Kinostart: 21. März 2019 - präsentiert - INDIEKINO BERLIN
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INHALTSVERZEICHNIS BESETZUNG & FILMEMACHER ...............................................................................3 KURZINHALT & PRESSENOTIZ ................................................................................4 ÜBER DIE PRODUKTION ..........................................................................................5 DIE DARSTELLER ................................................................................................... 16 Tom Schilling (Oliver Overrath) ................................................................................. 16 Jella Haase (Laura Ferber) ........................................................................................ 17 Axel Stein (Rainer „Rainman“ Schnellinger) .............................................................. 17 Kida Khodr Ramadan (Eddy Patzke) ......................................................................... 19 Birgit Minichmayr (Magda Grabowski) ....................................................................... 20 Jan Henrik Stahlberg (Michael „Michi“ Wolter) .......................................................... 21 Luisa Wöllisch (Franzi Maier) .................................................................................... 21 Klaas Heufer-Umlauf (Julius) ..................................................................................... 21 Maria Happel (Ingeborg Zschetzsche) ....................................................................... 22 Johanna Gastdorf (Olivers Mutter) ............................................................................23 Sibylle Canonica (Saphira) ........................................................................................ 23 DIE FILMEMACHER ................................................................................................. 24 Alireza Golafshan (Regie, Drehbuch) ........................................................................ 24 Wiedemann & Berg Film (Produktion) ....................................................................... 24 Justyna Muesch (Produktion) .................................................................................... 24 Seven Pictures Film (Koproduktion) .......................................................................... 25 SOUNDTRACK ......................................................................................................... 26 TECHNISCHE ANGABEN ........................................................................................ 27 KONTAKTE ............................................................................................................... 28
DIE BESETZUNG Oliver Overrath .................................................................................. TOM SCHILLING Laura Ferber .......................................................................................... JELLA HAASE Rainer „Rainman“ Schnellinger ................................................................. AXEL STEIN Eddy Patzke .........................................................................KIDA KHODR RAMADAN Magda Grabowski ...................................................................... BIRGIT MINICHMAYR Michael „Michi“ Wolter ....................................................... JAN HENRIK STAHLBERG Franzi Maier ..................................................................................... LUISA WÖLLISCH Julius ..................................................................................KLAAS HEUFER-UMLAUF Ingeborg Zschetzsche ........................................................................ MARIA HAPPEL Olivers Mutter .......................................................................... JOHANNA GASTDORF Saphira ....................................................................................... SIBYLLE CANONICA DIE FILMEMACHER Regie & Drehbuch ................................................................... ALIREZA GOLAFSHAN Produktion .................................................................................... JUSTYNA MUESCH QUIRIN BERG MAX WIEDEMANN Bildgestaltung .........................................................................MATTHIAS FLEISCHER Szenenbild ..........................................................................................JOSEF BRANDL Schnitt............................................................................................... DENIS BACHTER Kostümbild ..................................................................................... ANISHA KOEBNER Tongestaltung…………………………………….PETER KAUTZSCH (ORIGINALTON), ACHIM HOFMANN (SOUNDDESIGN), CHRISTIAN BISCHOFF (MISCHUNG) Musik .....................................................................................................CARLOS CIPA ............................................................................................................... SOPHIA JANI Casting Director ............................................................................... IRIS BAUMÜLLER Maske ....................................................................................... ESTHER BEHRENDT .................................................................................................... FRANZISKA RÖDER ....................................................................................................... LILI ZAWIERUCHA Produktionsleitung ............................................................................. DANIEL MATTIG 3
KURZINHALT Oliver (Tom Schilling) arbeitet hart für seinen Erfolg als Portfolio Manager. Als er sich auf dem Weg zu einem Termin die freie Gegenspur zur privaten Fastlane macht, rast er in einen verheerenden Crash. Diagnose: Querschnittlähmung. Drei Monate Reha sollen ihn auf ein Leben im Rollstuhl vorbereiten. Doch Oliver will möglichst schnell raus aus diesem „Behindertengefängnis“ mit schlechtem Internet. Auf der Suche nach dem stärksten WLAN- Signal lernt er eine schräge Behinderten-WG kennen, die „Goldfisch-Gruppe“: Magda (Birgit Minichmayr) eine blinde Zynikerin mit derbem Humor, zwei Autisten, den 80ies-Pop-Fan Rainman (Axel Stein) und den stummen Michi (Jan Henrik Stahlberg) mit Schutzhelm, Franzi (Luisa Wöllisch), ein selbstbewusstes Mädchen mit Down-Syndrom, sowie ihre zwei Betreuer Laura (Jella Haase), die nach dem Studium der Sonderpädagogik ihren Traumjob in der Praxis richtig gut machen will und Eddy (Kida Khodr Ramadan), der das genaue Gegenteil ist: ein Heilerziehungspfleger, der seinen Job abgrundtief hasst. Oliver, der neben seiner Behinderung nun auch noch damit zu kämpfen hat, dass sein Schweizer Schließfach mit steuerfrei beiseite geschafftem Vermögen aufzufliegen droht, erkennt die Vorteile positiver Diskriminierung: ein Ausflug mit einem Behindertenbus als perfekte Tarnung für seinen Schwarzgeldschmuggel über die deutsch-schweizerische Grenze… PRESSENOTIZ DIE GOLDFISCHE versammelt ein einzigartiges Ensemble: Tom Schilling („Werk ohne Autor“, „Who Am I – Kein System ist sicher“, „Oh Boy“), Jella Haase („Fack Ju Göhte 1-3“, „25 km/h“), Birgit Minichmayr („3 Tage in Quiberon“, „Nur Gott kann mich richten“ „Alle Anderen“), Axel Stein („Nicht mein Tag“, „Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft“), Jan Henrik Stahlberg („Fikkefuchs“, „Muxmäuschenstill“), Luisa Wöllisch („Grießnockerlaffäre“), Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“, „Mein Blind Date mit dem Leben“) und Klaas Heufer-Umlauf („Coming In“, „Rubbeldiekatz“). Newcomer Alireza Golafshan, Absolvent der Regieabteilung der HFF München, schrieb das Drehbuch und führt Regie bei der neuen Komödie von Wiedemann & Berg („Werk ohne Autor“, „Willkommen bei den Hartmanns“, „Who Am I – Kein System ist sicher“, „Vaterfreuden“, „Männerherzen“, „Friendship“, „Dark“, „4 Blocks“ u.v.m.). DIE GOLDFISCHE wurde produziert von der Wiedemann & Berg Film Produktion, in Koproduktion mit SevenPictures Film und der Deutschen Columbia Pictures Filmproduktion. Der Film wird gefördert durch den FilmFernsehFonds Bayern (FFF), das Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB), die Filmförderungsanstalt (FFA) und den Deutschen FilmFörderFonds (DFFF). 4
ÜBER DIE PRODUKTION Ein Debütant und ein heikles Thema, leicht erzählt Die Anfänge von DIE GOLDFISCHE Die Idee, einen humorvollen Film über Menschen mit Behinderung zu machen, hatte Justyna Muesch, Produzentin bei der Münchner Produktionsfirma Wiedemann & Berg Film, schon länger und auch Quirin Berg und Max Wiedemann waren von Anfang an davon begeistert. „Wenn ich den Umgang mit Menschen mit Behinderung beobachte, fällt mir auf, dass viele vor lauter Mitleid häufig unbeholfen handeln, weil plötzlich die Behinderung im Vordergrund steht und nicht der Mensch.“ Das war der ursprüngliche Ausgangspunkt, aus dem die Idee entstand, einen ehrgeizigen Banker in den Mittelpunkt des Films zu rücken, der Menschen mit Behinderung für persönliche Zwecke ausnutzt und dadurch einen ganz anderen Blick auf das Leben gewinnt. „Diesen Perspektivenwechsel stellte ich mir erzählerisch spannend und gleichzeitig sehr komisch vor“, sagt die Produzentin. Entscheidend war dann die Erkenntnis, dass derjenige, der ausnutzt, nach einem Schicksalsschlag selbst eine Behinderung haben müsste. „Mir gefiel diese Ausgangssituation“, meint Justyna Muesch „einen Film mit einer derart provokativen Prämisse zu machen, bei der man Unsicherheiten und Vorurteile entlarvt, aber gleichzeitig darüber lachen kann. Dabei war uns wichtig nie die Augenhöhe zu verlieren.“ Die Suche nach dem richtigen Drehbuchautor war somit eine Herausforderung. Bis zu dem Moment als Justyna Muesch Behinderte Ausländer sah, einen 45-Minüter, den der junge Filmemacher Alireza Golafshan während seiner Zeit an der HFF gemacht hatte. Sie war „begeistert und fasziniert, denn der Film hatte genau die Augenhöhe, die uns für DIE GOLDFISCHE vorschwebte. Er nahm sein Thema ernst, erzählte es aber unterhaltsam und zugleich sensibel und intelligent.“ „Alles fing mit einem klassischen Exposé Auftrag an“, erinnert sich Alireza Golafshan an seine ersten Kontakte mit Justyna Muesch. „Justyna hat mich angerufen, weil sie nach einem Drehbuchautor suchte. Sie hatte Behinderte Ausländer gesehen und erzählte von der Grundidee. Sie fragte sich nur, wie man die Balance zwischen Humor und Political Corretness halten könne.“ Natürlich war es niemals das Ziel, eine Haudraufkomödie zu machen. Erste Priorität war es, dem Thema gerecht zu werden. Und dann daraus die Komödie zu entwickeln. „Justynas Idee war eine Geschichte über einen jungen Banker, der selbst im Rollstuhl sitzt und sich positive Diskriminierung zu Nutze macht, um Geld vom Ausland nach Deutschland zu schmuggeln. Da hat es bei mir sofort Klick gemacht“, sagt Golafshan. Zunächst einmal war er völlig baff, überhaupt einen Anruf zu erhalten. „Justyna kannte mich ja überhaupt nicht“, erklärt der Filmemacher. „Sie hatte einfach nur ein gutes Grundgefühl und hat da mehr daran geglaubt als ich“, erzählt Golafshan. „Es ist nicht das, was man sich unter einem klassischen Debütstoff vorstellt, das Gegenteil eines Kammerspiels, eine Komödie mit aufwändiger Action, Stunts, Kamelen und einem großen Ensemble. Ihr war es auch wichtig, dass nach der doch recht herausfordernden Stoffentwicklung nicht noch ein Dritter dazukam, der sich erst auf die feine Tonalität einstellen musste. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie viele Szenen wir wieder verwarfen, weil wir den Eindruck hatten, dass wir den Ton nicht richtig getroffen hatten.“ „Ali hat allen Figuren unmittelbar eine ganz unverkennbare und eigenwillige Identität gegeben“, erinnert sich Justyna Muesch. „Mit jeder neuen Werkstufe wurde die Erzählung präziser und das Drehbuch hatte von Anfang an den richtigen Ton bei der Gratwanderung 5
zwischen Anspruch und Humor, war visuell überzeugend erzählt und vor allem sehr, sehr lustig. Dass Wiedemann & Berg, eine Firma, die sich in den letzten zehn Jahren zu einer der erfolgreichsten deutschen Produktionsfirmen entwickelt hat, einem Debütanten die Regie einer turbulenten Actionkomödie anvertraute, hat auch damit zu tun, dass die Arbeit mit jungen Filmemachern zur „DNA der Firma“ gehört, wie Max Wiedemann es ausdrückt. Mit dem Debütfilm Das Leben der Anderen gewann die Firma bereits einen Oscar® als bester fremdsprachiger Film. Mit Friendship! (wie Who Am I – Kein System ist sicher ebenfalls für Sony entstanden) und Willkommen bei den Hartmanns produzierten sie den erfolgreichsten deutschen Film des jeweiligen Kinojahres und mit Dark die erste deutsche Netflix-Originals- Serie. So wurde der junge Filmemacher, der eigentlich nur als Drehbuchautor für ein vielleicht mögliches Filmprojekt angestellt worden war, zum Kapitän einer turbulenten Komödie, die gerade grünes Licht erhalten hatte. „Ich hatte mir keine großen Hoffnungen gemacht als Filmemacher, der keinerlei Referenzen vorzuweisen hat. Wir hatten dann aber das Glück, dass das Drehbuch sehr gut ankam, auch bei einem Star wie Tom Schilling, der bisher nicht unbedingt als Komödiant bekannt ist. Er war sofort dabei, ohne Wenn und Aber. Und das brachte den Stein endgültig richtig ins Rollen.“ Während seiner Zeit an der HFF hatte Golafshan beim Schreiben seiner Drehbücher immer schon gewusst, dass er diese auch inszenieren würde. Bei DIE GOLDFISCHE kam er als Regisseur erst an Bord, als er das Drehbuch bereits geschrieben hatte: „Das war eine interessante Erfahrung“, erinnert er sich. „Tatsächlich schreibt man anders. Ich hatte die Anweisung, dass es groß und actionreich sein soll, ich sollte mir keine Gedanken über das Budget machen. Und so habe ich es dann auch geschrieben, unbelastet davon, ob und wie man das dann umsetzen würde können. Das wäre ja im Zweifelsfall nicht mein Problem gewesen. Sollen der Regisseur und die Produzenten das dann rausfinden. Das Auto überschlägt sich achtmal’, schreibt sich sehr leicht. Es zu inszenieren, ist dann eine ganz andere Sache.“ Rückblickend empfand Golafshan das aber als lohnende Erfahrung: „Ich musste mich aus meiner Komfortzone rausbewegen. Es ist gut, wenn man größer denkt. Wenn ich gewusst hätte, dass ich das später auch in Szene setzen würde, hätte ich mich vielleicht stärker zurückgenommen, auch was den Humor betrifft, den ich sonst wohl nicht so überspitzt geschrieben hätte. Aber es war genau richtig so, wie wir es gemacht haben.“ Kann Behinderung lustig sein? DIE GOLDFISCHE packt ein Reizthema bei den Hörnern Alireza Golafshans Vater hatte die letzten Jahre seines Lebens vor seinem zu frühen Tod mit einer körperlichen Behinderung zu kämpfen. Aus diesem sehr persönlichen Blickwinkel wurde ein Bewusstsein geschult, dass die wichtigste Regel ist, diesen Menschen nicht mit Mitleid zu begegnen, erklärt Justyna Muesch und führt fort: „Nur wenn man dies verinnerlicht, kann man daraus auch eine Haltung entwickeln für den Umgang mit Humor. Ali weiß, welchen Ton man anschlagen darf. Mit diesem Wissen stellt er auch souverän andere Themen in den Mittelpunkt und verändert subtil den Blickwinkel des Zuschauers: beispielsweise ist die größte Behinderung der Hauptfigur Oliver zu Beginn des Films, kein WLAN zu haben. Etwas, was viel über die Wirklichkeit unserer Leistungsgesellschaft und auch deren Blick auf Menschen mit Behinderung aussagt.“ 6
„Mein Vater war beinamputiert“, erzählt Alireza Golafshan. „Zumindest den Aspekt der körperlichen Behinderung kannte ich. Ich habe miterlebt, was diese Einschränkung für meinen Vater bedeutete, wie man angesehen und behandelt wird, weil man auf einmal anders ist.“ Vor allem aber sah er auch, dass man nach einem solchen Schicksalsschlag nicht unbedingt in ein tiefes Loch fallen muss. „Mein Vater war immer ein aktiver Mensch, und seine Behinderung hat ihn nicht aufgehalten, es weiter zu sein. Er hat die Flucht nach vorn angetreten – ein bisschen so, wie es unsere Hauptfigur Oliver im Film auch macht: Immer weitermachen, damit man nicht von seiner Situation eingeholt wird.“ Was es heißt, anders zu sein, kannte Golafshan aber auch aus ganz persönlicher Erfahrung: „Ich bin ein Migrantenkind, kam erst im Alter von zwölf Jahren nach Deutschland. Ich weiß, was es heißt, als anders angesehen zu werden. Das meine ich wertfrei. Es ist weder positiv noch negativ, das macht mich nicht zu einem besseren oder schlechteren Menschen, wie auch eine Behinderung einen Menschen nicht besser oder schlechter macht. Durch die Konstellation in unserer Geschichte gelingt es uns meiner Ansicht nach, die Vorurteile und bestehenden Meinungen auszuhebeln und auf den Kopf und damit auch auf den Prüfstand zu stellen. Am besten geht das im Kino mit Lachen.“ Die Perspektive hätte indes nicht gestimmt, wenn die Hauptfigur nicht auch eine Behinderung gehabt hätte. „Das war ein wichtiger Knackpunkt, um eine Haltung für die Erzählung entwickeln zu können“, sagt der Regisseur. „Sonst wäre der Film pädagogisch geworden. Oder schlimmer noch: herablassend. Mir gefällt aber auch, dass die Geschichte dadurch insgesamt komplexer wird.“ Gleichzeitig war es den Filmemachern wichtig, alles so richtig wie möglich zu machen. Sie tauschten sich intensiv mit Beratern, Ärzten und Menschen mit Behinderung aus, die mit an Bord geholt wurden, um immer abklopfen zu können, wo man stand. „Wir haben uns dieser Perspektive gestellt“, sagt Justyna Muesch. „Immer wurde uns gespiegelt: Niemandem ist damit geholfen, Behinderte auf ein Podest zu stellen.“ Wichtig war es, authentische Charaktere zu erschaffen, nachvollziehbare Menschen, die eben auch Behinderungen haben, erklärt die Produzentin: „Unsere Figuren haben gute und schlechte Eigenschaften, Fehler, Bedürfnisse und Träume. Behinderung allein ist keine Charaktereigenschaft. Gerade die Gespräche mit Raul Krauthausen und Judyta Smykowski von den Sozialhelden, die frühzeitig das Drehbuch gelesen haben, waren hierbei von großer Hilfe für uns.“ Um auch ein Feedback von jemandem zu bekommen, der selbst durch einen Unfall querschnittgelähmt wurde, sprach die Produktion Samuel Koch an, der 2010 während der Fernsehshow „Wetten, dass... ???“ so schwer verletzt wurde, dass er seither auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Die Produzentin sagt: „Wie unsere Hauptfigur wurde auch er durch einen Schicksalsschlag mitten aus seinem bisher geradlinig verlaufenden und erfolgreichen Leben gerissen. Er sagte über das Drehbuch: ,Genauso ist es.’ Und war froh, dass wir nicht die Behinderung als solche in den Mittelpunkt rückten, sondern dass wir das Publikum einladen, mit unserem wilden Haufen ein Abenteuer zu erleben und zu lachen, hielt er für sehr gelungen. Das hat uns natürlich in unserer Erzählung sehr gestärkt.“ Und Alireza Golafshan merkt an: „Filmemacher neigen dazu, sich dem Thema Behinderung mit einem Drama zu nähern. Man merkt förmlich, dass die Macher zwar das Thema interessiert, sie aber offenbar keine persönliche Erfahrung damit haben. Es wirkt akademisch. Aber Menschen mit Behinderung wollen nicht über ihre Behinderung definiert werden. Es ist ein Teil ihres Lebens, und sie müssen nicht unentwegt darüber sprechen.“ 7
Bei seinen Recherchen für den Film stieß Golafshan auf das Magazin Ohrenkuss, das von Menschen mit Down-Syndrom geschrieben wird. „Sie sind sprachlich unterschiedlich begabt“, sagt er. „Aber oft entstehen, gerade wenn es holprig und grammatikalisch wacklig wird, die schönsten deutschen Gedichte.“ Als er mit der Redakteurin Kontakt aufnahm und ihr erzählte, dass er einen Film über Menschen mit Behinderungen machen wollte, schlug sie die Hände über den Kopf zusammen und rief: „Oh Gott, ich hoffe es geht zur Abwechslung um einen Banküberfall!“ Golafshan sagt: „Wenn es Anfragen für Filme gibt, dann soll es immer darum gehen, wie man mit Down-Syndrom lebt. Aber für die betroffenen Menschen ist das kein Thema. Es ist einfach nur ihr Leben, das sie nicht unbedingt als ein Problem ansehen. Ich wollte also keinen Film über das Thema machen. Ich habe gesagt, lass uns da reinspringen und die Figuren ein tolles Abenteuer erleben lassen.“ Die gängigen Erwartungshaltungen werden auch bei der Figur des Rainman, gespielt von Axel Stein, über den Haufen geworfen. „Wenn man Autismus hört, denkt man sofort an den Film Rain Man. Da hat unser Rainman natürlich auch seinen Namen her, aber er ist eben ganz anders als die Figur, die Dustin Hoffman in dem Film von Barry Levinson gespielt hat. Er hat keine Inselbegabung. Er ist ein geselliger Typ, der dadurch auffällt, dass er unerschütterlich gut gelaunt und immer fröhlich zu sein scheint“. Im Zuge der Recherchen stieß Golafshan auf das Haus Bucken, ein Wohnheim der Autismus Wuppertal Pflege- und Lebensgemeinschafts gGmbH. Dort traf er auf zwei Bewohner, die zur Inspiration der Figuren Rainman und Michi wurden: „Christian, ist ein junger Mann, der genau diese Ausprägung des Autismus hat und eine unglaubliche Fröhlichkeit und Warmherzigkeit ausstrahlt. Lars hingegen ist still und in sich gekehrt.“ Zur Vorbereitung unternahmen Alireza Golafshan, Axel Stein und Jan Henrik Stahlberg eine Recherchereise zum Haus Bucken, um Christian und Lars persönlich kennen zu lernen und über die Rollen zu sprechen. Weil es eben wichtig war, auch diese Figuren so authentisch wie möglich zu zeichnen. Früh wurde überlegt, wie man bei der Besetzung der Rollen vorgehen wollte. Natürlich kam dabei auch die Frage auf, ob man Figuren mit Behinderungen entsprechend mit Darstellern besetzen solle, die diese Behinderung ebenfalls hätten. „Darüber haben wir lange gesprochen“, erinnert sich Justyna Muesch. „Wir haben dann für jede einzelne Figur geprüft, ob das machbar wäre. Wir hätten uns zum Beispiel gut vorstellen können, für Magda eine wirklich blinde Schauspielerin zu besetzen. Dazu haben wir Laiendarstellerinnen aus ganz Deutschland gecastet. Gute Ausbildungsmöglichkeiten für Schauspieler, die blind sind, sind in Deutschland aber bislang noch selten. Gerade diese Rolle verlangte nach einer sehr erfahrenen Schauspielerin, mit einer hohen Präzision im Komödientiming.“ „Die Besetzung ist eine der letzten Etappen in der Entstehung eines Films.“, erklärt Alireza Golafshan. „Wenn man über Inklusion im Film nachdenken will, muss man schon viel früher ansetzen. Damit Minderheiten repräsentiert werden können, müssen sie selbst am kreativen Prozess beteiligt sein, und zwar mit professionellen Mitteln. Es gibt nicht nur zu wenige ausgebildete Schauspieler mit Behinderung, sondern auch zu wenige Drehbuchautoren, die wirklich aus gelebten Erfahrungen zu dem Thema schöpfen können.“ Zudem unterstreicht der Regisseur bei der Fragestellung die Kunstfreiheit: „Wenn man sich der Kritik stellt, dass Figuren mit Behinderung ausnahmslos von Menschen mit Behinderung gespielt werden sollen – was bedeutet dies noch weitergedacht? Wo will man dann die Grenze ziehen? Darf dann ein Iraner keinen Türken spielen? Warum darf Cate Blanchett Bob Dylan spielen? Dürften dann Homosexuelle Schauspieler keine Heterosexuellen spielen? Behinderung ist keine primäre Charaktereigenschaft. Ein Geschichtenerzähler sollte nicht von Figuren erzählen, die ‚einfach nur behindert‘ sind. Figuren haben viele verschiedene Facetten und eine Behinderung kann dazu gehören, sagt aber nicht wirklich was über das Innenleben aus. Schauspieler versuchen den Kern der Figur zu interpretieren 8
und zu repräsentieren. Beim Casting geht es darum, Schauspieler zu finden, die diesen Kern mit ihrem handwerklichen Können fühlbar machen können. Eine Casterin denkt sehr viel differenzierter über Figuren nach, als nur über die Frage ‚sitzt er im Rollstuhl oder nicht?‘.“ Trotzdem, finden die Filmemacher, wäre eine inklusivere Schauspielausbildung auch eine Bereicherung für die Filmindustrie, wie man am Beispiel von Luisa Wöllisch sehen kann. Junge, Junge Nur Tom Schilling konnte Oliver sein Die Hauptfigur von DIE GOLDFISCHE ist Oliver. Oliver kommt aus einer Welt, wo alles einen klaren, numerischen Wert hat. Man kann alles mit Zahlen ausdrücken, es geht immer um Messbarkeit. Als Portfolio-Manager ist er ein Sinnbild für diese Welt. Alireza Golafshan erklärt: „Es geht darum, ihn mit einer Welt zu konfrontieren, in der seine Philosophie nicht nur keinen Wert hat, sondern nicht einmal verstanden wird. Es ist eine Welt, die er aus seiner alten Perspektive heraus sogar als Belastung für die Gesellschaft empfunden hätte. Oliver ist eine Komödienfigur, die eine gewisse Tradition hat, der Unsympath, der seine Läuterung erfährt – ich denke da an Bill Murray in Groundhog Day (... Und täglich grüßt das Murmeltier, 1993).“ Um sie für das Publikum funktionieren zu lassen, muss man so eine eher negativ konnotierte Figur mit Intelligenz und einem gewissen Charme spielen. „Man akzeptiert sie nur dann, wenn man den Eindruck hat, dass sie smart ist, dass sich hinter der unsympathischen Schale Intelligenz verbirgt“, meint der Regisseur. „Man muss etwas in ihr sehen, was diese Figur selbst nicht erkennt. Und wir begleiten sie auf dem Weg dahin. Tom Schilling war DIE Bestbesetzung für Oliver: Er ist intelligent, charmant und man möchte ihm schnell verzeihen.“ Schilling hatte für die Produktionsfirma gerade erst die Hauptrolle in Werk ohne Autor (2018), dem deutschen Oscar-Kandidat 2019, gespielt und war davor bereits der Star des Thrillers Who Am I – Kein System ist sicher gewesen. Er ist einer der großen Schauspieler des gegenwärtigen deutschen Kinos. Nicht unbedingt bekannt ist Schilling bisher für Komik. „Das war tatsächlich Teil unseres Konzepts, eine bewusste Entscheidung“, gesteht Produzentin Justyna Muesch. „Man kennt Tom aus dem ernsten Fach, und Quirin, Max und ich fanden es spannend, ihn nach der Zusammenarbeit bei „Who Am I“ und „Werk ohne Autor“ auch einmal in einem ganz anderen Genre zu entdecken. Gleichzeitig erdet es den Film, wenn man jemanden wie Tom mit dabei hat; er bringt automatisch einen gewissen Ernst mit, was wiederum gut dazu passt, dass wir zwar einen lustigen Film gemacht haben, dem Thema aber stets auf Augenhöhe begegnen wollten.“ Alireza Golafshan stimmt der Produzentin zu: „Toms Art von Komödie ist sehr fein, eher hintergründig. Vom ihm kann man keine Grimassen erwarten, er geht seine Rollen immer ganz ernst an. Der Humor entsteht aus der Situation. Ich fand ihn ja auch schon in Oh Boy (2012) sehr lustig, aber eben auf eine sehr moderne, intelligente Weise. Er macht keinen Unterschied zwischen ernsteren Szenen und den aberwitzigen Momenten der Handlung. Er ist immer voll dabei, steckt mitten drin in seiner Figur und entdeckt den Humor hinter dem Ernst. Das war sehr schön.“ „Ich wollte schon immer mal eine Komödie machen“, sagt Tom Schilling. „Es hat aber auch einfach deshalb so lange gedauert, weil ich keine guten Komödien zu lesen bekommen habe. Und auch sonst habe ich nicht viele gesehen, bei denen ich sagen würde, dass ich hätte mitmachen wollen. Bei den meisten Mainstreamkomödien bin ich ganz froh, dass Andere sie spielen. Oh Boy könnte man vielleicht als Tragikomödie bezeichnen. Und die Filme, die ich mit Leander Haußmann gemacht habe, zeichnet ein anarchischer, manchmal 9
alberner Humor aus. Aber einen Crowdpleaser hatte ich noch nie gemacht. Darauf hatte ich Lust, aber nicht auf Teufel komm raus. Oft gefällt mir nicht, dass die Figuren verraten werden von schlechten Witzen. Komik muss tatsächlich aus der Situation entstehen. Und in DIE GOLDFISCHE sind die Situationen so glaubwürdig, so authentisch, dass man als Zuschauer ganz anders involviert ist und deswegen mit den Figuren auf eine Reise gehen kann, die immer absurder wird.“ Schilling gesteht, dass er durchaus Respekt davor hatte, in seiner ersten lupenreinen Komödie vor die Kamera zu treten. „Ich habe gerätselt, ob ich das anders angehen oder anders spielen muss. Ich ziehe eine eher reduzierte Art von Schauspielerei vor. Und bei einer Komödie dachte ich, müsste man eher wahnsinnig groß spielen. Dann habe ich mir ganz viele Komödien angeguckt und festgestellt, dass das gar nicht stimmt: Man muss nicht viel spielen. Das beste Beispiel ist Buster Keaton. Der hat gar nichts gespielt und ist trotzdem höchst komisch. Ich habe dann ganz schnell festgestellt, dass ich den Film genauso ernst nehme wie jeden anderen Film, den ich drehe, und auch ein gewisses Gefühl für Timing mitbringe. Ich hatte nicht so viel Selbstbewusstsein am Anfang, aber habe gemerkt, dass ich mich doch nicht so schlecht anstelle.“ Eine besondere Herausforderung bei Schillings Rolle war Olivers Querschnittlähmung. Um den Part spielen zu können, musste er also unbedingt Rollstuhlfahren lernen. „Man muss sich damit richtig befassen und lange im Rollstuhl sitzen, um so richtig zu kapieren, was das für Probleme sind, die man in einer solchen Situation meistern muss“, erklärt der Schauspieler. Bereits drei Monate vor Drehbeginn begann er sich an den Rollstuhl zu gewöhnen, zuerst ausschließlich zu Hause, wo er Transfers übte: Wie setzt man sich um, vom Rollstuhl ins Bett oder auf die Toilette. Die eigentliche Herausforderung bestand aber darin, den Rollstuhl auf der Straße einzusetzen. „Ich bin tatsächlich einen Tag durch Berlin gefahren und habe alles ausprobiert. Ich bin Bus gefahren, Tram gefahren, S-Bahn gefahren. Wenn ich an der Bushaltestelle stand, habe ich tatsächlich gewinkt und so signalisiert, dass ich mitgenommen werden will. Dann muss der Busfahrer aussteigen und die Rampe rausmachen. Er fragt, wo du rauswillst, aber vergisst das sofort wieder. Also muss man durch den ganzen Bus rufen und sagen: Ich möchte bitte aussteigen! Und wie schwierig es ist, mit einem Rollstuhl auch nur eine Stufe zu meistern, muss ich niemandem erzählen.“ Zusätzlich verbrachte Schilling eine Woche im Unfallkrankenhaus, wo ihm von Ärzten und Pflegern alles genau gezeigt wurde. „Eine Woche lang war ich der Praktikant im Haus und durfte alles machen“, erinnert er sich. „Ich war dabei, wie offene Wirbelsäulen verschraubt wurden und wie Visite auf der Intensivstation gemacht wurde, bei Leuten, die gerade erst die Diagnose Querschnittlähmung bekommen hatten. Ich habe miterlebt, wie die Pfleger sehr engen Kontakt zu den Leuten hatten und persönliche Gespräche geführt haben. Das war ganz toll, und da habe ich gemerkt: Das ist dieser emotionale Unterbau, der total wichtig ist, wenn man so eine Rolle ernsthaft spielen möchte.“ In den höchsten Tönen spricht der Star von DIE GOLDFISCHE über seinen Regisseur, dem man nicht anmerkte, dass er gerade seinen ersten Film drehte: „Ali ist unheimlich souverän und entspannt, ein wahnsinnig toller Chef, ein starker Regisseur. Bin ich überrascht? Nein, ich bin glücklich, dass es wieder so jemanden gibt. Als ich mit meinem Freund Jan Ole Gerster Oh Boy gemacht habe, war das ja auch sein Debütfilm. Es gibt solche Leute, die sind einfach die geborenen Regisseure, die auch diesen ganzen Firlefanz nicht nötig haben, die nicht ausrasten und cholerisch werden, was doch eigentlich auch nur Unsicherheit ist. Die ruhen in sich selbst und wissen, also besonders Ali, ganz genau, was sie erzählen wollen. Seit drei Jahren weiß Ali, wie dieser Film aussehen soll. Diese Sicherheit, dieses 10
Selbstbewusstsein strahlt einfach aus. Er ist, wie ich glaube, ein großes Glück für die deutsche und hoffentlich auch internationale Filmindustrie.“ Was soll man dazu noch sagen! Jella Haase übernimmt die weibliche Hauptrolle Ebenso wichtig für die Geschichte ist Laura Ferber, die Sozialpädagogik studiert hat und in der Goldfische-WG arbeitet. Sie kommt aus einer ganz anderen Welt als Oliver und ist auch als Mensch ein völlig anderer Typ: Mit dem Turbokapitalismus, mit dem Oliver jongliert, wird sie sich niemals anfreunden können. Entsprechend antagonistisch fällt ihr erstes Aufeinandertreffen mit Oliver aus, der gerade neu in die WG gekommen ist. „Anders als die anderen Hauptfiguren hat sie keine Behinderung“, erzählt Alireza Golafshan. „Das heißt aber nicht, dass sie völlig mit sich im Reinen ist. Ihr Problem ist ihre Verkopftheit, der innere Zwang, immer alles richtig machen zu wollen. Sie steht sich selbst bisweilen etwas im Weg. Das war die Grundidee.“ Die Rolle war, wie der Regisseur bestätigt, nicht leicht zu besetzen. Man musste eine Schauspielerin finden, der man abnahm, dass sie aus einer anderen Welt wie die von Tom Schilling gespielte Figur kommt, sie aber trotzdem zueinander finden können. Und sie musste mit der modernen Schauspielästhetik Schillings harmonieren. Nach einer längeren Suche fiel die Entscheidung auf Jella Haase, die in den Fack Ju Göhte-Filmen (2013, 2015, 2017) als Chantal zum Liebling der Filmnation wurde und parallel als Schauspielerin selbstbewusst ihren eigenen Weg geht, wie sie im Arthouse-Liebling 4 Könige oder - im vergangenen Jahr - mit der Hauptrolle in Vielmachglas und einer Nebenrolle in 25 km/h unter Beweis gestellt hat. „Sie hat ihre Rolle sehr überraschend gespielt“, merkt Alireza Golafshan an. „Sie hat etwas sehr Eigenes und Zerstreutes in ihr Spiel und ihre Sätze eingebracht, so dass ihre Figur genau nicht das Mauerblümchen wurde, das sie leicht hätte sein können. Jella ist eine sehr moderne, tolle Frau, die gerade von Mädchen unheimlich bewundert wird. Sie ist ein echtes Vorbild für unsere Zeit. Jella war vielleicht nicht die offensichtlichste Wahl, aber ich bin froh, dass wir sie gewinnen konnten.“ „Ich musste sehr lachen beim Drehbuch“, gesteht Jella Haase und nennt noch einen weiteren entscheidenden Punkt, warum sie bei DIE GOLDFISCHE mit von der Partie sein wollte. „Für mich war ganz ausschlaggebend, dass die Menschen mit Behinderung am Ende die Helden sind. Wenn Leute mich fragen, warum ich mitgemacht habe, ist das meine Antwort. Das hat mich am meisten angesprochen, da finde ich die größte Seele dahinter. Das Drehbuch ist in ganz vielen Bereichen wahnsinnig ehrlich und mutig. Ich finde das gut. Lieber mehr solche Filme als immer diese angepassten Sachen. Man hat das selten, dass man schon während des Drehs das Gefühl hat, dass es ein ganz besonderer Film wird, aber hier war das so. Die Stimmung überträgt sich.“ Dabei war sie sich immer bewusst, dass sich der Film eines besonderen Themas auf sehr besondere Weise annimmt. „Dass man die Geschichte auf so ungewöhnliche Weise erzählt, ohne mit dem Finger darauf zu zeigen, fand ich ganz toll. Es ist Gesellschaftskritik, aber mit so viel Humor verpackt, dass man zweimal hingucken muss, um es richtig zu merken. Der Zuschauer muss selber nachdenken. Ich liebe den Humor, es geht nichts über diese sehr direkte, unverblümte Art wie direkt aus dem Leben. Meine Figur Laura ist ganz oft sprachlos, weil sie nicht weiß, was sie sagen soll. Zur Vorbereitung auf die Rolle besuchte Jella Haase Einrichtungen für betreutes Wohnen, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, wie der Job eines Betreuers aussieht, 11
unter welchen Bedingungen er arbeitet und wie der Alltag ist. „Ich wurde ganz herzlich aufgenommen in einem Haus in Berlin, wo Menschen mit Behinderung zusammenleben“, berichtet die Schauspielerin. „Besonders sprach mich an, dass die Bewohner Plakate im Haus angebracht hatten, wo die Wünsche der Bewohner angeschrieben waren. Das waren zum Teil einfache Sachen: zum Potsdamer Platz fahren, Eis essen, Kaffeetrinken, alleine S- Bahn fahren oder zum Tag der offenen Tür ins Kanzleramt – alles erfüllbare Dinge. Das hat mich wahnsinnig berührt, weil das so in der Realität verwurzelt ist.“ Wie Tom Schilling, ist auch Jella Haase voll des Lobes über ihren Regisseur: „Ali ist großartig. Ali ist der Dalai Lama, er hat die Ruhe weg. Er ist wie die Erde und wir sind die Trabanten, die um ihn herumkreisen. Mit seiner positiven, witzig-charmanten, in sich ruhenden Art hält er alles zusammen. Wenn es Ali nicht gegeben hätte, könnte ich mir schon vorstellen, dass mal die Gemüter hätten aufeinander knallen können, wir sind ja doch alle sehr unterschiedliche Typen. Aber Ali nimmt sich für jeden gleich viel Zeit, jeder hat seine Berechtigung und wird mit offenem Herzen empfangen. Dabei ist er noch wahnsinnig fokussiert, weiß immer genau, wo wir gerade sind. Der Humor ist seinem Kopf entsprungen, von daher vertrauen wir ihm alle zu 100 Prozent, können uns fallen lassen. Ali ist menschlich und auch, was die Qualität seines Arbeitens betrifft, ein Geschenk. Er ist der nächste Mann am Filmregisseurshimmel – watch out!“ Eine Film-WG für die Ewigkeit Die weiteren Hauptdarsteller Als Oliver in die Goldfische-WG kommt, besteht sie bereits aus vier Bewohnern: Franzi, ein Mädchen mit Down-Syndrom, die blinde Magda und die beiden Autisten Rainman und Michi. Außerdem gehört Pfleger Eddy zum festen Inventar, der seine Arbeit aber nicht immer mit der nötigen Sorgfalt erledigt: Dass ihm die WG-Bewohner eigentlich ziemlich egal sind, lässt er immer durchscheinen. Franzi ist 18 und leidet darunter, dass sie nicht als Frau wahrgenommen wird: Sie muss immer Kinderkleidung tragen, wäre aber allzu gerne glamouröser und sexier. Sie wird von Luisa Wöllisch gespielt, einer Schauspielerin mit Down-Syndrom, die man davor bereits in Grießnockerlaffäre (2017) im Kino sehen konnte. „Wir waren eigentlich sicher, dass wir die Rolle mit einer Laiendarstellerin mit Down-Syndrom würden besetzen müssen, weil wir uns nicht vorstellen konnten, eine entsprechende Schauspielerin zu finden“, erzählt Alireza Golafshan. „Bis zum letzten Moment hätte das Projekt daran scheitern können. Dann stießen wir im Casting auf Luisa Wöllisch, die einfach umwerfend war. Beim Dreh konnte niemand seinen Text besser als sie, sie war immer bestens vorbereitet und hat auch in jeder Szene immer etwas Neues angeboten. Das war ein Glücksfall. Ich weiß nicht, was wir ohne sie gemacht hätten.“ Magda ist eine Zynikerin durch und durch. Sie hat ein Alkoholproblem. Ein bisschen ist sie die geheimnisvollste Figur in dieser WG, weil sie tatsächlich auch anders leben könnte, sich aber für diese Art von betreutem Wohnen entschieden hat. Magda wird gespielt von Birgit Minichmayr, die im vergangenen Jahr einen Deutschen Filmpreis als beste Nebendarstellerin für ihre Darstellung in 3 Tage in Quiberon (2018) gewann und in Kürze auch in Doris Dörries neuem Film Kirschblüten & Dämonen (2019) zu sehen sein wird. „Wir hätten Magda gerne mit einer blinden Schauspielerin besetzt, aber es ist eine wirklich schwierige Rolle und wir kamen bei der Suche auf keinen grünen Zweig“, erinnert sich der Regisseur. „Wir entschieden uns schließlich für Birgit Minichmayr, von der wir wussten, dass sie das Timing und die Präsenz haben würde, Magda so hinreißend zu spielen, wie wir sie uns vorgestellt 12
hatten. Ursprünglich hatte ich sie etwas älter geschrieben, aber Birgit verlieh ihr eine ganz eigene Energie, die weit über das hinausgeht, was im Drehbuch stand.“ Zwei Autisten leben in der WG, die sehr betreuungsintensiv sind: Rainman ist ein grundsätzlich positiv eingestellter junger Mann, der immer sehr fröhlich ist und dessen Antworten so schnell kommen, dass man nie so recht weiß, ob er einem überhaupt zugehört hat. Diese außergewöhnliche Rolle spielt Axel Stein, der seine Karriere mit vielen komödiantischen Rollen begonnen hat, und in den letzten fünf Jahren mit Auftritten in Filmen wie Nicht mein Tag (2014), Der Mann aus dem Eis (2017) oder Meine teuflisch gute Freundin (2018) wiederholt bewies, dass er ein beachtlicher Schauspieler mit großer Bandbreite ist. „Ich mag Figuren, die man selbst nicht richtig versteht, schon beim Schreiben nicht, das erhöht die Konzentration“, betont Golafshan. „Ich wollte außerdem Autisten auf die Leinwand bringen, die nicht die üblichen Mathe-Genies sind. Es ist häufiger die Realität, dass sie keine besondere Begabung haben. Und das war eine Herausforderung. Ich wollte, dass es eine lustige Figur ist. Man sollte über seine Eigenheiten lachen, aber nicht über ihn. Wir haben auch hier lange gesucht, haben verschiedene Ansätze ausprobiert. Axel Stein hat es schließlich am besten gemacht, völlig angstfrei. Das war gut für die Rolle. Es wäre nicht richtig, die Rolle zu vorsichtig zu spielen.“ Michi, gespielt von Jan Henrik Stahlberg, ist der stumme Autist. Man weiß nicht so genau, ob er überhaupt realisiert, was um ihn herum vorgeht. „Man kennt Jan Henrik Stahlberg vor allem aus unheimlich verbalen Rollen. Er ist vor der Kamera immer am Labern. Deshalb fand ich es reizvoll, ihn hier überhaupt nicht reden zu lassen. Das sorgt für eine eigentümliche Spannung. Mit minimalen Mitteln hat er sehr viel aus dem Part herausgeholt“, erzählt Alireza Golafshan. Pfleger Eddy hasst seinen Job. Er kennt kein Mitleid mit den Bewohnern der WG. Auf sozialpädagogischer Seite ist er das exakte Gegenteil von Laura. Kida Khodr Ramadan, der gerade erst Triumphe gefeiert hat als Protagonist in zwei Staffeln der von Wiedemann & Berg produzierten Serie 4 Blocks, erwies sich als Idealbesetzung. „Kida Ramadan ist Kida Ramadan“, sagt Golafshan. „Auch das war eine ungewöhnliche Entscheidung. Aber wir wollten das einfach einmal ausprobieren. Kida ist ein brillanter Komödiant mit einem irre guten Timing. Man sieht ihm an, dass er in seiner Jugend Komödien geradezu in sich aufgesogen hat. Er kann das mühelos abrufen, bietet viel an und ist sehr mutig, auch in seiner Körperlichkeit.“ Blüten über Bayern Die Dreharbeiten von DIE GOLDFISCHE Beim Dreh wurde Alireza Golafshan dann ins kalte Wasser geworfen: die Inszenierung seines ersten abendfüllenden Kinofilms. „Ein bisschen habe ich den Drehbuchautor verflucht“, sagt er lachend und deutet auf sich. „Es hat sich gerächt, dass ich beim Schreiben so frei und ohne große Einschränkungen arbeiten konnte. Ich musste es jetzt selbst umsetzen. Tatsächlich fühlte es sich gerade bei vielen der aufwändigeren Szenen überhaupt nicht so an, als wäre ich der Autor gewesen. Aber es heißt, dass man an seinen Aufgaben wächst, und ich glaube, das traf in diesem Fall zu.“ Der Filmemacher verweist vor allem auf die Unterstützung seiner Schauspieler und seines Teams, allen voran Kameramann Matthias Fleischer, der in der Vergangenheit wiederholt für Alain Gsponer die Kamera führte und im vergangenen Jahr einen Hit mit Die kleine Hexe (2018) landen konnte, für den er seinen zweiten Bayrischen Filmpreis für die beste Bildgestaltung gewann, und ebenso Szenenbildner Josef Brandl, der als Assistant Art Director schon an internationalen 13
Großprojekten wie Robin Hood (Robin Hood, 2018) oder The Girl in the Spider’s Web (Verschwörung, 2018) beteiligt war. „Wenn man ein Team von Profis um sich weiß, das auch verbindlich für einen da ist, fällt die Arbeit dann gar nicht schwer. Für mich war meine eigene Arbeit daher auch gar nicht einmal so grundlegend anders, als sie bei meinen Studentenfilmen gewesen war. Man bewegt sich einfach auf einer größeren Spielwiese und hat mehr Mittel zur Verfügung, und das macht auch entsprechend mehr Spaß. Dass ich abends den Drehplan nicht mehr selbst umstecken musste, war ein weiteres Plus.“ Als größte Herausforderung sah der Regisseur schließlich auch nicht die großen Actionmomente oder Szenen, in denen man mehrere Kameras gleichzeitig einsetzte. „Entscheidend waren die stillen Momente“, findet Alireza Golafshan. „Mit ihnen steht und fällt der Film. Da muss man ganz fein und besonders genau arbeiten. Wenn dann am Tag des Drehs ein kluger und feinfühliger Schauspieler wie Tom Schilling zu dir kommt und sagt: ,Du, irgendwas stimmt mit der Szene nicht’, dann steht man auf einmal unter Druck, vor allem, wenn man spürt, dass er recht hat. Da hat man drei Jahre an dem Drehbuch gearbeitet, hat jeden Satz, jedes Wort mindestens einmal umgedreht, und dann kommt ein Schauspieler und sieht aus seiner Perspektive sofort, dass etwas hakt. Dann tickt die Uhr. Ich habe gelernt, dass dann nur hilft, die Ruhe zu bewahren und sich dem Problem zu stellen. Man muss ehrlich zu sich sein. Und dann findet man eine Lösung, durchs Nachdenken oder im Gespräch.“ Produzentin Justyna Muesch war gespannt, wie Golafshan sich nach mehrjähriger gemeinsamer Vorbereitungszeit am Set schlagen würde: „Man weiß nie, was einen bei einem Dreh erwartet. Wie geht ein Erstling mit dem Team um, wie geht er mit den Schauspielern um? Aber Ali war vom ersten Tag vollkommen in seinem Element. Dass es sein erster Spielfilm als Regisseur war, hat man zu keinem Zeitpunkt gemerkt. Mit seiner natürlichen Autorität und seiner wohlwollenden Art wurde er von all diesen großen und namhaften Schauspielern angenommen und umarmt. Sie haben ihn regelrecht gefeiert. Mich hat das angstfreie Klima beeindruckt, das er geschaffen hat. Was wichtig war, denn es waren schwierige Rollen, für die die Schauspieler Vertrauen fassen müssen. Alle haben sich wohl gefühlt. Jeder war gerne da. Und die tolle Energie hat sich auf alle übertragen.“ Als großen Rückhalt empfindet Golafshan das Drehbuch: „Das hat mir viel Sicherheit gegeben. Sieht man von den kleineren, bereits angesprochenen Problemen ab, zahlt es sich einfach aus, wenn man mehrere Jahre Zeit hatte, daran zu feilen, wenn man jede Ecke kennt, wenn man weiß, wo und warum jedes einzelne Komma da steht.“ Die Dreharbeiten fanden vom 5. Juni bis zum 26. Juli 2018 an diversen Locations in Oberbayern, u. a. dem Kamelhof im Mangfalltal, dem Skyline Park in der Nähe von Bad Wörishofen und in der Innenstadt von Zürich statt. Die Location für das Heim selbst wurde in München gefunden. „Wir waren vor allem viel unterwegs, häufig auf den Straßen“, erinnert sich Produzentin Justyna Muesch. Eine große Rolle spielte deshalb der Bus, in dem die Goldfische-WG unterwegs nach Zürich und wieder zurück ist. „Wir haben diese Szenen mit einem Top-Drive umgesetzt, also einem Bus mit oben aufgebautem Fahrerplatz. Ein Stuntman steuert den Bus somit von oben. Anders wäre es nicht möglich gewesen die vielen Fahraufnahmen und Stunts, aus inhaltlichen sowie Sicherheitsgründen umzusetzen.“ Herzklopfen herrschte bei der Unfallsequenz zu Beginn des Films. Anders als bei ungleich größeren amerikanischen Produktionen stand nämlich nur ein einziger Sportwagen zur Verfügung, den man zu Schrott fahren konnte. „Wir haben alle aufgeatmet, als wir das einmal und dann auch richtig hinbekommen haben und waren dankbar, dass wir dabei auf die Erfahrung von so erfahrenen Stunt- und SFX Leuten wie Roland Leyer und Gerd Nefzer, der mit einem Oscar für seine Arbeit an Blade Runner 2049 geehrt wurde, vertrauen durften.“, gesteht die Produzentin. 14
Als besonders interessante Location erachtet Alireza Golafshan den Skyline Park, Ort des großen Showdowns von DIE GOLDFISCHE. „Wir haben während des offenen Betriebs gedreht, und es war die Szene, bei der die meisten Komparsen zum Einsatz kamen“, erzählt der Autor und Regisseur. „Weil die Szene im Drehbuch in der Schweiz spielt, mussten wir den Park obendrein etwas umdekorieren, um dieser Vorgabe gerecht zu werden.“ Mit dem Skyshot wurde das ganze Geld, um das es in der Geschichte geht und das Oliver mit Hilfe der WG von Zürich zurück nach Deutschland schmuggeln will, in die Luft geschossen – auch das eine Klappe, die nur einmal möglich war. „Tausende von Blüten, die wir angefertigt haben, wurden überall hin verstreut – aber ich kann bestätigen, dass wir jede einzelne wiedergefunden haben“, berichtet Muesch. Auf die Frage, ob ihm mit DIE GOLDFISCHE der Film gelungen ist, den er machen wollte, merkt Alireza Golafshan abschließend an: „Das kann ich gar nicht beantworten. All meine Filme waren am Schluss ganz anders, als ich mir das am Anfang gedacht hatte. Ich kann aber sagen, dass er besser geworden ist, als es das Buch war. Ich habe ja immer gedacht, dass man beim Dreh nur verlieren kann. Beim Buch geht man immer von optimalen Bedingungen aus. Wenn man dann zum Filmen antritt, kann das Wetter schlecht sein oder irgendetwas schief gehen. Aber dann war es ganz anders. Das ist der Zauber des Filmemachens. Beim Schreiben ist man auf sich allein gestellt. Wenn man es später umsetzt, kommen die Beiträge von zahllosen Leuten vor und hinter der Kamera dazu, die das, was sie machen, viel besser können als ich. Es war einfach eine große Freude zu wissen, dass man das Drehbuch hinter sich lassen konnte, weil mit diesen Mitstreitern einfach nichts schief gehen konnte.“ Und Justyna Muesch sagt: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der Leistung das A und O ist. Umso schöner ist diese Geschichte, die uns vor Augen führt, dass das ewige Höher- Schneller-Weiter nicht die Erfüllung sein kann, sondern dass es im Leben um mehr gehen muss. Ali ist es gelungen, Menschen mit Behinderungen als eigenwillige Truppe zu erzählen, durch die unsere Hauptfigur Oliver zu einem unerwarteten Moment in seinem Leben begreifen lernt, was die Qualität menschlicher Beziehung ausmacht. In meinen Augen ist es ein Film geworden, bei dem man aus dem Lachen nicht mehr rauskommt und der gleichzeitig die wahren Werte des Lebens feiert.“ 15
DIE DARSTELLER TOM SCHILLING (Oliver Overrath) TOM SCHILLING, geboren 1982 in Ost-Berlin, zählt aktuell zu den großen Stars des deutschen Kinos. Seinen bislang größten Erfolg hatte er mit dem Kultfilm Oh Boy (2012). Der Regie-Erstling von Jan Ole Gerster mauserte sich nicht nur an den Kinokassen zum Überraschungshit, sondern räumte auch beim Deutschen Filmpreis ab mit insgesamt sechs Lolas, u. a. für den Besten Film. Schilling wurde als Bester Schauspieler ausgezeichnet. Aktuell hat er auch die Hauptrolle in Gersters neuem Film, Lara (2019), abgedreht. Einen großen kommerziellen Hit landete er außerdem mit dem von Wiedemann & Berg produzierten Thriller Who Am I – Kein System ist sicher (2014), der Schilling auch international alle Türen öffnete. Gerade erst sah man Schilling in der Hauptrolle von Werk ohne Autor (2018) von Florian Henckel von Donnersmarck, der seine Weltpremiere auf der Mostra in Venedig feierte und dieses Jahr für den Oscar® als „Bester Fremdsprachiger Film“ nominiert ist. In Kürze ist Tom Schilling im Fernsehen als junger Bertolt Brecht in Heinrich Breloers „Brecht“ zu sehen, der im Rahmen der Berlinale 2019 seine Weltpremiere feierte. 2017 übernahm er die Hauptrolle in Oliver Hirschbiegels sechsteiligem Fernsehevent „Der gleiche Himmel“. Nicht minder spektakulär war sein Auftritt in „Die Opfer – Vergesst mich nicht“, der von Züli Aladag inszenierten und ebenfalls von Wiedemann & Berg produzierten Episode der Aufsehen erregenden Trilogie „Mitten in Deutschland: NSU“. Einen weiteren Triumph feierte der Schauspieler als einer der Hauptdarsteller des erfolgreichen Fernseh- Dreiteilers „Unsere Mütter, unsere Väter“, inszeniert von Philipp Kadelbach. Für Kadelbach stand Schilling im Anschluss 2016 auch in dem TV-Movie „Auf kurze Distanz“ vor der Kamera. Zusätzlich hatte Schilling großen Erfolg im Fernsehen als Ensemblemitglied der dreiteiligen Familienchronik „Das Adlon. Eine Familiensaga“, die von Uli Edel inszeniert wurde. Schilling wurde im Alter von zwölf Jahren vom Regisseur Thomas Heise angesprochen und für das Theaterstück „Im Schlagschatten des Mondes“ am Berliner Ensemble engagiert. In den folgenden vier Jahren folgten weitere Theaterproduktionen. Mit dem Film Crazy in der Regie von Hans-Christian Schmid gelang Tom Schilling 2000 an der Seite von Robert Stadlober der Durchbruch auf der Kinoleinwand. Für seine Rolle des Janosch Schwarze erhielt er den Bayerischen Filmpreis als Bester Nachwuchsschauspieler. 2003 stand er für Verschwende deine Jugend und 2006 für Schwarze Schafe erneut mit Robert Stadlober vor der Kamera. 2004 spielte Schilling in Napola – Elite für den Führer an der Seite von Max Riemelt die zweite Hauptrolle. Mit dem Regisseur Leander Haußmann drehte Tom Schilling gleich drei Filme, Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken (2007), Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe (2008) und Hai-Alarm am Müggelsee (2013). Für Uli Edels Der Baader Meinhof Komplex stand er 2008 vor der Kamera. Als junger Adolf Hitler war Schilling in Urs Odermatts Film Mein Kampf (2011), frei nach Motiven aus George Taboris Stück, zu sehen. In Ludwig II (2012), der letzten Regiearbeit des 2013 verstorbenen Peter Sehr, war er als Prinz Otto zu sehen. Außerdem spielte er die Titelfigur in der in die Gegenwart verlegte Büchner-Verfilmung „Woyzeck“, in der außerdem Nora von Waldstätten zu sehen ist. Des Weiteren stand Tom Schilling in Oskar Roehlers Film Tod den Hippies!!! – Es lebe der Punk! (2015) vor der Kamera, eine lose Fortsetzung von Roehlers Quellen des Lebens (2013). Außerdem drehte er internationale Koproduktionen wie Posthumous (Die Kunst des Lebens, 2014) mit Jack Huston und Brit Marling, Suite Française (Suite Française – Melodie 16
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