Kärntens einzige Kürschnermeisterin - Unabhängiges Stadt-Umland-Magazin - www.villachimfokus.at - Villach im Fokus
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Unabhängiges Stadt-Umland-Magazin — www.villachimfokus.at Foto: Adrian Hipp Verlagspostamt 9500 Villach - Ausgabe Oktober 2015 - Verkaufspreis 2,50 Euro ◄ Realität auf dem Tisch (Kleine-Chefin Antonia Gössinger, Seiten 8–9) ◄ Schubumkehr in der Altstadt (Interview Günther Albel, Seiten 10–11) ◄ Franz Klammer zu Kärnten (Plauderei mit Schilegende, Seiten 20–22) Kärntens einzige Kürschnermeisterin Ihrem Können und Gespür, ihrer Stilsicherheit und Qualität vertrauen die Kunden bereits seit stolzen 35 Jahren. Annelies Sommeregger (Foto), Villach, Ankershofengase, ist Kärntens einzige Kürschnermeisterin. (S. 30–31)
2 HUMANOMED IM DREIFACH-JUBILÄUM! Humanomed hat heuer gleich dreifachen Grund zum Feiern: 40 Jahre Humanomed- Zentrum Althofen, 30 Jahre Privatklinik Villach und fünf Jahre Privatklinik Maria Hilf, Klagenfurt. „Wir freuen uns, dass mehr als 750 Mitarbeiter und Freunde des Hau- ses unserer Einladung gefolgt sind. Wir sehen dies als Ausdruck ihrer Verbundenheit zum Unternehmen“, freute sich Humano- Foto: Büro LH Kaiser med-Geschäftsführer Dkfm. Helmut Eder. Am Bild Dr. Jens-Peter Vogelsang (Mitte) sowie Primar Universitätsdozent Dr. Ewald ER HOB DEN KATHREINKOGEL-SCHATZ Kresnik mit Mitarbeiterinnen aus der Privatklinik Villach. Hohe Bundesauszeichnung für den bekannten Veldener Rai- mund Ferencic: LH Dr. Peter Kaiser überreichte kürzlich dem Obmann des „Historischen Vereins Schiefling-Velden-Rosegg“ in feierlichem Rahmen das „Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“. Über Initiative von Ferencic, Jahrgang 1943, erfolgten auf dem Kathreinkogel bei Schiefling die ersten offiziellen Grabungen, wobei durch sein Engagement auch ein Museum entstand, das „Haus der Archäologie“. Ihm ist auch der größte Keltenfund im Alpenraum zu verdanken. Am Bild von rechts LH Kaiser, der Geehrte sowie die Bürgermeister Ferdinand Vouk (Velden) und Valentin Happe (Schiefling). Foto: Humanomed EIN SPÄTER LEICHENSCHMAUS… Burg Landskron: Etwas mehr als 400 Jahre nach seinem Hinscheiden erfuhr Graf Bartelmä Khevenhüller (1539 bis 1613) höchste Aufmerksamkeit. Seine Grabtafel wurde renoviert und feierlich enthüllt. …denn zu seinen Ehren wurde im „Kronen- saal“ ein Menü mit „Köstlichkeiten von Landskron bis Faak“ auf- getischt. Von links Eigentümervertreter Georg Bucher, Karl und Lelia Khevenhüller-Metsch (Hochosterwitz), Georg Khevenhüller Foto: Infineon (Südamerika), Landeskonservator Gorazd Živkovič. GROSSES HERZ FÜR DIE KLEINEN Riesenfreude in Moosburg: Mitarbeiter der Infineon Tech- nologies Austria AG spendeten über 10.000 Euro an das SOS Kinderdorf. „Ich freue mich sehr, dass wir mit unserer Spen- denaktion dazu beitragen können, Kinder auf ihrem Weg in eine selbstständige Zukunft zu unterstützen“, betonte Oliver Heinrich, Finanzvorstand von Infineon Austria. Zudem widmete das Villacher Siegerteam eines internen, unternehmensweiten Exzellenz-Wettbewerbs, dem „High Performance Award“. Die Spende wird für die im Kinderdorf angebotene Lernförderung verwendet. Michael Trebo (links), KinderdorfLeiter, mit Oliver Foto: Burg Landskron/F.Gerdl Heinrich und kleinen Bewohnern des Kinderdorfes. Impressum - Herausgeber: Ing. Hans Rauter, 9500 Villach, Michaeler Straße 93, Telefon 0 42 42 / 45 6 55, E-Mail office@grafik-rauter.at. Redaktion: Andreas Kuchler, Michaeler Straße 93, Mobil 0664 / 61 28 019, E-Mail andreas.kuchler@gmail.com - Auflage 15.000 Stück - Unabhängiges Stadt-Umland-Magazin, gestreut in der Stadt Villach und im Bezirk Villach-Land sowie in den Gemeinden Steindorf und Ossiach. 8. Ausgabe, Satz: PIXUALIS, Nächste Ausgabe: Februar 2016 - www.villachimfokus.at Foto: Power-Point-Therapy®
3 Editorial Inhalt Liebe Leserin, lieber Leser! Das Flüchtlingsproblem brennt vielen von uns unter den Nägeln. Helfen, unterstützen, versorgen ist zwar ein un- bedingtes humanitäres Muss, allerdings ist ein Ende des Flüchtlingsdramas derzeit aber noch lange nicht abzuse- hen. Das ist es, was die Menschen sorgt, auch Angst macht. PETER KAISER Wie geht’s weiter? Die Union ist in dieser Frage alles unser Landeshauptmann, zur andere als eine Union. Mit ihren Versäumnissen und ihrer Flüchtlingsfrage und zu Chan- cen für Kärnten (Seiten 6 –7) erschreckenden Langsamkeit kommen die Probleme noch schneller auf uns zu. Was schon längst getan hätte müs- sen, wurde nicht getan, nämlich die vor den schrecklichen Kriegen Flüchtenden vor unseren EU-Toren respektvoll zu Ing. Hans Rauter empfangen, aliquot und in gerechter Aufteilung an die Herausgeber einzelnen EU-Länder weiter zu reichen. Was schon längst getan hätte werden müssen, wurde nicht getan, nämlich das Grundübel an der Wurzel zu packen und in einer weltgemein- schaftlichen Union vor Ort in Syrien, Irak, Afghanistan, Somalia, Nigeria und so weiter GÜNTHER ALBEL geordnete, zumindest halbwegs menschenwürdige Verhältnisse herbei zu zwingen. Villacher Bürgermeister, übers Denn wer nicht bedroht wird, geht auch nicht fort! Budget und die Schubumkehr in der Altstadt (Seiten 10–11) Hunderte Kärntnerinnen und Kärntner beweisen dieser Tage wieder ihr Riesenherz und engagieren sich selbstlos in der Flüchtlingshilfe. Auch in Villach rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft. Auf Initiative von Bürgermeister Günther Albel wird für Frauen, Kindern und Männern alles getan, was einer Stadt dieser Größenordnung möglich und zumutbar ist. Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser betont, dass es in der Flüchtlingsfrage neben der Gesinnungsethik, nämlich zu helfen, auch eine Verantwortungsethik gibt, und zwar sei so zu handeln, dass die Bevölkerung nicht das Gefühl habe, hintan zu stehen, sondern dass sie selber ein aktiver Teil der Gesinnungsethik werde. ANTONIA GÖSSINGER Dann waren wir auch in Mooswald bei Franz Klammer, un- Chefredakteurin der Kleinen serer zeitlosen Schilegende, und haben mit ihm nicht nur Zeitung, über die Realitäten im Land Kärnten (Seiten 8-9) die „Folgen“ seines Innsbrucker Patscherkofel-Olympia- hammers von 1976 besprochen, sondern auch ein bisschen in die nahe ÖSV-Zukunft geschaut. Sie werden staunen, was Sie sonst noch in dieser Ausgabe finden – auf jeden Fall viel Lesevergnügen! PETER BRABECK-LETMATHE Chef für 330.000 Nestlé-Mitar- beiter, über TTIP und die Folgen Andreas Kuchler der Russland-Sanktionen (Seiten Redaktion 26–27)
4 GROSSE SPENDERHERZEN Extremausdauersportler Dominik Pacher (am Bild hockend, ganz links), unterstützt von „Synergeum – International Health Academy by Gerhard Egger“, sowie Special-Olympics-Sportler des Jahres 2014 Alexander Radin luden zum Benefizradfahren im Zuge des heurigen Porcia-Laufes ein. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen und zeigte einmal mehr, dass die Kärntne- rinnen und Kärntner mit großen Spenderherzen ausgestattet Foto: Stadt Villach/Höher sind: Die Benefiztour brachte 700 Euro an freiwilligen Spenden ein. Das Geld wurde gleich einem fünfjährigen Sportfreund während der Siegerehrung übergeben. VIER BEHERZTE LEBENSRETTER Villacher Polizisten als Lebensretter: Ein Taxifahrer meldete, dass die Hälfte eines Doppelhauses brennt. Vier Polizisten erreichten dann in den frühen Morgenstunden als Erste den Ort des Geschehens. Allerdings brannte nicht nur das Wohn- haus, sondern auch ein Mann lichterloh. Das Quartett zögerte keine Sekunde und erstickte beherzt mit ihren Polizeijacken die Flammen. Bürgermeister Günther Albel bedankte sich dafür mit einem Geschenk. Am Bild von links Herwig Ranner, Mag.a Astrid Altersberger, Bürgermeister Albel, Michaela Spitzer und Mario Nikischer. Foto: Nicole Kari/Kleinen Zeitung UNTERLUGGAUER EISHOCKEY-SUPERSTAR Die Eishockeybundesliga ist längst im Laufen, doch einer ihrer Stars hatte dieser Tage noch einen wichtigen Termin zu erledigen: Der Kapitän des EC VSV, Gerhard Unterluggauer, wurde von den Hörern des Eishockeymagazins von Radio Kärnten zum zweiten Mal in Folge zum Kärntner Eishockey- Superstar gekürt, wofür er in Klagenfurt höchste Weihen erfuhr. „Der Eishockey braucht Typen wie dich, und so hast du auch die Herzen der Hörer erobert“, meinte LH Dr. Peter Kaiser, am Bild von links mit dem Geehrten, ORF-Labdesdirektorin Karin Bernhard und Kärntens Sportdirektor Arno Arthofer (von links). Foto: Rotes Kreuz KLAGENFURT SIEGTE IN VILLACH Gleich vorweg: Es siegte beim vierten Asphaltstockturnier des Rotkreuz-Landesverbandes auf der Anlage in Magdalen das Rote Kreuz Klagenfurt vor den Kollegen aus Spittal und dem Jugend- rotkreuz-Landesverband. Ihr Organisationstalent unterstrichen dabei einmal mehr Siegfried Truppe und Dietmar Neubacher. Sieben Teams waren angetreten. Am Bild das Siegerteam mit Landtagspräsident Ing. Reinhart Rohr, Hauptwache-Chef Harald Geissler, Rotkreuz-Landesgeschäftsführer Mag. Ingo Mostecky, Landesfreiwilligenreferent Siegfried Truppe sowie Stellvertreter Foto: LPD/Jus Dietmar Neubacher.
5 KELAG: E-MOBIL IN ARNOLDSTEIN Beim Marktgemeindeamt Arnoldstein hat nun die Kelag eine weitere leistungsfähige E-Ladestation in Betrieb genommen. „Mit Arnoldstein haben wir jetzt in Kärnten unser Netz von La- destationen für Elektrofahrzeuge auf 65 Standorte ausgebaut“, sagte Kelag-Vorstand Manfred Freitag. „Wir alle sind dringend dazu angehalten, Maßnahmen zur Emissionsminderung zu setzen. Deshalb unterstützen wir die Errichtung von moderner Ladeinfrastruktur“, betonte Bürgermeister Erich Kessler, am Bild mit Umweltreferentin Michaela Scheurer und Kelag-Vorstand Manfred Freitag (von links). Foto: ELBE REGISTRIERKASSEN: ELBE-TEAM HILFT Die Registrierkassenpflicht ist derzeit in aller Munde. Das ELBE-Kassen-Team mit Geschäftsführer Maximilian Fleissner (Foto) schafft Abhilfe und unterstützt seine Kundinnen und Kunden mit individuellen lösungsorientierten Angeboten im ELBE-Mietservice oder -Kauf. ELBE, seit 1986 als EDV-Fachhan- delspartner eine der ersten Adressen, setzt auf die Qualität seiner Produkte und auf das persönliche Service. Das geschulte Kassentechniker-Team erfüllt alle Programmierungswünsche, wie zum Beispiel die Eingabe der Artikel, Programmierung von Foto: Kelag Tischplänen und Ähnliches. ÖKOLOGISCH UND ENERGIEAUTARK Mit dem „Landsitz“ wird jetzt in Landskron eine außerordent- liche Projektidee realisiert: Ökologisches und energieautarkes Landleben in Stadtnähe. Geplant sind elf Qualitätswohnhäuser mit Eigentumswohnungen, die keine Wünsche offen lassen. Das Areal – mit einer großzügigen Parklandschaft – ist rund vier Hektar groß. Moderne Architektur und offene, städtebauliche Strukturen waren die Eckpfeiler der Projektentwicklung. Am Bild von links Christoph Aste (Energie), Fritz Katzianka (Archi- tekt), Johann Grandits (Grand Immobilien) und Josef Knappin- ger (Garten) während der Projektvorstellung. Foto: Infineon BEISPIELHAFTE SPENDENAKTION Dank der Spendenfreudigkeit der Infineon-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter wurde kürzlich über 50 Flüchtlingskindern ein erfolgreicher Schulstart mit liebevoll gepackten Schultaschen und Schultüten ermöglicht. „Das Projekt hat einmal mehr ge- zeigt, was möglich ist, wenn Menschen zusammenhelfen. Wir bedanken uns bei allen, die die Aktion unterstützt haben, und freuen uns nach diesem Erfolg umso mehr auf unsere nächste Spendeninitiative“, zeigten sich die engagierten und mit viel Umsicht aktiven Vereinsgründerinnen Ursula Meyer und Anita Ogris begeistert („Netzwerk für Menschen“).
6 Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser: „Wir müssen in der Flüchtlingsfrage so handeln, so vermitteln und so umsetzen, dass die Kärnt- ner Bevölkerung selbst zu einem aktiven Teil der Gesinnungsethik wird!“ Foto: Land Kärnten „Sind erfreulicherweise so erzogen worden“ Die Flüchtlingsfrage in der Gesinnungs- und Reihe von Vorhaben, an denen wir lange gearbeitet haben, auf Verantwortungsethik, die Hypo-Heta-Be- Zukunftsschiene gebracht. Als gutes Beispiel steht hier etwa drohung fürs Land, Jugendbeschäftigung, die Forschungspartnerschaft Süd mit dem Joanneum Research im Lakeside Park Klagenfurt. Ob es nun um die kürzlich erfolgte die Folgen der wachsenden Speckgürtel, Eröffnung des Carinthian Tech Research Villach, den 20-jährigen die Entwicklung Villachs. Im Gespräch mit Bestand der Fachhochschule mit einer sehr klaren Zukunftsvi- Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser. sion, die Kooperation zwischen Uni Klagenfurt und der Region, Die Medien spiegeln fast tagebuchartig Ihr Arbeitspensum das Bosch-Mahle-Werk in Unterkärnten mit 200 zusätzlichen wider. Ein Termin jagt bei Ihnen offenbar den anderen. Wie Arbeitsplätzen, den Villacher Großbereich mit Infineon mit schaffen Sie das, woher holen Sie die Energie? Reinraumtechnologie oder Halbleiter-Weiterentwicklungen LH DR. PETER KAISER: Fast täglich betreibe ich bis zu einer geht – wir sind eigentlich gut unterwegs. Doch der Aufarbei- Stunde Sport. Vor allem mein morgendlicher Lauf, heute bei- tung der Vergangenheit als eine der Hauptaufgaben des Landes spielsweise rund sieben Kilometer, hält mich fit und gibt aber kann man nicht entgehen, weil es in der Gegenwart mit den auch die notwendige Zeit zum Nachzudenken. Das ist aber nur Haftungen von 11,5 Milliarden Euro für Kärnten eine allgegen- möglich, weil ich ein hervorragendes Team zur Seite habe. Das wärtige und existenzbedrohende Situation geht. erleichtert alles enorm. IN DEN NÄCHSTEN MONATEN… „WIR SIND EIGENTLICH GUT UNTERWEGS“ Hypo, HCB, Abwanderungen, Finanzprobleme, Sparzwang – fast Wie ebenfalls fast täglich nachzulesen ist, sind Sie zeitlich über unlösbare Aufgaben, mit denen Sie fast täglich konfrontiert weite Strecken mit der Aufarbeitung der Negativentwicklung werden. Können Sie noch schlafen? in der Vergangenheit beschäftigt. Ist da noch Platz für Visionen, KAISER: Ja, ausgezeichnet, dafür vielleicht etwas weniger, aber für die Zukunftsentwicklung unseres Landes? umso intensiver! Die Heta-Hypo-Probleme sind jetzt in einer KAISER: Gerade in den letzten drei, vier Wochen haben wir eine entscheidenden Phase. Innerhalb der nächsten sechs, sieben
7 Monate wird hier die Entscheidung fallen, ob es gelingen wird, Im Entwicklungsplan ist auch enthalten, dass wir die Zahl der gemeinsam mit dem Bund den Gläubigern ein Angebot zu prä- Studierenden von 2000 auf 3000 entwickeln wollen, mit einer sentieren, das einerseits angenommen wird und zum anderen leichten Verschiebung Richtung Technik. dem Land Zukunftsperspektiven lässt und uns mit dem Beitrag, den wir zu leisten haben werden, nicht überfordert. Dass wir in ENGER GECLUSTERT UND ABGESTIMMT diesem Zusammenhang Kelag-Anteile veräußern, kommt für mich nicht in Frage. Technologiepark Villach – Lakeside Park Klagenfurt: Ihre Sicht- barkeit am globalen Markt ist eher als gering einzuschätzen. GESINNUNG UND VERANTWORTUNG Gibt es Bestrebungen die Stärken der Städte Klagenfurt und Villach zu verbinden? Die Flüchtlingsfrage polarisiert und berührt und wird Europa KAISER: Im europäischen Maßstab ist eine Region, in der sich wahrscheinlich noch über einen langen Zeitraum bewegen und zwei Städte auf 30 Kilometern treffen, praktisch schon als beschäftigen. Wie sehen Sie persönlich die Problematik? Einheit zu sehen. Nun haben wir mit dem steirischen Landes- KAISER: Nachdem wir ja die Ursachen nicht bekämpfen können, hauptmann vereinbart, dass wir eine enge Kooperation und die gibt es eine Gesinnungsethik, die besagt – wir sind erfreulicher- gemeinsame Entwicklung einer starken Südachse unter Einbe- weise so erzogen worden –, dass wir helfen, wenn Menschen ziehung der Alpen-Adria-Region anstreben wollen. Automotiv- in Not sind. Parallel dazu gibt es aber auch eine Verantwor- Elektronik auf der einen Seite als Input, Halbleiterbereich, tungsethik: Wir müssen so handeln, so vermitteln und so Reinraumtechnologie auf Kärntner Seite, dazu zusätzliche umsetzen, dass die Kärntner Bevölkerung nicht das Gefühl hat, Impulse aus dem oberitalienischen, slowenischen und kroati- hintan zu stehen, sondern dass sie selbst zu einem aktiven Teil schen Bereich. Hier wollen wir versuchen, enger geclustert und dieser Gesinnungsethik wird. Wenn wir Gesinnung und Verant- aufeinander abgestimmter zu arbeiten. wortung immer wieder in Relation zueinander bringen, werden wir dieses Problem bewältigen können. CHANCE AUF EU-FORSCHUNGSGELDER IHS THEMATISIERT „BRAIN-DRAIN“ Im Technologiepark Villach wurde kürzlich der High Tech Campus eröffnet, als erster Schritt für mögliche Erweiterungen. Dieser Tage wurde der aktuelle IHS-Wirtschaftsbericht für Kärn- Welche Hoffnungen verbinden Sie damit? ten präsentiert. Ist der Bericht für die Regierungsarbeit und die KAISER: Als wesentlichen Input erwarte ich mir größere For- Zukunft des Landes eine praktikable Handhabe? schungs-, Entwicklungs-, Technologie- und Innovationsfelder. KAISER: Statt Lob und Schulterklopfen in der Politik habe ich In diesem Zusammenhang bietet sich uns auch die Chance, lieber kritische Hinweise. IHS-Berichte sind sehr kritisch, sie EU-Forschungsgelder zu lukrieren. Wir schaffen die Rahmenbe- schönen nicht. IHS zeigt auf, wo es Defizite gibt, denen begeg- dingungen dazu. Sie müssen dann über Forschungs-, Entwick- net werden kann. Was diesmal auch thematisiert wurde, ist lungs- und Innovationsprojekte von den Unternehmungen der so genannte „Brain-Drain“, also weg von Kärnten. Eine der genützt werden. Hauptursachen dafür ist unsere überdurchschnittlich hohe und österreichweit führende Anzahl an Maturantinnen und Matu- „ENTWICKLUNG IST UNUMKEHRBAR“ ranten. Bis zum Alter von 24 Jahren erfolgt die größte Abwan- derung. Kärnten hat im universitären Bereich im Vergleich zu Immer mehr Menschen verlassen Täler und Randbereiche. Der anderen Städten manche Angebote nicht. Das wird sich auch Zentralraum Kärnten und insbesondere die Speckgürtel von Vil- künftighin kaum verändern, ich denke zum Beispiel an Medizin. lach und Klagenfurt wachsen. Mit welchen Herausforderungen Tatsache ist jedoch, dass wir eine relativ hohe Anzahl an Lehr- – zum Beispiel an die Raumplanung – ist in den kommenden lingen haben. Damit ist garantiert, dass wir auch in Zukunft Jahren zu rechnen? Fachkräfte haben werden. KAISER: Diese Entwicklung ist aus meiner Sicht unumkehr- bar. Das ist kein Kärntner, österreichisches oder europäisches „LEICHTE VERSCHIEBUNG ZUR TECHNIK“ Spezifikum, die Entwicklung ist global. Damit es bei uns nicht zur Verödung von Landstrichen kommt, ist eine kluge Raum- Dieser Tage feierte die Fachhochschule Kärnten ihren 20. ordnungspolitik gefragt. Kärnten hat hier als eine der ersten Geburtstag. Sind Sie zufrieden mit der FH-Entwicklung oder Regionen Europas über die Nationalpark-Idee zur Erhaltung erkennen Sie Veränderungspotenzial? von Kultur- und Landschaftsraum ein Zeichen gesetzt, und KAISER: Die mit der FH abgeschlossene Finanz- und Leistungs- zwar durch Abgeltung. Allerdings wird es zur Ausweitung der vereinbarung trägt jetzt dazu bei, dass wir eine sichere Basis Schutzräume kommen müssen. Das heißt für mich, was in den für die Weiterentwicklung und Schwerpunktsetzungen haben, Zentralregionen erwirtschaftet wird, muss in einem gewissen und zwar in Richtung Technik und Gesundheitsberufe. Das ist Ausmaß auch in Randregionen, in deren Erhaltung und deren aus meiner Sicht für die Gesellschaftsentwicklung sehr wichtig. Nutzung investiert werden.
8 „Es liegt jetzt einfach die Realität auf dem Tisch“ Kleine Zeitung: Ihre Markenbausteine sind Qua- lität, Unabhängigkeit, Lebensnähe, Verantwor- tung, Am Puls der Zeit und Dialog. In Kärnten (mit Osttirol) acht Regionalredaktionen. Auflage Kärnten/Osttirol: 100.000. Leser: über 250.000. Mit Antonia Gössinger, Jörg Haiders „Lieblings- Feindin“, liegt die Chefredaktion in Klagenfurt seit heuer erstmals in Kärntner Händen. Gössin- ger folgte auf Heinz Stritzl, Reinhold Dottolo und Eva Weissenberger. Wir leben in Kärnten landespolitisch sozusagen in der Nach- Haider-Zeit. Was hat sich seit seinem Tod verändert? GÖSSINGER: In Kärnten hat sich einmal der politische Stil gravierend verändert. Wir sind jetzt wieder zu normalen Verhältnissen, zu einem normalen Umgang miteinander zurückgekehrt, im Umgang mit politischen Mitbewerbern und auch im Umgang mit den Medien. Zudem ist nun mit Schönfärberei Schluss, und es liegt jetzt einfach die Realität auf dem Tisch, und die ist natürlich ein sehr schweres Erbe. „KEINE POLITISCHE MISSION“ Mit Antonia Gössinger liegt die Chefredaktion in Klagenfurt erstmals in Kärntner Händen. Die Kleine Zeitung erreicht mit einer Die Kleine Zeitung und vor allem auch Ihre Person als frühere Auflage von rund 100.000 Stück täglich über 250.000 Kärntner und Leiterin der Politikredaktion haben ja fast täglich auf Unge- Osttiroler. Foto: Kleine Zeitung reimtheiten in der Haider-Politik hingewiesen. Allerdings hat sich dies auf das Wählerverhalten kaum ausgewirkt. Welche GÖSSINGER: Das Krisenmanagement ist angesichts der vielen Lehren ziehen Sie daraus? Baustellen, die derzeit das Land hat, natürlich sehr schwierig. GÖSSINGER: Die Lehre ist die, dass man als Journalist einfach Das HCB-Ereignis ist aus meiner Sicht sehr schlecht gelaufen. nur seinem Berufsethos verpflichtet sein sollte: Hintergründe Hier wurde sehr unkoordiniert vorgegangen. Die Verantwortli- ausleuchten, die Politik kritisch zu beobachten, zu beglei- chen waren im Krisenmanagement stets hinterher, ähnlich die ten und zu kommentieren. Die Schlüsse daraus zu ziehen, Situation bei Heta und Hypo. Das Land kann eigentlich immer bleibt dem Wähler überlassen. Wir haben keine politische nur reagieren, und das ist die denkbar schlechteste Position. Mission, sondern allein die Aufgabe einer korrekten Bericht- erstattung. Persönlich hat mich jedoch Jörg Haider zu seinem „KRISE ALS CHANCE NÜTZEN“ Feindbild gestempelt, und das ist vor seinen Leuten durch Beschimpfungen auch wirklich auf fruchtbaren Boden ge- LH Dr. Peter Kaiser musste also Altlasten ungeahnten Ausmaßes fallen. Heute kommen aber immer noch Leute zu mir und übernehmen – hat Kärnten Zukunft beziehungsweise über- sagen: Wir haben Ihnen Unrecht getan. Jetzt sehen wir, dass haupt Zukunftspotenzial? Sie mit den vielen Hinweisen doch recht gehabt haben. GÖSSINGER: Kärnten hat ein enormes Zukunftspotenzial. Das sind einmal die Menschen mit ihrer Kreativität, ihrem Enga- „DENKBAR SCHLECHTE POSITION“ gement. Dazu kommen unsere geopolitische Lage am Schnitt- punkt dreier Kulturkreise und auch die Schönheit des Landes. Hypo, Heta, HCB, Abwanderung, Finanzdesaster, Sparzwang – Daraus wären Visionen abzuleiten. Leider wird noch immer wie sehen Sie das Krisenmanagement des Landes? alles von Altlasten überdeckt. Auch wir als Medium müssen
9 sehr aufpassen, das Land nicht in Depression zu schreiben. In „DIE ZEITUNGEN WURDEN TOTGESAGT“ diesem Zusammenhang hat jetzt die Kleine Zeitung eine Serie laufen, die Krise als Chance zu nützen. Wir reden dabei mit Wie sehen sie die Zukunft für lokale Medien – wird es Ihrer Mei- renommierten und kreativen Menschen: Sie stellen dar, was nung nach in zehn Jahren noch Tageszeitungen geben? Kärnten tun kann und tun sollte. Dies ist unser Beitrag mit dem GÖSSINGER: Also, die Tageszeitung wird’s meiner Meinung Versuch, eine optimistische Stimmung zu vermitteln. nach immer geben, aber es ist nicht sicher, in welcher Form. Mit dem Aufkommen des Internets in den 1990er Jahren INTERVENTIONEN: KEINE CHANCE! wurden ja gedruckte Zeitungen schon totgesagt, aber sie leben noch immer. So schnell wird sich das auch nicht ändern, weil Wurde und wird von politischer Seite versucht, Einfluss auf die es einfach Leser gibt, die etwas in der Hand haben wollen. Berichterstattung Ihres Blattes zu nehmen? GÖSSINGER: Wir wurden zwar in der Vergangenheit immer KINDER ANS LESEN HERANFÜHREN wieder unter Druck gesetzt, aber seit es die politische Wen- de gegeben hat, werden wir als Medium wieder respektiert. Die Jugend wächst heute mit einer Vielfalt digitaler Medien auf. Interventionen haben bei uns prinzipiell keine Chance. Was unternimmt Ihr Blatt, um die Jugend für die Print-Ausgabe zu gewinnen? VILLACH WICHTIGSTER STANDORT GÖSSINGER: Hier haben wir ein ganz großartiges Projekt, nämlich unsere Kleine-Kinderzeitung, die einmal in der Helmut Manzenreiter hat wie kein anderer Bürgermeister vor Woche erscheint – angesprochen werden darin Kinder zwi- ihm Villach geprägt. Wie sehen Sie die wirtschaftliche Entwick- schen vier und 14 Jahren – und die wir sehr kindgerecht lung und politische Situation von Kärntens zweitgrößter Stadt? gestalten. Mit einem breiten Spektrum an Inhalten ver- GÖSSINGER: Villach hat natürlich als Stadt eine großartige suchen wir so die Kinder zum Lesen heran zu führen. Entwicklung gemacht. Politik schafft ja keine Arbeitsplätze, hat aber die Aufgabe, für die nötigen Rahmenbedingungen „100 PROZENT UNABHÄNGIGKEIT“ zu sorgen. Hier wurde in Villach über Jahrzehnte sehr struk- turiert und fokussiert gearbeitet. Man sieht ja das Ergeb- Anzeigen und Redaktion – wie unabhängig ist die Redaktion nis: Villach ist der wichtigste Industriestandort Kärntens, der Kleinen Zeitung? ein zukunftsträchtiger Standort mit großer Strahlkraft. GÖSSINGER: Die Unabhängigkeit ist zu einhundert Prozent gegeben. Es gibt eine strikte Trennung zwischen Anzeigen und „BOULEVARD IST MITBEWERBER“ Redaktion. Wie sehr setzt der Boulevard einem seriösen Blatt wie Ihrem zu? KLATSCH HAT DIE MEISTEN ZUGRIFFE GÖSSINGER: Der Boulevard ist Mitbewerber. Wir verste- hen uns hingegen als regionale Qualitätszeitung. Ausdruck Wie wichtig ist Klatsch? dafür sind nicht nur unsere acht regionalen Print-Ausgaben, GÖSSINGER: Ganz wichtig sogar. Ich selber bin zum Beispiel sondern wir stellen auch auf unseren multimedialen Platt- eine leidenschaftliche „Bunte“-Leserin, weil ich es faszinie- formen die Regionalität in den Vordergrund. Das ist unser rend finde, dass einzig und allein mit Gesellschaftsbericht- Atout, und wir lassen uns dabei vom Boulevard nicht be- erstattung erfolgreich eine Zeitung gestaltet werden kann. einflussen. Wir betreiben keinen Kampagnen-, sondern Wir wenn tagsüber die Online-Zugriffe verfolgen, stellen wir einen seriösen Journalismus. Der Erfolg gibt uns recht. fest, dass Klatschgeschichten mit Abstand die meisten Zu- griffe haben. Was uns betrifft, sind wir natürlich bestrebt, E-PAPER – 24 STUNDEN ONLINE Klatsch-Meldungen auf entsprechendem Niveau zu halten. E-Paper: Welchen Stellenwert nimmt die Online-Berichterstat- DAS KAPITAL DER JOURNALISTEN tung innerhalb der Kleinen Zeitung ein? GÖSSINGER: Einen ganz enormen! Wir setzen jetzt ganz stark Haben Sie Vorbilder in der schreibenden Zunft? darauf, möglichst schon über 24 Stunden online zu informieren. GÖSSINGER: Vor allem unser langjähriger Chefredakteur Erst vor kurzem haben wir unsere App adaptiert, wodurch wir Heinz Stritzl, bei dem ich dieses Gen des absoluten Un- individuell auf die jeweilige Person und Region zugeschnittene abhängigseins mitbekommen habe, sich von nichts und Nachrichten liefern können. Dabei sollte die gedruckte Zeitung, niemanden beeinflussen zu lassen und sich einfach dem die am nächsten Tag erscheint, mehr bieten, als die Online- Berufsethos verpflichtet zu fühlen. Große Hochachtung Berichterstattung. Das ist für unser Redaktionsteam stets aufs habe ich von Anneliese Rohrer. Von ihr habe ich den wich- Neue eine große Herausforderung. tigsten Satz für mich mitgenommen: „Journalisten verfü- gen über ein einziges Kapital: ihre Glaubwürdigkeit.“
10 „Massive Schubumkehr in unserer Altstadt!“ Finanzplan und Schwerpunkte 2016, Diskussio- MÖGLICH ODER NICHT MÖGLICH nen um Kelag-Zukunftsfonds, Trendumkehr in der Altstadt, Hagelkatastrophe, Generationen- Sie bekleiden nunmehr bereits über sechs Monate das Bürger- meisteramt der Stadt Villach. Wie schaut Ihre Bilanz aus, welche park, Flüchtlinge: Im Gespräch mit Bürgermeister Erfahrungen haben Sie bislang in dieser Position gemacht? Günther Albel, auch über seine Erfahrungen nach ALBEL: Der Tag ist einmal länger geworden… Eine erste Erfah- rund sechs Monaten als Stadtchef. rung ist die Tatsache, dass die Kommunikation mit den Men- schen oder mit denen, die Probleme haben, ganz wichtig ist. Herbstzeit ist auch Budgetzeit fürs kommende Jahr. Wie schaut Diese Gespräche möchte ich verstärkt führen. Es ist auch sehr die aktuelle Finanzlage der Stadt im Hinblick auf 2016 aus? bedeutsam, den Menschen gleich zu sagen, was möglich oder BÜRGERMEISTER GÜNTHER ALBEL: Unsere Finanzlage schaut nicht möglich ist. im Wesentlichen gut aus. Ich sage aber bewusst „im Wesentli- chen“, weil ja aus Klagenfurt fast täglich neue Hiobsbotschaften ALTSTADT: SCHUBUMKEHR kommen, jedoch nicht gesagt wird, wo das Land schlussendlich Maßnahmen setzen wird. Es ist, was unsere Stadt betrifft, je- Die Villacher Altstadt legt mit einer Reihe neuer Geschäfte doch anzunehmen, dass beispielsweise der Betrieb der Alpen mächtig zu. Worauf führen Sie das zurück? arena oder die Stadthalle betroffen sein werden. Dazu bekom- ALBEL: Ja, die Altstadt boomt, und ich möchte sogar sagen: Es men Vereine kaum noch oder überhaupt keine Subventionen mehr. Darüber hinaus geht die Steuerreform des Bundes auch ganz stark zu Lasten der Städte und Gemeinden. BUDGET 2016: STRIKTE SPARZIELE Wie laufen oder wie sind die Budgetverhandlungen mit den anderen Parteien verlaufen – wo spießt es sich, wo herrscht Einvernehmen? ALBEL: Die Budgetverhandlungen laufen unter strikter Einhal- tung von Sparzielen. Das habe ich vorgegeben. Diese Vorgaben wurden von den Parteien auch im Wesentlichen akzeptiert. Lei- der hat die ÖVP noch keine Erkenntnis dafür, dass wir in Villach den eingeschlagenen effizienten, nachhaltigen Weg fortsetzen wollen. Die Volkspartei meint offenbar, das Geld sei einfach nur so vom Bankomaten abzuholen. ARBEITSPLÄTZE, SOZIALES, INTEGRATION Welche Schwerpunkte wird der Haushaltsplan für 2016 beinhal- ten? ALBEL: Es geht uns vor allem darum, dass wir mit Bauinvestiti- onen Arbeitsplätze sichern. Die Umsetzung der neuen Sportan- lage in Landskron mit einem Investitionsvolumen von rund fünf Millionen Euro steht dabei ganz oben auf. Daneben wird auch in Soziales kräftig investiert. „Stark für die Schwachen“ heißt hier unsere Devise. Starke Impulse wollen wir 2016 auch in Richtung Integration setzen. Ich kann sagen, wir leben in Villach Integration, und wir haben uns dafür als erste Stadt in Kärnten Bürgermeister Günther Albel: „In der Altstadt hat eine massive ein eigenes Leitbild erarbeitet. Schubumkehr eingesetzt.“ Foto: Stadt Villach
11 hat hier eine massive Schubumkehr eingesetzt. Ausgelöst einer- seits durch die Maßnahmen der Stadt, andererseits hat auch ein Umdenken eingesetzt. Viele verkaufen ihre Häuser und kehren in die Stadt zurück, weil hier einfach alles vorhanden ist. Dazu kommt noch unsere Start-up-Förderung, die ein wesentli- cher Anreiz für Unternehmensgründungen ist. KATASTROPHE SCHWEISST ZUSAMMEN Villach wurde im Juli von einem schweren Hagelunwetter heim- gesucht. Konnten die Schäden, was die städtische Infrastruktur betrifft, bereits beseitigt werden? ALBEL: Die Schäden sind noch nicht in vollem Umfang besei- tigt. Aber alle haben vom ersten Tag an – Bundesheer über Stadtgarten, Wirtschaftshof und Feuerwehren – mit großem Engagement mitgeholfen, die größten Schäden schnellstmög- lich zu beheben. Das kostet unserer Stadt allerdings Millionen. Die Katastrophe am 8. Juli hat aber auch gezeigt, dass es in der Bevölkerung mit den Vereinen und Gruppierungen, wenn es darauf ankommt, einen enormen Zusammenhalt gibt, den ich in dieser Form noch nie erlebt habe. Darauf bin ich sehr stolz! NEU: GENERATIONENPARK Die Draupassagen im Bereich der Bahnhofstraße sind passé. Jetzt kündigt sich ja mit dem Generationenpark ein hochwerti- ges Wohnprojekt an. Wie weit ist die Entwicklung dieses Vorha- bens bereits gediehen? ALBEL: Mit Gerhard Mosser haben wir nun einen Investor, der in Villach schon sehr viel umgesetzt hat und von dem man weiß, dass er seine Ankündigungen auch einhält. Als erster Schritt wurde vereinbart, die Baulücke in der Bahnhofstraße – das soll in den nächsten eineinhalb Jahren erfolgen – mit Geschäftsflächen zu schließen. In der Folge soll dann dahinter das Generationenwohnen realisiert werden, wobei im Innern der Anlage ein öffentlich zugänglicher Park geschaffen werden soll. Wir haben uns auch darauf geeinigt, dass versucht wird, die zuvor bereits an dieser Stelle geplante Kletterhalle in das Projekt zu integrieren. Wir arbeiten intensiv daran. EINE STARKE ZIVILGESELLSCHAFT Villach ist ja mit der Nähe zu Slowenien und Italien auch Grenz- stadt. Inwieweit ist Villach für einen Ansturm oder die Aufnah- me von Flüchtlingen vorbereitet? ALBEL: Unser Flüchtlingskoordinator Andreas Stroitz organisiert mit den verschiedensten Vereinen und Institutionen die Ver- sorgung und Unterbringung der Ankommenden. Der intensive Kontakt und das erfolgreiche Zusammenwirken der verschie- denen Organisationen hat ein überaus starkes Villach gezeigt, eine überaus starke Zivilgesellschaft.
12 „Kärnten hat ein großes Zukunftspotenzial“ Wie entwickelt sich die Konjunktur? Wo liegt derzeit in Kärnten eine krisenhafte Situation. Stichwort: Hypo. unser Zukunftspotenzial? Hemmt die Bürokratie Kurzfristig müssen wir schauen, das Image Kärntens in ein unternehmerische Initiativen? Wie wichtig ist das neues Licht zu stellen. Alle sprechen von Skandalen, aber kaum Image für den Standort? Mit dem Präsidenten der Industriellenvereinigung Kärnten, Christoph Kulterer, zudem im Gespräch über seine IV- Zielvorstellungen, die Bedeutung des Standortes Villach oder die Folgen der Russland-Sanktionen. Was sind die Aufgaben der Industriellenvereinigung? CHRISTOPH KULTERER: Wir haben hier im Wesentlichen drei Säulen: Das eine ist die Lobbying-Arbeit für wirtschaftspoliti- sche Themen. Das heißt, wir wollen die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und Industrie in Kärnten verbessern. Eine weitere Aufgabe ist natürlich unser aktives Mitgliederservice mit dem Zugang zu unseren Experten in Wien. Die dritte Säule ist unser Netzwerk, das die Unternehmer verbindet. BESSER ALS VOR ZWEI, DREI JAHREN Wie entwickelt sich die Konjunktur, wie ist die Auftragslage für die heimische Industrie? KULTERER: Den Unternehmen geht’s besser als noch vor zwei, drei Jahren. Das ist über die Branchen hinweg sehr unterschied- lich, sehr volatil, also oft auch kurzfristig sehr veränderlich. Ganz schwer hat’s die Baubranche, weil derzeit einfach ganz wenig investiert wird. Bereiche wie Elektronik oder Maschinen- bau laufen teilweise gut, auch die exportierende Holzindustrie läuft wieder besser. GROSSES ZUKUNFTSPOTENZIAL Wie geht‘s der Kärntner Wirtschaft insgesamt, haben wir Zu- kunftspotenzial? KULTERER: Wir haben sogar ein sehr großes Zukunftspotenzial. Wir müssen uns vielleicht nur noch stärker fokussieren, und zwar besonders auf das Zukunftsthema „Industrie 4.0“, das heißt, die Einbeziehung der Internet-Möglichkeiten direkt in die Produktionsprozesse. Gewinner werden jene sein, die sich Christoph Kulterer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten schnell anpassen und auch rasch Lösungen bieten können. sowie CEO und Eigentümer der Hasslacher Norica Timber Gruppe (Sachsenburg): „Langfristig sollte es gelingen, dass Kärnten in VOM NEGATIVEN TRIPLE-A ZUM TRIPLE-I Österreich zu einer der stärksten Wachstumsregionen wird.“ Foto: IV Welche Ziele haben Sie sich als Präsident kurz-, mittel- und jemand kennt die positiven Seiten Kärntens. Es ist unser Ziel, langfristig gesetzt? dies einfach stärker in den Vordergrund zu rücken, vor allem die KULTERER: Wir leben in einer sehr spannenden Zeit, haben aber enorm innovativen Unternehmen, die sich mit großem Erfolg
13 behaupten. Langfristig sollte es gelingen, dass Kärnten inner- internationale und heimische Investoren auswirkt? halb Österreichs zu einer der stärksten Wachstumsregionen KULTERER: Das Image ist meiner Meinung nach für einen wird, und zwar mit dem Umkehrschub vom negativen Triple- Standort ein sehr großer Treiber. Deshalb zählt es auch zu un- A – Arbeitslosigkeit, Abwanderung und Armut – über gezielte seren Kernthemen, am Image zu arbeiten, das Positive und die Investitionen zum Triple-I, also zu Investitionen, Internationali- Chancen, die Kärnten bietet, in den Vordergrund zu stellen. Na- sierung und Innovation. türlich ist noch abzuwarten, wie Themen wie Hypo, HCB und so weiter schlussendlich ausgehen. Jetzt muss der Fokus auf das FLUGHAFEN WIRTSCHAFTSFAKTOR gut Funktionierende gerichtet werden. Dabei gilt es auch, die Drei-Länder-Region, in der wir leben, noch besser zu vernetzen. Was sehen Sie die geplante Übernahme des Klagenfurter Das löst Wachstum aus. Flughafens durch private Unternehmer? KULTERER: Der Flughafen ist gerade für die Industriebetriebe „NACH WIE VOR ÜBERVERWALTET“ in Kärnten ein wesentlicher Faktor. Dies wird uns bei allen unseren Mitgliederumfragen deutlich bestätigt. Deshalb war Bei einem verschuldeten Haushalt und dem Damoklesschwert es auch immer eine Forderung der Industriellenvereinigung, möglicher Hypo-Haftungszahlungen mehr investieren anstatt den Flughafen zu stärken. Wenn es nun – es muss ja vor allem zu sparen: Wäre dies ein passables Konzept für die kommenden die Landebahn saniert werden – private Investoren gibt, kann Generationen? sich für alle eine Win-Win-Situation entwickeln. Damit wir KULTERER: Was Entscheidungen hemmt, ist die Tatsache, dass nicht international den Anschluss verlieren, ist es unser Ziel, man noch nicht weiß, wie die Hypo-Sache ausgehen wird. Wir den Flughafen einfach als Regionalflughafen für Kärnten zu werden auf jeden Fall noch mehr Schulden haben als heute, sichern. Wenn Kärnten nicht mehr auf der Airport-Landkarte wissen aber nicht, wie hoch die Schulden sein werden. Es ist aufscheinen sollte, werden auch Investitionen anderswo aber zu schauen, wo wir grundsätzlich Potenziale heben kön- passieren. nen. Wir sind in Kärnten nach wie vor überverwaltet. Hier ist aus meiner Sicht Reform- und Kostenpotenzial vorhanden, um „DIESER GEIST IST HINEIN ZU TRAGEN“ es dann für produktive Bereiche einzusetzen. Bürokratie ist quasi ein Dauerthema, auch in Kärnten. Kann die VILLACH HAT GROSSES POTENZIAL Bürokratie unternehmerische Initiativen hemmen? KULTERER: Wir bekommen in immer schnelleren Zyklen immer Wie bewerten Sie aus Sicht der Industriellenvereinigung insge- mehr gesetzliche Vorgaben. Doch sollte es so sein, dass die samt strukturell den Wirtschaftsstandort Villach? jeweiligen Verwaltungen stets Lösungswege und nicht das Pro- KULTERER: Villach liegt natürlich geographisch in einer interes- blem vor Augen haben. Dieser Geist ist hinein zu tragen, auf die santen Lage, an den Verkehrsknotenpunkten, und hat vor allem Landesebene genauso wie auf die Bezirks-, aber vor allem die im Elektronik- und Hightech-Bereich enorm viel aufgebaut und kommunale Ebene, weil eben viele wichtige Weichenstellungen in dieser Hinsicht auch ein großes Potenzial. Rund zwei Drittel wie etwa Widmungsfragen schon hier vorgenommen werden. der Beschäftigten verteilen sich auf Hightech-Unternehmen. Im restlichen Kärnten sind es nur etwa 39 Prozent. Aufholbedarf GESUCHT: FACHARBEITER hat Villach jedoch bei Unternehmensgründungen. Was Start- ups und junge, innovative Unternehmen betrifft, ist Villach eher Werden von der heimischen Industrie aktuell Mitarbeiter ge- unterdurchschnittlich unterwegs. Hier sollte angesetzt werden, sucht? Wenn ja, für welche Bereiche werden sie gesucht? um nicht irgendwann den Anschluss zu verlieren, wenn einer KULTERER: Wir suchen vor allem Facharbeiter, die etwa in den der Großen einmal schwächeln sollte. Bereichen Mechatronik, Elektronik, aber auch Mechanik und so weiter, eine fundierte handwerkliche Ausbildung mitbringen. FORDERUNG NACH SPARSAMKEIT Dazu zählt IT-Wissen schon fast zum Standard. Es gibt heute auch schon in klassischen Industriebereichen wie der Holzin- Welche Impulse erwarten Sie sich nach den Versäumnissen der dustrie kaum noch Arbeitsplätze, wo nicht Computer bedient vergangenen Jahre von der Landesregierung für unser Bundes- werden müssen. Es gibt natürlich auch Sektoren, auf denen ein land, für unsere Wirtschaft? Überangebot an Arbeitskräften vorhanden ist, etwa am Bau. Es KULTERER: Uns ist bewusst, dass wir in dieser schwierigen muss unsere Aufgabe sein, Konzepte zu entwickeln, um diese Kärntner Situation keine besonderen Forderungen nach För- Menschen rasch in anderen Branchen unterzubringen. derungen stellen können – aber sehr wohl die Forderung nach Sparsamkeit, um dann zum gegebenen Zeitpunkt wieder freie IMAGE – EIN GROSSER STANDORT-TREIBER Mittel zur Verfügung zu haben. Bei der Ausbildung der Jugend und im Bereich der Innovation darf es jedoch keinesfalls zu Unser Image als Wirtschaftsstandort ist derzeit ja nicht das einer Reduzierung der Mittel kommen. Beste. Spüren Sie, dass sich dies möglicherweise auf potenzielle
14 Villach: Stromversorgung für Jahrzehnte gesichert! Die Anlage soll bis Mitte 2017 ans Netz gehen. „Wir liegen ausgezeichnet im Zeitplan“, betont Projektlei- ter Dipl.-Ing. Gernot Kowatsch und meint damit die Errichtung des neuen Umspannwerkes bei Fürnitz durch die KNG-Kärnten Netz GmbH (Kelag) und einer neuen 110-kV-Leitung zum bestehenden Um- spannwerk in Landskron. D ie Ausmaße der Baustelle bei Fürnitz sind für Kärnten schen Umspannanlage und Siedlungsbereich wurde in Richtung mit rund zweieinhalb Hektar rekordverdächtig, doch Westen durch einen mächtigen und begrünten Erdwall gekappt. von den Siedlungsbereichen her kaum einsehbar. Der- „Die 110-kV-Freileitung führt über rund zwölf Kilometer von Für- zeit wird von der Kelag und der Austrian Power Grid (APG) für nitz bis Landskron, gute sechs Kilometer queren die Dobrowa, die gemeinsame Errichtung des 220/110-kV-Umspannwerkes wo die Leitung größtenteils in einer ausgedehnten Waldsenke und des entsprechenden Betriebsobjektes sozusagen der Boden verläuft“, erklärt Dipl.-Ing. Kowatsch. Im nördlichen Leistungs- bereitet, also die tatsächliche Baufläche geschaffen. Höheres bereich wird die Trasse parallel zur Südautobahn geführt und Gelände wurde angetragen, Mulden aufgefüllt und zur Sta- damit Siedlungsräumen so weit als möglich ausgewichen. bilisierung des Untergrundes über 5000 acht bis zwölf Meter lange Kiessäulen ins Erdreich gesetzt, was einer Gesamtlänge SPEKTAKULÄRE HUBSCHRAUBEREINSÄTZE von rund 50 Kilometern entspricht. Auch der Leitungsbau ist auf Schiene. Die Arbeiten sind ja kaum GELÄNDE OPTIMAL GENÜTZT übersehbar, weil unter anderem auch in spektakulären und für die Bevölkerung aufsehenerregenden Hubschrauberflügen die Insgesamt wird das bestehende Gelände optimal genützt – ei- so genannten Vorseile für die Freileitung auf die bis zu 35 Meter nerseits im Sinne eines größtmöglichen Anrainer- und Land- hohen Masten gesetzt wurden. Die Vorseile sind nötig, damit schaftsschutzes, und zum anderen hält sich dadurch während dann die endgültigen Leiterseile auf den insgesamt 47 Masten der Realisierungsphase die allgemeine Lärmbelästigung für die eingezogen werden können. Anrainer absolut in Grenzen. Die einzige „Sichtverbindung“ zwi- Das bestehende Gelände wurde optimal genutzt und ist von den Siedlungsberei- chen kaum einsehbar. Für die Errichtung des 110/220-kV-Umspannwerkes mit den beiden 200-Tonnen-Transformatoren sowie des Betriebsobjektes ist der Boden nahezu bereitet. Am Bild Projektleiter Dipl.-Ing. Gernot Kowatsch. Fotos: Adrian Hipp/Augstein
15 Die Region Villach hat kärntenweit den größten Strombedarf. Zur Netzabstüt- zung und Sicherung der Versorgung wird derzeit bei Fürnitz ein 110/220-kV-Um- spannwerk errichtet. In spektakulären Flugeinsätzen wurden mittels Hubschrau- ber die Vorseile für die Freileitung gesetzt. Die Monteure werken auf den bis zu 35 Meter hohen Masten. ENORMER IMPULS FÜR BAUWIRTSCHAFT GRÖSSTER STROMBEDARF IN KÄRNTEN Bis Ende des Jahres soll die Errichtung der Freileitung abge- Strom bedeutet bekanntlich Wachstum, Entwicklung, Lebens- schlossen sein und bis Herbst nächsten Jahres sollen auf der qualität: Um dies im starken Villacher Industrie- und Gewer- 80-Millionen-Euro-Baustelle neben dem Betriebsgebäude auch bebereich auch für die Zukunft zu gewährleisten, sind die die beiden mächtigen Transformatoren mit jeweils 200 Tonnen wirksame Abstützung des Stromnetzes – die derzeitige 110-kV- Gewicht „stehen“. Bis Mitte 2017, dem geplanten Fertigstel- Leitung wurde vor über einem halben Jahrhundert errichtet – lungstermin, sind auf der beeindruckenden Baustelle täglich und der damit verbundene Ringschluss von größter Wichtigkeit. durchschnittlich 40 Mitarbeiter beschäftigt. Die derzeit bei wei- Aufgrund der dynamischen Entwicklung besteht in der Region tem größte Kelag-Baustelle ist somit auch für die Bauwirtschaft Villach kärntenweit der größte Strombedarf. ein enormer Impuls. „REGION VILLACH HAT DEN GRÖSSTEN STROMBEDARF“ Drei Fragen an Projektleiter Dipl.-Ing. Gernot Kowatsch (Kärnten Netz), der das 80-Millionen-Projekt umsichtig managt. Zunächst herrschte über die Situierung des Umspannwerkes schaftsentwicklung zu erwar- bei Fürnitz in Teilen der Bevölkerung nicht gerade eitel Won- ten, dass dieser Bedarf in Zu- ne. Wie wurde darauf reagiert? kunft noch beträchtlich steigen KOWATSCH: Im Sinne eines größtmöglichen Anrainer- und wird. Die Stromversorgung im Landschaftsschutzes haben wir das bestehende Gelände Zentralraum Villach wird jetzt für die Errichtung des Umspannwerkes optimal genutzt. für Jahrzehnte gesichert. Auch während der Bauphase hält sich die Lärmbelästigung in Grenzen. Die Trassenführung der Freileitung wurde so Erdverkabelung – Freileitung. gewählt, dass ihre Sichtbarkeit auf ein Minimum reduziert Die Kelag hat sich für die Freilei- bleibt und auch den Siedlungsräumen so weit als möglich tung entschieden. Weshalb? ausweicht. KOWATSCH: Mit der Freileitung ist einfach eine größere Versorgungssicherheit gegeben, Die neue Stromversorgungsanlage geht Mitte 2017 in Betrieb. weil sie technisch einfach die bessere Lösung ist. Im Ge- Welche Bedeutung hat sie für den Großraum Villach? gensatz zum Erdkabel können immer mögliche Störfälle KOWATSCH: Zunächst: Wie liegen mit den Arbeiten voll im raschest behoben werden, was ja insbesondere für die pro- Zeitplan. Die Region Villach hat kärntenweit den größten duzierende Industrie und die Gewerbebetriebe von elemen- Strombedarf und es ist aufgrund der dynamischen Wirt- tarer Bedeutung ist.
16 „Es gibt bei uns keine Gewinnentnahme!“ Die Kommunalpolitik liegt hinter ihm, neue Herausforderungen am Wohnungsmarkt als Vorstands obmann der gemeinnützigen Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft „meine heimat“ vor ihm. Im Gespräch mit Helmut Manzenreiter. 28 Jahre erfolgreicher Villacher Bürgermeister. Seit rund sieben litik der Republik Österreich hat nämlich dazu geführt, dass wir Monaten sozusagen Privatmann. Wo ist heute Helmut Manzen- – bis auf einige wenige Ballungszentren – heute am sozialen reiter anzutreffen? Wohnungsmarkt mit günstigen Mieten eine Sättigung erreicht MANZENREITER: Viel in den Bergen, bei Radtouren, auf Reisen, haben. Wir werden uns deshalb massiv damit beschäftigen, vergraben hinter Büchern – einfach all das nachholend, was älteren Wohnraum attraktiver zu gestalten und natürlich auch in den insgesamt fast 40 Jahren Spitzenpolitik gleichsam an die Serviceleistungen technologisch anzupassen. Für „meine Defiziten aufzuarbeiten ist. heimat“ gilt: „Service is our success“. „EINE ART AUFSTAND PROBIERT“ MITGLIEDER SIND DIE EIGENTÜMER Also seit rund einem halben Jahr sind Sie gewissermaßen nur Ihre Baugenossenschaft hat im Wohnbau eine große Tradition noch Beobachter, um es so zu sagen. Gibt es etwas, das Ihnen in mit über 100-jähriger Erfahrung. Was zeichnet „meine heimat“ der Nachbetrachtung etwas aufstößt? aus, welche Unternehmensziele werden verfolgt? MANZENREITER: MANZENREITER: Zum einen sind alle unsere Mitglieder auch Meine große Sorge Eigentümer unserer Genossenschaft. Der Unterschied ist am ist, dass ein Teil der besten erkennbar, wenn „meine heimat“ etwa mit der privati- Verwaltungsspitze im sierten BUWOG und ESG verglichen wird. Die Mieten sind dort Rathaus das verfas- bei weniger Service vergleichsweise wesentlich höher. sungsmäßig fest verankerte Primat der AUSGEPRÄGTES SERVICEDENKEN Politik in Frage stellt. Dies trat deutlich in „meine heimat“ nimmt am heimischen Wohnungsmarkt mit steigenden Mieterzahlen eine herausragende Rolle ein. Worauf Helmut Manzenreiter: „Es führen Sie dies zurück? gibt bei uns keine Gewinn- MANZENREITER: Zum einen bauen wir auf Basis von Archi- entnahme – die Mitglieder tektenwettbewerben, was zu einer Qualitätssteigerung führt. sind die Eigentümer.“ Unser guter Ruf fußt aber auch auf unserem ausgeprägten der Machtvakanz zwischen meiner Rücktrittserklärung und der Servicedenken. Wenn es Anliegen oder auch Beschwerden gibt, Angelobung des neuen Bürgermeisters zutage. Die Verwaltung stehen wir zur Lösung des Problems sofort und jederzeit zur hat versucht, seine Kompetenz einzuschränken. Hier wurde Verfügung – vom Obmann bis zum Mitarbeiter. aus mir nebulösen Gründen eine Art Aufstand probiert, der ja verfassungsbedingt nie erfolgreich sein kann, jedoch höchstens GEWINNE BLEIBEN IM UNTERNEHMEN die Leistungsfähigkeit der Verwaltung in Frage stellt. Es ist bekannt, dass Ihre Baugenossenschaft spekulationsfrei „SERVICE IS OUR SUCCESS“ und sehr wirtschaftlich geführt wird und damit natürlich Ge- winne einfährt. Was passiert damit? Sie sind der Vorstandsobmann der gemeinnützigen Bau-, Wohn- MANZENREITER: Weil die Eigentümer die Mitglieder sind, gibt und Siedlungsgenossenschaft „meine heimat“. Die Zeiten sind es deshalb bei uns keine Gewinnentnahme wie in der Privat- jedoch wirtschaftlich schwieriger geworden. Welche Herausfor- wirtschaft. Die Gewinne bleiben im Unternehmen, und die Mit- derungen sind damit verbunden? glieder profitieren in irgendeiner Form davon. Der Überschuss MANZENREITER: Interessanterweise haben die neuen Heraus- wird über günstigste Baulandankäufe unter anderem auch für forderungen längst nicht mehr mit Wohnraummangel zu tun. die Grundstücksbevorratung verwendet. Die einzigartig positive Wohnbauförderung und Wohnungspo-
17 „meine heimat“ rüstete auch in „Manhattan“ (Tafernerstraße) mit der Kelag Wärme GmbH auf grüne Fernwärme um und leistet damit einen weiteren Beitrag für die ausgezeichnete Villacher Luftgüte. Am Bild „meine heimat“-Vorstandsobmann Helmut Manzenreiter (Mitte) mit den Geschäftsführern Dipl.-Ing. Günther Stückler und Adolf Melcher (rechts). Foto: meine heimat „meine heimat“ forciert grüne Kelag-Fernwärme Grüne Wärme in „Manhattan“: Seit kurzem sind alle 640 Wohnungen der Gemeinnützigen Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft mbH „meine heimat“ in der Hochhausanlage im Bereich der Tafernerstraße in Villach an das Fernwärmenetz der Kelag Wärme GmbH angeschlossen. M it der Umrüstung der Wohnanlagen in ,Manhattan‘ Umstellung von fossilen Energieträgern auf Fernwärme leistet auf Kelag-Fernwärme haben wir jetzt ein mehrjäh- unser Partner ,meine Heimat‘ einen entscheidenden Beitrag riges Modernisierungsprogramm abgeschlossen“, zum Umwelt- und Klimaschutz“, unterstreicht Adolf Melcher, freut sich Helmut Manzenreiter, Vorstand und Obmann von Geschäftsführer der Kelag Wärme GmbH. Auch für die Wohn- „meine heimat“. Im Zuge dieses Programmes werden viele projekte in der Leopold-Hrazdil-Straße und in der Auer-von- alte Heizanlagen durch neue Fernwärme-Übergabestationen Welsbach-Straße sowie am Gemeindeweg in Landskron hat sich ersetzt. „meine heimat“ für die grüne Kelag-Fernwärme entschieden. BEITRAG ZUR VILLACHER LUFTGÜTE GRÜNE FERNWÄRME In ganz Villach betreut „meine heimat“ mehr als 4.000 Woh- Das Kelag-Fernwärmenetz erstreckt sich derzeit über nahezu nungen, wobei bereits 3.400 Wohnungen mit umweltfreund- 100 Kilometer, wodurch fast 900 Kunden beziehungsweise licher Fernwärme beheizt werden. Manzenreiter: „Das ist mit 12.000 Wohnungen mit grüner Fernwärme versorgt werden. ein Grund für die ausgezeichnete Villacher Luftgüte!“ Damit „Zu unseren Kunden zählen aber nicht nur Wohnungsgesell- werden gemeinsam mit der Kelag Wärme GmbH zwei wichtige schaften und viele private Hausbesitzer, auch Großkunden wie Ziele erreicht: Die Umwelt wird geschont und der Komfort in Industrie- und Gewerbetriebe, Krankenhäuser, Schulen und öf- den Wohnungen erhöht. „meine heimat“ arbeitet seit nahezu fentliche Gebäude vertrauen auf die Leistungsfähigkeit unseres 30 Jahren mit der Kelag Wärme GmbH zusammen. „Mit der Unternehmens“, betont Geschäftsführer Günther Stückler.
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