Naturschutz in der Kulturlandschaft - Schwerpunktthema: GNOR
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Nr. 128 I April 2019 - Schutzgebühr 2,00 € Schwerpunktthema: Naturschutz in der Kulturlandschaft Schwerpunktthema: Naturschutz in der Kulturlandschaft (Seite 36) Die Entwicklung des ländlichen Raums als Instrument des Arten- und Biotop- schutzes (Seite 36) Kann mit Landtechnik das Leben der Wildtiere in der Agrarlandschaft gefördert werden (Seite 50) Kommentar: Agrarrefrom - Wohin geht der Weg? (Seite 53) Strom vom Dach! (Seite 58) Umsetzung der EU-Verordnung Nr. 1143/2014 zu den invasiven gebietsfrem- den Arten in RLP - aber wie?! (Seite 62) GNOR Info 128 1
Vorwort Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde der GNOR, Sie halten dieses Mal ein besonders dickes GNOR- Info in Ihren Händen. Wir haben uns entschlossen, die bevorstehende EU-Agrarreform zum Schwer- punktthema dieser Ausgabe zu machen. Im Mit- telpunkt steht eine Fachinformation von Dr. Peter Keller, der den Naturschutz in der Kulturlandschaft beleuchtet und eine Übersicht über die europäi- schen und landestypischen Fördermaßnahmen bietet. Die Landwirtschaftspolitik ist sehr umstrit- ten; deshalb gehört eine politische Einschätzung gerstandorten! Solaranlagen gehören auf die Dä- aus unserer Sicht dazu. Und außerdem ist wichtig, cher und sonstigen bereits befestigten Flächen, mit welchen technischen Mitteln eine naturver- wie z. B. Großparkplätze. So haben wir uns beim träglichere Bewirtschaftung möglich ist. Thema „Flächenphotovoltaik“ positioniert. Wir hof- fen auf Einsicht, auch bei den Kommunen. In Zei- Allein dieses Thema hätte bereits für den Umfang ten des Insektensterbens ist es unverantwortlich, einer Ausgabe des GNOR-Info ausgereicht! Aber immer mehr Blühflächen zu überdachen. andere Themen stehen dem nicht nach: So kön- nen Sie sehr interessante Beiträge unter anderem Wir können hartnäckig sein und fast verbissen dis- über Wildbienen, Schmetterlinge, Heuschrecken, kutieren – aber humorlos sind wir nicht. Finden Sie Molche, Knopperngallwespe, Dungpilze, Hasel- heraus, wie es dazu kam, dass wir beim großarti- huhn, Zugvögel und die Ausbildung als Junior- gen Grundlagenwerk „Die Vogelwelt von Rhein- Ranger lesen. Sogar das Wetter und die Auswir- land-Pfalz“ eine besonders in der Pfalz vorkom- kungen des Dürresommers 2019 nehmen wir un- mende häufige Art - Bestia palatinensis - verges- ter die Lupe. Sie sehen, das Themenspektrum der sen haben. GNOR ist groß, und wir sind sehr froh und auch Und zum Schluss ein Appell: Die Europawahlen stolz, kompetente Expert*innen in unseren Reihen und die Kommunalwahlen stehen vor der Tür. zu wissen! Wählen gehen, engagieren, mitmachen ist wichtig. Dies gilt natürlich besonders für die Ornithologie. Ein Beispiel: „Fridays For Future“ der Schüler. Wäh- Das Vogelmonitoring ist derzeit das wichtigste len sie Kandidatinnen und Kandidaten und Partei- Projekt. Über den Fortgang informieren wir - und en, die dem Naturschutz und dem Umweltschutz hoffen auf weitere „Mitmacher“ für das „Monito- einen hohen Stellenwert geben. ring häufiger Brutvögel“, der Wasservogelzählung In diesem Sinne wünsche ich neben der „guten sowie dem „Monitoring seltener Brutvögel“, wel- Unterhaltung“ bei der Lektüre dieses Heftes auch ches auch für Einsteiger geeignet ist. gelegentlich einen Schuss Empörung. Aber wir haben – ich möchte sagen wie immer – Herzliche und naturfreundliche Grüße auch Sorgen. Wir bräuchten eigentlich eine groß- angelegte „Solaroffensive“, um bei der alternati- Ihr Heinz HESPING ven Energieerzeugung voranzukommen. Aber Vorsitzender GNOR eben nicht auf naturschutzfachlich wertvollen Ma- Ein Hinweis in eigener Sache ... Für die Veröffentlichung der Manuskripte übernehmen wir keine Gewähr; mit der Abgabe des Manuskripts versichern die Autor- innen und Autoren, dass sie über die urheberrechtlichen Nutzungsrechte verfügen und der Beitrag (einschl. des Bild- und Gra- fikmaterials) keine Rechte Dritter verletzt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion oder der GNOR übereinstimmen. Wir begrüßen es aber, wenn uns persönliche Einschätzungen zu Problemen, Projekten oder bestimmten Begebenheiten in sachlicher Form mitgeteilt werden. Wir sehen dies auch als Anregung, eine Diskussion anzusto- ßen bzw. diese weiterzuführen. Alle veröffentlichten Beiträge in dieser GNOR-Info sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Quellenangabe und schriftlicher Genehmigung der Redaktion. 2 GNOR Info 128
Inhaltsverzeichnis IMPRESSUM 2 Vorwort Gesellschaft für Natur- 3 Inhaltsverzeichnis schutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e. V. GNOR Intern (GNOR) 4 Aus dem Vorstand (Anerkannter Naturschutzverband) 4 Aus der Landesgeschäftsstelle 6 Aus der Wappenschmiede Landesgeschäftsstelle Projekte Osteinstraße 7-9 55118 Mainz 8 Einsatz für den Schutz der heimischen Vogelwelt - Pilotprojekt Tel.: 06131 - 671480 zum Vogelmonitoring in Rheinland-Pfalz gestartet Fax: 06131 - 671481 Arbeitskreise Email: mainz@gnor.de 11 AK Avifauna Geschäftsstelle Süd 18 AK Haselhuhn Trippstadter Straße 25 20 AK Heuschrecken 67663 Kaiserslautern 21 AK Nahetal Tel.: 0631 - 310 90 224 24 AK Schmetterlinge Email: gnor-sued@gnor.de Faunistik 28 Jäger und Beute - Beobachtungen im Hausgarten Geschäftskonten 29 Die Knopperngallwespe (Andricus quercuscalicis) Postbank Ludwigshafen IBAN: DE40 5451 0067 0047 Mykologie 5146 77 30 Pilze auf Dung - Unbekannte Vielfalt und wenig beachtete Natur- BIC: PBNKDEFF nähezeiger Sparkasse Mainz IBAN: DE65 5505 0120 0000 Das Wetterjahr 0133 00 33 Das Wetterjahr 2018 BIC: MALADE51MNZ Schwerpunktthema: Naturschutz in der Kulturlandschaft Spendenkonto 36 Naturschutz in der Kulturlandschaft - Die Entwicklung des ländli- Sparkasse Mainz chen Raums als Instrument des Arten- und Biotopschutzes IBAN: DE03 5505 0120 0000 50 Kann mit Landtechnik das Leben der Wildtiere in der Agrarland- 0117 00 schaft gefördert werden? BIC: MALADE51MNZ 53 Kommentar: Agrarreform - Wohin geht der Weg? 58 Strom vom Dach! 62 Umsetzung der EU-Verordnung Nr. 1143/2014 zu den invasiven Redaktion gebietsfremden Arten in RLP - aber wie?! Holger Schanz -sc- (verant- wortlich, Layout), c-sign (Um- 63 Bücherschau schlagsgestaltung), Heinz He- sping -he-, Dr. Peter Keller -pk- Michael Schmolz -ms- Titelfoto Die GNOR ist nicht verantwortlich Vorderseite: Feldlerche (Alauda arvensis), Aufnahme 16.7.2015 / Fotos: Mathias SCHÄF für die Inhalte namentlich ge- Rückseite: Bienenfresser (Merops apiaster) / Fotos: Mathias SCHÄF kennzeichneter Artikel. GNOR Info 128 3
GNOR Intern Aus dem Vorstand Dr. Philipp Reutter in der Mitglieder- versammlung zum neuen Schatzmeis- ter gewählt Dr. Philipp Reutter wurde auf der Mitgliederver- sammlung im vergangenen Herbst zum neuen Schatzmeister gewählt. Er ist Diplom-Meteorologe, verheiratet, hat ein Kind und wohnt in Sulzheim/ Rheinhessen. Seinen ersten Kontakt mit dem Na- turschutz bekam er während seiner Zeit als Zivil- dienstleistender bei der Stuttgarter Ortsgruppe des NABU (1999- 2000). Zum Studium der Meteo- auch die institutseigene Wetterstation. Seit 2015 rologie zog er im Jahre 2000 nach Mainz und er- ist er Mitglied der GNOR, dabei auch Autor des langte dort das Diplom. In seiner anschließenden Kapitels „Klima in Rheinland-Pfalz“ der Avifauna. Doktorarbeit (2006-2009) befasste er sich mit den Seine persönlichen Interessen liegen neben der speziellen Eigenschaften von Wolken über Wald- Meteorologie auch in der Ornithologie, Fotografie bränden. Es folgten zwei Jahre in der Klimafor- und Musik. schung an der ETH Zürich. Seit 2011 ist er wieder zurück an der Uni Mainz im Institut für Physik der (ms) Atmosphäre. Dort forscht er an Zirren und betreibt Unsere Termine und Veranstal- Aus der Landesgeschäftsstelle ... tungen finden Sie unter Veranstaltungen der GNOR gnor.de/veranstaltungskalender Das ganze Jahr über bietet die GNOR (teilweise in Bitte beachten Sie auch, dass kurzfristige Termin- Zusammenarbeit mit anderen Verbänden) eine änderungen in der Regel nur über das Internet Vielzahl interessanter Veranstaltungen, wie Exkur- verbreitet werden können. sionen oder Vorträge, an. Ein Großteil der Veran- E-Mail-Verteiler staltungen steht schon länger fest, und diese Ter- mine haben wir in einer kleinen Broschüre veröf- Lassen Sie sich doch auf unseren Verteiler setzen, fentlicht (siehe QR-Code bzw. auf gnor.de unter um immer über die neusten Angebote informiert der Rubrik „Termine“), die wir Ihnen gerne per E- zu sein bzw. an eine Führung erinnert zu werden. Mail zusenden, oder auch per Post (falls keine E- An- und Abmeldungen zum Newsletter unter Mail vorhanden ist). Wenden Sie sich dazu bitte an michael.schmolz@gnor.de die Landesgeschäftsstelle in Mainz. Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) Aktuelle Veranstaltungen auf gnor.de oder ipola.de Noch ein Wort zur DSGVO. Bei unseren Veranstal- tungen werden regelmäßig Fotos angefertigt, z. T. Da auch das Jahr über neue Veranstaltungen hin- zu Dokumentationszwecken oder für Mitteilungen zukommen, ist der beste Platz, sich über das Ver- und Berichte in den vereinseigenen Medien. Soll- anstaltungsangebot der GNOR zu informieren, das ten Sie nicht wünschen auf einem Foto abgebildet Internet. Auf der Seite gnor.de werden vor allem zu werden, wenden Sie sich bitte direkt an den die GNOR-eigenen Veranstaltungen beworben, Fotografen. während auf ipola.de ein breitgefächertes Ange- bot vieler Verbände zu finden ist. (ms) 4 GNOR Info 128
GNOR Intern Vielen Dank! — An die zahl- den nachfolgenden Spenden-Link ist sicher und reichen Unterstützer transparent. Alle Spender erhalten eine Spenden- bescheinigung, die sie steuerlich geltend machen Seit Beginn unseres Auftritts bei gooding.de ha- können. ben wir dank der 211 Unterstützer*innen und ins- gesamt 1.263 „guten Taten“ schon eine Summe https://spenden.gooding.de/gesellschaft- von insgesamt fast 2.800 Euro Spenden generiert - fuer-naturschutz-und-ornithologie-rhein- Geld, das dem Naturschutz zugutekommt. Machen land-pfalz-e-v-gnor-21735 auch Sie mit und unterstützen Sie uns mit Ihren An die Amazon-Kunden Online-Einkäufen oder sagen Sie es im Bekannten- und Freundeskreis weiter; denn alle weiteren Un- Amazon ist auch über gooding als terstützer*innen erhöhen nochmals unsere Spen- Shop auswählbar oder direkt über smi- deneinnahmen aus den teilnehmenden Shops. Sie le.amazon.de zu finden: zahlen keinen Cent mehr. Es ist ganz einfach - pro- bieren Sie es aus. https://smile.amazon.de/ref=smi_ext_ch_26? _encoding=UTF8&ein=26-674-08930&ref_=smi_chpf_redi- https://einkaufen.gooding.de/gesellschaft- rect&ref_=smi_ext_ch_26-674-08930_cl fuer-naturschutz-und-ornithologie-rhein- land-pfalz-e-v-gnor-21735 Über Amazon wurden für die GNOR bereits 168 € Spenden generiert. Auch dafür vielen Dank! Spenden-Link von gooding (sc) Das Spenden an Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e. V. (GNOR) über Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 14 (1), niehuis@t-online.de). Ggf. in den Text 15. 2019 eingebundene Fotos oder Abbildungen Jul stellen Sie bitte zusätzlich in geeigneter Vorgesehener Redaktionsschluss ist der 15. Juli Auflösung zur Verfügung. Bezüglich der 2019. Wir bitten Sie, Ihre Publikationswünsche redaktionellen Richtlinien orientieren Sie sich bitte frühzeitig dem Schriftleiter mitzuteilen. Die Manu- an den zuletzt erschienenen Heften. skripte schicken Sie bitte an den Schriftleiter Dr. habil. Manfred Niehuis, Im Vorderen Großthal 5, (sc) 76857 Albersweiler (06345-1880 bzw. per E-Mail an Miete mich! Der Veranstaltungsraum in der neuen Landesgeschäftsstelle der GNOR in Mainz kann auch für eigene Veranstal- tungen gemietet werden. Es steht ausreichend Platz für bis zu 40 Personen (ohne Tische) bzw. 20 Personen (mit Tischen) sowie Whiteboard, Beamer und anderes Zubehör zur Verfügung. Eigene AKs zahlen natürlich nichts, bei Nicht-GNOR-Veranstal- tungen wird ein kleiner Unkostenbeitrag erhoben. Interessierte wenden sich bitte an: (ms) Zu vermieten: Der Veranstaltungsraum der Landesge- GNOR e. V., Landesgeschäftsstelle, Osteinstraße schäftsstelle / Foto: Holger SCHANZ 7-9, Tel. (06131) 671480, Fax (06131) 671481, mainz@gnor.de GNOR Info 128 5
NaturErlebnisZentrum Wappenschmiede Vom Stubenhocker zum Junior Ranger in nur einer Woche ! 25 Junior Ranger 2018 ausgezeichnet In der Luchsschule können die Luchskinder so einiges lernen / Foto: Theresa ROHRBACHER Am Freitag den 12. Oktober 2018 zeigten 25 stol- vat Pfälzerwald und Nordvogesen“, mit all seinen ze frisch ausgezeichnete Junior Ranger ihren El- Besonderheiten, erfahren. Am Ende eines jeden tern, Großeltern und Freunden gekonnt, was sie in erlebnisreichen Tages wurden die Kinder, die nicht einer Woche alles gelernt haben. übernachtet haben, um 17 Uhr abgeholt. Für die Übernachtungskinder gab es nach dem gemein- Doch schauen wir erstmal zurück. Am 8. Oktober samen Abendessen tolle Abendprogramme mit 2018 startete das erste Junior Ranger Entdecker - Spielen, Basteln, Märchenerzählen u. v. m. Camp des NaturErlebnisZentrums Wappen- schmiede. 25 neugierige Jungen und Mädchen Weiter ging es um die „Bäume im Pfälzerwald“. Es zwischen sieben und zwölf Jahren haben mit den wurden die wichtigsten Baumarten und deren Betreuer*innen eine spannende und ereignisrei- Funktionen besprochen. Bevor es abends gemein- che Woche rund um den Lebensraum Pfälzerwald sam mit allen Kindern auf Nachtwanderung ging, und dessen Bewohner erlebt. Elf mutige Kinder wurden phantasievolle Kunstwerke geschnitzt, der haben sich sogar dazu entschlossen, in der Wap- Baumwipfelpfad des Biosphärenhauses besucht penschmiede zu übernachten. und am Lagerfeuer Stockbrot und Würstchen ge- grillt. In der Campwoche legten wir großen Wert darauf, viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Durch Auf den dritten Tag freuten sich die Kinder ganz alle Themen zogen sich tolle Spiele, Aktivitäten besonders. Sie bekamen Besuch von einem Förs- und kreative Aspekte. Auch wurde täglich mit den ter, der nicht nur vieles erzählen konnte, sondern Kindern gemeinsam das Mittagessen vorbereitet. einen ganzen Anhänger voll mit präparierten Tie- ren aus dem Pfälzerwald mitgebracht hatte. Hier Am ersten Camp-Tag stand zunächst das gegen- konnten die Kinder staunen und mutig sein, als es seitige Kennenlernen im Vordergrund. Nach ei- hieß: „Wer traut sich einen Igel zu streicheln?“. Der nem gemeinsamen Mittagessen haben die Kinder Nachmittag gehörte ganz dem Luchs. Mit vielen spielerisch die wichtigsten Verhaltensregeln in der Spielen, Bildern und Videos haben die Kinder die- Natur und im Wald kennengelernt. Auch haben sie sen besonderen wieder neu angesiedelten Be- den Pfälzerwald nicht nur als großen Wald, son- dern als „grenzüberschreitendes Biosphärenreser- 6 GNOR Info 128
NaturErlebnisZentrum Wappenschmiede wohner des Biosphärenreservates schnell in ihr den somit zu richtigen Junior Rangern ausge- Herz geschlossen. zeichnet, waschechten Botschaftern des Biosphä- renreservats Pfälzerwald und Nordvogesen! Ein weiterer wichtiger Baustein der Woche war das Kennenlernen von verschiedenen Methoden, um Bei dem Junior Ranger-Programm handelt es sich sich im Gelände zu orientieren. Auf einer Waldral- um eine im Jahr 2002 von der EUROPARC Födera- lye konnte das Gelernte der vergangenen Tage tion ins Leben gerufene Initiative. Diese soll dazu noch einmal an verschiedensten Stationen wie- beitragen, junge Menschen für die Arbeit von derholt werden, bevor für den Eltern-Nachmittag Schutzgebieten zu sensibilisieren und ihnen die als Abschlussveranstaltung am folgenden Tag ge- heimatlichen Regionen näher zu bringen. übt und gebastelt wurde. Dies ist dem NEZ gelungen, Kinder, Betreuer*in- Am letzten Camp-Tag hieß es für die Kinder in 2er nen, Eltern, Freunde und Großeltern waren von oder 3er Teams ihr neu erworbenes Wissen unter dem Camp sichtlich begeistert. Viele haben be- Beweis zu stellen. In einer kleinen Abschlussprü- reits verkündet in den Herbstferien 2019 wieder- fung mussten Fragen und Aufgaben zu allen The- kommen zu wollen! menfeldern beantwortet und gelöst werden. Alle Kinder haben mit Bravour bestanden und konnten Die Preise für die Freizeit staffeln sich wie folgt: sogar mehr erzählen als ursprünglich gefordert • Preis ohne Übernachtung: 99,- € war. • Preis mit Übernachtungen: 199,- € Auf dem gemeinsamen Eltern-Nachmittag zeigten die Kinder gekonnt ein selbst geschriebenes Thea- Im Preis sind jeweils alle Veranstaltungen, Materia- terstück, ein eigens komponiertes Ranger-Lied lien und der Besuch im Biosphärenhaus mit sowie tolle Plakate den zahlreichen begeisterten Baumwipfelpfad enthalten. Ebenfalls inklusive sind Zuschauern. Mittagessen an allen Tagen. Im Übernachtungs- preis ist zusätzlich zur Übernachtung das Frühstück Nun ist es ganz offiziell: Mit der Urkundenverlei- für Dienstag bis Freitag, sowie Abendessen von hung erhielten die Kinder auch T-Shirts und wur- Montag bis Donnerstag enthalten. Das NaturErlebnisZentrum Wappenschmiede wird in der zweiten Herbstferienwoche, vom 7.-11. Ok- tober 2019, wieder ein Junior Ranger Entdecker Camp anbieten. Die Betreuer*innen freuen sich schon jetzt auf interessierte Jungen und Mädchen zwischen 7 und 12 Jahren. Für weitere Informationen oder zur Anmeldung wenden Sie sich bitte an die Mitarbeiter*innen des NEZ Wappenschmiede unter 06393-993406 oder per Mail an info@wappenschmiede.de. Ansprechpartnerinnen sind Lena Reinhard und Theresa Rohrbacher. Theresa ROHRBACHER GNOR NaturErlebnisZentrum Wappen- schmiede, Am Königsbruch 2, 66996 Fischbach bei Dahn, Tel. (06393) 993406, Fax (06393) 993706, info@wappenschmiede.de Es gab viel zu bestaunen / Foto: Theresa ROHRBACHER GNOR Info 128 7
Projekte Einsatz für den Schutz der heimischen Vogelwelt Pilotprojekt zum Vogel-Monitoring in Rheinland-Pfalz gestartet den Arten- und für den Le- bensraumschutz, weil es • hilft, den Erhaltungszustand von Arten, Natur und Land- schaft zu ermitteln, • als ein Frühwarnsystem im Artenschutz dient, • die Datengrundlage für viel- fältige Indikatoren liefert, • hilft, den Schutzbedarf zu er- kennen sowie Schutzkonzepte zu entwickeln und auf ihre Die Uferschwalbe (Riparia riparia) - Schwerpunktart im Vogelmonitoring 2019. Tür- Wirksamkeit hin zu überprü- kei, Nizip, 4.5.2011 / Foto: Mathias SCHÄF fen und • Grundvoraussetzung für die Was ist „Monitoring“ und wofür erforderlichen Daten. Für den Erfüllung internationaler Na- ist es notwendig? effizienten Schutz unserer Vo- turschutzübereinkommen gelarten ist es unerlässlich, de- (z. B. Vogelschutzrichtlinie) ist. Über den Rückgang der Be- ren Bestandsentwicklung mög- stände vieler Vogelarten ist der- Auf Antrag der GNOR und mit lichst genau zu kennen. Moni- zeit regelmäßig zu lesen. Zahl- finanzieller Unterstützung des toring ist daher ein ganz we- reiche Beobachterinnen und Ministeriums für Umwelt, Ener- sentlicher Grundbaustein für Beobachter sind auch in Rhein- gie, Ernährung und Forsten land-Pfalz tagtäglich mit dieser Realität konfrontiert. Dennoch reden manche Interessenvertre- ter diese Entwicklungen gerne klein oder leugnen sie gänzlich. Tatsächlich fehlen in der Dis- kussion dann auf Naturschutz- seite oft belastbare Daten – ge- rade, wenn es um die soge- nannten „Allerweltsarten“ geht. Wie genau steht es also um die Vogelbestände in Rheinland- Pfalz? Welche Arten sind be- sonders betroffen? Wie wirken ggf. die Schutzmaßnahmen? Programme zur langfristigen Bestandserfassung nach ein- heitlicher Methodik (= Monito- Der geplante Aufbau eines gemeinsamen Datenpools aus dem Vogel-Monitoring ring) widmen sich der Beant- soll Naturschutzverbänden, Behörden und Interessenvertretern eine einheitliche wortung genau dieser und an- und zuverlässige Datengrundlage für den Arten- und für den Lebensraumschutz bereitstellen, so dass alle Beteiligten auf Augenhöhe im Sinne des Naturschutzes derer Fragen bzw. sie liefern die agieren können. / Grafik: Dr. Christian DIETZEN 8 GNOR Info 128
Projekte Rheinland-Pfalz (MUEEF) läuft im Rahmen der „Aktion Grün“ aktuell ein Pilotprojekt im Ar- tenschutz zum Auf- und Ausbau einer angemessenen Organisa- tionsstruktur des Vogel-Monito- rings in Rheinland-Pfalz. Ein wichtiges, übergeordnetes Ziel ist hierbei, mittelfristig belast- bare Daten zum Erhaltungszu- stand einheimischer Vogelarten für im Vogelschutz engagierte Personen, Naturschutzverbände und Behörden gleichermaßen bereitstellen zu können. Fach- lich unterstützt wird das Projekt von einer projektbegleitenden Zaunammer (Emberiza cirlus). Aufnahmedatum: 14.4.2012 / Foto: Mathias SCHÄF Arbeitsgruppe, in die sich unter anderem auch verschiedene Naturschutzverbände und die bereitstellen, so dass alle Betei- Ausbau des MhB lassen sich Vogelschutzwarte mit ihrem ligten auf Augenhöhe im Sinne beispielsweise Bestandstrends Sachverstand einbringen. Alle des Naturschutzes agieren kön- für die Feldlerche – Vogel des zur Berechnung von Bestands- nen. Jahres 2019 – ermitteln und trends geeigneten Daten sollen Schutzmaßnahmen entwickeln. in einen zentralen Datenpool Wie kann ich beim Vogel-Moni- Zwar nehmen wir für viele Arten einfließen und für die Beant- toring helfen? Bestandsrückgänge an, für wortung artenschutzrelevanter Alle Personen, denen unsere Rheinland-Pfalz fehlen jedoch Fragen zur Verfügung stehen. Vogelwelt am Herzen liegt und/ Daten, die das eindeutig bele- Ebenfalls geplant ist eine re- oder die gerne Vögel beobach- gen. Wir konnten für die Kar- gelmäßige Rückmeldung an die ten, können durch Teilnahme an tiersaison 2019 bereits einige Mitarbeiter in Form jährlicher den Monitoring-Programmen neue Mitarbeiterinnen und Mit- Berichte mit Auswertungen und einen sehr wichtigen Beitrag für arbeiter begrüßen. Dennoch aktuellen Entwicklungen in der Erhalt und Schutz unserer Vo- muss der Vergabestand in den Vogelwelt. gelarten leisten. Aufgrund der kommenden Jahren weiter Vielzahl der Erfassungspro- ausgebaut werden, um belast- Noch reichen die vorhandenen bare Bestandstrends für Rhein- gramme kann sich unabhängig Daten bei den meisten Arten land-Pfalz bestimmen zu kön- von Vorerfahrungen grundsätz- nicht aus, um den zuvor be- lich jede Beobachterin und je- nen. Ein Minimum von 60–70 % schriebenen Anforderungen der Beobachter am Monitoring bearbeiteter Probeflächen (n = gerecht zu werden. Für die Um- 150) pro Saison ist anzustreben. beteiligen. setzung der Projektziele sind Melden Sie sich gerne schon die Naturschutzverbände auf Aus Naturschutzsicht besonders jetzt für die Bearbeitung einer die Mithilfe ihrer ehrenamtli- wichtig ist ein Ausbau der Be- Probefläche in Ihrer Nähe ab chen Mitglieder angewiesen. teiligung am Monitoring häu- 2020. figer Brutvögel (MhB), bei Der geplante Aufbau eines ge- dem in Rheinland-Pfalz noch Ebenfalls im Aufbau befindet meinsamen Datenpools aus zahlreiche Probeflächen nicht sich das Monitoring seltener dem Vogel-Monitoring soll Na- vergeben sind. Das MhB be- Brutvögel (MsB). Hierbei geht turschutzverbänden, Behörden fasst sich insbesondere mit weit es um alle Arten, die mittels und Interessenvertretern eine verbreiteten Vogelarten („Al- MhB nicht ausreichend zu erfas- einheitliche und zuverlässige lerweltsarten“), die quasi über- sen sind. Im Fokus des Pilotpro- Datengrundlage für den Arten- all zu finden sind. Durch den jekts stehen 2019 schwer- und für den Lebensraumschutz GNOR Info 128 9
Projekte halten Sie auch grundsätzliche Informationen zum Pilotprojekt „Vogel-Monitoring“ sowie Ant- worten auf Ihre Fragen zum Thema, insbesondere wie und wo Sie sich einbringen können. Gerne informieren wir auch vor Ort – zum Beispiel bei Orts- gruppen oder Arbeitskreisen – über das Projekt. Melden sollen sich zudem alle Arbeitskreise, Ortsgruppen oder Einzelpersonen, die be- reits eigenständig langjährige Erfassungsreihen durchführen, Nistkolonie mit Saatkrähen (Corvus frugilegus). Aufnahmedatum: 1.4.2015 / Foto: um zu prüfen, ob und wie sich Mathias SCHÄF die Daten im Sinne des Vogel- schutzes ggf. in den Datenbe- stand einbinden lassen. Hier punktmäßig zunächst die Kolo- disch in enger Abstimmung mit kann jede(r) Vogelbegeisterte niebrüter Graureiher, Saatkrähe dem DDA (Dachverband Deut- einen sehr wichtigen Beitrag und Uferschwalbe. Wer Brut- scher Avifaunisten), um Ver- zum Schutz der einheimischen vorkommen dieser Arten in der gleichbarkeit der Daten auf na- Vogelwelt leisten. Bitte unter- Nähe seines Wohnortes kennt, tionaler Ebene zu gewährleis- stützen Sie das Projekt und kann mit vergleichsweise ge- ten. Auf der Internetpräsenz damit den Artenschutz in ringem Zeitaufwand einen Bei- des DDA finden Sie vertiefende Rheinland-Pfalz! trag zum Monitoring leisten. Informationen sowohl zum MhB Die Eingabe der Ergebnisse als auch zum MsB unter https:// Dr. Christian DIETZEN kann nach entsprechender Ab- www.dda-web.de/index.php? stimmung mit der Projektlei- cat=monitoring&subcat=aktu- tung direkt unter ornitho.de ell. erfolgen und es sind keine zu- sätzlichen Auswertungsarbeiten Alle an einer Mitarbeit an die- sen Programmen oder an der D i e s e s Pro j e k t erforderlich. Ebenfalls in die- Erfassung weiterer Arten inter- wird gefördert sem Jahr laufen die Vorberei- essierte Beobachterinnen und aus Mitteln der tungen für weitere Zielarten, Beobachter in Rheinland-Pfalz Aktion Grün des Ministeriums wie Zaunammer (Erfassungsbe- sind gebeten, sich direkt an den für Umwelt, Energie, Ernährung ginn 2019) und ab 2020 die Projektleiter Dr. Christian Diet- und Forsten Rheinland-Pfalz. Spechte (Grau-, Grün-, Schwarz-, Mittel-, Kleinspecht). Alle Zähl- zen zu wenden (E-Mail: christi- programme erfolgen metho- an.dietzen@gnor.de). Dort er- Interesse an einer Mitarbeit? Ansprechpartner für alles rund um das Vogel- Unsere Schwerpunkte 2019: Graureiher, Saat- Monitoring in Rheinland-Pfalz ist: krähe, Uferschwalbe, Zaunammer; Dr. Christian Dietzen, Friedhofstr. 10, 54550 Daun, In Vorbereitung für 2020: Spechte (Grau-, Grün-, Tel. + 49 175 4729 888, Schwarz-, Mittel-, Kleinspecht). E-Mail: christian.dietzen@gnor.de 10 GNOR Info 128
AK Avifauna AK Avifauna Aufruf zur Mitarbeit: Auf Bruten des Erlenzeisigs achten Über Brutverbreitung und -be- stände des Erlenzeisigs (Spinus spinus) wissen wir in Rheinland- Pfalz nur unzureichend Be- scheid. Schwierigkeiten sind unter anderem territoriales Ver- halten (Gesang, Balz) auch von Durchzüglern sowie die gene- relle Schwierigkeit der Erbrin- gung von Brutnachweisen in unübersichtlichen Nadelwald- Für den Erlenzeisig-Aufruf hier noch ein Foto. Fotograf ist Bernd Konrad. Er hat der gebieten. Die Schwerpunkte Verwendung des Fotos zugestimmt. Aufnahmeort ist das Trauntal im Hunsrück (BIR) 27.2.2019 / Foto: Bernd KONRAD der Brutverbreitung werden in den höheren Lagen der Mittel- chen) mit Nistmaterial beobach- die es durch sorgfältige Doku- gebirge vermutet. Für weitere tet. Dieser Aufruf soll die Beob- mentation auszuschließen gilt. Informationen seien interessier- achterinnen und Beobachter Ursache(n) für das mutmaßlich te Leserinnen und Leser auf sensibilisieren, in diesem Früh- verstärkte Auftreten könnten Band 4.2 unserer Landesavifau- jahr und Sommer verstärkt auf die starke Fruktifikation der na verwiesen. Erlenzeisige zu achten sowie Fichte und/oder die Auflichtung konkrete Bruthin- (anhaltendes der Fichtenbestände durch den Im Frühjahr 2019 deutet sich Territorialverhalten, Tragen von Borkenkäferbefall in Kombina- vielerorts ein möglicherweise Nistmaterial, Familien mit flüg- tion mit der extremen Trocken- verstärktes Brutzeitaufkommen gen Jungen) und Brutnachwei- heit im Jahr 2018 sein. des Erlenzeisigs in Rheinland- se (Nestfunde, nicht flügge Pfalz an. Die Gesangs- und Jungvögel) genau zu dokumen- Melden Sie Ihre Beobachtun- Balzaktivitäten sind deutlich tieren und zu melden. Dabei ist gen bitte mit genauer Ortsan- ausgeprägter als in normalen jedoch zu beachten, dass noch gabe unter ornitho.de oder di- Jahren, und in Eifel und Huns- bis in den Mai hinein Durchzüg- rekt an die GNOR. rück haben Beobachter wie- ler bei uns erscheinen können, derholt Vögel (vor allem Weib- Dr. Christian DIETZEN Haubenlerche im Tief- Die Situation der Art ist ge- Paare (2012). Die Bestände ge- flug! kennzeichnet durch extrem hen zurück und sind von Dis- starke Rückgänge während der junktion betroffen. Am 22. Februar fand auf Einla- letzten 30 Jahre im Bereich von über 80 %. Außerhalb Ost- H a u b e n l e rc h e n b e s i e d e l n dung des Landesamtes für deutschlands existiert im Wes- schütter bewachsene Flächen, Umwelt bei der SGD Süd ein ten nur noch eine nennenswer- wie sie insbesondere auf Rude- Termin zur Situation und zum te Population am Oberrhein im ralflächen, Bauerwartungsland, Schutz der Haubenlerche statt, Bereich zwischen Karlsruhe und Ackerbrachen u. a. sonnenex- an dem auch verschiedene Ar- Mainz. Der aktuelle Bestand ponierten und vegetationsar- tenspezialisten aus Hessen und betrug in Hessen 2018 ca. men Standorten mit sandigem, Baden-Württemberg teilge- 40-60 Brutpaare, in Baden- kiesigem oder steinigem Sub- nommen haben. Dazu erging Württemberg 2017 68 Reviere strat zu finden sind. Der Raum- ein Protokoll, das wir hier im Kern (verkürzt) wiedergeben: und in Rheinland-Pfalz 20-40 GNOR Info 128 11
AK Avifauna konkreten Brutnachweise) vor (diverse Quellen: Staatliche VSW, SGD Süd, LUBW, RP KA, LfU, GNOR, NABU, ornitho.de u. a.): Die Beständigkeit der Vorkom- men ist i. d. R. unbekannt, der exakte Ort zumeist auch. Nach dem Muster von Baden-Würt- temberg ist im ersten Schritt aufgrund der prekären Situation der Art eine zeitnahe Brutbe- standserfassung noch 2019 notwendig. Mittelfristig soll die Erhebung in das Vogelmonito- Haubenlerche (Galerida cristata). Rhein-Neckar-Kreis, 7.6.2015 / Foto: Michael ring (Monitoring seltener Brut- SCHMOLZ vögel) integriert werden. 2. Mit der Revierkartierung ein- bedarf pro Paar beträgt ca. 3. Brutplätze auf Parkplätzen hergehen sollen eine Lebens- 1 ha. gehen durch parkende Autos verloren. raumanalyse und ein „Einklin- Die besondere Problematik der ken“ in die Bebauungsplanung. Art liegt in der raschen Dyna- 4. Der in den meisten Habitaten Relevante Akteure in Landkrei- mik und Nutzung dieser Stand- herrschende Freizeitbetrieb sen mit aktuellen Brutvorkom- orte, so dass der Bruterfolg (Hunde, Spaziergänger, Frei- men (Kommunen, untere Natur- meist sehr gering ist. zeitsportler) mindert ebenfalls schutzbehörden etc.) sollen den Bruterfolg. über die kartierten Vorkommen Zu nennen sind dabei insbe- informiert und für Schutzmaß- sondere: 5. Bei Eingriffsvorhaben wird nahmen sensibilisiert werden. die zur Brutzeit unauffällige Art Dabei sind im Dialog mit den 1. Bei naturschutzfachlichen oftmals übersehen, Gutachter Kommunen CEF-Maßnahmen Untersuchungen im Rahmen und Behörden sind für das (continuous ecological functio- der Bebauungsplanung sind Thema Haubenlerche bisher nality-measures - auch: zeitlich die späteren Lebensräume kaum sensibilisiert. vorgezogene Ausgleichsmaß- meist noch intensiv genutzt, die nahme) vorzusehen, die den Haubenlerche deshalb noch Die Überlegungen aus Hessen Bruterfolg der Art als Schlüssel- gar nicht vor Ort. Sie besiedelt (Dr. M. Werner) und die ersten faktor sichern sollen (läuft der- den Raum erst mit dem ersten Ergebnisse aus Baden-Würt- zeit modellhaft in der Stadt Brachfallen oder entsprechen- temberg (Vortrag S. Olschew- Landau). Im Regierungsbezirk den Erdbewegungsarbeiten, ski) geben Hoffnung, dass ein Karlsruhe wird bei Betroffenheit laufen so aber in eine ökologi- Artenschutzprojekt zum Erfolg der Haubenlerche im Zuge von sche Sackgasse, da diese Flä- führen kann. Eingriffsvorhaben regelmäßig chen schnell weniger und in- Um den Erfolg zu garantieren, das Vorhandensein der Voraus- tensiv überarbeitet werden. bedarf es folgender Rahmen- setzungen für die Durchführung 2. Bruten in Ackerflächen fallen bedingungen: von CEF-Maßnahmen verneint in der Regel landwirtschaftli- (geringe Prognosesicherheit chen Arbeiten zum Opfer. 1. Die Datensituation in Rhein- der CEF-Maßnahmen). Eine land-Pfalz ist schlecht, aus den Bewältigung ist nach Ansicht letzten 5 Jahren liegen 18 der zuständigen ONB i. d. R. nur Nachweise zur Brutzeit (keine 12 GNOR Info 128
AK Avifauna über die Erteilung einer arten- 3. Berufung und Schulung von tion der Schritte gem. den Nrn. schutzrechtlichen Ausnahme Artbetreuern im Rahmen des 2 und 3. inklusive Durchführung von Vogelmonitoring zum Aufbau FCS-Maßnahmen (favorable eines Netzes von Ehrenamt- Die GNOR hofft, dass es allen conservation status - auch: lern, die die Vorkommen be- Betroffenen gemeinsam ge- Maßnahmen zur Sicherung des obachten und Schutzvorschlä- lingt, das Projekt zeitnah umzu- Erhaltungszustandes), Monito- ge kommunizieren. Hier ist die setzen und so die Art vor dem ring und Risikomanagement GNOR gefragt! Aussterben bei uns zu retten. möglich. Eine Nestersuche Helfen Sie mit bei der Kartie- bzw. die Dokumentation des 4. Durchführung einer Arten- rung und bei der Initiierung Bruterfolges sind anzustreben. schutzveranstaltung für Behör- konkreter Maßnahmen vor Ort! den und Kommunen nach Er- Michael SCHMOLZ ledigung von Nr. 1 zur Installa- Beitrag zu „Auswirkungen des Steppensommers“ Brutverluste der Rohrweihe in Rheinhessen aufgrund trockengefallender Nistplätze junger Rohrweihen auf dem Ober-Hilbersheimer Plateau ein guter Indikator für den Bruterfolg in der Umgebung, da die diesjährigen Rohrweihen das Ackerplateau bis zum Wegzug als Nahrungs- habitat nutzen. Normalerweise liegt hier der Bruterfolg in Jahren mit vergleichbarer Anzahl be- gonnener Bruten bei rund drei Jungvögeln pro Paar. Aufgrund der begonnen Bruten war also eine Jungvogelanzahl von ca. 24 Individuen zu erwar- ten. Die lang anhaltende Trockenheit führte 2018 allerdings dazu, dass die zunächst von Wasser Männliche Rohrweihe (Circus aeruginosus) im Flug. Ka- umgebenen Bruten nach und nach buchstäblich sachstan 28.5.2017 / Foto: Michael SCHMOLZ auf dem Trockenen saßen. So war für Prädatoren (z. B. Rotfuchs, Wildschwein etc.) der Zugang zu den Nestern etwa ab Mitte Juni zunehmend ein- Noch zur Ankunftszeit der Rohrweihen (Circus fach möglich. Die meisten Gelege bzw. Bruten aeruginosus) aus dem Winterquartier, also im April dürften ihnen zum Opfer gefallen sein. Den Beob- und im Mai 2018, waren die Feuchtgebiete in der achtungen nach zu urteilen wurde nur in den Be- Umgebung des Vogelschutzgebietes „Ober-Hil- reichen Schwabenheim, Sprendlingen und Parten- bersheimer Plateau“/Rheinhessen durchgängig heim jeweils ein einziger Jungvogel flügge. Neben mit sehr guten Wasserständen gesegnet. Die da- der trockenheitsbedingten Prädation dürfte auch mals günstigen Verhältnisse wurden von über- der Nahrungsmangel auf dem Plateau selbst für durchschnittlich vielen Rohrweihen-Paaren zu Re- erschwerte Bedingungen gesorgt haben, unter vierbesetzungen und zum Nestbau genutzt. Ent- denen es den Altvögeln kaum gelang, ausrei- sprechend besetzte Gebiete waren zu Beginn der chend Beute für die Jungvogelaufzucht zu schla- Brutzeit z. B. einige Naturschutzgebiete im Selztal gen. Unterm Strich stellen die insgesamt drei flüg- um Stadecken-Elsheim und Schwabenheim, das ge gewordenen Jungvögel also nur etwa ein Ach- Partenheimer Bachtal, ein Bachtal bei Gau-Wein- tel des Bruterfolges dar, der bei normalen Wasser- heim, das Aspisheimer Tal und ein Rückhaltebe- standsbedingungen zu erwarten gewesen wäre. cken bei Sprendlingen. Insgesamt begannen hier mindestens acht Paare definitiv eine Brut. In nor- Hans-Georg FOLZ malen Jahren ist die nach-brutzeitliche Anzahl GNOR Info 128 13
AK Avifauna Der Inselrhein bei Niedrigwasser. Bingen-Gaulsheim, 10.10.2018 / Foto: Lisa KLOSTERMANN Des Einen Freud, des Anderen Leid Nach dem Ende der Brutsaison Alpenstrandläufer Waldwasserläufer wird Vogelbeobachtung lang- Schmarotzerraubmöwe Bruchwasserläufer weilig? Keine Spur! Heringsmöwen Mittelmeermöwen Während die große Dürre in Steppenmöwen Aber auch einige am Rhein re- den Sommermonaten für viele gelmäßiger erscheinenden Ar- u. v. m. (siehe auch Online-Por- Arten stark negative Auswir- ten waren teilweise in großen tal ornitho.de). kungen hatte (siehe GNOR Info Mengen vertreten, wie 127), freuten sich zahlreiche Zum Leidwesen dieser Nah- Zugvögel über die trocken ge- Schnatterenten rungsgäste wurden die Natur- fallenen Schlick- und Kiesbänke Pfeifenten schutzgebiete stark von erho- des Rheins. So konnten zwi- Krickenten lungssuchenden Kajakfahrern, schen Ende Juli und Ende Ok- Steh-Paddlern, Windsurfern und tober 2018 in den Naturschutz- Spießenten Motorbootfahrern frequentiert. gebieten „Fulderaue-Ilmenaue“ Knäkenten Die Folge waren ständig aufge- und „Rüdesheimer Aue“ zahl- Löffelenten schreckte Vogeltrupps. Durch reiche rastende Vögel beobach- Tafelenten diese gravierenden Störungen tet werden, die viele vor allem Reiherenten gingen wichtige Energiereser- von den Wattflächen der Nord- ven für den Weiterzug in Rich- see kennen, wie Zwergtaucher tung Süden verloren. Sollte Haubentaucher man angesichts dieser Tatsache Brandgänse Fischadler nicht über eine Ausweitung und Kiebitzregenpfeifer Kiebitze eine Kontrolle des Befahrungs- Sandregenpfeifer verbotes der Wasserflächen Flussregenpfeifer Brachvogel innerhalb der Naturschutzge- Bekassine Dunkle Wasserläufer biete nachdenken? Flussuferläufer Zwergstrandläufer Nico FLÜGEL, Lisa KLOSTERMANN Grünschenkel 14 GNOR Info 128
AK Avifauna Bekassinen (Gallinago gallinago). Bingen-Gaulsheim, Brachvogel (Numenius arquata) Bingen-Gaulsheim, 6.10.2018 / Foto: Lisa KLOSTERMANN 28.8.2019 / Foto: Nico FLÜGEL Flussuferläufer (Actitis hypoleucos). Bingen-Gaulsheim, Fischadler (Pandion haliaetus). Bingen-Gaulsheim, 30.8.2019 / Foto: Nico FLÜGEL 30.8.2018 / Foto: Nico FLÜGEL Mitteilungen der Avifau- Beobachterinnen und Beobach- ihre Zuständigkeit übernimmt. nistischen Kommission ter ihre außergewöhnlichen Das sind: Sichler, Triel, Doppel- Rheinland-Pfalz (AKRP) Feststellungen über das ent- schnepfe, Eismöwe, Taigazilp- sprechende Meldeformular inkl. zalp, Zitronenstelze und Zwerg- Am 02. Februar 2019 hat sich eventuell vorhandener Belege ammer. Bitte melden Sie diese die AKRP zu ihrem jährlichen einzureichen. Ein Eintrag bei Arten zukünftig direkt an die Treffen versammelt, um offene ornitho.de kann eine Dokumen- AKRP. Im Rahmen der Aktuali- Fragen zu diskutieren und die tation nicht ersetzen. Dokumen- sierung der rheinland-pfälzi- Bearbeitungsabläufe anzupas- tationspflichtige Arten werden schen Meldeliste hat die AKRP sen. Im Jahr 2018 waren insge- bei ornitho.de automatisch mit beschlossen, den Sperlingskauz samt 155 Meldungen einge- einem entsprechenden Symbol zum 1.1.2019 aus der Meldelis- gangen und bearbeitet worden, markiert, das den Melder auf te zu entlassen. Alle Beobach- davon allerdings ein großer die Notwendigkeit einer Do- tungen vor diesem Datum, soll- Anteil (75,5 %) Meldungen aus kumentation hinweist. Bitte hel- ten aber – sofern noch nicht zurückliegenden Jahren (2017 fen Sie mit, zeitaufwändige geschehen – nachträglich do- und früher), die gezielt einge- Nachforderungen durch die kumentiert werden. Die aktuelle fordert wurden. Trotz dieses AKRP zu vermeiden. Version der Meldeliste ist auf zeitaufwändigen Einforderns der Internetseite der AKRP ein- Im Zuge der Überarbeitung der zusehen (ak-rlp.de). von Dokumentationen sind im- nationalen Meldeliste hat die mer noch über 600 Einträge auf Deutsche Avifaunistische Kom- Ein Bericht zur Arbeit der AKRP der Beobachtungsplattform mission (DAK) einige Arten ge- mit den Ergebnissen und einer ornitho.de bisher nicht doku- strichen, die nun die AKRP in Auflistung der ausreichend do- mentiert. Die AKRP bittet alle GNOR Info 128 15
AK Avifauna kumentierten Nachweise für die Jahre 2016–2018 befindet sich in Vorbereitung und soll im Sommer 2019 fertiggestellt werden. Damit dieser Bericht eine möglichst umfassende Übersicht bieten kann, sind alle Beobachterinnen und Beobachter gebe- ten, noch nicht eingereichte Feststellungen aus diesem Zeitraum möglichst bald bei der AKRP vor- zulegen. Das Meldeformular finden Sie unter http://ak-rlp.de/publikationen/. Bitte senden Sie Ihre Dokumentationen an den Schriftführer Dr. Christian Dietzen (ak-rp@gmx.de). Melden Sie sich ebenso bei Fragen zur Dokumen- Sperlingskauz (Glaucidium passerinum). 22.2.2012 / Foto: Mathias SCHÄF tation von Seltenheiten oder zur Arbeit der AKRP. Dr. Christian DIETZEN Nachtrag zur „Avifauna fast sicher. Nach den Aussagen Das Verbreitungsgebiet der von Rheinland-Pfalz“ von einheimischen Experten Trittschen ist zum Teil de- liegen die Bestandszahlen des ckungsgleich mit der ehemali- Dem aufmerksamen Leser des Vogels allerdings im Promille- gen Kurpfalz. Es reicht vom öst- epochalen Standardwerkes bereich. Die Zahl der nachweis- lichen Rand des Pfälzerwaldes „Die Avifauna von Rheinland- lich gesichteten Elwetrittschen (Haardtrand) über die Rhein- Pfalz“ ist sicherlich aufgefallen, soll vor allem zur Zeit der Wein- ebene bis in den südhessischen dass darin eine in der Pfalz en- feste in der Region ungeheuer Odenwald. Nach Süden strahlt demisch vorkommende Art mit hoch sein. die Art bis in die Oberpfalz, keinem Satz erwähnt wird. Wie Nordbaden und Nordwürttem- • Lebensraum berg aus. Eine eigene Unterart ist dies möglich? Liegt es an der sehr unübersichtlichen Daten- (palatinensis saxo montana) ist Das nominotypische Taxon be- lage zu dieser pfälzischen Ver- aus dem südwestlichen Pfäl- siedelt, als Bodenbrüter, vor antwortungsart, oder sollte im- zerwald mit Schwerpunkt im allem halboffene Weinbergsla- mer noch ein Restzweifel an der Dahner Felsenland bekannt. gen und ihre Randbereiche. Existenz dieses Vogels in orni- Der flugunfähige Vogel benö- Bestandsentwicklung thologischen Fachkreisen vor- tigt zum Nahrungserwerb ab- handen sein? Wie auch immer – wechslungs- und strukturreiche Die Elwetrittsche wurde als wer eine vollständige Ausgabe Rebzeilen, vor allem mit Ries- Agrarschädling in den Wein- der „Avifauna von Rheinland- ling- und Silvanertrauben. Als bergen über Jahrhunderte hin- Pfalz“ besitzen möchte, sollte Bruthabitat nutzt die Trittsche, weg unkontrolliert bejagt. Dass sich das nachfolgende Artkapi- neben Grauzonen und dichten die Trittsche nicht das gleiche tel ausschneiden und neben sonnigen Waldbeständen auch Schicksal wie der Dodo von Band 4 ins Bücherregal stellen. gerne verlassene Wingertshüt- Mauritius teilt und ausstarb, ten und verfallene Weinkeller. liegt wohl in der pfälzischen Artkapitel Cleverness des Vogels begrün- Elwetrittsche (Bestia palatinen- Gänzlich unterschiedlich davon det, aufgrund derer er immer sis) stellt sich der Lebensraum der wieder neue Lebensräume er- breitfüßigen Wasgautrittsche schließen konnte. Auch wurde Fantastische Ausnahmeerschei- dar. Diese hat sich, ähnlich den die Jagd im 20. Jahrhundert auf nung Darwinfinken, durch morpholo- eine rein wissenschaftliche gische Anpassung an das Le- Ebene verlagert. Schließlich Bestand ben am Sandsteinfelsen adap- konnte sich der Bestand der tiert. Trittsche, auch dank der aufop- Das Vorkommen der Elwetritt- sche im Verbreitungsraum ist ferungsvollen Hilfe von Elwtritt- • Verbreitung 16 GNOR Info 128
AK Avifauna dem Menschen ein wie die Elwetrittsche. Trotzdem ist die Biologie der Art weitestgehend unbekannt. Fast gesichert scheint, dass die Art dämmerungs- und nachtaktiv ist. Obwohl wahrscheinlich flugun- fähig muss die Trittsche trotzdem alle anderen zum Leben notwendigen Eigenschaften und Ver- haltensweisen besitzen. • Fortpflanzung Die Reproduktion der Art findet im Dunkeln in un- Typischer Lebensraum der pfälzischen Unterart der Elwe- zugänglichen Naturarealen statt. Aus Gründen der trittsche (Bestia palatinensis saxo montana). Teufelstisch, Diskretion und des hohen ethischen Standards, Hinterweidenthal, 3.7.2012 / Foto: Michael SCHMOLZ den sich die Trittscheforschung selbst auferlegt hat, werden aus diesem Forschungsbereich bis auf weiteres keine Erkenntnisse zu erwarten sein. sche-Vereinen und Privatpersonen auf die heuti- gen Zahlen einpendeln. Gefährdung und Schutz Zug und Rast Obwohl sich der Bestand der Elwetrittsche durch Umwandlung der Jagd und massive Maßnahmen Auch wenn die Elwetrittsche, aufgrund ihrer man- in ihrem Lebensraum gefestigt zu haben scheint, gelnden Flugfähigkeit, kein klassischer Zugvogel ist die Art weiterhin gefährdet. So wird die Popula- ist, kann ihr denn ein gewisses Zugverhalten nicht tion durch das Vordringen von Neozooen, wie z. B. abgesprochen werden. Aufgrund der Sichtbeob- dem bayerischen Wolpertinger oder dem Thürin- achtungen weist die Elwetrittsche insbesondere im ger Rasselbock bedroht. Für einen umfassenden Herbst einen signifikanten Zug auf. Schutz der Art müssen zwingend fachkundige Trittschebeobachter im Brutgebiet die ungestörte • Rastgebiete Aufzucht der Jungen gewährleisten. Die Rastgebiete liegen vor allem in direkter Um- gebung von Weinfesten und Weinprobierständen, Offene Fragen sowie auf deren Zu- und Abwegen. Die Benennung weiterer Unterarten der Elwetritt- sche, wie es vereinzelt in der Literatur gefordert • Rastbestand wird, kann z. Zt. noch nicht mit abschließender Si- Die Rastbestände sind nicht sicher zu verifizieren. cherheit verifiziert werden. Hierbei sind vor allem Dies liegt zum einen an der nachtaktiven Lebens- die Altrheintrittsche und die Chauseegrabentritt- weise der Trittsche, zum anderen ist die sichere sche zu nennen. Umfassende genetische Untersu- Ansprache von Einzeltieren, selbst unter Verwen- chungen wären hier zielführend. dung einer speziellen Optik, dem „Schoppenglas“, nicht möglich. Das Vorkommen einer weiteren eigenständigen Unterart, der „Burgundertrittsche“, muss jedoch ins • Jahresrhythmus Reich der Fabel verwiesen werden. Sie entstammt wohl nur dem geistreichen Diskurs eines weinseli- Sobald die ersten Trauben gepresst werden, gen Abends in der Pfalz. kommen auch die Elwetrittsche um sich zu sam- meln. Der Höhepunkt des Zuges liegt im Oktober Ulrich DIEHL und setzt sich bis in den November fort. Biologie GNOR Arbeitskreis Avifauna, Landesgeschäfts- Kaum eine andere Tierart geht so viele Wechsel- stelle, Osteinstraße 7-9, 55118 Mainz, (06131) wirkungen mit ihrer natürlichen Umgebung und 671480, mainz@gnor.de GNOR Info 128 17
AK Haselhuhn Teilnehmer an einer gemeinschaftlichen Haselhuhn-Exkursion im französischen Jura unter Leitung von Marc Montadert (stehend 2. von links) und Markus Handschuh (stehend 2. von rechts), 17. Februar 2019. / Foto: Alisa KLAMM AK Haselhuhn Neues aus dem Arbeitskreis Haselhuhn Bei der Suche nach dem vom widmen sich dem Status in den werden können. Die Nahrungs- Aussterben bedrohten „Westli- Nachbarländern und möglichen suche erfolgt bevorzugt in chen Haselhuhn“ (Tetrastes bo- Erhaltungsmaßnahmen. nächster Nähe zu dichter De- nasia rhenana) hat sich in den ckung (meist Haselsträucher in letzten Monaten einiges getan. An einem Wochenende Mitte unmittelbarer Nachbarschaft zu Ein zweifelsfreier Nachweis Februar wurde für interessierte tief beasteten Fichten). Trittsie- steht aber – trotz z. T. intensiver Beobachterinnen und Beobach- gel im Schnee waren immer (!) Nachsuchen – in Deutschland ter eine Gemeinschaftsexkursi- durch Losungsfunde zu bestäti- und in Luxemburg immer noch on ins französische Jura unter gen, wobei die Spuren nie aus. Kürzlich ist der Tagungs- Leitung von Marc Montadert mehr als 10 m verfolgt werden band eines internationalen angeboten. Hier konnten sich mussten, um Losung zu finden. Symposiums zum Schutz des zwölf deutsche und luxembur- Abgerundet wurde die Exkursi- „Westlichen Haselhuhns“ im gische Haselhuhn-Interessierte on durch eine beeindruckende Pfalzmuseum für Naturkunde auf Schneeschuhen in nach- verschneite Winterlandschaft, (POLLICHIA-Museum) in Bad weislich besetzten Revieren den lehrreichen Erläuterungen Dürkheim (Dezember 2017) (Unterart styriaca) von den des französischen Experten erschienen und kann hier ein- Möglichkeiten der Feststellung Montadert und den interessan- gesehen werden (https://ww- über indirekte Nachweise über- ten Diskussionen. Weitere Win- w.pollichia.de/index.php/down- zeugen. Wesentliche Erkennt- ter-Exkursionen sind geplant, load/category/64-symposium- nisse der Revierbesichtigungen um einheimischen Beobachte- westliches-haselhuhn-bad-du- vor Ort waren, dass in den be- rinnen und Beobachtern die erkheim-2017-colloque-gelinot- setzten Territorien an typischen Lebensweise des Haselhuhns te-des-bois-de-l-ouest-2017? Schlaf- und Nahrungsplätzen in näherzubringen und das Auge start=0). Kapitel 6 beschreibt kürzester Zeit große Mengen an für die Suche nach indirekten die Situation im westlichen Losung (inkl. Blinddarmlosung Hinweisen in den rheinland- Deutschland, weitere Kapitel unter Schlafbäumen) gefunden pfälzischen Regionen zu schu- 18 GNOR Info 128
AK Haselhuhn Typische Winterlosung und Blinddarm- losung unter Schlafbäumen des Hasel- huhns (Tetrastes bonasia rhenana) im französischen Jura, 16. Februar 2019 (Fotos oben u. Mitte li.), Entlang von Fußspuren fand sich immer bereits nach wenigen Metern auch Losung, die die Artbestimmung bestätigte, 17. Fe- bruar 2019 (Foto Mitte re.) / Fotos: Christian DIETZEN Typischer Äsungsplatz: Hasel- strauch in Deckung bietender Fichtendickung mit Artnachweis anhand von Losungsfunden, 17. Februar 2019 / Foto: Christian DIETZEN GNOR Info 128 19
AK Heuschrecken len. Hoffentlich gelingt es, in naher Zukunft den geeignet erscheinenden Lebensräumen diskutiert ersehnten eindeutigen Nachweis zu erbringen, und festgelegt. Schwerpunkt der Suche wird 2019 dass das enigmatische „Westliche Haselhuhn“ auf dem südlichen Hunsrück liegen (Naturschutz- doch noch irgendwo in unseren Wäldern überlebt großprojekt „Bänder des Lebens“, s. https://snu.rl- hat. p.de/de/projekte/baender-des-lebens/), während gleichzeitig die Suchgebietskulisse in anderen Re- An dieser Stelle sei noch einmal auf die Notwen- gionen (Mosel, Mittelrhein, Westerwald) für die digkeit einer sehr sorgfältigen Dokumentation im nächsten Jahre eingegrenzt werden soll. Falle eines mutmaßlichen Fundes hingewiesen. Ein zweifelsfreier Nachweis des „Westlichen Hasel- Dr. Christian DIETZEN & huhns“ ist ausschließlich durch ein aussagekräfti- Markus HANDSCHUH ges Foto oder Funde von Losung oder Federn ak- zeptabel (Letztere sind sicherzustellen und ausge- wiesenen Artexperten zur Bestätigung vorzulegen). GNOR Arbeitskreis Haselhuhn, c/o Dr. Christian Im Rahmen zweier Treffen in der Vogelschutzwarte Dietzen, Friedhofst. 10, 54550 Daun, Tel. (06592) für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland in Frank- 9843357, (0175) 4729888, furt, wurden Pläne für die großflächige Suche in christian.dietzen@gnor.de 29. AK Heuschrecken Jun Exkursion ins Mayener Grubenfeld am Samstag, 29.6., 18:30 Uhr. Exkursionsleitung: Andereas Kiefer und Alban Pfei- fer,Tel. (06239) 929515 Im Mayener Grubenfeld lebt nicht nur die größte Fledermauskolonie Deutschland, sondern auch Alban PFEIFER die sehr seltene Höhlenschrecke. Treffpunkt: Erlebniszentrum Mayener Grubenfeld GNOR Arbeitskreis Heuschrecken, c/o Alban (Terra Vulcania). An den Mühlensteinen 7, Mayen Pfeifer, Bahnhofsplatz 5, 67240 Bobenheim-Rox- heim, heuschrecken.rlp@googlemail.com Bitte Taschenlampe mitbringen. Die GNOR ist jetzt auch bei Seit kurzem hat auch die GNOR - man will fast gelungen ist. Für die professio- sagen: endlich - ihren eigenen Videokanal bei nelle und dennoch ehrenamtliche YouTube. Von Zeit zu Zeit möchten wir hier Videos Umsetzung (Drehbuch, Drehar- mit GNOR-Themen einstellen. Schaut mal rein beiten, Schnitt, Ton, Farbmischung usw.) danken und abonniert uns! wir Bernd Güßbacher von Vortex-Video und sei- nen Kollegen sehr herzlich. Unser erster Film portraitiert die Arbeit unserer FÖJ und soll Interesse an einem FÖJ bei der https://m.youtube.com/channel/UCCc-m5Dmkt- GNOR wecken. Wir denken, dass uns das sehr gut NPmBcpilq7hyA (ms) 20 GNOR Info 128
AK Nahetal Der Bergmolch (Ichthyosaura alpestris), hier Männchen in Wassertracht, zählt noch zu den häufigen Amphibienarten in Rhein- land-Pfalz – dennoch lässt die aktuelle Datenlage keine genauen Aussagen zu! Waldtümpel bei Oberhausen bei Kirn, 6.4.2016 / Foto: Sascha SCHLEICH AK Nahetal Der Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) – Lurch des Jahres 2019 Zum vierzehnten Mal hat die Deutsche Gesell- sollen den Schwerpunkt dieser Aktion darstellen schaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. und werden sowohl in der breiten Öffentlichkeit (DGHT) ein Reptil bzw. ein Lurch des Jahres ge- als auch innerhalb der Naturschutzverbände wählt. Bei der diesjährigen Wahl hat sich der kommuniziert. Für die ansprechende Öffentlich- Bergmolch (Ichthyosaura alpestris) durchgesetzt. keitsarbeit sind in traditioneller Weise wieder ver- Unterstützt wird die Kampagne in bewährter Form schiedene Begleitmaterialien erschienen: Poster, von den österreichischen und schweizerischen Flyer und Leitfaden. Die digitale Version ist zu fin- Fachverbänden ÖGH und KARCH, dem NABU den unter: amphibienschutz.de. Erstmals ist im Bundesfachausschuss Feldherpetologie und Rahmen der Kampagne auch eine Kinderbroschü- Ichthyofaunistik sowie von dem Naturhistorischen re erschienen. Zusätzlich und auch fast abschlie- Museum Luxemburg. In abwechselnder Reihen- ßend im Jahr des Bergmolchs wird eine Interna- folge betrifft diese Wahl jährlich mal heimische tionale Fachtagung dieses Jahr im November ver- Amphibien und mal heimische Reptilien. Letztes anstaltet (voraussichtlich in Österreich – weitere Jahr war der Grasfrosch (Rana temporaria) Mittel- Informationen zur Tagung werden sobald bekannt punkt dieser Kampagne und so ist erstmals in zwei unter amphibienschutz.de veröffentlicht. aufeinander folgenden Jahren jeweils ein Amphib gewählt worden. Hintergrund dafür ist natürlich, Der Bergmolch zählt neben dem Teichmolch (Lis- dass es in Deutschland mehr Amphibien- als Repti- sotriton vulgaris), dem Fademolch (Lissotriton hel- lienarten gibt. Mit dieser Nominierung wird eine veticus) und dem Kammmolch (Triturus cristatus) der bekanntesten Schwanzlurcharten, die sogar zu den vier Molcharten, die in Rheinland-Pfalz vor- noch zu den häufigsten Amphibienarten in Mittel- kommen. Diese zählen zu den Schwanzlurchen, zu europa zählt, in den Fokus des Arten- und Natur- denen weiterhin auch der Feuersalamander (Sa- schutz gerückt. lamandra salamandra) gehört. Die Informationen über die aktuelle Gefährdung Bergmolche kommen häufig zusammen mit Fa- der Art und entsprechende Schutzmaßnahmen denmolchen, nicht ganz so häufig auch mit Teich- GNOR Info 128 21
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