KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath

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KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath
● Schonung der Schöpfung: Klimaneutral auf 100 Prozent Recyclingpapier gedruckt

E VANGE L IS C HE K I R C HE I M R HE I NL AND VON A BIS Z
                                                                                    kompakt
                                                                                  KIRCHE
KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath
EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser,
was ist Kirche? Der Kirchturm. Die Pfarrerin. Der Gottesdienst am
Sonntag. Die Vesper an Heiligabend. Auf den ersten Blick sind die
Dinge ganz klar. Tritt man jedoch näher heran, geht zuweilen der
Durchblick verloren. Was ist „presbyterial-synodal“? Das mögen
sich selbst manche Presbyterinnen und Presbyter etwa fragen.
Und was hat es mit dem Kirchgeld auf sich? Manche Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter möchten verstehen, was gemeint ist,
wenn von der ACK-Klausel gesprochen wird. Andere Gemeinde-
glieder schauen sich ratlos an, wenn das Stichwort „Nizänum“
fällt. Für alle diejenigen, die sich auch begrifflich in der Kirche
heimisch fühlen möchten und kompetent nach Auskunft suchen,
haben wir das Lexikon-Magazin „Kirche kompakt“ aufgelegt. Hier
finden Sie auf wenigen Seiten knapp zusammengefügt, was über
Kirche zu verzeichnen ist.

Manches ist schnell und abschließend erklärt wie das Beffchen,
anderes beschäftigt ein Leben lang, weil es sich der Vorstellung
entzieht, wie die Auferstehung. Dieses Lexikon vermittelt deshalb
nicht nur Information, sondern lädt auch zur Betrachtung und
zum Innehalten ein. Entsprechend wechseln sich Infografiken
und meditative Fotos ab. Wenn Sie das Lexikon „Kirche kompakt“
immer einmal wieder zur Hand nehmen, weil Sie etwas über Kir-
che wissen oder sich inspirieren lassen möchten, wäre sein Zweck
bereits erfüllt. Ich wünsche Ihnen viel Freude, manche Erkenntnis
und besinnliche Momente bei der Lektüre.

Ihr

Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland

                                                                      EKiR.thema   1
KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath
Abstimmung

                                                                                                                            Abkündigung
                                                                                                                            Abkündigungen haben die Aufgabe, die Gemein-
                                                                                                                            de im Gottesdienst über Ereignisse in der Kirche
                                                                                                                            (Gemeinde, Landeskirche, Ökumene) zu informie-
                                                                                                                            ren, zur Fürbitte für einzelne Gemeindeglieder
                                                                                                                            (Täuflinge, Braut- und Ehepaare, Kranke, Verstor-
                                                                                                                            bene und deren Familien) aufzurufen, den Zweck
                                                                                                                            der Kollekte mitzuteilen und Hinweise zur Gestal-
                                                                                                                            tung des jeweiligen Gottesdienstes zu geben.

                                                                                                                            Es ist sinnvoll, den Block der Abkündigung zu ent-
                                                                                                                            flechten:
                                                                                                                                                                                 Abstimmung
                                                                                                                                                   ► Dem liturgischen Gruß
                                                                                                                                                                                 Das Presbyterium soll seine Beschlüsse einmütig
                                                                                                                                                   (und einer Begrüßung
                                                                                                                                                                                 fassen. Bei Abstimmungen entscheidet die einfa-
                                                                                                                                                   mit freien Worten) kann
                                                                                                                                                                                 che Mehrheit der anwesenden Stimmberechtig-
                                                                                                                                                   sich eine knapp gehal-
                                                                                                                                                                                 ten. Durch das Kirchengesetz kann in Einzelfällen
                                                                                                                                                   tene Einführung in den
                                                                                                                                                                                 (z. B. Pfarrwahl) eine erhöhte Mehrheit gefordert
                                                                                                                                                   Gottesdienst mit Hinwei-
                                                                                                                                                                                 sein. Bei Stimmengleichheit ist kein Beschluss
                                                                                                                                                   sen zum Thema und zur
                                                                                                                                                                                 zustande gekommen. Ungültige Stimmen und
                                                                                                                                                   Gestaltung anschließen.
                                                                                                                                                                                 Stimmenthaltung zählen bei der Feststellung der
                                                                                                                                                   ► Die Personalnachrich-       Zahl der „anwesenden Stimmberechtigten“ mit;
                                                                                                                                                   ten haben ihren Ort in en-    sie wirken also wie Neinstimmen.
                                                                                                                                                   gem Zusammenhang mit              Soll eine Abstimmung geheim erfolgen, so

    A
                                                                                                                                                   dem Fürbittengebet.           bedarf es dazu eines Mehrheitsbeschlusses des
                 Abendmahl                                                                                                                                                       Presbyteriums. Bei Wahlen muss auf Antrag
                                                                                                                            ► Einladungen für die kommende Woche kön-            eines Mitglieds geheim abgestimmt werden.
                 Das Heilige Abendmahl, von der christlichen         und der Handlung entsprechen. Es genügt nicht,           nen im Sendungsteil ausgesprochen werden.          Wenn auf zwei Wahlvorschläge je die Hälfte der
                 Kirche als Sakrament gefeiert, geht nach dem        dafür zu sorgen, dass alle zu einem Bissen Brot                                                             zu berücksichtigenden Stimmen entfallen, ent-
                 Zeugnis des Neuen Testaments auf das letzte         und einem Schluck Wein kommen, gleichgültig            ► Kollekten werden vor der Einsammlung abge-
                                                                                                                                                                                 scheidet das Los.
                 Mahl Jesu vor seinem Tod zurück. Vorbereitet ist    auf welche Weise. Das Wie ist ebenso wichtig wie         kündigt.
                                                                                                                                                                                     Wer am Gegenstand der Beratung persönlich
                 es in den Mahlzeiten, die Jesus mit den Verlore-    das Was. Dabei kommt dem Presbyterium eine                                                                  beteiligt ist, muss zwar auf sein Verlangen hin
                 nen und Ausgestoßenen gefeiert hat, bekräftigt      gewichtige Verantwortung zu.                           Abkündigungen werden oft von Presbyterinnen
                                                                                                                                                                                 gehört werden, hat sich aber vor Beratung und
                 durch die Mahlzeiten des Auferstandenen mit            Über das Wie und über die Weise der Gegen-          und Presbytern oder Lektorinnen und Lektoren
                                                                                                                                                                                 Beschlussfassung zu entfernen (Art. 27 Abs. 5
                 seinen Jüngerinnen und Jüngern.                     wart Christi im Abendmahl existieren Differen-         verlesen. Sie sollen kurz sein und können durch
                                                                                                                                                                                 KO). Das trifft allerdings nicht zu, wenn die Be-
                    Unter den Zeichen von Brot und Wein bekom-       zen zwischen Lutheranern und Reformierten ei-          Gemeindebrief oder Handzettel ergänzt werden.
                                                                                                                                                                                 teiligung überwiegend dienstlicher Art ist (z. B.
                 men die Feiernden auf sinnenhafte Weise Anteil      nerseits und den reformatorischen Kirchen und                                                               bei Beratungen über den Dienst der Pfarrerinnen
                 an Leib und Blut Jesu, die er für alle dahingege-   der römisch-katholischen Kirche andererseits.                                                               und Pfarrer). Bestehen Zweifel, ob jemand eher
                 ben hat. Indem das Abendmahl allen, die daran       Die Kirchen der Reformation haben sich in der                                                               dienstlich oder überwiegend persönlich beteiligt
                 teilnehmen, durch das eine Brot und den einen       Leuenberger Konkordie 1973 (EG 859) einander                                                                ist (z. B. bei Fragen der Pfarrdienstwohnung), ist
                 Kelch Anteil an dem einen Christus gibt, verbin-    Abendmahlsgemeinschaft gewährt.                                                                             persönliche Beteiligung anzunehmen und Art. 27
                 det es sie untereinander zu einem Leib: zur Ge-        In der rheinischen Kirche sind alle Getauften                                                            Abs. 5 KO anzuwenden, um die unbefangene
                 meinschaft mit Christus und allen, die zu ihm       zur Teilnahme am Abendmahl eingeladen. Nach                                                                 Meinungsäußerung im Presbyterium zu schüt-
                 gehören (1 Kor 12). Jede Feier des Abendmahls       rheinischem Verständnis nimmt Gott alle Men-                                                                zen. Bei Wahlen nehmen alle Mitglieder an der
                 vermittelt zugleich einen Vorgeschmack auf das      schen an, wie sie sind, aber er lässt sie nicht, wie                                                        Abstimmung teil.
                 große Völkermahl im Reich Gottes (Lk 15).           sie sind. Die Buße, die Umkehr ist nicht Bedin-
                    Die vor allem im evangelischen Bereich übliche   gung der Sündenvergebung, sondern die „Frucht“
                 Bezeichnung „Abendmahl“ stellt den Gesichts-        und Folge. Deshalb sind alle Getauften an den
                 punkt der Gabe Christi an die Feiernden in den      Tisch des Herrn geladen, egal welcher Konfession
                 Vordergrund. Der in der Ökumene gebräuchliche-      sie angehören und in welcher Lebenssituation sie
                 re Begriff „Eucharistie“ (Danksagung) lenkt die     stehen. Nur jede und jeder selbst kann sich von
                 Aufmerksamkeit auf Lob und Dank, mit denen          dieser Einladung ausschließen.
                 die Gemeinde den Empfang der Gaben begleitet           Dieses Abendmahlsverständnis erlaubt es
                 und dem dreieinigen Gott antwortet. Der Begriff     auch, dass in der Evangelischen Kirche im Rhein-
                 „Herrenmahl“ (1 Kor 11,20) stellt heraus, dass      land Kinder das Abendmahl mitfeiern dürfen. Sie
                 Christus und nicht die Kirche Herr des Mahls und    sind ihrem Alter entsprechend darauf vorzuberei-
                 Gastgeber ist. Gestalt und Praxis der Feier soll-   ten und zu begleiten.
                 ten dem Zeichencharakter der Einsetzungsworte

2   EKiR.thema                                                                                                                                                                                                            EKiR.thema   3
KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath
ACK-Klausel

                    ACK-Klausel                                                                                           Allianz
                    Die ACK-Klausel besagt, dass Mitglieder einer                                                         Die Deutsche Evangelische Allianz ist ein Bund
                    Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft, die der                                                         von evangelisch gesinnten Christinnen und
                    Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)                                                        Christen aus verschiedenen Kirchen. Sie wurde
                                                                                          E   I T E RV E RT R             1846 in London von 921 „Brüdern“ aus 52 ver-
                                                                                       RB
                    angehören, als beruflich Mitarbeitende in der                                               ET
                    Evangelischen Kirche im Rheinland und ihrer                    A                                      schiedenen Kirchen gegründet mit dem Ziel, die

                                                                                                                 U
                                                                               T
                    Diakonie angestellt werden und in die Mitarbei-                                                       Glaubwürdigkeit der Christinnen und Christen

                                                                              MI

                                                                                                                     NG
                    tervertretung gewählt werden können.                                                                  vor der Welt durch das Einssein in Jesus Christus
                                                                                                                          (Joh 17,21) zu bezeugen und die missionarische
                    In einer Neuregelung hat die Landessynode 2015                                                        Verkündigung in einer sich immer stärker ent-                    Werke und Einrichtungen, die auf der Basis und in Zusammenarbeit
                    die „ACK-Klausel“ im Mitarbeitervertretungsge-                                                        christlichenden Welt zu fördern. Unter den Grün-                 mit der Deutschen Evangelischen Allianz einzelne Aufgaben in eigener
                                                                                                                                                                                           Verantwortung übernommen haben:
                    setz aufgehoben und auch Mitarbeitenden mus-                                                          dungsmitgliedern gehörte niemand der römisch-
                    limischen oder jüdischen Glaubens die Wählbar-                                                        katholischen Kirche an.                                          Arbeitsgemeinschaft Biblische Frau-      Christlicher Medienbund (KEP)
                    keit in eine Mitarbeitervertretung zuerkannt.                                                             Die Basis der Evangelischen Allianz versteht                 enarbeit (ABF)                           ERF Medien
                                                                                                                          den Begriff „evangelikal“ nicht im konfessionalis-               Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler        Hilfe für Brüder
                                                                                                                          tisch-trennenden Sinne, sondern als „dem Evan-                   Missionen (AEM)
                                                                                                                                                                                                                                    idea – Evangelische
                                                                                                                          gelium gemäß“ und stellt daher die Lehrstücke,                   Evangelischer Arbeitskreis für           Nachrichtenagentur
                                                                                                                          über die es Glaubensstreitigkeiten geben könnte                  Mission, Kultur und Religion (AfeM)
                                                                                                                                                                                                                                    Koalition für Evangelisation –
                                                                                                                          und gibt (z. B. die Sakramente und die Ämter), zu-               Arbeitskreis für evangelikale            Lausanner Bewegung
                                                                                                                                                                                           Theologie (AfeT)
                    Agende                                                                                                rück; stattdessen werden die Autorität der Heili-
                                                                                                                                                                                           Christival
                                                                                                                                                                                                                                    Deutschland
                                                                        Das Gottesdienstbuch geht für das Verste-         gen Schrift, der Mittlerdienst Jesu, die Rechtferti-                                                      netzwerk-m
                    Eine Agende (deutsch: „Was zu tun ist“) ist ein                                                       gung allein aus Glauben u. a. betont.                            Christliche Fachkräfte International
                                                                        hen und Gestalten des Gottesdienstes von                                                                           (CFI)                                    ProChrist
                    Buch, das den Ablauf sowie die feststehenden und    sieben Leitlinien aus:                                Die Deutsche Evangelische Allianz mit ihren                                                           Willow Creek Deutschland
                    wechselnden Stücke des Gottesdienstes enthält.                                                        rund 1100 Allianzgruppen tritt, außer durch ört-
                    In den vergangenen Jahren hat sich das Agen-        1. Der Gottesdienst wird unter der Verant-        liche und regionale Evangelisationen, besonders                  Die Geschäftsstelle der Deutschen Evangelischen Allianz ist in
                    denverständnis innerhalb der Evangelischen Kir-        wortung und Beteiligung der ganzen             durch die jährlich in der ersten vollen Januarwo-                Bad Blankenburg/Thüringen.
                    che in Deutschland weiterentwickelt. Statt bis in      Gemeinde gefeiert.                             che stattfindenden Allianz-Gebetswoche an die                    >> www.ead.de
                    Einzelheiten festgelegter und verbindlicher Vor-                                                      Öffentlichkeit.
                    gaben enthält das neue „Gottesdienstbuch“ (Er-      2. Der Gottesdienst folgt einer erkenn-               Im Raum der Evangelischen Allianz sind meh-          Christliche Fachkräfte International, der Evan-                Bild oben:
                    neuerte Agende) als ein Arbeitsbuch Anregungen         baren, stabilen Grundstruktur, die             rere selbstständige Werke entstanden, die mit            geliums-Rundfunk u. a. Die Nachrichtenagentur                  Gruppenfoto 1894,
                                                                                                                                                                                                                                                  zur Allianzkonferenz
                    und Hilfen, wie unter den Rahmenbedingungen            vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten           dem Hauptvorstand zusammenarbeiten, wie                  „idea“ nimmt regelmäßig zu kirchlichen, politi-                in Bad Blankenburg
                    einer gemeinsamen Grundstruktur Gottesdienst           offenhält.                                     z. B. die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missi-       schen und theologischen Zeit- und Streitfragen
                    so gestaltet werden kann, dass er für Menschen                                                        onen, der Arbeitskreis für evangelikale Theologie,       Stellung.
                                                                        3. Bewährte Texte aus der Tradition und
                    unterschiedlicher Herkunft und Bildung in einer
                                                                           neue Texte aus dem Gemeindeleben er-
                    säkularisierten Gesellschaft einladend wirkt und
                                                                           halten den gleichen Stellenwert.
                    und mitvollzogen werden kann.
                                                                        4. Der evangelische Gottesdienst steht in         Altar
                                                                           einem lebendigen Zusammenhang mit
                                                                           den Gottesdiensten der anderen Kir-            Der Altar (vom lateinischen                                                     und behinderte Menschen
                                                                           chen in der Ökumene.                           „altus“, deutsch: „hoch“ )                                                      sollte gewährleistet sein.
                                                                                                                          ist der Abendmahlstisch                                                            Da der Abendmahlstisch
                                                                        5. Die Sprache darf niemanden aus-                (der Tisch des Herrn: 1 Kor                                                     einer der wichtigsten Ori-
                                                                           grenzen; vielmehr soll in ihr die Ge-          10,21), um den sich die                                                         entierungspunkte des Got-
                                                                           meinschaft von Männern, Frauen,                feiernde Gemeinde ver-                                                          tesdienstraums und damit
                                                                           Jugendlichen und Kindern sowie von             sammelt. Unterschiedliche                   Altar mit Antependium               Blick- und Sammelpunkt der
                                                                                                                                                            in der Christuskirche, Leverkusen-Wiesdorf
                                                                           unterschiedlichen Gruppierungen in             Gestaltungen (als Tisch-,                                                       Gemeinde ist, ist ihm auch
                                                                           der Kirche ihren angemessenen Aus-             Block-, Kasten-Altar) hal-                                                      die Funktion, Stätte des litur-
                                                                           druck finden.                                  ten das Bild des Tisches wach, besonders im re- gischen Gebets zu sein, zugewachsen. Die freie
                                                                                                                          formierten Verständnis. Es sollte deshalb nicht Fläche vor dem Abendmahlstisch ist der Ort des
                                                                        6. Liturgisches Handeln und Verhalten             durch unangemessene Dekoration verunklart Segnens (Konfirmation, Trauung, Schlusssegen
                                                                           bezieht den ganzen Menschen ein; es            werden. Bei Neu- bzw. Umbauten ist je nach Be- im Gottesdienst).
                                                                           äußert sich auch leibhaft und sinnlich.        kenntnis – in lutherisch geprägten Gemeinden                   Die Vorderseite des Abendmahlstisches kann
                                                                        7. Die Christenheit ist bleibend mit Israel       gibt es auch das Konzept des Hochaltars – dar- mit einem Antependium (lat.: „herunterhängen-
                                                                           als dem erstberufenen Gottesvolk ver-          auf zu achten, dass der Abendmahlstisch frei de Verkleidung“) oder einem Parament (Behang)
                                                                           bunden.                                        steht und umschreitbar ist. Dann können sich die bekleidet werden. Antependien und Paramente
                                                                                                                          Abendmahlsgäste als Zeichen der Mahlgemein- verweisen mit ihren wechselnden Farben und
                                                                                                                          schaft im Kreis um den Tisch versammeln und Symbolen im Kirchenjahr auf die Geschichte
                                                                                                                          sich um ihn herum bewegen. Der Zugang für alte Gottes mit den Menschen.

4      EKiR.thema                                                                                                                                                                                                                                      EKiR.thema        5
KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath
Altar                                                                                                                                                                                                     Altes Testament

                                                                                         Altes Testament
                                                                                         Das Alte Testament (AT) wird auch als „Hebrä-         Lange bevor Schriftkultur entstand, wurden von
                                                                                         ische Bibel“ oder „Erstes Testament“ bezeich-         Generation zu Generation wesentliche Erfahrun-
                                                                                         net. Die Texte existierten zunächst als einzelne      gen mit Gott und der Welt zunächst mündlich
                                                                                         Schriftrollen in hebräischer Sprache und sind von     weitergegeben. Erst viel später wurden die Texte
                                                                                         unterschiedlichen Autoren geschrieben. Man            nach und nach verschriftlicht. Erst im 1. Jahrhun-
                                                                                         kann drei unterschiedliche Gruppen von Texten         dert vor Christus wurden die jüngsten Überarbei-
                                                                                         unterscheiden:                                        tungen von Texten abgeschlossen.
                                                                                                                                                   Das Alte Testament erzählt, was der Mensch
                                                                                         1. Tora                                               aus der Sicht Gottes ist. So sangen 600 Jahre vor
                                                                                         Sie umfassen die fünf Bücher Mose (Genesis            Christus Juden in Babylon das großartige Lied, das
                                                                                         bis Deuteronomium) und werden deshalb auch            erzählt, wie Gott in einer Woche die Welt erschuf
                                                                                         „Pentateuch“, d. h. Fünf-Rollen-Buch genannt. In      und welche Rolle und Verantwortung Er den Men-
                                                                                         ihnen wird die Geschichte Gottes mit den Men-         schen darin zugedacht hat (1 Mose 1,1-2,3).
                                                                                         schen bis hin zur Befreiung des Volkes Israel aus         Oft existieren Vorurteile gegenüber dem Alten
                                                                                         der Sklaverei erzählt.                                Testament, das voller grausamer Geschichten und
                                                                                                                                               für Christinnen und Christen überholt sei. Wer die
                                                                                         2. Propheten                                          Texte liest, entdeckt hingegen, welchen Reichtum
                                                                                         Die Propheten interpretieren die Geschichte im        an Lebensdeutungen es im Licht Gottes bietet. So
                                                                                         Licht Gottes, prangern Unrecht an und verkünden       ist das Alte Testament, das gleichzeitig die Heilige
                                                                                         Gottes verheißene Erneuerung der Welt.                Schrift des Judentums ist, ein wesentliches Glau-
                                                                                                                                               bensbuch auch für die Kirche, ein Buch, ohne das
                                                                                         3. Schriften                                          auch das Neue Testament nicht zu verstehen wäre.
                                                                                         Sie erzählen die Geschichte Israels vom Einzug ins        Die Bezeichnung „Testament“ meint „Bund“
                                                                                         verheißene Land bis zur Rückkehr aus dem baby-        (vom lateinischen „testamentum“), der Begriff
                                                                                         lonisch Exil. Auch die Psalmen und andere poeti-      „alt“ ist in der Bedeutung von „historisch älter“ zu
                                                                                         sche Texte gehören zu den Schriften.                  verstehen, nicht etwa im Sinne von „überholt“.

                                                                                                                                                                 TANACH

                                                                                                                     Als
                                                                                                 Pentateuch oder „Fünf Bücher Mose“
                                                                                                       werden die ersten fünf Bücher in                           TORA
                                                                                                      deutscher Übersetzung bezeichnet

                                                                                                          GENESIS                         EXODUS                          LEVITIKUS
                                                                                                          Buch der Anfänge                Buch des Auszugs                Buch der levitischen
                                                                                                                                                                          Ordnungen                   Hebräische Bibel
                                                                                                                                                                                                      aus dem Jahr 1709
                 Altar der Evangelischen Hoffnungskirche in Leverkusen-Rheindorf
                                                                                                          NUMERI                          DEUTERONOMIUM
                 Seid immer bereit, allen, die euch danach fragen, zu erklären, welche                    Buch der Zahlen                 Buch des 2. Gesetzes
                 Hoffnung in euch lebt. (1 Petrusbrief 3,15)

6   EKiR.thema                                                                                                                                                                                               EKiR.thema     7
KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath
Alt-Katholische Kirche                                                                                                                                                                  Pfarrer Dr. Volker A. Lehnert
                                                                                                                                                                                                                                                            Amt
                                                                                                                                                                                            und Präses Manfred Rekowski
                                                                                                                                                                                            mit Vikarinnen und Vikaren bei
                                                                                                                                                                                            der Segenshandlung im
                                                                                                                                                                                            Einführungsgottesdienst.
                        Alt-Katholische Kirche                                                                                                                                              2016 in der Gemarker Kirche
                                                                                                                                                                                            Wuppertal

                        Die alt-katholischen Gemeinden haben ihren Ur-
                        sprung in der Opposition innerhalb der römisch-
                        katholischen Kirche gegen die beiden Dogmen
                        von der Unfehlbarkeit des Papstes und von sei-
                        nem Jurisdiktionsprimat, d. h. seiner Gesetzge-
                        bungs- und Regierungsgewalt über die ganze
                        Kirche, welche das Erste Vatikanische Konzil 1870
                        verkündigt hat. Katholische Christinnen und
                        Christen, die diese neuen Lehren nicht mit ih-
                        rem Gewissen vereinbaren konnten, sondern bei
                        ihrem alten Glauben bleiben wollten, schlossen
                        sich zur alt-katholischen Kirche zusammen, die in
                        Deutschland 1873 mit der Wahl und der Weihe
                        ihres ersten Bischofs gegründet wurde und ein
                        Jahr später die staatskirchenrechtliche Anerken-
                        nung erhielt.
                           Das Katholische Bistum der Alt-Katholiken
                        in Deutschland ist eine autonome, bischöflich-
                        synodal verfasste Kirche. Das kirchliche Amt
                        wird vom Bischof, den Priesterinnen, Priestern
                        und den Diakoninnen und Diakonen ausgeübt.
                        Der Bischof ist an die Entscheidungen der Syno-
                        de gebunden, deren Mitglieder zu zwei Dritteln
                        Laien sind. Seit 1872 wird der Gottesdienst in der
                        Muttersprache gehalten, 1878 wurde die Ver-
                        pflichtung der Priester zur Ehelosigkeit (Zölibat)
                        aufgehoben, 1932 wurden Frauen zum Diakonat
                        zugelassen und 1996 die beiden ersten Frauen zu
                        Priesterinnen geweiht.
                           Für den Glauben verbindlich sind nur die Ent-            Deutschland über „die gegenseitige Einladung        Amt
                        scheidungen der ungeteilten Kirche des ersten               zur Teilnahme an der Feier der Eucharistie“. Mit
                        Jahrtausends, spätere Lehrentscheidungen gel-               den anglikanischen Kirchen gibt es seit 1931        Christus hat seiner Kirche den Auftrag gege-        geistliche Würde haben, sind doch nicht alle in
                        ten als theologische Meinungsäußerungen ohne                volle Kirchengemeinschaft. Die alt-katholische      ben, aller Welt das Evangelium zu verkündigen.      gleicher Weise geeignet, diese Ämter öffentlich
                        verpflichtenden Charakter. Bekenntnisverschie-              Kirche gehört zu den Gründungsmitgliedern des       Alle Christinnen und Christen sind aufgrund der     in der Gemeinde und in der Gesellschaft wahr-
                        dene Ehen, die in einer anderen Kirche geschlos-            Ökumenischen Rates                                  Taufe berufen, daran mitzuwirken. Der Erfüllung     zunehmen. Es ist Aufgabe der ganzen Gemeinde,
                        sen werden, sind anerkannt, und wiederverhei-               der Kirchen (ÖRK) und                               dieses Auftrags dienen alle Ämter in der Kirche.    sich ein geistlich fundiertes Urteil darüber zu bil-
                        ratete Geschiedene sind zu den Sakramenten                  der Arbeitsgemein-                                     Der Begriff „Amt“, mit dem Luther an den
                                                                                                                                                                                            den, welche ihrer Glieder für diese Ämter geeig-
                        zugelassen.                                                 schaft Christlicher Kir-                            meisten Stellen des Neuen Testaments das grie-
                                                                                                                                                                                            net sind.
                           Seit 1985 besteht die Vereinbarung zwischen              chen in Deutschland                                 chische Wort „diakonia“ (= Dienst) übersetzt hat,
                                                                                    (ACK). Unter den Mit-                               hat den Beigeschmack von Hierarchie und Bü-            Mit der Ordination zum Pfarramt oder der Be-
                        dem Katholischen Bistum der Alt-Katholiken in
                        Deutschland und der Evangelischen Kirche in                 gliedskirchen der ACK                               rokratie. Der Ausdruck „Dienst“ soll demgegen-      rufung in die anderen Ämter verleiht die Gemein-
                                                                                    zählt sie zu den Unter-                             über Herrschaftsansprüche ausschließen, kann        de Einzelnen die Berechtigung und Verpflichtung
                                                                                    zeichnern der Magde-                                sie aber auch verschleiern. Deutlicher als der      zur öffentlichen Mitwirkung an der Bezeugung
                                    Das Erste Vatikanische Konzil (Vaticanum I),
                                    das von der römisch-katholischen Kirche         burger Erklärung zur                                Ausdruck „Dienst“ bezeichnet der Begriff „Amt“      des Evangeliums. Diese Amtsträgerinnen und
                                    als das 20. Ökumenische Konzil angesehen        gegenseitigen Anerkennung der Taufe.                Dienste, deren kontinuierliche und verlässliche     Amtsträger kommen aus der Gemeinde, treten
                                    wird, begann am 8. Dezember 1869. Es               Das Katholische Bistum der Alt-Katholiken in     Wahrnehmung für das Leben der Kirche wesent-        im Vollzug ihres Amtes vor die Gemeinde und
                                    verkündete im Sommer 1870 ein Lehrdo-           Deutschland zählt knapp 15.500 Mitglieder in        lich und unverzichtbar sind: die Verkündigung
                                    kument über den katholischen Glauben,                                                                                                                   handeln im Namen Christi. Sie sind nicht Spre-
                                    den päpstlichen Jurisdiktionsprimat und         fünf Dekanaten. Sitz des Bischofs ist Bonn. Zwölf   des Evangeliums, die Feier der Sakramente, die      cherinnen und Sprecher der Gemeinde und ih-
                                    erhob die Lehre von der Unfehlbarkeit des       Pfarrgemeinden gibt es in Nordrhein-Westfalen,      Leitung der Gemeinde und die Diakonie („Zeug-
                                                                                                                                                                                            rer Interessen, sondern „Botschafter an Christi
                                    Papstes „bei endgültigen Entscheidungen         zehn in Rheinland-Pfalz und eine im Saarland.       nis, Dienst, Gemeinschaft“). Die Gemeinde
                                    in Glaubens- und Sittenlehren“ definitiv                                                                                                                statt“ (2 Kor 5,20). Christeninnen und Christen
                                                                                                                                        braucht dafür Frauen und Männer im Pfarramt,
                                    zum Dogma. In der Sitzungspause kam es                                                                                                                  „im Amt“ haben zugleich den Auftrag, zum Zeug-
                                    nach der Kriegserklärung von Frankreich                                                             im Amt des Presbyteriums und die Diakonie (wei-
                                                                                                                                        tere Ämter wie z. B. Superintendentinnen/Super-     nis für Christus anzuleiten und zu ermutigen,
                                    an Preußen zum Deutsch-Französischen
                                    Krieg, worauf das Königreich Italien den Kir-                                                       intendenten, Synodale, Präses usw. können sich      die Zuvorkommenheit Christi zu bezeugen und
                                    chenstaat besetzte. Das Konzil wurde nicht                                                          aus diesen Ämtern ergeben).                         innerhalb der Gemeinde und in ökumenischer
                                    wieder aufgenommen und am 20. Oktober
                                                                                                                                           Obwohl aufgrund des allgemeinen und ge-          Weite für die Einheit der Kirche einzutreten, die
                                    1870 auf unbestimmte Zeit vertagt.
                                                                                    >> www.alt-katholisch.de                            genseitigen Priestertums alle Getauften gleiche     in Christus sowohl vor- als auch aufgegeben ist.

8      EKiR.thema                                                                                                                                                                                                                                  EKiR.thema   9
KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath
Apostolikum                                                                                                                                                                                                    Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen

                    Apostolikum                                                                                              Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)
                    Das Apostolische Glaubensbekenntnis (EG 853) ist     Verkündigung des Evangeliums an die Menschen
                    aus dem altrömischen Taufbekenntnis entstanden       vor Christus und drittens die Befreiung der Men-    Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen       als Gott und Heiland und trachten danach, ge-
                    – daher die Ichform – und hat seine Endfassung       schen aus dem Ort der Gottesferne bedeutet.         in Deutschland e.V. (ACK) wurde 1948 in Kassel     meinsam zu erfüllen, wozu sie berufen sind –
                    erst Anfang des 8. Jahrhunderts im südfranzö-           Der – im Vergleich zum Nizänum (EG 854)          gegründet. Sie ist der ökumenische Zusammen-       zur Ehre Gottes, des Vaters, des Sohnes und des
                    sisch-spanischen Raum erhalten. Es ist ursprüng-     ausgesprochen knapp und dürftig ausgefalle-         schluss der deutschen Kirchen und kirchlichen      Heiligen Geistes“. Hierzu will die ACK in Zeugnis
                    lich in lateinischer Sprache abgefasst. Es ist von   ne – dritte Artikel betont u. a. die Gemeinschaft   Gemeinschaften. Zunächst bestand die ACK aus       und Dienst durch gemeinsame Empfehlungen,
                    keinem Konzil, der maßgeblichen Versammlung          der Heiligen (lateinisch: communio sanctorum).      der Evangelischen Kirche in Deutschland, den       auch in gesellschaftlichen Fragen, beitragen.
                    der Christenheit, als Bekenntnis der Kirche bestä-   Dies meint die Abendmahlsgemeinschaft an            evangelischen Freikirchen und dem Katholi-         Beispiele dafür sind die jährliche „Ökumenische
                    tigt worden. Die aktuelle deutsche Übersetzung       den heiligen Gaben und die Gemeinschaft der         schen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland.    Friedensdekade“, in der die ACK und Friedens-
                    ist seit den 1970er-Jahren in Gebrauch.              Heiligen, also der Lebenden und der Toten. Diese    Im Jahre 1974 wurden die römisch-katholische       gruppen seit 1992 die christlichen Bemühungen
                        Das Apostolikum zeichnet sich durch einen        Formulierung ist auch zum Schlüsselbegriff der      Kirche und die Griechisch-Orthodoxe Metropo-       um Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung
                    ausführlichen zweiten, auf Jesus Christus be-        Kirchenlehre des Zweiten Vatikanischen Konzils      lie von Deutschland Mitglieder, seither folgten    der Schöpfung fortführen, das Arbeitsvorhaben
                    zogenen Teil („Artikel“) aus, der an Umfang die      (1963–1965) geworden.                               weitere Kirchen. Im Dezember 1991 schlossen        zur Überwindung von Fremdenfeindlichkeit, Ras-
                    ersten und dritten Artikel zusammengenommen             Anlass zu Missverständnissen im Sinne einer      sich die seit 1969/70 getrennten Arbeitsgemein-    sismus und Gewalt in Deutschland (Konziliarer
                    übertrifft. Er erwähnt die für Geburt und Tod Jesu   Drei-Götter-Lehre kann das unverbundene Ne-         schaften in der Bundesrepublik Deutschland und     Prozess) und der Ökumenische „Tag der Schöp-
                    entscheidenden Personen: seine jüdische Mutter       beneinander der drei Artikel – Gott, Jesus Chris-   Berlin (West) und der Deutschen Demokrati-         fung/die Schöpfungszeit“ Anfang September
                    Maria und den römischen Stadthalter Pontius          tus, Heiliger Geist – geben, doch hat dies nicht    schen Republik zusammen.                           (www.schoepfungstag.info).
                    Pilatus. Sowohl die Besinnung auf die jüdische       daran gehindert, dass das Apostolikum zum maß-         Der ACK gehören 17 Vollmitglieder an: Ar-          Es gibt in Deutschland 14 regionale Zusam-
                    Herkunft Jesu sowie die Hochachtung vor seiner       gebenden Glaubensbekenntnis in der Westkirche,      beitsgemeinschaft Anglikanisch-Episkopaler Ge-     menschlüsse der ACK und darüber hinaus eine
                    Mutter Maria als auch die Verantwortung des Rö-      vor allem in Westeuropa geworden ist. In sämtli-    meinden in Deutschland, Arbeitsgemeinschaft        Vielzahl von örtlichen ACK. Die Evangelische Kir-
                    mers Pontius Pilatus sind lange Zeit im Protestan-   chen orthodoxen Kirchen ist es dagegen völlig un-   Mennonitischer Gemeinden in Deutschland,           che im Rheinland ist Mitglied in der ACK in Nord-
                    tismus zu kurz gekommen. Nur in diesem zweiten       bekannt. Daher entspricht es nicht den Tatsachen,   Armenisch-Apostolische Orthodoxe Kirche in         rhein-Westfalen, der 30 Kirchen und kirchliche
                    Artikel ist – im Anschluss an 1 Pt 3,19 und 4,6 –    es „mit der ganzen Christenheit auf Erden“ zu       Deutschland, Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in        Gemeinschaften angehören sowie in der ACK-
                    von dem Hinabsteigen Christi „in das Reich des       bekennen. Dies ist ausschließlich beim Nizänum,     Deutschland, Bund Evangelisch-Freikirchlicher      Region Südwest, die das Saarland und den über-
                    Todes“ die Rede, das in der Alten Kirche erstens     dem einzigen ökumenischen Glaubensbekenntnis        Gemeinden in Deutschland (Baptisten), Die          wiegenden Teil von Rheinland-Pfalz umfasst. Für
                    den Triumpf über Hölle und Teufel, zweitens die      der Christenheit aus dem Jahr 381, der Fall.        Heilsarmee in Deutschland, Evangelisch-altrefor-   die ACK-NRW erscheinen die „Ökumenischen
                                                                                                                             mierte Kirche in Niedersachsen, Evangelisch-me-    Mitteilungen“.
                                                                                                                             thodistische Kirche, Evangelische Brüder-Unität/
                                                                                                                             Herrnhuter Brüdergemeine, Evangelische Kirche
                                                                                                                             in Deutschland, Katholisches Bistum der Alt-
                                                                                                                             Katholiken in Deutschland, Koptisch-Orthodoxe
                                                                                                                             Kirche in Deutschland, Mülheimer Verband Frei-
                                                                                                                             kirchlich-Evangelischer Gemeinden, Orthodoxe
                                                                                                                                                                                                                          >> www.oekumene-ack.de
                                                                                                                             Bischofskonferenz in Deutschland, Römisch-
                                                                                                                                                                                                                          >> www.ack-nrw.de
                                                                                                                             katholische Kirche, Selbständige Evangelisch-
                                                                                                                                                                                                                          >> www.ack-suedwest.de
                                                                                                                             Lutherische Kirche, Syrisch-Orthodoxe Kirche von
                                                                                                                             Antiochien in Deutschland.
                                                                                                                                Gastmitglieder sind das Apostelamt Jesu
                                                                                                                                                                                       Mitglieder Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland
                                                                                                                             Christi, Apostolische Gemeinschaft, Bund Freier
                                                                                                                             evangelischer Gemeinden in Deutschland, Bund
                                                                                                                             Freikirchlicher Pfingstgemeinden in Deutsch-              Arbeitsgemeinschaft                  Evangelische Brüder-Unität/
                                                                                                                                                                                       Anglikanisch-Episkopaler             Herrnhuter Brüdergemeine
                                                                                                                             land, Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten,          Gemeinden in Deutschland
                                                                                                                             Freikirchlicher Bund der Gemeinde Gottes. Den                                                  Evangelische Kirche in
                                                                                                                                                                                       Arbeitsgemeinschaft Mennoni­         Deutschland
                                                                                                                             Status als ständige Beobachter haben die Religi-          tischer Gemeinden in Deutsch-
                                                                                                                             öse Gesellschaft der Freunde (Quäker), Arbeits-           land                                 Katholisches Bistum der Alt-
                                                                                                                                                                                                                            Katholiken in Deutschland
                                                                                                                             gemeinschaft Ökumenischer Kreise e. V., der               Armenisch-Apostolische Ortho-
                                                                                                                             Christinnenrat, das Evangelische Missionswerk             doxe Kirche in Deutschland           Koptisch-Orthodoxe Kirche in
                                                                                                                                                                                                                            Deutschland
                                                                                                                             in Deutschland und die Evangelische Allianz.              Äthiopisch-Orthodoxe Kirche in
                                                                                                                                Die ACK tritt für den Abbau der Spannungen             Deutschland                          Mülheimer Verband Freikirch-
                                                                                                                                                                                                                            lich-Evangelischer Gemeinden
                                                                                                                             zwischen den Kirchen ein, für gegenseitiges Ver-          Bund Evangelisch-Freikirchlicher
                                                                                                                             stehen und für die Zusammenarbeit an gemein-              Gemeinden in Deutschland             Orthodoxe Bischofskonferenz
                                                                                                                                                                                       (Baptisten)                          in Deutschland
                                                                                                                             samen theologischen und gesamtkirchlichen
                                                                                                                             Aufgaben. Der Basisformel des Ökumenischen                Die Heilsarmee in Deutschland        Römisch-katholische Kirche
                                                                                                                             Rates der Kirchen entsprechend, wie sie 1961              Evangelisch-altreformierte           Selbständige Evangelisch-
                                                                                                                             auf der Vollversammlung von Neu-Delhi formu-              Kirche in Niedersachsen              Lutherische Kirche
                                                                                                                             liert worden ist, bekennen ihre Mitglieder „den           Evangelisch-methodistische           Syrisch-Orthodoxe Kirche von
                                                                                                                             Herrn Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift           Kirche                               Antiochien in Deutschland

10     EKiR.thema                                                                                                                                                                                                                                          EKiR.thema   11
KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath
Arbeitsrecht                                                                                                                                                                                                                          Auferstehung

 §
                            Arbeitsrecht                                         Arbeitsrechtliche Kommission                         Auferstehung
                            Für das Arbeitsrecht der privatrechtlich ange-       Die Arbeitsrechtliche Kommission regelt verbind-     Die biblische Botschaft ist in ihrem Kern eine Bot-   lungen das Vertrauen auf den Gott, der die Toten
                            stellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im         lich die Bedingungen, unter denen Arbeitsver-        schaft der Hoffnung. Alles wird anders, wenn der      auferweckt. Fundament hierfür sind die Erfah-
                            kirchlichen Dienst gelten grundsätzlich diesel-      hältnisse privatrechtlich beschäftigter Mitarbei-    Tod nicht mehr das Letzte ist. Dabei hat-                 rungen der Jüngerinnen und Jünger, dass
                            ben arbeitsrechtlichen Bestimmungen wie für          terinnen und Mitarbeiter im kirchlichen Dienst       ten die biblischen Autoren in erster                             Jesus Christus „wahrhaftig auferstan-
                            alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Ei-         begründet, ausgefüllt und beendet werden (Ar-        Linie nicht die Welt des Jen-                                        den“ (Lk 24,34) ist.
                            nige Besonderheiten ergeben sich aber aus der        beitsrechtsregelungsgesetz – ARRG; RS 810). Die      seits, sondern ihre konkrete,                                              Weil es keine Beweise für die
                            Kirchenautonomie des Artikels 140 des Grund-         Arbeitsrechtliche Kommission der Evangelischen       brüchige Alltagswelt im                                                   Auferstehung gibt, muss sich
Im kirchlichen Arbeits-
                            gesetzes in Verbindung mit den Artikeln 136 bis      Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche        Auge, wenn sie von der                                                      auch Paulus schon bald mit
recht ergeben sich einige
                            141 der Weimarer Reichsverfassung. Sie betref-       von Westfalen und der Lippischen Landeskir-          Überwindung der To-                                                          fundamentalen Zweifeln
Besonderheiten aus der
                            fen vor allem das Tarifvertragsrecht und das Be-     che besteht aus 18 Mitgliedern, davon neun auf       desmächte erzählten.                                                          an der Auferstehung Jesu
Kirchenautonomie des
                            triebsverfassungsrecht.                              Dienstgeberseite und neun auf der Mitarbeiter-       Die Endgültigkeit, mit                                                        auseinandersetzen. Paulus
Artikels 140 des Grund-
                               Da die Kirche sich als Dienstgemeinschaft ver-    seite. Die Mitglieder sind unabhängig und an         der z. B. die Psalmen                                                         betont jedoch: „Ist Chris-
gesetzes in Verbindung
                            steht, die ihrem Wesen nach Tarifauseinander-        Weisungen nicht gebunden. Die Beschlüsse der         dem Lob das letzte                                                            tus nicht auferstanden, so
mit den Artikeln 136
                            setzungen, vor allem einen Streik von kirchlichen    Kommission werden mit Veröffentlichung für           Wort geben, gründet in                                                       ist unsere Predigt vergeb-
bis 141 der Weimarer
                            Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ausschließt,      alle Anstellungsträger in Kirche und Diakonie        der Erfahrung, dass Got-                                                    lich, so ist auch euer Glaube
Reichsverfassung. Sie
                            hat sie einen sogenannten „Dritten Weg“ entwi-       verbindlich, ein Verzicht durch die Mitarbeite-      tes Gegenwart wirklicher                                                   vergeblich.“ (1 Kor 15,14).
betreffen vor allem das
                            ckelt, der die Funktion der Tarifvertragsparteien    rinnen und Mitarbeiter ist nicht zulässig. Die in    ist als die Angst. Aus dieser                                               An die Auferstehung glau-
Tarifvertragsrecht und
                            einer paritätisch von Dienstgebern und Dienst-       der Arbeitsrechtlichen Kommission vertretenen        Erfahrung heraus wächst die                                           ben bedeutet nicht, die Augen
das Betriebsverfassungs-
                            nehmern besetzten Arbeitsrechtlichen Kommis-         Kirchen und die Diakonie sowie die Mitarbei-         Fähigkeit, Angst in Hoffnung zu                                    vor dem Tod zu verschließen, son-
recht.
                            sion zuweist. Zur Konfliktlösung ist die verbind-    tendenverbände können gegen die Beschlüsse           verwandeln und Trauer in neues Le-                            dern ihm etwas entgegenzusetzen: der
                            liche Entscheidung einer Schiedskommission           Einwendungen erheben. In diesem Fall hat die         ben (vgl. Psalm 22).                                  Resignation und Ohnmacht das Vertrauen auf
                            vorgesehen, die ebenfalls paritätisch besetzt ist,   Arbeitsrechtliche Kommission erneut einen Be-            Das Neue im Neuen Testament sind die Zeug-        Gottes Nähe, dem Glauben an den Tod den Glau-
                            der aber außerdem ein übereinstimmend ge-            schluss zu fassen. Sind die genannten Stellen wei-   nisse der Begegnungen mit Jesu nach seinem            ben an das Leben. Daher ruft Paulus: „Tod, wo ist
                            wählter neutraler Vorsitzender angehört.             terhin nicht mit dem Beschluss einverstanden, so     Tod. So bestärken die Passions- und Ostererzäh-       dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor 15,55)
                               Die Bezeichnung „Dritter Weg“ ergibt sich da-     müssen sie die Schiedskommission anrufen, die
                            raus, dass es die dritte Möglichkeit der Regelung    dann endgültig und verbindlich entscheidet. Sie
                            der Arbeitsbedingungen ist neben der einseiti-       besteht aus einem oder einer Vorsitzenden mit
                            gen Festlegung durch die kirchlichen Gesetzge-       der Befähigung zum Richteramt und je fünf Bei-
                            ber (Synoden) und durch Tarifverträge. Das Ver-      sitzern der Dienstgeber- und der Mitarbeiterin-
                            fahren für diese Arbeitsrechtssetzung ist durch      nen- und Mitarbeiterseite.
                            ein Arbeitsrechtsregelungsgesetz geregelt.

                                               9 Mitglieder
                                                                                                             9 Mitglieder
                                           auf Dienstgeberseite
                                                                                                         auf Mitarbeiterseite

                                                                        Arbeitsrechtliche
                                                                          Kommission
                                   können Einwendungen
                                    gegen die Beschlüsse
                                          erheben
                                                                                                         Schiedskommission

                                                                    verbindliche Beschlüsse für
                                                                     alle Anstellungsträger in
                                                                        Kirche und Diakonie

 12      EKiR.thema                                                                                                                                                                                                                          EKiR.thema   13
KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath
Baptisten                                                                                                                                                                                                                Beichtgeheimnis

      B
                             Baptisten
                             Der „Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemein-         17. Jahr­hundert. Thomas Helwys gründete 1611
                             den“ (BEFG) ist eine evangelische Glaubensge-         die erste britische Baptistengemeinde. 1639
                             meinschaft. Ihren Namen „Baptisten“ (deutsch:         entstand in Rhode Island die erste US-amerika-
                             Täufer) erhielt diese Gemeinschaft, weil sie             nische Baptistengemeinde. Die erste deut-
                             die sogenannte Gläubigentaufe (Erwach-                    sche Baptistengemeinde wurde am 23. April
                             senentaufe) praktiziert. Sie geschieht durch              1834 von dem Kaufmann Johann Gerhard
                             Untertauchen in großen Taufbecken                                 Oncken in Hamburg gegründet. Tags                                           lutherisch
                             oder in freien Gewässern. Baptisten                               zuvor hatten sich Oncken und sechs      Beffchen
                             lehnen die Kindertaufe ab. Wer in                                 weitere Personen in der Elbe taufen
                             die Gemeinschaft aufgenommen                                      lassen. Von Hamburg aus breitete        Das Beffchen ist eine weiße, zu
                             werden möchte, muss sich zunächst selbst                  sich der Baptismus in Deutschland und an-       zwei Streifen gebundene Hals-
                             für den Glauben an Jesus Christus ent-                    deren Ländern Europas aus. Heute gehören        binde und mit dem Talar Teil der
                             scheiden und sich dann taufen lassen. Eine                nach eigenen Angaben rund 800 Baptis-           Amtstracht der Pfarrerinnen und
                                                                                                                                                                                        Art. 52 der Kirchenordnung und § 30 des Pfarrdienstgeset-
                             wiederholte Taufe wird als Bedingung zum                  tengemeinden mit 82.000 Mitgliedern zum         Pfarrer. Seine Form weist auf lu-
                                                                                                                                                                                        zes unterscheiden zwischen der seelsorgerlichen Schweige-
                             Eintritt in eine baptistische Gemeinde von                BEFG.                                           therische (ganz offen), unierte     reformiert   pflicht und dem Beichtgeheimnis.
                             den meisten Mitgliedern der BEFG heute                                                                    (halb offen) oder reformierte
                             nicht mehr verlangt. Baptisten treten für Religi-     >> baptisten.de                                     (ganz geschlossen) Tradition hin.
                             ons- und Gewissensfreiheit ein und befürworten                                                            Pfarrerinnen ist es freigestellt,
                             die Trennung von Kirche und Staat. Die evange-                                                            statt des Beffchens einen weißen
                                                                                                                                       Kragen zu tragen.
                             lische Freikirche finanziert sich aus freiwilligen                                                                                                         Beichtgeheimnis
                             Beiträgen ihrer Mitglieder. Sie ist Mitglied in der
                             Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK).                                                                                                            Art. 52 der Kirchenordnung und Paragraf 30 des
                             Entstanden ist die Glaubensgemeinschaft im                                                                                                    uniert       Pfarrdienstgesetzes unterscheiden zwischen
                                                                                                                                                                                        der seelsorgerlichen Schweigepflicht und dem
                                                                                                                                                                                        Beichtgeheimnis. Schweigepflicht bedeutet, dass
                                                                                                                                                                                        Seelsorgerinnen und Seelsorger das, was ihnen in
                                                                                                                                                                                        ihrer Funktion anvertraut worden ist, einer ande-
                             Barmer Theologische Erklärung                                                                                                                              ren Person nicht offenbaren dürfen, es sein denn,
                                                                                                                                                                                        die Gesprächspartnerin oder der Gesprächspart-
                             Die „Theologische Erklärung der Bekenntnissy-         theologischem Stil gehaltene Dokument ist vor                                                        ner haben sie dazu befugt.
                             node von Barmen“ gilt als zentrales Dokument          allem ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus als                                                       Das Beichtgeheimnis dagegen darf keinesfalls
                             des Kirchenkampfs in der NS-Zeit. Darin grenzten      dem einen Herrn der Kirche.                                                                          gebrochen werden, es stellt die besondere Situa-
                             sich evangelische Christen von der Weltanschau-          Heute gehört der Text zu den wegweisenden                                                         tion der Beichte, in der ein Mensch seine Sünde
                             ung der Nationalsozialisten und der von der           und einflussreichen Glaubenszeugnissen der                                                           bekennt und ihre Vergebung zugesprochen be-
                             NSDAP unterstützten sogenannten Deutschen             Kirche im 20. Jahrhundert. In der Evangelischen                                                      kommt, unter einen besonderen Schutz. Deshalb
                             Christen ab. Die hatten bei Kirchenwahlen im Juli     Kirche im Rheinland gilt sie als Bekenntnis. Im                                                      können sogar Beichtende selbst Geistliche nicht
                             1933 in den meisten Landeskirchen eine abso-          Evangelischen Gesangbuch ist die „Theologische                                                       von ihrer Schweigepflicht entbinden.
                             lute Mehrheit erzielt und in der Folge national-      Erklärung der Bekenntnissynode von Barmen“                                                                Der staatliche Gesetzgeber macht keinen
                             sozialistische Grundsätze wie Führerprinzip und       unter den Bekenntnissen und Lehrzeugnissen                                                           Unter­schied zwischen Seelsorge- und Beichtge-
                             den Arierparagraphen in der evangelischen Kir-        der Kirche abgedruckt (Nummer 858).                                                                  heimnis. Vielmehr regelt die Strafprozessord-
                             che durchgesetzt. Am 31. Mai 1934 einigten sich                                                                                                            nung, dass Seelsorgerinnen und Seelsorger in
                             auf der ersten Bekenntnissynode in der Gemar-                                                                                                              einem Strafprozess die Aussage über Inhalte ver-
                             ker Kirche in Wuppertal-Barmen 139 Vertreter                                                                                                               weigern dürfen, die ihnen als „Geistliche“ offen-
                             lutherischer, reformierter und unierter Kirchen                                                                                                            bart wurden. Außerdem dürfen seelsorgerliche
                             in der Barmer Theologischen Erklärung auf be-                                                                                                              Gespräche mit Geistlichen nicht abgehört wer-
                             kenntnishafte Formulierungen ihres Glaubens –                                                                                                              den. Geistliche im Sinne der Strafprozessordnung
                             das erste Mal seit dem 16. Jahrhundert. Das in                                                                                                             und des Strafgesetzbuchs sind Personen, die zum
                                                                                                                                                                                        Dienst an Wort und Sakrament bestellt worden
                                                                                                                                                                                        sind (Ordination). In der Evangelischen Kirche im
                                                                                                                                                                                        Rheinland sind dies die Pfarrerinnen und Pfarrer,
                                                                                                                                                                                        Prädikantinnen und Prädikanten sowie Gemein­
      Siegel der Evangelischen
                                                                                                                                                                                        demissionarinnen und Gemeindemissionare.
      Bekenntnissynode im
      Rheinland,
      19. Februar 1934

                                                                                   Teilnehmer der Bekenntnissynode Barmen 1934

14      EKiR.thema                                                                                                                                                                                                                EKiR.thema        15
KIRCHE kompakt - EVANGELISCHE KIRCHE IM RHEINLAND VON A BIS Z - Evangelische Kirchengemeinde Randerath
Bekenntnisschriften                                                                                                                                                                                                                                        Bibel

                         Bekenntnisschriften                                        Lutherische Kirchen gehen auf das
                                                                                    reformatorische Wirken Martin Luthers und
                                                                                                                                              Bestattung
                                                                                    Philipp Melanchthons zurück.
                         Bekenntnisschriften fassen grundlegende Glau-                                                                        Die kirchliche Bestattung ist nach der Kirchenordnung „ein Gottesdienst,
                         bensüberzeugungen zusammen. Sie beschreiben                                                                          bei dem die Kirche ihre Toten zur letzten Ruhe geleitet und den gekreuzigten
                         die Inhalte des Glaubens, die für eine Kirche ver-                                                                   und auferstandenen Herrn Jesus Christus verkündigt“. Die Gemeinschaft
                         bindlich sind. Bekenntnisse formen Identität und                                                                     mit Jesus Christus wird durch den Tod nicht aufgehoben. Diese Gewissheit
                         wirken gemeinschaftsstiftend. Damit geht ein-                                                                        hat Christinnen und Christen zu allen Zeiten Trost und Zuversicht gegeben.
                         her, dass sie gegenüber anderen religiösen Über-                                                                         Die kirchliche Bestattung setzt voraus, dass die Verstorbenen der evange-
                         zeugungen auch einen abgrenzenden Charakter                                                                          lischen Kirche angehört haben. Waren die Verstorbenen noch nicht getauft
                         haben. Viele Bekenntnisschriften sind daher in                                                                       oder nicht Mitglied der evangelischen Kirche, kann auf Bitten der evangeli-
                         einem Konflikt verfasst worden. So entstehen               Martin Luther            Philipp Melanchthon
                                                                                                                                              schen Angehörigen ausnahmsweise eine kirchliche Bestattung stattfinden,
                         die meisten dieser Schriften in der Reformati-             (1483–1546)              (1497–1560)                      wenn die Verstorbenen sie nicht ausdrücklich abgelehnt haben.
                         onszeit. Die neuen Glaubenserkenntnisse der                                                                              In der Evangelischen Kirche im Rheinland gibt es keine Festlegung auf
                         Reformation werden in ihnen systematisiert und             Reformierte Kirchen gehen auf das Wirken                  eine bestimmte Form der Bestattung. Neben der traditionellen Erdbestat-
                         festgehalten. Das Augsburger Bekenntnis (Aus-              der schweizer Reformatoren Huldrych Zwingli               tung steht die Kirche den Angehörigen auch bei Feuerbestattung, Urnen-
                         zug EG 857) dient beispielsweise 1530 auf dem              und Johannes Calvin zurück.                               beisetzung bzw. Bestattung auf einem naturnahen Friedhof zur Seite.
                         Augsburger Reichstag den evangelischen Fürsten
                         und Städten als Bekenntnistext und ist bis heu-
                         te eine theologische Grundlage für evangelische
                         Kirchen.                                                                                                             Bibel
                            Die Bekenntnisschriften haben in den evan-
                         gelischen Kirchen einen unterschiedlichen Stel-                                                                      Die Bibel ist eine Sammlung von 39 Büchern des des Propheten Elia geht zu Ende. Er ist unterwegs
                         lenwert. Für Kirchen mit lutherischer Tradition                                                                      Alten und 27 Büchern des Neuen Testaments. mit seinem Schüler Elisa. Sie kommen an den
                         findet die Bekenntnisbildung mit dem Konkordi-                                                                       Das Wort „Bibel“ leitet sich vom griechischen Jordan. Elia schlägt mit seinem Mantel auf das
                         enbuch von 1580 einen verbindlichen Abschluss.             Johannes Calvin          Huldrych Zwingli                 „biblos“ (Buch) ab. Die Bibel vereinigt unter- Wasser und sie kommen trockenen Fußes durch
                                                                                    (1509–1564)              (1484–1531)
Erstausgabe der          Hierin sind Bekenntnistexte wie Martin Luthers                                                                       schiedliche Texte aus einem Zeitraum von mehr den Fluss. Dann kommt der Himmelswagen,
Augsburger Konfession    Kleiner Katechismus (EG 855) und Großer Kate-                                                                        als 1000 Jahren: von                                                        der Elia entführt.
mit Vorstücken und
                         chismus neben weiteren Texten der Reformation                                                                        erzählenden, prophe-                                                        Seinem Schüler hat
                                                                                                                                                                         biblos = Buch
Anhang in lateinischer
Sprache, Wittenberg      aufgenommen. Kirchen mit reformierter Traditi-       Bekenntnisstand                                                 tischen, poetischen                                                         er seinen Mantel zu-
1531                     on kennen Bekenntnistexte wie den Heidelber-                                                                         (Psalmen) und weis-                                                         rückgelassen. Dieser
                         ger Katechismus (EG 856). Der Gedanke einer          Die Gemeinden der Evangelischen Kirche im                       heitlichen Texten bis         Mit dem Wort Bibel wird die Sammlung der      geht zurück, kommt
                         abschließenden Bekenntnisbildung ist ihnen al-       Rheinland haben verschiedene Bekenntnis­                        hin zu Briefen. Zwi-        39 Bücher des Alten und 27 Bücher des Neuen     wieder an den Jor-
                                                                                                                                                                                                                                                 Titelblatt der Zürcher
                         lerdings fremd: Eine in einer bestimmten Situati-    stände. Die Kirchenordnung unterscheidet in                     schen dem Ende des                      Testaments bezeichnet.              dan, schlägt mit dem   Bibel von 1531
                         on und Zeit formulierte Bekenntnisaussage kann       Grundartikel II fünf Bekenntnisstände: lutherisch,              1. und des 4. Jahrhun-                                                      Mantel auf das Was-
                         im Licht neuer Erkenntnis aus dem Wort Gottes        reformiert, uniert-reformiert, uniert-lutherisch                derts n. Chr. sind sie                                                      ser und geht durch
                         neu formuliert und auch überboten werden. Es         und konsensuniert. Sie kommen vor allem im                      schließlich in verschiedenen Sammlungen für den Fluss. Er hat die Kraft und den Mantel des
                         gibt daher eine größere Zahl regionaler Bekennt-     Gebrauch verschiedener Katechismen und unter-                   Juden und für Christen jeweils zum Kanon ge- großen Meisters. Bei seiner zukünftigen Le-
                         nistexte bis zur Gegenwart. Die Barmer Theolo-       schiedlicher Gottesdiensttraditionen zum Aus-                   worden. Die Bibel ist kein Buch, das uns unmit- bensarbeit ist er nicht mehr nur auf seine eige-
                         gische Erklärung von 1934 (EG 858) wurde auf         druck.                                                          telbar Gottes Wort mitteilt. Sie spiegelt vielmehr ne Kraft und seinen eigenen Mut angewiesen.
                         diesem Hintergrund als verbindliche Bezeugung           Zum Dienst am Wort in einer Kirchenge-                       das Gottesgespräch der Mütter und Väter im Die Bibel ist der Lebensmantel, den Gott für die
                         des Evangeliums, nicht aber als Bekenntnis in        meinde kann nur berufen werden, wer ihren                       Glauben wider. Sie gibt Wegweisung und Ermu- Menschen genäht hat und den die Vorfahren im
                         den Grundartikel der Kirchenordnung der Evan-        Bekenntnisstand anerkennt. Wahrung des Be-                      tigung durch das Gottesgespräch der Vorfahren. Glauben den nachfolgenden Generationen ge-
                         gelischen Kirche im Rheinland aufgenommen.           kenntnisstands gehört zu den Aufsichtsfunkti-                      Folgende Geschichte im zweiten Buch der Kö- schenkt haben.
                                                                              onen des Presbyteriums. Hat sich allerdings der                 nige erläutert, was die Bibel bedeutet: Das Leben
                                                                              Bekenntnisstand einer Kirchengemeinde fak-
                                                                              tisch zugunsten eines anderen verändert, kann
                                                                              das Leitungsgremium dies nach Anhören der Ge-                                                                                                                      Revidierte Lutherbibel
                                                                                                                                                                                                                                                 von 2017
                                                                              meindeglieder feststellen. Stimmt die Kirchen-
                                                                              leitung dieser Feststellung zu, ist der geänderte
                                                                              Bekenntnisstand kirchenrechtlich anerkannt. Die
                                                                              Änderung des Bekenntnisstands einer Kirchen-
                                                                              gemeinde lässt allerdings das persönliche Be-
                                                                              kenntnis der einzelnen Gemeindeglieder sowie
                                                                              ihre Rechte und Pflichten unberührt.

                                                                              Auf dem Reichstag zu Augsburg verliest Christian Beyer am
                                                                              25. Juni 1530 vor Kaiser Karl V. die „Confessio Augustana“.
                                                                              Sie ist ein grundlegendes Bekenntnis der lutherischen Reichs-
                                                                              stände zu ihrem Glauben.

 16    EKiR.thema                                                                                                                                                                                                                                  EKiR.thema         17
Charismatische Bewegungen                                                                                                                                                                                                                            Diakonie

      C
                       Charismatische Bewegungen
                       Anfang des 20. Jahrhunderts führte die Pfingstbewegung zur Bil-
                       dung schnell wachsender Pfingstkirchen. Seit den sechziger Jah-
                       ren des 20. Jahrhunderts wirkte dann eine neu-pfingstlerische
                       Bewegung weltweit in die herkömmlichen Kirchen aller Konfes-
                       sionen als charismatischer Aufbruch – charismatisch, weil spon-
                       taner geistlicher Eingebung Raum gegeben wird. Die charisma-
                       tische Bewegung umfasst sowohl ökumenefreundliche Gruppen
                       als auch Gemeinden und Kirchen, die die ökumenische Zusam-
                       menarbeit mit anderen Konfessionen ablehnen.
                          In der Evangelischen Kirche in Deutschland bildeten sich in
                       Ost und West Arbeitskreise für geistliche Gemeindeerneuerung,
                       die seit 1991 vereint sind. Diese Erneuerungsbewegung hat auch
                       viele Kirchen und Gemeinden bereichert, zum Beispiel durch die
                       Betonung der Anbetung beim Beten und Singen, Glaubenskurse
                       als Einführung in die christliche Grunderfahrung oder auch die
                       Wiederentdeckung heilender Seelsorge und der Wirkung von
                       Segnungen.
                          Neue Impulse bringen auch Christinnen und Christen aus al-
                                                                                                 Pfingstler-Gottesdienst in Mugina. Im
                       len Teilen der Welt mit, die in Deutschland leben und sich in Ge-         Zentrum pfingstlerischer Frömmigkeit
                       meinden anderer Sprache und Herkunft versammeln – manche                  steht die Erfahrung mit dem Heiligen
                       davon mit einem charismatisch-pfingstlerischen Hintergrund.               Geist. In den Gottesdiensten wird
                       Viele sind in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Inter-           emotional gepredigt und gebetet,
                                                                                                 ausgelassen gesungen und getanzt.
                       nationalen Kirchenkonvent (Rheinland Westfalen) IKK miteinan-             Die Pfingstbewegung ist die am
                       der und mit den Landeskirchen verbunden. Diese ökumenische                stärksten wachsende Kirche in Afrika.
                       und kulturelle Vielfalt bietet Chancen für die interkulturelle Ge-
                       meindearbeit und bereichert die kirchliche Landschaft.

                                                                                                                                                                          Diakonie
                                                           Christen und Juden                                                                                             Diakonie ist neben der Verkündigung, der Feier der Sakramente und der Gemeinde-
                                                                                                                                                                          leitung eine Wesensäußerung der Kirche. Sie ist kirchliche Sozialarbeit aus der Über-
                                                           Die Erneuerung des Verhältnisses zum Judentum und die Förde-
                                                                                                                                                                          zeugung heraus, dass der Glaube nicht nur in Predigt und Gottesdienst, sondern auch
                                                           rung des christlich-jüdischen Gesprächs gehören zu den grund-
                                                                                                                                                                          in tätiger Hilfe sichtbar werden soll. Der Begriff „Diakonie“ stammt aus dem Griechi-
                                                           legenden Aufgaben der Evangelischen Kirche im Rheinland. In
                                                                                                                                                                          schen und wird mit „Dienst“ übersetzt. Diakonie ist vor allem Dienst an jenen, die
                                                           der Kirchenordnung heißt es: Die rheinische Kirche „bezeugt die
                                                                                                                                                                          der Hilfe bedürfen – ohne Ansehen von Rasse, Religion oder politischer Überzeugung.
                                                           Treue Gottes, der an der Erwählung seines Volkes Israel festhält“,
                                                                                                                                                                          Der christliche Glaube wird in der Diakonie zu einer Tat der Liebe. In den Menschen,
                                                           und sie „fördert das christlich-jüdische Gespräch“. Ihrer Verant-
                                                                                                                                                                          die innerhalb und außerhalb der Gemeinde Hilfe bedürfen, begegnet Diakonie dem
                                                           wortung für die Gestaltung des christlich-jüdischen Verhältnisses
                                                                                                                                                                          Leiden an und in der Gesellschaft.
                                                           kommt die rheinische Kirche in ihrer theologischen Reflexion, ih-
                                                                                                                                                                             Die Gründung der kirchlichen diakonischen Werke geht zurück auf eine Rede des
                                                           rer gottesdienstlichen Praxis, ihrer kirchlichen Erziehung und Bil-
                                                                                                                                                                          Theologen Johann Hinrich Wichern auf dem Kirchentag in Wittenberg 1848, in der er
                                                           dung sowie in ihrem gesellschaftspolitischen Engagement nach.
                                                                                                                                                                          die „rettende Liebe“ als höchste der kirchlichen Taten pries und zu einer inneren Mis-
                                                              Fast 2000 Jahre lang definiert sich Kirche gegenüber dem Ju-
                                                                                                                                                                          sion in Deutschland aufrief. Seine Rede führte zu einem Zusammenschluss bereits
                                                           dentum als vermeintliche Negativfolie. Erst langsam kommt es
                                                                                                                                                                          bestehender Einrichtungen unter dem Dach des Centralausschusses für Innere Mis-
                                                           nach 1945 zu ersten Ansätzen der Erneuerung des Verhältnisses
                                                                                                                                                                          son. Die ältesten diakonisch-missionarischen Dienste und Einrichtungen im Rhein-
                                                           zu Jüdinnen und Juden sowie zur wachsenden Einsicht in christ-
                       Chanukka-Leuchter                                                                                                 Johann Hinrich Wichern,          land entstanden im 19. Jahrhundert.
                                                           liche Mitverantwortung und Schuld auch am Holocaust. 1980                     * 21. April 1808 in Hamburg,
                                                           bekennt sich die Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland                 † 7. April 1881 (ebenda),
                                                           zum niemals gekündigten Bund Gottes mit seinem Volk Israel.                   war ein deutscher Theologe,
                                                           In Konsequenz ändert sie im Jahr 1996 den Grundartikel ihrer                  Sozialpädagoge, Gründer
                                                                                                                                         der Inneren Mission der                                                          Bildausschnitt: Die sieben Werke der
                                                           Kirchenordnung.                                                               Evangelischen Kirche, des                                                        Barmherzigkeit. Niederländischer Maler im Umkreis
                                                                                                                                         Rauhen Hauses in Hamburg                                                         von Pieter Brueghel d. J. (1564–1637).
                                                                                                                                         und Gefängnisreformer. Er
                                                           Symposium anlässlich 25 Jahre Synodalbeschluss Christen
                                                                                                                                         gilt als einer der Gründer der
                                                           und Juden, es spricht Rabbi Jonathan Magonet, rechts im
                                                                                                                                         deutschen Rettungshausbe-
                                                           Bild: Prof. em. Dr. Bertold Klappert
                                                                                                                                         wegung.

18      EKiR.thema                                                                                                                                                                                                                                   EKiR.thema      19
Diaspora                                                                                                                                                                                                                                                EKD

     D
                        Diaspora                                                  Die verschiedenen Formen der Diaspora
                                                                                                                                   Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
                        Diaspora (griechisch: Zerstreuung oder Aussaat)                                                            In der Evangelischen Kirche in Deutschland                 Jahre. Sie wird von einem Präsidium geleitet und
                        ist die Bezeichnung für eine Minderheit in einer          Von „religiöser Diaspora“ spricht man, wenn      (EKD) hat die Gemeinschaft von derzeit 20 lu-              besteht aus 100 durch die Synoden der Landes-
                        andersartigen Umgebung. Häufig wird der Begriff           z. B. eine christliche Minderheit in einem       therischen, reformierten und unierten Landes-              kirchen gewählten und weiteren 20 vom Rat der
                        kirchlich und religiös gebraucht. Ursprünglich            islamischen oder buddhistischen Land lebt.       kirchen ihre institutionelle Gestalt gefunden.             EKD berufenen Mitgliedern. Die Synode wählt
                        bezog er sich auf Juden, die außerhalb Palästinas         Von „konfessioneller Diaspora“ spricht man,      Aufgabe der EKD ist es, sich um die Festigung              gemeinsam mit der Kirchenkonferenz auf sechs
                        lebten (Jüdische Diaspora). Unter evangelischer           wenn eine christliche Glaubensrichtung in der    und Vertiefung der Gemeinschaft zwischen                   Jahre den Rat, der aus 15 Mitgliedern besteht. Der
                        Diaspora versteht man protestantische Minder-             Minderheit gegenüber einer vorherrschenden       den Gliedkirchen zu bemühen, diesen bei der                Rat soll insbesondere für die Zusammenarbeit der
                        heitskirchen. Zu diesen, meist aus der Reformati-         (oft staatstragenden) anderen christlichen       Erfüllung ihres Dienstes zu helfen und den                 kirchlichen Werke und Verbände sorgen, die evan-
                        onszeit stammenden Kirchen pflegt das Gustav-             Glaubensrichtung lebt.                           Austausch der Mittel und Kräfte zu fördern.                gelische Christenheit in der Öffentlichkeit vertre-
                        Adolf-Werk (siehe Seite 25) als das Diasporawerk                                                           Sie soll dahin wirken, dass in den wesentlichen            ten und sich zu Fragen des religiösen und gesell-
                        der Evangelischen Kirche im Rheinland Kontakt.            Von „doppelter Diaspora“ spricht man z. B.       Fragen kirchlichen Lebens und                                                schaftlichen Lebens äußern.
                        Der Evangelische Bund mit seinem Konfessions-             in den stark säkularisierten Ländern Europas.    Handelns nach übereinstim-                                                      Die Kirchenkonferenz der
                        kundlichen Institut arbeitet die Beziehungen              Wenn dann z. B. evangelische Christen nur        menden Grundsätzen verfah-                                                   EKD wird von den Leitungen
                        zwischen Minderheits- und Mehrheitskirchen                ein Prozent der Bevölkerung ausmachen            ren wird. Die EKD fördert und                                                der Gliedkirchen gebildet. Sie
 Erinnerungstafel an
 die Gründung des       theologisch auf. Das Wort „Diaspora“ wird heute           gegenüber 30 Prozent Katholiken, sind sie eine   unterstützt Aktivitäten, die für                                             hat die Aufgabe, die Arbeit der
 Evangelischen Bundes   auch häufig für die Situation der Christen in einer       Minderheit in der Minderheit.                    den ganzen Protestantismus                                                   EKD und der Gliedkirchen zu be-
 am Haus
                        nichtchristlichen Welt verwandt.                          Von „innerdeutscher Diaspora“ spricht man,       bedeutsam sind, vertritt die                                                 raten, sie kann Rat und Synode
 Predigerstraße 10
 in Erfurt                                                                        wenn eine christliche Konfession innerhalb       Landeskirchen in allen öffent-                                               Vorlagen zuleiten, Anregungen
                                                                                  Deutschlands in der Minderheit ist.              lichen und rechtlichen Fragen gegenüber der                geben und wirkt bei der Gesetzgebung mit. Die
                                                                                                                                   Bundesregierung und ihren Organen sowie der                Geschäfte von Rat, Synode und Kirchenkonferenz
                                                                                                                                   Europäischen Union und artikuliert in wichti-              führt das Kirchenamt der EKD in Hannover.
                                                                              >> gustav-adolf-werk.de                              gen gesellschaftspolitischen Fragen evangeli-                  Im Bereich der EKD bestehen als gliedkirchli-
                                                                              >> evangelischer-bund.de                             sche Standpunkte.                                          che Zusammenschlüsse die Vereinigte Evange-
                                                                                                                                      Organe der EKD sind Synode, Rat und Kir-                lisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD),
                                                                                                                                   chenkonferenz. Die Synode tagt in der Regel                die Union Evangelischer Kirchen (UEK) sowie der
                                                                                                                                   einmal jährlich, ihre Amtsperiode beträgt sechs            Reformierte Bund.

                        Dienstgemeinschaft                                    Dimissoriale
                                                                                                                                                                                 RATSVORSITZENDER
                        Alle Christinnen und Christen haben den Auf-          Das Dimissoriale (vom lateinischen „dimissio“:
                        trag, Zeugnis von ihrem Glauben abzulegen und         Entlassung) ist eine pfarramtliche Abmeldebe-
                        die frohe Botschaft von der befreienden Gnade         scheinigung für eine Amtshandlung, die ein Ge-
                                                                                                                                          SYNODE                               RAT                                    KIRCHEN-
                        Gottes weiterzusagen. Dieses Grundverständnis         meindemitglied bei einer Pfarrerin oder einem

      E
                        bestimmt auch den Dienst der beruflich und eh-                                                                     wird von einem                      besteht aus                          KONFERENZ
                                                                              Pfarrer einer anderen Kirchengemeinde in An-
                                                                                                                                            Präsidium geleitet                   15 Mitgliedern
                        renamtlich Mitarbeitenden in der Kirche. Sie ste-     spruch nehmen möchte, etwa bei einer Trauung.                                                                                          wird von der Leitung der
                        hen in einer Dienstgemeinschaft, die durch den                                                                                                          Aufgaben:                            Gliedkirchen gebildet
                                                                              Das Dimissoriale bestätigt, dass gegen die Vor-              besteht aus 100 durch
                                                                                                                                            die Synoden der Landes­
                        Auftrag, das Evangelium in Wort und Tat zu be-        nahme der Amtshandlung durch andere keine                                                          - sorgt für die                     Aufgaben:
                                                                                                                                            kirchen gewählten                      Zusammenarbeit der
                        zeugen, charakterisiert ist. Dieser Grundsatz der     Bedenken bestehen.                                            Mitgliedern und weiteren                                                   - berät die Arbeit der EKD
                                                                                                                                                                                   kirchlichen Werke und
                        Dienstgemeinschaft ist maßgeblich von der vier-                                                                     20 vom Rat der EKD                     Verbände                              und der Gliedkirchen
                        ten These der Barmer Theologischen Erklärung                                                                        berufenen Mitgliedern
                                                                                                                                                                                 - vertritt die evange­                - kann dem Rat und der
                        geprägt: „Die verschiedenen Ämter in der Kirche                       ICHE                                                                                                                       Synode Vorlagen
                                                                                  PFARRAMTL                                                tagt in der Regel                      lische Christenheit in
                        begründen keine Herrschaft der einen über die                     C H EI NIGUNG                                     einmal jährlich                        der Öffentlichkeit                    zuleiten
                                                                               ABMELDEBES
                        anderen, sondern die Ausübung des der ganzen                                                                       Eine Amtsperiode dauert              - äußert sich zu Fragen               - gibt Anregungen
                        Gemeinde anvertrauten und befohlenen Diens-                                                                         sechs Jahre.                           des religiösen und                  - wirkt bei der Gesetzge-
                                                                                                                                                                                   gesellschaftlichen
                        tes.“ Die gemeinsame Verantwortung für den                                                                                                                                                       bung mit
                                                                                                                                                                                   Lebens
                        Dienst der Kirche und ihrer Diakonie verbindet        Einmütigkeit
                        Anstellungsträger, Mitarbeiterinnen und Mitar-
                        beiter zu einer Dienstgemeinschaft, die sich auch     Einmütigkeit ist die Grundlage kirchlicher Ab-
                                                                                                                                                                            wählen gemeinsam auf sechs Jahre
                                             auf das kirchliche Arbeits-      stimmungsverfahren. Sie entsteht in einem
                                              recht auswirkt, etwa in der     sogfältigen Entscheidungsprozess, um ein ge-
                                                Arbeitsrechtssetzung des      meinsam verantwortetes Ergebnis zu erreichen.                                                       KIRCHENAMT
                                                Dritten Weges.                Einmütigkeit ist nicht mit Einstimmigkeit zu ver-                                          AMT DER UEK UND AMT DER VELKD
                                                                              wechseln. Gibt es Gegenstimmen, so erweist sich                                    führt die Geschäfte von Rat, Synode und Kirchenkonferenz
                                                                              Einmütigkeit darin, dass der Beschluss dennoch
                                                                              von allen mitgetragen wird. Wird keine Einmü-
                                                                              tigkeit erzielt, ist das Leitungsgremium zu einer               20 LUTHERISCHE, REFORMIERTE UND UNIERTE LANDESKIRCHEN
                                                                              erneuten Beratungsrunde aufgerufen.

20      EKiR.thema                                                                                                                                                                                                                                  EKiR.thema     21
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