KVN: "Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen"

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KVN: "Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen"
KVN: „Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen“                                         https://www.aend.de/articleprint/220072

          Ärzteproteste

          KVN: „Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum
          Überlaufen“
          Auch Ärztinnen und Ärzte in Niedersachsen protestieren in dieser Woche gegen die Sparpläne der
          Bundesregierung. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) hat ihre 14.700 Mitglieder am
          Mittwoch in einer Protestveranstaltung über die negativen Auswirkungen des geplanten GKV-
          Finanzstabilisierungsgesetzes informiert. Der KVN-Vorstandsvorsitzende Mark Barjenbruch befürchtet
          außerdem, dass die Praxen auf den derzeit allgegenwärtigen Kostensteigerungen sitzenbleiben.

                                                 Die Neupatientenregelung ohne sachliche Grundlage aus dem Gesetz zu
                                                 kippen, bedeute eine Verschlechterung der Patientenversorgung in
                                                 Niedersachsen, sagte Dr. Christian Albring, Vorstandsmitglied im
                                                 Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e. V. (SpiFa) und Gynäkologe in
                                                 Hannover: „Wir weisen offensiv auf die drohenden Leistungskürzungen
                                                 hin.“ Die Neupatientenregelung hat sich aus der Sicht der KVN bewährt. In
                                                 Niedersachsen hätten 2,2 Millionen Patienten im ersten Quartal 2022 einen
                                                 kurzfristigen Termin bei Fachärzten erhalten. Albring forderte eine
                                                 verlässliche Gesundheitspolitik, die endlich die strukturellen Reformen
                                                 anpacke und die künftige Versorgung sicherstelle, anstatt die eigentlichen
           Längere Wartezeiten auf Termine und   Probleme mit einem Flickwerk an Maßnahmen zu übertünchen.
           weniger Behandlungstermine wären
           die Konsequenz der Lauterbach-
           Pläne, warnte der KVN-
                                                  KVN-Vorstandsvorsitzender Mark Barjenbruch kündigte an, Patientinnen
           Vorstandsvorsitzende Mark             und Patienten in den niedersächsischen Praxen darüber zu informieren,
           Barjenbruch.                          dass künftig ihre Versorgung eingeschränkt werde. Längere Wartezeiten
           ©KVN                                  auf Termine und weniger Behandlungstermine wären die Konsequenz der
                                                 Lauterbach-Pläne. „Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz bringt das Fass
                                                 zum Überlaufen“, sagte er.

          Barjenbruch kritisierte, dass die Honorare der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie
          Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten im kommenden Jahr lediglich um zwei Prozent steigen werden.
          „Damit können unsere Mitglieder die stark gestiegenen Personal- und Betriebskosten in ihren Praxen nicht
          gegenfinanzieren“, betonte der KVN-Vorstandsvorsitzende. Die hohe Inflationsrate und explodierenden
          Energiekosten würden auch die Arztpraxen als mittelständische Unternehmen treffen. Insbesondere Praxen, die
          Großgeräte einsetzen, um notwendige Untersuchungen durchzuführen, seien von den permanent steigenden
          Energiekosten stark betroffen.

          Die Absage des Bundesgesundheitsministeriums, einen Corona-Bonus für Medizinische Fachangestellte zu
          zahlen, bezeichnete Barjenbruch als nicht akzeptabel. Das Praxispersonal müsse genauso wertgeschätzt
          werden, wie die Pflegekräfte in Krankenhäusern und Altenheimen. Eine differenzierte Behandlung der
          Berufsgruppen ist aus seiner Sicht nicht vermittelbar.

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KVN: "Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen"
KVN: „Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen“                                   https://www.aend.de/articleprint/220072

          Die Ärztekammer Niedersachsen bezeichnete die Situation in den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und
          Ärzte als „hochalarmierend“. Niedersachsens Ärztekammerpräsidentin Dr. Martina Wenker und Vizepräsidentin
          Dr. Marion Charlotte Renneberg kritisierten ebenfalls, dass Arztpraxen im Gegensatz zu Krankenhäusern bei
          einem Inflations- und Energiekostenausgleich nicht nur leer ausgingen, sondern auch die sogenannte
          Neupatientenregelung gestrichen werde. Die Patientenversorgung in Niedersachsen müsse überall
          sichergestellt bleiben: In den Krankenhäusern und in den Arztpraxen, forderten sie.

          05.10.2022 12:13, Autor: ea, © änd Ärztenachrichtendienst Verlags-AG
          Quelle: https://www.aend.de/article/220072

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KVN: "Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen"
GESUNDHEIT

Fachärzte kritisieren Lauterbachs Sparpläne
und sehen Neupatienten im Nachteil

  Die niedersächsischen Fachärzte schlagen Alarm: Für Neupatienten könnte es bald noch schwieriger
werden, an einen Termin bei einem Spezialisten zu kommen. Das geplante GKV-Finanzstabilisierungsge-
setz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sieht nämlich unter anderem die Abschaf-
fung der sogenannten Neupatientenregelung vor, die 2019 eingeführt wurde. Diese garantiert den Fach-
arztpraxen seitdem, dass sie ihren Arbeitseinsatz für neue Patienten zu 100 Prozent bezahlt bekommen,
während die Vergütung anderer Leistung wegen des knappen Budgets regelmäßig zusammengestrichen
wird. Aus Sicht der Fachärzte und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) hat sich die-
ser finanzielle Anreiz bislang bewährt. KVN-Chef Mark Barjenbruch räumt zwar ein: „Wir haben bei den
Fachärzten definitiv ein Wartezeitproblem.“ Ohne die Neupatientenregelung wäre die Situation aber noch
schlimmer. Im ersten Quartal 2022 hätten in Niedersachsen immerhin 2,2 Millionen Patienten kurzfristig
einen Facharzttermin erhalten. Und Barjenbruch rechnet vor, dass die niedersächsischen Ärzte durch das
Streichen der Neupatientenregelung jährlich etwa 80 Millionen Euro einbüßen würden. „Wenn man uns
dieses Geld nimmt, müssen wir die Praxen umstrukturieren“, warnt Christian Albring, Vorstandsmitglied
im Spitzenverband Fachärzte Deutschland (SpiFa) und Frauenarzt in Hannover. Die Folge wären längere
Wartezeiten auf Termine und weniger Behandlungstermine.

   „Ich bin übers Rentenalter hinüber und mache meine Arbeit noch gerne. Aber unter diesen Bedingun-
gen wird es immer schwieriger. Wir sind enttäuscht, überrascht und auch wütend“, kommentiert Albring
die Sparpläne des Bundesgesundheitsministers. Der 70-jährige Frauenarzt betreibt seit 1987 eine Praxis
direkt am Sahlkampmarkt, einem sozialen Brennpunkt in Hannover. Der Anteil an Frauen mit Migrations-
hintergrund und auch der Anteil an Neupatientinnen ist hier besonders hoch. „Für Neupatienten planen
wir ein doppeltes Zeitfenster ein, also 20 Minuten“, berichtet Albring. Der Aufwand für Beratung und
Behandlung sei bei einer neuen Patientin grundsätzlich höher. Gleichzeitig geht es dem Gynäkologen
wie vielen anderen Fachärzten: Seine Praxis ist auch ohne Neuzugänge schon ausgelastet. „Wir haben
die Bude immer voll“, sagt der ehemalige Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte. Das Inkraft-
treten des Termin- und Versorgungsgesetzes (TVSG) im Mai 2019 habe er zunächst kritisch gesehen,
dann aber wie viele andere Fachärzte auch seine Praxis umstrukturiert, mehr Termine geschaffen und eine
offene Sprechstunde eingerichtet. „Wir waren anfangs dagegen, aber wir wurden mit dem Versprechen
auf das volle Honorar gelockt“, sagt Albring. Mit dem Wegfall der Neupatientenregelung sähe er sich ge-
zwungen, diese Umstrukturierungen wieder rückgängig zu machen. Und vielen Kollegen würde es ähn-
lich gehen. Albring warnt deshalb: „Das Gesetz würde den Patienten zum Schaden gereichen.“

  Albring betont, dass es sich bei der Neupatientenregelung nicht etwa um ein Geschenk an die Fach-
ärzte handelt. Die Regelung stelle nur sicher, dass die Mediziner auch wirklich das Honorar bekommen,
das ihnen laut der offiziellen Gebührenordnung auch zusteht. Bei den Bestandspatienten entscheidet
schon jetzt der Zufall darüber, wie hoch der Prozentsatz der Vergütung tatsächlich ist. „Ein Gynäkologe

www.rundblick-niedersachsen.de                                                 #175     06.10.2022   3
KVN: "Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen"
„Mehr Beiträge, weniger Leistung“: Mark Barjenbruch und Christian Albring kritisieren die Gesundheitspolitik der
Bundesregierung und warnen vor erheblichen Nachteilen für die Patienten.

kriegt rund 20 Prozent seiner erbrachten Leistungen nicht bezahlt“, bestätigt KVN-Chef Barjenbruch und
kritisiert das viel zu komplizierte Honorarsystem. Ein Wegfall der Neupatientenregelung werde nicht nur
die Terminlage bei den Frauenärzten verschärfen, sondern besonders stark auch bei den Dermatologen,
Neurologen und Hals-Nasen-Ohrenärzten. Für Unverständnis sorgt bei Barjenbruch auch, dass Lauter-
bach als Bundestagsabgeordneter 2019 noch für die Neupatientenregelung kämpfte und sie als „einen
Schritt weg von der Zwei-Klassen-Medizin“ bezeichnete. „Der neue Patient bedeutet viel Arbeit. Ich muss
als Arzt mehr Zeit und Ressourcen investieren, um den neuen Patienten zu versorgen“, sagte Lauterbach
damals im Bundestag.

  Die Unzufriedenheit in der niedersächsischen Ärzteschaft ist aber auch aus anderen Gründen groß.
„Die Honorare der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten werden im kommenden Jahr lediglich
um zwei Prozent steigen“, bemängelt Barjenbruch. Angesichts einer vor allem von steigenden Energie-
kosten getriebenen Inflation von voraussichtlich 8,8 Prozent für das Jahr 2023 sei das zu wenig. „Damit
können unsere Mitglieder die stark gestiegenen Personal- und Betriebskosten in ihren Praxen nicht ge-
genfinanzieren“, sagt Barjenbruch. Insbesondere die Praxen, die Großgeräte zum Einsatz bringen, seien
von den Kostensteigerungen stark betroffen. Die Radiologen beispielsweise müssten teilweise mit einer
Verfünffachung der Energiekosten rechnen und hätten kein Einsparpotenzial, weil die Geräte nicht ab-
gestellt werden können. Der KVN-Vorsitzende kritisiert in diesem Zusammenhang, dass für die in vielen
Fällen staatlich betriebenen Krankenhäuser bereits Rettungsmaßnahmen geplant werden, während die
niedergelassenen Ärzte im Regen stehen gelassen würden. Barjenbruch kommentiert das so: „Da fragt
man sich schon: Ist das denn fair?“

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KVN: "Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen"
KVN: "Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen"
Hannoversche Allgemeine Zeitung Stadtausgabe vom 06.10.2022

Autor:                 Susanna Bauch [tmt6ngmd0w1gme11gbru891]           Mediengattung: Tageszeitung
Seite:                 1                                                 Auflage:       42.552 (gedruckt) ¹ 44.351 (verkauft) ¹
                                                                                        44.924 (verbreitet) ¹
Ressort:               Titelseite                                        Reichweite:    0,116 (in Mio.) ²
Ausgabe:               Hauptausgabe
¹ von PMG gewichtet 07/2022
² von PMG gewichtet 7/2022

Hannover

Bund will Neupatientenregel ändern: Ärzte
warnen vor langen Wartezeiten
Wegen Milliardenminus der Kassen: Gesundheitsminister Lauterbach will Erstbesuche in
Praxen nicht mehr zu 100 Prozent erstatten / Mediziner prognostizieren schlechtere Versorgung
Hunderte Kassenärzte haben am Mitt-               mine warten, wir können dann insge-             KVN-Vorstandsvorsitzende Mark Bar-
woch in mehreren Bundesländern gegen              samt nicht mehr so viele Patienten ver-         jenbruch.
Sparpläne von Bundesgesundheitsmini-              sorgen“, sagt Albring.                          „Die Honorare werden im kommenden
ster Karl Lauterbach (SPD) protestiert.           Das Patientenaufkommen ist in den ver-          Jahr lediglich um 2 Prozent steigen. Die
Zahlreiche Praxen blieben deswegen                gangenen Jahren gestiegen. „Bessere             hohe Inflationsrate und explodierende
geschlossen oder schränkten ihren                 Therapien, demografischer Wandel,               Energiekosten treffen auch die Arztpra-
Betrieb ein. Vor dem Hintergrund des              aber auch eine fachärztliche Über-              xen als mittelständische Unternehmen“,
für 2023 erwarteten Minus in Höhe von             nahme ambulanter Behandlungen, die              betont Barjenbruch und fordert für die
17 Milliarden Euro bei den gesetzlichen           früher in Kliniken durchgeführt wurden“         niedergelassenen Mediziner eine Unter-
Krankenkassen soll künftig die soge-              führt Detlef Haffke, Sprecher der Kas-          stützung wie für Kliniken. Radiologie-
nannte Neupatientenregelung zurückge-             senärztlichen Vereinigung Niedersach-           praxen etwa mit aufwendigen Großgerä-
nommen werden. Darüber hinaus sind                sen (KVN), als Gründe an. „Die                  ten müssten künftig mit bis zu 75.000
ein zusätzlicher Bundeszuschuss von 2             Behandlung von Neupatienten ist zeit-           Euro an Stromkosten pro Jahr rechnen -
Milliarden Euro, ein Abbau von Finanz-            und arbeitsintensiv“, sagte Mediziner           im Gegensatz zu derzeit 15.000 Euro.
reserven bei den Kassen und ein Bei-              Albring. Um Praxen auch ohne die                Die KVN hat daher ihre rund 14.700
trag der Pharmaindustrie geplant.                 Regelung wirtschaftlich führen zu kön-          Mitglieder zu einer Informationsveran-
Die Neupatientenregelung sieht seit               nen, könnten weniger neue Patienten             staltung eingeladen, um gegen die Spar-
2019 vor, dass 100 Prozent der ärztli-            behandelt werden. „Kurzfristige Ter-            pläne aus Berlin mobil zu machen.
chen Leistungen für Menschen, die erst-           mine wird es dann nicht mehr geben“,            „Auch angesichts des Ärzte- und Nach-
mals in eine Praxis kommen, auch                  sagt Haffke. Zudem müssten Mediziner            wuchsmangels ist es wichtig, dass Pra-
erstattet werden. In der Regel kommen             mit rund 20 Prozent weniger Einnah-             xen wirtschaftlich arbeiten können. Und
bei den Medizinern wegen der Budge-               men pro Quartal rechnen.                        dazu trägt die nicht budgetierte Behand-
tierung nur rund 80 Prozent der erbrach-          Die sogenannte offene Sprechstunde              lung von Neupatienten bei“, sagt Bar-
ten Leistungen auch finanziell an.                ohne Anmeldung soll im Zuge der Berli-          jenbruch. Die Ärztekammer Niedersach-
„Gerade im Hinblick auf den (Fach-                ner Sparpläne zwar nicht gestrichen             sen erklärte sich solidarisch mit den Pro-
)Ärztemangel hat sich die Regelung                werden, dort könnten aber längst nicht          testierenden. Die Pläne der Bundesre-
bewährt“, betont Christian Albring,               alle Patientinnen und Patienten ohne            gierung gefährdeten die flächen-
Gynäkologe in Hannover-Sahlkamp und               einen Termin aufgefangen werden. Vor            deckende Patientenversorgung in Nie-
Vorstandsmitglied im Spitzenverband               allem für Arzttermine der Dermatologie,         dersachsen in hohem Maße, sagte Kam-
Fachärzte. Allein in Niedersachsen hät-           Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Neu-             merpräsidentin Martina Wenker.
ten im ersten Quartal dieses Jahres 2,2           rologie gibt es derzeit Wartezeiten von         Zitat-Text:
Millionen Patienten einen kurzfristigen           oftmals mehr als einem halben Jahr.             Kurzfristige Termine wird es dann nicht
Termin bei Fachärzten erhalten. Die               „Wenn sich dann die Neupatientenauf-            mehr geben.
Regelung zu kippen bedeute eine Ver-              nahme wirtschaftlich nicht mehr rech-           Detlef Haffke, Sprecher der Kassenärzt-
schlechterung der Versorgung der Pati-            net, können auch stark gestiegene Perso-        lichen Vereinigung Niedersachsen
enten. „Nicht nur Neupatienten müssen             nal- und Betriebskosten nicht mehr              (KVN)
dann wieder deutlich länger auf Ter-              gegenfinanziert werden“, erklärt der

Abbildung:                            „Explodierende Energiekosten treffen auch die Arztpraxen“: Ärzteaktionstag in Hannover mit Mark
                                      Barjenbruch (KVN) und Dr. Christian Albring (Spitzenverband Fachärzte).
Fotograf:                             Katrin Kutter
Wörter:                               526
Ort:                                  Hannover
KVN: "Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen"
cz.de (Cellesche Zeitung) vom 05.10.2022 13:21

Mediengattung: Online News                                        Visits (VpD):   9.583 ¹
Nummer:        5942816557
Weblink:       https://www.cz.de/der-norden/medizin-sparplaene-kassenaerzte-warnen-vor-noch-laengeren-wartezeiten
¹ von PMG gewichtet 07-2022

Sparpläne: Kassenärzte warnen vor noch
längeren Wartezeiten
Bundesweit protestieren Mediziner mit eigener Praxis gegen die Abschaffung der sogenannten
Neupatientenregelung. Niedergelassene Ärzte hätten mit einer Vielzahl an Problemen zu
kämpfen, klagen sie.
Von Deutsche Presse Agentur                 sundheitsminister Karl Lauterbach            befürchten.
13:09 Uhr                                   (SPD).                                       Barjenbruch wies darauf hin, dass die
05. Okt. 2022                               Hintergrund ist, dass für 2023 ein Minus     Honorare der niedergelassenen Ärztin-
Ein Schild weist den Weg zu einer Arzt-     von 17 Milliarden Euro bei den gesetzli-     nen und Ärzte sowie Psychotherapeutin-
praxis. | Foto: Soeren Stache/dpa-Zen-      chen Krankenkassen erwartet wird. Der        nen und Psychotherapeuten im kom-
tralbild/ZB/Symbolbild                      Wegfall der Extra-Honorierung für Neu-       menden Jahr lediglich um zwei Prozent
Aus Protest gegen Sparpläne der Bun-        patienten in Praxen ist ein Bestandteil      steigen werden. «Damit können unsere
desregierung haben etliche Ärztinnen        eines geplanten Finanzpakets zum Aus-        Mitglieder die stark gestiegenen Perso-
und Ärzte ihre Praxis am Mittwoch           gleich dieses Milliardenlochs. Darüber       nal- und Betriebskosten in ihren Praxen
nicht geöffnet. Der Spitzenverband          hinaus sind ein zusätzlicher Bundeszu-       nicht gegenfinanzieren», sagte der
Fachärzte Deutschlands (SpiFa) hatte        schuss von zwei Milliarden Euro, ein         KVN-Chef. Zudem sei nicht akzeptabel,
bundesweit unter dem Motto #Warten-         Abbau von Finanzreserven bei den Kas-        dass die Medizinischen Fachangestell-
BisDerArztKommt zu Protestaktionen          sen sowie ein Beitrag der Pharmaindu-        ten im Gegensatz zu Pflegekräften in
aufgerufen. «Die Neupatientenregelung       strie geplant.                               Kliniken und Heimen keinen Corona-
ohne sachliche Grundlage aus dem            Die erst vor drei Jahren eingeführte         Bonus erhalten hätten. Laut einem
Gesetz zu kippen, bedeutet eine Ver-        Neupatientenregelung habe sich               KVN-Sprecher zahlten viele Ärzte die-
schlechterung der Versorgung der Pati-      bewährt, betonte die KVN. In Nieder-         sen aus eigener Tasche.
entinnen und Patienten in Niedersach-       sachsen hätten 2,2 Millionen Patienten       Die Ärztekammer Niedersachsen
sen», sagte Christian Albring, Frauen-      im ersten Quartal 2022 einen kurzfristi-     erklärte sich solidarisch mit den Prote-
arzt aus Hannover und Vorstandsmit-         gen Termin bei Fachärzten erhalten. Die      stierenden. Die Pläne der Bundesregie-
glied im SpiFa. Gemeinsam mit dem           gesetzliche Regelung sei insbesondere        rung gefährdeten die flächendeckende
Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztli-     neuerkrankten Menschen zu Gute               Patientenversorgung in Niedersachsen
chen Vereinigung Niedersachsen              gekommen. Sollte sie gestrichen wer-         in hohem Maße, sagte Kammerpräsiden-
(KVN), Mark Barjenbruch, kritisierte        den, seien längere Wartezeiten und           tin Martina Wenker.
Albring das Vorhaben von Bundesge-          weniger Behandlungstermine zu
Wörter:                          336

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KVN: "Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen"
Braunschweiger Zeitung vom 06.10.2022

Autor:                 Andreas Eberhard                                  Jahrgang:        2022
Seite:                 3                                                 Nummer:          233
Ressort:               Antworten und Debatte                             Auflage:         26.603 (gedruckt) ¹ 29.275 (verkauft) ¹
                                                                                          29.630 (verbreitet) ¹
Ausgabe:       Hauptausgabe                                              Reichweite:      0,093 (in Mio.) ²
Mediengattung: Tageszeitung
¹ von PMG gewichtet 07/2022
² von PMG gewichtet 7/2022

Sparpläne: Ärzte warnen vor schlechterer
Patientenversorgung
Bundesweit protestieren niedergelassene Mediziner gegen die Abschaffung der
Neupatientenregelung: „Angriff auf die ambulante Versorgung, wie wir sie kennen“
 Andreas Eberhard                                  Wartezeiten und eine Verschlechterung          tiert – trotz eines Bundeszuschuss von
 Braunschweig Aus Protest gegen Spar-              der Versorgung der Patienten in Nieder-        zwei Milliarden Euro.
pläne der Bundesregierung haben etli-              sachsen.                                       Obwohl, wie der Kinderarzt Tilman
che Ärztinnen und Ärzte ihre Praxis am             Alarm schlagen die Ärzte aber auch aus         Kaethner in Hannover betonte, die Kür-
Mittwoch nicht geöffnet. Der Spitzen-              weiteren Gründen. Auf einer kurzfristig        zungen ein „Angriff auf die ambulante
verband Fachärzte Deutschlands (SpiFa)             anberaumten Vertreterversammlung der           Versorgung, wie wir sie kennen“ seien,
hatte bundesweit zu Protestaktionen auf-           KVN in Hannover klagten zahlreiche             war die Beteiligung an der Protestak-
gerufen. „Uns stößt besonders sauer auf,           Teilnehmer über die massiv gestiegene          tion offenbar geringer als von den Initia-
dass die Neupatientenregelung                      Belastung der Praxen – durch die Infla-        toren erhofft. Mehrere Facharztpraxen
wegfällt“, sagte der Braunschweiger                tion, steigende Energie- und Personalko-       der Region, bei denen sich unsere
Hausarzt Thorsten Kleinschmidt,                    sten. In keinem angemessenen Verhält-          Redaktion stichprobenartig erkundigte,
Bezirkschef der Kassenärztlichen Verei-            nis dazu stehen aus Sicht der Ärzte die        erklärten, dass sie zwar die Ziele des
nigung Niedersachsen (KVN), unserer                Angebote in den laufenden Honorarver-          Protests unterstützten, ihre Sprechzeiten
Zeitung. Die vor drei Jahren einge-                handlungen. Nachdem die Krankenkas-            aus Rücksicht auf die Patienten aber
führte Regelung sorgt dafür, dass Arzt-            sen ursprünglich eine Nullrunde gefor-         nicht einschränkten. Der Braunschwei-
praxen für die Behandlung neuer Patien-            dert hatten, liegt nach einem Schlich-         ger Urologe Harald Junius sagte, er
ten eine Vergütung zusätzlich zu ihrem             tungsverfahren nun eine Honorarsteige-         befürchte, mit den Anliegen bei Patien-
festen Budget erhalten. Dieses Extra soll          rung von 2 Prozent auf dem Tisch. „Von         ten, die derzeit selbst große Belastun-
nun angesichts des erwarteten Minus                einem Inflationsausgleich ist das mei-         gen hinnähmen, womöglich auf Unver-
von 17 Milliarden Euro in der gesetzli-            lenweit entfernt“, moniert Kleinschmidt.       ständnis zu stoßen. „Dabei kenne ich
chen Krankenkasse wegfallen.                       „Bei einer solchen Schamlosigkeit              selbst Ärztekollegen, die pleite gegan-
Laut Kleinschmidt hat die Regelung                 gegenüber den Praxen, die die Haupt-           gen sind.“ Kleinschmidt vermutet, die
dazu geführt, dass Sprechstunden ausge-            last der Corona-Pandemie geschultert           Folgen der Kürzungen seien vielen Ärz-
weitet und Neupatienten in hoher Zahl              haben, mag ich nicht mehr von einer            ten noch nicht vollends bewusst. „Das
zeitnah Termine erhielten. „Sie hat sich           Vertragspartnerschaft sprechen.“ Die           Erwachen kommt spätestens mit den
bewährt und wird nun kassiert – ohne               Kassen wiederum sehen sich angesichts          Abrechnungen Mitte nächsten Jahres.
triftigen Grund“, kritisiert er. Aus Sicht         des erwarteten Defizits mit einem              Aber dann ist es zu spät.“
der Ärzte folgen daraus künftig längere            Abbau ihrer Finanzreserven konfron-

Abbildung:                             Kassenärzte, hier in Hamburg, protestierten gegen die Streichung der Neupatienten-Regelung. G. Wendt
                                       dpa
Fotograf:                              dpa / dpa
Wörter:                                413
Ort:                                   Braunschweig

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KVN: "Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen"
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              Für Erhalt der Neupatientenregelung

             Ärzteproteste mit markigen Sprüchen in
             mehreren Bundesländern
             Ihren Unmut über die Sparpläne der Regierung und Krankenkassen haben Vertragsärzte vielerorts
             eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht. Mit Protestaktionen in mehreren Bundesländern kämpfen sie
             gegen das Aus der Neupatientenregelung.

                        Von Dirk Schnack (/Nachrichten/Dirk-Schnack-au249.html) und

                        Christian Beneker (/Nachrichten/Christian-Beneker-au257.html) und

                        Benjamin Lassiwe (/Nachrichten/Benjamin-Lassiwe-au40573.html) und

                        Dr. Michael Kuderna (/Nachrichten/Dr-Michael-Kuderna-au3574.html) und

                        Florian Staeck (/Nachrichten/Florian-Staeck-au113.html)

             Verö�entlicht: 05.10.2022, 12:55 Uhr | aktualisiert: 05.10.2022, 17:42 Uhr

               Hamburger Ärzte protestierten gegen die Streichung der Neupatientenregelung – zum Teil mit markigen Worten
               in Richtung Bundesgesundheitsminister Lauterbach.
               © Georg Wendt/dpa

             Hamburg. Fortbildung statt Praxis: Rund 1300 Ärztinnen und Ärzte sowie Mitarbeitende aus den

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KVN: "Das GKV-Spargesetz bringt das Fass zum Überlaufen"
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             Praxisteams nahmen am Mittwoch (5. Oktober) an einer Fortbildungsveranstaltung in der KV
             Hamburg teil, statt die Praxen zu ö�nen. Sie machten damit auf ihre Unzufriedenheit mit der Berliner
             Gesundheitspolitik aufmerksam.

             „Die Größe des Protestes zeigt, dass der Unmut in den Praxen riesig ist. Super-In�ation, Super-
             Energiepreise, Super-Budget – für alles müssen die Ärztinnen und Ärzte geradestehen“, sagte der
             Vorsitzende der KV-Vertreterversammlung, Dr. Dirk Heinrich.

             Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) gri� Heinrich insbesondere wegen der
             geplanten Änderungen an der Neupatientenregelung (https://www.aerztezeitung.de/Politik
             /Lauterbach-kassiert-extrabudgetaere-Verguetung-fuer-Neupatienten-430437.html) an. Heinrich
             prophezeite: „Wenn er so weitermacht, wird es die ambulante Versorgung, so wie wir sie in
             Deutschland kennen, bald nicht mehr geben.“ Er sieht in Lauterbachs Politik ein „verheerendes Signal
             an den Nachwuchs“.

             Auswirkungen auf die Patientenversorgung

             Die niedergelassene Pädiaterin Dr. Claudia Haupt erwartet, dass die Streichung der
             Neupatientenregelung dazu führen wird, dass viele Patienten in strukturschwachen Stadtteilen keine
             Praxis mehr �nden werden.

             Radiologe Dr. Andreas Bollkämper verwies auf die verbesserte Kooperation zwischen Haus- und
             Fachärzten, zu der die Neupatientenregelung nach seiner Wahrnehmung geführt hatte, weil
             Patienten zügig weiterbehandelt werden konnten. Die Streichung muss aus seiner Sicht „unweigerlich
             zu Leistungskürzungen“ führen.

                                              KV-Vorstandschef Dr. John A�ul appellierte an Lauterbach, sich um
                                              eine solide Finanzierung der Versorgung einer älter werdenden
                                              Gesellschaft zu kümmern, statt mit Leistungskürzungen zu
                                              reagieren.

               Ihren Unmut bringen Ärzte      Ärztekammer unterstützt den Protest
               auf verschiedener Art und
               Weise zum Ausdruck.
               © Georg Wendt/dpa              Unterstützung erhielten die niedergelassenen Ärzte von der
                                              Ärztekammer in der Hansestadt. Präsident Dr. Pedram Emami sagte:
                                              „Wie die Bundesregierung ausgerechnet in dieser Situation auf die
             Idee kommt, die Neupatientenregelung zu kippen, ist mir unbegrei�ich. Das wird am Ende zu einer
             schlechteren Versorgung der Patientinnen und Patienten führen."

             Auch die KV Niedersachsen (KVN) und Vertreter der Fachärzte haben erneut gegen den Plan des
             Bundesgesundheitsministers, die Neupatientenregelung zu kippen, protestiert.

             Die Neupatientenregelung, die 2019 auch von Lauterbach mit eingeführt wurde, habe sich bewährt,

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             betont die KVN. „In Niedersachsen haben 2,2 Millionen Patienten im ersten Quartal 2022 einen
             kurzfristigen Termin bei Fachärzten erhalten“, so die KVN. „Diese gesetzliche Regelung ist
             insbesondere neuerkrankten Menschen zu Gute gekommen.“

             Lauterbach habe zwar mehrfach betont, dass es im Rahmen des von ihm in den Bundestag
             eingebrachten Gesetzes zu keinen Leistungskürzungen für die gesetzlich Versicherten komme, doch
             genau das Gegenteil sei der Fall, hieß es.

             Reduzierte Versorgung angekündigt

             „Die Neupatientenregelung ohne sachliche Grundlage aus dem Gesetz zu kippen, bedeutet eine
             Verschlechterung der Versorgung der Patientinnen und Patienten in Niedersachsen“, sagt der
             Gynäkologe Christian Albring, der auch Vorstandsmitglied im Spitzenverband Fachärzte Deutschland
             (SpiFa) ist.

             „Die niedersächsischen Fachärztinnen und Fachärzte wehren sich gegen die Pläne von
             Bundesgesundheitsminister Lauterbach. Wir weisen o�ensiv auf die drohenden Leistungskürzungen
             hin.“

             Auch Mark Barjenbruch, Vorstandsvorsitzender der KVN, kündigt eine reduzierte Versorgung an. „Wir
             werden die Patientinnen und Patienten in den Praxen darüber informieren, dass künftig ihre
             Versorgung eingeschränkt werden wird. Längere Wartezeiten auf Termine und weniger
             Behandlungstermine wären die Konsequenz der Lauterbach-Pläne. Das GKV-
             Finanzstabilisierungsgesetz bringt das Fass zum Überlaufen.“

             Die Praxen seien ohnedies �nanziell schlecht dran. Die nur geringe Honorarsteigerung von nur zwei
             Prozent (https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/Aerztliches-Honorar-Plus-zwei-Prozent-beim-
             Orientierungswert-432375.html), die In�ation und die steigenden Energiepreise setzten den
             niedersächsischen Praxen hart zu.

             Die Absage des Bundesgesundheitsministeriums, einen Corona-Bonus für Medizinische
             Fachangestellte zu zahlen, ist ebenfalls nicht akzeptabel. Das Praxispersonal muss genauso
             wertgeschätzt werden, wie die P�egekräfte in Krankenhäusern und Altenheimen. Eine di�erenzierte
             Behandlung der Berufsgruppen ist nicht vermittelbar“, ergänzte er.

             Ministerin will sich auf Bundesebene für die Ärzte einsetzen

             „Normalerweise haben wir bis 18 Uhr geö�net“, sagt Antje Meinecke in Brandenburg. Doch die
             Patienten der Potsdamer Hausärztin, die zusammen mit ihrem Kollegen Lennart Göhling in einer
             Gemeinschaftspraxis in Potsdam-West arbeitet, müssen in dieser Woche etwas länger auf einen
             Termin warten. In der Hausarztpraxis ist in dieser Woche schon um 16 Uhr Schluss. Und auch die
             Akutsprechstunde fängt nicht um 8, sondern erst um 10 Uhr an.

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             „Wir beteiligen uns an der Dienst nach Vorschrift-Aktion der Kassenärztlichen Vereinigung und der
             Ärzteverbände“, sagt Meinecke. Denn auch die Potsdamer Hausarztpraxis spürt die steigenden
             Kosten durch die Energiepreise.

             „Wir haben die Sorge, dass das ambulante System immer weiter aufgeweicht wird“, sagt Meinecke.
             „Die Tariferhöhungen für unsere Medizinischen Fachangestellten spiegeln sich zum Beispiel
             überhaupt nicht in den Honorarergebnissen für die Praxen wieder.“

               Stippvisite von Brandenburgs Gesundheitsministerin: Ursula Nonnemacher (M.) besucht mit KVBB-Vize Andreas
               Schwark die Praxis von Hausärztin Antje Meinecke in Potsdam.
               © Benjamin Lassiwe

             Am Mittwoch hatte die Praxis an der Potsdamer Kastanienallee hohen Besuch. Brandenburgs
             Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) war gekommen, um sich solidarisch mit den
             protestierenden Medizinern zu zeigen. „Wir wissen, was hier geleistet wird“, sagte die Ministerin.

             „Ich sehe, dass dringender Handlungsbedarf besteht – die Landesebene kann sich aber nicht in die
             auf der Bundesebene geführte Honorarverhandlungen der niedergelassenen Ärzte einmischen.“
             Auch sei das Land nicht für die laufenden Kosten im ambulanten Sektor zuständig.

             Schutzschirm für Praxen gefordert

             Doch Nonnemacher versprach, auf der Bundesebene weiter Druck zu machen. Denn die
             Ärzteversorgung in Brandenburg wird zunehmend prekär. „Wir haben über 300 freie Hausarztstellen
             im Land“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der KVBB, der Bernauer Allgemeinmediziner
             Andreas Schwark.

             Es sei ein großer Fehler gewesen, dass sich das Land Brandenburg vor 30 Jahren gegen die Scha�ung

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             einer staatlichen Medizinerausbildung ausgesprochen und sich allein auf die Charité in Berlin
             verlassen habe. „Mit dem Nachwuchs, den wir im Moment haben, sind unsere freien Stellen nicht
             mehr besetzbar“, sagte Schwark. Und die schlechten Honorarsätze und steigenden Kosten trügen
             auch nicht dazu bei, dass mehr junge Ärzte eine Niederlassung in Brandenburg anstrebten.

             Unterdessen beobachtet der Landesvorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes, Hanjo Pohle,
             dass die Protestaktionen der Ärzte Wirkung zeigen. „Das Angebot einer Nullrunde lässt nun dem
             letzten Arzt bewusst werden, dass die staatlich verordneten Regulationssysteme zunehmend
             versagen“, sagte der Allgemeinmediziner aus dem havelländischen Rathenow am Mittwoch.

             Während in der Wirtschaft Preis-, Lohn- und Energiekostensteigerungen an die Kunden
             weitergegeben werden könnten, sei dies in Arztpraxen nicht der Fall. Deswegen müsse es auch einen
             Schutzschirm für Arztpraxen geben. Schließlich müsse auch eine „o�ene Diskussion über die
             Wiedereinführung des Streikrechts für Vertragsärztinnen und -ärzte“ geführt werden.

             Saar-Ärzteschaft geht etappenweise vor

             Im Kampf gegen eine Abscha�ung der Neupatientenregelung setzt die saarländische Ärzteschaft
             vorerst auf Druck durch die Ö�entlichkeit, schließt aber Demonstrationen oder Streikmaßnahmen als
             letztes Mittel nicht aus. KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann sieht darüber hinaus generell Probleme in
             der Honorar-Systematik, wodurch die Sicherstellung der Versorgung in den saarländischen Praxen
             gefährdet sei.

             In einer gemeinsamen Pressekonferenz von KV, Haus- und Fachärzten rechnete Hauptmann vor,
             dass in der Kombination des niedrigen Orientierungswertes, der In�ation und des Rückgangs
             sozialp�ichtiger Beitragszahler die Praxishonorare an der Saar im nächsten Jahr real um acht Prozent
             geringer ausfallen dürften als 2022. Eine derartige Situation habe es noch nie gegeben.

             Teilweise sei dies auf die Berechnungsgrundlage des Orientierungswertes zurückzuführen, die ohne
             Rücksicht auf aktuell steigende In�ationsraten jeweils um zwei Jahre hinterherhinke. Bei
             Krankenhäusern kämen Änderungen deutlich schneller an, klagte Hauptmann: „Eine gemeinsame
             Selbstverwaltung ist das schon lange nicht mehr.“

             Hier müsse man über Gesetze eine andere Regelung �nden, forderte der KV-Chef. Außerdem prüfe
             die KBV derzeit die Chancen einer Klage. „Was nutzt es dem Arzt, wenn man ihm sagt, übernächstes
             Jahr bekommt ihr wieder mehr“, gab Hauptmann zu bedenken. So sei zu befürchten, dass Praxen vor
             allem am sowieso schon knappen Personal sparen und in der Folge weniger Sprechstundenzeiten
             anbieten.

             Dr. Markus Strauß, Augenarzt und Vizepräsident der Ärztekammer, sieht hier einen entscheidenden
             Grund für den gemeinsamen Widerstand auch über Sektorengrenzen hinaus. „Den
             Krankenhausärzten ist es klar, dass dann die Notfallambulanzen stärker frequentiert werden“,
             unterstrich Strauß.

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             Die Chefs des Hausärzteverbands und des Facharztforums, Dr. Michael Kulas und Dr. Dirk
             Jesinghaus, demonstrierten ebenfalls den Schulterschluss. Beide betonten, sie sähen die
             Zukunftsfähigkeit der Praxen gefährdet, wenn Planungssicherheit und Verlässlichkeit seitens der
             Politik nicht mehr gegeben seien.

             MEDI lud am Mittwochmorgen zu Fortbildungen ein

             Zur Strategie der saarländischen Ärzteschaft sagte Jesinghaus, in einem ersten Schritt habe man sich
             an die Politik gewandt und tatsächlich Unterstützung von der SPD-Landesregierung und von CDU-
             Bundestagsabgeordneten erhalten. Nun wolle man sich an die Ö�entlichkeit wenden. Um Schaden
             von den Patienten abzuhalten, ho�e er auf eine Lösung ohne Streiks. Wenn man aber doch nicht um
             Streikmaßnahmen herumkomme, „werden sie massiv sein“, kündigte Jesinghaus an.

             In Baden-Württemberg hatte der MEDI-Verbund am Mittwoch zu einer digitalen Diskussionsrunde
             mit anschließenden Fortbildungen auf dem digitalen MEDI-Campus aufgerufen, teilte MEDI-
             Sprecherin Victoria Weis auf Anfrage mit. Rund 100 Ärzte hätten sich bei der Diskussion zwischen
             Baden-Württembergs KV-Chef Dr. Norbert Metke und MEDI-Vize Dr. Norbert Smetak zugeschaltet,
             berichtete sie.

             MEDI kämpfe seit über 20 Jahren für das Streikrecht der Ärztinnen und Ärzte, erinnerte Smetak.
             „Wenn man sich die aktuelle Lage anschaut, weiß man wie wichtig Proteste sind“, sagte der
             Kardiologe der Ärzte Zeitung. „In ganz Deutschland haben die Niedergelassenen heute protestiert.
             Und das war erst der Anfang, es wird weitergehen. Wie werden die Sparpläne der
             Regierungskoalition auf Kosten der ambulanten Versorgung nicht akzeptieren.“ Es gehe dabei
             keineswegs nur um die Ärzteschaft. „Das ist mittlerweile auch bei den Patientinnen und Patienten
             angekommen“, so Smetak.

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Hannover, 05. Oktober 2022                                                       Landesverband
                                                                                 Niedersachsen

Hartmannbund Niedersachsen:                                                      Die Vorsitzende
                                                                                 Prof. Dr. med.
Nachhaltige Patientenversorgung durch                                            Anke Lesinski-Schiedat

schlanke, digitale Prozesse
Ausgedruckte “E-Rezepte”, Stagnation bei der elektronischen
Patientenakte und langwierige Dokumentationsprozesse auf
Papier: es hapert an der Umsetzung der Digitalisierung im
Gesundheitswesen. Das koste vor allem Zeit, die zur Behandlung
von Patientinnen und Patienten fehle, mahnt die Vorsitzende des
Hartmannbund Landesverbandes Niedersachsen, Prof. Dr. Anke                      Regionalreferat Nord
Lesinski-Schiedat: „Wir fordern eine Fokussierung der klinischen                Heike Ortlieb (Leitung)

und ambulanten Kommunikations- und Dokumentationsprozesse
auf die medizinische Notwendigkeit. Parallelprozesse nutzen                     Tel.: 030 206208-65
niemandem, sondern kosten ärztliche Zeit, die in der Praxis oder                Fax: 030 206208-48
                                                                                E-Mail: presse@hartmannbund.de
am Patientenbett fehlt.“
                                                                                Hauptgeschäftsführung
                                                                                Kurfürstenstraße 132
Zuletzt hatte die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen den
                                                                                10785 Berlin
hohen Zeitaufwand kritisiert, der durch bürokratische Vorgaben
entstehe. Für eine Verschlankung der Vorgänge setzt Lesinski-                   Telefon: 030 206208-0
                                                                                Telefax: 030 206208-29
Schiedat auf zwei elementare Faktoren: Zum einen müsse                          E-Mail: hb-info@hartmannbund.de
berücksichtigt werden, welche Leistungen Ärztinnen und Ärzte                    Internet: www.hartmannbund.de
sinnvoll delegieren können – dies treffe insbesondere auf
                                                                                Gläubiger-ID
Mediziner:innen in der Weiterbildung zu, die sich auf ihre ärztlichen           DE48 1000 0000 3900 15
Kernkompetenzen in der Behandlung konzentrieren sollten.                        Deutsche Apotheker-
                                                                                und Ärztebank eG Düsseldorf
Zusätzlich bedürfe es einer zielgerichteten, effizienten                        IBAN     DE10 3006 0601 1201 0850 18
Digitalisierung der Dokumentation, um zeitgemäß arbeiten zu                     BIC      DAAEDEDDXXX
können – etwa durch eine sinnhafte Prüfung, welche                              Ust.-Nr.: 27/620/56879

Verwaltungsvorgänge besser und einfacher digital erledigt werden
können, ohne doppelte Arbeit wie beispielsweise die Eintragung in
mehrere Systeme zu schaffen. Spätestens mit Blick auf die
elektronische Patientenakte (ePA) sei dies längst überfällig, so
Lesinski-Schiedat. Für sie ist klar: „Die Medizin des 21.

Diese Pressemeldung ist auch im Internet unter www.hartmannbund.de verfügbar.
Jahrhunderts ist komplexer denn je. Dennoch arbeiten viele
Medizinerinnen und Mediziner noch mit Papierausdrucken und Faxen,
während Patient:innen verschiedener Generationen sich längst an die
Handhabung wichtiger Daten und Vorgänge via Smartphone & Co.
gewöhnt haben. Bei allem Wissensaufbau und aller Vernetzung wurde
versäumt, eine funktionierende digitale Arbeitsstruktur zu entwickeln – das
fällt uns jetzt vor die Füße.“ Eine zeitgemäße patientenzentrierte
Kommunikation auf Augenhöhe gerate so schnell in eine Schieflage.
Dadurch würde die an sich hohe Arbeitsmotivation junger Ärzte nachhaltig
gefährdet,    wie    die    Umfrage      des     Hartmannbundes       unter
Assistenzärzt:innen 2021 zeigte.

Um dieser Schere zwischen technologischen Möglichkeiten und ärztlichem
Arbeitsalltag     entgegenzuwirken,    arbeitet    der     Hartmannbund
Landesverband Niedersachsen mit verschiedenen Formaten daran, die
Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben. Dazu zählt auch die
Fortführung der Digitalisierungskonferenz in Leer, die 2022 von Dr.
Charlotte Kleen, Bezirksvorsitzende des Verbands in Aurich, ins Leben
gerufen worden war.
„Im Zuge unserer Veranstaltungen setzen wir nicht nur auf die Betrachtung
einzelner, spezieller Anwendungsgebiete oder Technologien, sondern vor
allem auf die Vernetzung der Berufsgruppen, Einrichtungen und Tools. Nur
so erreichen wir einen ganzheitlichen Blick auf die Digitalisierung: Was
funktioniert in der Praxis? Wie müssen wir künftig kommunizieren? Und
wovon profitieren Ärzte- und Patientenschaft am meisten?“

Mit diesen Leitfragen stellt sich der Hartmannbund Niedersachsen den
Herausforderungen der Digitalisierung – mit dem erklärten Ziel, das
Potenzial der Anwendungen besser nutzbar zu machen.

Der Hartmannbund – Verband der Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.
ist der einzige freie Verband, der die beruflichen, wirtschaftlichen und
sozialen Interessen aller Ärzte, Zahnärzte und Medizinstudierenden in
Deutschland – unabhängig vom Fachgebiet, ob niedergelassen, angestellt
oder im öffentlichen Gesundheitsdienst tätig – vertritt.
„Bei den Patienten ist längst angekommen, dass es um ihre Versorgung geht“                          https://www.aend.de/articleprint/220078

          Hartmannbund-Chef

          „Bei den Patienten ist längst angekommen, dass es um
          ihre Versorgung geht“
          Als „beeindruckenden Erfolg“ bezeichnet Hartmannbund-Vorsitzender Dr. Klaus Reinhardt die
          bundesweiten Proteste niedergelassener Ärztinnen und Ärzte. Auch bei den Patientinnen und Patienten
          sei nun längst angekommen, dass es um ihre Versorgung gehe.

                                                   „Die Aktionen quer durch die Republik haben bereits jetzt deutlich gemacht,
                                                   dass das Thema in der Fläche angekommen ist, die noch folgenden
                                                   werden dies unterstreichen“, sagte Reinhardt am Mittwoch. Nicht nur die
                                                   große Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen, sondern auch die
                                                   Entschiedenheit, mit der sie aufgetreten seien, hätten keinen Zweifel daran
                                                   gelassen, dass man nicht bereit sei, eine dramatische Verschlechterung
                                                   der Versorgung von Patientinnen und Patienten widerstandslos
                                                   hinzunehmen.

                                               „Mein Eindruck ist auch, dass bei unseren Patientinnen und Patienten
           Reinhardt sieht einen Erfolg in den längst angekommen ist, dass es uns bei den Protesten nicht um unsere
           Ärzteprotesten.                     Befindlichkeiten, sondern um ihre Versorgung geht, die wir unter den vom
           ©änd                                Bundesgesundheitsminister vorgesehenen Bedingungen schlicht nicht
                                               mehr gewährleisten können“, sagte der Hartmannbund-Chef. Nun gehe es
                                               darum, diese Botschaft auch in die Köpfe der Bundestagsabgeordneten zu
                                               bekommen, damit diese Ende Oktober im Bundestag gegen das GKV-
          Finanzstabilisierungsgesetz beziehungsweise gegen die darin enthaltene Streichung der Neupatientenregelung
          stimmen würden.

          Mit Blick auf zaghafte Botschaften aus dem Gesundheitsministerium, man denke über eine Modifizierung der
          Gesetzespläne nach, warnte Reinhardt vor faulen Kompromissen: „Wir brauchen die klare Botschaft und die
          Sicherheit, dass wir auch künftig unter wirtschaftlich tragbaren Bedingungen ‚alte‘ und neue Patientinnen und
          Patienten in unseren Praxen versorgen können. Nicht mehr und nicht weniger.“

          05.10.2022 14:25, Autor: sk, © änd Ärztenachrichtendienst Verlags-AG
          Quelle: https://www.aend.de/article/220078

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