Magazin des ElfenauPark Gepflegt wohnen bis ins hohe Alter Juli/August 2013

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Magazin des ElfenauPark Gepflegt wohnen bis ins hohe Alter Juli/August 2013
Magazin des ElfenauPark
                                     40
Gepflegt wohnen bis ins hohe Alter
Juli/August 2013

ElfenauPark magazin                   1
Editorial                                                                    Inhalte
    von Urs Hirschi, Redaktor ElfenauPark Magazin                                                                 2   Editorial

                                                                                                                      Thema
                                                                                                                  4   40 x ElfenauPark Magazin
    Liebe Leserinnen                                                                                              6   Wie es entsteht
    Liebe Leser                                                                                                   8   Wie es gesehen wird

    Sie halten die 40. Ausgabe des ElfenauPark Magazin in den Händen.                                                 Wohnen im ElfenauPark
    Anfangs Januar 2007 erschien die Wohnpark Zytig zum ersten Mal als                                           10   Betreuter Aufenthaltsraum
    ElfenauPark Magazin. Auf dem Titelbild war, die mittlerweile verstor-
    bene, Frau Ursula Zürcher abgebildet. Sie übernahm für etliche Ausga-                                             Gesundheit & Pflege
    ben auch gerade das Lektorat und machte mich auch des Öfteren auf                                            12   Gepflegt wohnen wortwörtlich
    stilistische Optimierungen von Texten aufmerksam. Die neuen Ma-
    gazingestalter waren damals noch zu zweit: Christoph Salzmann und                                                 Essen & Trinken
    Stanislav Kutac erarbeiteten zusammen mit mir das neue Erscheinungs-         Nun ist es soweit: Mit dieser        Hotellerie
    bild und die Leitlinien für die Inhalte. Im Editorial der ersten Ausgabe     40. Nummer des ElfenauPark      14   Von der Gaumenlust zur Gaumenfreude
    schrieb ich von Veränderungen, welche uns Menschen bekannterwei-             Magazin überkreuzt sich die     16   Erdbeeriges
    se treu, unnachgiebig und manchmal sogar aufsässig durch das ganze           Anzahl der Ausgaben mit der
    Leben begleiten.                                                             Anzahl meiner Lebensjahre.           Kultur & Manuelstiftung
                                                                                 Ein willkommener Grund sich     18   Bemerkenswerte Texte – Erich Fromm
    Ich habe mir für diese Jubiläumsausgabe daher erlaubt, die gewohnte          ein paar Gedanken zu machen     19   Schutzengel Mein
    Aufmachung des Magazins etwas zu verändern. Auf der Titelseite sehen         und ein wenig zu jubelieren.
    Sie deshalb die aktuelle Geschäftsleitung: Barbara Zuber, Gabriela Wül-                                           Wichtiges & Unwichtiges
    ser Friedrich und Urs Hirschi. Es ist unschwer zu erkennen, dass wir uns     Finden Sie nicht auch?          20   Fredy Ejsen
    auf die kommenden Aufgaben und Herausforderungen im ElfenauPark                                              22   Nightshopping im Internet
    freuen und stolz sind, ein Teil dieser Institution sein zu dürfen. Im «In-                                   23   Menschliche Probleme des Alltags: Teil 15
    nern» des Magazins offenbaren wir Ihnen diesmal ein paar Einblicke                                                Briefwechsel
    und Hintergrundinformationen. So zeigen wir den Gestalter und Fo-                                            26   Meine wunderbaren Lehrjahre
    tografen unseres Magazins, Stanislav Kutac, auch mal selbst abgelich-                                        28   Zwei Kurzinterviews
    tet und ich lasse Sie augenzwinkernd in meine Gemütszustände, die ich
    regelmässig während dem Prozess der Entstehung durchlaufe, blicken.                                               Infos
    Selbstverständlich wird die 41. Ausgabe dann wieder auf gewohnte Art                                         29   Notfall! Was tun?
    und Weise fortgeführt.                                                                                       30   Kommen & Gehen & Impressum
                                                                                                                 31   Wichtige Telefonnummern
    Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich zusammen mit Ihnen und
    Stanislav, die nächsten 40 Ausgaben in Angriff zu nehmen, im Bewusst-                                             Rückseite
    sein, dass die einzige Konstante im Leben die Veränderung ist.                                               32   Stanislav Kutac
                                                                                                                      by Damien Murer
    In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen sonnigen,
    möglichst sorgenfreien und bekömmlichen Sommer!

                                                                                                                                                                                   QR CODE
2                                                                                ElfenauPark magazin                                                              elfenaupark.ch    3
5
                                          Engagement!
                                             grosses
Spontane Einfälle und geistige Abgründe
zu 40 Ausgaben ElfenauPark Magazin

                                           für ihr
                                          danke
von Urs Hirschi, Redaktor

                                          allen

                                                                                        ElfenauPark magazin
                                          Ich
1 X ohne lange Überlegung JA zu einer Aufgabe gesagt zu haben

                                          40
40 X die grosse Panik vor und während dem Redaktionsschluss
40 X das Gefühl, dieses Mal bringen wir das Heft definitiv nicht zusammen
40 X der Wunsch im Deutschunterricht aufgepasst zu haben
40 X den Drang verspürt haben, bei der nächsten Ausgabe komplett anders vorzugehen
40 X folgenden Satz selber zu mir gesagt: Schuster, bleib bei deinen Leisten
40 X Spass gehabt zu haben, das Magazin mitzugestalten
38 X Bewohnerinnen und Bewohner motiviert zu haben, als Titelmodel mitzuwirken
40 X einen richtig guten Espresso bei Stanislav getrunken zu haben
40 X Angst vor einer Parkbusse während den Redaktionssitzungen
40 X unermessliche Erleichterung, wenn alle Daten und Texte jeweils abgeliefert waren
40 X Angst vor Tipp- und Rechtschreibefehlern
40 X Vorfreude bevor das Heft von der Druckerei angeliefert kam
40 X den Geruch der frisch gedruckten Hefte genossen
40 X Befriedigung empfunden, wieder etwas vollendet zu haben

                                                                                        40 x Augen zu und durch
40 X einen engagierten und professionellen Gestalter erlebt zu haben
839 X mündlich, schriftlich, telefonisch, per Email und mittels Rauchzeichen,
Menschen ermuntert zu haben, einen Artikel zu schreiben
Unzählige X sich über positive und aufbauende Kritik gefreut zu haben
Unzählige X spannende, interessante und oft berührende Menschen
durch diese Arbeit kennen und schätzen gelernt zu haben

                                                                                        4
Thinking-of
          Gedanken zur Entstehung des ElfenauPark Magazin aus der Sicht des Machers
          von Stanislav Kutac, Gestalter, Texter und Fotograf

          Kennen Sie Michèle Roten? Dann lesen Sie das Magazin.         Gegen Ende jeden 2. Monats bekomme ich die
          Nicht das ElfenauPark Magazin, sondern die samstägliche       Word-Dateien von Urs geliefert und wir vereinba-
          Beilage des Tagesanzeiger bzw. des Bund. Sie haben            ren die Titelseitenfotosession. Ist alles beisammen,
          Zeit zum Lesen, lesen gerne und sind interessiert am Welt-    beginnt die Arbeit am Computer mit dem Sortie-
          geschehen? Wunderbar oder bedauerlich, ganz wie Sie wol-      ren, dem Büscheln und dem Aufteilen der Inhalte
          len. Zugegeben, mit denen vom Magazin können wir uns          auf die Seiten, um zu sehen, wieviel Text ansteht
          nicht messen und doch haben wir auch den Anspruch, Ihr        und wo es Platz für Bilder braucht. Synchron zum
          Interesse zu wecken, Sie zu erreichen.                        Aufarbeiten der Texte, sowie deren Gestaltung, su-
                                                                        che ich passende Aufnahmen aus dem mitgeliefer-
          Wie es dazu kam, wie es entsteht, was dahinter steckt:        ten Material oder meinem Fundus aus. Da nicht
                                                                        alle geübte Texter oder Fotografen sind, ist dieser
          Begonnen hat alles Ende 2006, als ich und Christoph           Teil der Arbeit meist der umfangreichste. Wenn al-
          Salzmann, mein damaliger Geschäftspartner, den Kon-           les grob steht, geht es ins Detail. Danach wird alles
          takt mit dem ElfenauPark aufnahmen, um ein Konzept            noch mehrmals gegengelesen und korrigiert. Als
          für die Nachfolge der Wohnpark Zytig (ursprünglich ge-        Letztes bedarf es der technischen Aufbereitung für
          gründet von Herrn Hans Gaschen) zu gestalten. Offen-          den Drucker – also der Druckvorstufe, des Daten-
          sichtlich hatten wir mit unserem Entwurf den Nerv der         transfers und der Andrucküberwachung. Drei bis
          Zeit getroffen und sind an genug mutige Entscheidungs-        fünf Tage später halten Sie die neue Ausgabe in den
          träger geraten, dass Anfang 2007 die erste Ausgabe des El-    Händen. Voilà!
          fenauPark Magazin, wie es von da an hiess, erscheinen
          konnte. Schon die erste Ausgabe trug ein grosses Portrait     Worauf es aber wirklich ankommt, das, was den
          einer Bewohnerin auf dem Titel und ein Foto aus dem           Unterschied ausmacht, ist nicht so leicht in Worte
          Nähkästchen auf der Rückseite. Neu war auch, der von          zu fassen. Es hat etwas mit Leidenschaft und Wert-
          uns kreierte Claim: «Gepflegt wohnen bis ins hohe Al-         schätzung zu tun. Sein eigenes Handeln so auszu-
          ter». Ebenso von Anfang an war das Magazin schon in           richten, dass man sich treu bleibt, dass man kei-
          verschiedene Rubriken eingeteilt, zu denen pro Ausgabe        ne halben Sachen macht, ganz egal vor welchem
          aus den unterschiedlichen Aufgabenbereichen Beiträge          Hintergrundgeräusch, wie z.B. als ein guter Freund
          erwartet werden konnten. Der Rest entwickelte und ver-        kürzlich anmerkte, nachdem ich ihm nicht ohne
          änderte sich peu à peu. Ehrlich gesagt, war ich zu Beginn     Stolz die drei aktuellen Ausgaben, der von mir ge-
          ein wenig skeptisch, ob wir inhaltlich das Pensum und         stalteten Magazine, präsentierte: «Für wen gibst du
          die Qualität halten, ja steigern können. Ich wurde eines      dir eigentlich so viel Mühe?» Er hätte auch sagen
          Besseren belehrt. Ebenfalls von Anfang an war Urs Hir-        können: «Für wen fährt der Vettel im Kreis he-
          schi der Redakteur und «Materiallieferant», vor allem aber    rum?» Hat er aber nicht. Aha!
          ein tatkräftiger und mentaler Unterstützer. Ohne ihn und         Nun ja, manche legen die Äpfel auf die Waage,
          all die Menschen, die er mit ins Boot geholt hat, was nicht   andere essen sie mit dem Auge oder vergleichen sie
          genug betont werden kann, wäre das ElfenauPark Maga-          mit Birnen. Und es gibt solche, die auch morgen
          zin nicht das, was es heute ist. Ich danke allen und im       noch kraftvoll zubeissen können.
          Speziellen, dir Urs, für das Vertrauen und die inspirieren-
          de Zusammenarbeit, die vereinfacht wie folgt aussieht:

6   xxx   ElfenauPark magazin                        Foto Arbeitsplatz und Rückseite von Damien Murer                           7
Ansporn                                                         Herzenswärme
von den Stiftungsräten Guido Albisetti und Dr. Stephan Hill     von Milena Samurovic, Stationsleitung Haus A

                                                                Seit ich im Dezember 2012 im Elfen-       nicht mehr zwanzig sei und nicht           Trotz meiner noch recht kurzen
«ElfenauPark Magazin: Das beste Magazin für                     auPark in der Pflege angefangen habe,     gerne im Rampenlicht stehe.             Zugehörigkeit zum ElfenauPark-
                                                                freue ich mich jedes Mal auf das Ma-          Mit einem anderen Bewohner ha-      Team, möchte ich meine Kolle-
 die beste Altersresidenz Berns – das kann kein Zufall sein!»   gazin. Ich traute mich sogar schon, et-   be ich bei einem längeren Austausch     ginnen und Kollegen ermuntern,
                                                                was dazu beizutragen, respektive mei-     herausgefunden, dass er das Maga-       sich mehr zuzutrauen und zu ver-
                                                                ne Prosa einzureichen. Was mich be-       zin prinzipiell gut findet, aber vor-   suchen, z.B. über schöne Erlebnisse,
«Sechseinhalb Jahre ElfenauPark Magazin.                        sonders entzückte, war, dass ich schon    schlagen würde, es umzubenennen.        spannende Erfahrungen und ... zu
                                                                beim ersten Versuch Platz darin fand.     Und zwar in «ElfenauPlatz» Maga-        schreiben. Es gibt wirklich so vieles,
 Auch hier gilt: Gepflegt bis ins hohe Alter.»                  Mich Ihnen mit einem Text vorzu-          zin. Der Auslöser für diese Idee sei    über das sich berichten liesse: Kolle-
                                                                stellen, war aber um ein Vielfaches       der ständige Umbau im und auf dem       gialität in den Pflege-Teams, inter-
    Guido Albisetti,                                            schwieriger. Die darauf folgenden Bli-    Gelände. Im weiteren Verlauf der        disziplinäre Zusammenarbeit, Tipps
    Von Graffenried Holding AG                                  cke und Reaktionen Ihrerseits beein-      Unterhaltung kamen wir auf Herak-       und Weisheiten der BewohnerInnen,
                                                                druckten mich und ermutigten mich,        lits «Panta rhei» zu sprechen und wir   z.B. bezüglich Kindererziehung, Fa-
                                                                meine Bedenken zu überwinden.             stimmten überein, dass auch Verän-      milienmamagement oder das Leben
«Das Magazin verleiht dem ElfenauPark Farbe und Leben!»             So begegnete ich z.B. Angehöri-       derungen wichtig seien, im und auf      an sich … Nur Mut.
                                                                gen, die meinen Beitrag «Das Ster-        dem «ElfenauPlatz».
«Mit dem Magazin hört man den Herzschlag des ElfenauPark!»      nenlied» gelesen hatten. Sie wollten
                                                                wissen, wie lange ich das schon ma-
«Das Magazin widerspiegelt das Leben im ElfenauPark.»           che, ob ich mehr davon habe und ob              Und hier noch mein «Geschenk» zur 40. Ausgabe:
                                                                das Gedicht einer bestimmten Per-
«Le Magazin fait briller l’ElfenauPark!»                        son gewidmet sei ... Eine unserer Be-           Lass mich wach sein, wenn ich schlafe
                                                                wohnerinnen fand es sogar schade,               damit ich weiss, dass Du bei mir bist
«Der ElfenauPark ohne sein Magazin –                            dass ich die Texte nicht schon längst           Lass mich träumen, wenn ich wach bin
                                                                verlegen liess.                                 dann werde ich keine Angst vor dem Alleinsein haben
wäre wie ein Regenbogen ohne Farben.»                               Nach der Anregung unseres Re-               Falls Du aber gehst
                                                                daktors, Urs Hirschi, zur 40. Ausgabe           lass bitte das Fenster zu
«Der ElfenauPark ohne sein Magazin –                            auch wieder etwas beizutragen, kam              damit meine Sehnsucht zu mir steht
                                                                mir die Idee, die Bewohner des Haus             und nicht zu Dir fliegt
 wäre wie ein Vogel ohne Flügel.»                               A zu befragen. Es erstaunte mich ein            Wenn ich aber das Fenster offen lasse
                                                                wenig, dass fast alle angaben, das El-          und mein Herz zu Dir eilt
«Das Magazin zeigt der Innen- und Aussenwelt,                   fenauPark Magazin zu lesen, die Ar-             dann musst Du es schweben lassen
                                                                tikel meist interessant zu finden und           nicht berühren, nicht einfangen
 wer wir sind.»                                                 die Botschaft zu erkennen und zu                Nur so wirst Du wissen
                                                                schätzen. So sagte mir eine der Be-             wie ich Dich lieb habe
    Dr. Stephan Hill, Inhaber h-consulting ag, Zug              wohnerinnen, dass sie sich ganz ge-             ohne mich zu verletzen
    Experte in der Gesundheitsbranche                           nau erinnere, was ich im Magazin                und ohne Dich zu verpflichten
                                                                geschrieben habe und dass es ihr ge-            Willst Du es aber fangen
                                                                holfen hat, mich besser zu verstehen            wird Dein Glück Dich verlassen
                                                                und zu achten. Ich fragte sie, ob sie           nicht weil sein Ego bedroht ist
                                                                noch mehr erzählen wolle oder von               sondern weil die Wärme meines Herzens
                                                                sich ein Foto machen liesse. Worauf             unermesslich gross ist
                                                                sie ganz scheu erwiderte, dass sie

8      Danke für die Lorbeeren                                  ElfenauPark magazin                                                                  Thema: 40. Ausgabe               9
Betreuter Aufenthaltsraum
                                         von Pia Grünenwald, Studierende Aktivierung

                                         Nachdem ich nun schon knapp ein Jahr den
                                         Betreuten Aufenthaltsraum leite, freue
                                                                                          «Es geht nicht darum,
                                         ich mich, Ihnen mein Angebot, das jeden          dem Leben mehr Tage zu geben,
                                         Freitag von 14 bis 16 Uhr stattfindet, näher
                                         vorzustellen. Viele von Ihnen haben sich viel-   sondern den Tagen mehr Leben.»
                                         leicht schon gefragt, welche Aktivitäten dort
                                         überhaupt angeboten werden? Hier ein paar Beispiele für      Gerade für Menschen, denen es an Kontakt
                                         Themennachmittage: DENK MIT – das Aktivierungsspiel,         zu anderen fehlt, weil sie keine Angehörigen
                                         UNO – das Familienspiel, JENGA – das Stapelspiel oder        oder Freunde mehr haben, weil sie sich ten-
                                         auch die allbekannten Spiele wie MÜHLE oder HALMA.           dentiell eher zurückzuziehen, bietet der Be-
                                         Wir haben uns aber auch schon ganz anderen Themen            treute Aufenthaltsraum die Möglich-
                                         gewidmet, z. B. der SCHLAGERPARADE aus den 20-er             keit dieses elementare Bedürfnis, das oft als
                                         bis 60-er Jahren oder haben uns mit Dokumentarfilmen         Manko wahrgenommen wird, auszugleichen.
                                         auseinandergesetzt. Sie sehen also, dass der Betreute        Für mich persönlich ist das ein sehr wichtiger
                                         Aufenthaltsraum sehr abwechslungsreiche Aktivi-              Aspekt, der nicht zu unterschätzen ist.
                                         täten bietet. Natürlich darf anschliessend das gemein-
                                         same Zvieri nicht fehlen, was zusätzlich zum Austausch       Wie schon mehrmals gesagt, ist es mir eine
                                         anregt. Und wenn es das Wetter erlaubt, gehen wir zum        Freude, dieses Angebot weiter leiten zu dür-
                                         Brunnen oder an den Teich.                                   fen, was zugleich als eine herzliche Einla-
                                             Ich leite den Betreuten Aufenthaltsraum sehr             dung, im Betreuten Aufenthalts-
                                         gerne, unter anderem auch, weil es mir die Gelegenheit       raum vorbeizuschauen, gemeint ist. Und
                                         gibt, Ihnen, liebe Bewohnerinnen und Bewohner, näher         wer auch «nur» zum Zvieri kommen möchte,
                                         zu kommen, was beim Töpfern, Malen, kreativen Gestal-        ist auch immer herzlich willkommen! Und
                                         ten und Hausarbeiten manchmal etwas zu kurz gerät, da        damit wir diese noch ein paar mal draussen
                                         wir uns dabei verstärkt auf die Aktivitäten selbst konzen-   einnehmen können, wünsche ich uns allen
                                         trieren. Zudem auch, weil ich die verschiedenen Themen       endlich den ersehnten Sommer.
                                         und Mittel relativ frei und spontan wählen kann.

                                         Der Betreute Aufenthaltsraum bieten Ihnen die spielerische Reaktivierung
                                         sozialer, emotionaler, kognitiver und körperlicher Fähigkeiten wie:

                                         •   Gemeinschaft erfahren
                                         •   Kontakt mit anderen erlauben
                                         •   Mitentscheidung tragen
                                         •   Kommunikation allgemein
                                         •   Schwieriges ansprechen und teilen können
                                         •   Selbstwertgefühl stärken
                                         •   innerlich und äusserlich flexibel bleiben
                                         •   Perspektiven sehen können
                                         •   Humor, Heiterkeit und Lachen zulassen

10   Zvieri Runde am Brunnen             ElfenauPark magazin                                                            Wohnen im ElfenauPark          11
Gepflegt wohnen ...
Gepflegt wohnen … im wahrsten Sinne des Wortes
von Christine Wülser, Bewohnerin ElfenauPark, Mutter von Gabriela Wülser Friedrich

Anlässlich der 40. Ausgabe des ElfenauPark Magazin möch-       Ohne auf die Details eingehen zu wollen, kann ich,       die Möglichkeit, in den «eigenen vier Wänden» rund um           Es würde noch so vieles geben, was mir erwähnens-
te ich endlich die Gelegenheit nutzen, ein paar Worte zu   nachdem ich selber fast 25 Jahre in der Pflege tätig war,    die Uhr gepflegt zu werden. Die Qualität ist sowie es mir   wert scheint, aber ich möchte mit dem Speisesaal aufhö-
schreiben, respektive schreiben zu lassen.                 sagen, dass ich mich am damaligen Ort nicht ausreichend      wünschte und die Liebenswürdigkeit, die mir überall be-     ren. Auch da, auf Hilfe angewiesen, erlebe ich rundum
    Im wahrsten Sinne des Wortes wohne ich seit Novem-     gut gepflegt und betreut fühlte. Nicht nur musste ich ler-   gegnet, ist schlicht überwältigend.                         freundliche, hilfsbereite MitarbeiterInnen, die meine Vor-
ber 2008 mit meinem Mann «gepflegt» im ElfenauPark.        nen, meine Abhängigkeit zu akzeptieren, sondern war,             Da ich durch meine Behinderung vielen, früher ge-       lieben kennen und wenn immer möglich meine Wünsche
Nach einem Narkosezwischenfall, bei einer Herzoperation    trotz grosser Unterstützung meiner Familie, jeden Tag un-    liebten Tätigkeiten wie lesen, laufen, Freunde besuchen     erfüllen.
vor 6 Jahren, war ich von einem Augenblick zum anderen,    glücklich über den Umgang mit uns Bewohnerinnen und          und im Garten werkeln, nicht mehr nachgehen kann,               Ganz grundsätzlich möchte ich hier allen Mitarbeiten-
mehrfach behindert im Rollstuhl und deshalb rund um        Bewohnern, sowie die mangelnde Qualität der Betreuung        sind meine Tage natürlich oft lang und schwer. Umso         den, die mich und meinen Mann hier im Grossen und
die Uhr auf umfassende Betreuung und Pflege angewiesen.    und Pflege, was meine Lebensqualität auf einen nicht aus-    mehr schätze ich das vielfältige Unterhaltungsangebot,      Kleinen unterstützen, die vor und hinter den Kulissen für
Nach mehreren Monaten in einer Rehabilitationsklinik       haltbaren Tiefststand brachte.                               besonders das in der Manuelstube. In Gesellschaft an-       einen reibungslosen Ablauf sorgen und mithelfen, eine
wurde klar, dass ich nicht mehr in unser treppenreiches        Wir suchten nach einer neuen Lösung, die wir dann        derer BewohnerInnen plaudern, spielen, malen oder           wunderschöne Umgebung zu gestalten, von ganzem Her-
Haus, nahe der Thuner Altstadt, zurückkehren konnte.       zum Glück in Form einer Wohnung im ElfenauPark fan-          einen Film zu geniessen, bringt mir Abwechslung und         zen danken! Sie alle machen es, neben meiner Familie,
Wir suchten nach einer Lösung und fanden eine Kom-         den. Es war vor allem für meinen Mann nicht ganz ein-        macht meine Tage erträglicher. Besonders interessant        möglich, dass ich mich hier sicher, geborgen und zu Hause
bination mit einer rollstuhlgängigen Wohnung, neben        fach, nachdem er ein Leben lang in Thun gewohnt hat-         finde ich die «Spaziergänge durch die Kunstgeschichte»,     fühle! Danke!
einem Pflegeheim, wo ich ein Zimmer belegte. Tagsüber      te, wegzuziehen. Aber was für eine Erleichterung, als ich    das «Berndeutsche Vorlesen» und seit kurzem spiele ich
aber konnte ich in unserer eigenen Wohnung mit meinem      merkte, wie viel wohler ich mich vom ersten Tag an im        sogar wieder Schach mit Herrn Christoph von Graffen-
Mann zusammen sein. Man könnte meinen, es wäre ge-         ElfenauPark fühlte. Überall wurden wir mit einem Lä-         ried. Daneben besuche ich regelmässig die Physiothera-
nau das Richtige gewesen. Leider war dem nicht so.         cheln begrüsst und alle begegneten uns offen, freundlich     pie und das hausinterne Bewegungsangebot.
                                                           und hilfsbereit. Was mich aber am meisten freute, war

12    Herzlich Willkommen                                                                                               ElfenauPark magazin                                                                Gesundheit & Pflege             13
Gaumenlust und Gaumenfreude
von Christophe Daros, Chef de Service

In einem weit gespannten historischen Überblick wurden        Service à la francaise                                              Die grossen, reich dekorierten Fleischgerichte wur-        tel) festgelegten Reihenfolge produzieren und für den Ser-
bisher, vor allem die vielfältigen, gemeinschaftsbildenden    Beim «Service à la francaise», einer Fortführung des unter      den, so sie wirklich zum Verzehr bestimmt waren, nach          vice zugerichtet, heiss und ohne Geschmacksverlust zur
Formen des Geschehens auf und um den Tisch geschil-           Louis XIV. gepflegten, «Grand Couvert» genannten Zere-          dem Eintreffen der Gäste wieder abgetragen, tranchiert         Tafel schicken. Die grossen Fleischgerichte wurden in der
dert. Obwohl es sich hier um Gerätschaften und nicht um       moniells, wurde das Essen im allgemeinen in drei Teilen         und danach portioniert vorgelegt; von allen übrigen Plat-      Küche, bisweilen auch im Speisesaal auf Beistelltischen
Speis und Trank im eigentlichen Sinne handelt, beginnt        – Serien, Services oder Trachten genannt – aufgetragen. Je      ten bedienten sich die Gäste selbst. In der zweiten Hälfte     (Gueridons) tranchiert und den Gästen vom Personal auf
und endet die Zeitreise mit Beispielen für eine ästhetisch    nach Anlass konnten es auch einige mehr sein; so tischte        des 19. Jahrhunderts begann man an dieser Art des Ser-         Platten angeboten, von denen sie sich selbst bedienen
motivierte Präsentation der Speisen. Das heisst letztlich:    man dem Sonnenkönig 1656 auf Schloss Pontchartrain de-          vices zu bemängeln, so Francoit Massialot «Cuisinier royal     konnten.
die Form des Geräts folgte immer den verfügbaren Speisen      ren fünf auf, wobei, ohne die Desserttafel, insgesamt168        et bourgeois», dass man die Platten eines Services nie län-        Wenn vom Gastgeber nichts anderes bestimmt war,
sowie deren Zubereitung Darreichungsarten.                    Platten und Schüsseln präsentiert wurden.                       ger als eine oder eineinhalb Viertelstunden auf dem Tisch      wurde beim ersten Service die ranghöchste Person zuerst
    Der, am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert, statt-          Jede Serie bestand aus einer Vielzahl verschiedener Ge-     lässt. Ein letztes Argument für diese Serviceart schliess-     bedient. Bei allen weiteren Gängen begann der Service bei
findende Wechsel von der aufwändig, mit Schau- und            richte. Zur ersten gehörten Suppen (unter anderem Ein-          lich war, dass bei der grossen Auswahl alle Gäste jene         jener Person, die beim vorhergehenden Gang als letzte an
Zierobjekten verbrämten Tafel, zur optisch ansprechenden      töpfe, wie die Olla podrida oder spanische Suppe, die sich in   Speise wählen konnten, die sie auch wirklich gern hat-         die Reihe gekommen war.
und «artgerechten» Präsentation der einzelnen Komponen-       ganz Europa grosser Beliebtheit erfreute). Zwischen- und        ten; die Wahlfreiheit als Höflichkeitsbezeugung gegen-             Durch die neue Serviceform entfielen auch manche
ten eines Gerichts oder Mahls, der zivilisatorisch bedingte   Mittelgerichte wie Ragouts und Pasteten sowie Hors d 'oeu-      über den Eingeladenen.                                         der aufwendigen Dekorationen, insbesondere von ganzen
Wandel der Essgewohnheiten in gewissen Bereichen, wie         vres. In der zweiten Serie wurden die grossen Braten, Ge-                                                                      Tieren (Geflügel, Fisch und Wild), die man zuvor gern in
die eigentliche Auflösung bzw. die Zerfallsphänomene in-      müse und kleine Entremets wie Eierspeisen und Gratins           Service à la russe                                             ihrem rekonstruierten Fell oder Federkleid präsentiert
nerhalb dessen, was gemeinhin als Ess- oder Tafelkultur       aufgetragen. Die dritte bzw. letzte war die eigentliche Des-    Es war Fürst Alexander Borisovitch Kourakin, Botschaf-         hatte. Kalte Gerichte jedoch wurden und werden weiter-
bezeichnet wird, blieb indes nicht ohne Begleit- und Folge-   serttafel: Käse, Pâtisserie, kunstvolle Tortengebilde, Petits   ter des russischen Zaren in Paris unter dem Zweiten Em-        hin als dekorative Augenweide angerichtet und konnten
erscheinungen.                                                fours, Bonbons, Eis und Früchte.                                pire, der in Frankreich eine neue Servierweise, den «Ser-      während des ganzen Essens auf der Tafel stehen. Und die
    Der Ablauf dieses Wandels sowie die Auswirkungen              Die Menufolge wurde durch die Anzahl der verschie-          vice à la russe», einführte. Die von ihm bei Empfängen         nun frei gewordene Mitte der Tafel wurde für Dekorati-
dieser Entwicklung auf die Gestaltung des Tafelgeräts am      denen Gerichte pro Service bestimmt; grundsätzlich muss-        in der russischen Botschaft lancierte Service-Form wurde       onen genutzt, die durchaus auch aus Esswaren, nämlich
Beispiel des Porzellangeschirrs in den letzten 100 Jahren     te die Zahl der aufgetragenen Platten bei jedem Service         um 1880 von Urbain Duboit aufgenommen und propa-               Süssigkeiten und Gebäck, bestehen konnten und schon
sollen deshalb diese Kulturgeschichte ergänzen und ab-        gleich sein, wo, beim Wechsel von einer zur nächsten Se-        giert und war schon bald einmal die Regel an den Tischen       von Anfang an auf dem Tisch standen.
runden. So vollzog sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahr-   rie, eine Schüssel weggenommen wurde, musste beim               des französischen Grossbürgertums sowie in den Restau-             Rund hundert Jahre nach dem Übergang zum «Ser-
hunderts in den adligen und grossbürgerlichen Kreisen ei-     nächsten Service wieder eine eingesetzt werden. Genau           rants. Die neue Sitte eroberte rasch den gesamten mittel-      vice à la russe», Ende der siebziger Jahre des 20. Jahrhun-
ne einschneidende Wandlung im Bereich des Servierens:         vorgeschrieben war jeweils auch die Anordnung der Plat-         europäischen Raum. Die Speisen kamen nun nicht mehr            derts setzte eine Entwicklung ein, die gewissermassen
                                                              ten auf der Tafel bzw. deren Abfolge, die sich je nach der      gleichzeitig, sondern nacheinander, wie sie gegessen wer-      auf die Tradition des «Service à la francaise» zurückzu-
Wurden bis anhin die Speisen «à la francaise» aufgetra-       Anzahl der Tischgänger, ausgehend vom Zentrum, sym-             den sollten, auf den Tisch. Der grosse Vorteil war, dass das   greift Zwar werden den Speisenden keine zusammenge-
gen, kam nun der «Service à la russe», die Urform der         metrisch wiederholen musste, um allen den Zugang zu             Essen frisch und heiss bei den Tafelnden anlangte und so       bastelten «kulinarischen» Illusionen in Tiergestalt mehr
heute in ganz Europa üblichen Servicegepflogenheiten,         den verschiedenen Speisen zu ermöglichen. Die Platten           auch die Kunst und Raffinesse der Köche unmittelbar zur        zugemutet, eine Gemeinsamkeit besteht aber im gleich-
in Mode.                                                      des erstes Services waren auf Rechauds stehend oder mit         Geltung kam.                                                   zeitigen Bereitstellen zahlreicher, verschiedener Speisen.
                                                              Clochen bedeckt, beides Geräte, die im 18. Jahrhundert ge-          Hauptziel war es nun, die Speisen möglichst schnell        Die Rede ist hier von Gala-, Bauern-, Frühstücksbuffets,
                                                              bräuchlich wurden, auf dem Tisch verteilt, bevor die Gäste      vom Herd zu Tisch zu bringen. Ein Vorteil auch für die         wie auch immer sie genannt werden, mit denen geschick-
                                                              das Speisezimmer betraten.                                      Küche: Der Chef konnte auf den Beginn der Mahlzeit hin         te Restaurants ihre Gäste heute anlocken.
                                                                                                                              die Speisen nach und nach in der (auf dem Küchenzet-

14    Tischsitten über die Jahrhunderte hinweg                                                                                ElfenauPark magazin                                                                          Essen & Trinken           15
Erdbeeren
           ohne Sommer
           von Andy Hunziker, Küchenchef                                  von Stanislav Kutac, dem Erd-verbundenen

           Obwohl der Sommer bis dato immer noch auf sich war-            A propos Erd-beeren. Eine wahre Begebenheit.
           ten lässt, ist wieder Erdbeerzeit im ElfenauPark. Bis Ende     Wir waren mal wieder eingeladen. Wo und bei wem tut
           Saison können Sie auf Vorbestellung im Speisesaal, anstel-     hier nichts zur Sache. Nur so viel: es handelte sich um eine
           le des Tagesdesserts, eine Portion Erdbeeren mit oder ohne     recht regelmässige Gepflogenheit, es war also kein einma-
           Rahm verlangen.                                                liger Feldversuch. Obwohl unser Gastgeber kein Profikoch
               Erdbeeren spielen schon seit der Steinzeit eine Rolle in   war, wusste er uns mit seinen Kreationen immer wieder
           der menschlichen Ernährung, sind sie doch reich an Fol-        zu überraschen; wir waren jedenfalls meist voll des Lobes.
           säure, Kalzium, Magnesium und Eisen. Zudem enthalten           Dieses eine Mal jedoch kam alles anders. Aber eines nach
           Erdbeeren mehr Vitamin C als Orangen und Zitronen und          dem anderen.
           sind zudem sehr kalorienarm.                                       Zur Begrüssung gab es natürlich ein Cüpli, für mich auf
                                                                          individuellen Wunsch aus der Dose, weil ich das Gefühl
           Hier ein einfaches Rezept für                                  des kalten Aluminiums in Verbindung mit den aufstei-
           ein erfrischendes Erdbeermousse:                               genden Bläschen so liebe. Der Rest der Veranstaltung sollte
                                                                          uns aber als höchst biologisch und naturbelassen in Erin-
           für ca. 5 Portionen                                            nerung bleiben. So stand zuerst eine Brusqueta auf dem
           300 Gramm Erdbeeren                                            Speiseplan. Nicht mit Tomaten und Gestrüpp, sondern
           100 Gramm Zucker                                               mit einer Avocado-Feta-Mousse bestrichen und mit Erd-
           30 Gramm Portwein                                              nüssen garniert, die der Ästhetik wegen erst geschält
           1 Bourbon-Vanilleschote                                        werden wollten; fein und logisch. Dazu natürlich Wein:
           100 Gramm Magerquark                                           Primitivo, weil süffig und nicht so geschleckt vom Namen
           100 Gramm Natur Joghurt                                        her wie z.B. Châteauneuf-du-Pape und auch wegen dem
           250 Gramm geschlagener Rahm                                    Land. Wir hatten wie immer ausreichend Gesprächsstoff,
           3 Blatt Gelatine                                               so dass die Zubereitung der Speisen fast beiläufig geschah.
                                                                          Und so geschah auch das Unvergessliche: der Hauptgang.
           Erdbeeren waschen, entstielen und vierteln. Dann zusam-        Erd-äpfel vom Bauern auf frischen Kräutern aus häus-
           men mit dem Zucker, dem Portwein und der Vanillescho-          lichem Anbau mit Gemüse und rotem Poulet à la Tandoo-
           te langsam aufkochen. Vanilleschote herausnehmen und           ri. Es roch zu köstlich, zu verführerisch, als dass wir hätten
           die Erdbeeren fein pürieren. Ein wenig von der Fruchtsau-      lange darauf warten wollen: so folgte der erste Biss, ge-
           ce zum späteren Garnieren übrig lassen. Die ausgedrückte       paart mit den ersten Mahlbewegungen, worauf sich alles
           eingeweichte Gelatine in der noch warmen Fruchtsauce           nur noch in Zeitlupe vollzog. Wir sahen uns ringsherum
           auflösen und etwas auskühlen lassen. Magerquark und Jo-        an, fuhren das Kauen herunter, die Knirschgeräusche zwi-
           ghurt unter die Fruchtsauce rühren und den geschlagenen        schen den Zähnen erlahmten allmählich und ... es brach
           Rahm vorsichtig unterziehen. In Gläser abfüllen und meh-       grosses Lachen aus. Ein Lachen, das sich in Wellen ergoss
           rere Stunden (am besten über Nacht) im Kühlschrank fest        nicht mehr enden wollend. Bis jemand fragte, ob es viel-
           werden lassen. Mit der aufgesparten Fruchtsauce überzie-       leicht als Nachspeise auch noch Erd-beeren gäbe? So
           hen und nach Belieben ausgarnieren.                            werden Sie unsterblich, liebe Meisterköche, denn was sind
                                                                          100 begnadete Menüs gegen einen Fauxpas?

16   XXX   ElfenauPark magazin                                                                           Essen & Trinken             17
Verwirklichung                                                  Schutzengel Mein
Aus der neuen Reihe: Bemerkenswerte Texte                       Gross hilft klein, alt unterstützt jung
ausgewählt von Urs Hirschi, Redaktor ElfenauPark Magazin        von Urs Hirschi, Mitglied Geschäftsleitung ElfenauPark

                                                                «Das Leben ist schön. Das Leben ist voller Überra-               Um diese Organisation zu unterstützen, lancierten die
                                                                schungen. Nicht alles lässt sich planen. Und manch-          Salzmanns das Kunstprojekt «Schutzengel Mein» Es ent-

Wenn
  keinedas  Leben
        Vision  hat,
                                                                mal bricht etwas in das Leben ein, das uns aus der
                                                                Bahn wirft. Dann hängt unser Schicksal an einem
                                                                seidenen Faden. Ob wir nun an Engel glauben oder
                                                                                                                             standen 20 verschiedene und individuelle Werke von 20
                                                                                                                             verschiedenen Menschen. Diese Gemälde wurden, anläss-
                                                                                                                             lich eines im Dezember 2012 statt gefundenen Events zu

  nach der man strebt,
                                                                nicht – wir hoffen dann auf einen Schutzengel.»              Gunsten der Kinderkrebshilfe Schweiz, verkauft. Der Elfen-
                                                                                                                             auPark hat sich mit dem Erwerb des Bildes von Ted Scapa

 nach  derverwirklichen
           man sich sehnt,
                                                                Diese Zeilen entstammen der Feder von Christoph und          an der Aktion mit CHF 5000.— beteiligt. Der Schutzengel

die man                 möchte,
                                                                Martina Salzmann. Die beiden sind die Initianten und         von Ted Scapa wird in den kommenden Wochen in den
                                                                Umsetzer von «Schutzengel Mein».                             Räumlichkeiten des ElfenauPark gut sichtbar platziert und
                                                                    Jährlich erkranken in der Schweiz rund 230 Kinder an     uns Menschen im ElfenauPark künftig ein wenig begleiten.

dann
  sichgibt es auch kein Motiv,
                                                                Krebs. Das Leben dieser Kinder ändert sich radikal. Aber     Wir alle brauchen manchmal einen Schutzengel!

       anzustrengen.
                                                                auch das Leben der Eltern und der Geschwister wird ein           Martina und Christoph realisierten zudem einen rund
                                                                anderes. Alles ist anders. Hoffnung wechselt mit Rück-       40-minütigen Film zum Thema, welcher berührt, unter die
                                                                schlägen und Angst, Unsicherheit und Ungewissheit kom-       Haut geht. Er regt zum Denken und Handeln an!
                                                                men auf. In dieser Situation ist neben der besten medizi-
                                                                nischen Behandlung auch ein soziales Umfeld notwendig,       Mehr Informationen zum Film und zum Projekt
                         Erich Fromm (1900–1980)                das Verständnis zeigt, Unterstützung gewährt und beglei-     «Schutzengel Mein» finden Sie im Internet:
       Erich Fromm war ein deutsch-US-amerikanischer            tet. Das zu ermöglichen, ist seit mehr als zwanzig Jahren,   www.schutzengel-mein.ch und
       Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe.        das Ziel der Kinderkrebshilfe Schweiz.                       www.facebook.com/schutzengelmein
       Er stammte aus einer streng religiösen jüdischen Fa-
       milie, aus der zahlreiche Rabbiner hervorgegangen
       waren. In Berlin studierte er um 1928 am Psycho-
       analytischen Institut. In dieser Zeit gab er seine or-
       thodox-jüdische Lebensweise auf. 1934 emigrierte
       Fromm via Genf in die Vereinigten Staaten. Dort
       entfaltete er seine kritischen und politischen Gedan-
       ken in Forschung und Lehre. Er wurde zu einer der
       zahlreichen Leitfiguren der damaligen Studentenbe-
       wegung. Er war in vielen Disziplinen ein Pionier. Sei-
       ne Gedanken und Thesen zum Massenkonsum sind
       aktueller denn je. 1980 starb Erich Fromm nach sei-
       nem vierten Herzinfarkt in Muralto, Tessin.

18   Bemerkenswerte Texte                                       ElfenauPark magazin                                                            Kultur & Manuelstiftung              19
Ejsenblick
                   von Freddy Ejsen, Poet und Fotograf

                   Ferie-Glück = e Glück im Alter

                   Glück sit viele Zyte, Johr um Johr eins elter, ich Alter
                   unterwägs als Einsiedler, he nei au, gniesse gfallt mer.
                   Mi beschti Fründin sit 61 Johr, mi Frau
                   guet ufghobe im ElfenauPark ganz genau.
                   Die grosse, schöne Reise z‘zweit sind Erinnerige,                    Nonemolprobiere goht über studiere,
                   denn vo do us ellai het’s mi in noche Oschte zoge,                   s goht gege dr Sunneuntergang,
                   fertig Schluss, Krieg, Politik … gäll dr kömmet drus?                i wott Euch dä Fotiversuech verrote,
                                                                                        i frog mi, tuet er mr grote?
                   In dr kleine Schwiz Stammgascht scho‘s 5. Johr à la Carte,           Rosarot d’Farb uf em Mönch mit Schnee
                   e Doppelzimmer, Balkon mit allem drum und dra,                       Unglaublich was do goht bis am Zähnidrissig
                   nadirlig zum Einzelzimmerpris Solbad Sigriswil, Olala.               e Erläbnis über em Thunersee
                   Ich gseh dr Mönch, Eiger und erscht no e Jungfrau, dr Niese          Uf alle Gipfel obe lüchte d’Liechtli und uf em See
                   und ganz rächts s’Stockhorn dr Himmel meischtens blau.               s’Obigschiff au mit Liecht.
                                                                                        Mi Blick: Spiez by Night.
                   Vor zwai Johr e Rue, ich uf em Liegstuel sitz, e Loscheplatz,        D’Autofahrer: stop bei rot.
                   no kai 1. Augscht in Sicht, ich mini Ohre spitz.                     Vor em Start: orange.
                   Plötzlich vo Spiez gege Fulesee, also unde vom Niese klöpft’s,       Dr Start: grüen.

     Wichtiges &
                   e Schauspiel vomene farbige Fürwärk tuet mi begrüesse,               S’goht au ohni Palme, Muschle, Sand,
                   mitte in dr Nacht, pressiere, usprobiere, s’isch vollbracht:         das Schauspiel mi berüehrt.
                   Digital oni Blitz – ok!
                   Jetzt kann ich’s im Computer gseh.
                                                                 Vor luter Fotoversuech han i mi ganz vergässe

     Unwichtiges
                                                                 jä nu, sölle d‘Luxusgäscht s‘ 5-Gang Menu ohni mi ässe.
                                                                 Was ich no ha welle verzelle, usser Wellness
                                                                 jo kai Stress-s’Wanderkoschtüm us em Kaschte hole.
                                                                 Unser Dokter Alfred Erich Müller: laufe, bewege, het er mr empfohle.
                                                                 Wandere über Stock und Stai, ufwärts,
                                                                 ich schenier mi fascht – nur wenn’s e Gondle het.
                                                                 E bequemi Sitzglägeheit – ich kumm mr vor wie im Bett.
                                                                 So lueg ich wie d’Küe Gaissli, Schöfli grase – s’isch dr Hit.
                                                                 Bärgwärts z’Fuess – schnufe, schwitze – Schritt für Schritt.
                                                                 Seggle wie d’Basler würde sage, abwärts, mini alte Füess no wage.
                                                                 So vergoht mi Ferieglück no z’schnäll verbi.
                                                                 Adieu Bärner Oberland – 2014 wär ich wenn möglich wieder drbi.

                                                                Also uf bald – numme g’sund und stark
                                                                Eure Fredy Ejsen FE vom ElfenauPark.

20                 ElfenauPark magazin                                                                  Wichtiges & Unwichtiges              21
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                                                                                                                             Serie: «Menschliche Probleme des Alltags»
                                                                                                                             von Erwin Wenger, Ostermundigen

noch richtig?
                                                                                                                             Teil 15: Pünktlichkeit
                                                                                                                             «Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige» heisst ein      Briefe der Zeit
                                                                                                                             Sprichwort, steht aber auch jedem Einzelnen gut an! Ma-        von Christoph von Graffenried
                                                                                                                             chen wir es im Leben nicht auch oft so wie der törichte
                                                                                                                             König? Wir bringen es nicht fertig, uns von üblen Ge-          Die Zeit der Briefe scheint der Vergangenheit anzugehö-
Nightshopping mit Sabine Wenger, Leiterin Verwaltung & Personal                                                              wohnheiten, schlechten Methoden zu trennen. Auch im            ren. Wie lobe ich mir doch die ältere Generation, die ein
                                                                                                                             täglichen Leben des Ruhestandes muss man noch bereit           schmuckes Kärtli zur Hand nimmt und mir persönlich ein
                                                                                                                             sein, die Hand, die uns ärgert, abzuhauen; das Auge, das       paar Zeilen schreibt. So bleibt der Gang zum Briefkasten
Wer nachts nicht schlafen kann – da      So gerät man in Schwierigkeiten.          le-Ersatz-Filtereinsatz für unseren be-   uns auf falsche Wege führt, auszureissen. Lieber ein paar      spannend und hilft mir, meine Sammlung an Karten und
sind sich alle Fachleute und Ratgeber    Das war schon immer so, nur muss-         währten Spritz- und Geruchsschutz-        Minuten zu früh zu einem vereinbarten Termin, zum              Kärtlis zu erweitern. Am liebsten habe ich die B-Post fran-
einig – sollte einfach mit geschlos-     te man früher wenigstens die Woh-         pfannendeckel. Ok, das klingt ver-        Arzt, zum Bahngleis, zur Einladung. Damit ersparen wir         kierten Zuschriften. Da ist noch ein Hauch von Zeit, gar Ge-
senen Augen im dunklen Zimmer            nung verlassen, um Geld zu verpul-        nünftig. Fast hätte sie meine Bestel-     nicht nur uns viel Aufregung und Nervosität.                   mütlichkeit drin, vielleicht sogar Geduld, weil die Antwort
liegen und so tun, als schliefe er.      vern. Man musste sich an die Laden-       lung abgesegnet, doch was ist das?            Sicher lässt es sich mit dem besten Willen ab und zu       später kommen wird. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit beim
Das hat viele einleuchtende Grün-        öffnungszeiten halten. Und manch-         Gemüsetwister? Apfelteiler? Shake         nicht vermeiden, zu spät zu kommen. Einmal ergibt es           Briefeschreiben!
de. Denn – was tut man, wenn man         mal, so stelle ich mir vor, setzte in     & Bake? Wem will diese Frau etwas         sich in Folge eines Missgeschickes, ein andermal hat man
nachts nicht schlafen kann? Garan-       diesem Moment der Entscheidung,           vormachen?, fragt sich BB. Wohl vor       wirklich verschlafen. Von diesen Ausnahmefällen sei hier
tiert nichts Gescheites.                 aufzustehen, einen Mantel anzuzie-        allem sich selbst. Nein, das wird BB      auch nicht die Rede. Wir denken hier in erster Linie an
   Ich zum Beispiel, ich kaufe oft et-   hen, die Wohnung zu verlassen, der        nicht zulassen – ausserdem sind die       die chronischen Zu-spät-kommer, die es aus Bequemlich-
was. Mitten in der Nacht. Wenn die       Verstand wieder ein und sagte: «Lass      Guetsli fertig. Sie nimmt das Blech       keit, Nachlässigkeit einfach nicht fertig bringen, zur rech-
Läden geschlossen sind. Angefangen       den Quatsch!»                             aus dem Ofen, stellt es zum Abküh-        ten Zeit zum vereinbarten Termin zu erscheinen.
habe ich diese Unsitte während der          Das Internet hat diese Momente         len auf den Tisch, schliesst dann ih-         Jede Leistung verlangt nach einer Gegenleistung. Ein
ersten schlaflosen Mutterschafts-        eliminiert. Den Verstand übertölpelt.     re virtuellen Tore, fährt noch einmal     Uhrwerk kann auch nur einwandfrei funktionieren, wenn
zeit und mit meinem damals neu er-       Es könnte mich ruinieren. Wenn da         mit ihrem magischen Staubfänger-          alle Räder vorhanden sind. Ebenso kann auch eine Gesell-
rungenen Smartphone, welches so-         nicht Betty Bossi wäre. Mein heim-        tuch über alle Oberflächen und geht       schaft nur ordnungsgemäss funktionieren, wenn alle zur
gar ein Einkaufen vom Bett aus er-       licher Guru. Sie hat immer wieder ei-     ins Bett ...                              rechten Zeit auf ihrem Posten sind.
möglicht. Spät in der                                                                                                            Pünktlichkeit ist letztlich eine Frage des Wollens oder
Nacht kann man selt-
same Dinge bestel-
                         ... «Hallo? Hallo?», rufe ich in den Äther.                                                         Müssens. Sie ist auch ein Akt der Solidarität und Wah-
                                                                                                                             rung des Anstandes gegenüber der Kontaktpersonstelle.
len. Je später es ist,   «Kann ich bitte mal was bestellen?» ...                                                             Um wie viel positiver wird doch unsere Alltagsphiloso-
je voller der Mond,                                                                                                          phie, wenn es uns gelingt, das Wollen vor das Müssen
desto unverzichtbarer kommen sie         nen günstigen Einfluss auf mein Le-       ... keine Antwort. Nichts. Die Nacht      zu stellen! Wer seine Zeit beherrscht, beherrscht sich sel-
einem vor, die Dinge, die da ange-       ben genommen, indem sie es in prag-       ist schwarz und still. Und plötzlich      ber und weitgehend auch sein Schicksal. Berechnen Sie
priesen werden. Ein Kleid, das man       matischere Bahnen lenkte. Und sie         komme ich zu mir. Was tue ich hier?       für die Zeitvorgabe lieber fünf Minuten mehr ein, stellen
auf siebzehn verschiedene Arten tra-     hat mich auch jetzt wieder gerettet.      Das brauche ich doch alles nicht.         Sie den Wecker lieber fünf Minuten vor der gewünschten
gen kann. Eine Metallklammer, die        Denn sie lässt einen nicht einfach so     Das Einzige, was ich brauche, ist ei-     Zeit ein und begeben Sie sich lieber fünf Minuten früher
man zwischen die Knie klemmt und         drauflos bestellen. Ich stelle mir vor,   ne Mütze Schlaf. Und so klicke auch       zum vereinbarten Termin. Die Zeitreserve dient der Ent-
sich so perfekte Beine antrainiert ...   wie sie an ihrem Tisch sitzt, in der      ich mich raus – zurück in die Rea-        spannung unserer Nerven. Wer unpünktlich ist, hat kein
ohne die geringste Anstrengung. Pu-      Versuchsküche auf ihrem Landgut.          lität – schicke ein kurzes Dankge-        richtiges Verhältnis zur Zeit gefunden. Die Zeit aber ist
der aus irgendwelchem magischen          Der Tisch ist alt und massiv, die Holz-   bet ins All und schlafe endlich ein.      unser Leben. So wie wir unsere Zeit einteilen, so leben wir
Urgestein, welches einen in Sekun-       platte verwittert. Auf diesem altmo-      Im Traum erscheint mir ein Bestell-       auch: bewusst, ruhig, ausgeglichen oder eben zerfahren,
denschnelle zehn Jahre jünger aus-       dischen Tisch stehen fünf hochmo-         formular, das nur einen Artikel an-       nervös und unsicher!
sehen lässt. Ein tolles Schmetter-       derne Computerbildschirme. Wäh-           bietet: Den Allesmöglichmacher im
lingshirt vom Modedesigner Chri-         rend sie wartet, bis die Guetsli fertig   Sonderangebot. Doch dann ist auch
stian Audigier für nur 20 Euro … di-     sind, überwacht sie die Bestellakti-      er verschwunden.
rekt aus Hong Kong.                      vitäten. Ach herrje, denkt sie, Sabi-
   Klick, klick, klick. Zu müde zum      ne Wenger ist auch noch wach. Muss
Denken, zu wach zum Schlafen ...         die morgen nicht früh raus? Und was
                                         tut sie jetzt? Bestellt einen Aktivkoh-

22    Nightmare                                                                                                              ElfenauPark magazin                                                             Wichtiges & Unwichtiges                 23
Tag der .....
Tage zum Erinnern und zum Vergessen
von Manuel Zaugg, Leiter Restauration

                                                                             Vor einigen Wochen musste ich mich für einen kurzen            Lärms» (30. April), der gleichzeitig der «Tag für gewaltfreie
                                                                             «Wellness-Aufenthalt» in ein Berner Spital begeben. Im         Erziehung» ist, so richtig auf den Putz hauen. Es gibt aber
                                                                             Wissen, dass die Tage im Spital nicht wirklich schnell         auch wirklich sinnvolle «Tage der .....». Dass am «Tag der
                                                                             vorübergehen, nimmt der geübte Aufenthalter neben              Organspende» (1. Samstag im Juni) auf die mangelnde
                                                                             den obligaten Toilettenartikeln und dem «überlebens-           Spendenbereitschaft aufmerksam gemacht wird, finde ich
                                                                             wichtigsten» technischen Equipment, auch eine grosse           wichtig. Trotzdem sollte man diesen Tag nicht zwingend
                                                                             Menge an Literatur zur Ablenkung mit. Ich hatte folglich       zu wortwörtlich nehmen und sich in eine Lage bringen,
                                                                             all diese Gegenstände in meiner Tasche dabei. Nach ab-         die zur Spende eines Organes Anlass gäbe. Schliesslich
                                                                             solviertem Eintritt, begann die Zeit des Wartens. Ich über-    ruht am «Europäischen autofreien Tag» (22. September)
                                                                             brückte sie mehr oder minder gut mit einer Kurzlektüre         der Strassenverkehr ja auch nicht, wie auch am «Tag der
                                                                             aus dem Magazin, welches am Samstag jeweils den Berner         Sonne» (3. Mai) diese ja auch nicht verbindlich hervor-
                                                                             Zeitungen mitgeliefert wird. Einer der ersten Texte handel-    kommt! Eher möglich ist, dass am «Tag des Hundes» (11.
                                                                             te von dem mir völlig unbekannten «Tag der Nachbarn»,          Oktober) auch eben solches Wetter vorherrscht. Der «Tag
                                                                             welcher jeweils am 31. Mai gefeiert wird. Amüsiert über        der Ausbildung» (18. Juni) wird wohl auch nicht von gros-
                                                                             den Artikel, begann ich mich in den folgenden Stunden,         sem Erfolg gekrönt sein, wenn sich diese nur auf diesen
                                                                             in der grossen weiten Welt des Internets zu vertiefen, um      beschränken sollte. Ebenfalls wünsche ich niemandem,
                                                                             eine Vielfalt an «Tag der .....» zu entdecken. Ich habe eine   dass der «Europäische Migränetag» (12. September) zu ei-
                                                                             grosse Anzahl sinnvoller, aber auch eine noch viel grössere    ner solchen führt. Schon eher zu wünschen wäre, dass
                                                                             Menge sinnloser «Tag der .....» aufgespürt.                    sich der «Internationale Friedenstag» (21. September)
                                                                                 Wir alle kennen Tage wie «Tag der Deutschen Ein-           durchsetzen und erfüllen möge.
                                                                             heit» (3. Oktober) oder «Internationaler Tag der Frau» (8.        Für den 21. März empfehle ich Ihnen einen Waldspa-
                                                                             März). Auch der «Tag der Menschenrechte» (10. Dezem-           ziergang, da nämlich wird der «Internationale Tag des
                                                                             ber) ist wohl einigen von uns bekannt. Aber haben Sie          Waldes» gefeiert und am 6. Juli findet, nicht zu verges-
                                                                             schon mal vom «Tag der Komplimente» (24. Januar) oder          sen, der «Welt-Kuss-Tag» statt. Warum überraschen Sie Ihr
                                                                             vom «Tag der Poesie» (21. März) gehört? Ich jedenfalls         Vis-a-vis an besagtem Tag nicht mit einem solchen? Sollte
                                                                             noch nie! Vorsorglich habe ich, die mir wichtigen Daten,       Ihnen das zu aufdringlich erscheinen, so können Sie Ihr
                                                                             in meiner Agenda vermerkt. So werde ich am «Tag der            Vis-a-vis immer noch am «Tag des Kaffees» (24. Septem-
                                                                             Komplimente» versuchen, diese auch grosszügig zu ver-          ber) zu einem solchen einladen.
                                                                             teilen und auch den «Tag der Tiefkühlkost» (23. Februar)
                                                                             werde ich mir zu Gemüte führen – oder vielleicht auch          Ich wünsche ihnen auf jeden Fall tagtäglich
                                                                             nicht. Schliesslich wird am «Tag der Arbeit» ja auch nicht     einen «Tag des Geniessens».
                                                                             überall gearbeitet. Hätte ich gewusst, dass der Tag meines
                                                                             Spitaleintritts der «Tag des Fahrrades» (3. Juni) ist, hätte
                                                                             ich wohl kaum den Mut aufgebracht, die öffentlichen
                                                                             Verkehrsmittel zu benutzen. Weitere Beispiele gefällig?
                                                                             Am «Tag gegen Lärm» (20. April) sollte auf eben diesen
                                                                             verzichtet werden, dafür dürfen Sie dann am «Tag des

24   Der 1.000.050. Geburtstag der Kunst wurde am 17. Januar 2013 gefeiert   ElfenauPark magazin                                                             Wichtiges & Unwichtiges                  25
Lehrjahre sind ...                                                Vor drei Jahren startete meine Ausbildung:
                                                                  An einem Montag, am 2.8.2010 fing ich meine Lehre
                                                                  an. Ich war total nervös. Es war schliesslich mein erster
                                                                  Arbeitstag. Ich ging zum ersten Mal alleine mit dem
                                                                                                                               Telefon abnehmen». Ich darauf: «Ja, nein, mach du's lieber,
                                                                                                                               ich nehme dann das nächste ab.» Bei ihr sah das immer so
                                                                                                                               einfach aus und als ich mich traute, endlich einmal das Te-
                                                                                                                               lefon abzunehmen, war es die reinste Katastrophe! Bis ich
Bericht über meine wunderbare Lehrzeit im ElfenauPark             Zug nach Bern, was ich total cool fand, endlich einmal       einmal richtig drin war, ging es eine Zeitlang. Aber dafür
von Sandra Milesevic, jetzt Kauffrau                              ohne Eltern zu reisen! Leider hatte der Zug 4 Minuten        kann ich's jetzt wenigstens.
                                                                  Verspätung und somit verpasste ich natürlich den Bus             Nach einem Jahr, ich war schon im zweiten Lehrjahr,
                                                                  und dachte mir: «Super Sandra, jetzt hast du auch noch       durfte ich ein bisschen anspruchsvollere Aufgaben bear-
                                                                  den Bus verpasst!» Nach 10 Minuten kam endlich der           beiten. Diese erschienen mir am Anfang noch schwierig,
                                                                  sehnlichst erwartete Bus. Ich kam um 8.55 Uhr im El-         doch jetzt erledige ich diese ruck zuck! Auch konnte ich
                                                                  fenauPark an und gab meiner Mutter per Telefon noch          zwei Wochen lang eine Praktikantin an der Réception
                                                                  kurz Bescheid.                                               einführen. Das war eine sehr grosse Sache für mich. Ich
                                                                     An der Réception habe ich nach Frau Sabine Wenger         hatte das noch nie gemacht, aber es ging, so weit ich mich
                                                                  gefragt. Nach 5 Minuten kam sie strahlend zu mir, beg-       erinnern kann, ziemlich gut! Ohnehin ging das zweite
                                                                  rüsste mich herzlich und nahm mir so die Nervosität ein      Lehrjahr sehr schnell vorbei.
                                                                  bisschen weg. Am Anfang hat sie mir das Büro gezeigt,            Dann kam ja schon das dritte. Anfangs Herbst kamen
                                                                  was mir sehr vertraut war. Ich war nämlich im Februar        auch schon die Schnupperlis, die sich für eine Kaufmän-
                                                                  2009 hier schnuppern und es hat mir schon damals sehr        nische Lehre beworben hatten. Ich konnte ihnen den
                                                                  gefallen. Sie hat mir noch all die anderen vom «oberen       ganzen ElfenauPark zeigen und wie mein Arbeitsalltag
                                                                  Stock» vorgestellt. An diesem Tag hat sie mir den ganzen     aussieht. Es war wieder eine Erfahrung, die ich mitneh-
                                                                  ElfenauPark gezeigt. Es war wie ein Labyrinth für mich,      men konnte. Ausserdem habe ich mich intensiv für die
                                                                  so viele unterirdische Gänge. In dieser Woche, da kann       Lehrabschlussprüfungen vorbereitet. Im März dieses Jah-
                                                                  ich mich gut erinnern, musste ich viel ablegen und viel      res hatte ich meine erste Abschlussprüfung in Englisch,
                                                                  nach Alphabet sortieren.                                     welche ich erfolgreich bestand. Dann ging es weiter mit
                                                                     Nach einigen Wochen hatte ich mich gut eingelebt und      den anderen Prüfungen, die ich im Mai und Anfang Juni
                                                                  ging in dieser Zeit auch schon zur Schule. Der erste Tag     hatte. Da ich früh genug mit meiner Klassenkameradin
                                                                  im Unterricht war sehr happig für mich, neue Mitschüler,     angefangen hatte zu lernen, konnte ich es mehr oder we-
                                                                  viele Informationen und natürlich gaaaaanz viele Bücher,     niger locker angehen. Nichts desto trotz war ich nervös.
                                                                  aber in diesen drei Jahren wurde es so zu sagen immer wie    Das muss ich zugeben!
                                                                  besser! Natürlich durfte ich während meiner Lehrzeit im          Während dem Schreiben ist mir aufgefallen, wie schnell
                                                                  ElfenauPark ein bisschen in der Pflege, im Technischen       diese drei Jahre vorbeigegangen sind. Als hätte ich erst ge-
                                                                  Dienst und in der Hauswirtschaft reingügseln. In der Küche   stern angefangen! Doch jetzt fängt ein neuer Lebensab-
                                                                  musste ich nicht schnuppern, darüber bin ich sehr froh,      schnitt an und darauf freue ich mich schon sehr! Ich wer-
                                                                  weil ich eine unglaublich schlechte Köchin bin! In der       de mit meiner Kollegin sechs Monate nach England gehen,
                                                                  Pflege durfte ich eine Woche lang reinschauen. Ich selber    um dort meine Englischkenntnisse zu vertiefen. Ich bin
                                                                  könnte nicht dort arbeiten. Ich habe wirklich Respekt vor    froh, durfte ich hier die Kaufmännische Ausbildung absol-
                                                                  den Menschen, die das können! Im Technischen Dienst          vieren und bedanke mich herzlich bei Doris Schneiter, Sa-
                                                                  durfte ich Glühlampen auswechseln, Papier und Karton         bine Wenger und Helene Jutzi für die tolle Unterstützung
                                                                  in den Containerraum bringen und in der Hauswirtschaft       und für die Erfahrungen, die ich sammeln durfte. Auch
                                                                  konnte ich zusehen, wie Lucia Perez die Wohnungen            bei den BewohnerInnen und den anderen Mitarbeitenden
                                                                  sauber macht und habe natürlich auch mitgeholfen. Sie        vom ElfenauPark bedanke ich mich, da sie mir jeden Tag
                                                                  macht das wirklich gut! In der Manuelstube war ich auch      immer abwechslungsreich gestaltet haben!
                                                                  für eine Woche, was mir sehr gefiel. Ich konnte dort die
                                                                  BewohnerInnen noch besser kennenlernen, konnte mit
                                                                  ihnen Güetzli backen, mit ihnen plaudern und basteln.        (Anmerkung der Redaktion: Liebe Sandra, danke für deine
                                                                  Auch durfte ich in diesen drei Jahren in den Service gehen   journalistische Tätigkeit in Form von den Kurzinterviews,
                                                                  und 1 Mal pro Woche war ich stets an der Réception. Da       die du für uns durchgeführt hast und auch von unserer
                                                                  kommt mir spontan das erste Telefonat in den Sinn. Die       Seite alles Gute auf deinem Weg!)
                                                                  Praktikantin sagte zu mir: «So, jetzt kannst du mal dieses

26   Sandra Milesevic schreibt über ihre Ausbildungserfahrungen   ElfenauPark magazin                                                                     Kommen & Gehen                27
Notfall! Was tun?
                             Kaffeepause mit ...                                          Kaffeepause mit ...
                             Yvonne Plastina                                              Pia Grünenwald
                             Dipl. Pflegefachfrau AKP                                     Praktikantin
                                                                                          Aktivierungsfachfrau

                                                                                                                           von Ursula Bürki, Mitarbeiterin Pflege

Was wärst du, wenn du ein Nahrungsmittel wärst?              Was wärst du, wenn du ein Nahrungsmittel wärst?
Ich wäre ein rundes Vollkornbrot, da es verschiedene         Ich wäre eine Zwiebel, weil sie dem Essen immer
Samen, einen guten Geschmack und eine vielseitige            das gewisse Etwas gibt.                                                                  Liebe Bewohnerinnen
Mehlmischung hat.                                                                                                                                     Liebe Bewohner
                                                             Was wärst du, wenn du eine Pflanze wärst?
Was wärst du, wenn du eine Pflanze wärst?                    Eine Sonnenblume, weil sie wie eine Sonne aussieht und                                   Sie kennen alle die Situationen: Sie räumen zum Beispiel den Bal-
Eine Pfingstrose, weil sie eine sehr spezielle und           sie gute Laune und positive Energie versprüht.                                           kon auf und bleiben mit dem Finger am alten Stuhl hängen, prompt
einzigartige Blume ist. Dazu ist es meine Lieblingsblume.                                                                                             blutet es … ein kleiner oder grosser Notfall ist schneller passiert, als
                                                             Was wärst du, wenn du ein Tier wärst?                                                    einem lieb ist.
Was wärst du, wenn du ein Tier wärst?                        Ich wäre ein Delphin, weil dieses Tier
Ich wäre ein Elefant, weil er ein Einzelgänger ist und       sehr sozial und lieb ist.                                                                Bei all diesen Situationen heisst es als Erstes:
eine dicke Haut besitzt.                                                                                                                              Ruhe bewahren!
                                                             Was wärst du, wenn du ein Land wärst?                                                    Betätigen Sie dann zu jeder Zeit den Telecare!
Was wärst du, wenn du ein Land wärst?                        Ich wäre Irland. Ich war schon mehrmals dort und                                         Es kommt jemand von der Pflege und hilft Ihnen weiter.
Ich wäre England. Ich hielt mich schon mehrmals              die Landschaften sind wunderschön und faszinierend.
dort auf, weil ich dieses Land einfach liebe!                Es ist sehr ruhig, hat viel Grün und man kann                                            Wir unterscheiden zwischen
Das erste Mal war ich mit 16 Jahren dort.                    einfach mal abschalten.                                                                  medizinischen Notfälle:
                                                                                                                                                      • Vitalzeichen außerhalb akzeptabler Grenzen
Was wärst du, wenn du ein Adjektiv wärst?                    Was wärst du, wenn du ein Adjektiv wärst?                                                  (Blutdruck, Herzfrequenz, Blutzuckerspiegel usw.)
‹‹humorvoll›› – Humor hilft in allen Lebenslagen!            ‹‹aufgestellt››, weil ich dieses Feedback mehrmals erhielt.                              • plötzliche Schmerzen oder Atemnot
                                                                                                                                                      • falsche oder fehlerhafte Medikamenteneinnahme
Wer wärst du, wenn du ein Sportler wärst?                    Wer wärst du, wenn du ein Sportler wärst?                                                • gravierende innere oder äußere Verletzung
Ich wäre ein Schwimmer.                                      Ich wäre Didier Cuche, weil Skifahren die einzige                                        • plötzliche Veränderungen des Bewusststeins
                                                             Sportart ist, die mich wirklich interessiert.
Wer wärst du, wenn du ein Künstler wärst?                    Ausserdem fahre ich auch selber gerne Ski.                                               Bei medizinischen Notfällen informiert der Pflegedienst unverzüg-
Ich wäre ein Bildhauer, so wie der Künstler Auguste Rodin.                                                                                            lich den Arzt. Dr. Müller oder seine Vertretung beurteilen die Situati-
Ich finde seine menschlichen Figuren wunderschön und         Wer wärst du, wenn du ein Künstler wärst?                                                on und geben dem Pflegedienst Anweisungen.
faszinierend.                                                Ich wäre eine Musikerin. Ich selber habe eine Vorliebe
                                                             für die Musik und spiele schon seit der 2. Klasse Kornett.                               und pflegerischen Notfällen:
Wer wärst du, wenn du ein Politiker wärst?                                                                                                            • Sturz ohne Verletzung
Ich wäre die Politikerin Simonetta Sommaruga.                Wer wärst du, wenn du ein Politiker wärst?                                               • Kleinere Verletzungen wie z.B. Prellungen oder Hautdefekte
Sie beeindruckt mich als Person.                             Gar keiner – Politik interessiert mich nicht wirklich.                                   • Unwohlsein
                                                                                                                                                      • Unruhe oder Mühe in der Orientierung
Wer wärst du, wenn du ein Star wärst?                        Wer wärst du, wenn du ein Star wärst?
Pedro Lenz, weil er ein guter Schriftsteller ist.            Ich wäre ein Schauspieler, weil ich einmal einen Einblick                                Bei pflegerischen Notfällen ist auf den Stationszimmern das wich-
                                                             haben möchte, was diese Leute so im Alltag machen.                                       tigste Material verfügbar. Auf dem Foto links sehen Sie Ursula Bürki
Wer wärst du, wenn du die Wahl hättest?                                                                                                               und den von ihr in Eigenregie bestückten Notfallkoffer, der alles We-
Wenn ich die Wahl hätte, dann wäre ich heute lieber          Wer wärst du, wenn du die Wahl hättest?                                                  sentliche enthält: von Blutdruck-/ Pulsgerät Gerät über Verbandsma-
Physiotherapeutin geworden als dipl. Pflegefachfrau.         Wenn ich die Wahl hätte, dann wäre ich natürlich ich.                                    terial, bis zu Blutzuckermessgerät ist alles drin.
                                                             Aber ich möchte auch für einen Tag in eine andere Rolle
                                                             schlüpfen und sehen was andere machen. Wie zum
                                                             Beispiel ein Star, da könnte ich jeden Tag shoppen gehen!

28      Kurzinterviews                                                                                                     ElfenauPark magazin                                   Notfall – benutzen Sie den Telecare             29
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