KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath
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● Schonung der Schöpfung: Klimaneutral auf 100 Prozent Recyclingpapier gedruckt E VANGE L IS C HE K I R C HE I M R HE I NL AND VON A BIS Z kompakt KIRCHE
EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser, was ist Kirche? Der Kirchturm. Die Pfarrerin. Der Gottesdienst am Sonntag. Die Vesper an Heiligabend. Auf den ersten Blick sind die Dinge ganz klar. Tritt man jedoch näher heran, geht zuweilen der Durchblick verloren. Was ist „presbyterial-synodal“? Das mögen sich selbst manche Presbyterinnen und Presbyter etwa fragen. Und was hat es mit dem Kirchgeld auf sich? Manche Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter möchten verstehen, was gemeint ist, wenn von der ACK-Klausel gesprochen wird. Andere Gemeinde- glieder schauen sich ratlos an, wenn das Stichwort „Nizänum“ fällt. Für alle diejenigen, die sich auch begrifflich in der Kirche heimisch fühlen möchten und kompetent nach Auskunft suchen, haben wir das Lexikon-Magazin „Kirche kompakt“ aufgelegt. Hier finden Sie auf wenigen Seiten knapp zusammengefügt, was über Kirche zu verzeichnen ist. Manches ist schnell und abschließend erklärt wie das Beffchen, anderes beschäftigt ein Leben lang, weil es sich der Vorstellung entzieht, wie die Auferstehung. Dieses Lexikon vermittelt deshalb nicht nur Information, sondern lädt auch zur Betrachtung und zum Innehalten ein. Entsprechend wechseln sich Infografiken und meditative Fotos ab. Wenn Sie das Lexikon „Kirche kompakt“ immer einmal wieder zur Hand nehmen, weil Sie etwas über Kir- che wissen oder sich inspirieren lassen möchten, wäre sein Zweck bereits erfüllt. Ich wünsche Ihnen viel Freude, manche Erkenntnis und besinnliche Momente bei der Lektüre. Ihr Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland EKiR.thema 1
Abstimmung Abkündigung Abkündigungen haben die Aufgabe, die Gemein- de im Gottesdienst über Ereignisse in der Kirche (Gemeinde, Landeskirche, Ökumene) zu informie- ren, zur Fürbitte für einzelne Gemeindeglieder (Täuflinge, Braut- und Ehepaare, Kranke, Verstor- bene und deren Familien) aufzurufen, den Zweck der Kollekte mitzuteilen und Hinweise zur Gestal- tung des jeweiligen Gottesdienstes zu geben. Es ist sinnvoll, den Block der Abkündigung zu ent- flechten: Abstimmung ► Dem liturgischen Gruß Das Presbyterium soll seine Beschlüsse einmütig (und einer Begrüßung fassen. Bei Abstimmungen entscheidet die einfa- mit freien Worten) kann che Mehrheit der anwesenden Stimmberechtig- sich eine knapp gehal- ten. Durch das Kirchengesetz kann in Einzelfällen tene Einführung in den (z. B. Pfarrwahl) eine erhöhte Mehrheit gefordert Gottesdienst mit Hinwei- sein. Bei Stimmengleichheit ist kein Beschluss sen zum Thema und zur zustande gekommen. Ungültige Stimmen und Gestaltung anschließen. Stimmenthaltung zählen bei der Feststellung der ► Die Personalnachrich- Zahl der „anwesenden Stimmberechtigten“ mit; ten haben ihren Ort in en- sie wirken also wie Neinstimmen. gem Zusammenhang mit Soll eine Abstimmung geheim erfolgen, so A dem Fürbittengebet. bedarf es dazu eines Mehrheitsbeschlusses des Abendmahl Presbyteriums. Bei Wahlen muss auf Antrag ► Einladungen für die kommende Woche kön- eines Mitglieds geheim abgestimmt werden. Das Heilige Abendmahl, von der christlichen und der Handlung entsprechen. Es genügt nicht, nen im Sendungsteil ausgesprochen werden. Wenn auf zwei Wahlvorschläge je die Hälfte der Kirche als Sakrament gefeiert, geht nach dem dafür zu sorgen, dass alle zu einem Bissen Brot zu berücksichtigenden Stimmen entfallen, ent- Zeugnis des Neuen Testaments auf das letzte und einem Schluck Wein kommen, gleichgültig ► Kollekten werden vor der Einsammlung abge- scheidet das Los. Mahl Jesu vor seinem Tod zurück. Vorbereitet ist auf welche Weise. Das Wie ist ebenso wichtig wie kündigt. Wer am Gegenstand der Beratung persönlich es in den Mahlzeiten, die Jesus mit den Verlore- das Was. Dabei kommt dem Presbyterium eine beteiligt ist, muss zwar auf sein Verlangen hin nen und Ausgestoßenen gefeiert hat, bekräftigt gewichtige Verantwortung zu. Abkündigungen werden oft von Presbyterinnen gehört werden, hat sich aber vor Beratung und durch die Mahlzeiten des Auferstandenen mit Über das Wie und über die Weise der Gegen- und Presbytern oder Lektorinnen und Lektoren Beschlussfassung zu entfernen (Art. 27 Abs. 5 seinen Jüngerinnen und Jüngern. wart Christi im Abendmahl existieren Differen- verlesen. Sie sollen kurz sein und können durch KO). Das trifft allerdings nicht zu, wenn die Be- Unter den Zeichen von Brot und Wein bekom- zen zwischen Lutheranern und Reformierten ei- Gemeindebrief oder Handzettel ergänzt werden. teiligung überwiegend dienstlicher Art ist (z. B. men die Feiernden auf sinnenhafte Weise Anteil nerseits und den reformatorischen Kirchen und bei Beratungen über den Dienst der Pfarrerinnen an Leib und Blut Jesu, die er für alle dahingege- der römisch-katholischen Kirche andererseits. und Pfarrer). Bestehen Zweifel, ob jemand eher ben hat. Indem das Abendmahl allen, die daran Die Kirchen der Reformation haben sich in der dienstlich oder überwiegend persönlich beteiligt teilnehmen, durch das eine Brot und den einen Leuenberger Konkordie 1973 (EG 859) einander ist (z. B. bei Fragen der Pfarrdienstwohnung), ist Kelch Anteil an dem einen Christus gibt, verbin- Abendmahlsgemeinschaft gewährt. persönliche Beteiligung anzunehmen und Art. 27 det es sie untereinander zu einem Leib: zur Ge- In der rheinischen Kirche sind alle Getauften Abs. 5 KO anzuwenden, um die unbefangene meinschaft mit Christus und allen, die zu ihm zur Teilnahme am Abendmahl eingeladen. Nach Meinungsäußerung im Presbyterium zu schüt- gehören (1 Kor 12). Jede Feier des Abendmahls rheinischem Verständnis nimmt Gott alle Men- zen. Bei Wahlen nehmen alle Mitglieder an der vermittelt zugleich einen Vorgeschmack auf das schen an, wie sie sind, aber er lässt sie nicht, wie Abstimmung teil. große Völkermahl im Reich Gottes (Lk 15). sie sind. Die Buße, die Umkehr ist nicht Bedin- Die vor allem im evangelischen Bereich übliche gung der Sündenvergebung, sondern die „Frucht“ Bezeichnung „Abendmahl“ stellt den Gesichts- und Folge. Deshalb sind alle Getauften an den punkt der Gabe Christi an die Feiernden in den Tisch des Herrn geladen, egal welcher Konfession Vordergrund. Der in der Ökumene gebräuchliche- sie angehören und in welcher Lebenssituation sie re Begriff „Eucharistie“ (Danksagung) lenkt die stehen. Nur jede und jeder selbst kann sich von Aufmerksamkeit auf Lob und Dank, mit denen dieser Einladung ausschließen. die Gemeinde den Empfang der Gaben begleitet Dieses Abendmahlsverständnis erlaubt es und dem dreieinigen Gott antwortet. Der Begriff auch, dass in der Evangelischen Kirche im Rhein- „Herrenmahl“ (1 Kor 11,20) stellt heraus, dass land Kinder das Abendmahl mitfeiern dürfen. Sie Christus und nicht die Kirche Herr des Mahls und sind ihrem Alter entsprechend darauf vorzuberei- Gastgeber ist. Gestalt und Praxis der Feier soll- ten und zu begleiten. ten dem Zeichencharakter der Einsetzungsworte 2 EKiR.thema EKiR.thema 3
ACK-Klausel ACK-Klausel Allianz Die ACK-Klausel besagt, dass Mitglieder einer Die Deutsche Evangelische Allianz ist ein Bund Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft, die der von evangelisch gesinnten Christinnen und Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Christen aus verschiedenen Kirchen. Sie wurde E I T E RV E RT R 1846 in London von 921 „Brüdern“ aus 52 ver- RB angehören, als beruflich Mitarbeitende in der ET Evangelischen Kirche im Rheinland und ihrer A schiedenen Kirchen gegründet mit dem Ziel, die U T Diakonie angestellt werden und in die Mitarbei- Glaubwürdigkeit der Christinnen und Christen MI NG tervertretung gewählt werden können. vor der Welt durch das Einssein in Jesus Christus (Joh 17,21) zu bezeugen und die missionarische In einer Neuregelung hat die Landessynode 2015 Verkündigung in einer sich immer stärker ent- Werke und Einrichtungen, die auf der Basis und in Zusammenarbeit die „ACK-Klausel“ im Mitarbeitervertretungsge- christlichenden Welt zu fördern. Unter den Grün- mit der Deutschen Evangelischen Allianz einzelne Aufgaben in eigener Verantwortung übernommen haben: setz aufgehoben und auch Mitarbeitenden mus- dungsmitgliedern gehörte niemand der römisch- limischen oder jüdischen Glaubens die Wählbar- katholischen Kirche an. Arbeitsgemeinschaft Biblische Frau- Christlicher Medienbund (KEP) keit in eine Mitarbeitervertretung zuerkannt. Die Basis der Evangelischen Allianz versteht enarbeit (ABF) ERF Medien den Begriff „evangelikal“ nicht im konfessionalis- Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Hilfe für Brüder tisch-trennenden Sinne, sondern als „dem Evan- Missionen (AEM) idea – Evangelische gelium gemäß“ und stellt daher die Lehrstücke, Evangelischer Arbeitskreis für Nachrichtenagentur über die es Glaubensstreitigkeiten geben könnte Mission, Kultur und Religion (AfeM) Koalition für Evangelisation – und gibt (z. B. die Sakramente und die Ämter), zu- Arbeitskreis für evangelikale Lausanner Bewegung Theologie (AfeT) Agende rück; stattdessen werden die Autorität der Heili- Christival Deutschland Das Gottesdienstbuch geht für das Verste- gen Schrift, der Mittlerdienst Jesu, die Rechtferti- netzwerk-m Eine Agende (deutsch: „Was zu tun ist“) ist ein gung allein aus Glauben u. a. betont. Christliche Fachkräfte International hen und Gestalten des Gottesdienstes von (CFI) ProChrist Buch, das den Ablauf sowie die feststehenden und sieben Leitlinien aus: Die Deutsche Evangelische Allianz mit ihren Willow Creek Deutschland wechselnden Stücke des Gottesdienstes enthält. rund 1100 Allianzgruppen tritt, außer durch ört- In den vergangenen Jahren hat sich das Agen- 1. Der Gottesdienst wird unter der Verant- liche und regionale Evangelisationen, besonders Die Geschäftsstelle der Deutschen Evangelischen Allianz ist in denverständnis innerhalb der Evangelischen Kir- wortung und Beteiligung der ganzen durch die jährlich in der ersten vollen Januarwo- Bad Blankenburg/Thüringen. che in Deutschland weiterentwickelt. Statt bis in Gemeinde gefeiert. che stattfindenden Allianz-Gebetswoche an die >> www.ead.de Einzelheiten festgelegter und verbindlicher Vor- Öffentlichkeit. gaben enthält das neue „Gottesdienstbuch“ (Er- 2. Der Gottesdienst folgt einer erkenn- Im Raum der Evangelischen Allianz sind meh- Christliche Fachkräfte International, der Evan- Bild oben: neuerte Agende) als ein Arbeitsbuch Anregungen baren, stabilen Grundstruktur, die rere selbstständige Werke entstanden, die mit geliums-Rundfunk u. a. Die Nachrichtenagentur Gruppenfoto 1894, zur Allianzkonferenz und Hilfen, wie unter den Rahmenbedingungen vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten dem Hauptvorstand zusammenarbeiten, wie „idea“ nimmt regelmäßig zu kirchlichen, politi- in Bad Blankenburg einer gemeinsamen Grundstruktur Gottesdienst offenhält. z. B. die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missi- schen und theologischen Zeit- und Streitfragen so gestaltet werden kann, dass er für Menschen onen, der Arbeitskreis für evangelikale Theologie, Stellung. 3. Bewährte Texte aus der Tradition und unterschiedlicher Herkunft und Bildung in einer neue Texte aus dem Gemeindeleben er- säkularisierten Gesellschaft einladend wirkt und halten den gleichen Stellenwert. und mitvollzogen werden kann. 4. Der evangelische Gottesdienst steht in Altar einem lebendigen Zusammenhang mit den Gottesdiensten der anderen Kir- Der Altar (vom lateinischen und behinderte Menschen chen in der Ökumene. „altus“, deutsch: „hoch“ ) sollte gewährleistet sein. ist der Abendmahlstisch Da der Abendmahlstisch 5. Die Sprache darf niemanden aus- (der Tisch des Herrn: 1 Kor einer der wichtigsten Ori- grenzen; vielmehr soll in ihr die Ge- 10,21), um den sich die entierungspunkte des Got- meinschaft von Männern, Frauen, feiernde Gemeinde ver- tesdienstraums und damit Jugendlichen und Kindern sowie von sammelt. Unterschiedliche Altar mit Antependium Blick- und Sammelpunkt der in der Christuskirche, Leverkusen-Wiesdorf unterschiedlichen Gruppierungen in Gestaltungen (als Tisch-, Gemeinde ist, ist ihm auch der Kirche ihren angemessenen Aus- Block-, Kasten-Altar) hal- die Funktion, Stätte des litur- druck finden. ten das Bild des Tisches wach, besonders im re- gischen Gebets zu sein, zugewachsen. Die freie formierten Verständnis. Es sollte deshalb nicht Fläche vor dem Abendmahlstisch ist der Ort des 6. Liturgisches Handeln und Verhalten durch unangemessene Dekoration verunklart Segnens (Konfirmation, Trauung, Schlusssegen bezieht den ganzen Menschen ein; es werden. Bei Neu- bzw. Umbauten ist je nach Be- im Gottesdienst). äußert sich auch leibhaft und sinnlich. kenntnis – in lutherisch geprägten Gemeinden Die Vorderseite des Abendmahlstisches kann 7. Die Christenheit ist bleibend mit Israel gibt es auch das Konzept des Hochaltars – dar- mit einem Antependium (lat.: „herunterhängen- als dem erstberufenen Gottesvolk ver- auf zu achten, dass der Abendmahlstisch frei de Verkleidung“) oder einem Parament (Behang) bunden. steht und umschreitbar ist. Dann können sich die bekleidet werden. Antependien und Paramente Abendmahlsgäste als Zeichen der Mahlgemein- verweisen mit ihren wechselnden Farben und schaft im Kreis um den Tisch versammeln und Symbolen im Kirchenjahr auf die Geschichte sich um ihn herum bewegen. Der Zugang für alte Gottes mit den Menschen. 4 EKiR.thema EKiR.thema 5
Altar Altes Testament Altes Testament Das Alte Testament (AT) wird auch als „Hebrä- Lange bevor Schriftkultur entstand, wurden von ische Bibel“ oder „Erstes Testament“ bezeich- Generation zu Generation wesentliche Erfahrun- net. Die Texte existierten zunächst als einzelne gen mit Gott und der Welt zunächst mündlich Schriftrollen in hebräischer Sprache und sind von weitergegeben. Erst viel später wurden die Texte unterschiedlichen Autoren geschrieben. Man nach und nach verschriftlicht. Erst im 1. Jahrhun- kann drei unterschiedliche Gruppen von Texten dert vor Christus wurden die jüngsten Überarbei- unterscheiden: tungen von Texten abgeschlossen. Das Alte Testament erzählt, was der Mensch 1. Tora aus der Sicht Gottes ist. So sangen 600 Jahre vor Sie umfassen die fünf Bücher Mose (Genesis Christus Juden in Babylon das großartige Lied, das bis Deuteronomium) und werden deshalb auch erzählt, wie Gott in einer Woche die Welt erschuf „Pentateuch“, d. h. Fünf-Rollen-Buch genannt. In und welche Rolle und Verantwortung Er den Men- ihnen wird die Geschichte Gottes mit den Men- schen darin zugedacht hat (1 Mose 1,1-2,3). schen bis hin zur Befreiung des Volkes Israel aus Oft existieren Vorurteile gegenüber dem Alten der Sklaverei erzählt. Testament, das voller grausamer Geschichten und für Christinnen und Christen überholt sei. Wer die 2. Propheten Texte liest, entdeckt hingegen, welchen Reichtum Die Propheten interpretieren die Geschichte im an Lebensdeutungen es im Licht Gottes bietet. So Licht Gottes, prangern Unrecht an und verkünden ist das Alte Testament, das gleichzeitig die Heilige Gottes verheißene Erneuerung der Welt. Schrift des Judentums ist, ein wesentliches Glau- bensbuch auch für die Kirche, ein Buch, ohne das 3. Schriften auch das Neue Testament nicht zu verstehen wäre. Sie erzählen die Geschichte Israels vom Einzug ins Die Bezeichnung „Testament“ meint „Bund“ verheißene Land bis zur Rückkehr aus dem baby- (vom lateinischen „testamentum“), der Begriff lonisch Exil. Auch die Psalmen und andere poeti- „alt“ ist in der Bedeutung von „historisch älter“ zu sche Texte gehören zu den Schriften. verstehen, nicht etwa im Sinne von „überholt“. TANACH Als Pentateuch oder „Fünf Bücher Mose“ werden die ersten fünf Bücher in TORA deutscher Übersetzung bezeichnet GENESIS EXODUS LEVITIKUS Buch der Anfänge Buch des Auszugs Buch der levitischen Ordnungen Hebräische Bibel aus dem Jahr 1709 Altar der Evangelischen Hoffnungskirche in Leverkusen-Rheindorf NUMERI DEUTERONOMIUM Seid immer bereit, allen, die euch danach fragen, zu erklären, welche Buch der Zahlen Buch des 2. Gesetzes Hoffnung in euch lebt. (1 Petrusbrief 3,15) 6 EKiR.thema EKiR.thema 7
Alt-Katholische Kirche Pfarrer Dr. Volker A. Lehnert Amt und Präses Manfred Rekowski mit Vikarinnen und Vikaren bei der Segenshandlung im Einführungsgottesdienst. Alt-Katholische Kirche 2016 in der Gemarker Kirche Wuppertal Die alt-katholischen Gemeinden haben ihren Ur- sprung in der Opposition innerhalb der römisch- katholischen Kirche gegen die beiden Dogmen von der Unfehlbarkeit des Papstes und von sei- nem Jurisdiktionsprimat, d. h. seiner Gesetzge- bungs- und Regierungsgewalt über die ganze Kirche, welche das Erste Vatikanische Konzil 1870 verkündigt hat. Katholische Christinnen und Christen, die diese neuen Lehren nicht mit ih- rem Gewissen vereinbaren konnten, sondern bei ihrem alten Glauben bleiben wollten, schlossen sich zur alt-katholischen Kirche zusammen, die in Deutschland 1873 mit der Wahl und der Weihe ihres ersten Bischofs gegründet wurde und ein Jahr später die staatskirchenrechtliche Anerken- nung erhielt. Das Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland ist eine autonome, bischöflich- synodal verfasste Kirche. Das kirchliche Amt wird vom Bischof, den Priesterinnen, Priestern und den Diakoninnen und Diakonen ausgeübt. Der Bischof ist an die Entscheidungen der Syno- de gebunden, deren Mitglieder zu zwei Dritteln Laien sind. Seit 1872 wird der Gottesdienst in der Muttersprache gehalten, 1878 wurde die Ver- pflichtung der Priester zur Ehelosigkeit (Zölibat) aufgehoben, 1932 wurden Frauen zum Diakonat zugelassen und 1996 die beiden ersten Frauen zu Priesterinnen geweiht. Für den Glauben verbindlich sind nur die Ent- Deutschland über „die gegenseitige Einladung Amt scheidungen der ungeteilten Kirche des ersten zur Teilnahme an der Feier der Eucharistie“. Mit Jahrtausends, spätere Lehrentscheidungen gel- den anglikanischen Kirchen gibt es seit 1931 Christus hat seiner Kirche den Auftrag gege- geistliche Würde haben, sind doch nicht alle in ten als theologische Meinungsäußerungen ohne volle Kirchengemeinschaft. Die alt-katholische ben, aller Welt das Evangelium zu verkündigen. gleicher Weise geeignet, diese Ämter öffentlich verpflichtenden Charakter. Bekenntnisverschie- Kirche gehört zu den Gründungsmitgliedern des Alle Christinnen und Christen sind aufgrund der in der Gemeinde und in der Gesellschaft wahr- dene Ehen, die in einer anderen Kirche geschlos- Ökumenischen Rates Taufe berufen, daran mitzuwirken. Der Erfüllung zunehmen. Es ist Aufgabe der ganzen Gemeinde, sen werden, sind anerkannt, und wiederverhei- der Kirchen (ÖRK) und dieses Auftrags dienen alle Ämter in der Kirche. sich ein geistlich fundiertes Urteil darüber zu bil- ratete Geschiedene sind zu den Sakramenten der Arbeitsgemein- Der Begriff „Amt“, mit dem Luther an den den, welche ihrer Glieder für diese Ämter geeig- zugelassen. schaft Christlicher Kir- meisten Stellen des Neuen Testaments das grie- net sind. Seit 1985 besteht die Vereinbarung zwischen chen in Deutschland chische Wort „diakonia“ (= Dienst) übersetzt hat, (ACK). Unter den Mit- hat den Beigeschmack von Hierarchie und Bü- Mit der Ordination zum Pfarramt oder der Be- dem Katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland und der Evangelischen Kirche in gliedskirchen der ACK rokratie. Der Ausdruck „Dienst“ soll demgegen- rufung in die anderen Ämter verleiht die Gemein- zählt sie zu den Unter- über Herrschaftsansprüche ausschließen, kann de Einzelnen die Berechtigung und Verpflichtung zeichnern der Magde- sie aber auch verschleiern. Deutlicher als der zur öffentlichen Mitwirkung an der Bezeugung Das Erste Vatikanische Konzil (Vaticanum I), das von der römisch-katholischen Kirche burger Erklärung zur Ausdruck „Dienst“ bezeichnet der Begriff „Amt“ des Evangeliums. Diese Amtsträgerinnen und als das 20. Ökumenische Konzil angesehen gegenseitigen Anerkennung der Taufe. Dienste, deren kontinuierliche und verlässliche Amtsträger kommen aus der Gemeinde, treten wird, begann am 8. Dezember 1869. Es Das Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Wahrnehmung für das Leben der Kirche wesent- im Vollzug ihres Amtes vor die Gemeinde und verkündete im Sommer 1870 ein Lehrdo- Deutschland zählt knapp 15.500 Mitglieder in lich und unverzichtbar sind: die Verkündigung kument über den katholischen Glauben, handeln im Namen Christi. Sie sind nicht Spre- den päpstlichen Jurisdiktionsprimat und fünf Dekanaten. Sitz des Bischofs ist Bonn. Zwölf des Evangeliums, die Feier der Sakramente, die cherinnen und Sprecher der Gemeinde und ih- erhob die Lehre von der Unfehlbarkeit des Pfarrgemeinden gibt es in Nordrhein-Westfalen, Leitung der Gemeinde und die Diakonie („Zeug- rer Interessen, sondern „Botschafter an Christi Papstes „bei endgültigen Entscheidungen zehn in Rheinland-Pfalz und eine im Saarland. nis, Dienst, Gemeinschaft“). Die Gemeinde in Glaubens- und Sittenlehren“ definitiv statt“ (2 Kor 5,20). Christeninnen und Christen braucht dafür Frauen und Männer im Pfarramt, zum Dogma. In der Sitzungspause kam es „im Amt“ haben zugleich den Auftrag, zum Zeug- nach der Kriegserklärung von Frankreich im Amt des Presbyteriums und die Diakonie (wei- tere Ämter wie z. B. Superintendentinnen/Super- nis für Christus anzuleiten und zu ermutigen, an Preußen zum Deutsch-Französischen Krieg, worauf das Königreich Italien den Kir- intendenten, Synodale, Präses usw. können sich die Zuvorkommenheit Christi zu bezeugen und chenstaat besetzte. Das Konzil wurde nicht aus diesen Ämtern ergeben). innerhalb der Gemeinde und in ökumenischer wieder aufgenommen und am 20. Oktober Obwohl aufgrund des allgemeinen und ge- Weite für die Einheit der Kirche einzutreten, die 1870 auf unbestimmte Zeit vertagt. >> www.alt-katholisch.de genseitigen Priestertums alle Getauften gleiche in Christus sowohl vor- als auch aufgegeben ist. 8 EKiR.thema EKiR.thema 9
Apostolikum Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Apostolikum Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Das Apostolische Glaubensbekenntnis (EG 853) ist Verkündigung des Evangeliums an die Menschen aus dem altrömischen Taufbekenntnis entstanden vor Christus und drittens die Befreiung der Men- Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen als Gott und Heiland und trachten danach, ge- – daher die Ichform – und hat seine Endfassung schen aus dem Ort der Gottesferne bedeutet. in Deutschland e.V. (ACK) wurde 1948 in Kassel meinsam zu erfüllen, wozu sie berufen sind – erst Anfang des 8. Jahrhunderts im südfranzö- Der – im Vergleich zum Nizänum (EG 854) gegründet. Sie ist der ökumenische Zusammen- zur Ehre Gottes, des Vaters, des Sohnes und des sisch-spanischen Raum erhalten. Es ist ursprüng- ausgesprochen knapp und dürftig ausgefalle- schluss der deutschen Kirchen und kirchlichen Heiligen Geistes“. Hierzu will die ACK in Zeugnis lich in lateinischer Sprache abgefasst. Es ist von ne – dritte Artikel betont u. a. die Gemeinschaft Gemeinschaften. Zunächst bestand die ACK aus und Dienst durch gemeinsame Empfehlungen, keinem Konzil, der maßgeblichen Versammlung der Heiligen (lateinisch: communio sanctorum). der Evangelischen Kirche in Deutschland, den auch in gesellschaftlichen Fragen, beitragen. der Christenheit, als Bekenntnis der Kirche bestä- Dies meint die Abendmahlsgemeinschaft an evangelischen Freikirchen und dem Katholi- Beispiele dafür sind die jährliche „Ökumenische tigt worden. Die aktuelle deutsche Übersetzung den heiligen Gaben und die Gemeinschaft der schen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland. Friedensdekade“, in der die ACK und Friedens- ist seit den 1970er-Jahren in Gebrauch. Heiligen, also der Lebenden und der Toten. Diese Im Jahre 1974 wurden die römisch-katholische gruppen seit 1992 die christlichen Bemühungen Das Apostolikum zeichnet sich durch einen Formulierung ist auch zum Schlüsselbegriff der Kirche und die Griechisch-Orthodoxe Metropo- um Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung ausführlichen zweiten, auf Jesus Christus be- Kirchenlehre des Zweiten Vatikanischen Konzils lie von Deutschland Mitglieder, seither folgten der Schöpfung fortführen, das Arbeitsvorhaben zogenen Teil („Artikel“) aus, der an Umfang die (1963–1965) geworden. weitere Kirchen. Im Dezember 1991 schlossen zur Überwindung von Fremdenfeindlichkeit, Ras- ersten und dritten Artikel zusammengenommen Anlass zu Missverständnissen im Sinne einer sich die seit 1969/70 getrennten Arbeitsgemein- sismus und Gewalt in Deutschland (Konziliarer übertrifft. Er erwähnt die für Geburt und Tod Jesu Drei-Götter-Lehre kann das unverbundene Ne- schaften in der Bundesrepublik Deutschland und Prozess) und der Ökumenische „Tag der Schöp- entscheidenden Personen: seine jüdische Mutter beneinander der drei Artikel – Gott, Jesus Chris- Berlin (West) und der Deutschen Demokrati- fung/die Schöpfungszeit“ Anfang September Maria und den römischen Stadthalter Pontius tus, Heiliger Geist – geben, doch hat dies nicht schen Republik zusammen. (www.schoepfungstag.info). Pilatus. Sowohl die Besinnung auf die jüdische daran gehindert, dass das Apostolikum zum maß- Der ACK gehören 17 Vollmitglieder an: Ar- Es gibt in Deutschland 14 regionale Zusam- Herkunft Jesu sowie die Hochachtung vor seiner gebenden Glaubensbekenntnis in der Westkirche, beitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Ge- menschlüsse der ACK und darüber hinaus eine Mutter Maria als auch die Verantwortung des Rö- vor allem in Westeuropa geworden ist. In sämtli- meinden in Deutschland, Arbeitsgemeinschaft Vielzahl von örtlichen ACK. Die Evangelische Kir- mers Pontius Pilatus sind lange Zeit im Protestan- chen orthodoxen Kirchen ist es dagegen völlig un- Mennonitischer Gemeinden in Deutschland, che im Rheinland ist Mitglied in der ACK in Nord- tismus zu kurz gekommen. Nur in diesem zweiten bekannt. Daher entspricht es nicht den Tatsachen, Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in rhein-Westfalen, der 30 Kirchen und kirchliche Artikel ist – im Anschluss an 1 Pt 3,19 und 4,6 – es „mit der ganzen Christenheit auf Erden“ zu Deutschland, Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Gemeinschaften angehören sowie in der ACK- von dem Hinabsteigen Christi „in das Reich des bekennen. Dies ist ausschließlich beim Nizänum, Deutschland, Bund Evangelisch-Freikirchlicher Region Südwest, die das Saarland und den über- Todes“ die Rede, das in der Alten Kirche erstens dem einzigen ökumenischen Glaubensbekenntnis Gemeinden in Deutschland (Baptisten), Die wiegenden Teil von Rheinland-Pfalz umfasst. Für den Triumpf über Hölle und Teufel, zweitens die der Christenheit aus dem Jahr 381, der Fall. Heilsarmee in Deutschland, Evangelisch-altrefor- die ACK-NRW erscheinen die „Ökumenischen mierte Kirche in Niedersachsen, Evangelisch-me- Mitteilungen“. thodistische Kirche, Evangelische Brüder-Unität/ Herrnhuter Brüdergemeine, Evangelische Kirche in Deutschland, Katholisches Bistum der Alt- Katholiken in Deutschland, Koptisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland, Mülheimer Verband Frei- kirchlich-Evangelischer Gemeinden, Orthodoxe >> www.oekumene-ack.de Bischofskonferenz in Deutschland, Römisch- >> www.ack-nrw.de katholische Kirche, Selbständige Evangelisch- >> www.ack-suedwest.de Lutherische Kirche, Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien in Deutschland. Gastmitglieder sind das Apostelamt Jesu Mitglieder Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland Christi, Apostolische Gemeinschaft, Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland, Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden in Deutsch- Arbeitsgemeinschaft Evangelische Brüder-Unität/ Anglikanisch-Episkopaler Herrnhuter Brüdergemeine land, Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Gemeinden in Deutschland Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes. Den Evangelische Kirche in Arbeitsgemeinschaft Mennoni Deutschland Status als ständige Beobachter haben die Religi- tischer Gemeinden in Deutsch- öse Gesellschaft der Freunde (Quäker), Arbeits- land Katholisches Bistum der Alt- Katholiken in Deutschland gemeinschaft Ökumenischer Kreise e. V., der Armenisch-Apostolische Ortho- Christinnenrat, das Evangelische Missionswerk doxe Kirche in Deutschland Koptisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland in Deutschland und die Evangelische Allianz. Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in Die ACK tritt für den Abbau der Spannungen Deutschland Mülheimer Verband Freikirch- lich-Evangelischer Gemeinden zwischen den Kirchen ein, für gegenseitiges Ver- Bund Evangelisch-Freikirchlicher stehen und für die Zusammenarbeit an gemein- Gemeinden in Deutschland Orthodoxe Bischofskonferenz (Baptisten) in Deutschland samen theologischen und gesamtkirchlichen Aufgaben. Der Basisformel des Ökumenischen Die Heilsarmee in Deutschland Römisch-katholische Kirche Rates der Kirchen entsprechend, wie sie 1961 Evangelisch-altreformierte Selbständige Evangelisch- auf der Vollversammlung von Neu-Delhi formu- Kirche in Niedersachsen Lutherische Kirche liert worden ist, bekennen ihre Mitglieder „den Evangelisch-methodistische Syrisch-Orthodoxe Kirche von Herrn Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift Kirche Antiochien in Deutschland 10 EKiR.thema EKiR.thema 11
Arbeitsrecht Auferstehung § Arbeitsrecht Arbeitsrechtliche Kommission Auferstehung Für das Arbeitsrecht der privatrechtlich ange- Die Arbeitsrechtliche Kommission regelt verbind- Die biblische Botschaft ist in ihrem Kern eine Bot- lungen das Vertrauen auf den Gott, der die Toten stellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im lich die Bedingungen, unter denen Arbeitsver- schaft der Hoffnung. Alles wird anders, wenn der auferweckt. Fundament hierfür sind die Erfah- kirchlichen Dienst gelten grundsätzlich diesel- hältnisse privatrechtlich beschäftigter Mitarbei- Tod nicht mehr das Letzte ist. Dabei hat- rungen der Jüngerinnen und Jünger, dass ben arbeitsrechtlichen Bestimmungen wie für terinnen und Mitarbeiter im kirchlichen Dienst ten die biblischen Autoren in erster Jesus Christus „wahrhaftig auferstan- alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ei- begründet, ausgefüllt und beendet werden (Ar- Linie nicht die Welt des Jen- den“ (Lk 24,34) ist. nige Besonderheiten ergeben sich aber aus der beitsrechtsregelungsgesetz – ARRG; RS 810). Die seits, sondern ihre konkrete, Weil es keine Beweise für die Kirchenautonomie des Artikels 140 des Grund- Arbeitsrechtliche Kommission der Evangelischen brüchige Alltagswelt im Auferstehung gibt, muss sich Im kirchlichen Arbeits- gesetzes in Verbindung mit den Artikeln 136 bis Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche Auge, wenn sie von der auch Paulus schon bald mit recht ergeben sich einige 141 der Weimarer Reichsverfassung. Sie betref- von Westfalen und der Lippischen Landeskir- Überwindung der To- fundamentalen Zweifeln Besonderheiten aus der fen vor allem das Tarifvertragsrecht und das Be- che besteht aus 18 Mitgliedern, davon neun auf desmächte erzählten. an der Auferstehung Jesu Kirchenautonomie des triebsverfassungsrecht. Dienstgeberseite und neun auf der Mitarbeiter- Die Endgültigkeit, mit auseinandersetzen. Paulus Artikels 140 des Grund- Da die Kirche sich als Dienstgemeinschaft ver- seite. Die Mitglieder sind unabhängig und an der z. B. die Psalmen betont jedoch: „Ist Chris- gesetzes in Verbindung steht, die ihrem Wesen nach Tarifauseinander- Weisungen nicht gebunden. Die Beschlüsse der dem Lob das letzte tus nicht auferstanden, so mit den Artikeln 136 setzungen, vor allem einen Streik von kirchlichen Kommission werden mit Veröffentlichung für Wort geben, gründet in ist unsere Predigt vergeb- bis 141 der Weimarer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ausschließt, alle Anstellungsträger in Kirche und Diakonie der Erfahrung, dass Got- lich, so ist auch euer Glaube Reichsverfassung. Sie hat sie einen sogenannten „Dritten Weg“ entwi- verbindlich, ein Verzicht durch die Mitarbeite- tes Gegenwart wirklicher vergeblich.“ (1 Kor 15,14). betreffen vor allem das ckelt, der die Funktion der Tarifvertragsparteien rinnen und Mitarbeiter ist nicht zulässig. Die in ist als die Angst. Aus dieser An die Auferstehung glau- Tarifvertragsrecht und einer paritätisch von Dienstgebern und Dienst- der Arbeitsrechtlichen Kommission vertretenen Erfahrung heraus wächst die ben bedeutet nicht, die Augen das Betriebsverfassungs- nehmern besetzten Arbeitsrechtlichen Kommis- Kirchen und die Diakonie sowie die Mitarbei- Fähigkeit, Angst in Hoffnung zu vor dem Tod zu verschließen, son- recht. sion zuweist. Zur Konfliktlösung ist die verbind- tendenverbände können gegen die Beschlüsse verwandeln und Trauer in neues Le- dern ihm etwas entgegenzusetzen: der liche Entscheidung einer Schiedskommission Einwendungen erheben. In diesem Fall hat die ben (vgl. Psalm 22). Resignation und Ohnmacht das Vertrauen auf vorgesehen, die ebenfalls paritätisch besetzt ist, Arbeitsrechtliche Kommission erneut einen Be- Das Neue im Neuen Testament sind die Zeug- Gottes Nähe, dem Glauben an den Tod den Glau- der aber außerdem ein übereinstimmend ge- schluss zu fassen. Sind die genannten Stellen wei- nisse der Begegnungen mit Jesu nach seinem ben an das Leben. Daher ruft Paulus: „Tod, wo ist wählter neutraler Vorsitzender angehört. terhin nicht mit dem Beschluss einverstanden, so Tod. So bestärken die Passions- und Ostererzäh- dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor 15,55) Die Bezeichnung „Dritter Weg“ ergibt sich da- müssen sie die Schiedskommission anrufen, die raus, dass es die dritte Möglichkeit der Regelung dann endgültig und verbindlich entscheidet. Sie der Arbeitsbedingungen ist neben der einseiti- besteht aus einem oder einer Vorsitzenden mit gen Festlegung durch die kirchlichen Gesetzge- der Befähigung zum Richteramt und je fünf Bei- ber (Synoden) und durch Tarifverträge. Das Ver- sitzern der Dienstgeber- und der Mitarbeiterin- fahren für diese Arbeitsrechtssetzung ist durch nen- und Mitarbeiterseite. ein Arbeitsrechtsregelungsgesetz geregelt. 9 Mitglieder 9 Mitglieder auf Dienstgeberseite auf Mitarbeiterseite Arbeitsrechtliche Kommission können Einwendungen gegen die Beschlüsse erheben Schiedskommission verbindliche Beschlüsse für alle Anstellungsträger in Kirche und Diakonie 12 EKiR.thema EKiR.thema 13
Baptisten Beichtgeheimnis B Baptisten Der „Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemein- 17. Jahrhundert. Thomas Helwys gründete 1611 den“ (BEFG) ist eine evangelische Glaubensge- die erste britische Baptistengemeinde. 1639 meinschaft. Ihren Namen „Baptisten“ (deutsch: entstand in Rhode Island die erste US-amerika- Täufer) erhielt diese Gemeinschaft, weil sie nische Baptistengemeinde. Die erste deut- die sogenannte Gläubigentaufe (Erwach- sche Baptistengemeinde wurde am 23. April senentaufe) praktiziert. Sie geschieht durch 1834 von dem Kaufmann Johann Gerhard Untertauchen in großen Taufbecken Oncken in Hamburg gegründet. Tags lutherisch oder in freien Gewässern. Baptisten zuvor hatten sich Oncken und sechs Beffchen lehnen die Kindertaufe ab. Wer in weitere Personen in der Elbe taufen die Gemeinschaft aufgenommen lassen. Von Hamburg aus breitete Das Beffchen ist eine weiße, zu werden möchte, muss sich zunächst selbst sich der Baptismus in Deutschland und an- zwei Streifen gebundene Hals- für den Glauben an Jesus Christus ent- deren Ländern Europas aus. Heute gehören binde und mit dem Talar Teil der scheiden und sich dann taufen lassen. Eine nach eigenen Angaben rund 800 Baptis- Amtstracht der Pfarrerinnen und Art. 52 der Kirchenordnung und § 30 des Pfarrdienstgeset- wiederholte Taufe wird als Bedingung zum tengemeinden mit 82.000 Mitgliedern zum Pfarrer. Seine Form weist auf lu- zes unterscheiden zwischen der seelsorgerlichen Schweige- Eintritt in eine baptistische Gemeinde von BEFG. therische (ganz offen), unierte reformiert pflicht und dem Beichtgeheimnis. den meisten Mitgliedern der BEFG heute (halb offen) oder reformierte nicht mehr verlangt. Baptisten treten für Religi- >> baptisten.de (ganz geschlossen) Tradition hin. ons- und Gewissensfreiheit ein und befürworten Pfarrerinnen ist es freigestellt, die Trennung von Kirche und Staat. Die evange- statt des Beffchens einen weißen Kragen zu tragen. lische Freikirche finanziert sich aus freiwilligen Beichtgeheimnis Beiträgen ihrer Mitglieder. Sie ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Art. 52 der Kirchenordnung und Paragraf 30 des Entstanden ist die Glaubensgemeinschaft im uniert Pfarrdienstgesetzes unterscheiden zwischen der seelsorgerlichen Schweigepflicht und dem Beichtgeheimnis. Schweigepflicht bedeutet, dass Seelsorgerinnen und Seelsorger das, was ihnen in ihrer Funktion anvertraut worden ist, einer ande- Barmer Theologische Erklärung ren Person nicht offenbaren dürfen, es sein denn, die Gesprächspartnerin oder der Gesprächspart- Die „Theologische Erklärung der Bekenntnissy- theologischem Stil gehaltene Dokument ist vor ner haben sie dazu befugt. node von Barmen“ gilt als zentrales Dokument allem ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus als Das Beichtgeheimnis dagegen darf keinesfalls des Kirchenkampfs in der NS-Zeit. Darin grenzten dem einen Herrn der Kirche. gebrochen werden, es stellt die besondere Situa- sich evangelische Christen von der Weltanschau- Heute gehört der Text zu den wegweisenden tion der Beichte, in der ein Mensch seine Sünde ung der Nationalsozialisten und der von der und einflussreichen Glaubenszeugnissen der bekennt und ihre Vergebung zugesprochen be- NSDAP unterstützten sogenannten Deutschen Kirche im 20. Jahrhundert. In der Evangelischen kommt, unter einen besonderen Schutz. Deshalb Christen ab. Die hatten bei Kirchenwahlen im Juli Kirche im Rheinland gilt sie als Bekenntnis. Im können sogar Beichtende selbst Geistliche nicht 1933 in den meisten Landeskirchen eine abso- Evangelischen Gesangbuch ist die „Theologische von ihrer Schweigepflicht entbinden. lute Mehrheit erzielt und in der Folge national- Erklärung der Bekenntnissynode von Barmen“ Der staatliche Gesetzgeber macht keinen sozialistische Grundsätze wie Führerprinzip und unter den Bekenntnissen und Lehrzeugnissen Unterschied zwischen Seelsorge- und Beichtge- den Arierparagraphen in der evangelischen Kir- der Kirche abgedruckt (Nummer 858). heimnis. Vielmehr regelt die Strafprozessord- che durchgesetzt. Am 31. Mai 1934 einigten sich nung, dass Seelsorgerinnen und Seelsorger in auf der ersten Bekenntnissynode in der Gemar- einem Strafprozess die Aussage über Inhalte ver- ker Kirche in Wuppertal-Barmen 139 Vertreter weigern dürfen, die ihnen als „Geistliche“ offen- lutherischer, reformierter und unierter Kirchen bart wurden. Außerdem dürfen seelsorgerliche in der Barmer Theologischen Erklärung auf be- Gespräche mit Geistlichen nicht abgehört wer- kenntnishafte Formulierungen ihres Glaubens – den. Geistliche im Sinne der Strafprozessordnung das erste Mal seit dem 16. Jahrhundert. Das in und des Strafgesetzbuchs sind Personen, die zum Dienst an Wort und Sakrament bestellt worden sind (Ordination). In der Evangelischen Kirche im Rheinland sind dies die Pfarrerinnen und Pfarrer, Prädikantinnen und Prädikanten sowie Gemein Siegel der Evangelischen demissionarinnen und Gemeindemissionare. Bekenntnissynode im Rheinland, 19. Februar 1934 Teilnehmer der Bekenntnissynode Barmen 1934 14 EKiR.thema EKiR.thema 15
Bekenntnisschriften Bibel Bekenntnisschriften Lutherische Kirchen gehen auf das reformatorische Wirken Martin Luthers und Bestattung Philipp Melanchthons zurück. Bekenntnisschriften fassen grundlegende Glau- Die kirchliche Bestattung ist nach der Kirchenordnung „ein Gottesdienst, bensüberzeugungen zusammen. Sie beschreiben bei dem die Kirche ihre Toten zur letzten Ruhe geleitet und den gekreuzigten die Inhalte des Glaubens, die für eine Kirche ver- und auferstandenen Herrn Jesus Christus verkündigt“. Die Gemeinschaft bindlich sind. Bekenntnisse formen Identität und mit Jesus Christus wird durch den Tod nicht aufgehoben. Diese Gewissheit wirken gemeinschaftsstiftend. Damit geht ein- hat Christinnen und Christen zu allen Zeiten Trost und Zuversicht gegeben. her, dass sie gegenüber anderen religiösen Über- Die kirchliche Bestattung setzt voraus, dass die Verstorbenen der evange- zeugungen auch einen abgrenzenden Charakter lischen Kirche angehört haben. Waren die Verstorbenen noch nicht getauft haben. Viele Bekenntnisschriften sind daher in oder nicht Mitglied der evangelischen Kirche, kann auf Bitten der evangeli- einem Konflikt verfasst worden. So entstehen Martin Luther Philipp Melanchthon schen Angehörigen ausnahmsweise eine kirchliche Bestattung stattfinden, die meisten dieser Schriften in der Reformati- (1483–1546) (1497–1560) wenn die Verstorbenen sie nicht ausdrücklich abgelehnt haben. onszeit. Die neuen Glaubenserkenntnisse der In der Evangelischen Kirche im Rheinland gibt es keine Festlegung auf Reformation werden in ihnen systematisiert und Reformierte Kirchen gehen auf das Wirken eine bestimmte Form der Bestattung. Neben der traditionellen Erdbestat- festgehalten. Das Augsburger Bekenntnis (Aus- der schweizer Reformatoren Huldrych Zwingli tung steht die Kirche den Angehörigen auch bei Feuerbestattung, Urnen- zug EG 857) dient beispielsweise 1530 auf dem und Johannes Calvin zurück. beisetzung bzw. Bestattung auf einem naturnahen Friedhof zur Seite. Augsburger Reichstag den evangelischen Fürsten und Städten als Bekenntnistext und ist bis heu- te eine theologische Grundlage für evangelische Kirchen. Bibel Die Bekenntnisschriften haben in den evan- gelischen Kirchen einen unterschiedlichen Stel- Die Bibel ist eine Sammlung von 39 Büchern des des Propheten Elia geht zu Ende. Er ist unterwegs lenwert. Für Kirchen mit lutherischer Tradition Alten und 27 Büchern des Neuen Testaments. mit seinem Schüler Elisa. Sie kommen an den findet die Bekenntnisbildung mit dem Konkordi- Das Wort „Bibel“ leitet sich vom griechischen Jordan. Elia schlägt mit seinem Mantel auf das enbuch von 1580 einen verbindlichen Abschluss. Johannes Calvin Huldrych Zwingli „biblos“ (Buch) ab. Die Bibel vereinigt unter- Wasser und sie kommen trockenen Fußes durch (1509–1564) (1484–1531) Erstausgabe der Hierin sind Bekenntnistexte wie Martin Luthers schiedliche Texte aus einem Zeitraum von mehr den Fluss. Dann kommt der Himmelswagen, Augsburger Konfession Kleiner Katechismus (EG 855) und Großer Kate- als 1000 Jahren: von der Elia entführt. mit Vorstücken und chismus neben weiteren Texten der Reformation erzählenden, prophe- Seinem Schüler hat biblos = Buch Anhang in lateinischer Sprache, Wittenberg aufgenommen. Kirchen mit reformierter Traditi- Bekenntnisstand tischen, poetischen er seinen Mantel zu- 1531 on kennen Bekenntnistexte wie den Heidelber- (Psalmen) und weis- rückgelassen. Dieser ger Katechismus (EG 856). Der Gedanke einer Die Gemeinden der Evangelischen Kirche im heitlichen Texten bis Mit dem Wort Bibel wird die Sammlung der geht zurück, kommt abschließenden Bekenntnisbildung ist ihnen al- Rheinland haben verschiedene Bekenntnis hin zu Briefen. Zwi- 39 Bücher des Alten und 27 Bücher des Neuen wieder an den Jor- Titelblatt der Zürcher lerdings fremd: Eine in einer bestimmten Situati- stände. Die Kirchenordnung unterscheidet in schen dem Ende des Testaments bezeichnet. dan, schlägt mit dem Bibel von 1531 on und Zeit formulierte Bekenntnisaussage kann Grundartikel II fünf Bekenntnisstände: lutherisch, 1. und des 4. Jahrhun- Mantel auf das Was- im Licht neuer Erkenntnis aus dem Wort Gottes reformiert, uniert-reformiert, uniert-lutherisch derts n. Chr. sind sie ser und geht durch neu formuliert und auch überboten werden. Es und konsensuniert. Sie kommen vor allem im schließlich in verschiedenen Sammlungen für den Fluss. Er hat die Kraft und den Mantel des gibt daher eine größere Zahl regionaler Bekennt- Gebrauch verschiedener Katechismen und unter- Juden und für Christen jeweils zum Kanon ge- großen Meisters. Bei seiner zukünftigen Le- nistexte bis zur Gegenwart. Die Barmer Theolo- schiedlicher Gottesdiensttraditionen zum Aus- worden. Die Bibel ist kein Buch, das uns unmit- bensarbeit ist er nicht mehr nur auf seine eige- gische Erklärung von 1934 (EG 858) wurde auf druck. telbar Gottes Wort mitteilt. Sie spiegelt vielmehr ne Kraft und seinen eigenen Mut angewiesen. diesem Hintergrund als verbindliche Bezeugung Zum Dienst am Wort in einer Kirchenge- das Gottesgespräch der Mütter und Väter im Die Bibel ist der Lebensmantel, den Gott für die des Evangeliums, nicht aber als Bekenntnis in meinde kann nur berufen werden, wer ihren Glauben wider. Sie gibt Wegweisung und Ermu- Menschen genäht hat und den die Vorfahren im den Grundartikel der Kirchenordnung der Evan- Bekenntnisstand anerkennt. Wahrung des Be- tigung durch das Gottesgespräch der Vorfahren. Glauben den nachfolgenden Generationen ge- gelischen Kirche im Rheinland aufgenommen. kenntnisstands gehört zu den Aufsichtsfunkti- Folgende Geschichte im zweiten Buch der Kö- schenkt haben. onen des Presbyteriums. Hat sich allerdings der nige erläutert, was die Bibel bedeutet: Das Leben Bekenntnisstand einer Kirchengemeinde fak- tisch zugunsten eines anderen verändert, kann das Leitungsgremium dies nach Anhören der Ge- Revidierte Lutherbibel von 2017 meindeglieder feststellen. Stimmt die Kirchen- leitung dieser Feststellung zu, ist der geänderte Bekenntnisstand kirchenrechtlich anerkannt. Die Änderung des Bekenntnisstands einer Kirchen- gemeinde lässt allerdings das persönliche Be- kenntnis der einzelnen Gemeindeglieder sowie ihre Rechte und Pflichten unberührt. Auf dem Reichstag zu Augsburg verliest Christian Beyer am 25. Juni 1530 vor Kaiser Karl V. die „Confessio Augustana“. Sie ist ein grundlegendes Bekenntnis der lutherischen Reichs- stände zu ihrem Glauben. 16 EKiR.thema EKiR.thema 17
Charismatische Bewegungen Diakonie C Charismatische Bewegungen Anfang des 20. Jahrhunderts führte die Pfingstbewegung zur Bil- dung schnell wachsender Pfingstkirchen. Seit den sechziger Jah- ren des 20. Jahrhunderts wirkte dann eine neu-pfingstlerische Bewegung weltweit in die herkömmlichen Kirchen aller Konfes- sionen als charismatischer Aufbruch – charismatisch, weil spon- taner geistlicher Eingebung Raum gegeben wird. Die charisma- tische Bewegung umfasst sowohl ökumenefreundliche Gruppen als auch Gemeinden und Kirchen, die die ökumenische Zusam- menarbeit mit anderen Konfessionen ablehnen. In der Evangelischen Kirche in Deutschland bildeten sich in Ost und West Arbeitskreise für geistliche Gemeindeerneuerung, die seit 1991 vereint sind. Diese Erneuerungsbewegung hat auch viele Kirchen und Gemeinden bereichert, zum Beispiel durch die Betonung der Anbetung beim Beten und Singen, Glaubenskurse als Einführung in die christliche Grunderfahrung oder auch die Wiederentdeckung heilender Seelsorge und der Wirkung von Segnungen. Neue Impulse bringen auch Christinnen und Christen aus al- Pfingstler-Gottesdienst in Mugina. Im len Teilen der Welt mit, die in Deutschland leben und sich in Ge- Zentrum pfingstlerischer Frömmigkeit meinden anderer Sprache und Herkunft versammeln – manche steht die Erfahrung mit dem Heiligen davon mit einem charismatisch-pfingstlerischen Hintergrund. Geist. In den Gottesdiensten wird Viele sind in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Inter- emotional gepredigt und gebetet, ausgelassen gesungen und getanzt. nationalen Kirchenkonvent (Rheinland Westfalen) IKK miteinan- Die Pfingstbewegung ist die am der und mit den Landeskirchen verbunden. Diese ökumenische stärksten wachsende Kirche in Afrika. und kulturelle Vielfalt bietet Chancen für die interkulturelle Ge- meindearbeit und bereichert die kirchliche Landschaft. Diakonie Christen und Juden Diakonie ist neben der Verkündigung, der Feier der Sakramente und der Gemeinde- leitung eine Wesensäußerung der Kirche. Sie ist kirchliche Sozialarbeit aus der Über- Die Erneuerung des Verhältnisses zum Judentum und die Förde- zeugung heraus, dass der Glaube nicht nur in Predigt und Gottesdienst, sondern auch rung des christlich-jüdischen Gesprächs gehören zu den grund- in tätiger Hilfe sichtbar werden soll. Der Begriff „Diakonie“ stammt aus dem Griechi- legenden Aufgaben der Evangelischen Kirche im Rheinland. In schen und wird mit „Dienst“ übersetzt. Diakonie ist vor allem Dienst an jenen, die der Kirchenordnung heißt es: Die rheinische Kirche „bezeugt die der Hilfe bedürfen – ohne Ansehen von Rasse, Religion oder politischer Überzeugung. Treue Gottes, der an der Erwählung seines Volkes Israel festhält“, Der christliche Glaube wird in der Diakonie zu einer Tat der Liebe. In den Menschen, und sie „fördert das christlich-jüdische Gespräch“. Ihrer Verant- die innerhalb und außerhalb der Gemeinde Hilfe bedürfen, begegnet Diakonie dem wortung für die Gestaltung des christlich-jüdischen Verhältnisses Leiden an und in der Gesellschaft. kommt die rheinische Kirche in ihrer theologischen Reflexion, ih- Die Gründung der kirchlichen diakonischen Werke geht zurück auf eine Rede des rer gottesdienstlichen Praxis, ihrer kirchlichen Erziehung und Bil- Theologen Johann Hinrich Wichern auf dem Kirchentag in Wittenberg 1848, in der er dung sowie in ihrem gesellschaftspolitischen Engagement nach. die „rettende Liebe“ als höchste der kirchlichen Taten pries und zu einer inneren Mis- Fast 2000 Jahre lang definiert sich Kirche gegenüber dem Ju- sion in Deutschland aufrief. Seine Rede führte zu einem Zusammenschluss bereits dentum als vermeintliche Negativfolie. Erst langsam kommt es bestehender Einrichtungen unter dem Dach des Centralausschusses für Innere Mis- nach 1945 zu ersten Ansätzen der Erneuerung des Verhältnisses son. Die ältesten diakonisch-missionarischen Dienste und Einrichtungen im Rhein- zu Jüdinnen und Juden sowie zur wachsenden Einsicht in christ- Chanukka-Leuchter Johann Hinrich Wichern, land entstanden im 19. Jahrhundert. liche Mitverantwortung und Schuld auch am Holocaust. 1980 * 21. April 1808 in Hamburg, bekennt sich die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland † 7. April 1881 (ebenda), zum niemals gekündigten Bund Gottes mit seinem Volk Israel. war ein deutscher Theologe, In Konsequenz ändert sie im Jahr 1996 den Grundartikel ihrer Sozialpädagoge, Gründer der Inneren Mission der Bildausschnitt: Die sieben Werke der Kirchenordnung. Evangelischen Kirche, des Barmherzigkeit. Niederländischer Maler im Umkreis Rauhen Hauses in Hamburg von Pieter Brueghel d. J. (1564–1637). und Gefängnisreformer. Er Symposium anlässlich 25 Jahre Synodalbeschluss Christen gilt als einer der Gründer der und Juden, es spricht Rabbi Jonathan Magonet, rechts im deutschen Rettungshausbe- Bild: Prof. em. Dr. Bertold Klappert wegung. 18 EKiR.thema EKiR.thema 19
Diaspora EKD D Diaspora Die verschiedenen Formen der Diaspora Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Diaspora (griechisch: Zerstreuung oder Aussaat) In der Evangelischen Kirche in Deutschland Jahre. Sie wird von einem Präsidium geleitet und ist die Bezeichnung für eine Minderheit in einer Von „religiöser Diaspora“ spricht man, wenn (EKD) hat die Gemeinschaft von derzeit 20 lu- besteht aus 100 durch die Synoden der Landes- andersartigen Umgebung. Häufig wird der Begriff z. B. eine christliche Minderheit in einem therischen, reformierten und unierten Landes- kirchen gewählten und weiteren 20 vom Rat der kirchlich und religiös gebraucht. Ursprünglich islamischen oder buddhistischen Land lebt. kirchen ihre institutionelle Gestalt gefunden. EKD berufenen Mitgliedern. Die Synode wählt bezog er sich auf Juden, die außerhalb Palästinas Von „konfessioneller Diaspora“ spricht man, Aufgabe der EKD ist es, sich um die Festigung gemeinsam mit der Kirchenkonferenz auf sechs lebten (Jüdische Diaspora). Unter evangelischer wenn eine christliche Glaubensrichtung in der und Vertiefung der Gemeinschaft zwischen Jahre den Rat, der aus 15 Mitgliedern besteht. Der Diaspora versteht man protestantische Minder- Minderheit gegenüber einer vorherrschenden den Gliedkirchen zu bemühen, diesen bei der Rat soll insbesondere für die Zusammenarbeit der heitskirchen. Zu diesen, meist aus der Reformati- (oft staatstragenden) anderen christlichen Erfüllung ihres Dienstes zu helfen und den kirchlichen Werke und Verbände sorgen, die evan- onszeit stammenden Kirchen pflegt das Gustav- Glaubensrichtung lebt. Austausch der Mittel und Kräfte zu fördern. gelische Christenheit in der Öffentlichkeit vertre- Adolf-Werk (siehe Seite 25) als das Diasporawerk Sie soll dahin wirken, dass in den wesentlichen ten und sich zu Fragen des religiösen und gesell- der Evangelischen Kirche im Rheinland Kontakt. Von „doppelter Diaspora“ spricht man z. B. Fragen kirchlichen Lebens und schaftlichen Lebens äußern. Der Evangelische Bund mit seinem Konfessions- in den stark säkularisierten Ländern Europas. Handelns nach übereinstim- Die Kirchenkonferenz der kundlichen Institut arbeitet die Beziehungen Wenn dann z. B. evangelische Christen nur menden Grundsätzen verfah- EKD wird von den Leitungen zwischen Minderheits- und Mehrheitskirchen ein Prozent der Bevölkerung ausmachen ren wird. Die EKD fördert und der Gliedkirchen gebildet. Sie Erinnerungstafel an die Gründung des theologisch auf. Das Wort „Diaspora“ wird heute gegenüber 30 Prozent Katholiken, sind sie eine unterstützt Aktivitäten, die für hat die Aufgabe, die Arbeit der Evangelischen Bundes auch häufig für die Situation der Christen in einer Minderheit in der Minderheit. den ganzen Protestantismus EKD und der Gliedkirchen zu be- am Haus nichtchristlichen Welt verwandt. Von „innerdeutscher Diaspora“ spricht man, bedeutsam sind, vertritt die raten, sie kann Rat und Synode Predigerstraße 10 in Erfurt wenn eine christliche Konfession innerhalb Landeskirchen in allen öffent- Vorlagen zuleiten, Anregungen Deutschlands in der Minderheit ist. lichen und rechtlichen Fragen gegenüber der geben und wirkt bei der Gesetzgebung mit. Die Bundesregierung und ihren Organen sowie der Geschäfte von Rat, Synode und Kirchenkonferenz Europäischen Union und artikuliert in wichti- führt das Kirchenamt der EKD in Hannover. >> gustav-adolf-werk.de gen gesellschaftspolitischen Fragen evangeli- Im Bereich der EKD bestehen als gliedkirchli- >> evangelischer-bund.de sche Standpunkte. che Zusammenschlüsse die Vereinigte Evange- Organe der EKD sind Synode, Rat und Kir- lisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD), chenkonferenz. Die Synode tagt in der Regel die Union Evangelischer Kirchen (UEK) sowie der einmal jährlich, ihre Amtsperiode beträgt sechs Reformierte Bund. Dienstgemeinschaft Dimissoriale RATSVORSITZENDER Alle Christinnen und Christen haben den Auf- Das Dimissoriale (vom lateinischen „dimissio“: trag, Zeugnis von ihrem Glauben abzulegen und Entlassung) ist eine pfarramtliche Abmeldebe- die frohe Botschaft von der befreienden Gnade scheinigung für eine Amtshandlung, die ein Ge- SYNODE RAT KIRCHEN- Gottes weiterzusagen. Dieses Grundverständnis meindemitglied bei einer Pfarrerin oder einem E bestimmt auch den Dienst der beruflich und eh- wird von einem besteht aus KONFERENZ Pfarrer einer anderen Kirchengemeinde in An- Präsidium geleitet 15 Mitgliedern renamtlich Mitarbeitenden in der Kirche. Sie ste- spruch nehmen möchte, etwa bei einer Trauung. wird von der Leitung der hen in einer Dienstgemeinschaft, die durch den Aufgaben: Gliedkirchen gebildet Das Dimissoriale bestätigt, dass gegen die Vor- besteht aus 100 durch die Synoden der Landes Auftrag, das Evangelium in Wort und Tat zu be- nahme der Amtshandlung durch andere keine - sorgt für die Aufgaben: kirchen gewählten Zusammenarbeit der zeugen, charakterisiert ist. Dieser Grundsatz der Bedenken bestehen. Mitgliedern und weiteren - berät die Arbeit der EKD kirchlichen Werke und Dienstgemeinschaft ist maßgeblich von der vier- 20 vom Rat der EKD Verbände und der Gliedkirchen ten These der Barmer Theologischen Erklärung berufenen Mitgliedern - vertritt die evange - kann dem Rat und der geprägt: „Die verschiedenen Ämter in der Kirche ICHE Synode Vorlagen PFARRAMTL tagt in der Regel lische Christenheit in begründen keine Herrschaft der einen über die C H EI NIGUNG einmal jährlich der Öffentlichkeit zuleiten ABMELDEBES anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Eine Amtsperiode dauert - äußert sich zu Fragen - gibt Anregungen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Diens- sechs Jahre. des religiösen und - wirkt bei der Gesetzge- gesellschaftlichen tes.“ Die gemeinsame Verantwortung für den bung mit Lebens Dienst der Kirche und ihrer Diakonie verbindet Einmütigkeit Anstellungsträger, Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter zu einer Dienstgemeinschaft, die sich auch Einmütigkeit ist die Grundlage kirchlicher Ab- wählen gemeinsam auf sechs Jahre auf das kirchliche Arbeits- stimmungsverfahren. Sie entsteht in einem recht auswirkt, etwa in der sogfältigen Entscheidungsprozess, um ein ge- Arbeitsrechtssetzung des meinsam verantwortetes Ergebnis zu erreichen. KIRCHENAMT Dritten Weges. Einmütigkeit ist nicht mit Einstimmigkeit zu ver- AMT DER UEK UND AMT DER VELKD wechseln. Gibt es Gegenstimmen, so erweist sich führt die Geschäfte von Rat, Synode und Kirchenkonferenz Einmütigkeit darin, dass der Beschluss dennoch von allen mitgetragen wird. Wird keine Einmü- tigkeit erzielt, ist das Leitungsgremium zu einer 20 LUTHERISCHE, REFORMIERTE UND UNIERTE LANDESKIRCHEN erneuten Beratungsrunde aufgerufen. 20 EKiR.thema EKiR.thema 21
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