Kinostart: 21. März 2019 - präsentiert - INDIEKINO BERLIN

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Kinostart: 21. März 2019 - präsentiert - INDIEKINO BERLIN
präsentiert

Kinostart: 21. März 2019
INHALTSVERZEICHNIS

BESETZUNG & FILMEMACHER ...............................................................................3

KURZINHALT & PRESSENOTIZ ................................................................................4

ÜBER DIE PRODUKTION ..........................................................................................5

DIE DARSTELLER ................................................................................................... 16
Tom Schilling (Oliver Overrath) ................................................................................. 16
Jella Haase (Laura Ferber) ........................................................................................ 17
Axel Stein (Rainer „Rainman“ Schnellinger) .............................................................. 17
Kida Khodr Ramadan (Eddy Patzke) ......................................................................... 19
Birgit Minichmayr (Magda Grabowski) ....................................................................... 20
Jan Henrik Stahlberg (Michael „Michi“ Wolter) .......................................................... 21
Luisa Wöllisch (Franzi Maier) .................................................................................... 21
Klaas Heufer-Umlauf (Julius) ..................................................................................... 21
Maria Happel (Ingeborg Zschetzsche) ....................................................................... 22
Johanna Gastdorf (Olivers Mutter) ............................................................................23
Sibylle Canonica (Saphira) ........................................................................................ 23

DIE FILMEMACHER ................................................................................................. 24
Alireza Golafshan (Regie, Drehbuch) ........................................................................ 24
Wiedemann & Berg Film (Produktion) ....................................................................... 24
Justyna Muesch (Produktion) .................................................................................... 24
Seven Pictures Film (Koproduktion) .......................................................................... 25

SOUNDTRACK ......................................................................................................... 26

TECHNISCHE ANGABEN ........................................................................................ 27

KONTAKTE ............................................................................................................... 28
DIE BESETZUNG

Oliver Overrath .................................................................................. TOM SCHILLING
Laura Ferber .......................................................................................... JELLA HAASE
Rainer „Rainman“ Schnellinger ................................................................. AXEL STEIN
Eddy Patzke .........................................................................KIDA KHODR RAMADAN
Magda Grabowski ...................................................................... BIRGIT MINICHMAYR
Michael „Michi“ Wolter ....................................................... JAN HENRIK STAHLBERG
Franzi Maier ..................................................................................... LUISA WÖLLISCH
Julius ..................................................................................KLAAS HEUFER-UMLAUF
Ingeborg Zschetzsche ........................................................................ MARIA HAPPEL
Olivers Mutter .......................................................................... JOHANNA GASTDORF
Saphira ....................................................................................... SIBYLLE CANONICA

DIE FILMEMACHER

Regie & Drehbuch ................................................................... ALIREZA GOLAFSHAN
Produktion .................................................................................... JUSTYNA MUESCH
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Bildgestaltung .........................................................................MATTHIAS FLEISCHER
Szenenbild ..........................................................................................JOSEF BRANDL
Schnitt............................................................................................... DENIS BACHTER
Kostümbild ..................................................................................... ANISHA KOEBNER
Tongestaltung…………………………………….PETER KAUTZSCH (ORIGINALTON),
                                                                         ACHIM HOFMANN (SOUNDDESIGN),
                                                                         CHRISTIAN BISCHOFF (MISCHUNG)
Musik .....................................................................................................CARLOS CIPA
............................................................................................................... SOPHIA JANI
Casting Director ............................................................................... IRIS BAUMÜLLER
Maske ....................................................................................... ESTHER BEHRENDT
.................................................................................................... FRANZISKA RÖDER
....................................................................................................... LILI ZAWIERUCHA
Produktionsleitung ............................................................................. DANIEL MATTIG

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KURZINHALT

Oliver (Tom Schilling) arbeitet hart für seinen Erfolg als Portfolio Manager. Als er sich auf
dem Weg zu einem Termin die freie Gegenspur zur privaten Fastlane macht, rast er in einen
verheerenden Crash. Diagnose: Querschnittlähmung. Drei Monate Reha sollen ihn auf ein
Leben im Rollstuhl vorbereiten. Doch Oliver will möglichst schnell raus aus diesem
„Behindertengefängnis“ mit schlechtem Internet. Auf der Suche nach dem stärksten WLAN-
Signal lernt er eine schräge Behinderten-WG kennen, die „Goldfisch-Gruppe“: Magda (Birgit
Minichmayr) eine blinde Zynikerin mit derbem Humor, zwei Autisten, den 80ies-Pop-Fan
Rainman (Axel Stein) und den stummen Michi (Jan Henrik Stahlberg) mit Schutzhelm,
Franzi (Luisa Wöllisch), ein selbstbewusstes Mädchen mit Down-Syndrom, sowie ihre zwei
Betreuer Laura (Jella Haase), die nach dem Studium der Sonderpädagogik ihren Traumjob
in der Praxis richtig gut machen will und Eddy (Kida Khodr Ramadan), der das genaue
Gegenteil ist: ein Heilerziehungspfleger, der seinen Job abgrundtief hasst.

Oliver, der neben seiner Behinderung nun auch noch damit zu kämpfen hat, dass sein
Schweizer Schließfach mit steuerfrei beiseite geschafftem Vermögen aufzufliegen droht,
erkennt die Vorteile positiver Diskriminierung: ein Ausflug mit einem Behindertenbus als
perfekte Tarnung für seinen Schwarzgeldschmuggel über die deutsch-schweizerische
Grenze…

PRESSENOTIZ

DIE GOLDFISCHE versammelt ein einzigartiges Ensemble: Tom Schilling („Werk ohne
Autor“, „Who Am I – Kein System ist sicher“, „Oh Boy“), Jella Haase („Fack Ju Göhte 1-3“,
„25 km/h“), Birgit Minichmayr („3 Tage in Quiberon“, „Nur Gott kann mich richten“ „Alle
Anderen“), Axel Stein („Nicht mein Tag“, „Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft“), Jan
Henrik      Stahlberg       („Fikkefuchs“,   „Muxmäuschenstill“),     Luisa     Wöllisch
(„Grießnockerlaffäre“), Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“, „Mein Blind Date mit dem Leben“)
und Klaas Heufer-Umlauf („Coming In“, „Rubbeldiekatz“).

Newcomer Alireza Golafshan, Absolvent der Regieabteilung der HFF München, schrieb das
Drehbuch und führt Regie bei der neuen Komödie von Wiedemann & Berg („Werk ohne
Autor“, „Willkommen bei den Hartmanns“, „Who Am I – Kein System ist sicher“,
„Vaterfreuden“, „Männerherzen“, „Friendship“, „Dark“, „4 Blocks“ u.v.m.).

DIE GOLDFISCHE wurde produziert von der Wiedemann & Berg Film Produktion, in
Koproduktion mit SevenPictures Film und der Deutschen Columbia Pictures
Filmproduktion. Der Film wird gefördert durch den FilmFernsehFonds Bayern (FFF), das
Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB), die Filmförderungsanstalt (FFA) und den
Deutschen FilmFörderFonds (DFFF).

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ÜBER DIE PRODUKTION

Ein Debütant und ein heikles Thema, leicht erzählt
Die Anfänge von DIE GOLDFISCHE

Die Idee, einen humorvollen Film über Menschen mit Behinderung zu machen, hatte Justyna
Muesch, Produzentin bei der Münchner Produktionsfirma Wiedemann & Berg Film, schon
länger und auch Quirin Berg und Max Wiedemann waren von Anfang an davon begeistert.
„Wenn ich den Umgang mit Menschen mit Behinderung beobachte, fällt mir auf, dass viele
vor lauter Mitleid häufig unbeholfen handeln, weil plötzlich die Behinderung im Vordergrund
steht und nicht der Mensch.“ Das war der ursprüngliche Ausgangspunkt, aus dem die Idee
entstand, einen ehrgeizigen Banker in den Mittelpunkt des Films zu rücken, der Menschen
mit Behinderung für persönliche Zwecke ausnutzt und dadurch einen ganz anderen Blick auf
das Leben gewinnt. „Diesen Perspektivenwechsel stellte ich mir erzählerisch spannend und
gleichzeitig sehr komisch vor“, sagt die Produzentin.

Entscheidend war dann die Erkenntnis, dass derjenige, der ausnutzt, nach einem
Schicksalsschlag selbst eine Behinderung haben müsste. „Mir gefiel diese
Ausgangssituation“, meint Justyna Muesch „einen Film mit einer derart provokativen
Prämisse zu machen, bei der man Unsicherheiten und Vorurteile entlarvt, aber gleichzeitig
darüber lachen kann. Dabei war uns wichtig nie die Augenhöhe zu verlieren.“ Die Suche
nach dem richtigen Drehbuchautor war somit eine Herausforderung. Bis zu dem Moment als
Justyna Muesch Behinderte Ausländer sah, einen 45-Minüter, den der junge Filmemacher
Alireza Golafshan während seiner Zeit an der HFF gemacht hatte. Sie war „begeistert und
fasziniert, denn der Film hatte genau die Augenhöhe, die uns für DIE GOLDFISCHE
vorschwebte. Er nahm sein Thema ernst, erzählte es aber unterhaltsam und zugleich
sensibel und intelligent.“

„Alles fing mit einem klassischen Exposé Auftrag an“, erinnert sich Alireza Golafshan an
seine ersten Kontakte mit Justyna Muesch. „Justyna hat mich angerufen, weil sie nach
einem Drehbuchautor suchte. Sie hatte Behinderte Ausländer gesehen und erzählte von der
Grundidee. Sie fragte sich nur, wie man die Balance zwischen Humor und Political
Corretness halten könne.“ Natürlich war es niemals das Ziel, eine Haudraufkomödie zu
machen. Erste Priorität war es, dem Thema gerecht zu werden. Und dann daraus die
Komödie zu entwickeln. „Justynas Idee war eine Geschichte über einen jungen Banker, der
selbst im Rollstuhl sitzt und sich positive Diskriminierung zu Nutze macht, um Geld vom
Ausland nach Deutschland zu schmuggeln. Da hat es bei mir sofort Klick gemacht“, sagt
Golafshan.

Zunächst einmal war er völlig baff, überhaupt einen Anruf zu erhalten. „Justyna kannte mich
ja überhaupt nicht“, erklärt der Filmemacher. „Sie hatte einfach nur ein gutes Grundgefühl
und hat da mehr daran geglaubt als ich“, erzählt Golafshan. „Es ist nicht das, was man sich
unter einem klassischen Debütstoff vorstellt, das Gegenteil eines Kammerspiels, eine
Komödie mit aufwändiger Action, Stunts, Kamelen und einem großen Ensemble. Ihr war es
auch wichtig, dass nach der doch recht herausfordernden Stoffentwicklung nicht noch ein
Dritter dazukam, der sich erst auf die feine Tonalität einstellen musste. Ich kann mich gar
nicht mehr erinnern, wie viele Szenen wir wieder verwarfen, weil wir den Eindruck hatten,
dass wir den Ton nicht richtig getroffen hatten.“

„Ali hat allen Figuren unmittelbar eine ganz unverkennbare und eigenwillige Identität
gegeben“, erinnert sich Justyna Muesch. „Mit jeder neuen Werkstufe wurde die Erzählung
präziser und das Drehbuch hatte von Anfang an den richtigen Ton bei der Gratwanderung

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zwischen Anspruch und Humor, war visuell überzeugend erzählt und vor allem sehr, sehr
lustig.

Dass Wiedemann & Berg, eine Firma, die sich in den letzten zehn Jahren zu einer der
erfolgreichsten deutschen Produktionsfirmen entwickelt hat, einem Debütanten die Regie
einer turbulenten Actionkomödie anvertraute, hat auch damit zu tun, dass die Arbeit mit
jungen Filmemachern zur „DNA der Firma“ gehört, wie Max Wiedemann es ausdrückt. Mit
dem Debütfilm Das Leben der Anderen gewann die Firma bereits einen Oscar® als bester
fremdsprachiger Film. Mit Friendship! (wie Who Am I – Kein System ist sicher ebenfalls für
Sony entstanden) und Willkommen bei den Hartmanns produzierten sie den erfolgreichsten
deutschen Film des jeweiligen Kinojahres und mit Dark die erste deutsche Netflix-Originals-
Serie.
So wurde der junge Filmemacher, der eigentlich nur als Drehbuchautor für ein vielleicht
mögliches Filmprojekt angestellt worden war, zum Kapitän einer turbulenten Komödie, die
gerade grünes Licht erhalten hatte. „Ich hatte mir keine großen Hoffnungen gemacht als
Filmemacher, der keinerlei Referenzen vorzuweisen hat. Wir hatten dann aber das Glück,
dass das Drehbuch sehr gut ankam, auch bei einem Star wie Tom Schilling, der bisher nicht
unbedingt als Komödiant bekannt ist. Er war sofort dabei, ohne Wenn und Aber. Und das
brachte den Stein endgültig richtig ins Rollen.“

Während seiner Zeit an der HFF hatte Golafshan beim Schreiben seiner Drehbücher immer
schon gewusst, dass er diese auch inszenieren würde. Bei DIE GOLDFISCHE kam er als
Regisseur erst an Bord, als er das Drehbuch bereits geschrieben hatte: „Das war eine
interessante Erfahrung“, erinnert er sich. „Tatsächlich schreibt man anders. Ich hatte die
Anweisung, dass es groß und actionreich sein soll, ich sollte mir keine Gedanken über das
Budget machen. Und so habe ich es dann auch geschrieben, unbelastet davon, ob und wie
man das dann umsetzen würde können. Das wäre ja im Zweifelsfall nicht mein Problem
gewesen. Sollen der Regisseur und die Produzenten das dann rausfinden. Das Auto
überschlägt sich achtmal’, schreibt sich sehr leicht. Es zu inszenieren, ist dann eine ganz
andere Sache.“

Rückblickend empfand Golafshan das aber als lohnende Erfahrung: „Ich musste mich aus
meiner Komfortzone rausbewegen. Es ist gut, wenn man größer denkt. Wenn ich gewusst
hätte, dass ich das später auch in Szene setzen würde, hätte ich mich vielleicht stärker
zurückgenommen, auch was den Humor betrifft, den ich sonst wohl nicht so überspitzt
geschrieben hätte. Aber es war genau richtig so, wie wir es gemacht haben.“

Kann Behinderung lustig sein?
DIE GOLDFISCHE packt ein Reizthema bei den Hörnern

Alireza Golafshans Vater hatte die letzten Jahre seines Lebens vor seinem zu frühen Tod mit
einer körperlichen Behinderung zu kämpfen. Aus diesem sehr persönlichen Blickwinkel
wurde ein Bewusstsein geschult, dass die wichtigste Regel ist, diesen Menschen nicht mit
Mitleid zu begegnen, erklärt Justyna Muesch und führt fort: „Nur wenn man dies verinnerlicht,
kann man daraus auch eine Haltung entwickeln für den Umgang mit Humor. Ali weiß,
welchen Ton man anschlagen darf. Mit diesem Wissen stellt er auch souverän andere
Themen in den Mittelpunkt und verändert subtil den Blickwinkel des Zuschauers:
beispielsweise ist die größte Behinderung der Hauptfigur Oliver zu Beginn des Films, kein
WLAN zu haben. Etwas, was viel über die Wirklichkeit unserer Leistungsgesellschaft und
auch deren Blick auf Menschen mit Behinderung aussagt.“

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„Mein Vater war beinamputiert“, erzählt Alireza Golafshan. „Zumindest den Aspekt der
körperlichen Behinderung kannte ich. Ich habe miterlebt, was diese Einschränkung für
meinen Vater bedeutete, wie man angesehen und behandelt wird, weil man auf einmal
anders ist.“ Vor allem aber sah er auch, dass man nach einem solchen Schicksalsschlag
nicht unbedingt in ein tiefes Loch fallen muss. „Mein Vater war immer ein aktiver Mensch,
und seine Behinderung hat ihn nicht aufgehalten, es weiter zu sein. Er hat die Flucht nach
vorn angetreten – ein bisschen so, wie es unsere Hauptfigur Oliver im Film auch macht:
Immer weitermachen, damit man nicht von seiner Situation eingeholt wird.“

Was es heißt, anders zu sein, kannte Golafshan aber auch aus ganz persönlicher Erfahrung:
„Ich bin ein Migrantenkind, kam erst im Alter von zwölf Jahren nach Deutschland. Ich weiß,
was es heißt, als anders angesehen zu werden. Das meine ich wertfrei. Es ist weder positiv
noch negativ, das macht mich nicht zu einem besseren oder schlechteren Menschen, wie
auch eine Behinderung einen Menschen nicht besser oder schlechter macht. Durch die
Konstellation in unserer Geschichte gelingt es uns meiner Ansicht nach, die Vorurteile und
bestehenden Meinungen auszuhebeln und auf den Kopf und damit auch auf den Prüfstand
zu stellen. Am besten geht das im Kino mit Lachen.“

Die Perspektive hätte indes nicht gestimmt, wenn die Hauptfigur nicht auch eine
Behinderung gehabt hätte. „Das war ein wichtiger Knackpunkt, um eine Haltung für die
Erzählung entwickeln zu können“, sagt der Regisseur. „Sonst wäre der Film pädagogisch
geworden. Oder schlimmer noch: herablassend. Mir gefällt aber auch, dass die Geschichte
dadurch insgesamt komplexer wird.“

Gleichzeitig war es den Filmemachern wichtig, alles so richtig wie möglich zu machen. Sie
tauschten sich intensiv mit Beratern, Ärzten und Menschen mit Behinderung aus, die mit an
Bord geholt wurden, um immer abklopfen zu können, wo man stand. „Wir haben uns dieser
Perspektive gestellt“, sagt Justyna Muesch. „Immer wurde uns gespiegelt: Niemandem ist
damit geholfen, Behinderte auf ein Podest zu stellen.“ Wichtig war es, authentische
Charaktere zu erschaffen, nachvollziehbare Menschen, die eben auch Behinderungen
haben, erklärt die Produzentin: „Unsere Figuren haben gute und schlechte Eigenschaften,
Fehler, Bedürfnisse und Träume. Behinderung allein ist keine Charaktereigenschaft. Gerade
die Gespräche mit Raul Krauthausen und Judyta Smykowski von den Sozialhelden, die
frühzeitig das Drehbuch gelesen haben, waren hierbei von großer Hilfe für uns.“

Um auch ein Feedback von jemandem zu bekommen, der selbst durch einen Unfall
querschnittgelähmt wurde, sprach die Produktion Samuel Koch an, der 2010 während der
Fernsehshow „Wetten, dass... ???“ so schwer verletzt wurde, dass er seither auf einen
Rollstuhl angewiesen ist. Die Produzentin sagt: „Wie unsere Hauptfigur wurde auch er durch
einen Schicksalsschlag mitten aus seinem bisher geradlinig verlaufenden und erfolgreichen
Leben gerissen. Er sagte über das Drehbuch: ,Genauso ist es.’ Und war froh, dass wir nicht
die Behinderung als solche in den Mittelpunkt rückten, sondern dass wir das Publikum
einladen, mit unserem wilden Haufen ein Abenteuer zu erleben und zu lachen, hielt er für
sehr gelungen. Das hat uns natürlich in unserer Erzählung sehr gestärkt.“

Und Alireza Golafshan merkt an: „Filmemacher neigen dazu, sich dem Thema Behinderung
mit einem Drama zu nähern. Man merkt förmlich, dass die Macher zwar das Thema
interessiert, sie aber offenbar keine persönliche Erfahrung damit haben. Es wirkt
akademisch. Aber Menschen mit Behinderung wollen nicht über ihre Behinderung definiert
werden. Es ist ein Teil ihres Lebens, und sie müssen nicht unentwegt darüber sprechen.“

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Bei seinen Recherchen für den Film stieß Golafshan auf das Magazin Ohrenkuss, das von
Menschen mit Down-Syndrom geschrieben wird. „Sie sind sprachlich unterschiedlich
begabt“, sagt er. „Aber oft entstehen, gerade wenn es holprig und grammatikalisch wacklig
wird, die schönsten deutschen Gedichte.“ Als er mit der Redakteurin Kontakt aufnahm und
ihr erzählte, dass er einen Film über Menschen mit Behinderungen machen wollte, schlug sie
die Hände über den Kopf zusammen und rief: „Oh Gott, ich hoffe es geht zur Abwechslung
um einen Banküberfall!“ Golafshan sagt: „Wenn es Anfragen für Filme gibt, dann soll es
immer darum gehen, wie man mit Down-Syndrom lebt. Aber für die betroffenen Menschen ist
das kein Thema. Es ist einfach nur ihr Leben, das sie nicht unbedingt als ein Problem
ansehen. Ich wollte also keinen Film über das Thema machen. Ich habe gesagt, lass uns da
reinspringen und die Figuren ein tolles Abenteuer erleben lassen.“

Die gängigen Erwartungshaltungen werden auch bei der Figur des Rainman, gespielt von
Axel Stein, über den Haufen geworfen. „Wenn man Autismus hört, denkt man sofort an den
Film Rain Man. Da hat unser Rainman natürlich auch seinen Namen her, aber er ist eben
ganz anders als die Figur, die Dustin Hoffman in dem Film von Barry Levinson gespielt hat.
Er hat keine Inselbegabung. Er ist ein geselliger Typ, der dadurch auffällt, dass er
unerschütterlich gut gelaunt und immer fröhlich zu sein scheint“. Im Zuge der Recherchen
stieß Golafshan auf das Haus Bucken, ein Wohnheim der Autismus Wuppertal Pflege- und
Lebensgemeinschafts gGmbH. Dort traf er auf zwei Bewohner, die zur Inspiration der
Figuren Rainman und Michi wurden: „Christian, ist ein junger Mann, der genau diese
Ausprägung des Autismus hat und eine unglaubliche Fröhlichkeit und Warmherzigkeit
ausstrahlt. Lars hingegen ist still und in sich gekehrt.“ Zur Vorbereitung unternahmen Alireza
Golafshan, Axel Stein und Jan Henrik Stahlberg eine Recherchereise zum Haus Bucken, um
Christian und Lars persönlich kennen zu lernen und über die Rollen zu sprechen. Weil es
eben wichtig war, auch diese Figuren so authentisch wie möglich zu zeichnen.

 Früh wurde überlegt, wie man bei der Besetzung der Rollen vorgehen wollte. Natürlich kam
dabei auch die Frage auf, ob man Figuren mit Behinderungen entsprechend mit Darstellern
besetzen solle, die diese Behinderung ebenfalls hätten. „Darüber haben wir lange
gesprochen“, erinnert sich Justyna Muesch. „Wir haben dann für jede einzelne Figur geprüft,
ob das machbar wäre. Wir hätten uns zum Beispiel gut vorstellen können, für Magda eine
wirklich blinde Schauspielerin zu besetzen. Dazu haben wir Laiendarstellerinnen aus ganz
Deutschland gecastet. Gute Ausbildungsmöglichkeiten für Schauspieler, die blind sind, sind
in Deutschland aber bislang noch selten. Gerade diese Rolle verlangte nach einer sehr
erfahrenen Schauspielerin, mit einer hohen Präzision im Komödientiming.“
„Die Besetzung ist eine der letzten Etappen in der Entstehung eines Films.“, erklärt Alireza
Golafshan. „Wenn man über Inklusion im Film nachdenken will, muss man schon viel früher
ansetzen. Damit Minderheiten repräsentiert werden können, müssen sie selbst am kreativen
Prozess beteiligt sein, und zwar mit professionellen Mitteln. Es gibt nicht nur zu wenige
ausgebildete Schauspieler mit Behinderung, sondern auch zu wenige Drehbuchautoren, die
wirklich aus gelebten Erfahrungen zu dem Thema schöpfen können.“

Zudem unterstreicht der Regisseur bei der Fragestellung die Kunstfreiheit: „Wenn man sich
der Kritik stellt, dass Figuren mit Behinderung ausnahmslos von Menschen mit Behinderung
gespielt werden sollen – was bedeutet dies noch weitergedacht? Wo will man dann die
Grenze ziehen? Darf dann ein Iraner keinen Türken spielen? Warum darf Cate Blanchett
Bob Dylan spielen? Dürften dann Homosexuelle Schauspieler keine Heterosexuellen
spielen? Behinderung ist keine primäre Charaktereigenschaft. Ein Geschichtenerzähler sollte
nicht von Figuren erzählen, die ‚einfach nur behindert‘ sind. Figuren haben viele
verschiedene Facetten und eine Behinderung kann dazu gehören, sagt aber nicht wirklich
was über das Innenleben aus. Schauspieler versuchen den Kern der Figur zu interpretieren

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und zu repräsentieren. Beim Casting geht es darum, Schauspieler zu finden, die diesen Kern
mit ihrem handwerklichen Können fühlbar machen können. Eine Casterin denkt sehr viel
differenzierter über Figuren nach, als nur über die Frage ‚sitzt er im Rollstuhl oder nicht?‘.“
Trotzdem, finden die Filmemacher, wäre eine inklusivere Schauspielausbildung auch eine
Bereicherung für die Filmindustrie, wie man am Beispiel von Luisa Wöllisch sehen kann.

Junge, Junge
Nur Tom Schilling konnte Oliver sein

Die Hauptfigur von DIE GOLDFISCHE ist Oliver. Oliver kommt aus einer Welt, wo alles einen
klaren, numerischen Wert hat. Man kann alles mit Zahlen ausdrücken, es geht immer um
Messbarkeit. Als Portfolio-Manager ist er ein Sinnbild für diese Welt. Alireza Golafshan
erklärt: „Es geht darum, ihn mit einer Welt zu konfrontieren, in der seine Philosophie nicht nur
keinen Wert hat, sondern nicht einmal verstanden wird. Es ist eine Welt, die er aus seiner
alten Perspektive heraus sogar als Belastung für die Gesellschaft empfunden hätte. Oliver ist
eine Komödienfigur, die eine gewisse Tradition hat, der Unsympath, der seine Läuterung
erfährt – ich denke da an Bill Murray in Groundhog Day (... Und täglich grüßt das Murmeltier,
1993).“ Um sie für das Publikum funktionieren zu lassen, muss man so eine eher negativ
konnotierte Figur mit Intelligenz und einem gewissen Charme spielen. „Man akzeptiert sie
nur dann, wenn man den Eindruck hat, dass sie smart ist, dass sich hinter der
unsympathischen Schale Intelligenz verbirgt“, meint der Regisseur. „Man muss etwas in ihr
sehen, was diese Figur selbst nicht erkennt. Und wir begleiten sie auf dem Weg dahin. Tom
Schilling war DIE Bestbesetzung für Oliver: Er ist intelligent, charmant und man möchte ihm
schnell verzeihen.“

Schilling hatte für die Produktionsfirma gerade erst die Hauptrolle in Werk ohne Autor (2018),
dem deutschen Oscar-Kandidat 2019, gespielt und war davor bereits der Star des Thrillers
Who Am I – Kein System ist sicher gewesen. Er ist einer der großen Schauspieler des
gegenwärtigen deutschen Kinos. Nicht unbedingt bekannt ist Schilling bisher für Komik. „Das
war tatsächlich Teil unseres Konzepts, eine bewusste Entscheidung“, gesteht Produzentin
Justyna Muesch. „Man kennt Tom aus dem ernsten Fach, und Quirin, Max und ich fanden es
spannend, ihn nach der Zusammenarbeit bei „Who Am I“ und „Werk ohne Autor“ auch
einmal in einem ganz anderen Genre zu entdecken. Gleichzeitig erdet es den Film, wenn
man jemanden wie Tom mit dabei hat; er bringt automatisch einen gewissen Ernst mit, was
wiederum gut dazu passt, dass wir zwar einen lustigen Film gemacht haben, dem Thema
aber stets auf Augenhöhe begegnen wollten.“

Alireza Golafshan stimmt der Produzentin zu: „Toms Art von Komödie ist sehr fein, eher
hintergründig. Vom ihm kann man keine Grimassen erwarten, er geht seine Rollen immer
ganz ernst an. Der Humor entsteht aus der Situation. Ich fand ihn ja auch schon in Oh Boy
(2012) sehr lustig, aber eben auf eine sehr moderne, intelligente Weise. Er macht keinen
Unterschied zwischen ernsteren Szenen und den aberwitzigen Momenten der Handlung. Er
ist immer voll dabei, steckt mitten drin in seiner Figur und entdeckt den Humor hinter dem
Ernst. Das war sehr schön.“

„Ich wollte schon immer mal eine Komödie machen“, sagt Tom Schilling. „Es hat aber auch
einfach deshalb so lange gedauert, weil ich keine guten Komödien zu lesen bekommen
habe. Und auch sonst habe ich nicht viele gesehen, bei denen ich sagen würde, dass ich
hätte mitmachen wollen. Bei den meisten Mainstreamkomödien bin ich ganz froh, dass
Andere sie spielen. Oh Boy könnte man vielleicht als Tragikomödie bezeichnen. Und die
Filme, die ich mit Leander Haußmann gemacht habe, zeichnet ein anarchischer, manchmal

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alberner Humor aus. Aber einen Crowdpleaser hatte ich noch nie gemacht. Darauf hatte ich
Lust, aber nicht auf Teufel komm raus. Oft gefällt mir nicht, dass die Figuren verraten werden
von schlechten Witzen. Komik muss tatsächlich aus der Situation entstehen. Und in DIE
GOLDFISCHE sind die Situationen so glaubwürdig, so authentisch, dass man als Zuschauer
ganz anders involviert ist und deswegen mit den Figuren auf eine Reise gehen kann, die
immer absurder wird.“

Schilling gesteht, dass er durchaus Respekt davor hatte, in seiner ersten lupenreinen
Komödie vor die Kamera zu treten. „Ich habe gerätselt, ob ich das anders angehen oder
anders spielen muss. Ich ziehe eine eher reduzierte Art von Schauspielerei vor. Und bei
einer Komödie dachte ich, müsste man eher wahnsinnig groß spielen. Dann habe ich mir
ganz viele Komödien angeguckt und festgestellt, dass das gar nicht stimmt: Man muss nicht
viel spielen. Das beste Beispiel ist Buster Keaton. Der hat gar nichts gespielt und ist
trotzdem höchst komisch. Ich habe dann ganz schnell festgestellt, dass ich den Film
genauso ernst nehme wie jeden anderen Film, den ich drehe, und auch ein gewisses Gefühl
für Timing mitbringe. Ich hatte nicht so viel Selbstbewusstsein am Anfang, aber habe
gemerkt, dass ich mich doch nicht so schlecht anstelle.“

Eine besondere Herausforderung bei Schillings Rolle war Olivers Querschnittlähmung. Um
den Part spielen zu können, musste er also unbedingt Rollstuhlfahren lernen. „Man muss
sich damit richtig befassen und lange im Rollstuhl sitzen, um so richtig zu kapieren, was das
für Probleme sind, die man in einer solchen Situation meistern muss“, erklärt der
Schauspieler. Bereits drei Monate vor Drehbeginn begann er sich an den Rollstuhl zu
gewöhnen, zuerst ausschließlich zu Hause, wo er Transfers übte: Wie setzt man sich um,
vom Rollstuhl ins Bett oder auf die Toilette. Die eigentliche Herausforderung bestand aber
darin, den Rollstuhl auf der Straße einzusetzen. „Ich bin tatsächlich einen Tag durch Berlin
gefahren und habe alles ausprobiert. Ich bin Bus gefahren, Tram gefahren, S-Bahn
gefahren. Wenn ich an der Bushaltestelle stand, habe ich tatsächlich gewinkt und so
signalisiert, dass ich mitgenommen werden will. Dann muss der Busfahrer aussteigen und
die Rampe rausmachen. Er fragt, wo du rauswillst, aber vergisst das sofort wieder. Also
muss man durch den ganzen Bus rufen und sagen: Ich möchte bitte aussteigen! Und wie
schwierig es ist, mit einem Rollstuhl auch nur eine Stufe zu meistern, muss ich niemandem
erzählen.“

Zusätzlich verbrachte Schilling eine Woche im Unfallkrankenhaus, wo ihm von Ärzten und
Pflegern alles genau gezeigt wurde. „Eine Woche lang war ich der Praktikant im Haus und
durfte alles machen“, erinnert er sich. „Ich war dabei, wie offene Wirbelsäulen verschraubt
wurden und wie Visite auf der Intensivstation gemacht wurde, bei Leuten, die gerade erst die
Diagnose Querschnittlähmung bekommen hatten. Ich habe miterlebt, wie die Pfleger sehr
engen Kontakt zu den Leuten hatten und persönliche Gespräche geführt haben. Das war
ganz toll, und da habe ich gemerkt: Das ist dieser emotionale Unterbau, der total wichtig ist,
wenn man so eine Rolle ernsthaft spielen möchte.“

In den höchsten Tönen spricht der Star von DIE GOLDFISCHE über seinen Regisseur, dem
man nicht anmerkte, dass er gerade seinen ersten Film drehte: „Ali ist unheimlich souverän
und entspannt, ein wahnsinnig toller Chef, ein starker Regisseur. Bin ich überrascht? Nein,
ich bin glücklich, dass es wieder so jemanden gibt. Als ich mit meinem Freund Jan Ole
Gerster Oh Boy gemacht habe, war das ja auch sein Debütfilm. Es gibt solche Leute, die
sind einfach die geborenen Regisseure, die auch diesen ganzen Firlefanz nicht nötig haben,
die nicht ausrasten und cholerisch werden, was doch eigentlich auch nur Unsicherheit ist.
Die ruhen in sich selbst und wissen, also besonders Ali, ganz genau, was sie erzählen
wollen. Seit drei Jahren weiß Ali, wie dieser Film aussehen soll. Diese Sicherheit, dieses

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Selbstbewusstsein strahlt einfach aus. Er ist, wie ich glaube, ein großes Glück für die
deutsche und hoffentlich auch internationale Filmindustrie.“

Was soll man dazu noch sagen!
Jella Haase übernimmt die weibliche Hauptrolle

Ebenso wichtig für die Geschichte ist Laura Ferber, die Sozialpädagogik studiert hat und in
der Goldfische-WG arbeitet. Sie kommt aus einer ganz anderen Welt als Oliver und ist auch
als Mensch ein völlig anderer Typ: Mit dem Turbokapitalismus, mit dem Oliver jongliert, wird
sie sich niemals anfreunden können. Entsprechend antagonistisch fällt ihr erstes
Aufeinandertreffen mit Oliver aus, der gerade neu in die WG gekommen ist. „Anders als die
anderen Hauptfiguren hat sie keine Behinderung“, erzählt Alireza Golafshan. „Das heißt aber
nicht, dass sie völlig mit sich im Reinen ist. Ihr Problem ist ihre Verkopftheit, der innere
Zwang, immer alles richtig machen zu wollen. Sie steht sich selbst bisweilen etwas im Weg.
Das war die Grundidee.“

Die Rolle war, wie der Regisseur bestätigt, nicht leicht zu besetzen. Man musste eine
Schauspielerin finden, der man abnahm, dass sie aus einer anderen Welt wie die von Tom
Schilling gespielte Figur kommt, sie aber trotzdem zueinander finden können. Und sie
musste mit der modernen Schauspielästhetik Schillings harmonieren. Nach einer längeren
Suche fiel die Entscheidung auf Jella Haase, die in den Fack Ju Göhte-Filmen (2013, 2015,
2017) als Chantal zum Liebling der Filmnation wurde und parallel als Schauspielerin
selbstbewusst ihren eigenen Weg geht, wie sie im Arthouse-Liebling 4 Könige oder - im
vergangenen Jahr - mit der Hauptrolle in Vielmachglas und einer Nebenrolle in 25 km/h unter
Beweis gestellt hat. „Sie hat ihre Rolle sehr überraschend gespielt“, merkt Alireza Golafshan
an. „Sie hat etwas sehr Eigenes und Zerstreutes in ihr Spiel und ihre Sätze eingebracht, so
dass ihre Figur genau nicht das Mauerblümchen wurde, das sie leicht hätte sein können.
Jella ist eine sehr moderne, tolle Frau, die gerade von Mädchen unheimlich bewundert wird.
Sie ist ein echtes Vorbild für unsere Zeit. Jella war vielleicht nicht die offensichtlichste Wahl,
aber ich bin froh, dass wir sie gewinnen konnten.“

„Ich musste sehr lachen beim Drehbuch“, gesteht Jella Haase und nennt noch einen
weiteren entscheidenden Punkt, warum sie bei DIE GOLDFISCHE mit von der Partie sein
wollte. „Für mich war ganz ausschlaggebend, dass die Menschen mit Behinderung am Ende
die Helden sind. Wenn Leute mich fragen, warum ich mitgemacht habe, ist das meine
Antwort. Das hat mich am meisten angesprochen, da finde ich die größte Seele dahinter.
Das Drehbuch ist in ganz vielen Bereichen wahnsinnig ehrlich und mutig. Ich finde das gut.
Lieber mehr solche Filme als immer diese angepassten Sachen. Man hat das selten, dass
man schon während des Drehs das Gefühl hat, dass es ein ganz besonderer Film wird, aber
hier war das so. Die Stimmung überträgt sich.“

Dabei war sie sich immer bewusst, dass sich der Film eines besonderen Themas auf sehr
besondere Weise annimmt. „Dass man die Geschichte auf so ungewöhnliche Weise erzählt,
ohne mit dem Finger darauf zu zeigen, fand ich ganz toll. Es ist Gesellschaftskritik, aber mit
so viel Humor verpackt, dass man zweimal hingucken muss, um es richtig zu merken. Der
Zuschauer muss selber nachdenken. Ich liebe den Humor, es geht nichts über diese sehr
direkte, unverblümte Art wie direkt aus dem Leben. Meine Figur Laura ist ganz oft sprachlos,
weil sie nicht weiß, was sie sagen soll.

Zur Vorbereitung auf die Rolle besuchte Jella Haase Einrichtungen für betreutes Wohnen,
um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, wie der Job eines Betreuers aussieht,

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unter welchen Bedingungen er arbeitet und wie der Alltag ist. „Ich wurde ganz herzlich
aufgenommen in einem Haus in Berlin, wo Menschen mit Behinderung zusammenleben“,
berichtet die Schauspielerin. „Besonders sprach mich an, dass die Bewohner Plakate im
Haus angebracht hatten, wo die Wünsche der Bewohner angeschrieben waren. Das waren
zum Teil einfache Sachen: zum Potsdamer Platz fahren, Eis essen, Kaffeetrinken, alleine S-
Bahn fahren oder zum Tag der offenen Tür ins Kanzleramt – alles erfüllbare Dinge. Das hat
mich wahnsinnig berührt, weil das so in der Realität verwurzelt ist.“

Wie Tom Schilling, ist auch Jella Haase voll des Lobes über ihren Regisseur: „Ali ist
großartig. Ali ist der Dalai Lama, er hat die Ruhe weg. Er ist wie die Erde und wir sind die
Trabanten, die um ihn herumkreisen. Mit seiner positiven, witzig-charmanten, in sich
ruhenden Art hält er alles zusammen. Wenn es Ali nicht gegeben hätte, könnte ich mir schon
vorstellen, dass mal die Gemüter hätten aufeinander knallen können, wir sind ja doch alle
sehr unterschiedliche Typen. Aber Ali nimmt sich für jeden gleich viel Zeit, jeder hat seine
Berechtigung und wird mit offenem Herzen empfangen. Dabei ist er noch wahnsinnig
fokussiert, weiß immer genau, wo wir gerade sind. Der Humor ist seinem Kopf entsprungen,
von daher vertrauen wir ihm alle zu 100 Prozent, können uns fallen lassen. Ali ist menschlich
und auch, was die Qualität seines Arbeitens betrifft, ein Geschenk. Er ist der nächste Mann
am Filmregisseurshimmel – watch out!“

Eine Film-WG für die Ewigkeit
Die weiteren Hauptdarsteller

Als Oliver in die Goldfische-WG kommt, besteht sie bereits aus vier Bewohnern: Franzi, ein
Mädchen mit Down-Syndrom, die blinde Magda und die beiden Autisten Rainman und Michi.
Außerdem gehört Pfleger Eddy zum festen Inventar, der seine Arbeit aber nicht immer mit
der nötigen Sorgfalt erledigt: Dass ihm die WG-Bewohner eigentlich ziemlich egal sind, lässt
er immer durchscheinen.

Franzi ist 18 und leidet darunter, dass sie nicht als Frau wahrgenommen wird: Sie muss
immer Kinderkleidung tragen, wäre aber allzu gerne glamouröser und sexier. Sie wird von
Luisa Wöllisch gespielt, einer Schauspielerin mit Down-Syndrom, die man davor bereits in
Grießnockerlaffäre (2017) im Kino sehen konnte. „Wir waren eigentlich sicher, dass wir die
Rolle mit einer Laiendarstellerin mit Down-Syndrom würden besetzen müssen, weil wir uns
nicht vorstellen konnten, eine entsprechende Schauspielerin zu finden“, erzählt Alireza
Golafshan. „Bis zum letzten Moment hätte das Projekt daran scheitern können. Dann stießen
wir im Casting auf Luisa Wöllisch, die einfach umwerfend war. Beim Dreh konnte niemand
seinen Text besser als sie, sie war immer bestens vorbereitet und hat auch in jeder Szene
immer etwas Neues angeboten. Das war ein Glücksfall. Ich weiß nicht, was wir ohne sie
gemacht hätten.“

Magda ist eine Zynikerin durch und durch. Sie hat ein Alkoholproblem. Ein bisschen ist sie
die geheimnisvollste Figur in dieser WG, weil sie tatsächlich auch anders leben könnte, sich
aber für diese Art von betreutem Wohnen entschieden hat. Magda wird gespielt von Birgit
Minichmayr, die im vergangenen Jahr einen Deutschen Filmpreis als beste Nebendarstellerin
für ihre Darstellung in 3 Tage in Quiberon (2018) gewann und in Kürze auch in Doris Dörries
neuem Film Kirschblüten & Dämonen (2019) zu sehen sein wird. „Wir hätten Magda gerne
mit einer blinden Schauspielerin besetzt, aber es ist eine wirklich schwierige Rolle und wir
kamen bei der Suche auf keinen grünen Zweig“, erinnert sich der Regisseur. „Wir
entschieden uns schließlich für Birgit Minichmayr, von der wir wussten, dass sie das Timing
und die Präsenz haben würde, Magda so hinreißend zu spielen, wie wir sie uns vorgestellt

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hatten. Ursprünglich hatte ich sie etwas älter geschrieben, aber Birgit verlieh ihr eine ganz
eigene Energie, die weit über das hinausgeht, was im Drehbuch stand.“

Zwei Autisten leben in der WG, die sehr betreuungsintensiv sind: Rainman ist ein
grundsätzlich positiv eingestellter junger Mann, der immer sehr fröhlich ist und dessen
Antworten so schnell kommen, dass man nie so recht weiß, ob er einem überhaupt zugehört
hat. Diese außergewöhnliche Rolle spielt Axel Stein, der seine Karriere mit vielen
komödiantischen Rollen begonnen hat, und in den letzten fünf Jahren mit Auftritten in
Filmen wie Nicht mein Tag (2014), Der Mann aus dem Eis (2017) oder Meine teuflisch gute
Freundin (2018) wiederholt bewies, dass er ein beachtlicher Schauspieler mit großer
Bandbreite ist. „Ich mag Figuren, die man selbst nicht richtig versteht, schon beim Schreiben
nicht, das erhöht die Konzentration“, betont Golafshan. „Ich wollte außerdem Autisten auf die
Leinwand bringen, die nicht die üblichen Mathe-Genies sind. Es ist häufiger die Realität,
dass sie keine besondere Begabung haben. Und das war eine Herausforderung. Ich wollte,
dass es eine lustige Figur ist. Man sollte über seine Eigenheiten lachen, aber nicht über ihn.
Wir haben auch hier lange gesucht, haben verschiedene Ansätze ausprobiert. Axel Stein hat
es schließlich am besten gemacht, völlig angstfrei. Das war gut für die Rolle. Es wäre nicht
richtig, die Rolle zu vorsichtig zu spielen.“

Michi, gespielt von Jan Henrik Stahlberg, ist der stumme Autist. Man weiß nicht so genau, ob
er überhaupt realisiert, was um ihn herum vorgeht. „Man kennt Jan Henrik Stahlberg vor
allem aus unheimlich verbalen Rollen. Er ist vor der Kamera immer am Labern. Deshalb fand
ich es reizvoll, ihn hier überhaupt nicht reden zu lassen. Das sorgt für eine eigentümliche
Spannung. Mit minimalen Mitteln hat er sehr viel aus dem Part herausgeholt“, erzählt Alireza
Golafshan.

Pfleger Eddy hasst seinen Job. Er kennt kein Mitleid mit den Bewohnern der WG. Auf
sozialpädagogischer Seite ist er das exakte Gegenteil von Laura. Kida Khodr Ramadan, der
gerade erst Triumphe gefeiert hat als Protagonist in zwei Staffeln der von Wiedemann &
Berg produzierten Serie 4 Blocks, erwies sich als Idealbesetzung. „Kida Ramadan ist Kida
Ramadan“, sagt Golafshan. „Auch das war eine ungewöhnliche Entscheidung. Aber wir
wollten das einfach einmal ausprobieren. Kida ist ein brillanter Komödiant mit einem irre
guten Timing. Man sieht ihm an, dass er in seiner Jugend Komödien geradezu in sich
aufgesogen hat. Er kann das mühelos abrufen, bietet viel an und ist sehr mutig, auch in
seiner Körperlichkeit.“

Blüten über Bayern
Die Dreharbeiten von DIE GOLDFISCHE

Beim Dreh wurde Alireza Golafshan dann ins kalte Wasser geworfen: die Inszenierung
seines ersten abendfüllenden Kinofilms. „Ein bisschen habe ich den Drehbuchautor
verflucht“, sagt er lachend und deutet auf sich. „Es hat sich gerächt, dass ich beim Schreiben
so frei und ohne große Einschränkungen arbeiten konnte. Ich musste es jetzt selbst
umsetzen. Tatsächlich fühlte es sich gerade bei vielen der aufwändigeren Szenen überhaupt
nicht so an, als wäre ich der Autor gewesen. Aber es heißt, dass man an seinen Aufgaben
wächst, und ich glaube, das traf in diesem Fall zu.“ Der Filmemacher verweist vor allem auf
die Unterstützung seiner Schauspieler und seines Teams, allen voran Kameramann Matthias
Fleischer, der in der Vergangenheit wiederholt für Alain Gsponer die Kamera führte und im
vergangenen Jahr einen Hit mit Die kleine Hexe (2018) landen konnte, für den er seinen
zweiten Bayrischen Filmpreis für die beste Bildgestaltung gewann, und ebenso
Szenenbildner Josef Brandl, der als Assistant Art Director schon an internationalen

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Großprojekten wie Robin Hood (Robin Hood, 2018) oder The Girl in the Spider’s Web
(Verschwörung, 2018) beteiligt war. „Wenn man ein Team von Profis um sich weiß, das auch
verbindlich für einen da ist, fällt die Arbeit dann gar nicht schwer. Für mich war meine eigene
Arbeit daher auch gar nicht einmal so grundlegend anders, als sie bei meinen
Studentenfilmen gewesen war. Man bewegt sich einfach auf einer größeren Spielwiese und
hat mehr Mittel zur Verfügung, und das macht auch entsprechend mehr Spaß. Dass ich
abends den Drehplan nicht mehr selbst umstecken musste, war ein weiteres Plus.“

Als größte Herausforderung sah der Regisseur schließlich auch nicht die großen
Actionmomente oder Szenen, in denen man mehrere Kameras gleichzeitig einsetzte.
„Entscheidend waren die stillen Momente“, findet Alireza Golafshan. „Mit ihnen steht und fällt
der Film. Da muss man ganz fein und besonders genau arbeiten. Wenn dann am Tag des
Drehs ein kluger und feinfühliger Schauspieler wie Tom Schilling zu dir kommt und sagt: ,Du,
irgendwas stimmt mit der Szene nicht’, dann steht man auf einmal unter Druck, vor allem,
wenn man spürt, dass er recht hat. Da hat man drei Jahre an dem Drehbuch gearbeitet, hat
jeden Satz, jedes Wort mindestens einmal umgedreht, und dann kommt ein Schauspieler
und sieht aus seiner Perspektive sofort, dass etwas hakt. Dann tickt die Uhr. Ich habe
gelernt, dass dann nur hilft, die Ruhe zu bewahren und sich dem Problem zu stellen. Man
muss ehrlich zu sich sein. Und dann findet man eine Lösung, durchs Nachdenken oder im
Gespräch.“

Produzentin Justyna Muesch war gespannt, wie Golafshan sich nach mehrjähriger
gemeinsamer Vorbereitungszeit am Set schlagen würde: „Man weiß nie, was einen bei
einem Dreh erwartet. Wie geht ein Erstling mit dem Team um, wie geht er mit den
Schauspielern um? Aber Ali war vom ersten Tag vollkommen in seinem Element. Dass es
sein erster Spielfilm als Regisseur war, hat man zu keinem Zeitpunkt gemerkt. Mit seiner
natürlichen Autorität und seiner wohlwollenden Art wurde er von all diesen großen und
namhaften Schauspielern angenommen und umarmt. Sie haben ihn regelrecht gefeiert. Mich
hat das angstfreie Klima beeindruckt, das er geschaffen hat. Was wichtig war, denn es
waren schwierige Rollen, für die die Schauspieler Vertrauen fassen müssen. Alle haben sich
wohl gefühlt. Jeder war gerne da. Und die tolle Energie hat sich auf alle übertragen.“

Als großen Rückhalt empfindet Golafshan das Drehbuch: „Das hat mir viel Sicherheit
gegeben. Sieht man von den kleineren, bereits angesprochenen Problemen ab, zahlt es sich
einfach aus, wenn man mehrere Jahre Zeit hatte, daran zu feilen, wenn man jede Ecke
kennt, wenn man weiß, wo und warum jedes einzelne Komma da steht.“
Die Dreharbeiten fanden vom 5. Juni bis zum 26. Juli 2018 an diversen Locations in
Oberbayern, u. a. dem Kamelhof im Mangfalltal, dem Skyline Park in der Nähe von Bad
Wörishofen und in der Innenstadt von Zürich statt. Die Location für das Heim selbst wurde in
München gefunden. „Wir waren vor allem viel unterwegs, häufig auf den Straßen“, erinnert
sich Produzentin Justyna Muesch. Eine große Rolle spielte deshalb der Bus, in dem die
Goldfische-WG unterwegs nach Zürich und wieder zurück ist. „Wir haben diese Szenen mit
einem Top-Drive umgesetzt, also einem Bus mit oben aufgebautem Fahrerplatz. Ein
Stuntman steuert den Bus somit von oben. Anders wäre es nicht möglich gewesen die vielen
Fahraufnahmen und Stunts, aus inhaltlichen sowie Sicherheitsgründen umzusetzen.“
Herzklopfen herrschte bei der Unfallsequenz zu Beginn des Films. Anders als bei ungleich
größeren amerikanischen Produktionen stand nämlich nur ein einziger Sportwagen zur
Verfügung, den man zu Schrott fahren konnte. „Wir haben alle aufgeatmet, als wir das
einmal und dann auch richtig hinbekommen haben und waren dankbar, dass wir dabei auf
die Erfahrung von so erfahrenen Stunt- und SFX Leuten wie Roland Leyer und Gerd Nefzer,
der mit einem Oscar für seine Arbeit an Blade Runner 2049 geehrt wurde, vertrauen
durften.“, gesteht die Produzentin.

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Als besonders interessante Location erachtet Alireza Golafshan den Skyline Park, Ort des
großen Showdowns von DIE GOLDFISCHE. „Wir haben während des offenen Betriebs
gedreht, und es war die Szene, bei der die meisten Komparsen zum Einsatz kamen“, erzählt
der Autor und Regisseur. „Weil die Szene im Drehbuch in der Schweiz spielt, mussten wir
den Park obendrein etwas umdekorieren, um dieser Vorgabe gerecht zu werden.“ Mit dem
Skyshot wurde das ganze Geld, um das es in der Geschichte geht und das Oliver mit Hilfe
der WG von Zürich zurück nach Deutschland schmuggeln will, in die Luft geschossen – auch
das eine Klappe, die nur einmal möglich war. „Tausende von Blüten, die wir angefertigt
haben, wurden überall hin verstreut – aber ich kann bestätigen, dass wir jede einzelne
wiedergefunden haben“, berichtet Muesch.

Auf die Frage, ob ihm mit DIE GOLDFISCHE der Film gelungen ist, den er machen wollte,
merkt Alireza Golafshan abschließend an: „Das kann ich gar nicht beantworten. All meine
Filme waren am Schluss ganz anders, als ich mir das am Anfang gedacht hatte. Ich kann
aber sagen, dass er besser geworden ist, als es das Buch war. Ich habe ja immer gedacht,
dass man beim Dreh nur verlieren kann. Beim Buch geht man immer von optimalen
Bedingungen aus. Wenn man dann zum Filmen antritt, kann das Wetter schlecht sein oder
irgendetwas schief gehen. Aber dann war es ganz anders. Das ist der Zauber des
Filmemachens. Beim Schreiben ist man auf sich allein gestellt. Wenn man es später
umsetzt, kommen die Beiträge von zahllosen Leuten vor und hinter der Kamera dazu, die
das, was sie machen, viel besser können als ich. Es war einfach eine große Freude zu
wissen, dass man das Drehbuch hinter sich lassen konnte, weil mit diesen Mitstreitern
einfach nichts schief gehen konnte.“

Und Justyna Muesch sagt: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der Leistung das A und O ist.
Umso schöner ist diese Geschichte, die uns vor Augen führt, dass das ewige Höher-
Schneller-Weiter nicht die Erfüllung sein kann, sondern dass es im Leben um mehr gehen
muss. Ali ist es gelungen, Menschen mit Behinderungen als eigenwillige Truppe zu erzählen,
durch die unsere Hauptfigur Oliver zu einem unerwarteten Moment in seinem Leben
begreifen lernt, was die Qualität menschlicher Beziehung ausmacht. In meinen Augen ist es
ein Film geworden, bei dem man aus dem Lachen nicht mehr rauskommt und der
gleichzeitig die wahren Werte des Lebens feiert.“

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DIE DARSTELLER

TOM SCHILLING (Oliver Overrath)

TOM SCHILLING, geboren 1982 in Ost-Berlin, zählt aktuell zu den großen Stars des
deutschen Kinos. Seinen bislang größten Erfolg hatte er mit dem Kultfilm Oh Boy (2012). Der
Regie-Erstling von Jan Ole Gerster mauserte sich nicht nur an den Kinokassen zum
Überraschungshit, sondern räumte auch beim Deutschen Filmpreis ab mit insgesamt sechs
Lolas, u. a. für den Besten Film. Schilling wurde als Bester Schauspieler ausgezeichnet.
Aktuell hat er auch die Hauptrolle in Gersters neuem Film, Lara (2019), abgedreht. Einen
großen kommerziellen Hit landete er außerdem mit dem von Wiedemann & Berg
produzierten Thriller Who Am I – Kein System ist sicher (2014), der Schilling auch
international alle Türen öffnete. Gerade erst sah man Schilling in der Hauptrolle von Werk
ohne Autor (2018) von Florian Henckel von Donnersmarck, der seine Weltpremiere auf der
Mostra in Venedig feierte und dieses Jahr für den Oscar® als „Bester Fremdsprachiger Film“
nominiert ist. In Kürze ist Tom Schilling im Fernsehen als junger Bertolt Brecht in Heinrich
Breloers „Brecht“ zu sehen, der im Rahmen der Berlinale 2019 seine Weltpremiere feierte.

2017 übernahm er die Hauptrolle in Oliver Hirschbiegels sechsteiligem Fernsehevent „Der
gleiche Himmel“. Nicht minder spektakulär war sein Auftritt in „Die Opfer – Vergesst mich
nicht“, der von Züli Aladag inszenierten und ebenfalls von Wiedemann & Berg produzierten
Episode der Aufsehen erregenden Trilogie „Mitten in Deutschland: NSU“. Einen weiteren
Triumph feierte der Schauspieler als einer der Hauptdarsteller des erfolgreichen Fernseh-
Dreiteilers „Unsere Mütter, unsere Väter“, inszeniert von Philipp Kadelbach. Für Kadelbach
stand Schilling im Anschluss 2016 auch in dem TV-Movie „Auf kurze Distanz“ vor der
Kamera. Zusätzlich hatte Schilling großen Erfolg im Fernsehen als Ensemblemitglied der
dreiteiligen Familienchronik „Das Adlon. Eine Familiensaga“, die von Uli Edel inszeniert
wurde.

Schilling wurde im Alter von zwölf Jahren vom Regisseur Thomas Heise angesprochen und
für das Theaterstück „Im Schlagschatten des Mondes“ am Berliner Ensemble engagiert. In
den folgenden vier Jahren folgten weitere Theaterproduktionen. Mit dem Film Crazy in der
Regie von Hans-Christian Schmid gelang Tom Schilling 2000 an der Seite von Robert
Stadlober der Durchbruch auf der Kinoleinwand. Für seine Rolle des Janosch Schwarze
erhielt er den Bayerischen Filmpreis als Bester Nachwuchsschauspieler. 2003 stand er für
Verschwende deine Jugend und 2006 für Schwarze Schafe erneut mit Robert Stadlober vor
der Kamera. 2004 spielte Schilling in Napola – Elite für den Führer an der Seite von Max
Riemelt die zweite Hauptrolle.

Mit dem Regisseur Leander Haußmann drehte Tom Schilling gleich drei Filme, Warum
Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken (2007), Robert Zimmermann wundert
sich über die Liebe (2008) und Hai-Alarm am Müggelsee (2013). Für Uli Edels Der Baader
Meinhof Komplex stand er 2008 vor der Kamera. Als junger Adolf Hitler war Schilling in Urs
Odermatts Film Mein Kampf (2011), frei nach Motiven aus George Taboris Stück, zu sehen.
In Ludwig II (2012), der letzten Regiearbeit des 2013 verstorbenen Peter Sehr, war er als
Prinz Otto zu sehen. Außerdem spielte er die Titelfigur in der in die Gegenwart verlegte
Büchner-Verfilmung „Woyzeck“, in der außerdem Nora von Waldstätten zu sehen ist.

Des Weiteren stand Tom Schilling in Oskar Roehlers Film Tod den Hippies!!! – Es lebe der
Punk! (2015) vor der Kamera, eine lose Fortsetzung von Roehlers Quellen des Lebens
(2013). Außerdem drehte er internationale Koproduktionen wie Posthumous (Die Kunst des
Lebens, 2014) mit Jack Huston und Brit Marling, Suite Française (Suite Française – Melodie

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