LPEN-Nachrichten Nr. 16 - Zeitung von und für Psychiatrie-Erfahrene in Niedersachsen
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Inhalt Vorwort 3 Bild von Arnhild Köpcke 5 Nachruf auf Arnhild Köpcke 6 Offener Brief des LPEN-Vorstands ans Sozialministerium 7 Offener Brief der SHG Osnabrück 9 Foltergesetze 12 Zur Durchführung von Zwangsunterbringungen 18 Unrecht endlich beseitigt: Wahlrechtsausschluss Betreuter/ Behinderter endlich aufgehoben! 21 Selbsthilfekongress in Hannover 22 Arbeit als Laienhelfer 22 Mad Studies: ver*rückte1Wissenschaft für Alle 23 LPEN-AG Geronto 30 Die LPEN-Mitgliederversammlung 2018 32 Sprecherkreistreffen: „Quo vadis LPEN“ 34 Neuer Vorstand gewählt - Die Jahreshauptversammlung im Juni 2019 35 „Psychiatrie-Erfahrene und Arbeit“ Thema beim LPEN-Sprecherkreistreffen 37 Weihnachtsmann kam zu LPEN-Sprecherkreis 39 Neues aus den Regionen 39 Tätigkeitsbericht der SHG Osnabrück für das Jahr 2019 39 Telefon gegen Angst und Rückzug: Dagmar 41 Die Erinnerung wachhalten 44 Die Selbsthilfegruppe Mads &Allies (Ver*rückte und ihre Verbündeten) in Oldenburg 48 Kurzmeldungen 50 Literaturecke 51 Eine Geschichte 51 Gedanken 52 Wenn ich 1 Tier wäre ! 52 Psychosesong 54 Rubrik beschützte Werkstätten: Behindertenwekstatt 2020 55 Stärkung der Interessenvertretung durch Selbsthilfe-organisationen im psychiatrischen Bereich (Teil 2) 58 Kauf-Nix-Liste-Wirkungen und Nebenwirkungen 60 Preisrätsel 65 Impressum 66 2
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, leider mittlerweile verstorbenen hier ist also trotz Corona-Viruskrise, Autorin Arnhild Köpcke. oder gerade wegen der durch den Somit ist auch diese Ausgabe der Corona-Virusurlaub gewonnenen LPEN-Nachrichten Ausdruck eines Zeit, die neue Ausgabe der LPEN- lebendigen, und auch, dank der Nachrichten. recht zahlreichen Einsendungen In dem Heft findet Ihr Berichte zu von Autoren unter den Mitgliedern, den Verbands-veranstaltungen, wie ausgesprochen kreativen Mitglieder-versammlungen und Verbandslebens. Sprecher-kreistreffen; da natürlich Hiermit seid Ihr auch weiter auch von den Vorstandswahlen aufgefordert, Euch mit zahlreichen vom Sommer 2019. Es gibt Beiträgen, sei es zu Beiträge über organisatorische und psychiatriepolitischen Themen, psychoaktionistische Selbsthilfe- Erlebnisberichten zu Krankheits-, strategien und abermals einen Genesungs-, und Behandlungs- Beitrag in der Rubrik „beschützte erfahrungen etc., Selbsthilfe- Werk-stätten“, wozu auch strategien oder auch literarisch anzumerken wäre, dass die ausgerichteten Texten, an der internationale Kommission, die die Gestaltung der LPEN-Nachrichten Umsetzung der UN- zu beteiligen. Auch eine Mitarbeit in Behindertenkonvention in Deutsch- der Redaktion ist willkommen. land prüft, dies wohl 2021 wieder Desgleichen werden auch tun wird. Es liegt bisher ein Bericht künstlerische Arbeiten benötigt, des Bundesministeriums für Arbeit wobei bis auf weiteres das Konzept und Soziales vor, der auf der beibehalten werden soll, in der Internetseite des Instituts für jeweiligen Ausgabe Arbeiten eines Menschenrechte eingesehen Künstlers aus unseren Reihen werden kann. abzudrucken. Es gibt in dieser Ausgabe auch In dieser Ausgabe sind dies wieder den literarischen Teil Fotografien von Installationen der „Literaturecke“, in dem wieder Künstlerin Imke, der hiermit herzlich Beiträge unseres Stammautoren gedankt sei. Das Konzept, jeweils Klaus-Peter Haubrich zu finden die Werke eines Künstlers zu ver- sind und auch ein Gedicht von der öffentlichen, wird in dieser Ausgabe 3
etwas durchbrochen, da wir Der Verband begeht ja dieses Jahr anlässlich des Todes von Arnhild das Jubiläum seines 25jährigen Köpcke auch ein Werk von ihr Bestehens, was aber aufgrund der publizieren. aktuellen Situation nicht so Natürlich seid Ihr auch dazu aufwendig begangen werden kann. aufgefordert, Euch am gesamten Und nun viel Vergnügen bei der Verbandsleben aktiv und engagiert Lektüre! zu beteiligen. Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung bei der Herausgabe der LPEN-Nachrichten durch die GKV – Gemeinschaftsförderung! 4
Nachruf auf Arnhild Köpcke Arnhild Köpcke, langjähriges Mitglied im VPE Hannover e.V. und in der LPEN, ist am 7.5.2020 in Seelze-Letter gestorben im Alter von 68 Jahren. Arnhild war eine sehr engagierte Persönlichkeit mit viel Wissen und Intellekt. Darüber widmete sie sich viele Jahre der Malerei. Aufgewachsen in Hamburg beschäftigte sich Arnhild schon als Schülerin mit Malerei, Schreiben und Musik. Nach dem Abitur studierte sie in Hamburg Biologie und Medizin und promovierte als Ärztin für Psychiatrie bei Klaus Dörner. Seit ihrer ersten Psychose 1980 war sie bis heute Drehtürpatientin. Sie vertiefte die Malerei und erstellte Landschaften, Tiermotive und menschliche Gesichter. Dies war eine aktive Möglichkeit der Auseinandersetzung mit dem eigenen Psychoseerleben. Psychiatrische Themen und Philosophie halfen hier beim Verstehen und Einordnen von Selbsterlebtem. 1997 zog Arnhild von Hamburg nach Hannover. Sie engagierte sich aktiv in der Selbsthilfe im Trialog, im Psychoseseminar und durch Mitgliedschaft im VPE Hannover e.V. und im LPEN. Besonders hob sie sich hervor durch ihr Eintreten gegen die Stigmatisierung psychisch erkrankter Menschen. Ihre vielen Texte wurden veröffentlicht im Brückenschlag, in den Sozialpsychiatrischen Informationen, im VPE-Report, in den Signalen, im Irrturm und in den LPEN-Nachrichten. Kunstausstellungen mit Werken von Arnhild Köpcke gab es unter anderem in Hamburg, Hannover, Langenhagen und Bethel und Leipzig. Seit 2007 beteiligte sie sich an Art-Transmitter, einem Projekt der Europäischen Gesellschaft zur Förderung von Kunst und Kultur in der Psychiatrie e.V. Ihre letzte Ausstellung trug den Titel „Haltet die Türen offen -2“ – Kunst gegen die Stigmatisierung“ und war im Februar/März in diesem Jahr im K-Punkt in Hannover zu erleben. Wer konnte ahnen, dass dies ihr Abschied von uns werden würde! Arnhild hat viel für unseren Verein getan, auch in früheren Zeiten. Für 2020 hatten wir gemeinsame Pläne, und sie hatte noch so viel vor: zusammen mit anderen Künstler*innen unsers Verbandes hat sie ein Kunst-Netzwerk begonnen; sie wollte unser Jubiläum mit vorbereiten und unsere Arbeit aktiv unterstützen. Mit ihren Bildern im Jahreskalender 2020, der auch im VPE- Treffpunkt hängt, macht sie Mut und gibt Hoffnung, auch über ihren Tod hinaus. Mit Arnhild verlieren wir eine aktive, hochintelligente und liebe Persönlichkeit. Sie wird vielen fehlen. In Trauer: Christoph von Seckendorff, LPEN e.V., VPE Hannover e.V. und alle, die sie kannten 6
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Foltergesetze Benjamin Bessert Die UN hatten den Notstand Wahnsinn auf der Erde endlich ausgerufen. Die sich verschärfen- gebändigt werden könne. den Konflikte auf der Erde hatten Schließlich ging es um den schon fast den dritten Weltkrieg Untergang der Menschheit. ausgelöst, da wurde die endgültige Fremdgefährdung lag vor. Woher Lösung für den Wahnsinn auf der die Vereinten Nationen ihr nun Erde urplötzlich beschlossen und weltweit eingeführtes System umgesetzt. Die Welt würde sich hatten, darum ging es gar keinem sonst selbst verletzen und mehr. In den Nachrichten wurde außerdem die gesamte Natur in stets davon gesprochen, dass Gefahr bringen. Die Natur sei etwas diese „Zwangsmaßnahmen“ mit Fremdes für den Menschen Sicherheit nur drei bis fünf Monate geworden seit der Zeit vor dem anhalten würden. Dann wäre die zweiten Weltkrieg. Irgendwann in Zukunft der Erde gerettet. Die dieser Zeit lag der Ursprung dieser Menschheit könne dann irgend- neuen Theorie der Vereinten wann in den Weltraum entlassen Nationen. Es liege Fremdgefähr- werden. Daran müsse man dung durch atomare Zerstörung der arbeiten. Erde vor – also müsse gehandelt Sabine sprach immer davon, ich werden! solle vom Wahnsinn aufhören zu Ich saß in meiner kleinen einein- reden. Sie könne es schon gar halb Zimmerwohnung fest und nicht mehr hören. Doch ich wollte chattete mit Sabine. Draußen einfach nur aus meiner Wohnung fuhren die Polizeiwagen hin und raus! Der Wahnsinn war mir ganz wieder vorbei. Nun trug die Polizei egal! Jeder – auch ich – musste in weiße Kittel. Alle vier bis sechs seiner eigenen Wohnung bleiben Wochen drangen diese Personen in für diese mindestens drei Monate, jede Wohnung ein und es gab ein die der oberste Gerichtshof für die kurzes fünf bis fünfzehn Minuten Zwangsmaßnahmen festgesetzt langes Verhör. Polizeigespräch hatte. Die Polizeigespräche gingen wurde dies verharmlosend genannt. immer nur um das Clozapin! Die Dabei ging es stets darum, wie der gesamte Erde musste es jetzt schlucken. Der Polizist in seinem 12
weißen Kittel legte am Ende der diese Droge gegen den Wahnsinn Visitation eine Dosierung fest. Wer zu reduzieren, wie man das nannte, von dem Zeug nicht torkelte oder wenn die Polizei einen nicht zwang, nichts dergleichen erzählte, dass immer mehr davon zu schlucken, ihm des Nachts der Sabber aus sondern, dass man auch mal etwas dem Munde lief, der wurde von weniger davon nehmen musste. Es mehreren dieser Weißbekittelten gab ein System an Worten, das die überwältigt, festgebunden, und eine Polizei bei diesen Verhören noch viel grauenvollere, verwendete. Ich hatte es noch nicht menschheitsgeschichtlich viel ältere ganz durchschaut. Aber offensicht- Droge wurde ihm injiziert: Haldol. lich ging es da um Antrieb. Anfangs Arbeiten müsse das Volk! vermutete ich, damit sei der Entlassen werden in den Weltraum! Raketenantrieb gemeint, mit dem Damit die Menschheit arbeiten man irgendwann in den Weltraum lerne, wurde jedem Bürger des entlassen würde. Doch es ging da Erdenballs ein Klumpen Ton vor die um irgendetwas ganz anderes. Türe gelegt. Man solle darin herum Antrieb bedeutete irgendetwas wie kneten, sich damit beschäftigen! Betten machen oder an der Arbeiten lernen, die Wohnung nicht Morgenrunde teilnehmen. Sabine mehr verlassen. Regelmäßig und ich chatteten über diese neuen mussten sich nun die Bewohner der Begrifflichkeiten, um dahinter zu Häuser zu sogenannten kommen, wie man sich schützen Gesprächsrunden zusammen- konnte davor. Doch die Polizei finden. Morgens wurde eine verwendete dieses Wort auch Morgenrunde von den UN bereits: „sich schützen“. Es wurde angeordnet. Um den Wahnsinn auf behauptet, das Clozapin würde der Erde ging es da gar nicht. Dort einen schützen. Sabine und ich wurde ein Tagesablauf besprochen, wussten noch nicht, wie das zu Dienste wurden eingeteilt. Etwa die verstehen war. Blumen im Treppenhaus gießen. In In geheimen Foren im Internet den Hofgarten zu gehen war schon wurde heiß darüber diskutiert. ein hohes Privileg! Auch, wie man erst mal durch- Natürlich knetete ich jeden Tag setzen könnte, diese Foren zu eine Stunde in den Ton. Ich musste legalisieren. Denn so etwas war den Weißkitteln etwas vorzuweisen streng verboten bei den Polizeige- haben, denn mein Ziel war es, sprächen! „Selbsthilfegruppen“ seien das. Die seien nicht gut für 13
den Bürger. Nur die Polizei könne gebrochen haben. Ich hatte mich helfen und das Clozapin. Manchmal einer Selbsthilfegruppe ange- wünschte ich der Erde den schlossen. Sie wurde „Netzwerk Wahnsinn zurück, anstatt das man Stimmenhören“ genannt. Eine Frau auf diesem Wege suche, sie davon aus Berlin hatte sie gegründet. zu befreien. Untergehen sollte das Zuerst war die Bewegung in ganze Mistvolk! Sollten die doch England losgegangen, mittlerweile ihre Atomraketen zünden: was gab es bereits in Afrika vereinzelte ginge mich das an? Fremd- Gruppen. Angeblich sogar schon gefährdung, Antrieb? Was waren auf der ganzen Welt. Dort durfte das auf einmal für Begriffe? Früher jeder seine eigene Meinung haben war das Leben viel schöner. – zumindest das. Doch eine Vor allem versuchte die Polizei auf gemeinsame Stimme gegen dieses Anordnung der UN den Bürgern Clozapin konnte sich auch dort einzureden, man müsse dieses nicht finden. Es wurde immer Clozapin jetzt ein Leben lang gesagt, jeder müsse seine eigene nehmen. Dann müsse man nicht Erklärung für den Wahnsinn auf der mehr zur Morgenrunde, auch dürfe Erde haben dürfen. Mehr hatte man zunächst in den Vorgarten auch dieses Netzwerk Stimmen- gehen und später sogar seine Ver- hören nicht zu bieten, als dass man wandten und Freunde besuchen, mal seine Meinung zu diesem bis man schließlich wieder seine Thema der Polizeiverfolgung sagen normale Arbeit aufnehmen dürfe, durfte. oder eher eine geringer wertige als Konzentrieren können müsse man vorher, um dann auf Entlassung in sich. Darum ging es bei mir zurzeit den Weltraum zu hoffen. in den Polizeigesprächen. Sabine Sabine hatte den Kampf bereits war das völlig fremd. Aber ich hatte aufgegeben. Sie sagte, sie nehme sie auch bereits davor gewarnt, vor das Zeug ab jetzt. Die UN müssten der Polizei dieses Wort in den schon recht haben. Es sei das Mund zu nehmen! Denn von Beste für die Erde, wenn jetzt jeder diesem Clozapin konnte man sich sein Clozapin nehme. Außerdem gar nicht konzentrieren. Der Tag sei sie von der Polizei schon war endlos lang, man hielt auch fünfmal festgebunden und gespritzt nichts mehr durch. Schon dieses worden. Das musste ihr wohl den ewige Tonkneten war eine enorme Mut genommen, ihren Willen Herausforderung. Ich hatte dies einmal bei den Polizeigesprächen 14
erwähnt. Seitdem wurde mir Nun musste ich nach der Konzentrationsschwäche vorgewor- Morgenrunde mit einigen fen! Und noch mehr von dem Zeug Hausbewohnern an einer aufgezwungen, da das jetzt das „Kochgruppe“ teilnehmen. Und „ins neue Mittel dagegen sei! Es gab Gespräch“ kommen. Die fast keine Worte mehr, die man einfachsten Dinge wurden einem verwenden durfte. zur Qual gemacht. Von Immerhin gab es Vertreter der Unterhaltungen sprach schon gar Selbsthilfegruppen, die über keiner mehr in unserem Haus. verschlüsselte Server mit den UN in Auch Diskussionen waren Verhandlung getreten waren. Nun mittlerweile unbekannt und durch durfte man sich mittlerweile „auf „ins Gespräch kommen“ Augenhöhe begegnen“ mit der schlichtweg ersetzt worden. Auch Polizei. Am liebsten hätte ich das hatte ich einmal in meiner diesen Leuten in die Fresse verborgenen Wut diesen gespuckt, anstatt denen auf Polizeileuten geschildert. Da wurde Augenhöhe zu begegnen. Aber die ich gefragt „Was heißt denn hatten die Mittel dazu, sich mit ´diskutieren´ für Sie?“. Ich konnte Gewalt durchzusetzen. Hätte ich mich diesen Leuten sprachlich nicht das getan, so wären sofort fünf erwehren. Wer noch nicht einmal oder sechs von diesen Kerlen in weiß, was diskutieren heißt? Hätte meine kleine Wohnung gestürmt ich denen etwa besser „auf und hätten mich festgebunden – so Augenhöhe“ begegnen sollen? wie Sabine! Ich wünschte mir, die Mir war dieses ganze System würden sich allesamt das Leben verhasst. Dann sollten wir doch nehmen. Einige taten das bereits, lieber fremdgefährden, dann sollten wurde gemunkelt. Öfter als ihre wir uns doch selbst verletzen, dann Opfer selbst! Doch das wurde alles sollte die Welt doch im Wahnsinn vertuscht. Ich selbst hatte noch nie untergehen. Mir wäre das ganz in meiner Umgebung davon gehört. recht. Die UN hatten sich Gewünscht hätte ich denen das. getäuscht! Eine endgültige Lösung Nicht, dass sie tot wären. Doch des Wahnsinns konnte und durfte dass sie in den Momenten vor dem es nicht geben. Tode noch einmal kurz zu Clozapin sei besser als Haldol, Menschen würden, die ihre Taten wurde mir gesagt. Die halbe Welt – an der Menschheit einsähen. oder noch viel mehr Leute – hofften 15
inständig auf eine neue Droge, die Einige Hausbewohner führten lange die alte ersetzt. Ich konnte das Gespräche mit dieser Polizei, nicht begreifen, wie hirnrissig diese hofften, sie würden möglichst lange Leute dachten! Die vertrauten alle dauern. Es gab schon Bücher über der UN! Das Polizeisystem musste diese neuen Theorien der Polizei. weg. Das Ton kneten, die Man munkelte, die UN hätten Kochgruppen, all diese neuen bereits eine ganze Bibliothek Worte mussten verschwinden! Ich davon! Der normalen Bevölkerung wollte endlich wieder mein Bettchen war es streng verboten, diese machen dürfen, ohne über diese Bücher zu lesen. Man würde sie Begrifflichkeiten von den sowieso nicht verstehen. Es waren Polizeigesprächen nachdenken zu dutzende, hunderte, ja tausende müssen, wo die sofort Gespräche dieser Worte wie „Antrieb“ oder über Antriebsschwäche mit mir „Störung“ darin beschrieben. Was führen wollten, wenn ich derlei eine Störung sein sollte, hatte ich erwähnte. Ich wartete auf den noch immer nicht begriffen. Auch Moment, wo sie mich fragen nicht, was die mit dem Wahnsinn würden „Was heißt denn ´Bett´ für auf der Erde, dem Weltuntergang Sie“? Manchmal wusste ich nicht, zu tun haben sollte. Sabine sagte, ob diese Leute begriff stutzig waren alle seien ein bisschen gestört und oder hinterfotzig. Die glaubten aber da brauche man gar keine Angst ernsthaft, sie würden damit den davor zu haben. Ich hatte vielmehr Wahnsinn heilen auf der Erde! Mit Angst vor dieser Polizei in ihren diesem System! Sie vor dem weißen Kitteln. Aber auch vor Untergang, der nun „Fremdge- denen brauche man sich nicht fährdung“ hieß. Sie behaupteten fürchten, sagte Sabine. Manchmal sogar – einige von Ihnen – der bekam ich schon Panik Attacken, Mensch sei genetisch dazu wenn ich daran dachte, wie das veranlagt, den Wahnsinn zu produ- alles weiter-gehen sollte auf der zieren, man suche sogar ein Gen Erde. Wie es wäre, wenn ich dazu. Das der Mensch einen freien endlich mein Haus wieder Willen hat, oder zumindest früher verlassen dürfte. Mit keinem einmal hatte, das ist diesen Leuten Menschen wäre mehr ein völlig fremd! Unbekannt! „Was vernünftiges Gespräch zu führen. bedeutet denn ein ´freier Wille´ für Alle verwendeten jetzt diese neuen Sie?“ Worte. 16
Ich hatte mir vorgenommen, mich hatte, würde ich dieses Zeug in die um das ganze System herum zu Tonne treten! mogeln, und der Polizei ins Gesicht Würde die Erde dann untergehen zu lügen. Nicht so wie meine oder nicht? Hausbewohner, die mittlerweile Ich würde abwarten. mehr oder weniger davon über- zeugt waren, dieses Zeug ab jetzt ein Leben lang zu schlucken. Doch benni@bessert.de meine Vermutung war, dass man ihnen angezüchtet hatte, auf den Garten oder auf die Verwandten- 12 weitere Geschichten des Autors besuche zu hoffen. Wenn die Zeit im Kunstmagazin „Folterbote – reif wäre, wenn diese drei bis fünf Götterbote“. 60 Seiten A5 im 4 Monate vorbei wären, die der Farbdruck für 3,50 €. Bestellbar im oberste deutsche Gerichtshof auf Internet: folterbote.de Anordnung der UN beschlossen 17
Von der niedersächsischen Landesregierung wird eine Reform des PsychKG geplant. Die Planungen sind noch im Vorfeld. Der LPEN setzt sich dafür ein, hierbei beteiligt zu werden. Siehe hierzu auch den offenen Brief des Vor- stands, der auch in dieser Zeitung abgedruckt ist. Aus diesem Anlass ist hier ein Beitrag zum Thema Zwangsunterbringungen: Zur Durchführung von Zwangsunterbringungen Klaus-Dieter Wackwitz Wir aus der Selbsthilfebewegung Wenn es das Anliegen, was wir von Psychiatrie-Erfahrenen haben bezweifeln, wirklich sein sollte, die aus der Untersuchung von eigenen Zwangsunterbringungen zu redu- Erlebnissen herausgefunden, dass zieren, wäre die Situation der die Situation der Einweisungs- Einweisungen bei Zwangsunter- bedingungen durch Rettungs- bringungen näher zu betrachten. sanitäter oder Polizei bei Zwangs- unterbringungen, die diese Für die des Wahns beschuldigten Aktionen möglichst unproblema- Menschen kann ihre eigene Ge- tisch über die Bühne bringen dankenwelt durchaus Sinn haben. wollen, einen Knackpunkt in den Die Handlungsweise, diese aus Krankheitsverläufen bewirkt. ihrem Lebensumfeld gewaltsam herauszureißen, kann unter Die potentiellen Irren werden in bestimmten Umständen, wenn die einer Situation aus ihrer Lebens- Lebenssituation zu belastend ist lage herausgerissen, in denen das auch sinnvoll sein, führt in vielen von ihnen Erlebte für sie einen Sinn Fällen aber in die Chronifizierung machen kann. von Psychosen. Die bisherige Handlungsweise im Unbedingt nötig wäre es in diesen Umgang mit diesen Personen ist, Situationen, wo es das Ansinnen sie mit Krankenwagen abzutrans- des die Unterbringung durch- portieren und eine jegliche Ausein- führenden Personals ist, die andersetzung, was diese Personen Unterzubringenden möglichst zu ihren Verhaltensweisen bewegt unkompliziert in geschlossene haben, gar nicht zu betreiben. psychiatrische Stationen zu überführen, auf diese einzugehen 18
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andernfalls, dass bei vielen ehemaligen Patienten nur noch ein und zu versuchen ihre Denk- und soziales Leben innerhalb Handlungsweisen zu verstehen. sozialpsychiatrischer Institutionen der sogenannten sozialpsychia- Auch das Gespräch mit den die trischen Subkultur stattfindet. Unterbringung begutachtenden Ärzten ist für die Tatsache, dass Hierfür sind aber gesellschaftliche hier eine erhebliche Einschränkung und gesellschaftlich institutionali- von Grundrechten vorgenommen sierte Ausgrenzungsmechanismen wird, häufig erschreckend knapp. auch mitverantwortlich. Die deutsche psychiatrische Dahinter steht da natürlich auch Medizin versucht nicht, die der rein biologistische Ansatz der Patienten zu verstehen, sondern Medizin, Störungen in sozialen lässt diese eine Weile unter- Beziehungen nicht in ihrem gebracht verfaulen, um dann mit Zusammenhang zu sehen, sondern ihnen eine neue, in der Wirklichkeit rein als isolierten hirnorganischen kaum Bestand habende, Persön- Prozess. lichkeit zu entwickeln oder ihnen diese vielleicht auch aufzuzwingen. Das dies kaum von Erfolg gekrönt ist, zeigt die hohe Rückfallquote, das sogenannte Phänomen der „Drehtürpsychiatrie“, oder auch 20
Unrecht endlich beseitigt: Wahlrechtsausschluss Betreuter/ Behinderter endlich aufgehoben! Maria Matzel Dass es im 3. Jahrtausend immer noch Gesetze gab, die einen Teil unser Mitbürger von demokratischen Wahlen ausschloss, wusste kaum einer. Die gesetzliche Betreuung für alle Angelegenheiten führte automatisch dazu, dass die Namen der Betreuten nicht mehr auf den Wahllisten erschienen. In Niedersachsen gab es schon Anfang 2018 es eine Anhörung zu einem Gesetzesentwurf, der dieses Unrecht beseitigen sollte; aufgrund der vielen Stellungnahmen wurde das Verfahren ausgesetzt, da sich noch erheblicher Beratungsbedarf herausstellte. Auch der LPEN hatte sich mit einer Stellungnahme und vielen Gesprächen beteiligt. Am 27. März 2019 war es endlich soweit: der Landtag beschloss, dass Betreute ebenso ein Wahlrecht hatten wie die anderen Bürger unsers Bundeslandes. NRW hatte das zuvor ebenfalls gesetzlich geregelt. Die Bundesregierung folgte im Mai (Europawahlen) und seit Mitte 2019 für Bundestagswahlen. Bis zum Jahresende haben die meisten Bundesländer nachgezogen. Das Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) hatte dies auch für Straftäter, die wegen Schuldunfähigkeit in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht sind, verfügt. (Beschl. v. 21.01.2019, Az. 2 BvC 62/14) „Der Einsatz für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung braucht einen langen Atem und viele MitstreiterInnen!“ 21
Von links nach rechts: Maria Matzel, LPEN e.V., Karl Finke, Landesbehindertenbeauftragter a.D., Petra Wontorra, Landesbehindertenbeauftragte. Die Erleichterung ist allen anzusehen: nach jahrelangem Kampf ist dieses Unrecht endlich gesetzlich beseitigt. Selbsthilfekongress in Hannover Klaus-Dieter Wackwitz Ende April 2019 fand in Hannover hilfreiche und heilsame Haltung für ein vom Selbsthilfe-Büro Nieder- das Leben“ und noch weitere sachsen organisierter Selbsthilfe- behandelt. Abgerundet wurde das kongress statt. Es nahmen Mit- Programm durch eine Perfor- glieder der LPEN aus Peine, mance-/ Bewegungsaktivität. Oldenburg, Osnabrück, Hannover, Es gab die Möglichkeit zum Weyhe und Ilsede teil. Austausch verschiedener Selbst- In verschiedenen Workshops wur- hilfeaktivitätserfahrungen. den Themen wie „Verantwortung abgeben – Verantwortung über- nehmen“, „Krankheit im Arbeits- leben“, „Achtsamkeit - eine Arbeit als Laienhelfer Lorenz Tiedemann Für Menschen mit einer auf wenige Menschen besucht wird. Der Stunden begrenzter Arbeitsfähigkeit Laienhelfer übernimmt hierbei eine gibt es nur wenige Beschäftigungs- Vermittlerrolle und sorgt für die oder Arbeitsmöglichkeiten. Der Funktionalität der Gruppe. Eine Laienhelferverein ist eine davon. Schicht dauert jeweils 3 Stunden Der Laienhelfer ist ein Mensch mit und ist auch von Menschen mit Grenzerfahrung und verfügt verminderter Leistungsfähigkeit zu idealerweise über eine relative schaffen! Stabilität. Er kann Gruppen leiten, Lorenz Tiedemann arbeitet als zum Beispiel eine Doppelkopf- Laienhelfer des Laienhelfervereins runde, die von weniger stabilen in einer Kontaktstelle in Hannover 22
Mad Studies: ver*rückte1Wissenschaft für Alle Impulsvortrag, gehalten von Sonja L. auf der Mitgliederversammlung 2019 Zusammenfassung Mad Studies, was so viel wie Die Worte Verrücktheit und verrückt „ver*rückte Studien“ heißt, kommt, verwende ich mit zwei unterschiedlichen Bedeutungen. Ich schreibe ver_rückt/ wie so oft, aus dem englisch- Ver_rücktheit, wenn es sich um sprachigen Raum und verbreitet machtvolle, ver_rückende psych(iatrische) sich auch zunehmend bei uns. Ich Gewalt als Diskriminierung handelt, nach möchte euch von meinen Eliah Lüthi. Und ich schreibe persönlichen Perspektiven erzählen, ver*rückt/Ver*rücktheit als positive die ich auf (meine eigene) Selbstbezeichnung von individuellen Zuständen, die bspw. besondere Ver_rücktheit und die Psychiatrie Erkenntnismöglichkeiten für Wissens- mit Hilfe dieser neuen, produktion beinhalten. (Vgl. Lüthi 2015, S. emanzipatorischen und aus 53 - Definition von Diskriminierung: Unter- Erfahrung heraus produzierten scheidung + Bewertung) Wissenschaft erlangen konnte. Das bedeutete für mich, zu Anschließend möchte ich mit euch verstehen, was Diskriminierung ist: diskutieren, ob und wie auch ihr von Diskriminierung beginnt mit Wissen über Ver_rücktheit Unterscheidungen, beispielsweise profitieren könnt und vielleicht auch der Unterscheidung zwischen Mann selber daran mitwirken könnt, und Frau. Zu der Unterscheidung „ver*rücktes Wissen“ zu schaffen kommen aber auch Macht und .Hallo. Ich wurde eingeladen, heute Bevorteilungen bzw. Benach- einen kleinen Vortrag für euch zu teiligungen, also z.B., dass es für halten, was mich sehr freut. Denn Männer einfacher ist, Vorstand im womit ich mich beschäftige und Aufsichtsrat von großen Firmen zu wovon ich euch gleich erzählen will, werden, als für Frauen. In unserer braucht euch, jede einzelne, jeden Gesellschaft werden die einzelnen von euch, geht nur mit Unterschiede auch bewertet. Ein euch. anderes Beispiel dafür ist das Alter. Nach meiner eigenen Psychiatrie- So werden Menschen zwischen ca. Erfahrung gelang es mir, in mein 20 und 50 Jahren als wertvoll Studium der „diskriminierungs- angesehen und ältere Menschen kritischen Bildungswissenschaften“ abgewertet und ausgeschlossen. zurückzukehren. Ich hab’ also diese hierarchischen Unterscheidungen studiert, und 23
dann war ich in einer Situation, in Wissen? Das Wort leitet sich aus der ich selber zu den abgewerteten dem Althochdeutschen ab und „psychisch Kranken“ gehörte. Da bedeutete ursprünglich „ich habe habe ich angefangen, danach zu gesehen“. Aber wann oder wodurch suchen, ob es Wissenschaft- werden Erfahrungen oder die ler*innen gibt, die diese Gedanken darüber –oder allgemein Unterscheidungen und Diskrimini- das menschliche Erfassen und erungen auch bezüglich soge- Verstehen der Welt –zu Wissen? nannten „psychisch gesunden“ Damit das eigene Denken zu Menschen und „psychisch Kranken“ Wissen wird, braucht es einen kritisieren. Austausch darüber. Aber erst, wenn Ich hatte sehr viel Glück, mit dieser sich eine gewisse Anzahl von Frage genau zur richtigen Zeit am Menschen über die jeweiligen richtigen Ort zu sein. Eins der sehr Annahmen zu einem Thema einig seltenen Seminare zu diesem sind, entsteht „Gewissheit“ darüber. Thema, wurde genau an der Uni, in Das heißt, dann wird von einer der ich eingeschrieben war, Gültigkeit oder Wahrheit angeboten; genau in dem Semester, ausgegangen. als ich, nach meiner Studienpause Daraus stellt sich dann die Frage: in Folge der psychiatrischen Welche Menschen dürfen in den Behandlungen, wieder studieren Austausch darüber gehen, wie sie konnte. die Welt erfahren? In den Austausch Das war das Seminar von Eliah gehen verlangt notwendiger Weise Lüthi zu „Mad Studies“ –also der ein „Gehört werden“, ein Zuhören ver*rückten Wissenschaft. der oder des Anderen. „Mad“ bedeutet im Englischen so In dieser Gesellschaft hängt das auf viel wie „verrückt, wahnsinnig, irre“ die oder den Anderen Hören oft oder auch „wütend, böse“ und davon ab, ob Menscheneinen „ausgelassen“. Studies heißt akademischen Abschluss haben Studien. Aber bevor ich gleich oder nicht. Das ist auch so eine weiter darauf eingehe, was sich nun Unterscheidung, die Menschen genau hinter diesen ver*rückten bewertet und unterdrückt: Bist du Studien verbirgt, möchte ich noch (Chef)Arzt und hast studiert und ein paar Sätze zu Wissenschaft im geforscht und Veröffentlichungen Allgemeinen sagen. über deine Studien gemacht, dann In der „Wissenschaft“ wird Wissen wird dir zugehört. Dann wird deinem geschaffen. Aber was ist eigentlich Wissen vertraut. Bist du Psychiatrie- 24
Patient*in, wird dir nicht zugehört, Erfahrungen bezüglich psychia- nicht einmal, wenn es um dein trischer Systeme, Forschung und Befinden und deine eigene Politik (vgl. ebd.). Gesundheit geht. Durch die ver*rückten Texte, die ich Ich habe nun nicht nur das Glück, bisher lesen konnte, habe ich z.B. trotz Psychiatrie-Erfahrung an gelernt, dass ich meine eigene akademisches Wissen zu gelangen, Sprache finden darf und kann, um sondern wie gesagt auch noch die mich selbst zu beschreiben. Ich sehr seltene Chance gehabt, muss nicht auf bestimmte Wissen, das von anderen Bezeichnungen aus der Psychiatrie Psychiatrie-Erfahrenen vor allem in –bestimmte Diagnosen und Kanada und England in die Symptombeschreibungen – universitäre Wissenslandschaft Mad Studies (Englisch) –ver*rückte gebracht wurde, kennen zu lernen. Studien mad = „verrückt, Ich fühle mich oft selbst wie ein wahnsinnig, irre“ oder auch „wütend, Fremdkörper in der Universität und böse“ und „ausgelassen“ studies = ich halte mich nicht für einen Studien Wissen = Erfahrungen und wertvolleren Menschen, weil ich Gedanken, die durch Austausch und Zugang zu Wissen bekomme. Einigkeit einer gewissen Anzahl von Trotzdem ist dieser Zugang auch für Menschen Gültigkeit bekommen mich eine Bevorteilung, die ich Wer darf sich Austauschen? Wer hiermit gerne mit euch teilen wird gehört? Akademische möchte. Bevorteilungen (Privilegien) Bevor- Lucy Costa, eine ver*rückte teilungen (Privilegien) teilen Wissenschaftlerin in Kanada, zurückgreifen. Ich sag z.B. nicht, beschreibt Mad Studies, die dass ich „schizophren“ bin oder ver*rückte Wissenschaft, als ein „Psychosen“ hatte. Ich sag, „ich „Projekt der Untersuchung, der hatte einen traumartig veränderten Wissensproduktion und der Bewusstseinszustand“. Diese Worte politischen Aktion“ (Costa 2014, vermitteln viel mehr von dem, was ohne Seitenangabe, Übersetzung es wirklich für mich war. Auch wenn Sonja La). Sie schreibt auch, dass es immer noch so viel mehr war und wir zusammen unsere eigenen was ich (noch) nicht in Worte zu Theorien, Modelle, Konzepte, verpacken vermag. Ich konnte auch Prinzipien, Hypothesen und Werte viel darüber lernen, wie machtvoll darüber aufstellen können, wie wir das System der Psychiatrie ist. uns selbst verstehen, unsere Dazu habe ich gelernt, 25
Diskriminierung und Unterdrückung, Vor allem hab ’ich aber gelernt, um es besser analysieren zu dass ich auch selbst diese können, in 3 Teilen zu betrachten. Annahmen darüber, wie Menschen 1. Gibt es die individuelle und Wahrnehmen, Fühlen und Denken zwischenmenschliche Ebene. Das sollten, was normal ist und was ist das, wie ich mich selbst sehe nicht, verinnerlicht hatte. Es gibt und wie ich mit anderen, und kaum Wissen darüber, wie dieses andere Menschen mit mir Wahrnehmen, Fühlen und Denken umgehen. eigentlich funktioniert, ohne zu 2. Dann gibt es die institutionelle sagen, dass es „krank“ ist, wenn es Ebene. Das sind z.B. nicht der Norm entspricht. psychiatrische kranke Häuser, Und es gibt schon gar kein Wissen Wohnheime, WfbMs. Aber auch darüber, wie wir mit besonderem, Gesetze, wie das Psychisch außergewöhnlichem Wahrnehmen, Kranken Gesetz, das die Fühlen und Denken umgehen entsprechenden Einrichtungen mit können, wenn es nicht der Norm den machtvollen Befugnissen entspricht. ausstattet. Stattdessen gibt es viele 3. Und dann ist da die Vorstellungen darüber, welche gesellschaftlich-ideologische kranken Verhaltensweisen zu Ebene. Da geht es darum, was Menschen gehören würden, die Menschen allgemeinüber besondere Wahrnehmungen, „psychisch Kranke“ denken. Das Gefühle oder Gedanken haben. können wir z.B. daran erkennen Diese Vorstellungen, Krankheits- was und wie über „psychisch Bilder genannt, wirken wie Kranke“ in Zeitungen berichtet Rollenmodelle, wie Schablonen. Es wird. wird so lange darüber gepredigt, in Alles zusammen führt dazu, dass Kliniken, in Therapien, in Menschen in einer sehr Fallbeispielen oder Autobio- eingeschränkten Art und Weise graphien, wie „psychisch Kranke“ zu erleben und sich verhalten. Und sein haben, bis wir den Krankheits- dass alles, was nicht den Bildern entsprechen. Bis wir uns so Vorstellungen über „normal sein“ verhalten, wie es von uns erwartet entspricht, machtvoll zugerichtet wird. wird. In Sprüchen, wie „hab dich Dabei gibt es so viele andere nicht so“ oder im Äußersten auch Lebensarten und Verhaltensweisen, durch Zwangseinweisungen. 26
wie wir sein könnten. Leider gibt es und Forschungspläne ent- darüber kaum Wissen. wickeln.“(ebd.) Aber das können wir ändern. Wir Ver*rückte Wissenschaft, geht, mit können ver*rückte Wissenschaft Lucy Costa gesagt, um euch. „Eure machen. Wir können selbst unsere Ideen sind wichtig. Es geht nicht eigenen Theorien aufstellen, unsere darum, wie viel Schule oder eigenen Forschungen machen. Lucy Zeugnisse Ihr hattet. Es geht darum, Costa empfiehlt uns dazu, die an Gesprächen teilzunehmen. Blickrichtung zu wenden. „Hören wir Wenn Ihr Eure Gedanken, auf, psychisch kranke Menschen zu Meinungen und Kenntnisse nicht studieren, und beginnen wir, teilt, habt Ihr keinen Einfluss auf gesunde, normale, ausgeglichene nichts und niemanden. [...] Wir und sichere Menschen zu müssen uns gegenseitig helfen, uns studieren.“, schlägt sie vor. „Wie zu äußern. Wir müssen sieht ihr Gehirn aus? Warum lassen nachdenklich, klüger und sie sich die Haare so schneiden, wie strategischer damit sein, was wir sie sie sich schneiden lassen? Wie sagen und was wir tun. Das wird verhalten sie sich an Arbeitsplätzen, jede und jeden von uns brauchen. in Ferienhäusern, in den Banken? Es erfordert euch.“ (ebd.) Wie ist es, wirklich reich und Ich denke, dieses Zitat bietet nun schuldenfrei zu sein? Sprechen wir einen geeigneten Einstieg in eine nicht über diesen neuen populären Diskussion über ver*rückte Begriff ‚Patienten als Lehrer’, Wissenschaft. sondern diskutieren ‚Psychiater als Quellen: schlechte Lerner’. Dreht die Fragen • Costa, Lucy (2014): Mad Studies –What it um. Befragt die Fragesteller. Wie oft is and why you should care. wurdet ihr gebeten, euch zu https://madstudies2014.wordpress.com/2 beteiligen oder Feedback zu geben, 014/10/15/mad-studies-what-it-is-and- why-you-should-care-2/ wie das System verbessert werden [Zugriff: 05.08.2019] könnte? Dreht den Rahmen um - • Lüthi, Eliah (2015): vielleicht ist es an der Zeit, dass wir (De_)Psychopathologisierung von diese Fragen nicht mehr Trans_Interdependenken: Abgrenzung, Ausschlüsse und Solidarität. In: AK beantworten, und dass wir in den Forschungs Handeln (Hrsg.): Mad Studies unsere eigenen Fragen InterdepenDenken 27
Wenn ihr Interesse an einer AG „Mad Studies und betroffenenkontrollierte Forschung“ habt, schreibt mich gerne an (sonja.la@posteo.de). 28
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LPEN- AG Geronto / seelische Gesundheit sehr erfolgreich! Karin Haehn Alle Menschen werden älter – auch Wohnen ist ein zentrales Thema. wir Psychiatrie-Erfahrenen. Wie Inwiefern können alternative können wir mit dem Älterwerden so Wohnmodelle auch für uns umgehen, dass wir trotz unserer Psychiatrie-Erfahrene im Alter Beeinträchtigungen unsere hilfreich sein? Karin konnte von seelische Gesundheit stärken und ihren guten (?) Erfahrungen im mit Lebensfreude unseren Alltag Mehrgenerationenhaus berichten. bewältigen können? Welche Auch andere Wohnmodelle sind im Unterstützung können wir uns Entstehen. Wichtig ist zu erreichen, holen? Wie können wir möglichst dass Ambulante Psychiatrische stationäre Aufenthalte vermeiden? Betreuung mit besonderer Um diesen Fragen nachzugehen, Berücksichtigung der Bedürfnisse rief Karin Haehn 2018 unsere AG älterer Menschen eingerichtet und ins Leben. Seitdem treffen wir uns von den Krankenkassen bezahlt zweimonatlich im VPE Hannover, wird. Das wird noch ein schwieriger um uns zu einzelnen Bereichen zu Weg bis dahin… Zur Unterstützung informieren und Handlungsmöglich- wünschen wir uns Genesungs- keiten herauszufinden. begleiter in der Gerontopsychiatrie. Unsere Diskussionen sind sehr lebhaft, daran erkennen wir, wie Vernetzung brisant diese Themen für jeden VPE und LPEN arbeiten in dieser einzelnen von uns sind und wie AG gemeinsam. Es ist wichtig und sehr es uns allen am Herzen liegt. hilfreich, dass wir uns gegenseitig Vor Krisen sind wir auch im Alter unterstützen. Frau Bargemann vom nicht gefeit; Vorsorge zu treffen Caritas-Forum Demenz, einer erscheint uns daher am wichtigen Geronto-Institution, war wichtigsten. So haben wir uns über unser Gast, informierte uns über Behandlungsvereinbarungen aktuelle Tendenzen und Vorhaben informiert, uns mit und steht uns weiterhin beratend Patientenverfügung / Vorsorge- zur Verfügung. vollmacht auseinandergesetzt und In der AG Geronto der Region nach der Wirksamkeit von einem Hannover (SPV) sind P. und.... als Krisenpass gefragt. ständige Gäste eingeladen. Auf 30
unsere Meinung, unsere Vor- auch gemeinsam, haben noch viel schläge und Ideen wird großer Wert vor und freuen uns über jeden, der gelegt. Der SPV der Region mitmachen möchte! Die AG trifft Hannover hat als Institution der sich alle 8 Wochen jeden 3 Landeshauptstadt Auswirkungen Mittwoch um 14 h im VPE auf ganz Niedersachsen. Hannover, Rückertstr.17 Deshalb freuen wir uns über die Unsere AG beschäftigt sich mit Wertschätzung und Wirkung Vorsorge und ambulanten unserer Mitarbeit. Das Sozial- Hilfsangeboten für Psychiatrie - ministerium hat Karin eingeladen, Erfahrene im Alter. Unser Anliegen bei der Vorbereitung der jährlich ist es möglichst stationäre stattfindenden LPP-Tagung mitzu- Aufenthalte zu vermeiden. arbeiten, die im Februar 2020 zum Wir freuen uns über neue Thema „Psychisch krank und alt“ Mitglieder. stattfand. Sie hat dort eine Arbeitsgruppe geleitet und hat uns Weitere Auskünfte bei Karin Haehn, bei den Podiumsdiskussionen und bei Petra Bernzen: vertreten. E-Mail: Es gibt viel zu tun. Wir sind eine LPEN-gruppe-geronto@gmx.de lebendige Gemeinschaft, lachen 31
Umbenennung von Landesarbeitsgemeinschaft in Landesverband: Die LPEN-Mitgliederversammlung 2018 Klaus Dieter Wackwitz Anfang September 2018 hielt der, Es gab Engagement in jetzt von „Landesarbeitsgemein- verschiedenen psychiatrie- schaft“ so umbenannte Landes- politischen Gremien und Kontakte verband Psychiatrie-Erfahrener zu anderen mit sozial- Niedersachsen e.V., seine jährliche psychiatrischen Themen befassten Mitgliederversammlung in Han- Personen und Verbänden. Es nover ab. wurde eine Ausgabe der LPEN- Die Versammlung war gut besucht. Nachrichten herausgebracht und Es waren aus ganz Niedersachsen ein Sprecherkreistreffen abge- Mitglieder angereist und es waren halten. auch einige alte Gesichter Des weiteren wurde auf den vertreten. Tätigkeitsbericht verwiesen, der Zunächst standen Vereins- den Mitgliedern schriftlich regularien wie Bericht und zugegangen ist. Entlastung des Vorstandes, Bericht Der vorgelegte Haushaltsentwurf des Kassenprüfers und Diskussion wurde umfassend diskutiert. und Beschluss der Haushalts- Es gab einen Einwand, ob gleich planung auf der Tagesordnung. Der ein Defizit eingeplant werde könne, eigentlich geplante Vortrag über aber es überwog die Meinung, dass Werkstätten für behinderte um eine bestimmte Zuschuss- Menschen, wurde wegen der summe zu bekommen, eine höhere erwarteten langwierigen Diskus- Summe beantragt werden müsse. sionen auf der Tagesordnung nach hinten verlegt, und fiel dann aus Einen breiten Raum der Diskussion Zeitgründen ganz aus. nahm die anstehende Änderung der Vereinssatzung ein. In seinem Bericht sprach der Vorstand von einigen Widrigkeiten, Die Umbenennung von Landes- mit denen er zu kämpfen gehabt arbeitsgemeinschaft in Landes- hat. 32
verband war ein Punkt, zu dem sich dieses manisch werden könne. viele Mitglieder zu Wort meldeten. Zum Thema Gremienarbeit wurde Einerseits wurde angeführt, dass festgestellt, dass der LPEN in der alte Name etabliert ist, und bei psychiatriepolitischen Landes- einer Änderung die Kontinuität des gremien (Psychiatrie-Fachaus- Vereins nicht bemerkt wird. schuss, Landesfachbeirat u.ä.) Überwiegend wurde aber mit dem schlecht vertreten ist. Zum Teil Namen Verband eine bessere schotten diese Gremien sich gegen Wiedergabe der Vereinszwecke Betroffenenvertreter ab. und auch eine bessere Es wurden noch verschiedene Außenwahrnehmung verbunden. In andere Themen behandelt, wie der anschließenden Abstimmung Darstellung des LPEN in der votierte dann auch die Mehrheit für Öffentlichkeit, insbesondere in den die Umbenennung. neuen Medien und die gealterte Auch die weitere Diskussion der Mitgliederstruktur. Änderung der Satzung war sehr Insgesamt war es eine lebendige lebhaft. Mitgliederversammlung, auf der Allgemein wurde die Notwendigkeit wichtige Beschlüsse gefasst, und der Satzungsmodernisierung aner- interessante Diskussionen geführt kannt; aber es gab auch kritische wurden. Einwände und Nachfragen. Beispielsweise ob große Allein- vertretungsbefugnisse eines einzelnen Vorstandsmitglieds verantwortbar sind, für den Fall gedacht, dass 33
Sprecherkreistreffen: „Quo vadis LPEN“ Klaus Dieter Wackwitz Im Mai 2019 fand in Oldenburg ein geminderte Menschen doch LPEN-Sprecherkreistreffen statt. notwendig sind. Das Thema der Veranstaltung In ihren Beiträgen wünschten die lautete „Quo vadis LPEN?“.Ca 20 Teilnehmer unter anderem gesell- Teilnehmer waren gekommen. schaftliche und politische Beteil- Nach einer Vorstellungsrunde hielt igung und gleichberechtigte Norbert ein Referat über die Arbeit psychiatrische Behandlung auf des Vorstandes. Augenhöhe. Zum Thema „Quo vadis LPEN?“ Die Reform des niedersächsischen wurden dann die Teilnehmer PsychKG konnte nicht behandelt aufgefordert aufzuschreiben, wie werden, da hier noch kein sie sich den LPEN in zehn Jahren verwertbarer Entwurf vorliegt, und wünschen würden und ein die Landesbehörden auf unser mögliches neues Logo für den Ansinnen für eine Mitarbeit bisher LPEN zu entwerfen. nicht reagiert haben. Bei dem Vorstellen der Ergebnisse In einer Abschlussrunde zeigten die in gemeinsamer Runde, wurde meisten Teilnehmer sich mit der teilweise lebhaft diskutiert; unter Veranstaltung zufrieden. anderem, ob Behindertenwerkstätte als ausgrenzende abzulehnen seien, oder für sehr leistungs- 34
Neuer Vorstand gewählt - Die Jahreshauptversammlung im Juni 2019 Klaus Dieter Wackwitz Im Juni 2019 fand in Hannover im verschiedenen Vorstandsaktivi- Raschplatz-Pavillon die Jahres- täten. Dies waren Aktivitäten der hauptversammlung der LPEN e.V. IGsgMAR und organisatorische statt. Vorstandstätigkeiten, wie Notar- besuche und Abhalten von Auf der Tagesordnung stand unter Vorstandssitzungen. anderem die Wahl eines neuen Vorstandes. Der Vorstand nahm auch an der Tagung der DGSP in Lüneburg, an Nach der Begrüßung durch den der Psychiatrie-Tagung in Loccum, Vorstand und der Klärung von am Niedersächsischen Selbsthilfe- ,Protokollregularien etc., hielt Sonja tag und an dem Niedersächsischen Lauff einen Vortrag über Tag der Gesundheit teil. sogenannte „Mad Studies“. Es wurde berichtet, dass die Sie schilderte die Diskriminierung Webseite des LPEN bald wieder durch die Psychiatrie auf funktioniert, und dass die Krankheit individueller, institutionaler und von Vorstandsmitgliedern die gesellschaftlicher Ebene und auch, Vorstandsarbeit erschwert habe. wie die Psychiatrie bei den Betroffenen ein Selbstbild als stark Der LPEN erhält große eingeschränkter sogenannter Unterstützung vom Nieder- Kranker erzeugt. Dies teils durch sächsischen Selbsthilfebüro. entsprechende Diagnosen o.ä.. Dem Vorstand wurde für seine Der Vortrag fand bei den Tätigkeit gedankt. Anwesenden breiten Anklang und Der nächste Punkt war der Bericht soll nach Möglichkeit noch weiter der Kassenprüfer. Es gab einige verbreitet werden. Diskussionen, da die Kasse wegen Es folgte der Bericht des des Verschwindens des Kassen- Vorstands. Lorenz Tiedemann warts, nur provisorisch geführt berichtete zunächst von werden konnte. 35
Mit der Vorgabe einiger Außerdem beschloss die Nachbesserungen hat die Mitgliederversammlung noch das Mitgliederversammlung dem Thema „Arbeit“ zu einem Kassenbericht zugestimmt. Schwerpunktthema des LPEN zu machen. Auch die Entlastung des Vorstandes wurde beschlossen. Am Ende der Veranstaltung berichtete Karin Haehn von der AG Dann stand die Neuwahl des Gerontopsychiatrie und Christoph Vorstandes auf der Tagesordnung. von Tagungen zu den Themen Als neue Vorstandsmitglieder „berufliche Belastungen am gewählt wurden Maria Matzel, Arbeitsplatz“ und „partizipative Sonja Lauff, Lorenz Tiedemann und Methoden in der Christoph von Seckendorff. Norbert Gesundheitsförderung. Arndt und Maik Wagner wurden als Matthias Wiegmann teilte mit, dass beratende Mitglieder, den Vorstand das LPEN-Mitglied Ingo Phillips erweiternd, beigeordnet. wieder im Krankenhaus Moringen Als Kassenprüfer wurden Volker besucht werden kann. Weiterhin Weisshaupt und Susanne Beutner sammelt Matthias Wiegmann gewählt. Selbsthilfeadressen in Nieder- sachsen, die in den LPEN-Nach- Maria Matzel präsentierte den richten veröffentlicht werden sollen. Haushaltsentwurf des LPEN für 2020, der von der Mitglieder- Die Mitgliederversammlung war gut versammlung verabschiedet wurde. besucht und fand in einer lebendigen Atmosphäre mit Im Mai 2019 fand das Sprecher- anregenden Diskussionen statt. kreistreffen zum Thema „Quo vadis LPEN?“ statt, über das auf der Mitgliederversammlung berichtet wurde. Den Entwurf eines neuen LPEN- Flyers präsentierte Yvonne Schmidt. Die Mitgliederversam- mlung beschloss ihn zum neuen offiziellen Flyer des LPEN zu machen. 36
„Psychiatrie-Erfahrene und Arbeit“ Thema beim LPEN- Sprecherkreistreffen Klaus Dieter Wackwitz Anfang Oktober 2019 veranstaltete Im VPE Hannover beschäftigt sich der LPEN in Zusammenarbeit mit eine Arbeitsgruppe damit, die der Selbsthilfegruppe für psychiatrische Behandlungs- Psychiatrie-Erfahrene Osnabrück in vereinbarung zu überarbeiten. Osnabrück ein Sprecherkreis- treffen. Das Thema lautete Es folgte die Mittagspause, in der „Psychiatrie-Erfahrene und Arbeit“. sich die meisten Teilnehmer in der Osnabrücker Innenstadt stärkten. Nach der Begrüßung der Teilnehmer und einer Vorstellungs- Nach der Mittagspause ging es runde berichteten Vertreter von zum Thema des Treffens: „Arbeit Selbsthilfegruppen aus ihren für Psychiatrie- Erfahrene“ Tätigkeiten vor Ort. Anschließend Zur Einführung hielt Andreas Gers- wurde von der LPEN- Barlag ein Referat, in dem er über Mitgliederversammlung im Juni in seine Erfahrung in einer Werkstatt Hannover berichtet, auf der ein für psychisch Behinderte berichtete. neuer Vorstand gewählt wurde. Es Mit 23 Jahren in einer psychisch folgte ein Bericht der belasteten Situation, begann er Gremienvertreter. seine Tätigkeit dort. Für eine Tätig- Der Ausschuss für psychiatrische keit auf dem allgemeinen Arbeits- Angelegenheiten hat getagt, und markt sah er Probleme, wie pro- Änderungsüberlegungen für den blematische Anfahrtswege, ge- Entwurf eines neuen nieder- stellte Anforderungen nicht erfüllen sächsischen PsychKG angestellt. zu können, zu große Ansprüche an Flexibilität oder auch als starker Hierbei wurde festgestellt, dass Raucher im Kundenkontakt der LPEN als Betroffenenverband unangenehm zu wirken. Er sah zur Beratung der Neufassung des deswegen Behindertenwerkstätten Gesetzes bisher nicht hinzuge- für durch Psychosen oder zogen wurde. Ähnlichem beeinträchtigten Men- schen als gute Möglichkeit 37
erwerbstätig zu sein. Der Verdienst Arbeit. Er wird auch befragt nach sei zwar geringer, aber, so Gers- Wegen aus den Behinderten- Barlag, die Bedeutung des Geldes werkstätten. Arndt berät auch bei sollte nicht überbewertet werden. dem Stellen von Anträgen. Schwierige Fälle, kann er im Team In der anschließenden Diskussion beraten oder an andere Beratungs- nahm das Thema Rente breiten einrichtungen verweisen. Raum ein. Es wurde auch auf die UN-Behindertenkonvention ver- Das Prinzip der ergänzenden wiesen, nach der Behinderten- unabhängigen Teilhabeberatung werkstätten als ausgrenzende dabei ist, dass Betroffene Parallel-Arbeitswelt abzulehnen Betroffene beraten. Als Ausbildung sind. Es kamen Forderungen nach hat Arndt neben einem Geologie- einem anderen Arbeitsmarkt, Studium einen EX-IN Kurs bessere Arbeitsverhältnisse und absolviert. rücksichtsvolleren Arbeitgebern, welche den Bedürfnissen von In der anschließenden Diskussion psychisch erkrankten wurde über EX-INler, Bezahlung Arbeitnehmern mehr entsprechen. und Beschäftigung von EX-Inlern als Pflegekräfte gesprochen. In Das Thema Mobbing durch Bremerhaven, Bremen und Berlin Kollegen wurde auch behandelt, ist die Beschäftigung von was sowohl bei Arbeitsver- Absolventen des EX-IN-Kurses als hältnissen auf dem allgemeinen Genesungsbegleiter verbreitet. Arbeitsmarkt als auch in Behin- dertenwerkstätten auftreten kann. Anschließend wurde eine allgemeine Diskussion geführt, was Als anderes Modell für Arbeit für für Bedürfnisse von psychischen psychisch kranke Arbeitnehmer Beeinträchtigungen betroffene hielt Norbert Arndt, der als Menschen an einen Arbeitsplatz ergänzender unabhängiger Teil- stellen sollten. Einige Teilnehmer habeberater arbeitet, ein Referat, in berichteten von Erfahrungen mit dem er von seiner Tätigkeit Rehabilitationseinrichtungen. berichtete. Auf dem Sprecherkreistreffen In seiner Tätigkeit berät er Bedürf- wurde rege diskutiert und in einer tige zu Möglichkeiten des persön- abschließenden Runde zeigten die lichen Budget oder des Budgets für 38
meisten Teilnehmer mit der Veranstaltung zufrieden. Weihnachtsmann kam zu LPEN-Sprecherkreis Klaus Dieter Wackwitz Am 06. Dezember 2019 Es folgte ein gemütlicher Teil, wo veranstaltete der LPEN in einige Teilnehmer selbst verfasste, Hannover ein weihnachtliches meist humorige Sprecherkreistreffen. Weihnachtsgeschichten und- Erst wurde aus den Regionen über gedichte vortrugen. die Beteiligung der Selbsthilfe an Das fand grossen Anklang. Ein psychiatrischen Gremien und Weihnachtsmann schaute auch Institutionen berichtet. vorbei. Neues aus den Regionen Tätigkeitsbericht der Selbsthilfegruppe Psychiatrie-Erfahrene Osnabrück für das Jahr 2019 Im Jahr 2019 hat die Teilnehmer zusätzlich zum Selbsthilfegruppe regelmäßig jeden Arbeitskreis Psychiatriepolitik Dienstag im Kulturzentrum zusammengefunden, um weitere Lagerhalle Osnabrück ihre Aktivitäten zu besprechen und zu Gruppentreffen durchgeführt. Dabei planen. wurde über vielfältige Themen und Probleme von Gruppenteilnehmer- Drei Ansprechpartner der Innen gesprochen, z. B. über Selbsthilfegruppe standen immer schwierige Wohnsituationen, Kon- wieder als telefonische Anlauf- takt und Zusammenarbeit mit Ange- stellen für Erstkontaktsuchende und hörigen, Tagesstruktur, Arbeits- für Menschen in Krisen zur situationen, Erfahrungen mit Verfügung und haben zudem Psychiatern und Psychopharmaka, Anfragen, die uns per Mail Austausch über Aufenthalte in erreichten, bearbeitet. unterschiedlichen Kliniken. Mindestens zweimal im Monat Der Trialog (Austausch auf haben sich die aktiveren gleicher Augenhöhe zwischen 39
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