LITERATURFEST MÜNCHEN - sz-media

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LITERATURFEST MÜNCHEN - sz-media
DEFGH            Nr. 257, Donnerstag, 7. November 2019

LITERATURFEST MÜNCHEN
EINE BEILAGE DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG ZUM LITERATURFEST VOM 13. NOVEMBER BIS 1. DEZEMBER 2019

                                 Träum weiter
                       Was passiert, wenn sich die Tore zum Paradies plötzlich auftun?
                  Ist dann alles gut? Das Literaturfest München erkundet im Jubiläumsjahr
                                  alte und neue, gefühlte und reale Grenzen

                                                                                                ILLUSTRATION: SHUTTERSTOCK
LITERATURFEST MÜNCHEN - sz-media
2 LITERATURFEST MÜNCHEN                                                                                                       Donnerstag, 7. November 2019, Nr. 257

                                                                                                     Wer bin ich?
                                                                                       30 Jahre nach 1989 entwerfen West und Ost eifrig
                                                                                         Bilder voneinander, um sich selbst zu finden

                                                                                           von felix stephan                    zu tun hat und dass dieser Verlust ebenso

                                                                                 F
                                                                                                                                schwer wiegt und nicht einfach übergan-
                                                                                          ür viele osteuropäische Schriftstel- gen werden sollte. Es entstehen Bücher
                                                                                          ler war das Ende der Sowjetunion und Essays, in denen kartografiert wird,
                                                                                          eine zwiespältige Angelegenheit. was die BRD gewesen sein soll: pazifis-
                                                                                          Einerseits blickten sie einer Zu- tisch, eingebettet in den demokratischen
                                                                                 kunft entgegen, in der es keine staatlichen Westen, ausgestattet mit einer sozialen
                                                                                 Zensurbehörden mehr geben würde, sie Marktwirtschaft, die ihren Namen noch
                                                                                 wegen ihrer Texte keine Verfolgung mehr verdiente und, wenn schon nicht in der Ent-
                                                                                 zu befürchten hatten und Publikationsfrei- nazifizierung nach 1945, so doch im Auf-
                                                                                 heit herrschte. Andererseits hatte das bau einer Erinnerungskultur, die sich den
                                                                                 Spiel mit den sozialistischen Zensurbehör- Verbrechen der Vergangenheit stellte, so
                                                                                 den ganz eigene Techniken des literari- gründlich wie kein anderes Land.
                                                                                 schen Ausdrucks hervorgebracht: die               In den Verlagsprogrammen war 2019
                                                                                 Kunst der Parabel, des Zwischentons, der auch das Jahr der Rückblicke auf die eige-
                                                                                 Zweideutigkeit. Es gab Schriftsteller, die ne Jugend in den Siebzigerjahren in Bott-
                                                                                 wahre Meister darin waren, mit ihren Le- rop oder in Schleswig-Holstein. Dass diese
                                                                                 sern im Modus des Uneigentlichen zu kom- Jugend so aufregend war, verdankte sie
                                                                                 munizieren und in harmlosen Alltagser- einer besonderen Mischung aus Behaglich-
                                                                                 zählungen politische Kritik zu verstecken. keit und Befreiung. Die Republik war
                                                                                    Dieses Talent war                                               klein, der Kanzler kam
                                                                                 von einem Tag auf den                                              aus einer der zwei
                                                                                 anderen nicht mehr                        Den beiden               Volksparteien und die
                                                                                 gefragt. Viele Schrift-                                            persönliche sexuelle
                                                                                 steller, die im sozia-
                                                                                                                           Antagonisten             Revolution fiel zufällig
                                                                                 listischen Untergrund                     war wohl                 mit der gesellschaftli-
                                                                                 Stars waren, haben in                     nicht klar,              chen zusammen. Au-
                                                                                 freien Gesellschaften                     wie sehr                 ßerdem konnte man si-
                                                                                 nie mehr zu alter Gel-                                             cher sein, auf der richti-
                                                                                 tung gefunden. Dieses                     sie einander             gen Seite zu leben.
                                                                                 Paradox hat einigen                       brauchten                   Es war zwar nicht al-
                                                                                 Verdruss       ausgelöst:                                          les perfekt, aber im-
                                                                                 Während Autoren, die                                               merhin war es nicht so
                                                                                 sich nie ernsthaft mit den kommunisti- wie auf der anderen Seite. Dieses Gefühl,
                                                                                 schen Regimen ihrer Heimatländer ange- und das könnte alle verbinden, gab es auf
                                                                                 legt hatten, in einigen Fällen auch in der beiden Seiten, und beide haben es verlo-
                                                                                 neuen Zeit ihre Karriere fortsetzen konn- ren. Heute ist Polen zugleich sozial und nati-
                                                                                 ten, waren es gerade die Dissidenten und onalistisch, das Mutterland des Pop wen-
                                                                                 Widerständler, die mit dem Kommunis- det sich ab von Europa, und in Deutschland
                                                                                 mus in der Versenkung verschwanden. Die werfen sich Ost und West gegenseitig vor,
                                                                                 Zensur und die Dissidenten brauchten Demokratie nicht verstanden zu haben.
                                                                                 einander. Als das eine verschwand, ver-           Fast sieht es so aus, als sei auch hier
                                                                                 schwand auch das andere.                       zwei Antagonisten nicht klar gewesen, wie
                                                                                    Wenn jetzt, dreißig Jahre nach dem Mau- sehr sie in Wahrheit einander brauchten,
                                                                                 erfall, wieder Verluste abgerechnet wer- und als stellten sie erst jetzt, da der jeweils
                                                                                 den, stehen die Ostdeutschen wie gewohnt andere verschwunden ist, fest, dass sie mit
                                                                                 im Zentrum. Jobs sind verlustig gegangen, sich allein nichts anzufangen wissen. Das
                                                                                 das Bruttoinlandsprodukt Ostdeutsch- würde zumindest erklären, dass sich Ost
                                                                                 lands schrumpfte nach der Wiedervereini- und West auch heute noch gegenseitig pau-
                                                                                 gung auf 27 Prozent des vorrevolutionären schalisieren, um auf diese Weise ein Bild
                                                                                 Niveaus und damit stärker als in jedem an- von sich selbst zu bekommen. Der Osten
                                                                                 deren Staat des Warschauer Paktes. Es wer- setzt sich vom Westen heute oft als sicher,
                                                                                 den aber auch wieder Stimmen laut, die familienfreundlich und traditionsbewusst
             Darf die Friedenstaube losfliegen? Das scheint ungewiss             darauf hinweisen, dass es auch das alte ab. Der Westen versteht sich als liberaler,
         zu sein an diesem Tag im Jahr 1989. Noch wachen Grenzsoldaten           Westdeutschland nicht mehr gibt, dass die inklusiver, emanzipierter und innovativer
                am Brandenburger Tor in Berlin. FOTO: REGINA SCHMEKEN            Berliner Republik mit der alten BRD nichts als der Osten.

Neuer weiter Raum                Lokal global                     Durch die Wand
Der Systemwechsel, der im        Die Münchner Bücherschau         Der Geschwister-Scholl-Preis
Herbst 1989 begann, fand         hat sich in 60 Jahren von        geht dieses Jahr an den
nicht nur in Deutschland         einer exklusiv bayerischen       türkischen Autor Ahmet
statt. Sondern auch in Polen,    Leistungsschau zu                Altan. Erst Anfang November
in der Tschechoslowakei, in      einem überregionalen             wurde Altan aus dem Gefäng-
Ungarn, im zerfallenden          Kulturereignis entwickelt.       nis entlassen. Was er bei
                                                                                                                                                                             FOTO: CATHERINA HESS

Jugoslawien. Mit dem             Seite 8                          seiner Verhaftung, in der
Systemwechsel öffnete sich                                        Zelle und vor Gericht erlebt
der deutsche Markt für                                            hat, das hat er in „Ich werde
die Literaturen Mittel- und                                       die Welt nie wiedersehen“
Südosteuropas. Seite 4                                            aufgeschrieben. Seite 9

Hänschen im Sturm                                                 Überzeugungstäter                  Junge Auslese                        Haare und Buch
Raoul Schrott erzählt von                                         Rasmus Schöll hat in Ulm           Oft heißt es, die Jugend             Danny Beuerbach kriegt die
Magellans Reise zu den                                            eine Buchhandlung über-            würde nicht mehr lesen.              Leute zum Vorlesen. Er schnei-
Gewürzinseln und der                                              nommen, Florian L. Arnold          Weit gefehlt. Frei nach dem          det derweil die Haare und wird
Erstumsegelung der Welt                                           dort die Literaturwoche            bekannten Fernsehvorbild             dabei auch im Gasteig gut
an einer Nebenfigur. Ein                                          erfunden. Gemeinsam                diskutieren junge Menschen           unterhalten. Seite 11
unbedeutender Seemann                                             haben sie den Verlag               beim Literaturfest über die
namens Hannes aus Aachen                                          Topalian & Milani gegründet.       Werke die sie ausgewählt
erlebt wenig Glamouröses                                          Dort erscheint Literatur,          und gelesen haben. Ein               Literaturfest München
auf dieser Fahrt. Was er gerne                                    die es vermag, die Welt zu         Format, das sich offensicht-         Verantwortlich: Peter Fahrenholz
                                   Plakat aus der Ausstellung                                                                             Redaktion: J. Pfund, I. Brunner
hätte, wäre madenfreier              60 Jahre Bücherschau.        erklären – oder wie sie sein       lich bewährt. Und das                Gestaltung: Michaela Lehner
Zwieback. Seite 5                    FOTO: MÜNCHNER BÜCHERSCHAU   könnte. Seite 10                   Zukunft hat. Seite 11                Anzeigen: Jürgen Maukner
LITERATURFEST MÜNCHEN - sz-media
Donnerstag, 7. November 2019, Nr. 257                                                                      LITERATURFEST MÜNCHEN 3

     Näher
      ans
    Paradies
       Ingo Schulze spürt
       im Forum : Autoren
        den Umbrüchen
            und dem
        Wandel der Welt
         seit 1989 nach

           von antje weber                     mischen Weg vom sozialistischen Staat in         waffnend offener, lockerer und neugieri-                 Ingo Schulze beschäftigte
                                               die kapitalistische Marktwirtschaft.             ger Gesprächspartner, dass sich vielleicht                   sich als Journalist

D
        as Paradies? Gibt es nicht. Zumin-        Ingo Schulze, das wird in jenem Roman         auch die Münchner ein bisschen locker                          und Romanautor
        dest ist es in Ingo Schulzes Roman     einmal mehr deutlich, ist ein eminent poli-      machen und mit ihm Antworten auf große                        immer wieder mit
        „Adam und Evelyn“, der mit dem         tisch denkender Intellektueller. Einer, der      Fragen suchen. Um dem Paradies auf Er-                       den Veränderungen
biblischen Mythos vom Sündenfall spielt,       auch stets die Bedeutung der Sprache             den ein wenig näher zu kommen.                          seit der Wende. Als Kurator
nicht leicht zu finden. Eine Ahnung davon,     mitreflektiert: Einen Begriff wie „Wende“                                                                     des Forum : Autoren
wo es liegen könnte, hat der Schriftsteller    zum Beispiel kann er nicht leiden, am            Fragen an die Welt nach 1989. Autoren lesen ihre ei-     ließ er einige Teilnehmer
allerdings schon. Er sieht es in diesem Ro-    liebsten spricht er vom „Weltenwechsel“.         gens für das Fest geschriebenen Texte im Literatur-       Texte zu diesem Thema
man, der ein Liebespaar aus der DDR im         Und an diesem in seinen Augen allzu              haus; 14., 15., 18., 19., 20., 21., 22. November, je-             verfassen.
flirrenden Sommer 1989 begleitet, in fol-      schnellen Übergang von einem System              weils 18.30 Uhr.                                             FOTO: CATHERINA HESS
genden Sätzen angedeutet: „Glaubst du          zum anderen hat er sich über die Jahrzehn-
wirklich, dass alles weitergeht wie bisher?    te als Journalist, Essayist und Roman-
Das wäre doch absurd!“ Wenn jemand auf         autor immer wieder abgearbeitet. „Mein
Veränderungen zum Besseren hofft, so           Problem ist nicht das Verschwinden des
darf man das deuten, kann er dem Para-         Ostens, sondern das Verschwinden des
dies immerhin nahekommen.                      Westens unter der Lawine einer selbst ver-
    Das Paradies – samt der Wege, wie man      schuldeten Ökonomisierung aller Lebens-
es erreichen kann – beschäftigt den Schrift-   bereiche, die Begriffe wie Freiheit und De-
steller Ingo Schulze immer wieder. „Ein-       mokratie zunehmend zum Popanz
übungen ins Paradies“ hat er ein weiteres      macht“ – Sätze wie diese, vor Jahren in der
seiner Bücher genannt. Und „Einübungen         Darmstädter Akademie gesprochen, kann
ins Paradies“ hat er nun auch als Motto für    man in Abwandlung immer wieder von
das Forum : Autoren gewählt. Beim zehn-        ihm hören und lesen. Denn Schulze ist da-
ten Literaturfest-Forum will er als Kurator    von überzeugt, „dass politische Freiheit
„Fragen an die Welt nach 1989“ stellen.        ohne soziale Gerechtigkeit fragwürdig ist
Denn den „Ostler vom Dienst“, der aus-         oder sich sogar in ihr Gegenteil verkehrt“
schließlich 30 Jahre Mauerfall abarbeitet,     – noch so ein Satz von ihm, über den man
möchte der 1962 in Dresden geborene            lange nachdenken und diskutieren kann.
Schriftsteller nicht geben – und so weitete       Dazu lädt sein Forum : Autoren vom
er das Spektrum der Fragen in Raum und         13. bis zum 23. November ein. Ingo Schul-
Zeit kurzerhand beträchtlich aus.              ze will zusammen mit Autorinnen und Au-
                                               toren aus unterschiedlichsten Ländern,
                                               von Lukas Bärfuss über Marion Brasch
                 Gedichte können               und Petina Gappah bis Salman Rushdie,
                                               der „Zäsur nachspüren“, die 1989 für sie
                 einen Staat ins               bedeutete. Wobei Schulze sich da gar nicht
                 Wanken bringen.               festlegen will: Vielleicht sei für einen bos-
                 Das lernte Schulze            nischen Schriftsteller wie Dževad Karaha-
                 als Teenager durch            san ja die Zeitmarke 1992 wichtiger. Auch
                                               eine erst 1995 geborene mexikanische
                 Wolf Biermanns                Autorin wie Aura Xilonen könne darüber
                 Ausbürgerung                  nachdenken, findet Schulze, weshalb er al-
                                               le anreisenden Autoren eigens Texte zum
                                               Thema schreiben ließ. Auch an räumliche
   Dabei war Schulze spätestens bei Er-        Analogien denkt er; was damals die Span-
scheinen seines Romans „Adam und Eve-          nung zwischen Ost und West gewesen sei,
lyn“ 2008 klar geworden, dass er durch-        werde heute vielleicht zwischen Nord und
aus das „Klischee vom Wendeautor“ be-          Süd verhandelt. Kurzum: Es geht um Um-
dient. In seiner damaligen Leipziger           brüche in vielerlei Hinsicht, über die bei ei-
Poetikvorlesung wies er – im Wissen um         nem Symposium auch Ökonomen, Histori-
die Vergeblichkeit – darauf hin, dass von      ker und Soziologen reden sollen.
seinen fünf bis dahin veröffentlichten Bü-        Die Literatur wird dabei aber sicher
chern nur „Neue Leben“ um den „Welten-         nicht zu kurz kommen. Denn von deren
wechsel“ kreise. Die Folgen der tief grei-     Kraft ist Ingo Schulze überzeugt, seit er als
fenden Systemveränderungen nach 1989           knapp Vierzehnjähriger bei der Ausbürge-
jedoch schwingen in fast all seinen Wer-       rung von Wolf Biermann aus der DDR er-
ken mit, in den ersten Erzählungen „33 Au-     kannte: „Gedichte können einen Staat ins
genblicke des Glücks“ über die schrillen       Wanken bringen.“ Er glaubt auch: „Litera-
Gegensätze im Sankt Petersburg der Neun-       tur ist dafür da, dass man mit bestimmten
zigerjahre ebenso wie in den „Simplen          Erfahrungen nicht allein bleibt.“ Man darf
Storys“, einem „Roman aus der ostdeut-         das Wort „Literatur“ in diesem Satz ge-
schen Provinz“. Auch die Stoßrichtung des      trost durch „Literaturfest“ ersetzen. Unter-
zuletzt erschienenen Schelmenromans            haltsam könnte dieses Fest, bei aller Ernst-
„Peter Holtz“ ist klar zu erkennen: Ein nai-   haftigkeit des Themas, übrigens auch
ver Tor erzählt hier seinen unfreiwillig ko-   werden. Denn Ingo Schulze ist ein so ent-
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4 LITERATURFEST MÜNCHEN                                                                                                                      Donnerstag, 7. November 2019, Nr. 257

                                      Ein enger Raum wird weit
                                                   Seit 1989 fungiert Deutschland wieder als Katalysator
                                                          mittel- und südosteuropäischer Literatur

Jubelnd drängten DDR-Bürger im Sommer 1989 über die ungarische Grenze nach Österreich. Das Ende des Ostblocks zeichnete sich ab.                                                   FOTO: AP

         von lothar müller                     DDR. Die Eigentümerwechsel des Aufbau             Es wäre provinziell, die Geschichte des      des niedergeschlagenen Prager Frühlings,

D
                                               Verlags, als Verlag von Bertolt Brecht das     Ineinanders von Zukunft und Abbruch,            rückte nun in den kulturellen Raum ein,
              en Abend des 9. November         Flaggschiff der DDR-Verlage in den vergan-     Aufbruch und Inventur einschließlich der        dem sie entstammte. Die „große“ französi-
              1989 verbrachte der Schrift-     genen dreißig Jahren ist dafür ein Beispiel.   giftigen Abrechnungen im deutsch-deut-          sche Literatur verlor in den Neunzigerjah-
              steller Reinhard Jirgl in der    Reclam Leipzig ist heute Geschichte, der       schen Literaturstreit um Christa Wolf, der      ren relativ an Gewicht, nicht nur einzelne
              Volksbühne am Rosa-Luxem-        Lehmstedt Verlag und die Connewitzer Ver-      schon im Sommer 1990 begann, als rein in-       Autoren machten ihr Konkurrenz, sondern
              burg-Platz in Ostberlin. Das     lagsbuchhandlung, beides Neugründun-           nerdeutsche Geschichte zu erzählen. Denn        ganze Literaturen. Ein markantes Beispiel
war sein Job, er war dort Beleuchtungstech-    gen im alten deutschen Buchzentrum Leip-       der Echoraum all dessen, was in Deutsch-        ist die ungarische Literatur. Ihre Autoren –
niker. Gegeben wurde „Drei Schwestern“         zig, haben es geschafft.                       land geschah, hatte sich grundlegend ver-       etwa Péter Nádas oder Péter Esterházy –
von Tschechow, und es kam Unruhe auf                                                          ändert. Der Systemwechsel, der im Herbst        gehörten schon in den Achtzigerjahren zur
bei den Sehnsuchtsworten „Nach Mos-                                                           1989 begann, fand ja auch in Polen, in der      literarischen Szene in Westberlin, György
kau!“ Das Gerücht, die Grenze sei geöffnet,                     Die große                     Tschechoslowakei, in Ungarn, im zerfallen-      Konrád war eine Schlüsselfigur der Diskus-
die Mauer passierbar, war in den Saal ge-                                                     den Jugoslawien statt.                          sionen über Mitteleuropa vor 1989.
drungen.
                                                                französische                     Zu den wichtigsten Effekten des System-          Nun entstand eine Infrastruktur, in der
   Jirgl, Jahrgang 1953, war zu diesem Zeit-                    Literatur verlor              wechsels gehörte auf dem Gebiet der Lite-       die einzelnen Bücher sich wechselseitig
punkt ein Schriftsteller ohne Öffentlich-                       in den Neunzigern             ratur die Öffnung des deutschen Marktes         stützen. Rowohlt gründete Rowohlt Berlin
keit, ohne sichtbares Werk. Er hatte in der                     an Gewicht.                   für die Literaturen Mittel- und Südosteuro-     als Dependance für den Import osteuropäi-
DDR für die Schublade geschrieben. Nun                                                        pas. Nicht, dass sie vorher nicht dagewe-       scher Autoren, den in Westberliner Zeiten
wurde er zum Autor, in dichter Folge er-                        Ungarn wurde                  sen wären, aber nun traten sie auf intensi-     etwa der Rotbuch Verlag mit Herta Müller
schienen seine Romane, zwanzig Jahre                            zur Konkurrenz                vere Weise in den Fokus des Interesses.         und György Dalos betrieben hatte. Als Un-
nach dem Ende der DDR wurde er Büchner-                                                       Schon beim Aufbruch in die Moderne um           garn 1999 Gastland der Internationalen
preisträger. Er steht für die Auflösung ei-                                                   1900 war die deutsche Sprache ein Kataly-       Frankfurter Buchmesse war, wurde dieser
nes politisch verursachten Publikations-          Und der Christoph Links Verlag in Ber-      sator gewesen bei der Vernetzung der „gro-      Vorlauf honoriert. Christina Viraghs Neu-
staus, für die Öffnung, den Zugewinn an        lin, schon vor dem 3. Oktober 1990 gegrün-     ßen“ und „kleinen“ Literaturen Europas.         übersetzung des zuvor unbeachteten
Zukunft in der Literatur nach 1989.            det, setzte zu Recht auf die Vermutung, es     Nun trat Deutschland, ein Übersetzungs-         „Roman eines Schicksallosen“ von Imre
   Aber natürlich gab es auch die Schlie-      werde im wiedervereinigten Deutschland         land seit dem 18. Jahrhundert, in diese alte    Kertész wurde über den deutschen Markt
ßungen, die Abbrüche, das Zugleich von         ein Bedürfnis nach Zeitgeschichte geben,       Funktion wieder ein.                            ein internationaler Erfolg – und der Autor
Verlagskrisen und Verlagsneugründungen         nicht zuletzt nach Büchern über den gera-         Libuše Moníková, lange schon Exilantin       erhielt im Jahr 2002 den Nobelpreis für
auf dem Gebiet der untergegangenen             de untergegangenen Staat DDR.                  in Deutschland, literarische Botschafterin      Literatur.

Schreiben, bleiben                   Grenzreise                            Krieg und Liebe                       Poesie hilft                          Reisen und fliehen
Dissident, Dichter, Filme-           Der Eiserne Vorhang trennte           Büchner-Preisträger Lukas             Gedichte können eine Brücke           Reisen ist leicht, wenn Geld
macher: Thomas Brasch, Sohn          Jahrzehnte die Lebenswelten           Bärfuss hat seinen Essayband          sein, und dazu dienen, die            und Grenzen keine Rolle spie-
eines SED-Funktionärs und            von Ost und West. Die sichtba-        Krieg und Liebe genannt – frei        Fremdheit zu überwinden –             len. Reisen ist lebensgefähr-
stellvertretenden Kulturminis-       re Grenze ist schon lange auf-        nach dem Sprichwort, dass in          und so hat Spiegel-Korrespon-         lich, besonders für Kinder, die
ters, konnte weder in der DDR        gehoben, doch wie steht es um         beiden Fällen alles erlaubt ist.      dentin Susanne Koelbl das             versteckt auf Zügen und ohne
noch in der BRD heimisch wer-        die unsichtbare? Autorin Lena         Eine Schmerzgrenze gibt es bei        „Poetry Project“ für geflüchte-       Geld irgendwie zu ihren Eltern
den. Seine Schwester Marion          Gorelik reiste in die ehemali-        ihm nicht. Im Gegenteil, uner-        te Jugendliche initiiert. In den      nach Nordamerika wollen.
Brasch und der Schauspieler          gen Grenzgebiete und erzählt          bittlich zeigt er Handeln,            Gedichten geht es um Krieg            Davon erzählt Valeria Luisellis
Andreas Keller widmen ihm            von Erinnerungsorten und von          Folgen und Wirkungen auf.             und Liebe oder Angst.                 Roman „Archiv der verlorenen
einen Abend. Montag, 18.11.,         der Globalisierung. Montag,           Dienstag, 19.11., 20.30 Uhr,          Samstag, 23.11., 16.30 Uhr,           Kinder“. Mittwoch, 27.11.,
20.30 Uhr, Literaturhaus.            18.11., 19 Uhr, Gasteig.              Literaturhaus.                        Gasteig.                              20 Uhr, Literaturhaus.
LITERATURFEST MÜNCHEN - sz-media
Donnerstag, 7. November 2019, Nr. 257                                                                         LITERATURFEST MÜNCHEN 5

 Hänschen
    im
  Sturm
  Memoiren eines Nobodys.
  Raoul Schrott erzählt von
   Magellans Reise zu den
   Gewürzinseln und der
  Erstumsegelung der Welt
    – an einer Nebenfigur

         von ingrid brunner

D
         ie Gewürzinseln! Für heutige Men-
         schen klingt das wie Poesie. Man
         glaubt ihren Duft förmlich zu rie-
chen. Am 20. September 1519 stach der Por-
tugiese Ferdinand Magellan von Sanlúcar
de Barrameda in Südspanien in See. Seine
Mission war es, für die spanische Krone ei-
ne Westroute zu ebenjenen Gewürzinseln
zu erkunden, als Alternative zum langen
Weg Richtung Osten, um das Kap der Gu-
ten Hoffnung, durch den Indischen Ozean
bis zu den Molukken. Tja, und auch wenn
allem Anfang Zauber innewohnt: Diese Rei-
se war ein Himmelfahrtskommando. Un-
terwegs hatte der ehrgeizige, unbarmherzi-                          Passage vom Atlantik in den Pazifik: So kartierten W. J. Blaeu und J. Blaeu die Magellanstraße
ge Magellan Machtkämpfe, Intrigen und                                              und Feuerland im „Nieuwe Atlas“ von 1642 / 43. FOTO: GETTY IMAGES
Meutereien zu überstehen. Nicht zu reden
von den Verlusten in der Mannschaft, von
der viele an Hunger, Skorbut und in fürch-
terlichen Stürmen starben. Nur wenige der     und sein Leben endeten bereits auf den Vi-            heißt, hin zu einem Nobody, der mal Han-         wogen werden, von Ruhm und Ehre, die sie
240 Matrosen und nur eines der fünf Schif-    sayas, im Kampf gegen die dortigen Krie-              nes, mal Hans und mal Juan heißt.                nach ihrer Rückkehr erwarten, träumt er
fe sollten in die Heimat zurückkehren.        ger, die sich nicht so ohne Weiteres missio-              So stolpert der Hannes aus Aachen als        schon bald nicht mehr. Ein Stück maden-
                                              nieren und kolonisieren lassen wollten.               Kanonier Juan Aleman in die Weltgeschich-        freier Zwieback, ein Schluck frisches Was-
                                              Die Ehre, als erste die Welt umsegelt zu ha-          te, in eine Expedition ins Ungewisse, er um-     ser täten es auch. Juan Aleman ist kein
                   Juan Aleman ist            ben, gebührt dem Schiff Victoria und der              rundet die Welt – und dann ein zweites           Held, er ist eher Hänschen klein, der in der
                                              überlebenden Besatzung. Einer davon ist               und drittes Mal, so zumindest spinnt             Welt umherirrt, aber nicht mehr heimfin-
                   kein Held. Er              der Hannes aus Aachen, er ist der Protago-            Schrott seine Geschichte im Fiktiven wei-        det, weil die Winde ihr grausames Spiel
                   erinnert eher an           nist in Raoul Schrotts neuem Roman „Eine              ter. Denn die Quellenlage zu Juan Aleman         mit ihm treiben. Er nimmt den Leser mit
                   Hänschen klein,            Geschichte des Windes“. Schrott vollzieht             ist doch recht dürr. Sie erschöpft sich in ei-   auf die Reise in eine Welt, die noch nicht
                   der in die weite           den Perspektivwechsel weg von der histori-            ner urkundlichen Erwähnung.                      vollends vermessen und kartiert ist. Der Le-
                                              schen Person Magellan, oder Mägälä oder                   Hannes’ Weltreise ist eine Verlustge-        ser kann sich mit Juan mühelos identifizie-
                   Welt fährt und             Fernão de Magalhães, wie er abwechselnd               schichte: Von Nelken, die mit Gold aufge-        ren. Ergeht es ihm nicht selbst zuweilen
                   nicht heimfindet                                                                                                                  so? – Dass er Länder, Sitten, Dinge, auf sei-
                                                                                                                                                     ner inneren Karte noch nicht verortet hat?
                                                                                                                                                     Dass er, wie dieser reine Tor, sich Fremdes
   Als im Dezember 1520 die Passage zwi-                                 Die Welt von außen                                                          aneignet oder sich aburteilend verweigert?
schen Feuerland und Patagonien, die heu-                                                                                                                Raoul Schrotts Kunstgriff, den Blick
te Magellanstraße heißt, endlich gefunden       Das Werkzeug versteckt sich im offenen              Buch „Die lange Reise“ beschreibt sie minuti-    von den großen Entdeckern weg auf die Na-
war, nannte der Kapitän den neu entdeck-        Raum, nichts hält die Beine am Boden, doch          ös die Vorbereitung und die Tage auf der ISS.    menlosen in ihrem Gefolge zu richten,
ten Ozean Pazifik. Stiller Ozean – so kam       der Blick ins All, ja der ist fantastisch. Saman-   Das bange Warten im Laufe des Auswahlver-        Weltgeschichte an ihnen zu erzählen, ist
der Besatzung nach den brüllenden Win-          tha Cristoforetti hat mit ihrem Einsatz auf         fahrens, die Wochen in Houston oder im           nicht neu. Aber die Verbrüderung mit dem
den, die aus allen Richtungen zu kommen         der Internationalen Raumstation ISS ihren           „Sternenstädtchen“, dem Trainingsort der         Hannes aus Aachen funktioniert.
schienen, dieses unbekannte Meer vor.           Traum wahr gemacht. Jahrzehntelang arbei-           russischen Kosmonauten. Eine Geschichte                                  ingrid brunner
   Auch wenn in der Retrospektive alles         tete die Ingenieurin, Kampfpilotin und Astro-       über Ehrgeiz, Fleiß und Erkenntnis. Lesung
auf Magellan verweisen mag: Seine Reise         nautin auf diese 200 Tage im All hin. In dem        am Freitag, 22.11., 19 Uhr, im Gasteig. PFU      Lesung am Donnerstag, 14.11., 19 Uhr, im Gasteig

                                                             «Dieses Buch ist die
                                                                               ie reine Freude!»
                                                             Edwin Baumgartner, r, Wiener Zeitung
                                                             «Ein Buch für alle, die diese Welt besser kennen-
                                                             lernen möchten undnd Lust haben auf eine kleine
                                                             Entdeckungsreise vom Nord- bis zum Südpol, von
                                                                                                                                                                                      268 S., 11 Abb. Geb. € 19,95 ISBN 978-3-406-73441-0

                                                             den Philippinen biss zu den dunklen Geheimnissen
                                                             des Kongo.» Mario Scalla, hr2 Kultur

                                                             Alastair Bonnett
                                                                        nnett
                                                             im Gespräch mitt Knut Cordsen, BR2
                                                             am 16. November,
                                                                            er, Gasteig München
                                                             Black Box, Rosenheimerstraße
                                                                            nheimerstraße 5
                                                             Beginn: 19.00 Uhr
                                                                             hr
LITERATURFEST MÜNCHEN - sz-media
6 LITERATURFEST MÜNCHEN                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Donnerstag, 7. November 2019, Nr. 257                       7

                                        Programm des Literaturfests München vom 13. November bis 1. Dezember 2019
           Mittwoch, 13. November 2019                  22 bis 24 UHR, Literaturhaus: Salon der Münchner                                                                                                                                                                                             22 bis 24 Uhr, Literaturhaus: Salon der Münchner                    Sonntag, 24. November bis
19 Uhr, Gasteig: Literaturfest Eröffnung. Mit Dieter    Verlage Gastgeber: dtv                                                                                                                                                                                                                       Verlage, Gastgeber: Piper                                    Samstag, 30. November 14.30 bis 18 Uhr
Reiter, Timothy Garton Ash, Ingo Schulze, Susanne                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Gasteig: Bücher mit Beinen und Ohren. Bilderbuch-
Koelbl, Max Grosch Trio                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Filmwerkstatt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             17 bis 19 Uhr, BR: Die Bücherschau bei radioMikro
                                                                  Mittwoch, 20. November 2019                                                                                                                                                                                                                  Mittwoch, 27. November 2019
                                                        18.30 Uhr, Literaturhaus: Fragen an die Welt nach                                                                                                                                                                                            19 Uhr, Gasteig: Matthias Politycki, Meine Reise
         Donnerstag, 14. November 2019                  1989, Aura Xilonen                                                                                                                                                                                                                           zum Tadsch Mahal                                                      Samstag, 30. November
18 Uhr, Gasteig: bis 29. November werktags: Auto-       19 Uhr, Gasteig: Ilija Trojanow, Thomas Windisch,                                                                                                                                                                                            20 Uhr, Literaturhaus: Valeria Luiselli, Archiv der     16 Uhr, Literaturhaus: Huch, ein Buch. Buchbinde-
rengespräche auf dem Bayern 2-Diwan                     Wer hat hier gelebt? Augenreise zu verlassenen                                                                                                                                                                                               verlorenen Kinder                                       workshop mit Franziska Neubert
18.30 Uhr, Literaturhaus: Fragen an die Welt nach       Orten                                                                                                                                                                                                                                        22 bis 24 Uhr, Literaturhaus: Salon der Münchner
1989, Frank Witzel, Dževad Karahasan                    20 Uhr, Literaturhaus: Gerd Müller oder Wie das                                                                                                                                                                                              Verlage, Gastgeber: Kunstmann
                                                        große Geld in den Fußball kam, Hans Woller, Felix                                                                                                                                                                                                                                                                   Sonntag, 1. Dezember
19 Uhr, Gasteig: Raoul Schrott, Eine Geschichte des                                                                                                                                                                                                                                                                                                          16 Uhr, Literaturhaus: Vom Wort zum Bild. Illustrati-
Windes                                                  Magath
                                                        20.30 Uhr, Ampere: Aleš Šteger, Vladimir Sorokin                                                                                                                                                                                                                                                     onsworkshop mit Petra Schuppenhauer
20 Uhr, LMU: Salman Rushdie, Quichotte                                                                                                                                                                                                                                                                        Donnerstag, 28. November 2019
                                                        Reales und Fiktives aus Slowenien und Russland
                                                        22 bis 24 Uhr, Literaturhaus: Salon der Münchner                                                                                                                                                                                             18.30 Uhr, Münchner Bank: Bas Böttcher, Die ver-
                                                        Verlage Gastgeber: C.H. Beck                                                                                                                                                                                                                 kuppelten Worte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     19 Uhr, Gasteig: Heinrich Steinfest, Gebrauchsan-                    Ausstellungen im Gasteig
           Freitag, 15. November 2019                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Donnerstag, 14. November bis
16 Uhr, Gasteig: Heiko und Roman Lochmann, Will-                                                                                                                                                                                                                                                     weisung fürs Scheitern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Sonntag, 1. Dezember
kommen Realität – Die Lochis                                                                                                                                                                                                                                                                         20 Uhr, Literaturhaus: Der Araber von morgen, Co-       Aktionsfläche 2. OG: 60 Jahre Münchner Bücher-
18.30 Uhr, Literaturhaus: Fragen an die Welt nach                Donnerstag, 21. November 2019
                                                        18.30 Uhr, Literaturhaus: Fragen an die Welt nach                                                                                                                                                                                            mic Live mit Riad Sattouf                               schau. Ein Blick auf den Weg der Bücherschau von
1989, Judith Schalansky, Fiston M. Mujila                                                                                                                                                                                                                                                            22 bis 24 Uhr, Literaturhaus: Salon der Münchner        1959 bis heute
19 Uhr, Gasteig: Frauke Bagusche, Das blaue             1989, Yitzhak Laor, Vladimir Sorokin
                                                        19 Uhr, Gasteig: Harald Lesch, Was hat das Univer-                                                                                                                                                                                           Verlage, Gastgeber: Penguin                             Foyer, Kleiner Konzertsaal: Wer hat hier gelebt? Au-
Wunder                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       genreise zu verlassenen Orten. Geheimnisvolle
20.30 Uhr, Literaturhaus: Mircea Cărtărescu,            sum mit mir zu tun?
                                                        20 Uhr, Lyrik Kabinett: Xiao Xiao, Wolfgang Kubin,                                                                                                                                                                                                                                                   Lost Places einzigartig fotografiert
Dževad Karahasan, Literatur aus Rumänien und                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Kinderaktionsfläche 2. OG: Magic Channel – Die
Bosnien                                                 Lyrik aus China                                                                                                                                                                                                                                      Freitag, 29. November 2019
                                                        20.30 Uhr, Literaturhaus: Marcial Gala, Aura Xilo-                                                                                                                                                                                                                                                   Welt als Erzählraum. Bilder, Filme und Texte aus
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     19 Uhr, Gasteig: Mathijs Deen, Über alte                dem gleichnamigen Aktionsraum
                                                        nen, Romane aus Kuba und Mexiko                                                                                                                                                                                                              Wege                                                    Foyer Carl-Orff-Saal 2. OG: Verena Körting:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Deutschland – Eine Reise in Bildern Foyer Carl-Orff-
            Samstag, 16. November 2019
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Saal 2. OG: Die 100 Besten – Die besten Kinder-, Ju-
14 Uhr, Literaturhaus: Einübungen ins Paradies,
                                                                   Freitag, 22. November 2019                                                                                                                                                                                                                   Samstag, 30. November 2019                   gend- und Bilderbücher vom Herbst 2019 in einer
Symposion Teil 1 mit Ethel Matala de Mazza, Judith
                                                        18.30 Uhr, Literaturhaus: Fragen an die Welt nach                                                                                                                                                                                            11 bis 19 Uhr, Literaturhaus: Andere Bücher             Ausstellung
Schalansky, Frank Witzel
                                                        1989, Wolfgang Kubin, Xiao Xiao                                                                                                                                                                                                              braucht das Land, Markt der unabhängigen Ver-           1.OG: Die Schönsten Deutschen Bücher 2019 – Die
15 Uhr, Gasteig: Marah Woolf, TausendMalSchon
                                                        19 Uhr, Gasteig: Samantha Cristoforetti, Die lange                                                                                                                                                                                           lage                                                    25 Sieger der Stiftung Buchkunst
16 Uhr, Literaturhaus: Analogien des Blicks, Sympo-
                                                        Reise – Tagebuch einer Astronautin                                                                                                                                                                                                           Nach Ansage, Literaturhaus: Kirschen in Nachbars        Carl-Orff-Saal 2. OG: Der Deutsche Jugendliteratur-
sion Teil 2 mit Daniela Dahn, Manja Präkels, Mark
                                                        20.30 Uhr, Literaturhaus: Yitzhak Laor, Petina                                                                                                                                                                                               Garten, Verleger_innen führen über den Markt            preis – Auswahl 2019.
Terkessidis
18 Uhr, Gasteig: Die 100 Besten 2019, Roswitha Bu-      Gappah, Prosa und Lyrik aus Israel und Sim-                                                                                                                                                                                                  Stündlich, Literaturhaus: Meet the authors, Si-
deus-Budde, Hilde Elisabeth Menzel, Ulrike Schult-      babwe                                                                                                                                                                                                                                        gnier- und Sprechstunden
heis                                                                                                                                                                                                                                                                                                 14 Uhr, Literaturhaus: Independent Publishing, Po-                      Kartenvorverkauf
19 Uhr, Gasteig: Alastair Bonnett, Die allerseltsams-                                                                                                                                                                                                                                                diumsdiskussion                                         Tickets erhalten Sie bei den jeweiligen Veranstal-
ten Orte der Welt                                                                                                                                                                                                                                                                                    15 Uhr, Gasteig: Alexander Steffensmeier, Ein Platz     tungsorten, bei Reservix.de und bei München Ti-
                                                                   Samstag, 23. November 2019                                                                                                                                                                                                        nur für Lieselotte
20 Uhr, Muffathalle: Books for Future – 10 Jahre Li-                                                                                                                                                                                                                                                                                                         cket Tel. 089-54 81 81 81 oder oder online:
                                                        15 Uhr, Gasteig: Erhard Dietl, Die Olchis und die Gul-                                                                                                                                                                                       19 Uhr, Gasteig: Hanns-Josef Ortheil, Der von den
teraturfest München mit Ingo Schulze, Doris Dör-                                                                                                                                                                                                                                                                                                             www.muenchenticket.de
                                                        ly-Detektive von Loch Ness                                                                                                                                                                                                                   Löwen träumte
rie, Elke Schmitter, Albert Ostermaier, Dagmar Leu-
                                                        16.30 Uhr, Gasteig: The Poetry Project „Allein nach
pold, Matthias Politycki, Bas Böttcher, Fiston
                                                        Europa“, Gedichte von geflüchteten Jugendlichen
Mwanza Mujila, Konnexion Balkon
                                                        19 Uhr, Gasteig: Jan-Philipp Sendker, Das Gedächt-                                                                                                                                                                                                                                                                   Veranstaltungsorte
                                                        nis des Herzens                                                                                                                                                                                                                                          Sonntag, 1. Dezember 2019                        Literaturhaus München: Salvatorplatz 1,
                                                        19 Uhr, Literaturhaus: Im Westen nichts Neues?                                                                                                                                                                                               11 bis 18 Uhr, Literaturhaus: Andere Bücher                             Tel. 089-29 19 34 27
            Sonntag, 17. November 2019                  Katja Huber, Fridolin Schley, Dagmar Leupold, Til-                                                                                                                                                                                           braucht das Land Markt der unabhängigen Verlage                   Gasteig: Rosenheimer Straße 5,
11 Uhr, Literaturhaus: Volker Braun, Matinee-Le-        man Spengler u. a.                                                                                                                                                                                                                           Nach Ansage, Literaturhaus: Kirschen in Nachbars                          Tel. 089-480 98-0
sung                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Garten Verleger_innen führen über den Markt                          Buchhandlung Lehmkuhl:
14 Uhr, Literaturhaus: An der Schwelle einer Zeiten-                                                                                                                                                                                                                                                 Stündlich, Literaturhaus: Meet the authors, Si-                Leopoldstraße 45, Tel. 089-380 15 00
wende? Symposion Teil 3 mit Bénédicte Savoy, Fis-                                                                                                                                                                                                                                                    gnier- und Sprechstunden                                               Bayerischer Rundfunk:
                                                                    Sonntag, 24. November 2019                                                                                                                                                                                                       10.30 bis 13.30 Uhr, Gasteig: Schreiben, bis die Sät-           Arnulfstraße 42, Tel. 089-59 00 01
ton Mwanza Mujila, Stephan Lessenich
                                                        10.30 bis 13.30 Uhr, Gasteig: Schreiben, bis die Sät-                                                                                                                                                                                        ze tanzen, Workshop Kreatives Schreiben mit Ilse            Muffathalle, Club Ampere im Muffatwerk:
15 Uhr, Gasteig: Sybille Hein, Luca & Ludmilla
                                                        ze tanzen, Workshop Kreatives Schreiben mit Ilse                Geflüchtete Jugendliche fassen im Poetry Project                                                                                                                             Baumgarten und Jutta Beuke                                       Zellstraße 4, Tel. 089-458 75-010
16 Uhr, Literaturhaus: Wechsel der Besitzverhält-
                                                        Baumgarten und Jutta Beuke                                ihre Ängste in Worte (oben). Sie treten beim Literaturfest auf                                                                                                                     15 Uhr, Gasteig: Wieland Freund, Regina Kehn, Ro-                           Lyrik Kabinett:
nisse? Symposion Teil 4 mit Joseph Vogl, Silke van

                                                                                                                                                                                   FOTOS: ROTTKAY; ROBERT MARKOWITZ; DAN CALLISTER; CHRISTIAN P. SCHMIEDER; BURKHARD RIEGELS; LEONHARD HILZENSAUER
                                                        11 Uhr, Literaturhaus: Volker Weidermann, Das Du-                ebenso wie (im Uhrzeigersinn) die Astronautin                                                                                                                               drigo Raubein und Knirps, sein Knappe                          Amalienstraße 83, Tel. 089-34 62 99
Dyk, Philipp Ther
                                                        ell. Die Geschichte von Günter Grass und Marcel                Samantha Cristoforetti, die mexikanische Autorin                                                                                                                              16.30 Uhr, Gasteig: Das literarische Jugendquar-                        Instituto Cervantes:
19 Uhr, Literaturhaus: Der Sekretär / Der Funktio-
                                                        Reich-Ranicki                                                  Valeria Luiselli oder die Konnexion Balkon bei der                                                                                                                            tett, mit Leseclubs in und um München                                 Alfons-Goppel-Straße 7,
när, Jürgen Böttcher, Andreas Goldstein
                                                        11 Uhr, Gasteig: Die 100 Besten 2019, Roswitha           Geburtstagsparty in der Muffathalle. Heinrich Steinfest preist                                                                                                                      19 Uhr, Gasteig: Nora Bossong und Albert Kitzler,                        Tel. 089-29 07 18 0
19 Uhr, Gasteig: Katerina Poladjan, Hier sind
                                                        Budeus-Budde, Hilde Elisabeth Menzel, Ulrike                      das Scheitern, Fiston Mwanza Mujila spricht                                                                                                                                Das schöne Mysterium – Gespräch                                  Ludwig-Maximilians-Universität:
Löwen
                                                        Schultheis                                                                   über Erinnerungsorte.                                                                                                                                                                                                         Große Aula Geschwister-Scholl-Platz 1
                                                        13.45 bis 15 Uhr, Gasteig: Live-Diwan Petina Gap-                                                                                                                                                                                                                                                              Münchner Bank: Frauenplatz 2
                                                        pah, Dagmar Leupold, Franz Dobler, Ernst-Wilhelm
                                                        Händler, Michael Riessler                                                                                                                                                                                                                                   Mitmach-Programm
           Montag, 18. November 2019                                                                                                                                                                                                                                                                      Vom 14. November bis 1. Dezember 2019
18.30 Uhr, Literaturhaus: Fragen an die Welt nach       15.30 Uhr, Gasteig: Katja Brandis, Seawalkers – Ge-
                                                        fährliche Gestalten                                                                                                                                                                                                                          Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 16.30 Uhr,
1989, Lukas Bärfuss, César Rendueles                                                                                                                                                                                                                                                                 Freitag von 14 bis 17 Uhr, an den Wochenenden so-
19 Uhr, Gasteig: Lena Gorelik, Lebensgrenzen – Ei-      19 Uhr, Gasteig: Julia Finkernagel, Ostwärts
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     wie am 21. November von 13 bis 18 Uhr, Gasteig:
ne Reise entlang des Eisernen Vorhangs                                                                                                                                                                                                                                                               „Doppelseite“ die offene Werkstatt des Verlags
20.30 Uhr, Literaturhaus: Bleiben will ich, wo ich                                                                                                                                                                                                                                                   Bunt & Vielfalt.
nie gewesen bin – für Thomas Brasch. Marion                         Montag, 25. November 2019
Brasch, Andreas Keller                                  19 Uhr, Gasteig: Achill Moser, Mein Vater, mein                                                                                                                                                                                                           Samstag, 16. November
                                                        Sohn und der Kilimandscharo                                                                                                                                                                                                                  14 bis 17 Uhr, Gasteig: Bleistift-Skizzen, Schreib-
                                                        20 Uhr, Literaturhaus: Reyhan Şahin aka Dr. Bitch                                                                                                                                                                                            werkstatt für Kinder
                                                        Ray, Yalla, Feminismus!
           Dienstag, 19. November 2019
                                                        22 bis 24 Uhr, Literaturhaus: Salon der Münchner                                                                                                                                                                                                          Sonntag, 17. November
18.30 bis 21 Uhr, Gasteig: Experimentieren mit Bil-
                                                        Verlage, Gastgeber: Hanser                                                                                                                                                                                                                   14 und 17 Uhr, Gasteig: Wortlaut! Junge Autorinnen
derbüchern I, Werkstattabend Collage
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     und Autoren lesen vor
18.30 Uhr, Literaturhaus: Fragen an die Welt nach
1989, Marcial Gala, Aleš Šteger                                                                                                                                                                                                                                                                                    Samstag, 23. November
19 Uhr, Gasteig: August Zirner, Sven Faller, Transat-              Dienstag, 26. November 2019                                                                                                                                                                                                                     Sonntag, 24. November
lantische Geschichten                                   17 Uhr, Gasteig: Zukunft Buch. Erfolgreich starten                                                                                                                                                                                           11 bis 14.30 Uhr und 15.30 Uhr bis 18 Uhr, Gasteig:
19.30 Uhr, Literaturhaus: Lange Hannah-Arendt-          in die Buch- und Medienbranche                                                                                                                                                                                                               „Lesen macht schön, Vorlesen macht schöner“,
Nacht, Marie Luise Knott, Natan Sznaider, Ken           18.30 bis 21 Uhr, Gasteig: Experimentieren mit Bil-                                                                                                                                                                                          Liveact mit Danny, dem Friseur
Krimstein, Hanns Zischler                               derbüchern II, Werkstattabend Animation
20.30 Uhr, Instituto Cervantes: César Rendu-            19 Uhr, Gasteig: Sten Nadolny, Netzkarte                                                                                                                                                                                                                   Samstag, 23. November
eles, Raul Zelik, Lektüren aus Spanien und aller        20 Uhr, Literaturhaus: Ulrich Wickert, Identifiziert                                                                                                                                                                                                       Samstag, 30. November
Welt                                                    euch!                                                                                                                                                                                                                                                      Sonntag, 24. November
20.30 Uhr, Literaturhaus: Lukas Bärfuss, Essays         20 Uhr, Lehmkuhl: Geschwister-Scholl-Preis-Preis-                                                                                                                                                                                                          Sonntag, 1. Dezember
aus der Schweiz                                         träger 2019, Ahmet Altan, Lesung                                                                                                                                                                                                             14 bis 17 Uhr, Gasteig: Münchner Schreibstube
LITERATURFEST MÜNCHEN - sz-media
8 LITERATURFEST MÜNCHEN                                                                                                     Donnerstag, 7. November 2019, Nr. 257

                                                              Lokal global
         von yvonne poppek                                                                                                        1975 wurde wieder ein Besucherrekord
                                                                                                                               registriert: 77 000 Interessierte kamen, die

D
         ie erste Münchner Bücherschau                                                                                         Veranstaltungen waren ausgebucht. „Bei
         war zu kurz. Zunächst zumindest.                                                                                      den meistbesuchten Lesungen oder Dis-
         84 Münchner Verlage stellten im                                                                                       kussionen wurden bis zu 800 Interessen-
November 1960 ihre Bücher im Stadtmuse-                   Die Münchner Bücherschau hat sich                                    ten gezählt“, schrieb die SZ. Als 1987 die
um aus. „Hier haben sie so etwas wie die
Frankfurter Buchmesse hingezaubert, frei-
                                                      in 60 Jahren von einer exklusiv bayerischen                              Kinder- und Jugendbuchschau hinzukam
                                                                                                                               und schließlich auch Verlage von außer-
lich in kleinerem Maßstab und nicht auf in-             Leistungsschau zu einem überregionalen                                 halb Bayerns ausstellen durften, schmäler-
ternationaler, sondern ganz im Gegenteil                                                                                       te dies das Interesse naturgemäß nicht, die
auf exklusiver lokaler Basis“, schrieb da-                     Kulturereignis entwickelt                                       Besucherzahl stieg. 1990 stand ein weite-
mals die Süddeutsche Zeitung. 14 Tage soll-                                                                                    rer Umzug an, das Haus der Kunst wurde
te diese Verlagsvorstellung dauern, doch                                                                                       renoviert. Die Stadt München bot die Räu-
das Interesse der Münchner war so groß,                                                                                        me im Gasteig kostenlos an. Sie betrachte-
dass sie kurzerhand um eine Woche verlän-                                                                                      te die Bücherschau als eine Bereicherung
gert wurde. Der Beginn also: ein Erfolg.                                                                                       für die Kulturinteressierten, die am glei-
   In diesem Jahr wird die 60. Ausgabe der                                                                                     chen Ort Philharmonie, Stadtbibliothek
Bücherschau eröffnet. Es ist ein runder Ge-                                                                                    und Volkshochschule besuchten. Der da-
burtstag, den die Veranstalter vom Börsen-                                                                                     malige Oberbürgermeister Christian Ude
verein des Deutschen Buchhandels und                                                                                           befand, dass die Bücherschau nun dort sei,
der Stadt München genauso unaufgeregt                                                                                          wo sie hingehöre.
begehen, wie auch schon das Jubiläum                                                                                              Nicht nur die Schau wuchs über die Jah-
zum Fünfzigsten. Letztlich besteht die Bü-                                                                                     re, auch das Rahmenprogramm wurde um-
cherschau auch diesmal wieder aus Buch-                                                                                        fangreicher. Zum 40. Geburtstag gab es 86
präsentation und Veranstaltungen im Ga-                                                                                        Veranstaltungen, dieses Jahr sind es
steig. Zudem wird es im zweiten Stock eine                                                                                     knapp 60 – Lesungen, Gespräche, Diskus-
Ausstellung geben mit alten Plakaten, Fo-                                                                                      sionen, Ausstellungen, Workshops und Ak-
tos und Programmheften, die die „Entwick-                                                                                      tionen für Kinder und Erwachsene. Seit 20
lung von einer Leistungsschau der bayeri-                                                                                      Jahren sind für dieses Programm Edith Of-
schen Verlage zu einer der größten Buch-                                                                                       fermann (für Kinder und Jugendliche) und
ausstellungen im deutschsprachigem                                                                                             Thomas Kraft zuständig. Sie setzen, wie
Raum“ nachvollziehbar machen soll.                                                                                             Kraft es formuliert, auf eine „Balance aus

                 Im ersten Jahr                                                                                                                 Zum ersten Mal
                 kamen etwa                                                                                                                     gibt es ein
                 20 000 Besucher                                                                                                                übergeordnetes
                 ins Stadtmuseum,                                                                                                               Thema für die
                 um die Werke                                                                                                                   Veranstaltungen:
                 bayerischer Verlage                                                                                                            das schöne
                 anzusehen                                                                                                                      Mysterium

   Wie sich daraus schon ablesen lässt: Die                                                                                    Bewährtem und Weiterentwicklung“. So
Bücherschau hat sich stetig weiter entwi-                                                                                      gibt es stets populäre Autoren im Pro-
ckelt und vor allem vergrößert. Kamen im                                                                                       gramm, aber auch literarische Neuentde-
ersten Jahr nach Schätzungen der Veran-                                                                                        ckungen. Zugleich werden neue Formen
stalter 20 000 Besucher, so sind es inzwi-                                                                                     der Vermittlung ausprobiert, Schriftsteller
schen jährlich 160 000. Die Anzahl der Ver-                                                                                    lesen längst nicht mehr nur aus ihren Bü-
lage ist ebenfalls gestiegen von 84 auf etwa                                                                                   chern vor und nippen an einem Glas Was-
300, und diese kommen nicht mehr nur                                                                                           ser, oft gibt es ergänzende Elemente wie
aus München. Auch die Öffnungszeit ist                                                                                         Musik, Projektionen oder Diskussionen.
mit 15 Stunden an 18 Tagen sehr großzügig                                                                                         Dieses Jahr hat das Programm eine the-
bemessen. Und natürlich gibt es die Lesun-                                                                                     matische Klammer erhalten – eine Beson-
gen, Ausstellungen und Aktionen, die aus                                                                                       derheit, die bisher nur das seit zehn Jahren
einer reinen Bücherschau ein umfangrei-                                                                                        parallel laufende Kuratorenprogramm „Fo-
ches Programm rund um Bücher und Auto-                                                                                         rum : Autoren“ kennzeichnete. „Das schö-
ren haben werden lassen.                                                                                                       ne Mysterium“ – so lautet das Motto. Bis-
   Bevor die Bücherschau die heutigen Aus-                                                                                     lang habe man gedacht, die Welt sei gren-
maße erreichte, brauchte sie zunächst ein                                                                                      zenlos belastbar, erklärt Kraft die Wahl des
paar Jahre, um sich als beliebte Publikums-                                                                                    Themas. „Diesmal, scheint mir jedenfalls,
veranstaltung zu etablieren. Doch schon                                                                                        schaut es anders aus.“ Die eingeladenen Au-
1967 war der Andrang so groß, dass sie ins                                                                                     toren – Physiker Harald Lesch, Schriftstel-
Haus der Kunst umzog, der Platz im Stadt-                                                                                      ler wie Sten Nadolny, Raoul Schrott, Matthi-
museum reichte nicht mehr aus. Im selben                                                                                       as Politicky, Meeresbiologin Frauke Bagu-
Jahr kamen die Organisatoren auf die Idee,                                                                                     sche oder Astronautin Samantha Cristofo-
das Programm um einen Vorlesewettbe-                                                                                           retti – versuchen, dieses Mysterium aus
werb für Frauen im „Großmutter-Alter“                                                                                          wissenschaftlicher, politischer oder gesell-
anzureichern. 400 Bewerberinnen traten                                                                                         schaftlicher Sicht zu ergründen. Das Pro-
zunächst in regionalen Wettbewerben an,                     Lesen mit Libressen: 1968 warben diese einheitlich                 gramm klingt spannend – und dürfte die
um sich für das Finale in München zu quali-              kostümierten Frauen für mehr literarische Begeisterung.               Erfolgsgeschichte der Bücherschau weiter-
fizieren.                                                                FOTO: MÜNCHNER BÜCHERSCHAU                            schreiben.

Wanderschaft                         Wendemarken                     Bomber der Nation                Schöner scheitern                 Leben als Comic
Über das Glück des Gehens hat        Wendezeit – Zeitenwende –       Die schönste Nebensache der      Eine Pechsträhne hat jeder        Der Vater Araber, die Mutter
einst schon der Naturphilo-          wann war das noch mal, als      Welt, das war der Fußball mal.   mal. Was aber, wenn sich der      Französin: zwei Sprachen,
soph John Muir geschrieben.          alles anders wurde? Das kann    Doch längst ist er eine Indus-   Misserfolg als Leitmotiv fürs     zwei Kulturen, eine zerrissene
Wie dieser begibt sich Albert        persönliche Desaster, aber      trie mit knallharten Regeln.     Leben herausstellt? Darüber       Familie. So die Kurzversion
Kitzler auf eine philosophische      auch gesellschaftliche Umwäl-   Am legendären Torjäger Gerd      sinniert der Österreicher Hein-   von Riad Sattoufs Jugend.
Wanderschaft, während Nora           zungen meinen. Etwa den Fall    Müller erklärt Hans Woller in    rich Steinfest. Er seziert das    Statt daran zu zerbrechen,
Bossong in ihrem Roman               der Mauer. Über die Welt nach   seinem Buch, wie das große       eigene Unglück und das der        schafft er daraus etwas Origi-
„Schutzzone“ nach Gerechtig-         1989 diskutieren Frank Witzel   Geld in den Fußball kam und      anderen – und verfasst daraus     nelles: Er zeichnet sein Leben
keit und Verantwortung sucht.        und der Bosnier Dževad Kara-    diskutiert darüber mit Felix     eine Gebrauchsanweisung           als Comic, mittlerweile den
Beide diskutieren am Sonntag,        hasan. Donnerstag, 14.11.,      Magath. Mittwoch, 20.11.,        fürs Scheitern. Donnerstag,       vierten Band. Donnerstag,
1.12., 19 Uhr, Gasteig.              18.30 Uhr, Literaturhaus.       20 Uhr, Literaturhaus.           28.11., 19 Uhr, Gasteig.          28.11., 20 Uhr, Literaturhaus.
LITERATURFEST MÜNCHEN - sz-media
LITERATURFEST MÜNCHEN                                                                         9

                                                                                                  LENBACHHAUS
      Ahmet Altan
       wurde als
    Journalist und
     Schriftsteller
     in der Türkei
        bekannt.
      FOTO: ACTION PRESS

            Durch die Wand
             Der Geschwister-Scholl-Preis geht an den
                  türkischen Autor Ahmet Altan

          von johanna pfund                          Was Altan in diesen Tagen, Monaten
                                                 und Jahren, in denen sein Leben auf eine

D
        er Geschwister-Scholl-Preis feiert       winzige Gefängniszelle reduziert war,
        ein Jubiläum. Bereits zum 40. Mal        durch den Kopf gegangen ist, das hat er in
        verleihen die Landeshauptstadt           einem Buch aufgezeichnet. „Ich werde die
München und der Börsenverein des Deut-           Welt nie wiedersehen“ lautet der Titel
schen Buchhandels, Landesverband Bay-            (S. Fischer, 2018). Wie hoffnungslos. Ein
ern, den Preis an einen mutigen Autor oder       abendlicher Restaurantbesuch, Tagun-
eine mutige Autorin. Im Jubiläumsjahr ist        gen, die Familie, die Frau – all diese In-
es ein Schriftsteller, der bis vor wenigen Ta-   gredienzien eines westlich-bürgerlichen
gen noch im Gefängnis saß und erst An-           Alltags gehören von einem Tag auf den an-
                                                                                                              IHR
                                                                                                  KU NSTMUSEUM
                                                                                                    I N MÜ NCH E N

fang November unter Auflagen freigelas-          deren der Vergangenheit an. Nicht einer
sen wurde.                                       lange vergangenen Zeit, an die sich besten-
   Ahmet Altan war im Juli 2016 verhaftet        falls Eltern oder Großeltern erinnern, son-
worden. Die türkische Regierung warf             dern dem Hier und Jetzt, während man
dem Journalisten und Schriftsteller vor, an      das Buch liest, während manche wohl nur
dem Putschversuch gegen die türkische            wenige Stunden entfernt vom Ort dieses
Regierung im Juli 2016 teilgenommen zu           Gefängnisses ihren Urlaub verbringen.

                                                                                                                                                                             LEBENS
haben, und zwar mittels der „Verbreitung             Altan könnte verzweifeln. In manchen
                                                                                                  LE N BACH HAUS. DE

einer unterschwelligen Botschaft“. Im            Passagen kommt dies zum Ausdruck.
Februar 2018 wurde Altan gemeinsam mit           „Ich werde die Welt nie wiedersehen. Nie

                                                                                                                                                                          MENSCHEN
weiteren Journalisten zu lebenslanger            wieder werde ich einen Himmel sehen,
                                                 der nicht von den Mauern des Gefängnis-
                                                 hofs eingegrenzt ist. Ich steige in den Ha-
                    Seiner
                    Verzweiflung
                                                 des hinab.“ Hat er sein Schicksal nicht
                                                 schon früher beschrieben, in einem sei-
                                                 ner Bücher? Hat er das Schicksal heraus-
                                                                                                                                                                          JAWLENSKY
                    setzt der Autor
                    immer wieder
                                                 gefordert? Der Verzweiflung setzt der Au-
                                                 tor trotzig seine Hoffnung entgegen.
                                                     Nämlich die Hoffnung auf die Freiheit
                                                                                                                                                                           WEREFKIN
                    trotzig
                                                 im Kopf. Wie in dem alten Volkslied „Die
                    seine Hoffnung               Gedanken sind frei“ sinniert der heute

                                                                                                                                                                                                                     22
                    entgegen                     69-Jährige über die Möglichkeiten, sei-
                                                 ner Zelle zu entfliehen. Niemand kann
                                                 Herrschaft über seine Gedanken gewin-
Haft verurteilt, in der Zwischenzeit wurde
das Urteil abgemildert, aber nicht aufgeho-
                                                 nen. Altan zehrt in der Einzelhaft von sei-
                                                 nem Wissen über Literatur. Gustave Flau-                                                                                                                          OKT
                                                                                                                                                                                                                  2019
ben. Anfang Oktober entschied ein Ge-            bert, Leo Tolstoi, Doris Lessing besuchen
richt, dass Altan weiter ein Gefangener          ihn in seinem Gehirn. Altan überlegt, wel-
bleibt. Jetzt, Anfang November, die Nach-        chen Part Intuition für Schriftsteller

                                                                                                                                                                                                                    BIS
richt, dass Altan zwar zu einer Haftstrafe       spielt, ob das Geniale doch eher aus Intui-
verurteilt ist, jedoch auf freien Fuß kommt      tion denn aus Wissen entsteht. Es er-
und die Türkei nicht verlassen darf.             scheint als Luxus, sich in einer ausweglo-
   Der Geschwister-Scholl-Preis ist in den       sen Situation Gedanken über die Rolle
                                                                                                                                                                                                                     16
                                                                                                  I N ZUSAMM E NARBE IT

                                                                                                  MUSEUM WI ESBADE N

vergangenen Jahren oft an Autoren verlie-        der Intuition zu machen. Oder ist dies not-
hen worden, die Sprachrohr mutiger               wendig für das Überleben? „Die mich hier
Menschen sind. Glenn Greenwald hat die
Geschichte des Whistleblowers Edward
                                                 eingesperrt haben, mögen die Macht da-
                                                 zu besitzen. Doch mich im Gefängnis fest-                                                                                                                         FEB
                                                                                                  M IT DEM

                                                                                                                                                                                                                  2020
Snowden erzählt und wurde 2014 dafür ge-         zuhalten, dazu reicht ihre Macht nicht …
würdigt, die französische Journalistin           Weil ich die Zaubermacht besitze, die al-
Garance Le Caisne erhielt den Preis 2016         len Schriftstellern eigen ist. Ich kann mü-
für ihre Dokumentation der syrischen             helos durch Wände gehen.“ In der Tat.
                                                                                                                   Alexej von Jawlensky, Spanierin (Detail), 1913   Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Foto: Lenbachhaus
Todesmaschinerie. Altan ist nun ein Preis-
träger, der selbst in Gefahr geraten ist.        Lesung, Dienstag, 26.11., 20 Uhr, Lehmkuhl
LITERATURFEST MÜNCHEN - sz-media
10 LITERATURFEST MÜNCHEN                                                                                                                     Donnerstag, 7. November 2019, Nr. 257

                                                     Überzeugungstäter
     Rasmus Schöll hat in Ulm eine Buchhandlung übernommen, Florian L. Arnold dort die Literaturwoche erfunden.
             Gemeinsam haben sie den Verlag Topalian & Milani gegründet – und sind damit erfolgreich

         von stefan fischer

A
       m Anfang stand ein kleiner Seufzer.
       Der Schriftsteller Lutz Seiler, Träger
       des Deutschen Buchpreises, hatte
ihn ausgestoßen bei einer Lesung. Und wie
nebenbei bemerkt, dass sein Verlag diese
Erzählung, die er da gerade präsentierte,
nicht veröffentlichen wolle. Lyrik gerne, so
habe ihn Suhrkamp wissen lassen, und
noch lieber den nächsten großen Roman
nach „Kruso“. Aber keine Kurzprosa.
   „Von Rom nach Hiddensee“ ist dann
aber dennoch erschienen, gemeinsam mit
einer zweiten Geschichte, die dem Band
seinen Titel gegeben hat: „Die römische
Saison“ – beim Verlag Topalian & Milani in
Oberelchingen nahe Ulm. Das war im Juni
2016, die Verleger Florian L. Arnold, 42,
und Rasmus Schöll, 32, hatten nun nicht
nur einen Eintrag beim Gewerbeamt, viele
kluge Ideen und einen geheimnisvollen
Namen für ihre Unternehmung, sondern
ein erstes Buch. Mit zwei autobiografisch
geprägten Geschichten übers Scheitern: In
„Von Rom nach Hiddensee“ schildert Lutz
Seiler, wie er in Rom in der Villa Massimo
mit dem Schreiben nicht vorankommt, in
„Die römische Saison“, wie er in dieser Zeit
vergeblich versucht, seinen Sohn in einem
Fußball-Verein anzumelden.
   Der Seiler-Trick hat im Jahr darauf im
Übrigen noch einmal geklappt: Anna Kim
hatte 2012 mit dem düsteren Roman „Ana-
tomie einer Nacht“ Erfolg, fünf Jahre spä-          Gruppenbild mit Arbeiter: Rasmus Schöll (li.) und Florian L. Arnold.                                              FOTO: PATRICK SCHMIDT, ULM
ter folgte der politische Südkorea-Roman
„Die große Heimkehr“. Ihre liebesleichten
Erzählungen indessen waren nicht interes-       Bücher überwiegend in München, Berlin,         Der Widerstandskämpfer Ernst Bauer                 Keine einfache Sache. Wie überhaupt
sant genug für Suhrkamp. Wieder mach-           Köln und Frankfurt gekauft werden“, sagt    hat 1946 den Aegis-Verlag gegründet und            sich die Dinge nur in kleinen Schritten ent-
ten stattdessen Arnold und Schöll ein auf-      Schöll im ersten Stock der Buchhandlung     bald darauf die Buchhandlung. Gestaltet            wickeln und die Wahrnehmung dessen,
wendig gestaltetes Buch daraus: „Finger-        Aegis in der Breiten Gasse, der gemütlich   hat die Aegis-Bücher Otl Aicher, der seit          was Arnold und Schöll realisieren – etwa
pflanzen“.                                      möbliert ist und wohin man sich zum         1952 mit Inge Scholl, der Schwester von            den Katalog für die Ausstellung über den
   Gewinn tragen diese Titel den beiden         Stöbern, Schmökern oder auch Plaudern       Hans und Sophie Scholl, verheiratet war.           Trickfilmer Bruce Bickford vor zwei Jah-
Verlegern nicht ein – aber Prestige. Kim,                                                   Eine Gruppe engagierter Bürger, die den            ren – mitunter außerhalb Ulms größer
Seiler, dazu Stefan Zweig sowie Arno Tau-                                                   demokratischen Neubeginn in der Stadt              scheint als in der Stadt selbst. Arnold und
riinen sind allesamt Autoren, die aufhor-                       Ulm ist eigentlich          vorangetrieben hat, durch die Kultur und           Schöll sind genervt von dem Pessimismus,
chen lassen. Das und die sehr bibliophile                                                   speziell die Literatur. Ernst Bauers erster        der allenthalben „ins System geblasen
Gestaltung der Bücher – jeder Band ist von
                                                                eine Stadt der              Lehrjunge als Buchhandelsgehilfe war               wird“, so Arnold – von Leuten, die ein Teil
einem professionellen Künstler illustriert,                     Naturwissenschaft.          Siegfried Unseld, der spätere Suhrkamp-            davon seien: „Ständig zu behaupten, es
mit Farbschnitt versehen und fadengebun-                        Doch sie hat auch           Verleger. Das zweite Treffen der Gruppe 47         bringt nichts, eine Buchhandlung zu über-
den – haben Arnold und Schöll das Entrée                        eine starke                 hat in Herrlingen bei Ulm stattgefunden.           nehmen oder einen Verlag zu gründen, ist
in den Markt erleichtert: Anfangs haben                                                        An diese Historie wollen Arnold und             falsch.“ Bei Topalian & Milani erscheint Li-
die beiden Literaturliebhaber ausgewählte                       literarische                Schöll anknüpfen. Bereits 2013 hat Arnold,         teratur, die es vermag, die Welt zu erklä-
Buchhändler persönlich kontaktiert, bald                        Tradition                   der als Zeichner, Schriftsteller, Gestalter        ren. Oder: Möglichkeiten, wie die Welt sein
schon wurde Topalian & Milani von der                                                       und Sprecher arbeitet, die Literaturwoche          oder wohin sie sich entwickeln könnte. Des-
Verlagsauslieferung GVA und dem Verlags-                                                    Ulm veranstaltet. „Sie war schauerlich             halb der hellsichtige Stefan Zweig, der
vertreter Indiebook als Kunde akzeptiert.       zurückziehen kann. Der Verlag und die       besucht“, erinnert er sich. Für ihn war das        nicht nur „Die Schachnovelle“ verfasst hat,
Ein wichtiger Schritt, um tatsächlich in        Buchhandlung sind in Ulm jedoch durch-      aber kein Grund aufzugeben, im Gegen-              sondern ein präziser Analytiker des herauf-
diejenige Nische des Literaturbetriebes         aus bedeutsam als eine Keimzelle für ein    teil: Die zweite Literaturwoche sollte mehr        ziehenden Nationalsozialismus war.
vorzudringen, für die diese Bücher ge-          neu erwachendes literarisches Leben. Auf-   beachtet werden. Inzwischen ist das kleine            Und der Verlagsname? Topalian hieß
macht werden.                                   grund der Ausrichtung der Universität sei   Festival etabliert, gibt es den Verein Litera-     der Großvater Arnolds, Milani derjenige
   Rasmus Schölls eigene Buchhandlung           Ulm „eine Stadt der Natur- und nicht der    tursalon Donau, dem die beiden vorstehen           Schölls. Zwei Männer von Welt.
in Ulm spielt für den Verkauf der Topalian      Geisteswissenschaften“, sagt Florian L.     und der ganzjährig Lesungen veranstaltet.
& Milani-Titel keine wesentliche Rolle.         Arnold, der ebenfalls mit am Tisch sitzt.   Das große Projekt dieses Vereins ist es, in        Markt der Unabhängigen Verlage, Literaturhaus,
„Wir sehen sehr deutlich, dass unsere           Sie hat aber eine literarische Tradition.   Ulm ein Literaturhaus zu gründen.                  30.11., 11 - 19 Uhr; 1.12., 11 - 18 Uhr

Sehnsucht                             Unerhört                            Bewegte Bilder                       Gipfelziel                               Über den Atlantik
Kuba und Mexiko, zwei Länder          Sie rappt, plädiert für „vagina-    Jürgen Böttcher, geboren 1931        Einmal auf dem Kilimandscha-             Der eine flieht aus den USA, um
mit einem sehr speziellen Ver-        le Selbstbestimmung“, schockt       und Andreas Goldstein, Jahr-         ro stehen, das ist der Traum             dem Vietnamkrieg zu entge-
hältnis zu den USA, einer             mit ihren Texten die männlich       gang 1969, studierten beide          vieler Bergsteiger. Es war auch          hen, der andere zieht nach New
schicksalhaften Verbindung.           dominierte Hiphop-Szene. Dr.        Regie in Babelsberg. Eine Gene-      der Traum von Achill Mosers              York, um dort die Karriere zu
Eine Mexikanerin und ein              Bitch Ray aka Reyhan Şahin          ration liegt zwischen ihnen          Vater. Viele Jahre nach dessen           machen, die er sich erhofft. Der
Kubaner erzählen Geschichten          verstört – nicht nur die musli-     und ihren Filmen. Goldstein          Tod geht dann Achill, nun mit            Schauspieler August Zirner und
von Armut, Überleben und              mische Gemeinde. In „Yalla          porträtiert seinen Vater Klaus       seinem Sohn, auf den Gipfel in           der Kontrabassist Sven Faller
dem glitzernden schier uner-          Feminism“ erläutert die pro-        Gysi, Böttcher einen Funktio-        Ostafrika. Großvater, Vater,             haben ihr Glück jeweils auf der
reichbaren Sehnsuchtsort im           movierte Linguistin ihre Ideen      när im Chemiewerk Buna.              Sohn verbindet der Berg auf              anderen Seite des Atlantiks
Norden. Donnerstag, 21.11.,           von Feminismus. Montag,             Ein Filmabend. Sonntag, 17.11.,      unsichtbare Weise. Montag,               gesucht. Dienstag, 19.11., 19 Uhr
20.30 Uhr, Literaturhaus.             25.11., 20 Uhr, Literaturhaus.      19 Uhr, Literaturhaus.               25.11., 19 Uhr, Gasteig.                 Gasteig.
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