KED Kurier Sommer 2021 - KED Münster

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KED Kurier Sommer 2021 - KED Münster
KED Kurier                     Sommer 2021

                Elternmitwirkung von Anfang an

KED in NRW
Landesverband

                4    „Was uns stark macht: Resilienz
                     trainieren“
                7    Das #ResilienzCamp
                     Zukunftskompeten­zen erlernen
                8    Gerade in „Coronazeiten“ eine
                     besondere Herausforderung:
                     Es gilt, die Kinder stark zu
                     machen
                10   Pflanzaktion – Patrozinium am
                     Suitbertus Gymnasium
                12   Neuer Arbeitskreis im Bistum
                     Paderborn:
                     „Umgang mit den Pande­
                     miefolgen an der Schule,
                     Konzept­entwicklung“
                15   KED in NRW
                26   Aus den Bistümern
                34   Literaturempfehlungen
KED Kurier Sommer 2021 - KED Münster
Liebe Eltern! Liebe
                                                   Mitglieder der KED!
                                                   „Die Kinder und Jugendlichen sind die Verlie-
                                                   rer der Corona-Pandemie.“ - Diesen Satz konn-
                                                   te man in den vergangenen Monaten vielfach
                                                   hören und lesen. Nicht nur in den Medien, auch
                                                   in der Politik setzte sich, zu Recht, die Erkenntnis
                                                   durch, dass die Einschränkungen in der Pande-
                                                   mie auf die jüngsten in unserer Gesellschaft die
                                                   stärksten Auswirkungen haben.

                                                   Kinder und Jugendliche befinden sich in einer
                                                   Lebensphase, in der die Begegnung mit ande-
             Andrea Honecker aus Köln ist          ren unverzichtbar ist für eine gesunde Entwick-
             Vorsitzende des Landesver­
             bandes der Katho­lischen
                                                   lung und für die Entfaltung ihrer Persönlichkeit.
             Eltern­­schaft Deutschlands in        Lernen braucht Beziehung, und zum Glück hat
             Nordrhein-Westfalen (KED
             NRW)                                  sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, dass
                                                   persönliche Kontakte und regelmäßiger Präsenz-
                                                   unterricht auch bei guter digitaler Ausstattung
                                                   und pädagogisch konzipiertem Distanzunter-
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                                         richt unersetzbar sind.

                                         Doch alles Klagen hilft, vor allem im Nachhinein, nicht. Po-
                                         litisch setzt sich die KED daher dafür ein, dass die Schulen
KED Kurier

                                         so ausgestattet sind und die Bedingungen für den Unter-
                                         richt nach den Sommerferien so gemacht werden, dass
                                         Präsenzunterricht mit möglichst hoher Sicherheit für die
                                         Gesundheit der Schüler*innen stattfinden kann.

                                         Es ist aber auch sichtbar geworden, dass wir uns immer
                                         wieder fragen sollten, wie wir unsere Kinder stärken und
                                         widerstandsfähig machen können. „Resilienz“ hatte sich
                                         schon vor Corona als Ziel der Entwicklung und pädago-
                                         gische Aufgabe etabliert: „Wie kann ich mein Kind stark
                                         machen?“ heißt: wie wird es weniger angreifbar und kann
                                         Konflikte und Krisen besser bewältigen? Dieser Frage stel-
                                         len sich gleich mehrere Artikel im vorliegenden „Kurier“.
                                         Ein Ansatz, der sich nicht nur für Kinder und Jugendliche
                                         lohnt: Auch die Eltern sind im hinter uns liegenden Jahr
                                         häufig an ihre Grenzen gestoßen, und auch wir können
                                         unser Denken und Handeln stärken, „resilienter“ werden
                                         und damit der gesamten Familie helfen.

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KED Kurier Sommer 2021 - KED Münster
Hoffen wir, dass das Schuljahr 2021/22 in geregelteren Bah-

                                                                                    KED Kurier
               nen verläuft als das letzte. Es wird vieles aufzuholen sein,
               nicht nur an Unterrichtsinhalten, sondern vor allem bei
               den Jüngsten auch im sozialen Lernen und in den Grund-
               fähigkeiten, die unsere Kinder „so ganz nebenbei“ in den
               Schulen und Kitas beigebracht bekommen. Dabei sollte

                                                                                    2 | 2021
               unser Blick und unsere Hilfe besonders denen gelten, deren
               Eltern sie beim Distanzunterricht nicht so begleiten konn-
               ten, wie es nötig gewesen wäre. Der alte Slogan, dass wir
               kein Kind zurücklassen dürfen, muss in den nächsten Jah-
               ren alle leiten, die Verantwortung für Bildung und Erzie-
               hung tragen.

               Andrea Honecker
               Vorsitzende

Ihr Kind kommt in die
Schule. Damit beginnt ein
neuer Lebensabschnitt.
Das gilt ganz sicher für Ihr Kind, möglicherweise aber
auch für Sie selbst – vor allem, wenn es Ihr erstes Kind
ist, das die Schule besuchen wird.

Die Schule lässt erfahrungsgemäß keine Familie un­
berührt, Erinnerungen an die eigene Schulzeit wer­
den wach. Für manchen bedeutet Schule: Der Ernst
des Lebens beginnt. Wichtig ist aber, dass damit die
Kindheit nicht abgeschlossen ist. Kinder sollen sich ihre kindli­
che Neugier und Unbefangenheit lange erhalten.

Eltern und Kinder wünschen sich einen guten Start in der Grundschule.

Der KED in NRW ist es ein Anliegen, zu erläutern, wie die katholischen Grundschu­
len Erziehung und Unterricht verstehen.

                                                                                      3
KED Kurier Sommer 2021 - KED Münster
2 | 2021         Resilienz

             „Was uns stark
             macht: Resilienz
KED Kurier

             trainieren“
                            Interview mit Resilienztrainerin und Coach
                            Corinna Slawitschka
             Frau Slawitschka, schön, dass Sie sich     wegschieben, und Krisensituationen
             bereit erklärt haben, uns einige Fragen    erst recht nicht, das gehört zum Leben
             zum Thema „Resilient werden“ zu be-        dazu. Ich habe dann angefangen, mich
             antworten!                                 intensiv mit der Resilienz auseinan­
             Nach der Schule haben Sie BWL studiert     derzusetzen, und auch die psychologi­
             und dann einige Jahre als Beraterin bei    schen Konzepte dazu haben mich sehr
             verschiedenen Unternehmen gearbeitet.      interessiert, die sich damit befassen,
             Dann haben Sie das Thema „Resilienz“       wie Menschen sich wieder aufrichten
             für sich entdeckt: wie kam es dazu?        können. Dabei habe ich ganz viel ent­
                                                        deckt, was ich glücklicherweise durch
             Corinna Slawitschka: Nach meinem
                                                        die Erziehung meiner Eltern mit in die
             BWL Studium habe ich drei Jahre in
                                                        Wiege gelegt bekommen habe. Mir
             der Unternehmensberatung gearbei­
                                                        war es dann wichtig, diese Erkenntnis­
             tet und damit aus nächster Nähe mit­
                                                        se, gepaart mit den Erfahrungen, die
             bekommen, was Stress mit den Men­
                                                        ich persönlich gemacht habe, in ein
             schen macht, wie Menschen in einer
                                                        neues Konzept zu gießen. Nachdem
             sehr schnelllebigen Arbeitswelt aus­
                                                        ich mich erst einmal mit der Literatur
             brennen. Damals wurde ich sensibili­
                                                        befasst hatte, habe ich aus eigenem
             siert, welche Bedeutung der richtige
                                                        Interesse viele Fortbildungen in dem
             und gesunde Umgang mit stressigen
                                                        Zusammenhang gemacht, habe jahre­-
             Situationen hat. Wir alle wissen: Stress
                                                        lange Ausbildungen im Resilienzbe­
             kann man nicht immer nur vor sich
                                                        reich und im mentalen Coaching abge­

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KED Kurier Sommer 2021 - KED Münster
schlossen und bin jetzt auch „Systema­

                                                                                        Fotos: Zur Verfügung gestellt von Corinna Slawitschka

                                                                                                                                                KED Kurier
tischer Coach“.

Sie haben erwähnt, dass Sie in Ihrer
Kindheit durch Ihr Elternhaus gestärkt
wurden. Können Sie uns erklären oder
ein Beispiel nennen, wodurch?

                                                                                                                                                2 | 2021
Corinna Slawitschka: Also ganz wichtig
ist die Verfügbarkeit einer festen Ver­
trauensperson, auf die man sich immer
verlassen kann. Das muss nicht immer
im Elternhaus sein, es kann auch durch
eine andere Person gegeben sein, die
                                                               Corinna Slawitschka, geboren
dem Kind zeigt: „Hier wirst du aufge­                          1987, war Schülerin des Sankt-
fangen.“ Und dann sollten Kinder an                            Adelheid-Gymnasiums in Bonn-
kleinen stressigen Situationen wach­                           Pützchen und hat dort 2007 Ab­
                                                               itur gemacht, sie lebt in Bonn.
sen dürfen: jede dieser kleinen Heraus­
forderungen, z. B. Aufgaben, die man
in der Familie erfolgreich übernimmt,
Auseinandersetzungen mit den Ge­
                                            fluss zu fokussieren, sondern das be­
schwistern, selbstständige Erledigun­
                                            deutet auch, seinen Alltag achtsamer
gen in der Umgebung etc. wirken wie
                                            zu gestalten: das Essen einmal ganz
eine „Stressimpfung“. Auch die Erfah­
                                            bewusst einzunehmen, ohne Störge­
rung, dass nicht jeder Wunsch erfüllt
                                            räusche, ohne Fernseher oder Handy
werden kann und nicht immer alles
                                            usw.. Oder den Abend mit einem Ritu­
perfekt ist, gehört zum Leben dazu,
                                            al zu beschließen, indem man einfach
und es ist gut, wenn Kinder das auch
                                            für drei Dinge „Danke“ sagt, ebenso
erleben. Umso mehr lernen sie, sich zu
                                            am Morgen bei Tagesbeginn, einmal
freuen und wertzuschätzen, wenn sie
                                            Tempo und Hektik rauszunehmen und
bestimmte Ziele erreichen und aus ei­
                                            solche Momente ganz bewusst wahr­
gener Kraft auch einmal schwierigere
                                            zunehmen, und das am besten ganz
Situationen meistern können.
                                            viel mit Optimismus verknüpft. Unser
Sie bieten Seminare an und begleiten        Gehirn ist seit Jahrtausenden darauf
Menschen dabei, „resilienter“ zu werden,    trainiert, Negatives verstärkt wahrzu­
also mit dem Druck ihrer Lebenssitua-       nehmen. Wir versuchen also, auf das
tion bzw. dem Stress besser zurecht zu      Schlimmste gefasst zu sein, um so
kommen. Mit welchen Methoden kann           unser eigenes Überleben zu sichern.
man das erreichen?                          Das führt dann dazu, dass wir immer
                                            ängstlicher und pessimistischer wer­
Corinna Slawitschka: Resilienz bedeu­
                                            den. Im Resilienztraining lässt sich ler­
tet auf jeden Fall eine intensive Selbst­
                                            nen, dass wir uns durch diese starken
reflexion, und Corona hat uns im letz­
                                            Mechanismen darauf fokussieren kön­
ten Jahr alle dazu gezwungen, einmal
                                            nen zu sehen: „Was habe ich eigentlich
innezuhalten und sich selbst zu reflek­
                                            gerade?“. Und das ist dann die Über­
tieren: Mache ich das, was mir Freude
                                            leitung zu einer wichtigen Geisteshal­
macht? Wie glücklich bin ich in meiner
                                            tung: „Raus aus der Opferrolle“. Nach
Lebenssituation? Und das macht Resi­
                                            einer Zeit der Trauer oder des Verlusts
lienz aus: sich immer wieder zu fragen,
                                            und der Verzweiflung zu fragen: „Was
wie gehe ich mit mir, mit meiner Situ­
                                            habe ich trotzdem noch? Wer steht mir
ation um? Das gelingt z. B. durch Acht­
                                            zur Seite? Welche Ressourcen habe ich,
samkeitsübungen, eine ganz wichti­
                                            um mich wieder ins Leben zurück zu
ge Säule im Resilienztraining, und dies
                                            kämpfen?“ Das sind Eigenschaften, die
geht nicht nur mit meditativen Tech­
                                            resiliente Menschen besonders überle­
niken einher, z. B. sich auf den Atem­
                                                                                                                                                     5
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Resilienz

             4bensfähig machen, auch in schweren           im Umgang miteinander und im Um-
2 | 2021

               Krisensituationen.                          gang mit Stress?

               Eltern standen in der Zeit des Distanz-     Corinna Slawitschka: Es hat sich im
               unterrichts unter enormem Druck: sie        letzten Jahr einiges geändert, aber die
               mussten oft Leistung im Home-Office         Frage ist, wie nachhaltig das Ganze
KED Kurier

               erbringen und gleichzeitig ihren Kindern    ist, wenn man jetzt die schnellen Öff­
               eine passende Lernumgebung bieten           nungen und die Rückkehr ins „norma­
               oder ihnen dabei helfen, mit dem Dis-       le“ Leben sieht. Was uns hoffentlich
               tanzlernen zurecht zu kommen. Sehen         bleiben wird, ist das Bewusstsein, wie
               Sie da auch eine Möglichkeit, durch das     wertvoll gemeinsame Zeit ist. Viele El­
               Erlernen bestimmter Methoden besser         tern merken zum Beispiel, wie schön
               mit dem Stress zurecht zu kommen?           es ist, nicht so viele Dienstreisen zu ha­
                                                           ben und die Abende mit der Familie zu
               Corinna Slawitschka: Ja, ich glaube,
                                                           verbringen. Schön ist auch das Erleben
               ganz zentral ist hier die Bewertung
                                                           von Gemeinschaft, und dass man ver­
               der Situation, denn Stress fängt im­
                                                           steht, dass es ein Privileg ist, gemein­
               mer auch im Kopf an, und Menschen
                                                           sam zu feiern und sich unterhalten zu
               gehen ganz unterschiedlich mit ähn­
                                                           können und sich dabei in Sicherheit
               lichen Situationen um. Deshalb ist es
                                                           zu fühlen. Die Pandemie hat uns auch
               wichtig, an der eigenen Bewertung der
                                                           gezeigt, dass wir den Fokus auf die Ge­
               Situation zu arbeiten: Welche Ansprü­
                                                           nerationen lenken müssen, die es jetzt
               che habe ich? Wie perfekt muss z. B.
                                                           besonders schwer hatten: die Älteren,
               die Ausgestaltung des Distanzlernens
                                                           aber auch die Jugendlichen, die in einer
               sein; muss ich intensiv helfen und ein­
                                                           wichtigen Lebensphase auf ganz vieles
               greifen? Wie perfekt muss daneben
                                                           verzichten mussten. Wir haben hof­
               die Freizeit geplant werden? Oder: ver­
                                                           fentlich gelernt, dass wir unseren Blick
               zeiht die Familie es mir, wenn es zum
                                                           auf diese Generationen richten und
               Essen „nur“ Nudeln mit Tomatenso­
                                                           mehr Verständnis füreinander aufbrin­
               ße gibt? Das heißt, sich wirklich im­
                                                           gen. Und das Thema Umweltschutz:
               mer wieder zu überlegen: Wie bewerte
                                                           Reisen ist wichtig und wertvoll, aber
               ich das, was auf mich zukommt? Wie
                                                           wir werden mehr hinterfragen, welche
               ist mein eigener Anspruch? Was wird
                                                           Ziele wir aussuchen, welche Verkehrs­
               wirklich von mir erwartet? Leider kam
                                                           mittel wir nutzen und wie häufig. Ich
               die „Me-Time“ im letzten Jahr für viele
                                                           hoffe, dass wir in Zukunft wegkommen
               Eltern komplett zu kurz, und ich habe
                                                           von diesem „Schneller, höher, weiter“,
               beobachtet, dass die Ansprüche der
                                                           das uns in der Zeit vor Corona ange­
               Mütter und Väter an das, was sie leis­
                                                           trieben hat, und dass wir wieder stär­
               ten sollten, wahnsinnig hoch waren,
                                                           ker den Wert besonderer Erlebnisse,
               von außen, aber auch an sich selbst.
                                                           auch wenn sie seltener sind, schätzen
               Das kann nicht funktionieren, und
                                                           lernen.
               deshalb gibt es im Resilienztraining
               Strategien, wie man stressige Situatio­     Vielen Dank!
               nen, die über eine lange Zeit andauern,
                                                           Das Interview führte Andrea Honecker,
               anders zu bewerten und auch einmal
                                                           Vorsitzende
               loszulassen lernt, und sich mit seinen
               inneren Antreibern auseinandersetzt,
               was dann dazu führt, dass ich eine Si­
               tuation nicht mehr so streng für mich
               selbst bewerte.

               Glauben Sie, dass wir verändert aus der
               Corona-Krise heraus gehen werden, und
               was hat sich Ihrer Ansicht nach geän-
               dert? Sehen Sie auch positive Lerneffekte
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KED Kurier
                                                                                     2 | 2021
Das #ResilienzCamp
Zukunftskompeten­                                                                    KED Kurier

zen erlernen
                                                                                     2 | 2021

Resilienz ist unser seelisches Immun­
system. Schutzschild unserer Psyche.
Resilienz ist so beweglich wie das Le­    Impulse wirken am besten, wenn sie
ben selbst. Es handelt sich also um       nachbereitet werden. Deshalb befüllen
eine dynamische Kapazität, die sich       wir gemeinsam in einer 10-wöchigen
trainieren lässt. Das Geheimnis ist es,   Lernreise Ihren Koffer mit den Kom­
Resilienz präventiv zu verstehen und      petenzen der Zukunft. Resilienz bildet
anzuwenden. So können in guten Zei­       dabei die Basis und wird durch die Kon­
ten gesunde Strukturen und Halt ge­       zepte der Achtsamkeit und Agilität er­
schaffen werden, die zu Automatismen      gänzt. Dabei setzen wir auf bereits eta­
werden, um uns dann durch Krisenzei­      blierte Strukturen, die Ihnen Halt und
ten zu tragen.                            Sicherheit schenken, und ergänzen sie
                                          um eine wertvolle Schutzausrüstung.
Das #ResilienzCamp ist eine Selbstcoa­
ching-Reise voller Facetten und Ideen­    Ein analoges Workbook prall gefüllt
reichtum, um dieses Training so indivi­   mit Theorie-Input, praxisnahen Tipps
duell und motivierend wie möglich zu      und vertiefenden Übungen dient als
gestalten. Denn Menschen mit einer        wichtigster Reisebegleiter.
hohen Resilienz können wesentlich
                                          Hier geht’s zu Ihrem persönlichen Che­
besser mit Veränderungen umgehen
                                          ckIn: https://www.rethinkwork.de/
und sind auch motivierter in der Um­
                                          kurse/resilienz-camp-21/
setzung dieser.
                                                                                          7
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2 | 2021         Resilienz

             Gerade in „Coronazeiten“ eine besondere
             Herausforderung:

             Es gilt, die Kinder
KED Kurier

             stark zu machen
                            Zusammenfassung eines Vortrags im Mai 2021 von Dr. Ma-
                            rius Janßen, Uniklinik Münster
             Die einen haben sie schon, die ande­       psychisch auffälliger sind.“ Auch wenn
             ren steuern stark darauf zu – auf die      er merke, dass vermehrt Kinder in die
             wohlverdienten Sommerferien. Und           Klinik kommen würden, die unter den
             in einem sind sich Forscher und Politi­    sozialen Einschränkungen sehr leiden.
             ker einig: Nach dem Corona-Schuljahr
                                                        Das Konzept der Resilienz geht von
             soll es pandemiebedingte Schulschlie­
                                                        der Grundannahme aus, dass Men­
             ßungen im Herbst nicht mehr geben.
                                                        schen über Schutzfaktoren verfügen,
             Angesichts der psycho-sozialen Folgen
                                                        die sie in jeweils unterschiedlichem
             der ersten beiden Lockdowns auf Kin­
                                                        Ausmaß vor den negativen Auswirkun­
             der und Jugendliche stellt sich die Fra­
                                                        gen gesundheitsschädlicher Einflüs­
             ge, wie deren Resilienzkraft gestärkt
                                                        se bewahren und dazu beitragen, dass
             werden kann.
                                                        Stressereignisse oder Problemsituati­
             Laut Duden versteht man unter „Resi­       onen weniger als belastend, sondern
             lienz“ die Fähigkeit des Menschen,         eher als herausfordernd wahrgenom­
             Belastungen und schwierige Lebens­         men werden. Dadurch werden mehr
             situationen „ohne anhaltende Beein­        aktiv problemorientierte und weniger
             trächtigung zu überstehen“. Re­silienz     passiv-vermeidende Bewältigungs­
             bezeichnet also die erfolgreiche Bewäl­    strategien angeregt. In Stresssituatio­
             tigung einer kritischen Situation. Das     nen gelte es, „aufmerksam zu sein und
             heißt, eine Krise wurde nicht nur abge­    Veränderungen wahrzunehmen. Und
             wendet, sondern das Kind, der Jugend­      es ist wichtig, einen Raum zu öffnen, in
             liche ist sogar an der Herausforderung     dem die Kinder von sich aus das, was
             gewachsen, hat etwas dazu gelernt          sie erleben und beobachten, anspre­
             und wird nun auch zukünftige Schwie­       chen können. Das ist ein ´psychisches
             rigkeiten besser meistern.                 Aufräumen`, eine Gelegenheit, die ei­
                                                        gene Situation besser zu verstehen
             „Wir wissen aus der Gesundheitsfor­
                                                        und auch emotional besser verarbeiten
             schung, dass es Kinder gibt, die über
                                                        zu können“, so Janßen weiter.
             eine höhere psychische Widerstandsfä­
             higkeit verfügen und sich im Allgemei­     Die Resilienzforschung hat sechs
             nen an Ausnahmesituationen wie die         Schutzfaktoren ausgemacht, die ent­
             coronabedingten Lockdowns besser           wicklungsfördernd wirken und bei
             anpassen können“, sagt Marius Jan­         guter Ausprägung als Puffer dienen
             ßen, leitender Psychologe der Familien­    können, wenn es zu negativen Ent­
             tagesklinik für Vorschulkinder am Uni­     wicklungseinflüssen kommt (Zentrum
             versitätsklinikum Münster. „Man kann       für Kinder- und Jugendforschung, Frei­
             also nicht per se sagen, dass alle jetzt   burg): die Stärkung und Förderung der
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KED Kurier
                                                                                         2 | 2021
Selbst-wahrnehmung (das Kind hat ein        hält. Uns in der Gemeinschaft mit an­
gutes Bild von sich selbst und kennt        deren Menschen zu erfahren, ist etwas
seine Stärken und Schwächen), -steue­       ganz tiefgreifend Definierendes für
rung (das Kind kommt aus emotiona­          uns, formt unsere Identität.“
len Krisen wieder heraus und kann sei­
                                            Es gebe das starke Bedürfnis, mitein­
ne Gefühle regulieren), -wirksamkeit
                                            ander in Kontakt zu kommen. Janßen
(das Kind probiert, aus schwierigen Si­
                                            sieht die Schule in der Pflicht, regel­
tuationen selbstständig hinauszukom­
                                            mäßig Räume zu öffnen oder Forma­
men und handelt lösungsorientiert),
                                            te dafür zu schaffen, in denen sich die
soziale Kompetenz (das Kind kann sich
                                            Schülerinnen und Schüler fern des
auf sein soziales Netz verlassen), Pro­
                                            Lernstoffs austauschen, ihre Erlebnisse
blemlösefähigkeit (das Kind kann Auf­
                                            und Gefühle miteinander teilen kön­
gaben und Probleme bewältigen und
                                            nen. „Das ´Miteinander-teilen` können
läuft nicht vor ihnen fort) und ange­
                                            ist etwas, das Kraft geben kann. Kinder
messener Umgang mit Stress (das Kind
                                            und Jugendliche haben ihre eigene Art,
kann mit Stress umgehen und sich da­
                                            sich wahrzunehmen. Das ist ein wichti­
nach auch wieder entspannen).
                                            ger Teil der psychischen Verarbeitung.“
Der Sport spielt laut Janßen in diesem
                                            In Bezug auf die Schule betont Janßen
Zusammenhang eine wichtige Rolle.
                                            deren soziale Funktion. „Die Schule ist
Als der Vereinssport im Zuge der Coro­
                                            mehr als ein Lernort. Sie ist ein sozialer
na-Maßnahmen mit als erstes einge­
                                            Ort. Dort haben sie ihre Peergroup mit
stellt wurde, „haben wir eine Zunahme
                                            ihrer ganz eigenen Sprache, ihren eige­
an psychischen Störungen, wie Depres­
                                            nen Ritualen. Einen Rahmen, in dem sie
sionen, festgestellt“. Das sei nicht ver­
                                            sich unter Gleichaltrigen austauschen
wunderlich, da „man weiß, dass die Ak­
                                            können.“ Gerade das sei in der Ent­
tivität eine Grundvoraussetzung dafür
                                            wicklung in dem Alter so entscheidend.
ist, nicht depressiv zu werden – gerade
bei Kindern und Jugendlichen.“              Übungen und Praxisanleitungen zur
                                            Stärkung der Resilienz für den Un­
Ein weiterer wichtiger Punkt seien die
                                            terricht hat das Bildungsministeri­
sozialen Bindungen. „Wir sind soziale
                                            um Rheinland-Pfalz in dem Leitfaden-
Wesen. Es gibt kaum etwas Wichtige­
                                            Buch „Resilienz – Was Kinder stark
res für uns als unsere sozialen Bezie­
                                            macht“ herausgegeben.
hungen, unsere Gemeinschaft. Das ist
der Kit, der alles für uns zusammen­
                                                                                             9
KED Kurier Sommer 2021 - KED Münster
2 | 2021         Resilienz

             … und plötzlich strahlen die 100 Blumen in
             bunten Farben …

             Pflanzaktion –
KED Kurier

             Patrozinium am Suit­
             bertus Gymnasium
             Corona hat uns alle erwischt und be­      ten Blumen aufblühen, die wir alle ge­
             gleitet uns nun schon seit über einem     meinsam eingepflanzt hatten.
             Jahr. Als wir Ende des vergangenen
                                                       Dies sollte ein Zeichen sein, dass man
             Schuljahrs begonnen haben, unser Pat­
                                                       auch in schweren Zeiten Hoffnung
             rozinium zu planen, war also klar: kein
                                                       schenken kann, man muss sich nur et­
             gemeinsames großes Event, kein Got­
                                                       was überlegen und nicht aufgeben.
             tesdienst für alle in der Suitbertusba­
                                                       Wir sind nicht alleine und können uns
             silika, kein Frühstück mit der ganzen
                                                       gegenseitig helfen, wie es auch schon
             Schulgemeinde auf dem Schulhof, kei­
                                                       Suitbertus gelebt und gelehrt hat.
             ne Bühne, keine Performance. All das
                                                       Dementsprechend sollten die Blumen
             war unter Corona-Bedingungen unvor­
                                                       ein Zeichen unserer Gemeinschaft, un­
             stellbar. Aber wir wollten Corona zum
                                                       serer Vielfalt und unserer Stärke sein.
             Trotz unser Patrozinium nicht einfach
             ausfallen lassen.                         Also pflanzten wir am 4. September
                                                       auf unserem gesamten Schulgelän­
             Am Patrozinium feiern wir unseren
                                                       de alle möglichen Blumen-Zwiebeln
             Schutzpatron Suitbertus. Eigentlich ze­
                                                       wie Tulpen, Narzissen, Krokusse oder
             lebrieren wir das Patrozinium immer
                                                       Hyazinthen. Jede/r von uns hat dabei
             am ersten Freitag im Schuljahr, doch
                                                       mindestens eine Zwiebel eingegraben,
             dieses Jahr entschieden wir uns für den
                                                       viele hatten aber gleich mehrere dabei.
             4. September 2020, den Gedenktag des
                                                       Die Aktion hat großen Spaß gemacht.
             Heiligen, den auch die Kaiserswerther
                                                       Dann aber hieß es: warten.
             Gemeinde alljährlich festlich begeht.
                                                       Monate vergingen und wir, die Stu­
             Wir überlegten uns also, was man or­
                                                       fe 12, die das Patrozinium organisiert
             ganisieren könnte, das zum einen co­
                                                       hatten, schrieben Klausuren, die Vor­
             ronafreundlich ist und zum anderen
                                                       abitur-Prüfungen und gingen lang­
             genau für unser Patrozinium steht.
                                                       sam aber sicher auf das Ende unse­
             Denn unser Patrozinium feiern wir, um
                                                       rer Schulzeit zu. Ich weiß nicht mehr,
             nach dem Vorbild unseres Namenspa­
                                                       welcher Tag es war, aber ich stand mit
             trons unsere Gemeinschaft zu stärken
                                                       Freunden auf dem Schulhof und ließ,
             und Verantwortung für die Gestaltung
                                                       geschafft von der letzten Doppelstun­
             der Welt zu übernehmen.
                                                       de Unterricht, meinen Blick über den
             Wir kamen auf die Idee, unsere Schu­      Schulhof schweifen. Da sah ich plötz­
             le zu bepflanzen. Jeder Schüler sollte    lich eine gelbe Narzisse, direkt neben
             eine kleine Blume auf dem Schulhof        dem Eingang zum Foyer, kaum zu er­
             einpflanzen, und in der Zukunft sollte    kennen zwischen dunklen grünen Bü­
             dann unsere Schule von den Hunder­        schen. Und ich erinnerte mich an un­
  10
sere Pflanzaktion. Und ich freute mich,    dich, dass es auch noch andere Dinge

                                                                                                         KED Kurier
                    dass es diese eine zumindest geschafft     als Noten, Karriere und Prüfungen gibt.
                    hatte. Dabei war das nur der Anfang.
                                                               Da gibt es etwas Großes, wie die Far­
                    Denn dann …
                                                               benpracht aller Blumen zusammen:
                    Wir kehrten nach den Osterferien zu        Die Gemeinschaft und das Leben.
                    unseren „Abi-Extratagen“ in die Schu­

                                                                                                         2 | 2021
                                                               Da ist etwas Zartes, wie eine jede Blu­
                    le zurück. Schon auf dem Weg zum
                                                               me für sich: Die Hoffnung.
                    Hauptgebäude waren die vielen Blüten
                    nicht zu übersehen. Unterricht hat­        Und es gibt noch das Kostbare und
                    te ich in einem der Räume im Erdge­        Wundervolle im Leben, wie die Schön­
                    schoss. Als Oberstufenschüler ist man      heit der Farben und das Wunder des
                    nicht häufig in diesen dort, da dies die   Heranwachsens einer Pflanze.
                    Klassenräume der Fünftklässler sind.
                                                               Die Blumen sind wirklich zu einem Zei­
                    Ich kam also in den Raum und sah auf
                                                               chen der Gemeinschaft geworden, die
                    einmal die hinter diesen Räumen und
                                                               schwere Zeiten wie das Coronavirus
                    vor der Schulmauer liegende Wiese:
                                                               gemeinsam durchsteht und übersteht.
                    Der Anblick der bunten Blumen, die ge­
                    nau von der Sonne bestrahlt wurden         Ich hoffe, dass die Blumen wiederkom­
                    und in allen Farben leuchteten, aus        men und Jahr für Jahr an die Gemein­
                    dem Fenster des dunklen Raumes war         schaft, Hilfe und schönen Dinge im
                    einfach wunderschön. Ich denke, die        Leben erinnern, vielleicht auch daran,
                    Aktion ist genauso geglückt, wie wir       was die Idee von ganz Wenigen be­
                    uns das vorgestellt hatten. Besonders      wirken kann. Und sie ermahnen, die
                    schön daran ist, dass es am Ende doch      Zuversicht auf das Gelingen und die
                    so unerwartet kam. Denn man war be­        Hoffnung auf bessere Zeiten niemals
                    schäftigt mit Schule und Lernen, und       aufzugeben.
                    plötzlich strahlen die 100 Blumen in
                                                               Schnell machte ich ein paar Fotos.
                    bunten Farben einem durch das Fens­
                    ter eines Klassenzimmers entgegen,         Lara Cierna, Abiturientin 2021 am
                    gerade wenn du mitten im Stress der        Suitbertus Gymnasium, Düsseldorf
                    Abiturvorbereitung bist, und erinnern      Kaiserswerth
Foto: Lara Cierna

                                                                                                            11
2 | 2021         Resilienz

             Neuer Arbeitskreis im Bistum Paderborn:

             „Umgang mit den
KED Kurier

             Pandemiefolgen an
             der Schule, Konzept­
             entwicklung“
             Die KED Paderborn freut sich über eine     echten Präsenzmeeting mit zugeschal­
             neue Elterninitiative, die sich den gro­   teten Teilnehmern.
             ßen Herausforderungen zur Bewälti­
                                                        Folgende Überlegungen des schulüber­
             gung der Pandemiefolgen an der Schu­
                                                        greifenden AKs bilden die Grundlage
             le stellt.
                                                        seiner Arbeit:
             Am 21.04.2021 tagte die AG der Schul­
                                                        Die Infektionsschutzmaßnahmen und
             pflegschaften des Erzbistums Pader­
                                                        Kontaktbeschränkungen zur Eindäm-
             born in einer digitalen Sitzung. Als
                                                        mung der Covid-19-Pandemie führten
             Sprecherin der AG wurde Iris Woer­
                                                        zu vielfältigen Problemen für die Kin-
             ner (Mitglied der Schulpflegschaft des
                                                        der und Jugendlichen und ihre Familien.
             Mallinckrodt-Gymnasiums Dortmund)
                                                        Es wurde deutlich, was auch zahlreiche
             und als ihre Stellvertreterin Susana
                                                        Studien mittlerweile belegen, dass sich
             Diaz Escrich (Schulpflegschaftsvorsit­
                                                        das Wohlbefinden der Kinder spürbar
             zende des Hildegardis-Gymnasiums
                                                        verschlechtert und die psychische Be-
             Hagen) gewählt.
                                                        lastung der Kinder spürbar erhöht hat.
             In dieser Online-Sitzung stellten Sylvia   Die Eltern sehen hier dringenden Hand-
             Wawrzinek und Thomas Horster-Möl­          lungsbedarf, um die negativen Folgen
             ler – Mitglieder des KED-Vorstands Pa­     der Pandemie abzumildern und die
             derborn – die wesentlichen Ergebnisse      grundlegenden Voraussetzungen für
             der aktuellen Studie der Bundes-KED        eine erfolgreiche Wiederaufnahme des
             zu den coronabedingten Schulschlie­        Präsenzunterrichtes in voller Klassen-
             ßungen vor. Dieses Thema brannte den       stärke zu schaffen … Die Corona-Krise
             Elternvertretern der AG der Schulpfleg­    muss auch in der Schule aufgearbeitet
             schaften des Erzbistums Paderborn auf      werden. Denn es braucht Raum und Zeit
             den Nägeln. Nach einer regen Diskus­       dafür, es zu verarbeiten!
             sion zum Thema gründeten einige der
                                                        Erklärte Ziele des AKs sind:
             Elternvertreter der AG den Arbeitskreis
             „Umgang mit den Pandemiefolgen an          nn Entwicklung von Lösungsansät­
             der Schule, Konzeptentwicklung“.              zen und Handlungsvorschlägen
                                                           zur Stärkung der Klassen- und
             Dieser Arbeitskreis (im weiteren Text­
                                                           Schulgemeinschaft,
             verlauf als AK bezeichnet) nahm sofort
             seine Arbeit auf und traf sich bereits     nn Abmilderung von psychischen
             online im Mai und im Juni in einem            Belastungen,

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KED Kurier
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nn Förderung des Miteinanders und         Da Schulseelsorger oft auch Lehrer
   Stabilisierung bewährter Pro­          sind, gelten sie für in seelische Not ge­
   zesse und Routinen des Schulle­        ratene Schüler und deren Eltern nicht
   bens (Spielpausen, AGs, Projekte,      immer als neutrale und vertrauens­
   Fahrten …).                            würdige Anlaufstelle. Die Arbeit von
                                          Sozialarbeitern bzw. Schulpsychologen
Dieser Handlungsleitfaden soll den
                                          findet hingegen unabhängig vom Un­
einzelnen Schulpflegschaften an die
                                          terricht statt und kann eine wichtige
Hand gegeben werden und als Diskus­
                                          Funktion in dem Aufarbeitungsprozess
sions- und Arbeitsgrundlage für die
                                          der Pandemiefolgen sein und ein wich­
Entwicklung von Konzepten zum Um­
                                          tiges Bindeglied zwischen Schule und
gang mit den Folgen der Pandemie vor
                                          Elternhaus darstellen.
Ort genutzt werden.

                                          2.
Der AK geht davon aus, dass man
                                                      Weg von der Fokussie­
noch lange mit den Folgen der Pande­
                                                      rung auf Leistungsüber­
mie zu tun haben und der Weg in die
                                                      prüfung durch Klassenar­
Normalität herausfordernd sein wird.
                                          beiten hin zu alternativen Formen der
Daher bedarf es Flexibilität, kreativer
                                          Leistungsbewertung und des Leis­
Lösungsansätze und neuer Konzepte
                                          tungsverständnisses. Hauptsächlich
aller am Schul- und Bildungsprozess
                                          aufgrund der ministerialen Regelun­
beteiligter Akteure und nicht zuletzt
                                          gen und Vorgaben wurden in den we­
auch der Politiker. In der ersten Pha­
                                          nigen letzten Wochen des Präsenzun­
se seiner Arbeit entwarf der AK einen
                                          terrichts des vergangenen Schuljahres
Maßnahmenkatalog mit folgenden
                                          noch etliche Klassenarbeiten geschrie­
Handlungsempfehlungen:
                                          ben. Dies wurde von Eltern und Schü­

1.
                                          lern überwiegend kritisch gesehen
          Auch an katholischen Schu­      und als ein unangemessener Umgang
          len ist neben der Arbeit von    mit den Pandemiefolgen gewertet.
          Schulseelsorgern dringend       Daher fordert der AK ein Überdenken
auch die der Sozialarbeiter bzw. Schul­   des Leistungsverständnisses in der
psychologen erforderlich. Es ist not­     Bildungspolitik und an den Schulen
wendig, eine Konzepterweiterung zur       sowie eine Erweiterung alternativer
Förderung der seelischen Gesundheit       Formen der Leistungsbewertung wie
zu erarbeiten. Schulseelsorger leis­      z. B. Podcasts, Hausarbeiten, Referate,
ten an katholischen Schulen eine sehr     Lerntagebücher.
                                                                                      4
wichtige und wertgeschätzte Arbeit.
                                                                                             13
Resilienz

             4Auch im kommenden Schuljahr müs­              ren Pandemiefolgen erfolgen kann.
2 | 2021

               sen Ausnahmeregelungen für die Leis­         Zudem sollte jeder Familie notenun­
               tungsbewertung gelten – z. B.: Nicht         abhängig ein Termin von mindestens
               jede schriftliche Note sollte in die Halb­   10 Minuten Sprechzeit ermöglicht
               jahresnote einfließen; eine schlech­         werden.

                                                            5.
KED Kurier

               te Note könnte durch eine alternative
               Leistungserbringung ersetzt werden.
                                                                       Stärkung der Einbindung

               3.
                                                                       und Mitwirkung der Schü­
                           Entwicklung eines Konzepts                  lerinnen und Schüler beim
                           für den Umgang mit Lernde­       Umgang mit den Pandemiefolgen an
                           fiziten vorrangig für:           den Schulen; so könnte den Schülern
                                                            z. B. bei den Schulpflegschaftssitzun­
               a) Die Zweitklässler des kommenden
                                                            gen analog zu dem fest etablierten Ta­
               Schuljahres, die in ihrem ersten Schul­
                                                            gesordnungspunkt „Anliegen aus der
               jahr auf wichtige Lernerfahrungen
                                                            Elternschaft“ der Punkt „Anliegen aus
               verzichten mussten. Die Bildung einer
                                                            der Schülerschaft“ eingeräumt wer­
               für den Lernprozess wichtigen Bezie­
                                                            den. So finden diese Anliegen mit dem
               hungsstruktur der Erstklässler zu Mit­
                                                            Votum der Elternvertreter einer Schul­
               schülern und Lehrern blieb weitestge­
                                                            pflegschaft mehr Gehör.
               hend aus.

                                                            6.
               b) Die kommenden Fünftklässler, die
                                                                        Informationen über Bera­
               in ihrem letzten Grundschuljahr nur
                                                                        tungsangebote außerhalb
               unzureichend auf die weiterführende
                                                                        der Schule speziell für die
               Schule vorbereit werden konnten,
                                                            Pflege und den Erhalt der seelischen
               c) die kommenden Sechstklässler , für        Gesundheit der Schüler. Die Schule
               die in der 5. Klasse die Eingewöhnung        erstellt z. B. entsprechende Flyer und
               an die neue Schulform ausgeblieben           informiert darin über konkrete Wege
               ist,                                         und Beratungsstellen.

                                                            7.
               d) die kommenden Schüler der gymna­
               sialen Q1, denen ebenfalls eine wichti­                Rückkehr zu altbewährten
               ge Orientierungserfahrung der Einfüh­                  außerunterrichtlichen Aktivi­
               rungsphase der Oberstufe fehlt.                        täten des Schullebens wie
                                                            Festen, Spielpausen, Essen in der Men­
               Zur Bewältigung dieser Pandemiefol­
                                                            sa als soziales Erleben, AGs, Projek­
               gen für die Schüler fordert der AK eine
                                                            te, Fahrten. Diese zuletzt ausgeblie­
               kreative und sensible Bildungspolitik,
                                                            benen sozialen Aspekte des Schulle­
               die von Lehrer-, Eltern- und Schüler­
                                                            bens sind unabdingbar für einen guten
               schaft getragen und umgesetzt wer­
                                                            Lernprozess.
               den kann.

               4.
                                                            Man darf auf die weiteren Ergebnisse
                                                            des neu gegründeten Arbeitskreises,
                            Angebot eines Eltern­
                                                            der sich über Ihre Mitwirkung freut, ge­
                            sprechtags, bei dem nicht
                                                            spannt sein. Interessierte melden sich
                            die Berichterstattung über
                                                            bei: ked@erzbistum-paderborn.de
               den Lernstand, sondern die Erziehungs­
               partnerschaft zwischen Eltern, Lehrern       Sylvia Wawrzinek mit Unterstützung
               und Schülern im Vordergrund steht            des Arbeitskreises
               und ein Austausch über die besonde­

  14
KED Kurier
KED in NRW

                                                                                           2 | 2021
Aktivitäten der KED in NRW
Erneut mussten die Vorstandssitzun­          für Fördermaßnahmen an den Schulen,
gen der KED in NRW aufgrund der Co­          die Stärkung der Elternmitwirkung und
rona-Maßnahmen als Videokonferen­            die Schaffung von mehr Lehrerstellen.
zen stattfinden.                             Die KED in NRW sprach sich dafür aus,
                                             dass die Schüler*innen im Präsenzun­
Ein Thema dabei war und ist die Grün­
                                             terricht, der durch das Schulministeri­
dung eines eingetragenen Vereins. Die
                                             um unerwartet so schnell umgesetzt
Satzung soll bis zur Mitgliederversam­
                                             wurde, mehr Freiräume für soziales
mlung am 13. November vorliegen, um
                                             Lernen und mehr inhaltliche Unter­
dann die Vereinsgründung durchfüh­
                                             stützung erhalten.
ren zu können.
                                             Derzeit plant die KED in NRW ihr KED
Die KED in NRW setzte sich zudem
                                             Elternforum als Präsenzveranstal­
per Videokonferenzen und wenigen
                                             tung am 13. November im Hotel Franz
Präsenzterminen mit den der Coro­
                                             in Essen. Als Referent konnte bereits
na-Pandemie geschuldeten aktuellen
                                             Professor Joachim Bauer zum Thema
Entwicklungen in der Schullandschaft
                                             „Wa­rum Kinder und Jugendliche eine
auseinander, vor allem im Rahmen der
                                             beziehungsorientierte Pädagogik brau­
Gespräche mit dem Schulministeri­
                                             chen – eine neurowissenschaftliche
um und den anderen Elternverbänden.
                                             Perspektive“ gewonnen werden. Am
Themen waren immer wieder Präsenz­
                                             selben Tag soll im Anschluss die Mit­
unterricht oder Wechselunterricht,
                                             gliederversammlung stattfinden.
damit vor allem die sozial benachtei­
ligten Schüler*innen nicht verloren ge­      Eva Weingärtner
hen, Luftfilter, der Einsatz der zwei Mil­
liarden Euro aus den Bundesgeldern

Wege zu fairen Prüfungen und
Abschlüssen
4. März 2021/Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung von Schul-
und Bildungslaufbahnen im Jahr 2021 (Zweites Bildungssicherungsgesetz)

(…) Die „Anpassungen bei den Zentra­         wie möglich den Schulen und den
len Abschlussverfahren in der Sekun­         Schüler*innen bekannt sein sollten.
darstufe I (ZP 10), die zu ,fairen‘ Prü­
                                             Dabei begrüßen wir ausdrücklich die
fungen mit landeseinheitlichen Auf­
                                             Verschiebung des Beginns der Prü­
gaben für die schriftliche Prüfung
                                             fungstermine im Frühjahr 2021. Mit
führen“, müssen in konkreten inhalt­
                                             Sorge werden jedoch die unseres Wis­
lichen Vorgaben münden, die so bald
                                             sens noch ausstehenden fachlichen         4
                                                                                              15
KED in NRW

             4Vorgaben und die noch nicht bekann­         der weiteren Schullaufbahn muss da­
2 | 2021

               ten Details der zusätzlichen Auswahl­      bei durch Dokumentation mit Hinweis
               möglichkeiten bei den schriftlichen        auf die besonderen Umstände ausge­
               Prüfungsaufgaben einiger Prüfungsfä­       schlossen werden.
               cher (welcher?) gesehen.
                                                          (…) Dem Wegfall der Zentralklausur in
KED Kurier

               Bei den ZP10-Prüfungen ist die Vorbe­      der EF stimmen wir ausdrücklich zu!
               reitung der Pubertierenden im Distanz­
                                                          (…) Dass die SchülerInnen in diesem
               unterricht wahrscheinlich schlechter
                                                          Jahr die Versetzung wieder durch ent­
               vorangeschritten als bei den Abiturien­
                                                          sprechende Noten erreichen müssen,
               ten. Die verbleibende Zeit zur Vorbe­
                                                          halten wir grundsätzlich für richtig,
               reitung wird nicht alle noch-nicht-erar­
                                                          um die Bedeutung der Teilnahme am
               beiteten Inhalte oder fehlende Vertie­
                                                          Distanzunterricht zu zeigen. Dennoch
               fung aufholen können, daher müssen
                                                          darf dabei nicht aus dem Blick geraten,
               diese Prüfungen besonders in den Blick
                                                          dass dieser an vielen Stellen und aus
               genommen und so vorbereitet wer­
                                                          ganz verschiedenen Gründen nicht im­
               den, dass die Schüler*innen eine ech­
                                                          mer wie gewünscht funktioniert: die
               te Chance haben, diese angemessen
                                                          technischen Voraussetzungen, das Al­
               abzuschließen.
                                                          ter der Kinder und Jugendlichen, feh­
               In jedem Fall gilt:                        lende familiäre Unterstützung oder
                                                          Stress zuhause sind einige Punkte, die
               Gute Kommunikation konkreter Re-
                                                          aus unserer Sicht bei der Bewertung
               gelungen und Vorgaben schafft
                                                          des Distanzunterrichts in die Noten­
               Sicherheit!
                                                          gebung mit einfließen müssen. Das
               (…) Dass die Eltern darüber entschei­      erfordert viel Augenmaß seitens der
               den können, ob ein(e) Schüler(in) am       Lehrer*innen.
               Ende der Erprobungsstufe in der Schul­
                                                          Die Ankündigung, dass eine erhöh­
               form bleiben kann, muss aus unserer
                                                          te Zahl von Nachprüfungen zum Aus­
               Sicht mit einer guten Beratung seitens
                                                          gleich möglich sein wird, wird seitens
               der Klassenleitung einhergehen, in der
                                                          der Schüler*innen einigen Druck ab­
               auch die Konsequenzen auf die weite­
                                                          bauen. Leider gibt es häufig die Erfah­
               re Schullaufbahn hin betrachtet wer­
                                                          rung, dass mehrere Nachprüfungen
               den. Dass die Eltern und das Kind den
                                                          das Bestehen nicht einfacher machen:
               Verbleib in der gewählten Schulform
                                                          zu Vieles wurde schon in den Mona­
               wünschen, ist normal, und es bedarf je­
                                                          ten zuvor versäumt und lässt sich nicht
               der Unterstützung, dass dies möglich
                                                          in einigen Wochen aufholen; zumal
               ist. Dennoch wird es Fälle geben, in de­
                                                          es in diesem Winter aus verschiede­
               nen ein Schulformwechsel für das Kind
                                                          nen Gründen kaum möglich sein wird,
               besser wäre.
                                                          „blaue Briefe“ als Warnung auszustel­
               Hier wäre es aus unserer Sicht aus­        len, was sich auch in Ihren Regelun­
               nahmsweise – da auch die „blauen           gen ausdrückt und was wir aus diesem
               Briefe“ wegfallen – sinnvoll, eine Wie­    Grund für richtig halten.
               derholung von Klasse 6 zu ermögli­
                                                          Das oben geschilderte Problem des
               chen. Diese müsste aufgrund der Be­
                                                          Verbleibs nach der Erprobungsstufe
               notung von der Lehrkraft empfohlen
                                                          trifft ähnlich auch auf den Übergang
               werden. In der zusätzlichen Zeit der
                                                          in die Oberstufe zu. Hier ist eine gute
               Wiederholung könnte dann mit gu­
                                                          Beratung der Schüler*innen und ihrer
               ter Beratung und hoffentlich regulä­
                                                          Eltern unbedingt nötig, um denjeni­
               rem Unterricht im nächsten Schuljahr
                                                          gen, die aller Wahrscheinlichkeit nach
               eine fundiertere Entscheidung getrof­
                                                          das Abitur nicht erreichen werden, ei­
               fen werden. Eine Anrechnung auf die
                                                          nen qualifizierten mittleren Abschluss
               Gesamt-Verweildauer in der Erpro­
                                                          zu ermöglichen und den Weg für einen
               bungsstufe bzw. auf Altersgrenzen bei
                                                          passenden Anschluss frei zu machen.
  16
(…) Für uns war und ist es wichtig, dass    dem Einzelnen die Lehrer*innen be­

                                                                                            KED Kurier
die diesjährigen Abschlüsse nicht den       sonders fordert: Gerade in den Zeiten
Makel einer „Notprüfung“ tragen. Es         der Kontaktbeschränkung ist jede Kon­
ist daher richtig, dass Sie an den zen­     taktaufnahme besonders zu organisie­
tralen Abschlussprüfungen festhalten,       ren. Dennoch halten wir es für wichtig,
was aber sicherlich einige Modifikatio­     dass Kinder und Jugendliche, die in die­
nen nötig macht. Dabei ist es wichtig,      ser schwierigen Zeit auch in Form von

                                                                                            2 | 2021
dass Defizite, die eventuell auch auf­      schulischen Leistungen bestehen müs­
grund der Pandemie-Situation entstan­       sen, dabei gut begleitet werden, und
den sind, nicht berücksichtigt werden.      zwar vor allem die weniger leistungs­
                                            starken unter ihnen.
Bei all diesen Regelungen ist es, wie
mehrfach betont, notwendig, dass die­       (…) Alle Maßnahmen, die es möglich
se zum Wohl und zur Beruhigung der          machen, dass Lehramtsanwärter*innen
Schüler*innen und ihrer Eltern zeitnah      schneller und umfassender für das
an alle Betroffenen kommuniziert wer­       Lehren zur Verfügung stehen, sind in
den! Gleichzeitig bedarf es bei man­        dieser Zeit richtig und wichtig. Zu ih­
chen wahrscheinlich einer erhöhten          rer eigenen Sicherheit und wegen der
Motivation, um trotz Nachprüfungs-          Vollständigkeit ihrer Ausbildung soll­
Regelung und auch ohne „blauen              ten jedoch Praktika und Auslandsauf­
Brief“ die Zeit bis zum Schuljahrsende      enthalte nachgeholt werden können,
zu nutzen, um Versäumtes aufzuholen.        sobald die Pandemie es zulässt.

Wir sind uns bewusst, dass diese For­       Andrea Honecker, Vorsitzende
derungen nach mehr Beratung und
erhöhter Aufmerksamkeit gegenüber

Fach Informatik nicht
überfrachten
25. März 2021/ Stellungnahme zum Kernlehrplan Informatik für die Sekundarstufe I
– Klassen 5 und 6 – Durchführung der Verbändebeteiligung gem. §77 Abs. 3 SchulG

(…) Wir begrüßen es, dass Informatik        die verpflichtenden Kompetenzerwar­
als neues Pflichtfach für die Klassen 5     tungen für die Schulform Gymnasium
und 6 in allen Schulformen mit Sekun­       gekennzeichnet sind, die für andere
darstufe I eingeführt wird, da eine in­     Schulformen eine Option bzw. Vertie­
formatische Grundbildung gerade im          fungs- und Differenzierungsmöglich­
Zuge der aus dem schulischen Leben          keit für leistungsstarke SchülerInnen
nicht mehr weg zu denkenden Digitali­       an den Schulformen (Haupt-, Real-, Ge­
sierung so früh wie möglich einsetzen       samt- und Sekundarschule) darstellen.
sollte. Dass der Informatikunterricht in
                                            Der vorgelegte Kernlehrplan im Fach
den Klassen 5 und 6 zwei Wochenstun­
                                            Informatik ist breit aufgestellt, was die
den betragen soll, halten wir für aus­
                                            zu erwerbenden Kompetenzen betrifft,
reichend. Er muss auf den Kenntnissen
                                            und bietet vielfältige Möglichkeiten
aus der Grundschule aufbauen und
                                            der Unterrichtsvorbereitung und -ge­
erste theoretische Elemente enthalten.
                                            staltung. Gerade der große handlungs­
Der Kernlernplan weist Differenzie­         orientierte Teil anhand praktischer
rungsmöglichkeiten aus. Zielführend         Beispiele erscheint uns gut durchdacht
erscheint uns, dass ein Lehrplan für alle   und angepasst an gegenwärtige und
Schulformen entwickelt wurde, in dem        zukünftige Anforderungen der Digita­        4
                                                                                               17
KED in NRW

             4lisierung. Die Benennung von fünf In­        Das Kernproblem bei der Einführung
2 | 2021

                haltsfeldern (…) – Informationen und       des Faches Informatik wird die Lehrer­
                Daten (Daten und ihre Coderierung,         versorgung sein. Schon jetzt gibt es an
                Verschlüsselungsverfahren); Algorith­      den Schulen zu wenig Informatikleh­
                men; Automatisierung und künstliche        rer. Dass etwa rund 100 Lehrer*innen
KED Kurier

                Intelligenz (Aufbau und Wirkungswei­       bis Ende diesen Schuljahres Zertifi­
                se einfacher Automaten, Maschinelles       katskurse besuchen, erscheint nicht
                Lernen); Informatiksystem; Informa­        ausreichend. Die Folge ist, dass viele
                tik, Mensch und Gesellschaft (Daten­       fachfremde Lehrer unterrichten wer­
                bewusstsein, Datensicherheit und Si­       den. Das kann auf Dauer jedoch keine
                cherheitsregeln) – ist eine sehr breit     Lösung sein.
                angelegte Fächerung und führt wo­
                                                           Kritisch sehen wir auch, dass bereits
                möglich dazu, dass Inhaltsfelder nur
                                                           zum Schuljahr 2021/2022 Informatik
                „angekratzt“ werden. Fraglich ist auch,
                                                           als Pflichtfach eingeführt werden soll,
                ob für die Klassen 5 und 6 das Thema
                                                           gerade vor dem Hintergrund, dass die
                künstliche Intelligenz nicht zu abstrakt
                                                           Schulen und Lehrkräfte angesichts der
                ist und stattdessen erste Kenntnisse
                                                           Pandemie derzeit immer wieder vor
                in einer Programmiersprache wie z. B.
                                                           große Herausforderungen gestellt wer­
                Scratch als Inhaltsfeld wichtiger wären.
                                                           den und dass viele Schüler*innen eini­
                Als problematisch sehen wir es an, dass    ges nachholen müssen, wenn wieder
                eine große „Lücke“ in der Schullauf­       täglicher Präsenzunterricht möglich
                bahn nach Klasse 6 bis zum Wahlbe­         ist. Insofern müssen besonders die Er­
                reich besteht, in der das Fach Informa­    gänzungsstunden – und weitere Maß­
                tik nicht unterrichtet wird. Wie will      nahmen – im kommenden Schuljahr
                man Schüler*innen nach jahrelangem         für die individuelle Förderung und das
                Nicht-Unterrichten des Faches Infor­       Schließen von Lücken genutzt werden.
                matik später wieder dafür begeistern
                                                           Andrea Honecker , Vorsitzende
                und an das Gelernte aus der Unterstu­
                fe anschließen?

                KED in NRW setzt sich ein für
                Schüler*innen
                30. März 2021/Stellungnahme zum Entwurf einer dritten Verordnung zur befris-
                teten Änderung von Ausbildungs- und Prüfungsverordnungen gemäß § 52 des
                Schulgesetzes NRW

                (…) Selbstverständlich müssen die Re­      Neben der unterschiedlichen Umset­
                gelungen des Vorjahres angesichts          zung durch die Schulen und einzelne
                der Pandemie teils fortgeschrieben,        Lehrer*innen ist hier ganz wesentlich
                teils angepasst werden, um allen           die soziale Ungleichheit mit zu beden­
                Schüler*innen zu ermöglichen, auf          ken, die eine Benotung in bestimmten
                ihrer Schullaufbahn adäquat fortzu­        Fällen erschwert bzw. eine gerechte
                schreiten oder zu wiederholen, wo es       Notenvergabe verhindert. Dies erfüllt
                nötig ist. Die Auffassung, dass der Di­    Eltern und ihre Kinder teilweise mit
                stanzunterricht überall und für alle       großen Sorgen und erzeugt Stress in
                eine hinreichende Grundlage zur Be­        den Familien. Leider ist die Durchführ­
                notung darstellt, können wir aus dem,      barkeit des Distanzlernens wesent­
                was wir von Eltern hören, nicht teilen.    lich von den häuslichen Bedingungen
  18
der Kinder und Jugendlichen abhän­         Dabei ist es (…) für die Schüler*innen

                                                                                      KED Kurier
gig, und zwischen denjenigen, die in       aus unserer Sicht vorteilhaft, die Zahl
Studyhalls in den Schulen arbeiten         der Klausuren nicht ohne Notwendig­
können, und den Schüler*innen mit op­      keit zu beschränken: das Gewicht einer
timalen Bedingungen im Elternhaus          einzelnen Prüfung und evtl. auch de­
gibt es eine große und einflussreiche      ren Bandbreite ist geringer, wenn die
Bandbreite.                                normalerweise vorgesehenen Klausu­

                                                                                      2 | 2021
                                           ren geschrieben werden. Dies gilt vor
Eine Benotung des Distanzunterrichts
                                           allem für diejenigen, die im Schriftli­
kann deshalb unserer Ansicht nach
                                           chen bessere Leistung zeigen können
nur mit pädagogischem Einfühlungs­
                                           als mündlich.
vermögen und gesichert durch regel­
mäßige persönliche Kontakte zu den         Dass die zentrale Klausur in der Ober­
Schüler*innen erfolgen. Dies ist vor       stufe entfällt, ist jedoch eine Erleich­
allem dann vonnöten, wenn das Dis­         terung, da die Themenauswahl oder
tanzlernen schlecht bewertet werden        Schwerpunktsetzung somit der Lernsi­
soll und durch die Note evtl. sogar eine   tuation angepasst werden kann.
Versetzung oder die weitere Schullauf­
                                           (…) Angesichts der Verweildauer von
bahn beeinflusst wird. Diese Argumen­
                                           Schüler*innen wurde jedoch wieder­
te gelten in besonderer Weise für die
                                           holt darauf hingewiesen, dass ein län­
jüngeren Schüler*innen. (s. unten)
                                           geres Verweilen in der Erprobungsstu­
(…) Eine freiwillige Wiederholung we­      fe z. B. zu Schwierigkeiten bei den Al­
gen der pandemischen Einschränkun­         ters-/Jahresgrenzen am Ende der SEK I
gen, auch wegen individueller Ein­         oder im Falle eines Abiturs, das am
schränkungen, und dazu sollten auch        Ende doch nicht erreicht wird, führen
soziale Nachteile beim Distanzlernen       können. Wir bitten daher darum, die
und andere familiäre Probleme zählen,      jetzt getroffenen Regelungen auch in
sollte NICHT auf die Verweildauer an­      den kommenden (zehn) Jahren im Blick
gerechnet werden.                          zu behalten, und wir verstehen die
                                           Pflicht zur Dokumentation so, dass die­
Die Regelung (…) zu den Abschlüssen
                                           se im weiteren Verlauf der Schullauf­
stellt eine Härte dar, die, wenn sie den
                                           bahn dazu dient, später Ausnahmen
Schüler*innen jetzt (nach den Oster­
                                           eventueller Restriktionen zu erwirken.
ferien) mitgeteilt wird, wenig Raum
für Verbesserungen lässt. Wir vermu­       Erlauben Sie uns zuletzt einen Hin­
ten, dass die Maßstäbe für das Errei­      weis darauf, dass die Kommunikati­
chen des Abschlusses in diesem Jahr        on der neuen bzw. gegenüber dem
so ausgelegt werden, dass vielen ein       letzten Jahr geänderten Regelun­
Abschluss dennoch ermöglicht wird:         gen sehr schnell die Schulen und die
es wird guter Beratung bedürfen, dem       Schüler*innen und ihre Eltern errei­
Einzelnen nahezulegen, das Jahr zu         chen muss, damit Unsicherheiten ge­
wiederholen und damit die gefragte         nommen werden und in Grenzfällen in
Leistung zu erzielen. (…)                  den Wochen bis zu den Sommerferien
                                           das Lernen und die Mitarbeit intensi­
(…) In der gymnasialen Oberstufe soll­
                                           viert werden können.
te, anders als in der Primarstufe, Dis­
tanzunterricht für alle Schüler*innen      Andrea Honecker, Vorsitzende
eigenverantwortlich umzusetzen sein,
daher stimmen wir den Regelungen zu.

                                                                                        19
2 | 2021      KED in NRW

             Ein Recht auf Schulbesuch und
             gute Bildung – unverzichtbar für
KED Kurier

             die Kinder
             12. April 2021/Schreiben an Herrn Ministerpräsident Laschet

             (…) Am 8. April erfuhren wir aus den      die Familien bringen können? Dies al­
             Medien, dass die Schulen nach den         les wird dazu führen, dass die Notbe­
             Osterferien (also vier Tage später)       treuungen überfüllt sein werden, die
             nicht wieder öffnen würden: erneut        jedoch mit dem Wechselunterricht
             müssen Kinder, Eltern und LehrerIn­       kleiner Gruppen inhaltlich und päda­
             nen eine Phase des reinen Distanzun­      gogisch nicht zu vergleichen sind.
             terrichts bewältigen. Wieder einmal
                                                       Unsere Schulen haben den Wechsel­
             werden die Jüngsten in die Pflicht ge­
                                                       unterricht in verschiedenen Modellen
             nommen, um eine Reduzierung der
                                                       inzwischen erprobt, Hygieneregeln
             Corona-Inzidenzen zu erreichen, und
                                                       eingeübt und Nachverfolgbarkeit der
             dies, obwohl Kinderärzte, Psychologen
                                                       festen Gruppen sichergestellt. Damit,
             und Sozialverbände Alarm schlagen;
                                                       und mit häufigen Tests, kann man
             sie warnen mit Vehemenz vor den
                                                       verantwortungsvoll auch in Pande­
             Folgen für viele Kinder, wenn sie aus­
                                                       miezeiten Unterricht und soziale Be­
             schließlich zuhause bleiben!
                                                       gegnungen ermöglichen. Bei hohen
             Wir fordern Sie daher auf, diese Unge-    Inzidenzen könnten die Gruppen wei­
             rechtigkeit sofort zu beenden: Kinder,    ter verkleinert werden. Doch auch
             besonders die in den unteren Klas-        wenn sich der Schulbesuch dann auf
             senstufen, haben laut UN-Konven-          wenige Stunden in der Woche be­
             tion ein Recht darauf, die Schule zu      schränkt, sind diese Begegnungen „in
             besuchen! Sie brauchen den Kontakt        Präsenz“ unverzichtbar für die Kin-
             zu Gleichaltrigen und die Begegnung       der! Nur so kann seitens der LehrerIn­
             mit pädagogischem Personal.               nen festgestellt werden, wo Kinder
                                                       dringend Hilfe brauchen und wo sie
             Die Eltern dieser Kinder sind zu Recht
                                                       drohen, verloren zu gehen und im
             zunehmend überfordert damit, Beruf,
                                                       Wortsinn „aus dem Blick zu geraten“.
             Familienleben und Distanzlernen un­
             ter einen Hut zu bringen; ihre Kran­      Bildungsgerechtigkeit ist unter Pan-
             kentage sind längst aufgebraucht,         demie-Bedingungen zu einem völ-
             die Betreuung wird immer schwerer         lig illusorischen Wunschbild gewor-
             sicher zu stellen. Ihre Belastbarkeit     den. Es ist höchste Zeit, dagegen
             ist am Ende. Die Kurzfristigkeit der      anzugehen!
             Entscheidung stellt sie dazu vor He­
                                                       Verzichten wir auf Kontakte in der Ar­
             rausforderungen, unter denen letzt­
                                                       beitswelt – Homeoffice wird immer
             lich auch wieder die Kinder zu leiden
                                                       noch zu wenig wirklich umgesetzt! –
             haben.
                                                       auf unnötiges Einkaufen, auf private
             Hinzu kommt, dass viele Eltern sich       Treffen, bevor wir die Jüngsten und
             nicht über die Medien informieren         Schutzbedürftigsten unserer Gesell­
             und dass sie von der Schule nur mit       schaft weiter einschränken.
             hohem organisatorischem Aufwand
                                                       Sie, verehrter Herr Ministerpräsident,
             zu erreichen sind. Wie ist sicherge­
                                                       waren es, der als erster Ministerprä­
             stellt, dass die LehrerInnen die nöti­
                                                       sident darauf hingewiesen hat, dass
             gen Informationen in den Ferien an
                                                       Kinder und ihre Familien unter den
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