KRANKENHAUSBRIEF - EVK HERNE
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krankenhausbrief Mitteilungen für Patienten, Besucher und Mitarbeiter der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel gGmbH Nr. 253 Dezember´20/50. Jhrg. • Die Ev. Krankenhausgemeinschaft in Corona-Zeiten • Gute Noten für Patientensicherheit bei Rezertifizierung • Eröffnung der Palliativstation in Castrop-Rauxel • Uro-Geriatrie-Tag nimmt Stürze in den Blick
2 INHALT Liebe Leserin, lieber Leser, CORONA 3 Mit gebündelten Kräften schnell handlungsfähig was waren das noch Zeiten, als 4 Als die Corona-Pandemie das Ruhrgebiet erreichte wir bei ´Corona` nur an ein sprit- 5 Die Schutzmaske wird zu einem Symbol für die Pandemie ziges mexikanisches Bier dachten, 6 Plötzlich waren sie die Helden der Nation das mit einer Limette serviert 7 Als in den Operationssälen das Licht ausging wird! Oder an ein barock anmu- 8 Die Menschen sind verunsichert tendes Automodell von Toyota aus 9 Corona fordert alle Arbeitsbereiche heraus den 80´ern! 10 Unter dem Druck der schnellen Entscheidungen 12 Eine Mitarbeiterschaft beweist Zusammenhalt Doch inzwischen weiß auch der 13 Ein Gesundheitsunternehmen bewährt sich Letzte, dass das Corona Virus eine 14 WIR sind für Sie da – besondere Herausforderung für unser Gesundheitssystem und in unseren Ev. Krankenhäusern – ein starkes WIR gleichermaßen für unsere Gesellschaft bedeutet. AKTUELLES Wir haben gelernt, was ´Social-Distancing´, `Reproduktions- 16 Ev. Krankenhausgemeinschaft schafft zum zahl` oder ´AHA-Regeln´ bedeuten und sind umso dankbarer, sechsten Mal die Zertifizierung dass wir auf gut ausgebildete und engagierte Mitarbeitende 17 Grundsteinlegung für ein zukunftsträchtiges zurückgreifen können, die sich den besonderen Umständen in Versorgungskonzept unseren Krankenhäusern nicht verweigern, sondern sich diesen 18 Corona sorgt für Richtfest ohne Kranz und Gäste mit Herz, Verstand und Menschlichkeit stellen. 19 Beobachtungen 19 Stärkung in harten Corona-Zeiten Davon werden Sie in unserem Schwerpunktthema unseres Krankenhausbriefes „Corona“ einiges lesen. PALLIATIV 20 Palliativstation freut sich über 12.000 Euro 20 Masken-Aktion erlöst 2.000 Euro für Förderverein Es grüßt Sie herzlich 20 Treffpunkt und Rückzugsort Ihr Pastor Frank Obenlüneschloß 21 Neue Palliativstation schafft Raum für Lächeln MEDIZIN 22 Alexander Ivchenko unterstützt die Kardiologie Impressum 23 3. Uro-Geriatrie-Tag nimmt Stürze in den Blick Mitteilungen für Patienten, Besucher und Mitarbeiter der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel gGmbH 24 Mit natürlichen Mitteln gegen Harnwegsinfekte Nr. 253, 50. Jahrgang, Dezember 2020 Auflage: 8.500 Exemplare 24 Kontinenzprobleme im Alter Herausgeber: Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel gGmbH MEDITATION Wiescherstraße 24 · 44623 Herne · Telefon 02323/498-2401 www.evkhg-herne.de · info@evkhg-herne.de 25 Zwischen Himmel und Erde ... Verantwortlich: Pfarrer Frank Obenlüneschloß Redaktion: Andrea Wocher, Susanne Jacoby, Jennifer Freyth, Klaus Michael Lehmann GESUNDHEITSVORSORGE Titelbild: 26 ReVital macht fit für 2021 Impression vor dem EvK-Castrop-Rauxel (Volker Beushausen) Volker Beushausen (S. 2-13, S. 19, S. 23) Förderverein Palliativstation im EvK Herne und Ambulanter SELBSTHILFEGRUPPEN Hospizdienst (S. 20 Mitte u. unten) Pixabay, PTNorbert (S. 25) 27 Kontakte Privat (S.14/15) ReVital (S. 26) Konzeption und Gestaltung: Klaus in der Wiesche, Essen Druck: Blömeke Druck SRS GmbH, 44653 Herne
CORONA 3 Mit gebündelten Kräften schnell handlungsfähig Task Force Corona entwickelt Strategien für den Krankenhausalltag Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich viel geändert in den Häusern hat zu einem neuen Miteinander und der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel. Neue Organi- einer neuen Vertrauensbasis geführt, sationsstrukturen wurden geschaffen, verschärfte Sicherheitsmaßnahmen die sich durch das ganze Unternehmen zum Schutz von Patienten, Besuchern und Mitarbeitenden eingeführt. Das zieht. „So geeint werden wir auch den Gremium, das dahinter steht und diese zentralen strategischen Entschei- Herausforderungen der zweiten Welle dungen gefällt hat, ist die Task Force des Gesundheitsunternehmens entgegen treten und weiter alles daran setzen, dass an allen unseren Standor- In dem rund 20-köpfigen Gremium die unübersichtliche Situation zu struk- ten unsere Patienten gut versorgt und treffen Vertreterinnen und Vertreter aus turieren und daraus einen einheitlichen, unsere Mitarbeitenden sicher geschützt allen zentralen Bereichen des Kranken- für die gesamte Krankenhausgemein- werden“, sagt Prof. Dr. Eckhard Mül- hausbetriebs sowie die Vorsitzenden schaft gültigen Standard zu entwickeln. ler. der Krisenstäbe der einzelnen Standorte Dazu gehörte auch die Fähigkeit, es zusammen. Gemeinsam erarbeiten sie auszuhalten, dass bedingt durch den Handlungsanweisungen für die insge- rasch zunehmenden Wissenszuwachs samt 3.171 Mitarbeitenden, sie setzen und kurzfristig wechselnde Vorgaben sich mit drängenden Materialproblemen auseinander, fällen Entscheidungen wie vom RKI und Verordnungsgebern, z.B. die Einteilung der Häuser in vier eine ganze Reihe von Entscheidungen Behandlungs-Zonen oder sprechen sich bereits 14 Tage später schon wieder für einen Besucherstopp aus. revidiert werden mussten. „Als sich die Task Force gründete, Nun hat die zweite Welle der Pande- befanden wir uns alle in einer großen mie Deutschland und damit auch die Phase der Unsicherheit. Wir kann- Häuser der Ev. Krankenhausgemein- ten das Krankheitsbild nicht, wussten schaft mit voller Wucht erfasst. Doch nichts über die Übertragungswege die konstruktive Zusammenarbeit und konnten vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Berufsgruppen fehlender wissenschaftlicher Daten keine überprüfte Therapie einsetzen“, erinnert sich ihr Vorsitzender, Prof. Dr. Eckhard Müller, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin sowie Leiter der Hygienekommission der Ev. Kranken- hausgemeinschaft. Hinzukam die rasche Ausbreitung der Pandemie, die in Folge zu einer explosionsartigen Erhöhung der Preise für sämtliches Schutzmaterial führte. Die Bilder von Bergamo hatten bei allen Mitgliedern des Gremiums, ob sie aus Pflege, Medizin oder Verwal- tungsleitung kamen, einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und führten dazu, dass von Anfang an neben der Patien- tenversorgung der Schutz der Mitarbei- tenden eine zentrale Rolle spielte. In vielen Sitzungen und Stunden sah das Gremium seine Hauptaufgabe darin,
4 CORONA Als die Corona-Pandemie das Ruhrgebiet erreichte Verunsicherte Patienten wählten Zentrale Notaufnahme als erste Anlaufstelle Die Panik bei den Bürgern war groß, als die ersten Corona-Krankheitsfälle punkt des Ausbruchs knapp war und in den Städten des Ruhrgebiets auftraten. Die Meldungen aus dem Ro- man sich vor allem darauf konzentrieren bert-Koch-Institut lieferten mehrmals täglich neue Erkenntnisse. Es gab musste, nur bei akuten Notfällen Tests keinen Konsens, wie das Corona-Virus zu bewerten ist. Lokal fehlten noch durchzuführen. Ein weiterer Punkt war, Strukturen, um Menschen zu helfen, die Angst hatten, ob ihre Sympto- dass die ZNAs ebenfalls für die eigenen me als Corona-Erkrankung zu werten sind. In dieser Situation sahen sich Mitarbeitenden der jeweiligen EvKs die Zentralen Notaufnahmen (ZNA) der Evangelischen Krankenhäuser eine wichtige Anlaufstelle waren. Denn in Herne, Castrop-Rauxel und Witten mit einem Ansturm von Patienten auch bei ihnen herrschte zu Beginn der konfrontiert, die sich von ihrem Krankenhaus vor Ort Hilfe und Aufklä- Pandemie noch Unsicherheit, inwieweit rung erhofften. „Selbstverständlich sind wir darauf eingestellt, dass wir eine Notfallversor- gung bei Patienten machen können, die eine ansteckende Erkrankung haben“, sagt Dr. Mike Thompson, Ärztlicher Leiter der ZNA Herne. „Doch dass plötzlich bis zu 150 Patienten täglich zu uns kamen, das hatten wir so auch noch nicht erlebt.“ In dieser Situation war es das Haupt- anliegen der ZNA-Teams, potentielle COVID-19-Verdachtsfälle von allen anderen Notfallpatienten fernzuhal- ten. Denn schließlich gab es nach wie vor auch Autounfälle, Herzinfarkte oder Blinddarmentzündungen. Für die Belegschaft der ZNA war es eine harte Zeit, insbesondere da in Herne-Mitte auch noch Bauarbeiten in der ZNA dafür, wenn sie bei geringfügigen Be- man möglicherweise selbst von dem zusätzlich zu einer Veränderung der ge- schwerden oder wenn es sich nur um Virus betroffen war und dadurch Kolle- wohnten Abläufe führten. Auch zeigten ein Gefühl der Unsicherheit handelte, gen, Patienten oder auch die Angehöri- nicht alle Patienten Verständnis an die Gesundheitsämter der jeweiligen gen zu Hause in Gefahr brachte. Städte verwiesen wur- den. Schließlich ging es Mit dem wachsenden Wissen über den während des staatlich korrekten Ansteckungsschutz entwi- verordneten Lockdowns ckelten die Zentralen Notaufnahmen darum, Verdachtsfäl- eine genaue Systematik im Umgang mit le möglichst von den ihren Patienten, um ein Höchstmaß an Krankenhäusern fernzu- Sicherheit zu bieten. Man richtete das halten, um schwerkranke Prinzip der getrennten Wege ein und Patienten, die nach wie nimmt jetzt grundsätzlich von jedem vor auf den Stationen Patienten einen Abstrich, der ins EvK versorgt werden mussten, kommt - auch von den Notfällen. „Auf vor einer Ansteckung zu diese Weise kommen in unsere regulä- schützen. ren Stationsbereiche nur Patienten, die zuvor erwiesenermaßen Covid-19-ne- Hinzukam, dass Corona- gativ getestet sind “, betont Dr. Julia Testmaterial zum Zeit- Droste.
CORONA 5 Die Schutzmaske wird zu einem Symbol für die Pandemie Hochkonjunktur fürs Hygienemanagement – Aufwertung für einen ganzen Fachbereich Der breiten Öffentlichkeit wurde die wichtige Rolle der Hygieniker im haben, den korrekten Umgang damit Kampf gegen die Corona-Pandemie erst durch den Skandal im Groß- zu vermitteln. Denn von Anfang an schlachtbetrieb Tönnies bewusst. Der korrekte Umgang mit Schutz- stand fest: Der Gesundheitsschutz der kleidung, sachgerechtes Desinfizieren, regelgerechtes Verhalten, um Mitarbeitenden hat dasselbe Gewicht Ansteckungen zu verhindern – den Krankenhaus-Beschäftigten hinge- wie der Schutz der Patienten. gen war es von Anfang an klar, dass hier der Schlüssel für die Sicherheit der Patienten und den eigenen Schutz lag. Von dem Hygienebewusstsein der Krankenhaus-Beschäftigten ist Prof. Bei mir stand das Telefon nicht mehr lichst schnell die zentralen Informati- Dr. Eckhard Müller überzeugt. Ihm still“, sagt Dagmar Prusko, Hygie- onen herauszufiltern, um sie dann an bereiten zwei andere Fragen Sorge: nefachkraft am EvK in Herne-Mitte. die gesamte Mitarbeiterschaft weiter- Wird es auch bei steigenden Infekti- Doch das ging nicht nur ihr so. Auch zugeben. Unzählige Sonderschulun- onszahlen dauerhaft Schutzkleidung die Kolleginnen und Kollegen der an- gen wurden von den Hygienefach- in einer vernünftigen Qualität geben? deren drei Standorte der Ev. Kranken- kräften durchgeführt, um auch den Und werden die Mitarbeitenden dann hausgemeinschaft, Kelvin Albrecht, Mitarbeitenden, deren Alltagstätigkei- überhaupt die Chance und die Zeit Ulrich Fiegenbaum, Susanne Flucks ten sonst nichts mit den verschiedenen haben, ihre Schutzkleidung vorschrift- und Margit Ünsal, nahmen teilweise Varianten der Schutzkleidung zu tun gemäß einzusetzen? bis zu 200 Anrufe pro Tag entgegen. Das unbekannte Virus, die beängsti- genden Bilder und die Unsicherheit, wie kann man sich selbst und andere am wirksamsten schützen, all dies brachte unzählige Fragen hervor. Die Betroffenheit der Mitarbeitenden war groß. Zum ersten Mal hatten sie es mit einem Krankheitsbild zu tun, das nicht nur die Patienten betraf, die sie versorgten, sondern auch sie selbst und ihre Familien bedrohte. Für die Hygienefachkräfte bedeutete dies zahllose Überstunden, um alle Fragen zu beantworten und sich dazu selbst stets auf den neuesten Stand zu bringen. Das war gar nicht so einfach, denn die Hauptinformationsquelle, das Robert-Koch-Institut in Berlin, befand sich selbst in einem kontinu- ierlich laufenden Erkenntnisprozess. Schlag auf Schlag wurden Daten und Vorgaben veröffentlicht, die manch- mal noch am selben Tag wieder verworfen wurden. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Hygienekommission der Ev. Kranken- hausgemeinschaft, Prof. Dr. Eckhard Müller, gleichzeitig auch Vorsitzender der Task Force, ging es darum, mög-
6 CORONA Plötzlich waren sie die Helden der Nation Pflegende rücken ins Scheinwerferlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit „Wir sagen danke“ – selten haben Pflegekräfte so viel Aufmerksamkeit er- stelle in Panik zu verfallen, habe man halten, hat man ihnen so viel öffentliche Wertschätzung entgegengebracht es in der Pflege relativ schnell geschafft, wie zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Pandemie. Das galt auch für die strukturiert-pragmatisch mit der Kri- Pflegenden der Ev. Krankenhausgemeinschaft. Auf Facebook gab es jede sensituation umzugehen. Menge freundliche Kommentare, vor dem EvK in Herne hängten nette Menschen ein großes Plakat auf, über das sich die Pflegenden riesig freu- „Wir sind für euch da, bleibt ihr für ten. Es gab Süßigkeiten, Pizza und viele andere großzügige Geschenke, uns zu Hause“ – dieser Slogan machte die den Menschen Respekt zollten, die bei der Versorgung der Patienten in ganz Deutschland die Runde durch in der ersten Reihe stehen. die Krankenhäuser. Pflegekräfte waren plötzlich die Heldinnen und Helden „Diese Vorstellung, durch die große Corona-Patientenwelle vorzubereiten. der Nation. Überall gab es für sie Nähe zum Patienten unmittelbar mit Denn das bedeutete, ganze Stationen Applaus. „Endlich einmal erhielt unsere einem unbekannten Virus konfron- umzuräumen, neue Versorgungsstruk- Berufsgruppe echte Anerkennung für ihre tiert zu sein, das bereits in Italien und turen zu schaffen, Teams komplett neu Leistung. Es wäre schön, wenn es nicht Spanien für eine verheerende Wirkung zu organisieren. Und immer wieder der beim Beifallklatschen bleibt, sondern die- gesorgt hatte, machte natürlich auch bange Blick auf die Schutzkleidungs- se Stimmung weiter anhält“, stellt Beate unseren Mitarbeitenden Angst“, sagt vorräte, die nicht aufgefüllt werden Schlüter fest. Ein erster Erfolg: Im Okto- Beate Schlüter, Pflegedirektorin der konnten. Nur dank eines ausgeklü- ber 2020 sendeten auch die Tarifpolitiker Ev. Krankenhausgemeinschaft. Dass gelten Systems, das genau regelte, für des öffentlichen Dienstes ein deutliches plötzlich nicht nur bundes-, sondern welche Tätigkeiten welche Schutz- Signal in Richtung Pflege. Stärker als alle weltweit Schutzkleidung knapp wurde, kleidung laut Robert-Koch-Institut übrigen Beschäftigten profitieren sie von trug ein Weiteres dazu bei, die Sorge erforderlich war und dank der Disziplin einer Erhöhung der Löhne. Während vor einer Ansteckung zu schüren. der Pflegenden konnte diese Phase des andere Berufsgruppen ein Plus von 4,5 % extremen Mangels gemeistert werden. zu verzeichnen haben, liegt für Pflegende Darüber hinaus war es für alle Betei- „Das war eine großartige Leistung aller die Steigerung bei 8,7 % und bei Inten- ligten eine riesige Herausforderung, Beschäftigten“, lobt Dennis Klaebe, sivkräften sogar bei 10 % mehr Gehalt die Stationen für die befürchtete große Pflegedienstleitung EvK Witten. An- über die nächsten zwei Jahre.
CORONA 7 Als in den Operationssälen das Licht ausging Mediziner-Kollegen aus anderen Fachbereichen stärken Anästhesisten und Internisten den Rücken Ein Operationsbetrieb, der mehr oder weniger still steht, das hat Prof. Notfallaufnahme der Patienten zustän- Dr. Matthias Kemen, Ärztlicher Direktor des Evangelischen Krankenhau- dig waren. Um in diesem Bereich die ses Herne und Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Arbeit im befürchteten Katastrophenfall in seiner langjährigen Laufbahn auch noch nicht erlebt. Die bundesweit auf mehr Schultern zu verteilen, ließen ermittelten Zahlen für den Rückgang der OPs während des Beginns der sich Chirurgen, Neurologen und an- Pandemie lassen sich auch auf das EvK anwenden. So wurden 80 Prozent dere Fachdisziplinen in der Aufnahme weniger Knieprothesen implantiert und 60 Prozent weniger Leistenherni- internistischer Patienten schulen. Doch en operiert. Nur im Bereich der Akut-Eingriffe, wie Blinddarmoperatio- da aufgrund der Corona-Situation Un- nen, waren die Zahlen unverändert. terweisungen in üblicher Weise nicht laufen konnten - schließlich waren „Zu Beginn der Pandemie wirkte die und das wiederum hätte die stationäre größere Besprechungen nicht gestattet Situation wie ein Kriegsszenario auf Versorgung zum Erliegen gebracht“, - drehten die EvK-Internisten kurzer- mich“, erinnert sich Prof. Dr. Ke- resümiert Dr. Martin Montag, Ärztli- hand eigene Videos, um ihre Kolle- men. Das Räumen der Stationen, die cher Direktor und Chefarzt der Klinik gen im EvK Herne entsprechend zu Überlegungen, wie und wo kann man für Anästhesiologie und Intensivmedi- schulen. Am Standort Castrop-Rauxel zusätzliche Beatmungsplätze schaffen, zin am EvK Castrop-Rauxel. waren und sind es (Stand November auch das Gedankenspiel, wie geht man 2020) die Internisten, die die Patienten damit um, wenn die Situation sich so Corona hat bei den Medizinern der mit Coronainfektion auf der Intensiv- dramatisch entwickelt wie in Italien. EvKs eine neue Fähigkeit zum Vor- station behandeln. Eine der beherrschenden Fragen in der schein gebracht, die Fähigkeit zur ersten Phase der Unsicherheit war, wie Improvisation. Denn plötzlich waren Inzwischen rollt die zweite Welle der schützt man die Mitarbeitenden wirk- viele ärztliche Fachgebiete nur noch Pandemie. Aber Prof. Dr. Kemen ist sam. In Italien starben über 2.000 Be- in einem sehr geringen Rahmen als zuversichtlich: „Auch wenn die Zahl schäftigte aus dem Gesundheitsbereich, Notfallversorgung gefragt, wie z.B. der Kranken in die Höhe schnellt, Klinikbetrieb und Pflegeeinrichtun- Neurologie oder Gefäßchirurgie. Dem- haben wir jetzt Bedingungen und gen, an den Folgen von Corona. „Im gegenüber hatten Anästhesisten durch Strukturen geschaffen, die uns mit den Vergleich dazu sind wir in Deutschland die Intensivbetreuung von Beatmungs- Erfahrungen des Frühjahrs aus einer während der ersten Pandemiewelle mit patienten Hochsaison. Das Gleiche gestärkten Position heraus mit einer bundesweit 70 Todesfällen noch mehr galt für die Internisten, die für die solchen Situation umgehen lassen.“ als glimpflich davon gekommen“, stellt Dr. Mario Iasevoli, Ärztlicher Direk- tor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am EvK Witten, fest. Gibt es für alle Patienten genügende Behandlungskapazitäten? Können wir sie medizinisch so versorgen, wie sie es benötigen? Das waren die Fragen, die sich die Ärzte stellten. Doch dass die Versorgung auch von völlig unerwar- teter Seite gefährdet sein könnte, das spürten die Mediziner schlagartig, als es einen Coronafall in der Zentralwäsche- rei der Ev. Krankenhausgemeinschaft gab und ein Ausbruch drohte. „Hätte es dort einen Ausbruch gegeben, wäre das komplette Wäscherei-Team in Quarantäne gegangen. In der Folge hätten wir ohne saubere Betten die Hy- gienevorgaben nicht einhalten können
8 CORONA Die Menschen sind verunsichert Was macht ein Theologischer Direktor der Ev. Krankenhausgemeinschaft in Corona-Zeiten? Fragen an Pfarrer Frank Obenlüneschloß Was ist Ihnen als Theologischer Di- rektor beim Ausbruch der Corona- Pandemie als Erstes durch den Kopf gegangen? Frank Obenlüneschloß: Das Wich- tigste war für mich, dass wir unsere Mitarbeitenden in dieser zuvor nie da gewesenen Ausnahmesituation stärken. Als ehemaliger Notfall- seelsorger wusste ich, wie trauma- tisch es werden kann, wenn Ärzte spontan eine Entscheidung über Leben und Tod fällen müssen, weil nicht ausreichende Hilfekapazitäten da sind. Da war es für mich wichtig, ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass wir als Geschäftsführung in solchen Extremsituationen voll und ganz hinter ihnen stehen. Deshalb hatten gründen schweren Herzens ausspre- zeichnet unser konfessionelles Un- wir relativ zu Beginn der Pandemie chen mussten, galt auch für unsere ternehmen aus und zeigt deutlich, mit Hilfe unserer Psychiater am ehrenamtlich tätigen Grünen Da- mit welcher Sorgfalt wir uns in der EvK Castrop-Rauxel ein Krisen- men und Herren, die eine wichtige Ev. Krankenhausgemeinschaft mit telefon eingerichtet, um für den Säule in der Patientenbetreuung sozialethischen Fragen auseinander- Fall der Fälle gerüstet zu sein. Auch darstellen. So waren unsere Seel- setzen. Denn eines ist uns allen klar unsere Seelsorgerinnen und Seelsor- sorgerinnen zum Teil sieben Tage geworden, als wir uns plötzlich mit ger standen den Mitarbeitenden bei in der Woche im Einsatz, um die dem Ausmaß der Corona-Pandemie akutem Gesprächsbedarf zur Seite. akute seelische Not der Menschen konfrontiert sahen. Wenn es nicht zu lindern. Später haben wir i-pads genügend Intensivbetten, Beat- Hat die Seelsorge diese Ausnahmesi- angeschafft, damit Patienten mit mungsplätze oder andere Ausstat- tuation besonders zu spüren bekom- Hilfe unserer Seelsorge Video-An- tungsmittel gibt, was bleibt? Wie men? rufe bei ihren Angehörigen tätigen gehen wir mit einem Virus um, Frank Obenlüneschloß: Je un- konnten. für dessen Bekämpfung wir bislang sicherer die Zeiten desto größer weder einen Impfstoff noch ein das Bedürfnis der Menschen nach Sie sind festes Mitglied der Task wirksames Medikament haben? Das spirituellem Halt. Um möglichst Force Corona, dem Krisenstab, in verunsichert die Menschen, egal ob vielen Menschen hier ein Angebot dem für alle vier Standorte der Ev. sie Krankenhausmitarbeiter, Patient machen zu können, ist z.B. unsere Krankenhausgemeinschaft sämtliche oder Besucher sind. Plötzlich sind Seelsorge in Castrop-Rauxel ganz wichtigen strategischen Entscheidun- alle gleichermaßen betroffen. neue Wege gegangen. Sie hat völlig gen für den Umgang mit der Pan- neue Gottesdienstformen entwickelt demie gefällt werden. Welche Rolle und sich z.B. per Video auf Face- nehmen Sie dort ein? book präsentiert. Das ist sehr gut Frank Obenlüneschloß: Ich weiß, angekommen. dass Seelsorge und Theologie Unsere Seelsorge war aber auch im Bereiche sind, die gern mit dem direkten Gespräch mit den Patien- Begriff „weiche Faktoren“ versehen ten stark gefragt. Denn das Besuchs- werden. Dass ich als Theologi- verbot, das wir aus Sicherheits- scher Direktor mit am Tisch sitze,
CORONA 9 Corona fordert alle Arbeitsbereiche heraus Im steten Kampf um Schutzmaterial – Labor im Dauerbetrieb – Home-Schooling und Webinare Das Coronavirus hat vor keiner Tür in den Evangelischen Krankenhäusern Halt gemacht. Es gibt keinen Arbeitsbereich, dessen Alltag nicht von der Pandemie beeinflusst wird. Beson- ders hart hat es aber zwei Bereiche getroffen: Apotheke und Labor. Mit Ausbruch der Pandemie begann (Ltg.: Manuela Späthe) für Diane Dieckmann, Leiterin der unter der Gesamtleitung Zentralapotheke der Ev. Krankenhaus- von Nicole Ostarek. gemeinschaft, und Annette Groteloh, Denn alle durchgeführ- Leiterin der Apotheke des EvK Witten ten Corona-Tests müssen ein echter Nervenkrieg, der bis jetzt erst systematisch erfasst (Stand: November 2020) anhält. Seit und sachgerecht verpackt Beginn sind sie unermüdlich mit ihren werden, bevor sie in das Teams im Einsatz, um auf dem freien Speziallabor für Mikrobio- Markt an die so dringend benötigte logie der Ruhruniversität Schutzkleidung und Desinfektionsmit- Bochum weitergeschickt tel zu kommen. Auch als im Sommer werden. Zwischenzeitlich die Zahlen nach unten gingen, gab es kam man an den Punkt, für sie keine Chance, sich zwischen dass bundesweit die Test- durch entspannt zurückzulehnen. röhrchen zur Mangelware Denn sie hatten sofort die zum Herbst wurden und man sich neu hin angekündigte zweite Welle im überlegen musste, wie die Blick und waren bestrebt, alle wich- Testung zuverlässig weiter tigen Materialien in möglichst großer erfolgen konnte. Mittler- Stückzahl zu bevorraten. Doch die weile sind zwar die Abläufe Firmen ließen ihnen keine Chance und stärker standardisiert, doch stellten nur die normalen Liefermengen dafür ist die Menge der zu zur Verfügung. Das Resultat: In der bewältigenden Tests um ein Vielfaches Dort konnten die Schüler dann den zweiten Pandemiewelle kämpfen die gestiegen – mehrere hundert Tests pro bereit gestellten Stoff abrufen, Arbeits- Apothekerinnen gegen einen eklatan- Tag, rund um die Uhr, auch am Wo- aufträge erledigen und bei Bedarf auch ten Mangel an Einmalhandschuhen an, chenende. Nicht miteingerechnet sind per Chat mit ihren Lehrern in Kontakt von denen ein Unternehmen wie die dabei all die Probenentnahmen, die treten. Ev. Krankenhausgemeinschaft 170.000 ohnehin zum Klinikalltag gehören. Paar pro Woche benötigt. Bei ihrem Nach den Schulen vollzog der Bereich Einsatz sahen sich die Apothekenlei- Der Stopp für Besprechungen, Fortbil- der internen Fortbildung unter der terinnen immer wieder mit dubiosen dungen, aber auch für den Unterrichts- Leitung von Henriette Schlesinger den Firmen konfrontiert, die die Notlage betrieb in der Zentralen Pflegefach- Schritt in die digitale Welt. Gemein- der Krankenhäuser ausnutzen wollten, schule, hatte ebenfalls Konsequenzen. sam mit Annika Machleit führte sie das um sechsfach gestiegene Preise verlang- Damit die Ausbildung des Pflege- erste Webinar der Ev. Krankenhausge- ten oder minderwertige Ware anboten, Nachwuchses nicht ins Stocken geriet, meinschaft durch: eine Wundexperten- die nicht den strengen Qualitätsrichtli- setzte man sich schnell mit dem Thema Weiterbildung für 40 Teilnehmer. Die nien der Ev. Krankenhausgemeinschaft Homeschooling auseinander. Bereits Wundmanagerinnen Maria Schürholz entsprach. nach zwei bis drei Wochen hatten die und Barbara Walk-Sill präsentierten Lehrerkollegien der Schulen in Herne das Wissens-Update auf der Platt- Ein weiterer Bereich, der seit Anfang und Witten unter der Regie von Anni- form. Die Teilnehmer waren über ein an besonders gefordert wird, ist das ka Machleit-Ebner, Referentin der Ge- Video-Konferenz-Tool zugeschaltet Labor – d.h. die POCT-Labore sowie schäftsführung, ihre Unterrichtsinhalte und konnten sich über Mikrofon oder die Labore an den Standorten in Herne auf der E-Learning-Plattform der Ev. per Chat mit den Wundmanagerinnen (Ltg.: Britta Beck) und Castrop-Rauxel Krankenhausgemeinschaft hinterlegt. austauschen.
10 CORONA Unter dem Druck der schnellen Entscheidungen Verwaltungsleitungen tragen Sorge für sicheren Klinikbetrieb Selten wurden von einer Verwaltungsleitung in so rascher Folge Entschei- an der Patientenversorgung beteiligt dungen und praktische Maßnahmen erwartet wie seit Beginn der Corona- sind, um so die so dringend erforder- Pandemie. Da sind sich Ingeborg Drossel (EvK Witten), Gerhard Glock lichen medizinischen Schutzmasken (EvK Castrop-Rauxel) und Danh Vu (EvK Herne) einig. Vor dem Hinter- dem medizinisch-pflegerischen Bereich grund sich ständig ändernder Rahmenbedingungen sahen und sehen sie vorzubehalten. Schließlich sollte aus- sich oft mehrmals täglich vor der Herausforderung, auf die Schnelle prak- reichende Sicherheit gegeben sein und tische Maßnahmen zu entwickeln, die den Klinikbetrieb aufrecht erhalten trotzdem klug mit dem raren Material und gleichzeitig Patienten und Mitarbeitenden den bestmöglichen Schutz umgegangen werden. Dabei besaß der bieten. Arbeitsschutz höchste Priorität. Auf die Verwaltungsleitungen richtete Materialien, neben Schutzkleidung „Als das Land die Einrichtung zusätz- sich der Blick, als es während der ersten auch Desinfektionsmittel oder spezielle licher Intensivbetten und Beatmungs- Welle um die Beschaffung der drin- Medikamente. plätze forderte, haben wir mit der gend benötigten Schutzkleidung ging. tatkräftigen Unterstützung durch unsere Sie waren es, die unzählige Telefonate Gemeinsam mit den Hygienefachkräf- Mitarbeitenden zeitnah alle prozess- führten, Mails an das Landesministeri- ten, der Mitarbeitervertretung und der technischen und organisatorischen um schrieben, sich an die Bezirksregie- Fachkraft für Arbeitssicherheit musste Fragestellungen gelöst“, erinnert sich rung, an Stadt und Feuerwehr wandten. ein Konzept entwickelt werden, welche Gerhard Glock, Verwaltungsdirektor Gemeinsam mit den Krankenhausapo- Schutzkleidung von welcher Berufs- EvK Castrop-Rauxel. Gab es dafür thekenleitungen Diane Dieckmann gruppe bei welchen Arbeiten zu tragen überhaupt den Platz und die techni- (Herne und Castrop-Rauxel) und ist. Sie suchten in der drängenden schen Möglichkeiten? Inwieweit lässt Annette Groteloh (Witten) kämpf- Maskenfrage nach Alternativen, wie sich eine solche Forderung praktisch ten sie auf dem freien Markt um die z.B. der Anfertigung von Stoffmasken umsetzen? Hilfe gab es hier durch die Beschaffung der dringend benötigten für alle Berufsgruppen, die nicht direkt Medizintechnik und ihren Leiter Uwe
CORONA 11 Strikte Regelungen für Besucherinnen und Besucher, Kontrollen durch einen Sicherheitsdienst Kirstein. Aber auch scheinbar simple bestimmen zur Zeit das Bild in den Eingangsbereichen der EvKs. Dinge, wie ein Spuckschutz, der im Bereich der Patientenaufnahme von jetzt auf gleich notwendig war, mussten Pforten an den vier Standorten der erst, als Sicherheitsdienste den Pforten- schnell beschafft und ebenso schnell Ev. Krankenhausgemeinschaft. Hier Mitarbeiterinnen die Kontrollfunktion von der Betriebstechnik montiert leisteten die Mitarbeitenden fast Über- abnehmen konnten. werden. menschliches. Waren sie von Berufs wegen eigentlich eine Informations- Inzwischen rollt die zweite Welle der Die Entscheidung, die allen am schaltzentrale, wurden sie plötzlich in Pandemie. Die Abläufe in den einzel- schwersten fiel, betraf die Verhängung die Rolle der Kontrolleure gedrängt, nen EvKs haben sich eingespielt, es eines absoluten Besuchsverbots wäh- die sich mit der geballten Wucht der existieren klare Strukturen, die Auf- rend des Lockdowns. „Menschlich war Emotionen von Angehörigen konfron- gaben sind verteilt. Doch die starke für alle Beteiligten das Wissen kaum tiert sahen. Es waren die Pforten, die Dynamik der Entwicklung hält neue zu ertragen, dass auf den nahezu leer ständig gezwungen waren, allen Perso- Herausforderungen bereit. „Da ist es geräumten Stationen schwerkranke nen, die ins Haus wollten, Rede und gut, dass es an jedem Standort einen Patienten lagen, die eigentlich dringend Antwort zu stehen und für Verständ- Krisenstab gibt, in dem wir offen und der menschlichen Nähe bedurften, die nis für das Besuchsverbot zu werben. durchaus kontrovers diskutieren. Dank man ihnen aber aus Sicherheitsgründen Dazu mussten sie zusätzliche praktische der konstruktiven Zusammenarbeit nicht zugestehen durfte“, erklärt Inge- Dienste leisten. Bei ihnen wurden von aller Beteiligten haben wir die erste borg Drossel, Verwaltungsdirektorin den Angehörigen Wäsche oder andere Phase der Pandemie gut gemeistert und EvK Witten. für den Patienten bestimmte Artikel sicher werden wir auch für die nächsten abgegeben, um sie von dort aus dann Monate vernünftige Lösungen finden“, Besonders betroffen von der Umset- an die entsprechenden Stationen weiter sagt Danh Vu, Verwaltungsdirektor zung des Besuchsverbots waren die zu reichen. Die Lage entspannte sich EvK Herne.
12 CORONA Eine Mitarbeiterschaft beweist Zusammenhalt Interview mit Prokuristin Brunhild Schmalz über die Herausforderungen der Pandemie für Beschäftigte und Personalverantwortliche In Ihren Zuständigkeitsbereich fällt die Personalverwaltung für alle Standorte der Ev. Krankenhausge- meinschaft. Mit welchen Reaktionen aus Ihrer Mitarbeiterschaft sahen Sie sich konfrontiert, als die Pandemie das Ruhrgebiet erreichte? Brunhild Schmalz: Wir waren sehr positiv überrascht, denn in unseren Häusern haben wir in sämtlichen Berufsgruppen viele Beschäftigte, die über 50 sind oder auch noch aus anderen Gründen zur Risikogruppe gehörten. Doch die wenigsten ha- ben gesagt, ich komme nicht. Ganz im Gegenteil, unsere Mitarbeiten- den waren extrem engagiert. Die Pflegeteams haben untereinander geschaut, wer in welchen Bereichen arbeiten möchte. Die Ärzte haben für Pflegekräfte an Krankenhäuser Dienstpläne entwickelt, wie sie am Was war bislang aus Ihrer Sicht die an die Bedingung geknüpft wurde, besten mit 12-Stunden-Schichten größte Herausforderung im Umgang dass eine stationäre Behandlung von umgehen können, damit jederzeit mit der Pandemie? mindestens 20 Covid-19-Patienten die medizinische Versorgung auch Brunhild Schmalz: Das Schwie- bis zum 31.5.2020 vorgelegen haben in der Extrem-Situation gewährleis- rigste ist, dass wir eine Auf-und- muss. Zum Zeitpunkt dieser Ent- tet ist. Berufsgruppen, die während ab-Bewegung erleben. Nach dem scheidung lagen genug Prognosen des Shutdowns wenig zu tun hatten, kompletten Shutdown im Frühjahr vor, dass die Zahl der Erkrankten wie z.B. Therapie, haben sich bei konnten wir im Sommer dank im Winter deutlich höher liegen uns gemeldet und angeboten, Arbei- unserer präzise definierten Aufnah- wird als während der ersten Pan- ten in anderen Bereichen zu über- mestrukturen zum Normalbetrieb demie-Welle. Mein Eindruck ist, nehmen. zurückkehren und nun befinden wir dass die Politiker offenbar nach der uns mitten in der zweiten Welle der Entspannung im Sommer die Gefahr Der Shutdown hat Familien mit Pandemie. Das bedeutet, jeden Tag einer neuen Coronawelle völlig Kindern vor große Probleme gestellt. neu zu entscheiden, wie organi- verdrängt hatten. Aber umso mehr Wie sind Sie damit umgegangen? sieren wir die Verteilung unseres freue ich mich, dass die Arbeits- Brunhild Schmalz: Unser Wunsch Personals. Hinzukommt, dass dieses rechtliche Kommission der Evan- war eigentlich, unsere eigene Kin- Mal mehr Mitarbeitende selbst von gelischen Kirche Rheinland/ dertagesstätte für die Kinder unserer der Infektion betroffen sind und Westfalen-Lippe im Rahmen eines Mitarbeitenden zu öffnen. Aber das wir uns als Arbeitgeber permanent neuen Tarifabschlusses vorgegeben durften wir nicht. Und auch hier mit immer neuen Fragestellungen hat, dass alle unsere Mitarbeitenden muss ich sagen, haben unsere Mit- konfrontiert sehen. im Dezember 2020 eine Corona- arbeitenden sich großartig verhalten Prämie erhalten. Diese staffelt sich und untereinander versucht, Schich- Was hat Sie seit Ausbruch der Coro- von 300 bis 600 Euro. ten so zu regeln, dass Betreuungs- na-Pandemie besonders geärgert? probleme gelöst werden konnten. Brunhild Schmalz: Was mir sehr Darüber hinaus wurde in Einzelfäl- missfallen hat, ist, dass der von len Home-Office ermöglicht, wenn Gesundheitsminister Jens Spahn die Tätigkeit es zuließ. verabschiedete Corona-Pflegebonus
CORONA 13 Ein Gesundheitsunternehmen bewährt sich Interview mit Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Corona-Geschehens auf die Ev. Krankenhausgemeinschaft Die Krankenhauslandschaft ist noch nie mit so einem Ereignis wie dem Ausbruch der Corona-Pandemie kon- frontiert worden. Was ist Ihnen beim Anblick der schockierenden Bilder aus Italien durch den Kopf gegangen? Heinz-Werner Bitter: Als wir um die Jahreswende die ersten Berichte zu dem Thema in China gesehen haben, war es für uns noch ein fernes Geschehen, das uns nicht betraf. Mit den Bildern aus Bergamo änderte sich das schlag- artig und uns wurde bewusst, was da möglicherweise auf uns zurollt. Auch war allen Verantwortlichen in Politik und Gesundheitswesen sehr bald klar, dass die Zahl der Intensivbetten eine wichtige Schlüsselrolle spielen wird. Im Frühjahr stellte die Bundesregierung für Covid-19-Patienten zur Verfügung werden muss, damit sie im Brandfall während des Lockdowns einen Rettungs- zu stellen. Deshalb haben wir Kranken- schnell da ist. Trotzdem gibt es bislang schirm zur Verfügung. Doch seit 1. Ok- häuser auch gefordert, den Rettungs- kein Signal von Seiten der Politik, dass tober gilt dieser nicht mehr und das vor schirm erneut zu aktivieren. Dies ist man die Meinung zum Thema Betten- dem Hintergrund, dass die zweite Welle im 3. Bevölkerungsschutzgesetz erfolgt zahl geändert hat. der Pandemie deutlich härter ausfällt und gilt seit 18.11.2020. Leider ist der als die erste. Wie gehen Sie mit dieser Rettungsschirm 2.0 nicht so umfassend Die EvKHG feiert 2020 ihr 50-jähriges wirtschaftlichen Herausforderung um? ausgestaltet, dass alle Krankenhäuser da- Bestehen. Alle vier Standorte sind je- Heinz-Werner Bitter: Das Freihalten von profitieren. Es bleibt abzuwarten, weils weit über 125 Jahre alt und haben von Bettenkapazitäten bedeutete für welche Kliniken außen vor bleiben. in den vergangenen Jahrzehnten schon jedes Krankenhaus extreme wirtschaft- viele Bewährungsproben bestanden. Wie liche Verluste. Von Mitte März bis Vor der Pandemie hat der Gesund- schauen Sie in die Zukunft? 30. Juni konnten wir 3.000 Patienten heitsminister erklärt, es gebe zu viele Heinz-Werner Bitter: Früher haben nicht behandeln. Der Rettungsschirm Kliniken. Nun ist man glücklich über wir unsere Krankenhäuser in ihrer der Bundesregierung, der bis zum 30. jedes Krankenhausbett, das zur Verfü- isolierten Kompetenz betrachtet. Die September 2020 galt, hat uns in der gung steht. Werden die Schließungs- Gründung der Krankenhausgemein- Zeit sehr geholfen. Doch seitdem sind Diskussionen nun verstummen schaft 1970 bedeutete bereits einen wir Krankenhäuser wieder auf uns Heinz-Werner Bitter: Zu Beginn der ersten Schritt auf dem Weg, den wir gestellt. Die Kosten für Mitarbeiter- Pandemie herrschte noch die Tendenz, nun 50 Jahre eingeschlagen haben, die gehälter und Verbrauchsgüter laufen Corona-Patienten an die spezialisierten Entwicklung von Netzwerken. Diesen weiter, ohne dass wir die entsprechen- Hochleistungszentren der Universitäts- Netzwerken, die sowohl inhaltlich als den Einnahmen verzeichnen können. kliniken zu überweisen. Schnell war auch wirtschaftlich eine Stärkung der Da nun die zweite Welle der Pandemie aber klar, dass auch die Krankenhäuser einzelnen Partner bedeuten, gehört wesentlich höhere Infektionszahlen mit der Grund- oder Regelversorgung aus meiner Sicht die Zukunft. Nur in sich bringt als die erste, ist es nur noch dringend benötigt werden. Grundsätz- solchen Kooperationen werden wir eine Frage der Zeit, wann die Politik lich haben Krankenhäuser die gleiche Krankenhäuser in der Lage sein, Her- auf uns zukommt und von uns verlangt, Funktion wie die Feuerwehr. Das ausforderungen, auch solche, wie wir bis auf die Versorgung von Notfällen heißt, auch wenn es nicht brennt, muss sie momentan während der Pandemie alle Kapazitäten wieder ausschließlich es eine Feuerwehr geben, die bezahlt erleben, aktiv begegnen zu können.
14 CORONA WIR sind für Sie da – in unseren Ev. Als Masken noch keine Pflicht waren: Momentau
CORONA 15 . Krankenhäusern – ein starkes WIR ufnahmen vor Beginn der ersten Pandemie-Welle
16 AKTUELLES Ev. Krankenhausgemeinschaft schafft zum sechsten Mal die Zertifizierung Qualitätsmanagement als gelebte Unternehmenskultur - Gute Noten für Patientensicherheit und Arbeitsschutz Zum sechsten Mal in Folge wurden alle Standorte der Ev. Krankenhaus- auch die zahlreichen Hilfsmittel auf den gemeinschaft in Herne-Mitte, Herne-Eickel, Castrop-Rauxel und Witten Stationen, die den Pflegenden gesund- erfolgreich zertifiziert. Bereits zum dritten Mal erfolgte die Überprüfung heitsschonendes Arbeiten ermöglichen. nach den Qualitätskriterien der DIN EN ISO 9001:2015. Außerdem erhielt das Unternehmen erneut das Siegel der BGW zur Erfüllung der Manage- Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter mentanforderungen im Arbeitsschutz (MAAS-BGW) für die hohe Qualität gab das Lob der Auditorinnen und von Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden. Bei der Auditoren gleich an die Belegschaft Ergebnisbekanntgabe machte Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter keinen weiter: „Wir sind stolz darauf, dass bei Hehl daraus, wie stolz er auf die kontinuierlich guten Leistungen seiner dieser Rezertifizierung einmal mehr Mitarbeitenden ist. „Ich freue mich sehr, dass wir einmal mehr nachwei- deutlich geworden ist, dass Qualitäts- sen konnten, dass das Vertrauen, das unsere Patienten in uns setzen, auf management für alle unsere Mitarbei- einem stabilen Fundament steht“, sagte er. tenden täglich gelebte Unternehmens- kultur ist.“ Das Team der Auditorinnen und Au- ditoren, das die umfangreiche Unter- nehmensprüfung vorgenommen hatten, zeigte sich vor allem von der positiven Stimmung und den „super motivierten Mitarbeitenden“ beeindruckt. Den Beifall der Prüferinnen und Prüfer fand auch die große Zahl von 48 zertifi- zierten medizinischen Zentren und die damit verbundene hohe fachliche Kompetenz. „Hier zeigt sich ganz besonders Ihr hoher Grad der Stan- dardisierung“, lobte Dr. Christoph Tenhagen, der als Lead Auditor das Zertifizierungsergebnis vorstellte. Be- sonders positiv ins Gewicht fiel auch, wie vielfältig die Maßnahmen sind, die Viel Lob gab es von Chef-Auditor Dr. Christoph Tenhagen (Bild oben, 2.v.l.). Einen Dank an die in der Ev. Krankenhausgemeinschaft Mitarbeitenden sprach Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter aus (Bild unten, 1.v.r.). für die Sicherheit der Patienten sorgen. Das sei in diesem Umfang im Vergleich zu anderen Krankenhäusern nicht selbstverständlich. Im Bereich des Arbeitsschutzes wa- ren die Auditorinnen und Auditoren beeindruckt von den „tollen Kon- zepten“, mit denen die Ev. Kranken- hausgemeinschaft ihrer Fürsorgepflicht nachkomme. „Ich finde es großartig, dass Sie extra Personal freigestellt haben, das für eine gute Kinästhetik- Ausbildung der Mitarbeitenden sorgt“, erklärte Katharina Hardt, Leiterin der Zertifizierungsstelle. Auf Beifall stießen
AKTUELLES 17 Grundsteinlegung für ein zukunftsträchtiges Versorgungskonzept An der Grutholzallee entsteht ein Gesundheitscampus – Bauträger Bernd Kaffanke investiert 50 Mio. Euro – EvK liefert inhaltliches Konzept Der gemeinsame Akt der Grundsteinlegung von Bernd Kaffanke und Gemeinschaftsverpflegung, wird das Heinz-Werner Bitter auf dem geplanten Gesundheitscampus am Evange- Küchen-Team der Ev. Krankenhausge- lischen Krankenhaus Castrop-Rauxel war mehr als nur ein schlichter sym- meinschaft in der Lage sein, rund 5.000 bolischer Akt. Denn damit legten die beiden Männer auch den Grundstein Mahlzeiten pro Tag zuzubereiten. Da- einer engen Zusammenarbeit an einem Projekt, das jeder auf seine Weise für werden Lebensmittel in Bioqualität mit Inhalt füllen wird. verwendet. Die Zentralapotheke wird die Gesamt- Bei Bernd Kaffanke, Geschäftsführer Pflegeeinrichtungen betreibt, brachte er versorgung aller vier Standorte der Ev. der Confirmus GmbH, liegt die finan- neben der Bereitschaft, als Bauträger zu Krankenhausgemeinschaft übernehmen. zielle Verantwortung für die Erstel- fungieren, dieselbe Begeisterung für die Ein modernes Verblisterungsverfahren lung der Bauten an der Grutholzallee. Vernetzung von Versorgungsstrukturen sorgt für die höchstmögliche Patienten- Rund 50 Mio. Euro investiert er in die mit wie Heinz-Werner Bitter. sicherheit, da hier auch die häusliche Erstellung von vier Bauobjekten, die Medikation der Patienten erfasst und eine prägende Rolle u.a. für die Ver- Das Seniorenheim der protea care, das auf ihre Verträglichkeit mit der Klinik- sorgungssituation älterer Menschen in auch noch die regionale Zentrale des Medikation überprüft wird. Das neue Castrop-Rauxel spielen werden. Johanniter-Hausnotrufs beherbergen Konzept „Apotheker auf Station“ soll wird, deckt mit seinen 80 Plätzen die außerdem dazu beitragen, zum Woh- Heinz-Werner Bitter, Geschäftsführer verschiedenen Stufen der Pflege ab: le des Patienten den Verbrauch von der Ev. Krankenhausgemeinschaft, Tagespflege, Kurzzeitpflege und Lang- Antibiotika in den Kliniken deutlich zu plant, diese Objekte mit Leben zu zeitpflege. Mit der unmittelbaren Nähe senken. füllen. Eine Zentralküche, die die zur Geriatrie des EvK ist auf der einen Verpflegungssituation sämtlicher Seite der Übergang vom Krankenhaus Das vierte Projekt auf dem Grundstück, Einrichtungen der Ev. Krankenhausge- in die Anschlussversorgung gewährleis- aber das erste, das mit dem 1. August meinschaft sowie weiterer Betriebe der tet, wenn der Bedarf besteht. Auf der 2021 fertig gestellt sein wird, ist eine Sozialwirtschaft sichern wird, die Zen- anderen Seite haben die Bewohner der 6-zügige Kindertagesstätte. Träger ist tralapotheke der Ev. Krankenhausge- Pflegeeinrichtung sowohl eine medi- der Ev. Kirchenkreis Herne/Castrop- meinschaft, eine 6-zügige Evangelische zinische als auch eine therapeutische Rauxel. Schlüsselfertig abgeschlossen Kindertagesstätte und ein Seniorenheim Betreuung zur Verfügung. aus Sicht des Investors Bernd Kaffanke werden hier entstehen. Das Senioren- wird das Projekt Gesundheitscampus im heim obliegt nicht der Verantwortung Die Zentralküche, auf deren Dach auch April 2022. der Ev. Krankenhausgemeinschaft, noch ein Seminarzentrum entsteht, sondern wird betrieben von der protea beliefert sämtliche care, einem Unternehmen, für das auch Einrichtungen der Bernd Kaffanke als Geschäftsführer Ev. Krankenhaus- zuständig ist. gemeinschaft sowie diverse Schulen Für Heinz-Werner Bitter nimmt mit und Kinderta- dem Gesundheitscampus eine Idee gesstätten. Unter Gestalt an, die aus seiner Sicht schon der Regie von seit mehr als 20 Jahren auf ihre Umset- Rebional, einem zung wartete. Das Grundstück direkt Bio-Gastronom für neben dem EvK drängte sich geradezu auf, um dort versorgungsübergreifen- Heinz-Werner Bitter de Strukturen zu schaffen. In Bernd (l.) und Bernd Kaffanke Kaffanke fand er den Partner, der bereit legen den Grundstein war, als Investor die erforderliche für den neuen Ge- bauliche Basis zu legen. Als Geschäfts- sundheitscampus an führer der Gesellschaft protea care, die der Grutholzallee.
18 AKTUELLES Corona sorgt für Richtfest ohne Kranz und Gäste Nächster Bauabschnitt für Erweiterungsbau Psychiatrie am EvK abgeschlossen Eigentlich wollte Heinz-Werner Bitter, Geschäftsführer der Ev. Kranken- überdachten Außenterrasse kann man hausgemeinschaft Herne | Castrop-Rauxel, den Abschluss der Rohbau- sich draußen aufzuhalten. Der begrünte phase des Erweiterungsbaus der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Innenhof sorgt für einen naturnahen Psychosomatik am Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel mit einem Erholungsraum außerhalb der Stati- angemessenen Richtfest feiern, aber die aktuelle Corona-Situation ließ on und bietet eine Abwechslung fürs dies nicht zu. „Wir hoffen, dass wir uns zum Fertigstellungstermin am 30. Auge. Ein separater Außeneingang Juli 2021 wieder für ein größeres Publikum öffnen können“, sagt er. sorgt dafür, dass die betroffenen Patien- ten getrennt von allen anderen EvK- Die bauliche Besonderheit des Projekts mer, in denen Patienten mit besonders Patienten auf der Station aufgenommen besteht darin, dass der Baukörper in intensivem Hilfs- und Überwachungs- werden können und damit ein Höchst- das bestehende Krankenhausgebäude bedarf behandelt werden. Zusätzlich maß an Diskretion gewährleistet ist. integriert wird. Auf insgesamt 900 gibt es zwei Einzelzimmer, eins davon Quadratmetern entsteht Raum für eine speziell für adipöse Patienten. Da „Wir freuen uns, dass wir auf unserer Station mit 16 Betten. Rund 5,5 Mio. manche Patienten bis zu 8 Wochen neuen Station allen Patienten mit aku- Euro Investitionskosten sind für den auf der Station verbringen, wird der ten psychiatrischen Erkrankungen und Erweiterungsbau veranschlagt, der auf Innenbereich so wohnlich wie möglich den damit verbundenen Gefährdungen den ehemaligen OP-Bereich des EvK gestaltet. in wohnlicher Atmosphäre einen posi- aufgesetzt worden ist. tiv stimulierenden Behandlungsrahmen Als Treffpunkt ist ein Gruppenraum bieten können, der gleichzeitig bei Die Station wird zukünftig den neuen mit gemütlichen Sesseln und Fernseh- Bedarf auch von belastenden Reizen Akut- und Intensivbereich der Klinik möglichkeit vorgesehen. Ein Speise- abschirmt“, sagt Prof. Dr. Udo Bonnet, für Psychiatrie, Psychotherapie und raum mit angeschlossener Küche bietet Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik am EvK Castrop-Rau- Patienten die Chance, auf Wunsch Psychotherapie und Psychosomatik am xel umfassen. Dort werden die psychia- auch selbst zu kochen. Auf einer teil- EvK. trischen Notfälle der Region behandelt und nach Deeskalation für die Weiter- behandlung auf den psychiatrischen und psychosomatischen Spezialstationen des Hauses vorbereitet. Um psychiatrische Notfälle handelt es sich dann, wenn eine akute Eigen- oder Fremdgefähr- dung besteht oder besonders schwere psychiatrische Störungen auftreten, bei denen die eigene Realitäts- und Handlungskontrolle der Betroffenen bis hin zur Hilflosigkeit und Verwirrtheit beeinträchtigt ist. Darüber hinaus ist auf der neuen Station die Erstversorgung von Patienten möglich, die ungeplant zur Aufnahme kommen und auf den Schwerpunktstationen (Depressionen/ Manien und Ängste, für Psychosen, für psychosomatische Erkrankungen, für psychische Störungen im Alter und für Suchterkrankungen) keine Betten mehr frei sein sollten. Die neue Station verfügt über drei Zweibettzimmer und über zwei an die Coronabedingt war es nur ein kleiner Kreis aus Geschäftsführung, Klinik- und Betriebsleitung Pflegezentrale angrenzende Krisenzim- sowie Architekturbüro, der den Abschluss des ersten Bauabschnitts in Augenschein nahm.
AKTUELLES 19 Beobachtungen Von Klaus Michael Lehmann Es war Mitte November: Zu Hunderten überfliegen Kraniche auf dem Weg zu Futter- und Überwinterungsplätzen im Süden das Haus. Währendessen werden die Berichte in den Medien von Corona beherrscht und wir Bürger mit Horrormeldungen, mit immer neuen Erkenntnissen, Meinungen und Verhaltensvorschlägen überfordert. Diese Fülle an Nachrichten ist weder immer überzeugend noch hilfreich. Das wichtigste Problem unserer Zeit, der Klimawandel und die Erderwärmung werden kaum noch erwähnt. Ebenso fehlen positive Nachrichten, die angeblich schwer zu verkaufen sind. Aber gerade diese sind so wichtig für unsere Zufriedenheit. Die Reaktion der Bevölkerung ist Verunsicherung.. Wenn man so wie ich Krieg, Vertrei- gen. Das gilt auch für die Häuser unserer Halt geben. „Zivilisation bedeutet, sich bung, Flucht und schrecklichen Hunger Krankenhausgemeinschaft. gegenseitig zu helfen von Mensch zu überlebt hat, neigt man zu einer gewis- Mensch, von Nation zu Nation.“ Diese sen Gelassenheit. Mit Freude nehme Was können wir nun in dieser Situ- Gedanken und Erfahrungen von Henri ich zur Kenntnis, dass die Mehrheit der ation tun? Dunant besitzen heute eine besondere Bevölkerung sich rücksichtsvoll und fair Mein Klassenlehrer Willy Peters gab uns Aktualität. verhält und die Empfehlungen befolgt. Schülern mit auf den Weg: „Vergesst Spaziergänge in der Natur bieten uns die Nicht ängstlich, aber vorsichtig ist die nie, der Mensch ist ein soziales Wesen.“ Möglichkeit, frische Luft zu atmen und Devise. In diesen Wochen und Monaten hat je- außerdem Interessantes zu entdecken. Natürlich gehen mir die Sorgen und der von uns besonders zu beweisen, dass Die Betrachtung des Naturschauspiels Probleme von Einzelpersonen und Be- dies stimmt. Abstand zum Mitmenschen der dahinfliegenden Kraniche fasziniert rufsgruppen sehr nah und ich hoffe für halten, und das freundlich. und begeistert für Tage. sie mit auf bald bessere Zeiten. Vor al- Wichtig für jeden von uns ist gerade in lem die Bewohner von Heimen und die diesen Zeiten die Fähigkeit, Positives In der Hoffnung auf eine für uns alle Patienten in den Kliniken haben mein zu suchen und zu finden. Es sind die bessere Zeit. tiefes Mitgefühl. Anerkennung und kleinen Dinge, die unser Leben erhellen großer Dank gilt den Mitarbeiterinnen und unser Herz erwärmen. Nur in dieser Mit fröhlichem Glückauf und Mitarbeitern in diesen Einrichtun- Stimmung können wir uns gegenseitig Klaus Michael Lehmann Stärkung in harten Corona-Zeiten Supervisionsangebote helfen beim Umgang mit belastenden Arbeitssituationen In diesen Zeiten der Pandemie gilt es, viele neue Herausforderungen zu im ca. dreiwöchigen Abstand statt. meistern. Das betrifft sowohl den einzelnen Mitarbeiter und die einzelne Bei großem Interesse können mehrere Mitarbeiterin als auch komplette Teams, die oftmals aus mehreren Berufs- Gruppen - auch an den einzelnen Stand- gruppen bestehen. orten - eingerichtet werden. Bei Bedarf ist eine Einzelsupervision In einer solchen Phase kann eine Grup- Stärkung dar: „Wir schaffen das“ - auch möglich. pen- oder Team-Supervision wichtige miteinander. Sie bietet Raum für ge- Unterstützung und Entlastung bieten. meinsame Reflexion, welchen Hand- Interessierte Mitarbeitende können Hier findet ein Austausch mit Gleich- lungsspielraum hat jede/r und wie will sich wenden an: gesinnten statt. Man erfährt, wie andere oder kann man ihn nutzen. Und nicht Britta Schallnus den Berufsalltag mit dieser erlebten, teil- zuletzt finden Betroffene hier Trost, Supervision & Beratung weise existenziellen Bedrohung bewälti- wenn es nötig ist. Ev. Krankenhausgemeinschaft gen, wie sie mit ihren damit verbunde- Die Gruppen- oder Team-Supervision Tel. 02323.498-2305 oder nen Sorgen und Ängsten umgehen. dauert pro Treffen eineinhalb Stunden. 0231.8625966 Eine Gruppen-Supervision stellt eine Alle weiteren Male (insgesamt 5) finden b.schallnus@evkhg-herne.de
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