JULI bis 25. AUGUST 2019 - Musik und Theater Saar GmbH

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JULI bis 25. AUGUST 2019 - Musik und Theater Saar GmbH
7. JULI bis 25. AUGUST 2019

PROGRAMM
JULI bis 25. AUGUST 2019 - Musik und Theater Saar GmbH
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2019                         7. JULI bis
                                                                                                                                                                                                                                                                          25. AUGUST 2019

Inhalt                                                                                                                                                                                                                                         Kammermusikfest Franziska Hölscher & Freunde
                                                                                                                                                                                                                                               Hölscher / Kloeckner / Kosuge / Ammon .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 34
Vorworte . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 6                        Katja Riemann liest Der Karneval der Tiere .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 38
                                                                                                                                                                                                                                               Grenzgänger II: Trautmann / Runge & Ammon . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 42
Rivinius Klavierquartett                                                                     .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   10
                                                                                                                                                                                                                                               Hölscher / Mönkemeyer / Runge / Trautmann / Youn . .  .  .  . 46
Grenzgänger I: Spark | Die klassische Band .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 14
                                                                                                                                                                                                                                               Landpartie und Konzert im Weinberg II
Bernd Glemser                                            .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   18     Preisträger und Stipendiaten der ­
                                                                                                                                                                                                                                               Deutschen Stiftung Musikleben .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 50
Simon Höfele / Kärt Ruubel . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 22
                                                                                                                                                                                                                                               Andrè Schuen / Daniel Heide . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 54
Landpartie und Konzert im Weinberg I
Arcis Saxophon Quartett . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 26
                                                                                                                                                                                                                                               Quatuor Hermès . .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 58
Krzyżowa-Music zu Gast bei
den ­Kammermusiktagen Mettlach .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 30                                                                                                               Preisinformationen & Ermäßigungen                                                                                  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .   62

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         5
JULI bis 25. AUGUST 2019 - Musik und Theater Saar GmbH
Vorworte

           Liebe Freunde der Kammermusik,
           liebes Publikum,

           sehr herzlich begrüße ich Sie zu den Kammermusiktagen
           Mettlach 2019, der 34. Ausgabe dieses traditionsreichen
           ­Festivals und meiner ersten als Künstlerische Leiterin.

           Bereits bei meinem ersten Auftritt in Mettlach vor ­einigen
           Jahren habe ich die stimmungsvolle Atmosphäre, den
           ­Austausch und die Begeisterung des Publikums und nicht
            zuletzt die unvergleichliche Lage dieser kleinen Stadt im
            Dreiländereck als einmalig erlebt.

           Es ist mir eine große Freude und Ehre, den Staffelstab
           von Festivalgründer Joachim Arnold zu übernehmen und
           die Kammermusiktage in den kommenden Jahren künst-
           lerisch zu gestalten. In diesem Festspielsommer trifft die in
           ­Mettlach bewährte Tradition auf innovative Konzertformate
            und „­unerhörte“ Aufführungsorte: Neben der Alten Abtei
            ­Mettlach bespielen wir auch den ­spektakulären ­Zeltpalast
             in Merzig und gehen auf Landpartie in die ­benachbarten
             Winzerdörfer.

           Wir begrüßen viele geschätzte Freunde und prominente
           ­Kollegen: Große Persönlichkeiten wie die Schau­spielerin
            ­Katja Riemann, den Bratschisten Nils Mönkemeyer, den

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JULI bis 25. AUGUST 2019 - Musik und Theater Saar GmbH
­ ianisten William Youn und den Bariton Andrè Schuen, ­sowie
P                                                              Erstmals werden wir in einer Podiumsdiskussion ein Thema
die „Stammgäste“ der Kammermusiktage, Bernd G    ­ lemser      der heute so aktuellen Kulturpolitik in Musik und Kunst
und Gustav Rivinius. Ebenso werden einige „Rising Stars“       behandeln: „Können Künstler unpolitisch sein?“ – Dieser
der Klassikszene wie der Trompeter Simon Höfele oder der       spannenden Frage stellt sich der Historiker Lucian Hölscher
Cellist Benedict Kloeckner auftreten. Unsere musikalischen     zusammen mit jungen Künstlern des Festivals Krzyżowa-
„­Grenzgänger“ SPARK und das Duo R    ­ unge & A
                                               ­ mmon loten    Music aus Kreisau und wandelt mit ihnen auf den Spuren
die Grenzbereiche der klassischen Musik neu aus.               des Kreisauer Kreises.

Grenzen überschreiten wir auch, wenn wir unsere ­Nachbarn       Einen Blick in die Zukunft richten wir mit unserer Reihe
aus Frankreich begrüßen oder zu Gast im benachbarten            „Next Generation“, in der junge Preisträger ­internationaler
Luxemburg sind: Wir hören Musik von Rameau, Ravel oder          Wettbewerbe sich Ihnen vorstellen. Auch durch ­unsere
Poulenc und wandern zum Weingut Henri Ruppert nach             ­Kooperationen mit der Hochschule für Musik Saar,
Luxemburg, bis das junge französische Spitzenensemble           der ­Deutschen Stiftung Musikleben und der Initiative
Quatuor Hermès das Festival mit einem rauschenden Finale        „­Rhapsody in School“ bauen wir Brücken zur ­musikalischen
beschließen wird.                                               Zukunft.

Gesprächskonzerte sollen helfen, Barrieren zu überwinden       Freuen Sie sich mit mir auf die Zukunft der
und Sie, liebes Publikum, in den Prozess des Musikmachens      ­Kammermusiktage Mettlach!
einzubeziehen. In unserer neuen Reihe „­Seitenwechsel“
portraitieren wir Künstler wie den ­Klarinettisten und         Herzlich
­Musikmanager Clemens Trautmann, der nach ­seinem
 ­Studium der Musik und des Rechts inzwischen als
  ­Präsident der ­Deutschen Grammophon tätig ist.              Künstlerische Leiterin

                                                                                                                               7
JULI bis 25. AUGUST 2019 - Musik und Theater Saar GmbH
Grußwort des Ministers für Bildung und Kultur

    Die Kammermusiktage Mettlach haben sich über Jahrzehnte hinweg zu e­ inem f­ esten und
    nicht mehr wegzudenkenden musikalischen Höhepunkt im ­saarländischen ­Kultursommer
    entwickelt.

    Die renommierte Konzertreihe mit ihrem traditionsreichen Aufführungsort, dem
    ­Refektorium der Alten Abtei, begibt sich 2019 mit der neuen künstlerischen Leitung
     auf innovative und spannende Wege zu neuen Konzertformaten und Spielstätten.
     ­Neben dem Zeltpalast als zusätzlichem Aufführungsort wird nun klassische Musik auch
      an ungewöhnlichen Orten, etwa in einem Weinberg und auf Weingütern der Umgebung,
      erlebbar. Dabei spannt sich der musikalische Bogen von Mozart bis Ligeti und im neuen
      Konzertformat „­Grenzgänger“ reicht der Blick auch über das Genre der klassischen
      Musik hinaus.

    Freuen Sie sich also auf ungewöhnliche und abwechslungsreiche Aufführungen an
    ­gewohnten aber auch neuen Spielorten.

    Ich bedanke mich recht herzlich bei den Organisatoren für ihr großes kulturel-
    les ­Engagement und den Mut, neue Konzepte umzusetzen. Allen ­Aufführungen
    des ­Festivals wünsche ich viel Erfolg und den Besucherinnen und Besuchern
    ­unvergessliche ­musikalische Erlebnisse.

    Ulrich Commerçon
    Minister für Bildung und Kultur

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Verehrtes Publikum,                                     Eine große Freude, dass nun mit Franziska
                                                                              ­Hölscher als neuer Künstlerischer Leiterin der
                      Kunst soll relevant sein, unterhalten, sie reibt sich    fällige Generationswechsel vollzogen wird.
                      an Traditionen und provoziert mit Innovationen.
                                                                              Sie nimmt bei ihrer Planung beherzt Risiken in
                      Das Publikum? - Will möglichst viel Abwechslung
                                                                              Kauf, erfindet neue Formate, setzt sich vehement
                      und gleichzeitig immer das, was es schon kennt.
                                                                              und charmant bei unseren Partnern für die ­Zukunft
                      Paradox. Und so ist Kunst immer auch ein Risiko.
                                                                              des Festivals ein. Die Musik & Theater Saar GmbH
                      Die Gründung der Kammermusiktage Mettlach im            wird weiterhin Veranstalterin der Kammer­musik­
                      Jahr 1986 war riskant. Ein paar 20-Jährige machen       tage sein, und Franziska Hölscher kann sich darauf
                      ein Festival? Kann ja nicht klappen.                    verlassen, dass die Kammer­musiktage die Juwelen
                                                                              des Festivals bleiben.
                      Es hat geklappt – weil wir keine Angst hatten.
Foto: © Benny Dutka

                      Am Anfang stand in der Zeitung: „Besser ­musiziert      Mein herzlicher Dank gilt Wendelin von Boch,
                      als organisiert.“ Äußere Form und perfekte Ver­         der in den Anfangsjahren seine Hand über uns
                      packung waren uns nicht wichtig. Auf den Inhalt         hielt, dem Kultusministerium, das unser wichtigster
                      kam es an, die Qualität der Musikerinnen und            ­Förderer ist, und unseren Sponsoren und Partnern.
                      ­Musiker, die Freude am gemeinsamen Proben
                                                                              Mein Dank gilt Ihnen. Bleiben Sie den
                       und Auftreten, die Geselligkeit. Wir hatten einen
                                                                              ­Kammermusiktagen Mettlach treu.
                       Mords-Spaß. Das Publikum durfte daran teilneh-
                       men. So haben sich die Kammermusiktage durch-          Demnächst werden wir eine Fördergesellschaft
                       gesetzt, haben eine eigene Tradition gegründet.        gründen. Seien Sie dabei! – Damit die Kammer-
                                                                              musiktage einer der kulturellen Höhepunkte der
                      Beim Künstlerischen Leiter haben 33 Jahre
                                                                              Region bleiben.
                      Kammer­musiktage Mettlach Spuren hinterlassen:
                      über Jahre vorplanen, das Tagesgeschäft organi-
                      sieren, um Geld kämpfen, Sponsoren finden, neue
                      Musiker und Ensembles scouten, mit Agenturen            Herzlich
                      streiten, Karten verkaufen, Künstler betreuen, die
                      Presse überzeugen, Noten blättern, Wein aus-
                      schenken, mit dem Publikum diskutieren. Man
                      muss nicht Steffi Graf sein und 22 Grand Slams               Joachim Arnold
                      gewonnen haben, um zur Erkenntnis zu gelangen,               Geschäftsführer Musik & Theater Saar
                      dass das nicht ewig so weitergeht.
                                                                                                                                    9
JULI bis 25. AUGUST 2019 - Musik und Theater Saar GmbH
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Matinée, Alte Abtei Mettlach   Vincent d’Indy (1851-1931)
                               Quartett a-Moll für Klavier, Violine,
Sonntag, 7. Juli, 11 Uhr       Viola und Violoncello op. 7
                               1. Allegro non troppo
RIVINIUS KlavierQUARTETT       2. Ballade. Andante moderato
                               3. Allegro vivo
Paul Rivinius Klavier
Siegfried Rivinius Violine
Benjamin Rivinius Viola        Detlev Glanert (*1960)
Gustav Rivinius Violoncello    Elysion für Klavier, Violine,
                               Viola und Violoncello (2013)
                               1. Hinter dem Wind
                               2. Hortus conclusus
                               3. Freies Geleit

                               – Pause –

                               Johannes Brahms (1833-1897)
                               Quartett Nr. 1 g-Moll für Klavier, Violine,
                               Viola und Violoncello op. 25
                               1. Allegro
                               2. Intermezzo. Allegro ma non troppo
                               3. Andante con moto
                               4. Rondo alla Zingarese

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Das Klavierquartett ist eine wahrlich geniale             Gefilde, dem Elysion. Hinter dem Wind schöpft er
     ­Formation. Streichtrio plus Klavier? Klaviertrio plus    aus dem Vollen, in seinem ganz privaten Garten, im
      Viola? Streichquartett minus zweite ­V ioline plus       Hortus Conclusus, tupft er ein Hologramm und grüßt
      ­Klavier? Eine Frage der Betrachtung. Die ­magische      zuletzt Ingeborg Bachmann, Henzes ­V ielgeliebte,
       Anziehungskraft des ­Klavierquartetts ­erklärt          in einer wortlosen Vertonung ihres Gedichts
       sich wohl aus einer ihm eigenen phantastischen          ­Freies ­Geleit.
       ­Möglichkeit: im Kopf der Zuhörer die ­perfekte
        ­Illusion eines ganzen Orchesters zu erzeugen.
                                                               Dem jungen Vincent d’Indy gegenüber gibt er sich
                                                               ­arrogant, seinen Hamburger Stadt-­Landsmann
     Der junge Vincent d’Indy zum Beispiel – unter dem          ­Daniel ­Glanert wird er posthum aufs Schönste
     ­Eindruck seiner Studien bei dem verehrten César            ­inspirieren – ­Johannes Brahms. Die orchestrale
      Franck – lässt 1878 sein Klavierquartett ein Orchester      ­Illusion des Klavierquartetts nutzt er geradezu
      simulieren. Es scheint einen Wettbewerb zu begleiten,        phänomenal. Der Beweis: Arnold Schönberg
      wobei sich jedes Instrument um eine Stelle als Solist        ­höchstpersönlich ­arrangiert 1937 das g-Moll-­
      bewirbt, in einem noch zu komponierenden Solo-­               Klavierquartett (aus 1861) für großes Orchester
      Konzert. (Soweit bekannt, hat keiner gewonnen.)               und ­bezeichnet das ­Ergebnis als Fünfte ­Symphonie
                                                                    von Brahms: Ich hatte nur diesen Klang auf das
                                                                    ­Orchester zu ­übertragen, schreibt er, und nichts
     Detlev Glanert schickt seinem verehrten Lehrer                  ­anderes habe ich getan.
     Hans-Werner Henze 2013 ein letztes Lebewohl ins
     ­Jenseits – aus dem wunderbarsten aller irdischen

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Das RIVINIUS KlavierQUARTETT wurde 1995                 Benjamin Rivinius studierte Viola bei Hariolf
gegründet. Es besteht aus den vier Brüdern Paul         Schlichtig an der Musikhochschule München. Nach
Rivinius (Klavier), Siegfried Rivinius (Violine),       Engagements als Solo-Bratscher bei der Camerata
Benjamin Rivinius (Viola) und Gustav Rivinius           Salzburg und beim Berliner Sinfonie-Orchester ist
(Violoncello).                                          er seit 2005 1. Solo-Bratscher der Deutschen Radio
                                                        Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern.

Paul Rivinius studierte an den Musikhochschulen in
Saarbrücken und Frankfurt Klavier und Horn. 1994        Gustav Rivinius absolvierte seine Cellostudien bei
belegte er die Meisterklasse von Gerhard Oppitz         Claus Kanngiesser, David Geringas, Zara Nelsova
an der Musikhochschule München, die er 1998 mit         und Heinrich Schiff. 1990 erhielt er den 1. Preis
Auszeichnung abschloss. Bis 2010 unterrichtete er als   und die Goldmedaille beim Internationalen
Professor für Kammermusik an der Musikhochschule        Tschaikowsky-­Wettbewerb in Moskau. Seit 1998
„Hanns Eisler“ in Berlin.                               unterrichtet Gustav Rivinius als Professor an der
                                                        Musikhochschule des Saarlandes.

Siegfried Rivinius studierte zunächst bei Henri
Lewkowicz an der Musikhochschule des Saar-
landes und wechselte 1981 zu Ulf Hoelscher an die
Musikhochschule Karlsruhe. Seit 1985 ist er als 1.
Konzertmeister bei den Duisburger Philharmonikern
(Orchester der Deutschen Oper am Rhein) engagiert.

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Soirée, Alte Abtei Mettlach               19 Uhr | Auftakt & Gespräch
                           Freitag, 12. Juli, 19 Uhr                 Johann Sebastian Bach (1685-1750)
                                                                     Partita a-Moll für Flöte solo BWV 1013
                           Grenzgänger I
                                                                     Daniel Koschitzki, Blockflötist und Mitbegründer von
                           SPARK | Die klassische Band               SPARK, spricht über seinen Seitenwechsel vom klassischen
                                                                     Musiker zum musikalischen Grenzgänger.
                           Andrea Ritter Blockflöte
                           Daniel Koschitzki Blockflöte & Melodica
                           Stefan Balazsovics Violine                – Pause –
                           Victor Plumettaz Cello
                           Christian Fritz Klavier
                                                                     20 Uhr | On the Dancefloor
                           Moderation: Roland Kunz
                                                                     SPARK spielt Werke von:
                                                                     Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
                                                                     Cole Porter (1891-1964)
                                                                     Max Reger (1873-1916)
                                                                     Maurice Ravel (1875-1937)
                                                                     ABBA
Foto: © Gregor Hohenberg

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Die Partita – in der einzigen erhaltenen Abschrift –   nämlich nicht, im Gründungsjahr von SPARK 2007.
     ist mit Solo pour la flute überschrieben. Solo? Kaum   Klassische Musik muss arrangiert werden und neue
     zu glauben! Versenkt man sich in das musikalische      komponiert. Jedes Stück Musik wird den Instrumen-
     Kleinod aus den Siebzehnzwanzigern, so füllen sich     ten der erstklassig ausgebildeten Musiker quasi auf
     Räume, Gehörgänge und Köpfe auf wundersame             den Leib geschneidert. Klassisches klingt bei SPARK
     Weise mit vollständigen Harmonien. Oben spielt         schon aus Prinzip modern, und im Modernen
     die Melodie, zugleich klingen tiefe Töne nach. Man     schwingt die Klassik mit. Auf eine Weise, die dem
     könnte schwören – es sind zwei Flöten. Mindestens.     sehr nahe kommt, was einem bei SPARK so alles
     Kunstvolle akustische Täuschung, real und virtuell     in den Sinn kommt: Zündende Funken, die über-
     zugleich.                                              springen, geschliffene Steine, die in tausend Facetten
                                                            glitzern und inspirierende Getränke, die moussieren,
                                                            sprudeln, überschäumen. All das zusammen macht
     Perfekter Auftakt zur pfiffigen Kunst von SPARK.       die fünf jungen Musiker bei aller Unvorhörbarkeit
     Dem von Daniel Koschitzki gegründeten Ensemble         einfach unverwechselbar.
     gelingt nämlich, was Johann Sebastian in seinem
     allerersten Stück für Flöte glückt: maximale Musik
     mit minimalen Mitteln.                                 Nichts ist der klassischen Band fremder als
                                                            ­herkömmliches Crossover. Statt allzu viel dazu­
                                                             gegeben bleibt SPARK nämlich stets: maximal
     Das Verbinden von Klassik und Moderne steckt            modern minimal.
     schon in der ungewöhnlichen Formation – Stücke
     für zwei Flöten, Violine, Cello und Klavier gibt es

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Spark denkt Klassik neu. Das Quintett stellt Bach,     Gemeinsam sind sie Spark. Zahlreiche bedeutende
Vivaldi, Mozart & Co in einen frischen Kontext         ­Konzertpodien ­zählen zu den bisherigen Stationen
und schafft Anknüpfungsmomente mit den Klängen          von Spark, ­darunter der Wiener Musik­verein, das
und dem Lebensgefühl der Gegenwart. Im Kern             ­Konzerthaus Berlin, die Kölner Philharmonie, die
klassisch, nach außen eigenwillig, neugierig und         Alte Oper Frankfurt, der Münchner Gasteig, das
unangepasst, schlagen die fünf Musiker ihr Ideenzelt     ­Concertgebouw Amsterdam, das Barbican Centre
auf einem ­offenen Feld zwischen Klassik, Minimal         London, das Gran Teatre del Liceu Barcelona und
Music, ­Electro und Avantgarde auf. Lustvoll und          die National Concert Hall Taipei. Das Ensemble
lässig werden Stile gemixt und die ­zahlreichen           konzertierte unter anderem mit dem London
Klang­variationen ausgelotet, die ihr reiches             Symphony Orchestra, dem WDR Funkhausorchester
Instrumen­tarium aus über 40 verschiedenen Flöten,        Köln und dem Frankfurter Opern- und Museums-
Violine, Viola, Violoncello, Melodica und Klavier zu      orchester, dem Nederlands Kamerorkest und dem
bieten hat. Im Jahr 2011 mit dem ECHO Klassik             Residentie Orkest Den Haag.
ausgezeichnet, hat sich die im Jahr 2007 gegründete
Formation einen festen Platz an der Spitze der
jungen kreativen Klassikszene erspielt. Mittlerweile
ist das Quintett weltweit auf den renommier-
testen Bühnen und Festivals zuhause – sei es in
kammermusikalischen Auftritten zu fünft oder
als ­Solistenensemble mit Orchester. Gemeinsam
­präsentieren sie eine leidenschaftliche Musik, die
 zündet.

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Matinée, Alte Abtei Mettlach   Franz Schubert (1797-1828)
                                                   Impromptu c-Moll D 899
                    Sonntag, 14. Juli, 11 Uhr
                                                   Sonate B-Dur D 960
                                                   1. Molto moderato
                    Bernd Glemser Klavier          2. Andante sostenuto
                                                   3. Scherzo. Allegro vivace con delicatezza
                                                   4. Allegro ma non troppo

                                                   – Pause –

                                                   Alexander Skrjabin (1871-1915)
                                                   Fantasie h-Moll op. 28
                                                   5 Préludes op. 16
                                                   Nr. 1 H-Dur Andante
                                                   Nr. 2 gis-Moll Allegro
                                                   Nr. 3 Ges-Dur Andante cantabile
                                                   Nr. 4 es-Moll Lento
                                                   Nr. 5 Fis-Dur Allegretto

                                                   Frédéric Chopin (1810-1849)
                                                   Sonate Nr. 2 b-Moll op. 35
Foto: © photowerk

                                                   1. Grave. Doppio movimento
                                                   2. Scherzo
                                                   3. Marche funèbre. Lento
                                                   4. Finale. Presto
                                                                                                19
Beinahe wären Franz und Frédéric einander in                dem entziehen? Kunst ist über das Individuelle
     Wien begegnet, im Verlag von Tobias Haslinger, der          hinaus von Zeit und Ort geprägt. Am Ende geht
     Schuberts letzte und Chopins erste Werke publiziert.        eines vollkommen im anderen auf. Was ist dem einen
     Bloß um ein halbes Jahr haben sich die beiden               und was dem anderen zuzuschreiben? Nicht einmal
     verpasst. Was hätte der nur 13 Jahre ältere Franz           der Künstler selbst könnte es mehr sagen.
     wohl über Frédérics Musik gedacht?

                                                                 Schuberts Musik hat bei aller Heiterkeit immer
     Was Alexander Skrjabin von seinem polnisch-­                etwas Melancholisches an sich, ganz besonders das
     französischen Kollegen hält, wissen wir aus seinem          Impromptu und die kurz vor seinem Tod ­geschriebene
     Beitrag zu Chopins 100. Geburtstag im Jahre 1910:           Sonate in B-Dur. Persönliches Schicksal – oder
     Mit seinen Gaben hätte er der größte Komponist der          typisch Wien? Skrjabin kann die russische Herkunft
     Welt werden können. Aber unglücklicherweise war sein        kaum verleugnen, vor allem in der ­emotionsgeladenen
     Intellekt seiner musikalischen Qualität nicht ebenbürtig.   h-Moll-Fantasie. Seine Cinq Préludes muten fast
     Er war außerdem durch seinen Nationalismus behindert.       französisch an, erinnern an: Chopin. Und Chopin?
     Er verstand es nicht, etwas Universelles zu schreiben,      Klingt der berühmteste Trauermarsch der Musik-
     außerhalb des Nationalen.                                   geschichte, der dritte Satz seiner b-Moll Sonate, nicht
                                                                 sehr – universell?

     Jeder Künstler wird von der Umgebung geprägt,
     in die er hineingeboren wird, in der er aufwächst.
     Landschaft, Sprache und Kultur – wie sollte er sich

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Seine fulminante Karriere begann Bernd Glemser             Chailly, Myung-Whun Chung, Dmitrij Kitajenko,
schon in jungen Jahren, denn noch während des              Andrés Orozco-Estrada, Wolfgang Sawallisch,
Studiums gewann er bei den wichtigsten Wett-               Muhai Tang oder Franz Welser-Möst. Er hat in der
bewerben eine Reihe von Preisen, 17 davon in Folge         Philharmonie Berlin und der Alten Oper Frankfurt
(u.a. Cortot, ARD, Rubinstein, Busoni, Sydney).            gespielt, dem Leipziger Gewandhaus und dem
Trotzdem ist er kein Medienstar und kein Glamour-          Herkulessaal in München sowie der Royal Festival
pianist geworden, denn Glemser konzentriert                Hall in London und dem Musikverein in Wien.
sich voll und ganz auf die Musik. Er ist der Sache         Noch während seiner eigenen Studienzeit hatte er in
verpflichtet, Oberflächlichkeiten haben keinen Raum        Saarbrücken seine erste Professur übernommen, und
und musikalisch geht er keine Kompromisse ein.             ist seit 1996 Professor für Klavier an der Hochschule
Seine atemberaubende Virtuosität ist gepaart mit           für Musik in Würzburg. 2003 erfolgte die Verleihung
höchster poetischer Sensibilität und seine tiefgründi-     des „Bundesverdienstkreuzes“ durch den damaligen
gen I­ nterpretationen, individuell und fernab jeglicher   Bundespräsidenten Johannes Rau. Im Sommer 2012
Routine, bleiben einem lange im Gedächtnis.                wurde Glemser mit dem Kulturpreis Bayern geehrt.

Bernd Glemser hat natürlich mit vielen bekannten
Orchestern konzertiert, u.a. mit dem Philadelphia
Orchestra, dem Gewandhausorchester, dem London
Philharmonic Orchestra, dem Tonhalle-Orchester
Zürich oder dem Orchester von Santa Cecilia Rom
unter Dirigenten wie Herbert Blomstedt, Riccardo

                                                                                                                   21
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Matinée, Alte Abtei Mettlach   Daniel Schnyder (*1961)
                                                                                                       Trumpet Sonata (aus Mythen)
                                                                        Sonntag, 21. Juli, 11 Uhr
                                                                                                       György Ligeti (1923-2006)
                                                                        Simon Höfele Trompete          Mysteries of the Macabre
                                                                        Kärt Ruubel Klavier
                                                                                                       Maurice Ravel (1875-1937)
                                                                                                       Pavane pour une infante défunte G-Dur

                                                                                                       Philippe Gaubert (1879-1941)
                                                                                                       Cantabile et Scherzetto
Fotos: Simon Höfele – © Sebastian Heck / Kärt Ruubel – © Kaupo Kikkas

                                                                                                       – Pause –
                                                                                                       Augustin Savard (1861-1942)
                                                                                                       Morceau de Concours

                                                                                                       Sergej Prokofjew (1891-1953)
                                                                                                       Toccata d-Moll op. 11

                                                                                                       George Gershwin (1898-1937)
                                                                                                       Rhapsody in Blue
                                                                        Mitschnitt durch               (Bearbeitung: Timofei Dokshitser)
                                                                                                       Three Preludes
                                                                                                       (Bearbeitung: Frank Dupree und Simon Höfele)
                                                                                                                                                      23
Natürlich kann eine Trompete auch leise spielen.          Trompete üben. Die späteren Arrangements mit
     Sehr leise sogar. Wenn sie allerdings laut spielt, dann   Trompete nämlich klingen mindestens so original
     ist sie sehr laut. Sehr, sehr laut! Die wahnsinnige       wie die Klavier-Originale.
     ­dynamische Bandbreite erfordert, das steht fest,
      einen ebenso starken wie wandelbaren Wider-Part.
      Kein Wunder, dass erst die Entwicklung des               Ein Original schreibt beispielsweise Augustin Savard
      modernen Klaviers den Siegeszug der Trompete als         für das Wett-Trompeten 1903 am Conservatoire
      kammer­musikalisches Recital-Instrument einleitet.       de Paris: das Morceau de Concours – virtuos, frech,
      Das moderne Klavier ergänzt den Trompetenklang,          lyrisch und verspielt. Und einem gewissen Philippe
      rundet ihn ab oder fordert ihn heraus, je nachdem.       Gaubert, uns heute ziemlich unbekannt, glückt 1909
                                                               ein originaler Trompeten-Ohrwurm. Das Klavier?
                                                               Spielt dabei eher eine Nebenrolle. Noch.
     Drei Sopran-Arien aus Ligetis Oper Le Grand
     Macabre (1974) wandeln sich dank Elgar Howarth
     1991 zu Mysteries of the Macabre. Da machen               Ein Jahrhundert später lässt Daniel Schnyder die
     Trompete und Klavier wirklich alles Mögliche und          beiden Instrumente in seiner Trumpet Sonata in
     auch scheinbar Unmögliche. Zum Beispiel hupen,            einen Dialog treten. Sehr spannend. Ist das Klavier
     zischen, pfeifen und – Zitate sprechen!                   nun wahrhaft gleichberechtigt? Ravels Pavane und
                                                               Prokofjews Toccata – spielt die fabelhafte Pianistin
                                                               original, trompetenlos. Sicher ist sicher.
     Womöglich hört George Gershwin, während er am
     Klavier die Rhapsody in Blue und die Three Preludes
     komponiert, in der Wohnung nebenan jemanden

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Der 24-jährige Simon Höfele ist einer der spannendsten       Die estnische Pianistin Kärt Ruubel wurde in Tallinn
Trompeter der jungen Generation: Er ist aktueller            geboren und lebt seit 2008 in Deutschland. Im Januar
BBC Radio 3 New Generation Artist, seit der Spielzeit        2018 erschien ihre erste Solo-CD mit Werken von
2018/2019 Künstler in der Reihe „Junge Wilde“ des Kon-       Händel, Fux, Froberger und Bach beim Label GENUIN
zerthaus Dortmund, SWR2 New Talent und Preisträger           Classics. Zudem ist Kärt eine leidenschaftliche Kam-
des Sonderpreises „U21“ des Internationalen Musikwett-       mermusikerin. Im April 2018 debütierte sie mit ihrer
bewerbs der ARD sowie des Deutschen Musik­wettbewerbs        Zwillingsschwester Triin (Violine) in der Philharmonie
2016. In der Saison 2019/20 wird er Rising Star der          in Berlin. Zusammen gastierten sie bei renommierten
ECHO (European Concert Hall Organisation) sein,              Festivals wie den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern,
nominiert von der Kölner Philharmonie, dem Konzerthaus       dem Usedomer Musikfestival und spielten unter anderem
Dortmund und der Elbphilharmonie Hamburg.                    im Konzerthaus Berlin und der Royal Swedish Opera.

Als Solist spielte er bereits mit dem Royal Concertgebouw    Als Solistin ist Kärt mit Orchestern wie der Norddeutschen
Orchestra, dem BBC Philharmonic, BBC Scottish                Philharmonie Rostock, dem City of Pärnu ­Symphony
Symphony Orchestra, Ulster Orchestra, Shanghai               Orchestra und dem Philharmonischen Orchester
Philharmonic, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin,             ­Vorpommern aufgetreten. Darüber hinaus dokumentieren
Konzert­hausorchester Berlin, SWR Symphonieorchester,         Rundfunkaufnahmen für den NDR, BR und für BBC
Beethoven Orchester Bonn, dem Mahler Chamber                  ihr künstlerisches Schaffen. Kärt Ruubel ist Gründungs-
­Orchestra, dem Münchener Kammerorchester, der                mitglied des „neophon ensembles“, mit welchem sie sich
 Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sowie im Bozar           intensiv und mit großer Hingabe der Musik der Gegenwart
 Brüssel, im Konzerthaus Berlin, beim Cheltenham Music        und der Interpretation der akustischen Vision der aktuellen
 Festival, MiTo Festival in Mailand und Turin, Schleswig-­    Komponistengeneration widmet.
 Holstein Musik Festival, Rheingau Musik Festival und bei
 den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern.

Seine aktuelle Aufnahme “Mysteries” (Genuin) wurde
vom Preis der Deutschen Schallplattenkritik mit dem
Vierteljahrespreis 2/2018 ausgezeichnet.

                                                                                                                            25
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     Foto: © Harald Hoffmann
Landpartie und Konzert im Weinberg I                                György Ligeti (1923-2006)
                                                                                                    6 Bagatellen für Bläserquintett
                                Weingut Schmitt-Weber und
                                Weingut Henri Ruppert                                               Joseph Haydn (1732-1809)
                                Sonntag, 28. Juli                                                   Streichquartett f-Moll op. 20/5
                                                                                                    1. Moderato
                                Next Generation                                                     2. Menuet
                                                                                                    3. Adagio - Segue fuga
                                Arcis Saxophon Quartett                                             4. Finale. Fuga a due soggetti
                                Claus Hierluksch Sopran-Saxophon                                    – Pause –
                                Ricarda Fuss Alt-Saxophon
                                Edoardo Zotti Tenor-Saxophpon                                       Johann Sebastian Bach (1685-1750)
                                Jure Knez Bariton-Saxophon                                          Italienisches Konzert BWV 971
                                                                                                    1. Allegro
                                                                                                    2. Andante
                                                                                                    3. Presto
                                10 Uhr | Treffpunkt am Parkplatz Panoramaweg Perl                   Béla Bartók (1881-1945)
                                Wanderung zum Weingut Schmitt-­Weber. Kleine ­Weinprobe.            Rumänische Volkstänze
                                Wanderung über die Mosel zum Weingut Henri Ruppert
                                nach Schengen.                                                      Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
                                                                                                    Capriccio e-Moll für Streichquartett op. 81/3
                                12 Uhr | Konzert im Saal des Weinguts Henri Ruppert
                                                                                                    Andante con moto - Allegro fugato, assai vivace
                                (nummerierte Sitzplätze in der Reihenfolge der Bestellung)
Foto: © Weingut Henri Ruppert

                                ca. 13:30 Uhr | Mittagessen                                         George Gershwin (1898-1937)
                                mit luxemburgischen Spezialitäten auf der Terrasse.                 Porgy and Bess Suite
                                Im ­Anschluss Weinprobe mit Führung durch das Weingut.              (Bearbeitungen: ASQ; Porgy and Bess Suite: Sylvain Dedenon)

                                Shuttleservice zum Ausgangspunkt (Parkplatz Panoramaweg Perl) wird angeboten.                                                     27
Anfang des 20. Jahrhunderts erobert das Saxophon     Genauso sehr hat Sax bei seiner Erfindung
     im Sturm Amerika – als das Melodie-Instrument        klassische Musik seiner Zeit im Ohr. Der biegsame,
     des Jazz. Sein Erfinder, der geniale belgische       wandelbare Klang und die große dynamische Palette
     ­Instrumentenbauer und Klarinettist Adolphe Sax,     prädestinieren das Instrument mit dem Schnabel
      erlebt es leider nicht mehr. In verrauchten Clubs   und dem Schwanenhals geradezu für Kammermusik.
      hat er sein Instrument bestimmt weder gesehen       ­Original-Kompositionen werden zu Sax‘ Zeit
      noch gehört, sondern, ganz im Gegenteil, an der      allerdings kaum geschrieben. Er war seiner Zeit
      frischen Luft!                                       einfach voraus. Doch zum Glück arrangiert sich das
                                                           Saxophon mit Musik aller Epochen perfekt.

     Freilufttauglichkeit ist das erklärte Ziel seiner
     optimierten Klarinette – für die französische        Gershwins Porgy and Bess-Suite ist dafür ideal, ganz
     ­Militärmusik. Dort nämlich fehlt eindeutig          klar. Doch klassische Klavier-Musik von Ligeti und
      ein ­profund klingendes Holzblasinstrument.         Bartók? Unglaublich, welche unerhörten Farben und
      Eines, das ganz aus Metall und nicht wetter-        Facetten ein Saxophon-Quartett zum Klingen bringt.
      fühlig ist und: Ein Instrument, das im Charakter    Joseph Haydn – wäre er nicht fasziniert, eines seiner
      seiner ­Stimme den Streichinstrumenten nahekommt,   Sonnenquartette als Saxophon-Quartett zu hören?
      aber mehr Kraft und Intensität besitzt als diese.   Und die saxophone Virtuosität in der Fuge seines
      So steht es im P­ atent-Antrag von 1848.            Capriccio würde Felix Mendelssohn mit Sicherheit
                                                          verblüffen.

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Mit brennender Leidenschaft begeistern die vier         ­ rtemis Quartetts Berlin und in München bei
                                                        A
jungen Musiker des Arcis Saxophon Quartetts             Koryun Asatryan und Friedemann Berger. Seit
aus München das Publikum und lassen durch ihre          2015 ist es ein Ensemble der European Chamber
charismatische und authentische Bühnenpräsenz           Music Academy.
in dieser seltenen Formation der Kammermusik
den Funken überspringen. 2013 erschien ihre
erste CD „Arcis Saxophon Quartett spielt Enjott         Das Quartett erobert die Bühnen dieser Welt
Schneider“ bei Ambiente Audio. 2017 folgte ihre         im Sturm: Nach dem internationalen Debüt im
CD „Rasch“ bei GENUIN. Das Jahr 2013 war                Großen Saal des Tschaikowsky Konservatoriums in
geprägt von wichtigen internationalen Erfolgen:         Moskau und der Wigmore Hall in London folgte
1. Preise in ­München, Gioia del Colle (Italien),       2017 ein weiterer Meilenstein in ihrer Karriere: die
Moskau (­Russland), 3. Preis in Chieri (Italien).       Einladung in die Berliner Philharmonie.
2014 folgte ein 2. Preis in Berlin, 2015 ein 1. Preis
in Magnitogorsk (Russland), 2016 ein 1. Preis in
Berlin. Außerdem wurde das Ensemble mit dem
Bayerischen Kunstförderpreis 2016 ausgezeichnet
und ­erhielt ein Stipendium der Theodor-Rogler-­
Stiftung, ein Stipendium für Musik der Landes-
hauptstadt München sowie ein Stipendium der
Erika und Georg Dietrich Stiftung. Das Ensemble
gründete sich 2009 an der HMT München und
studierte Kammermusik in der Klasse des

                                                                                                               29
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Après-Midi, Alte Abtei Mettlach                                 Gabriel Fauré (1845-1924)
                                                                                                                                                                             Trio d-Moll für Klarinette,
                                                                                                             Sonntag, 4. August, 16 Uhr                                      Violoncello und Klavier op. 120
                                                                                                                                                                             1. Allegro ma non troppo
                                                                                                             Krzyżowa-Music zu Gast                                          2. Andantino
                                                                                                             bei den Kammermusiktagen Mettlach
Fotos: Pablo Barragan – © Mario Marzo / Alexey Stadler – © Marie Staggat / Annika Treutler – © Neda Navaee

                                                                                                                                                                             3. Allegro vivo
                                                                                                             Eine Begegnung mit dem Kreisauer Kreis –
                                                                                                                                                                             Francis Poulenc (1899-1963)
                                                                                                             Mit Lucian Hölscher im Gespräch
                                                                                                                                                                             Sonate für Klarinette und Klavier
                                                                                                                                                                             1. Allegro tristamente
                                                                                                             Pablo Barragán Klarinette
                                                                                                                                                                             2. Romanza
                                                                                                             Alexey Stadler Violoncello
                                                                                                                                                                             3. Allegro con fuoco
                                                                                                             Annika Treutler Klavier
                                                                                                                                                                             – Pause –
                                                                                                                                                                             Robert Schumann (1810-1856)
                                                                                                             Nach der ersten Konzerthälfte – Podiumsdiskussion:              Fantasiestücke für Klavier und Violoncello op. 73
                                                                                                             Können Künstler unpolitisch sein?                               1. Zart und mit Ausdruck
                                                                                                             Dieser spannenden Frage stellt sich der Historiker Dr. Lucian   2. Lebhaft, leicht
                                                                                                             Hölscher, Professor emeritus der Ruhr-­Universität Bochum,      3. Rasch und mit Feuer
                                                                                                             zusammen mit jungen Künstlern und wandelt mit ihnen auf
                                                                                                             den Spuren des Kreisauer Kreises. Krzyżowa (Kreisau) steht      Johannes Brahms (1833-1897)
                                                                                                             wie kein anderer Ort für Widerstand, Austausch, Kultur und      Trio a-Moll für Klarinette,
                                                                                                             Europa. Hier findet jährlich Krzyżowa-Music statt, ein inter-   Violoncello und Klavier op. 114
                                                                                                             nationaler Musik-Workshop mit Festspielcharakter, unter der     1. Allegro
                                                                                                             ­künstlerischen Leitung der Geigerin Viviane Hagner.            2. Adagio
                                                                                                                                                                             3. Andantino grazioso
                                                                                                             Konzert in Kooperation mit                                      4. Allegro

                                                                                                                                                                                                                                 31
Von jedem späten Werk geht ein geheimnisvoller         Klaviertrio. Satz Nr. 1 gleicht einer Flussfahrt, mit
     Zauber aus. Oder geheimnissen wir Rätselhaftigkeit     Schnellen da und dort. Satz Nr. 2 – ein Abschieds-
     hinein, weil wir rückblickend um die Endlichkeit des   gesang? Und Nr. 3: Am Ende kommt immer der
     Schaffens wissen?                                      Schluss, bis dahin tobt das Leben.

     Francis Poulenc schreibt seine Klarinetten-Sonate      Robert Schumann ist erst 39, als er sein op. 73
     ein halbes Jahr vor seinem Tod – sein vorletztes       komponiert, dennoch gilt es als Spätwerk – alles
     Werk. Es beginnt Allegro tristamente, mit einem        relativ! Die eigentlich mit Nachtstücke betitelten
     fröhlich punktierten, nach oben strebenden Motiv.      Fantasiestücke in e-Moll für Klarinette oder Cello
     Die Romanza in g-Moll ist elegisch und lyrisch         oder Viola und Klavier jedenfalls sind voller Anmut,
     zugleich. Das Ende? Mitreißend lebensfroh, ja:         Leichtigkeit und singender Lebensfreude.
     ausgelassen. Die Uraufführung im April 1963 mit
     Benny Goodman und Leonard Bernstein erlebt der
     Komponist nicht mehr: Zwei Monate zuvor erliegt er     Johannes Brahms hat 1891 das Komponieren:
     (64) plötzlich einem Herzanfall.                       ­beendet. Nach einer längeren Krankheit
                                                             schreibt er an seinem 58. Geburtstag sogar
                                                             sein Testament. Doch da erfasst ihn eine späte
     So nimmt man Abschied, Stück für Stück…, schreibt       Liebe – Fräulein ­Klarinette. Richard Mühlfelds
     Gabriel Fauré, allmählich erblindend, von Taubheit      Klarinettenspiel ­verzaubert ihn. Er komponiert sein
     bedroht. An seinem 78. Geburtstag im Mai 1923           erstes Klarinetten­trio, wodurch ein vermeintliches
     wird sein vorletztes Werk uraufgeführt – sein erstes    Ende zu einem neuen Anfang wird.

32
Die Entwicklung des Klarinettisten Pablo Barragán        Die 1990 geborene Annika Treutler „darf als interessan-
vom jungen Talent zum anerkannten Musiker drückt         teste deutsche Pianistin unter 30 gelten.“ (RBB)
sich u.a. durch seine Auszeichnung mit dem Prix Credit   Im Frühjahr 2018 erschien bei Hänssler Classic ihre
Suisse Jeunes Solistes 2013 und die Einladung des        neue CD mit Solowerken von Johannes Brahms, im
Lucerne Festivals im selben Jahr aus. Sein Solodebüt     Januar 2019 folgt die Veröffentlichung seiner Cellosona-
beim Festival wurde live vom RTS übertragen und          ten mit Julia Hagen. Zuvor veröffentlichte sie eine CD
anschließend von der Credit Suisse Foundation als CD     mit Mendelssohn Klavierwerken bei Syquali/Harmonia
produziert.                                              Mundi. Ihre Debüt-CD mit Robert Schumanns
                                                         Fantasiestücken und Fantasie C-Dur erschien 2013
Begleitet wurde diese Entwicklung durch verschiedene     bei GENUIN. Nach ihrem Debüt mit dem Deutschen
Preise bei internationalen Wettbewerben, wie dem ARD     Symphonie-­Orchester Berlin im Großen Saal der
Musikwettbewerb 2012, dem Juventudes Musicales de        Berliner Philharmonie mit Schumanns Klavierkonzert
España 2011 oder dem European Music Competition          folgten Auftritte mit Orchestern wie dem Rundfunk-­
for Youth 2011 (EMCY ).                                  Sinfonieorchester Berlin, dem Orchestre Symphonique
                                                         de Montréal und dem Radio Sinfonieorchester Prag in
                                                         der ­Münchener Philharmonie.
Mit seinen Debüts bei den BBC Proms unter Vasily
Petrenko und beim San Francisco Symphony Orchestra
und Orchestra della Svizzera Italiana unter Vladimir     Lucian Hölscher, Professor für Neuere Geschichte
Ashkenazy, dem Tokyo Metropolitan Symphony               und Theorie der Geschichte an der Ruhr-Universität
Orchestra unter Leitung von Michael Sanderling sowie     Bochum, hat im Bereich der neuzeitlichen Religions-
einer Tour mit dem Young Philharmonic Orchestra          geschichte, der Begriffsgeschichte und der Theorie
Jerusalem-Weimar sorgte Alexey Stadler in jüngster       historischer Zeiten publiziert. Zu seinen wichtigsten
Vergangenheit für Furore. Er war unter anderem beim      Veröffentlichungen zählen „Neue Annalistik. Umrisse
International Chamber Music Festival Stavanger, dem      einer Theorie der Geschichte“ (2003), „Geschichte der
St. Petersburg White Nights Festival, dem Menuhin        protestantischen Frömmigkeit“ (2005), „Semantik der
Festival in Gstaad und dem Easter Festival im Oslo       Leere“ (2009) und „Die Entdeckung der Zukunft“
Opera House zu Gast.                                     (2. Aufl. 2016)

                                                                                                                    33
34
Kammermusikfest „Franziska Hölscher & Freunde“
                                                                                                               vom 9. bis 11. August in Mettlach und Merzig

                                                                                                               Soirée, Alte Abtei Mettlach                      Jean-Philippe Rameau (1683-1764)
                                                                                                                                                                Pièces de Clavecin en concert Nr. 5
                                                                                                               Freitag, 9. August, 19 Uhr                       1. La Forqueray
Fotos: Franziska Hölscher – © Irène Zandel / Yu Kosuge – © Marco Borggreve / Jacques Ammon – © Gunnar Geller

                                                                                                                                                                2. La Cupis
                                                                                                               Franziska Hölscher Violine                       3. La Marais
                                                                                                               Benedict Kloeckner Violoncello
                                                                                                               Yu Kosuge Klavier                                Franz Schubert (1797-1828)
                                                                                                               Jacques Ammon Klavier                            Sonate a-Moll für Violoncello
                                                                                                                                                                und Klavier D 821 – „Arpeggione“
                                                                                                                                                                1. Allegro moderato
                                                                                                                                                                2. Adagio
                                                                                                                                                                3. Allegretto
                                                                                                                                                                Fantasie f-Moll für Klavier zu vier Händen D 940

                                                                                                                                                                – Pause –

                                                                                                                                                                Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
                                                                                                                                                                Trio d-Moll für Violine,
                                                                                                                                                                Violoncello und Klavier op. 49
                                                                                                                                                                1. Molto Allegro agitato
                                                                                                               Mitschnitt durch
                                                                                                                                                                2. Andante con moto tranquillo
                                                                                                                                                                3. Scherzo. Leggiero e vivace
                                                                                                                                                                4. Finale. Allegro assai appassionato

                                                                                                                                                                                                                   35
Jean-Philippe Rameau, ein Zeitgenosse Bachs? Kaum            Verliebt war Schubert; der Schülerin galt’s
     zu glauben! Franzose eben. Doch passt er seinen Stil         einer der ­jungen Comtessen
     stets dem an, was er ausdrückt. 1741, in der Nr. 5           doch gab er sich einer
     seiner Pièces de Clavecin en concert etwa, charakterisiert   ganz andern hin
     er einfühlsam drei Künstler seiner Zeit. Entsprechend        um die andere – zu vergessen.
     virtuos geraten die Komponisten & Gambisten                  Dichtet Schubert-Freund Eduard von Bauernfeld.
     Antoine Forqueray & Marin Marais. Die Huldigung              Vier Jahre später, im Frühjahr 1828, dediciert Franz
     der wundervollen Ballerina Marie-Anne Cupis de               der ­Comtesse die Fantasie in f-Moll für Klavier zu
     Camargos hingegen klingt durchaus: schubertesk.              4 Händen, eines seiner allerschönsten und allerletzten
                                                                  Werke.

     Franz Schubert schneidert im November 1824 die
     Sonate in a-Moll einem Künstler samt dem von                 Fragen Sie mich, was ich mir dabei gedacht habe, so
     diesem erfundenen Instrument auf den Leib: Vincenz           sage ich: gerade das Lied wie es dasteht. Und habe ich
     Schuster und seinem Arpeggione oder Guitarre                 ein ­bestimmtes Wort im Sinne gehabt, so mag ich es
     d’Amour, eine Art Cello-Gitarre. Franz (27) ist gerade       doch keinem Menschen aussprechen. Schreibt Felix
     vom ungarischen Schloss Zseliz zurück, wo er der             Mendelssohn. Lassen wir sein Klaviertrio in d-Moll
     Comtesse Caroline von Esterhazy (19) Klavierunter-           für sich selbst sprechen. Komponiert im Sommer
     richt gegeben hat, monatelang. Ist er in sie verliebt?       1839, zwischen ein paar Liedern im Freien zu singen,
     Ja, und selbstverständlich: unglücklich.                     auf dem Lande, wo er das angenehmste, glücklichste
                                                                  Leben führt.

36
Die künstlerischen Schwerpunkte der Geigerin Franziska           ­ undfunkorchester, der Kremerata Baltica, der Camerata
                                                                 R
Hölscher könnten vielseitiger kaum sein: Sie ist als Solistin,   Oslo, den Kammerorchestern von Prag, Berlin und
Kammermusikerin und Festivalleiterin bereits seit vielen         Amsterdam sowie dem Arcos Chamber Orchestra New
Jahren auf wichtigen Bühnen wie der Berliner Philharmo-          York unter renommierten Dirigenten wie Simon Gaudenz,
nie, dem Concertgebouw Amsterdam und dem BOZAR                   Howard Griffiths, Ingo Metzmacher, Michael Sanderling,
Brüssel zu erleben. Fester Bestandteil ihres Repertoires         Jan Söderblum, Clemens Schuldt und Heinrich Schiff.
war von Beginn ihrer Karriere die Zusammenarbeit mit
Künstlern verschiedener Kunstrichtungen. Prägend waren
Auftritte mit Martha Argerich und Kit Armstrong und die          Durch ihre ausgezeichnete Technik, ihre Empfindsamkeit
künstlerische Freundschaft zu dem Autor Roger Willemsen.         beim Anschlag und ihr profundes Verständnis für die Musik
Ihre Suche nach Korrespondenz und Gegenüberstellung              wurde Yu Kosuge eine der meist beachtetsten Pianisten
zeigt sich auch in ihrer dramaturgischen Arbeit: Sie leitet      ihrer Generation. Bereits seit ihrer Kindheit gibt sie
die Kammermusikreihe „Klangbrücken“ im Konzerthaus               Recitals und Konzerte mit Orchester: Im zarten Alter von
Berlin und ist die neue Künstlerische Leiterin der Kammer-       9 Jahren gab sie bereits ihr Debüt mit dem Tokyo New City
musiktage Mettlach. Dabei spielt für sie die Auseinander-        Orchestra. Yu Kosuge trat an bekannten Spielstätten unter
setzung mit zeitgenössischer Musik eine große Rolle. Viele       anderem in Berlin, Hamburg, Köln, München, Wien, Salz-
Komponisten haben für sie geschrieben, im vergangenen            burg, London, Paris, Brüssel, Amsterdam, Zürich, Moskau,
Jahr brachte sie bei den Movimentos Festwochen das               St. Petersburg, Tokyo, Washington und New York auf.
Concertino von Wolfgang Rihm zur Uraufführung.

                                                                 In Santiago de Chile als Kind deutsch-chilenischer E ­ ltern
Benedict Kloeckner, geboren 1989, zählt zu den am                geboren, machte Jacques Ammon 1989 als Preisträger des
meisten bewunderten Begabungen der neuen Solisten­               internationalen „Claudio Arrau“ ­Klavierwettbewerbs auf
generation. Er konzertiert weltweit als Solist mit               sich aufmerksam. In Deutschland tritt er als Solist und
erstklassigen Orchestern wie dem Royal Philharmonic              Kammermusikpartner in renommierten Konzerthäusern
Orchestra, der Deutschen Radio Philharmonie, dem                 u.a. in der Alten Oper Frankfurt, der Hamburger Musik-
MDR-Sinfonie­orchester, dem NDR Radio Sinfonie­                  halle, beim Schleswig-Holstein Musik Festival, beim
orchester, der Deutschen Staatsphilharmonie, dem Russi-          Oberstdorfer Musiksommer und beim Rheingau Musik
schen und Polnischen Staatsorchester, dem Slowakischen           Festival auf.

                                                                                                                                37
38
Kammermusikfest „Franziska Hölscher & Freunde“
                                         vom 9. bis 11. August in Mettlach und Merzig

                                         Après-Midi, Zeltpalast Merzig                    Camille Saint-Saëns (1835-1921)
                                                                                          Le Carnaval des Animaux
                                         Samstag, 10. August, 16 Uhr                      (Grande fantaisie zoologique)
                                                                                          für zwei Klaviere und Kammerorchester
                                         Katja Riemann Rezitation                         1. Introduction et marche royale du Lion
                                         Yu Kosuge Klavier                                2. Poules et Coqs
                                         Jacques Ammon Klavier                            3. Hémiones
                                                                                          4. Tortues
                                         Franziska Hölscher Violine                       5. L‘Éléphant
                                                                                          6. Kangourous
                                         sowie weitere Musiker des Festivals und          7. Aquarium
                                         Studierende der Hochschule für Musik Saar        8. Personnages à longues oreilles
                                                                                          9. Le coucou au fond des bois
                                         Moderation: Roland Kunz                          10. Volière
                                                                                          11. Pianistes
                                                                                          12. Fossiles
                                                                                          13. Le Cygne
Foto: Katja Riemann / © Mathias Bothor

                                                                                          14. Finale

                                                                                          Mit Texten von Roger Willemsen (1955-2016)

                                                                                          Konzert in Kooperation mit                   39
Die Schnecke hat erst rumgemäkelt, sich aber ­trotzdem       sich mit Cernytüden, Fossile tanzen mozärtlich und
     hingeräkelt. Und kaum hat Ehrgeiz sie gepackt, zeigt sie     zugleich très macabre. Die Elephanten? Einfach
     sich splitterfasernackt und schreit herum: ich bin bereit,   berlioz!
     als Pin-Up für die Ewigkeit!

                                                                  Ein musikalischer Spaß à la Mozart also. Für Kenner.
     Die satierischen Zwischen-Reime von Roger                    Innerhalb von nur wenigen Tagen hat Saint-Saëns
     ­Willemsen – von Katja Riemann launig vorgetra-              ihn in einem kleinen Dorf in der Nähe von Wien
      gen – geben einem der berühmtesten Werke der                komponiert, im Februar 1886, c’est si amusant!
      Musikgeschichte eine ganz neue Facette. Zeitgemäß           Nicht einfach so, sondern aus einem Anlass. Der
      und endlich für diejenigen Konzertbesucher, die der         Star-Cellist Charles Lebouc lädt zu einem seiner
      Komponist ursprünglich im Visier hat: erwachsene            Haus-Konzerte, diesmal am Faschingsdienstag. Ihm
      Musikliebhaber. Nur einigermaßen Eingeweihte                schreibt der Komponist (an diesem Abend Tasten-­
      nämlich können spontan über die Scherze lachen,             Tiger) den Solo-Schwan natürlich auf den Leib.
      die Camille Saint-Saëns in seine Grande fantaisie
      zoologique hineinkomponiert hat. Parodiert er doch in
      seinen vierzehn tierischen Portraits bekannte Werke         Veröffentlichen will Camille Saint–Saëns den Spaß
      von Kollegen, und nicht zuletzt sich selbst.                am liebsten gar nicht. Sonst ginge er am Ende noch
                                                                  als Komponist des Karnevals der Tiere in die Musik-
                                                                  geschichte ein!
     Die Schildkröten tanzen ganz offenbach Cancan, die
     Hühner gackern rameaurös, die Tasten-Tiger plagen            Befürchtet er. Prophetisch.

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Katja Riemann wuchs in Niedersachsen auf,                Sie schrieb musikalische Hörspiele („Die Vögel“,
studierte Tanz in Hamburg, studierte Schauspiel          „Von Sonne, Mond und Engeln“), konzipierte
in Hannover an der „Hochschule für Musik und             musikalisch-literarische Abende („Friedensreich.
Theater“, drehte ihren ersten Film in Bremen,            Ein Deutschlandabend“, „Sibylle Berg meets
studierte Schauspiel in München an der Otto              ­Rammstein“ und „Winter. Ein Roadmovie.
Falckenbergschule, spielte Theater an den Münchner        Heine meets Schubert“), und partizipiert seit ein
Kammerspielen, die Mauer fiel, sie spielte Theater        paar ­Jahren an der Welt der klassischen Musik.
am Berliner Schillertheater, bekam ihre Tochter.          ­Konzertiert mit Musikern wie Daniel Hope,
                                                           ­Sebastian Knauer, Franziska Hölscher oder
                                                            ­Marianna Shirinyan, mit Streichquartetten wie
Drehte in den 90er Jahren viele Debütspielfilme              dem Casal Quartett, als auch mit Orchestern
mit jungen Regisseuren, die jetzt alle berühmt sind,         wie der Bremer Kammer­philharmonie, der
erhielt Filmschauspielpreise; machte gemeinsam               Kammer­akademie Potsdam und dem Zürcher
mit ihren Kolleginnen den Soundtrack zum                ­Kammerorchester.
Musikfilm „bandits“, der bis heute der erfolgreichste
Soundtrack Europas ist; arbeitete danach an ihrem
Soloalbum und gründete anschließend eine Jazz-          „Diese künstlerische Zusammenarbeit“, sagt sie, „mit
band, mit der sie ein Jazzalbum produzierte und         der Essenz von Musik und Literatur macht mich
über 70 Konzerte gab. Im Milleniumsjahrzehnt            glücklich – und hoffentlich auch mein Publikum.“
begann sie mit Margarethe von Trotta zu arbeiten
(„Rosenstraße“, „Ich bin die Andere“, „Die abhand-
ene Welt“, „Forget about Nick“) und mit Oskar
Roehler („Agnes und seine Brüder“, „Subs“), Markus
Imboden („Der Verdingbub“), Nina Grosse („Das
Wochenende“), Bora Dagtekin (3x „Fack ju Göhte“ )
und vielen anderen.

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Kammermusikfest „Franziska Hölscher & Freunde“
                                                                                     vom 9. bis 11. August in Mettlach und Merzig

                                                                                     Soirée, Alte Abtei Mettlach                      19 Uhr | Seitenwechsel
                                                                                     Samstag, 10. August, 19 Uhr                      Ludwig van Beethoven (1770-1827)
                                                                                                                                      Trio B-Dur für Klarinette,
                                                                                     Grenzgänger II                                   Violoncello und Klavier op. 11 – „Gassenhauer“
                                                                                     Clemens Trautmann Klarinette                     1. Allegro con brio
Foto: Clemens Trautmann – © Laurence Chaperon / Duo Runge & Ammon – © Nikolaj Lund

                                                                                                                                      2. Adagio
                                                                                     Benedict Kloeckner Violoncello                   3. Tema: Pria ch’io l’impegno. Allegretto – Var. I–IX
                                                                                     Jacques Ammon Klavier
                                                                                                                                      Clemens Trautmann (Klarinettist, Jurist, Präsident
                                                                                     Duo Runge & Ammon                                der Deutschen Grammophon) spricht über die ­Zukunft
                                                                                                                                      der klassischen Musik in den modernen Medien, das
                                                                                                                                      ­Konzertpublikum – und seinen Seitenwechsel: vom
                                                                                                                                       ­Musiker zum Manager.

                                                                                                                                      – Pause –

                                                                                                                                      20 Uhr | Baroque Blues
                                                                                                                                      Das Duo Runge & Ammon spielt Werke von:
                                                                                                                                      Johann Sebastian Bach (1685-1750)
                                                                                                                                      Georg Friedrich Händel (1685-1759)
                                                                                                                                      George Gershwin (1898-1937)
                                                                                                                                      Nikolai Kapustin (*1937)
                                                                                                                                      Astor Piazzolla (1921-1992)

                                                                                                                                                                                              43
Es ist ja nicht so, dass die Unterscheidung in E & U      der Übung sind erfüllt. Alle Beteiligten sind noch (!)
     eine Erfindung des 20. Jahrhunderts wäre. Schon im        berühmter als zuvor – und die Konzertbesucher um
     18. wird grenzüberschreitende Musik geschrieben.          ein grandioses Werk reicher.
     Zum Beispiel von Ludwig van Beethoven. Ob wir es
     der Popularitätssucht eines Klarinettisten verdanken
     oder einem geschäftstüchtigen Verleger bleibt unklar.     Das musikalische Brückenbauen ist heute vielfältig
     Beethoven jedenfalls soll den Nummer-eins-Hit der         geworden, höchst komplex, und in Anbetracht
     Schlager-Parade des Jahres 1797 in einem Klarinet-        einer klassischen Tradition, die abzureißen droht,
     ten-Trio verarbeiten, Pria ch’io l’impegno, Terzett aus   unverzichtbar. Zwei, die früh ausgezogen sind, um
     Joseph Weigls Oper Der Korsar. Die Liebes-Ver-            klassische Grenzen zu überschreiten, sind der Cellist
     wechslungs-Komödie spart nicht mit selbstironischen       Eckart Runge und der Pianist Jacques Ammon.
     Seitenhieben auf den Musikbetrieb. Unter anderem          Die neuen Brücken, die sie bauen, verbinden Jahr-
     treten auf: ein schwerhöriger Kapellmeister, eine         hunderte und Kontinente und festigen die Bande
     zweitklassige Sängerin und ein dubioser Agent.            zwischen Welten, die auf den ersten Blick nur lose
                                                               zusammenhängen. Unüberbrückbare Gegensätze?
                                                               Das deutsch-chilenische Duo findet stets einen
     Beethoven meistert die grenzwertige Aufgabe mit           verblüffend großen gemeinsamen Nenner – der
     Bravour. Das Thema des Gassenhauers verarbeitet er        Zeit gemäß und unverwechselbar.
     im dritten Satz des gleichnamigen Trios in neun hin-
     reißend humorvollen Variationen. Sinn und Zweck

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Clemens Trautmann (geboren 1977 in Braun-              Das Duo Runge & Ammon entstand aus einer
schweig) studierte – vom Vorstudium bis zum            gemeinsamen Leidenschaft für kammermusikalische
Solistenexamen – bei Sabine Meyer und Reiner           Grenzgänge um Jazz, Tango, Rock-, Theater- und
Wehle an der Musikhochschule Lübeck. An der            Filmmusik und konzertiert seit 23 Jahren sowohl
Juilliard School New York erwarb er bei Charles        in wichtigen Konzertserien wie auch in Clubs in
Neidich den Master of Music. Als Solist trat er        Europa, Asien, den USA und Südamerika, um ein
bei zahlreichen Musikfestivals im In- und Ausland      breiteres Publikum für anspruchsvolle Musik zu
wie dem Rheingau Musik Festival, den Festspielen       erreichen.
Mecklenburg-Vorpommern, dem Kissinger Sommer,
den Europäischen Wochen Passau, Concerto               Neben der konzeptionellen Programmgestaltung
Pomerania Polen oder dem New Yorker Focus              und der großen Emotionalität ist das Duo für seine
Festival auf und arbeitete u.a. mit der Polnischen     informativ unterhaltsame Moderation bekannt, mit
Kammerphilharmonie sowie den Lübecker und              der das Publikum ‚abgeholt’ und an anspruchsvolle
Heidelberger Philharmonikern.                          Themen herangeführt wird. Die Alben CelloTango,
                                                       RussianSoul und CelloCinema wurden von Publikum
Clemens Trautmann ist nicht nur als Klarinettist       und Kritik begeistert aufgenommen. 2019 gingen
hervorgetreten: Er publizierte Essays, rechtswissen-   die Musiker mit ‚BaroqueBlues’ auf Tournee, das
schaftliche Beiträge und Musikkritiken, u.a. in der    ungeahnte Parallelen zwischen Jazz und Barockmusik
Neuen Musikzeitung und WELT am Sonntag.                erlebbar macht. Zum Beethoven-Jubiläum 2020 er-
Neben seiner Konzerttätigkeit absolvierte er beide     scheint das Album ‚RollOverBeethoven-­Revolution’,
juristischen Staatsexamina mit Prädikat, wurde als     das Werke für Cello und Klavier von Beethoven
Rechtsanwalt zugelassen und promovierte über           den revolutionären Ikonen der Rock-Popgeschichte
ein europarechtliches Thema. Seit 2009 arbeitet        wie Jimi Hendrix, Frank Zappa und David Bowie
Clemens Trautmann in der Medienwirtschaft              gegenüberstellt.
und ist – nach diversen Führungspositionen beim
Axel Springer Verlag – seit 2016 als Präsident der
Deutschen Grammophon tätig.

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Kammermusikfest „Franziska Hölscher & Freunde“
                                                       vom 9. bis 11. August in Mettlach und Merzig
                                                                                                        Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704)
                                                                                                        Rosenkranz-Sonate Nr. 11 G-Dur für Violine und
                                                                                                        Basso continuo – „Die Auferstehung Christi“
                                                       Matinée, Alte Abtei Mettlach                     1. Sonata
                                                       Sonntag, 11. August, 11 Uhr                      2. Surrexit Christus hodie
                                                                                                        3. Adagio
                                                       Franziska Hölscher Violine
                                                                                                        Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
                                                       Nils Mönkemeyer Viola
                                                                                                        Trio Es-Dur für Klavier, Klarinette
                                                       Eckart Runge Violoncello                         und Viola KV 498 – „Kegelstatt“
                                                       Clemens Trautmann Klarinette                     1. Andante
                                                       William Youn Klavier                             2. Menuetto
                                                                                                        3. Rondo. Allegretto

                                                                                                        Johannes Brahms (1833-1897)
                                                                                                        Sonate f-Moll für Viola und Klavier op. 120/1
                                                                                                        1. Allegro appassionato
Foto: Nils Mönkemeyer, William Youn – © Irène Zandel

                                                                                                        2. Andante un poco adagio
                                                                                                        3. Allegretto grazioso
                                                                                                        4. Vivace
                                                                                                        – Pause –
                                                                                                        Quartett c-Moll für Klavier, Violine,
                                                                                                        Viola und Violoncello op. 60
                                                                                                        1. Allegro non troppo
                                                                                                        2. Scherzo. Allegro
                                                                                                        3. Andante
                                                                                                        4. Finale. Allegro comodo
                                                                                                                                                         47
Die Rosenkranz-Sonaten sind einzigartig. Freuden-        Der Freund, für den Brahms 1894 die Sonate in
     reich, schmerzhaft und glorreich – jeder Rosenkranz      f-Moll schreibt, ist eigentlich ein Profi-Geiger:
     birgt fünf Mysterien, und Heinrich Biber enthüllt sie,   Richard Mühlfeld. Doch er bringt sich selbst das
     nach und nach, von der Verkündigung bis zur Krönung      Klarinettenspielen bei und avanciert auf diesem
     Mariae. Die Tonart wählt er jeweils mit Bedacht,         Instrument zum Superstar. Brahms bewundert seinen
     je nach Charakter. Die Auferstehung Christi samt         Ton. Dieser, meint er, klinge fast wie: eine Bratsche,
     Sonnen­aufgang findet in G-Dur statt – freudig, fröh-    für die er zeitgleich eine Fassung komponiert.
     lich, süß. Damit jede Tonart noch spezieller klingt,
     wird die Geige vor jedem Mysterium außerdem
     scordiert, also: umgestimmt!                             c-Moll ist oft ein Ausdruck unglücklicher Liebe. Wen
                                                              wundert, dass Brahms sein Klavierquartett in dieser
                                                              Tonart schreibt? Zwei Sätze skizziert er, als er (22)
     Für Mozart haben Tonarten ganz persönliche               sich mit Leidenschaft verliebt, in Clara (36), Frau
     Bedeutungen. Es-Dur zum Beispiel steht für               seines Freundes Robert. Aussichtslos. 20 Jahre
     Freundschaft. So komponiert er 1786 für die Familie      später vollendet er sein Liebes-Werk. Der 1. Satz:
     des Botanik-Professors Nikolaus von Jacquin ein          ­aufwühlend, erschütternd; der 2.: hochdramatisch;
     entzückendes Es-Dur-Terzett. Bei der Uraufführung         der 3.: fast ein Liebeslied, tröstlich wie das Requiem.
     im Jacquinschen Palais im Botanischen Garten in           Finale: klopft da nicht das Schicksal an?
     Wien spielt Mozarts Schülerin Franziska (17) Klavier,
     Anton Stadler (33) die Klarinette und er selbst (30):
     die Bratsche. Die mag er nämlich sehr, im Gegensatz
     zur Geige.

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