Laut & leise - Suchtprävention Kanton Zürich
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laut & leise
Magazin der Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich
Nr. 3, Oktober 2016, erscheint dreimal jährlich, Jahresabonnement Fr. 20.–
Fahrt ins Blaue
Sucht beginnt im Alltag.
Prävention auch.
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Suchtprävention, laut & leise, März 2016
Zwischen Unzurechnungsfähigkeit und Selbstüberschätzung
Betäubungsmittel und Autofahren sind eine gefährliche Kombination. Vielleicht deshalb, weil für viele das Autofahren selbst
betäubend und für andere Alkohol der Fluchtwagen ist. Nicole Lang ist freischaffende Illustratorin in Zürich und kennt als zwei-
fache Mutter, Auto- und Motorradfahrerin den Grat zwischen Verantwortung und Risiko – und wie wichtig es ist, gerade bei
dieser Abwägung einen nüchternen Kopf zu behalten. (www.nicolelang.ch)
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STANDPUNKT
Faszination Auto
ielleicht bin ich ja der Falsche, um zur «Faszination die Aussenwelt zu Strichen verkommt, als habe man den Hy-
V Auto» zu schreiben. Ich bin weitherum bekannt als ewi-
ger Fussgänger (was in den Zeiten von Pokémon Go so-
gar noch spassiger geworden ist) und um quer durch
die Schweiz zu fahren, steige ich in einen Zug oder, wenn es sein
muss, in ein Postauto. Wenn ich ein abgenudeltes Klischee be-
perantrieb des Millenium-Falken aus «Star Wars» angeworfen,
hat etwas wahnsinnig Meditatives. Aber ganz ehrlich: Wie kann
sich das Gefühl, mit 260 Stundenkilometern über eine men-
schenleere Autobahn zu rasen, mit jenem messen, das ein Pilot
erleben muss, wenn er die Schallgrenze durchbricht? Wenn
mühen darf: Ja, ich bin einer der wenigen Albanermänner, schon Kicks, dann richtig.
deren Lebenstraum nicht darin besteht, eines Sonntags ihren Ich höre schon die Fetischisten aufschreien, die von jenem
BMW in der Provinz auszufahren. Und mein bisher einziger Ver- mythischen Gefühl erzählen, mit einem alten Cadillac durch die
such, mir ein Formel-1-Rennen am Fernsehen reinzuziehen, USA zu brettern, auf schnurgeraden Autobahnen bis zum Hori-
endete mit der Erkenntnis, dass es eben doch Dinge gibt, die zont, während Johnny Cash aus den Boxen krächzt und man
langweiliger sind als Kiffen. sich seine letzte Zigarette anzündet, während man den Arm um
Dabei hat das Auto das Potenzial, meinen Technikfimmel zu seine Freundin legt und in den Sonnenuntergang fährt. «Frei-
locken – und wenn ich mich recht erinnere, war eines meiner heit!», rufen sie dazu. «Männlichkeit!» und vielleicht noch «Au-
Lieblingskinderbücher tatsächlich so eines mit beweglichen He- tonomie!». Eine perfekte (machistische) Marlboro-Werbung.
beln und Rädern überall, das mir die Funktionsweise von Zylin- Oder vielleicht doch eine für Vorsicht im Strassenverkehr, wenn
das Kopfkino damit endet, dass der Wagen von der Strasse ab-
Dass wir uns richtig verstehen: Ich habe nichts kommt, weil der Fahrer an seiner Freundin und der Zigarette
rumhantieren muss, anstatt seine Hände am Steuerrad zu las-
gegen Autofahren. Ich teile nur die Faszination sen, wo sie hingehören.
nicht. Mich faszinieren andere Dinge. Damit wir uns richtig verstehen: Ich habe nichts gegen Auto-
fahren. Ich teile nur die Faszination nicht. Mich faszinieren
dern, ABS-Bremsen und Gangschaltung erklärte. Das Problem andere Dinge. «Star Trek». Die Fernsehserien, nicht der gross-
ist wohl eher eines der Dimension: So ein Lamborghini Coun- formatige Abklatsch, der uns derzeit wieder im Kino angetan
tach mit seinen 450 Pferdestärken mag ganz schnittig aussehen wird. Superheldencomics der 70er-Jahre. Abstrakte Lyrik. In-
und im Quartett schlägt er alles. Aber im Vergleich zu einer gu- dustrial-Musik. Pokémon. Sehen Sie? Vielen von Ihnen schläft
ten alten Re 4/4 ist er eine lahme Gurke – das Lastross der SBB wahrscheinlich schon das Gesicht ein, wenn Sie die Begriffe
kommt noch an seinem schlechtesten Tag auf 6000 PS. Und wer lesen. Das ist ja auch in Ordnung. Solange Sie mir nicht mit
wissen will, wie der Vergleich zwischen einem Auto und der Autos in den Ohren liegen, verschone ich Sie mit meinem
mächtigsten von Menschenhand gebauten Maschine – dem Nerd-Kram. Versprochen.
Triebwerk einer Boeing 747 – ausgeht, dem empfehle ich, die
entsprechende Folge des britischen Automagazins «Top Gear» ■
nachzusehen, bei der unter anderem ein unschuldiger VW Kä-
fer pulverisiert wurde. Etrit Hasler ist ein Urgestein der Schweizer Slam-Poetry-Szene, Kolumnist und
Moderator.
Natürlich kenne auch ich die Versuchung der Geschwindig-
keit – wer nicht? Die Vorstellung des induzierten Nirvana, wenn
IMPRESSUM INHALT
Herausgeber: Die Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich. Zuschrif-
ten: info@suchtpraevention-zh.ch. Redaktions- und Produktionsleitung: Seite 5: Alkohol ist im Verkehr verkehrt
Brigitte Müller, muellertext.ch. Redaktionsteam: Chantal Bourloud, Cathy Projekte der Fachstelle ASN
Caviezel (Vorsitz), Larissa Hauser, Christian Ingold. Redaktion Meldungen
aus der Suchtprävention: Annett Niklaus. Mitarbeiter/innen dieser Num- Seite 9: Vor der Party überlegen, wie man nach
mer: Paul Gisin, Etrit Hasler, Kristina Keller, Andreas Lötscher, Simone Reiser,
Esther Vogler. Illustrationen: Nicole Lang. Gestaltung: Fabian Brunner. Hause kommt
Druck: FO-Fotorotar. Interview mit Paul Gisin, Stellenleiter
Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2016
Abo: Fr. 20.– jährlich (freiwillig).
Fachstelle ASN
Bezug weitere Exemplare, freiwilliges Abonnement, Adressänderung:
FO-Fotorotar, 044 986 35 10, info@fo-fotorotar.ch.
Seite 11: Ein teures Abendessen
Die Beiträge und die Fotos in diesem «laut & leise» geben die Meinung
der Autorinnen und Autoren wieder. Diese muss nicht mit der Meinung Was zahlt die Versicherung?
des Herausgebers, der Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich,
übereinstimmen. Seite 12: Fahrt ins Blaue
Artikel, Fotos, Illustrationen sind urheberrechtlich geschützt und dür- Fahrfähigkeit und Fahreignung
fen ohne Genehmigung der Redaktion nicht verwendet werden. Falls
Sie Interesse an einem Artikel haben: Anfrage bitte an Annett Niklaus
(annett.niklaus@uzh.ch). Seite 14: Meldungen aus der Suchtprävention
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ALKOHOL, DROGEN UND MEDIKAMENTE: AM STEUER NIE
Alkohol ist im Verkehr
verkehrt
Eine Rollerfahrerin fährt nachts über eine Landstrasse. Unerwartet reisst das Auto vor ihr eine
Vollbremsung. Beinahe ungebremst prallt sie ins Heck des Wagens. Sie hat zu viel Alkohol im Blut,
um rechtzeitig reagieren zu können. Glücklicherweise gibt es weder Verletzte noch Sachschaden –
das soeben Erlebte ist eine Simulation der Fachstelle ASN.
Text: Esther Vogler, Fachstelle ASN
onnerstagmorgen, 6 Uhr, im La- der Unfälle unter Alkoholeinfluss zu sen- die aktuelle Gesetzeslage sowie die Alko-
D ger der Fachstelle ASN (Am
Steuer Nie). Der Tag beginnt
früh und Arbeit wartet. Kaum
angekommen lädt das dreiköpfige Team
Rollersimulatoren, Rauschbrillen-Boxen
ken. In den Nachtstunden des Wochen-
endes sind nämlich bei jedem zweiten Un-
fall Alkohol oder Drogen im Spiel.» Es
folgt ein lockerer, informativer Austausch
über die körperlichen Auswirkungen von
holaufnahme und den Alkoholabbau zu-
sammengetragen. Spätestens bei der Fra-
ge nach Tipps und Tricks, wie der Abbau
des Alkohols im Körper beschleunigt wer-
den kann, sind alle aus der Reserve ge-
und Plakatidee-Requisiten in den Liefer-
wagen. Wie bei Tetris, dem Klassiker der
Computerspiele, wird jede freie Ecke ge- Heute ist Alkohol-Präventionstag für die 3. Klassen der
nutzt, sodass alles Platz findet. Kantonsschule Im Lee. An verschiedenen Stationen
7 Uhr Ankunft in der Kantonsschule
der Fachstelle ASN sollen die Jugendlichen die Auswirkungen
Im Lee, Winterthur. Mit Unterlagen und
Smartphones ausgerüstet suchen die jun- und Gefahren von Suchtmitteln im Strassenverkehr
gen ASN-Mitarbeitenden die zuständige erarbeiten und «erfahren».
Kontaktperson. Schon kurze Zeit später
springen sie zurück in den Wagen und
fahren unter Anweisung des Sportlehrers Alkohol, aber auch über den Reiz und die lockt. Feixend und kichernd werden die
rückwärts vor den Eingang. In geschäfti- gewünschten Effekte des Trinkens. Alle «effektivsten» Hausmittelchen wie Was-
ger Manier werden die grossen Taschen, lachen bei der Frage, ob sie denn trinken, ser oder Öl trinken, Salziges essen, durch
Kisten, Ständer wieder ausgeladen und weil sie nach einer Partynacht mit Sehstö- Sport den Kreislauf ankurbeln, Erbrechen
ins Gebäude geschleppt. Kurz danach sind rungen nach Hause torkeln wollen, um und vieles mehr feilgehalten. Die Ernüch-
die drei damit beschäftigt, das Material in dann dort mit Müh und Not den Schlüs- terung ist gross, als sie erfahren, dass
Schulzimmern und auf dem Korridor des sel ins Schlüsselloch zu stecken. Natürlich einige Tipps zwar durchaus den Kater ver-
2. Obergeschosses aufzustellen. Heute ist nicht! Es wird getrunken, weil man Spass mindern, die Leber sich jedoch durch
Alkohol-Präventionstag für die 3. Klassen haben will, ein bisschen mutiger sein und nichts beschleunigt. Diese arbeitet immer
der Kantonsschule Im Lee. An verschie- Hemmungen abbauen möchte. «Zu einem etwa gleich schnell – oder eben langsam:
denen Stationen der Fachstelle ASN sol- guten Ausgang gehört Alkohol einfach Bei einer gesunden, erwachsenen Person
len die Jugendlichen die Auswirkungen dazu», geben rund 90 Prozent der Schü- baut sie pro Stunde rund 0,1 Promille ab.
und Gefahren von Suchtmitteln im Stras- ler an und entsprechen damit durchaus Bis man sich nach einer durchzechten
senverkehr erarbeiten und «erfahren». der Schweizer Gesamtbevölkerung. Nacht also wieder hinters Steuer setzen
Alkohol gilt hierzulande als Kulturgut darf, dauert es gut und gerne bis in die spä-
Torkeln als Partyziel? und ist die Alltagsdroge Nummer eins. Die ten Nachmittagsstunden des Folgetags.
Gefahren, die bei einer Heimfahrt nach
Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2016
8 Uhr 30. Rund 40 Schülerinnen und einem feuchtfröhlichen Abend lauern, Postenlauf für Neugierige
Schüler stehen im Halbkreis bereit und liegen dennoch auf der Hand: Einerseits
warten auf den Start des ersten Work- ist der Fahrer körperlich eingeschränkt, In drei kleinere Gruppen aufgeteilt, absol-
shops. Gerade enthusiastisch wirkt die andererseits ist er enthemmt, verhält sich vieren die Schülerinnen und Schüler ver-
Gruppe nicht. Die Desinteressierten fra- entsprechend risikobereiter und über- schiedene Posten: Rollersimulatoren,
gen sich wohl, ob wieder endlos über Abs- schätzt sich gerne selbst. Eine Blaufahrt Rauschbrillenparcours und Plakatidee.
tinenz gepredigt, mit dem moralischen kann so einem lustigen Abend ein un- Bei den Rollersimulatoren wird bereits
Zeigefinger gewinkt und mit Schockbil- schönes Ende setzen – für sich und für an- ordentlich Gas gegeben und die Brems-
dern gewedelt wird. «Hallo zusammen. dere. klötze strapaziert. Ein Schüler brettert am
Wir sind von der Fachstelle ASN – Am Im interaktiven Gespräch werden mit Simulator über die Strasse und bremst
Steuer Nie – und unser Ziel ist es, die Zahl den Teilnehmenden Informationen über scharf, als plötzlich eine Reihe orange-
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weiss gestreifter Verkehrskegel vor ihm Parcours herrscht Aufregung: «Ich erken- fen aus? Wann darf ich nach dem Kiffen
auftaucht. Kurz vor dem Hindernis ne ja gar nichts!», «Ich sehe alles ver- wieder fahren?», will er wissen. Cannabis
kommt er zum Stillstand. Mit einem schwommen und doppelt». Die Rausch- ist in der Schweiz verboten – folglich gilt
Mausklick lässt die ASN-Mitarbeiterin brillen simulieren verschiedene Facetten im Strassenverkehr die «Null-Toleranz».
den Simulator die Situation wiederholen der Wahrnehmungseinschränkung durch Aktives THC im Blut wird als Fahrunfä-
und schickt den Fahrer nochmals mit Alkohol-, Medikamenten- oder Drogen- higkeit gewertet und ist somit eine schwe-
einem virtuellen Alkoholpegel von einem einfluss. Eine Schülerin torkelt entlang re Widerhandlung gegen das Strassenver-
Promille los. Seine Sicht ist nun vernebelt, einer geraden Linie und meint: «Mit die- kehrsgesetz – der Führerausweis ist für
mindestens drei Monate weg. Da sich THC
im Körperfett ablagert, verläuft der Ab-
Beim Lösen der verschiedenen Aufgaben erleben die Schüler bauprozess zudem nicht linear. Der ASN-
das Gefühl der Verunsicherung und der eingeschränkten Kontrolle Mitarbeiter erklärt: «Nach einem Joint
also unbedingt mindestens 72 Stunden
über ihre Körperfunktionen. Will man so auf der Strasse warten bis zur nächsten Fahrt!»
unterwegs sein – als Fahrerin selbst oder als Beifahrer eines Trotz Mittagessen im Bauch sind die
alkoholisierten Lenkers? Schüler der Nachmittagsklassen schnell
wieder voll dabei. Bei den Simulatoren
wird gehupt und geschleudert, vom
die Bremsreaktion verzögert und sein ser Brille verliere ich das Gleichgewicht: Rauschbrillen-Parcours her ertönen La-
Roller fährt leichte Schlangenlinien. Als Diese Linie ist ja nicht mehr gerade – chen und staunende Ausrufe, beim Pla-
der 16-Jährige die Bremse zieht, wartet logisch, kann ich dann nicht mehr gerade- katidee-Posten wird gegrübelt, getextet
der Simulator eine Sekunde, bis er rea- aus gehen.» Beim Lösen der verschiede- und inszeniert. Ausgestattet mit einer Ka-
giert – und der Roller fährt ungebremst ins nen Aufgaben erleben die Schüler das mera und einer Kiste voller Requisiten
Hindernis. Die nüchterne und die Alko- Gefühl der Verunsicherung und der ein- wie Steuerrad, Helm, Flaschen, Shaker,
holfahrt werden vom Simulationspro- geschränkten Kontrolle über ihre Körper- Spielzeugautos und -figuren, Absperr-
gramm analysiert, verglichen und auf dem funktionen. Will man so auf der Strasse band und Kreide diskutieren die Jugend-
Monitor grafisch dargestellt. «Wenn ihr unterwegs sein – als Fahrerin selbst oder lichen über den träfsten Spruch, den ein-
mit 50 km/h unterwegs seid und ein Pro- als Beifahrer eines alkoholisierten Len- gängigsten Slogan, die schockierendste
mille im Blut habt, verlängert sich euer kers? Szene oder das unvergesslichste Bild.
Reaktionsweg um etwa 14 Meter – also «Alkohol verleiht Flügel.» – dazu das Bild
zweimal die Länge dieses Schulzimmers.» Zeit für individuelle Fragen eines verunfallten Autofahrers, der mit
Das beeindruckt: «Was eine Sekunde aus- Engelsflügeln von dieser Welt entschwin-
macht!», «Stell dir mal vor, wenn das Hin- Ein Schüler steht mit einem ASN-Mitar- det. «Alkohol ist im Verkehr verkehrt.» –
dernis ein Mensch wäre …» beiter etwas abseits in ein Gespräch ver- dazu das Foto eines jungen Mannes, der
tieft. «Wie sieht es eigentlich mit dem Kif- falsch herum auf dem Töffli sitzt. Die krea-
Risikoverhalten diskutieren
Nach 90 Minuten haben alle Gruppen die Angebote der Fachstelle ASN
drei Stationen durchlaufen. Zeit für eine Die Projekte der Fachstelle ASN sind er- alkoholfreien Bar für Schulfeste oder
Kaffeepause! Auf der Terrasse mit wun- lebnisorientiert gestaltet. Dadurch wird Firmenanlässe.
derbarem Ausblick über die Stadt stärkt die Botschaft, im Strassenverkehr weder • Plakatidee: Ein Plakat gegen Sucht-
sich auch das Team der Suchtpräventions- Alkohol noch Drogen zu konsumieren, mittel im Strassenverkehr entwerfen.
stelle Winterthur, die den Parallel-Work- mit einer positiven Erfahrung verknüpft. • Be my angel tonight: Prävention im
shop anbietet. In der Kurzintervention In Kombination oder einzeln werden die Nachtleben. Für Clubs, Konzerte, Stadt-
«Rauschtrinken» wird in Kleingruppen Präventionsprojekte nicht nur in Schu- und Gemeindefeste: Personen, die mit
der exzessive Konsum von Alkohol the- len, sondern auch in Firmen, an Messen dem Auto oder Töff angereist sind, wer-
matisiert und Haltungsfragen diskutiert. oder an Stadtfesten durchgeführt. den motiviert, ganz auf Alkohol und
Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2016
Das Ziel dieses Workshops ist, das Risiko- • Fahrsimulation: Mit virtuellem Al- Drogen zu verzichten, damit sie sicher
verhalten im Zusammenhang mit Alkohol kohol im Blut am Steuer eines Autos und nüchtern nach Hause fahren kön-
zu verringern und den Konsum adäquat oder einer Vespa fahren. nen. Als Belohnung erhalten sie ver-
zum Thema zu machen – eine sinnvolle • Rauschbrillenparcours: Mit spe- günstige alkoholfreie Softgetränke.
Ergänzung zum Präventionsauftrag der ziell geschliffenen Gläsern nüchtern Planen Sie ein Fest, einen Firmenevent oder einen
Fachstelle ASN. Denn Ziel ist es nicht, die einen Rausch erleben und verschiedene Präventionsanlass in Ihrer Schule? Melden Sie sich
Jungen vom Alkoholkonsum abzubrin- Aufgaben lösen. bei uns und wir erarbeiten gerne ein Angebot abge-
gen, sondern einen bewussten und verant- • Mixkurse: Ideen zum Mixen von stimmt auf Ihren Anlass.
wortungsvollen Umgang damit zu lehren. alkoholfreien Cocktails. Fachstelle ASN, Tel. 044 360 26 00,
Zurück an die Arbeit – die nächsten • Funky Bar: Mieten einer mobilen info@fachstelle-asn.ch, www.fachstelle-asn.ch
Klassen warten. Beim Rauschbrillen-
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tive Aufgabe, eine Kampagne gegen mit mehr als 0,5 Promille Velo fährt, ris- schwinden in alle Himmelsrichtungen.
Suchtmittel im Strassenverkehr zu ent- kiert eine Busse, die mehrere hundert Was um 7 Uhr mit viel Mühe aufgebaut
werfen, vertieft die Auseinandersetzung Franken betragen kann. Dazu kommt das wurde, muss wieder zusammengepackt
mit der Thematik und bewirkt einen re- Unfallrisiko: Alkoholisierte Velofahrer und ins Auto transportiert werden. Der
gen Ideenaustausch – ganz ohne morali- haben ein fast dreimal höheres Risiko, Tag endet, wie er begonnen hat: mit Kis-
sche Fremdeinwirkung. tödlich zu verunfallen. tenschleppen im Lager um 18 Uhr 30.
Wie aber kommt man nach einer Par-
Planung ist das Wichtigste tynacht sicher nach Hause? Schnell sind ■
Alternativen zu Auto, Töff oder Velo zu-
Der Nachmittag verfliegt und schon steht sammengetragen: Nachtzug und -bus, Esther Vogler, lic. phil., hat an der Universität Zürich
Psychologie studiert und arbeitet seit 2015 für die
die letzte Gruppe wieder im Halbkreis be- sich ein Taxi teilen, Eltern anrufen, bei
Fachstelle ASN, Alkohol- und Drogenprävention im
reit für den Abschluss. Es wird kurz resü- Kollegen vor Ort übernachten, Fahrge- Strassenverkehr.
miert und erinnert: «Alkohol fahrt ii, aber meinschaften bilden und eine Fahrerin
nöd hei!» bestimmen, die nüchtern bleibt und alle Literatur-Tipps
«Ist Velofahren eine Option für den nach Hause fährt. Das Wichtigste bei je- • bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung. (2015).
SINUS-Report 2015: Sicherheitsniveau und Unfall-
Heimweg nach einem feuchtfröhlichen der Varianten: Vor dem Ausgehen überle-
geschehen im Strassenverkehr 2014. Bern: bfu.
Ausgang?», wird in die Runde gefragt. gen und planen, wie man wieder nach • Gmel G., Kuendig H., Notari L. & Gmel C. (2015).
Unsicherheit herrscht. Nein, auch Velos Hause kommt! Suchtmonitoring Schweiz: Konsum von Alkohol,
unterliegen dem Strassenverkehrsgesetz. Schnell ist der Tag vorbeigegangen und Tabak und illegalen Drogen in der Schweiz im Jahr
Velofahren in angetrunkenem Zustand ist schon ist 16 Uhr 45. Die Schulglocke läu- 2014. Lausanne: Sucht Schweiz.
genauso verboten wie Autofahren. Wer tet und die Schülerinnen und Schüler ver-
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INTERVIEW MIT PAUL GISIN, GRÜNDER UND EHEMALIGER STELLENLEITER DER FACHSTELLE ASN
Vor der Party überlegen,
wie man nach Hause kommt
Paul Gisin beschäftigt sich seit 1993 mit dem Thema Alkohol im Strassenverkehr. Seither hat
sich sowohl die Partyszene wie der Umgang mit Alkohol am Steuer verändert. Bei seiner
Pensionierung im Herbst 2016 kann er auf den Aufbau einer aktiven Fachstelle und erfolgreiche
Projekte zurückschauen.
Text: Brigitte Müller
laut & leise: Wann und warum wurde wohnt sind. Die Simulationen beeindru- gen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
die Fachstelle ASN gegründet? cken, und es entstehen betreffend der Au- müssen Spass haben, locker und party-
Paul Gisin: Alkohol war und ist neben thentizität der Fahrfähigkeit kaum mehr mässig drauf sein sowie die gleiche Spra-
der erhöhten Geschwindigkeit eine der Diskussionen. che wie die Partygänger sprechen. Nur so
wichtigsten Unfallursachen im Strassen- können wir unsere Hauptbotschaft, als
verkehr. Deshalb initiierte die damalige l & l: Wie ist die ASN organisiert? Gruppe die Heimfahrt vor der Party zu
Suchtinfo Zürich Ende der 80er-Jahre ein Gisin: Wir bieten drei Projekte an. «Echt organisieren, glaubwürdig rüberbrin-
Projekt zum Thema «Alkohol am Steuer cool» wendet sich an Berufsschulen und gen. Unsere Mitarbeitenden fühlen sich
nie», das vom Fonds für Verkehrssicher- Gymnasien, «Party ohne Crash!» an die selber als Clique und aus diesem Grund
heit finanziell unterstützt wurde. Ab 1993 Oberstufe. Mit «be my angel tonight» sind rekrutieren sie die neuen Teammitglie-
begann ich, bei diesem Projekt mitzuar- wir an Partys und in Clubs präsent. Im- der.
beiten. Da die Notwendigkeit des Anlie- mer häufiger bekommen wir zudem An-
gens seitens der Suchtpräventionsfach- fragen von Betrieben. Mit einer Schulung l & l: Anfang der 90er-Jahre kam die Par-
leute erkannt wurde, kam es 1995 zur in einem Betrieb erhalten wir die Ge- tyszene so richtig in Schwung. Kann man
Gründung von ASN, einer kantonal täti- legenheit, auch ältere Autofahrerinnen sagen, die ASN wuchs mit deren Auf-
gen Fachstelle für Suchtprävention. und Autofahrer anzusprechen. Oder wir schwung?
stellen unsere Fahrsimulatoren der Poli- Gisin: Im Rückblick sieht es vielleicht so
l & l: Was hat sich seither für die Fachstel- zei oder einer Versicherungsagentur zur aus. Doch seit Beginn wollten wir mit un-
le ASN verändert? Verfügung, die dann damit bei einer Ge- seren Schulungen den Jugendlichen vor
Gisin: Zu Beginn war die Finanzierung
schwierig. Unter anderem weil ein Simu-
lator damals rund 300 000 Franken kos- Der Fahrsimulator war immer schon unser Aushängeschild.
tete – zehnmal mehr als heute. Trotzdem Über das Erlebnis sollen die Leute erfahren, wie die Wahrnehmung
war der Fahrsimulator immer schon un- und die Reaktionen sich verändern, wenn unter Alkoholeinfluss
ser Aushängeschild. Über das Erlebnis
sollen die Leute erfahren, wie die Wahr- gefahren wird.
nehmung und die Reaktionen sich verän-
dern, wenn unter Alkoholeinfluss gefah- werbeausstellung Besucher über Alkohol allem folgende Botschaft mitgeben: «Trin-
ren wird. Ab 2000 zeigte sich, dass nicht am Steuer informieren. Unsere Projekte ken und Fahren müssen getrennt werden,
nur Alkohol ein Problem am Steuer ist, sind aufwändig, deshalb besteht unser und organisiert die Heimfahrt bevor ihr an
sondern auch Drogen und Medikamente. gesamtes Team aus mehr als 15 Leuten. die Party geht. Sprecht euch untereinan-
Deshalb kam es zur Namensänderung der ab». Die Jugendlichen gehen als
«Alkohol- und Drogenprävention im l & l: Warum ist beispielsweise «be my an- Gruppe an eine Party und deshalb spre-
Strassenverkehr». gel tonight» aufwendig? chen wir – als letzte Interventionsmög-
Gisin: Das beginnt bereits bei der Orgni- lichkeit – mit «be my angel tonight» die
Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2016
l & l: Sind heutige Simulatoren nicht nur sation. Es ist oft schwierig, Partyveran- Gruppe vor dem Partyeingang an. Heute
günstiger, sondern auch besser? stalter von der Notwendigkeit des Pro- stellen wir fest, dass bei den Jugendlichen
Gisin: Ja, eindeutig. Ab zirka 2008 gab es jekts zu überzeugen. Können wir an ein Bewusstseinsprozess stattgefunden
einen Quantensprung. Die Informatik, einem Anlass teilnehmen, bedeutet dies hat. Wenn wir sie ansprechen, jemanden
die Darstellung und die Grafiken verbes- einerseits, unser Equipment bereitzu- zu bestimmen und als Gruppe eine Verein-
serten sich massiv. Und es gab nicht mehr stellen und an den Ort zu bringen, und barung zu unterschreiben, dann wird die-
nur einen Anbieter. Früher wurde das si- andererseits wird von unserem Team se Abmachung locker akzeptiert.
mulierte Ergebnis oft hinterfragt. Bei den stets stundenlange Nachtarbeit gefor-
heutigen Fahrsimulatoren entspricht die dert. Wir arbeiten deshalb immer mit l & l: Die ASN nimmt eine besondere Stel-
Bildqualität in etwa jener Qualität, die 18- bis 25-Jährigen zusammen, die sel- lung im Verbund der Stellen für Suchtprä-
sich die Jugendlichen vom Gamen ge- ber gerne an Partys gehen. Unsere jun- vention ein. Warum?
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Gisin: Wir sind auf ein spezifisches The- l & l: Wann passieren die meisten Unfäl- Gisin: Medikamente können auch das
ma fokussiert: Alkohol, Drogen und Me- le mit Alkohol oder Drogen? Gegenteil bewirken. Schmerzmittel ver-
dikamente im Strassenverkehr. Erfreut Gisin: Statistiken zeigen ganz klar: am schlechtern zwar die Fahrfähigkeit um
stellen wir fest, dass unser Angebot und Wochenende und in der Nacht – vor allem etwa 20 Prozent. Paradoxerweise kann
unsere Schulungen von den regionalen ab 2 Uhr morgens. Leider ist es immer noch sich eine krankheitsbedingte Nicht-Fahr-
Suchtpräventionsstellen im Kanton Zü- eine Tatsache, dass zu diesen Zeiten Ver- fähigkeit dank einem Medikament sich
rich rege genutzt werden. kehrsunfälle zu über 50 Prozent wegen um 100 Prozent verbessern. Es ist deshalb
Alkohol- oder Drogenkonsums geschehen. schwierig, die effektive Fahrfähigkeit
l & l: Mit welchen Mitteln sprecht ihr eines Patienten einzuschätzen. Grund-
Jugendliche an? l & l: Gibt es Menschen, die auffällig oft sätzlich liegt die Verantwortung über die
Gisin: Grundsätzlich machen wir fol- in Verkehrsunfälle involviert sind, die un- Fahrfähigkeit beim Lenker. Dies bedeutet
gende Erfahrungen. Der Fahrsimulator ter Einfluss von Alkohol passieren? bei einem Unfall, dass die Versicherung
kommt bei Männern besser an als bei Gisin: Es sind eindeutig Partygänger, die beim Arzt nicht Regress nehmen kann, da
Frauen. Bei den Berufsschulen zählt vor in den frühen Morgenstunden entweder diesen keine direkte Schuld trifft. Trotz-
allem das Erlebnis mit dem Fahrsimula- zur nächsten Party oder nach Hause fah- dem ist es selbstverständlich wichtig, dass
tor. An den Gymnasien führen wir ver- ren. Bei Unfällen sind zu 80 Prozent jun- ein Arzt, eine Ärztin ihren Patienten über
mehrt eine Demonstration durch, um ge Männer involviert. Bei den Frauen eine mögliche reduzierte Fahrfähigkeit
informiert.
Ich stelle immer wieder fest, wie Jugendliche in Bezug auf l & l: Welche Verantwortung trägt eine
Drogen im Strassenverkehr falsch informiert sind. Dies beginnt private Gastgeberin, wenn sie erkennt,
dass jemand alkoholisiert nach Hause fah-
bereits damit, dass viele Jugendliche meinen, der Konsum von ren möchte?
Cannabis sei legal. Gisin: Auch hier gilt, dass der Lenker, die
Lenkerin verantwortlich für die Fahrfä-
higkeit ist. Wenn jedoch ein Gastgeber
nachher darüber zu diskutieren. Diese stellen wir jedoch eine Zunahme fest. ganz offensichtlich seine Gäste nötigt, Al-
Jugendlichen sind es gewohnt, über das Trotzdem ist die Kombination von Alko- kohol oder Drogen zu konsumieren, kann
Wort einen Sachverhalt zu verstehen. An hol- und Drogenkonsum und Rasen beim nach einem Autounfall und der entspre-
der Oberstufe stellen wir einer Klasse fünf Autofahren ein männliches Verhalten. chenden Beweislage ein Gastgeber sehr
Scooter zur Verfügung. Uns ist wichtig, Umso wichtiger kann der Einfluss einer wohl schuldig sein und eine Versicherung
dass alle Schüler einmal mit dem Töffli Freundin, eines Freundes sein, dass auch auf ihn Regress nehmen.
fahren können und über das Experimen- Autofahrer vernünftiger im Strassenver-
tieren erfahren, welche Gefahren im kehr unterwegs sind. l & l: Welches Problem ist immer noch un-
Strassenverkehr mit Alkohol entstehen. genügend gelöst?
In der Oberstufe beginnen die Jugendli- l & l: Nimmt die Sensibilität gegenüber Gisin: Ich stelle immer wieder fest, wie
chen an Partys zu gehen. Deshalb ist es ein der Fahrfähigkeit eher zu oder ab? Jugendliche in Bezug auf Drogen im
Vorteil, wenn sie bereits zu diesem Zeit- Gisin: Weil zirka alle zwei Jahre eine Strassenverkehr falsch informiert sind.
punkt ein Bewusstsein haben, nie mit gesetzliche Verschärfung durchgeführt Dies beginnt bereits damit, dass viele Ju-
Alkohol zu fahren. wurde, wissen Autofahrer im Grunde, gendliche meinen, der Konsum von Can-
dass Alkohol am Steuer gefährlich ist. Ei- nabis sei legal. Dass für Drogen im Stras-
l & l: Wie veränderte sich die Wahrneh- nen massiven Wandel wird zudem ab dem senverkehr gesetzlich eine Nulltoleranz
mung von Alkohol im Strassenverkehr? 1. Oktober 2016 die beweissichere Atem- gilt, davon weiss praktisch niemand. Er-
Gisin: Als 2014 für Neulenker die neue alkoholkontrolle bringen. Mit den neuen schwerend ist dabei, dass Cannabis bei-
Regelung von 0,1 Promille für drei Jahre mobilen Atemalkoholtestgeräten kann spielweise noch mehrere Tage nach dem
eingeführt wurde, erwarteten wir Fach- die Polizei viel mehr Leute kontrollieren. Konsum im Körper nachweisbar ist. Über
leute, dass die jugendlichen Neulenker Ich gehe davon aus, dass deshalb die Kon- solche Themen müsste verstärkt infor-
diese Gesetzesverschärfung nicht oder trolldichte explosionsartig zunimmt, was miert werden.
Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2016
wenig akzeptieren würden. Diese Vor- sich sehr schnell herumsprechen wird.
schrift ist eigentlich eine Diskriminie- Die Wahrscheinlichkeit, dass man bei ■
rung, eine Ungleichbehandlung gegen- 0,5 Promille das Auto stehen lassen und
über den anderen Autofahrern und eine Busse zahlen oder sogar bei 0,8 Pro- Paul Gisin leitete von 1995 bis Oktober 2016 die
Fachstelle ASN. Er ist ausgebildeter Lehrer und
die Argumentation des Warum wäre mille den Führerschein abgeben muss,
Soziologe.
schwierig gewesen. Zu unserem Erstau- wird sich massiv erhöhen.
nen sind die Jugendlichen mit dieser Brigitte Müller, Texterin und Redaktionsleiterin
«laut & leise», stellte die Fragen.
Vorschrift einverstanden. Besonders l & l: Wie nehmen Ärzte ihre Informa-
junge Männer, die gerne Auto fahren, tionspflicht wahr, wenn sie Patienten
finden, dass man beim Autofahren fit Medikamente verschreiben, die die Fahr-
sein muss. fähigkeit einschränken?
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WAS ZAHLT DIE VERSICHERUNG?
Ein teures Abendessen
Ein gemütliches Abendessen hat für Peter Müller fatale Folgen: Mit zu viel Alkohol im
Blut übersieht er ein Auto. Der Unfall verursacht hohe Kosten – doch wer bezahlt diese?
Peter Müller meint, die Versicherung. Diese persönliche Einschätzung entspricht aber
nicht der Gesetzeslage.
Text: Andreas Lörtscher
ach einem Nachtessen unter Fahren unter Alkoholeinfluss stellt rungen eine auf Quoten basierende Re-
N Freunden, bei dem auch Wein
getrunken wird, fühlt sich Pe-
ter Müller ohne weiteres fahr-
tüchtig. Eine Unaufmerksamkeit von
einer winzigen Sekunde genügt, dass
eine Grobfahrlässigkeit dar. Grobfahrläs-
sig ist, wenn ein Verhalten schlechthin
unverständlich ist *; umgangssprachlich
drückt dies die Frage aus: «Wie konnte er
nur?» Aufgrund einer spezialgesetzlichen
gresspraxis durchgesetzt.
Eine kürzlich bei verschiedenen Versiche-
rungsgesellschaften durchgeführte Um-
frage hat folgende Regressquoten erge-
Peter Müller ein von rechts kommendes Norm (Art. 65 des Strassenverkehrsgeset- ben:
Fahrzeug übersieht. Die Kollision ist hef- zes SVG) darf der Haftpflichtversicherer • Blutalkoholkonzentration 0,50–0,79‰:
tig, die Folgen gravierend. Die Lenkerin seine Leistungen im vorliegenden Fall ge- Regress mindestens 10–20%
im vortrittsberechtigten Fahrzeug ver- genüber der verletzten Lenkerin des geg- • Blutalkoholkonzentration 0,80–1,19 ‰:
Regress mindestens 30%
letzt sich erheblich; beide Autos erleiden nerischen Fahrzeugs nicht kürzen, son-
• Blutalkoholkonzentration >1,20‰:
einen massiven Schaden. Glücklicher- dern muss trotz Bestehens einer klaren Regress maximal 70%
weise bleibt Peter Müller unverletzt. Grobfahrlässigkeit den gesamten Scha-
Die Polizei stellt bei einem Atemlufttest denbetrag von 150 000 Franken bezah- Für Peter Müller bedeutet dies, dass er im
bei Peter Müller eine erhöhte Blutalko- len. Der Haftpflichtversicherer hat jedoch Normalfall mit einer Regressforderung
holkonzentration fest. Die anschliessend anschliessend ein Regressrecht gegen- von rund 30 Prozent oder 45 000 Franken
verfügte Blutprobe ergibt einen Wert von über dem eigenen, grobfahrlässig han- rechnen muss. Diese Summe kann sich je
1,02 Promille. Damit ist klar, dass Peter delnden Versicherungsnehmer. nach wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit
Müller die gesetzlich tolerierte Blutalko- Zur Erhöhung der Sicherheit auf den verringern, aber auch erhöhen. Ausge-
holkonzentration von 0,5 Promille erheb- Schweizer Strassen wurden verschiedene schlossen ist aber aus gesetzlicher Sicht,
lich überschritten hat. Gesetzesbestimmungen erlassen bezie- dass der Versicherer aus Gründen der Ku-
Peter ist sich bewusst, dass damit hungsweise verschärft. Demzufolge sind lanz auf einen Regress ganz verzichtet.
Schwierigkeiten auf ihn zukommen. Be- die Versicherungsgesellschaften ab Janu- Nicht zu vergessen ist der Vollkasko-
reits wegen Missachtung des Vortritts ar 2015 sogar gesetzlich verpflichtet, schaden. Bekanntlich belaufen sich die
muss er mit einer Strafe rechnen, die we- einen Regress zu nehmen, wenn der Reparaturkosten des Fahrzeugs von Peter
gen des konsumierten Alkohols massiv Schaden in angetrunkenem oder fahr- Müller auf 12 000 Franken. Im Gegen-
erhöht wird. Auch ein Administrativver- unfähigem Zustand verursacht wurde. satz zu den Ansprüchen der Unfallgegne-
fahren, das in einen längeren Entzug des Unter Fahren in fahrunfähigem Zustand rin dürfen die Leistungen des eigenen
Fahrausweises mündet, kommt auf ihn ist in erster Linie das Fahren unter Alko- Versicherten direkt gekürzt werden. Der
zu. Die gleichen Folgen hätte Peter Mül- hol-, Medikamenten- und Drogenein- Vollkaskoversicherer wird demzufolge in
ler im Übrigen auch zu gewärtigen, wenn fluss zu verstehen. einem ersten Schritt den Betrag von
er den Unfall unter Drogeneinfluss verur- 12 000 Franken wegen Grobfahrlässigkeit
sacht hätte. Bis 70 Prozent Regress um 30 Prozent auf 8400 Franken kürzen.
Was geschieht nun aber aus versiche- Weil Peter Müller sowohl die Haftpflicht-
rungsrechtlicher Sicht? Einerseits ist die Gemäss Gesetz hat der Versicherer bei der als auch die Vollkaskoversicherung bei
Motorfahrzeug-Haftpflichtversicherung Festlegung der Höhe des Regresses auf das der gleichen Gesellschaft versichert hat,
von Peter Müller involviert, die aufgrund Verschulden sowie die wirtschaftliche wird die Versicherungsgesellschaft auch
seines vollen Verschuldens am Zustande- Leistungsfähigkeit Rücksicht zu nehmen. den Restbetrag von 8400 Franken in ei-
kommen des Unfalls den gesamten Da die Blutalkoholkonzentration bei Al- nem zweiten Schritt nicht ausbezahlen,
Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2016
Schaden, der der gegnerischen Lenkerin koholdelikten ärztlicherseits präzis fest- sondern im Sinne einer Anzahlung an den
entstanden ist, zu übernehmen hat. Ins- gelegt werden kann, hat sich gerade in Regress aus dem Haftpflichtfall in der
gesamt beläuft sich der Schadenbetrag diesem Bereich auf Seiten der Versiche- Höhe von 45 000 Franken zurückbehal-
unter den verschiedenen Schadensposi- ten und verrechnen. Alles in allem ein
tionen (Heilkosten, Erwerbsausfall, Haus- teures Abendessen, an dem Peter Müller
haltschaden, Genugtuung, Fahrzeug- * Grobfahrlässigkeit liegt juristisch vor, wenn noch lange zu kauen haben wird.
schaden) auf rund 150 000 Franken. jene elementaren Vorsichtsgebote unbeachtet
Zudem verfügt Peter Müller über eine gelassen werden, die jeder verständige Mensch ■
in der gleichen Lage und unter den gleichen
Vollkaskoversicherung, bei der er die Umständen befolgt hätte, um eine nach dem Andreas Lörtscher, Fürsprecher, Rechtskonsulent
Reparaturkosten seines eigenen Fahr- natürlichen Lauf der Dinge voraussehbare Schweizerische Mobiliar Versicherungsgesellschaft
zeugs über 12 000 Franken anmeldet. Schädigung zu vermeiden. AG, Bern
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FAHRFÄHIGKEIT UND FAHREIGNUNG
Fahrt ins Blaue
Häufig erscheinen in Zeitungen Schlagzeilen wie «Suff- und Drogenfahrt endet im Garten».
Doch was bedeutet das überhaupt? Was heisst Fahren in fahrunfähigem Zustand, was versteht
man unter Fahreignung und was passiert, wenn es zu einem solchen Vorfall gekommen ist?
Text: Dr. med. Kristina Keller
lex war wie immer am Wochen- zisten fest, dass er sehr unruhig war und kamentenkonsum und bei unklaren Er-
A ende mit seinen Kollegen im
Ausgang in Zürich. Zunächst
war abgemacht, dass er der Fah-
rer sein soll. Trotzdem trank er im Lauf des
Abends mehrere Biere. Zwischendurch
auffällige Augenbefunde aufwies, wes-
halb sie vermuteten, dass er möglicher-
weise auch Drogen konsumiert hatte. Sie
teilten ihm mit, dass er nach dem Gesetz
fahrunfähig sei. Alex erstaunt: «Was mei-
gebnissen (d. h. wenn die entsprechen-
den Grenzwerte nicht überschritten wer-
den oder bei anderen Drogen) wird eine
Beurteilung nach dem sogenannten Drei-
Säulen-Prinzip durchgeführt: Es werden
rauchte er noch einen Joint und in einem nen Sie damit?» Die Antwort war klar und die polizeilichen Beobachtungen, die
Club wurde den jungen Männern Kokain deutlich: Aufgrund des Alkoholwertes ärztlichen Untersuchungsbefunde und
angeboten. Alex hatte das Gefühl, dass er und des vermuteten Drogenkonsums die toxikologischen Ergebnisse zusam-
noch sicher Auto fahren könne, denn er könne er nicht mehr sicher ein Fahrzeug men bewertet.
selbst fühlte sich wach und leistungsfähig. führen und gelte gesetzlich als nicht mehr
Kurz vor der Autobahn machte die Poli- fahrfähig. Alex wurde also anschliessend auf den
zei eine Grosskontrolle. Die Polizisten Polizeiposten gebracht. Ein Arzt führte
führten zunächst einen Atemalkoholtest Ab dem 1. Oktober 2016 wird sich das Vor- eine Untersuchung durch, ihm wurde
durch. gehen bei einer Alkoholisierung im Stras- Blut abgenommen und er musste eine
senverkehr ändern. Im Rahmen des Ver- Urinprobe abgeben. Die Polizei nahm ihm
Seit dem 1. Januar 2005 können nach kehrssicherheitspakts Via sicura wird die den Führerausweis ab und informierte
Strassenverkehrsgesetz (Art. 55 Abs. 1) sogenannte beweissichere Atemalkohol- ihn, dass der Rapport der Staatsanwalt-
Fahrzeugführer sowie an Unfällen betei- probe eingeführt. Das heisst, dass der ge- schaft und dem Strassenverkehrsamt zu-
gestellt wird und er alle Kosten überneh-
men muss. Zudem erwarte ihn ein Straf-
Ab dem 1. Oktober 2016 wird sich das Vorgehen bei einer Alko- und Administrativverfahren und er sei ab
holisierung im Strassenverkehr ändern. Im Rahmen des Verkehrs- sofort nicht mehr fahrberechtigt. Alex
war baff!
sicherheitspakts Via sicura wird die sogenannte beweissichere
Atemalkoholprobe eingeführt. Das heisst, dass der gemessene Nach ein paar Wochen erhielt er Post vom
Atemalkoholwert auch ohne Blutprobe rechtskräftig ist. Strassenverkehrsamt. Alex hatte nebst
knapp 1,00 Promille Alkohol auch noch
Cannabis und Kokain im Blut. Das Stras-
ligte Strassenbenützer einer Atemalkohol- messene Atemalkoholwert auch ohne senverkehrsamt eröffnete ein Adminis-
probe unterzogen werden. Bei Verdacht Blutprobe rechtskräftig ist. Der Fahrzeug- trativverfahren, verfügte einen vorsorg-
auf Drogen- oder Medikamentenkonsum lenker muss unterschreiben, dass er den lichen Führerausweisentzug und ordnete
kann zusätzlich eine Speichel- und Urin- gemessenen Wert anerkennt, womit er eine verkehrsmedizinische Untersuchung
probe genommen werden. Wenn diese auch vor Gericht gültig ist. Die Blutprobe an. Vom Gericht wurde er zudem zu einer
positiv ausfällt, muss eine Blutprobe er- wird bei Werten ≥ 0,80 Promille nur noch Busse verurteilt.
folgen. Im Kanton Zürich wird seit dem ausnahmsweise durchgeführt: zum Bei- Alex wandte sich an einen Juristen.
1. November 2014 anstelle des Speichel- spiel auf Verlangen der kontrollierten Per- Dieser informierte ihn, dass er sich nun
tests durch entsprechend geschulte Poli- son oder wenn Verdacht auf Betäubungs- dahingehend untersuchen lassen muss,
zisten eine standardisierte Untersuchung mittelkonsum besteht. ob er grundsätzlich in der Lage sei, ein
Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2016
(VERIFY) durchgeführt. Dabei werden Fahrzeug sicher zu führen. Es muss zu-
unter anderem die Augen untersucht und Drogen und Medikamente dem ausgeschlossen werden, dass er eine
es wird genau beobachtet, wie sich der Suchterkrankung aufweise, weil er sonst
Fahrer verhält. Die Polizisten halten ihre Bezüglich Drogenkonsum ist in der Ver- eine Gefahr im Strassenverkehr darstelle.
Befunde auf einem entsprechenden Bo- kehrsregelverordnung (Art. 2, Abs. 2) fest- Nach Artikel 15d Abs. 1 wird bei folgen-
gen fest. Das Programm ist mittlerweile gelegt, dass der Nachweis von Cannabis, den Tatbeständen zwingend eine Fahreig-
gut etabliert und wird auch in anderen Heroin, Morphin, Kokain, Amphetamin, nungsabklärung durchgeführt:
Kantonen eingeführt. Methamphetamin, MDEA (Methylen- • Fahren in angetrunkenem Zustand
dioxyethylamphetamin) oder MDMA mit einer Blutalkoholkonzentration von
Alex wies einen Atemalkoholwert von (Ecstasty) zu einer Fahrunfähigkeit führt 1,6 Gewichtspromille oder mehr oder
0,86 Promille auf. Zudem stellten die Poli- («Nulltoleranzregel»). Bei einem Medi- mit einer Atemalkoholkonzentration von
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0,8mg Alkohol oder mehr pro Liter Atem- Alkoholkonsum eingeschränkt. Anläss-
luft. lich der verkehrsmedizinischen Unter- Alkohol am Steuer
• Fahren unter dem Einfluss von Betäu- suchung wurde er vom Arzt zu seiner So- • < 0,50 Promille Alkohol: Kein Straf-
bungsmitteln oder bei Mitführen von Be- zial-, Verkehrs-, allgemeinen medizini- tatbestand, ausser seit 1. Januar 2014 bei
Junglenkern und Berufschauffeuren,
denn diese dürfen nicht mehr als 0,1 Pro-
Das Strassenverkehrsamt eröffnete ein Administrativverfahren, mille im Blut haben. Das Alkoholverbot gilt
zudem für Fahrschüler, Fahrlehrer sowie
verfügte einen vorsorglichen Führerausweisentzug und ordnete Begleitpersonen von Lernfahrern.
eine verkehrsmedizinische Untersuchung an. Vom Gericht wurde • 0,50 bis 0,79 Promille Alkohol:
Nicht-qualifizierte Blutalkoholkonzentra-
er zudem zu einer Busse verurteilt. tion («FiaZ light»). In diesem Fall wird ak-
tuell ein Atemalkoholtest durchgeführt.
Wenn der Fahrzeuglenker mit dem Wert
täubungsmitteln, die die Fahrfähigkeit schen Anamnese und zum Untersu- einverstanden ist, dann gilt dieser auch vor
stark beeinträchtigen oder ein hohes Ab- chungsanlass befragt. Danach wurde eine Gericht.
hängigkeitspotenzial haben. körperliche Untersuchung durchgeführt • ≥ 0,80 Promille Alkohol: Qualifizier-
• Verkehrsregelverletzungen, die auf und ein Psychostatus erhoben. Alex te Blutalkoholkonzentration. Aktuell wird
in jedem Fall zusätzlich eine Blutprobe ab-
Rücksichtslosigkeit schliessen lassen. musste eine Urinprobe abgeben und ihm
genommen.
• Wenn sich im Rahmen einer IV-Unter- wurde Blut abgenommen. Zudem wur-
suchung beispielsweise Hinweise auf eine den ihm insgesamt vier Haarsträhnen
psychische Erkrankung ergeben. Teilwei- Kopfhaare abgeschnitten, um seinen Al-
se geht es der IV um Wiedereingliede- kohol- und Drogenkonsum zu überprü- Fahrfähigkeit vs. Fahreignung
rungsmassnahmen, die es notwendig ma- fen. Mittels Haaranalysen, die seit vielen • Unter Fahrfähigkeit versteht man die
chen, dass man einen Führerausweis hat Jahren ein wichtiger Bestandteil der ver- momentane und zeitlich begrenzte physi-
und fahren kann. Hier kann die jeweilige kehrsmedizinischen Beurteilung sind, sche und psychische Leistungsfähigkeit
IV-Stelle eine Meldung an das Strassen- können Aussagen über den durchschnitt- zum sicheren Führen eines Fahrzeugs.
verkehrsamt machen. lichen Alkohol-, Drogen- und/oder Medi- Fahrunfähig ist man z. B. mit mehr als
0,8 Promille Alkohol.
• Wenn ein Arzt im Rahmen seiner Tä- kamentenkonsum in den letzten Mona-
• Unter Fahreignung versteht man die
tigkeit feststellt, dass sein Patient wegen ten vor der Untersuchung (abhängig von
allgemeine, zeitlich nicht umschriebene
einer körperlichen oder psychischen der Kopfhaarlänge) gemacht werden. und nicht ereignisbezogene, physische und
Krankheit, wegen eines Gebrechens oder Alex wurde informiert, dass nach einigen psychische Eignung zum sicheren Lenken
wegen einer Sucht Motorfahrzeuge nicht Wochen das Gutachten an das zuständige eines Fahrzeugs.
mehr sicher führen kann, dann hat er das Strassenverkehrsamt geschickt werde Fahrungeeignet ist man z. B., wenn eine
Recht, diesen Patienten beim Strassen- und er dann von der Behörde informiert Alkoholabhängigkeit besteht und dadurch das
verkehrsamt zu melden. Als behandeln- wird, ob er seinen Führerausweis wieder- Risiko besteht, dass man unter Alkoholeinfluss
der Arzt ist er in diesem Fall von der Ge- erlangt oder nicht. Auto fährt.
heimhaltepflicht entbunden. Die Untersuchung fiel zu seinen Guns-
ten aus und Alex durfte nach mehreren
Alex meldete sich bei einer entsprechen- Monaten wieder Auto fahren.
Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2016
den Untersuchungsstelle (Verkehrsmedi-
ziner SGRM) an und erhielt zunächst eine ■
Rechnung in Höhe von 1500 Franken.
Erst nach erfolgter Zahlung erhielt er Dr. med. Kristina Keller ist Oberärztin und designier-
te Abteilungsleiterin der Abteilung Verkehrsmedizin
einen Termin zur Untersuchung. Alex
am Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich
hatte sich zudem im Internet erkundigt, (IRM-UZH). Seit 2011 beschäftigt sie sich täglich mit
wie er sich auf die Untersuchung vor- verkehrsmedizinischer Begutachtung im Zusammen-
bereiten könne. Er hatte sofort mit dem hang mit Fahrfähigkeit und Fahreignung.
Drogenkonsum aufgehört, hatte schon
mehrere Urinproben auf Cannabis bei
seinem Hausarzt abgegeben und seinen
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MELDUNGEN AUS DER SUCHTPRÄVENTION
Die meisten Adressen der zeichnenden Stellen dieser Beiträge finden Sie auf der Rückseite des Heftes
TAGUNG dingung ist, dass das Thema Tabak in
mindestens zwei Schullektionen bear-
Sucht im Alter beitet wird. «Auch Schulklassen mit ei-
Wie geht man im Berufsalltag mit älte- nem hohen Anteil an Rauchenden sol-
ren Menschen um, bei denen ein proble- len die Chance erhalten, sich auf positi-
matischer Alkohol- oder Medikamen- ve Art mit dem Thema Nichtrauchen
tenkonsum vermutet wird? Die Tagung auseinanderzusetzen», erklärt Christian
«Unabhängig und gesund im Alter», die Schwendimann von Züri Rauchfrei die
am 4. November im Volkshaus Zürich Idee der neu eingeführten Kategorie.
stattfindet, gibt Antworten auf diese Fra- Klassen der 6. bis 9. Schulstufe können
ge. Sie richtet sich an Fachpersonen aus sich ab sofort anmelden. (Züri Rauchfrei)
den Bereichen Betreuung, Pflege und Anmeldung: www.experiment-nichtrauchen.ch
Beratung. Neben Referaten erwartet die
Teilnehmenden ein interaktives Theater,
in dem typische Alltagssituationen sze-
nisch dargestellt und diskutiert werden.
Dieser Austausch hilft dabei, Suchtver-
halten früh zu erkennen und angemes-
sen zu reagieren. Die Stellen für Sucht- werden für die Teilnahme ebenfalls ent- WEBPLATTFORM
prävention im Kanton Zürich stellen am schädigt. (Radix, Zentrum für Spielsucht)
Anlass zudem einen neuen Leitfaden
Hilfe für Eltern
Informationen und Anmeldung:
vor, der Fachpersonen im frühzeitigen Für problematisch Spielende: von Teenagern
Erkennen riskanter Entwicklungen un- spielsucht-behandlung@radix.ch, 044 202 30 00
terstützt und Handlungsmöglichkeiten Für unproblematisch Spielende: In der Pubertät können sich die Wellen
www.tnu.ethz.ch/gambling.ch
aufzeigt. (ZüFAM) überschlagen: Die Tochter ist plötzlich
Kontakt: info@zuefam.ch, 044 271 87 23
respektlos, der Sohn zieht sich zurück,
Anmeldung: www.zuefam.ch/tagung Regeln werden nicht mehr eingehalten.
Ständige Auseinandersetzungen mit
Kindern in der Pubertät können Eltern
frustrieren und ein Gefühl der Hilflosig-
TABAKPRÄVENTION keit hinterlassen. Die Beziehung kann
auf eine harte Probe gestellt werden, bis
Experiment Nichtrauchen hin zur Unsicherheit, ob das Verhalten
GLÜCKSSPIEL startet des Teenagers noch normal ist. Mit der
Sektion Eltern richtet sich die Gesund-
Teilnehmende für Keine Tabakprodukte für sechs Monate – heitsplattform feel-ok.ch neu auch an Vä-
Studie gesucht klappt das? Das Projekt «Experiment
Nichtrauchen» für Schulklassen startet
Das Zentrum für Spielsucht und die am 8. November 2016. Neben der Moti-
Translational Neuromodeling Unit der vation zur mindestens temporären
ETH führen eine gemeinsame Studie Rauchfreiheit gibt es für die Klassen Rei-
durch, deren Ziel es ist, Glücksspielsucht segutscheine zu gewinnen. Klassen mit
besser zu verstehen. In der Untersu- maximal 10 Prozent Rauchenden können
chung werden klassische Fragebogen 250 Franken, solche ganz ohne Rauchen-
verwendet und ein Computerexperi- de 500 Franken gewinnen. Den Lehrper-
ment durchgeführt, währenddessen die sonen der teilnehmenden Klassen wer-
Hirnaktivitäten mittels EEG gemessen den Materialien für die Unterrichtsgestal-
Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2016
werden. tung zur Verfügung gestellt. Im vergange-
Für die Studie werden Personen mit nen Schuljahr haben 297 der 355 teilneh-
einer Glücksspielproblematik gesucht, menden Klassen im Kanton Zürich den
die bereit sind, gleichzeitig im Zentrum Wettbewerb erfolgreich abgeschlossen.
für Spielsucht eine Behandlung zu be- Mit dieser Erfolgsquote von 84 Prozent
ginnen. Diese Behandlung ist kostenlos. liegt der Kanton Zürich leicht über dem
Die Teilnahme an der Studie wird zudem nationalen Durchschnitt von 77 Prozent.
mit einer Aufwandsentschädigung abge- Im neuen Schuljahr werden im Kan- ter und Mütter. Unter feel-ok.ch/eltern
golten. Gleichzeitig werden für die Stu- ton Zürich versuchsweise auch Schulklas- finden diese Antworten auf Fragen zu
die auch Glücksspielende ohne proble- sen mit Raucheranteil von über 10 Pro- Erziehung, psychischer Gesundheit und
matisches Spielverhalten gesucht. Diese zent beim Wettbewerb zugelassen. Be- Onlinesucht. Das Angebot hilft Eltern,
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Jugendliche zu verstehen und ihnen in dem laden wir sie zu einem besonderen «Medien-KiDS: bewusst umgehen mit
turbulenten Zeiten Halt und Orientie- kulturellen Anlass ein. Dort wird das allen Medien – von Anfang an». Die Au-
rung zu geben. Zudem erhalten sie Tipps Thema Risikokompetenz nochmals ver- torin plädiert für Regeln für den Medien-
und Informationen, um mit eigenen Be- tieft.» konsum von Kindern und Jugendlichen.
lastungen einen gesunden Umgang zu Dieses und weitere Beispiele zeigen, Auf die entscheidende Frage, ab wann
finden. (Radix) dass mit dem Wettbewerb viele Lernende und wie lange Kinder und Jugendliche
Mehr: www.feel-ok.ch/eltern
erreicht werden können. (Züri Rauchfrei) Medien nutzen dürfen, gibt es jedoch
Anmeldung: www.rauchfreielehre.ch
keine pauschalen Antworten und allge-
Anmeldeschluss 8. November meingültige Regeln. Der Beobachter-
Ratgeber stützt sich auf Erfahrungsbe-
richte von Eltern, die individuelle Lösun-
gen für ihre Familie gefunden haben.
Viele praktische Tipps und medienpä-
WETTBEWERB dagogische Überlegungen von Experten
ergänzen das Buch. (Radix, infoDoc)
Rauchfreie Lehre FRÜHINTERVENTION
«Medien-KiDS: bewusst umgehen mit allen Medien –
Jugendliche, die sich entscheiden, wäh- von Anfang an», Eveline Hipeli, 215 S., Beobachter-
rend eines Lehrjahrs auf Tabakprodukte
Entlastung für Schulen edition, 2014. ISBN: 978-3-85569-819-6
zu verzichten, können sich jetzt wieder Sozialer Rückzug, Leistungseinbruch, Ausleihe: www.nebis.ch
Kontakt: infodoc@radix.ch
für den Rauchfrei-Wettbewerb anmel- physische oder psychische Gewalt – Auf-
den. Wie Betriebe ihre Lehrlinge dabei fälligkeiten bei Schülerinnen und Schü-
lern haben viele Gesichter und wirken
sich oft negativ auf das Schulklima aus.
Frühzeitiges Agieren mit System kann
nicht nur Suchtentwicklungen vorbeu-
gen, sondern auch grössere Probleme KURZFILME
und Eskalationen in der Schule verhin-
dern. Die Stellen für Suchtprävention im
Der kleine Unterschied
Kanton Zürich haben viel Erfahrung da- Suchtentwicklungen und problemati-
rin, problematischen Entwicklungen sches Verhalten wie zum Beispiel der Fit-
strukturell entgegenzuwirken und so nesswahn oder Essstörungen im Jugend-
Konflikten systematisch vorzubeugen. alter haben auch mit wahrgenommenen
Sie beraten Schulleitende, Schulsozial- Geschlechterrollen zu tun. Mit der
arbeitende oder Kontaktlehrpersonen Lancierung von fünf Kurzfilmen sowie
individuell und kostenlos. Sie zeigen Materialien für den Unterricht und für
ihnen Handlungsmöglichkeiten und
Grenzen auf und geben Tipps, wie Früh-
erkennung und Frühintervention in be-
stehende schulinterne Strukturen ein-
unterstützen können, rauchfrei zu blei- gebaut werden können. (RSPS)
ben, zeigt das Beispiel der Pflegezentren Kontakt: Auf der Rückseite dieses Hefts oder unter
der Stadt Zürich. Diese organisierten am www.suchtpraevention-zh.ch/ueber-uns/regionale-
8. August zusammen mit Züri Rauchfrei stellen
einen Einführungstag mit Workshops für
die über 100 Lernenden, die bei dieser
Gelegenheit auch für Themen wie Zeit-
management, Umweltschutz, Eintritt ins
Suchtprävention, laut & leise, Oktober 2016
Berufsleben und Brandschutz sensibili-
siert wurden. NEU BEI INFODOC Aktivitäten in Gruppen von 13- bis
Die Pflegezentren gehen aber noch 16-Jährigen sollen Konsummuster gen-
einen Schritt weiter, wie der Ausbil-
Ratgeber zur derspezifisch beleuchtet und hinterfragt
dungsverantwortliche Peter Lehmann Medienkompetenz werden. Ziel der Filme ist es, Mädchen
bestätigt: «Rauchfreiheit ist uns wichtig, und Jungen darin zu unterstützen, Belas-
weil unsere Lernenden im Berufsalltag Die infoDoc Radix bietet eine breite Pa- tungen konstruktiv zu bewältigen und
immer in Kontakt mit Menschen sind. lette von Büchern und Medien rund um voneinander zu lernen. (Sucht Schweiz)
Wir belohnen ihr Engagement deshalb das Thema Suchtprävention und Sucht Kontakt: nrimann@suchtschweiz.ch
mit einem Einkaufsgutschein im Wert zur Ausleihe an. In dieser Rubrik stellt sie Download Materialien:
von 200 Franken pro Lehrjahr. Ausser- neue Literatur vor. Diesmal das Buch www.genderundpraevention.ch
15Sie können auch lesen
