LBBW Research. Ausblick 2019 - Grund zum Achtgeben - Die LBBW

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LBBW Research. Ausblick 2019 - Grund zum Achtgeben - Die LBBW
Bereit für Neues

LBBW Research.
Ausblick 2019 –
Grund zum Achtgeben.

Wie entwickelt sich die Weltwirtschaft?

Wirtschaftsausblick
Seite 06 – 20 ➜

Wichtige Ereignisse
2019.
Seite 21 ➜

EU-Institutionen und
Finanzmarktumfeld.
Seite 22 – 27 ➜

Unsere Prognosen
für 2019.
Seite 28 – 47 ➜
LBBW Research. Ausblick 2019 - Grund zum Achtgeben - Die LBBW
Sehr geehrte
Leserinnen und Leser,

wir freuen uns, Ihnen mit diesem Jahresaus-
blick unsere ­Erwartungen für die Entwicklung
der Weltwirtschaft und der Kapitalmärkte im
kommenden Jahr zu überreichen.

Ihr LBBW Research-Team
LBBW Research. Ausblick 2019 - Grund zum Achtgeben - Die LBBW
Inhalt

                                                            Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019
01
Editorial
                               04
                               Sonder­
Seite 04 ➜                     themen
                               Seite 22 ➜

                               04.1 EU-Institutionen
                               im Jahr 2019.

02
                               Seite 24 ➜

                               04.2 Finanzmärkte: Anlage­
                               umfeld und -möglichkeiten.
Wirtschafts­                   Seite 26 ➜
ausblick
Seite 06 ➜

02.1 Weltwirtschaft
Seite 08 ➜

02.2 Deutschland und der
                               05

                                                            03
                               Unsere
Euroraum.                      Prognosen
Seite 11 ➜
                               für 2019.
02.3 Vereinigtes Königreich.   Seite 28 ➜
Seite 13 ➜
                               05.1 Fed und EZB.
02.4 Schweiz                   Seite 31 ➜
Seite 15 ➜
                               05.2 Rentenmärkte
02.5 Vereinigte Staaten.       Seite 33 ➜
Seite 16 ➜
                               05.3 Währungen
02.6 Japan                     Seite 35 ➜
Seite 18 ➜
                               05.4 Rohstoffe
02.7 China                     Seite 37 ➜
Seite 19 ➜
                               05.5 Aktien
                               Seite 39 ➜

03
                               05.6 Unsere Top-10-Aktien
                               für 2019.
                               Seite 44 ➜

Kalender
wichtiger
Ereignisse                     Disclaimer | Impressum
                               Seite 48 ➜
2019.
                                                            Inhalt

Seite 21 ➜
LBBW Research. Ausblick 2019 - Grund zum Achtgeben - Die LBBW
01
Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019

                                                  Editorial

                                               Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
04

                                               Grund zum Achtgeben – das ist unser Leit­             Grund zum Achtgeben bedeutet für die Wirt­
                                               bild für das Jahr 2019 und die Überschrift            schaftsakteure rund um den Globus, dass sich im
                                                                                                     anbrechenden Jahr einige Rahmen­bedingungen
                                               für unseren Ausblick auf das Jahr 2019,
                                                                                                     spürbar ändern werden. Der Aufschwung der
                                               den Sie in Ihren Händen halten.                       Weltwirtschaft nach der Lehman-­Brothers-Welt­
                                                                                                     rezession geht in sein zehntes Jahr. Ein Auf­
                                                                                                     schwung ist zwar selten an Altersschwäche zu­
                                               Wir hatten das Jahr 2018 unter das Motto »Grund       grunde gegangen. Aber die Zeichen für eine
                                               zum Aufbruch« gestellt. Tatsächlich ist 2018 ein      Zeitenwende mehren sich: Die Rohölpreise stei­
                                               Jahr vieler wegweisender Entscheidungen gewe­         gen, und die Notenbanken verteilen ihre Liqui­
                                               sen. So haben die Notenbanken den Weg in Rich­        dität nicht mehr ganz so frei­gebig wie noch vor
                                               tung geldpolitischer Normalität aufgenommen.          wenigen Jahren. Speziell die US-Notenbank wird
                                               Ökonomisch geht dieser Tage ein insgesamt er­         weiter auf dem Weg gradueller Zins­erhöhungen
                                               freuliches Jahr zu Ende, mit einer zunehmenden        voranschreiten und ihren Leitzins wohl jedes
                                               Beschäftigung, nicht nur in den Industriestaaten.     Quartal um einen Viertel­prozentpunkt erhöhen.
                                                                                                     Damit dürfte sich der dortige Leitzins einem Ni­
                                               Das politische Berlin sieht sich dieser Tage ge­      veau annähern, ab dem die Wirtschaftsleistung
                                               zwungen, gehörige Veränderungen beim Spitzen­         im Land nicht mehr ­gestützt, sondern gedrosselt
                                               personal vorzunehmen. Angela Merkel hat               wird. Die Folgen dieses Handelns werden wir
                                               an­gekündigt, nicht mehr für den CDU-Vorsitz kan­     auch diesseits des Atlantiks spüren.
                                               didieren zu wollen und mit dem Ende dieser Le­
                                               gislatur als Bundeskanzlerin abzutreten. Zu wün­      Grund zum Achtgeben bedeutet auch neue Spiel­
                                               schen ist, dass dies als Initialzündung für einen     regeln für das Wirtschaftsgeschehen in E­ uropa.
                                               Aufbruch wirken mag, um für die Zukunft sinn­         Das Vereinigte Königreich mit dem Finanzzen­
                                               volle Reformen anzustoßen. Die gute Konjunktur-       trum London ist drauf und dran, die Europäi­
Editorial

                                               und Haushaltssituation, nicht zuletzt in Deutsch­     sche Union zu verlassen. Just in diesem Moment
                                               land, wird uns nicht auf Ewigkeit erhalten bleiben.   zeigen die EU-Schwergewichte Frankreich und
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Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019
I­talien Wachstumsschwächen, die Deutschland al­    Für den Jahresbeginn erwarten wir zunächst

                                                                                                         05
 lein nicht auffangen kann. Vor dem Hintergrund     noch Rückenwind für die Finanzmärkte. Dann
 einer erhitzten, populistisch aufgeheizten Dis­    aber, wohl etwa zur Jahresmitte, dürfte die Groß­
 kussion erscheint es als ein kritischer Moment,    wetterlage drehen. Ein unzweideutiges Radarsig­
 wenn im Mai 2019 Europa­wahlen stattfinden         nal wird nach unserem Dafürhalten die US-Ren­
 und gleich mehrere wichtige Positionen in der      ditestrukturkurve liefern: Bald nämlich dürften
 europäischen Verwaltung neu zu besetzen sind:      sich die Renditen an deren langem Ende jenen
 EZB-Präsident, Präsident der Europäischen Kom­     am kurzen Ende nachhaltig annähern, vielleicht
 mission, EU-Rats­vorsitzender.                     sogar unterschreiten. Am Finanzmarkt werden
                                                    dann die Zeichen auf zunehmende Windstärken
Grund zum Achtgeben haben bei alledem gera­         und erhöhten Wellengang hindeuten. Dann wird
de die führenden Köpfe in Europa, in Berlin nicht   es Zeit sein, die Segel zu reffen und Kurs zu neh­
anders als in Brüssel. Zu schnell könnten wir an­   men auf einen »Sicheren Hafen« – um dann wie­
sonsten beispielsweise in den Handelskonflikt       der zu neuen Zielen aufbrechen zu können.
zwischen der Volksrepublik China und den Ver­
einigten Staaten hineingeraten. Auch könnten        2019 werden Sie allen Grund haben achtzu­
notwendige Reformen nicht beherzt angegangen        geben! Eine ertragreiche Lektüre des Ihnen vor­
werden, um die ökonomischen und gesellschaft­       liegenden Jahresausblicks wünscht
lichen Herausforderungen aus Automatisierung
und Digitalisierung zu meistern.
                                                    Ihr
Über das Jahr 2019 hinweg wird die Notwendig­
keit, dem ökonomischen Umfeld gehörige Beach­
tung zu schenken, eher anwachsen. So wird aller
Voraussicht nach das Momentum der Weltwirt­
schaft allmählich nachlassen. Dann gilt es, einem
möglichen Abschwung portfoliotechnisch vorzu­       Uwe Burkert
beugen und sich hieraus ergebende Chancen zu        Chefvolkswirt und Leiter des Bereichs Research
                                                                                                         Editorial

nutzen.
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02
Wirtschaftsausblick
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Wirtschaftsausblick

Für 2019 gehen wir davon aus, dass die Weltwirtschaft

ähnlich stark zulegen wird wie im zu Ende gehenden Jahr.

Dabei wird über die anstehenden zwölf Monate hinweg die

Notwendigkeit, dem ökonomischen Umfeld gehörige Beach-

tung zu schenken, wohl zunehmen. Das Momentum der

realwirtschaftlichen Aktivität rund um den Globus dürfte

nachlassen. Zudem stehen den Wirtschaftsakteuren auch bei

den Rahmenbedingungen bedeutende Änderungen ins Haus.

       4%
       Erwarteter
       Zuwachs des
       Welthandels 2019
LBBW Research. Ausblick 2019 - Grund zum Achtgeben - Die LBBW
02.1 Weltwirtschaft
Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019

                                               Grund zu vorsichtigem Optimismus.

                                               Matthias Krieger

                                               Weltwirtschaft: Viel Zunder, aber wenig              stark in die internationalen Wertschöpfungs­
                                               Nahrung für einen Flächenbrand.                      ketten eingebettete und/oder rohstoffexportie­
                                                                                                    rende Schwellenländer.
                                               Allen Unkenrufen zum Trotz lässt uns die Ent­
                                               wicklung der Weltwirtschaft mit einem vorsich­
                                               tigen Optimismus ins kommende Jahr blicken.          Alte Bekannte unter den potentiellen
                                               Zunächst: Der Aufschwung in den entwickelten         ­Belastungsfaktoren.
                                               Staaten ist in die Jahre gekommen. Dies lässt
                                               sich an vielen Größen ablesen, so an steigenden      Bei alledem werden die Bäume nirgends in den
                                               US-Leitzinsen. Auch zeigen sich zunehmend Eng­       Himmel wachsen, denn potentielle Belastungs­
                                               pässe am Arbeitsmarkt, nicht nur in ­Nordamerika,    faktoren bleiben. Mit Blick auf Europa wäre
                                               sondern auch in Deutschland oder in Japan. Was       hier neben einem unkontrollierten Brexit vor
                                               die Konjunktur in der größten Volkswirtschaft        ­allem eine Neuauflage der Euro-Krise zu nen­
                                               der Welt am Laufen hält, ist die jüngst dort ver­     nen, so aufgrund einer ungünstigen Entwicklung
                                               abschiedete Steuerreform. Für Europa wäre es          in Italien. Mit Blick auf die Weltwirtschaft insge­
                                               von Vorteil, wenn sich der Handelsstreit mit den      samt könnte eine weitere Eskalation des Han­
                                               Vereinigten Staaten aus der Welt schaffen ließe.      delsstreits der USA mit China Sand ins Getriebe
08

                                               Ggf. würden unter dem Strich einige Schranken         streuen. Aufgrund der fortgeschrittenen globalen
                                               im transatlantischen Handel fallen. Dies wäre         Vernetzung der Indu­   strieproduktion kann letzt­
                                               eine gute Nachricht für Europa und seine Unter­       lich niemand sagen, welche Staaten im Falle ei­
                                               nehmen. In Verbindung mit einer weiterhin sehr        ner protektionistischen Eskalations­spirale signi­
                                               expansiven Geldpolitik der EZB ließe sich zumin­      fikant in Mitleidenschaft gezogen würden, sicher
                                               dest für den Euroraum daraus ein weiteres Jahr        aber sehr viele. Zu bedenken ist, dass eine solche
                                               mit recht guten wirtschaftlichen Per­   spektiven     Eskalation auch nicht im Interesse der US-Wirt­
                                               ableiten.                                             schaft läge. Unser Hauptszenario lautet, dass es
                                                                                                     im Handelsstreit letztlich zu einer Einigung kom­
                                               In China dürfte die Zuwachsrate des Brutto­           men wird. Diese wird zumindest verhindern, dass
                                               inlandsprodukts (BIP) dank staatlicher Unterstüt­     die Erholung der Weltwirtschaft in einem Sumpf
                                               zung auch 2019 um die 6 % liegen. Um das BIP          an Protektionismus steckenbleibt.
                                               pro Kopf, wie dem Volk versprochen, von 2010
                                               bis 2020 zu verdoppeln, muss die Regierung auf       Mit Sorge haben viele Marktteilnehmer zuletzt
                                               Wachstum setzen. Sie wird wohl weiter alles tun,     auch auf die Emerging Markets geblickt. Zwar
                                               um die hierfür notwendigen Zuwachsraten zu ge­       haben diese im Jahresverlauf 2018 meist mit
                                               nerieren. Große Entwicklungs- und Infrastruktur­     recht passablen Wachstumsraten aufgewar­
                                               projekte (z. B. »Belt and Road«) bieten hier Ex­     tet. Eine als ungut empfundene Mischung ver­
                                               pansionsmöglichkeiten, sowohl im Binnenland          schiedener Faktoren hat aber belastet, vor
                                               als auch an der Peripherie. Solange China über       allem Länder mit schwächeren Fundamental­
                                               die finanziellen Ressourcen verfügt – und dies ist   daten. Belastet haben nicht zuletzt der Sino-­
                                               noch der Fall –, wird man in Peking an der Stra­     US-Handelskonflikt, steigende US-Zinsen und
                                               tegie eines expansiven Wachstums festhalten.         eine akute Krise in einzelnen Ländern wie Ar­
Wirtschaftsausblick

                                               Ein Szenario, in dem sich die großen Wirtschafts­    gentinien und der Türkei. Grundsätzlich spre­
                                               blöcke USA, China und mit Abstrichen auch die        chen derweil weder das weltwirtschaftliche
                                               EU ökonomisch gut behaupten, wäre ein positi­        Umfeld noch die Entwicklung der Rahmendaten
                                               ves Vorzeichen. Freuen dürften sich auch export­     in den Emerging Markets selbst für den Beginn
                                               orientierte Staaten wie Japan, Südkorea oder         eines Flächenbrands. Ein solcher wäre derzeit
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Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019
nach unserem Dafürhalten nur im Falle gravie­                      Schwellenländer mehrheitlich krisenfest.
rend zunehmender weltweiter Spannungen mit
schweren Rückwirkungen auf die Weltwirtschaft     Die Fundamentaldaten der Schwellenländer ins­
insgesamt zu befürchten.                          gesamt sind nach wie vor passabel und in ih­
                                                  rer Gesamtheit keineswegs Ausweis einer Krise.
In einer akuten Krise befinden sich Argenti­nien, Zwar wächst die Weltwirtschaft eher verhalten,
Venezuela und die Türkei. Hier haben jeweils      aber die Rohstoffpreise steigen im Trend an. Der­
hausgemachte Gründe den Ausschlag gegeben,        weil scheinen die ausländischen Direktinvesti­
keine globalen Einflussfaktoren. Die Marktreak­   tionen in den Schwellenländern ihren zyklischen
tionen sind bislang daher auch differenziert. Die Tiefpunkt hinter sich gelassen zu haben. Auch
Marktteilnehmer prüfen gerade Land für Land       sind die Inflationsraten in den Schwellenländern
auf Schwachstellen. Im Ergebnis leiden derzeit    mehrheitlich niedrig und die Staatsfinanzen zu­
vor allem solche Länder unter der Zurückhal­      meist solide. Auch die oft als Risikofaktor ge­
tung in- und ausländischer Investoren, die eher   nannte und in der Tat deutlich gestiegene Fremd­
schwächere Fundamentaldaten aufweisen. Dazu       währungsverschuldung vieler Schwellenländer
zählen Brasilien, Südafrika, Indien und Indone­   relativiert sich bei genauerem Hinsehen. Denn
sien. Auch hier ist die Marktreaktion aber dif­   auch die Exporte dieser Staaten wachsen kräftig.
ferenziert. Zwar haben die Währungen hier         Der zunehmende Welthandel bzw. die Interna­
mehrheitlich abgewertet; an den Aktienmärkten     tionalisierung von Produktion und Handel bedin­
dieser Staaten hat aber bislang kein echter Aus­  gen einen Anstieg der US-Dollar-Verbindlichkei­
verkauf stattgefunden. Andere Schwellen­länder    ten quasi zwangsläufig. Dem stehen aber auch
sind sogar gänzlich ungeschoren davongekom­       steigende Einnahmen aus zunehmenden Export­
men. Von einer generellen Schwellenländer-­ erlösen gegenüber, die ebenfalls in US-Dollar an­
Panik keine Spur – für eine solche gäbe es auch   fallen. Entscheidend ist, dass kein Missverhältnis
kaum Gründe.                                      entsteht zwischen US-Dollar-Einnahmen (Expor­
                                                  ten) und US-Dollar-Verbindlichkeiten.

                                                                                                                           09
Fremdwährungsanleihen aus Emerging Markets vs. Emerging-Markets-Exporte p. a.
(in Mrd. US-Dollar)

8.000

7.000

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

    0
          2008       2009        2010         2011          2012      2013    2014     2015        2016        2017
                                                                                                                           Wirtschaftsausblick

  Internationale FX-Anleihen aus Emerging Markets: sonstige Emittenten
  Finanzunternehmen
  Unternehmen (»Non Financials«)
                                                                                     Quellen: T
                                                                                               homson Reuters, Bank für
  Staat                                                                                       Internationalen Zahlungs­
  Exporte p. a. der Emerging Markets – lineare Trendlinie                                     ausgleich, LBBW Research
LBBW Research. Ausblick 2019 - Grund zum Achtgeben - Die LBBW
Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019

                                               Ein solches besteht unseres Erachtens derzeit          kämpft weiterhin mit einer hohen Unterneh­
                                               nicht. Die Exporteinnahmen der Schwellenlän­           mensverschuldung. Auch sind für einige Sekto­
                                               der belaufen sich mit rund 7.500 Mrd. US-Dollar        ren Überkapazitäten zu beklagen. Die Regierung
                                               p. a. auf mehr als das Doppelte der aggregierten       dürfte mit gezielten Maßnahmen ein relativ ho­
                                               Fremdwährungsverbindlichkeiten dieser Länder­          hes Wachstum von 6 % p. a. aufrechterhalten. Den
                                               gruppe (ca. 3.600 Mrd. US-Dollar), und sie steigen      übrigen Schwellen­  ländern sollten ein anhalten­
                                               im Trend an. Die Devisenreserven vieler Emer­          des Wachstum der ­»Großen« sowie im Trend ge­
                                               ging Markets übersteigen zudem deren kurzfris­          stiegene Rohstoffpreise zugutekommen. ­    Unter
                                               tig fällig werdende Fremdwährungsverschuldung          Abwägung aller Chancen und Risiken gehen wir
                                               oft um ein Mehrfaches. Einen Flächenbrand bzw.          davon aus, dass die Weltwirtschaft 2019 mit
                                               eine Emerging-Markets-Krise befürchten wir vor          3,7 % nur unwesentlich schwächer zulegen wird
                                               diesem Hintergrund derzeit nicht.                       als im zu Ende gehenden Jahr. Politische Ent­
                                                                                                       wicklungen mit Einfluss auf die Weltwirtschaft
                                                                                                       lassen sich bei alledem schwer voraussagen.
                                               Moderates Wachstum der Weltwirtschaft                  ­Dabei müssen ungünstige Einflüsse von dieser
                                               auch im kommenden Jahr.                                 Seite nach den ­Erfahrungen der jüngsten Zeit im­
                                                                                                       mer mehr als potentielle erratische Störgröße in
                                               Unterm Strich lässt das Jahr 2019 bei den ent­          die persönlichen Risiko­ abwägungen einbezogen
                                               wickelten Staaten eine graduelle Abschwächung           werden.
                                               der wirtschaftlichen Dynamik erwarten. China

                                               BIP mit IWF-Prognosen (in %): Entwickelte Staaten versus Emerging Markets.
                                               8,0

                                               7,0
10

                                               6,0

                                               5,0

                                               4,0

                                               3,0

                                               2,0

                                               1,0

                                                0
                                                        2010       2011   2012   2013   2014        2015    2016       2017       2018      2019       2020

                                                     Industrieländer
                                                     Emerging Markets                                              Quellen: Thomson Reuters, IWF, LBBW Research
Wirtschaftsausblick
02.2 Deutschland und der Euroraum.

                                                                                                           Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019
Die Wachstumsrisiken steigen.

Dr. Jens-Oliver Niklasch

Der Euroraum wird zu Beginn des anbrechenden         Bei alledem hat der Euroraum an innerer Sta­
Jahres fünf Jahre Aufschwung hinter sich haben.      bilität in den zurückliegenden Quartalen hin­
Vieles spricht dafür, dass ein sechstes Jahr hin­    zugewonnen. Kennzeichnend hierfür sind nicht
zukommen wird, aber: Die Risiken nehmen zu.          nur die sehr guten Wachstumszahlen des Jah­
Während 2019 die EZB den Grad ihrer expansi­         res 2017 und die noch immer guten Zahlen des
ven Geldpolitik langsam zurückfahren und keine       zu Ende gehenden Jahres, sondern i­nsbesondere
Anleihen mehr kaufen wird, rückt der Brexit nä­      auch eine zurückweichende Arbeitslosigkeit. In­
her. Modellrechnungen zeigen, dass im ungüns­        zwischen ist die Arbeitslosenquote im Euroraum
tigen Fall, ohne eine vertragliche Vereinbarung      auf 8,1 % gesunken – der niedrigste Stand seit dem
zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich,      Sommer 2008, kurz vor Beginn der Finanz- und
über reichlich zehn Jahre die gesamtwirtschaftli­    Schuldenkrise.
che Leistung im Euroraum um 1,5 % niedriger lie­
gen kann als in einem Szenario mit Vereinbarung.     Diese Festigung der gesamtwirtschaftlichen Fun­
Eine ganz andere Frage ist, wie sich diese Ver­      damentalsituation im Euroraum vollzieht sich
luste zeitlich und räumlich verteilen. Deutschland   vor dem Hintergrund weitgehender Preisniveau­
dürfte aufgrund seines bedeutsamen Außenhan­         stabilität. Zwar hat die Teuerungsrate im Euro­
dels überdurchschnittlich betroffen sein. Zudem      raum im Frühherbst mit 2,1 % leicht über der Sta­

                                                                                                           11
sollte sich die Hauptlast in den ersten ein bis      bilitätsnorm gelegen, aber hier haben vor allem
zwei Jahren einstellen; nachfolgend mag es so­       Schwankungen der Energiepreise dominiert. Der
gar Aufholeffekte geben. Unstrittig ist, dass sich   zugrundeliegende Preisdruck ist moderat. Ge­
das Vereinigte Königreich um die nega­tiven Fol­     messen an der Kernrate der V    ­ erbraucherpreise
gen eines Austritts aus der EU ohne Abkommen         liegt der Preisauftrieb mit rund 1 % nur etwa
erheblich mehr Sorgen machen muss als die EU.        halb so hoch. Angesichts steigender Löhne am
                                                     Arbeitsmarkt rechnet die EZB für die kommen­
Langfristig gravierender könnte ein von den Ver­     den Quartale mit stärkerem Preisdruck aufwärts.
einigten Staaten ausgehender Protektionismus         Ein Frühindikator hierfür dürfte nicht zuletzt die
sein. Zwar hat US-Präsident Trump mit der EU         Kredit­vergabe an private Nichtbanken sein. Das
zunächst eine Art »Burgfrieden« geschlossen,         entsprechende monetäre Aggregat legt derzeit
doch setzt sich der Konflikt mit China fort. Der     um mehr als 2 % zu. Das klingt nach wenig, ist aber
EU mag dieser Zwist zugute kommen, doch ist          immerhin die stärkste Zunahme seit Mitte 2009.
internationaler Freihandel zumindest zwischen        In der jüngeren Vergangenheit haben die Kredit­
den Industriestaaten seinem Wesen nach ein           vergabe an private Nichtbanken und die Kern­
Posi­tivsummenspiel und kein Nullsummenspiel.        rate der Inflation in etwa im Gleichklang zugelegt,
Anders gewendet: Je mehr Handel, desto besser        wenn auch auf unterschiedlichen Niveaus. Alles
für alle. Wird der Handel massiv gestört, dürfte     zusammengenommen sollte die Inflationsrate im
das Resultat im Umkehrschluss ein Negativsum­        Euroraum im kommenden Jahr mit 1,8 % knapp
menspiel sein, in dem lauter Verlierer am Tisch      an das Ziel der Währungshüter heran­reichen.
sitzen. Da wir derzeit davon ausgehen, dass die
pazifischen Kontrahenten im jeweils eigenen          Was für den Euroraum gilt, dürfte in gro­
Interesse kurz vor der großen Eskalation eine        ben ­ Zügen auch für Deutschland gelten. Aller­
                                                                                                           Wirtschaftsausblick

tragfähige Lösung finden werden, basiert unser       dings ist der Aufschwung in Deutschland schon
Hauptszenario nicht auf einer massiven Störung       ­etwas weiter fortgeschritten. So ist denn der Ar­
des Welthandels.                                      beitsmarkt hierzulande stellenweise so gut wie
Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019

                                               leergefegt. Eine Arbeitslosenquote von 5,1 %            EWU-Schuldenkrise. Im Zuge der Haushaltsbera­
                                                spricht Bände. So hat sich auch für Langzeit­          tungen sind die Renditen italienischer Anleihen
                                               arbeitslose die Chance auf eine Beschäftigung           auf 3,5 % gestiegen. Der Spread zu Bundesan­
                                               spürbar verbessert. Deren Stand ist auf knapp           leihen hat zwischenzeitlich mit 300 Basispunk­
                                               über 800 Tsd. zurückgegangen. In den vergan­            ten Niveaus wie zuletzt 2013 erreicht. Mit rund
                                               genen Jahren lag die Anzahl regelmäßig knapp            2.300 Mrd. Euro ist Italiens Schuldenberg größer
                                               über 1 Mio. Ein hoher Beschäftigungstand hilft          als jener Deutschlands mit 2.070 Mrd. Euro und
                                               typischerweise auch dem privaten Konsum. Das            mehr als sieben Mal so groß wie jener Griechen­
                                               verfügbare ­ Einkommen der Haushalte stützen            lands mit 320 Mrd. Euro. Zwar ist festzuhalten,
                                               zudem beschlossene Maßnahmen wie eine Erhö­             dass die Renditen Spaniens und Portugals von
                                               hung von Grund- und Freibeträgen in der Steuer­         dem Anstieg der Renditen Italiens weitgehend
                                               erklärung oder eine Senkung von Beiträgen zur           unbeeindruckt geblieben sind. Aber das muss
                                               Arbeits­losenversicherung. Dem steht ­belastend         nicht so bleiben. Immerhin haben neben dem ne­
                                               insbesondere eine Anhebung der Beiträge zur             gativen Votum der Märkte über Roms Pläne be­
                                               Pflege­versicherung gegenüber. Unter dem Strich         reits EU-Kommission und Rating-Agenturen den
                                               rechnen die Wirtschaftsforschungsinstitute in           jeweiligen Daumen gesenkt.
                                               ­ihrem Herbstgutachten mit einer fiskalischen
                                                Entlastung um 22,4 Mrd. Euro bzw. 0,6 % des            Falls die Finanzmärkte erneut in größere Un­
                                                Bruttoinlandsprodukts (BIP).                           ruhe versetzt werden, droht dies auch die Real­
                                                                                                       wirtschaft im Euroraum in Mitleidenschaft zu zie­
                                                                                                       hen. Faktisch ist das Überschreiten der Zielmarke
                                               Abgastest, Italien, EZB:                                von 0,8 % des BIP für Roms Defizit 2019 zwar
                                               Der Gegenwind legt an Stärke zu.                        nicht dramatisch; immerhin dürfte die Schul­
                                                                                                       denquote bei rund 132 % verharren. Gegenüber
                                               Allerdings läuft es nicht überall rund. Mitte 2018      dem eigentlich mit der EU vereinbarten Plan,
                                               ist der Konjunkturmotor durch den neuen Abgas­          die Schulden ab dem laufenden Jahr deutlich
                                               test »WLTP« (worldwide light vehicle testing pro­       zu vermindern, tut sich aber 2019 bereits eine
                                               cedure) ins Stottern geraten. Ein neues Zertifizie­     Lücke von rund 2 % des BIP oder 34 Mrd. Euro
12

                                               rungsverfahren für die Automobilindustrie hat zu        auf – Tendenz in den kommenden Jahren wei­
                                               deutlichen Verzögerungen bei Neuauslieferungen          ter steigend. Für den Fall, dass Italien von einer
                                               geführt, nicht nur in Deutschland. Die Stockungen       Rezes­sion getroffen würde, erscheint fraglich, in­
                                               haben im dritten Quartal auch die gesamtwirt­           wieweit die ­ Märkte dem Land noch das nötige
                                               schaftliche Leistung spürbar belastet. Aller­dings      Vertrauen schenken und Kredit geben würden.
                                               ist für die nachfolgenden Quartale von Aufhol­          Dabei hat ein Teil der in Rom beschlossenen Maß­
                                               effekten auszugehen. Dagegen haben sich im              nahmen durchaus wachstumsfördernden Charak­
                                               Herbst 2018 zwei Faktoren heraus­     kristallisiert,   ter. So stärkt ein Grundeinkommen die Kaufkraft
                                               die neben den schon lange bekannten Risiken             der Bevölkerung. Auch setzt eine »Flat Tax« wie
                                               Brexit und Handelsstreit das Potential für größe­       die geplante Struktur mit lediglich zwei Steuer­
                                               re Konjunkturverwerfungen haben.                        sätzen willkommene Leistungsan­reize. All dies ist
                                                                                                       aber gegenzurechnen der Rückabwicklung einer
                                               Das eine ist der Rohölpreis, der zwischenzeit­          vorbildlichen Rentenreform, der Streichung eini­
                                               lich 85 US-Dollar je Fass Brent erreicht hat: der       ger Projekte für europäische Fernverbindungen
                                               höchste Stand seit 2014. Der andere Faktor ist          sowie einem enormen Zinsanstieg an den Märk­
                                               der Haushaltsplan Italiens. Zwar dürften hier­          ten. Es steht zu erwarten, dass der Gesamteffekt
                                               von für Deutschland keine direkten Wirkungen            negativ sein wird. Der Zuwachs der gesamtwirt­
                                               ausgehen. Wenn aber Italien die Finanzmärkte            schaftlichen Leistung Italiens dürfte 2019 unter
                                               nicht von der Nachhaltigkeit seiner Fiskalpoli­         der aktuellen Prognose der EU-Kommission von
                                               tik überzeugen kann, droht eine Neuauflage der          1,5 % landen.
Wirtschaftsausblick
02.3 Vereinigtes Königreich.

                                                                                                             Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019
Vom Wachstumsspitzenreiter zum Nachzügler.

Dirk Chlench

Das Expansionstempo der britischen Wirtschaft           Expan­sionstempos ab. Im Einklang damit steht
hat seit 2017, im Nachgang zum Brexit-Votum,            eine Aufwärtsentwicklung des Wirtschaftsver­
spürbar nachgelassen. Die sich aus der Abstim­          trauens. Die Arbeitslosen­quote fiel im Sommer
mung ergebenden Belastungen zeigen sich na­             auf 4,0 %: der niedrigste Stand seit 1975. Eine
mentlich im interna­tionalen Vergleich. Nachdem         Beschleunigung des Lohnanstiegs steht ins Haus,
das Vereinigte Königreich 2016 in der Grup­             was den privaten Verbrauch im weiteren Jah­
pe der G10-Staaten beim Wachstum noch Rang              resverlauf stützen dürfte. Hinzu kommt ein ab­
3 belegt hatte, fiel es 2017 auf Rang 7 zurück.         nehmender Preisdruck. Dem steht indes entge­
2018 dürfte es auf den vorletzten Rang abge­            gen, dass die private Sparquote Anfang 2017
rutscht sein.                                           auf ein Allzeittief gefallen war und danach nur
                                                        unwesentlich angestiegen ist. Wir halten es für
                                                        unwahrscheinlich, dass der private Verbrauch
                                                        ­
                                                        Rückenwind durch eine fallende Sparquote erhal­
Bruttoinlandsprodukt: Auf das Jahr hoch­                ten wird. Zudem dürfte die Investitionsneigung
gerechnete Veränderung (in %).                          der Unternehmen weiterhin durch die Unwäg­
                                                        barkeiten des geplanten EU-Austritts belastet
  4,0
                                                        bleiben. Im Ergebnis sollte sich das Wachstum

                                                                                                             13
  3,5                                                   von 1,7 % vergangenes Jahr auf 1,5 % im Jahr
                                                        2018 ab­schwächen.
  3,0

 2,5

  2,0
                                                        Drei Szenarien für das Wachstum
                                                        im Jahr 2019.
  1,5

  1,0                                                   Da die Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2019
                                                        in hohem Maß davon abhängt, wie sich der
  0,5
                                                        EU-Austritt gestalten wird, haben wir drei Sze­
   0                                                    narien aufgestellt. Unserem Hauptszenario mes­
        2013   2014     2015     2016     2017   2018   sen wir eine Eintrittswahrscheinlichkeit von
Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research                 55 % bei. Hier unterstellen wir, dass sich die EU
                                                        und das Vereinigte Königreich für die Zeit nach
                                                        dem geplanten EU-Austritt im März 2019 auf
In der ersten Jahreshälfte 2018 legte die bri­          eine knapp zwei Jahre laufende Übergangspe­
tische Wirtschaft mit einer auf das Jahr hoch­          riode verständigen werden. Hieran schließt sich
gerechneten Rate von gerade einmal 1,0 % zu.            der Abschluss eines Freihandelsabkommens an.
Hauptursächlich für dieses geringe Expansions­          In diesem Szenario sollte sich das Wachstum
tempo waren auf der Nachfrageseite eine gerin­          leicht beschleunigen, und zwar auf eine Rate von
ge Zunahme des privaten Konsums, ein Rückgang           1,8 % im Jahr 2019. In unserem »Worst-­    Case«-
der Anlageinvestitionen und eine Ausweitung             Szenario (35 % Eintrittswahrscheinlichkeit) unter­
des Defizits im Außenhandel.                            stellen wir, dass das Vereinigte Königreich Ende
                                                                                                             Wirtschaftsausblick

                                                        März 2019 ohne Austrittsabkommen aus der
Das Statistikamt ONS hat in diesem Jahr eine            EU ausscheiden wird. In diesem Fall würden für
Neuerung eingeführt. Nun werden Daten zum               den Handel zwischen dem Inselreich und der EU
Bruttoinlandsprodukt (BIP) auch mit monatli­            die Regeln der Welthandelsorganisation WTO
cher Frequenz veröffentlicht. Demnach zeich­            Anwendung finden. Sollte sich dieses Szenario
net sich für das dritte Quartal eine Zunahme des        ­bewahrheiten, dürfte die britische Wirtschaft in
Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019

                                               eine Rezes­sion abgleiten. Im Jahresdurchschnitt   Grund erwarten wir in unserem Hauptszenario,
                                               2019 sollte gleichwohl noch eine positive Ver­     dass die Inflationsrate im Vereinigten Königreich
                                               änderungsrate zu verzeichnen sein. In unse­        von 2,7 % im Jahr 2017 leicht auf 2,5 % im lau­
                                               rem Szenario »Soft Brexit« (10 % Eintrittswahr­    fenden Jahr und auf 2,4 % im Jahr 2019 sinken
                                               scheinlichkeit) wird das Vereinigte Königreich     sollte.
                                               nach dem Ende einer Übergangsphase Mitglied
                                               der Europäischen Zollunion werden: Der Waren­
                                               handel zwischen dem Vereinigten Königreich und     Bank von England dürfte Leitzins im Jahr
                                               den EU-Mitgliedsstaaten wird weiterhin nicht       2019 zweimal anheben.
                                               durch ­Zölle oder gleichwirkende Abgaben behin­
                                               dert. Die negativen Auswirkungen des Brexit auf    Nachdem die Bank von England (englisch: Bank
                                               die britische Wirtschaft wären in diesem Szena­    of England – BoE) im August 2018 ihren Leit­
                                               rio am geringsten, das Expansionstempo sollte      zins um einen Viertelprozentpunkt auf 0,75 %
                                               sich beschleunigen. Wir nehmen für dieses opti­    heraufgesetzt hatte, votierten die Währungs­
                                                                                                  ­
                                               mistische Szenario eine Wachstumsrate in Höhe      hüter auf Ihrer September­    sitzung einhellig für
                                               von 2,0 % für das Jahr 2019 an.                    ein Beibehalten des erreichten Leitzinsniveaus.
                                                                                                  Die Zentralbank wiederholte jedoch in ihrer
                                                                                                  Presseerklärung eine bereits zuvor verwende­
                                               Inflationsrate bleibt über der 2 %-Marke.          te Formulierung. Demnach sei eine Fortsetzung
                                                                                                  des Straffungskurses angemessen, sofern sich
                                               Die Veränderungsrate des Konsumentenpreis­         die Wirtschaft des Landes wie angenommen ent­
                                               index gegenüber dem Vorjahresmonat ist per         wickeln werde. Es gelte, die Inflationsrate wieder
                                               Saldo von 3,1 % im November 2017 – einem           auf das Ziel in Höhe von 2,0 % zu bringen. An­
                                               Mehrjahreshoch – auf 2,4 % im September 2018       gesichts dessen dürfte die BoE im ­nächsten Jahr
                                               zurückgegangen. Hierfür ist in erster Linie das    ihren Zinserhöhungskurs mit moderatem ­Tempo
                                               Schwinden des preistreibenden Effekts aus der      fortsetzen­, sollte sich abzeichnen, dass sich un­
                                               vorausgegangen Abwertung des Pfund Sterling        sere Inflationsprognose von etwas über 2 % be­
                                               ursächlich gewesen. Diese Entlastungswirkung       wahrheitet. In unser Prognosetableau sind für
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                                               dürfte bald auslaufen. Hinzu kommt, dass ange­     das Jahr 2019 zwei Leitzinserhöhungen um je­
                                               sichts eines engen Arbeitsmarktes und eines ge­    weils einen Viertel­prozentpunkt eingestellt. Die­
                                               ringen Produktivitätswachstums der Inflations­     se Prognose steht unter dem Vorbehalt eines
                                               druck im Innern zunehmen sollte. Dem steht         geordneten EU-Austritts des Vereinig­   ten König­
                                               entgegen, dass im Jahr 2019 der Rohölpreis­        reiches. Sollte das Schreckensszenario ­      eines
                                               anstieg (siehe Beitrag 5.4 Rohstoffe) deutlich     »Hard Brexit« eintreten, so rechnen wir mit
                                               niedriger ausfallen dürfte als 2018. Aus diesem    Leitzins­senkungen durch die Bank von England.
Wirtschaftsausblick
02.4 Schweiz

                                                                                                        Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019
Schweizer Wirtschaft auch ohne Sport auf der Überholspur.

Dirk Chlench

Die Volkswirtschaft der Schweiz ist gut in das      hoch bleiben wird. 2019 sollte dann der Au­
Jahr 2018 gestartet. Die gesamtwirtschaftliche      ßenhandel weniger zur gesamtwirtschaftlichen
Leistung stieg im ersten Quartal 2018 mit ei­       Nachfrage beitragen. Verwiesen sei auf eine von
ner Veränderungsrate von 1,0 % gegenüber dem        uns erwartete langsamere Gangart der Weltwirt­
Vorquartal an. Im zweiten Quartal 2018 war          schaft. Dämp­fend kommt hinzu, dass 2019 kei­
zwar eine leichte Abschwächung zu beobach­          ne sportlichen Groß­ereignisse anstehen und so­
ten, und zwar auf einen Wert von 0,7 %. In der      mit die Unter­haltungsbranche einen geringeren
ersten Jahreshälfte 2018 legte die Schweizer        Wachstumsbeitrag ­liefern dürfte. Im Ergebnis er­
Wirtschaft indes mit einer auf das Jahr hoch­       warten wir, dass sich das Expansionstempo der
gerechneten Rate (Jahres­rate) von 3,5 % zu. Da­    Schweiz von 3,1 % im laufenden Jahr auf eine
mit überflügelte sie nicht nur den Euroraum         Rate von 2,0 % im Jahr 2019 verringern sollte.
und dessen Wachstumslokomotive Deutschland,
sondern auch die in einem Boom befindlichen
Vereinigten Staaten. Einschränkend ist in die­      Anstieg der Importpreise treibt allgemeine
sem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass           Teuerung.
im ersten Halbjahr 2018 eine ­Winterolympiade
und eine Fußball-Weltmeister­schaft stattfanden.    Der Landesindex der Konsumentenpreise ist im

                                                                                                        15
Da die zugehörigen Welt­   sportverbände ihren      zurückliegenden September um 1,0 % gegenüber
Sitz in der Schweiz haben, erhöhen die entspre­     dem gleichen Zeitraum im Vorjahr angestiegen.
chenden Einnahmen aus Lizen­    zen das Brutto­     Ein wesentlicher Treiber der Teuerung sind die
inlandsprodukt der Schweiz. Dieser Effekt ist       Importgüter gewesen, deren Preise im genann­
nicht zu vernachlässigen: Die um die großen         ten Zeitraum um 2,4 % in die Höhe schnellten. In
Sportereignisse bereinigte Wirtschaftsleistung      den kommenden Monaten sollte der von den Im­
lag im ersten Halbjahr 2018 nämlich um knapp        portpreisen ausgehende Preisdruck angesichts
einen Prozentpunkt niedriger. Dieser Einwand        eines festen Franken und eines nunmehr gerin­
ändert jedoch nichts an der Feststellung, dass      geren Anstiegs der Rohölnotierungen schwinden.
in der Schweiz Hochkonjunktur herrscht. Die ge­     Dem steht entgegen, dass angesichts eines über
samtwirtschaftliche Leistung legt seit fünf Quar­   dem geschätzten Potential liegenden Wachstums
talen kräftig zu, die Beschäftigung steigt, und     der zurückliegenden Quartale der inländisch ge­
die Arbeitslosenquote liegt unter der Marke von     nerierte Preisaufwärtsdruck leicht zugenommen
drei Prozent.                                       haben sollte. Im Ergebnis sollte der Landesindex
                                                    der Konsumentenpreise von 0,5 % im Jahr 2017
Der Einkaufsmanagerindex für die Schweizer          auf 1,0 % im Jahr 2018 ansteigen, um im Jahr
Industrie ist zwar von 64,8 Punkten im August       2019 wieder leicht abzunehmen. Die schweize­
auf 59,7 Punkte im September gesunken, bleibt       rische Notenbank dürfte ihren Einlagensatz von
damit aber auf einem erhöhten Niveau. Wir ge­       derzeit – 0,75 % frühestens 2019 anheben. Damit
hen davon aus, dass das Expansionstempo der         würde sie die neue Zinserhöhungsphase später
Schweizer Wirtschaft bis zum Jahreswechsel          einläuten als die EZB.
                                                                                                        Wirtschaftsausblick
02.5 Vereinigte Staaten.
Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019

                                               US-Unternehmen und Verbraucher sind bester Stimmung.

                                               Dirk Chlench

                                               Die US-Wirtschaft ist unspektakulär in das Jahr      der Trump-Administration. Nach Berechnungen
                                               2018 gestartet. Die gesamtwirtschaftliche Leis­      des Zentralbankablegers in Atlanta zeichnet sich
                                               tung legte im ersten Quartal mit einer auf das       für das dritte Quartal eine Wachstumsrate von
                                               Jahr hochgerechneten Rate von 2,2 % gegen­           knapp 4 % ab. Die US-Wirtschaft befindet sich auf
                                               über dem Vorquartal zu. Im zweiten Quartal           Kurs, unsere Wachstumsprognose von 2,9 % für
                                               2018 ­ gewann die US-Wirtschaft merklich an          2018 zu erreichen.
                                               Fahrt ­hinzu und expandierte mit einer Jahres­
                                               rate von 4,2 %. In der zweiten Jahreshälfte nun
                                               hat sie nicht an Fahrt verloren. Im Gegenteil: So­   US-Aufschwung ist in die Jahre gekommen.
                                               wohl die ­Unternehmer als auch die Verbraucher
                                               sind – a
                                                      ­ llen Sorgen vor einem Handelskrieg zum      Der aktuelle Aufschwung hat mittlerweile ein
                                               Trotz – den jüngsten Umfragen zufolge weiterhin      Alter von neun Jahren erreicht. In der US-Wirt­
                                               bester Stimmung.                                     schaftsgeschichte dauerte lediglich derjeni­
                                                                                                    ge Aufschwung, der 1991 einsetzte, länger. Der
                                               Hierzu dürften die Ende 2017 beschlossene            hohe Reifegrad der aktuellen Boomphase hat
                                               Steuer­reform und, damit zusammenhängend, die        verschiedentlich Sorgen über eine bevorstehen­
                                               lang anhaltende Hausse am Aktienmarkt erheb­         de Rezession aufkommen lassen. Aufschwün­
16

                                               lich beigetragen haben. Zudem ergeht sich speziell   ge sterben jedoch nicht an Überalterung. In der
                                               der Verband der ­US-Kleinunternehmen in regel­       Vergangenheit gingen einer US-Rezession nahe­
                                               rechten Lobeshymnen über die Wirt­schafts­politik    zu durchgängig ein Ölpreisschock und/oder eine

                                               Stimmungsindikator des Verbandes der Kleinunternehmer (NFIB): Indexwert.

                                                                                                                          US-Präsidentschaftswahl
                                               110

                                               105

                                               100

                                                95

                                                90

                                                85

                                                80
                                                                1990             1995      2000          2005          2010           2015

                                               Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research
Wirtschaftsausblick
Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019
spürbare Straffung der US-Geldpolitik voraus.        des Handelsstreites mit China eine hohe Ver­
Die Rohölnotierungen ziehen zwar seit Anfang         schuldung der Unternehmen dar. Diese kletterte,
2016 an. Die Dynamik des aktuellen Preisanstie­      gemessen in Prozent des Bruttoinlands­produkts,
ges erreicht jedoch nicht diejenige entsprechen­     Anfang 2018 auf ein Allzeithoch.
der Vergleichsphasen, beispielsweise vor den
Rezessionen 2001 und 2008/09. Zudem hat die
Abhängigkeit der US-Wirtschaft von der Rohöl­        Preisaufwärtstendenzen nehmen zu.
preisentwicklung über die Zeit hin merklich ab­
genommen, insbesondere durch den Boom bei            Die US-Arbeitslosenquote liegt bereits geraume
der Schieferölförderung in Nordamerika.              Zeit unterhalb der Schätzung der Währungshüter
                                                     für die »natürliche« Arbeitslosenquote. Dennoch
Die US-Notenbank Fed hat im September 2018           sind die Stundenlöhne in den zurückliegenden
ihren Leitzins das achte Mal in Folge angeho­        Monaten nur moderat gestiegen. Da Umfragen
ben, und zwar auf ein Band von 2,00 % bis 2,25 %.    unter Unternehmern Klagen über einen Mangel
Derweil liegt der reale Tagesgeldsatz noch immer     an Arbeitskräften belegen, besteht kein Grund,
 nahe der Nullmarke; der Kurs der Fed ist wei­       an der Validität der Arbeitslosenquote zu zwei­
 terhin expansiv ausgerichtet. Aus diesem Grund      feln. Die moderaten Lohnzuwächse stellen somit
 liefert unseres Erachtens auch die ­flache Zins­    ein Rätsel dar. Die Berichte des Arbeitsministe­
strukturkurve keinen Grund für Konjunktur­           riums liefern indes nun Anzeichen für die allseits
pessimismus. In der Vergangenheit ging einer         erwartete Beschleunigung des Lohnauftriebes.
­Rezession zwar immer eine inverse oder zumin­       Doch damit aus Unternehmenssicht nicht ge­
 dest flache Zinsstrukturkurve voraus. In diesen     nug: Viele Unternehmer klagen über anziehen­
 Fällen lag der reale Tagesgeldsatz jedoch nicht     de Einstandspreise. Neben der boomenden Wirt­
 nahe der Nullmarke, sondern oberhalb von zwei       schaft werden die jüngst eingeführten ­Zölle auf
 Prozent. Dessen ungeachtet lässt sich die Argu­     Stahl und Aluminium verschiedentlich als Grund
 mentation der flachen Zinskurve auch auf den        genannt. Diese dürften auch die US-Konsumen­
 Kopf stellen. Die Tatsache, dass sich das Herauf­   tenpreise erhöhen, nach unserer Überschlags­
 schleusen der Notenbanksätze nur in einem           rechnung 2019 um 0,1 %. Darüber hinaus geht

                                                                                                           17
 geringen Anstieg der Langfristzinsen nieder­        wohl vom Wohnimmobilienmarkt Druck auf den
 geschlagen hat, mildert deren Bremswirkung und      Konsumentenpreisindex aus. Diesen Argumen­
 somit die Rezessionsgefahr. Die Aussicht auf wei­   ten für eine höhere Inflationsrate steht die preis­
 ter anziehende US-Kurzfristzinsen könnte indes      dämpfende Wirkung eines festen US-Dollars ent­
 mitursächlich für das 2017 einsetzende Wieder­       gegen. Dessen Außenwert lag im Oktober 2018
 erstarken des US-Dollars gewesen sein. Die zu­       um reichlich 5 % über dem Vergleichswert im
 rückliegende Dollar-Aufwertung dürfte aufgrund      gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im Ergebnis ge­
 von Wirkungsverzögerungen im Jahr 2019 auf          hen wir davon aus, dass die Inflationsrate leicht
 der US-Exportwirtschaft lasten. Die Fiskalpolitik   von 2,1 % vergangenes Jahr auf 2,5 % sowohl
sollte indes aufgrund geplanter Ausgabensteige­      2018 als auch 2019 anziehen sollte. Diese Infla­
rungen des Zentralstaates im Jahr 2019 die Kon­      tionsprognose steht unter dem Vorbehalt, dass
junktur stützen. Im Ergebnis erwarten wir für das    der Handelskonflikt zwischen den Ver­einigten
kommende Jahr zwar eine Verlangsamung des            ­Staaten und China nicht weiter eskaliert. Sollten
Expansionstempos, aber keine Rezession: Nach          alle Einfuhren aus dem »Reich der Mitte« mit ei­
unserer Prognose wird die US-Wirtschaftsleis­         nem Zollsatz von 25 % belegt werden, dürfte die
 tung mit einer Rate von 2,5 % zulegen. Risiken       Inflationsrate 2019 um einen halben Prozent­
 dieser Prognose stellen neben der die Schlag­        punkt höher ausfallen.
 zeilen beherrschenden Gefahr einer ­   Eskalation
                                                                                                           Wirtschaftsausblick
02.6 Japan
Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019

                                               Handelskonflikt trübt die Stimmung auch in Japan.

                                               Matthias Krieger

                                               Nach einem schwachen Jahresauftakt mit einem           Großindus­  trie 119 Optimisten gegenüber. Bei
                                               Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um            ­einer ­Arbeitslosenquote von 2,5 % herrscht Voll­
                                               0,2 % im Quartalsvergleich hat sich die japanische      beschäftigung, und der priva­te Konsum zeigt kei­
                                               Wirtschaft gefangen und im zweiten Quartal ei­          nerlei Schwäche. Dies sollte 2019 so bleiben. Der
                                               nen Zuwachs von 0,7 % geliefert. Allerdings lässt       BIP-­Zuwachs, 2018 durch einen Sondereffekt bei
                                               das Momentum ­   wieder nach: Die Industriepro­         für japanische Verhältnisse hohen 1,4 %, dürfte
                                               duktion weist zwar auf Jahresbasis positive Wer­        sich 2019 auf 0,9 % reduzieren. Auch dies wäre
                                               te auf; der gleitende Zwölf-Monatsdurchschnitt          ein recht guter Wert für das alternde Nippon,
                                               befindet sich aber im Abwärtstrend. Zudem trübt         wobei wir aber eine allgemeine Entspannung im
                                               die Furcht vor einem eskalierenden Handelskon­          Handelsstreit voraussetzen.
                                               flikt zwischen den USA und China, den wichtigs­
                                               ten Handelspartnern Japans, die Stimmung. Die          Größtes Risiko für Japans Exportwirtschaft bleibt
                                               Sorge in der japanischen Wirtschaft nimmt zu,          die Entwicklung in ebendiesem Konflikt, und die­
                                               US-Präsident Trump könnte auch Japans Han­             se Sorge treibt offenbar auch die Bank von Japan
                                               delsüberschüsse aufs Korn nehmen und US-­              (englisch: Bank of Japan – BoJ) um. In Verbindung
                                               Importe aus Japan mit höhe­ren Zöllen belegen.         mit anhaltenden Turbulenzen in einigen Schwel­
                                                                                                      lenländern hat sie zuletzt mehrfach bestätigt, ih­
18

                                               Zwar sind die Stimmungsindikatoren rückläu­            ren ultraexpansiven geldpolitischen Kurs einst­
                                               fig, aber sie bewegen sich in einem Terrain, das       weilen fortsetzen zu wollen. Der Einlage­  satz für
                                               insgesamt von verhaltenem Optimismus ge­               Guthaben der Geschäftsbanken bei der BoJ dürf­
                                               prägt ist. Der Tankan-Index behauptete sich            te 2019 bei – 0,1 % und die Zielrendite für zehn­
                                               im dritten Quartal mit 19 Punkten deutlich im          jährige Staatsanleihen bei 0,0 % verharren. Hierfür
                                               Plus: Mit Blick auf die kommenden sechs Mo­            spricht auch, dass die Teuerung mit zuletzt 1,0 %
                                               nate stehen 100 Pessimisten in der japanischen         noch sehr weit vom BoJ-Zielwert 2 % entfernt liegt.

                                               Japan: Industrieproduktion (in % Jahr über Jahr).

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                                               – 2,0

                                               – 4,0
Wirtschaftsausblick

                                               – 6,0
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                                                   2.

                                                   4.

                                                   6.

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                                                   0.

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                                                   2.

                                                   4.

                                                   6.

                                                   8.

                                                   0.

                                                   2.

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                                                   4.

                                                   6.

                                                   8.

                                                   0.

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                                                   4.

                                                   6.

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                                                 Japan: Industrieproduktion (% Y-Y)   gleitender Durchschnitt 12 Monate             Quelle: Thomson Reuters
02.7 China

                                                                                                          Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019
Handelsstreit als zusätzlicher Belastungsfaktor.

Matthias Krieger

China kämpft wirtschaftlich an vielen Fronten.       es einigermaßen kostenneutralen Ersatz für die
                                                     nun teureren chinesischen Güter geben, dürften
Um negative R   ­ückwirkungen der großen Fi­         die Hersteller dieser Ersatzprodukte selten in
nanz- und Wirtschaftskrise auf die heimische         Nordamerika ansässig sein, zumal die heiß ge­
Wirtschaft zu absorbieren, hatte die chinesi­        laufene US-Wirtschaft kaum über Kapazitäten
sche Regierung ab 2009/10 eine ganze Reihe            verfügt, ihre Produktion auszuweiten. Am engen
wirtschaftlicher Stützungsmaßnahmen ­ergriffen.       US-Arbeits­markt dürften schlicht die Fachkräfte
Dies zunächst durchaus mit Erfolg, denn das          und Produktionsanlagen fehlen, um Importgüter
Wachstum Chinas schwächte sich nach dem Leh­         in nennenswerten Mengen durch heimische Pro­
man-Debakel nur kurzzeitig ab. Den Preis dafür       dukte zu ersetzen. Wie stark chinesische Pro­
bezahlt die Volksrepublik nun verspätet in Form      dukte durch die Zölle aus dem Markt gedrängt
schwächerer und ­tendenziell rückläufiger Wachs­     werden, muss sich erst noch zeigen. Anzuneh­
tumsraten. Viele der von staatlichen Unterneh­       men ist, dass sich am US-Handelsdefizit mit
men auf Geheiß der Regierung initiierten In­         ­China weniger ändern wird als Präsident Trump
vestitionen haben sich als unrentabel erwiesen,       erhofft. Das Haupt­ergebnis der Zölle wäre dann
und so kämpfen nun zahlreiche Staatsunterneh­         vor allem eine höhere US-­Inflation. Die Ver­
men mit geringen Erträgen und hoher Verschul­         meidung eines Handelskriegs liegt im Interesse

                                                                                                          19
dung, und einige Industriesektoren weisen hohe        auch der US-Wirtschaft.
Überkapazitäten auf. Die Konsolidierung dämpft
nun die realwirtschaft­liche Aktivität, sodass das
Wachstum Chinas von einst zweistelligen Raten        Hohes Interesse an einer Einigung.
auf Werte zwischen 6 % und 7 % gefallen ist.
                                                     Derzeit weiß niemand, wie die Kampfhähne wie­
Belastend kommt nun der Handelsstreit mit den        der zueinanderfinden. China hat als Reaktion auf
Vereinigten Staaten hinzu. Nachdem dort chine­       Trumps Maßnahme um 5 % bzw. 10 % höhere Zoll­
sische Importe von insgesamt 53 Mrd. US-Dol­         sätze auf nach China importierte US-Güter im
lar mit Zöllen von 25 % belegt wurden, entfal­       Wert von 60 Mrd. US-Dollar angekündigt. Trump
len seit September auf weitere Einfuhren von         hatte schon zuvor verlauten lassen, eine solche
200 Mrd. US-Dollar Zölle von 10 %, die ab Jah­       »Insubordination« mit Zöllen auf die restlichen
                                                     ­
resbeginn 2019 auf 25 % steigen sollen. Die Ab­      Importe aus China im Volumen von 267 Mrd.
stufung wird damit begründet, US-Unternehmen         US-Dollar zu beantworten. China hat aufgrund
Zeit verschaffen zu wollen, sich nach anderen        eines »vergifteten Klimas« die Verhandlungen
                                                     ­
Zulieferern umzusehen. Indirekt räumt man da­        vorerst ausgesetzt, während von US-Seite zu hö­
mit auch die US-Wirtschaft schädigende Auswir­       ren ist, man sei weiterhin gesprächsbereit. Für
kungen ein. Die Vorstellung, US-Unternehmen          China steht viel auf dem Spiel. Eine dauerhafte
könnten sich einfach nach anderen Zuliefe­           schwerwiegende Behinderung des US-Marktzu­
rern umsehen, die vergleichbare Produkte zu          gangs könnte im Zeitablauf zu einer echten Belas­
Preisen liefern könnten, die deutlich unter de­      tung für Chinas Wachstum werden. Eine Reduzie­
nen der dann um, je nach Durchreichungsgrad          rung des Handelsüberschusses mit den USA um
der Zölle, maximal 25 % verteuerten chinesi­         100 Mrd. US-Dollar p. a. könnte das Wachstum
                                                                                                          Wirtschaftsausblick

schen Importgüter lägen, ist weltfremd. Sollte       ­Chinas um bis zu einen Prozentpunkt p. a. senken.
Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019

                                               Die Bauwirtschaft hat für Chinas Volkswirtschaft eine überragende Bedeutung.

                                               7,0 %

                                               6,0 %

                                               5,0 %

                                               4,0 %

                                               3,0 %

                                               2,0 %

                                               1,0 %

                                                 0%
                                                    93

                                                    94

                                                    95

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                                                  China: Anteil d. Bauwirtschaft am BIP (in %)                       Quellen: Thomson Reuters, LBBW Research

                                               Die auf­fallend niedrige Höhe der chinesischen        Staatliche Konjunkturstützung
                                               »Vergeltungszölle« signalisiert wohl auch den         im Eskala­tionsfall.
                                               Wunsch, zu einer Einigung zu kommen, zumal ein
                                               steigender US-Druck auf Unternehmen weltweit,         Sollte der Handelsstreit dagegen weiter eska­
20

                                               deren Technologie nicht mehr mit chinesischen         lieren, würde Chinas Regierung die Sanierung
                                               Partnern zu teilen, für die Volksrepublik den Er­     staatlicher Unternehmen wohl zurückstellen und
                                               werb technologischen Know-Hows zur Verwirk­           sich erneut mittels staatlicher Investitionen und
                                               lichung der »Made in China 2025«-Strategie er­        Infra­strukturprogramme einem Abschwung ent­
                                               schweren könnte. Den Vereinigten Staaten in der        gegenstemmen. Seit der Insolvenz der Invest­
                                               Frage des Schutzes geistigen Eigentums entge­          mentbank Lehman Brothers ist in China der An­
                                               genzukommen, wäre die klügere Strategie, zumal         teil der Bauwirtschaft von – im internationalen
                                               sich im Falle einer Beilegung des Handelsstreits       Vergleich üblichen – Werten zwischen 4 % und
                                               eine Fülle neuer Möglichkeiten ergeben könn­          5 % des BIP auf rund 6,5 % gestiegen. Dieser An­
                                               te. Die EU z. B. hat derzeit die Chance, die trans­   stieg hatte unter anderem den Aufbau von Über­
                                               atlantischen Handelsschranken auf ein Niveau          kapazitäten zur Folge, so bei Zement, Alumi­
                                               zu senken, das deutlich unter dem vor der Amts­       nium und Stahl. Für einige Zeit erscheint eine
                                               übernahme Trumps liegen könnte. In unserem            ­erneute Konjunkturstützung über den Bausektor
                                               Hauptszenario gehen wir davon aus, dass letzt­         angesichts vorhandener großer finanzieller Res­
                                               lich auch mit C­ hina eine Einigung gefunden wird,     sourcen des Landes und einer Unabhängigkeit
                                               mit der beide Seiten leben können. Sollte sich dies    von ausländischem Finan­     zierungskapital mög­
                                               so materialisieren, würden die Dinge nach eini­        lich, z. B. über eine Beschleunigung des Projektes
                                               gem Hin und Her wohl wieder ihren gewohnten            »Neue Seidenstraße«. Das heißt, China könnte
                                               Gang ­gehen. Das heißt, die chinesische Wirtschaft     seine ausgewiesenen Wachstumsraten wohl auch
                                               dürfte weiterhin Wachstumsraten um die 6 % auf­        im Konfrontationsfall zunächst aufrecht­erhalten.
                                               weisen, wobei die Führung in Peking sich wieder        Längerfristig bestünde der Preis in einer Ver­
                                               stärker der Sanierung hochverschuldeter staatli­       schärfung struktureller Fehlentwicklungen in
                                               cher ­Unternehmen, der Reduzierung notleidender        diversen Industrie­   sektoren, mehr Zombie-Ban­
Wirtschaftsausblick

                                               Kredite, dem Abbau industrieller Überkapazitäten       ken und –Unternehmen sowie einer signifikan­
                                               sowie der Bekämpfung eines toxisch anmutenden          ten Verlangsamung des technologischen Aufhol­
                                               Immobilienpreisanstiegs widmen könnte.                 prozesses.
03

                                                                                                              Landesbank Baden-Württemberg – Ausblick 2019
   Kalender

            Winter 2019                                           Sommer 2019

24. Januar       EZB-Zinsentscheid                    Sommer        Parlamentswahl in Südafrika
30. Januar       FOMC-Sitzung                                       (bis 4. Aug.)

                                                                                                              21
Mitte Februar    EU-Gipfel der Staats- und            25. Juli      EZB-Zinsentscheid
                 Regierungschefs                      31. Juli      FOMC-Sitzung
07. März         EZB-Zinsentscheid                    01. September Landtagswahl in Sachsen
20. März         FOMC-Sitzung                         12. September EZB-Zinsentscheid
Ende März        EU-Gipfel der Staats- und            18. September FOMC-Sitzung
                 Regierungschefs
29. März         Geplanter Austritt des Vereinigten
                 Königreichs aus der EU

                                                                  Herbst 2019

                                                      Mitte Oktober   EU-Gipfel der Staats- und
            Frühling 2019                                             Regierungschefs
                                                      Herbst          Landtagswahl in Brandenburg
10. April        EZB-Zinsentscheid                    Herbst          Parlamentswahl in Portugal (bis Okt.)
14. April        Parlamentswahl in Finnland           Herbst          Parlamentswahl in Griechenland
April oder Mai   Parlamentswahl in Indien                             (bis 20. Okt.)
01. Mai          FOMC-Sitzung                         24.   Oktober   EZB-Zinsentscheid
23.–26. Mai      Europawahl                           27.   Oktober   Landtagswahl in Thüringen
26. Mai          Parlamentswahl in Belgien            30.   Oktober   FOMC-Sitzung
26. Mai          Bürgerschaftswahl in Bremen          31.   Oktober   Ende Amtszeit EZB-Chef Draghi und
Mai oder Juni    G7-Gipfel in Frankreich                              EU-Kommissionspräsident Juncker
06. Juni         EZB-Zinsentscheid                    Herbst          Parlamentswahl in Polen (bis Nov.)
19. Juni         FOMC-Sitzung                         30. November    Ende Amtszeit
Ende Juni        EU-Gipfel der Staats- und                            EU-Ratspräsident Tusk
                 Regierungschefs                      11. Dezember    FOMC-Sitzung
                                                                                                              Kalender

28.-29. Juni     G20-Gipfel in Osaka                  12. Dezember    EZB-Zinsentscheid
                                                      Mitte           EU-Gipfel der Staats- und
                                                      Dezember        Regierungschefs
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