INGENIEURINNEN ENTWICKELN GESTALTEN GEWINNEN - Bilfinger

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INGENIEURINNEN ENTWICKELN GESTALTEN GEWINNEN - Bilfinger
dib HISTORIE
Eine Zeitreise durch die Geschichte
des dib – von 1986 bis heute

FRAUEN UND TECHNIK
Gedanken von Angela Merkel

INTERVIEWS

ERFAHRUNGSBERICHTE

TRENDS UND TIPPS

                  INGENIEURINNEN
                  ENTWICKELN
                  GESTALTEN
                  GEWINNEN
INGENIEURINNEN ENTWICKELN GESTALTEN GEWINNEN - Bilfinger
Nina Loof Antriebsvalidierung, Deutschland (Sindelfingen)
                                                                            Nina Loof Antriebsvalidierung, Deutschland (Sindelfingen)

Wir
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    entwickelndie
                dieTechnik
                    Technikvon
                            vonmorgen.
                                morgen.
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                                                                  nder  desdes
                                                                      nder   Automobils
                                                                                Automobilssehen  wir wir
                                                                                             sehen   es deshalb als als
                                                                                                         es deshalb
unsere    besondere   Pfl icht, jedes  neue  Fahrzeug   nicht  nur  komfortabler    und  sicherer,
 unsere besondere Pflicht, jedes neue Fahrzeug nicht nur komfortabler und sicherer, sondern auch   sondern  auch
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                   saubererzuzumachen.
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                                                 kommen  wirwir
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                                                                              immer   näher
                                                                                  immer     – dem
                                                                                         näher – dememissionsfreien
                                                                                                       emissionsfreien
Fahren.    Wenn  das  auch   Ihr  Antrieb ist, dann lassen   Sie  uns  gemeinsam
 Fahren. Wenn das auch Ihr Antrieb ist, dann lassen Sie uns gemeinsam an den besten  an den  besten  Lösungen
                                                                                                         Lösungen
arbeiten.
 arbeiten.Ihre
             IhreKarriere
                  Karrierevon vonmorgen
                                   morgen startet auf:
                                            startet    www.daimler.com/karriere
                                                    auf: www.daimler.com/karriere

Zum Markenportfolio der Daimler AG gehören Mercedes-Benz, Mercedes-AMG, Mercedes-Maybach, smart, Mercedes me, Freightliner, Western Star,
 Zum Markenportfolio
BharatBenz, Fuso, Setra,der Daimler
                         Thomas     AGBuses
                                 Built gehören Mercedes-Benz,
                                            sowie              Mercedes-AMG,
                                                  die Mercedes-Benz           Mercedes-Maybach,
                                                                    Bank, Mercedes-Benz            smart, Mercedes
                                                                                        Financial, Daimler          me, Freightliner,
                                                                                                           Truck Financial,           Western
                                                                                                                            moovel, car2go und Star,
                                                                                                                                               mytaxi.
 BharatBenz, Fuso, Setra, Thomas Built Buses sowie die Mercedes-Benz Bank, Mercedes-Benz Financial, Daimler Truck Financial, moovel, car2go und mytaxi.
INGENIEURINNEN ENTWICKELN GESTALTEN GEWINNEN - Bilfinger
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.   3

Editorial

Ein Jubiläum ist die beste Gelegenheit          Die Jubiläumsbroschüre des dib ist zu-
zur Bestandsaufnahme. Der Blick zurück          gleich Reise in die Vergangenheit als auch
zeigt Ziele und Ergebnisse, Fortschritte, Er-   Fahrplan in die Zukunft. Der Informations-
folge und Meilensteine. Zugleich wandern        mix aus Erfahrungsberichten, Statements
Gedanken und Visionen voraus: Was wol-          und Interviews zeigt die gesamte Band-
len wir noch bewegen?                           breite des MINT-Bereichs.

Die Bilanz des deutschen ingenieurin-           Wir danken den dib-Mitgliedern, dem Vor-
nenbundes e.V. nach 30 Jahren kann sich         stand und auch den Sponsoren für ihre
wahrlich sehen lassen. Dank Enthusiasmus        Unterstützung.
und Beharrlichkeit der Ehrenamtlichen
rückte das gesellschaftlich bedeutsame
Thema „Frauen in der Technik“ zuneh-
mend in den Fokus. Netzwerke, Informa-
tionsgrundlagen, Veranstaltungsangebo-
te, Projekte, Statements: Der dib ist hoch
geschätzter Inputgeber für Unternehmen,
Wissenschaft und Politik. Vor allem aber
haben die Verbandsfrauen Vorbildfunkti-
on für den Nachwuchs. Vorbilder prägen.
Sie machen Mut, zeigen Lösungen und
Wege. Angesichts umwälzender Verände-
rungen durch die Industrie 4.0 ergeben
sich für Ingenieurinnen bemerkenswerte          Bettina Seehawer               Sabine Ursel
neue Perspektiven.                              Herausgeberin                  Chefredakteurin
INGENIEURINNEN ENTWICKELN GESTALTEN GEWINNEN - Bilfinger
4        30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

    dib Grußwort

Der dib: Sprachrohr für
Ingenieurinnen in
Wirtschaft, Wissenschaft
und Politik
                Ereignisreiche Zeiten –                     viele Früchte ernten. Dazu zählen unsere
                bemerkenswerte Erfolge                      Konzeptvorschläge für Neuregelungen
                                                            von Arbeitszeit und Elterngeld sowie die
               1986 taten sich Studentinnen der Inge- Quotierungsresolution – Themen, die in-
               nieurwissenschaften zusammen, um für zwischen Eingang in die politische Realität
               Chancengleichheit und Normalität von gefunden haben. Wir initiierten „Mädchen-
               Frauen in der Technik zu kämpfen. Mit die- Technik-Tage“, mittlerweile als Girls‘ Days
               ser Initiative legten sie den Grundstein für institutionalisiert, und die Aktion „TOP25
               den dib als eingetragener Verein. Heute – Die 25 einflussreichsten Ingenieurinnen
               treten bundes- und weltweit über 400 Mit- Deutschlands“, die in Politik und Wirtschaft
               glieder für die Ziele des dib ein.           bewusst machte, wie erfolgreich deutsche
                                                            Ingenieurinnen sind.
               Der dib ist national und international die
               wichtigste Interessenvertretung der deut- Für eine gemeinsame Zukunft
               schen Ingenieurinnen. Diese Reputation Wir sehen unsere Aufgabe darin, bedeutsa-
               haben wir durch das unermüdliche Enga- me Impulse für wegweisende Veränderun-
               gement unserer Mitglieder erworben, die gen im technischen und gesellschaftlichen
               sich über die Gremienarbeit im Deutschen Kontext der Zukunft zu setzen. Unsere
               Frauenrat, in den Landesfrauenräten und Gesellschaft soll von kompetenten Frauen
               in Netzwerken anderer Fach- und Gesell- in wichtigen technischen Zukunftsgre-
               schaftsverbände sowie in Unternehmen mien, in entscheidenden Funktionen in
               für unsere Anliegen einbringen. Auf die- Forschung und Wissenschaft, in Führungs-
               se Weise konnten wir viele Samenkörner und Fachpositionen in Unternehmen profi-
               in Sachen Chancengleichheit säen und tieren können.
INGENIEURINNEN ENTWICKELN GESTALTEN GEWINNEN - Bilfinger
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.   5

                                      »Wir konnten viele Samenkörner
                                       in Sachen Chancengleichheit
                                       säen und viele Früchte ernten.«

                                              Ihre dib-Vorstandsfrauen 2016

                                              Viola Brunner
                                              Dipl.-Informatikerin

                                              Christine Fröhling
                                              Dipl.-Ing. (FH) Kunststoff- und Elastomertechnik
Es ist an der Zeit, dass deutsche Unterneh-
men und Institutionen umdenken und            Barbara Gronauer
Lippenbekenntnissen auch Taten folgen         Dipl.-Kulturwissenschaftlerin
lassen. Frauen in Führungspositionen sind
überaus erfolgreich. Sie bringen wertvolle    Inge Hack
Impulse ein. Weltweit machen es viele Un-     Dipl.-Ing. (FH) Elektronik
ternehmen bereits vor – unser Ziel muss es
sein, auch hierbei zum Vorreiter zu werden.   Sylvia Kegel
Unsere diesjährige Jahrestagung „Wissen       Dipl.-Ing. Elektrotechnik/Nachrichtentechnik
schaf(f)t Macht“ im November 2016 bietet
allen interessierten Frauen eine internati-   Tanja Kiesewalter
onale Plattform für grenzüberschreitende      Dipl.-Ing. Maschinenbau
Diskussionen neuer Handlungsansätze.
                                              Karin Lindner-Vogt
Wir laden Sie herzlich ein –                  Dipl.-Physikerin
feiern Sie mit, diskutieren Sie mit!
Nehmen Sie das Jubiläumsjahr 2016 zum         Dr. Renate Mayer
Anlass, uns (noch besser) kennenzulernen.     Dr.-Ing. Dipl.-Informatikerin
Wir haben bedeutende gemeinsame Ziele
und Verantwortung für die nachfolgende        Birgit Pitzschel
Generation.                                   Dipl.-Ing. Chemieingenieurwesen

                                              Christa Wolf
                                              Dipl.-Ing. (FH) Elektrotechnik
INGENIEURINNEN ENTWICKELN GESTALTEN GEWINNEN - Bilfinger
6       30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

Inhalt                                           dib

                                                dib Historie                                  12
                                                30 Jahre dib – 1986 bis heute

                          9                     dib Themen                                    50
                                                Für wen und für welche Themen
                                                setzt sich der dib ein?

                                                dib Nachwuchs                                 52
                                                Ich will Ingenieurin werden

                                                dib Angebote                                  54
                                                Lernen Sie den dib kennen

                  Angela Merkel                 dib Mitglieder                                56
                  » Technik ist auch            Warum bin ich im dib?
                  Frauensache «
                                                dib Regional                                  58
                                                Ansprechpartnerinnen
Grußworte
                                                dib Projekt                                   60
Editorial                               3       Flucht/Migration: MINT-Projekt für
                                                Frauen und Mädchen
dib Grußwort                           4
                                                dib Veranstaltungen                           62
Angela Merkel                          9        Ingenieurin rockt – 30 Jahre dib
                                                Veranstaltungskalender
Prof. Barbara Schwarze                 11       November 2016: INWES Europe startet durch!

Impressum                              66

                                                                                               12
                                                                                     dib Historie
INGENIEURINNEN ENTWICKELN GESTALTEN GEWINNEN - Bilfinger
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.            7

                                                              Info
                     30
                                                              Tagebuch                         36
                             Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h. c.     Aus dem Tagebuch von Ingenieurinnen
                             Jivka Ovtcharova
                            » Zuerst Stereotypen              Mehr Mut                                   38
                            verändern «                       Petra Köppel

                                                              Frauen fördern und binden          39
                                                              Karriere-Index bietet Benchmarking

TOP Interviews                                                VTH                                        40
                                                              Technischer Handel braucht
Ines Kolmsee, EWE                                  18         weiblichen Sachverstand
Arbeit und Karriere müssen für Mutter und
Vater selbstverständlich werden                               Mentoring                                  42
                                                              Mentoring verhilft mehr Frauen
Monika Schulz-Strelow, FidAR                       20         zu Führungspositionen
Frauen in Aufsichtsräten: Deutschland hinkt
weiter hinterher                                              Mutig sein – Start-up gründen              46
                                                              Güncem Campagna
Rita Forst, ElringKlinger                        22           Gabriele Riedmann de Trinidad
Aufstieg in die Top-Etage gleicht einem Marathon
                                                              Hilfsorganisation                          49
Ursula Schwarzenbart, Daimler                      26         Ingenieure ohne Grenzen –
Frauen und Männer punkten, wenn sie sich                      Hilfe zur Selbsthilfe
auf Vielfalt einlassen
                                                              Buchtipps                                  55
Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h. c. Jivka Ovtcharova      30
KIT, Die Quote ist nur ein Etappensieg                        Charta der Vielfalt                        61

Miruna Stoicescu, ESA                              44         Veranstaltungskalender                     62
Engineers with equal rights and opportunities

Kirsten Hartmann, Hochschule Emden/Leer            48
                                                                                           26
Vorbilder? Meine ehemaligen
Mathe- und Physiklehrer

                                                            Ursula Schwarzenbart
                                                            » Vielfalt ist Grundlage unseres Erfolgs «
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                                                                        TG
                                               DIE ATT

                                                                          EBER

                                                      DEUTSCHLAND

                                                              2015
INGENIEURINNEN ENTWICKELN GESTALTEN GEWINNEN - Bilfinger
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.                   9

 Grußwort

anlässlich des 30-jährigen
Bestehens des deutschen
ingenieurinnenbundes e.V.

Technik ist auch
Frauensache
Technik begeistert. Die Mitglieder des
deutschen ingenieurinnenbundes haben
diese Begeisterung zum Beruf gemacht
und sich ihren Platz in einem bislang von
Männern dominierten Arbeitsbereich
erobert. Der Verband leistet dabei seit
30 Jahren wertvolle Unterstützung. Seit
seiner Gründung dient er neben der Ver-
netzung und Interessenvertretung auch        mit Blick auf junge Frauen, die einen Beruf
dazu, Frauen in Ingenieurberufen schlicht-   außerhalb des üblichen Spektrums wäh-
weg sichtbarer zu machen, so dass ihr gu-    len und sich Vorbilder wünschen, die ih-
tes Beispiel Schule machen kann.             nen zeigen, dass sie es ebenfalls schaffen
                                             können, erfolgreiche Ingenieurinnen zu
Dieses Engagement lohnt sich. Zwar gibt      werden.
es nach wie vor deutlich mehr Ingenieure
als Ingenieurinnen. Aber der Frauenanteil    Technik ist auch Frauensache. Die Mitglie-
unter den Absolventen technischer Studi-     der des deutschen ingenieurinnenbundes
engänge ist in den vergangenen Jahren        sind das beste Beispiel dafür.
gestiegen. Immer mehr junge Frauen ent-
scheiden sich für eine Karriere in einem
der sogenannten MINT-Fächer. Diesen po-
sitiven Trend gilt es aufrechtzuerhalten.

Daher verbinde ich meine Glückwünsche
zum Jubiläum mit der Ermunterung, den
Zielen des deutschen ingenieurinnenbun-                        Dr. Angela Merkel
des treu zu bleiben. Das gilt gerade auch                      Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland
INGENIEURINNEN ENTWICKELN GESTALTEN GEWINNEN - Bilfinger
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.   11

  Grußwort

                                             30 Jahre dib –
                                             weiter so!

                                             Prof. Barbara Schwarze
                                             Vorsitzende des Kompetenzzentrums Technik-
                                             Diversity-Chancengleichheit e.V., Bielefeld

                                             www.kompetenzz.de

                                             und durch gemeinsame Aktionen für mehr
                                             Frauen in MINT eine Verbesserung ihrer
                                             beruflichen Situation angeschoben. Inzwi-
„Sie sind Ingenieur?“ Vor 30 Jahren lös-     schen werden Ingenieurinnen gehört. Der
ten viele Ingenieurinnen noch Erstaunen      dib hat daran großen Anteil.
aus, wenn sie ihren Beruf nannten. 1988
hatte der dib erstmals gemeinsam mit an-     Im Vorstand unseres Kompetenzzen-
 deren Verbänden auf der Hannover Mes-       trums Technik-Diversity-Chancengleichheit
se für starke öffentliche Aufmerksamkeit     schätzen wir die Zusammenarbeit mit dem
 gesorgt, als ein Stand unter dem Motto      dib ganz besonders in der Diskussion um
„Frau + Technik“ initiiert wurde. Zum ers-   die aktuellen gesellschafts-, bildungs- und
ten Mal war sichtbar, dass Technik keine     berufspolitischen Themen und Aufgaben.
Männerdomäne sein muss. Mich hat da-         Das alles hat auch Wirkung gezeigt: Es ist
mals beeindruckt, wie mutig, kompetent       selbstverständlicher geworden, dass junge
und selbstbewusst die beteiligten Inge-      Frauen einen technischen Beruf ergreifen,
nieurinnen und Naturwissenschaftlerin-       als Ingenieurin oder Informatikerin tätig
nen auftraten und wie groß der Zuspruch      sind und in der Führung von Unterneh-
war. Mir wurde klar: Zusammen können wir     men und Organisationen Verantwortung
Änderungen herbeiführen. Seitdem sind        übernehmen. Wir werden diese Entwick-
wir einen langen Weg gemeinsam gegan-        lung weiter voranbringen. Ich freue mich
 gen, haben uns vernetzt, ausgetauscht       auf viele kreative Ideen und Konzepte!
12    30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

 dib Historie

30 Jahre dib –
1986 bis heute
             1986
             NETZWERKEN Vereinsgründung Auf dem 12. Treffen von Frauen in Naturwissen-
             schaft und Technik in Oldenburg wird die Gründung des dib als eigenständiges und un-
             abhängiges Netzwerk von Ingenieurinnen und Ingenieurstudentinnen diskutiert und am
             12. Juni 1986 beim Notar in Darmstadt realisiert. Von Beginn an ist der Verein in Regional-
             gruppen untergliedert, die eigenständig und eigenverantwortlich aktiv sind.

             1987
             ÖFFENTLICHE ANGEBOTE Vereinszeitschrift Die erste Ver-
             einszeitschrift des dib erscheint unter dem Namen „Rundbrief“.
             Seit 2009 firmiert das vierteljährlich erscheinende Magazin un-
             ter dem Namen „Die Ingenieurin“. Neben einem umfangreichen
             Schwerpunktthema bestimmen Top-News, Berichte, Termine und
             Gastbeiträge den Inhalt der Zeitschrift.

             1988
             STATEMENTS Resolution Die Mitgliederversammlung des dib beschließt die erste Re-
             solution: Thema Quotenregelung. Insgesamt verabschiedete der dib ein halbes Dutzend
             Resolutionen, von denen einige inzwischen im politischen Betrieb angekommen sind –
             z.B. die oben genannte Quotenregelung.

             1988
             ÖFFENTLICHE ANGEBOTE Messeauftritte Sowohl eigenständig als auch gemein-
             sam mit anderen Frauenverbänden nutzt der dib diese großen öffentlichen Foren, um
             bekannter zu werden und seine Ziele in die Gesellschaft zu tragen. Startpunkt war die
             Hannover Messe 1988 (gemeinsamer Stand „Frau + Technik“ mit Frauen des VDI, VDE,
             dab). Seither wurde eine Vielzahl technisch-, politisch-, arbeits- oder familienorientier-
             ter Messen besucht, aktuell u.a. der Wissenschaftscampus Fraunhofer (verschiedene
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.        13

Städte), die WoMenPower (Hannover) und die women&work (Bonn). Auch Vorträge und
Diskussionsrunden innerhalb der angegliederten Veranstaltungsreihen dienen dem
Informationstransfer.

1989
NETZWERKEN Deutscher Frauenrat Der dib wird Mitglied im DF, dem bundeswei-
ten Zusammenschluss von Frauenverbänden aller gesellschaftlich relevanter Bereiche.
2004 ist der dib erstmals und von 2008 bis 2014 mit Dr. Kira Stein ununterbrochen im
Vorstand des DF vertreten.

1990
NACHWUCHSFÖRDERUNG Schülerinnen Der dib initiiert den ersten Mädchen-
Technik-Tag in München mit dem Ziel, mehr junge Frauen für technische Ausbildungen
und Studiengänge zu motivieren. Fortan ist der dib an vielen Veranstaltungen ähnlicher
Art beteiligt, immer auch am Girls‘ Day. 2010 werden spezielle MINT-Parcours entwickelt
(ausleihbar für Schulen), die vornehmlich 15- und 16-jährige Mädchen an die Technik
heranführen sollen.

1991
ÖFFENTLICHE ANGEBOTE Tagung Die erste Tagung des dib findet statt. Sie wird
seither jährlich mit wechselnden Themen an verschiedenen Orten durchgeführt. Das
Interesse ist groß, es nehmen inzwischen regelmäßig bis zu 200 Ingenieurinnen an der
mehrtägigen Veranstaltung teil.

1993
NETZWERKEN Landesfrauenräte Als erste Regionalgruppe wird die RG-Stuttgart
Mitglied im Landesfrauenrat in Baden-Württemberg. Heute engagiert sich der dib
in neun Landesfrauenräten und ist seit 2005 auch in verschiedenen Vorständen von
Landesfrauenräten vertreten.

1994
ÖFFENTLICHE ANGEBOTE Veranstaltungsprogramm Das erste Seminarprogramm
des dib erscheint. In der Zwischenzeit ist das Veranstaltungsprogramm ein gut etabliertes
Angebot des Vereins, an dem auch vereinsunabhängig interessierte Frauen teilnehmen.

1997
ÖFFENTLICHE ANGEBOTE Internet Die Website des dib geht online. Seit 2011 ist der
dib auch in XING, Facebook und bei Twitter aktiv.
14   30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

GRÜNDUNGSIMPULS
 dib Regional

»Was sind Sie ... Ingenieurin?«
            Wintersemester 1985/86,                      rinnen wussten: Einen Job zu bekommen,
            TH Darmstadt, Ringvorlesung:                 war schwierig, schließlich kam es nicht
           „Frauen in der Wissenschaft“                  selten vor, dass eine Frau nur deshalb zum
            Eine der Vorlesungen beschäftigte sich       Bewerbungsgespräch eingeladen wurde,
            mit der Situation von Ingenieurinnen. Die    um sich so ein „Exemplar“ einmal anzuse-
            vortragende Ingenieurin Gisela Scheinig      hen. Auch ein viel beachteter Karriererat-
            konstatierte: „Der Frauenanteil in den In-   geber des Vereins Deutscher Ingenieure
            genieurwissenschaften ist extrem niedrig.    (VDI) leistete keine Hilfe, denn die Hinwei-
            Die Studentinnen genießen hohe Auf-          se waren für Frauen nicht umsetzbar und
            merksamkeit, allerdings als Exotinnen. Sie   offensichtlich nicht für sie gedacht – dieser
            werden nicht ernsthaft als gleichwertig      große Verein setzte sich eindeutig nur für
            betrachtet.“ Alle (angehenden) Technike-     Männer ein.

                                                         Der Vortrag war für die Studentinnen im
                                                         Plenum Schock und Erhellung zugleich.
                                                         Die anschließende Diskussion zeigte: Es
                                                         gab keine Interessenvertretung für Inge-
                                                         nieurinnen! Vorhandene Netzwerke er-
                                                         schienen zu etabliert, altbacken, frauen-
                                                         feindlich. „Wenn uns keiner hilft, dann
                                                         helfen wir uns selbst!“, so unser Gedanke.
                                                         Wir machten Schluss mit Analyse und Jam-
                                                         merei und ließen Taten folgen: Am 12. Juni
                                                         1986 gründeten wir den deutschen inge-
                                                         nieurinnenbund e.V.

                                                                          Dr.-Ing. Angelika Klein
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.        15

1999
NETZWERKEN Öffentliche Hand Als Mitglied im Beirat des Vereins „Frauen geben
Technik neue Impulse“, der vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (BMBF),
der Bundesanstalt für Arbeit und der Deutschen Telekom AG ins Leben gerufen wurde,
                     ist der dib erstmals Teil eines Projektes der Öffentlichen Hand. Ab
                    2005 war Dr. Kira Stein im Vorstand der Nachfolgeorganisation, dem
                     Verein „Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit“, seit
                    2007 im dortigen geschäftsführenden Vorstand. 2008 beginnen
                     die Vorarbeiten zu „Komm mach MINT – Nationaler Pakt für Frauen in
                     MINT-Berufen“, an denen der dib maßgeblich beteiligt ist, ab 2010 als
                     offizieller Partner. Seit 2011 ist der dib Mitglied in der Steuerungs-
                     gruppe der Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen in Wirtschaft,
                     Wissenschaft und Forschung“, die unter Leitung des Wirtschaftsminis-
                     teriums Baden-Württemberg steht.

2002
NETZWERKEN International Teilnahme an der 12. International Conference of Women
Engineers and Scientists (ICWES 12) in Ottawa, Kanada. Dort wird der internationale Verband
International Network of Women Engineers and Scientists (INWES) gegründet. Der dib betei-
ligt sich aktiv am Gründungsprozess und tritt kurz darauf bei. Von 2008 bis 2011 und wie-
der seit 2014 ist der dib im INWES-Vorstand vertreten. Gemeinsam mit den französischen
Verbänden Femmes Ingénieurs (FI), Femmes et Sciences, femmes & mathématiques und
dem britischen Verband Women’s Engineering Society (WES) organisiert der dib die
14. International Conference of Women Engineers and Scientists (ICWES 14), die im Juli
2008 in Lille in Frankreich stattfindet. 400 Naturwissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen
aus aller Welt nehmen teil.

2004
NACHWUCHSFÖRDERUNG Studentinnen dib-Mitglieder starten ihr Engagement
als Mentorinnen und sind in Landesprogrammen in Hessen und Bayern und seit 2008
international im Mentoring bei der European Federation of Mentoring for Girls and Women
(WoMentor) aktiv.

2006
JUBILÄUMSAKTION Festakt 20 Jahre dib In Darmstadt wird am 12. Juni das 20-jähri-
ge Bestehen des Vereins gefeiert. Grußworte von Ruth Wagner (Vizepräsidentin des Hessi-
schen Landtags), Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner (Präsident der TU Darmstadt) beim
Festakt sowie von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Jubiläumsbroschüre repräsentie-
ren den dib in der Mitte der Gesellschaft.
16   30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

            2009
            STATEMENTS Frauen an die Spitze Der dib unterstützt die „Nürnberger Resolution“ für
            mehr Frauen in Aufsichtsräten und Spitzenpositionen und nimmt in Stuttgart erstmals
            am Kongress „Spitzenfrauen – Wege ganz nach oben“ teil. Bei Aktionärsversammlungen
            technischer Unternehmen fordert dib-Vorstandsmitglied Sylvia Kegel 2010 fundiert eine
            signifikante Frauenbeteiligung an Vorstands- und Aufsichtsratspositionen.

            2009
            EHRUNGEN Dr. Kira Stein, langjähriges
            dib-Vorstandsmitglied, erhält im Oktober
            das Verdienstkreuz am Bande der Bundes-
            republik Deutschland für ihr jahrzehntelan-
            ges ehrenamtliches Engagement für Frau-
            en in technischen Berufen. Zwei weitere
            dib-Mitglieder folgen: im Dezember 2009
            Maren Heinzerling ebenfalls mit dem Ver-
            dienstkreuz am Bande und 2012 Barbara
            Leyenecker mit der Verdienstmedaille.
                                                          Horst Köhler (Bundespräsident von 2004 bis 2010),
                                                          Dr. Kira Stein, Eva Luise Köhler

            2011
            JUBILÄUMSAKTION TOP25 Zum 25-jährigen Bestehen werden die 25 einflussreichs-
            ten Ingenieurinnen Deutschlands nach einem öffentlichen Vorschlagsverfahren von einer
            hochkarätigen vereinsunabhängigen Jury ausgewählt und prämiert. Die Aktion erfährt
            ein großes Echo in Presse und Politik.

            2012
            STATEMENTS Neue Technikthemen Verschiedene Mitglieder und Gruppen im dib
            starten ihre Arbeit zu aktuellen technisch orientierten Themen, z.B. Green Economy und
            technische Assistenzsysteme für alte Menschen und Menschen mit Einschränkungen.

            2013
            STATEMENTS Unter dem Motto „Spitzenfrauen fragen Spitzenkandidaten“ treffen
            am 17. Mai 2013 zehn führende Frauenverbände in Berlin alle im Bundestag vertretenen
            Parteien, um diese im Vorfeld zur Bundestagswahl zu ihrer Frauenpolitik zu befragen und
            damit das Quotengesetz medienwirksam zu befeuern.
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.       17

2015
NETZWERKEN MINT-Mütter Gemeinsam mit den Akteurinnen von 1988 (Messestand
in Hannover) gründen dib-Mitglieder die Arbeitsgruppe MINT-Mütter mit dem Ziel, die
Geschichte(n) der Pionierinnen aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

2016
NETZWERKEN International Der dib initiiert die Gründung von INWES Europe mit und
richtet zum ersten Mal eine internationale dib-Tagung gemeinsam mit der INWES Regional
Conference Europe 2016 aus.

                           DER dib HEUTE

                             rund 400 Mitglieder

                             22 Regionalgruppen in Deutschland

                             Vorstand:
                             10 gleichberechtigte Vorstandsfrauen,
                             darunter 2 Finanzreferentinnen

                             Mitgliederversammlung:
                             jährlich in Verbindung mit der Jahrestagung

                             Magazin „Die Ingenieurin“:
                             erscheint vierteljährlich
                             (ISSN: 1612-8281)

                                                              www.dibev.de
18   30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

 TOP Vorstand

Arbeit und Karriere müssen
für beide – Mutter und Vater –
selbstverständlich werden

                                           Ines Kolmsee
                                           Diplom-Ingenieurin
                                           (Energie- und Verfahrenstechnik)
                                           Jahrgang 1970, 4 Kinder

                                           EWE AG, Oldenburg: seit Mai 2015
                                           Mitglied des Vorstands (Technik)

                                           Von 2004 bis 2014 Vorsitzende des
                                           Vorstands der SKW Stahl-Metallurgie
                                           Holding AG in München.
                                           Bis zu ihrem Eintritt bei EWE war
                                           Ines Kolmsee unternehmerisch
                                           für die von ihr mitgegründete Smart
                                           Hydro Power GmbH tätig.

                                           2013 wurden Sie zur Managerin des Jahres gekürt:
                                           als „Leuchtturm in der Männerwelt der Wirtschaft“.
                                           Man bescheinigt Ihnen Leistungs- und Wettbe-
                                           werbsorientierung, gepaart mit Leidenschaft und
                                           Willenskraft. Ist es schwerer, an die Spitze zu
                                           gelangen oder oben zu bleiben?
                                           Das lässt sich nur schwer vergleichen. In jedem Fall ist es
                                           anstrengend. Klar ist, ohne Kompromisse einzugehen,
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.   19

wird man nicht nach oben kommen und         bei Aufsichtsräten: Deren Mitglieder set-
auch nicht oben bleiben. Die Frage ist,     zen sich meist aus vielen verschiedenen
inwieweit man bereit ist, Kompromisse für   Berufsgruppen zusammen, so dass
die Karriere einzugehen. Diese Entschei-    es einfacher ist, die Quote zu erfüllen.
dung muss jeder für sich selbst treffen.
                                            Sie sind Mutter von vier Kindern
Sie lehnen eine Quote für Vorstände         und haben parallel eine bemerkens-
ab, befürworten diese aber für              werte Karriere vorzuweisen. Was
Aufsichtsräte. Was macht den Unter-         müssen Unternehmen tun, um
schied?                                     Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Richtig, ich spreche mich gegen eine        ernsthaft zu fördern?
Quotenregelung für Vorstände aus. Ganz      Die Unternehmen tun bereits sehr viel.
einfach deshalb, weil die Quote kaum        Bei EWE zum Beispiel gibt es eine eigene
zu erfüllen wäre – es gibt einfach zu       Kindertagesstätte, flexible Arbeitszeiten,
wenige Frauen in technischen Berufen.       sogar Eltern-Kind-Büros. Viel entscheiden-
Unternehmen nun zu zwingen, aus dieser      der ist ein Umdenken der Männer. Es muss
sehr kleinen Grundgesamtheit Frauen         normal werden, dass sich auch Männer in
in den Vorstand zu berufen, halte ich für   Führungspositionen um den Nachwuchs
schwierig und auch nicht richtig. Anders    kümmern, das Kind beispielsweise aus
                                            dem Kindergarten abholen oder einfach
                                            mal von zu Hause aus arbeiten können.
                                            Mein Eindruck ist, dass Männern, die dies
                                            heute schon tun, die Karriere weniger zu-
                                            getraut wird. Arbeit und Karriere müssen
                                            für beide – Mutter und Vater – selbstver-
                                            ständlich werden.
20    30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

 TOP Präsidentin

Frauen in Aufsichtsräten:
Deutschland hinkt
weiter hinterher

             Meilenstein in der FidAR-Geschichte:       Unternehmen waren verunsichert, und
             6. März 2015, das Inkrafttreten des        obwohl sie die Kriterien erfüllen, war es
            „Gesetzes zur gleichberechtigten Teil-      ihnen nicht bewusst, dass sie vom Gesetz
             habe von Frauen und Männern an             betroffen sind. Laut unserem Stimmungs-
             Führungspositionen“. Sehen Sie seitdem     barometer sehen die Unternehmen bei
             entscheidende Fortschritte?                der Anwendung des neuen Gesetzes eine
             Das beschlossene Gesetz verankert in       höhere Attraktivität ihres Unternehmens
             Deutschland erstmalig eine feste Quote     für Bewerberinnen als relevanten Vorteil.
            von 30 Prozent für Neubesetzungen in
            103 Unternehmen, die börsennotiert und
            voll mitbestimmt sind. Die Anforderungen
             dieses Teils des Gesetzes werden die be-
            troffenen Unternehmen erfüllen können.      » Wir hätten
             Dazu besteht allgemeine Zuversicht,
            und die Abfrage bei den Unternehmen          gerne mehr
             bestätigt dies.
                                                         männliche
             Die zweite Säule des Gesetzes schreibt
             freiwillige Zielvorgaben vor, die für       Unterstützer.«
             Aufsichtsrat, Vorstand und das oberste
             Management bereits im September 2015
             festgelegt werden sollten und in diesem
             Jahr in den Lageberichten veröffentlicht
             werden müssen. Dies betrifft mindes-
             tens 3.500 Unternehmen. Viele dieser
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.   21

Monika Schulz-Strelow
Gründungsmitglied und Präsidentin

FidAR e.V. – Die Initiative für mehr Frauen
in die Aufsichträte, Berlin

www.fidar.de

Bei der Besetzung von Aufsichtsrats-
funktionen wird immer noch im ,Old
Boys Network’ gesucht. Was fordert
FidAR konkret?
Die Suche in den bekannten Old-Boys-
Netzwerken ist immer noch eine bewähr-        anderen Ländern. Helfen würde generell
te Vorgehensweise. In den Notizbüchern        mehr Transparenz und Öffentlichkeit beim
dieser Herren sind kaum Frauennamen zu        Besetzungsprocedere, doch stehen dem
finden. Die Suche erfolgt weit differen-      viele Widerstände entgegen.
zierter, wenn Personalberater eingeschal-
tet werden. Viele Frauen sind aber nicht      FidAR hat auch männliche Mitglieder.
so „visible“, dass sie automatisch gefunden   Was motiviert Männer, gerade auf
werden. Die Anforderungen an eine             diesem speziellen Gebiet Farbe zu
qualitative Verbesserung der Auswahl der      bekennen?
Aufsichtsratskandidaten sollten aus den       Unter den Männern, die sich bei FidAR
Reihen des Aufsichtsrats selbst kommen,       engagieren – und wir hätten gerne mehr
dann wäre es mit einer entsprechenden         männliche Unterstützer – sind einige,
Einsicht verbunden. Die Empfehlungen          denen das Thema der gleichberechtigten
der DCGK (Deutscher Corporate Gover-          Teilhabe ein echtes Anliegen ist. Andere
nance Kodex)-Kommission bestehen seit         sind beruflich an dem Thema interessiert
mehreren Jahren und bewirken auf dem          und finden hier spannende Gesprächs-
Gebiet keine spürbaren Veränderungen;         partnerinnen oder sogar Kandidatinnen
internationale Investoren sollten dezidier-   für Besetzungen und zumindest einen
ter nachfragen, dies ist in Deutschland je-   guten Überblick über den aktuellen
doch noch nicht soweit entwickelt wie in      Diskussionsstand.
22     30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

 TOP Aufsichtsrätin

Aufstieg in die Top-Etage
gleicht einem Marathon

Rita Forst
Diplom-Ingenieurin (Maschinenbau)
Jahrgang 1955, 2 Kinder

 ElringKlinger AG, Dettingen:
 Mitglied des Aufsichtsrat
 Beiratsmitglied:
 Joh. Winkelhofer Beteiligungs
 GmbH & Co. KG, München
 Metalsa, S.A. de C.V., Mexiko

Rita Forst verantwortete bis 2012
den Vorstandsbereich Technische
Entwicklung bei Opel und die
europäischen Entwicklungsaktivi-
täten von General Motors.

              Frau Forst, Sie haben sich vor fünf           ative der Bundesregierung, Frauenquoten
              Jahren während Ihrer aktiven Zeit bei         in den Unternehmen einzuführen, gäbe es
              Opel gegen eine Frauenquote ausge-            wohl auch in Zukunft kaum Bewegung in
              sprochen. Wie stehen Sie heute dazu?          dieser Thematik.
              Heute sehe ich die Dinge etwas anders. In     Männer fördern bevorzugt Männer, wenn
              den vergangenen zehn Jahren, in denen         auch oft unbewusst. Durch eine Quote
              sich viele Unternehmen eine Selbstver-        werden Vorgesetzte quasi gezwungen,
              pflichtung zur Frauenförderung auferlegt      auch Frauen als qualifizierte Kandidaten
              hatten, ist der Frauenanteil in Führungspo-   wahrzunehmen, mit in den Auswahlpro-
              sitionen kaum gewachsen. Ohne die Initi-      zess aufzunehmen und zu fördern.
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.   23

Warum verschwinden viele in Vor-              mit technischer Ausbildung, sondern die
standsposition gehievte Frauen nach           Betriebe sind auch offener für Frauen in
kurzer Zeit wieder?                           Führungspositionen geworden.
Ich kann hier nur spekulieren, dass Frauen
in diesen Fällen einfach nicht genügend       Sie haben gelernt, sich in einer ausge-
auf diese Aufgabe und Verantwor-              sprochenen Männerdomäne durch-
tung vorbereitet waren, oder sie waren        zubeißen. Was raten Sie Frauen, die
schlichtweg überfordert. Auch kann es         hochqualifiziert sind, aber (noch) nicht
möglich sein, dass sie andere Methoden        über Ihre Energie verfügen?
und Ansätze zur Erreichung der Geschäfts-     Ich rate Frauen, sich bei jedem Karriere-
ziele verfolgt haben als ihre männlichen      schritt zu fragen, ob die neue Aufgabe
Kollegen. Wenn Frauen in der Männerwelt       in Harmonie mit dem eigenen Anspruch
nicht so ticken und mitspielen wie Team-      an Ambition und der Selbstzufrieden-
Kollegen oder der Chef, dann kann das         heit steht.
schon ausschlaggebend für ein schnelles
Karriere-Aus sein. Hier sieht man somit
auch die Kehrseite der Medaille. Nur wenn     » Männer fördern
fachliche und soziale Kompetenz, Leis-
tungsbereitschaft, politisches Feingefühl      bevorzugt Männer,
und das nötige Durchhaltevermögen
passen, kann eine Frau in einer Männer-        wenn auch oft
domäne erfolgreich sein.
                                               unbewusst. «
Wie sieht es in Ihrem Umfeld aus –
bezogen auf Frauen in Führungs-
positionen und bei Ingenieurinnen?
Die Unternehmen in der Automobil-
industrie suchen intensiv nach gut
ausgebildeten Ingenieurinnen. Man
weiß mittlerweile, dass gemischte Teams
sehr effizient, innovativ und kreativ sind.
Die Anforderungen der Kunden an die
Produkte werden dadurch ebenfalls
besser abgedeckt. Die Chancen von gut
ausgebildeten Ingenieurinnen, die sich
in einem Unternehmen für den Karriere-
weg als Führungskraft entscheiden, sind
heute besser denn je. Es gibt nicht nur
steigenden Bedarf an Führungskräften
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30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.   25

Immer wieder zu beweisen, dass man     Geschlecht. Männer sind in der Regel
einer Aufgabe gewachsen ist, fordert   wesentlich besser vernetzt als Frauen.
sehr viel Energie und Durchhaltever-   Offensichtlich gelingt es den wenigen
mögen. Den Aufstieg bis in die Top-    Frauen in Führungspositionen nicht,
Etagen zu schaffen kann ein Marathon   sich effizient mit anderen zu vernetzen.
sein.                                  Denke ich an meine aktive Zeit zurück,
                                       gab es einige Situation, in denen ein
Welche Rolle spielt cleveres Netz-     Erfahrungsaustausch mit einer Kollegin
werken für die Karriere einer Frau?    für mich sehr hilfreich gewesen wäre.
Cleveres Netzwerken spielt eine        Zudem ist es schwierig für Frauen, in
ganz besonders große Rolle auf         die „informellen Kreise“ der Männer-
dem Karriereweg, unabhängig vom        welt einzudringen.
26    30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

 TOP Director HR/Diversity

Frauen und Männer
punkten, wenn sie sich
auf Vielfalt einlassen

             Diversity wird in den USA anders ge-         riesiges Potenzial neuer Ideen. Nur so ist
             lebt als in Südafrika oder in Deutsch-       es möglich, kurzen Innovationszyklen,
             land. Die Komplexität kultureller            globalen Märkten und auch der Digita-
             Unterschiede macht Gender-Diskus-            lisierung gerecht zu werden. Als Global
             sionen interessant und kompliziert           Diversity Office ist es unsere Aufgabe, die
             zugleich. Wie schafft man es in              Beschäftigten kontinuierlich dabei zu be-
             einem Konzern, global agierende              gleiten und zu befähigen, die Vorteile der
             Mitarbeiter zu einem gemeinsamen             Vielfalt wahrzunehmen und zu nutzen.
             Verständnis zu führen?                       Zum Beispiel fördern wir diesen Prozess
             Unser gemeinsames Verständnis von            durch Diversity Workshops und Konferen-
             Diversity beruht auf der Überzeugung,        zen, die überall auf der Welt stattfinden.
             dass Vielfalt eine Grundlage unseres
             Erfolgs ist. Unsere 285.000 Beschäftigten    Bis 2020 will Daimler mindestens
             gehören alle gemeinsam zu unserem            20 Prozent Frauen in Führungs-
             Unternehmen und vertreten daher auch         positionen beschäftigen. Wo stehen
             die Werte des Unternehmens sowohl            Sie auf Ihrem Weg? Gibt es schon
             nach innen wie auch in die Öffentlichkeit.   eine Roadmap für „danach“?
             Im Arbeitsalltag erleben alle Kolleginnen    Unser Weg lässt sich einfach zurück-
             und Kollegen aus erster Hand, dass unter-    verfolgen: Vor zehn Jahren lag unser Frau-
             schiedliche Perspektiven, Kenntnisse und     enanteil in leitenden Führungspositionen
             Erfahrungen zwar manchmal anstren-            bei 6 Prozent und wir haben uns vorge-
             gend sein können, aber unsere Projekte       nommen, diesen jährlich um einen
             und die Zusammenarbeit in erster Linie       Prozentpunkt zu steigern. 2007 waren es
             voran bringen. Wenn fünf Generationen,       dann 7 Prozent und 2015 bereits 15. Ende
             Männer und Frauen und 150 Nationali-         dieses Jahres peilen wir 16 Prozent an.
             täten zusammenarbeiten, entsteht ein         Bislang haben wir unser Ziel jedes Jahr
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.   27

                                                  Ursula Schwarzenbart
                                                  Diplom-Pädagogin, Jahrgang 1958

                                                  Daimler AG, Stuttgart:
                                                  Leiterin Global Diversity Management/
                                                  Director Global Diversity Office

                                                  Ziel: Bis zum Jahr 2020 sind 20 Prozent der
                                                  leitenden Führungspositionen bei Daimler
                                                  mit Frauen zu besetzen.

erreicht. Diese Zahlen sind natürlich vor      wagen Smart bis zum Truck, von Mobili-
allem ein Zeichen dafür, dass sich unsere      tätskonzepten bis zu Finanzdienstleistun-
Kultur ändert. Ein Drittel unserer Team-       gen. Woran unsere Ingenieurinnen und
leiterinnen arbeitet inzwischen in Teilzeit,   Ingenieure heute tüfteln, damit fahren
wir haben 870 Kita-Plätze, Jobsharing-Tan-     morgen unsere Kunden auf der Straße –
dems auf Abteilungsleiterebene, und der        und das weltweit. Auch unsere Entwick-
Anteil der Herren, die Elternzeit nehmen,      lungsmöglichkeiten reichen weit über das
liegt bei rund 70 Prozent. Ich wäre sicher     Neckartal hinaus: Wer neue Wege gehen
die Falsche für meinen Job, wenn ich           will, hat an mehr als 170 Standorten auf
mich zurücklehnen würde, sobald der            sechs Kontinenten dazu Gelegenheit.
Frauenanteil in leitenden Führungskräften      Auch im letzten Jahr haben wir über
bei 20 Prozent liegt. Im Gegenteil, die Ar-    120 Mio. Euro in die Fortbildung unserer
beitswelt ist im Wandel und die Frage, wie     Mitarbeiter investiert und das alleine in
wir das volle Potenzial der Vielfalt nutzen,   Deutschland. Außerdem schaffen wir
wird sich auch künftig stellen.                Voraussetzungen für Frauen und Männer,
                                               die sicherstellen, dass ihr Lebensmodell
Was tun Sie konkret dafür, Ingenieu-           und die unterschiedlichen Lebensphasen
rinnen für das Unternehmen zu                  optimal mit der Arbeit vereinbar sind.
begeistern und sie dann auch in den            Dazu leisten flexible Arbeitszeitmodelle,
technischen Disziplinen zu halten?             vom Sabbatical bis zur Auszeit für die
Ganz gleich, ob Ingenieurin oder Inge-         Pflege von Angehörigen, einen Beitrag.
nieur: Spannende Aufgaben wollen alle!         Viele Ingenieurinnen gewinnen wir über
Und da sind sie bei uns genau richtig.         unser Trainee-Programm CAReer für
Kaum ein anderer Automobilhersteller           Daimler, dort liegt der Frauenanteil inzwi-
vereint so viele Marken unter einem Dach.      schen bei 40 Prozent. Andere lernen uns
Unsere Produktpalette reicht vom Klein-        über die „Daimler Women Days“ kennen,
28      30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

                            » Wir schaffen für Frauen und Männer
                              Voraussetzungen, die sicherstellen,
                              dass Lebensmodell und unterschied-
                              liche Lebensphasen optimal mit der
                              Arbeit vereinbar sind. «

dort können sich Young Professionals          wichtigen Beitrag dazu leisten kann, das
oder Studentinnen mit Vertretern unserer      in Deutschland weit verbreitete Vorurteil
Fachbereiche austauschen.                     zu widerlegen, dass Frauen und Tech-
                                              nik nicht geht. In dem Zusammenhang
Ist der Mangel an Frauen in techni-           übrigens auch herzlichen Glückwunsch
scher Forschung und Praxis ein                zum 30-jährigen Bestehen und viel Erfolg
deutsches Phänomen? Von wem                   für die Zukunft!
können wir lernen?
Wir betrachten auch den Arbeitsmarkt aus      Welche Zusatzqualifikationen
einer globalen Perspektive und da gibt es      sollten Frauen mitbringen, um gegen
sicher Länder, in denen sich mehr Frauen       Männer zu punkten?
für eine Ingenieurslaufbahn entscheiden.      Es sollte kein „gegen“ sein, sondern ein
Zum Beispiel in China oder im Iran ist        „mit“. Langfristig punkten Frauen wie
dieses Studium keine ungewöhnliche            Männer nur, wenn unterschiedliche Stär-
Entscheidung für eine Frau. Mit den „Girls    ken vereint werden. Es geht also vor allem
Days“ und auch mit unserer Wissenscom-         darum, Vorurteile abzubauen und der
munity „Genius“ versuchen wir, auch in        Tendenz vorzubeugen, sich mit „Gleichen“
Deutschland mehr Mädchen und junge            zu umgeben. Weder Männer noch Frauen
Frauen für Technik zu begeistern. Und ich     sind die besseren Manager. Erfolgreiche
hoffe natürlich auch auf Verbände, wie        Manager – Frauen und Männer – punkten
den deutschen ingenieurinnenbund, der          dadurch, dass sie sich auf Vielfalt einlassen
seine große Strahlwirkung für Mädchen         und mit diese fördern.
30    30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

 TOP Professorin

Die Quote ist nur
ein Etappensieg
             Was bedeutet Industrie 4.0 für Unternehmen und
             welche Rolle kann der Faktor „Frau“ spielen?
             Im Interview: Jivka Ovtcharova vom Karlsruher
             Institut für Technologie (KIT)

             Industrie 4.0 erfordert ganzheitliches       Ablaufplanung wird der „selbstbestim-
             Denken in neuen Dimensionen. Sie per-        mende“ oder „intelligente“ Einsatz von
             sönlich verweisen auf die große Chance       Maschinen und IT-Systemen mit direkter
             der Gesellschaft, mit zu entwickeln          Kundeneinbindung in die Geschäfts- und
             und mit zu wachsen. Welche Potenziale        Wertschöpfungsprozesse zum Herzstück.
             können gerade Frauen hier einbringen?        Ein Paradigmenwechsel nicht nur für
             Die vierte Industrierevolution – Industrie   produzierende Unternehmen.
             4.0 – steht für die flexible und echt-       Die gravierenden Veränderungen betref-
             zeitfähige Vernetzung von Maschinen,         fen Männer und Frauen gleichermaßen.
             Dienstleistungen und Menschen zum            Die breite Gesellschaft tritt zum ersten
             Zweck, individuelle Waren „on-demand“        Mal in der Geschichte als Mitgestalter
             und kostengünstig zu produzieren.            der Industrialisierung auf. Dies geht mit
             Durch das Internet getrieben, wächst die     entsprechend veränderter Besitz- und
             reale Produktionswelt mit der virtuellen     Benutzermotivation von Produkten einher.
             Welt der Daten und Informationen zum         Emotion, Erlebnis- und Begeisterungsas-
             Internet of Everything (IoE) zusammen.       pekte treten in unserer Wohlstandsgesell-
             Im Gegensatz zur heutigen vordefinierten     schaft in den Vordergrund. Immer mehr
                                                          Menschen gehen engagiert vor, teilen
                                                          Bilder und Inhalte, kommentieren Akti-
                                                          onen in sozialen Netzwerken, sprechen
» Wir müssen zuerst die                                   Weiterempfehlungen aus und fühlen
                                                          sich bestimmten Marken, Produkten und
 Stereotypen verändern! «                                 Dienstleistungen gegenüber verbunden.
                                                          Der Mensch als Individuum und „resour-
                                                          ceful human“ tritt dabei in einer oder
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.   31

                                                Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h. c.
                                                Jivka Ovtcharova
                                                Diplom-Ingenieurin mit zweifacher Promotion
                                                in Maschinenbau und Informatik
                                                Jahrgang 1957

                                                  Leiterin des Instituts für Informations-
                                                  management im Ingenieurwesen (IMI)
                                                  Direktorin im Forschungszentrum für
                                                  Informatik Karlsruhe (FZI)
mehreren „Rollen“ gleichzeitig auf, u.a.          Gründerin/Leiterin des Lifecycle
als Produzent, Dienstleister, Kunde oder          Engineering Solutions Center (LESC)
Wissensempfänger.
Die weibliche Dimension in einer digitalen
Wirtschaft und Gesellschaft birgt enormes       Ehrendoktorwürde TU Sofia (2011).
Potenzial für Weiterentwicklung. Wir            Expertise im Informations- und Daten-
müssen zuerst die Stereotypen verändern!        management in der Fertigungsindustrie
In unserer Gesellschaft herrscht immer          Spezialgebiet „Virtual Engineering“
noch die rein technische maskuline Sicht
in der Wirtschaft vor, u.a. im Engineering.
Die stereotype Vorstellung von maskuli-
nen und femininen Berufen prägt früh das
Selbstbewusstsein der jungen Generation.
Das Engineering hat jedoch mit nahezu
allen Lebensbereichen zu tun.
Ingenieure werden nicht geboren, sie
werden gemacht! Kreativität, Ausdauer
und der Wunsch, die Welt positiv zu ver-
ändern, sind die drei wichtigen Eigenschaf-
ten, die gute Ingenieure kennzeichnen.
Frauen können einen enormen Mehrwert
im Industrie 4.0-Zeitalter beisteuern, wenn
die Gesellschaft begreift, dass es sich nicht
nur um Technik und Berufe mit spezifisch
männlichen Merkmalen handelt. Es geht
32      30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

               um uns alle, um die durchquerende Digi-    selbst benötigt. Neue Modellierungspa-
               talisierung unseres täglichen Lebens auf   radigmen, Technologielösungen und
               dem Weg zu einer Weltgesellschaft.         Arbeitskulturen ermöglichen den Wechsel
                                                           der Blickrichtung zu Innovation durch
                Ihre Vision ist eine zukunftsfähige       „resourceful humans“ und tragen somit
                Innnovationskultur, die zu einem          maßgeblich zur effektiven und effizienten
                grundlegend veränderten Verständnis       Teamarbeit in unternehmensübergrei-
                der menschlichen Möglichkeiten und        fenden und interkulturellen Unterneh-
                Bedürfnisse im Umgang mit Techno-         menspartnerschaften bei. Eine belastbare
                logien, Arbeitssystemen und natürli-      Statistik zur Innovationsstärkung durch die
                chen Ressourcen führt. Wie lässt sich     Implementierung digitaler Lösungen und
                das praktisch umsetzen?                    der Veränderung von Arbeitsstrukturen
                Gefragt sind Menschen mit der Fähigkeit   ist zurzeit nicht vorhanden. Mögliche
                des vernetzten Denkens und Handelns       Verbesserungen werden u.a. in der Ver-
               und mit dem Blick für das große Ganze.      einfachung von Arbeitsabläufen sowie in
               Bisher wird der Mensch mit seinem          neuen Geschäftsmodellen und modu-
               Potenzial, trotz aller Beteuerungen, als   laren Wertschöpfungsketten gesehen.
               „human resources“, aber nicht wirklich     Insgesamt geht es dabei um Stärkung der
               als „resourceful human“ betrachtet. Der     digitalen Souveränität, d.h. um digitale
               Übergang zum „Mensch im Mittelpunt         Leistungsfähigkeit und Handlungsfähig-
                der Betrachtung“ setzt eine zukunftsfä-   keit. Als zielführend ergibt sich heute im
               hige Innnovationskultur voraus, die ein    vorwettbewerblichen Bereich die enge,
                grundlegend verändertes Verständnis       zweckgebundene Partnerschaft aus
                der menschlichen Möglichkeiten und        Unternehmen und externen Organisatio-
               Bedürfnisse im Umgang mit Technolo-        nen (z.B. aus Forschung und Beratung) mit
                gien, Arbeitssystemen und natürlichen      komplementären Kompetenzen. Durch
               Ressourcen, aber auch den Menschen         vernetztes Arbeiten mit den anderen
                                                           Partnern und durch „sharing data and
                                                          work spaces“ für das praktische Erproben
                                                           können Unternehmen sich mit einer
INDUSTRIE 4.0 COLLABORATION LAB                           smarten Entwicklungs- und Produkti-
Partner: KIT, Forschungszentrum Informatik (FZI)           onsumgebung vertraut machen, Ideen
sowie die Unternehmen SolidLine AG, SolidWorks,           und Produkte frühzeitig testen oder auch
Bechtle IT-Systemhaus Karlsruhe, TDM Systems GmbH,        Mitarbeiter qualifizieren lassen.
FORCAM GmbH, simus systems GmbH
                                                          Die praktische Umsetzung lässt sich am
Das „Industrie 4.0 Collaboration Lab“ wurde               Beispiel des 2014 am Karlsruher Institut für
in die Aktivitäten im Bereich Demonstrationsfabriken,     Technologie gegründeten „Industrie 4.0
Forschungskooperationen der „Plattform Industrie          Collaboration Lab“ demonstrieren. Unter
4.0“ des BMWi aufgenommen.                                dem Slogan „Mittelstand trifft Forschung“
                                                          begleiten Partner aus Wirtschaft und For-
                                                          schung mittelständische Unternehmen
30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.   33

bei der Umstellung auf Industrie 4.0.
Ziel: Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit       » Bei der Digitalisierung sind
durch flächendeckende Digitalisie-
rung, Vernetzung und echtzeitfähige             auch gesellschaftliche Ver-
Lösungen für das Tagesgeschäft. Im
Test- und Qualifikationslabor lassen sich       änderungen zu betrachten. «
realitätsnahe Szenarien anhand eigener
Datensätze durchspielen und Lösungen
für das Geschäft erarbeiten. Zielgruppe:      onszyklen anpassen. Alle drei bis fünf Jahre
Techniker und Ingenieure im Fertigungs-       wechseln die Wissens- und Technologiege-
bereich, Vorstände, Geschäftsführer und       nerationen.
Fertigungsleiter. Zudem werden dem KIT        WAS ist Digitalisierung? Nicht das Endziel,
Studienarbeiten und Forschungsaufträge        sondern eine Initiative mit individuellem,
für Nachwuchsförderung erteilt.               flexiblem Routenplan. Bedarf: schrittweise
                                              Umsetzung möglichst einfacher Maß-
Digitalisierung total bedeutet erheb-         nahmen für konkrete Probleme aus dem
liche strukturelle Veränderungen. Wie         Alltag der Unternehmen.
müssen sich Unternehmen aufstellen,           WO findet Umsetzung statt? Die digitale
um wettbewerbsfähig zu bleiben?               Transformation eines Unternehmens muss
Der Übergang von der heutigen IT-             von den Entscheidungsträgern „top-
zentrierten Systemsicht zu einer flexiblen    down“ eingeleitet werden, die Umsetzung
flächendeckenden Prozessvernetzung in         erfolgt „bottom-up“. Veränderungen
unterschiedlichen Unternehmensberei-          beginnen in den Keimzellen eines Un-
chen erfolgt schrittweise mit dem „Blick      ternehmens durch Sensibilisierung jedes
auf das Ganze“, also Praxisrelevanz, Poten-   einzelnen Mitarbeiters für den Mehrwert,
zial, Umsetzbarkeit und Mehrwert.             durch „best practices“ und mit sichtbaren
Ich verweise auf die 5 „W“-Thesen:            Projekten vor Ort.
WARUM ist Gesamtbetrachtung wichtig?          WER gestaltet die Umsetzung? Mitarbei-
Bei der Digitalisierung sind neben der        ter mit der notwendigen Bildung und
technischen Machbarkeit auch wirtschaft-      Qualifikation. Aus einem menschzen-
liche und gesellschaftliche Verände-          trierten Blickwinkel lassen sich gehirn-
rungen zu betrachten. Bisher hat jede         gerechte Arbeitsabläufe in dynamischen
industrielle Revolution auf lange Sicht       Wertschöpfungsnetzwerken schneller
die Welt verändert. Kernfrage: Welche         analysieren und optimieren.
Erwartungen könnte Industrie 4.0 konkret
nachhaltig erfüllen?                          Insbesondere KMU gehen das Thema
WIE Ziele definieren? Ziele der flächende-    Industrie 4.0 zögerlich an. Wie lässt
ckenden Vernetzung, Digitalisierung und       sich dieser Prozess beschleunigen?
Echtzeitfähigkeit sollten unternehmens-       Der Begriff „Industrie 4.0“ wird oft
spezifisch, aber auch zeitvariant definiert   missinterpretiert und vorwiegend in
werden. Diese sollten sich an immer           Zusammenhang mit Industrieriesen
schneller aufeinanderfolgende Innovati-       gestellt. Gründe: einerseits die durch
34     30 JAHRE deutscher ingenieurinnenbund e. V.

              Medien verbreitete Annahme, dass es          Sollzustand? Wie generieren wir messbare
             sich dabei um hochkomplexe, großflächi-       Mehrwerte für das Tagesgeschäft? Mög-
              ge und investitionsintensive Produktions-    liche Verbesserungen werden u.a. in der
              einrichtungen handelt. Anderseits ist das    Vereinfachung von Arbeitsabläufen sowie
             Thema vorwiegend in „Zukunftsform“ von        in neuen Geschäftsmodellen gesehen.
             Studien und Veranstaltungen kommu-            Nach einer aktuellen Online-Frühjahrsbe-
              niziert worden. Es wird Zeit, die Umset-     fragung von BDI und PwC erwarten acht
             zung der smarten Produktion aus dem           von zehn Unternehmen durch verstärkten
             Vortragsmodus in die praktische Arbeit zu     Einsatz moderner digitaler Technologien
             überführen. Der Wandel zu Industrie 4.0       einen schnelleren Austausch von Infor-
              findet an der Basis statt, in den Keimzel-   mationen und eine bessere Abstimmung
              len unserer Wirtschaft – im Mittelstand.     von Arbeits- und Produktionsschritten.
             Wandel ist ohne Veränderungen in jedem        Kunden und Zulieferer sind dabei die
              einzelnen Unternehmen nicht denkbar.         wichtigsten Kooperationspartner – wobei
              Der Mittelstand ist entscheidender Er-       die Vernetzung der kleinen Unternehmen
              folgsfaktor. Nach Angaben des Bundes-        (bis zu 100 Mitarbeiter) mit externen
             ministeriums für Wirtschaft und Energie       Partnern deutlich stärker ist als die großer
             von 2014 gehören mehr als 99 Prozent          Unternehmen. Experten gehen von ei-
              aller deutschen Unternehmen zum              nem Effekt von bis zu 20 Prozent in Bezug
             „German Mittelstand“; sie steuern rund        auf Produktivität und Profitabilität aus.
             55 Prozent zur gesamten Wirtschaftsleis-
             tung bei. KMU sind innovativ, im Ausland      Ihr Rat: Warum sollten Unternehmen
              erfolgreich und ein wichtiger Arbeitgeber.   verstärkt auf den „Faktor Frau“ bei
                                                           Ingenieurleistungen setzen?
                                                           Unternehmen werden mittels Quote
                                                           unter Druck gesetzt, verstärkt auf Frauen
     » Die weibliche Dimension                             in den Ingenieurberufen zu setzen – ein
                                                           Etappensieg, aber nicht ausreichend. Die
      der Industrie 4.0 setzt                              Frauenquote schafft zwar die gesetzliche
                                                           Grundlage für gleichberechtigte Teilhabe
      neue Konzepte voraus. «                              von Frauen und Männern, lässt aber Um-
                                                           setzungsprobleme, die durch gleichblei-
                                                           bende Prozesse, Strukturen und Kulturen
              In Hinblick auf KMU sind möglichst           geprägt werden, außen vor. Nochmal:
              einfach umsetzbare Maßnahmen für             Wir müssen Stereotypen verändern!
              konkrete Alltagsprobleme gefragt. Smarte     Idealerweise sollte dann die Umsetzung
              Produktion muss greifbarer werden            sowohl „top-down“, durch Erhöhung der
              und zeitnah Gestalt annehmen. Fragen:        Anteil von Frauen in Aufsichtsräten, aber
              Wann sind wir in Sachen Industrie 4.0        verstärkt durch „bottom-up“-Veränderun-
              vollumfänglich arbeits- und handlungs-       gen in den operativen Bereichen erfolgen.
              fähig? Wie kommen wir vom Ist- auf den       Die gleichberechtigte Teilhabe von
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