Leopoldina aktuell 1/2022
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Leopoldina aktuell 1/2022 Newsletter der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften Halle (Saale), 25. Februar 2022 Science7: Impulse für G7-Gipfel Leopoldina-Mitglieder Antje Boetius und Thomas Mettenleiter über die G7-Themen aus der Wissenschaft
2 1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER Inhalt 4 3 Editorial 4 Wissenschaftsthemen für den G7-Gipfel: Leopoldina-Mitglieder Antje Boetius und Thomas Mettenleiter im Gespräch 5 Science 7 Dialogue Forum erarbeitet Science7-Prozess: Leopoldina-Mitglieder Antje Stellungnahmen für G7-Gipfel Boetius und Thomas Mettenleiter über die Themen der Wissenschaftsakademien für den G7-Gipfel 6 Georg Schütte zum Forschungsgipfel 2022: 7 „Übergang in ein neues, klimaneutrales Wirtschafts- und Sozialsystem“ 7 Interview mit Jutta Gärtner, Mitglied im Präsidium der Leopoldina: „Kinderrechte sind ein wichtiges Thema“ 8 Allianz der Wissenschaftsorganisationen: Aufruf zu mehr Sachlichkeit in Diskussion und Medien-Berichterstattung 9 Artikelserie über Politikberatung: Leopoldina-Präsident Gerald Haug zum Auftakt über Freiheit und Verantwortung der Wissenschaften Im Gespräch: Leopoldina-Präsidiumsmitglied 10 Internationales Jahr der Grundlagen- Jutta Gärtner über die Rolle der Kinder in der forschung für nachhaltige Entwicklung Pandemie und das Human Rights Committee 10 Gesprächsreihe „Freiheit und Verantwortung der 13 Wissenschaften“ 11 Leopoldina-Mitglied Ralph Bock und Jurist Hans-Georg Dederer: „Perspektiven für eine wissenschaftsbasierte Regulierung genomeditierter Pflanzen“ 12 Leopoldina-Mitglied Paul Weindling über Medizin im Nationalsozialismus: „Geschichte der Opfer weiter aufarbeiten“ 13 Podiumsdiskussion „Wissenschaftliches Publizieren im Wandel“ Zwischen Papier und Bildschirm: Podiums- 13 Ehrengrab für XV. Leopoldina-Präsidenten diskussion zu Chancen und Hindernissen des Carl Hermann Knoblauch wissenschaftlichen Publizierens 14 Ausstellung „Fasziniation Wissenschaft": 60 Fotografien von Herlinde Koelbl 15 Termine Die Leopoldina in den Sozialen Medien 16 Personalia und Publikationen 19 Impressum
1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 3 Editorial Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde der Leopoldina, Klimaschutz in Polarregionen, der Umbau des Energiesystems, antivirale Medikamente als Vorsorge für künftige Pandemien und ein One-Health- Konzept. Diese Themen stehen 2022 in der Zusammenarbeit der Wissen- schaftsakademien der G7-Staaten auf dem Programm. Unter Federführung der Leopoldina tragen sie so zur Agenda des Treffens der Staats- und Re- gierungschefs im Sommer auf dem G7-Gipfel in Elmau bei. Das gemein- same Verfassen der Stellungnahmen stärkt den Zusammenhalt der sieben Wissenschaftsakademien und ist für die beteiligten Forscherinnen und For- scher eine inspirierende Erfahrung (Seite 4 und 5). 2015, als die Leopoldina zuletzt federführend im Science7-Pro- zess war, habe ich an der Stel- lungnahme zur Zukunft der Ozea- ne mitgewirkt. Der Meeresschutz fand dann auch Eingang in das Abschluss-Kommuniqué des El- mauer Gipfels 2015. Inzwischen sind sieben Jahre vergangen, und es ist zu erwarten, dass die Stim- me der Wissenschaft nun noch deutlicher vernehmbar ist. Denn die Bekanntheit und die Wert- schätzung der Wissenschaften hat Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug, Präsident der Leopoldina im Zuge der Pandemie ganz allge- Foto: David Ausserhofer | Leopoldina mein betrachtet zugenommen. Dass im Einzelnen dennoch Herausforde- rungen zutage getreten sind, etwa in der Kommunikation von Forschungs- ergebnissen, in der Vermittlung wissenschaftsbasierter Politikberatung und durch unangemessene Berichterstattung über einzelne Forscherpersönlich- keiten, ist für die Leopoldina Anlass, das Verhältnis zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik näher zu beleuchten. Teil dieser Initiative ist eine Artikelreihe zum Thema, die ich in dieser Ausgabe eröffne (Seite 9). Ein Beispiel für unangemessene Berichterstattung führte zudem Anfang Dezember letzten Jahres zu einer schnellen gemeinsamen Reaktion der Allianz der Wissenschaftsorganisationen mit dem „Aufruf zu mehr Sach- lichkeit in Krisensituationen“ (Seite 8). Es war gut zu sehen, dass die Com- munity hier rasch handlungsfähig war. Dies gibt Anlass zu der Hoffnung, dass die Wissenschaft die aktuellen kommunikativen Herausforderungen gut bewältigen wird. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
4 1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER „Wir müssen ein gutes Verhältnis zur Natur gewinnen“ Leopoldina-Mitglieder Antje Boetius und Thomas Mettenleiter über die G7-Themensetzung Grafik: Sisters of Design Die Wissenschaftsakademien der G7- gewinnen – eines, das uns davor be- Mettenleiter: Pandemien kommen Staaten tragen zur Agenda des Treffens wahrt, ständig neuen Katastrophen und meist dadurch zustande, dass initial der Staats- und Regierungschefs bei – in Extremen ausgesetzt zu werden. Krankheitserreger von Tieren auf Men- diesem Jahr unter Federführung der Leo- Thomas Mettenleiter: Gesundheit schen überspringen. Solche Übertra- poldina. Im Science7-Prozess erarbeiten ist ebenfalls verbindendes Element der gungsereignisse sind durch vermehrte sie Stellungnahmen zu vier Themen: Themen. Denn die Klimakrise ist primär Kontakte mit Tieren, auch mit Wildtie- Klimaschutz in Polarregionen, Umbau des auch eine Gesundheitskrise. Mit der Stel- ren, wahrscheinlicher geworden. Das Energiesystems, antivirale Medikamente lungnahme über Zoonosen, Antibiotika- hängt mit der wachsenden Bevölkerung als Vorsorge für künftige Pandemien sowie resistenzen und „One Health“ betonen und deren Verlangen nach tierischen zum One-Health-Konzept. Die Meeresfor- wir die Zusammenhänge. „One Health“ Produkten zusammen, mit intensiverer scherin Antje Boetius ML und der Virologe befasst sich im Kern damit, dass die Ge- Landnutzung, Abhol- Thomas Mettenleiter ML wirken daran mit. sundheit von Mensch, Tier und Umwelt zung von Wäldern und untrennbar verbunden ist. Das zeigt sich dem Klimawandel. auch daran, dass etwa 60 Prozent der be- Eine der Ideen bei „One Klimaschutz, Energiewende, globale kannten Infektionskrankheiten des Men- Health“ ist es, die ris- Gesundheit – warum gehören diese The- schen ursprünglich von Tieren kommen. kanten Kontaktstellen men auf die G7-Agenda? Beispiele sind Masern, HIV und Influ- zu erkennen und zu Antje Boetius: Alle Stellungnahmen enza. Bei neu auftretenden Infektions- reduzieren. Dazu müs- sind direkt mit der großen Aufgabe der krankheiten wie Covid-19 sind mehr als sen wir die treibenden Transformation verknüpft. Wir Men- 75 Prozent Zoonosen, also zwischen Tier Faktoren identifizieren schen haben uns in ein erhebliches Un- und Mensch übertragbare Infektionen. und etwa die Rolle von gleichgewicht mit der Natur und allem Nicht zuletzt gehören Einflussfaktoren Landnutzungsveränderungen wie Wald- Leben auf der Erde manövriert. Daran wie der Klimawandel zum Gedanken von rodungen klären. sind auch die G7-Staaten maßgeblich be- „One Health“. teiligt. Sie können nun jedoch auch er- Frau Boetius, warum sind beim Klima- heblich zu den Lösungen beitragen. Wir Müssen wir künftig verstärkt mit Pan- schutz die Ozeane und Polarregionen so müssen ein gutes Verhältnis zur Natur demien rechnen? wichtig?
1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 5 tern. Es geht Schritt für Schritt voran. Grundsätzlich dürfte die Politik aber schneller und mutiger sein. Mettenleiter: Ich teile die Erfahrung, dass sich etwas bewegen lässt. Dass zum Beispiel das Thema „One Health“ nun auf internationaler Ebene in Form eines Gremiums verankert ist, geht auf eine deutsch-französische Politikinitiative zurück. Das von der Weltgesundheits- organisation und weiteren globalen Organisationen gegründete „One Health High Level Expert Panel“ hat im Mai Antje Boetius ML Thomas Mettenleiter ML 2021 erstmals getagt und ist wichtig, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, um das Thema voranzubringen. Grund- Helmholtz-Zentrum für Polar- und Mee- Bundesforschungsinstitut für Tiergesund- sätzlich erwarte ich aber nicht, dass resforschung, in Bremerhaven. heit, Greifswald, auf der Insel Riems. unsere Empfehlungen eins zu eins um- Foto: Esther Horvath | Alfred-Wegener-Institut Foto: Wolfram Maginot | FLI gesetzt werden. Die Wissenschaft berät evidenzbasiert, entscheiden muss die Politik. Boetius: Bestimmte Bereiche der Ozea- vieler Arten, etwa von großen Meeres- Boetius: Als Wissenschaftlerinnen und ne und Polarregionen sind unsere Leitin- säugern, sondern es gehen auch wichtige Wissenschaftler formulieren wir bei Kli- dikatoren für das Risiko, vor dem wir ste- Funktionen im Erdsystem verloren. ma- und Naturschutz oft aus der lang- hen. An ihnen lässt sich beobachten, dass fristigen und globalen Perspektive her- der Klimawandel schon da ist und bereits Sie beide kennen die internationale aus Notwendigkeiten. In der Gesellschaft erhebliche Konsequenzen in der Natur Politikberatung durch die Mitarbeit an geht es aber meist um kurzfristigere loka- und für das menschliche Leben hat. Die früheren Stellungnahmen. Werden die le oder nationale Faktoren, die die Politik beiden am stärksten reagierenden In- Empfehlungen der Wissenschaft beher- eher im Blick hat. Derzeit wird aus mei- dikatoren sind die Bleiche der Korallen- zigt? ner Sicht zu viel Verantwortung auf die riffe und der Rückgang des Meereises der Boetius: Die Themen, die wir als Aka- individuelle Ebene übertragen. Gerade Arktis. Weltweit ist mehr als die Hälfte demien bei solchen Gipfeln setzen, wer- beim Klima- und Naturschutz – aber wie der tropischen Korallenriffe durch Erwär- den durchaus aufgegriffen. Die bewusst uns die Pandemie lehrt auch bei Gesund- mung, Versauerung und Übernutzung be- knapp formulierten Stellungnahmen heit – bedarf es des großen politischen schädigt. Das Meereis der Arktis reagiert helfen, die Dringlichkeit von Themen Rahmens und vor allem viel mehr inter- ebenfalls enorm sensitiv auf Erwärmung aufzuzeigen, und sie unterstützen die nationaler Zusammenarbeit. durch Treibhausgasemissionen. Mit ihm Regierenden dabei, die Zukunft auf Basis ■ DAS GESPRÄCH FÜHRTE schwindet nicht nur der Lebensraum wissenschaftlicher Erkenntnis zu meis- ANNE BRÜNING SCIENCE 7 DIALOGUE FORUM ERARBEITET STELLUNGNAHMEN FÜR G7-GIPFEL Am 1. Januar hat Deutschland den Vorsitz der deutschen G7-Präsidentschaft, dem Science7- Die gemeinsamen Stellungnahmen werden Gruppe der sieben führenden Industrieländer Prozess (S7), mandatiert. von Mitgliedern der Leopoldina und interna- (G7) übernommen. Damit ist es Gastgeber des Als thematische Schwerpunkte hat die Leo- tional renommierten Expertinnen und Exper- G7-Gipfeltreffens der Staats- und Regierungs- poldina die Auswirkungen des Klimawandels ten erarbeitet und auf dem Arbeitstreffen der chefs vom 26. bis 28. Juni auf Schloss Elmau. auf Polarregionen und Ozeane sowie konkrete G7-Akademien vom 4. und 5. April finalisiert. Die G7-Wissenschaftsakademien erarbeiten Maßnahmen zur Beschleunigung der Dekarbo- Die Übergabe der Empfehlungen an die Bun- bereits seit mehr als 15 Jahren gemeinsame nisierung von Wirtschaft und Energiesystemen desregierung erfolgt zur G7-Wissenschafts- Stellungnahmen zu ausgewählten Themen der gesetzt. Weitere Themen sind die Entwicklung konferenz am 31. Mai/1. Juni 2022 in Berlin. Gipfelagenda. Als Nationale Akademie wurde von antiviralen Medikamenten zur Pandemie- ■ KK,CHW die Leopoldina von der Bundesregierung zum vorsorge sowie globale Gesundheitsheraus- G7-Politikberatung zweiten Mal nach 2015 mit der Federführung forderungen, die durch Zoonosen und anti- der Wissenschaftsberatung im Rahmen der mikrobielle Resistenzen entstehen. Science 7 Dialogue Forum
6 1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER Übergang in ein neues, klimaneutrales Wirtschafts- und Sozialsystem Forschungsgipfel am 4. Mai thematisiert „Innovationspolitik für globale Herausforderungen“ So verheerend die Coronavirus-Pande- mie in ihren Auswirkungen war und ist, „Mir ist wichtig, so profund hat sie Politik, Wirtschaft, dass die Diskussionen Wissenschaft und viele andere Akteurinnen und Akteure in der Gesellschaft dafür beim Forschungsgipfel sensibilisiert, wie fragil das globale Gefüge sich nicht auf techno- ist und wie abhängig wir Menschen von logische Potenziale unserer natürlichen Umwelt sind. Deshalb beschränken, sondern ist es nur konsequent, wenn der nächste Forschungsgipfel im Mai die großen glo- auch die sozialen balen Herausforderungen in den Kontext Folgen in den Blick der Innovationspolitik rückt. Neben der nehmen.“ Coronavirus-Pandemie sei hier beispielhaft der anthropogene Klimawandel genannt. Georg Schütte Generalsekretär der VolkswagenStiftung VON GEORG SCHÜTTE* Foto: Philip Bartz | VolkswagenStiftung D ie Frage, vor der wir aktuell ste- hen, lautet: Wie lassen sich klu- gesellschaftlicher Gruppen befördert? Chance, die Agenda der Innovationspoli- ge Ideen und finanzielle Mittel, Wir müssen deshalb beim Forschungs- tik in Deutschland zu beeinflussen. Die die der Krisenbewältigung dienen, so gipfel auch darüber sprechen, wie Wirt- regelmäßige Teilnahme von Mitgliedern einsetzen, dass sie nicht nur zur Stabi- schaft und Staat ihrer Fürsorgepflicht der Bundesregierung und Führungsper- lisierung des etablierten und in Teilen nachkommen wollen. Wie also werden sonen aus der EU-Kommission unter- auch überkommenen Wirtschaftssys- jene aufgefangen, die in unausweichli- streicht die Bedeutung dieses Plenums. tems dienen, sondern helfen, dieses mit chen Transformationsprozessen verunsi- 2021 war es die damalige Bundeskanz- mutigen Innovationen zukunftsfähiger chert sind, die ökonomische und soziale lerin Angela Merkel selbst, die die Gäs- gestalten? Lässt sich die gegenwärtige Nachteile erleiden? te des Forschungsgipfels adressierte: Krise also auch als eine Chance nutzen, Diese Fragen sind nicht neu. Aber sie „Wenn wir uns mit unserem europäi- um mit neuen Technologien und ver- geraten pointiert in den Blick, wenn sie schen Gesellschafts- und Wirtschafts- änderten Konsummustern resilienter im Rahmen des Forschungsgipfels disku- modell, mit unseren Vorstellungen von gegenüber künftigen Krisen zu werden? tiert werden. Denn man muss lange su- Nachhaltigkeit und lebenswerter Zu- Ich bin sicher, der Übergang in ein chen, um eine Veranstaltung zu finden, kunft behaupten wollen, dann müssen neues, klimaneutrales Wirtschaftssystem auf der sich Jahr für Jahr eine vergleich- wir innovativer und produktiver als an- wird viele Debatten beim Forschungsgip- bare Zahl von hochkarätigen Entschei- dere Teile der Welt sein und in vielem fel dominieren. Mir persönlich ist dabei derinnen und Entscheidern aus Politik, auch schneller werden.“ Es ist dieser wichtig, dass die Diskussionen sich nicht Wirtschaft, Wissenschaft und anderen Wirkungsanspruch, mit dem wir uns am auf technologische Potenziale beschrän- Bereichen der Gesellschaft zum Dialog 4. Mai zum nächsten Forschungsgipfel ken, sondern auch die sozialen Folgen in treffen. Und dabei beschränkt sich der treffen werden. den Blick nehmen. Denn eines ist gewiss: Austausch, das weiß ich aus eigener lang- * Dr. Georg Schütte ist Generalsekretär Wenn klimaschädliche Industrien gezielt jähriger Teilnahme, nicht auf Self-Mar- der VolkswagenStiftung. Zuvor war er von transformiert werden, wird das nicht nur keting. Nein, immer schon war der For- 2013 bis 2018 Mitglied in deren Kuratorium die Arbeitswelt verändern. Es wird auch schungsgipfel ein Ort der Kontroverse, und von 2009 bis 2019 Staatssekretär im Bun- traditionelle Arbeitsplätze kosten und wo beispielsweise Forschende den CEOs desministerium für Bildung und Forschung. neue entstehen lassen. großer Konzerne widersprachen – und Wie aber verhindern wir, dass der letztere sich dankbar für die neuen Im- wirtschaftliche und technologische Wan- pulse zeigten. Forschungsgipfel 2022 del ein Auseinanderdriften verschiedener Jeder Forschungsgipfel birgt also die
1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 7 „Kinderrechte sind ein wichtiges Thema“ Leopoldina-Mitglied Jutta Gärtner über ihr Engagement in der Nationalen Akademie der Wissenschaften Die Kinder- und Jugendmedizinerin Jutta liegen Ihnen persönlich besonders am Gärtner ML wurde im September 2021 ins Herzen? Präsidium der Leopoldina gewählt, seit Gärtner: Das gesunde Aufwachsen ist November ist sie überdies Vorsitzende des ein Thema, das nicht nur in dieser Pan- Leopoldina Human Rights Committee, das demie, sondern immer im Blick sein sich mit der Förderung der Menschenrechte sollte. Die Entwicklung eines Kindes und und mit Ethik in den Wissenschaften be- Jugendlichen ist schließlich an Zeitfens- fasst. Ein Gespräch über ihre vielfältigen ter gebunden und kann nicht nachgeholt Aktivitäten in der Akademie. werden. Kinderrechte sind ein Thema, das noch näher betrachtet werden muss, Frau Gärtner, seit Beginn der Corona- wenn wir in ruhigerem Fahrwasser sind. virus-Pandemie gab es zehn Ad-hoc- Stellungnahmen und weitere Publika- Sie haben kürzlich auch den Vorsitz im tionen der Leopoldina zum Thema. Sie Human Rights Committee der Leopol- haben sich aktiv eingebracht, obwohl Jutta Gärtner ML dina übernommen. Wie sehen hier die Sie mit der Leitung einer Universi- Direktorin der Klinik für Kinder- und brennendsten Sorgen aus? tätsklinik schon einen anspruchsvol- Jugendmedizin an der Universitäts- Gärtner: In diesem Gremium kümmern len, zeitlich belastenden Beruf haben. medizin Göttingen. Die Spezialistin wir uns um Wissenschaftler in aller Welt, Was hat sie dazu motiviert? für Neuropädiatrie forscht zu neuro- die wegen ihrer Forschung verfolgt wer- Jutta Gärtner: Motiviert hat mich, wie metabolischen und neurodegenerativen den. Mein Wunsch ist, dass wir den Blick auch andere, mich in besonderen Situ- Erkrankungen sowie zu Multipler noch stärker auf Kolleginnen und Kolle- ationen persönlich und für die Leopol- Sklerose bei Kindern und Jugendlichen. gen in Europa richten, ich sehe insbeson- dina zu Wort zu melden. Zum Beispiel Jutta Gärtner ist seit 2014 Mitglied dere in einigen osteuropäischen Ländern Ende November, als wir nicht mehr mit der Leopoldina, seit September 2021 großen Handlungsbedarf. ansehen wollten, wie die Corona-Zah- Präsidiumsmitglied und seit November len drastisch in die Höhe gingen. Unse- 2021 Vorsitzende des Leopoldina Hu- Als Nationale Akademie der Wissen- re multidisziplinäre Gruppe, in der Kli- man Rights Committee (HRC), das sich schaften hat die Leopoldina die Aufgabe niker, Grundlagenforscher, aber auch weltweit für Wissenschaftlerinnen und der unabhängigen und wissenschafts- Ethiker und Juristen vertreten waren, Wissenschaftler einsetzt, die aufgrund basierten Politikberatung. Hand aufs hat deshalb wirkungsvollere Kontakt- ihrer wissenschaftlichen Arbeit verfolgt Herz: Wünschen Sie sich manchmal eine beschränkungen gefordert und auch das werden. Foto: Markus Scholz | Leopoldina Expertokratie, in der Wissenschaftlerin- Wort „Impfpflicht“ in den Mund genom- nen und Wissenschaftler ihre faktenba- men. Wenn wir das nicht sagen, wer soll sierten Forderungen zeitnah und voll- es dann tun? Lehrerverbänden und Ärzteorganisatio- ständig selbst umsetzen könnten? nen. In den Kinderkliniken ist uns auf- Gärtner: Nein. Wissenschaft muss sich In der Ad-hoc-Stellungnahme zur Coro- gefallen, dass während des Lockdowns unabhängig von politischen Zwängen navirus-Pandemie von Juni 2021 stehen im Vergleich zum Vorjahr sehr viel we- und international vernetzt um Fortschritt Heranwachsende im Mittelpunkt. Was niger Kinder mit Infektionskrankheiten bemühen und unbehindert Stellung neh- war Ihnen wichtig? aufgenommen werden mussten, dass die men können. Ich bin daher strikt gegen Gärtner: Wichtig war uns zu fordern, Stationen aber trotzdem pickepacke voll eine Vermengung der Kompetenzen. Kinder und Jugendliche in der Pandemie waren – mit Kindern, die beispielsweise ■ DAS GESPRÄCH FÜHRTE nicht zu vernachlässigen. Im Frühjahr unter Kopf- und Bauchschmerzen oder ADELHEID MÜLLER-LISSNER 2020 ist es rasch zu Schulschließun- unter Essstörungen litten. Der deutliche gen gekommen, die Belastungen für die Anstieg dieser Erkrankungen konnte ei- Jutta Gärtner Kinder selber, aber auch für die Eltern nem gar nicht entgehen. und das Gesamtgefüge Familie waren Präsidium zu Beginn noch wenig im Blick. Das ist Welche „Kinder“-Themen, die im Ver- inzwischen anders, es gab etliche weite- lauf der Coronavirus-Pandemie Einzug Human Rights Committee re Stellungnahmen, unter anderem von in die Stellungnahmen gefunden haben,
8 1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER Aufruf zu mehr Sachlichkeit in Diskussion und Medien-Berichterstattung Allianz der Wissenschaftsorganisationen betont Grundregeln einer freien und offenen Gesellschaft In Zeiten einer Krise wie der Coronavirus- zelne Forscherinnen und Forscher zur Wissenschaft unterstützt. Daher müs- Pandemie braucht die Gesellschaft einen Schau gestellt und persönlich für drin- sen Wissenschaftlerinnen und Wissen- Journalismus, der faktenbasiert, sachlich gend erforderliche, aber unpopuläre schaftler ihre Expertise frei einbringen und verantwortungsvoll ist. Dies betont die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung können. Allianz der Wissenschaftsorganisationen verantwortlich gemacht werden („Exper- Die Allianz der Wissenschaftsorga- in ihrer gemeinsamen Erklärung vom 6. ten-Trio schenkt uns Frust zum Fest“), nisationen ist ein Zusammenschluss der Dezember 2021 „Aufruf zu mehr Sachlich- ist diffamierend. Es kann überdies leicht bedeutendsten Wissenschaftsorganisa- keit in Krisensituationen“. Anlass war die zu einem Meinungsklima beitragen, das tionen in Deutschland. Sie nimmt re- Berichterstattung der Tageszeitung „BILD“, an anderer Stelle bereits dazu geführt gelmäßig Stellung zu wichtigen Fragen in der die Physikerin Viola Priesemann hat, dass Wissenschaftlerinnen und Wis- der Wissenschaftspolitik. Der Wissen- sowie die Physiker Dirk Brockmann und senschaftler sich physischer oder psychi- schaftsrat ist Mitglied der Allianz und Michael Meyer-Hermann für verschärfte scher Gewalt ausgesetzt sahen oder mit hat für 2021 die Federführung übernom- Corona-Maßnahmen verantwortlich ge- ihr bedroht wurden. men. Weitere Mitglieder sind die Alex- macht wurden. Im Wortlaut heißt es: Solche Formen der Auseinanderset- ander von Humboldt-Stiftung, der Deut- zung sind aus Sicht der Allianz in keiner sche Akademische Austauschdienst, die Weise akzeptabel und widersprechen den Deutsche Forschungsgemeinschaft, die „Die BILD-Zeitung setzt mit dem Bei- Grundregeln einer freien und offenen Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz- trag ‘Die Lockdown-Macher‘ vom 4. De- Gesellschaft sowie den Grundprinzipien Gemeinschaft, die Hochschulrektoren- zember 2021 ihre im vergangenen Jahr unserer Demokratie. Gerade in Krisen- konferenz, die Leibniz-Gemeinschaft, die begonnene einseitige Berichterstattung situationen und einem ohnehin schon Max-Planck-Gesellschaft und die Natio- gegen Wissenschaftlerinnen und Wissen- emotionalisierten Themenfeld ist Sach- nale Akademie der Wissenschaften Leo- schaftler fort, die ihre fachliche Expertise lichkeit in Diskussion und Berichterstat- poldina.“ in den Dienst von Politik und Gesellschaft tung in besonderer Weise geboten und stellen, um der Coronavirus-Pandemie weitaus zielführender. Gemeinsame Erklärung und ihren gerade in diesen Tagen drama- Politik und Gesellschaft werden, der Allianz der Wissen- tisch sichtbaren Folgen zu begegnen. nicht nur in pandemischen Krisen, schaftsorganisationen Dass und auf welche Weise hier ein- substanziell durch die Erkenntnisse der
1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 9 Politikberatung im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik und Medien Leopoldina-Präsident Gerald Haug gibt den Auftakt für eine Artikelserie zu diesem Thema Die Coronavirus-Pandemie wirkte wie ein Katalysator – überwiegend mit negativen, „Ich halte das aber auch mit positiven Folgen. So sind stärkere Interesse Impfstoffe in einem Tempo entwickelt wor- der Öffentlichkeit den, das vorher kaum vorstellbar war. Doch führten Schwachstellen unseres Gesund- an den Aufgaben, heitssystems, etwa bei der Digitalisierung, Werkzeugen und zu gravierenden Einschränkungen bei der Grenzen der wissen- Pandemiebekämpfung. Welche Auswirkun- schaftsbasierten gen die Erfahrungen der letzten zwei Jahre Politikberatung für langfristig auf das Verhältnis zwischen Wissenschaft, Politik und Medien haben ein positives Zeichen.“ Gerald Haug werden, ist eine noch offene Frage. Die Präsident der Leopoldina Antwort wird wesentlich davon abhängen, Foto: David Ausserhofer | Leopoldina wie sich unser Verständnis von Freiheit und Verantwortung der Wissenschaft ent- wickelt. basierten Politikberatung für ein posi- nerhalb dessen interdisziplinäre Arbeits- tives Zeichen. Die Wissenschaft wird so gruppen auf der Grundlage des jeweiligen VON GERALD H. HAUG ML* ernst genommen, wie sie es selbst seit wissenschaftlichen Erkenntnisstandes langem gefordert hat. Sie trägt somit Analysen dringender gesellschaftlicher D ie in Deutschland grundgesetz- einen Großteil der Verantwortung daran, Herausforderungen durchführen und lich geschützte Wissenschafts- dass der relevante Forschungsstand zu- realistische Handlungsoptionen vor- freiheit eröffnet den Spielraum, verlässig, verständlich und zeitnah in die schlagen. Der hierfür notwendige Dialog in dem sich eine von Neugier getriebene öffentliche Debatte einfließt. bringt uns in Kontakt mit der Politik und Forschung so vielgestaltig entfaltet, dass Dabei geht es nicht nur um die Infor- anderen außerwissenschaftlichen Berei- sie die kulturelle, soziale und wirtschaft- mation über Fakten und die Darlegung chen. Aber wir verlieren dadurch nicht liche Entwicklung unserer Gesellschaft von Handlungsoptionen. Es geht auch unsere Unabhängigkeit – ganz im Gegen- bestmöglich fördern kann. Diese Freiheit darum, eine Idee von Wissenschaftsfrei- teil: Wir tragen so zur zunehmenden Re- ermöglicht auch eine von politischen und heit in die Praxis umzusetzen, die zwei levanz der Wissenschaftsfreiheit für eine wirtschaftlichen Interessen unabhängige Elemente miteinander verknüpft: die Gesellschaft bei, die nicht nur Pandemien Politikberatung, wie sie die Leopoldina Unabhängigkeit von staatlichen Ziel- bewältigen, sondern sich auch nachhaltig als Nationale Akademie der Wissen- vorgaben und das Engagement für die entwickeln will. schaften Deutschlands leistet. Bewältigung gesellschaftlicher Heraus- In den kommenden Ausgaben des Hier wirkte die Pandemie ebenfalls forderungen. Wir sollten Wilhelm von Newsletters werden Mitglieder der Leo- wie ein Katalysator. Wissenschaftsba- Humboldts Formel von der „notwendi- poldina ihre Sichtweise auf die Politikbe- sierte Analysen und Handlungsoptionen gen Freiheit und hilfreichen Einsamkeit“ ratung der Akademie im Spannungsfeld mussten schneller vorliegen; von Wis- keinesfalls zu orthodox interpretieren: von Wissenschaft, Politik und Medien senschaftlerinnen und Wissenschaftlern Wer sich der freien Wissenschaft wid- darstellen. Davon erwarte ich konstruk- wurde eine verstärkte Medienpräsenz met, muss dies nicht immerzu fernab von tive Impulse nicht nur für die Diskussion erwartet; gaben sie unterschiedliche den Nöten und Erwartungen der Gesell- innerhalb der Leopoldina, sondern auch Einschätzungen ab, knüpften sich daran schaft tun. für eine öffentliche Debatte, deren Ver- Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Dem zuweilen geäußerten Generalver- lauf das Vertrauen in die Wissenschaft Wissenschaft und ihrer legitimen Rolle dacht gegenüber der Wissenschaft, dass hoffentlich stärken wird. in der politischen Entscheidungsfindung. sie sich während der Pandemie politisch * Gerald H. Haug ist Klimaforscher, Geo- Ich halte das stärkere Interesse der einspannen ließ, antworte ich hinsichtlich loge und Paläo-Ozeanograph, seit 2020 Prä- Öffentlichkeit an den Aufgaben, Werk- der Aktivitäten der Leopoldina: Unsere sident der Nationalen Akademie der Wissen- zeugen und Grenzen der wissenschafts- Akademie bietet einen Freiheitsraum, in- schaften Leopoldina.
10 1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER Grundlagenforschung für Nachhaltigkeit Im Gespräch über Leopoldina unterstützt Initiative wissenschaftliche Ethik IYBSSD der Vereinten Nationen Leopoldina-Reihe zur Freiheit und Verantwortung der Wissenschaften D ie Generalversammlung der Ver- einten Nationen hat das Jahr 2022 zum Internationalen Jahr der Grundlagenforschung für nachhalti- ge Entwicklung (International Year of Basic Sciences for Sustainable De- velopment, IYBSSD) erklärt. Damit soll die Bedeutung der Grundlagen- forschung für Fortschritte in Medizin, Industrie, Landwirtschaft, Umwelt, Kommunikation und Kultur gewür- digt werden. Mit dem internationalen Jahr sollen Industrie- und Entwick- Auftakt der Gesprächsreihe am 18. November mit Klaus Tanner ML (links) und Horst Dreier ML lungsländer dazu ermuntert werden, (rechts) sowie Moderatorin Christina Berndt. Screenshot: Stefanie Westermann l Leopoldina die Kapazitäten für Grundlagenfor- schung im eigenen Land weiter aus- zubauen, da damit auch ein wichtiger Eine vierteilige Veranstaltungsreihe der und Rechtsphilosoph Horst Dreier ML, Beitrag zur Erreichung der Ziele für Kommission Wissenschaftsethik und des der Wissenschaftshistoriker Carsten nachhaltige Entwicklung (Sustainable Zentrums für Wissenschaftsforschung der Reinhardt ML, der Chemiker und Leo- Development Goals) geleistet werde. Leopoldina befasste sich in diesem Winter poldina-Vizepräsident Robert Schlögl Die Organisation der Vereinten mit Fragen rund um Freiheit und Verant- ML, der Hirnforscher Wolf Singer ML Nationen für Bildung, Wissenschaft wortung der Wissenschaften. sowie der Theologe Klaus Tanner ML – und Kultur (Unesco) übernimmt die ging es sowohl um die Wissenschaften Federführung für das IYBSSD. Ge- meinsam mit mehr als 90 weiteren Organisationen, darunter viele na- E ine Demokratie, in der nicht ge- stritten wird, ist keine“ – dieser Satz von Helmut Schmidt bringt eine zentrale und ihre Verantwortung als auch um die Orte und Verfahrensweisen ethischer Auseinandersetzungen. tionale Akademien und Fachgesell- Aufgabe einer demokratisch verfassten Thematisiert wurde zudem die Rolle schaften, unterstützt die Leopoldina Gesellschaft auf den Punkt: Sie muss um wissenschaftlicher Ethik in der inner- das Internationale Jahr und engagiert strittige Fragen ringen; um Fragen, die wissenschaftlichen und wissenschaft- sich darüber hinaus im internationa- sich nicht zuletzt immer wieder durch lich-politischen Kommunikation: Sie len Beratungsgremium der Initiative. neue Erkenntnisse aus den Natur-, Tech- kann zu einem guten Diskussions- und Die offizielle Eröffnungskonferenz nik- oder Lebenswissenschaften ergeben. Entscheidungsprozess beitragen, in- für das IYBSSD findet am 1. Juli am Was sollen wir tun und was lassen, als dem sie normative Aspekte reflektiert, Sitz der Unesco in Paris/Frankreich Einzelne wie als Gesellschaft, etwa im unterschiedliche Positionen in den Blick statt. Bis Ende Juni 2023 können Ak- Bereich biomedizinischer Forschung, nimmt, Argumente ordnet und hinter- teure aus der ganzen Welt zusammen hinsichtlich digitaler Technologien, mit fragt. Im Prozess des Ringens um strittige mit der Unesco und anderen UN-Or- Blick auf die Bewältigung der Klimakrise Fragen stellt sie Orientierungswissen ganisationen IYBSSD-Veranstaltun- oder des Biodiversitätsverlustes? bereit – eine andere Art von Wissen gen durchführen, um den Austausch Die Veranstaltungsreihe zur Freiheit als naturwissenschaftliches Wissen. zwischen Wissenschaft, Politik und und Verantwortung der Wissenschaf- Die Aufzeichnungen der jeweils 60- bis Gesellschaft zur Rolle der Grundlagen- ten beleuchtete vor diesem Hintergrund 90-minütigen Gespräche sind auf dem forschung für eine nachhaltige Ent- grundsätzliche Fragen an der Schnitt- YouTube-Kanal der Leopoldina verfüg- wicklung zu befördern. ■ RN, CHW stelle zwischen Natur-, Geistes- und So- bar. ■ SW, KH zialwissenschaften. In Zweiergesprächen zwischen Wissenschaftlerinnen und Wis- Internationales Jahr der Gesprächsreihe „Freiheit senschaftlern – darunter die Medizin- Grundlagenforschung für und Verantwortung ethikerinnen Bettina Schöne-Seifert ML nachhaltige Entwicklung der Wissenschaften“ und Claudia Wiesemann ML, der Jurist
1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 11 Perspektiven für eine wissenschaftsbasierte Regulierung genomeditierter Pflanzen Leopoldina-Mitglied Ralph Bock und Jurist Hans-Georg Dederer zur Wirkung der Stellungnahme von 2019 In ihrer Stellungnahme von 2019 plädiert die Leopoldina gemeinsam mit der Akade- mienunion und der Deutschen Forschungs- gemeinschaft (DFG) dafür, bestimmte genomeditierte Pflanzen vom rigiden Regelwerk der Europäischen Union (EU) für gentechnisch veränderte Organismen auszunehmen. Nun hat die Europäische Kommission einen entsprechenden Gesetz- gebungsprozess eingeleitet. VON RALPH BOCK ML UND HANS-GEORG DEDERER* Ralph Bock ML Hans-Georg Dederer Molekularbiologe und Direktor am Max- Professor an der Universität Passau. Der I n der EU sind gentechnisch verän- Planck-Institut für Molekulare Pflanzen- Jurist befasst sich unter anderem mit derte Organismen (GVO) restriktiv physiologie in Potsdam europäischem Wirtschaftsrecht. reguliert. Das hat dazu geführt, Foto: MPI für Molekulare Pflanzenphysiologie Foto: Universität Passau dass die Grüne Gentechnik in Europa praktisch zum Erliegen gekommen ist. Selbst Forschung und Entwicklung in auf Ebene der EU. Es kam zu Experten- Auf Einladung des Landwirtschafts- diesem Bereich sind weitgehend aus gesprächen mit Abgeordneten aus den ausschusses des Europäischen Parla- Europa abgewandert. Ein ähnliches Landtagen, dem Deutschen Bundestag ments und in Gegenwart von Beamtinnen Schicksal ist für die neuen Züchtungs- und dem Europäischen Parlament. und Beamten der Kommission präsen- verfahren der Genomeditierung zu Für weitere politische Breitenwirkung tierten Mitglieder der Arbeitsgruppe im befürchten. Diese Verfahren können sorgte eine von DFG und Leopoldina im November 2021 die zentralen Punkte der ohne das Einbringen fremder Gene Herbst 2020 veranstaltete internationale Stellungnahme und stellten sich unmit- auskommen und neue Pflanzensorten Tagung, die sich auch an die politischen telbar den Fragen der Europaabgeord- erzeugen, die von klassischen Züch- Entscheidungsträger auf europäischer neten. Kurz zuvor hatte die Kommission tungen nicht mehr unterscheidbar Ebene richtete. Dort wurden die Stellung- bereits den Gesetzgebungsprozess zur sind. nahme und ihre Empfehlungen in Gegen- Änderung des GVO-Rechtsrahmens mit Aus einem Urteil des Europäischen wart von Abgeordneten des Europäischen einer sogenannten „Folgenabschätzung Gerichtshofs vom 25. Juli 2018 folgt je- Parlaments sowie hochrangigen Kommis- in der Anfangsphase“ eingeleitet. doch, dass auch genomeditierte Pflanzen sionsmitarbeitern und Vertretern natio- Im zweiten Quartal 2022 wird die GVO sind und damit unter den rigiden naler Behörden zur Diskussion gestellt. Kommission eine weitere öffentliche Kon- Rechtsrahmen der EU fallen. Eine von Eine im April 2021 veröffentlichte sultation durchführen, bevor sie ein Jahr der Leopoldina federführend eingesetzte Studie der Europäischen Kommission zu später einen konkreten Gesetzgebungs- Arbeitsgruppe griff die Problematik auf neuartigen Züchtungstechniken bestätig- vorschlag zu unterbreiten beabsichtigt. und erarbeitete innerhalb eines Jahres te im Wesentlichen die Einschätzungen * Ralph Bock ML und Hans-Georg Dede- eine Stellungnahme zur Genomeditie- der Arbeitsgruppe. Schlüsselfrage sei, so rer sind Mitglieder der Arbeitsgruppe „Ge- rung bei Pflanzen. Darin formuliert sie die Kommission, ob die aktuelle Gesetz- nomeditierte Pflanzen“ von Leopoldina, Aka- dringlichen, wissenschaftlich begründe- gebung noch zweckmäßig sei oder der demienunion und DFG. ten, politischen, vor allem gesetzgeberi- Novellierung bedürfe. In einem nachfol- schen Handlungsbedarf. Dazu zählt die genden Expertengespräch auf Abteilungs- kurzfristige Novellierung des europäi- leitungsebene im Bundeslandwirtschafts- Stellungnahme „Regulierung schen GVO-Rechtsrahmens. ministerium diskutierten Mitglieder der genomeditierter Pflanzen Die Stellungnahme fand in Wissen- Arbeitsgruppe die Kommissionsstudie im in der EU“ schaft und Politik ein breites Echo, auch Lichte der Stellungnahme von 2019.
12 1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER „Geschichte der Opfer weiter aufarbeiten“ Leopoldina-Mitglied Paul Weindling über seine Forschung zur Medizin im Nationalsozialismus 2015 erhielt Leopoldina-Mitglied Paul werden, wie das Hirnschnitt-Präparat für Weindling den Anneliese Maier-For- die weitere Forschung genutzt wurde. schungspreis der Alexander-von-Humboldt- Stiftung. Mit den Fördermitteln baute der Sie erinnern mit Ihrer Arbeit an die britische Medizinhistoriker am Zentrum für Opfer, wurden diese auch über Entschä- Wissenschaftsforschung (ZfW) eine Daten- digungen anerkannt? bank für die Opfer der medizinischen und Weindling: Ab Mitte der 1980er Jahre psychiatrischen Forschung in der Zeit des gibt es ein gewisses Bewusstsein, dass die Nationalsozialismus auf. Im Interview zieht NS-Forschungen unethisch waren. Aber er Bilanz und blickt auf die Frühjahrstagung die Opfer wurden nicht als Individuen des ZfW im Juni voraus. gesehen. Die Frage ist: Was wurde für die Überlebenden gemacht? Viele muss- Herr Weindling, was leistet die Da- ten mit Schmerzen weiterleben. So wur- tenbank, die in den zurückliegenden den Sinti und Roma für Forschungen zu fünf Jahren zu Opfern medizinischer Chemie-Waffen benutzt. Später hieß es, Forschung im Nationalsozialismus er- diese Menschen seien Verbrecher und arbeitet wurde? ihre Inhaftierung legitim gewesen. Das Paul Weindling: Wir haben jetzt ist absurd und rassistisch, aber die Opfer 28.656 Biografien erfasst. Wir können Paul Weindling ML bekamen deshalb lange keine Entschä- Daten verknüpfen, zu Tätern, zu Häft- ist seit 2014 Mitglied der Leopoldina. digung. Die Geschichte der NS-Medizin- lingspersonal, und Verbindungen her- Seit 1998 ist er Professor für Medi- Opfer muss weiter aufgearbeitet werden. stellen zur Forschungsliteratur. Die zingeschichte an der Oxford Brookes Daten sind für weitere Forschungen University/UK. Er ist Experte für die Die Frühjahrstagung des ZfW wird sich verfügbar. Es ist aber auch für Familien Geschichte der Medizin im National- auch mit dem Thema „Medizin im Na- wichtig zu wissen, dass die Geschichte sozialismus. Foto: Oxford Brookes University tionalsozialismus“ und Ihrer Forschung eines Angehörigen nicht mit dessen Er- beschäftigen. Was ist geplant? mordung endete, sondern dass sein Ge- Weindling: Wir wollen eine Bestands- hirn für Forschungszwecke aufbewahrt chen“ des SS-Arztes Josef Mengele waren aufnahme über die Forschung zu Opfern wurde. Das muss transparent gemacht einige wenige Kinder keine Zwillinge. Es und Tätern bieten, Erkenntnisse prä- werden, und das können wir jetzt. waren Verwandte, die einem Kind ähn- sentieren und kritisch diskutieren. Zum lich sahen, und ihm so das Überleben er- Beispiel, welche Spuren die nationalsozi- Wie schwierig war es, die Biografien zu möglicht haben. Oder bei den „Kältever- alistische Medizin in Deutschland hinter- rekonstruieren? suchen“ im KZ Dachau haben Inhaftierte lassen hat. Ebenso wird es um kulturelle Weindling: Es ist arbeitsintensiv, es die Messgeräte für die Wassertemperatur Aspekte gehen. Zu allem wird es öffentli- läuft viel über Archive wie die Arolsen- gefälscht. Deshalb muss man die Ergeb- che Vorträge geben. Ich freue mich, dass Archives – International Center on Nazi nisse mit Skepsis betrachten. Das ist eine es im Juni diese Veranstaltung geben Persecution mit ihrer großen Sammlung wichtige Ebene der Geschichte. wird und unsere Teamarbeit am Zentrum an Häftlingsakten. Es finden sich immer für Wissenschaftsforschung damit sicht- wieder Unterlagen zu Versuchen wie de- In die Datenbank sind auch Menschen bar wird. nen des Tropenmediziners Klaus Schil- aufgenommen worden, deren Gehirne ■ DAS GESPRÄCH FÜHRTE ling zu Malaria im Konzentrationslager von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft CHRISTINE WERNER Dachau mit 11.100 Opfern, da sind viele für psychiatrische Experimente benutzt Akten erhalten. Auch gibt es dort das Bei- wurden … spiel des Revierschreibers Eugen Ost. Er Weindling: Ja, hier muss man klären: Paul Weindling hat Beweisstücke gerettet, die zeigen, es Wie ist der Patient gestorben? War er wo- Frühjahrstagung gab auch Widerstand, Sabotageversuche. möglich Opfer der „informellen Euthana- „Biowissenschaften und sie“, bei der Menschen durch Essensent- Medizin im Was heißt an dieser Stelle Sabotage? zug, mangelnde Versorgung oder Gift zu Nationalsozialismus“ Weindling: Bei den „Zwillings-Versu- Tode kamen. Und dann muss aufgeklärt
1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 13 Zwischen Papier und Ehrengrab für Carl Hermann Knoblauch Bildschirm Freundeskreis richtet Grabstätte des XV. Präsidenten der Leopoldina her Podiumsdiskussion „Wissenschaftliches Publizieren im Wandel“ Carl Hermann Knoblauch war von 1878 bis 1895 XV. Präsident der Leopoldina. Foto: Leopoldina Die Schriftenreihen der Leopoldina begannen mit der Miscellanea curiosa (li). Fotos: Leopoldina 2020 jährte sich die Gründung der ersten prägten die Leopoldina mit, was auch die I m Dezember 2021 hat der Stadtrat Halle (Saale) beschlossen, die Grab- stelle des XV. Leopoldina-Präsidenten medizinisch-naturwissenschaftlichen Zeit- 1683 eingeführte Bezeichnung des „Di- Carl Hermann Knoblauch (1820 bis schrift der Welt, der Miscellanea curiosa, rector Ephemeridum“ zeigt. 1895) auf dem Stadtgottesacker als zum 350. Mal. Dies ist Anlass für eine Amt und Zeitschrift sind bis heute er- Ehrengrab zu gestalten. Bereits im Podiumsdiskussion über Bedingungen und halten – die Zeitschrift nunmehr unter Sommer 2020 hatte der Leopoldina Perspektiven wissenschaftlichen Publizie- dem Namen Nova Acta Leopoldina, in- Akademie Freundeskreis Knoblauchs rens – pandemiebedingt auf März 2022 zwischen ergänzt durch die Acta Histo- verwilderte Grabstelle herrichten las- verschoben. rica Leopoldina. Die Leopoldina schreibt sen. Inzwischen erhalten Besuche- ihre Publikationstradition in die Zukunft rinnen und Besucher mittels eines M it der Gründung der Zeitschrift Miscellanea curiosa reagierte die Academia Naturae Curiosorum, die spä- fort: Mit neuen Publikationsprojekten, vor allem dem Online-Open-Access- Journal NAL-live, beteiligt sie sich auch QR-Codes Hinweise auf Knoblauchs Verdienste für die Leopoldina und die Stadt Halle (Saale). tere Leopoldina, auf die Situation der heute aktiv an der Modernisierung des Knoblauch kam 1853 als Dozent damaligen Gelehrten: Die Mitglieder wissenschaftlichen Publizierens. für Experimentalphysik nach Halle waren weit verstreut und ohne gemein- Über Chancen, Hindernisse und offe- (Saale) und wurde später ordentlicher samen Anlaufpunkt. Die Verständigung ne Fragen in diesem Prozess diskutieren Professor. Parallel zu dieser Funktion per Briefwechsel musste politische am 25. März Michael Fernau, Direktor war er von 1868 bis 1871 als Rektor Grenzen und ein unzuverlässiges Post- der Deutschen Nationalbibliothek Leip- an der Alma Mater Halensis tätig. Mit system überwinden. Die Gründung eines zig, die Programmdirektorin Wissen- Knoblauchs Wahl zum Präsidenten regelmäßig erscheinenden Journals war schaftliche Literaturversorgungs- und wurde die Leopoldina 1878 in Halle entscheidend für Förderung und Ver- Informationssysteme der Deutschen (Saale) sesshaft. breitung wissenschaftlicher Erkenntnis. Forschungsgemeinschaft Angela Holzer Der Stadtgottesacker gilt als be- Der erste Band brachte Naturbeob- (Bonn) und der Wissenschaftsforscher deutendes steinernes Monument der achtungen, meist medizinische Themen Michael Hagner ML (Zürich/Schweiz). Stadtgeschichte. Zu den hier bestatte- mit praktischem Nutzen, und war auf- Die Moderation liegt bei Diethard Tautz ten Persönlichkeiten zählen die Eltern wändig illustriert. Beides unterschied die ML, derzeit Director Ephemeridum des Komponisten Georg Friedrich Miscellanea von den Schriften der briti- (Chief Editor) der Leopoldina. ■ RG Händel, der Pietist August Hermann schen und französischen Akademien. Das Francke und der Anatom Philipp Journal machte die spätere Leopoldina Friedrich Theodor Meckel. ■ JSU Podiumsdiskussion europaweit bekannt. Die Miscellanea wa- „Wissenschaftliches ren für das wissenschaftliche Publizieren Carl Hermann Knoblauch Publizieren im Wandel“ von großer Bedeutung. Die Herausgeber
14 1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER „FASZINATION WISSENSCHAFT“ – LEOPOLDINA PRÄSENTIERT AUSSTELLUNG VON HERLINDE KOELBL „Faszination Wissenschaft“ – unter diesem Titel zeigt die Leopoldina vom 10. Juni bis 11. September 60 Fotografien von Herlinde Koelbl, mit denen weg- weisende Forschende porträtiert werden. Dahinter steckt die Idee: Wissen_schafft Neues und Wissen_ schafft Zukunft. Doch Wissenschaft ist nichts Anony- mes, dahinter stehen Menschen mit ihren Ideen, mit ihrer Neugierde und ihrem Forschungsdrang. Es ist dieser Kontext, den Herlinde Koelbl in den Fo- kus ihres internationalen Projekts „Fascination of Science“ rückt. Auf ungewöhnliche Weise nähert sie sich und porträtiert 60 international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter 22 Mitglieder der Leopoldina. Die Fotografin bat jede und jeden der Porträtierten, sich für das Foto einen wichtigen Leitsatz, eine For- mel, eine Idee auf die Hand zu schreiben. Dadurch wird der Mensch hinter der Wissenschaft nahba- rer und die Faszination von Wissenschaft förmlich „greifbar”. Die Künstlerin ermöglicht Einblicke und eine Ver- bindung von (Porträt‐)Kunst und Wissenschaft, wie es sie so noch nicht gegeben hat und stellt die Le- bendigkeit von Wissenschaft in den Blickpunkt. Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Kunst- stiftung Sachsen‐Anhalt und der Leopoldina und wird mit Mitteln der Kunststiftung, der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt und des Leopoldina Akade- mie Freundeskreises finanziert. ■ DYW / Fotos: Cover, Herlinde Koelbl Ausstellung „Faszination Wissenschaft“
2|2020 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 1/2022 15 Termine Aufgrund der Coronavirus-Pandemie finden an der Leopoldina bis auf weiteres keine Veranstaltungen vor Ort statt. Über Online-Veranstaltungen halten wir Sie weiterhin auf dem Laufenden. Aktuelle Informationen finden Sie über die Weblinks zu den Terminen. 8. MÄRZ 2022, 18:00 UHR Dr. Andreas Haka (Stuttgart) ONLINE Arthur E. Haas: vergessener Pionier der Quantentheorie und Kosmologie Vortrag im Wissenschaftshistorischen Seminar mit 31. MAI BIS 1. JUNI 2022 Prof. Dr. Michael Wiescher (Notre Dame/USA) ONLINE Science 7 Dialogue Forum 2022 Im Vorfeld des G7 Gipfels überreichen die Nationalakademien der Mitgliedsländer wissenschafts- 10. MÄRZ 2022, 10:15 BIS 16:30 UHR basierte Empfehlungen MUSEUM FÜR KOMMUNIKATION, LEIPZIGER STR. 16, Objektsprache und Ästhetik – 10117 BERLIN Wertdimensionen des Objektbezugs Interdisziplinärer Online-Workshop des Zentrums für Wissenschaftsforschung 10. JUNI BIS 11. SEPTEMBER 2022 ONLINE Faszination Wissenschaft Ausstellung mit 60 Fotografien von Herlinde Koelbl zum 22. MÄRZ 2022, 18:00 BIS 19:30 UHR internationalen Projekt „Fascination of Science“ LEOPOLDINA, JÄGERBERG 1, 06108 HALLE (SAALE) Die Zerstörung von Kulturgut als Kriegsstrategie 21. Leopoldina Lecture in Herrenhausen 13./14. JUNI 2022 ONLINE Biowissenschaften und Medizin im Nationalsozialismus 25. MÄRZ 2022, 18:00 BIS 19:00 UHR Frühjahrstagung des Zentrums für Wissenschaftsforschung Zwischen Papier und Bildschirm: LESESAAL, ZENTRUM FÜR WISSENSCHAFTS- Wissenschaftliches Publizieren im Wandel FORSCHUNG, EMIL-ABDERHALDEN-STRASSE 36, Podiumsdiskussion in der Deutschen Nationalbibliothek 06108 HALLE (SAALE) Leipzig ONLINE 23./24. SEPTEMBER 2022 Global Health 5. APRIL 2022, 18:00 UHR Die Jahresversammlung der Leopldina befasst sich Mit neuen Materialien Grenzräume mit verschiedenen Aspekten globaler Gesundheit und erkunden internationaler Gesundheitspolitik IN PLANUNG Vortrag im Wissenschaftshistorischen Seminar mit Weitere Informationen zu den Veranstaltungen der Leopoldina
16 1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER Personalia | Publikationen Ehrungen tech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (München) gewählt. Asifa Akhtar ML, Mitglied der Sektion Biochemie und Biophysik, wird mit dem Christa Šerić-Geiger-Preis Michael Hallek ML, Mitglied der Sektion Innere Me- der Carl-Friedrich Geiger-Stiftung (Kehl) ausgezeichnet. dizin und Dermatologie, wurde in den Wissenschaftsrat (Köln) berufen. Ralf Bartenschlager ML, Mitglied der Sektion Mi- krobiologie und Immunologie, erhielt die Ehrendoktor- Stefan Hell ML, Mitglied der Sektion Physik, erhielt würde der Universitätsmedizin Mainz. den Werner-von-Siemens-Ring der gleichnamigen Stif- tung (Berlin) verliehen. Andreas J. Bäumler ML, Mitglied der Sektion Mikrobiologie und Immunologie, wurde mit dem Ro- Ralph Hertwig ML, Mitglied der Sektion Psychologie bert-Koch-Preis 2021 der Robert-Koch-Stiftung (Berlin) und Kognitionswissenschaften, wurde zum Mitglied von ausgezeichnet. acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (München) gewählt. Carolyn Bertozzi ML, Mitglied der Sektion Che- mie, wurde mit dem Wolf-Preis 2022 in Chemie der Wolf Herbert Jäckle ML, Mitglied der Sektion Genetik/ Foundation (Herzlia/Israel) ausgezeichnet und erhielt Molekularbiologie und Zellbiologie, wurde zum ausländi- von der American Association for the Advancement of schen Mitglied der Chinesischen Akademie der Wissen- Science den Lifetime Mentor Award 2022. schaften gewählt. Alena Buyx ML, Mitglied der Sektion Wissen- Michael Kaschke ML, Mitglied der Sektion Technik- schaftsphilosophie, wurde mit der Heinz Maier-Leibnitz- wissenschaften, wurde zum Präsidenten des Stifterver- Medaille der Technischen Universität München ausge- bandes für die Deutsche Wissenschaft (Essen) gewählt. zeichnet und zum Mitglied von acatech – Deutsche Aka- demie der Technikwissenschaften (München) gewählt. Ursula Keller ML, Mitglied der Sektion Physik, wur- de die Frederic Ives Medal 2020 der Optical Society, zu- Stefanie Dehnen ML, Mitglied der Sektion vor Optical Society of America (Washington DC/USA), Chemie, erhält den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2022 verliehen. der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Christine Klein ML, Mitglied der Sektion Neuro- Ivan Đikić ML, Mitglied der Sektion Biochemie und wissenschaften, erhielt das Edmond J. Safra Fellwoship Biophysik, wurde zum Mitglied der Akademie der Wis- in Movement Disorders der Michael J. Fox Foundation senschaften und der Literatur (Mainz) gewählt. (New York/USA). Karl Max Einhäupl ML, Mitglied der Sektion Horst Klinkmann ML, Mitglied der Sektion Innere Neurowissenschaften, wurde zum Vorsitzenden des Ku- Medizin und Dermatologie, wurde der Freundschaftsor- ratoriums der Freien Universität Berlin gewählt. den Vietnams (Huân chuong Huu nghi), verliehen. Jutta Gärtner ML, Mitglied der Sektion Gynäkolo- Katharina Kohse-Höinghaus ML, Mitglied der gie und Pädiatrie, hat den Vorsitz des Leopoldina Human Sektion Chemie, wurde zum ausländischen Mitglied der Rights Committee übernommen. Chinesischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Michael Grätzel ML, Mitglied der Sektion Ferenc Krausz ML, Mitglied der Sektion Chemie, wurde zum ausländischen Mitglied der Physik, wurde mit dem Wolf-Preis 2022 in Physik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften gewählt. Wolf Foundation (Herzlia/Israel) ausgezeichnet. Markus Gross ML, Mitglied der Sektion Infor- Kerstin Krieglstein ML, Mitglied der Sektion mationswissenschaften, wurde zum Mitglied von aca- Anatomie und Anthropologie, wurde als Vizepräsidentin
1/2022 // LEOPOLDINA / NEWSLETTER 17 der Hochschulrektorenkonferenz wiedergewählt. demiepreis des Landes Rheinland-Pfalz für innovative und zukunftsweisende Forschung ausgezeichnet. Zudem Thomas Lengauer ML, Mitglied der Sektion Infor- erhielt sie den Werner-von-Siemens-Ring (Berlin) der mationswissenschaften, wurde zum Fellow der Associa- gleichnamigen Stiftung sowie den Ehrenring der Univer- tion for Computing Machinery (New York/USA) ernannt. sitätsmedizin Mainz verliehen. Klaus-Robert Müller ML, Mitglied der Sektion Wolfgang Wahlster ML, Mitglied der Sektion Infor- Informationswissenschaften, wurde zum Mitglied von mationswissenschaften, wurde zum auswärtigen Mitglied acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften der Tschechischen Akademie der Technikwissenschaften (München) gewählt. (Prag/Tschechien) gewählt. Bernhard Nebel ML, Mitglied der Sektion Informa- tionswissenschaften, wurde zum Fellow der Association Neue Mitglieder der Klasse II for Computing Machinery (New York/USA) ernannt. Uğur Şahin ML, Mainz, BioNTech SE, Sektion Walter Rosenthal ML, Mitglied der Sektion Human- Humangenetik und Molekulare Medizin genetik und Molekulare Medizin, wurde zum Vizepräsi- denten der Hochschulrektorenkonferenz gewählt. Özlem Türeci ML, Mainz, BioNTech SE, Sektion Hu- mangenetik und Molekulare Medizin Uğur Şahin ML, Mitglied der Sektion Humange- netik und Molekulare Medizin, wurde mit dem Louis- Jeantet-Preis für Medizin der Louis-Jeantet-Stiftung Neue Mitglieder der Klasse III (Genf/Schweiz) ausgezeichnet. Ebenso wurde er zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Thomas Bortfeld ML, Boston/USA, Harvard Me- Literatur (Mainz) gewählt und von dieser mit dem Aka- dical School, Massachusets General Hospital, Sektion demiepreis des Landes Rheinland-Pfalz für innovative Radiologie und zukunftsweisende Forschung ausgezeichnet. Zudem erhielt er den Werner-von-Siemens-Ring der gleichnami- Svenja Caspers ML, Düsseldorf, Institut für Ana- gen Stiftung (Berlin) sowie den Ehrenring der Universi- tomie I, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Sektion tätsmedizin Mainz verliehen. Anatomie und Anthropologie Bernt Schiele ML, Mitglied der Sektion Informati- Angelika Eggert ML, Otto-Heubner-Centrum für onswissenschaften, wurde zum Fellow der Association for Kinder- und Jugendmedizin, Charité – Universitäts- Computing Machinery (New York/USA) ernannt. medizin Berlin, Sektion Gynäkologie und Pädiatrie Ferdi Schüth ML, Mitglied der Sektion Chemie, wur- Hermann Haller ML, Hannover, Klinik für Nieren- de in den Wissenschaftsrat (Köln) berufen. und Hochdruckerkrankungen, Medizinische Hochschule Hannover, Sektion Innere Medizin und Dermatologie Manfred Strecker ML, Mitglied der Sektion Geowissenschaften, wurde in den Wissenschaftsrat (Köln) Frank G. Holz ML, Bonn, Universitäts-Augenklinik berufen. Bonn, Sektion Ophthalmologie, Oto-Rhino-Laryngologie und Stomatologie Klement Tockner ML, Mitglied der Sektion Geowis- senschaften, wurde zum Mitglied der Akademie der Wis- Tobias B. Huber ML, Hamburg, Zentrum für Inne- senschaften und der Literatur (Mainz) gewählt. re Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Sektion Innere Medizin und Dermatologie Özlem Türeci ML, Mitglied der Sektion Human- genetik und Molekulare Medizin, wurde mit dem Louis- Christine Klein ML, Lübeck, Department of Jeantet-Preis für Medizin der Louis-Jeantet-Stiftung Neurology, Institute of Neurogenetics and Section (Genf/Schweiz) ausgezeichnet. Ebenso wurde sie zum of Clinical and Molecular Neurogenetics, Sektion Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Neurowissenschaften Literatur (Mainz) gewählt und von dieser mit dem Aka-
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