Streiflichter - Würde Leben braucht - Lebenshilfe Oberösterreich

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Streiflichter - Würde Leben braucht - Lebenshilfe Oberösterreich
streif lichter
Mitgliederzeitschrift der Lebenshilfe Oberösterreich             Herbst 2016

  Thema dieser Ausgabe:
  Leben braucht ...

   	       Würde
                                                       ooe.lebenshilfe.org
Streiflichter - Würde Leben braucht - Lebenshilfe Oberösterreich
Vorwort der Präsidentin

                                                    Würde ist ein inneres Leuchten.
                                                       Ein Glanz der Seele. Unberührbar.
                                                                         © Gerd Peter Bischoff (*1949), Schriftsteller;
                                                             Quelle: Bischoff, Das Buch für Dein Leben, Engelsdorfer Verlag, 2008

      Verehrte Leserinnen,
      verehrte Leser!
      D    ie Generalversammlung der vereinten Nationen
           schrieb am 10. Dezember 1948 die „Allgemeine Er-
      klärung der Menschenrechte“ nieder, zu deren Befolgung
                                                                   dafür zur Verfügung gestellten Mitteln kaum realisieren.
                                                                   Weitere Einsparungsmaßnahmen würden Qualitätsein-
                                                                   bußen zur Folge haben, die eine würdevolle Begleitung
      sich alle Mitgliedsstaaten verpflichtet haben. Bereits der   von Menschen mit Beeinträchtigung zunehmend er-
      erste Artikel daraus hebt die Bedeutung unseres Leitthe-     schweren.
      mas der aktuellen Ausgabe hervor: der Würde.
                                                                   Wir können keinen Rückschritt in der Chancengleichheit
                             Artikel 1                             dulden! Die Lebenshilfe wird sich daher auch weiterhin
         Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und           mutig für die Interessen von Menschen mit intellektu-
       Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen         eller Beeinträchtigung und die Wahrung von gleicher
             begabt und sollen einander im Geiste der              Würde und gleichen Rechten einsetzen. Ich freue mich
                    Brüderlichkeit begegnen.                       darauf, dabei auf Ihre Unterstützung zählen zu dürfen.

      Auch die UN-Behindertenrechtskonvention, welche auf
      die in der Charta der Vereinten Nationen verkündeten
      Grundsätze verweist, räumt der Würde einen hohen
      Stellenwert ein: gleich neun Mal kommt das Wort „Wür-                                                           Helga Scheidl
      de“ darin vor. Hier heißt es zB: „Die Grundsätze dieses                                                          (Präsidentin)
      Übereinkommens sind die Achtung der dem Menschen
      innewohnenden Würde, seiner individuellen Autonomie,
      einschließlich der Freiheit, eigene Entscheidungen zu
      treffen, sowie seiner Unabhängigkeit…“

      Die Lebenshilfe Oberösterreich setzt sich als Interes-
      senvertretung und Träger von Einrichtungen für die Ver-         Das Thema der nächsten
      wirklichung einer inklusiven Gesellschaft auf Grundlage         Ausgabe lautet:
      der UN-Behindertenrechtskonvention ein. So steht es in
      unseren Leitsätzen geschrieben und dafür setzen sich            „Leben braucht FREUNDSCHAFT“
      unsere Mitarbeiter und Vereinsmitglieder bereits seit
      1969 Tag für Tag ein. Somit nähern wir uns dem Ziel der         Wenn Sie unseren LeserInnen in der nächsten Ausga-
      UN-Behindertenkonvention, nämlich der Schaffung von             be mitteilen möchten, welche Bedeutung Freundschaft
      Chancengleichheit für Menschen mit Beeinträchtigung,            für Sie hat oder Geschichten über Freundschaften zu
      immer weiter an.                                                berichten wissen, so schreiben Sie uns doch ein paar
                                                                      Zeilen.
      Gerade in Zeiten, wo einmal mehr über das oberösterrei-
      chische Sozialbudget debattiert wird, kommt der Würde           Bitte unterstützen Sie auch jene, die sich zu Wort mel-
      der Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung eine          den möchten, dabei aber Hilfe brauchen. Danke!
      besonders hohe Bedeutung zu. Vielen ist nicht bewusst,
      dass hier nicht nur über Euros diskutiert wird, sondern         Wir freuen uns auf Ihren Beitrag!
      auch über die Schicksale betroffener Menschen und de-
      ren Familien. Bereits jetzt kann die Lebenshilfe Oberös-        Redaktionsschluss: 23. Dezember 2016
      terreich die vom Land definierten Leistungen mit den

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Streiflichter - Würde Leben braucht - Lebenshilfe Oberösterreich
Aus dem Inhalt

                                         Thema dieser Ausgabe:
                        Leben braucht Würde

                                                  Vorwort       02
                                    Vorwort der Präsidentin     02

                                 Leben braucht Würde            04

            Integrative Beschäftigung: Mehr Kooperationen       04
                         Arbeit bei der Pfotenhilfe in Lochen   06
               Integrative Beschäftigung bei Kellner & Kunz     08

04        Wissenswertes aus der Lebenshilfe OÖ                  13

                      25Grünes Licht für Werkstätte in Haag     13
                    Zukunftsgespräche 2016: Meine Rechte        14
        Älteste Frau mit Down-Syndrom lebt in Vöcklabruck       16
                                 35 Jahre Werkstätte Grein      18
       Kulturprogramm zugunsten der Werkstätte Freistadt        22
     35 Jahre Arbeitsgruppe & 30 Jahre Werkstätte Gmunden       24

                                         Ihr gutes Recht        26

                    Vertretungsbefugnis naher Abgehöriger       26

                                      Es lebe der Sport         30

       Special Olympics Sommerspiele 2018 in Vöcklabruck        30
                        Special Olympics Pre Games 2016         31
16       Wohnhaus Scharnstein bei regionalen Sportevents        33
       12. Fußball-Landesmeisterschaft der Lebenshilfe OÖ       35
                              All Together Teamradrennen        38

                 Das war los in der Lebenshilfe OÖ              39

                Events & Aktivitäten aus den Einrichtungen      39

                                            Freud & Leid        46

                                                Herzklopfen     46
                                           Wir sagen Danke      48
                                                  Abschied      50

30
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Streiflichter - Würde Leben braucht - Lebenshilfe Oberösterreich
Leben braucht Würde

      Integrative Beschäftigung:
      Lebenshilfe OÖ verneunfacht
      Kooperationspartner

         Das Tätig-Werden von Menschen mit intel-
         lektueller Beeinträchtigung außerhalb der
         Werkstätten wird von allen Beteiligten als
         WIN-WIN-Situation erkannt.
         In Form der Integrativen Beschäftigung werden Klienten der
         Lebenshilfe außerhalb von Lebenshilfe-Einrichtungen tätig,
         zum Beispiel in Wirtschaftsbetrieben, Vereinen, öffentlichen
         Einrichtungen oder auch für Privatpersonen. Dieses Angebot
         konnte seit 2013 stark ausgebaut werden, da die Vorteile für
         Unternehmen, Mitarbeiter und Menschen mit intellektueller
         Beeinträchtigung zunehmend erkannt und genutzt werden.

                                                                „Loose Hands“ nennt man das Rücksortieren von Produkten,
                                                                die Kunden in anderen Abteilungen liegen gelassen haben.

4     streiflichter Herbst | 2016
Streiflichter - Würde Leben braucht - Lebenshilfe Oberösterreich
Leben braucht Würde
Anzahl der Kooperationspartner          Integrativen Beschäftigung, haben          und wesentlich zu einem guten Ar-
seit 2013 verneunfacht                  schon 200 Personen ihre ganz indi-         beitsklima beitragen. Ikea-Mitarbei-
                                        viduelle Landebahn gefunden, wo            ter haben den positiven Einfluss von
Während es bis zum Jahr 2012 fünf       ihr Beitrag zählt“, weiß Nicole Jahn,      Integrativer Beschäftigung auf die
Kooperationspartner für Integrative     Bereichsleitung Integrative Beschäf-       Unternehmenskultur passend mit
Beschäftigung gab, konnte diese         tigung der Lebenshilfe OÖ.                 nachfolgender Aussage zusammen-
Zahl auf aktuell 47 ausgebaut wer-                                                 gefasst: „Seitdem die Leute von der
den. Mehr als ein Zehntel der Klien-                                               Lebenshilfe da sind lachen wir öfter
ten der Werkstätten der Lebenshilfe     Bedeutung von Integrativer                 miteinander. Wir sehen wieder, wie
Oberösterreich nutzen das Angebot       Beschäftigung für Menschen                 wichtig es ist, dass uns neben der
der Integrativen Beschäftigung.         mit Beeinträchtigung                       Arbeit auch noch etwas anderes
                                                                                   miteinander verbindet, etwas, das
Die Lebenshilfe OÖ ordnet der Inte-     Für Menschen mit intellektueller Be-       eigentlich wichtiger ist. So fällt die
grativen Beschäftigung einen hohen      einträchtigung bietet die Integrative      Arbeit leichter.“
Stellenwert zu, da es momentan die      Beschäftigung die Möglichkeit ihren
einzige Möglichkeit für Menschen        Sozialraum zu erweitern, Kontakte
mit Beeinträchtigung innerhalb des      zu knüpfen und ihre persönlichen
gesetzlichen Rahmens ist, um am         Interessen und Fähigkeiten zum
Arbeitsleben teilhaben zu können.       Einsatz zu bringen. Durch die Inte-
                                        grative Beschäftigung kann die Le-
                                        benshilfe OÖ als Organisation eine
                                        größere Vielfalt an Aktivitäten bieten
                                        als in den Werkstätten.

                                        Sehr wertvoll für Menschen mit in-
                                        tellektueller Beeinträchtigung ist die      Im Rewe Frischelager in Ansfelden
                                        Tatsache, dass sie an Orten arbeiten        trotzt eine Gruppe an vier Vormittagen
                                        können, wo auch Menschen ohne               in der Woche den eisigen Temperaturen
                                        Beeinträchtigung arbeiten. „In un-
                                        serer Gesellschaft definiert sich der      Indem ein Unternehmen, ein Verein
                                        Selbstwert stark über die eigene Ar-       oder eine Organisation Menschen
                                        beitsleistung. Oft ermöglicht erst die     mit Beeinträchtigung die Möglichkeit
 In Steyr wird pro Woche ein Sattel-    Teilhabe am Arbeitsleben die Teilha-       zur Mitarbeit und Teilhabe bietet, wird
 schlepper voll mit Getränkeflaschen    be am gesellschaftlichen Leben und         soziale und gesellschaftliche Verant-
 für den Getränkeabfüller Steinrieser   die Chance, diese mitzugestalten“,         wortung gezeigt. Diese fällt auf und
 umverpackt.                            so Gerhard Scheinast, Geschäftsfüh-        spricht zusätzliche Kundegruppen an.
                                        rer der Lebenshilfe OÖ.
Unsere Erfahrung zeigt, dass jede
Kooperation einen einzigartigen
Charakter hat und von den unter-        Vorteile für Firmen, die Integra-
schiedlichen Bedürfnissen und He-       tive Beschäftigung ermöglichen
rangehensweisen der handelnden
Personen geprägt ist.                   Aus einer Kooperation mit der Le-
                                        benshilfe OÖ ergeben sich viele vor-          Dipl Päd. Nicole Jahn, BA
                                                                                                                             i
Für eine dauerhafte Zusammenar-         teilhafte Facetten für alle Beteiligten.      Lebenshilfe Oberösterreich
beit braucht es neben Offenheit und                                                   Landesleitung, Vöcklabruck
Mut für Neues auch die Bereitschaft,    Die Erfahrung zeigt, dass Menschen
in kleinen Schritten etwas zu entwi-    mit intellektueller Beeinträchtigung          0664 / 88 44 95 73
ckeln, gemeinsam voranzutreiben         viele soft skills inne haben - jene,          bl-integrativ@ooe.lebenshilfe.org
und gegebenenfalls auch zu verän-       nicht messbaren Leistungen, die
dern. „Jeder Mensch kann etwas,         das Verhalten und die Einstellung
von dem alle profitieren. Mit der       von Menschen positiv beeinflussen

   Integrative Beschäftigung heißt arbeiten außerhalb der Werkstätte.
   Eine Arbeit zu haben macht stolz.
   Deshalb gibt es jetzt viele neue Arbeits-Möglichkeiten.
   Man kann zum Beispiel in Firmen arbeiten.
   Jeder kann etwas besonders gut.
   Jeder kann sagen, wo und was er arbeiten möchte.

                                                                                              streiflichter Herbst | 2016        5
Streiflichter - Würde Leben braucht - Lebenshilfe Oberösterreich
Ein Job der ideal zu den Interessen von zwei Klienten passt:
    Arbeit bei der Pfotenhilfe
    Sandra Lobner und Robert Kreuzer aus der Werkstätte Mattighofen arbeiten in der
    Pfotenhilfe Lochen. Im Interview erzählen Sie uns, warum sie ihre Arbeit lieben.
    Die Pfotenhilfe in Lochen kümmert sich um Tiere, die kein Zuhause haben. Bei der Betreuung der beinahe 500 Tiere
    helfen Robert Kreuzer und Sandra Lobner tatkräftig mit. Im Rahmen der Integrativen Beschäftigung haben sie bei
    der Pfotenhilfe einen Job gefunden, der ihren Interessen und Fähigkeiten entspricht und dem sie mit Leidenschaft
    nachgehen.

    Seit zwei Jahren arbeitet die 30jährige Sandra Lobner in der Pfotenhilfe. Robert Kreuzer, 45 Jahre, kann sogar schon
    auf drei Jahre Erfahrung in der Tierhilfe zurückblicken. Dass sich die beiden dort wohlfühlen, ist auf den ersten Blick
    ersichtlich. Routiniert gehen sie ihren Arbeitsaufgaben nach und als sie uns stolz über den Hof führen, fehlt es nicht
    an Scherzen und Gelächter.

    Lebenshilfe OÖ: An wie vielen Ta-       Tage in der Woche für die Pfotenhil-     und in St. Gilgen bei „Rettet das
    gen arbeiten Sie in der Pfotenhilfe     fe. Am Dienstag arbeite ich für die      Kind“. Aber dieser Job hier, da ist es
    Lochen?                                 Firma Optimo. Am Freitag bin ich         am schönsten, da geh‘ ich sowieso
                                            einen halben Tag in der Werkstätte       nimma weg.
    Sandra Lobner: Ich arbeite zwei         Mattighofen.
    Tage pro Woche hier. Derzeit passt                                               Robert Kreuzer: Und wie! Ich bin
    das voll, vielleicht möchte ich spä-                                             sowieso jemand der gern draußen
    ter einmal mehr. Die anderen Tage       Lebenshilfe OÖ: Gefällt es Ihnen         ist, Arbeiten im Sitzen ist nichts für
    arbeite ich in der Werkstätte in Mat-   in der Pfotenhilfe Lochen?               mich. Ich möchte schauen dass ich
    tighofen. Da tu‘ ich zB. Häkeln, das                                             noch einen vierten Tag in der Pfoten-
    gefällt mir auch ganz gut.              Sandra Lobner: Voll! 2007 war ich        hilfe arbeiten kann.
                                            ein Jahr beim Spar, in der Firma von
    Robert Kreuzer: Ich arbeite drei        meinem Cousin war ich auch schon

6   streiflichter Herbst | 2016
Streiflichter - Würde Leben braucht - Lebenshilfe Oberösterreich
Lebenshilfe OÖ: Welche Aufgaben           Ich bin gerne draußen, drinnen halte   Sandra Lobner: Wenn die Tiere zu
haben Sie?                                ich es nicht aus. Mir macht auch das   einem kommen und nicht davonlauf-
                                          Wetter nichts aus, nur wenns ganz      en, das ist schön.
Sandra Lobner: Zuerst tränke ich          stark regnet stellen wir uns unter.
die Tiere, das ist meine Aufgabe.                                                Robert Kreuzer: Der erste Tag war
Dann helfe ich die Tiere zu füttern                                              echt a Gaudi. Es hat in Strömen
und den Mist wegzuräumen.                 Lebenshilfe OÖ: Was ist Ihr            geregnet und die Betreuerin wollte
                                          Lieblingstier?                         gleich wieder heimfahren. Aber da-
Robert Kreuzer: Was halt so anfällt.                                             von hab ich mich nicht abhalten las-
Heute sind wieder Futterspenden           Sandra Lobner: Hunde, Katzen und       sen, ich hab gesagt „I bleib do“.
gekommen. Die gehören ausge-              Pferde. Ich habe selber zwei Katzen
packt und vorbereitet. Ansonsten          in Schneegattern, wo ich mit meiner
gehört das Saubermachen zu mei-           Mutter und meinem Bruder lebe.         Lebenshilfe OÖ: Was sind Ihre
nen Aufgaben, zum Beispiel bei den        Eine habe ich von meinem Nachbarn      Hobbies?
Ziegen und Pferden.                       adoptiert, als dieser gestorben ist.
                                                                                 Sandra Lobner: Radfahren und
                                          Robert Kreuzer: Bei 500 Tieren, da     Schwimmen. Ich bin auch als Kind
Lebenshilfe OÖ: Was gefällt Ihnen         weiß ich gar nicht wo ich anfangen     schon geritten. Vor Tieren habe ich
an Ihrem Job in der Pfotenhilfe           soll! Die Schweine mag ich sehr        keine Angst, auch nicht vor den Pfer-
Lochen?                                   gern. Ich hätte gerne selber Haus-     den.
                                          tiere, aber das geht in der Mietwoh-
Sandra Lobner: Eigentlich alles, die      nung leider nicht.                     Robert Kreuzer: Draußen sein. Brot
Tiere, draußen sein, meine Aufga-                                                backen tu ich auch gern oder Mar-
ben. Ich mag die Ruhe hier und die                                               melade einkochen. Ich wohne mobil
Stille. Man hört nur die Tiere, das ist   Lebenshilfe OÖ: Gab es einen be-       betreut, am Samstag ist mein Putz-
voll schön.                               sonderen Moment in der Pfoten-         tag.
                                          hilfe Lochen?
Robert Kreuzer: Jeder Tag ist schön.

   Sandra Lobner und Robert Kreuzer arbeiten in der Pfotenhilfe.
   Sie geben den Tieren dort zu Essen und zu Trinken.
   Auch Mist wegräumen ist ihre Aufgabe.
   Sandra mag die Ruhe in der Pfotenhilfe.
   Robert arbeitet gerne draußen in der Natur.
   Sandra und Robert arbeiten gerne in der Pfotenhilfe.

                                                                                         streiflichter Herbst | 2016     7
Streiflichter - Würde Leben braucht - Lebenshilfe Oberösterreich
Leben braucht Würde

      5-jährige Kooperation:
      Integrative Beschäftigung
      in der Kellner & Kunz AG
      80 Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung aus den Organisationen assista,
      FAB und der Lebenshilfe OÖ arbeiten im Dienstleistungszentrum der Kellner & Kunz
      AG, das am 13.09.2016 sein 5-jähriges Bestehen feierte. Die beinahe 30 Klienten
      der Lebenshilfe OÖ präsentierten stolz ihre Arbeit bei Kellner & Kunz.
      Vor fünf Jahren entschied sich die
      Kellner & Kunz AG gegen eine Au-
      tomatisierung und für die Beschäf-
      tigung von Menschen mit intellektu-
      eller Beeinträchtigung. Dafür wurde
      eigens ein 1.500 qm großes Dienst-
      leistungszentrum errichtet, wo nun
      Schrauben-Sortimente zusammen-
      gestellt, kleine Teile neu- bzw. um-
      gepackt und Kleinmontagen vorge-
      nommen werden. Tätigkeiten, bei
      denen exakt und verlässlich gearbei-
      tet werden muss. Genau diese Qua-
      litäten schätzt das Unternehmen an
      den Beschäftigten.

      Seit fünf Jahren werden Menschen
      mit Beeinträchtigung von den Orga-
      nisationen FAB, assisita und Lebens-    Hannes Antensteiner aus der Werkstätte Pettenbach zeigt Landesrat Dr. Michael
      hilfe Oberösterreich dabei unter-       Strugl seine Arbeit.
      stützt, erfolgreich im Unternehmen
      tätig zu sein.

      Mag. Gerhard Scheinast, Geschäfts-
      führer der Lebenshilfe OÖ, freut sich
      über die Kooperation: „Integrative
      Beschäftigung ist gelebte Inklusion.
      Durch Kooperationen wie mit der
      Kellner & Kunz AG bietet die Lebens-
      hilfe OÖ Menschen mit Beeinträch-
      tigung die Möglichkeit, im Rahmen
      ihrer Interessen und Fähigkeiten ak-
      tiv tätig zu sein und unsere Gesell-
      schaft als gleichwertige Mitglieder
      mitzugestalten.“ Die Lebenshilfe
      OÖ wünscht sich, dass viele Unter-
      nehmen diesem positiven Beispiel
      folgen und den Wert von Arbeit von
      Menschen mit intellektueller Beein-
      trächtigung zu schätzen lernen.
                                              Die Geschäftsführer der beteiligten Unternehmen im Interview. Foto: Kellner & Kunz

         Bei der Kellner & Kunz AG in Wels gibt es eine Integrative Beschäftigung.
         80 Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung arbeiten dort seit 5 Jahren.
         Das wurde mit einem Fest gefeiert.

8     streiflichter Herbst | 2016
Streiflichter - Würde Leben braucht - Lebenshilfe Oberösterreich
Leben braucht Würde

Interview:
Roland Öhlinger gibt Einblicke in seine Arbeit bei
Kellner & Kunz und seine Lebenseinstellung
Am 13. September feierte die Kellner & Kunz AG „5 Jahre Integrative Beschäfti-
gung“. Roland Öhlinger, Klient der Werkstätte Wels 2, arbeitet im Dienstleistungs-
zentrum der Kellner & Kunz AG und erzählt uns in einem Interview, was er an der
Arbeit dort mag und was er sonst am Leben schätzt.
Lebenshilfe OÖ: Herr Öhlinger,
seit wann arbeiten Sie für Kellner
& Kunz?

Roland Öhlinger: Seit Anfang des
Jahres arbeite ich fix hier, also fünf
Tage die Woche. Vorher war ich fünf
Jahren lang in der Teilzeitgruppe. Ich
war jahrelang Haussprecher, da wa-
ren fünf Tage nicht möglich.

Lebenshilfe OÖ: Wie sieht Ihre Ar-
beit bei Kellner & Kunz aus?

Roland Öhlinger: Wir machen
zum Beispiel Schraubenpackerl und
schrauben verschiedene Sachen zu-
sammen.

Lebenshilfe OÖ: Gefällt Ihnen die
                                          Roland Öhlinger von der Werkstätte Wels 2 und Werner Sandmeier arbeiten im
Arbeit bei Kellner & Kunz?                Dienstleistungzentrum der Kellner & Kunz AG.

Roland Öhlinger: Bei Kellner &
Kunz geht es mir wirklich gut. Ich       ich auch die Pausen. Da können wir        war ich zum Beispiel auch schon. Ich
mag, dass man mit Kollegen zusam-        Karten spielen. Blödeln gehört auch       will schließlich das Leben genießen
menarbeiten kann, mit und ohne Be-       dazu, dann ist die Arbeit lustiger.       und nicht nur zu Hause sitzen!
einträchtigung. Die sind alle nett die
Kollegen und die meisten sind ähn-       Lebenshilfe OÖ: Was sind Ihre             Lebenshilfe OÖ: Wie würden Sie
lich wie ich, daher verstehen wir uns    Hobbies?                                  sich selbst beschreiben?
gut. Kevin und Martin sitzen in mei-
ner Nähe, von denen könnte man           Roland Öhlinger: Karten spielen           Roland Öhlinger: Mit sechs Jahren
sich eine Scheibe abschneiden weil       und Ausflüge machen. Heuer war ich        hatte ich einen Unfall, ich wurde von
die so positiv eingestellt sind.         auf einer Donauschifffahrt bis zum        einem Motorrad überfahren. Seit
                                         Schwarzen Meer. Ich bin mit mei-          dem habe ich das alles, dass ich
Lebenshilfe OÖ: Was gefällt Ihnen        ner Begleiterin gefahren, weil bei        langsamer bin und so weiter. Ich bin
am besten an der Arbeit?                 manchen Dingen, zum Beispiel beim         trotzdem immer positiv eingestellt
                                         Socken-Anziehen, brauche ich Hilfe.       und schaue, dass ich auch andere da-
Roland Öhlinger: Die Aufgaben            Am schönsten waren die Fahrt im           mit anstecke. Es gibt Leute, die jam-
wechseln, aber ich mache eigentlich      Donaudelta und Budapest. So eine          mern ihr Leben lang. Aber da kann
alles gleich gern. Es gehört sowieso     Reise leistet man sich eh nur einmal      man ja das Leben nicht genießen!
alles gemacht. Besonders gern mag        im Leben. In Salzburg und in Wien

   Roland Ohlinger arbeitet in der Kellner & Kunz AG.
   Er macht Schraubenpackerl und schraubt verschiedene Sachen zusammen.
   Bei Kellner & Kunz gefällt es Roland gut.
   Roland spielt gerne Karten und macht Ausflüge.

                                                                                               streiflichter Herbst | 2016   9
Streiflichter - Würde Leben braucht - Lebenshilfe Oberösterreich
Leben braucht Würde

       Menschenwürde
       Würde und Achtung, auf die jeder Anspruch hat
       Aufgrund der massiven Missachtung der Menschenwürde durch den nationalsozi-
       alistischen Staat beginnt heute der erste Absatz des Grundgesetzes der Bundesre-
       publik Deutschland wie folgt:
       „Die Würde des Menschen ist un-        Alter, Religion, sexueller Orientie-    Ebenfalls eingeschlossen sind Ver-
       antastbar. Sie zu achten und zu        rung, sozialer Stellung, politischen    sammlungen und Onlineforen.
       schützen ist Verpflichtung aller       und sonstigen Anschauungen.
       staatlichen Gewalt.“                                                           Außerdem gibt es nun strengere
                                              Leider passiert es trotz dieser kla-    Strafen. Hetzen vor Publikum wird
                                              ren Definition immer wieder, dass       mit bis zu drei Jahren Haft geahndet.
         Beitrag:   Klemens Doppler
                                              die Menschenrechte in der Öffent-       Wenn es dadurch zu Gewalt kommt,
                   Betreuer,
                                              lichkeit verletzt werden. Menschen      riskiert man bis zu fünf Jahre Haft.
                Werkstätte Regau
                                              werden diffamiert, beschimpft und       Ebenso wird beim Verbreiten oder
                                              dadurch verächtlich gemacht.            Befürworten hetzerischer Texte oder
       Genauso wie in Deutschland bil-                                                Bilder im Internet bzw. der Öffent-
       det die Menschenwürde in Öster-        Am 1. Jänner 2016 gab es beim Ver-      lichkeit eine Strafe verhängt: Entwe-
       reich einen der obersten Werte. Die    hetzungs-Paragraphen eine Geset-        der eine Strafe von bis zu einem Jahr
       Rechte, die jeder Mensch hat, sind     zesnovelle. Bisher wurden solche        Gefängnis oder eine Geldstrafe.
       zu achten und dürfen nicht verletzt    Verfahren oft eingestellt mit der Be-
       werden. Jeder ist gleich, unabhän-     gründung, das verhetzte Publikum        Ich hoffe darauf, dass es aufgrund
       gig von Staatsbürgerschaft, Sprache,   sei zu klein. Ursprünglich waren 150    dieser Verschärfungen nun zu weni-
       Geschlecht, einer Beeinträchtigung,    Zuhörer notwendig, nun reichen 30.      ger Hasskriminalität kommen wird.

          Die Menschen-Würde ist in Österreich wichtig.
          Leider werden Menschen trotzdem oft beschimpft.
          Dazu gibt es eine Änderung im Gesetz.
          Es ist jetzt genug wenn 30 Personen die Beschimpfung hören.
          Wer andere beschimpft, bekommt eine Strafe.
          Die Strafen sind nun strenger.
          Klemens Doppler hofft, dass es dadurch weniger Beschimpfungen gibt.

10     streiflichter Herbst | 2016
Leben braucht Würde

Interview: Klemens Doppler spricht mit Jürgen Lebersorger
und Herbert Marderthaner

 Herbert Marderthaner (li.) und Jürgen Lebersorger fühlen sich in der Lebenshilfe Werkstätte Regau sehr wohl.

Jürgen Lebersorger                          Jürgen Lebersorger: In der Lebens-
                                            hilfe fühle ich mich weit besser und
                                                                                         Herbert Marderthaner: Ja bei KTM
                                                                                         wurde ich sehr gut behandelt. Der
                                            geschützter behandelt als draußen.           junge Chef stand immer hinter mir.
Klemens Doppler: Bist du in dei-
                                                                                         Die Mitarbeiter haben mich sehr
nem Leben schon mal unwürdig
                                                                                         würdevoll behandelt.
behandelt worden weil du ein
Klient bist?                                Herbert                                      Klemens Doppler: Würdest du
Jürgen Lebersorger: In der Schul-           Marderthaner                                 noch mal außerhalb arbeiten?
zeit bin ich gehänselt worden. Weil
                                                                                         Herbert Marderthaner: Nein, auf
ich Anfälle und Lernschwierigkeiten         Klemens Doppler: Hast du in dei-             keinen Fall! Das tu ich mir nicht mehr
hatte wurde ich verspottet.                 nem Leben schon mal würdelose                an. Eventuell 2-3 Tage Integrative Be-
                                            Situationen erlebt aufgrund dei-             schäftigung so wie meine Kollegen
Klemens Doppler: Wie hat sich               ner Beeinträchtigung?                        aus der Tischlerei die bei der Firma
das angefühlt?
                                                                                         Powder Tech arbeiten.
                                            Herbert Marderthaner: Ja da gibt
Jürgen Lebersorger: Dabei habe              es genug Geschichten. Ich habe mal           Klemens Doppler: Wie gefällt es
ich mich sehr schlecht gefühlt und          außerhalb am Bau gearbeitet. In der          dir in der Lebenshilfe?
hatte das Gefühl, ausgestoßen zu            Firma E. Ich wurde bis aufs Blut ge-
sein. Man soll sich nicht über andere       ärgert! Mein Arbeitsmantel wurde             Herbert Marderthaner: Super! Ich
lustig machen!                              zerschnitten.                                bin seit 30 Jahren da und mir gefällt
                                                                                         es immer noch sehr gut!
Klemens Doppler: Wie fühlst du              Klemens Doppler: Gab es woan-
dich in der Lebenshilfe behandelt?          ders auch schöne Erlebnisse?                 Klemens Doppler: Danke für dei-
                                                                                         ne Zeit und deine Offenheit.

   Jürgen Lebersorger wurde in der Schulzeit geärgert.
   Dabei hat er sich sehr schlecht gefühlt.
   In der Lebenshilfe fühlt er sich besser.

   Herbert Marderthaner hat einmal am Bau gearbeitet.
   Seine Kollegen dort waren gemein zu ihm.
   In der Firma KTM waren die Kollegen netter.

                                                                                                      streiflichter Herbst | 2016   11
Leben braucht Würde

         Lukas Gielen, Klient der Werkstätte Mondsee über die
         Würde des Menschen
         Jetzt, wo viele Flüchtlinge aus fremden Ländern gekommen sind, weil in deren Län-
         dern Krieg herrscht, ist es mir ein großes Anliegen sie auch würdig zu behandeln,
         dass wir ihnen eine gute Unterkunft, Obdach und eine gute Verpflegung geben.

                                                     Ich lebe in der Nähe eines Flücht-       schätzung unserer Nächsten halten,
                                                     lingsheimes, das gut geführt wird        unseren Brüder und Schwestern in
                                                     und wo man nicht den Eindruck            gewissem Sinne. Wo wir den ande-
                                                     von Unwürdigkeit hat. Für diese          ren respektieren und keiner, weil er
                                                     Ruhe, die innerhalb dieses Heimes        eine Beeinträchtigung in sich trägt,
                                                     herrscht, ist sicher auch die gute       nicht respektiert wird oder nicht
                                                     Führung der Leiterin, Frau Kathari-      gleichberechtigt ist.
                                                     na Trauner aus Schwarzindien bei
                                                     Mondsee, ausschlaggebend.                Das mit der Gleichberechtigung im
                                                                                              Sinne der Gleichstellung finde ich
                                                     Aber leider, weil so viele Flüchtlinge   auch für unseren Staat Österreich
                                                     anderswo keine Arbeit finden, und        eine gute Sache. So kann zum Beispiel
                                                     deshalb anfangen sich untereinan-        der eine oder andere nicht behaup-
                                                     der zu streiten, werden sie aufs Un-     ten, er sei besser oder schlechter.
                                                     würdigste in andere Länder wieder
                                                     abgeschoben, oder in ihre Heimat
                                                     zurückgeschickt.
                                                                                              „ Helfen kann jeder, der eine
                                                                                              mehr, der andere weniger.“
                                                     Diese Menschen fahren täglich mit
                                                     dem Bus nach Mondsee oder Salz-          Es kommt ganz darauf an, wie der
                                                     burg zu einer Sprachschule, um die       einzelne sich verhält, den wir auch
                                                     deutsche Sprache zu lernen und um        mit „Würde“ entgegentreten, schau-
                                                     sich zu integrieren. Ich warte auf ei-   en, was jemand braucht, und auf
                                                     nen anderen Bus in der Früh, dort        was es ankommt. Jeder macht was
                                                     bei der Dachsbrücke, und man sagt        er kann und das ist schon enorm.
                                                     sich „Guten Morgen, wie geht’s?“         Helfen kann jeder, der eine mehr,
                                                     Gleichfalls ist es auch bei uns in der   der andere weniger.
                                                     Lebenshilfe, wo wir etwas auf Wert-

Lukas Gielen ist es ein Anliegen, dass Flüchtlinge
würdig behandelt werden.

            Lukas Gielen möchte, dass Flüchtlinge gut behandelt werden.
            Er fährt jeden Tag mit dem Bus.
            An der Bushaltestelle warten auch Flüchtlinge.
            Er grüßt immer freundlich.
            Die Flüchtlinge grüßen zurück.
            Lukas Gielen sagt jeder Mensch ist gleich viel wert.
            Auch Flüchtlinge und Menschen mit Behinderung.
            Lukas Gielen sagt jeder kann helfen.

  12     streiflichter Herbst | 2016
Grünes Licht
für Werkstätte in
Haag

Bereits Ende 2016 wird der Spatenstich für das Bauprojekt der Lebenshilfe Ober-
österreich erfolgen, das in der Rottenbacherstraße in Haag am Hausruck ein Be-
schäftigungsangebot für 28 Menschen mit Beeinträchtigung bieten wird. Mit der
geplanten Fertigstellung Ende 2017/Anfang 2018 entstehen darüber hinaus mehr
als zehn neue Arbeitsplätze für ausgebildete Fachkräfte.
Derzeit pendeln etwa 15 Personen      „Aufgrund des hohen Spardrucks im       Oberösterreich, die Genehmigung
mit Beeinträchtigung täglich aus      Behindertenbereich musste die Le-       durch die Sozialabteilung des Lan-
dem Raum Haag am Hausruck in          benshilfe OÖ in den letzten Jahren      des Oberösterreich.
die bereits ausgelastete Werkstät-    dringend benötigte Baumaßnahmen
te Ried im Innkreis. Ihnen wird mit   verschieben. Umso mehr freut es         Finanziert wird das Projekt zu 49 %
der Neueröffnung die Möglichkeit      uns, dass die Werkstätte Haag, nicht    aus EU-Mitteln (Europäischen Land-
geboten, in die neue Werkstätte in    zuletzt aufgrund des unermüdlichen      wirtschaftsfonds für die Entwicklung
Haag zu wechseln. Dadurch kann die    Engagements von betroffenen El-         des ländlichen Raums - ELER) und
Werkstätte Ried im Innkreis entlas-   tern aus dem Hausruckviertel, nun       zu 51 % von der Sozialabteilung des
tet werden und freie Plätze wieder    endlich Realität wird“, begrüßt Helga   Landes Oberösterreich. Die Planung
auffüllen.                            Scheidl, Präsidentin der Lebenshilfe    des Projektes erfolgt durch die ISG.

   Die Lebenshilfe baut eine neue Werkstätte in Haag.
   Dort können 28 Personen arbeiten.
   Viele Personen fahren jeden Tag von Haag nach Ried.
   Sie können nach Haag wechseln, wenn sie das wollen.
   Die Werkstätte wird Ende 2017/ Anfang 2018 fertig.
Wissenswertes aus der Lebenshilfe Oberösterreich

       Zukunftsgespräche 2016:
       Meine Rechte
       Bei den Zukunftsgesprächen haben die Klienten der Lebenshilfe OÖ die Möglich-
       keit, über ein selbst gewähltes Thema zu diskutieren. Die diesjährigen Zukunftsge-
       spräche am 18. Mai 2016 behandelten das Thema „Meine Rechte“.

       Dabei wurden Teile der Broschüre       Wohnen aufzuzeigen und verständ-
       „MEINE RECHTE“ der Sozialabtei-
       lung für Werkstätten, Wohnen und
       Mobil Betreutes Wohnen bespro-
                                              lich zu machen, um die Selbstbe-
                                              stimmung zu fördern.
                                                                                      Die Zukunftsgesräche
                                                                                                                       i
       chen. Alle Menschen mit Beeinträch-    Nach einem musikalischen Einstieg       finden einmal jährlich im Bil-
       tigung haben das Recht auf Mitbe-      von Erich Jechtl auf der Ziehharmoni-   dungshaus Schloß Puchberg
       stimmung und Mitsprache. Bei den       ka wurde in verschiedenen Arbeits-      bei Wels statt. Nähere Infor-
       diesjährigen     Zukunftsgesprächen    gruppen über die Rechte diskutiert.     mationen erhalten Sie bei
       wurde über das Thema „Meine            Dabei wurde das Wissen über die
       Rechte“ diskutiert und besprochen,     eigenen Rechte aufgefrischt oder er-    Gabriele Postl
       ob diese Rechte auch schon in allen    gänzt. Mag. Martin Plantlitschko gab    Lebenshilfe OÖ Landesleitung
       Einrichtungen umgesetzt werden.        in seinem Vortrag „Meine Rechte         07672 / 27 550 - 10 125
       Ziel der Zukunftsgespräche ist es,     – ein kleiner Wegweiser“ Einblicke      iv@ooe.lebenshilfe.org
       Informationen bereitzustellen und      über die Gesetzesgrundlagen und
       die vielfältigen Möglichkeiten, zum    Rechtsschutzmöglichkeiten sowie
       Beispiel in den Bereichen Arbeit und   Beschwerdestellen.

          Das Zukunftsgespräch 2016 hatte das Thema „Meine Rechte“.
          In Arbeitskreisen wurde über die eigenen Rechte diskutiert.
          Klienten brauchen Informationen, um Entscheidungen zu treffen.
          Martin Plantlitscho hielt einen Vortrag.

14     streiflichter Herbst | 2016
Wissenswertes aus der Lebenshilfe Oberösterreich

Kunstausstellung von Bernhard Quereser
Bernhard Quereser stellte am 9. Juli 2016 im Rahmen einer Veranstaltung des
Kulturverein(t)s Hofkirchen seine Kunstwerke zur Schau.
                                       Quereser hat zurzeit schon etliche   tet. Insgesamt hat der Klient schon
      Beitrag: Klaus Hager             Anfragen für Projektwünsche erhal-   über 30 Bilder gemalt und es scheint
 Mitarbeiter, Wohnhaus Hofkirchen      ten, an denen er momentan arbei-     kein Ende in Sicht.
Gemalt hat Bernhard schon immer,
jedoch bis dato nur auf Papier, wel-
ches nach Jahren leider zerfällt.
Durch das Fachprojekt: "Förderung
der Kreativität durch Malen mit Kli-
enten". Gemeinsam mit Betreuer
Claus Hager, wurde eine eigene Stil-
richtung eingeschlagen. Als Material
werden handelsübliche Keilrahmen
in allen Größen und spezielle Filz-
stifte verwendet. Jedes Bild spricht
für sich und ist ein Unikat, genau
wie wir Menschen. Der Andrang auf
die Bilder war enorm und Bernhard

   Bernhard Quereser hat seine Bilder ausgestellt.
   Bisher hat er auf Papier gemalt.
   Jetzt malt er auf Keilrahmen.
   Bernhard Quereser hat schon mehr als 30 Bilder gemalt.

                                                                                      streiflichter Herbst | 2016   15
Vorwort des Präsidenten

       Österreichs älteste Frau mit
       Down-Syndrom lebt im
       Lebenshilfe-Wohnhaus Vöcklabruck
       Ingrid Svara feierte am 13. Juli 2016 ihren 75. Geburtstag. Die Vöcklabruckerin ist
       damit die älteste Person mit Down-Syndrom in Österreich.
       Auch wenn sich die Lebenserwar-         Svara lt. unseren Recherchen mit          liebevoll genannt. Heute kann die
       tung von Menschen mit Down-Syn-         ihren 75 Jahren die älteste Österrei-     an Altzheimer erkrankte Klientin der
       drom in den letzten Jahren stark er-    cherin mit Down-Syndrom.                  Lebenshilfe Oberösterreich selbst
                        höht hat, ist Ingrid   Diese Gegebenheit schreibt Fried-         kein Gespräch mehr führen und be-
                                                   rich Grundner, Cousin und Sach-       nötigt eine 24-Stunden-Betreuung.
                                                          walter von Ingrid Svara,       Das war aber nicht immer so: „Bis
                                                          zwei Faktoren zu: „Zum         vor drei Jahren war Ricki sehr selbst-
                                                          einen tragen die Gene ih-      ständig“, berichtet Sabine Schlos-
                                                         ren Teil bei, Ingrid’s Mutter   ser, die Ingrid Svara bereits seit
                                                         wurde 95 Jahre alt. Zum         fast einem Jahrzehnt im Lebenshil-
                                                         anderen spielt aber die gute    fe-Wohnhaus unterstützt. „Sie ist
                                                        Unterstützung im Lebenshil-      ein geselliger Mensch, der in der Ge-
                                                        fe Wohnhaus eine große Rol-      meinschaft aktiv mitlebte solange es
                                                       le hinsichtlich und vor allem     ihre Gesundheit zuließ.“ Gerne erin-
                                                       in der Lebensqualität meiner      nert sich Sabine Schlosser an die ak-
                                                       Cousine“. Die Ärzte hatten ihr    tiveren Tage von Ingrid Svara: „Ganz
                                                      stets eine Lebenserwartung         nach ihrer Lieblings-Comicfigur, dem
                                                      von maximal 60 Jahren prog-        „Bussi-Bär“, verteilte sie gerne und
                                                      nostiziert.                        oft Zärtlichkeiten an die Menschen in
                                                                                         ihrer Umgebung. Das waren beson-
                                                    Ingrid Svara als „Bussi-Bär“         ders schöne Zeiten mit ihr“.
                                                    des Wohnhauses Vöcklabruck
                                                                                         In der Lebenshilfe hat es Ingrid Sva-
                                                   „Ricki“ wird Ingrid Svara von         ra auf Anhieb gut gefallen. Als gesel-
                                                   ihren Betreuern und Mitbewoh-         liger und feinfühliger Mensch fühlt
                                                   nern im Wohnhaus Vöcklabruck          sie sich in der Gruppe wohl und ist

16     streiflichter Herbst | 2016
Wissenswertes aus der Lebenshilfe Oberösterreich
bei ihren Mitbewohnern beliebt.
Neben der Arbeit in der Werkstätte
erfüllten sie ihre Hobbies,
Musik hören und zeichnen.
Sie war nicht auf den Mund
gefallen und sagte klipp und
klar, was sie wollte und was
ihr nicht passte. Eine ihrer
besonderen Vorlieben ist das
„Kaffeehaus-Gehen“. Voller
Vorfreude machte sie sich
immer schon zeitig reisefertig
und saß erwartungsvoll mit ih-
rer Tasche in der Hand bereit,
um loszustarten.

Umgang mit Minderheiten
als Indikator für die soziale
Reife einer Gesellschaft

Obwohl Ingrid Svara heute nicht
mehr allen ihren Hobbies nachge-
hen kann, führt sie nach wie vor
ein qualitativ hochwertiges Leben,
ist Friedrich Grundner überzeugt.
Mit Einschränkungen im Alter ha-
ben sich schließlich alle Menschen
abzufinden. Wo man bei einem
24-Stunden Betreuungsbedarf ein-
sparen soll, ist für Friedrich Grund-
ner schwer nachvollziehbar. „Die
soziale Reife eines Volkes erkennt
man daran, wie es mit Kindern, alten
und beeinträchtigten Menschen um-
geht“, meint Friedrich Grundner, der
sich wünscht, dass die Diskussio-
nen über Budgeteinsparungen in der
Behindertenhilfe beendet werden.

„Ricki hätte es nicht besser treffen
können, als sie 1985 einen Platz in
der Lebenshilfe bekam“, ist Fried-
rich Grundner überzeugt. „Ihr ist es
noch nie so gut gegangen wie in den
                                         R ic k i is t e in
letzten dreißig Jahren in der Lebens-                            g e s e ll ig e r M
hilfe. Hier bekommt sie eine Unter-     ih r e G e s u n d                            e n s c h . S o la
                                                             h e it z u li e ß ,                         nge es
stützung, die ihrer Situation gerecht   ü b e r a ll d a b                         w a r s ie im m
wird und sich ihren sich ändernden                         e i.                                      er und
Bedürfnissen anpasst.“

   Ingrid Svara hat das Down-Syndrom.
   Sie ist 75 Jahre alt.
   Damit ist sie die älteste Person mit Down-Syndrom in Österreich.
   Friedrich Grundner ist ihr Cousin und Sachwalter.
   Er sagt, dass sie im Lebenshilfe Wohnhaus gut betreut wird.
   Ingrid Svara war sehr aktiv und gesellig.
   Heute benötigt sie eine 24-Stunden-Betreuung.
   Trotzdem führt sie noch ein gutes Leben

                                                                                                   streiflichter Herbst | 2016   17
Wissenswertes aus der Lebenshilfe Oberösterreich

       Jubiläum:
       35 Jahre Werkstätte Grein
       Ihr 35jähriges Bestehen feierte die Werkstätte Grein mit zwei Projekten: den „Sitz-
       gelegenheiten“, einem Kunstprojekt an der Donaulände in Grein, und dem Buch
       "Söbstständi" von Peter Gstöttmaier.
       Kunstprojekt                             Entspannen zu bieten, gerecht. Die       Peter Gstöttmaier
                                                verbleibenden 2/3 sind nur bedingt
       „Sitzgelegenheiten“                      beziehungsweise sogar schlecht           präsentiert Buch
                                                zum Sitzen geeignet: verbogene           „Söbstständi“
       Entlang der Donaulände befinden          Lehnen, schräge Sitzflächen oder
       sich 35 Sitzgelegenheiten die nicht      eine zu hoch angelegte Sitzfläche
       nur zum Entspannen, sondern auch         hindern den Rastsuchenden daran,
       zum Nachdenken und Staunen ein-          Erholung zu finden. Dies spiegelt die
       laden. Anlässlich des 35jährigen         Realität wider: nur wenige Gebäu-
       Jubiläums macht die Werkstätte           de und Einrichtungen wie Toiletten,
       Grein mit kreativen Mitteln darauf       Wirtshäuser oder Kirchen sind auch
       aufmerksam, dass Inklusion in der        tatsächlich barrierefrei. Alle anderen
       Gesellschaft noch nicht überall funk-    behindern im Alltag die Teilhabe von
       tioniert.                                Menschen mit Beeinträchtigung an
                                                der Gesellschaft.
       An den Sitzgelegenheiten der Do-
       naulände kann man den Grad der           Viele der Sessel stehen in einer di-
       tatsächlich realisierten Barrierefrei-   rekten Verbindung zu den Arbeiten,
       heit ablesen: Nur etwa ein Drittel der   die Menschen mit intellektueller         In seinem Buch „Söbstständi“ be-
       aufgestellten Stühle werden ihrem        Beeinträchtigung in der Werkstätte       schreibt Peter Gstöttmaier seinen
       Zweck, einen Ort zum Ausruhen und        durchführen. Von Wolle über Ton und      Weg in die Selbstständigkeit. Er
                                                Holz bis hin zu Schaufel und Rasen-      ist seit der Gründung 1981 in der
                                                mäher, Werkzeuge der Mitarbeiter         Werkstätte und dokumentiert mit
                                                der Außengruppe, wurden zahlrei-         Gedichten und Zeichnungen seinen
                                                che Utensilien mit viel Symbolkraft      Lebensweg.
                                                in die Stühle eingearbeitet.
                                                                                         Seine Werke wurden mehrfach beim
                                                Das Kunstprojekt wurde als inklusi-      Ohrenschmaus Literaturpreis sowie
                                                ves Projekt umgesetzt: Die Klienten      dem Literaturwettbewerb Wort-
                                                der Lebenshilfe erstellten die Ent-      finder in Bielefeld ausgezeichnet.
                                                würfe, die Künstler Willi Katteneder     Im Rahmen einer Ausstellung von
                                                und Anna Maria Brandstätter beglei-      Künstlern der Werkstätte im Kul-
                                                teten den Ideen- und Auswahlpro-         turzentrum Sturmmühle stellte er
                                                zess und gemeinsam wurde dann            sein Buch vor. „Wülln muaßt hobm
                                                mit viel Dynamik und Begeisterung        – wennst an Wülln host, geht ollas“
                                                an der Realisierung der Entwürfe ge-     so Peter Gstöttmaier.
                                                arbeitet.

          Die Werkstätte Grein feiert ihren 35. Geburtstag.
          Die Klienten haben deshalb 35 Sessel gebaut.
          Sie stehen an der Donaulände in Grein.
          Auf einigen Sesseln kann man nicht sitzen.
          Sie zeigen dass Inklusion noch nicht überall funktioniert.

          Peter Gstöttmaier ist Klient der Werkstätte Grein.
          Er hat ein Buch geschrieben.
          Mit Gedichten und Zeichnungen.
          Das Buch heißt Söbstständi.

18     streiflichter Herbst | 2016
Wissenswertes aus der Lebenshilfe Oberösterreich

35 Jahre Arbeitsgruppe & Werkstätte, zehn Jahre Wohnhaus:
Dreifach-Jubiläum in Weyer
   Beitrag: Claudia Hagauer
        Einrichtungsleiterin,
         Wohnhaus Weyer

Am 7. April lud die Werkstätte Weyer
daher zu einem Tag der offenen Tür,
bei dem die Gäste die Möglichkeit
hatten den Klientinnen und Klienten
bei ihrer Arbeit über die Schulter zu
schauen.

Am darauffolgenden Tag wurde das
Jubiläum mit einem Festakt gefeiert,
bei dem die Bewohnerinnen und Be-
wohner des Wohnhauses einstudier-
te Tanzeinlagen und Programmpunk-
te zum Besten gaben. Bei einem
köstlichen Buffet und beschwingter
Musik der Gruppe „Almütt’n Radio“
ließen die Besucher den Abend ge-        Ein Highlight der 10-Jahres-Feier war die Tanzeinlage der Klientinnnen und Klienten
                                         vom Wohnhaus Weyer.
mütlich ausklingen.

   Die Werkstätte Weyer gibt es seit 35 Jahren.
   Die Arbeitsgruppe Weyer gibt es auch seit 35 Jahren.
   Das Wohnhaus Weyer gibt es seit 10 Jahren.
   Das wurde bei einem Tag der offenen Tür gefeiert.

10 Jahe Wohnhaus Ried:
Feier zum Jubiläum
              Beitrag:                  Darbietung der BewohnerInnen ge-
                                        meinsam mit den MitarbeiterInnen
   Andreas Mitterbuchner                des Wohnhauses, die mit großer Be-
 Einrichtungsleiter, Wohnhaus Ried
                                        geisterung ein schwungvolles Volks-
Anlässlich des 10jährigen Beste-        lied mit eigens umgeschriebenem
hens des Lebenshilfe Wohnhauses         Text vortrugen. Die Biertische waren
in Ried wurde am 20. Mai 2016 ein       bis auf den letzten Platz gefüllt und
großes Jubiläumsfest abgehalten.        es wurde gelacht und gefeiert bis
                                        lange nach Mitternacht.
Bei perfektem Wetter gab es ein
stimmiges Unterhaltungsprogramm                 Bewohnerin Elisabeth Hochhold und
mit dem Duo „Fritz & Andy“ sowie           Einrichtungsleiter Andreas Mitterbuchner
der Band „3rd floor“. Der Höhepunkt                           beim Jubiläumsfest ►
des Festes war eine musikalische

   Das Wohnhaus Ried gibt es seit 10 Jahren.
   Das wurde mit einem Fest gefeiert.
   Die Bewohner sangen ein Volkslied mit eigenem Text.

                                                                                                streiflichter Herbst | 2016    19
Wissenswertes aus der Lebenshilfe Oberösterreich

       Tag der offenen Tür:                                                                    Beitrag: Georg Lepka
                                                                                                  Einrichtungsleiter,
       10 Jahre Wohnhaus Wels 2                                                                   Wohnhaus Wels 2

       Am 24. Juni fand im Wohnhaus
       Wels 2 zum 10jährigen Bestehen
       ein Tag der offenen Tür statt.

       Der Einladung folgten im Laufe des
       Tages über 160 Personen, die sich
       über das aktuelle Wohnangebot di-
       rekt bei den Bewohnern und der
       Leitung informieren konnten. An die-
       sem Tag gab es neben zahlreichen
       kulinarischen Genüssen einen Rück-
       blick auf die letzten zehn Jahre, eine
       Erklärung zum Ansatz des Personen-
       zentrierten Denkens sowie eine Vor-
       stellung der einzelnen Gruppen.          160 Personen besuchten das Wohnhaus Wels 2 am Tag der offenen Tür.

          Das Wohnhaus Wels 2 gibt es seit 10 Jahren.
          Das wurde bei einem Tag der offenen Tür gefeiert.
          Es gab auch einen Rückblick auf die letzten 10 Jahre.

       Smartable:
       HTL-Schüler bauen für die Werkstätte
       Freistadt einen höhenverstellbaren Tisch
       Der SMARTABLE erleichtert ab sofort den Alltag der Rollstuhlfahrer in der
       Werkstätte Freistadt.
       Die meisten Tische sind so niedrig,
       dass kein Rollstuhl darunter passt.
       Der SMARTABLE, den die Schüler
       der HTL Freistadt für die KlientInnen
       der Werkstätte Freistadt bauten, löst
       dieses Problem durch Höhenver-
       stellbarkeit und Rollen.

       Am 29.6.2016 wurde der “SMARTA-
       BLE” im Beisein eines Fotografen
       und der Presse vorgestellt und über-
       reicht. Mit dem Projekt qualifizierten
       sich die HTL-Schüler sogar für das
       Halbfinale des “Jugend innovativ”        Die SchülerInnen der HTL Freistadt erleichtern mit ihrem SMARTABLE den
       Preises.                                 Alltag der KlientInnen der Werkstätte Freistadt.

          HTL-Schüler haben einen Tisch gebaut.
          Man kann mit dem Rollstuhl unter diesen Tisch fahren.
          Die Klienten der Werkstätte Freistadt freuen sich darüber.

20     streiflichter Herbst | 2016
Theaterprojekt beim Kulturfestival sicht:wechsel:

           "HighMadLand"

   Beitrag: Lothar Pühringer
         Einrichtungsleiter,                                   Zwergerlschnäuzen auf der Bühne, dargeboten von Max Hölzl und
        Wohnverbund Grein                                      Florian Gatterbauer von der Theatergruppe KRAUDundRUAM.

                                                                                      Landeshymne wurde genauestens
                                                                                      unter die Lupe genommen. Karin
                                                                                      Schütze meinte in ihrer Kritik in den
                                                                                      OÖNachrichten „Es waren Szenen
                                                                                      zum „Hoamatland“, die erheiterten,
                                                                                      nachdenklich stimmten und die Be-
                                                                                      wunderung weckten für ihre Darstel-
                                                                                      ler und dafür, wie selbstverständ-
                                                                                      lich sie auf der Bühne ihre Heimat
                                                                                      gefunden haben“. Ein großartiges
                                                                                      Kompliment für einen wunderbaren
                                                                                      Abend und seine Akteure, die aus
                                                                                      allen wichtigen Institutionen hervor-
                                                                                      ragend zusammenarbeiteten.

                                                                                      Lothar Pühringer, Einrichtungsleiter
                                                                                      Wohnen Grein, leitete die Produk-
 Die Akteure des Projektes „HighMadLand“ präsentierten ihr Stück beim Kulturfesti-    tion und Roland Binder führte das
 val sicht:wechsel einem breiten Publikum.
                                                                                      Ensemble der Lebenshilfe in seiner
                                                                                      gekonnten Professionalität durch
Zum 4. Mal ging Ende Juni das               Hartheim, SOundSO Theater Grein           die Proben und die Aufführung. Die
Kulturfestival sicht:wechsel in             sowie weitere Akteure von der Le-         Akteure der Lebenshilfe, Roman
Linz über die Bühne, bei dem sich           benshilfe OÖ, Blaue Hunde Salzburg        Schneebichler, Dagmar Endecker,
vor allem internationale Theater-           unter der Regie von Wolf Junger. Un-      René Füreder, Petra Hahn, Han-
gruppen, aber auch heimische En-            ter dem Titel „HighMadLand“ wurde         nes Breuer, Martina Berger, Karin
sembles einem großen Publikum               ein Stück präsentiert, das von den        Göschl, Klaus Hofer und Max Hölzl
präsentierten.                              Akteuren in einem einjährigen Pro-        sorgten mit ihren Schauspielkolle-
                                            zess selbst entwickelt wurde. Der         gen aus den andern Theatergruppen
Einen glanzvollen Auftakt bot die Ber-      Begriff Heimat wurde darin in allen       für einen unvergesslichen Theater-
liner Theatergruppe „Ramba Zamba“.          Fassetten und zu einem Großteil mit       abend.
Einen besonderen Abend gestal-              einem Augenzwinkern aufbereitet.
teten: KRAUDundRUAM Theater                 Vor allem die oberösterreichische

   In Grein gibt es die Theatergruppe SOundSO.
   Klienten der Lebenshilfe Grein spielen in der Theatergruppe.
   Auch beim Kulturfestival sicht:wechsel hat die Theatergruppe mitgespielt.
   Das Stück heißt HighMadLand.
   Im Stück geht es um den Begriff Heimat.

                                                                                                  streiflichter Herbst | 2016   21
Livekonzert:
     Peter
     Ratzenbeck
     im Salzhof
     Am Donnerstag, 28. April
     2016, gab „Österreichs
     Paradegitarrist“ Peter
     Ratzenbeck im Rah-
     men von „Künst-
     lerInnen für die
     Lebenshilfe“ seine
     Musik zum Besten.
     Im kleinen Saal des
     Kulturzentrums „Salz-
     hof“ Freistadt durften
     zahlreiche BesucherIn-
     nen an seiner Liebe zur
     Gitarre teilhaben.

                   Beitrag:
           Daniela Wurzinger
      Mitarbeiterin, Werkstätte Freistadt

     Peter Ratzenbeck, in Fachkreisen        Nächte ist das Produkt eines langen
     „Mr. Fingerpicking“ genannt, un-        Winters“ gaben dem Abend eine
     ternahm mit dem Publikum einen          besonders sympathische Note.
     Streifzug durch vier Jahrzehnte an
     der Gitarre. Lieder wie „Unterwegs“,    In den zwei Pausen wurden die Be-
     „Odyssee“, „Sunday’s Fantasy“,          sucherinnen und Besucher an der
     „Waldviertler Nächte“, „A Frau wie      Bar vom MitarbeiterInnen-Team der
     du“, oder „Nightwish“ machten den       Werkstätte Freistadt mit Getränken
     Abend unvergesslich.                    versorgt. Für den kleinen Hunger
                                             zwischendurch stellte die Bäckerei
     Ratzenbeck gewährte zwischen den        Honeder Gebäck zur Verfügung. Ein
     musikalischen Beiträgen dem be-         Verkaufsstand mit ausgewählten
     geisterten Publikum Einblicke in sein   Produkten gab dem Publikum die
     Leben als Musiker und Mensch.           Möglichkeit, nicht nur Gedankliches
                                             mit nach Hause zu nehmen.
     Aussagen wie „die Finger gehen mit               Haussprecherstellvertreter Walter
     50 noch so schnell wie mit 20“, „hab        Schaufler übergab Peter Ratzenbeck im
     gespürt, das bin ich“, „Waldviertler       Namen der Werkstätte ein Geschenk. ►

        Peter Ratzenbeck spielte im Salzhof in Freistadt mit seiner Gitarre.
        In der Pause gab es Getränke und Gebäck.
        Das Eintrittsgeld bekommt die Werkstätte Freistadt.
        Dafür bekam Peter Ratzenbeck ein Geschenk von Haussprecher-Stellvertreter
        Walter Schaufler.

22   streiflichter Herbst | 2016
KünstlerInnen für die Lebenshilfe:
Gerhard Polt stand für die Werkstätte
Freistadt auf der Bühne

                                                                                                                                       Bild: © Mario Riener Fotografie
 Die Well-Brüder aus dem Biermoos begleiteten Gerhard Polt musikalisch beim Kabarett zugunsten der Werkstätte Freistadt.

Am 28. Juli 2016 stand der vielfach ausgezeichnete Kabarettist Gerhard Polt ge-
meinsam mit den Well-Brüdern aus dem Biermoos in der Messehalle in Freistadt
auf der Bühne, um Menschen mit Beeinträchtigung zu unterstützen.
Unter dem Motto „KünstlerInnen für         nisse mit sozialem Hintergrund stets         Abend und den spürbaren Zusam-
die Lebenshilfe“ ist es der Werkstät-      überspitzt und amüsant vorzutragen           menhalt, sowohl innerhalb der Le-
te Freistadt der Lebenshilfe OÖ auch       weiß. Die Well-Brüder ergänzten das          benshilfe als auch in Freistadt und
heuer wieder gelungen, einen kultu-        Programm mit satirischen Texten              Umgebung, der durch diese Veran-
rellen Höhepunkt in Freistadt zu or-       und bayrischer Volksmusik, die sie           staltung einmal mehr veranschau-
ganisieren; diesmal jedoch in einem        gekonnt auf einer Vielzahl von Inst-         licht wurde.
noch viel größeren Rahmen: 1300            rumenten zum Besten gaben. Ab-
Zuseher sahen das Kabarett „Geho-          gerundet wurde das Kabarett durch
bene Unterhaltung mit humanitärem          bayrische Bierbrezen, die in der Pau-
Beigeschmack“.                             se angeboten wurden.

Gerhard Polt zeichnet sich durch sei-      Julia Mitterlehner, Leiterin der Le-
nen bayrischen Humor aus, der po-          benshilfe Werkstätte in Freistadt,
litische und gesellschaftliche Ereig-      freut sich über den gelungenen

   Der Kabarettist Gerhard Polt spielte in Freistadt.
   Ein Kabarettist erzählt lustige Geschichten.
   Die Well-Brüder spielten auf vielen Instrumenten.
   Den Erlös bekam die Werkstätte Freistadt.

                                                                                                    streiflichter Herbst | 2016   23
Wissenswertes aus der Lebenshilfe Oberösterreich

       35 Jahre Arbeitsgruppe
       & 30 Jahre Werkstätte Gmunden
       Am 29. April fand anlässlich des Doppeljubiläums in der Werkstätte Gmunden eine
       Jubiläumsfeier in Anwesenheit von prominenten Gästen statt.
       Die Arbeitsgruppe Gmunden enga-         enten der Werkstätte gaben eine       Werkstätte dar. Abschließend ließ
       giert sich seit 35 Jahren für Men-      Tanzeinlage zum Besten und die        man die Feier mit Musik und Tanz im
       schen mit intellektueller Beeinträch-   Landesmusikschule Gmunden sorg-       Naturgruppenraum ausklingen. Auch
       tigung. Durch das ehrenamtliche         te für die musikalische Umrahmung.    der BTV war vor Ort und berichtete
       Engagement der Mitglieder der           Ein besonderes Highlight stellte      über die Jubiläumsfeier.
       Arbeitsgruppe Gmunden und dem           der Luftballonstart am Vorplatz der
       unermüdlichen Einsatz weiterer Un-
       terstützer und Förderer konnte im
       Jahr 1986 eine Werkstätte in Gmun-
       den entstehen, die heute eine breite
       Angebotspalette an Tätigkeiten an-
       bietet. Außer für die Werkstätte in
       Gmunden engagiert sich die Arbeits-
       gruppe Gmunden auch noch für die
       Wohneinrichtungen in Steyrermühl
       und Altmünster.

       Die Jubiläumsfeier wurde zum An-
       lass genommen, um Ehrungen von
       Dienstjubiläen von insgesamt 215
       Dienstjahren vorzunehmen. Die Kli-

          Die Werkstätte Gmunden gibt es seit 30 Jahren.
          Die Arbeitsgruppe Gmunden gibt es seit 35 Jahren.
          Das wurde mit einem Fest gefeiert.
          Sogar der Landeshauptmann war da.

24     streiflichter Herbst | 2016
www.liwest.at
Ihr gutes Recht

       Vertretungsbefugnis naher Angehöriger
       Muss immer ein/e SachwalterIn bestellt werden? Als Alternative zur Sachwalter-
       schaft stellt Ihnen Dr. Alexander Stix, Rechtsexperte der Lebenshilfe Oberöster-
       reich, die Möglichkeit der Vertretungsbefugnis für nahe Angehörige vor:

                                               für die betroffene Person ausüben        richtungen im Namen der betroffe-
         Beitrag: Dr. Alexander Stix
                                               können.                                  nen Person.
                Soziales & Recht,
         Lebenshilfe OÖ Landesleitung
                                               Derartige Vertretungshandlungen          So kann die Person, die die Vertre-
                                               sind etwa:                               tung übernimmt, etwa über Geld am
       Wer kann vertreten werden?                                                       Konto der Person mit Beeinträchti-
                                               Unterstützung im familiären              gung verfügen. Dies jedoch nur so
       Vertreten werden können volljährige     Bereich                                  weit, sofern der erhöhte allgemeine
       Personen, die aufgrund ihrer psychi-                                             Grundbetrag des Existenzminimums
       schen Krankheit oder intellektueller    Unterstützungen in Alltagsangele-        monatlich nicht überschritten wird
       Beeinträchtigung Geschäfte des täg-     genheiten, die kein besonderes Risi-     (2016 sind das rund 882 Euro).
       lichen Lebens nicht selbst besorgen     ko in sich bergen. Darunter fallen vor
       können. Gleichzeitig darf jedoch kei-   allem Besorgung von Nahrungsmit-
       ne Sachwalterschaft, Vorsorgevoll-      teln, Kleidung und anderen Gegen-        Zustimmung zu einfachen
       macht oder ein Widerspruch gegen        ständen des täglichen Bedarfs.           medizinischen Behandlungen
       eine Vertretungsbefugnis der betrof-
       fenen Person bestehen.                                                           Ist die Einsichts- und Urteilsfähigkeit
                                               Vertretungsbefugnis für Rechts-          der betroffenen Person bei einzelnen
                                               geschäfte des täglichen Lebens           medizinischen Behandlungen nicht
       Ziel der Angehörigenvertretung                                                   gegeben, kann der vertretungsbe-
                                               Darunter versteht man etwa die Or-       fugte Angehörige seine Zustimmung
       Eine Sachwalterschaft soll erst dann    ganisation erforderlicher Pflegeleis-    zu kleinen medizinischen Eingriffen
       installiert werden, wenn es dazu kei-   tungen, Geltendmachung sozialver-        geben. Bei schwerwiegenden Ein-
       ne Alternativen gibt. Daher wurde       sicherungsrechtlicher und ähnlicher      griffen wie einer Vollnarkose, risiko-
       es gesetzlich ermöglicht, dass nahe     Ansprüche, Anträge auf Sozialleis-       reichen Operationen, Legen einer
       Angehörige in bestimmten Angele-        tungen und Vertretungshandlungen         PEG-Sonde ist die Vertretungsbefug-
       genheiten eine Vertretungshandlung      vor öffentlichen Behörden oder Ein-      nis naher Angehöriger jedoch nicht
                                                                                        ausreichend.

26     streiflichter Herbst | 2016
Ihr gutes Recht
Wer ist nächster Angehöriger?            hervorgehen, welche Angelegenhei-        Er ist auch dann gültig, wenn die
                                         ten (Rechtsgeschäfte des täglichen       betroffene Person nicht urteils- oder
Zu den nahen Angehörigen zählen:         Lebens, Rechtsgeschäfte zur De-          einsichtsfähig ist.
                                         ckung des Pflegebedarfs, Geltend-
• Eltern und volljährige Kinder          machung von sozialen Ansprüchen,         Die Vertretungsbefugnis stellt eine
(allenfalls Großeltern und Enkel)        Zustimmung zu medizinischen Be-          unbürokratische Alternative zur
                                         handlungen usw.) die betroffene          Sachwalterschaft dar. Regelungen
• Ehegatten im gemeinsamen               Person aufgrund der geistigen oder       bezüglich einer Aufwandsentschä-
Haushalt                                 psychischen Beeinträchtigung nicht       digung, wie sie bei der Sachwalter-
                                         (mehr) selbst besorgen kann.             schaft bestehen, gelten bei der Ver-
• Lebensgefährten, wenn seit drei                                                 tretung naher Angehöriger nicht.
Jahren ein gemeinsamer Haushalt          Der Notar prüft in weiterer Folge, ob    Aufgrund der Tatsache, dass nur ein-
besteht                                  folgendes vorliegt:                      geschränkt auf das Geld der betrof-
                                                                                  fenen Person zugegriffen werden
• Für Geschwister ist die Vertre-        • ein Verwandtschaftsverhältnis/         kann, entfällt nicht nur eine Rech-
tungsbefugnis rechtlich leider nicht     eine Lebensgemeinschaft                  nungslegungspflicht sondern auch
möglich.                                                                          eine gerichtliche Kontrolle.
                                         • ein ärztliches Zeugnis über die
                                         geistige/psychische Beeinträchti-        Wird eine missbräuchliche Verwen-
Wie kommt man als naher Ange-            gung oder                                dung der Vertretungsbefugnis ange-
höriger zu einer Vertretungsbe-                                                   nommen, kann jederzeit das Gericht
fugnis?                                  • ein Widerspruch gegen eine Re-         benachrichtigt werden, welches die
                                         gistrierung der Vertretungsbefugnis      Sachlage prüft und gegebenenfalls
Die Vertretungsbefugnis muss, um                                                  ein Sachwalterschaftsverfahren ein-
rechtlich gültig zu sein, im Österrei-   Bei Vorliegen der Voraussetzungen        leitet.
chischen Zentralen Vertretungsver-       stellt der Notar eine schriftliche Be-
zeichnis (ÖZVV) eingetragen wer-         stätigung aus. Diese Bestätigung
den.                                     über die Eintragung der Vertretungs-     Bei Fragen steht Ihnen Dr. Alexander
                                         befugnis in das Österreichische Zen-     Stix, Abteilung Soziales & Recht, von
Eine Registrierung als vertretungs-      trale Vertretungsverzeichnis dient       der Lebenshilfe Oberösterreich ger-
befugter Angehöriger im Österrei-        dem vertretenden Angehörigen als         ne zur Verfügung.
chischen Zentralen Vertretungsver-       Vorlage bei diversen Behörden oder
zeichnis (ÖZVV) wird von einem           Banken für die Vertretung der betrof-
Notar vorgenommen. Für die Regis-        fenen Person.
trierung werden ein Nachweis über

                                                                                                                     i
das Angehörigenverhältnis sowie
eine ärztliche Bestätigung über die      Widerspruch des Vertretenen
geistige oder psychische Beeinträch-
tigung der betroffenen Person benö-      Die Vertretungsbefugnis tritt nicht         Dr. Alexander Stix
tigt.                                    ein oder endet, wenn die vertrete-          Lebenshilfe Oberösterreich
                                         ne Person dieser widerspricht. Der          Landesleitung, Vöcklabruck
Die erforderliche ärztliche Bestäti-     Widerspruch muss dem Notar bzw.
gung kann grundsätzlich von jedem        dem Gericht mitgeteilt werden und           07672 / 27 550 - 10 112
behandelnden Arzt (z. B. Hausarzt)       wird im Österreichischen Zentralen          soziales@ooe.lebenshilfe.org
ausgestellt werden. Es muss daraus       Vertretungsverzeichnis eingetragen.

   Dr. Alexander Stix arbeitet in der Landesleitung.
   Er kennt sich gut mit den Gesetzen aus.
   Anstatt Sachwalterschaft gibt es die Vertretungsbefugnis für nahe Angehörige.
   Nahe Angehörige sind zum Beispiel Eltern oder Großeltern.
   Eine Vertretungsbefugnis muss von einem Notar eingetragen werden.
   Man braucht dazu eine Bestätigung vom Arzt.
   Die Stelle wo die Vertretungsbefugnis eingetragen wird heißt Österreichisches
   Zentrales Vertretungs-Verzeichnis.
   Nach der Eintragung bekommt man eine schriftliche Bestätigung.
   Nahe Angehörige können einen dann besser unterstützen.

                                                                                            streiflichter Herbst | 2016   27
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