KRANKENHAUSBRIEF - EVK HERNE

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KRANKENHAUSBRIEF - EVK HERNE
krankenhausbrief
Mitteilungen für Patienten, Besucher und
Mitarbeiter der Ev. Krankenhausgemeinschaft
Herne | Castrop-Rauxel gGmbH
Nr. 253 Dezember´20/50. Jhrg.

                                              •   Die Ev. Krankenhausgemeinschaft in Corona-Zeiten
                                              •   Gute Noten für Patientensicherheit bei Rezertifizierung
                                              •   Eröffnung der Palliativstation in Castrop-Rauxel
                                              •   Uro-Geriatrie-Tag nimmt Stürze in den Blick
KRANKENHAUSBRIEF - EVK HERNE
2                                                              INHALT

Liebe Leserin, lieber Leser,                                   CORONA
                                                                3 Mit gebündelten Kräften schnell handlungsfähig
was waren das noch Zeiten, als                                  4 Als die Corona-Pandemie das Ruhrgebiet erreichte
wir bei ´Corona` nur an ein sprit-                              5 Die Schutzmaske wird zu einem Symbol für die Pandemie
ziges mexikanisches Bier dachten,                               6 Plötzlich waren sie die Helden der Nation
das mit einer Limette serviert                                  7 Als in den Operationssälen das Licht ausging
wird! Oder an ein barock anmu-                                  8 Die Menschen sind verunsichert
tendes Automodell von Toyota aus                                9 Corona fordert alle Arbeitsbereiche heraus
den 80´ern!                                                    10 Unter dem Druck der schnellen Entscheidungen
                                                               12 Eine Mitarbeiterschaft beweist Zusammenhalt
Doch inzwischen weiß auch der                                  13 Ein Gesundheitsunternehmen bewährt sich
Letzte, dass das Corona Virus eine                             14 WIR sind für Sie da –
besondere Herausforderung für unser Gesundheitssystem und      		 in unseren Ev. Krankenhäusern – ein starkes WIR
gleichermaßen für unsere Gesellschaft bedeutet.
                                                               AKTUELLES
Wir haben gelernt, was ´Social-Distancing´, `Reproduktions-    16 Ev. Krankenhausgemeinschaft schafft zum
zahl` oder ´AHA-Regeln´ bedeuten und sind umso dankbarer,      		 sechsten Mal die Zertifizierung
dass wir auf gut ausgebildete und engagierte Mitarbeitende     17 Grundsteinlegung für ein zukunftsträchtiges
zurückgreifen können, die sich den besonderen Umständen in     		 Versorgungskonzept
unseren Krankenhäusern nicht verweigern, sondern sich diesen   18 Corona sorgt für Richtfest ohne Kranz und Gäste
mit Herz, Verstand und Menschlichkeit stellen.                 19 Beobachtungen
                                                               19 Stärkung in harten Corona-Zeiten
Davon werden Sie in unserem Schwerpunktthema unseres
Krankenhausbriefes „Corona“ einiges lesen.                     PALLIATIV
                                                               20 Palliativstation freut sich über 12.000 Euro
                                                               20 Masken-Aktion erlöst 2.000 Euro für Förderverein
Es grüßt Sie herzlich                                          20 Treffpunkt und Rückzugsort
Ihr Pastor Frank Obenlüneschloß                                21 Neue Palliativstation schafft Raum für Lächeln

                                                               MEDIZIN
                                                               22 Alexander Ivchenko unterstützt die Kardiologie
Impressum
                                                               23 3. Uro-Geriatrie-Tag nimmt Stürze in den Blick
Mitteilungen für Patienten, Besucher und Mitarbeiter der
Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel gGmbH       24 Mit natürlichen Mitteln gegen Harnwegsinfekte
Nr. 253, 50. Jahrgang, Dezember 2020
Auflage: 8.500 Exemplare                                       24 Kontinenzprobleme im Alter
Herausgeber:
Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel gGmbH       MEDITATION
Wiescherstraße 24 · 44623 Herne · Telefon 02323/498-2401
www.evkhg-herne.de · info@evkhg-herne.de                       25 Zwischen Himmel und Erde ...
Verantwortlich: Pfarrer Frank Obenlüneschloß
Redaktion: Andrea Wocher, Susanne Jacoby, Jennifer Freyth,
Klaus Michael Lehmann                                          GESUNDHEITSVORSORGE
Titelbild:                                                     26 ReVital macht fit für 2021
Impression vor dem EvK-Castrop-Rauxel (Volker Beushausen)
Volker Beushausen (S. 2-13, S. 19, S. 23)
Förderverein Palliativstation im EvK Herne und Ambulanter      SELBSTHILFEGRUPPEN
Hospizdienst (S. 20 Mitte u. unten)
Pixabay, PTNorbert (S. 25)                                     27 Kontakte
Privat (S.14/15)
ReVital (S. 26)
Konzeption und Gestaltung: Klaus in der Wiesche, Essen
Druck: Blömeke Druck SRS GmbH, 44653 Herne
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CORONA           3

Mit gebündelten Kräften schnell handlungsfähig
Task Force Corona entwickelt Strategien für den Krankenhausalltag
Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich viel geändert in den Häusern                  hat zu einem neuen Miteinander und
der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel. Neue Organi-                   einer neuen Vertrauensbasis geführt,
sationsstrukturen wurden geschaffen, verschärfte Sicherheitsmaßnahmen                  die sich durch das ganze Unternehmen
zum Schutz von Patienten, Besuchern und Mitarbeitenden eingeführt. Das                 zieht. „So geeint werden wir auch den
Gremium, das dahinter steht und diese zentralen strategischen Entschei-                Herausforderungen der zweiten Welle
dungen gefällt hat, ist die Task Force des Gesundheitsunternehmens                     entgegen treten und weiter alles daran
                                                                                       setzen, dass an allen unseren Standor-
In dem rund 20-köpfigen Gremium             die unübersichtliche Situation zu struk-   ten unsere Patienten gut versorgt und
treffen Vertreterinnen und Vertreter aus    turieren und daraus einen einheitlichen,   unsere Mitarbeitenden sicher geschützt
allen zentralen Bereichen des Kranken-      für die gesamte Krankenhausgemein-         werden“, sagt Prof. Dr. Eckhard Mül-
hausbetriebs sowie die Vorsitzenden         schaft gültigen Standard zu entwickeln.    ler. 
der Krisenstäbe der einzelnen Standorte     Dazu gehörte auch die Fähigkeit, es
zusammen. Gemeinsam erarbeiten sie          auszuhalten, dass bedingt durch den
Handlungsanweisungen für die insge-         rasch zunehmenden Wissenszuwachs
samt 3.171 Mitarbeitenden, sie setzen       und kurzfristig wechselnde Vorgaben
sich mit drängenden Materialproblemen
auseinander, fällen Entscheidungen wie      vom RKI und Verordnungsgebern,
z.B. die Einteilung der Häuser in vier      eine ganze Reihe von Entscheidungen
Behandlungs-Zonen oder sprechen sich        bereits 14 Tage später schon wieder
für einen Besucherstopp aus.                revidiert werden mussten.

„Als sich die Task Force gründete,          Nun hat die zweite Welle der Pande-
befanden wir uns alle in einer großen       mie Deutschland und damit auch die
Phase der Unsicherheit. Wir kann-           Häuser der Ev. Krankenhausgemein-
ten das Krankheitsbild nicht, wussten       schaft mit voller Wucht erfasst. Doch
nichts über die Übertragungswege            die konstruktive Zusammenarbeit
und konnten vor dem Hintergrund             der unterschiedlichen Berufsgruppen
fehlender wissenschaftlicher Daten
keine überprüfte Therapie einsetzen“,
erinnert sich ihr Vorsitzender, Prof. Dr.
Eckhard Müller, Chefarzt der Klinik
für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfall-
und Schmerzmedizin sowie Leiter der
Hygienekommission der Ev. Kranken-
hausgemeinschaft. Hinzukam die rasche
Ausbreitung der Pandemie, die in Folge
zu einer explosionsartigen Erhöhung
der Preise für sämtliches Schutzmaterial
führte.

Die Bilder von Bergamo hatten bei
allen Mitgliedern des Gremiums, ob
sie aus Pflege, Medizin oder Verwal-
tungsleitung kamen, einen nachhaltigen
Eindruck hinterlassen und führten dazu,
dass von Anfang an neben der Patien-
tenversorgung der Schutz der Mitarbei-
tenden eine zentrale Rolle spielte. In
vielen Sitzungen und Stunden sah das
Gremium seine Hauptaufgabe darin,
KRANKENHAUSBRIEF - EVK HERNE
4     CORONA

Als die Corona-Pandemie das Ruhrgebiet erreichte
Verunsicherte Patienten wählten Zentrale Notaufnahme als erste Anlaufstelle
Die Panik bei den Bürgern war groß, als die ersten Corona-Krankheitsfälle            punkt des Ausbruchs knapp war und
in den Städten des Ruhrgebiets auftraten. Die Meldungen aus dem Ro-                  man sich vor allem darauf konzentrieren
bert-Koch-Institut lieferten mehrmals täglich neue Erkenntnisse. Es gab              musste, nur bei akuten Notfällen Tests
keinen Konsens, wie das Corona-Virus zu bewerten ist. Lokal fehlten noch             durchzuführen. Ein weiterer Punkt war,
Strukturen, um Menschen zu helfen, die Angst hatten, ob ihre Sympto-                 dass die ZNAs ebenfalls für die eigenen
me als Corona-Erkrankung zu werten sind. In dieser Situation sahen sich              Mitarbeitenden der jeweiligen EvKs
die Zentralen Notaufnahmen (ZNA) der Evangelischen Krankenhäuser                     eine wichtige Anlaufstelle waren. Denn
in Herne, Castrop-Rauxel und Witten mit einem Ansturm von Patienten                  auch bei ihnen herrschte zu Beginn der
konfrontiert, die sich von ihrem Krankenhaus vor Ort Hilfe und Aufklä-               Pandemie noch Unsicherheit, inwieweit
rung erhofften.

„Selbstverständlich sind wir darauf
eingestellt, dass wir eine Notfallversor-
gung bei Patienten machen können, die
eine ansteckende Erkrankung haben“,
sagt Dr. Mike Thompson, Ärztlicher
Leiter der ZNA Herne. „Doch dass
plötzlich bis zu 150 Patienten täglich zu
uns kamen, das hatten wir so auch noch
nicht erlebt.“

In dieser Situation war es das Haupt-
anliegen der ZNA-Teams, potentielle
COVID-19-Verdachtsfälle von allen
anderen Notfallpatienten fernzuhal-
ten. Denn schließlich gab es nach wie
vor auch Autounfälle, Herzinfarkte
oder Blinddarmentzündungen. Für die
Belegschaft der ZNA war es eine harte
Zeit, insbesondere da in Herne-Mitte
auch noch Bauarbeiten in der ZNA            dafür, wenn sie bei geringfügigen Be-    man möglicherweise selbst von dem
zusätzlich zu einer Veränderung der ge-     schwerden oder wenn es sich nur um       Virus betroffen war und dadurch Kolle-
wohnten Abläufe führten. Auch zeigten       ein Gefühl der Unsicherheit handelte,    gen, Patienten oder auch die Angehöri-
nicht alle Patienten Verständnis            an die Gesundheitsämter der jeweiligen   gen zu Hause in Gefahr brachte.
                                                          Städte verwiesen wur-
                                                          den. Schließlich ging es   Mit dem wachsenden Wissen über den
                                                          während des staatlich      korrekten Ansteckungsschutz entwi-
                                                          verordneten Lockdowns      ckelten die Zentralen Notaufnahmen
                                                          darum, Verdachtsfäl-       eine genaue Systematik im Umgang mit
                                                          le möglichst von den       ihren Patienten, um ein Höchstmaß an
                                                          Krankenhäusern fernzu-     Sicherheit zu bieten. Man richtete das
                                                          halten, um schwerkranke    Prinzip der getrennten Wege ein und
                                                          Patienten, die nach wie    nimmt jetzt grundsätzlich von jedem
                                                          vor auf den Stationen      Patienten einen Abstrich, der ins EvK
                                                          versorgt werden mussten,   kommt - auch von den Notfällen. „Auf
                                                          vor einer Ansteckung zu    diese Weise kommen in unsere regulä-
                                                          schützen.                  ren Stationsbereiche nur Patienten, die
                                                                                     zuvor erwiesenermaßen Covid-19-ne-
                                                         Hinzukam, dass Corona-      gativ getestet sind “, betont Dr. Julia
                                                         Testmaterial zum Zeit-      Droste. 
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CORONA          5

Die Schutzmaske wird zu einem Symbol für die Pandemie
Hochkonjunktur fürs Hygienemanagement – Aufwertung für einen ganzen Fachbereich
Der breiten Öffentlichkeit wurde die wichtige Rolle der Hygieniker im               haben, den korrekten Umgang damit
Kampf gegen die Corona-Pandemie erst durch den Skandal im Groß-                     zu vermitteln. Denn von Anfang an
schlachtbetrieb Tönnies bewusst. Der korrekte Umgang mit Schutz-                    stand fest: Der Gesundheitsschutz der
kleidung, sachgerechtes Desinfizieren, regelgerechtes Verhalten, um                 Mitarbeitenden hat dasselbe Gewicht
Ansteckungen zu verhindern – den Krankenhaus-Beschäftigten hinge-                   wie der Schutz der Patienten.
gen war es von Anfang an klar, dass hier der Schlüssel für die Sicherheit
der Patienten und den eigenen Schutz lag.                                           Von dem Hygienebewusstsein der
                                                                                    Krankenhaus-Beschäftigten ist Prof.
Bei mir stand das Telefon nicht mehr      lichst schnell die zentralen Informati-   Dr. Eckhard Müller überzeugt. Ihm
still“, sagt Dagmar Prusko, Hygie-        onen herauszufiltern, um sie dann an      bereiten zwei andere Fragen Sorge:
nefachkraft am EvK in Herne-Mitte.        die gesamte Mitarbeiterschaft weiter-     Wird es auch bei steigenden Infekti-
Doch das ging nicht nur ihr so. Auch      zugeben. Unzählige Sonderschulun-         onszahlen dauerhaft Schutzkleidung
die Kolleginnen und Kollegen der an-      gen wurden von den Hygienefach-           in einer vernünftigen Qualität geben?
deren drei Standorte der Ev. Kranken-     kräften durchgeführt, um auch den         Und werden die Mitarbeitenden dann
hausgemeinschaft, Kelvin Albrecht,        Mitarbeitenden, deren Alltagstätigkei-    überhaupt die Chance und die Zeit
Ulrich Fiegenbaum, Susanne Flucks         ten sonst nichts mit den verschiedenen    haben, ihre Schutzkleidung vorschrift-
und Margit Ünsal, nahmen teilweise        Varianten der Schutzkleidung zu tun       gemäß einzusetzen? 
bis zu 200 Anrufe pro Tag entgegen.

Das unbekannte Virus, die beängsti-
genden Bilder und die Unsicherheit,
wie kann man sich selbst und andere
am wirksamsten schützen, all dies
brachte unzählige Fragen hervor. Die
Betroffenheit der Mitarbeitenden war
groß. Zum ersten Mal hatten sie es
mit einem Krankheitsbild zu tun, das
nicht nur die Patienten betraf, die sie
versorgten, sondern auch sie selbst
und ihre Familien bedrohte.

Für die Hygienefachkräfte bedeutete
dies zahllose Überstunden, um alle
Fragen zu beantworten und sich dazu
selbst stets auf den neuesten Stand zu
bringen. Das war gar nicht so einfach,
denn die Hauptinformationsquelle,
das Robert-Koch-Institut in Berlin,
befand sich selbst in einem kontinu-
ierlich laufenden Erkenntnisprozess.
Schlag auf Schlag wurden Daten und
Vorgaben veröffentlicht, die manch-
mal noch am selben Tag wieder
verworfen wurden.

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der
Hygienekommission der Ev. Kranken-
hausgemeinschaft, Prof. Dr. Eckhard
Müller, gleichzeitig auch Vorsitzender
der Task Force, ging es darum, mög-
KRANKENHAUSBRIEF - EVK HERNE
6     CORONA

Plötzlich waren sie die Helden der Nation
Pflegende rücken ins Scheinwerferlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit
„Wir sagen danke“ – selten haben Pflegekräfte so viel Aufmerksamkeit er-              stelle in Panik zu verfallen, habe man
halten, hat man ihnen so viel öffentliche Wertschätzung entgegengebracht              es in der Pflege relativ schnell geschafft,
wie zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Pandemie. Das galt auch für die                   strukturiert-pragmatisch mit der Kri-
Pflegenden der Ev. Krankenhausgemeinschaft. Auf Facebook gab es jede                  sensituation umzugehen.
Menge freundliche Kommentare, vor dem EvK in Herne hängten nette
Menschen ein großes Plakat auf, über das sich die Pflegenden riesig freu-             „Wir sind für euch da, bleibt ihr für
ten. Es gab Süßigkeiten, Pizza und viele andere großzügige Geschenke,                 uns zu Hause“ – dieser Slogan machte
die den Menschen Respekt zollten, die bei der Versorgung der Patienten                in ganz Deutschland die Runde durch
in der ersten Reihe stehen.                                                           die Krankenhäuser. Pflegekräfte waren
                                                                                      plötzlich die Heldinnen und Helden
„Diese Vorstellung, durch die große         Corona-Patientenwelle vorzubereiten.      der Nation. Überall gab es für sie
Nähe zum Patienten unmittelbar mit          Denn das bedeutete, ganze Stationen       Applaus. „Endlich einmal erhielt unsere
einem unbekannten Virus konfron-            umzuräumen, neue Versorgungsstruk-        Berufsgruppe echte Anerkennung für ihre
tiert zu sein, das bereits in Italien und   turen zu schaffen, Teams komplett neu     Leistung. Es wäre schön, wenn es nicht
Spanien für eine verheerende Wirkung        zu organisieren. Und immer wieder der     beim Beifallklatschen bleibt, sondern die-
gesorgt hatte, machte natürlich auch        bange Blick auf die Schutzkleidungs-      se Stimmung weiter anhält“, stellt Beate
unseren Mitarbeitenden Angst“, sagt         vorräte, die nicht aufgefüllt werden      Schlüter fest. Ein erster Erfolg: Im Okto-
Beate Schlüter, Pflegedirektorin der        konnten. Nur dank eines ausgeklü-         ber 2020 sendeten auch die Tarifpolitiker
Ev. Krankenhausgemeinschaft. Dass           gelten Systems, das genau regelte, für    des öffentlichen Dienstes ein deutliches
plötzlich nicht nur bundes-, sondern        welche Tätigkeiten welche Schutz-         Signal in Richtung Pflege. Stärker als alle
weltweit Schutzkleidung knapp wurde,        kleidung laut Robert-Koch-Institut        übrigen Beschäftigten profitieren sie von
trug ein Weiteres dazu bei, die Sorge       erforderlich war und dank der Disziplin   einer Erhöhung der Löhne. Während
vor einer Ansteckung zu schüren.            der Pflegenden konnte diese Phase des     andere Berufsgruppen ein Plus von 4,5 %
                                            extremen Mangels gemeistert werden.       zu verzeichnen haben, liegt für Pflegende
Darüber hinaus war es für alle Betei-       „Das war eine großartige Leistung aller   die Steigerung bei 8,7 % und bei Inten-
ligten eine riesige Herausforderung,        Beschäftigten“, lobt Dennis Klaebe,       sivkräften sogar bei 10 % mehr Gehalt
die Stationen für die befürchtete große     Pflegedienstleitung EvK Witten. An-       über die nächsten zwei Jahre. 
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CORONA           7

Als in den Operationssälen das Licht ausging
Mediziner-Kollegen aus anderen Fachbereichen stärken Anästhesisten und Internisten den Rücken
Ein Operationsbetrieb, der mehr oder weniger still steht, das hat Prof.             Notfallaufnahme der Patienten zustän-
Dr. Matthias Kemen, Ärztlicher Direktor des Evangelischen Krankenhau-               dig waren. Um in diesem Bereich die
ses Herne und Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie,             Arbeit im befürchteten Katastrophenfall
in seiner langjährigen Laufbahn auch noch nicht erlebt. Die bundesweit              auf mehr Schultern zu verteilen, ließen
ermittelten Zahlen für den Rückgang der OPs während des Beginns der                 sich Chirurgen, Neurologen und an-
Pandemie lassen sich auch auf das EvK anwenden. So wurden 80 Prozent                dere Fachdisziplinen in der Aufnahme
weniger Knieprothesen implantiert und 60 Prozent weniger Leistenherni-              internistischer Patienten schulen. Doch
en operiert. Nur im Bereich der Akut-Eingriffe, wie Blinddarmoperatio-              da aufgrund der Corona-Situation Un-
nen, waren die Zahlen unverändert.                                                  terweisungen in üblicher Weise nicht
                                                                                    laufen konnten - schließlich waren
„Zu Beginn der Pandemie wirkte die          und das wiederum hätte die stationäre   größere Besprechungen nicht gestattet
Situation wie ein Kriegsszenario auf        Versorgung zum Erliegen gebracht“,      - drehten die EvK-Internisten kurzer-
mich“, erinnert sich Prof. Dr. Ke-          resümiert Dr. Martin Montag, Ärztli-    hand eigene Videos, um ihre Kolle-
men. Das Räumen der Stationen, die          cher Direktor und Chefarzt der Klinik   gen im EvK Herne entsprechend zu
Überlegungen, wie und wo kann man           für Anästhesiologie und Intensivmedi-   schulen. Am Standort Castrop-Rauxel
zusätzliche Beatmungsplätze schaffen,       zin am EvK Castrop-Rauxel.              waren und sind es (Stand November
auch das Gedankenspiel, wie geht man                                                2020) die Internisten, die die Patienten
damit um, wenn die Situation sich so        Corona hat bei den Medizinern der       mit Coronainfektion auf der Intensiv-
dramatisch entwickelt wie in Italien.       EvKs eine neue Fähigkeit zum Vor-       station behandeln.
Eine der beherrschenden Fragen in der       schein gebracht, die Fähigkeit zur
ersten Phase der Unsicherheit war, wie      Improvisation. Denn plötzlich waren     Inzwischen rollt die zweite Welle der
schützt man die Mitarbeitenden wirk-        viele ärztliche Fachgebiete nur noch    Pandemie. Aber Prof. Dr. Kemen ist
sam. In Italien starben über 2.000 Be-      in einem sehr geringen Rahmen als       zuversichtlich: „Auch wenn die Zahl
schäftigte aus dem Gesundheitsbereich,      Notfallversorgung gefragt, wie z.B.     der Kranken in die Höhe schnellt,
Klinikbetrieb und Pflegeeinrichtun-         Neurologie oder Gefäßchirurgie. Dem-    haben wir jetzt Bedingungen und
gen, an den Folgen von Corona. „Im          gegenüber hatten Anästhesisten durch    Strukturen geschaffen, die uns mit den
Vergleich dazu sind wir in Deutschland      die Intensivbetreuung von Beatmungs-    Erfahrungen des Frühjahrs aus einer
während der ersten Pandemiewelle mit        patienten Hochsaison. Das Gleiche       gestärkten Position heraus mit einer
bundesweit 70 Todesfällen noch mehr         galt für die Internisten, die für die   solchen Situation umgehen lassen.“ 
als glimpflich davon gekommen“, stellt
Dr. Mario Iasevoli, Ärztlicher Direk-
tor und Chefarzt der Klinik für Innere
Medizin am EvK Witten, fest.

Gibt es für alle Patienten genügende
Behandlungskapazitäten? Können wir
sie medizinisch so versorgen, wie sie es
benötigen? Das waren die Fragen, die
sich die Ärzte stellten. Doch dass die
Versorgung auch von völlig unerwar-
teter Seite gefährdet sein könnte, das
spürten die Mediziner schlagartig, als es
einen Coronafall in der Zentralwäsche-
rei der Ev. Krankenhausgemeinschaft
gab und ein Ausbruch drohte. „Hätte
es dort einen Ausbruch gegeben, wäre
das komplette Wäscherei-Team in
Quarantäne gegangen. In der Folge
hätten wir ohne saubere Betten die Hy-
gienevorgaben nicht einhalten können
KRANKENHAUSBRIEF - EVK HERNE
8    CORONA

Die Menschen sind verunsichert
Was macht ein Theologischer Direktor der Ev. Krankenhausgemeinschaft in Corona-Zeiten?
Fragen an Pfarrer Frank Obenlüneschloß

Was ist Ihnen als Theologischer Di-
rektor beim Ausbruch der Corona-
Pandemie als Erstes durch den Kopf
gegangen?

  Frank Obenlüneschloß: Das Wich-
tigste war für mich, dass wir unsere
Mitarbeitenden in dieser zuvor nie
da gewesenen Ausnahmesituation
stärken. Als ehemaliger Notfall-
seelsorger wusste ich, wie trauma-
tisch es werden kann, wenn Ärzte
spontan eine Entscheidung über
Leben und Tod fällen müssen, weil
nicht ausreichende Hilfekapazitäten
da sind. Da war es für mich wichtig,
ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass
wir als Geschäftsführung in solchen
Extremsituationen voll und ganz
hinter ihnen stehen. Deshalb hatten     gründen schweren Herzens ausspre-      zeichnet unser konfessionelles Un-
wir relativ zu Beginn der Pandemie      chen mussten, galt auch für unsere     ternehmen aus und zeigt deutlich,
mit Hilfe unserer Psychiater am         ehrenamtlich tätigen Grünen Da-        mit welcher Sorgfalt wir uns in der
EvK Castrop-Rauxel ein Krisen-          men und Herren, die eine wichtige      Ev. Krankenhausgemeinschaft mit
telefon eingerichtet, um für den        Säule in der Patientenbetreuung        sozialethischen Fragen auseinander-
Fall der Fälle gerüstet zu sein. Auch   darstellen. So waren unsere Seel-      setzen. Denn eines ist uns allen klar
unsere Seelsorgerinnen und Seelsor-     sorgerinnen zum Teil sieben Tage       geworden, als wir uns plötzlich mit
ger standen den Mitarbeitenden bei      in der Woche im Einsatz, um die        dem Ausmaß der Corona-Pandemie
akutem Gesprächsbedarf zur Seite.       akute seelische Not der Menschen       konfrontiert sahen. Wenn es nicht
                                        zu lindern. Später haben wir i-pads    genügend Intensivbetten, Beat-
Hat die Seelsorge diese Ausnahmesi-     angeschafft, damit Patienten mit       mungsplätze oder andere Ausstat-
tuation besonders zu spüren bekom-      Hilfe unserer Seelsorge Video-An-      tungsmittel gibt, was bleibt? Wie
men?                                    rufe bei ihren Angehörigen tätigen     gehen wir mit einem Virus um,
  Frank Obenlüneschloß: Je un-          konnten.                               für dessen Bekämpfung wir bislang
sicherer die Zeiten desto größer                                               weder einen Impfstoff noch ein
das Bedürfnis der Menschen nach         Sie sind festes Mitglied der Task      wirksames Medikament haben? Das
spirituellem Halt. Um möglichst         Force Corona, dem Krisenstab, in       verunsichert die Menschen, egal ob
vielen Menschen hier ein Angebot        dem für alle vier Standorte der Ev.    sie Krankenhausmitarbeiter, Patient
machen zu können, ist z.B. unsere       Krankenhausgemeinschaft sämtliche      oder Besucher sind. Plötzlich sind
Seelsorge in Castrop-Rauxel ganz        wichtigen strategischen Entscheidun-   alle gleichermaßen betroffen. 
neue Wege gegangen. Sie hat völlig      gen für den Umgang mit der Pan-
neue Gottesdienstformen entwickelt      demie gefällt werden. Welche Rolle
und sich z.B. per Video auf Face-       nehmen Sie dort ein?
book präsentiert. Das ist sehr gut       Frank Obenlüneschloß: Ich weiß,
angekommen.                             dass Seelsorge und Theologie
Unsere Seelsorge war aber auch im       Bereiche sind, die gern mit dem
direkten Gespräch mit den Patien-       Begriff „weiche Faktoren“ versehen
ten stark gefragt. Denn das Besuchs-    werden. Dass ich als Theologi-
verbot, das wir aus Sicherheits-        scher Direktor mit am Tisch sitze,
KRANKENHAUSBRIEF - EVK HERNE
CORONA            9

Corona fordert alle Arbeitsbereiche heraus
Im steten Kampf um Schutzmaterial – Labor im Dauerbetrieb – Home-Schooling und Webinare
Das Coronavirus hat vor keiner Tür in den Evangelischen
Krankenhäusern Halt gemacht. Es gibt keinen Arbeitsbereich,
dessen Alltag nicht von der Pandemie beeinflusst wird. Beson-
ders hart hat es aber zwei Bereiche getroffen: Apotheke und
Labor.

Mit Ausbruch der Pandemie begann           (Ltg.: Manuela Späthe)
für Diane Dieckmann, Leiterin der          unter der Gesamtleitung
Zentralapotheke der Ev. Krankenhaus-       von Nicole Ostarek.
gemeinschaft, und Annette Groteloh,        Denn alle durchgeführ-
Leiterin der Apotheke des EvK Witten       ten Corona-Tests müssen
ein echter Nervenkrieg, der bis jetzt      erst systematisch erfasst
(Stand: November 2020) anhält. Seit        und sachgerecht verpackt
Beginn sind sie unermüdlich mit ihren      werden, bevor sie in das
Teams im Einsatz, um auf dem freien        Speziallabor für Mikrobio-
Markt an die so dringend benötigte         logie der Ruhruniversität
Schutzkleidung und Desinfektionsmit-       Bochum weitergeschickt
tel zu kommen. Auch als im Sommer          werden. Zwischenzeitlich
die Zahlen nach unten gingen, gab es       kam man an den Punkt,
für sie keine Chance, sich zwischen        dass bundesweit die Test-
durch entspannt zurückzulehnen.            röhrchen zur Mangelware
Denn sie hatten sofort die zum Herbst      wurden und man sich neu
hin angekündigte zweite Welle im           überlegen musste, wie die
Blick und waren bestrebt, alle wich-       Testung zuverlässig weiter
tigen Materialien in möglichst großer      erfolgen konnte. Mittler-
Stückzahl zu bevorraten. Doch die          weile sind zwar die Abläufe
Firmen ließen ihnen keine Chance und       stärker standardisiert, doch
stellten nur die normalen Liefermengen     dafür ist die Menge der zu
zur Verfügung. Das Resultat: In der        bewältigenden Tests um ein Vielfaches     Dort konnten die Schüler dann den
zweiten Pandemiewelle kämpfen die          gestiegen – mehrere hundert Tests pro     bereit gestellten Stoff abrufen, Arbeits-
Apothekerinnen gegen einen eklatan-        Tag, rund um die Uhr, auch am Wo-         aufträge erledigen und bei Bedarf auch
ten Mangel an Einmalhandschuhen an,        chenende. Nicht miteingerechnet sind      per Chat mit ihren Lehrern in Kontakt
von denen ein Unternehmen wie die          dabei all die Probenentnahmen, die        treten.
Ev. Krankenhausgemeinschaft 170.000        ohnehin zum Klinikalltag gehören.
Paar pro Woche benötigt. Bei ihrem                                                   Nach den Schulen vollzog der Bereich
Einsatz sahen sich die Apothekenlei-       Der Stopp für Besprechungen, Fortbil-     der internen Fortbildung unter der
terinnen immer wieder mit dubiosen         dungen, aber auch für den Unterrichts-    Leitung von Henriette Schlesinger den
Firmen konfrontiert, die die Notlage       betrieb in der Zentralen Pflegefach-      Schritt in die digitale Welt. Gemein-
der Krankenhäuser ausnutzen wollten,       schule, hatte ebenfalls Konsequenzen.     sam mit Annika Machleit führte sie das
um sechsfach gestiegene Preise verlang-    Damit die Ausbildung des Pflege-          erste Webinar der Ev. Krankenhausge-
ten oder minderwertige Ware anboten,       Nachwuchses nicht ins Stocken geriet,     meinschaft durch: eine Wundexperten-
die nicht den strengen Qualitätsrichtli-   setzte man sich schnell mit dem Thema     Weiterbildung für 40 Teilnehmer. Die
nien der Ev. Krankenhausgemeinschaft       Homeschooling auseinander. Bereits        Wundmanagerinnen Maria Schürholz
entsprach.                                 nach zwei bis drei Wochen hatten die      und Barbara Walk-Sill präsentierten
                                           Lehrerkollegien der Schulen in Herne      das Wissens-Update auf der Platt-
Ein weiterer Bereich, der seit Anfang      und Witten unter der Regie von Anni-      form. Die Teilnehmer waren über ein
an besonders gefordert wird, ist das       ka Machleit-Ebner, Referentin der Ge-     Video-Konferenz-Tool zugeschaltet
Labor – d.h. die POCT-Labore sowie         schäftsführung, ihre Unterrichtsinhalte   und konnten sich über Mikrofon oder
die Labore an den Standorten in Herne      auf der E-Learning-Plattform der Ev.      per Chat mit den Wundmanagerinnen
(Ltg.: Britta Beck) und Castrop-Rauxel     Krankenhausgemeinschaft hinterlegt.       austauschen. 
KRANKENHAUSBRIEF - EVK HERNE
10 CORONA

Unter dem Druck der schnellen Entscheidungen
Verwaltungsleitungen tragen Sorge für sicheren Klinikbetrieb
Selten wurden von einer Verwaltungsleitung in so rascher Folge Entschei-               an der Patientenversorgung beteiligt
dungen und praktische Maßnahmen erwartet wie seit Beginn der Corona-                   sind, um so die so dringend erforder-
Pandemie. Da sind sich Ingeborg Drossel (EvK Witten), Gerhard Glock                    lichen medizinischen Schutzmasken
(EvK Castrop-Rauxel) und Danh Vu (EvK Herne) einig. Vor dem Hinter-                    dem medizinisch-pflegerischen Bereich
grund sich ständig ändernder Rahmenbedingungen sahen und sehen sie                     vorzubehalten. Schließlich sollte aus-
sich oft mehrmals täglich vor der Herausforderung, auf die Schnelle prak-              reichende Sicherheit gegeben sein und
tische Maßnahmen zu entwickeln, die den Klinikbetrieb aufrecht erhalten                trotzdem klug mit dem raren Material
und gleichzeitig Patienten und Mitarbeitenden den bestmöglichen Schutz                 umgegangen werden. Dabei besaß der
bieten.                                                                                Arbeitsschutz höchste Priorität.

Auf die Verwaltungsleitungen richtete       Materialien, neben Schutzkleidung          „Als das Land die Einrichtung zusätz-
sich der Blick, als es während der ersten   auch Desinfektionsmittel oder spezielle    licher Intensivbetten und Beatmungs-
Welle um die Beschaffung der drin-          Medikamente.                               plätze forderte, haben wir mit der
gend benötigten Schutzkleidung ging.                                                   tatkräftigen Unterstützung durch unsere
Sie waren es, die unzählige Telefonate      Gemeinsam mit den Hygienefachkräf-         Mitarbeitenden zeitnah alle prozess-
führten, Mails an das Landesministeri-      ten, der Mitarbeitervertretung und der     technischen und organisatorischen
um schrieben, sich an die Bezirksregie-     Fachkraft für Arbeitssicherheit musste     Fragestellungen gelöst“, erinnert sich
rung, an Stadt und Feuerwehr wandten.       ein Konzept entwickelt werden, welche      Gerhard Glock, Verwaltungsdirektor
Gemeinsam mit den Krankenhausapo-           Schutzkleidung von welcher Berufs-         EvK Castrop-Rauxel. Gab es dafür
thekenleitungen Diane Dieckmann             gruppe bei welchen Arbeiten zu tragen      überhaupt den Platz und die techni-
(Herne und Castrop-Rauxel) und              ist. Sie suchten in der drängenden         schen Möglichkeiten? Inwieweit lässt
Annette Groteloh (Witten) kämpf-            Maskenfrage nach Alternativen, wie         sich eine solche Forderung praktisch
ten sie auf dem freien Markt um die         z.B. der Anfertigung von Stoffmasken       umsetzen? Hilfe gab es hier durch die
Beschaffung der dringend benötigten         für alle Berufsgruppen, die nicht direkt   Medizintechnik und ihren Leiter Uwe
CORONA 11

                                            Strikte Regelungen für Besucherinnen und Besucher, Kontrollen durch einen Sicherheitsdienst
Kirstein. Aber auch scheinbar simple                                     bestimmen zur Zeit das Bild in den Eingangsbereichen der EvKs.
Dinge, wie ein Spuckschutz, der im
Bereich der Patientenaufnahme von
jetzt auf gleich notwendig war, mussten    Pforten an den vier Standorten der             erst, als Sicherheitsdienste den Pforten-
schnell beschafft und ebenso schnell       Ev. Krankenhausgemeinschaft. Hier              Mitarbeiterinnen die Kontrollfunktion
von der Betriebstechnik montiert           leisteten die Mitarbeitenden fast Über-        abnehmen konnten.
werden.                                    menschliches. Waren sie von Berufs
                                           wegen eigentlich eine Informations-            Inzwischen rollt die zweite Welle der
Die Entscheidung, die allen am             schaltzentrale, wurden sie plötzlich in        Pandemie. Die Abläufe in den einzel-
schwersten fiel, betraf die Verhängung     die Rolle der Kontrolleure gedrängt,           nen EvKs haben sich eingespielt, es
eines absoluten Besuchsverbots wäh-        die sich mit der geballten Wucht der           existieren klare Strukturen, die Auf-
rend des Lockdowns. „Menschlich war        Emotionen von Angehörigen konfron-             gaben sind verteilt. Doch die starke
für alle Beteiligten das Wissen kaum       tiert sahen. Es waren die Pforten, die         Dynamik der Entwicklung hält neue
zu ertragen, dass auf den nahezu leer      ständig gezwungen waren, allen Perso-          Herausforderungen bereit. „Da ist es
geräumten Stationen schwerkranke           nen, die ins Haus wollten, Rede und            gut, dass es an jedem Standort einen
Patienten lagen, die eigentlich dringend   Antwort zu stehen und für Verständ-            Krisenstab gibt, in dem wir offen und
der menschlichen Nähe bedurften, die       nis für das Besuchsverbot zu werben.           durchaus kontrovers diskutieren. Dank
man ihnen aber aus Sicherheitsgründen      Dazu mussten sie zusätzliche praktische        der konstruktiven Zusammenarbeit
nicht zugestehen durfte“, erklärt Inge-    Dienste leisten. Bei ihnen wurden von          aller Beteiligten haben wir die erste
borg Drossel, Verwaltungsdirektorin        den Angehörigen Wäsche oder andere             Phase der Pandemie gut gemeistert und
EvK Witten.                                für den Patienten bestimmte Artikel            sicher werden wir auch für die nächsten
                                           abgegeben, um sie von dort aus dann            Monate vernünftige Lösungen finden“,
Besonders betroffen von der Umset-         an die entsprechenden Stationen weiter         sagt Danh Vu, Verwaltungsdirektor
zung des Besuchsverbots waren die          zu reichen. Die Lage entspannte sich           EvK Herne. 
12 CORONA

Eine Mitarbeiterschaft beweist Zusammenhalt
Interview mit Prokuristin Brunhild Schmalz über die Herausforderungen
der Pandemie für Beschäftigte und Personalverantwortliche

In Ihren Zuständigkeitsbereich fällt
die Personalverwaltung für alle
Standorte der Ev. Krankenhausge-
meinschaft. Mit welchen Reaktionen
aus Ihrer Mitarbeiterschaft sahen Sie
sich konfrontiert, als die Pandemie
das Ruhrgebiet erreichte?
  Brunhild Schmalz: Wir waren sehr
positiv überrascht, denn in unseren
Häusern haben wir in sämtlichen
Berufsgruppen viele Beschäftigte,
die über 50 sind oder auch noch aus
anderen Gründen zur Risikogruppe
gehörten. Doch die wenigsten ha-
ben gesagt, ich komme nicht. Ganz
im Gegenteil, unsere Mitarbeiten-
den waren extrem engagiert. Die
Pflegeteams haben untereinander
geschaut, wer in welchen Bereichen
arbeiten möchte. Die Ärzte haben                                              für Pflegekräfte an Krankenhäuser
Dienstpläne entwickelt, wie sie am      Was war bislang aus Ihrer Sicht die   an die Bedingung geknüpft wurde,
besten mit 12-Stunden-Schichten         größte Herausforderung im Umgang      dass eine stationäre Behandlung von
umgehen können, damit jederzeit         mit der Pandemie?                     mindestens 20 Covid-19-Patienten
die medizinische Versorgung auch          Brunhild Schmalz: Das Schwie-       bis zum 31.5.2020 vorgelegen haben
in der Extrem-Situation gewährleis-     rigste ist, dass wir eine Auf-und-    muss. Zum Zeitpunkt dieser Ent-
tet ist. Berufsgruppen, die während     ab-Bewegung erleben. Nach dem         scheidung lagen genug Prognosen
des Shutdowns wenig zu tun hatten,      kompletten Shutdown im Frühjahr       vor, dass die Zahl der Erkrankten
wie z.B. Therapie, haben sich bei       konnten wir im Sommer dank            im Winter deutlich höher liegen
uns gemeldet und angeboten, Arbei-      unserer präzise definierten Aufnah-   wird als während der ersten Pan-
ten in anderen Bereichen zu über-       mestrukturen zum Normalbetrieb        demie-Welle. Mein Eindruck ist,
nehmen.                                 zurückkehren und nun befinden wir     dass die Politiker offenbar nach der
                                        uns mitten in der zweiten Welle der   Entspannung im Sommer die Gefahr
Der Shutdown hat Familien mit           Pandemie. Das bedeutet, jeden Tag     einer neuen Coronawelle völlig
Kindern vor große Probleme gestellt.    neu zu entscheiden, wie organi-       verdrängt hatten. Aber umso mehr
Wie sind Sie damit umgegangen?          sieren wir die Verteilung unseres     freue ich mich, dass die Arbeits-
  Brunhild Schmalz: Unser Wunsch        Personals. Hinzukommt, dass dieses    rechtliche Kommission der Evan-
war eigentlich, unsere eigene Kin-      Mal mehr Mitarbeitende selbst von     gelischen Kirche Rheinland/
dertagesstätte für die Kinder unserer   der Infektion betroffen sind und      Westfalen-Lippe im Rahmen eines
Mitarbeitenden zu öffnen. Aber das      wir uns als Arbeitgeber permanent     neuen Tarifabschlusses vorgegeben
durften wir nicht. Und auch hier        mit immer neuen Fragestellungen       hat, dass alle unsere Mitarbeitenden
muss ich sagen, haben unsere Mit-       konfrontiert sehen.                   im Dezember 2020 eine Corona-
arbeitenden sich großartig verhalten                                          Prämie erhalten. Diese staffelt sich
und untereinander versucht, Schich-     Was hat Sie seit Ausbruch der Coro-   von 300 bis 600 Euro. 
ten so zu regeln, dass Betreuungs-      na-Pandemie besonders geärgert?
probleme gelöst werden konnten.           Brunhild Schmalz: Was mir sehr
Darüber hinaus wurde in Einzelfäl-      missfallen hat, ist, dass der von
len Home-Office ermöglicht, wenn        Gesundheitsminister Jens Spahn
die Tätigkeit es zuließ.                verabschiedete Corona-Pflegebonus
CORONA 13

Ein Gesundheitsunternehmen bewährt sich
Interview mit Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter zu den wirtschaftlichen
Auswirkungen des Corona-Geschehens auf die Ev. Krankenhausgemeinschaft

Die Krankenhauslandschaft ist noch
nie mit so einem Ereignis wie dem
Ausbruch der Corona-Pandemie kon-
frontiert worden. Was ist Ihnen beim
Anblick der schockierenden Bilder aus
Italien durch den Kopf gegangen?
  Heinz-Werner Bitter: Als wir um die
Jahreswende die ersten Berichte zu dem
Thema in China gesehen haben, war
es für uns noch ein fernes Geschehen,
das uns nicht betraf. Mit den Bildern
aus Bergamo änderte sich das schlag-
artig und uns wurde bewusst, was da
möglicherweise auf uns zurollt. Auch
war allen Verantwortlichen in Politik
und Gesundheitswesen sehr bald klar,
dass die Zahl der Intensivbetten eine
wichtige Schlüsselrolle spielen wird.

Im Frühjahr stellte die Bundesregierung      für Covid-19-Patienten zur Verfügung        werden muss, damit sie im Brandfall
während des Lockdowns einen Rettungs-        zu stellen. Deshalb haben wir Kranken-      schnell da ist. Trotzdem gibt es bislang
schirm zur Verfügung. Doch seit 1. Ok-       häuser auch gefordert, den Rettungs-        kein Signal von Seiten der Politik, dass
tober gilt dieser nicht mehr und das vor     schirm erneut zu aktivieren. Dies ist       man die Meinung zum Thema Betten-
dem Hintergrund, dass die zweite Welle       im 3. Bevölkerungsschutzgesetz erfolgt      zahl geändert hat.
der Pandemie deutlich härter ausfällt        und gilt seit 18.11.2020. Leider ist der
als die erste. Wie gehen Sie mit dieser      Rettungsschirm 2.0 nicht so umfassend       Die EvKHG feiert 2020 ihr 50-jähriges
wirtschaftlichen Herausforderung um?         ausgestaltet, dass alle Krankenhäuser da-   Bestehen. Alle vier Standorte sind je-
   Heinz-Werner Bitter: Das Freihalten       von profitieren. Es bleibt abzuwarten,      weils weit über 125 Jahre alt und haben
von Bettenkapazitäten bedeutete für          welche Kliniken außen vor bleiben.          in den vergangenen Jahrzehnten schon
jedes Krankenhaus extreme wirtschaft-                                                    viele Bewährungsproben bestanden. Wie
liche Verluste. Von Mitte März bis           Vor der Pandemie hat der Gesund-            schauen Sie in die Zukunft?
30. Juni konnten wir 3.000 Patienten         heitsminister erklärt, es gebe zu viele        Heinz-Werner Bitter: Früher haben
nicht behandeln. Der Rettungsschirm          Kliniken. Nun ist man glücklich über        wir unsere Krankenhäuser in ihrer
der Bundesregierung, der bis zum 30.         jedes Krankenhausbett, das zur Verfü-       isolierten Kompetenz betrachtet. Die
September 2020 galt, hat uns in der          gung steht. Werden die Schließungs-         Gründung der Krankenhausgemein-
Zeit sehr geholfen. Doch seitdem sind        Diskussionen nun verstummen                 schaft 1970 bedeutete bereits einen
wir Krankenhäuser wieder auf uns                Heinz-Werner Bitter: Zu Beginn der       ersten Schritt auf dem Weg, den wir
gestellt. Die Kosten für Mitarbeiter-        Pandemie herrschte noch die Tendenz,        nun 50 Jahre eingeschlagen haben, die
gehälter und Verbrauchsgüter laufen          Corona-Patienten an die spezialisierten     Entwicklung von Netzwerken. Diesen
weiter, ohne dass wir die entsprechen-       Hochleistungszentren der Universitäts-      Netzwerken, die sowohl inhaltlich als
den Einnahmen verzeichnen können.            kliniken zu überweisen. Schnell war         auch wirtschaftlich eine Stärkung der
Da nun die zweite Welle der Pandemie         aber klar, dass auch die Krankenhäuser      einzelnen Partner bedeuten, gehört
wesentlich höhere Infektionszahlen mit       der Grund- oder Regelversorgung             aus meiner Sicht die Zukunft. Nur in
sich bringt als die erste, ist es nur noch   dringend benötigt werden. Grundsätz-        solchen Kooperationen werden wir
eine Frage der Zeit, wann die Politik        lich haben Krankenhäuser die gleiche        Krankenhäuser in der Lage sein, Her-
auf uns zukommt und von uns verlangt,        Funktion wie die Feuerwehr. Das             ausforderungen, auch solche, wie wir
bis auf die Versorgung von Notfällen         heißt, auch wenn es nicht brennt, muss      sie momentan während der Pandemie
alle Kapazitäten wieder ausschließlich       es eine Feuerwehr geben, die bezahlt        erleben, aktiv begegnen zu können. 
14 CORONA

            WIR sind für Sie da – in unseren Ev.
                    Als Masken noch keine Pflicht waren: Momentau
CORONA 15

. Krankenhäusern – ein starkes WIR
ufnahmen vor Beginn der ersten Pandemie-Welle
16 AKTUELLES

Ev. Krankenhausgemeinschaft schafft zum
sechsten Mal die Zertifizierung
Qualitätsmanagement als gelebte Unternehmenskultur -
Gute Noten für Patientensicherheit und Arbeitsschutz
Zum sechsten Mal in Folge wurden alle Standorte der Ev. Krankenhaus-                         auch die zahlreichen Hilfsmittel auf den
gemeinschaft in Herne-Mitte, Herne-Eickel, Castrop-Rauxel und Witten                         Stationen, die den Pflegenden gesund-
erfolgreich zertifiziert. Bereits zum dritten Mal erfolgte die Überprüfung                   heitsschonendes Arbeiten ermöglichen.
nach den Qualitätskriterien der DIN EN ISO 9001:2015. Außerdem erhielt
das Unternehmen erneut das Siegel der BGW zur Erfüllung der Manage-                          Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter
mentanforderungen im Arbeitsschutz (MAAS-BGW) für die hohe Qualität                          gab das Lob der Auditorinnen und
von Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden. Bei der                       Auditoren gleich an die Belegschaft
Ergebnisbekanntgabe machte Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter keinen                        weiter: „Wir sind stolz darauf, dass bei
Hehl daraus, wie stolz er auf die kontinuierlich guten Leistungen seiner                     dieser Rezertifizierung einmal mehr
Mitarbeitenden ist. „Ich freue mich sehr, dass wir einmal mehr nachwei-                      deutlich geworden ist, dass Qualitäts-
sen konnten, dass das Vertrauen, das unsere Patienten in uns setzen, auf                     management für alle unsere Mitarbei-
einem stabilen Fundament steht“, sagte er.                                                   tenden täglich gelebte Unternehmens-
                                                                                             kultur ist.“ 
Das Team der Auditorinnen und Au-
ditoren, das die umfangreiche Unter-
nehmensprüfung vorgenommen hatten,
zeigte sich vor allem von der positiven
Stimmung und den „super motivierten
Mitarbeitenden“ beeindruckt. Den
Beifall der Prüferinnen und Prüfer fand
auch die große Zahl von 48 zertifi-
zierten medizinischen Zentren und
die damit verbundene hohe fachliche
Kompetenz. „Hier zeigt sich ganz
besonders Ihr hoher Grad der Stan-
dardisierung“, lobte Dr. Christoph
Tenhagen, der als Lead Auditor das
Zertifizierungsergebnis vorstellte. Be-
sonders positiv ins Gewicht fiel auch,
wie vielfältig die Maßnahmen sind, die       Viel Lob gab es von Chef-Auditor Dr. Christoph Tenhagen (Bild oben, 2.v.l.). Einen Dank an die
in der Ev. Krankenhausgemeinschaft                      Mitarbeitenden sprach Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter aus (Bild unten, 1.v.r.).
für die Sicherheit der Patienten sorgen.
Das sei in diesem Umfang im Vergleich
zu anderen Krankenhäusern nicht
selbstverständlich.

Im Bereich des Arbeitsschutzes wa-
ren die Auditorinnen und Auditoren
beeindruckt von den „tollen Kon-
zepten“, mit denen die Ev. Kranken-
hausgemeinschaft ihrer Fürsorgepflicht
nachkomme. „Ich finde es großartig,
dass Sie extra Personal freigestellt
haben, das für eine gute Kinästhetik-
Ausbildung der Mitarbeitenden sorgt“,
erklärte Katharina Hardt, Leiterin der
Zertifizierungsstelle. Auf Beifall stießen
AKTUELLES 17

Grundsteinlegung für ein zukunftsträchtiges Versorgungskonzept
An der Grutholzallee entsteht ein Gesundheitscampus –
Bauträger Bernd Kaffanke investiert 50 Mio. Euro – EvK liefert inhaltliches Konzept

Der gemeinsame Akt der Grundsteinlegung von Bernd Kaffanke und                        Gemeinschaftsverpflegung, wird das
Heinz-Werner Bitter auf dem geplanten Gesundheitscampus am Evange-                    Küchen-Team der Ev. Krankenhausge-
lischen Krankenhaus Castrop-Rauxel war mehr als nur ein schlichter sym-               meinschaft in der Lage sein, rund 5.000
bolischer Akt. Denn damit legten die beiden Männer auch den Grundstein                Mahlzeiten pro Tag zuzubereiten. Da-
einer engen Zusammenarbeit an einem Projekt, das jeder auf seine Weise                für werden Lebensmittel in Bioqualität
mit Inhalt füllen wird.                                                               verwendet.
                                                                                      Die Zentralapotheke wird die Gesamt-
Bei Bernd Kaffanke, Geschäftsführer        Pflegeeinrichtungen betreibt, brachte er   versorgung aller vier Standorte der Ev.
der Confirmus GmbH, liegt die finan-       neben der Bereitschaft, als Bauträger zu   Krankenhausgemeinschaft übernehmen.
zielle Verantwortung für die Erstel-       fungieren, dieselbe Begeisterung für die   Ein modernes Verblisterungsverfahren
lung der Bauten an der Grutholzallee.      Vernetzung von Versorgungsstrukturen       sorgt für die höchstmögliche Patienten-
Rund 50 Mio. Euro investiert er in die     mit wie Heinz-Werner Bitter.               sicherheit, da hier auch die häusliche
Erstellung von vier Bauobjekten, die                                                  Medikation der Patienten erfasst und
eine prägende Rolle u.a. für die Ver-      Das Seniorenheim der protea care, das      auf ihre Verträglichkeit mit der Klinik-
sorgungssituation älterer Menschen in      auch noch die regionale Zentrale des       Medikation überprüft wird. Das neue
Castrop-Rauxel spielen werden.             Johanniter-Hausnotrufs beherbergen         Konzept „Apotheker auf Station“ soll
                                           wird, deckt mit seinen 80 Plätzen die      außerdem dazu beitragen, zum Woh-
Heinz-Werner Bitter, Geschäftsführer       verschiedenen Stufen der Pflege ab:        le des Patienten den Verbrauch von
der Ev. Krankenhausgemeinschaft,           Tagespflege, Kurzzeitpflege und Lang-      Antibiotika in den Kliniken deutlich zu
plant, diese Objekte mit Leben zu          zeitpflege. Mit der unmittelbaren Nähe     senken.
füllen. Eine Zentralküche, die die         zur Geriatrie des EvK ist auf der einen
Verpflegungssituation sämtlicher           Seite der Übergang vom Krankenhaus         Das vierte Projekt auf dem Grundstück,
Einrichtungen der Ev. Krankenhausge-       in die Anschlussversorgung gewährleis-     aber das erste, das mit dem 1. August
meinschaft sowie weiterer Betriebe der     tet, wenn der Bedarf besteht. Auf der      2021 fertig gestellt sein wird, ist eine
Sozialwirtschaft sichern wird, die Zen-    anderen Seite haben die Bewohner der       6-zügige Kindertagesstätte. Träger ist
tralapotheke der Ev. Krankenhausge-        Pflegeeinrichtung sowohl eine medi-        der Ev. Kirchenkreis Herne/Castrop-
meinschaft, eine 6-zügige Evangelische     zinische als auch eine therapeutische      Rauxel. Schlüsselfertig abgeschlossen
Kindertagesstätte und ein Seniorenheim     Betreuung zur Verfügung.                   aus Sicht des Investors Bernd Kaffanke
werden hier entstehen. Das Senioren-                                                  wird das Projekt Gesundheitscampus im
heim obliegt nicht der Verantwortung       Die Zentralküche, auf deren Dach auch      April 2022. 
der Ev. Krankenhausgemeinschaft,           noch ein Seminarzentrum entsteht,
sondern wird betrieben von der protea      beliefert sämtliche
care, einem Unternehmen, für das auch      Einrichtungen der
Bernd Kaffanke als Geschäftsführer         Ev. Krankenhaus-
zuständig ist.                             gemeinschaft sowie
                                           diverse Schulen
Für Heinz-Werner Bitter nimmt mit          und Kinderta-
dem Gesundheitscampus eine Idee            gesstätten. Unter
Gestalt an, die aus seiner Sicht schon     der Regie von
seit mehr als 20 Jahren auf ihre Umset-    Rebional, einem
zung wartete. Das Grundstück direkt        Bio-Gastronom für
neben dem EvK drängte sich geradezu
auf, um dort versorgungsübergreifen-           Heinz-Werner Bitter
de Strukturen zu schaffen. In Bernd        (l.) und Bernd Kaffanke
Kaffanke fand er den Partner, der bereit     legen den Grundstein
war, als Investor die erforderliche              für den neuen Ge-
bauliche Basis zu legen. Als Geschäfts-        sundheitscampus an
führer der Gesellschaft protea care, die          der Grutholzallee.
18 AKTUELLES

Corona sorgt für Richtfest ohne Kranz und Gäste
Nächster Bauabschnitt für Erweiterungsbau Psychiatrie am EvK abgeschlossen
Eigentlich wollte Heinz-Werner Bitter, Geschäftsführer der Ev. Kranken-                      überdachten Außenterrasse kann man
hausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel, den Abschluss der Rohbau-                           sich draußen aufzuhalten. Der begrünte
phase des Erweiterungsbaus der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und                    Innenhof sorgt für einen naturnahen
Psychosomatik am Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel mit einem                          Erholungsraum außerhalb der Stati-
angemessenen Richtfest feiern, aber die aktuelle Corona-Situation ließ                       on und bietet eine Abwechslung fürs
dies nicht zu. „Wir hoffen, dass wir uns zum Fertigstellungstermin am 30.                    Auge. Ein separater Außeneingang
Juli 2021 wieder für ein größeres Publikum öffnen können“, sagt er.                          sorgt dafür, dass die betroffenen Patien-
                                                                                             ten getrennt von allen anderen EvK-
Die bauliche Besonderheit des Projekts       mer, in denen Patienten mit besonders           Patienten auf der Station aufgenommen
besteht darin, dass der Baukörper in         intensivem Hilfs- und Überwachungs-             werden können und damit ein Höchst-
das bestehende Krankenhausgebäude            bedarf behandelt werden. Zusätzlich             maß an Diskretion gewährleistet ist.
integriert wird. Auf insgesamt 900           gibt es zwei Einzelzimmer, eins davon
Quadratmetern entsteht Raum für eine         speziell für adipöse Patienten. Da              „Wir freuen uns, dass wir auf unserer
Station mit 16 Betten. Rund 5,5 Mio.         manche Patienten bis zu 8 Wochen                neuen Station allen Patienten mit aku-
Euro Investitionskosten sind für den         auf der Station verbringen, wird der            ten psychiatrischen Erkrankungen und
Erweiterungsbau veranschlagt, der auf        Innenbereich so wohnlich wie möglich            den damit verbundenen Gefährdungen
den ehemaligen OP-Bereich des EvK            gestaltet.                                      in wohnlicher Atmosphäre einen posi-
aufgesetzt worden ist.                                                                       tiv stimulierenden Behandlungsrahmen
                                             Als Treffpunkt ist ein Gruppenraum              bieten können, der gleichzeitig bei
Die Station wird zukünftig den neuen         mit gemütlichen Sesseln und Fernseh-            Bedarf auch von belastenden Reizen
Akut- und Intensivbereich der Klinik         möglichkeit vorgesehen. Ein Speise-             abschirmt“, sagt Prof. Dr. Udo Bonnet,
für Psychiatrie, Psychotherapie und          raum mit angeschlossener Küche bietet           Chefarzt der Klinik für Psychiatrie,
Psychosomatik am EvK Castrop-Rau-            Patienten die Chance, auf Wunsch                Psychotherapie und Psychosomatik am
xel umfassen. Dort werden die psychia-       auch selbst zu kochen. Auf einer teil-          EvK. 
trischen Notfälle der Region behandelt
und nach Deeskalation für die Weiter-
behandlung auf den psychiatrischen und
psychosomatischen Spezialstationen des
Hauses vorbereitet. Um psychiatrische
Notfälle handelt es sich dann, wenn
eine akute Eigen- oder Fremdgefähr-
dung besteht oder besonders schwere
psychiatrische Störungen auftreten,
bei denen die eigene Realitäts- und
Handlungskontrolle der Betroffenen bis
hin zur Hilflosigkeit und Verwirrtheit
beeinträchtigt ist. Darüber hinaus ist auf
der neuen Station die Erstversorgung
von Patienten möglich, die ungeplant
zur Aufnahme kommen und auf den
Schwerpunktstationen (Depressionen/
Manien und Ängste, für Psychosen, für
psychosomatische Erkrankungen, für
psychische Störungen im Alter und für
Suchterkrankungen) keine Betten mehr
frei sein sollten.

Die neue Station verfügt über drei
Zweibettzimmer und über zwei an die            Coronabedingt war es nur ein kleiner Kreis aus Geschäftsführung, Klinik- und Betriebsleitung
Pflegezentrale angrenzende Krisenzim-             sowie Architekturbüro, der den Abschluss des ersten Bauabschnitts in Augenschein nahm.
AKTUELLES 19

Beobachtungen
Von Klaus Michael Lehmann
Es war Mitte November: Zu Hunderten überfliegen Kraniche auf dem Weg
zu Futter- und Überwinterungsplätzen im Süden das Haus. Währendessen
werden die Berichte in den Medien von Corona beherrscht und wir Bürger
mit Horrormeldungen, mit immer neuen Erkenntnissen, Meinungen und
Verhaltensvorschlägen überfordert. Diese Fülle an Nachrichten ist weder
immer überzeugend noch hilfreich. Das wichtigste Problem unserer Zeit,
der Klimawandel und die Erderwärmung werden kaum noch erwähnt.
Ebenso fehlen positive Nachrichten, die angeblich schwer zu verkaufen sind.
Aber gerade diese sind so wichtig für unsere Zufriedenheit. Die Reaktion
der Bevölkerung ist Verunsicherung..

Wenn man so wie ich Krieg, Vertrei-           gen. Das gilt auch für die Häuser unserer   Halt geben. „Zivilisation bedeutet, sich
bung, Flucht und schrecklichen Hunger         Krankenhausgemeinschaft.                    gegenseitig zu helfen von Mensch zu
überlebt hat, neigt man zu einer gewis-                                                   Mensch, von Nation zu Nation.“ Diese
sen Gelassenheit. Mit Freude nehme            Was können wir nun in dieser Situ-          Gedanken und Erfahrungen von Henri
ich zur Kenntnis, dass die Mehrheit der       ation tun?                                  Dunant besitzen heute eine besondere
Bevölkerung sich rücksichtsvoll und fair      Mein Klassenlehrer Willy Peters gab uns     Aktualität.
verhält und die Empfehlungen befolgt.         Schülern mit auf den Weg: „Vergesst         Spaziergänge in der Natur bieten uns die
Nicht ängstlich, aber vorsichtig ist die      nie, der Mensch ist ein soziales Wesen.“    Möglichkeit, frische Luft zu atmen und
Devise.                                       In diesen Wochen und Monaten hat je-        außerdem Interessantes zu entdecken.
Natürlich gehen mir die Sorgen und            der von uns besonders zu beweisen, dass     Die Betrachtung des Naturschauspiels
Probleme von Einzelpersonen und Be-           dies stimmt. Abstand zum Mitmenschen        der dahinfliegenden Kraniche fasziniert
rufsgruppen sehr nah und ich hoffe für        halten, und das freundlich.                 und begeistert für Tage.
sie mit auf bald bessere Zeiten. Vor al-      Wichtig für jeden von uns ist gerade in
lem die Bewohner von Heimen und die           diesen Zeiten die Fähigkeit, Positives      In der Hoffnung auf eine für uns alle
Patienten in den Kliniken haben mein          zu suchen und zu finden. Es sind die        bessere Zeit.
tiefes Mitgefühl. Anerkennung und             kleinen Dinge, die unser Leben erhellen
großer Dank gilt den Mitarbeiterinnen         und unser Herz erwärmen. Nur in dieser      Mit fröhlichem Glückauf
und Mitarbeitern in diesen Einrichtun-        Stimmung können wir uns gegenseitig         Klaus Michael Lehmann

Stärkung in harten Corona-Zeiten
Supervisionsangebote helfen beim Umgang mit belastenden Arbeitssituationen

In diesen Zeiten der Pandemie gilt es, viele neue Herausforderungen zu                    im ca. dreiwöchigen Abstand statt.
meistern. Das betrifft sowohl den einzelnen Mitarbeiter und die einzelne                  Bei großem Interesse können mehrere
Mitarbeiterin als auch komplette Teams, die oftmals aus mehreren Berufs-                  Gruppen - auch an den einzelnen Stand-
gruppen bestehen.                                                                         orten - eingerichtet werden.
                                                                                          Bei Bedarf ist eine Einzelsupervision
In einer solchen Phase kann eine Grup-        Stärkung dar: „Wir schaffen das“ - auch     möglich.
pen- oder Team-Supervision wichtige           miteinander. Sie bietet Raum für ge-
Unterstützung und Entlastung bieten.          meinsame Reflexion, welchen Hand-           Interessierte Mitarbeitende können
Hier findet ein Austausch mit Gleich-         lungsspielraum hat jede/r und wie will      sich wenden an:
gesinnten statt. Man erfährt, wie andere      oder kann man ihn nutzen. Und nicht         Britta Schallnus
den Berufsalltag mit dieser erlebten, teil-   zuletzt finden Betroffene hier Trost,       Supervision & Beratung
weise existenziellen Bedrohung bewälti-       wenn es nötig ist.                          Ev. Krankenhausgemeinschaft
gen, wie sie mit ihren damit verbunde-        Die Gruppen- oder Team-Supervision          Tel. 02323.498-2305 oder
nen Sorgen und Ängsten umgehen.               dauert pro Treffen eineinhalb Stunden.      0231.8625966
Eine Gruppen-Supervision stellt eine          Alle weiteren Male (insgesamt 5) finden     b.schallnus@evkhg-herne.de
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