
Jubla-Scharen erlebten Abenteuer im Wilden Westen
                                                                                                                                                     TGEISCTHICEHLTE

                                                                                                                                                                             Bild: Detlef Kissner
Nach sechs Jahren war es wieder soweit:
Die 20 Scharen der Jungwacht Blauring
(Jubla) Thurgau verbrachten eine Ferien-
woche miteinander im Kantonslager
(Kala), das dieses Mal seine Zelte rund
um den Emerzer Weiher (TG) aufschlug.
Die ca. 1000 Teilnehmenden wurden dabei
in die Welt des Wilden Westens entführt.
forumKirche sammelte während dieser
Zeit Eindrücke von Verantwortlichen,
Eltern und Kindern.

Die Programmmacherinnen vor dem Start
Sarah Anner und Jeannette Meier sind
schon von klein auf bei der Jubla gewesen
und haben bereits zwei Kalas miterlebt.
Beim Kala21 sind sie für das Rahmenpro-
gramm verantwortlich. «Wir haben immer
gern Geländespiele organisiert», sagt
Jeannette. «Wir sind kreative Köpfe. Es hat     Sarah Anner (30) und Jeannette Meier (29) mit dem Material für das Geländespiel
uns gereizt, für so viele Leute etwas auf die

                                                                                                 Bild: Detlef Kissner
Füsse zu stellen», ergänzt Sarah. Drei Jahre                                                                            einander, es wird auf fairen Einkauf geach-
lang haben sie getüftelt und gefeilt – vom                                                                              tet, ein nachhaltiger Lebensstil gepflegt, die
Grobkonzept bis hin zur Materialbestellung.                                                                             Kinder werden für die Kostbarkeit der Natur
Als Berufstätige haben sie sich dazu viel                                                                               sensibilisiert, Abfall wird getrennt…
an Wochenenden getroffen, im letzten Jahr                                                                               «Ein*e Präses achtet vor allem auf die
einmal pro Monat einen Sonntag lang.                                                                                    kleinen Dinge im Miteinander, spricht sie
                                                                                                                        an und macht sie bewusst», erklärt Silvia.
Weil bei einer Umfrage an der Basis die                                                                                 Darüber hinaus habe sie*er eine Schlüssel-
traditionellen Start- bzw. Abschlussveran-                                                                              funktion in ganz besonderen Momenten –
staltungen wenig Punkte erhalten hatten,                                                                                da zu sein, ein Gebet oder einen Lager-
entschieden sich die beiden, auf diese                                                                                  segen zu sprechen oder einen Gottesdienst
Anlässe zu verzichten und gleich mit einem                                                                              mit der Schar zu feiern.
grossen Geländespiel zu beginnen. «Neu

                                                                                                                                                                             Bild: zVg
sind auch das Foodfestival und die Take-
Away-Angebote», erklärt Jeannette. Letztere
sind Programmblöcke wie Baseball oder           Silvia Kummer-Huber (40) vor dem Lager-Café,
Bubble Soccer, die einzelne Scharen für         wo sie für Leiter*innen da ist.
einen Vormittag buchen und bei sich auf
dem Platz durchführen können.                   Achtsame Begleiter*innen
                                                Jede Jubla-Schar hat ihre*n Präses, die*den
Im Blick auf Corona hatten sich die beiden      sie selber wählt. Manche gehören dem Seel-
Leiterinnen verschiedene Varianten für die      sorgeteam an, die meisten sind Ehrenamt-
einzelnen Programmpunkte überlegt. Sie          liche, meist ehemalige Jubla-Mitglieder. Zu
sind froh, dass alles uneingeschränkt durch-    ihrer Aufgabe gehört es, die Scharleitung zu                            Peter und Cornelia Keller
geführt werden kann. Allenfalls das Wetter      beraten und zu begleiten, ein Netzwerk zu
könnte ihnen noch einen Streich spielen.        der Pfarrei, den Eltern, den Ehemaligen und                             Die Daheimgebliebenen
Schlaflose Nächte hatten sie vor dem Kala       den kantonalen Stellen aufzubauen und                                   Cornelia und Peter Keller haben vier Jungen.
keine. Nur bei der Arbeit schweiften in den     darauf zu achten, dass der Glaube lebendig                              Die beiden ältesten, Flurin (12) und Nino
letzten Wochen die Gedanken hier und da in      bleibt. Dieser spirituelle Auftrag kommt                                (10), sind zusammen mit ihrer Schar von
Richtung Kala ab. «Da fiel mir plötzlich        nach Ansicht von Silvia Kummer-Huber,                                   Bischofszell aus ins Kala geradelt. Ihre Mut-
etwas ein, das ich gleich aufschreiben          Kantonspräses der Jubla Thurgau, ohne                                   ter konnte sie gut ziehen lassen: «Ich weiss
musste», sagt Sarah. Jetzt müssen sich die      grosse Aktionen aus: «Unser Grundsatz ist                               ja, dass sie in guten Händen sind.» Ausser-
beiden noch um die Deko im Hauptlager           ‹Glauben leben›. Und das findet bereits in                              dem ist es für Flurin schon das dritte Lager.
kümmern. «Es soll einen Wow-Effekt geben.       vielfältiger Weise statt.» Schon die Kleinsten                          «Beim ersten Lager war es schon speziell,
Die Kinder sollen staunen, wenn sie auf den     dürfen mitbestimmen, jede*r kann mitma-                                 eine Woche lang nichts von ihm zu hören»,
Platz kommen», so Jeannette.                    chen, in den Scharen herrscht ein gutes Mit-                                                   (Fortsetzung nächste Seite)

                                                                                                                                            forumKirche | 15-2021       3
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Kala21

                                                                                                                                                                                                  Bild: Detlef Kissner
(Fortsetzung von Seite 3)

erinnert sich Cornelia Keller. Inzwischen wis-
sen sie und ihr Mann, wenn sie nichts von
den beiden hören, geht es ihnen gut. Mit
den beiden jüngeren Brüdern schauen sie
manchmal die Bilder auf der Kala-Webseite
an, die täglich neu hochgeladen werden. Die
beiden geniessen es, mehr Aufmerksamkeit
von den Eltern und Grosseltern zu erhalten.      Das Foodfestival beginnt mit einer kleinen Erfrischung.
Cornelia Keller war selbst bei Blauring, ist
aber nie bei einem Zeltlager mitgegangen.        empfehlen können wir aber das Schlangen-                                                         sehr cool. Danach gingen wir auf unseren
Im Rückblick findet sie es ein wenig schade:     brot von unserem Stand», meint einer von                                                         Platz zurück und dann ins Bett.»
«Hätte man mir ein ‹Schüpfli› gegeben, hätte     ihnen. Manche mögen es exotisch. Drei
ich mich vielleicht auch getraut.»               Mädchen der Jubla Sirnach schwören auf

                                                                                                                           Bild: Detlef Kissner
                                                 Dumplings, kleine chinesische Teigtaschen.
Impressionen vom Foodfestival                    «Die haben richtig gut geschmeckt»,
Zur Halbzeit im Kala steht das grosse Food-      schwärmt eine, die sich damit auskennt.
festival auf dem Programm. Auf dem Haupt-        Die beiden Programmverantwortlichen be-
platz warten über 20 Marktstände, an de-         trachten zufrieden das grosse Treiben. «Voll
nen die Leiter*innen köstliche Spezialitäten     gut», meint Jeannette. «Ich finde es toll, wie
anbieten. Es duftet nach gegrilltem Poulet       sich alle an die Regeln halten», ergänzt
und Schokolade, Fruchtspiesse konkurrieren       Sarah im Blick auf die Corona-Vorgaben.
mit Falafel-Bällchen. Die Kinder und Jugend-     Auch das Geländespiel sei bei den Kindern
lichen, die nach einem genauen Zeitplan          gut angekommen, sie hätten den «Schuh
scharweise durch das grosse Tor einziehen,       des Jublatu» (siehe Kasten) gefunden. Was
erhalten zur Begrüssung einen Erfrischungs-      die Bastelateliers in zwei Tagen angeht, sind
trunk. Nach einem Willkommensgruss und           sie ebenso optimistisch: «Wenn das Food-
einem gemeinsamen Tanz zum Country-              festival funktioniert, laufen die Ateliers auch,                                                 Joel Meier (26) und Michaela Hut (28) haben
Klassiker «Cotton Eye Joe» kann das Festi-       weil sie im kleineren Rahmen stattfinden.»                                                       ihre Schicht hinter sich.
val beginnen. Ein kleiner Junge hat sich mit
                                                                                                    Bild: Detlef Kissner

seinem grösseren Bruder zusammen für                                                                                                              Die Netzwerkerinnen
das Schoko-Fondue entschieden. Die Spu-                                                                                                           «Kein Netz», meldet so manches Handy auf
ren um seinen Mund zeugen untrüglich da-                                                                                                          den Lagerplätzen. In den meisten Scharen
von. Eine kleine Gruppe der Jubla Gachnang                                                                                                        sollen die Kinder und Jugendlichen auch
geniesst Schoko-Bananen. «Besonders                                                                                                               kein Handy benutzen. Da gewinnt die gute
                                                                                                                                                  alte Post wieder an Bedeutung. Die Fach-
                                                                                                                                                  stelle Kinder und Jugend (KIJU) der katholi-
    Der Schuh des Jublatu                                                                                                                         schen Landeskirche Thurgau hat einen sol-
    Beim Kala hat jede Schar ihren eigenen                                                                                                        chen Dienst im Kala eingerichtet. «Jeden
    Lagerplatz und ihr eigenes Programm.                                                                                                          Vormittag fahren zwei Mitarbeiter*innen die
    Doch drei Mal in der Lagerwoche treffen                                                                                                       Lagerplätze der Scharen ab, bringen Post
    sich alle Scharen zu einem gemein-                                                                                                            und nehmen Briefe und Päckli aus den Post-
    samen Anlass auf dem Hauptplatz. Im                                                                                                           säcken wieder mit», erzählt Joel Meier von
    Kala21 begleitet die Teilnehmer*innen        Janik (11), Jungwacht Tobel                                                                      der KIJU. Damit werden die Lagerteilneh-
    dabei die Geschichte vom «Schuh des                                                                                                           mer*innen nicht nur untereinander vernetzt,
    Jublatu»: Als die Indianerstämme eine        Ein Tag aus der Sicht von Janik                                                                  sondern auch mit der «Aussenwelt». Freun-
    Goldader auf ihrem Land entdecken,           «Wir haben am Morgen ein Spiel im Wald                                                           de und Angehörige können ihnen über ein
    unterzeichnen sie gemeinsam einen            gemacht zusammen mit der Jubla Pfyn.                                                             Postfach in Weinfelden ebenso kleine und
    Landvertrag. Diesen Vertrag verstecken       Das hat mir voll Spass gemacht. Zum                                                              grosse Post zukommen lassen. Auch an die
    sie im Schuh des Jublatu, den Akando         Zmittag gab es verschiedene Salate und                                                           Verbindung «nach oben» wurde gedacht:
    an einen sicheren Ort bringen soll.          eine feine Wurst. Es hat mir geschmeckt.                                                         Besucher*innen des «Postamts» können
    Dieser wird aber vom Gangsterclan ge-        Am Nachmittag haben wir ein Recycling-                                                           inspiriert durch indianische Traumfänger
    fangen genommen. Akando gelingt es in        Game gespielt. Es war nicht das beste                                                            ihre Träume auf Zettel schreiben und diese
    letzter Sekunde, den Schuh in den Wald       Game, aber es hat mir Spass gemacht.                                                             an Schnüren aufhängen.
    zu werfen. Wer findet den Schuh mit dem      Am Abend gingen wir auf den Hauptplatz
                                                                                                                                                                                 Detlef Kissner
    wertvollen Plan wieder? Beim Gelände-        und da konnte ich verschiedene Dinge
    spiel machen sich alle auf die Suche.        essen. Alles fand ich lecker. Dann gab es                                                          Weitere Eindrücke auf
                                                 eine coole Feuer-Show und die fand ich                                                             www.forumkirche.ch und www.kala21.ch

4    forumKirche | 15-2021
Kantonslager 2021 Eine Woche Abenteuer - reiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Kirchengeschichte

Domherren als visionäre Vordenker
Die Auflösung des Bistums Konstanz und ihre Folgen

                                                                                                          Bild: Wikimedia Commons
Vor 200 Jahren löste der Papst                                                                                                      Welche damals entstandenen
das Bistum Konstanz auf, doch                                                                                                       Spezifika prägen uns noch heute
einige Traditionen leben unter                                                                                                      – ausser der öfter genannten
der Oberfläche weiter. Dazu                                                                                                         Administrationsgebiete im
gehört die prinzipiell starke                                                                                                       Bistum Chur und St. Gallen?
Stellung der Domkapitel in der                                                                                                      Spezifisch ist in den Deutsch-
Schweiz. Der Kirchenhistoriker                                                                                                      schweizer Bistümern die Ver-
Markus Ries1 erinnert daran:                                                                                                        fassung der Domkapitel, die
Die Domherren haben über die                                                                                                        sich stark am kirchlich Gewach-
Bischofswahlen hinaus eine                                                                                                          senen orientiert. Die Domkapi-
eigenständige geistliche Ver-                                                                                                       tel übernehmen nicht einfach
antwortung.                                                                                                                         die kapitels- und traditions-
                                                                                                                                    feindlichen Grundhaltungen des
Das Bistum Konstanz galt vor                                                                                                        Kirchenrechts von 1918 und
200 Jahren als vergleichsweise                                                                                                      1983. Spezifisch ist auch der
liberal. Warum war das so?                                                                                                          Name des Bistums Basel – es
Liberal ist hier eine anachronisti-                                                                                                 heisst anders als die Bischofs-
sche Kategorie. Korrekt ist,                                                                                                        stadt.
dass die Konstanzer Bistums-
leitung, viele Angehörige des                                                                               Inwiefern ist die Verfassung der
Klerus und auch Ordensleute                                                                                 Domkapitel fortschrittlicher als
eine konstruktive Rezeption der                                                                             das Kirchenrecht?
Aufklärung suchten. Und dass                                                                                Die Verfassung unserer Dom-
sie diese Haltung auch nach                                                                                 kapitel ist nicht fortschrittlicher
den grossen Enttäuschungen                                                                                  als das Kirchenrecht, sondern
und Verlusten der Revolutions-           Das Konstanzer Münster war das Zentrum des Bistums Konstanz,       sie ist traditionstreuer. Die Dom-
zeit beibehielten.                                       das von 585 bis 1821 existierte.                   kapitel waren traditionell weit
                                                                                                            mehr als Wahlmännerversamm-
Eine der spannendsten Figuren                                                                               lungen: Es handelte sich um
vor 200 Jahren war Ignaz Heinrich von            Warum gab es nach dem Bistum Konstanz          geistliche Körperschaften mit eigener Ver-
Wessenberg. Dem Generalvikar des                 auf dem Schweizer Territorium nicht ein        antwortung, denen der Bischof im gewis-
Bistums Konstanz wurde vorgeworfen,              grosses Bistum? Stattdessen wurde ein Teil     sen Sinne sogar Rechenschaft schuldete.
gegen den Pflichtzölibat zu sein. Welche         vom Stiftspropst von Beromünster und           Fast schon eine Art schüchterner Anfang
anderen Reformdebatten von damals                andere Teile von den Bistümern Basel und       von Teilung der Gewalt. Starb ein Bischof,
beschäftigen uns auch heute noch?                Chur verwaltet.                                so trat das Domkapitel in seine Funktion
Viele der damals wichtigen Themen sind           Initianten der Reorganisation waren die        ein und leitete das Bistum. All das hat das
seit dem Konzil wieder in den Vordergrund        Kantonsregierungen. Sie strebten zunächst      Gesetzbuch des Kirchenrechts in seinem
getreten: Beteiligung der Gläubigen an der       eine grosse Lösung an. Als sie damit beim      monarchie-orientierten Organisationsver-
Liturgie, Aus- und Weiterbildung der Seel-       Nuntius auf Widerstand stiessen, war es        ständnis einfach abgeschafft.
sorgenden, kirchliche Medienarbeit, per-         rasch vorbei mit der Einigkeit – und jeder
sönliches Format der Seelsorgenden,              Kanton suchte für sich eine optimale, ko-      Sollten die Domherren sich stärker
Qualität von Predigt und Religionsunter-         stengünstige Lösung.                           einbringen?
richt, ja ganz generell der Verkündigung.                                                       Ja. Domkapitel sind geistliche Korporatio-
                                                 Die Bistümer Basel und St. Gallen haben        nen. Falls sie sich tatsächlich auf die Tradi-
Wenn von Wessenberg gemässigter gewe-            eine weltweit einzigartige Bischofswahl.       tion besinnen wollen, müssen sie eigen-
sen wäre: Hätte das Bistum Konstanz län-         In Basel dürfen die Kantone mitreden, in       ständig Verantwortung übernehmen. Sie
ger bestehen können – oder wäre es früher        St. Gallen muss der Bischof aus St. Gallen     haben die Möglichkeit, als Vordenker zu
oder später ohnehin aufgelöst worden?            kommen und wird vor Ort gewählt. Wie           wirken, Impulse zu geben und wesentlich
In der Tat spielte der Konflikt zwischen         kam es zu diesen besonderen Privilegien?       die Zukunft mitzugestalten.
Wessenberg und dem Luzerner Nuntius,             Historisch gesehen sind es keine Privi-
einem Teil des Klerus und der Klöster eine       legien, sondern es ist die Weiterführung                                 Raphael Rauch/Red.
wichtige Rolle. Ich kann mir vorstellen,         der Tradition. Dies lag im Interesse der
dass die Stadt Konstanz ohne diesen Streit       Römischen Kurie. Rom wollte nicht zu-          1 Markus Ries (62) ist Professor für

immer noch Bischofssitz wäre – und nicht         lassen, dass die Kantonsregierungen das        Kirchengeschichte an der Universität Luzern.
Freiburg. Eine Abtrennung der in Österreich      angestrebte Recht zur Bischofsernennung
und der Schweiz gelegenen Teile wäre aber        erhielten.                                        Ganzes Interview auf www.forumKirche.ch
so oder so zu erwarten gewesen.

                                                                                                                                           forumKirche | 15-2021   5
Kantonslager 2021 Eine Woche Abenteuer - reiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Weltkirche

Mit und für die Armen
Ein Blick auf die Theologie der Befreiung

                                                                                                            Bild: Manuela d'Ávila/Wikimedia Commons
Sie waren vor 50 Jahren für                                                                                                                           Weiterentwicklung
viele Held*innen: Dom Helder                                                                                                                          Am Ende der Militärdiktaturen
Camara, Ernesto Cardenal,                                                                                                                             kam es zu Veränderungen in der
Dorothee Sölle, Vertreter*innen                                                                                                                       Theologie der Befreiung: Frauen,
der Befreiungstheologie.                                                                                                                              indigene Völker und afroameri-
Und heute?                                                                                                                                            kanische Theolog*innen be-
                                                                                                                                                      mängelten das Fehlen ihrer
Wie kann man als Christ*in in-                                                                                                                        Unterdrückungssituationen in
mitten von Armut und Ungerech-                                                                                                                        den Analysen. Dazu kamen die
tigkeit leben? Aus dieser Frage                                                                                                                       Bedeutung des religiösen Plu-
entstand in den 60er- und 70er-                                                                                                                       ralismus für Armut und Un-
Jahren die Theologie der Befrei-                                                                                                                      gerechtigkeit, der Migration so-
ung. Damals kamen in vielen                                                                                                                           wie ökologische und «queere»
lateinamerikanischen Ländern                                                                                                                          Theologien.
Militärdiktaturen an die Macht,                                                                                                                       In den 80er-Jahren fand die
welche die Mehrheit des Volks                                                                                                                         Theologie der Befreiung auch in
ausbeuteten. Menschenrechts-                                                                                                                          den deutschsprachigen Ländern
organisationen zählen als Folge                                                                                                                       ein grosses Echo. Nach dem
etwa 50’000 Morde, 350’000                                                                                                                            Fall der Mauer wurde es aber
«Verschwundene» und 400’000                                                                                                                           still um diese «sozialistische»
politische Gefangene. Forderun-                                                                                                                       Theologie. Nur wenige arbeite-
gen nach Reformen wurden                                                                                                                              ten daran weiter. Seit 1985 tau-
niedergeknüppelt. Ab 1965                                                                                                                             schen sich Vertreter*innen der
kam es daher zu politischen                                                                                                                           Theologie der Befreiung auf den
Umstürzen.                                                                                                                                            Südkontinenten in der Ökumeni-
Immer mehr Christ*innen und                                                                                                                           schen Vereinigung der Drittwelt-
Kirchenvertreter*innen wandten         Der Befreiungstheologe Leonardo Boff bei einem öffentlichen Vortrag                                            Theolog*innen aus.
sich gegen Unterdrückung, Fol-                            2018 in Porto Alegre (Brasilien).
ter und Elend. Sie fragten nach                                                                                 Heiligsprechung Romeros
den Ursachen der Armut. Ein Teil                                                                                Die Befreiungstheologie stiess
der Kirchen-Hierarchie stand aber auf             Gewerkschaften und linken politischen             viele soziale Initiativen in Lateinamerika,
Seiten der Machthaber, wenn diese sich            Parteien zusammenschloss.                         Südafrika und Südasien an, dazu kamen
ein antikommunistisches und christliches                                                            auch Unterstützungsnetzwerke im Westen.
Mäntelchen umhängten.                             In Misskredit geraten                             So wurde das Thema der «einen Welt»
                                                  In den 1960er-Jahren wurde der Befrei-            wichtig, das sich in der Ökumene in den
Ursprünge                                         ungstheologie von aussen unterstellt, sie         Bereichen Bewahrung der Schöpfung, so-
1968 prangerten die Bischöfe an der zwei-         stelle die (marxistische) Ideologie vor den       ziale Gerechtigkeit, Menschenrechte,
ten allgemeinen lateinamerikanischen              Glauben. So wird Helder Camara die Aus-           Arbeits- und Gewerkschaftsrechte sowie
Bischofskonferenz in Medellín (Kolumbien)         sage zugeschrieben: «Wenn ich den Armen           Frauen- und Kinderschutz wiederfindet.
die soziale Ungerechtigkeit an: Gott steht        zu essen gebe, nennen sie mich einen              Papst Franziskus aus Argentinien ist ein
auf Seiten der Armen; dort müsse auch die         Heiligen. Aber wenn ich frage, warum die          Vertreter der «Theologie des Volkes». Diese
Kirche stehen. Kapitalismus und Marxis-           Armen nichts zu essen haben, schimpfen            sieht die Kraftquelle, den Alltag im Elend
mus wurden verurteilt, man suchte einen           sie mich einen Kommunisten». Trotz gros-          zu bestehen, im Glauben, der Kultur und
«Dritten Weg» zur Befreiung. Im Beisein von       ser bischöflicher Unterstützung wurde die         der Volksfrömmigkeit. Der Papst zeigt mit
Papst Paul Vl. bestimmten die Bischöfe            Theologie verunglimpft. Die Glaubenskong-         seinem Lebensstil und seinen Aussagen,
«die Option für die Armen» zur kirchlichen        regation des Vatikans veröffentlichte 1984        dass die Option für die Armen in der Kirche
Leitlinie.                                        und 1986 zwei Instruktionen gegen sie,            unabdingbar ist. Wie nah er der Befreiungs-
Neben Theologen wie Gustavo Gutierrez,            ab Mitte der 80er-Jahre wurde vielen Be-          theologie steht, zeigte sich bei der Heilig-
Hugo Assman oder Leonardo Boff hatte die          freiungstheolog*innen die Lehrerlaubnis           sprechung von Oscar Romero 2018. Er trug
Bewegung viele Eltern: Die Erfahrung der          entzogen, Leonardo Boff zu einem «Buss-           den blutbefleckten liturgischen Gürtel
Not durch ungerechte Systeme und das              schweigen» verdonnert. In vielen latein-          Romeros und darüber ein Messgewand
Zweite Vatikanum. Vor Ort entstanden klei-        amerikanischen Militärdiktaturen war bis          Pauls VI. Auf einem Plakat lateinamerikani-
ne Gemeinschaften von Laien. Sie trafen           in die 80er-Jahre dazu die Verfolgungen           scher Pilger*innen stand: «Einen Propheten
sich regelmässig und sprachen über ihren          Andersdenkender alltäglich. In der Folge          kann man töten, die Stimme der Gerech-
Glauben, die Bibel und ihren Alltag. Aus          wurden Christ*innen, Priester und einige          tigkeit nicht».
dieser Basisbewegung wuchs in manchen             Bischöfe ermordet, wie Bischof Oscar
Ländern eine politische Kraft, die sich mit       Romero 1980.                                                                  Christiane Faschon

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Kirche setzt sich ein

Am Ende soll es eine Lösung geben
Einblicke in den Sozialdienst einer Pfarrei

Die Kirche feiert Gottesdienste, bringt           ne Klient*innen zu Ämtern begleiten, ihnen         Einbindung in die Pfarrei. Er ist Teil des
Menschen den Glauben nahe und sorgt               helfen, Formulare auszufüllen, sich auch           Seelsorgeteams und nimmt an dessen
sich um deren seelisches Wohl. Dieses             einmal in ein rechtliches Problem hinein-          wöchentlichen Sitzungen teil. «Auch in den
Bild ist weit verbreitet. Dass Kirche aber        knien oder eine finanzielle Unterstützung          Kaffeepausen läuft viel unter den
auch Notleidenden ganz praktische Hilfe           bei verschiedenen Institutionen zusammen-          Kolleg*innen an Austausch und Beratung»,
gewährt, kommt in der öffentlichen Wahr-          sammeln. Es ist ihm wichtig, dass es am            so der Sozialpädagoge. Einmal pro Jahr ge-
nehmung oft zu kurz. Andreas Pfiffner ist         Ende eine Lösung gibt. «Das können ande-           staltet er einen Sonntagsgottesdienst mit
mit 80 Stellenprozenten für den kirch-            re soziale Einrichtungen oft nicht leisten,        und hält die Predigt. Für die Pfarrei wie für
lichen Sozialdienst in der Pfarrei Romans-        weil es ihren Auftrag sprengen würde oder          die Hilfesuchenden ist sein Dienst unver-
horn zuständig. Er gibt Einblicke in seine        sie die Kapazitäten dazu nicht haben», sagt        zichtbar geworden. «Wir sind aus der Kirche
Arbeit und zeigt auf, warum es sie                Andreas Pfiffner. Den Unterschied nehmen           ausgetreten. Sie und ihre Stelle wären
braucht.                                          auch seine Klient*innen wahr. Einer mein-          eigentlich ein Grund wieder einzutreten»,
                                                  te: «Sie sind die erste Anlaufstelle seit bald     meinte ein Klient.
Weil er in Gefahr ist zu vereinsamen, soll        zehn Jahren, die uns kurz und unkompli-
                                                                                                                                      Detlef Kissner
Beat S.1 in ein Wohnheim für Männer               ziert Hilfe angeboten hat. Dafür sind wir          1   Name geändert
ziehen. Doch schon der erste Schritt über-        ihnen sehr dankbar.» Da die Beratung der
fordert ihn. Andreas Pfiffner begleitet ihn       Schweigepflicht unterliegt, können die
und schaut sich mit ihm das Heim an.              Hilfesuchenden dort auch einmal ihrem                  Hilfen auf verschiedenen Ebenen
«Beat S. kommt bis heute vorbei, z. B.            Ärger Luft machen oder ihr Herz ausschüt-              Die Diakonie gehört neben der Glau-
wenn er Hilfe braucht beim Kleiderbestel-         ten. «Manche Gespräche gehen auch ins                  bensverkündigung und der Liturgie zu
len im Internet», sagt Andreas Pfiffner. In       Seelsorgerliche hinein», so Pfiffner.                  den Grundaufgaben der Kirche. In vielen
anderen Fällen setzt sich der Sozialpäda-                                                                Pfarreien sind für diese Aufgabe Seelsor-
goge dafür ein, dass eine Krankenkassen-          Vernetzt                                               gende verantwortlich, in einigen werden
rechnung überbrückt werden kann, hilft            In den zurückliegenden Jahren sind gute                dafür eigens Fachpersonen angestellt.
beim Erstellen bzw. Ausdrucken einer Be-          Kontakte von seiner Stelle zu anderen                  Unterstützt werden die Thurgauer Pfar-
werbung oder vermittelt vorübergehend             örtlichen sozialen Einrichtungen wie den               reien auf kantonaler Ebene durch die
eine Unterkunft. Solche Beratungen und            Sozialen Diensten Romanshorn, Perspektive              Caritas Thurgau, die neben ihren Angebo-
Begleitungen, die kostenlos sind und jeder        Thurgau, Pro Senectute oder der evangeli-              ten für Armutsbetroffene (z. B. Schulden-
und jedem offenstehen, gehören zu seiner          schen Pfarrei gewachsen. Man weiss um-                 beratung) einen Runden Tisch für Verant-
Hauptaufgabe. Daneben ist er zuständig            einander, tauscht sich aus und schätzt die             wortliche im Bereich Diakonie ins Leben
für die Notunterkunft, die die Pfarrei Hilfe-     Zusammenarbeit. Diese Verbindungen sind                gerufen hat. Ergänzende Möglichkeiten
suchenden zur Verfügung stellt, und regelt        wichtig, um Fragen auf kurzem Weg klären               zur Unterbringung von Menschen bietet
deren Vergabe. Er kümmert sich um die             oder Hilfesuchende unkompliziert an den                der neu gegründete Verein Kirchliche
Bedürfnisse von Passant*innen und be-             richtigen Ort vermitteln zu können.                    Notherberge Thurgau.
treut Freiwillige wie z. B. die Begleitgruppe     Ebenso wichtig ist für Andreas Pfiffner die
St. Johannes, die vorwiegend Senior*innen
besucht und mit ihnen die Freizeit gestal-
tet. Sein längerfristiges Ziel ist es, ein Pro-                                                                                                          Bild: Detlef Kissner
jekt in der Pfarrei zu initiieren, bei dem
Menschen, die aus dem Tritt geraten sind,
einfach mitarbeiten können und so wieder
Anschluss finden.

Spielräume für Begleitung
Vor gut zwei Jahren wurde der Sozialdienst
der Pfarrei Romanshorn ins Leben gerufen.
Seit dieser Zeit hat Andreas Pfiffner bereits
87 Klient*innen betreut. Anfangs wurden
sie noch vom Sozialamt oder von Bera-
tungsstellen zu ihm geschickt. «Inzwischen
ist unser Angebot bekannter, immer mehr
Menschen finden den Weg direkt zu mir»,
sagt Pfiffner.
Er schätzt die Vielseitigkeit seiner Aufgabe
und die Spielräume, die sie ihm bietet: «Ich
habe die Zeit und die Möglichkeit, auf Rat-
suchende gut einzugehen.» So kann er sei-         Andreas Pfiffner hat ein offenes Ohr für die Sorgen von Hilfesuchenden.

                                                                                                                            forumKirche | 15-2021    7
Kantonslager 2021 Eine Woche Abenteuer - reiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Gedankenimpuls

                                                                   Bild: congerdesign/pixabay.com
    «Wir müssen so viel wie
    möglich Geschlossen-
    heiten hervorrufen,
    Heimaten, die man nicht
    vergisst.»
    Paul de Lagarde, deutscher Orientalist und Kulturphilosoph ·
    1827– 1891

8   forumKirche | 15-2021
Kantonslager 2021 Eine Woche Abenteuer - reiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Den Glauben feiern

                                                                                                                                         Bild: kropekk_pl/ pixabay,com
Gottesdienste anderssprachige Missionen
  Albanische Mission
So, 15. August     13.00 Uhr       St. Nikolaus Wil
  Kroatische Mission
So, 1. August      17.30 Uhr       St. Peter Schaffhausen
So, 8. August      17.30 Uhr       St. Peter Schaffhausen
So, 15. August     09.30 Uhr       Klosterkirche Münsterlingen
                   12.00 Uhr       Klösterli Frauenfeld
                   17.30 Uhr       St. Peter Schaffhausen
  Polnische Mission
So, 1. August       13.00 Uhr      St. Martin Arbon
So, 8. August       13.00 Uhr      St. Martin Arbon              Aussen und innen
So, 15. August      13.00 Uhr      St. Martin Arbon
                                                                 Gedanken zum Evangelium: Joh 6,24-35
   Portugiesische Mission
Im August finden keine Gottesdienste statt.                      In der Bibelstelle vom 1. August hören wir von Menschen, die
                                                                 etwas suchen – in unserem Fall suchen sie Jesus. Aber was wollen
  Spanische Mission
So, 1. August      10.30 Uhr       Klösterli Frauenfeld          sie von ihm? Was treibt sie an? Was treibt sie um? Nun ja, immer-
                   12.00 Uhr       St. Stefan Kreuzlingen        hin hat er ja schon einige Wunder und Zeichen gewirkt und damit
Sa, 7. August      18.30 Uhr       St. Maria Schaffhausen        eine Menge Aufmerksamkeit auf sich gezogen! Oberflächlich gese-
So, 8. August      09.30 Uhr       St. Martin Arbon              hen könnte man ihnen Sensationslust unterstellen. Vielleicht sind
                   11.00 Uhr       St. Stefan Amriswil           es aber auch ganz persönliche, tiefe Sehnsüchte oder Nöte, die sie
Sa. 14. August     18.30 Uhr       St. Maria Schaffhausen        zu Jesus treiben. Allerdings erinnert sich Jesus, dass viele dieser
So, 15. August     10.30 Uhr       Klösterli Frauenfeld          Leute dabei waren, als er mit fünf Broten und zwei Fischen 5'000
                   12.00 Uhr       St. Stefan Kreuzlingen        Menschen ernährt hat. Deshalb ist ihm auch klar, dass die Men-
  Tamilische Mission                                             schen nicht in erster Linie zu ihm kommen, weil er sie mit besonde-
Der nächste Gottesdienst findet am 28. August statt.             ren Taten beeindruckte, sondern weil diese Menschen eine beson-
                                                                 dere Erfahrung gemacht haben. Er hat ihren Hunger gestillt – ihren
  Ungarische Mission
So, 1. August      17.00 Uhr       Bruder Klaus Tägerwilen       Hunger nach Leben. Es ist, als ob er ihnen sagen würde: Lasst
So, 8. August      17.30 Uhr       Münster Konstanz              euch nicht von Oberflächlichkeiten irgendwelcher Zeichen blenden,
Sa, 14. August     15.30 Uhr       Klösterli Frauenfeld          sondern erkennt die Sehnsucht hinter der Sehnsucht!
                                                                 Schaut in Euch rein und erkennt das Bedürfnis hinter Euren vorder-
                                                                 gründigen Wünschen. Es sind nicht die Zeichen und Wunder, die
                                                                 die Jünger*innen sehen wollen; was sie eigentlich suchen, ist je-
 Gottesdienste in Radio & Fernsehen                              mand oder etwas, das ihren Hunger nach Leben stillt. Etwas, das
 Sonntag, 1. August, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur                  wirklich «satt» macht! Oberfläche lockt! Wirklich Nahrhaftes erfüllt.
 Röm.-kath. Predigt – Mit Theologin Silvia Huber                 Vielleicht ist die Ferienzeit eine gute Gelegenheit darüber nachzu-
 Sonntag, 8. August, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur                  denken, wer oder was Ihnen wirklich guttut, und wer oder was nur
 Christ.-kath. Predigt – Mit Diakonin Susanne Cappus             oberflächlich Aufmerksamkeit bindet, aber am Ende gar nicht er-
                                                                 füllt, was es verspricht. In diesem Sinne verstehe ich Jesu Aus-
 Sonntag, 15. August, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur
 Röm.-kath. Predigt – Mit Seelsorger Volker Eschmann             sage: «… Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt,
                                                                 sondern weil ihr (…) satt geworden seid!» als Einladung, den Blick
 Sonntag, 1. August, 10.00 Uhr, SRF1                             wieder nach innen zu wenden und zu erkennen, was einem wirklich
 Röm.-kath. Gottesdienst zum 1. August
                                                                 guttut, was wir wirklich brauchen, und liebevoll mit sich umzu-
 Aus der Kirche San Nicolao in Lugano
                                                                 gehen, sich nicht von Äusserlichkeiten blenden zu lassen, dafür
 Sonntag, 8. August, 9.30 Uhr, ZDF                               aber die tieferliegenden Bedürfnisse hinter den Bedürfnissen
 Kath. Gottesdienst – «Gelobt bist du, Maria»                    wahrzunehmen. Gutes Gelingen!
 Aus der Mainzer Kirche St. Rabanus Maurus
 Sonntag, 15. August, 9.30 Uhr, ZDF                                                                          Tanja Tribull, Ermatingen
 Evang. Gottesdienst

                                                                  Sonntagslesungen
 Regionale Sendungen                                              1. August – 18. Sonntag            8. August – 19. Sonntag
 Radio TOP: TOP Kick und TOP Church: www.topchurch.ch             im Jahreskreis                     im Jahreskreis
                                                                  Erste Lesung: Ex 16,2-4.12-15      Erste Lesung: Jer 23,1-6
 Radio Munot: Gedanken zum Tag                                    Zweite Lesung: Eph 4,17.20-24      Zweite Lesung: Eph 2,13-18
 Montag bis Freitag 6.50 Uhr                                      Evangelium: Joh 6,24-35            Evangelium: Mk 6,30-34
 Unterwegs – ein kirchliches Magazin aus Schaffhausen
 Jeweils am letzten Sonntag im Monat, 10 Uhr, Wdh. 22 Uhr         15. August – Mariä Aufnahme in den Himmel
                                                                  Erste Lesung: Offb 11,19a; 12,1-6a.10ab
 Schaffhauser Fernsehen SHf: Gedanke am Wuchenänd                 Zweite Lesung: 1 Kor 15,20-27a
 Samstag, 18.55 Uhr bis Sonntag, 18 Uhr, stdl. Wiederholung       Evangelium: Lk 1,39-56

                                                                                                            forumKirche | 15-2021   9
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Aus der Natur · Kirche ohne Grenzen – Englisch

Vielseitigkeit der Kräuter nutzen                                                                                     Evangelium in
Wissen für die Küche und zur Heilung                                                                                  Ikonen-Schule in der Schweiz

Am 15. August werden zu Mariä Himmel-           Jugendliche dafür zu gewinnen. Aber bei ei-                           Seit Anfang 2021 gibt es in Luzern eine
fahrt traditionell in der Kirche Kräuter        nigen bleibt doch etwas hängen.» Wie bei-                             Ikonen-Schule. Sie ist in der römisch-
gesegnet. Eine, die mit Kräutern und            spielsweise die essbaren Blüten, die zuerst                           katholischen Kirche der Schweiz eine der
deren Wirkung vertraut ist, ist die Lehrerin    einigen etwas Überwindung abverlangen. In                             ersten derartigen Einrichtungen. Eine
Ursula Haltiner aus Romanshorn.                 sechs Pflanzkübeln, die die Schule auf-                               Innovation also. Um mehr über ihr Wirken
                                                gestellt hat, und in einem kleinen Garten                             und das Handwerk der Ikonographie zu
Chrüterhäxli. So lautet die Webseite der        kann Haltiner mit ihren Schüler*innen                                 erfahren, hat sich «Kirche ohne Grenzen»
Kräuterliebhaberin Ursula Haltiner. «Mein       praktisch arbeiten. In den Pflanzkübeln                               mit Stefanie Blaser (39), einem Grün-
Partner hat mich immer so genannt», sagt        surren Bienen um pink blühende Rosen-                                 dungsmitglied des Vereins, getroffen.
Haltiner lachend. Ihr Onkel betrieb im Tessin   melissen, gelbe Taglilien und Currykraut –
ein Hotel und die Nichte durfte während den     alles geniessbar.                                                     «Es benötigt Fachkräfte, welche sich mit
Ferien in der Küche mithelfen. Vorher kannte                                                                          christlicher Bildtheologie auseinander-
sie nur die gängigen Kräuter wie Peterli,       Nachfrage an Naturkosmetik wächst                                     setzen. Denn hinter christlichen Bildern,
Schnittlauch und Maggikraut. Im Tessin          Doch nicht nur in der Küche, auch zur Hei-                            Statuen oder eben Ikonen, steckt viel
lernte sie die mediterranen Kräuter lernen      lung sind Kräuter unverzichtbar. Deshalb                              Theologie und Symbolik», beginnt Stefanie
und lieben. Den Ausschlag, sich intensiver      stellt Ursula Haltiner auf Bestellung Salben                          Blaser das Gespräch und gibt somit einen
mit Kräutern zu beschäftigen, gab der Gar-      und Cremen wie auch Kosmetik aus dem                                  ersten Grund an, weshalb es in der West-
ten einer Studienkollegin während der Aus-      Küchenschrank her. «Seit der Pandemie ist                             kirche eine Ikonen-Schule benötigt. Klar
bildung zur Arbeits- und Hauswirtschafts-       die Nachfrage an Naturkosmetik gestiegen.                             könne jede*r das Gesehene interpretie-
lehrerin. «Idealerweise war Gartenbau ein       Gerne leite ich die Teilnehmer*innen an,                              ren, aber um bestimmte Gesten, Farben
Teil der Ausbildung», sagt Haltiner. Mit ver-   wie sie mit wenigen Mitteln selbst etwas                              und Weiteres entsprechend und korrekt
schiedenen Kursen hat sie fortlaufend ihr       herstellen können», sagt Haltiner. Sie wird                           einordnen zu können, würde es mehr als
Wissen erweitert und sich ebenfalls mit der     auch für Kurse gebucht, wie kürzlich von der                          eine persönliche Interpretation benötigen.
Wirkung von Heilkräutern beschäftigt. Ende      Frauengemeinschaft Romanshorn. Mit von                                «Wir setzen mit dieser neu gegründeten
der 80er-Jahre bewirtschaftete sie einen        der Partie ist auch die ehemalige Gemeinde-                           Ikonen-Schule den Auftrag des Zweiten
Garten mit über 60 verschiedenen Kräutern       leiterin Gaby Zimmermann, die jeweils einen                           Vatikanischen Konzils um, bei welchem in
auf wenigen Quadratmetern.                      kirchlichen Impuls einfliessen lässt. Auch                            Sacrosanctum Concilium Art 126ff. eben-
Inzwischen interessiert sie sich vermehrt für   war Haltiner bei der neuen Bepflanzung des                            dies klar gefordert wird. Diese Artikel
Wildkräuter; also für alles, das auf unseren    Kräutergartens der Pfarrei behilflich. Vor                            tragen den Bischöfen auf, dass sie vor Ort
Wiesen wächst.                                  einem Jahr konnten daraus die ersten                                  Kunstakademien fördern sollen und dass
                                                Kräuterbüschel gebunden werden, die an                                sie somit auch die Künstler*innen der
Jugendliche für Kräuter interessieren           Mariä Himmelfahrt gesegnet und an die                                 sakralen Kunst fördern», betont Blaser
Ihre Begeisterung für Kräuter möchte sie als    Gottesdienstbesucher*innen verteilt wur-                              eindringlich.
Lehrerin für Wirtschaft, Arbeit und Haushalt    den. Als Schutz und um sie im Dezember
an der Sekundarschule Weitenzelg in             in den Rauhnächten fürs Räuchern einzu-                               Zugang zum Glauben
Romanshorn auch an die Schüler*innen            setzen. «Diese Vielseitigkeit ist es, die mich                        Im Osten betreiben die Klöster selbst
weitergeben. Dabei kann sie ihr Wissen als      an den Kräutern und Heilpflanzen so be-                               Ikonen-Schulen im klassischen Sinne, ver-
Absolventin der Kräuterakademie in Salez        geistert», sagt Haltiner.                                             einzelt auch Priester in ihren Gemeinden,
(SG) gleich in der Küche anwenden. Haltiner                                                                           wodurch die Ikonentheologie weiterver-
sagt dazu: «Es ist zwar nicht so einfach,                                       Claudia Koch                          mittelt wird. Im Westen jedoch gehe es
                                                                                                                      um christliche Bilder im Allgemeinen wie
                                                                                                                      Statuen, moderne Bilder und nebst ande-
                                                                                                 Bild: Claudia Koch

         Ursula Haltiner
        pflanzt auf dem                                                                                               rem eben auch um Ikonen. «Darum ist
         Schulareal mit                                                                                               unser Auftrag als Ikonen-Schule nicht nur
   ihren Schüler*innen                                                                                                das Herstellen von Ikonen, sondern das
  verschiedene Kräuter                                                                                                Betreiben christlicher Bildtheologie. Und
      an, darunter auch                                                                                               dies bis hin in die akademische Auseinan-
   solche mit essbaren                                                                                                dersetzung damit», so Blaser. In der West-
                 Blüten.                                                                                              kirche sei es nicht so, dass nur Ordens-
                                                                                                                      leute und Priester Ikonen schreiben dürfen
                                                                                                                      und können, sondern alle Gläubigen, die
                                                                                                                      einen Zugang zum christlichen Glauben
                                                                                                                      und Ikonen haben.

                                                                                                                      Geschriebenes Evangelium
                                                                                                                      Es sei ein anderer Zugang zum Evange-
                                                                                                                      lium. Einer, welcher weit mehr als bloss

10 forumKirche | 15-2021
Kirche ohne Grenzen – Englisch

                                                                                                                                                               Bild: Romina Monferrini
Farbe
 die intellektuelle Ebene berühre. Ikonen
 würden geschrieben und nicht gemalt, da
 man bei jeder Ikone, auch wenn es sich
 dabei um einen Heiligen handle, das Evan-
 gelium abschreibe. Bei Ikonen aber nicht
 Buchstabe für Buchstabe, sondern Strich
 für Strich. Blaser beschreibt: «Es ist ein
 Schreiben, welches das Evangelium durch
 den ganzen Körper hindurchgehen lässt
 und alle Sinne anregt». Personen und gan-
 ze biblische Szenen werden abgebildet.

 Ikone für jede*n
 «Die Ikonen-Schule bietet Kurse und
 Workshops für Institutionen, Gruppen und
 Pfarreien an, leistet Aufklärungsarbeit, hält               Stefanie Blaser: «Wir raten Anfänger*innen, ein Porträt zu schreiben, danach kann man sich auch
 themenspezifische Referate, investiert in                   mal Gewändern widmen. Für Fortgeschrittene warten ganze Szenen zum Schreiben.»
 Forschung christlicher Bildtheologie, stellt
 im Auftrag für Privat- oder Geschäfts-
 kund*innen individuelle Ikonen her und                      Wunsch an Klerus und Gläubige                     Theologie wie auch in der Volksfrömmig-
 leitet Einzelpersonen sowie Gruppen im                      «Wir wünschen uns, dass der Klerus aber           keit vor Ort ernst genommen werden»,
 Ikonenschreiben, dem ikonographischen                       auch die Gläubigen selbst sensibler               betont Blaser zum Schluss des Gesprächs.
 Handwerk selbst, an», listet Blaser die                     werden und christliche Bilder als solche
 Tätigkeitsfelder des Vereins auf. Das Her-                  erkennen und anerkennen, dass sie eine                    Interview & Text: Romina Monferrini
 stellen einer eigenen Ikone bedürfe keiner                  Tiefe haben. Diese Kunst sollte in der                   Übersetzung: Monika Freund Schoch
 Vorkenntnisse oder aussergewöhnlicher
 künstlerischer Talente. Jede*r könne eine
 schöne Ikone schreiben. In einem Kurs in
 einem Kloster (als Exerzitien) oder in einer
                                                              Gospel in color                                  Concilium Art 126ff. These articles im-
                                                                                                               pose on the bishops that they should
 örtlichen Pfarrei oder Gruppierung kann                      Icon School in Switzerland                       endorse locally academies of art and that,
 man die Ikone herstellen. «Angeleitet                                                                         therefore, they also promote the artists of
                                                              Since the beginning of 2021 there is an
 durch einen unserer Ikonographen und                                                                          sacred art,» emphasizes Blaser emphati-
                                                              Icon School in Switzerland. It is one of
 begleitet durch Impulse sowie Gebet»,                                                                         cally.
                                                              the first such institutions in the Roman
 erklärt Blaser. Sie bieten Kurse für jegliche
                                                              Catholic Church in Switzerland. There-           Written Gospel
 Alterskategorien an und besprechen mit
                                                              fore, it’s an innovation. To learn more          Through the icons there’s a different
 den Pfarreien und Gruppierungen jeweils
                                                              about its work and the craft of icono-           approach to the Gospel, which touches
 individuell, welche Art von Kurs am sinn-
                                                              graphy, KoG met with Stefanie Blaser             far more than just the intellectual level.
 vollsten und auch realisierbar ist. Blaser
                                                              (39), a founding member of the                   Icons are written, not painted, because
 fügt ausführend hinzu: «Man kann zudem
                                                              association.                                     even if it presents a saint, the Gospel is
 Passiv- oder Aktivmitglied beim Verein
                                                                                                               being transcribed thereby. With icons,
 Ikonen-Schule werden und hat damit je                        «It needs professionals who deal with
                                                                                                               however, not letter by letter, but brush-
 nach dem auch die Möglichkeit, an weite-                     Christian image theology, because behind
                                                                                                               stroke by brush-stroke. Blaser describes:
 ren Angeboten teilzunehmen oder sich                         Christian pictures, statues or even icons,
                                                                                                               «During this way of writing the Gospel
 sogar verbindlicher einzubringen.»                           there is a lot of theology and symbolism»,
                                                                                                               passes through the whole body and
 So hat die Ikonen-Schule noch viele Aufga-                   Stefanie Blaser begins the conversation
                                                                                                               stimulates all the senses.» Persons and
 bengebiete, welche vergeben werden können.                   and thus gives a first reason why there is
                                                                                                               entire biblical scenes are being depicted.
                                                              a need for an icon school in the Western
                                                              Church. Of course, everyone can interpret        Request to clergy and faithful
                                                              what they see, but in order to be able to        «We wish that the clergy, but also the
                                                 Bild: zVg

  Romina Monferrini (33)
  ist eine aus dem Dorf                                       classify certain gestures, colors and fur-       believers themselves, would become
  Monteroni di Lecce                                          ther aspects appropriately and correctly,        more sensitive and not simply dismiss
  stammende Theologin.                                        more than a personal interpretation would        Christian images as art, but recognize and
  Sie arbeitet in einer Pfarrei                               be needed. «With this newly founded Icon         acknowledge that it has a depth. And take
  in Luzern, ist im Leitungs-                                 School, we are implementing the mandate          it seriously in theology as well as in local
  team im Institut im Reusshaus und                           of the Second Vatican Council, which             popular piety,» Blaser emphasizes at the
  Präsidentin der Ikonen-Schule.ch                            clearly calls for this in Sacrosanctum           end of the conversation.

                                                                                                                                   forumKirche | 15-2021 11
Thurgau

Daheim beim Geigenbauer                                                                                                                   News
Aus Stammtischgesprächen wird kreuz&quer                                                                                                     Rütli in Frauenhand
                                                                                                                                          Am diesjährigen Nationalfeiertag haben
                                                                                                                                          auf der Rütliwiese Frauen aus der ganzen

                                                                                               Bild: Meditate_with_Fernando/pixabay.com
Die ökumenisch veranstalteten Stamm-                                                                                                      Schweiz das Wort. Sie würdigen dort das
tischgespräche werden ab diesem Som-                                                                                                      vor 50 Jahren eingeführte Frauenstimm-
mer in einem neuen Format angeboten:                                                                                                      recht, blicken aber auch nach vorne, da
Unter dem Titel «kreuz&quer – Gespräche                                                                                                   die Gleichberechtigung nach wie vor
über Gott und die Welt» finden sie an ver-                                                                                                politisches Engagement bedingt. Mit dabei
schiedenen Orten statt, daran teilnehmen                                                                                                  sind unter anderem Renata Asal-Steger,
kann man über Livestream. Die Leiter der                                                                                                  Präsidentin der Römisch-Katholischen Zen-
beiden Bildungseinrichtungen erklären,                                                                                                    tralkonferenz (RKZ), die Bundesrätinnen
was zu dieser Umgestaltung geführt hat.                                                                                                   Viola Amherd und Simonetta Sommaruga
                                                                                                                                          sowie die Präsidentin des Schweizerischen
Dass die Stammtischgespräche in die                                                                                                       Katholischen Frauenbundes SKF, Simone
Jahre gekommen seien, verneint Thomas                                                                                                     Curau-Aepli.
Bachofner, Leiter des evangelischen
                                                                                                                                             In Gottesdiensten bleibt Maskenpflicht
Bildungszentrums tecum. Es werde ja
                                                                                                                                          In Deutschland und Österreich sind Gottes-
einiges weitergeführt. «Die Unterbrechung
                                                                                                                                          dienste ohne Maskenpflicht teilweise mög-
durch Corona und der Leitungswechsel
                                                                                                                                          lich. In der Schweiz hält das Bundesamt
beim katholischen Partner liess uns über
                                                                                                                                          für Gesundheit (BAG) an der Maskenpflicht
Änderungen nachdenken. Wir hatten
                                                                                                                                          fest – obwohl in Restaurants und Theatern
einfach Lust auf etwas Neues.» Für             Eine Klangschale bringt im Menschen etwas
                                                                                                                                          an Sitzplätzen Masken abgenommen wer-
Jean-Pierre Sitzler, seit einem halben Jahr    zum Schwingen. Um Mitschwingen, «In Reso-
                                                                                                                                          den dürfen. «In Innenräumen besteht ein
Leiter der Fachstelle Kirchlichen Erwachse-    nanz sein» geht es im nächsten Halbjahr auch
                                                                                                                                          wesentlich grösseres Risiko, dass Aerosole
nenbildung (KEB) der katholischen Landes-      bei den Gesprächsrunden von kreuz&quer.
                                                                                                                                          über grössere Distanzen verteilt und einge-
kirche stellte sich auch die Frage, wie man
                                                                                                                                          atmet werden», begründet das BAG die Ein-
neue Teilnehmer*innen gewinnen kann,
                                                                                                                                          schränkung. Auch würden bei lautem Spre-
ohne die bisherigen zu verlieren. So soll      Sitzler den Vorteil, andere Zielgruppen
                                                                                                                                          chen und beim Singen mehr Aerosole aus-
die Veranstaltung im neuen Format nicht        anzusprechen: «Wir erreichen damit Men-
                                                                                                                                          gestossen, als wenn normal geatmet werde.
mehr wie bisher im Frauenfelder Brauhaus       schen, die mehr im Internet unterwegs sind
Sternen stattfinden, sondern im privaten       oder solche, für die der Weg zum Veranstal-                                                   35 Pastoralräume angekündigt
oder beruflichen Umfeld der Gesprächs-         tungsort zu weit wäre.» Thomas Bachofner                                                   Der Bischof von Trier wollte seine Diözese
partner*innen. Ausserdem wechselt man          denkt auch an die Möglichkeit, «gelungene                                                  komplett umkrempeln und 35 Grosspfar-
von einer Präsenzveranstaltung zu einem        Formate irgendwann mit anderen Bildungs-                                                   reien einsetzen – mit Leitungsteams aus
Livestream auf Youtube. Das Thema soll         trägern zu teilen». Um den dialogischen                                                    Priestern und Laien, was Rom jedoch ver-
künftig nicht mehr in einem Einstiegs-         Charakter beizubehalten, können sich die                                                   bot. Nun legt Bischof Stephan Ackermann
referat, sondern im Interview entwickelt       Teilnehmer*innen künftig über eine Chat-                                                   einen neuen Vorschlag vor: die Errichtung
werden.                                        funktion mit Fragen oder Anmerkungen                                                       von 35 Pastoralräumen in den nächsten
Gleich bleibt, dass es um ethisch-religiöse    einbringen. «Wir überlegen auch noch, ob                                                   zwei Jahren. In ihrer jeweiligen Flächenaus-
Fragestellungen geht. «Es wird auch wie        drei bis fünf Teilnehmende zum Interview                                                   dehnung sind diese fast identisch mit den
bisher ein Halbjahresthema geben, das an       hinzukommen sollen», so Sitzler.                                                           einstmals geplanten Grosspfarreien, beste-
den einzelnen Abenden aus verschiedenen                                                                                                   hen jedoch aus mehreren kirchenrechtlich
– z. T. auch kontroversen – Perspektiven be-   Mitschwingen                                                                               selbstständigen Pfarreien, die jeweils einen
leuchtet wird», erklärt Thomas Bachofner.      Das nächste Halbjahresthema lautet «In                                                     eigenen Leiter haben.
                                               Resonanz sein». Dazu haben die Veranstal-
                                                                                                                                             Alter Messritus wird eingeschränkt
Andere Zielgruppen erreichen                   ter den Komponisten Peter Roth, den Gei-
                                                                                                                                          Papst Franziskus hat am 16. Juli ein «Motu
Für wechselnde Veranstaltungsorte spricht      genbauer Martin Kuhn und den Fischinger
                                                                                                                                          Proprio» veröffentlicht, mit dem er den
seiner Ansicht nach, dass es attraktiv ist,    Benediktinerpater Gregor Brazerol als
                                                                                                                                          ordentlichen Messritus als «einzige Aus-
Menschen in ihrem jeweiligen Kontext zu        Gesprächspartner eingeladen. Die Serie
                                                                                                                                          drucksweise» des Römischen Ritus fest-
interviewen, wie z. B. in einem Geigenbau-     beginnt am 1. September mit dem Thema
                                                                                                                                          legt. Der ausserordentliche Ritus darf mit
atelier oder einer Klosterzelle. «Damit wird   «Wenn Worte Seelen zum Schwingen brin-
                                                                                                                                          sofortiger Wirkung nur noch mit Erlaubnis
auch eine gewisse Stimmung und Atmo-           gen». Piroska Gavallér-Rothe, Expertin für
                                                                                                                                          des Ortsbischofs gefeiert werden. Die
sphäre übertragen», so sein Kollege von        Gewaltfreie Kommunikation, geht der Frage
                                                                                                                                          Lesungen in der üblicherweise auf Latein
der KEB. Gerade bei einem Livestream           nach, was geschieht, wenn funktional aus-
                                                                                                                                          gefeierten Messfeier müssen zudem in der
brauche es ansprechende Hintergründe,          gerichtete Kommunikation um die Kraft
                                                                                                                                          jeweiligen Landessprache vorgetragen wer-
um eine gewisse Studiomonotonie zu ver-        der Resonanz ergänzt wird.
                                                                                                                                          den. Franziskus’ Vorgänger Benedikt XVI.
meiden. Die ersten beiden Veranstaltungen
                                                                                                                                          2007 hatte diesen umfangreicheren Ritus
werden allerdings noch aus den Räumen                                         Detlef Kissner
                                                                                                                                          noch erlaubt.
des tecum übertragen.
Das digitale Format bietet für Jean-Pierre       Weitere Infos: www.keb.kath-tg.ch                                                                                      kath.ch/Red.

12 forumKirche | 15-2021
Inserate · Aus dem Bistum · Leserbrief

                                                                                      Kath. Kirchgemeinde Altnau-Güttingen-Münsterlingen
                              Katholische Landeskirche                      hurgau    www.pra.kath-tg.ch
                                                                                      Im Pastoralraum Region Altnau mit Sitz in Güttingen freut
                              Katholischer Kirchenrat des Kantons Thurgau
                                                                                      sich unser Team und die Behörde auf eine Mitarbeiterin/
  Die Katholische Landeskirche Thurgau leistet mit vier Fachstellen und etlichen      Mitarbeiter im Sekretariat. Per 1. Oktober 2021 oder nach
                                                                                      Vereinbarung suchen wir Sie, als
  Spezialseelsorgestellen verschiedene überpfarreiliche Dienste der katholischen
  Kirche im Kanton Thurgau. Das Generalsekretariat verantwortet die Quer-
  schnittsbereiche und unterstützt zahlreiche Abläufe. Für die internen Aufgaben      Pfarreisekretärin|Pfarreisekretär
  im Zentrum Franziskus in Weinfelden suchen wir eine*n                               im Pensum 70 %
  IT- und Betriebs-                                                                   Aufgabengebiet
                                                                                      • Allgemeine admin. Sekretariatsarbeiten in Zusammenarbeit und Ab-

  Assistenten*in | 40 %                                                                 sprache mit dem Pastoralraumleiter und der Sekretärin im Pensum 50%
                                                                                      • Redaktionelle Aufgaben für den Pfarreiteil «forumKirche»
                                                                                      • Redaktionelle Aufgaben für unsere Webseite des Pastoralraumes
  Ihre Aufgabenbereiche umfassen:                                                       Region Altnau
  • Sicherstellen der Haustechnik im Zentrum Franziskus und der Bürogeräte            • Führen der Pfarreibücher und der Pfarramtskartei
     (Computer, Telefon, Drucker) an den sechs Aussenstellen                          • Gegenseitige Ferienvertretung im Sekretariat
  • First-Level-Support für Mitarbeiter*innen in Weinfelden und in den                • Teilnahme an Sitzungen
                                                                                      • Aktive Teilnahme am Pfarreileben
     Aussenstellen
  • Bearbeitung und Kontrolle von Leasingverträgen der IT-Hardware                    Anforderungsprofil
  • Einkauf von Büromaterial, Papier, Toner, Kaffee etc.                              • Kaufmännische oder gleichwertige Ausbildung
  • Allgemeine administrative Aufgaben zur Unterstützung im Generalsekretariat        • Erfahrung in (Pfarrei)-Sekretariatsaufgaben
  • Wünschenswert: Stellvertretung im Bereich Zahlungsverkehr                         • Gute EDV-Kenntnisse mit einer guten Einbindung zu den sozialen Medien
                                                                                      • Kenntnisse in Layout/Grafikdesign von Vorteil
  Was Sie für diese Stelle mitbringen:                                                • Sehr gute Formulierungsgabe in Wort und Schrift
  • Erfahrung in IT-Support                                                           • Organisatorisches Flair und Teamfähigkeit
  • Flair für technische Geräte                                                       • Freundliches Auftreten und Diskretion
  • Erfahrung in administrativen Aufgaben                                             • Positive Einstellung zur Kirche und vertraut mit der kath. Tradition
  • Eigenständiges und eigenverantwortliches Arbeiten und Handeln                     Wir bieten
                                                                                      • Interessante, vielseitige und begeisternde Tätigkeit
  Wir bieten Ihnen eine vielseitige und selbständige Tätigkeit in einem kleinen       • Gestaltungsfreiraum
  Team. Anstellungsbedingungen gemäss Besoldungsreglement der Katholischen            • Zusammenarbeit in einem engagierten Team
  Landeskirche Thurgau. Auskünfte erteilen Michaela Berger-Bühler und                 • Umfassende Einführung in die Aufgabenbereiche
  Urs Brosi (071 626 1111).                                                           • Anstellungsbedingungen gemäss Besoldungsverordnung der
  Bewerbungen senden Sie bitte bis 15. August 2021 per E-Mail an                        Kath. Landeskirche
  michaela.berger@kath-tg.ch.
                                                                                      Die Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte bis zum 17. August 2021 an:
                                                                                      Otto Braun, Präsident KG AGM, Alte Landstrasse 46, 8596 Scherzingen
                                                                                      T 071 688 33 19, braunotto@gmx.ch
                                                                                      Auskunft erteilt Ihnen Otto Braun oder das Sekretariat, T 071 695 14 39.
Suche nach moralischer Gewissheit
Was mich bewegt: ein Beitrag von Wieslaw Reglinski
                                                                                     Leserbrief
Was ist Wahrheit? (Joh 18, 38) Diese Frage ist zum «locus classi-
cus» auf der Spurensuche in der Wirklichkeitsfindung, zum zentralen                  forumKirche Nr. 13, Seite 3 bis 5: Gendergerechte Sprache
Thema der Philosophie und der Logik, der Literatur und der Kunst ge-
worden. Und auch der Rechtsprechung – mit ihrer Verpflichtung die                    Das ist eine Huldigung und Unterwerfung an den Genderismus,
ganze Wahrheit und nur die Wahrheit zu sagen (vgl. c. 1531 § 1 CIC).                 der bekanntlich die christliche Familie und auch die Schöpfungs-
Die Frage des Pilatus kann durchaus ein Ansporn sein, sich der eige-                 ordnung Gottes zerstört! Das ist ein absolutes Ärgernis!! Zeitgeist
nen Erfahrungen in der Beziehung zum Wahrheitsanspruch bewusst                       – nicht Gottes Geist! Jesus ist sehr wohl in dieser Welt, aber nicht
zu werden. Wissenschaftlich betrachtet ist Wahrheit das, was objek-                  von dieser Welt. Und die Kirche ist der Leib Christi. Die Glieder
tiv (durch Beweise und Begründungen) belegt sein kann und (im Ide-                   dieser Kirche heissen Kinder Gottes. Ein Bekenntnis zu Jesus
alfall) breit akzeptiert ist. Subjektive Wahrheiten hängen dagegen                   Christus brauchen wir, nicht eine gendergerechte Sprache.
von persönlichen Meinungen und Horizonten ab. Zwei Menschen
können die gleiche Situation ganz unterschiedlich wahrnehmen und                                                          Bruno Portman, Pfarrer em., Tobel
trotzdem mögen beide recht haben. Woran erkenne ich, dass es
sich im bestimmten Fall um eine objektive Wahrheit handelt?
Im Tätigkeitsfeld eines kirchlichen Gerichtes wird der Anspruch nach
einer objektiven Wahrheitsfindung nicht verlangt. Es soll dort über
die Prozessfrage «lediglich» eine moralische
– und somit keine absolute, dafür eine jeden
vernünftigen Zweifel ausschliessende Ge-
wissheit gegeben sein (vgl. c. 1608 § 1 CIC).
Unsere Quellenangabe ist und bleibt: Ich bin
der Weg und die Wahrheit und das Leben
(Joh 14, 6).
                  Dr. Wieslaw Reglinski, Offizial

                                                                                                                                   forumKirche | 15-2021 13
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