Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche

Die Seite wird erstellt Stefan-Nikolai Kirchner
 
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Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Nummer 7
3. bis 16. April 2021

                        Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau
Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Editorial
    …                                                          Inhalt

                                                          3+4       Krise und Auferstehung: Wie ein leichtes Singen der Seele
                                                                    Die Erfahrung von «Auferstehung» mitten im Leben

                                                                                                                                Bilder: © Christoph Wider, forum ZH
                           Detlef Kissner

In der SRF-Reihe Sternstunde Religion ging es kürzlich
um den Film «Das neue Evangelium», der jetzt in die
Kinos kommt bzw. gestreamt werden kann. Darauf
angesprochen, was denn seine frohe Botschaft sei,
erzählte der Regisseur Milo Rau von der Szene der
Auferstehung. Diese sei schon gedreht gewesen, als
er merkte: «Das funktioniert in dem Film irgendwie        5         Bistum Chur: Dringender Appell an die Gläubigen
nicht… ich habe gedacht, ich glaube nicht daran,                    Joseph Bonnemain zum neuen Bischof von Chur geweiht
ich brauche etwas, an was ich heute glauben kann.»
                                                          6         Thurgau: Im «Sunntigsgwand» fündig werden
Ehrlich gesagt, ich würde mich auch schwer tun, die                 Neuer Caritas Secondhand-Laden in Weinfelden
Auferstehung Jesu als eine Handlung, ein reales
Geschehen in einem Film darzustellen. Das, was uns        7         Thurgau: Die Mahlgemeinschaft betonen
die Evangelien erzählen, sind für mich keine Tatsachen-             Eine Diskussion über den Standort des Altars
berichte, sondern einzigartige Erfahrungen von Men-
schen, die diese in Bildern und Erzählungen darzu-        8         Gedankenimpuls von Dietrich Bonhoeffer
stellen versuchten. Das zeigt sich beispielsweise
                                                                                                               TUELLEN
daran, dass die Auferstehung nicht für alle Menschen                                                   D DER AK
im damaligen Jerusalem «sichtbar» war. Nur die, die                                           AUFGRUN TE DIE WEBSEITEN
                                                                                                      BIT
mit Jesus verbunden waren, ihn liebten, um ihn trauer-
                                                          PFARREIMITTEILUNGEN               SITUATION REIEN BEACHTEN!
                                                                                               DER PFAR
ten, waren empfänglich für die Erfahrung, dass er lebt.
Es war keine Erfahrung, die sich allen als Wirklichkeit   9         Den Glauben feiern:
aufdrängte, die man nicht leugnen konnte. Und umge-                 Gottesdienste und Gedanken zum Sonntag
kehrt konnten auch Menschen wie Paulus, die Jesus
nie begegnet waren, die sich aber von seiner Botschaft    10        Vatikan: Das Lehramt untergräbt seine Autorität
und seinem Leben betreffen liessen, sagen, dass                     Kritik am Vatikanpapier hält an
ihnen der Auferstandene begegnet ist.

                                                                                                                                Bild: Monika Freund Schoch
Auferstehung ist offenbar kein einmaliges «Ereignis»,
das nur Auserwählten vorbehalten ist. Auferstehung
ist etwas, was Menschen in unterschiedlichen Zeiten,
in unterschiedlicher Weise erleben. Das Gemeinsame
dieser existenziellen Erfahrungen ist, dass ihr eine
Krise vorausgeht, in der alte Vorstellungen und Muster
aufgebrochen werden und Neues entstehen kann. Dies
wird wiederum nur möglich, wenn man sich auf die
Krise einlässt, sich mit seiner Schuld, seiner Trauer,
seiner Depression auseinandersetzt. Man muss «sein
Golgotha besteigen, um Auferstehung zu erfahren»,
diese Erfahrung musste auch Wunibald Müller nach          10+11 Kirche ohne Grenzen: Ein sehr friedliches Volk
seiner Pension machen (siehe Leitartikel).                      Im Gespräch mit Pater Johannes Kahn über Weissrussland

Die Evangelien verheimlichen nicht, wie schwer dieser     12        Nachruf: Die provokante Professorin
Weg ist, aber sie führen uns auch vor Augen, dass es                Zum Tod von Uta Ranke-Heinemann
wichtig ist, «nachzubohren» wie Thomas, dass es hilft,
sich anderen anzuvertrauen wie die beiden Emmaus-         12        News
jünger. Sie wollen uns Mut machen für unsere Wege
nach Golgotha, damit unser Leben immer mehr von           13        Aus dem Bistum · Redaktion · St. Gallen · Inserate
Auferstehung erfüllt wird.
                                                          14+15 Tipps aus der Redaktion: Veranstaltungen und Medien
Wir wünschen Ihnen ein frohes Osterfest!
                                                          16        Cartoon & Zum Schluss
Titelbild: Sonnenaufgang am See Genezareth
Bild: shutterstock.com

2   forumKirche | 7-2021
Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Krise und Auferstehung

Wie ein leichtes Singen der Seele
Die Erfahrung von «Auferstehung» mitten im Leben                                                                                                            TGEISCTHICEHLTE

                                                                                                                    Bild: zVg
Wunibald Müller begleitete als Psycho-
therapeut und Seelsorger schon viele                                                                                             Zur Person
Menschen durch existenzielle Krisen.                                                                                             Wunibald Müller (70) ist katholischer
Nach seiner Pensionierung geriet er selbst                                                                                       Theologe und psychologischer Psycho-
in eine Depression, fühlte sich von Gott                                                                                         therapeut. Er leitete von 1991 bis
verlassen. In seinem Buch «Warten auf G.»                                                                                        2016 das Recollectio-Haus der Abtei
(s. Buchtipp Seite 14) beschreibt er                                                                                             Münsterschwarzach (D), eine von acht
offen, wie er diese Krise durchlebt hat.                                                                                         Diözesen getragene Einrichtung, die
forumKirche fragte den Theologen, wie                                                                                            kirchliche Mitarbeiter*innen die Möglich-
sich für ihn in diesem erschütternden                                                                                            keit gibt, sich körperlich, psychisch und
Erlebnis «Karfreitag» und «Ostern» wider-                                                                                        geistlich-spirituell zu sammeln. Er ist
spiegeln.                                                                                                                        Autor psychologischer und spiritueller
                                                                                                                                 Bücher, hält Vorträge und bietet bis
Ihr Leidensweg begann damit, dass Sie                                                                                            heute psychologische und geistliche
Zweifel an der Existenz Gottes zuliessen…                                                                                        Begleitung an.
Ich hatte beschlossen, für zwei Wochen
nach Tabgha, Israel, zu gehen und dort in                            Dr. Wunibald Müller
der Nähe des Benediktinerklosters in
einem kleinen Pumphaus direkt neben dem                              fallen. Schliesslich war es so: Ich sass                   darf deren Erfahrung wertschätzen, aber
See Genezareth zu leben. Ich nahm am                                 am See, hörte den Vögeln zu und es war                     ich erlebe etwas Anderes. So habe ich
Chorgebet der Mönche teil. Irgendwann –                              einfach gut.                                               Tabgha verlassen.
ich weiss nicht welcher Teufel mich da
geritten hat oder welcher Engel mich be-                             Und die Frage nach Gott? Haben Sie diese                   Das war aber nicht das Ende Ihres Weges?
sucht hat – dachte ich mir: «Ich will versu-                         in Tabgha zurückgelassen?                                  Nein. Kurz darauf hatte ich Probleme mit
chen, wie es mir ergeht, wenn ich nicht                              Ich bin unentschieden weggegangen, aber                    dem Sehen. Ursache war eine Netzhaut-
mehr davon ausgehe, dass es Gott gibt.»                              mit dem Wissen, dass die Frage nach Gott                   ablösung, die wieder behoben werden
Bisher bin ich immer davon ausgegangen.                              nicht mehr vordergründig da war. Ich nahm                  konnte. Danach hatte ich Probleme mit
Mich mit Gott in Verbindung zu setzen, war                           eine innere Gewissheit wahr – etwas, was                   dem Atmen. Ich musste mich einer Bypass-
zu einem selbstverständlichen Teil meines                            ich von früher her schon kannte. Ich spür-                 Operation unterziehen. Nach diesem Ein-
Lebens geworden. Auf der anderen Seite                               te, dass das, was mich immer wieder zu                     griff konnte ich nicht mehr schlafen. Irgend-
habe ich mich als Psychologe und Theologe                            Gott ausstrecken lässt, nicht nur etwas Auf-               wann hat es mich zusammengehauen wie
auch mit anderen Menschen auseinander-                               gesetztes, Anerzogenes ist, sondern dass                   noch nie, so dass ich körperlich und see-
gesetzt, die die Existenz Gottes bezweifeln,                         es abgedeckt ist durch etwas Tiefes in mir.                lisch am Boden lag. Ich hatte das Gefühl,
z. B. mit dem Psychoanalytiker Irvin D. Yalom,                       In Kohelet heisst es sinngemäss: «Gott                     dass ich von Gott und der Welt verlassen
der mir sehr viel bedeutet. Es hat mich                              hat uns diese Sehnsucht nach der Ewigkeit                  und nichts mehr wert bin, habe das, was
«gejuckt», dass solche Leute, die mich                               eingepflanzt.» Da gibt es also etwas in mir,               ich in meinem Leben geleistet habe, ab-
sonst überzeugen, an der Existenz Gottes                             was mich nach Gott suchen lässt. Dann                      gewertet, hatte Schuldgefühle. Ich bin
zweifeln und dies auch aushalten.                                    muss ich das ernst nehmen, auch gegen                      durch die Hölle gegangen.
                                                                     alle intellektuellen Vorbehalte, gegen all
Was entwickelte sich aus dieser                                      das, was Menschen wie Yalom sagen. Ich                                           (Fortsetzung nächste Seite)
Entscheidung?
                                                 Bild: pixabay.com

Ich habe nach wie vor am Chorgebet der
Mönche teilgenommen, bin aber beim
Beten der Psalmen nicht so reingegangen
in die Beziehung zu Gott wie sonst. Es zeig-
ten sich Entzugserscheinungen, es hat mir
etwas gefehlt. Auf der anderen Seite habe
ich mich immer wieder dabei erwischt, mich
nicht an meinen Vorsatz zu halten und mit
Beten anzufangen. Mit der Zeit konnte ich
aber einfach warten und merkte, dass ich
dieses Warten auch aushalten konnte –
mal mehr mal weniger. Ich war offen und
bereit dafür, Gott – wenn er sich meldet –
bei mir einzulassen.
Es ging so hin und her. Mal ist mir meine
Entscheidung schwerer, mal leichter ge-                              Krisen werden oft als dunkle Nacht erlebt.

                                                                                                                                                    forumKirche | 7-2021       3
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Krise und Auferstehung

                                                                                                                                                 Bild: pixabay.com
(Fortsetzung von Seite 3)

Wie haben Sie darauf reagiert?
Von meinem Hintergrund her als Psycholo-
ge und Theologe konnte ich zum einen
eine handfeste Depression ausmachen,
zugleich aber auch eine Dunkle-Nacht-
Erfahrung. Ich holte mir Hilfe bei einem
Psychotherapeuten, in Form von geistlicher
Begleitung und durch die Einnahme von
Medikamenten. Wichtig war auch die Unter-
stützung von Freunden und vor allem von
meiner Frau, die ganz entscheidend dazu        Wo Altes losgelassen wird, kann Neues wachsen.
beigetragen hat, dass ich diese schwierige
Phase durchstehen konnte.
                                               weil sie mich auf den Boden gebracht hat.        nehmen, sein Golgatha besteigen, um auf-
Wie lange ging diese Phase?                    Sie half mir, mich von einem Bild von mir zu     erstehen zu können» – Und er fügte hinzu:
Sie zog sich über Monate, mal mehr mal         verabschieden, einer Illusion, der ich zum       «Die meisten» – was ich gut verstehen
weniger stark ausgeprägt, bis sie sich lang-   Opfer gefallen bin. Denn ich habe mich in        kann – «bleiben auf dem halben Weg
sam verzog. Ich habe gemerkt, wie wieder       den letzten 50 Jahren meines Lebens als          stehen.» Mit dem Ergebnis, dass sie Auf-
Farbe in mein Leben kam, wie ich zu-           jemanden empfunden, der von Gott ge-             erstehung nicht erleben. Wir haben nie
versichtlicher wurde, in gewisser Weise        küsst worden war, den er besonders mag.          eine Garantie, dass wir den Karfreitag gut
wieder der Alte wurde, der Lust hatte am       Diese narzisstische Seite erfuhr eine Kor-       überstehen.
Schreiben, an Gesprächen und an Unter-         rektur, was für mich sehr schmerzvoll war.
nehmungen.                                     Von daher war ich «froh» in dem Sinne,           In dieser dunklen Nacht hat man das
                                               dass es mich in meiner Menschwerdung             Gefühl, zugrunde zu gehen…
Sie beschreiben diese Krise als «tiefes        weitergebracht hat.                              Man denkt es ist ein Abstürzen in einen
Dunkel der Nacht». Das erinnert an das,                                                         grundlosen Grund, aber man kommt mit
was Jesus in seiner Passion erlebt hat…        Was hat sich noch in Ihrem Leben verändert?      seinem eigenen Grund in Berührung. Das
Ja, die Passion Jesu ist für mich noch ein-    Ich bin mehr darauf hingeleitet worden, für      kann man nur vorsichtig sagen, mit allen
mal mehr zu Fleisch geworden. Die Angst,       andere da zu sein. Nicht dass ich mich ver-      Vorbehalten.
die Jesus am Ölberg erlebt hat, als er in      nachlässige, aber dass es mir auch wichtig
Berührung kam mit dem, was ihm noch            ist, andere einzubeziehen. Ich bin demüti-       Es ist nicht leicht, über eine Krise zu reden.
bevorsteht, hat für mich eine ganz existen-    ger geworden, indem ich mich mit weniger         Sie haben sogar ein Buch darüber ver-
zielle Dimension bekommen.                     zufriedengebe, indem mir es nicht mehr           öffentlicht.
Auch in den Gottesknechtsliedern, die in       so wichtig ist, wie andere mich sehen. Ich       Menschen wie Henri Nouwen oder Pierre
der Passionszeit eine grosse Rolle spielen,    spüre auch, dass ich die kleinen Dinge           Stutz haben mir mit ihrer Offenheit gehol-
habe ich mich oft wiedergefunden, als ich      mehr würdigen kann, dankbar bin und eine         fen, zu meinen Erfahrungen zu stehen.
selbst Vernichtung und Heruntermachen          Ahnung davon bekommen habe, was Leben            Das ist nicht ganz leicht, vor allem anderen
meiner Person erfahren habe. Da ist ja die     in Fülle meint, nämlich nicht, mehr zu ha-       gegenüber. Mit der Zeit konnte ich darüber
Rede von dem, der von allen verachtet          ben, sondern das auskosten zu können,            schreiben, ohne Angst zu haben, dass an-
wird, der nichts mehr Schönes hat an           was gerade ist.                                  dere auf mich herabschauen und denken
seinem Leib.                                   Ab und zu holt mich der alte Wunibald            mögen: «Der ist durch eine Depression ge-
                                               wieder ein. Ich bin durch diese Erfahrung        gangen, wie belastungsfähig ist der denn?»
Wie erlebten Sie dann «Auferstehung»?          nicht davor gefeit, dass es wieder dunkle        Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Der,
Die Auferstehung hat sich eher wie ein lei-    Nächte gibt, aber nicht in dieser starken        der ich heute bin, bin ich auch dank dieser
ses Singen der Seele angekündigt. Es war       Ausprägung.                                      Erfahrung der Depression.
kein «Halleluja, Jesus lebt», in das ich an                                                     Ich habe es zudem als meine Aufgabe
Ostern jubelnd einstimmen kann. Dieses         Braucht es in jedem Leben «Karfreitag»,          gesehen, anderen Mut zu machen, sich auf
Triumphale habe ich nicht erlebt, sondern      um «Ostern» zu erleben?                          einen solchen Weg einzulassen, dazu zu
eher ein Aufwachen, ein frohes Gestimmt-       Ja. Als Psychologe war es mir immer schon        stehen, dass es die dunkle, traurige Seite
sein, ein langsames Auferstehen. Aber ein      wichtig, dass der Auferstehung der Kar-          in ihrem Leben gibt und dass sie auch zu
Auferstehen, das mit Freude einherging –       freitag vorausgeht. Es wurde mir deutlich,       etwas Gutem führen kann, wenn man sie
am Anfang leise, dann auch lauter.             dass dies auch theologisch so ist. Wo Altes      annimmt. Ich habe noch nie so viele Rück-
                                               verabschiedet werden muss, damit Neues           meldungen auf ein Buch bekommen wie
Sind Sie im Nachhinein «froh», dass Sie        zum Durchbruch kommen kann, braucht es           auf dieses. Viele haben sich darin wieder-
diese Krise durchlebt haben?                   den Karfreitag. Nikos Kazantzakis hat ein-       gefunden.
Im Nachhinein kann ich sagen: Es war           mal sinngemäss in einem seiner Romane
wichtig, diese Erfahrung gemacht zu haben,     gesagt: «Jeder muss sein Kreuz auf sich                               Interview: Detlef Kissner

4   forumKirche | 7-2021
Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Bistum Chur

Dringender Appell an die Gläubigen
Joseph Bonnemain wurde zum neuen Bischof von Chur geweiht

                                                                                                                                                  Bilder: © Christoph Wider, forum ZH
Der neue Churer Bischof Joseph Bonnemain
bezeichnet sein Bistum als krank. Es
brauche «eine Therapie», sagte der stu-
dierte Arzt und Mediziner am Tag seiner
Bischofsweihe am 19. März zum Abschluss
des Gottesdienstes in Chur.

Als Joseph Maria Bonnemain am späten
Nachmittag des 19. März in der Kathedrale
St. Mariä Himmelfahrt in Chur von Kardinal
Kurt Koch zum neuen Bischof geweiht
wurde, liess er es sich nicht nehmen, sich
im mehrsprachigen Bistum in verschiede-
nen Sprachen an die Gläubigen zu wenden.
Sein Schlusswort würzte er mit rätoromani-
schen und italienischen Passagen. Er wolle
keine Kirche, die sich mit Strukturdebatten
beschäftigt, sondern wolle nahe bei den
Menschen sein, sagte der neue Bischof.
«Unsere Kirche muss bescheidener, demü-          Joseph M. Bonnemain wird von Kardinal Kurt Koch gesalbt und damit zum Bischof geweiht.
tiger, ehrlicher, transparenter werden», sagte
Bonnemain. «Mit Rüffeln erreicht man
nichts – ebenso nicht mit Verboten oder Vor-     «Wie können wir diesen Menschen helfen?           seine «Familie» gewesen; aber «jetzt ist das
schriften.» Ihm gehe es darum «zu motivie-       Wie können wir Zuversicht vermitteln?»            Bistum meine neue Familie». Seit 40 Jahren
ren, zu integrieren, zu begleiten». Niemand      Bonnemain räumte ein, er habe «riesigen           arbeite er für das Ordinariat in Chur. Das
brauche vor ihm «Angst zu haben». Die            Respekt» vor der neuen Aufgabe, die «viel         Opus Dei habe sich «hier nie eingemischt».
Weihe wurde live im Internet übertragen,         grösser ist, als es meine Kräfte zulassen».
da der feierliche Anlass wegen der Corona-       Er brauche dafür «die Hilfe aller», so der        Neues Personal gesucht
Pandemie nur mit etwa 100 geladenen              72-Jährige; er selbst habe das Bischofsamt        Auf ein eigenes Wappen verzichtet der neue
Gästen vor Ort durchgeführt werden konnte.       nicht gesucht. Zu seiner geistlichen Heimat,      Oberhirte. Das Kreuz als Zeichen für sein
Darunter befanden sich auch Randständige         der konservativ-katholischen Personalprä-         Bischofsamt reiche ihm. Auf die Frage, ob er
von der Zürcher Langstrasse: Prostituierte,      latur Opus Dei, sagte Bonnemain, sie sei          als langjähriges Mitglied der Bistumsleitung
Stricher und Flüchtlinge, die Bonnemain                                                            nicht für Machtmissbrauch und spirituellen
persönlich eingeladen hatte. Einladungen                                                           Missbrauch unter den Bischöfen Wolfgang
gingen zudem an Vertreter*innen anderer                                                            Haas und Vitus Huonder mitverantwortlich
Religionen. Auf Bonnemains Wunsch hin                                                              sei, sagte Bonnemain: «Ich stand oft vor der
prägten Frauen aus der Diözese weite Teile                                                         Frage, ob ich gehen oder bleiben solle. Ich
der feierlichen Zeremonie – mit Gebet, Le-                                                         bin geblieben, weil ich überzeugt war, da-
sung oder der Überbringung von Segnungs-                                                           durch doch auch etwas Gutes bewirken zu
wünschen. «Streben wir im Bistum die Ein-                                                          können.» Erste Personalentscheidungen im
heit an und lassen die Vielfalt aufblühen»,                                                        Bistum kündigte er für frühestens in vier
forderte er die Gläubigen auf.                                                                     Wochen an. Nach dem Rücktritt von Weih-
                                                                                                   bischof, Generalvikar und Mediensprecher
«Wir verlieren viel Zeit»                                                                          gebe es derzeit zu wenige Schultern, um
Der neue Bischof wörtlich: «Unser Bistum                                                           Arbeitslast und Neuanfang zu stemmen.
ist krank und braucht eine Therapie. Wir                                                           Doch vorher wolle er viele Gespräche führen
beschäftigen uns mit uns selbst, mit unse-                                                         und ein Team bilden, das seine Visionen
ren Strukturen, mit unseren Spannungen                                                             mittrage. Zur Aufarbeitung von sexuellem
und Konflikten. Wir verlieren viel Zeit – und                                                      Missbrauch in der Kirche sprach sich
verpassen die Chance, für die Menschen da                                                          Bonnemain für eine gross angelegte Studie
zu sein und ihnen zu sagen, wie sehr Gott                                                          aus, wenn möglich in einem landesweiten
sie liebt.» Es reiche nicht, «vom Balkon aus                                                       Kontext. Wie in Köln gelte es auch hier, die
die Lehre der Kirche und den Katechismus                                                           Namen von Verantwortlichen zu nennen.
vorzutragen, sondern wir müssen die Sorgen       Ein aussergewöhnliches Zeichen setzt der neue     «Ich bin bereit dazu, schon am Montag alle
der Menschen verstehen und mittragen».           Bischof am Ende der Feier, als er sich, vor der   Archive zu öffnen», so der Bischof.
Die Menschen «brauchen uns viel mehr             Gottesdienstgemeinde kniend, von dieser
auf der Strasse». Es gelte herauszufinden:       segnen lässt.                                                                  kna/kath/Red.

                                                                                                                       forumKirche | 7-2021   5
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Thurgau

Im «Sunntigsgwand» fündig werden
Neuer Caritas Secondhand-Laden in Weinfelden

Am 17. April eröffnet die Caritas Thurgau      leiterin. Zum ersten Mal habe sie dem Vor-                          Freiwillige Helfer*innen unterstützen die
ihre neue Secondhand-Boutique in der Alt-      stand 2017 ein solches Konzept vorgelegt,                           beiden Frauen und helfen so, das Projekt
stadt. Damit möchte das Hilfswerk näher        das jedoch abgewiesen wurde. Damals                                 mitzutragen. «Wir möchten besonders
zu den Menschen rücken und ein Angebot         herrschte eine gewisse Skepsis, ob ein                              Freiwillige beschäftigen, die ausgesteuert
schaffen, dass sowohl Armutsbetroffene         Secondhand-Laden in Weinfelden funktionie-                          sind, Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen
unterstützt, als auch Treffpunkt für alle      ren würde. Die Vorbehalte rührten noch von                          empfangen, um ihnen eine sinnvolle
sein soll.                                     der Zeit her, als es der Caritas Thurgau finan-                     Struktur anzubieten», erklärt Judith Meier
                                               ziell schlecht ging und infolgedessen 2012                          Inhelder. Armutsbetroffene Menschen die
Noch kann man hinter den Glasscheiben          auch der damalige Caritas-Lebensmittel-                             eine Kulturlegi besitzen, bekommen hier
des Geschäftslokals an der Rathausstrasse      markt schliessen musste. «In der Zwischen-                          die Kleider zu einem vergünstigten Preis.
32 in Weinfelden nichts erkennen, doch         zeit hat sich einiges getan und der Zufall                          Zudem soll im Laden eine Ecke mit Tisch
schon ab dem 17. April sollen hier, im neu-    wollte es so, dass in Weinfelden dieses                             eingerichtet werden, an dem man Kaffee
en Caritas-Laden mit dem klingenden Na-        Ladenlokal frei wurde. Innerhalb weniger                            trinken und sich unterhalten kann – als
men «Sunntigsgwand», Secondhand-Kleider        Wochen habe ich deshalb das damalige                                Treffpunkt und Wohlfühlort für alle. «Ins
verkauft werden. Judith Meier Inhelder, Ge-    Konzept überarbeitet, das vom Vorstand in                           ‹Sunntigsgwand› sollen die Menschen gerne
schäftsleiterin der Caritas Thurgau, erklärt   der Folge bewilligt wurde», freut sich die                          gehen», sagt Judith Meier Inhelder.
warum: «Seit Jahren werden wir wöchentlich     Geschäftsleiterin der Caritas Thurgau. Heute
in unserer Beratungsstelle angefragt, ob wir   könne das regionale Hilfswerk auch auf                              Prominente Unterstützung
nicht Verwendung für gut erhaltene Kleidung    Rücklagen bauen, die eine gewisse Sicher-                           Wer gerne seine Kleider spenden möchte,
aus zweiter Hand haben. Gleichzeitig be-       heit gewährleisten, falls das Geschäft an-                          kann dies ab dem 1. April während den
steht von unseren Klient*innen aus eine        fangs nicht so gut laufen würde. Doch davon                         Öffnungszeiten tun. Ab dann ist Petra
grosse Nachfrage nach günstiger Kleidung.      geht Judith Meier Inhelder nicht aus. Das                           Hoksbergen vor Ort und richtet das Ge-
Wir wollten diese Ressourcen nutzen».          Ziel sei, dass der Kleiderverkauf schwarze                          schäft ein. Gefragt ist momentan eher
Neben dem ausgewiesenen Bedarf führt           Zahlen generiere und der Laden möglichst                            Sommerkleidung, die qualitativ hochwertig,
Judith Meier Inhelder als weiteren Grund an,   bald selbsttragend werde.                                           frisch gewaschen und kaum getragen ist.
dass es bereits viele gut laufende Caritas-                                                                        Im hinteren Teil des Geschäfts werden die
Secondhand-Läden in anderen Städten wie        Ein Wohlfühlort                                                     Kleider in der Folge sortiert und die ausran-
Zürich, Basel oder Winterthur gebe, nur im     Geleitet werden soll der neue 70 m2 grosse                          gierten Stücke von einer Textilverwertungs-
Thurgau noch nicht. Es gehe aber auch um       Secondhand-Laden, in dem Kleider ab                                 firma abgeholt. Die Eröffnung findet dann
eine breitere Sichtbarmachung. «Unsere         Grösse 158 für Teenager, Frauen und Män-                            am 17. April statt. Ob diese mit einem klei-
Beratungsstelle liegt in Weinfelden ein we-    ner zum Verkauf stehen, von der 58-jährigen                         nen Event und hohem Politbesuch einher-
nig versteckt. Mit dem Secondhand-Laden        Petra Hoksbergen aus Steckborn. Die ge-                             geht, steht derzeit noch in den Sternen.
in der Altstadt ist es uns möglich, näher am   lernte Schneiderin hat in vielen Ateliers                           Falls die Massnahmen nach wie vor keinen
Publikum zu sein».                             gearbeitet und verschiedenste Projekte                              Anlass erlauben, wird der Laden natürlich
                                               realisiert, bringt aber auch Verkaufserfah-                         trotzdem geöffnet – unter Schutzkonzept mit
Bessere Voraussetzungen                        rung mit. Petra Hoksbergen ist vier Tage die                        bis zu fünf Personen, die sich gleichzeitig im
Die Idee eines Secondhand-Ladens bestehe       Woche vor Ort, ihre Stellvertreterin, die                           Inneren aufhalten dürfen. In der Planung ist
schon länger, erklärt die Caritas-Geschäfts-   Frauenfelderin Rita Oberholzer, einen Tag.                          derweil auch noch ein Crowdfunding-Projekt
                                                                                                                   der Caritas-Mitarbeiterin Simone Rutishauser,
                                                                                            Hinter diesen          für die sich namhafte Prominenz zur Ver-
                                                                                            Glasscheiben an der    fügung stellt. Diese signiert hierfür Kleider,
                                                                                            Rathausstrasse 32      die dann über die Crowdfunding-Plattform
                                                                                            werden bald die        verkauft werden sollen.
                                                                                            Kleider des Caritas-   «Wir freuen uns extrem, dass dieser Laden
                                                                                            Secondhand-Ladens      nun Realität wird. Gerade armutsbetroffene
                                                                                            zu sehen sein.         Menschen, die unter der Corona-Situation
                                                                                                                   besonders leiden, sind sicher dankbar für
                                                                                                                   dieses Angebot. Dadurch, dass wir Res-
                                                                                                                   sourcen nutzen können und im Laden selber
                                                                                                                   nicht viel Abfall produzieren, ist das Projekt
                                                                                                                   auch unter umweltpolitischen Aspekten eine
                                                                                                                   runde Sache».
                                                                    Bild: © Susanne Flury

                                                                                                                                                    Sarah Stutte

                                                                                                                     Kleiderannahme ab 1. April von
                                                                                                                     Di–Fr, 9–18 Uhr und Sa, 9–16 Uhr

6   forumKirche | 7-2021
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Thurgau

Die Mahlgemeinschaft betonen
Eine Diskussion über den Standort des Altars

                                                                                                                                                    Bilder: zVg
Visualisierung des Konzeptes «Nähe» mit dem Altar im Kirchenschiff.      Das Konzept «Sichtbarkeit» sieht vor, den Altar im Chorraum zu belassen.

Im Zusammenhang mit einer geplanten               Neue Möglichkeiten                              engagiert für das jeweilige Konzept war-
Innenrenovation der Kirche beschäftigte           Der Priester weist darauf hin, dass mit der     ben, aber auch klarmachten, dass jeder
die Kirchgemeinde Weinfelden die Frage,           Verlegung des Altars der Chorraum ver-          von ihnen die andere Form akzeptieren
wo der Altar künftig seinen Platz haben           waist wäre, dass dies «praktisch die Ab-        kann. Die Anwesenden stimmten mit 46
soll: im Kirchenschiff bei den Gottes-            schaffung des Altarraums» bedeuten              zu 65 Stimmen für die Beibehaltung des
dienstbesucher*innen oder wie bisher er-          würde. Armin Ruf sieht darin eher eine          bisherigen Standortes.
höht und damit sichtbar im Chorraum. Die          Chance: «Der Raum könnte sich weiterent-        Armin Ruf zeigt sich erleichtert darüber,
Kirchbürger*innen entschieden sich nach           wickeln, wenn er frei ist.» Es hätten sich      dass es eine deutliche und keine knappe
einer ausführlichen und fairen Diskussion         neue Möglichkeiten für andere Gebetsfor-        Entscheidung gab, weil damit klare Verhält-
dafür, den alten Standort beizubehalten.          men oder Tauffeiern im kleineren Rahmen         nisse geschaffen worden seien. Ein kleiner
                                                  ergeben können. Oder der Kirchenchor            Trost für die Befürworter des Konzeptes
Konzept «Nähe» oder Konzept «Sichtbar-            hätte im Gottesdienst dort singen können.       «Nähe» dürfte sein, dass die getroffene
keit»? Diese Gegenüberstellung hört sich          Die Frage, ob mit diesen beiden Konzepten       Entscheidung aufgrund der Beweglichkeit
eher nach einer pragmatischen Abwägung            auch unterschiedliche Gemeindebilder            des neuen Altars die Situation nicht für
an. Dabei ging es bei der Standortfrage           verbunden seien, verneint der Gemeinde-         immer festlegt, sondern offen bleibt für
des Altars vor allem um liturgische und           leiter. Es gehe vielmehr um liturgische         weitere Entwicklungen. Zudem ist es
theologische Überlegungen. Gemeinde-              Überlegungen und darum, wie die Korre-          möglich, bei passenden Anlässen eine
leiter Armin Ruf hebt die Vorteile der ersten     spondenz zwischen den liturgischen Akteu-       Ausnahme vom gewählten Standort zu
Variante hervor: «Wenn der Altar im Kir-          ren und den Mitfeiernden deutlicher zum         machen und den Altar im Kirchenschiff
chenschiff steht, kommt in der Eucharistie-       Ausdruck gebracht werden könne.                 zu platzieren.
feier stärker die Mahlgemeinschaft zum            Begleitet wurde die Kirchgemeinde bei der
Ausdruck. Der Liturge begegnet den Mit-           Planung der Innenrenovation von zwei            Baubeginn im September
feiernden auf Augenhöhe.» Ausserdem               Vertretern der Diözesanen Bau- und Kunst-       Armin Ruf ist mit dem Verlauf der Dis-
zeige sich durch den Ortswechsel vom              kommission. «Im Blick auf den Standort          kussion zufrieden: «Viele haben sich
Chorraum (Wortgottesfeier) hinab ins              des Altars haben sie keinem der beiden          Gedanken gemacht. Es hat sich ein ver -
Kirchenschiff (Eucharistie) und wieder            Konzepte den Vorzug gegeben», hebt              tieftes Verständnis für liturgische Fragen
zurück zum Chorraum (Segen) deutlicher            Armin Ruf hervor.                               entwickelt. Das ist der Hauptgewinn.»
die liturgische Dynamik.                                                                          Nun nimmt die Baukommission ihre Arbeit
Mathäus Varughese, leitender Priester im          Votum gegen Veränderung                         auf. Nachdem alle Vorbereitungen abge-
Pastoralraum Thurgau Mitte, vertritt hinge-       So lag es allein bei den Kirchbürger*in-        schlossen sind, soll am 27. September
gen die Auffassung, dass der Altar erhöht         nen, die in einer ausserordentlichen Ver-       mit den Renovierungsarbeiten begonnen
im Chorraum stehen soll. In seiner Stel-          sammlung am 15. März neben der Finan-           werden. Diese sollen weniger als ein Jahr
lungnahme verweist er darauf, dass in der         zierung der Renovation auch über den            dauern. Denn bereits am 11. September
Eucharistiefeier nicht nur an das Mahl Jesu       Standort des Altars zu entscheiden hatten.      2022 ist die erneute Einweihung mit
mit seinen Jüngern erinnert, sondern auch         Armin Ruf erlebte das Ringen um die richti-     Bischof Felix Gmür geplant.
«das Kreuzopfer und Auferstehung Jesu»            ge Entscheidung als emotional, sehr en-
verwirklicht wird. Dies geschehe an einem         gagiert, aber fair. Als hilfreich schätzt er                                    Detlef Kissner
«hoch heiligen Ort», eben im Altarraum.           ein, dass Mathäus Varughese und er zwar

                                                                                                                        forumKirche | 7-2021    7
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Gedankenimpuls

                                                              Bild: pixabay.com
    «Von der Auferstehung
    Christi her kann ein
    neuer, reinigender Wind
    in die gegenwärtige
    Welt wehen.»
    Dietrich Bonhoeffer, lutherischer Theologe · 1906 –1945

8   forumKirche | 7-2021
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Den Glauben feiern

Gottesdienste anderssprachige Missionen                          Am Morgen danach
  Albanische Mission                                             Gedanken zum Evangelium Joh 20, 1-18
So, 4. April       13.00 Uhr       St. Nikolaus Frauenfeld
So, 11. April      13.00 Uhr       St. Nikolaus Wil              Von meinem Wohnzimmerfenster aus im Pfarrhaus sehe ich manch-
                                                                 mal die Angehörigen eines Verstorbenen in den ersten Tagen nach
  Kroatische Mission
                                                                 der Beerdigung immer wieder am Grab stehen, oft sehr lange.
Sa, 3. April       20.00 Uhr       St. Peter Schaffhausen
So, 4. April       09.30 Uhr       Klosterkirche Münsterlingen   Dann noch mehr, wenn ein plötzlicher oder allzu früher Tod das
                   11.45 Uhr       St. Nikolaus Frauenfeld       Leben der Zurückgebliebenen völlig aus der Bahn geworfen hat.
                   17.00 Uhr       St. Peter Schaffhausen        Keine gemeinsame Gegenwart mehr, keine Zukunft. Nur noch das
                   18.15 Uhr       St. Peter Schaffhausen        Grab ist geblieben, zu dem es sie hinzieht. Hier kann ich den
Sa, 10. April      19.00 Uhr       St. Martin Arbon              Blumen frisches Wasser geben, die herunter gebrannten Kerzen
So, 11. April      09.30 Uhr       Klosterkirche Münsterlingen   erneuern, kann einfach etwas tun, was mich dem geliebten
                   11.45 Uhr       St. Nikolaus Frauenfeld       Menschen nahe sein lässt. Wenigstens das. Wie viele sind schon
                   17.00 Uhr       St. Peter Schaffhausen        verzweifelt an der bitteren Realität des Grabes.
                   18.15 Uhr       St. Peter Schaffhausen
                                                                 Im Osterevangelium des Johannes wird uns diese Wirklichkeit über-
  Polnische Mission
                                                                 deutlich gezeigt, siebenmal wird das Wort «Grab» genannt, so als
So, 4. April        13.00 Uhr      St. Martin Arbon
                                                                 seien alle Leidens -und Todesgeschichten auf dieser Welt hier
So, 11. April       13.00 Uhr      St. Martin Arbon
                                                                 vertreten. Auch ich bin dabei mit meinen Wunden, Enttäuschungen,
  Portugiesische Mission
                                                                 den zerplatzten Träumen.
Sa, 3. April       20.00 Uhr       St. Nikolaus Frauenfeld
So, 4. April       15.00 Uhr       St. Maria Schaffhausen        Was sie verloren hat, kann ich nur ahnen. Mit Jesus konnte Maria
So, 11. April      09.00 Uhr       St. Maria Sitterdorf          von Magdala die sein, die sie schon immer sein wollte: frei, geheilt,
                   11.00 Uhr       St. Stefan Kreuzlingen        stark und glücklich. Dann, in wenigen Tagen war alles vorbei,
  Spanische Mission                                              was ihr neues Leben leuchten liess.
Sa, 3. April       19.00 Uhr       St. Maria Schaffhausen        An jenem Morgen danach ist sie gefangen in ihrer Traurigkeit und
So, 4. April       10.30 Uhr       Klösterli Frauenfeld          gerät in Panik, weil nicht einmal mehr der Leichnam des Geliebten
                   12.00 Uhr       St. Stefan Kreuzlingen
                                                                 da ist. Der Schock lässt sie fortrennen, sie holt zwei andere Jünger,
Sa, 10. April      18.30 Uhr       St. Maria Schaffhausen
                                                                 Simon Petrus und Johannes, die zum Grab rennen. Johannes geht
So, 11. April      09.30 Uhr       St. Martin Arbon
                   11.00 Uhr       St. Stefan Amriswil           hinein und findet nur noch die Leinenbinden. Ihm genügt das. «Er
                                                                 sah und glaubte», heisst es da lapidar, und beide gehen wieder heim.
  Tamilische Mission
                                                                 Doch ein leeres Grab beweist noch gar nichts. Für Maria nicht.
Sa, 3. April       19.00 Uhr       St. Johannes Romanshorn
                                                                 Sie gibt sich nicht zufrieden mit dem Augenschein. Sie braucht die
  Ungarische Mission
                                                                 Zeit am Grab für ihre Trauer, wie jeder Mensch, der eine grosse
So, 4. April       17.00 Uhr       Bruder Klaus Tägerwilen
                                                                 Liebe verloren hat.
So, 11. April      17.30 Uhr       Münster Konstanz
                                                                 Erst als sie sich endlich umwendet und den Blick auf die Fixierung
                                                                 des Todes lösen kann, wird sie bereit für eine neue Erfahrung. Und
 Gottesdienste in Radio & Fernsehen                              die ist existenziell und verändert alles. Im vermeintlichen Gärtner
 Freitag, 2. April, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur                   erkennt sie ihren Jesus, der ihr ganz anders als zuvor begegnet.
 Evang. Gottesdienst zu Karfreitag aus Baden                     Jetzt darf sie ihn nicht mehr festhalten, aber das braucht sie auch
 Sonntag, 4. April, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur                   gar nicht, weil sie mit innerster Gewissheit spürt, dass er wirklich
 Röm.-kath. Predigt – Mit Seelsorger Volker Eschmann             lebt und sie mit seiner lichten Präsens erfüllt.
 Sonntag, 11. April, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur                  Mit ihr und nach ihr haben noch viele andere diese Erfahrung
 Röm.-kath. Predigt – Mit Theologin Silvia Huber                 machen dürfen und sind so zu Zeug*innen der Auferstehung ge-
 Freitag, 2. April, 10 Uhr, SRF1                                 worden. Für mich ist es gerade Maria von Magdala mit ihrem
 Evangelischer Gottesdienst an Karfreitag aus Baden              grossen Schmerz, der ich ihre Ostererfahrung wirklich glauben
 Sonntag, 4. April, 11 Uhr, SRF1                                 kann. Dass das Grab für sie nicht die letzte Wirklichkeit geblieben
 Röm-Kath. Oster-Gottesdienst                                    ist, sondern der Anfang einer unendlichen Hoffnung, die sie ins
 Aus der Kapelle des Krankenhauses «La Carità» in Locarno        volle Leben zurückgeführt hat, das überzeugt mich.
 Sonntag, 4. April, 12 Uhr, SRF1
 Ostersegen des Papstes aus Rom – Urbi et orbi                                                                Daniela Albus, Bichelsee
 Sonntag, 11. April, 9.30 Uhr, ZDF
 Katholischer Gottesdienst – Der Apostel Thomas als Vorbild
 Aus der Konzilspfarrei St. Paul in Salzburg (A)
                                                                  Sonntagslesungen
                                                                  4. April – Ostersonntag
 Regionale Sendungen                                              Erste Lesung: Apg 10,34a.37-43
                                                                  Zweite Lesung: Kol 3,1-4 oder 1 Kor 5,6b-8
 Radio TOP: TOP Kick und TOP Church: www.topchurch.ch             Evangelium: Joh 20,1-9 oder Joh 20,1-18 oder Mk 16,1-7
 Radio Munot: Gedanken zum Tag                                    11. April – Weisser Sonntag
 Montag bis Freitag 6.50 Uhr                                      Erste Lesung: Apg 4,32-35
 Schaffhauser Fernsehen SHf: Gedanke am Wuchenänd                 Zweite Lesung: 1 Joh 5,1-6
 Samstag, 18.55 Uhr bis Sonntag, 18 Uhr, stdl. Wiederholung       Evangelium: Joh 20,19-31

                                                                                                              forumKirche | 7-2021      9
Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Vatikan · Kirche ohne Grenzen – Polnisch

Das Lehramt untergräbt seine Autorität                                                                                  Ein sehr friedl
Kritik am Vatikanpapier hält an                                                                                         Im Gespräch mit Pater Johann

                                                                                                Bild: www.pixabay.com
Die Glaubenskongregation ist gegen eine                                                                                 Bei uns ist Weissrussland vor allem in den
Segnung von Schwulen und Lesben.                                                                                        Schlagzeilen aufgrund der anhaltenden Pro-
Gegen das neue Papier aus Rom gibt es                                                                                   teste gegen die autoritäre Regierung des
massiven Widerstand. Drei Theologie-                                                                                    Staatschefs Alexander Lukaschenko, die
Professorinnen und acht Professoren aus                                                                                 brutal niedergeschlagen werden. Doch was
der Schweiz protestieren.                                                                                               wissen wir über die knapp 9,4 Mio. Men-
                                                                                                                        schen, die dort leben? Kirche ohne Grenzen
Dem Papier aus Rom, das am 15. März                                                                                     befragte dazu den jesuitischen Priester
veröffentlicht wurde, fehle es «an theologi-                                                                            Johannes Kahn aus Kirgistan, der über
scher Tiefe, an hermeneutischem Verständ-                                                                               Belarus informierte, als er Anfang März
nis sowie an argumentativer Stringenz»,                                                                                 auf Einladung des katholischen Hilfswerks
schreiben Theolog*innen in einer Erklä-                                                                                 Kirche in Not in der Deutschschweiz zu
rung. «Werden wissenschaftliche Erkennt-                                                                                Gast war.
nisse ignoriert und nicht rezipiert, wie es in
dem Dokument der Fall ist, untergräbt das                                                                               Wie gestaltet sich das religiöse Zusammen-
Lehramt seine eigene Autorität. Der Text ist                                                                            leben in Weissrussland?
von einem paternalistischen Gestus der                                                                                  Nur etwa ca. 60 % der Bevölkerung bezeich-
Überlegenheit geprägt und diskriminiert          Die Weigerung des Vatikans, homosexuelle                               net sich als «gläubig». Über 80 % davon
homosexuelle Menschen und ihre Lebens-           Paare zu segnen, schlägt hohe Wellen.                                  gehören der orthodoxen- und 10 % der
entwürfe. Von dieser Position distanzieren                                                                              römisch-katholischen Kirche an. Es gefällt
wir uns entschieden.»                                                                                                   mir sehr, dass orthodoxe Christ*innen und
                                                 Der Altabt von Einsiedeln, Martin Werlen,                              Katholik*innen hier viel toleranter miteinan-
Homo-Paare nicht weniger wert                    sagte: «Es gibt offensichtlich Menschen,                               der umgehen als in anderen Ländern. Sie
Laut den Unterzeichnenden ist «das Leben         die – so lassen es ihre Veröffentlichungen                             haben viel gemeinsam erlebt, beispiels-
und Lieben gleichgeschlechtlicher Paare          und Äusserungen erkennen – Schwule nur                                 weise während des Zweiten Weltkriegs. Seit-
vor Gott nicht weniger wert als das Leben        vom Sex kennen.» Später doppelte er in                                 dem gehört ein Teil des polnischen Territori-
und Lieben eines jeden anderen Paares».          den «Vorarlberger Nachrichten» nach:                                   ums zu Weissrussland. Deswegen leben
In vielen Gemeinden würden Segnungs-             «Wagen wir den Schritt zu den Menschen                                 heute relativ viele Polen hier. In der Vergan-
feiern für gleichgeschlechtliche Paare an-       am Rande der Gesellschaft und der Kirche!                              genheit waren Jesuiten in dieser Region
geboten. Auch werde «über angemessene            Kehren wir bei ihnen ein und bitten wir Gott                           Europas sehr fleissig. Sie gründeten Gymna-
liturgische Formen solcher Feiern» reflek-       um seinen Segen für sie! So hat es Jesus                               sien und Hochschulen, die auch Jahrhunder-
tiert. «Wir begrüssen diese würdigenden          getan. Da gibt es keinen Zweifel!»                                     te später noch aktiv waren. Viele träumen
Praktiken ausdrücklich», schreiben die                                                                                  davon, dass die Jesuiten wieder zurückkom-
Professor*innen.                                 Jesuiten distanzieren sich von Franziskus                              men und solche Ausbildungsstätten einrich-
Schon vor dieser Stellungnahme hagelte           und Ladaria                                                            ten, was aber aufgrund der politischen Lage
es Kritik an dem Papier. Das Kompetenz-          Die Jesuiten in Zentraleuropa distanzierten                            nicht realistisch ist. Staatlich unabhängige
zentrum Jugend der römisch-katholischen          sich von dem Vatikan-Papier, für das zwei                              Schulen und Medien gibt es im Moment
Kirche der Deutschschweiz (KOJ) schrieb in       Jesuiten verantwortlich sind: Papst                                    nicht. Ohnehin braucht es eine offizielle Be-
einer Mitteilung, die Kirche disqualifiziere     Franziskus und Luis Ladaria, der Präfekt                               willigung, um als Pfarrer oder Missionar zu
sich selbst. Der Schweizerische Katholische      der Glaubenskongregation. Auf den Wider-                               arbeiten. Die Behörden entscheiden, wel-
Frauenbund (SKF) sprach von einem «Ent-          spruch angesprochen, teilten die Jesuiten                              cher Kaplan oder Bischof amtlich zugelas-
scheid gegen die Liebe».                         mit: «Das ist eben auch Vielfalt.»                                     sen ist, weshalb die kirchliche Freiheit sehr
                                                 Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas                                 eingeschränkt ist. Dies zeigte sich vor kur-
Unterscheidung statt Verbote                     Schüller forderte Bischöfe und General-                                zem deutlich, als sich der Erzbischof im Aus-
Auch die Bistümer Basel, Chur und                vikare auf, gegen das Papier in Rom zu                                 land für die Demonstrant*innen einsetzte
St. Gallen haben eine andere Meinung als         remonstrieren. Eine Remonstration be-                                  und ihm daraufhin die Einreise verweigert
der Vatikan. «Die Kirche darf niemanden          deutet, dass Bischöfe oder Generalvikare                               wurde, obwohl er ein weissrussischer
vom Segen ausschliessen», kritisierte der        eine päpstliche Norm oder eine erlassene                               Bürger ist. Erst nach einer päpstlichen Inter-
Pastoralamtsleiter in St. Gallen, Franz          Einzelentscheidung zurückweisen. In                                    vention durfte er zurückkehren, musste aber
Kreissl (62). Der Basler Bischof Felix Gmür      Deutschland haben mehrere Bischöfe und                                 abtreten.
(54) sagte, die römische Sexualmoral müs-        Generalvikare angekündigt, gegen das
se sich weiterentwickeln. Der neue Bischof       Papier zu remonstrieren.                                               Warum sind Sie mit Kirche in Not in der
von Chur, Joseph Bonnemain (72), kündigte                                                                               Deutschschweiz unterwegs?
an, mit Seelsorgenden ein Gespräch zu                                   Raphael Rauch/Red.                              Priester und Ordensleute in Weissrussland
suchen, wenn sie schwule und lesbische                                                                                  arbeiten auf freiwilliger Basis. Um den Be-
Paare segnen wollten – denn es gehe um             Stellungnahme der Thurgauer Seel-                                    dürftigen vor Ort helfen zu können, sind sie
«Unterscheidung», nicht um Verbote.                sorger*innen auf www.forumkirche.ch.                                 von Spenden abhängig. Ich kenne die Situa-

10 forumKirche | 7-2021
Kirche ohne Grenzen – Polnisch

iches Volk
es Kahn über Weissrussland

                                                   Bilder: Monika Freund Schoch
                                                                                                                                              «Bardzo pokojowy naród»
                                                                                                                                              Rozmowa z o. J. Kahnem
                                                                                                                                              o Białorusi
                                                                                                                                              Białoruś to kraj, który ostatnio często
                                                                                                                                              znajduje się w nagłówkach gazet. Co
                                                                                                                                              jednak naprawdę wiemy na jego temat?
                                                                                                                                              Na początku marca jezuita, ojciec
                                                                                                                                              Johannes Kahn, opowiadał o tym,
                                                                                  Pater Johannes Kahn war am 7. März zu Besuch                m.in. w Eschlikon, by zachęcić do
                                                                                  bei der Polnischen Mission in Eschlikon.                    wsparcia projektów fundacji «Kościół
                                                                                                                                              w potrzebie» na Białorusi.
                                                                                                                                              Jedynie 60% 9,4 milionowej populacji Biało-
                                                                                  Region nicht erobern konnten und ihre ethni-
                                                                                                                                              rusi jest zadeklarowanych jako «wierzący».
                                                                                  sche Markierung erst im Norden von Russ-
                                                                                                                                              Ponad 80% z nich należy do Kościoła pra-
                                                                                  land hinterliessen. So kamen die Weiss-
                                                                                                                                              wosławnego, a 10% do Kościoła rzymsko-
   In Eschlikon sammelte Pater Kahn, zusammen                                     russen zu ihrem Namen, da sie hellhäutig
                                                                                                                                              katolickiego. Relacje między tymi wyznania-
   mit dem katholischen Hilfswerk Kirche in Not,                                  geblieben sind und keine Mandelaugen ha-
                                                                                                                                              mi są tam o wiele bardziej tolerancyjne niż
   Spenden für die pastoralen und sozialen                                        ben. Sie pflegen ihre Tradition und Kultur,
                                                                                                                                              w innych krajach. Od czasu drugiej wojny
   Projekte in Weissrussland.                                                     was sich vor allem in ihrer Kleidung, Musik
                                                                                                                                              światowej część terytorium Polski należy do
                                                                                  und Poesie widerspiegelt. Polen hat histo-
                                                                                                                                              Białorusi i do dziś mieszka tam stosunko-
                                                                                  risch begründet einen grösseren Einfluss
                                                                                                                                              wo dużo Polaków. Do lat 90-tych nabożeń-
   tion und möchte alle dazu ermutigen, die                                       auf die dortige Kultur und Spiritualität als
                                                                                                                                              stwa katolickie odprawiane były wyłącznie
   pastoralen und sozialen Projekte in Belarus                                    Russland. Was die Weissrussen am meis-
                                                                                                                                              w języku polskim. Dlatego stale potrzebne
   zu unterstützen. Die Arbeitslosenquote liegt                                   ten auszeichnet, ist ihre friedliche Lebens-
                                                                                                                                              są tłumaczenia książek liturgicznych i
   in Weissrussland zwischen 5–6 %. Auf dem                                       art. Das unterscheidet sie von den eher
                                                                                                                                              katechetycznych, by ludzie mogli przeżywać
   Land können sich die Menschen besser von                                       kämpferisch veranlagten Nachbarn wie den
                                                                                                                                              swoją wiarę w swoim własnym języku.
   ihrer eigenen Ernte ernähren. In den Städ-                                     Polen, Ukrainern und Russen. Jetzt gehen
   ten gibt es aber mehr mittellose Familien                                      junge Menschen auf die Strassen, weil auch                  Wyjątkową cechą Białorusi jest czystość,
   oder einsame Menschen, die auf kirchliche                                      sie gerne einen grossen Fortschritt machen                  nie tylko w miastach i wsiach, ale również
   Hilfe zählen. Ausserdem braucht es liturgi-                                    würden, wie die osteuropäischen Staaten,                    w lasach i na łąkach. «Mieszkańcy są bar-
   sche und katechetische sowie andere glau-                                      die den demokratischen Weg gegangen und                     dzo pogodni i prości, ale też wszechstron-
   bensstärkende Bücher, die man unbedingt                                        der EU beigetreten sind. Sie werden brutal                  nie uzdolnieni», zachwala o. Kahn i dodaje:
   übersetzen muss, sodass die Menschen                                           behandelt, viele landen im Gefängnis, wer-                  «w ich twarzach widać korzenie prasław-
   ihren Glauben in der eigenen Sprache er-                                       den verletzt oder sterben sogar. Trotzdem                   skie». Białoruś ma dużo lasów i bagien,
   leben können. Bis in die 90er Jahre wurden                                     demonstrieren sie sehr friedlich: mit erhobe-               dlatego Mongołowie na swoich koniach
   katholische Gottesdienste nämlich aus-                                         nen Händen, ohne Waffen oder gefährliche                    nie mogli jej podbić i nie pozostawili tam
   schliesslich auf Polnisch gefeiert. Erst mein                                  Gegenstände, höchstens mit Blumen. Ich                      etnicznego dziedzictwa. Stąd wzięła się
   Seminarkollege Igor Laszuk übersetzte ein                                      glaube, dass dank dieser friedlichen Einstel-               nazwa białorusinów, czyli Białych Rosjan.
   Messbuch auf Weissrussisch. Dabei gibt es                                      lung das Zusammenleben zwischen ortho-                      Białorusini dbają o swoją tradycję i kulturę,
   viele talentierte Dolmetscher*innen, die                                       doxen Christ*innen und Katholik*innen in                    zwłaszcza w dziedzinie ubioru, muzyki i
   religiöse Werke sehr gut auf Russisch und                                      Weissrussland besser gelingt als anderswo.                  poezji. «Kuchnia jest dość podobna do
   Weissrussisch übersetzen können.                                                                                                           polskiej i bardzo smaczna», przekonuje je-
                                                                                   Text & Übersetzung: Monika Freund Schoch                   zuita. Jednak to, co najbardziej Białorusi-
   Was können Sie über die Weissrussen und                                                                                                    nów odróżnia od ich sąsiadów, to pokojowa
   deren Kultur sagen?                                                                                                                        mentalność. Choć ludzie wychodzą teraz
                                                                                                                                              na ulice, by wywalczyć pogłębienie demo-
                                                                                                                                  Bild: zVg

   Ein wichtiges Kennzeichen Weissrusslands                                        Monika Freund Schoch (39)
   ist die besondere Sauberkeit; nicht nur in                                      ist eine auf Internationale                                kracji i wolnego rynku, to demonstrują bar-
   den Städten und Dörfern, sondern auch im                                        Beziehungen, Kommuni-                                      dzo pokojowo: z podniesionymi rękami,
   Wald und auf den Wiesen. Die Leute sind                                         kation und Integrations-                                   bez broni, co najwyżej z kwiatami... mimo iż
   sehr fröhlich und einfach, aber auch viel-                                      management spezialisierte                                  wielu trafia do więzień. «Myślę, że to wła-
   seitig begabt. Sie haben noch urslawische                                       Soziologin. Im Seelsorgerat des Bistums                    śnie dzięki temu pokojowemu nastawieniu
   Wurzeln, die man in ihren Gesichtern gut                                        St. Gallen repräsentiert sie die Polen-                    współistnienie prawosławnych i katolików
   erkennen kann. Weissrusslands Landschaft                                        mission und engagiert sich als Pfarrei-                    na Białorusi udaje się lepiej niż gdzie
   prägen viele Wälder und Sümpfe, weswegen                                        rätin SE Appenzeller Hinterland.                           indziej», podsumowuje o. Kahn.
   die Mongolen auf ihren Pferden diese

                                                                                                                                                                  forumKirche | 7-2021 11
Nachruf

Die provokante Professorin                                                                                                                  News
                                                                                                                                               Spendenrückgang bei Sternsingern
Zum Tod von Uta Ranke-Heinemann                                                                                                             Die Sternsinger haben knapp über eine Mil-
                                                                                                                                            lion Franken bei der diesjährigen Aktion ge-
                                                                                                                                            sammelt, rund 30 Prozent weniger als im

                                                                                                  Bild: Stuart Mentiply/Wikimedia Commons
Mit dem traditionellen Christentum
                                                                                                                                            Rekordjahr 2020 mit 1,6 Millionen Franken.
konnte sie zuletzt nicht mehr viel an-
                                                                                                                                            Der Spendenrückgang hat Konsequenzen
fangen. Die deutsche Theologin Uta
                                                                                                                                            für die insgesamt 200 Kinderprojekte, die
Ranke-Heinemann brachte in ihrem Leben
                                                                                                                                            Missio Schweiz jährlich unterstützt. Trotz
gleich mehrere Wenden hinter sich.
                                                                                                                                            des Singverbots aufgrund der Corona-Pan-
Sie verstarb mit 93 Jahren.
                                                                                                                                            demie zeigten die Kinder und Jugendlichen
                                                                                                                                            grosses Engagement mit Instrumenten und
Sie schonte die katholische Kirche nicht.
                                                                                                                                            virtuellen Angeboten. Auch die Nachfrage
Sie sah in ihr eine sexualfeindliche Insti-
                                                                                                                                            nach Segensaufklebern war noch nie so
tution, in der «alle Hirten Männer und alle
                                                                                                                                            gross wie in diesem Jahr.
Frauen Schafe sind». Das Kirchenrecht
nannte sie «ein Kompendium maskuliner,                                                                                                         Zunahme von Gewalterfahrungen
hierarchischer Arroganz» und den Vatikan                                                                                                    Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung fühlt
«ein frauenloses Terrarium».                                                                                                                sich durch als «anders» empfundene
Uta Ranke-Heinemann wurde zur weltweit                                                                                                      Menschen gestört, ein Fünftel speziell
ersten katholischen Theologieprofessorin                                                                                                    durch Muslim*innen. Dies geht aus der
berufen – musste den Lehrstuhl aber wie-                                                                                                    aktuellen Umfrage des Bundesamts für
der räumen. Die zu Provokation und Pole-                                                                                                    Statistik (BFS) zum interkulturellen Zusam-
mik neigende Wissenschaftlerin machte in                                                                                                    menleben in der Schweiz hervor. Gegen-
Büchern, Talkshows und auf politischem                                                                                                      über der letzten Umfrage von 2018 ist die
Parkett von sich reden. In den letzten Jah-    Uta Ranke-Heinemann vor dem Porträt ihres Vaters                                             Toleranz leicht gestiegen. Seit 2016 hat in
ren wurde es stiller um sie. Am 25. März                                                                                                    der Praxis jedoch auch der Anteil der Be-
ist sie im Alter von 93 Jahren gestorben.                                                                                                   völkerung, der Diskriminierung oder Gewalt
                                               1987 die Lehrbefugnis. Sie musste mit 60                                                     aufgrund der eigenen Nationalität erfahren
Konversion zum Katholizismus                   auf einen kirchenunabhängigen Lehrstuhl                                                      hat, zugenommen.
Ranke-Heinemann wurde 1927 in Essen            wechseln und lehrte bis zur Emeritierung
                                                                                                                                               Radikale Lösungen für Syrien
geboren – in eine evangelische Familie und     1990 Religionsgeschichte.
                                                                                                                                            Zehn Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs
als älteste Tochter des späteren Bundes-       Als Pazifistin startete sie auch politische
                                                                                                                                            in Syrien hat Kardinal Mario Zenari am
präsidenten Gustav Heinemann. Gegen            Initiativen. So traf sie 1972 in Nordvietnam
                                                                                                                                            23. März im Rahmen einer Online-Konfe-
Ende des Zweiten Weltkriegs fand sie           mit dem kommunistischen Ministerpräsi-
                                                                                                                                            renz des Dachverbands Caritas Interna-
Schutz vor den Bomben beim evangeli-           denten Pham Van Dong zusammen. Auch
                                                                                                                                            tionalis «radikale und schnelle Lösungen»
schen Theologen Rudolf Bultmann in Mar-        Kambodscha und Moskau waren Reiseziele
                                                                                                                                            für das Krisenland gefordert. 90 Prozent
burg, der sie mit seinem Pazifismus beein-     «um des Friedens willen». In den 80er
                                                                                                                                            der syrischen Bevölkerung lebten in Armut,
druckte. «Mit Auszeichnung» machte sie ihr     Jahren engagierte sie sich für die Friedens-
                                                                                                                                            so der Vatikandiplomat. Viele hätten inzwi-
Abitur und studierte in Oxford, Bonn, Basel    bewegung.
                                                                                                                                            schen jede Hoffnung verloren. Jetzt kämen
und Montpellier evangelische Theologie.
                                                                                                                                            noch die Folgen der Corona-Pandemie hin-
1953 nahm Heinemann die katholische            Kirchenkritik und Glaubenszweifel
                                                                                                                                            zu. Die internationale Gemeinschaft müsse
Konfession ihres Partners Edmund Ranke         Im 1988 erschienenen Buch «Eunuchen
                                                                                                                                            dringend handeln, um das Schlimmste zu
an, den sie ein Jahr später heiratete. Nach    für das Himmelreich» rechnete Ranke-
                                                                                                                                            verhindern, so der Appell des Geistlichen.
der Konversion studierte sie in München        Heinemann mit der katholischen Sexual-
katholische Theologie. Ihr Mitstudent          moral ab, etwa dem Verbot von Verhütungs-                                                       Papst kürzt Gehälter
damals: Joseph Ratzinger, der später Erz-      mitteln und homosexueller Liebe.                                                             Angesichts der vatikanischen Finanzkrise
bischof, Chef der Glaubenskongregation         Im Buch «Nein und Amen» bekundete sie                                                        kürzt Papst Franziskus ab dem 1. April die
und Papst werden sollte. Nach ihrer Promo-     2002 verstärkte Glaubenszweifel, «ins-                                                       Gehälter der meisten seiner Mitarbeiter in
tion war sie Dozentin an einem Katechetin-     besondere seit mich der Tod meines Man-                                                      der Kurie wie auch im Vatikanstadt um bis
nenseminar in Bonn und an der Pädagogi-        nes aus der Verankerung riss». In Jesus                                                      zu zehn Prozent. Darüber hinaus werden
schen Hochschule in Neuss. Als erste Frau      sah sie nur einen Menschen und keinen                                                        automatische Höherstufungen von Gehalts-
der Welt habilitierte sie sich 1969 in Theo-   Gott. Und einem Gott, der seinen einzigen                                                    klassen für zwei Jahre ausgesetzt. Die
logie und wurde Professorin in diesem Fach.    Sohn am Kreuz «mit blutigen Händen»                                                          Massnahmen gelten auch für die Mitarbei-
                                               opfert, könne sie nicht folgen. Bei allen                                                    ter des Bistums Rom und der weiteren
Lehrbefugnis entzogen                          Zweifeln habe Rudolf Bultmann sie aber                                                       päpstlichen Basiliken. Betroffen sind ins-
In massiven Konflikt mit ihrer Kirche geriet   stets begleitet, so Ranke-Heinemann. Er                                                      gesamt gut 4’000 Personen. Betriebs-
Ranke-Heinemann nach einem TV-Inter-           habe sie gelehrt, «dass auch der Skeptiker                                                   bedingte Kündigungen, betonte Franziskus
view, in dem sie das Dogma von der Jung-       ein Christ sein kann, wenn auch nicht auf                                                    mehrfach, müssten unter allen Bedingun-
frauengeburt Jesu anzweifelte. Der dama-       die herkömmliche Weise».                                                                     gen vermieden werden.
lige Ruhrbischof Franz Hengsbach entzog                                                                                                                                     kath.ch/Red.
der Essener Theologin daraufhin im Juni                              Andreas Otto, kna/Red.

12 forumKirche | 7-2021
Aus dem Bistum · Redaktion · St. Gallen · Inserate

Gottesdienste an Ostern
Bistum Basel gibt Details bekannt
Die jüngsten Informationen des Bundesrates zum Stand der Covid-
Schutzmassnahmen bringen keine Änderungen für Gottesdienste
                                                                          Wir sind auf der Suche nach motivierten
mit sich. Die Abstands- und Hygieneregeln, die Maskentragepflicht,        KATECHETINNEN und KATECHETEN im Nebenamt!
das Gesangsverbot und bis zu 50 Personen würden wie bisher gel-           MÖCHTEN SIE UNSER TEAM VERSTÄRKEN?
ten, heisst es in einer Mitteilung des Bistums Basel. Bei spontanen
                                                                          Sie suchen eine neue Herausforderung? Einen Arbeitsplatz
Ansammlungen im öffentlichen Raum, zum Beispiel auf dem Kirch-
                                                                          mit interessanten und abwechslungsreichen Tätigkeiten in
platz nach dem Gottesdienst, seien bis 15 Personen erlaubt. Das
                                                                          einem netten Team?
Bistum Basel verweist mit Blick auf Ostern auf ein Dekret der
Gottesdienstkongregation von 2020, welches die «Bischöfe sinn-            Senden Sie uns Ihre Bewerbung!
                                                                          verwaltung@pfarreien-schaffhausen.ch
gemäss anwenden» sollen. Demnach gilt für die Ostertage: Auf
                                                                          Wir sind gespannt und freuen uns auf Sie!
sämtliche Prozessionen wird verzichtet. An Karfreitag entfällt zudem
die Kommunionfeier. In der Osternacht versammeln sich nur diejeni-
gen am Osterfeuer, die einen liturgischen Dienst wahrnehmen, das
Osterlicht soll einander von Kerze zu Kerze weitergegeben werden.
                                                                                                  Katholische Landeskirche                      hurgau
                                                        kath.ch/Red.
   Nähere Infos: www.bistum-basel.ch                                                              Katholischer Kirchenrat des Kantons Thurgau

Hinweis für Leserbriefe                                                   Seelsorge für Menschen
Wir freuen uns über jeden Leserbrief, der folgenden inhaltlichen
und formalen Kriterien genügen muss:
                                                                          im Asylwesen | 50%
• Er muss sich auf einen aktuellen Artikel des Mantelteils von            Die Katholische Landeskirche des Kantons Thurgau sucht per
  forumKirche beziehen                                                    1. August 2021 oder nach Vereinbarung eine*n Seelsorger*in für
• Er darf keine offensichtlichen Unwahrheiten enthalten (z. B. falsche    Menschen im Asylwesen (50 %). Dabei handelt es sich um eine
  Zitate von Inhalten des Bezugsartikels, von Dokumenten usw.)            wichtige und vielseitige Aufgabe, die in einem motivierten öku-
• Äusserungen des Leserbriefs dürfen nicht Personen beleidigen            menischen Team von einer kommunikativen und initiativen Person
  oder verunglimpfen oder den religiösen Frieden gefährden                wahrgenommen werden soll.
• Er darf nicht mehr als 1'500 Zeichen (mit Leerzeichen) umfassen         Arbeitsort
• Er muss mit Name und Wohnort der*des Autors*in                          Ganzes Kantonsgebiet; Büroinfrastruktur im Zentrum Franziskus
  (natürliche Person) eingereicht werden                                  in Weinfelden
• Es werden maximal 3 Leserbriefe pro Autor*in pro Kalenderjahr
                                                                          Hauptaufgaben
  veröffentlicht.
                                                                          • Seelsorge im Bundesasylzentrum in Kreuzlingen und in den
Über die Veröffentlichung entscheidet die Redaktion. Sie behält             Durchgangsheimen und Notunterkünften im Thurgau
sich auch vor, den Text in angemessener Weise zu kürzen.                  • Zusammenarbeit mit Kirchgemeinden, Organisationen, Gruppen
Leserbriefe bitte an: redaktion@forumkirche.ch                            • Sensibilisierung für Menschen auf der Flucht und im Asylwesen
                                                                  Red.
                                                                          Netzwerk
                                                                          • Zusammenarbeit mit evangelischen Asylseelsorger*innen
                                                                          • Kooperation mit der Peregrina-Stiftung (www.peregrina-stiftung.ch)
Sinnsuche in der Klause                                                   Profil
                                                                          • theologische, religionspädagogische, soziale oder ähnliche
Wiborada-Projekt beginnt                                                    Ausbildung
                                                                          • Verwurzelung in der eigenen christlichen Kirche
Auf den Spuren der heiligen Wiborada lassen sich ab dem 24. April
                                                                          • Respekt vor Menschen verschiedenster Lebenslagen und
sieben Frauen und drei Männer für jeweils eine Woche in eine Zelle          Weltanschauungen
einsperren, die derzeit an die Kirche St. Mangen in St. Gallen ange-      • Aus- oder Fortbildung oder Erfahrung in soziokulturellen
baut wird. In ihrer Klause wollen die Kandidat*innen, die sich im           und/oder interreligiösen Engagements
letzten Jahr für das Experiment beworben haben (forumKirche 9/20)         • gute mündliche Kenntnisse der englischen und französischen Sprache
Gott nahe sein und nachspüren, wie es der eingesperrten Wiborada          • Teamfähigkeit, Organisations- und Gesprächskompetenz
im Jahr 916 wohl ergangen ist, nachdem sie sich in eine ebensolche        Anstellung
Klause einmauern liess. Initiiert wurde das Projekt von der Seel-         Gemäss Besoldungsreglement der Katholischen Landeskirche Thurgau
sorgerin und Theologin Hildegard Aepli, die auch als erste und bis
zum 1. Mai in die Zelle einziehen wird. Nach ihr wird in der Zelle        Auskunft
                                                                          Ivan Trajkov, Kirchenrat, T 071 695 16 31, ivan.trajkov@kath.ch
wöchentlich jemand anderes leben, das Projekt soll bis Anfang Juli
laufen. Die Inklusen*innen werden ihre Erfahrungen in einem Tage-         Bewerbung
buch niederschreiben. Die Stiftsbibliothek nimmt die Notizen in           bis 26. April 2021 per Mail an Kath. Landeskirche Thurgau,
die Handschriftensammlung auf.                                            Generalsekretariat, zu Handen Frau Michaela Berger,
                                                                   Red.   michaela.berger@kath-tg.ch
   Weitere Infos: www.heilige-wiborada.ch

                                                                                                                            forumKirche | 7-2021 13
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