LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV

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LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
LANDTAG                       LANDTAGS
                                       NACHRICHTEN
          Mecklenburg-Vorpommern

                                                                                                 15. April
                                                                                                  3/ 2021
                                                                                       www.landtag-mv.de

+++ Landtag diskutiert über mehr Mitsprache +++ Letzte Ruhe? Nicht im Garten! +++ Rechnungshof erhält kein Re-
    derecht +++ Landtag debattiert über Gleichstellung +++ AufgeSCHLOSSen für Kultur +++ Bauen bei laufendem
    Plenarbetreib +++ Ohne gesicherte Kriterien - Stasi-Überprüfung im Frühjahr 1991 +++
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
2                            I n h a l t

                                                  AUS DEM PLENUM
                                      3            Aktuelle Stunde                   „Kosten der Corona-Pandemie gerecht verteilen –
                                                                                     Vermögensabgabe jetzt“ auf Antrag der Fraktion DIE LINKE

                                  4 – 10          Auszüge aus der                    Simone Oldenburg (Fraktionsvorsitzende DIE LINKE),
                                                  Original-Debatte                   Finanzminister Reinhard Meyer, Dirk Lerche (AfD), Bernhard Wildt (CDU),
                                                                                     Tilo Gundlack (SPD)

                                 11 – 21                Berichte                     Landtag diskutiert über mehr Mitsprache
                                                                                     Letzte Ruhe? Nicht im Garten!
                                                                                     Auf gute Nachbarschaft
                                                                                     Kooperation statt Verbote
                                                                                     Zähes Ringen um die Werften

                                 21 – 25              Meldungen                      13 Änderungsvorschläge zur Verfassung
                                                                                     Behörden sollen offener mit Daten umgehen
                                                                                     Landes-Krebsregister soll erweitert werden
                                                                                     Rechnungshof erhält kein Rederecht
                                                                                     Keine verbindliche Beteiligung
                                                                                     Wählen? Wie gehabt ab 18!
                                                                                     Landtag debattiert über Gleichstellung
                                                                                     Normenkontrolle bleibt, wie sie ist
                                                                                     Wie weiter? – Erneute Dringlichkeitssitzung

                                 26 - 27            Gesetzgebung                     Laufende und abgeschlossene Gesetzgebung

                                 28 – 29      AUS DEN AUSSCHÜSSEN
                                                                                     Mobilität und Gesundheit
                                                                                     Glück zu! – Beratung im Petitionsausschuss
Titelfoto: Cornelius Kettler

                                 30 – 31              PANORAMA
                                             Das Schloss vor 30 Jahren               Ohne gesicherte Kriterien –
                                                                                     Stasi-Überprüfung im Frühjahr 1991
                                     32                 Chronik

                               Impressum
                               Herausgeber:                                        Layout: Uwe Sinnecker                       Namentlich gekennzeichnete Beiträge
                               Landtag mecklenburg-Vorpommern                                                                  geben nicht in jedem Fall die Meinung des
                               - Öffentlichkeitsarbeit -                           Druck: produktionsbüro TINUS                Herausgebers wieder.
                               Schloss, Lennéstraße 1, 19053 Schwerin              Gedruckt auf Recyclingpapier                Alle Abbildungen sind urheberrechtlich
                               Fon: 0385 / 525-2113, Fax 525-2151                                                              geschützt. Nachdruck nur mit schriftlicher
                               E-Mail: oeffentlichkeitsarbeit@landtag-mv.de        Zugunsten des Leseflusses und aus Platz-    Genehmigung des Herausgebers.
                               Internet: www.landtag-mv.de                         gründen haben wir bei der Bezeichnung
                                                                                   von Menschengruppen manchmal nur die        Die LANDTAGSNACHRICHTEN können
                               redaktion: Referat Öffentlichkeitsarbeit,           männliche Form verwendet. In solchen        kostenlos bezogen werden. Bestellungen
                               Anna-Maria Leistner                                 Fällen ist die weibliche Form mitgedacht.   sind an den Herausgeber zu richten.
                                                                                                                               Redaktionsschluss: 30. März 2021

                               LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
A k t u e l l e           S t u n d e          3

                                                                                                                Foto: Uwe Sinnecker

Corona und die Kosten
Landtag diskutiert über gerechte Verteilungen

    Seit mehr als einem Jahr stellt Co-    Die finanzielle Bewältigung der Co-        Finanzminister Reinhard Meyer (SPD)
rona unser aller Leben auf den Kopf.       rona-Krise dürfe nicht auf Familien,       begrüßte es, das Thema vor der Bundes-
Bundesweit stehen weite Teile des ge-      Arbeitnehmer oder kleine und mittel-       und Landtagswahl zu diskutieren. An-
sellschaftlichen und wirtschaftlichen      ständische Unternehmen abgewälzt           dernfalls könnten die Bürgerinnen und
Lebens still. Bund und Länder stem-        werden, mahnte Simone Oldenburg,           Bürger das Gefühl bekommen, ihnen
men sich mit milliardenschweren Ret-       Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. „Wir   würde etwas verschwiegen. „2,85 Milli-
tungspaketen dagegen. Ausgaben,            wollen, dass nicht mehr Otto Normal-       arden Euro neue Schulden sind ein Kul-
für die sie Kredite, also Schulden, in     verbraucher für die Krise zahlt, sondern   turschock für die solide Finanzpolitik des
Rekordhöhe aufnehmen. In MV sind           Otto, der Versandhausriese, der sein       Landes.“ Auch für ihn stehe fest: Bei der
das bislang 2,85 Milliarden Euro. Doch     Vermögen allein im ersten Halbjahr des     Finanzierung müssen stärkere Schultern
wer soll das bezahlen? Für DIE LINKE       Krisenjahres um zwölf Prozent vermehrt     mehr tragen als schwächere. „Das muss
ist die Antwort klar: die Millionäre und   hat.“ Im Visier haben die Linken eine      in der Steuerpolitik sichtbar werden.“ Er
Milliardäre Deutschlands. Und zwar         Abgabe von zehn Prozent – für alle, die    plädierte dafür, die ausgesetzte Vermö-
mit einer Vermögensabgabe. Ein The-        mehr als zwei Millionen Euro Privatver-    genssteuer wieder einzuführen, kleine
ma, das sie in der Aktuellen Stunde im     mögen und mehr als fünf Millionen Euro     und mittlere Unternehmen davon aber
März zur Diskussion stellte. Finanziell    Betriebsvermögen haben. Sie betonte:       auszunehmen.
stärkeren Schultern mehr abzuverlan-       Der Millionär würde trotzdem weiterhin
gen als schwächeren stößt auch bei         Millionär bleiben – Deutschland jährlich   Dirk Lerche (AfD) erneuerte die Kri-
der SPD auf Zuspruch. Sie plädiert für     aber 19 Milliarden Euro zusätzlich ein-    tik seiner Fraktion an der hohen Neu-
die Rückkehr der Vermögenssteuer.          nehmen. „Für unser Land bedeutet das       verschuldung des Landes. Viele die-
CDU und AfD lehnen derartige Abga-         jährliche Mehreinnahmen von 300 Milli-     ser Ausgaben hätten keinen direkten
ben ab.                                    onen Euro.“                                Corona-Bezug gehabt. DIE LINKE habe

                                                                                 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
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                          sie trotzdem mitgetragen. Dann nach            moratorium. Das trage am besten dazu        Der Umgang mit den Kosten der Pan-
                          einer Vermögensabgabe zu rufen, sei            bei, die Konjunktur wieder anzukurbeln,     demie werde nach Ansicht von Tilo
                          „sozialistische Propaganda in Reinkul-         um dann mit steigenden Steuerein-           Gundlack (SPD) einen wesentlichen
                          tur“, verhindere wichtige Investitionen        nahmen Schulden abzubauen. „Was             Einfluss auf den gesellschaftlichen Zu-
                          und treibe Unternehmen aus Deutsch-            wir nicht brauchen ist eine ungerechte      sammenhalt in Deutschland haben.
                          land weg. „Sehen Sie doch erst mal zu,         Steuer, die in die Substanz unserer Wirt-   Bekämen Normalverdiener das Gefühl,
                          dass alle Firmen und Konzerne, die in          schaft eingreift.“                          den größten Teil der Kosten tragen zu
                          Deutschland Umsätze tätigen, auch hier                                                     müssen, würde es viel Unmut geben.
                          Steuern zahlen.“                               Holger Arppe (fraktionslos) warf den        „Wir wollen deshalb die Vermögens-
                                                                         Linken vor, die Corona-Krise „zu miss-      steuer wieder in Kraft setzen.“ Er sprach
                          Die CDU sprach sich ebenfalls gegen            brauchen, um ihre marxistisch-leninis-      von einem Prozent auf „sehr hohe Ver-
                          weitere Belastungen für die Wirtschaft         tischen Konzepte wieder an den Mann         mögen“. Arbeitsplätze dürften durch
                          aus. Anstatt das wirtschaftliche Wachs-        zu bringen“. Sein Vorschlag: Nicht den      eine solche Steuer aber nicht gefährdet
                          tum mit Vermögenssteuern abzuwür-              Reichen den Reichtum wegnehmen,             werden.
                          gen, sollte man die Wirtschaft mal ma-         sondern den Ärmeren helfen, reich zu
                          chen lassen, meinte Bernhard Wildt.            werden. „Ich möchte, dass jeder Deut-
                          Was sie dazu brauche: ein Belastungs-          sche am Ende ein Millionär sein kann.“

                          Simone Oldenburg, DIE LINKE:                                          […] macht es die Bundesregierung genauso still und heim-
                                                                                                lich wie 2008, als man begann, genau dem Restaurantfach-
                          „Kosten der Corona-                                                   mann, der Erzieherin oder dem Richter das Geld für die
                                                                                                Bankenkrise aus der Tasche und das Fell über die Ohren zu
                          Pandemie gerecht verteilen -                                          ziehen? Bis heute hat eine vierköpfige Familie 3.000 Euro für
                                                                                                die Rettung der Banken auf den Tisch gelegt –
                          Vermögensabgabe jetzt“
                                                                                                              (Beifall Jeannine Rösler, DIE LINKE)

                                                                                                […] Wir brauchen eine Schuldenbremse für die Arbeiter und
    Foto: Uwe Sinnecker

                                                                                                Angestellten, für die Familien und für die Unternehmen. Wir
                                                                                                brauchen eine Schuldenbremse für die privaten Haushalte,
                                                                                                aber keine für den Landes- und den Bundeshaushalt.

                                                                                                […] Wir wollen eine Vermögensabgabe für Milliardäre und
                                                                                                Mehrfachmillionäre. […] Wir wollen nur diejenigen endlich
                                                                                                mit einer zehnprozentigen Abgabe beteiligen, die mehr als
                                                                                                2 Millionen Privatnettovermögen und mehr als 5 Millionen
                                                                                                Betriebsvermögen haben. Dieser Freibetrag bleibt komplett
                                                                                                unangetastet. Bei einem privaten Nettovermögen von 2,5
                                                                                                Millionen nach Abzug sämtlicher Schulden

                                                                                                                (Zuruf von Daniel Peters, CDU)

                          […] 241 Milliarden Neuverschuldung im Bund, 2,85 Milliar-             wären pro Jahr 250.000 Euro fällig. Wer über ein Milliarden-
                          den im Land – macht Corona uns arm? Was drohen uns für                vermögen verfügt, der müsste 17 Millionen Euro zahlen. Er
                          Szenarien, für Einsparungen und für Kürzungen oder Steu-              hat dann immer noch 983 Millionen Euro zur Verfügung.
                          ererhöhungen in den kommenden Monaten, Jahren oder
                          gar Jahrzehnten? […]                                                                 (Peter Ritter, DIE LINKE: Der Arme!)

                          Allein in unserem Bundesland meldeten rund 25.000 Unter-              Mit dieser Vermögensabgabe könnte Deutschland zusätz-
                          nehmen für etwa eine Viertelmillion Beschäftigte Kurzarbeit           lich 19 Milliarden Euro einnehmen pro Jahr und in 20 Jahren
                          an. Mit 67 Prozent Kurzarbeitergeld sollen die Familien im            310 Milliarden.
                          Niedriglohnland Nummer eins die Mieten, die Strom- und
                          Gasrechnung und die immer weiter steigenden Kosten für                                (Zuruf von Daniel Peters, CDU)
                          Lebensmittel berappen. Ein Restaurantfachmann verdient in
                          unserem Bundesland durchschnittlich 1.800 Euro, eine Erzie-           Für unser Land bedeutet das jährliche Mehreinnahmen von
                          herin 2.700, ein Richter am Landgericht 6.700. Wie viel von           300 Millionen Euro.
                          diesem Verdienst sollen sie für die Krise bezahlen […]?

                          LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
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A u s        d e m         P l e n u m / A u s z ü g e          a u s    d e r      O r i g i n a l - D e b a t t e                                     5

         (Daniel Peters, CDU: Milchmädchenrechnung.)             Minister Reinhard Meyer:

[…] wir wollen also,                                             „Wir brauchen […] eine
        (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Sozialismus! –          Debatte über die Zukunft
           Heiterkeit vonseiten der Fraktion der CDU
                  und Nikolaus Kramer, AfD)                      unserer Gesellschaft.“
dass exakt 400.000 Personen beziehungsweise Haushalte
für diese Krise zahlen. Das sind nämlich nur 0,7 Prozent der

                                                                                                                                 Fotos: Uwe Sinnecker
reichsten Bevölkerung. Das heißt, dass wir von 82,5 Millionen
Menschen keinen einzigen Cent haben wollen.

                 (Zuruf von Sebastian Ehlers, CDU)

Wer da etwas dagegen hat, der gibt offen zu, dass er wieder
diejenigen schröpfen will, die im Supermarkt oder im Kran-
kenhaus oder in der Schule

                  (Zuruf von Dietmar Eifler, CDU)

oder am Gericht schuften.

            (Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE –
                Zurufe von Sebastian Ehlers, CDU,                […] 2,85 Milliarden Euro neue Schulden sind ein Kultur-
                      und Egbert Liskow, CDU)                    schock für die solide Finanzpolitik des Landes Mecklenburg-
                                                                 Vorpommern. […] Wir sollten uns [daher] nicht verstecken
                                                                 vor der Debatte […] um die Finanzierung der Corona-Lasten.
                                                                 Wer zur Schuldenbremse steht […], der muss sich die Frage
                                                                 stellen, wie er Corona-Lasten finanziert, und der landet dann
                                                                 fast automatisch bei Steuern und Abgaben. […] Haben wir
                                                                 den Mut, die Krise auch als Chance zu begreifen, gerade in
                                                                 der Steuerpolitik?

                                                                 Wir wissen seit der Bankenkrise, dass die Ungleichheit, die
                                                                 Schere zwischen Arm und Reich, […] gewachsen ist. [...] Des-
                                                                 wegen ist die Frage einer Vermögensbesteuerung hier ge-
                                                                 nau die richtige.

                                                                                (Beifall vonseiten der Fraktionen
                                                                                     der SPD und DIE LINKE)

                                                                 Wenn wir über Vermögensbesteuerung reden, dann müs-
                                                                 sen wir aber das nicht nur als Verteilungsfrage begreifen,
                                                                 sondern wir müssen das Thema Leistungsgerechtigkeit mit
                                                                 einbeziehen. Das heißt, wer die Vermögen besteuert, muss
                                                                 gleichzeitig die Steuerbelastung kleiner und mittlerer Ein-
                                                                 kommen senken […].

                                                                 Der Vorschlag der Vermögensabgabe der LINKEN überrascht
                                                                 mich ein wenig, weil ich hätte Ihnen mehr Mut zugetraut,
                                                                 meine Damen und Herren, weil Sie reden zunächst einmal
                                                                 von einer einmaligen Abgabe,

                                                                            (Simone Oldenburg, DIE LINKE: Genau.)

                                                                 wenn auch über 20 Jahre lang gestreckt […]. Und Sie reden
                                                                 über eine Bundessteuer. Ich möchte lieber über eine Vermö-
Pressebeobachter*innen sind immer dabei.                         genssteuer reden,

                                                                                 LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
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6   A k t u e l l e          S t u n d e

                     (Simone Oldenburg, DIE LINKE:                   Dirk Lerche, AfD:
                        Das ist der zweite Schritt.)
                                                                     „Vermögensabgabe
    weil diese a) dauerhaft und b) die Finanzkraft der Länder
    stärkt, denn die Vermögenssteuer würde den Ländern zu-           oder Vermögenssteuer
    gutekommen.
                                                                     wirkt in Krisenzeiten auch
                    (Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)
                                                                     krisenverschärfend.“
    Das heißt, wir könnten hier vor Ort auch mit diesen Einnah-

                                                                                                                                   Fotos: Uwe Sinnecker
    men vernünftig umgehen, meine Damen und Herren. Das
    stärkt unsere Finanzkraft.

                 (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD
                  und Simone Oldenburg, DIE LINKE)

    Und es wird Sie vielleicht überraschen, dass die Vermögens-
    steuer ja eigentlich da ist. Sie muss nur wiederbelebt wer-
    den, meine Damen und Herren.

                    (Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

    […] aber ich sage genauso deutlich, die Vermögenssteuer
    braucht eine Schonung bei Personengesellschaften. Wir
    wollen die kleinen und mittleren Unternehmen an der Stelle
                                                                     Sehr geehrte Präsidentin! Werte Abgeordnete! Liebe Lands-
    schonen. Es geht um die hohen Vermögen. […] Und nur so
                                                                     leute! DIE LINKE möchte in dieser Aussprache die „Kosten der
    kann eine Vermögenssteuer auch in der Akzeptanz der brei-
                                                                     Pandemie gerecht verteilen – Vermögensabgabe jetzt“.
    ten Bevölkerung wirklich funktionieren.
    […] Meine Damen und Herren, als Mitglied der Landesre-
                                                                     Kommen wir erst mal zu den Kosten. Da wir hier im Landtag
    gierung kann ich hier und heute natürlich nur Denkanstöße
                                                                     von Mecklenburg-Vorpommern sitzen, schauen wir uns die
    geben. Das tue ich auch.
                                                                     Kosten beim Landeshaushalt an: 2,85 Milliarden Kreditaufnah-
                                                                     me für den Corona-Schutzfonds. Wir von der AfD-Fraktion
           (Zuruf vonseiten der Fraktion der CDU: Sehr gut! –
                                                                     haben als Einzige dagegen gestimmt und wir bereiten zurzeit
                   Zuruf von Sebastian Ehlers, CDU)
                                                                     auch die Klage dagegen vor. Sie, meine Damen und Herren
                                                                     der LINKEN, haben das alles mitgetragen,
    Die Vorbehalte der Koalitionspartner sind bekannt. Aber ich
    werbe nicht dafür, nur eine Debatte zu führen, wie wir Fi-
                                                                               (Heiterkeit bei Wolfgang Waldmüller, CDU)
    nanzlöcher der Corona-Pandemie stopfen können, sondern
    ich werbe dafür, eine Debatte darüber zu führen, […] wie wir
                                                                     die vielen Titel, die keinen direkten Corona-Bezug hatten. Sie
    die Lasten in unserer Gesellschaft gerechter verteilen kön-
                                                                     werfen hier nur so mit dem Geld fremder Leute um sich und
    nen, meine Damen und Herren. […] Wir brauchen […] eine
                                                                     rufen dann „Vermögensabgabe jetzt“! Sozialistische Propa-
    Debatte über die Zukunft unserer Gesellschaft. Und diese
                                                                     ganda in Reinkultur, der Klassenfeind ist ausgemacht:
    Debatte ist aktueller denn je. Sie geht weit über die Tagesak-
    tualität einer Aktuellen Stunde hinaus, aber sie ist dringend
                                                                                 (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)
    notwendig, meine Damen und Herren.
                                                                     der Multimillionär beziehungsweise Milliardär,
    Und lassen Sie uns aus der Geschichte lernen, insbesondere
    auch aus der Geschichte nach der Bankenkrise. Sorgen wir
                                                                             (Zuruf vonseiten der Fraktion der SPD: Ei, ei, ei!)
    gerade in Corona-Zeiten für weniger Ungleichheit und mehr
    Gerechtigkeit! […]
                                                                     diejenigen 10 Prozent der Bevölkerung, die 60 Prozent der Ein-
                                                                     kommenssteuer in diesem Land entrichten und den ganzen
                  (lang anhaltender Beifall vonseiten
                                                                     Laden hier noch irgendwo am Laufen halten.
                der Fraktionen der SPD und DIE LINKE –
                     Zuruf von Daniel Peters, CDU)
                                                                                     (Jeannine Rösler, DIE LINKE:
                                                                                 Machen Sie sich doch nicht lächerlich!)

                                                                     […]

    LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
A u s      d e m       P l e n u m / A u s z ü g e                a u s       d e r         O r i g i n a l - D e b a t t e                                       7

Sieht so Ihre Gerechtigkeit aus? Deutscher Multimillionär, der     Wir von der AfD würden die kalte Progression abschaffen. Leis-
hier Hunderte Arbeitsplätze geschaffen hat, mit die weltweit       tung muss sich wieder lohnen. Bei uns würde die Staatsquote
höchsten Abgaben bezahlt, soll jetzt milliardenschweren US-        gesenkt.
Konzernen unter die Arme greifen?!
                                                                                          (Thomas Krüger, SPD:
[…]                                                                                    Wo nehmen Sie das Geld her?)

Ich sage Ihnen hier deutlich: Vermögensabgabe oder Vermö-          Wir würden Haushaltseinsparungen vornehmen.
genssteuer wirkt in Krisenzeiten auch krisenverschärfend. Un-
ternehmensinterne Investitionen in Forschung und Entwick-                                 (Thomas Krüger, SPD:
lung werden benötigt, eigenkapitalstärkende Maßnahmen                                Die Reichen wollen Sie schützen.
für den Mittelstand werden benötigt und keine substanzzeh-                          Und wo nehmen Sie das Geld her?)
renden Vermögensabgaben.
                                                                   Wir würden mit Sonderwirtschaftszonen in strukturschwa-
[…]                                                                chen Regionen arbeiten.

Und welchen Reichen geht es denn nun an den Kragen? Den                         (Unruhe vonseiten der Fraktion der SPD –
Multimillionären, die ihr Vermögen in Windkraftanlagen inves-                       Zuruf von Thomas Krüger, SPD)
tiert haben, oder den Reichen, die jetzt in Wasserstofftech-
nologie investieren sollen, oder den Reichen, welche noch          Wir würden regionale Unternehmen stärken und jeden Rei-
Verbrennerautos bauen oder ihre Zulieferer sind? Mit dieser        chen, der nach Mecklenburg-Vorpommern zieht, willkommen
Aussprache locken Sie keinen Reichen nach Mecklenburg-             heißen. Wir würden unserem Tourismus und dem Einzelhan-
Vorpommern. Und in einem Land, wo es keine Reichen gibt,           del mit einer temporären Änderung des Ladenschlussge-
gibt es nur Arme.                                                  setzes unter die Arme greifen,

                (Thomas Krüger, SPD: Ach so!)                                (Zuruf vonseiten der Fraktion der SPD: Jawoll!)

Deswegen sind wir wohl überall Schlusslicht bei den Bundes-        um aus der von Ihnen verursachten volkswirtschaftlichen Kri-
ländern.                                                           se wieder herauszukommen.

           (Unruhe vonseiten der Fraktion der SPD –                                   (Zuruf von Thomas Krüger, SPD)
               Zuruf von Thomas Krüger, SPD)
                                                                   […] Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Die LINKEN liebten schon immer den Klassenkampf, die Ge-
sellschaft zu spalten, Neid und Missgunst zu schüren. Ihr Frak-                   (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD,
tionsvorsitzender im Bundestag Dietmar Bartsch hat ja am 1.                           Holger Arppe, fraktionslos, und
Mai letzten Jahres verkündet, es wird wieder Klassenkampf                              Christel Weißig, fraktionslos)
geben. Aber nach den gescheiterten sozialistischen Experi-
menten auf deutschem Boden werden Ihre Plakate und Ini-
tiativen – jedenfalls bei denjenigen, die den Verfall der DDR
miterlebt haben – nur ein müdes Mitleidslächeln hervorrufen.

            (Heiterkeit bei Thomas Würdisch, SPD –
                  Beifall Dr. Ralph Weber, AfD)

[…]
                                                                                                                                           Fotos: Uwe Sinnecker

Ja, es werden Ihre Ausgabenorgien, meine Damen und
Herren, die Steuerzahler bezahlen müssen, und das bei einer
aus Sicht der AfD-Fraktion ungerechten Einkommenssteuer-
progression.

                (Beifall Christoph Grimm, AfD)

Wenn mittlerweile schon gut verdienende Arbeiter und An-
gestellte in den Genuss des Spitzensteuersatzes kommen,
stimmt etwas nicht in diesem Staat.

            (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)               Für jeden/jede Redner*in wird das Pult desinfiziert.

                                                                                       LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
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8                          A k t u e l l e          S t u n d e

                           Bernhard Wildt, CDU:                                           Und das Leistungsfähigkeitsprinzip sagt ja nichts anderes aus,
                                                                                          als dass eben die berühmten starken Schultern mehr tragen
                           „Was wir nicht brauchen,                                       sollen als die schwächeren. […] Dafür brauchen wir keine LIN-
                                                                                          KEN, Frau Oldenburg, das macht die CDU seit 70 Jahren.
                           ist eine ungerechte Steuer,
                                                                                          […] Die zweite Säule ist das Sozialstaatsprinzip. […], denn
                           die in die Substanz unserer                                    dieses Geld, was wir […] den reicheren Leuten ja mehr ab-
                                                                                          nehmen als den ärmeren Leuten […], dieses Geld wird ja
                           Wirtschaft eingreift.“                                         nicht nur ausgegeben für Polizei oder Straßenbau, sondern
                                                                                          es wird ja in Form von Sozialleistungen den ärmeren Leuten
                                                                                          zur Verfügung gestellt.
    Fotos: Uwe Sinnecker

                                                                                                     (Beifall vonseiten der Fraktion der CDU –
                                                                                                        Franz-Robert Liskow, CDU: Richtig!)

                                                                                          Und ein guter Maßstab für den Erfolg dieser Umverteilungs-
                                                                                          maschinerie ist der Gini-Koeffizient, der sich zwischen 0 und
                                                                                          1 bewegt. […] 0 bedeutet absolute Gleichverteilung, jeder
                                                                                          bekommt das Gleiche. 1 bedeutet absolute Ungleichvertei-
                                                                                          lung, einer hat alles, alle anderen haben gar nichts. Dazwi-
                                                                                          schen bewegt sich das und so werden die internationalen
                                                                                          Vergleiche aufgebaut.
                                                                                          Und in Deutschland – jetzt hören Sie gut zu, Frau Olden-
                                                                                          burg! –, haben wir einen Gini-Koeffizienten vor Umvertei-
                                                                                          lung von 0,51 und nach Umverteilung von 0,27. Das heißt, 40
                           Schönen guten Morgen, Frau Präsidentin! […]                    Prozent des Einkommens werden umverteilt. Und das ist ein
                                                                                          Spitzenwert im internationalen, weltweiten Vergleich. […]
                           Die CDU-Fraktion […] steht uneingeschränkt für ein gerech-
                           tes Steuersystem.                                              […] und […], dann stellt sich doch die Frage, brauchen wir
                                                                                          das tatsächlich. […] In den Jahren von 2012 bis 2018, nach
                           […] Es geht tatsächlich nicht nur um die Vermögenssteuer,      der Finanzkrise, […] wurde die Verschuldung von 80,7 Pro-
                           sondern, […] man muss, […] das gesamte Steuersystem be-        zent des Bruttosozialproduktes runtergefahren auf 60,9 Pro-
                           leuchten.                                                      zent. […]
                                                                                          […] Gerade hier in Mecklenburg-Vorpommern ist es ja ge-
                           […] Das Steuersystem soll gerecht werden und soll gerecht      lungen, eine starke Reduktion der Schulden herbeizuführen
                           sein, schon seit 70 Jahren. Und dieses Empfinden basiert auf   um mehr als 1 Milliarde Euro. Also das ist ja der beste Beweis
                           zwei großen Säulen: Das eine ist das Leistungsfähigkeits-      dafür, dass man mit Wachstum, […] es schafft, die Verschul-
                           prinzip, […] das zweite ist das Prinzip des Sozialstaates.     dung wieder herunterzufahren.

                           LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
A u s      d e m       P l e n u m / A u s z ü g e              a u s     d e r      O r i g i n a l - D e b a t t e                                    9

[…] Und genau deshalb ist es so wichtig, was wir fordern: ein    Tilo Gundlack, SPD:
Belastungsmoratorium.
                                                                 „Gerechte Verteilung
Allerdings […], wenn wir […] dieses Wachstum wollen, dann
werden wir in der Zukunft stärker auf die Umweltschutz-          von Einkommen und
aspekte achten müssen, […] das ist ein Kernelement der
CDU-Politik, die Schöpfung zu bewahren. […]                      Vermögen ist eine Grund-
[…] müssen Sie bei einer Vermögenssteuer immer beden-            voraussetzung für den
ken, dass wir nicht in die Substanz eingreifen dürfen.
                                                                 Zusammenhalt.“
          (Zuruf von Simone Oldenburg, DIE LINKE)

                                                                                                                                  Foto: Uwe Sinnecker
und dass diese Vermögenssteuer eben aus den Erträgen des
Vermögens erwirtschaftet werden muss. Und da müssen
Sie dann auch noch vorher die Inflation abziehen, damit das
Vermögen wirklich bestehen bleibt.

Und, Herr Meyer, da, […], wundere ich mich sehr über Sie,
[…], denn Sie wissen genau, dass die Kapitalerträge mit der
Abgeltungssteuer noch nicht mal der vollen Einkommens-
steuer unterworfen werden. Das hat der Finanzminister
Steinbrück der SPD seinerzeit so eingeführt. [...]

Kapitalgesellschaften können Kapitalgesellschaften veräu-
ßern, steuerfrei. […] Und auch das ist übrigens von Rot-Grün
eingeführt worden. Das war eine der ersten Taten nach […]        Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen
dem Amtseintritt von Gerhard Schröder.                           und Herren! Wir haben alle die Plakate mit Frau Oldenburg
                                                                 gesehen. Daher kommt das Thema der Fraktion DIE LINKE
Und das lässt doch tief blicken, dass ausgerechnet eine rot-     „Kosten der Corona-Pandemie gerecht verteilen – Vermö-
grüne Bundesregierung da als Erstes so eine Steuervergüns-       gensabgabe jetzt“ nicht überraschend für die heutige Ak-
tigung in die Welt gebracht hat.                                 tuelle Stunde. […]

[…] Wir haben auf der einen Seite die großen Schwierig-                 (Peter Ritter, DIE LINKE: Das nennt man Strategie.)
keiten bei der Bewertung des Vermögens – das war ja der          […]
Grund für das Bundesverfassungsgericht – […]. Das Zwei-                              (Heiterkeit und Zuruf
te sind natürlich die Vermeidungsstrategien […] wir müs-                           von Peter Ritter, DIE LINKE)
sen doch die Realität anerkennen. [...] es gibt nur noch drei
OECD-Staaten, die eine Vermögenssteuer haben –, da kön-          Dass es eine gerechte Verteilung der Kosten der Corona-
nen wir nicht als einziges größeres Land eine einführen und      Pandemie geben muss, möchten auch ich und meine Frak-
glauben, es bliebe also alles ohne Auswirkungen. […] Wenn        tion unterstreichen. Nur, warum fordern Sie jetzt die Vermö-
Unternehmen verkauft werden müssen, um das Geld für              gensabgabe, wo wir noch mitten in der Pandemie sind, die
diese Steuer aufzubringen, dann führt das dazu, dass Geld        Inzidenzzahlen sogar wieder steigen, weil es mittlerweile ja
für Investitionen, für Forschung und Entwicklung und für Ar-     die Virusmutationen gibt? Außerdem wäre die Einführung
beitsplätze fehlt.                                               einer Vermögensabgabe eine zutiefst bundespolitische
                                                                 Aufgabe. Oder wollen Sie etwa eine Vermögensabgabe aus-
Und das ist in der DIW-Studie, in dem Gutachten, auch ent-       schließlich für Mecklenburg-Vorpommern? Ich denke, eher
halten. Also lesen Sie das bitte mal bis zu Ende, Herr Meyer     nicht.
und Frau Oldenburg! […]
                                                                 Außerdem ist eine Vermögensabgabe nicht die einzige
Wenn man also die Wirtschaft wachsen lassen möchte, sind         Möglichkeit zur Umsetzung einer solchen Forderung. Ne-
wir sehr dafür, und wir sind auch sehr dafür, ein gerech-        ben der geforderten Vermögensabgabe sind auch die
tes Einkommenssteuersystem zu haben, Schlupflöcher zu            Vermögenssteuer, eine Reichensteuer oder sogar, wie der
schließen, unbedingt […] Was wir nicht brauchen, ist eine        Finanzminister schon sagte, ein Corona-Soli in der Diskussi-
ungerechte Steuer, die in die Substanz unserer Wirtschaft        on. Für jede Abgabe gibt es ja bekanntlich Vor- und Nach-
eingreift. – Herzlichen Dank!                                    teile, gerade hinsichtlich auf das jährliche Aufkommen und
                                                                 die Anzahl von Steuerpflichtigen, und auch die Kosten der
            (Beifall vonseiten der Fraktion der CDU              Erhebungen darf man nicht außer Acht lassen. Ich finde es
               und Christel Weißig, fraktionslos)                aber gut, dass die Fraktion DIE LINKE sich über Wege einer

                                                                                  LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
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10   A u s      d e m        P l e n u m / A u s z ü g e                 a u s    d e r      O r i g i n a l - D e b a t t e

     gerechten Kostenverteilung Gedanken macht und deren                              (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)
     Bundestagsfraktion gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-
     Stiftung eine Studie über die Angemessenheit einer einma-            Wir wollen die Vermögenssteuer wieder in Kraft setzen,
     ligen Vermögensabgabe – und das ist sie auch nur – auf die           auch um die Finanzkraft der Länder, also auch unseres
     Vermögen von Milliardären und Multimillionären mit hohen             Bundeslandes, für Zukunftsaufgaben zu verbessern. Dazu
     Freigrenzen für Betriebsvermögen in Auftrag gegeben hat.             gehört ein Prozent auf sehr hohe Vermögen, ein hoher per-
     Diese Studie zeigt doch einmal deutlich auf, dass das Netto-         sönlicher Freibetrag. Die Grundlagen von Betrieben wollen
     vermögen in Deutschland extrem ungleich verteilt ist, wie            wir nicht antasten, aber es darf auch keine Gefährdung von
     auch andere Untersuchungen das ja schon gezeigt haben.               Arbeitsplätzen geben.
     Das reichste ein Prozent der Bevölkerung besitzt ein Drittel         […] es wird für den gesellschaftlichen Zusammenhalt der
     des Gesamtvermögens von etwa 12 Billionen Euro. Eine Un-             Menschen in Deutschland wesentlich davon abhängen, wie
     tersuchung von PwC und der schweizerischen Großbank UBS              die Kosten der Corona-Pandemie in den nächsten Jahren
     hat ergeben, dass das Vermögen in Deutschland bei den 119            ausgeglichen werden. Wenn nur die Normalverdiener das
     Dollarmilliardären 2019/2020 noch um 20 Prozent gestiegen            Gefühl bekämen, dass sie den größten Teil der Kosten tragen
     ist. Damit liegt nahe, dass zumindest einige derer von der Kri-      müssten, würde dies zu sehr viel Unmut führen, und das ist
     se massiv profitiert haben. Das stellt auch keiner außer Frage,      auch nachvollziehbar. Die ungleiche Vermögensverteilung
     glaube ich. Bei den großen Discountern steht dies außer Fra-         würde sich weiter verschärfen und dies kann tatsächlich von
     ge, denn die konnten gute Geschäfte machen, während der              uns niemand wollen.
     Einzelhandel im Lockdown war.
                                                                          Ich erinnere noch einmal daran, dass wir mit dem MV-
                (Dr. Ralph Weber, AfD: Das ist Ihre Politik!)             Schutzfonds 2,85 Milliarden Euro an Krediten aufgenom-
     […]                                                                  men haben und beginnend mit dem Haushaltsjahr 2024
                      (Dr. Ralph Weber, AfD: Doch!)                       jährliche Tilgungen von 142,5 Millionen Euro pro Jahr leisten
                                                                          müssen. Das darf aber nicht dazu führen – und wir werden
     Im Gegensatz dazu haben Normalverdiener verstärkt Ein-               es auch nicht zulassen –, dass die Wirtschaftsförderung und
     bußen hinnehmen müssen. Ich denke da an die vielen                   die Investitionen im Land dadurch abgewürgt werden.
     Unternehmer/-innen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
     mer in der Kurzarbeit, die vielen Soloselbstständigen, die           Weiterhin brauchen wir in Mecklenburg-Vorpommern eine
     Einzelunternehmer aus dem Tourismusgewerbe und die                   florierende nachhaltige Wirtschaft, um die Steuereinnah-
     Kulturschaffenden. Alles hatte seine Ursachen auch in der            men erwirtschaften zu können. Hierbei spielen gute Löhne
     Corona-Pandemie […].                                                 und eine tarifliche Bezahlung aller Beschäftigten eine we-
                                                                          sentliche Rolle.
     Meine Damen und Herren, die Einführung einer Vermö-
     gensabgabe oder einer anderen sinnvollen Maßnahme für                            (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)
     eine gerechte Kostenverteilung ist, wie ich schon erwähnte,
     eine bundespolitische Aufgabe. Und […]: Gerechte Vertei-             Damit haben wir eine wichtige Aufgabe für die nächsten
     lung von Einkommen und Vermögen ist eine Grundvoraus-                Landeshaushalte vor uns und für die nächste Legislaturperi-
     setzung für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, das               ode stehen bereits Aufgaben im Hausaufgabenheft.
     steht […] außer Frage.
                                                                          […] ich möchte das hier mit meinen Ausführungen bewen-
                  (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)                den lassen. Ich finde es legitim, hier im Landtag von Meck-
                                                                          lenburg-Vorpommern bundespolitische Themen zu erörtern,
     Die extrem ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermö-             aber wir sollten hier keinen Bundestagswahlkampf machen.
     gen ist nicht nur sozialpolitisch bedenklich, sie ist auch ökono-
     misch unvernünftig. In dem SPD-Programm für die Bundes-              Und zur AfD kann ich nur sagen, Sie kennen das Problem
     tagswahl 2021 werden Sie Aussagen dazu finden, auch, dass            mit dem Kopf-Tisch, Kopf-Tisch, und mehr kann ich dazu
     die Vermögenssteuer wieder eingeführt werden soll.                   nicht sagen.

                      (Thomas Krüger, SPD: Genau.)                                 (Heiterkeit vonseiten der Fraktion DIE LINKE)
                                                                          […]
     Deshalb werden wir die Besteuerung von Einkommen auch                                (Beifall vonseiten der Fraktionen
     gerechter gestalten. Wir wollen eine Entlastung kleinerer                                 der SPD und DIE LINKE)
     und mittlerer Einkommen, einen höheren Beitrag für die
     fünf Prozent Besserverdiener, wozu wir auch alle gehören.
     Drei Prozent Aufschlag für das Einkommen über 500.000                In der Debatte haben noch weitere Redner gesprochen. Die
     für Verheiratete soll bestehen bleiben und die Besteuerung           vollständigen Redebeiträge finden Sie zum Nachlesen auf
     nach Partnerschaftlichkeit oder Ehegattensplitting soll auch         der Website des Landtags (Parlamentsdokumente/Plenar-
     verändert werden, wobei das Wahlrecht für eine bestehen-             protokolle) oder zum Nachhören auf dem YouTube-Kanal
     de Ehe […] bestehen bleiben soll.                                    unter www.landtag-mv.de

     LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
A u s        d e m          P l e n u m / B e r i c h t e                                  11

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Seit mehr als einem Jahr ist das gesellschaftliche Leben von starken Einschränkungen geprägt, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern.

Landtag diskutiert                                                                                            Entscheidungsbefugnis zu verschaffen.
                                                                                                              Die Bekämpfung der Pandemie erfor-

über mehr Mitsprache                                                                                          dert schnelles und flexibles Agieren.
                                                                                                              Die Schutzmaßnahmen seien deshalb
                                                                                                              als Verordnung gut bei der Landesre-
DIE LINKE drängt auf stärkere Beteiligung des Parlaments                                                      gierung aufgehoben. „Aber diese Ver-
                                                                                                              ordnungen brauchen Rechtssicherheit.
                                                                                                              Und diese Rechtssicherheit erlangen sie
                                                                                                              aus unserer Sicht mehr, wenn der Land-
   Shoppen? Nur mit Termin! Ein gemütlicher Abend im Restaurant? Nicht                                        tag stärker an ihnen beteiligt wird.“
möglich! Friseure? Dürfen öffnen! Hotels? Nicht! Die Corona-Pandemie schränkt
das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in MV weiterhin ein. Was er-                                  „Unser Land hat die Covid-19-Epidemie
laubt ist und was nicht, regelt die Landesregierung in Rechtsverordnungen. An-                                bis jetzt gut gemeistert. Wir waren
ders als Gesetze werden diese nicht vom Landtag beschlossen. Das möchte DIE                                   vorbereitet, haben über alle Ebenen
LINKE ändern und Verordnungen, die in Grundrechte eingreifen, von der Zustim-                                 hinweg eine wirkungsvolle Zusammen-
mung des Landtags abhängig machen. Um in dringenden Fällen schnell reagie-                                    arbeit gepflegt – und so schnelle und
ren zu können, soll die Zustimmung auch als erteilt gelten, wenn der Landtag                                  zielführende Maßnahmen möglich ge-
dem Erlass nicht binnen sieben Tagen widerspricht. SPD und CDU lehnten eine                                   macht, mit denen die Auswirkungen
Änderung des bisherigen Vorgehens ab.                                                                         der Infektionswellen abgemildert wur-
                                                                                                              den“, entgegnete Wirtschaftsminister
„Die Dauer der Grundrechtseingriffe                    recht eingegriffen wird.“ Der Landtag                  Harry Glawe (CDU). Die Pandemie
wird zum Problem in Bezug auf die                      habe der Landesregierung im Novem-                     zwinge die Landesregierung, rasch zu
verfassungsrechtlichen Schranken des                   ber 2020 zwar auferlegt, das Parlament                 handeln. Den Landtag stärker an den
Gesetzesvorbehalts und der Wesent-                     über alle Schutzmaßnahmen zu infor-                    Verordnungen zu beteiligen, berge die
lichkeitslehre“, begründete Jacqueline                 mieren. Eine verpflichtende Beteiligung                Gefahr, dringend notwendige Maß-
Bernhardt (DIE LINKE) den Gesetzent-                   des Landtags gebe es jedoch nicht. „Das                nahmen zu verzögern. Das wäre nicht
wurf ihrer Fraktion. „Die Anforderungen                widerspricht aus unserer Sicht der We-                 sinnvoll. „Ich kann nur davon abraten,
an die parlamentarische Regelungsdich-                 sentlichkeitslehre.“ Ihrer Fraktion gehe               dass wir an Schnelligkeit bei den Ver-
te steigen, je intensiver in ein Grund-                es nicht darum, dem Landtag jegliche                   ordnungen verlieren.“ Er versicherte,

                                                                                                         LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
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                                                                                                                            rung in puncto Parlamentsbeteiligung
     Foto: Uwe Sinnecker

                                                                                                                            gegeben habe. Aus seiner Sicht habe
                                                                                                                            sich das bisherige Verfahren bewährt. Er
                                                                                                                            fragte sich, warum DIE LINKE erst jetzt,
                                                                                                                            gut ein Jahr nach Pandemie-Beginn,
                                                                                                                            über das Thema diskutiere. „Ich hoffe,
                                                                                                                            dass wir irgendwann wieder in den Nor-
                                                                                                                            malmodus kommen und diese ganzen
                                                                                                                            Formate, die wir hier seit Monaten mit-
                                                                                                                            einander vollführen, dann auch nicht
                                                                                                                            mehr brauchen.“

                                                                                                                            Ihre Fraktion dränge schon seit Langem
                                                                                                                            auf mehr Parlamentsbeteiligung, wi-
                                                                                                                            dersprach Jacqueline Bernhardt (DIE
                                                                                                                            LINKE). Ein Gesetz würde über die Le-
                           „Ruhe im Karton: Kein Osterurlaub in MV”, SVZ vom 25. März 2021                                  gislaturperiode hinaus ein verbindliches
                                                                                                                            Verfahren sichern. Die Befürchtung, dass
                           dass Grundrechte der Bürger nur so weit               Mit jeder Dringlichkeitssitzung nach       Maßnahmen dann nicht schnell genug
                           eingeschränkt würden, wie unbedingt                   den Bund-Länder-Gesprächen habe der        umgesetzt werden könnten, wies sie zu-
                           nötig. Seine Empfehlung deshalb: Den                  Landtag auch die Möglichkeit, direkten     rück. „Deswegen haben wir in unserem
                           Gesetzentwurf nicht zur weiteren Bera-                Einfluss auf die Ausgestaltung der neu-    Gesetzentwurf drin, dass automatisch
                           tung in die Ausschüsse zu überweisen.                 en Rechtsverordnung zu nehmen. Und         die Zustimmung fiktiv angenommen
                                                                                 auch im Vorfeld, vor jeder Konferenz der   wird, wenn wir sieben Tage nach Erlass
                           Seine Fraktion sei nicht bereit, weitere              Ministerpräsidentinnen und Minister-       der Rechtsverordnung uns als Land-
                           massive Eingriffe in die Grundrechte der              präsidenten, spreche Manuela Schwe-        tag nicht geäußert haben. Ich denke,
                           Bürger hinzunehmen, sagte Christoph                   sig mit den Fraktionsvorsitzenden, um      das ist ein ausgewogener Kompromiss
                           Grimm (AfD). „Die will der Gesetzvor-                 eine grobe Linie abzustecken. Mit dem      zwischen wir müssen schnell handeln
                           schlag aber geradezu manifestieren.“ Er               Gesetzentwurf würde der Landtag            und der Landtag soll einbezogen wer-
                           warf den Linken vor, der Regierung da-                an die Stelle des Verordnungsgebers        den.“ Dem Vorwurf der AfD, keine Op-
                           mit kühne Wünsche zu erfüllen. „Von Op-               rücken, der Landesregierung also die       positionsarbeit mehr zu leisten, trat sie
                           positionsarbeit kann dabei keine Rede                 Ermächtigung zum Erlass von Rechts-        entschieden entgegen. Zur Aufgabe
                           mehr sein.“ Der Vorschlag, Rechtsverord-              verordnungen in diesem Bereich ent-        einer Opposition gehöre, eigene Vor-
                           nungen gegebenenfalls auch stillschwei-               ziehen – gleich darauf aber wieder an      stellungen in den Landtag einzubrin-
                           gend zu genehmigen, sei ein Schlag ins                sie zurückdelegieren. „Mit dem einzigen    gen – was ihre Fraktion unter anderem
                           Gesicht des Parlaments und der Demo-                  Unterschied, dass wir uns den Zustim-      mit dem vorliegenden Gesetzentwurf
                           kratie. „Schweigen als Zustimmung und                 mungsvorbehalt sichern“ – ohne inhalt-     getan habe. „Wo ist Ihr Gesetzgebungs-
                           das bei einem Parlament – wo gibt es                  lich aber an der Erarbeitung beteiligt     verfahren? Wie stellen Sie sich die Betei-
                           denn so etwas?“ Niemand wolle der Re-                 zu sein. „Wir werden dem vorliegenden      ligung des Landtags vor, wenn sie Ihnen
                           gierung die Möglichkeit nehmen, punk-                 Gesetzentwurf nicht zustimmen.“            so wichtig ist?“, fragte sie die AfD.
                           tuelle Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
                           „Wenn es aber um einen landesweiten                   Sebastian Ehlers (CDU) führte an, dass     Am Ende der ersten Lesung stimmten
                           Lockdown geht, dann ist die vorherige                 die Landesregierung nicht in einem         DIE LINKE, die AfD und der fraktionslose
                           Genehmigung, mindestens aber die un-                  luftleeren Raum schwebe. „Natürlich ist    Abgeordnete Holger Arppe dafür, den
                           verzüglich folgende parlamentarische                  eine Regierung genauso legitimiert wie     Gesetzentwurf zur weiteren Beratung
                           Behandlung und Bestätigung binnen                     das Parlament. Das finde ich in der Dis-   in die Ausschüsse zu überweisen. SPD,
                           höchstens sieben Tagen das Gebot der                  kussion ganz wichtig.“ Wenn DIE LINKE      CDU und die fraktionslose Abgeordnete
                           Stunde.“ Wer Demokratie und parlamen-                 das im November beschlossene Verfah-       Christel Weißig votierten dagegen. Da-
                           tarische Mitbestimmung ernst nimmt,                   ren ändern oder nachschärfen wolle,        mit wird der Gesetzentwurf spätestens
                           könne von solchen Minimalforderungen                  wäre der richtige Weg aus seiner Sicht     nach drei Monaten zur zweiten Lesung
                           nicht abrücken. „Wir lehnen Ihren demo-               ein entsprechender Antrag. „Da braucht     auf die Tagesordnung gesetzt.
                           kratiefeindlichen Antrag daher ab.“                   man nicht zwingend ein Gesetz.“ Er
                                                                                 sprach von einem Spagat, in dem sich       Gesetzentwurf DIE LINKE
                           Der Landtag sei bereits fortlaufend in                die Politik befinde. Die Menschen er-      Drucksache 7/5875
                           die Corona-Rechtsetzung eingebun-                     warteten zurecht, dass die Beschlüsse
                           den, betonte Philipp da Cunha (SPD).                  der Konferenzen nicht noch tagelang
                           „Mit unserem im November beschlos-                    diskutiert, sondern schnell umgesetzt
                           senen Verfahren lassen wir uns die                    würden. Er verwies darauf, dass es im
                           Rechtsverordnung nicht nur zusenden.“                 Rechtsausschuss bereits eine Anhö-

                           LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
A u s        d e m          P l e n u m / B e r i c h t e                                                13

Letzte Ruhe?

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Nicht
im Garten!
Bestattungsgesetz hält an
Friedhofspflicht fest

    Die Asche von Verstorbenen im
Garten verstreuen? Das geht nicht!
Daran wird auch die Überarbeitung
des Bestattungsgesetzes nichts än-
dern: Der Gesetzentwurf von CDU,
SPD und DIE LINKE hält weiterhin an
der Friedhofspflicht fest. Einen Teil der   Bestattungspflichtige haben einen Anspruch darauf, zu erfahren, wo der zu bestattende Leichnam kremiert
                                            wird, wie beispielsweise im Krematorium auf dem Alten Friedhof in Schwerin.
Asche zu Schmuckstücken zu verar-
beiten, schließt er ebenfalls aus. Aus-     Er wisse, dass die Meinungen dazu aus-                den für ein mögliches Bündnis mit den
drücklich erlaubt werden dagegen            einandergingen und Hinterbliebene                     Linken ebnen.
Erdbestattungen ohne Sarg. Hinter-          dann vielleicht nach Holland oder in die
bliebene haben zudem ein Recht da-          Schweiz fahren. „Das wird man am Ende                 „Wir haben niemanden vor den Kopf
rauf, zu erfahren, wo der Leichnam          nicht verhindern können.“ Der Gesetz-                 gestoßen“, widersprach Martina Tegt-
eingeäschert wird. Vorgesehen ist           entwurf trage aus seiner Sicht sowohl                 meier (SPD). Der Gesetzentwurf sei ein
auch eine Zertifizierung für Bestatter.     der Kommissionsarbeit als auch der                    Konzentrat aus den Punkten, zu denen
Der Gesetzentwurf stützt sich im We-        gesellschaftlichen Mehrheitsmeinung                   die drei einbringenden Fraktionen eine
sentlichen auf Vorschläge einer Exper-      Rechnung. Allen werde man es bei solch                Einigkeit erzielt hätten. Das sei nicht im-
tenkommission, die sich gut ein Jahr        einem schwierigen Thema nie recht ma-                 mer einfach gewesen, schließlich gehe
lang mit der Bestattungskultur in MV        chen können.                                          es hier um ethische Fragen und ganz
befasst und daraus Handlungsemp-                                                                  persönliche Ansichten dazu. „Ich finde
fehlungen abgeleitet hat. Der Gesetz-       Die AfD sprach sich ebenfalls für eine                es sehr wichtig, da auch etwas lockerer
entwurf wird nun, nach der ersten Le-       Friedhofspflicht und gegen die Teilung                mit der Fraktionsdisziplin umzugehen.“
sung im Landtag, in den Ausschüssen         von Asche aus. Das seien Grundsätze                   Sie führte auch an, in welchen Punkten
weiter beraten. Die SPD-Fraktion ent-       der christlichen Bestattungs- und Fried-              es keine Einigung gegeben habe. Zum
band ihre Abgeordneten für das Ge-          hofskultur, die es als kulturelles und na-            Beispiel bei der Wiederverwertung von
setzgebungsverfahren von der sonst          tionales Erbe zu bewahren gelte, meinte               Edelmetallen. „Das erwähne ich, weil
üblichen Fraktionsdisziplin.                Jens-Holger Schneider. Aus Asche Erin-                es einen ziemlich breiten Raum in der
                                            nerungsstücke herzustellen oder Urnen                 Diskussion einnahm.“ Und unter ande-
Die Bestattungskultur in MV befinde         zu Hause aufzubewahren bringe kei-                    rem zu der Frage führte: „Was ist denn
sich im Wandel, führte Sebastian Ehlers     nen Nutzen für die Trauerbewältigung,                 mit einer künstlichen Hüfte bei einer
(CDU) an. Deshalb sei es wichtig gewe-      sondern käme einer fragwürdigen Li-                   Urnenbestattung?“ Sie machte darauf
sen, sich Zeit zu nehmen und intensiv       beralisierung gleich. „Die Öffnung der                aufmerksam, dass Eltern bei Schwan-
mit dem Thema auseinanderzusetzen.          bisherigen Regelung zur Aufhebung                     gerschaftsabbrüchen unabhängig vom
Seine Fraktion sei dabei stets einer        der Sargpflicht zugunsten anderer Be-                 Gewicht des Fötus künftig auf das Be-
Richtschnur gefolgt: „Die Würde des         stattungsriten nehmen wir zur Kennt-                  stattungsrecht hinzuweisen seien. „Es
Menschen endet nicht mit dem Tod.“          nis.“ Grabsteine aus Kinderarbeit ab-                 sind ja nicht nur Abtreibungen, die dazu
Die Friedhofspflicht aufzuheben und Ur-     zulehnen, Leichen nach DIN-Normen                     führen, dass Föten in sehr geringem Al-
nen auch nur zeitweise mit nach Hause       aufzubewahren und Bestattungspflich-                  ter versterben.“ Keine Übereinstimmung
zu nehmen, lehnte er ab. „Was passiert      tige über den Ort der Kremierung zu                   habe es indes bei der Frage gegeben,
bei Zwistigkeiten in der Familie?“ Jeder    informieren, befürworte seine Fraktion                wer die Kosten für diese Bestattung
müsse die Möglichkeit haben, zu trau-       ausdrücklich. Der SPD warf er vor, mit                übernehme. Insgesamt liege mit dem
ern und öffentlich Abschied zu nehmen.      der aufgehobenen Fraktionsdisziplin                   Gesetzentwurf aber eine „ordentliche
Den bisherigen Weg beizubehalten, sei       den erzielten Konsens infrage zu stellen              Grundlage zur Beratung“ auf dem Tisch.
deshalb vernünftig. Die Ehrfurcht vor       und den Koalitionspartner zu brüskie-
den Toten gelte auch für deren Asche.       ren. Sein vermuteter Grund für diesen                 Aus der Asche von Verstorbenen
Einer Ascheteilung werde es daher mit       „zweifelhaften Coup“: Mit Blick auf die               Schmuckstücke fertigen? Christel
seiner Fraktion ebenfalls nicht geben.      Landtagswahlen wolle die SPD den Bo-                  Weißig (fraktionslos) lehnte das ent-

                                                                                             LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
14                     A u s        d e m       P l e n u m / B e r i c h t e

                                                                      schieden ab. „Wir wissen, dass es eine       entscheiden und seinem eigenen Ge-
     Foto: Uwe Sinnecker

                                                                      Grauzone gibt und Hinterbliebene sich        wissen zu folgen. Im Mittelpunkt stehe
                                                                      ans Ausland wenden. Dass ist aber kein       der Mensch, nicht die Fraktionszugehö-
                                                                      Grund, die Totenruhe in Deutschland          rigkeit.
                                                                      nicht zu achten und einem pietätlosen
                                                                      Zeitgeist nachzugeben.“ Hier gehe es         „Die Würde des Menschen ist unantast-
                                                                      um Bestattungskultur und nicht um            bar“, zitierte Wirtschaftsminister Harry
                                                                      eine Vermarktung der Liebsten. „Egois-       Glawe (CDU) Artikel 1 des Grundge-
                                                                      mus, die eigenen Wünsche vor die Ehr-        setzes. „Das sollte auch über den Tod
                                                                      furcht der Verstorbenen zu setzen, darf      hinaus gelten.“ Die Expertenkommis-
                                                                      nicht per Gesetz legalisiert werden.“        sion habe sich ihrer Aufgabe aus ver-
                                                                                                                   schiedenen Blickwinkeln genähert, viele
                                                                      Eva-Maria Kröger (DIE LINKE) wünschte        Aspekte diskutiert und Empfehlungen
                                                                      sich mehr Mut und Offenheit für Ver-         zum Umgang mit den Bedürfnissen der
                                                                      änderungen. Kleine Teile der Asche für       Bevölkerung erarbeitet. „Diese Vorschlä-
                                                                      Erinnerungsstücke zu entnehmen, sei          ge finden wir heute im Gesetzentwurf
                                                                      bereits gängige Praxis. Einen gelieb-        wieder.“ Die Änderungen spiegelten ei-
                                                                      ten Menschen als Schmuckstück ganz           nen würdevollen Umgang mit dem Tod
                                                                      nah bei sich zu tragen, habe nichts mit      wider und berücksichtigten dabei auch
                                                                      Egoismus zu tun. Eine Urne für eine be-      verschiedene kulturelle Rahmenbedin-
                                                                      grenzte Zeit mit nach Hause zu nehmen,       gungen. „Im Ergebnis wurde so auch
                                                                      sollte nach ihrem Dafürhalten ebenfalls      ein Beitrag zur Integration unterschied-
                                                                      kein Tabu sein. Die Sorge, dass mit der      licher Religionen geleistet.“
                            Stichwort: Bestattungsgesetz              Asche nicht würdevoll umgegangen
                                                                      würde, hielt sie für unbegründet. „Erst      Im Anschluss an die erste Lesung wurde
                           Die vorgeschlagenen Änderungen im          recht, wenn die Zeit begrenzt ist.“ Wer      der Gesetzentwurf einstimmig zur wei-
                           Landesbestattungsgesetz umfassen           die Urne mit nach Hause nehme, tue           teren Beratung in die Ausschüsse über-
                           im Wesentlichen sieben Punkte:             dies aus Liebe und werde sicher den          wiesen.
                                                                      schönsten Platz für sie aussuchen, um
                           • Die Ehrfurcht vor den Toten soll         Abschied zu nehmen. „Der Tod und die         Gesetzentwurf CDU, SPD, DIE LINKE
                             auch auf die Totenasche ausge-           ihm folgende Trauer, sie haben so viele      Drucksache 7/5844
                             dehnt werden.                            Gesichter, dass kein Schema und selten
                           • Aufbewahrung und Beförderung             eine absolute Antwort dieser Vielfalt
                             von Leichen müssen den aktuellen         gerecht werden kann.“ Individueller
                             DIN-Normen entsprechen, Bestat-          könne ein Thema nicht sein. Deshalb sei
                             tungsunternehmen entsprechende           es völlig richtig, in dieser Frage frei zu
                             Zertifizierungen vorweisen.
                           • Im Falle eines Schwangerschaftsab-
                             bruchs muss die Einrichtung, in der                stichwort: expertenkommission
                             der Abbruch erfolgt, Eltern auf das
                             Bestattungsrecht hinweisen. Bislang       Entspricht das Bestattungsrecht in MV       erarbeiteten CDU, SPD und DIE LINKE
                             galt dies nur für Tot- und Fehlge-        noch den gesellschaftlichen Wünschen        einen gemeinsamen Gesetzentwurf
                             burten.                                   und Vorstellungen? Um Antworten da-         zur Änderung des Bestattungsge-
                           • Erdbestattungen können auch ohne          rauf zu finden, setzte der Landtag im       setzes. Die Kommission hatte sich auch
                             Sarg erfolgen. Voraussetzung: Dies        April 2018 eine Expertenkommission          mehrheitlich für die Möglichkeit aus-
                             entspricht dem Willen des Verstor-        ein. In der Zeit von November 2018 bis      gesprochen, Urnen zeitweise zu Hause
                             benen.                                    Dezember 2019 diskutierte sie in elf Sit-   aufzubewahren. Dieser Vorschlag fin-
                           • Erdbestattungen sollen bereits 24         zungen über Wertevorstellungen und          det sich im Gesetzentwurf nicht wie-
                             Stunden nach dem Tod möglich              praktische Anwendungen. Dem Gre-            der. Bestattungsrecht ist in Deutsch-
                             sein. Bislang gilt eine Mindestfrist      mium gehörten 20 Mitglieder an, unter       land Ländersache. Bislang gilt überall
                             von 48 Stunden.                           anderem Bestatter, Rechtsmediziner,         eine Friedhofspflicht. Außer in Bremen:
                           • Bestattungspflichtige haben einen         Verbraucherschützer, Vertreter von Kir-     Hier dürfen Hinterbliebene die Asche
                             Anspruch darauf, zu erfahren, wo          chen und Glaubensgemeinschaften,            von Verstorbenen unter bestimmten
                             der zu bestattende Leichnam kre-          Ärzte, Verfassungsrechtler, Theologen       Voraussetzungen auch im Garten ver-
                             miert wird.                               und Vertreter der Landtagsfraktionen.       streuen. In MV ist das nicht erlaubt. Die
                           • Es dürfen nur Grabsteine und Grab-        Im Januar 2020 legte die Kommission         Friedhofspflicht schließt aber auch Be-
                             male aufgestellt werden, die ohne         ihren Bericht vor (Drucksache 7/4608).      stattungen auf See oder in dafür aus-
                             Kinderarbeit hergestellt wurden.          Auf Grundlage dieser Empfehlungen           gewiesenen Waldgebieten ein.

                       LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
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                                                                                                                                                           Foto: Jens Büttner
Das wirtschaftliche Potenzial der Metropolregion Stettin soll durch eine Gewerbeflächendatenbank besser genutzt werden können.

Auf gute Nachbarschaft                                                                                      land: Ein Minimum an Sprachkenntnissen
                                                                                                            sollte selbstverständlich sein. Sprachbar-
                                                                                                            rieren bremsten insbesondere kleine
Metropolregion Stettin:                                                                                     Unternehmen aus, jenseits der Landes-
MV strebt engere Zusammenarbeit an                                                                          grenze Geschäfte zu machen. „Deshalb
                                                                                                            ist uns daran gelegen, die Landkreise bei
                                                                                                            deutsch-polnischen Sprachkursen in Ko-
                                                                                                            operation mit den Volkshochschulen zu
    Geografisch betrachtet liegen zwischen Löcknitz und Stettin 25 Kilometer.                               stärken.“ Alle Maßnahmen eine das Ziel,
Und eine deutsch-polnische Staatsgrenze. Wirtschaftlich betrachtet verweben                                 die Wirtschaft im östlichen Teil des Lan-
sich beide Orte gemeinsam mit Städten wie Pasewalk, Anklam und Ueckermün-                                   des nach vorn zu bringen. Davon profi-
de, Swinemünde und Gryfino sowie Teilen von Brandenburg zu einer grenzü-                                    tiere am Ende die gesamte Region.
berschreitenden Region: der Metropolregion Stettin. Ein Potential, das nach
Ansicht der Koalitionsfraktionen weiter ausgebaut werden müsse. Dazu regten                                 Ministerpräsidentin Manuela Schwesig
sie unter anderem an, eine grenzüberschreitende Datenbank für Gewerbeflä-                                   (SPD) begrüßte den Antrag. Für den
chen ins Leben zu rufen, Wirtschaftsbotschafter zu ernennen, ein grenzüber-                                 östlichen Teil des Landes sei die Metro-
schreitendes Wissenschafts- und Hochschulportal zu errichten sowie gemein-                                  polregion Stettin ein wichtiger Identifi-
sam mit Volkshochschulen mehr Sprachkurse anzubieten. DIE LINKE stimmte                                     kationspunkt. Viele Polen und Deutsche
den Vorschlägen zu. Die AfD enthielt sich.                                                                  pendelten zwischen den Regionen und
                                                                                                            sorgten auf beiden Seiten dafür, dass
Nach Ansicht von Bernhard Wildt (CDU)                 Von Wirtschaftsbotschaftern verspre-                  es der gesamten Grenzregion – dem
müsse MV das Potential der Metropol-                  che er sich, alltägliche Probleme in der              „Herzstück Europas“ – gut gehe. „Ge-
region Stettin besser nutzen als bisher.              Zusammenarbeit besser zu lösen. „Das                  rade in Zeiten, in denen das Verhältnis
„Die Metropolregion Hamburg hat sehr                  müssen kompetente Menschen sein, die                  zwischen unseren Nationalregierungen
gute Erfahrungen mit einer landesgrenz-               sich in der Wirtschaft auskennen und mit              eher angespannt ist, ist uns ganz wich-
überschreitenden Gewerbeflächenda-                    Herzblut die internationalen Kontakte                 tig, auf die regionale Partnerschaft in
tenbank gemacht. Wir möchten, dass so                 weiter ausbauen.“ Auch wenn Polnisch                  der Metropolregion Stettin zu setzen.“
eine Datenbank auch für die Metropol-                 als Fremdsprache in MV nicht den Stel-                Die zeitweilige Grenzschließung wäh-
region Stettin ins Leben gerufen wird.“               lenwert habe wie Französisch im Saar-                 rend der Corona-Pandemie habe ge-

                                                                                                       LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
16   A u s      d e m        P l e n u m / B e r i c h t e

     zeigt, dass die Partnerschaft viel größer      lich europäisches ,Natura 2000'-Schutz-      meinte Dr. Mignon Schwenke. Nun
     sei als bisher vielleicht angenommen.          gebiet.“ Der Hafen werde auch Rostock        komme es darauf an, Dinge nicht nur zu
     Die Landesregierung habe bereits viele         das Wasser abgraben. „Wir müssen als         beschließen, sondern auch umzusetzen.
     grenzübergreifende Projekte ange-              Bundesland darüber reden und auch            Die Zielvereinbarungen des Landes mit
     schoben, zum Beispiel gemeinsam mit            unsere eigenen Interessen vertreten.“        der Universität Greifswald enthielten je-
     Brandenburg eine Geschäftsstelle für                                                        doch – abgesehen von der Einführung
     die Metropolregion in Anklam eröff-            Patrick Dahlemann (SPD) monierte, dass       eines binationalen Studiengangs – kei-
     net. Diese habe gemeinsam mit vielen           sich die AfD bei dem für Vorpommern          ne Hinweise auf einen Ausbau wissen-
     Partnern wichtige Dinge auf den Weg            so wichtigen Antrag ausschließlich die       schaftlicher Kooperationen mit Polen.
     gebracht – unter anderem das Neuge-            kritischen Punkte herausgepickt habe.        „Das kann so nicht bleiben, wenn Sie es
     borenen-Screening und eine grenzü-             „Sorry, setzen! Sechs!“ Für Vorpommern       tatsächlich ernst meinen mit Ihrem An-
     berschreitende Zusammenarbeit der              sei die Metropolregion ein sehr großes       trag. Es muss eine klare Agenda geben,
     Rettungsdienste. Die Regierungschefin          Geschenk und wichtiges Zukunftsthe-          die beinhaltet, wohin die hochschul-
     lud alle Fraktionen und Bürger ein, die-       ma. „Die Metropolregion Stettin ist einer    politische Reise gehen soll. Transferbe-
     sen Prozess mit guten Ideen weiter mit-        der spannendsten Wachstumsräume              auftragte reichen dafür ganz bestimmt
     zugestalten.                                   zwischen den Metropolen Berlin und           nicht.“ Mit Sorge blickte sie auf den Ha-
                                                    Stettin in ganz Europa. Und mittendrin       fenausbau mitten in einem FFH-Gebiet
     „Für MV ist die partnerschaftliche Zu-         liegen wir.“ Wer diese Chance nicht er-      (Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet) und
     sammenarbeit mit seinem Nachbarland            kenne, der renne „wie ein Blinder durch      den geplanten Tunnel unter der Swine.
     Polen aus historischen, politischen, wirt-     die Landespolitik“. In einer Partnerschaft   „Wir müssen alles dafür tun, um auf die
     schaftlichen und kulturellen Gründen           sei es selbstverständlich, auch kritische    polnische Seite mäßigenden Einfluss
     von zentraler Bedeutung“, pflichtete           Themen anzusprechen. Der Contai-             auszuüben.“ Ihre Forderung: Den Druck
     Christoph Grimm (AfD) bei. „Auch in            nerhafen stehe dabei ebenso auf sei-         auf allen Ebenen zu erhöhen und das
     Zukunft müssen die Beziehungen zu              nem Zettel wie der Swine-Tunnel oder         Thema auch mit den Aktivitäten um die
     Polen deshalb einen Schwerpunkt                ein mögliches Kernkraftwerk an der           Metropolregion Stettin zu verknüpfen.
     in der Landespolitik bilden.“ Gegen-           deutsch-brandenburgischen Grenze, so
     wärtig bahnten sich in der Beziehung           Dahlemann. „Sie können mir glauben:          Dietmar Eifler (CDU) bezeichnete den
     aber auch Probleme an, sagte er mit            Diese kritischen Themen sparen wir           Antrag auch im Hinblick auf die Zeit
     Blick auf Pläne Polens für einen neuen         nicht aus.“ Er setze dabei auf einen Di-     nach Corona als gutes Zeichen für die
     Containerhafen in Swinemünde, einen            alog mit Polen. „Kritischer Austausch ist    Wirtschaft und Unternehmer in Vor-
     Autotunnel unter der Swine und neue            die Grundlage dafür, voranzukommen.“         pommern. „Ich bin fest davon über-
     Kernkraftwerke. Sowohl die Minister-           Er machte aber auch deutlich: Die an-        zeugt: Will man ihnen eine gute Zukunft
     präsidentin als auch die Antragsteller         geprangerten Vorhaben würden nicht           geben, ist es zwingend notwendig, die
     hätten dieses Thema jedoch gekonnt             vom Marschall oder der Woiwodschaft          grenzüberschreitende Zusammenar-
     umschifft. „Es steht gewissermaßen ein         Westpommern vorangetrieben, son-             beit der Metropolregion Stettin weiter-
     Elefant im Raum und keiner hat davon           dern von Warschau.                           zuentwickeln.“ Denn: Trotz der vielen
     gesprochen. Alles wurde nur in den bes-                                                     Aktivitäten der Landesregierung sei
     ten Farben dargestellt.“ Dabei verstoße        Für DIE LINKE enthielt der Antrag wenig      die Wirtschaft hier bislang nicht so ge-
     Polen mit dem Hafen nicht nur gegen            Neues, aber begrüßenswerte Schritte          wachsen wie in anderen Regionen des
     geltendes europäisches Recht: „Der             in die richtige Richtung. Die IHK habe       Landes oder flächenmäßig vergleich-
     künftige Bauplatz für das überdimensi-         schon vor Jahren eine gemeinsame             baren Bundesländern. Gespräche mit
     onale Containerhafenprojekt ist eigent-        Gewerbeflächendatenbank gefordert,           Unternehmern und Kammervertretern
                                                                                                 zeigten, an der Staatsgrenze, den unter-
               stichwort metropolregion                                                          schiedlichen Sprachen und Währungen
                                                                                                 liege das nicht. Die Frage sei daher, ob
                                                                                                 die bisherigen Bemühungen ausrei-
     Die Ministerkonferenz für Raumord-             onen setzen sich aus einer Metropole
                                                                                                 chend gewesen seien. „Ganz klar ist die
     nung definiert Metropolregionen als            und einen mit ihr verbundenen Um-
                                                                                                 Weiterentwicklung der partnerschaft-
     „räumliche und funktionale Standorte,          landraum zusammen. Mecklenburg-
                                                                                                 lichen Beziehungen in der Metropolre-
     deren herausragende Funktionen im              Vorpommern ist Bestandteil zweier
                                                                                                 gion Stettin einer der wichtigsten Mei-
     internationalen Maßstab über natio-            Metropolregionen: Im westlichen Teil
                                                                                                 lensteine für die weitere wirtschaftliche
     nale Grenzen hinweg ausstrahlen. Als           des Landes gehören die Kreise Lud-
                                                                                                 Entwicklung in Vorpommern. Deshalb
     Motoren der gesellschaftlichen, wirt-          wigslust-Parchim und Nordwestmeck-
                                                                                                 müssen die begonnenen Maßnahmen
     schaftlichen, sozialen und kulturellen         lenburg sowie die Stadt Schwerin zur
                                                                                                 in der deutsch-polnischen Zusammen-
     Entwicklung sollen sie die Leistungs-          Metropolregion Hamburg. Im östlichen
                                                                                                 arbeit nicht nur fortgeführt, sondern
     und Konkurrenzfähigkeit Deutschlands           Teil des Landes schließt die Metropol-
                                                                                                 stabilisiert und ausgebaut werden.“
     und Europas erhalten und dazu beitra-          region Stettin die Mecklenburgische
     gen den europäischen Integrationspro-          Seenplatte und Vorpommern ein.
                                                                                                 Antrag CDU/SPD
     zess zu beschleunigen“. Metropolregi-
                                                                                                 Drucksache 7/5849

     LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 3/2021
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