Magazin - Tu was, dann tut

 
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Magazin - Tu was, dann tut
Mostvie
          rtel-Mit
                     te 2015|
                                16
                                     M ag a z i n
Magazin - Tu was, dann tut
lfestival
Bei Österreichs erstem Sozia
                             itte
in der Region Mostviertel-M
1.10.–16.10.2016
Magazin - Tu was, dann tut
Inhalt
                                                                                                                  Lebens
                                                                                                                           Gut Mit
                                                                                                                  10              einand
                                                                                                                                           er

                                                                                                      e
                                                                                               Sinn
                                                                                    bt   die
                                                                          ik   bele
                                                                    Mus
                                                                     20
                  Tu was, dann tut sich was.
Sozialfestival    Am Anfang steht die Tat                                                                   4–5

                  Unterstützen mit Verantwortung & Sinn
Die Sinnstifter   Anstößig? So kommen Steine ins Rollen                                                     6–7   Willkommen be
                                                                                                                  und Tanzen 15 im Singen

Region &          Aktueller Schauplatz des Sozialfestivals
Projekte          Die LEADER-Region Mostviertel-Mitte & Tu was-Projekte                                     8–9

Gemeinschaft & 11 Projekte – Blick hinter die Kulissen
Zusammenhalt Begegnung ermöglichen, Grenzen überwinden & Feste feiern                                     10–11

                  Interview: Zu Gast bei EMMAUS Lilienfeld
                  Von heilenden Momenten und neuen Begegnungen                                            12–13

Kulturelle        10 Projekte – Blick hinter die Kulissen
Vielfalt          Meine Heimat. Deine Heimat. – Unser Zuhause.                                            14–15

                  Im Fokus
                  Was bitte ist der „Comedor del Arte“?                                                   16–17

                  Kindertheatergruppe Füreinander – Miteinander
                  Im gemeinsamen Spiel die Integration fördern                                            18–19

Fotografische     Ich – Du – WIR
Porträts          Wenn Worte fehlen und Bilder erzählen                                                   20–21

(Herzens-)        11 Projekte – Blick hinter die Kulissen
Bildung           Englisch für die Kleinsten, Lebenserfahrung & viel Kreativität                          22–23

                  Reportage Annaberg
                  Ein Dorf tut was                                                                        24–25

                  Tu was-ForscherInnen im Gespräch
Wissenschaft      Soziale Beziehungen unter der Lupe                                                      26–27

Tu was!           Tu was – Aktivitäten
Mach mit.         von 1. bis 16. Oktober                                                                  28–29
Magazin - Tu was, dann tut
4 | Tu was! Mach mit. Magazin

Tu was, dann tut sich was.

Am Anfang

                   steht die Tat
                   von Clemens Sedmak

Am Anfang war die Tat, heißt es, wenn ich          Gelebte Menschlichkeit:                           Viele Projekte hatten mit „Zusammenkom-
mich recht erinnere, in Goethes „Faust”. Am        Niemanden im Stich lassen.                        men” zu tun – gemeinsam kochen, gemeinsam
Anfang stand eine Begegnung und dann eine                                                            lernen, gemeinsam tanzen, gemeinsam feiern,
Idee und dann wieder eine Begegnung und            Das Anliegen wurde auch so formuliert: Men-       gemeinsam wandern. Das „G”, das „gemein-
eine Schärfung der Idee und dann viele Begeg-      schen darin zu unterstützen, ihre Ideen zu        sam” von „einsam” unterscheidet, ist das „G”
nungen und viele Ideen von Menschen in den         einem besseren Miteinander umzusetzen;            für: „Glück”. Das Glück der Tat.
Regionen von Tu was, dann tut sich was.            dadurch das „Bruttoregionalglück” zu stärken,
                                                   das empfundene Glück, in einer bestimmten         Die „Sinnstifter” haben das Anliegen tatkräf-
Die Begegnung war das Treffen mit Katharina        Region zu leben. Glück ist nach gut philosophi-   tig unterstützt, tatsächlich: tatkräftig; weil
Turnauer und Cornelia Meran; die Idee war die      scher Tradition vor allem im Tätigsein, im Ge-    Katharina Turnauer, Franz Karl Prüller, Andra
Überlegung, angelehnt an die „Kulturhaupt-         stalten zu finden, oder auch: in der Erfahrung    Spallart, Michael Fembek, um nur einige zu
städte” und ihre Strahlkraft ein Fest des Sozi-    von „Selbstwirksamkeit”.                          nennen, angepackt haben. Ja, das Geld war
alen in Regionen zu veranstalten. Der seiner-      Es ist doch tatsächlich beglückend, etwas an-     wichtig und entscheidend, entscheidend aber
zeitige Arbeitstitel lautete: „Regionen gelebter   zustoßen und zu sehen, wie der Stein, der ins     auch der Wille zum Werk.
Menschlichkeit”.                                   Wasser geworfen wurde, Kreise zieht.              Und ganz entscheidend das Werk: „Tu was,
                                                   Auf einen ersten Schritt folgt ein zweiter. Und   dann tut sich was”.
Die Vision bestand darin, eine Aufbruchsstim-      dann ein dritter – und den vierten Schritt ma-    Ich danke allen Tuenden, die ein „Was” ins
mung in einer Region zu erzeugen, Menschen         chen schon andere und der fünfte Schritt führt    Werk gesetzt haben.
in einer Region ein stärkeres Gefühl für Zu-       in eine neue Richtung.
sammenhalt und Zusammengehörigkeit zu              Das Glück des Tuns – deswegen sollte es auch
geben; bei der Geburt meines Neffen hat sein       ein Sozialfestival werden und nicht eine ein-
Vater in der Geburtsanzeige vermerkt: You will     zelne schwerfällige Veranstaltung; menschlich
never walk alone!                                  zu leben ist Ausdruck und Quelle von Lebens-
                                                   freude. Und Lebensfreude ist ein kooperatives
                                                   Gut, also ein Gut, das dadurch mehr wird, dass
                                                   es geteilt wird.

                                                   Tu was, dann tut sich was!                        Zum Autor:
                                                                                                     Clemens Sedmak
                                                   Wir haben in den Regionen die Wahrheit die-       ist Ideengeber und Wissenschaftlicher Leiter
                                                   ses Satzes erlebt, vor allem auch in den klei-    des Sozialfestivals. Der Philosoph und Theolo-
                                                   nen Dingen; nein, das Sozialfestival ist keine    ge ist Professor für Sozialethik am King’s
                                                   spektakuläre Show geworden, die sich in einer     College London und an der Universität Salz-
                                                   Fernsehgala verkaufen ließe; nein, der EU-        burg. Er ist Gründer (und war bis 2015 Leiter)
                                                   Kommissionspräsident ist nicht erscheinen;        des dortigen Zentrums für Ethik und Armuts-
                                                   und nein, das Sozialfestival ist weder Alpbach    forschung und Präsident des ifz Salzburg.
                                                   noch Davos geworden.                              Noch bis Juli 2017 weilt Clemens Sedmak im
                                                   Dafür hat sich viel getan; in der echten und      Zuge einer zweijährigen Gastprofessur an der
                                                   richtigen Wirklichkeit; also in der Welt, die     University of Notre Dame in Indiana (USA).
                                                   Papier beschreiben, aber nicht ersetzen kann.
                                                   Kleine Taten, die von großen Herzen erzählen;
                                                   kleine Taten, die das Herz weitmachen; kleine
                                                   Taten, die Menschen zusammenbringen.
Magazin - Tu was, dann tut
5 | Tu was! Mach mit. Magazin

Gut zu wissen
Sozialfestival
Tu was, dann tut sich was.

Geburtsstunde:
Das „Europäische Jahr zur Bekämpfung von
Armut und sozialer Ausgrenzung“ war für
Clemens Sedmak Anlass, seine Idee von
„Regionen gelebter Menschlichkeit” zu
realisieren: Gemeinsam mit einem Konsor-
tium österreichischer Privatstiftungen (den
Sinnstiftern) wurde das Sozialfestival 2010
ins Leben gerufen.
Ziel:
Engagierten Menschen die Möglichkeit
geben, ihre Projektideen für ein „gutes
Miteinander“ zu verwirklichen. Eigeniniti-
ativen und neue Formen sozialer Zusam-
menarbeit fördern.
Unterstützung:
Finanziell, inhaltlich und organisatorisch
Regionen:
2011: Lungau (Sbg.)
2012–2013: Steirische Eisenstraße (Stmk.)
2013–2014: Mühlviertler Alm (OÖ)
2015–2016: Mostviertel-Mitte (NÖ)
Forschung:
Tu was, dann tut sich was. wird laufend
wissenschaftlich begleitet.
WissenschaftlerInnen unterschiedlicher
Disziplinen unterstützen die Projekte von
deren Einreichung bis zum Abschluss des
Sozialfestivals. Im Rahmen der Ideenbe-
gleitung erhalten alle Einreichenden die
Möglichkeit, im Rahmen von Workshops
ihre Idee zu schärfen und sich mit Gleich-
gesinnten zu vernetzen. Parallel dazu wird
das gesamte Tu was-Geschehen dokumen-
tiert und wissenschaftlich ausgewertet. So
werden Rückschlüsse möglich auf Wirkung,
Erfolgsfaktoren und Potenziale von Tu was,
dann tut sich was. – diese dienen auch der
Weiterentwicklung des Sozialfestivals.
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6 | Tu was! Mach mit. Magazin

Unterstützen mit Verantwortung & Sinn

Anstößig?
		                 So kommen Steine ins Rollen

                                                      Andra S
                                                                pallart

                                                                                                                  Rudolf
                                                                                                                           Humer
                     Kathari
                             n   a Turna                                                               hofer
                                           uer                                               Schweig
                                                                                    Gerald

                                                                                                                                       www.sinn-stifter.org

                                                        Wanda
                                                              M      oser

                                                 er
                                   arl Prüll                                          Martin
                                                                                               Essl
                            Franz K

„Tu was ist eine Einladung an alle                    Wer sind die Sinnstifter?                                ERSTE Stiftung
Mitglieder einer Gemeinschaft,
füreinander Ideen umzusetzen, die                     Die Sinnstifter sind ein Konsortium österrei-            Franz Karl Prüller
das Zusammenleben verbessern oder                     chischer Privatstiftungen, die soziale Projekte          Balance von gesellschaftlicher
vereinfachen – und damit auch                         in Österreich fördern. Und auch wenn die Mo-             und individueller Verantwortung.
                                                      tivation und der persönliche Hintergrund der             Eine lebendige Herausforderung.
schöner machen.“
                                                      einzelnen Stiftungen verschieden sind, verbin-           Als operative Stiftung entwickelt die ERSTE
Franz Karl Prüller                                    det sie dennoch dasselbe Ziel: Die Sinnstifter           Stiftung eigenständig Projekte in den drei
ERSTE-Stiftung und Mitglied der Sinnstifter           unterstützen soziale Initiativen & Innovatio-            Programmen Soziales, Kultur und Europa. Sie
                                                      nen oder rufen sie selbst ins Leben.Alle un-             investiert in die gesellschaftliche Entwicklung
                                                      terstützten Projekte sollen als vorbildliche Lö-         in Österreich sowie in Zentral- und Südost-
                                                      sungen dienen, sollen wachsen und möglichst              europa. Mit der Förderung der Entwicklung
Mit Visionen und geeigneten Rahmenbedin-              viele Menschen zum Mitmachen animieren.                  von sozialer Infrastruktur möchte die Stiftung
gungen können (große und kleine) Berge ver-           Steine rollen (meist) nicht von selbst – den             Menschen ermutigen und unterstützen, ihr
setzt werden. Um jenen Rahmen zu schaffen,            Anstoß dazu möchten die Sinnstifter geben:               Leben selbst in die Hand zu nehmen.
der Menschen die Umsetzung ihrer Ideen er‑            Sie greifen sinnvolle Projekte auf, die dann un-         Mit der Unterstützung von Tu was fördert die
möglicht, unterstützen die Sinnstifter das Sozi-      bürokratisch und durch wirtschaftliches und              Stiftung seit Beginn des Festivals soziale Teil-
alfestival. Neben finanziellen Mitteln bringen        soziales Know-how, durch gute Vernetzungen,              habe, zivilgesellschaftliches Engagement so-
die einzelnen StiftungsvertreterInnen vor al-         durch finanzielle Mittel und durch Menschlich-           wie die Begegnung von Menschen.
lem auch viel persönliches Engagement ein –           keit „ins Rollen“ gebracht werden. Folgende
und dies seit nunmehr sechs Jahren.                   Sinnstifter unterstützen Tu was:                         www.erstestiftung.org
Magazin - Tu was, dann tut
7 | Tu was! Mach mit. Magazin

KATHARINA TURNAUER Privatstiftung                  sation getragen werden. Hier ist Tu was ange-          SCHWEIGHOFER Privatstiftung
                                                   siedelt: Das Festival bietet unbürokratische,
Katharina Turnauer                                 niederschwellige Rahmenbedingungen, damit              Gerald Schweighofer
Gutes tun und wirtschaftlich denken.               aus einer guten Idee auch ein gutes Projekt            Innovativ und nachhaltig.
100 % vereinbar.                                   werden kann.                                           Mehr Chancen für Mensch und Umwelt.
Seit der Geburtsstunde von Tu was, dann tut        „Tu was ist ein einzigartiges Format, das ein          Familie Schweighofer und der Rohstoff Holz:
sich was. mit dabei: Die Katharina Turnauer        Bewusstsein für ein soziales Miteinander zum           Eine langjährige Verbindung und Erfolgsge-
Privatstiftung ist eine gemeinnützige Privat-      Leben erwecken kann.“                                  schichte, die durch die 1997 gegründete Pri-
stiftung mit Sitz in Wien. Ihr Wirkungsbereich                                                            vatstiftung weitergeführt werden soll. Die
                                                   www.unruhestiftung.org
erstreckt sich über zahlreiche europäische                                                                überwiegend gemeinnützig tätige Stiftung
                                                   www.sozialmarie.org
Länder mit Bedarf an sozialen Verbesserun-                                                                fördert einerseits Forschung und Innovationen
gen. Ein weiterer Fokus der Stiftung liegt in                                                             im Holzbereich, andererseits Sozialprojekte in
der Förderung herausragender Sozialprojekte        ESSL Foundation                                        Zentral- und Südosteuropa.
in Österreich. Die Privatstiftung will menschli-                                                          Sie unterstützt bestehende karitative Projekte
ches Leid lindern und persönliches Wachstum        Martin Essl                                            und hat eigene Initiativen im Bereich Soziales
fördern. Mit Fachwissen, Netzwerken und fi-        Sozial verändern.                                      ins Leben gerufen. Weiters wurde mit dem
nanziellen Mitteln werden unterschiedlichste       Gemeinsam mehr bewegen.                                Schweighofer Prize ein Preis für die europäi-
Vorhaben im Sozialbereich gefördert.               Die gemeinnützige Privatstiftung Essl Founda-          sche Forst- und Holzwirtschaft initiiert.
„Tu was lebt Mitmenschlichkeit, die der Staat      tion unterstützt soziale Innovationen, soziales        Nachhaltig agieren, innovativ umsetzen. Im
nicht geben kann.“                                 Unternehmertum sowie Menschen mit Behin-               gesellschaftlichen wie auch im Umweltbe-
                                                   derung.                                                reich. Das ist erklärtes Ziel der Stiftung.
ANDRA Privatstiftung                               Die jährliche Vergabe des Essl Sozialpreises,
                                                                                                          www.schweighofer.at
                                                   mit dem herausragende Leistungen im Sozial-
                                                                                                          www.schweighofer-prize.org
Andra Spallart                                     bereich ausgezeichnet werden, ist das größte
Soziale Verantwortung.                             Projekt der Stiftung. Des Weiteren organisiert
Eine Grundeinstellung.                             die Essl Foundation das Zero Project, das wis-
Die Andra Privatstiftung ist zwar eine klassi-
sche Familienstiftung, aber das gelebte „Mit-
                                                   senschaftlich für eine Welt ohne Barrieren ar-
                                                   beitet.                                                 Gut zu wissen
einander“ wird weit hinausgetragen. Enga-          „Es ist meine tiefe Überzeugung, dass soziale
                                                                                                           Jurymitglieder der aktuellen Region
gement im gesellschaftlichen Umfeld ist der        Veränderungen nur durch gemeinsame An-
Gründerin Andra Spallart ein lebenslanges,         strengungen von vielen Menschen möglich                 … sind neben VertreterInnen der Sinnstif-
                                                                                                           ter und der Wissenschaft bekannte Perso-
zentrales Anliegen. Mit ihrem Engagement bei       sind.“
                                                                                                           nen, die mit der Region stark verbunden
Tu was möchte die Stiftung zu einem guten
                                                   http://esslfoundation.org                               sind und soziales Engagement sichtbar
Miteinander und einem offenen Aufeinander-                                                                 leben:
Zugehen im täglichen Leben in Österreich bei-
tragen.                                            HUMER Privatstiftung                                    Gertrude Eigelsreiter-Jashari:
                                                                                                           Soziologin und Pädagogin, Lektorin an den
„Es ist großartig, im ‚Miteinander‘ zu erleben,
                                                                                                           Universitäten Wien und Innsbruck sowie
was sich tut, wenn man wirklich etwas tut!”        Rudolf Humer
                                                                                                           an der FH St. Pölten
                                                   Soziale Ideologie.
UNRUHE Privatstiftung                               Gepaart mit persönlichem Engagement.
                                                                                                           Annemarie Fenzl:
                                                                                                           Historikerin und Germanistin, ehem.
                                                    Seit vielen Jahren ist die Humer Privatstiftung
                                                                                                           Büroleiterin von Kardinal Franz König und
Wanda Moser-Heindl                                  in der Förderung von Sozialem, Kunst und Kul-          Kuratoriumsmitglied der Kardinal König-
Innovativ, sozial, kunstvoll.                       tur aktiv.                                             Stiftung
Ums Eck gedacht.                                    Positives bewirken, einen sinnvollen Beitrag
                                                                                                           Michael Meyer:
Bekannt als Initiatorin der SozialMarie, des äl-    für das Gemeinwohl leisten und sich persön-            Universitätsprofessor und Leiter der Ab-
testen Preises für soziale Innovation in Europa,    lich einsetzen: Die Stiftung engagiert sich im         teilung für Non-Profit Management an der
fördert die Unruhe Privatstiftung Kunst, Wis-       Sozialbereich und hilft Wege zu bestreiten, die        WU Wien
senschaft, Forschung und Innovation.                ein besseres Zusammenleben ermöglichen.                Toni Pfeffer:
Die Unruhe Privatstiftung initiiert und unter-      „Tu was ist ein richtiger, erfolgreicher und freud-    ehem. Fußballnationalspieler, Sport-
stützt Projekte, die von hoher Selbstorgani-       ­voller Weg.“                                           Koordinator des Landes NÖ
                                                                                                           Claudia Schmidt:
                                                                                                           Pädagogin, Abgeordnete zum EU-Parla-
                                                                                                           ment und Mitglied des EU-Ausschusses
                                                                                                           für regionale Entwicklung
                                                                                                           Franz Vonwald:
                                                                                                           Historiker und Pädagoge, Hochschul-
                                                                                                           professor an der PH Baden

                                                   HUMER Privatstiftung
Magazin - Tu was, dann tut
8 | Tu was! Mach mit. Magazin

Aktueller             Schauplatz                                                     des Sozialfestivals
				                                    Die LEADER-Region Mostviertel-Mitte

                                                              periode zählte unsere LEADER-Re-       bis hin zu gemeinsamem Singen, Tanzen, Mu-
                                                              gion mit über 400 Projekten zu den     sizieren und Theaterspielen reicht die Palette
                                                              erfolgreichsten von ganz Nieder-       der Tu was-Projekte in Mostviertel-Mitte.
                                                              österreich. In der neuen Periode       Bitte machen auch Sie mit!
                                                              steht weniger Geld zur Verfügung,
                                                              aber durch kompetente Arbeit un-       Bgm. Anton Gonaus
                                                              seres LEADER-Büros und Zusam-          Obmann der LEADER-Region
                                                              menarbeit mit den Projektträgern       Mostviertel-Mitte
                                                              und unseren Gemeinden wird es          LEADER-Region
                                                              uns wieder gelingen, wertvolle Im-     Mostviertel-Mitte
                                                              pulse für die wirtschaftliche Ent-     Schloßstraße 1, 3204 Kirchberg an der Pielach
                                                              wicklung und die Lebensqualität        T +43 2722 7309 29,
                                                              unseres ländlichen Raumes einzu-       M leader@mostviertel-mitte.at
                                                              bringen. Die Projekte Tu was, dann     www.mostviertel-mitte.at
                                                              tut sich was. oder die Landesaus-
                                                              stellung 2015 ÖTSCHER:REICH sind
Vom Donauraum nahe Melk bis an die steiri-                    überzeugende Beispiele dafür.
sche Grenze reicht die LEADER-Region Most-
viertel-Mitte. „LEADER“ steht dabei für eine
Förderinitiative der EU, die zum Ziel hat, den     Mostviertel-Mitte tut was!
ländlichen Raum zu stärken. Unter Einbin-
dung der Bevölkerung wird dabei eine regio-        Neu in unserer regionalen Entwicklungsstra-
nale Entwicklungsstrategie erstellt. Projekte      tegie ist seit 2015 das Aktionsfeld „Gemein-
zur Umsetzung dieser Strategie erhalten im         wohl“. Mit diesem Schwerpunkt sollen neben
Anschluss eine finanzielle Unterstützung von       der Verbesserung der Lebensqualität auch der
europäischer Union, Bund und Land.                 Zusammenhalt und das Miteinander in der Be-       v.l.n.re.: Johanna Eder, Petra Scholze-Sim-
                                                   völkerung gestärkt werden.                        mel, Christina Sieder, Alexandra Wieseneder
Für die Inanspruchnahme dieser Fördermittel        In einer Zeit, in der Weltgeschehen und Me-       (Team LEADER-Büro)
ist es notwendig, dass sich die Gemeinden zu       dien unseren Blick auf das Trennende in der
einem LEADER-Verein zusammenschließen.             Gesellschaft lenken, fragen wir uns in der LEA-   Wir arbeiten für die Stärkung
Die acht Pielachtal-Gemeinden der Regional-        DER-Region: „Was bringt Alt und Jung, Einhei-     unseres ländlichen Raumes.
planungsgemeinschaft Pielachtal gründeten          mische, Zuagroaste und Gäste näher zusam-
bereits 2000 einen LEADER-Verein und be-           men?“ Vielen Menschen ist es ein Anliegen,
gannen ihre Arbeit – mit großem Erfolg. 2006       Brücken zu bauen und die Dorfgemeinschaften       Folgende Projekte erhalten aktuell LEADER-
schlossen sich die Gemeinden des Traisen-          zu stärken. Manchmal fehlt es an Kontakt zu       Fördermittel (Stand September 2016):
Gölsentals und weitere 18 Gemeinden der Be-        Gleichgesinnten, manchmal fehlt es an finan-      • Umsetzungsbegleitung Tu was-Sozialfestival
zirke St. Pölten Land, Scheibbs und Melk dem       ziellen Mitteln.                                  • Marketing Pielachtaler Dirndlkirtag
Pielachtal an und bildeten die LEADER-Region       Das Sozialfestival Tu was, dann tut sich was.     • Via Sacra und Wiener Wallfahrerweg
Mostviertel-Mitte. Aufgrund der Größe der          hat den Menschen der Region die Möglichkeit       • Geschäftseröffnung d´Greisslerei
LEADER-Region gibt es darüber hinaus die Un-       eröffnet, ihre Ideen für ein besseres Zusam-        St. Leonhard
terteilung in die vier Kleinregionen Pielachtal,   menleben mit anderen zu teilen und umzuset-       • Touristische Belebung Traisentalradweg
Traisen-Gölsental, Hoch 6 und Melktal.             zen. Nach zwei Aufrufen und zwei Jurytagun-       • Gemeinsame Wohnstandortvermarktung
Neben der Generalversammlung und dem Vor-          gen zur Projektauswahl dürfen wir uns 2016          Mostviertel-Mitte
stand ist das Projektauswahlgremium (PAG)          über die Initiativen von 32 Projektgruppen        • ÖTSCHER:REICH 2016–2017
das wichtigste Gremium der LEADER-Region.          freuen. Von Sport- und Bildungsangeboten          • ÖTSCHER:REICH Kulinarik
Alle eingereichten Projekte müssen dem PAG         für Familien in infrastrukturschwachen Orten      • LEADER NÖ Kooperation 2016–2019
zur Beschlussfassung für die Förderzusage          über Begegnungsräume für Hiesige und Zua-
vorgelegt werden. In der vergangenen Förder-       groaste, Feste der Generationen und Kulturen
Magazin - Tu was, dann tut
9 | Tu was! Mach mit. Magazin

Tu was – Projekte

                                                                                                                   16
                                                                                                              te 2015|
                                                                                                           rtel-Mit
          und ihre EinreicherInnen

                                                                                                         Mostvie
Gemeinschaft und Zusammenhalt                                       Füreinander – Miteinander
                                                                    Emina Eppensteiner,
siehe Seiten 10–13
                                                                    Gerhard Eppensteiner, Astrid Krizanic-Fallmann
A Fleckerl Paradies mit Tratschbankerl                              Interkulturelle Kochabende
Brigitte Gruber, Ludwig Platzer, Monika Zuser, Doris Bachinger      Carina Frischauf, Georg Weißenböck, Elisabeth Schütz, Claudia
                                                                    Grundacker, Josef Grundacker, Magdalena Hasenbichler
AnnaZentrum
Pater Justin Minkowitsch, Marion Kapuscinski, Claudia Kubelka       Kulturfestival „Begegnung im Fluss“
                                                                    Hannes Ambichl, Heidemarie Haider, Christian Steffel,
Emmaus Lilienfeld
                                                                    Bgm. Rudi Schütz, Jakob Hoffmann
Emmausgemeinschaft Lilienfeld - Verein zur Integration von
sozial hilfsbedürftigen Personen; Erich Lux, Siegfried Tischhart,   Über Fußball zu Integration
Gerald Danner, Gernot Löcker                                        Guido Kraft, Vzbgm. Mathias Berger, Pater Justin
Feste feiern – Feste genießen                                       Willkommen beim Singen und Tanzen
Regionalplanungsgemeinschaft Pielachtal; Kurt Wittmann,             Verein „Willkommen“ – Verein zum Finden einer neuen Hei-
Melanie Scholze-Simmel, Edith Kendler, Daniela Mitterer,            mat; Johann Pöcksteiner, Eva Derkits, Birgit Fallmann
Nicole Dorrer, Lutz Köllner
                                                                    ZusammenLeben in Kilb
Jugendtreff Kirchberg                                               Verein „Willkommen Mensch in Kilb“; Sigrid Waser-Wagner,
Hannes Grubner, Sandra Schweiger, Sandra Mayerhofer                 Wolfgang Pfiel, Herbert Gansch
LebensGut Miteinander
Verein LebensGut miteinander; Tom Vogel, Sandra Berger,
Claudia Vogel
                                                                    (Herzens-)Bildung
                                                                    siehe Seiten 22–25
MADRE TIERRA AMOR Gemeinschafts-Center
Mauricio Montano, Petra Rauscher-Montano, Mohamed Ali,
                                                                    Eltern-Kind-Seminare – Weiterbildung in der Karenz
Christina Potocnik, Anna Rauscher
                                                                    Veronika Nutz, Maria Kvarda, Martha Enne
Treffpunkt Mittagstisch mit interessanten Themen
                                                                    English for KiTa-Kids
Gudrun Greif, Hilde Savel, Judith Riedler-Zöchling,
                                                                    Lucia Madlmair-Pnjak, Roswitha Brandl, Marion Kapucsinski,
Michaela Fuchs
                                                                    Sara Schluder
tu-was-besonderes.at
                                                                    Kindervoltgieren
Silvi Muehringer, Tina Hörmann, Michael Pinks, Eveline Eibl
                                                                    Anja Pesau, Walter Burger, Lucia Madlmair-Pnjak, Martina
Wanderung entlang der Gemeindegrenze                                Widmayer
Maria Kvarda, Petra Zeh, Christian Zeh, Elisabeth Demmerer,
                                                                    Kreatives Zeichnen und Werken
Wolfgang Glänzel
                                                                    Rupert Vogelauer, Ferdinand Böckl, Hannes Ambichl
Wir Tun Was für uns – Sport für Erwachsene
                                                                    Lebenserfahrung
Gabi Nistelberger, Veronika Nutz, Martha Enne
                                                                    Traudl Wolfschwenger, Benno Kapelari, Renate Schauderer
                                                                    Musik belebt die Sinne
Kulturelle Vielfalt                                                 Reinhard König, Hannes Ambichl, Heidemarie Haider
siehe Seiten 14–21                                                  Oma/Opa, erzählt mir von früher!
                                                                    Josef Stern, Heidemarie Haider, Sabine Lockauer
Blickwechsel
                                                                    PS 4 All – Prinzersdorfer Schmökerschrank für alle
Dietlinde Pfeffer, Pia Pfeffer, Anna Czech
                                                                    Andrea Böckl, Petra Heinz, Renate Karner, Elisabeth Schütz
Comedor del Arte
                                                                    Rund ums Lesen
Franz Witzmann, Majsarat Abdullaeva,
                                                                    Hedwig Pasteiner, Elisabeth Schütz, Anneliese Kothmiller
Mohammad Karim Katakhel
                                                                    Unsere Pflanzen können was!
Essen und Trinken bringt d‘Leit z‘samm
                                                                    Maria Kvarda, Claudia Kubelka, Kathi Berger, Martha Weber
Maria Kurz, Susanne Schönbrunner, Helga Illmeyer,
Brigitte Danner-Steigenberger                                       2020 Gesund in der Gemeinde
                                                                    Gabriela Hösl, Vesna Ddrinic, Jürgen Schnabler, Stefan Wagner
Frauenblüten
Birgit Richter, Annemarie Mitterlehner, Gisela Malekpour,
Marianne Fügl, Monika Feichtinger
Magazin - Tu was, dann tut
10 | Tu was! Mach mit. Magazin

 Begegnung ermöglichen, Grenzen überwinden & Feste feiern

Gemeinschaft
		 und Zusammenhalt

A Fleckerl Paradies mit Tratschbankerl            Emmaus Lilienfeld                                  Jugendtreff Kirchberg
Garteln & tratschen kennt kein Alter              Heilende Begegnung                                 Von Teenagern – für Teenager

Jung und Alt trifft sich beim Tratschbankerl in   Die Emmausgemeinschaft gibt Menschen in            Auf Betreiben und mit viel Engagement von
Hohenberg. Speziell angesprochen sind Be-         schwierigen Situationen Halt und Unterstüt-        Jugendlichen ist der „Jugendtreff Kirchberg“,
wohnerInnen des betreuten Wohnens und             zung, indem sie ihnen ein Leben in Gemein-         ein Ort zum Verweilen und Chillen entstan-
SchülerInnen der Volksschule Hohenberg.           schaft und Arbeit vor Ort ermöglicht. Sich         den: Nach intensivem Grübeln, Ideensammeln
Beim gemeinsamen Garteln wird nicht nur (al-      Zeit nehmen, einen Blick hinter die Kulissen       und Einbinden von Fachleuten aus der Region
tes & junges) Wissen ausgetauscht, sondern        werfen: In einer von Tu was unterstützten          wurde ein bestehender Raum am Sportplatz
auch Wertschätzung & Verständnis füreinan-        Veranstaltungsreihe werden die Räume der           umgebaut und als ganzjährig nutzbare Begeg-
der gefördert.                                    Emmausgemeinschaft geöffnet. Alle sind ein-        nungsstätte wetterfest gemacht. Denn sie wis-
                                                  geladen, um an einem besonderen Ort ganz           sen, was sie tun!
                                                  besondere Menschen kennenzulernen.
                                                                                                     Das LebensGut Miteinander
                                                  Feste feiern – Feste genießen                      bringt Jung und Alt sinnstiftend
                                                  Gewusst wie!                                       zusammen

                                                  Wie sensibilisiert man Junge und Junggeblie-       Im Edelhof, einem ehemaligen Kloster mitten
                                                  bene für einen „genussvollen“ und verant-          im Grünen, befindet sich das „LebensGut
                                                  wortungsbewussten Umgang mit Alkohol? Ein          Miteinander“. Kindertagesbetreuung, genera-
                                                  von engagierten BürgerInnen & Fachexper-           tionenübergreifendes Wohnen, Tageszentrum
                                                  tInnen gemeinsam erarbeiteter Leitfaden gibt       für ältere Menschen und mehr: In insgesamt
                                                  Antworten. Die darin enthaltenen Tipps und         sieben verschiedenen Einrichtungen wird ein
AnnaZentrum                                       Anregungen werden beim Eröffnungsfest Ju-          buntes Miteinander gelebt.
Schmelztiegel der Begegnung                       gendtreff Kirchberg und bei den Pielachtaler
                                                  Künstlertagen vorgestellt. Ziel: möglichst viele
In Annaberg gibt es einen ganz besonderen         Gruppen – Wirte, Schulen, Vereine – einbin-
Ort, der zum Verweilen einlädt: in den Räum-      den. Nachahmen erwünscht!
lichkeiten des Pfarrhofes wird Begegnung
gelebt – unabhängig von Kultur, Religion,
Alter oder Einkommen. Geburtstagsfeiern für
ältere Menschen, Deutschkurse, Chorproben,
Musik-Workshops und vieles mehr verspre-
chen „full house“. Ziel des Begegnungszent-
rums ist es, den Zusammenhalt innerhalb der
Dorfgemeinschaft zu stärken und eine offene
Kommunikation zu fördern.
11 | Tu was! Mach mit. Magazin

MADRE TIERRA AMOR
Gemeinschafts-Center
Platz für alle in Mitterbach

Alte und junge Menschen, Einheimische und
Zuagroaste, Asylwerbende, BewohnerInnen
und Ehrenamtliche aus aller Welt: Im MADRE         Tu-was-besonderes.at
TIERRA AMOR Gemeinschafts-Center sind alle         Von Menschen – Mit Menschen –
eingeladen mitzumachen. Die bunte Gruppe,          Für Menschen
die sich in Mitterbach gefunden hat und be-
ständig am Wachsen ist, wurde erstmals beim        Personen mit Behinderung gehen aus ihrer
Renovieren der Räumlichkeiten aktiv. Seitdem       „Unsichtbarkeit“ heraus und laden ein Jahr
tut sich vieles: Yoga, Sprach-/PC-Kurse oder       lang zum gemeinsamen Besuch von Veranstal-
Kulturveranstaltungen mit internationalen          tungen rund um St. Aegyd und darüber hinaus
(kleinen und großen) Künstlern. Das Gemein-        ein: Geh’ mit und schau selbst! Alle sind an-
schafts-Center ist vieles – nur nicht einseitig!   ders. Alle sind besonders.

Treffpunkt Mittagstisch                                                                            Wir tun was für uns
mit interessanten Themen                                                                           Sport für Erwachsene
In Gesellschaft genießen und
diskutieren                                                                                        Viele sportliche Aktivitäten sind geschlechter-
                                                                                                   spezifisch ausgerichtet. Hier setzt das Projekt
Einmal im Monat findet der „Treffpunkt Mit-                                                        an – engagierte AnnabergerInnen erweitern
tagstisch“ in wechselnden örtlichen Gasthäu-                                                       die bestehenden sportlichen Möglichkeiten
sern in Hohenberg statt. Dass hier neben dem                                                       um ein weiteres Angebot für Paare. Und wäh-
Hunger ebenso der „Wissensdurst“ gestillt                                                          rend Sie und Er schwitzen, wird ganz nebenbei
werden kann – und dies auch von mobil und/                                                         das Miteinander von alteingesessenen und
oder finanziell eingeschränkten Menschen –                                                         zugezogenen oder zurückgekehrten jungen
macht das Projekt zu etwas ganz Besonderem.        Wanderung entlang der                           Menschen in Annaberg unterstützt.
                                                   Gemeindegrenze
                                                   Vier Gründe, warum sich mitgehen
                                                   lohnt

                                                   Annaberg hat eine 42 km lange Gemeinde-
                                                   grenze. Und lädt Menschen ein, die Strecke in
                                                   vier Teiletappen gemeinsam zu erwandern:
                                                   Schau, was Heimat ist.
                                                   Lerne, wie Grenzen entstehen.
                                                   Spüre, was gemeinsam alles geht.
                                                   Lache, weil Grenzen verschwinden!
12 | Tu was! Mach mit. Magazin

Zu Gast bei EMMAUS Lilienfeld

Von heilenden Momenten und
            neuen Begegnungen
             von Andrea Niederfriniger

                                        Für Siegfried Tischhart, Leiter der Emmausge-       Tu was: Herr Tischhart, im Jahr 2000 haben Sie
                                        meinschaft Lilienfeld, steht die Würde eines        mit Ihrer Frau Meliha begonnen, die Emmaus-
                                                jeden Menschen im Vordergrund. Diese        gemeinschaft in Lilienfeld aufzubauen.
                                                Philosophie spiegelt sich auch im Pro-      Siegfried Tischhart: Das stimmt. Ich habe zuvor
  Worauf kommt es im Leben wirklich an?         jekt „Heilende Begegnungen bei Em-          mehrere Jahre bei der Emmausgemeinschaft in
  Wie kann man das Wohl einer Gemeinschaft maus Lilienfeld“ wider, das im Rahmen            St. Pölten gearbeitet. Von dort kam dann auch
  und das Gedeihen von Einzelnen fördern?       des Sozialfestivals Tu was, dann tut sich   sehr viel Hilfe beim Aufbau hier in Lilienfeld. Im
                                                was. durchgeführt wird. Im Gespräch         Jahr 2001 haben wir mit Freunden einen eigen-
                                                mit dem Tu was-Team spricht Siegfried       ständigen Verein gegründet. Für uns war es von
                                                Tischhart über das Projekt und durch        Anfang an wichtig, aus eigener Hände Arbeit
                                                Tu was angestoßene Veränderungen            leben zu können.
                                        innerhalb der Gemeinschaft: eine vorsichtige
                                        Öffnung, um Begegnungen zu ermöglichen und          Tu was: Was genau bedeutet das?
                                        Vorbehalte abzubauen.                               Siegfried Tischhart: Nun ja, wir haben den Alt-
                                                                                            warenhandel und die Tischlerei angemeldet.
                                                                                            Darin stellen wir beispielsweise unseren Par-
                                                                                            kettboden her und machen Aufträge nach Kun-
13 | Tu was! Mach mit. Magazin

Interview mit Siegfried Tischhart                                                                 Leiter der Emmausgemeinschaft Lilienfeld

denwunsch. Später ist das Baugewerbe mit klei-      torin der VinziRast in Wien, bei uns zu Gast. Sie
neren Sanierungen dazugekommen. Allerdings          hat aus ihrem Buch „Man muss auf dem Grund
machen wir nur das, was wir selbst können. Un-      gewesen sein“ vorgelesen und Fragen aus dem
ser Hauptgeschäft ist der Altwarenhandel mit        Publikum beantwortet. Weiters möchten wir
dem Flohmarkt, wir holen Wiederverwertbares         mit unserer Nachbargemeinde Türnitz Kinder-
ab und entsorgen für uns nicht Verwertbares.        SommerSpiele veranstalten. Uns geht es vor
Für uns ist es wichtig, dass es keine großen        allem darum, Werte zu vermitteln.
Unterschiede in der Lebensgemeinschaft gibt,
keine Hierarchien. Ich leite zwar die Emmausge-     Tu was: Was hat sich durch Tu Was in der Be-
meinschaft, aber alle, die hier leben und arbei-    völkerung verändert? Gibt es sichtbare Verän-
ten, haben ein finanziell ähnliches Einkommen,      derungen?
damit es keine Ungleichheiten gibt.                 Siegfried Tischhart: Im Moment fin-    „Ich glaube, dass Tu was Menschen
                                                    den hier sehr viele Veranstaltungen
                                                                                           dazu anregt, mehr Gemeinsames zu tun.“
Tu was: Hier, direkt neben Ihrem Büro, steht das    statt. Das Festival dient in meinen
                                                                                           Siegfried Tischhart
Familienhaus, das nach langer Bauphase fertig-      Augen dazu, Menschen über Aktio-
gestellt wurde.                                     nen zusammenzubringen. Ich glau-
Siegfried Tischhart: Die Fertigstellung des Fa-     be schon, dass Tu was Menschen
milienhauses war für uns ein besonderer Schritt     dazu anregt, mehr Gemeinsames zu tun.
und bedeutete gleichzeitig auch eine Rückkehr
ins Leben. Vorher war hier jahrelang zusätzlich     Tu was: Das Ziel von Tu was, dann tut sich was.
zum normalen Leben eine große Baustelle. Der-       ist es, Menschen anzuregen, aktiv zu werden
zeit lebt im Familienhaus eine Familie mit Kin-     und Dinge zu verändern. Nachhaltig die Ge-
dern. Das Haus wäre aber auch für eine zweite       meinschaft zu stärken und bestehende, teils alte
Familie ausgelegt. Wir begleiten Menschen in        Ressentiments abzubauen.
Notsituationen – unbefristet. Manche suchen         Siegfried Tischhart: Auch bei uns hat sich
dauerhaft einen Platz, andere wiederum sind         nachhaltig einiges verändert: Wir haben bei-
nur sehr kurz bei uns. Wir setzen keine Fristen.    spielsweise einen Begegnungsraum und einen
Jeder, der bei uns lebt, entscheidet selbst, wie    Werteraum eingerichtet. Letzteren konnten die
lange er da bleibt und wann er uns wieder ver-      Kompagnons während der Fußball-EM auch für
lassen will.                                        sich nutzen und gemeinsam Spiele anschauen.
                                                    Auch das gehört zu uns. Sie sehen: Auf der ei-
Tu was: Wann kamen Sie zum ersten Mal in            nen Seite brauchen wir unsere Rückzugsorte,
Kontakt mit dem Sozialfestival Tu was, dann tut     auf der anderen Seite möchten wir mit Tu was
sich was.?                                          auch bewusst nach „außen“ gehen. So erhiel-
Siegfried Tischhart: Es wurde schon vor eini-       ten wir zum Beispiel viele positive Rückmeldun-
gen Jahren versucht, Tu was in unsere Region        gen zur Veranstaltung mit Cecily Corti. Auch
zu bringen. Damals, 2013, hatten wir gerade         durch den Tu was-Stammtisch, den wir am
mit dem Bau des Familienhauses angefangen.          2. März bei uns im Haus abgehalten haben, ent-
Für die Austragung des Sozialfestivals wurde        standen neue Netzwerke.
schließlich aber die Region Steirische Eisen-
straße ausgewählt. Als dann klar war, dass das      Tu was: Im Herbst 2016 finden im Rahmen von
Mostviertel-Mitte 2015/16 Austragungsort sein       Tu was sogenannte „Mitmachtage“ statt. Ma-
wird, hat Erich Lux, der bei uns im Vorstand tä-    chen Sie auch mit?
tig ist, das Projekt eingereicht.                   Siegfried Tischhart: Ja, wir werden einen Tag
                                                    der offenen Tür anbieten. Damit möchten wir
Tu was: Das Projekt trägt den Titel „Heilende       Begegnung schaffen. Der Flohmarkt ist an dem
Begegnungen bei Emmaus Lilienfeld“. Was kann        Tag geöffnet und wir werden unseren Gästen
man sich darunter vorstellen?                       unter anderem Würstel servieren. Auch werden
Siegfried Tischhart: Unser Ziel ist, dass wir       wir eine Schauproduktion von unserem Parkett-
Verbindendes und Gemeinsames schaffen und           boden machen.
Vorbehalte abbauen, denn wir verstehen uns
als Teil der großen Menschheitsfamilie. Am 4.       Tu was: Herr Tischhart, vielen Dank für das Ge-
März war beispielsweise Cecily Corti, die Initia-   spräch!
14 | Tu was! Mach mit. Magazin

Meine Heimat. Deine Heimat. – Unser Zuhause.

Kulturelle Vielfalt

Blickwechsel                                      Essen und Trinken bringt d‘Leit z‘samm           Füreinander – Miteinander
Geschichten hinter deinem Gesicht                 Mélange à tous                                   Selbstbewusst durch Theaterspielen

In der Ausstellung „Blickwechsel“ zeigen foto-    Durch das unmittelbare Erleben von Vielfalt      Zwanglos zueinander finden: Kinder und Ju-
grafische Porträts die Geschichten von Asyl-      werden Neugierde geweckt sowie Vorurteile        gendliche aus verschiedenen Kulturkreisen
werbenden und Asylberechtigten in St. Aegyd,      und Ressentiments abgebaut: SchülerInnen         werden durch das gemeinsame Theaterspiel
verknüpft mit dem geschichtlichen (Migra-         der HLW Türnitz laden ein Jahr lang zum ge-      ermutigt, aufeinander zuzugehen und in ihrer
tions-)Hintergrund der Gemeinde und ihrer         meinsamen multikulturellen Erzählen, Kochen      Vielfältigkeit Gemeinsamkeiten zu finden. Bei
Bevölkerung. Die Porträts werden als Wander-      und Essen ein. Das Ergebnis kann sich sehen      der gemeinsamen Erarbeitung des Theater-
ausstellung an verschiedenen Orten in der Re-     lassen – und schmeckt!                           stücks rund um Flucht, Wanderung und Migra-
gion und abschließend in Annaberg zu sehen                                                         tion steht vor allem auch das Miteinander der
sein. Fotografische Porträts S. 20–21                                                              Generationen im Fokus.
                                                  Frauenblüten
                                                  So bunt blüht der Frühling
Comedor del Arte                                                                                   Interkulturelle Kochabende
Gestaltungs- und Begegnungsraum                   Begleitet und unterstützt von Frauen aus Trai-   Es brodelt in Prinzersdorf
                                                  sen und Umgebung soll es Frauen mit Migra-
Der Comedor del Arte ist ein offenes, sozial-     tionshintergrund erleichtert werden, in ihre     Flüchtlinge und Asylwerbende aus verschiede-
kreatives Atelier für alle im Zentrum von Hain-   „neue“ Kultur in Österreich hineinzuwachsen.     nen Herkunftsländern gestalten Kochabende
feld – unabhängig von Einkommen, Kultur,          Regelmäßige Treffen ermöglichen ein Kennen-      – gemeinsam mit Einheimischen. Unter dem
Religion, Alter oder Fähigkeiten. Zusammen-       lernen, Verstehen und Austauschen – auch         Motto Kochen & Essen verbindet kann sich
kommen und gemeinsam aktiv werden, barri-         von sehr praktischen Dingen wie traditionel-     jeder einbringen, dazulernen und Rezepte
ere- und kostenfrei. Arabisch lernen, Nähcafe,    lem (Kunst-)Handwerk, Literatur, Musik. Als      beisteuern. Und während – afghanisch, öster-
Theaterspielen, Renovieren, Kochen – gren-        Höhepunkt wurde im Mai ein großes Fest ge-       reichisch oder indisch – gekocht und gegessen
zenlos ist das Motto!                             feiert: Damit aus Knospen Blüten werden, die     wird, entstehen besondere Freundschaften.
                                                  noch viele Sommer lang blühen.
15 | Tu was! Mach mit. Magazin

Kulturfestival „Begegnung im Fluss“
Quelle der Vielfalt

Das Kultur- und Sozialfestival „im Fluss“ will
Brücken bauen und lädt alle Menschen aus
Prinzersdorf ein, mitzuhelfen. Egal, ob einhei-
misch oder zuagroast, jung oder alt, sportlich,
künstlerisch, musikalisch und/oder kulinarisch
interessiert: am Pielachstrand finden alle
Platz.

Über Fußball zu Integration
Rundes Leder für Solidarität
                                                  Willkommen beim Singen und Tanzen             Zusammenleben in Kilb
Highlights im Alltag: Wer braucht sie nicht?!     Musizieren – grenzenlos unbegrenzt            Von A wie Achtsamkeit
Der Fußballverein von Annaberg möchte den                                                       bis Z wie Zusammenleben
Asylwerbenden, die in der Gemeinde leben,         Musik und Tanz verbindet die Menschen über
genau das durch gemeinsame Trainings er-          alle Nationen und Sprachen hinweg. Unter      Der Verein „Willkommen Mensch in Kilb“ küm-
möglichen. Durch Aktivitäten des Vereins und      professioneller Anleitung wird gemeinsam      mert sich um die Unterbringung & Betreuung
Freundschaftsspiele mit anderen Vereinen sol-     musiziert, getanzt und geprobt. Mittun kann   von Schutzsuchenden. Mit einem bunten Pro-
len Ängste abgebaut, Integration erleichtert      Jung & Alt, Einheimische, Zuagroaste oder     gramm – Lesungen, Musikkonzerte, Theater-
und weitere Kontakte geknüpft werden.             „Menschen auf Durchreise“… Schön, dass Mu-    abende usw. – möchte der Verein die Bevöl-
                                                  sik keine Grenzen kennt!                      kerung informieren, sowie Interesse und Lust
                                                                                                zum Mitmachen wecken.
16 | Tu was! Mach mit. Magazin

Was bitte ist der

                 „Comedor del Arte“?
                        von Alexandra Eichenauer-Knoll

Für Franz Witzmann, den Gründer und Leiter       gangsraum hängt ein großes Whiteboard, es        Ali, Aref, Ramazan und Mohammad sind weite-
unseres Begegnungshauses, ist der Comedor        kann jederzeit benutzt werden und lädt dazu      re gute Beispiele. Mit Geschick und Elan haben
del Arte ein „visionäres, sozial-kreatives Ge-   ein, Wörter zu üben.                             sie im Laufe des Juni die beiden Räume im ers-
samtkunstwerk“. Freiwilligkeit ist oberstes                                                       ten Stock saniert – den Boden geschliffen, die
Prinzip. Franz Witzmann ist zutiefst überzeugt   Freiwillige für kostenlose Angebote zu finden    Wände abgeschabt, frisch ausgemalt und alles
von der Idee, dass sich Menschen von selbst      ist nicht so schwierig. Aber findet man auch     geputzt. Zum Dank bekommen die fleißigen
engagieren, sofern sie ein ihren Bedürfnissen    genügend Leute für unangenehme Aufga-            Handwerker frisch gekochtes Essen. Am meis-
entsprechendes Umfeld vorfinden. Dieses          ben wie Putzen oder Wände streichen? Die         ten werden ihnen wohl die Marillenknödel in
Betätigungsfeld ist im Falle des Comedor del     Antwort ist: Ja! Und zwar dann, wenn die         Erinnerung bleiben. Sie hatten nicht vermutet,
Arte ein ganzes Haus im Zentrum der nieder-      Menschen merken, dass die Aufgabe für die        dass diese trockenen, bröseligen Knödel so ein
österreichischen Kleinstadt Hainfeld, das wir    Gemeinschaft bedeutsam ist, dass sie damit       schmelzig-süßes Innenleben besitzen und wa-
– unterstützt von Tu was, dann tut sich was.     Verantwortung übernehmen können und dass         ren entsprechend begeistert.
– seit Jänner 2016 betreuen. Bislang sind es     ihr Tun auch geschätzt wird.
vor allem Menschen mit Fluchthintergrund,        Atef zum Beispiel, ein 18jähriger Mann aus Af-   Die frischen Zutaten dazu kamen auch aus der
die die Räume nützen. Erwachsene besuchen        ghanistan, kommt regelmäßig vorbei, begrüßt      Obst- und Gemüsekiste des „Lebensgut Mitei-
den Deutschkurs, Kinder kommen zum Malen,        die Anwesenden freundlich mit Händedruck         nander“ in Rohrbach. Der Comedor fungiert
Spielen oder um Hausaufgaben zu machen.          und zieht sich dann in die Küche zurück, um      nämlich als Verteilerstelle der Bio-Kisten für
Donnerstag und Freitag wird gekocht. Im Ein-     erstmal das Geschirr abzuwaschen.                den Raum Hainfeld. Diese Kooperation ist aus
17 | Tu was! Mach mit. Magazin

Website: www.comedordelarte.at
Blog: http://comedordelarte.at/de/blog/

dem Tu was-Festival entstanden, im Rahmen         durch unsere Vermittlung u. a. auf der Men-
dessen wir die engagierten RohrbacherInnen        schenrechtsbühne beim Donauinselfest 2015
besser kennenlernen durften. Dankenswerter-       und, gemeinsam mit ihrer Schwester Aida,
weise haben sie uns auch Tische und Fliesen       beim Frauenblütenfest in Traisen auftreten.
aus ihrem Fundus geschenkt. Inzwischen hel-       Mika war auch an einem Filmprojekt der Me-
fen einige unser Besucher gelegentlich in ihrer   dienkünstlerin Sonja Wessel beteiligt, in dem
Landwirtschaft mit und werden dafür mit gu-       Personen im Asylverfahren ihre Geschichte er-
tem Essen belohnt.                                zählen konnten – die Kurzfilme wurden im Juli
                                                  2016 im Comedor bei einem Fest mit gutem
Der Comedor del Arte ist also nicht nur ein       Essen und entspannter Live-Musik vorgeführt.
Lokal, sondern auch ein Netzwerk von Lebens-      Eine weitere Künstlerin, die unser Wirken be-
künstlerInnen – von Menschen, die sich neu        reichert, ist die Lilienfelderin Emina Eppen-
ausprobieren und dazulernen möchten.              steiner. Die studierte Theaterpädagogin bietet
Elfi Hasler ist eine davon: Die studierte Land-   Theaterspielen für Kinder an. Das Angebot
schaftsplanerin gibt im Comedor Deutschkur-       findet vor allem bei den Mädchen großen An-
se. Ihrer Hartnäckigkeit ist es zu verdanken,     klang, die Fotos davon sind entzückend und
dass Mohammad Khaled, ein syrischer Sport-        ebenfalls in einem Blogbeitrag anzusehen.
lehrer, in ein mobiles, pädagogisches Team
des Landes NÖ aufgenommen wurde. Ihre             Ich bin für die Website, Franz Witzmann für
Schwester Elisabeth Hasler ist ebenso unter-      den Facebook-Auftritt des Comedors zustän-
nehmerisch unterwegs und hat in Hainfeld          dig. Es ist für uns beide fast unmöglich, über
ein Nähcafé eröffnet. Am 14. Mai organisierte     alle Veranstaltungen zu berichten, die sich bei
sie mit dem Comedor einen kostenlosen Pup-        uns abspielen. Aber es ist uns wichtig, über
penkleidernähkurs. Danach war uns klar: sehr      so viel wie möglich auch im Nachhinein zu
viele Menschen aus Afghanistan können aus-        berichten und damit zu dokumentieren, dass
gezeichnet nähen. Diese Tatsache bestätigte       Integration ein lohnendes und faszinierendes
uns darin, im Comedor auch eine permanente        Anliegen ist. Die Bilder sprechen dabei eine
Nähstube einzurichten. Dank der großzügigen       eigene und wichtige Sprache. Sie erzählen von
Spende von Cornelia Fuchs sind wir im Besitz      neuen Freundschaften, sind intensiv, lebendig
einer guten Nähmaschine. So können Interes-       und oft auch sehr lustig.
sierte kostenlos eigene Sachen nähen oder än-
dern und wir können weiterhin verschiedene        Danke allen SponsorInnen und SpenderInnen
Nähkurse anbieten.                                und an die Tu was-Jury, die uns die Chance ge-
                                                  geben hat, ein Haus zu mieten und damit den
Als Straßenlokal verstehen wir uns auch als       Traum eines sozial-kreativen Gesamtkunst-
Teil des öffentlichen Lebens von Hainfeld. So     werkes in die Tat umzusetzen!
war der Comedor im Advent 2015 mit einem
Tee-und-Kuchen-Stand beim Kreativmarkt
vertreten. Und nach dem Motto „Wenn Dinge         Zur Autorin:
eine neue Heimat finden“ beteiligten wir uns      Alexandra Eichenauer-Knoll
am Stadtflohmarkt, in Wort und Bild nachzule-     ist Obfrau des Vereins „Herzverstand“ –
sen – wie so viele andere unserer Aktivitäten     Verein zur Förderung, Organisation und
– auf unserem Blog!                               Betrieb des “Comedor del Arte – Gestaltungs-
                                                  und Begegnungsraum für Hiesige und Zuagro-
Kunst machen und vermitteln – auch das ist ein    aste“, sowie zur Weiterverbreitung der Vision
Anliegen des Comedor del Arte. Dafür braucht      einer empathischen Gesellschaft.
es vor allem Vernetzung, um die wir uns ak-
tiv bemühen. Mika Abdullaeva aus Dagestan
zum Beispiel, die Sängerin werden will, konnte
18 | Tu was! Mach mit. Magazin

Kindertheatergruppe Füreinander – Miteinander:

Im gemeinsamen Spiel
          die Integration fördern
          von Astrid Krizanic-Fallmann

                                                                                                     Kindern mit Migrations- oder
                                                                                                     Fluchthintergrund langfristig
                                                                                                     eine Möglichkeit zu bieten,
                                                                                                     die Selbstwahrnehmung und
                                                                                                     das Selbstbewusstsein durch
                                                                                                     gemeinsames Theaterspielen
                                                                                                     zu stärken, bedeutet Emina
                                                                                                     Eppensteiner sehr viel:

                                                                                                     „Mein Wunsch ist es, diesen
                                                                                                     Kindern ‚zwischen den Kultu-
                                                                                                     ren‘ zu zeigen, dass Vielfalt
                                                                                                     eine Bereicherung in unserem
                                                                                                     Leben ist. Ich will Verbindun-
                                                                                                     gen zwischen Kulturen und
                                                                                                     Generationen schaffen. Wenn
                                                                                                     ich ein Gegenstand wäre, dann
                                                                                                     wäre ich eine Brücke“.

 Aufgewachsen in Bosnien in einer Vorstadt         Hand, ein Projekt beim Sozialfestival einzurei-   Oktober 2015 bis Mai 2016 das Stück „Artim-
 von Sarajevo, wo Christen, Muslime und Or-        chen. Und das mit Erfolg: die Kindertheater-      pasa“ entwickelt. Darin tauchen wir ein in ei-
 thodoxe bis zum Krieg friedlich zusammen-         gruppe „Füreinander – Miteinander“ ist eines      nen wunderbaren Ort, an dem in atemberau-
 wohnten, kam sie selbst als Flüchtling 1993       von 32 prämierten Projekten der Region.           bender Natur die Katzen Schlitten fahren und
 nach Lilienfeld. In der neuen Heimat stand                                                          die Kinder gerne zur Schule gehen, in der auf
 Emina Eppensteiner bei der Lilienfelder Thea-     Wo liegt Artimpasa?                               Kauderwelsch unterrichtet wird, an dem das
 terspielgruppe „Spielfeld“ zum ersten Mal auf                                                       Hochzeitsgeschenk für die Braut ein Stock ist
 der Bühne. In der Folge wurde aus dem Hobby       Basierend auf den Methoden der Theaterpäd-        und die Bewohner über den Baumkronen auf
 ein zweiter Beruf. Nach der dreijährigen Aus-     agogik schafft Emina Eppensteiner ein offenes     Seilen spazieren. Hier unterhält man sich in
 bildung für SpielerInnen und SpielleiterInnen     Spielklima. Elf Kinder von acht bis 12 Jahren,    den verschiedensten Sprachen, alle Religionen
 beim gemeinnützigen Verein ATINÖ (Außerbe-        deren Familien teilweise aus Staaten wie Un-      der Welt werden in einem Tempel gepflegt,
 rufliches Theater in Niederösterreich) erweck-    garn, Mazedonien, Serbien, Russland oder          und bei jeder Gelegenheit singen und tanzen
 te ein Artikel in der ATINÖ-Zeitschrift „Souff-   Iran stammen, wirken derzeit mit. In der The-     die Menschen.
 leur“ über das Studium der Theaterpädagogik       atergruppe können sie ihre eigene Kreativität     Diese Geschichte, die im Rahmen des Frauen-
 an der KPH Wien/Krems ihre Aufmerksamkeit.        und Fantasie entfalten. „Was machst du in         blütenfestes in Traisen, eines weiteren Tu was-
 Mittlerweile ist die verheiratete Mutter zweier   einem fremden Land einen Monat lang ohne          Projektes, zur Aufführung kam, berührte und
 Söhne Akademische Drama- und Theaterpäd-          Geld“, fragte die Theaterpädagogin bei der        bezauberte die Besucherinnen. Viel Applaus
 agogin, und das mit ganzem Herzen: „Theater-      Aufgabenstellung. Dazu entstanden Improvi-        gab es auch bei der Aufführung des Stücks im
 pädagogik ist sowohl künstlerisch-kreative als    sationen und die gelungenen Szenen wurden         Dormitorium des Stiftes Lilienfeld am 25. Mai.
 auch persönlichkeitsbildende Theaterarbeit.       anschließend verbunden. Den roten Faden           Danach waren die jungen Gäste eingeladen,
 In jedem Fall steht der Mensch im Zusammen-       bildete die Idee der Werbung eines Reisebü-       mit den DarstellerInnen eine „Probestunde“
 leben mit anderen im Mittelpunkt.“ – Eine         ros zum Traumurlaub. Das Ergebnis lässt sich      zu genießen. Unter den Zuschauern fanden
 Perspektive, die sich mit Tu was, dann tut sich   sehen: Gemeinsam wurde bei den wöchent-           sich auch Abt Matthäus Nimmervoll und der
 was. bestens verträgt, und so lag es auf der      lichen Proben im Kindergarten Lilienfeld von      Lilienfelder Bürgermeister Herbert Schritt-
19 | Tu was! Mach mit. Magazin

wieser ein. „Ein wertvoller Beitrag zur Integ-    Fächer, ein Schwert, ein Schirm, eine Damen-        … und so geht es weiter:
ration“, zeigte sich dieser begeistert. Ein be-   tasche oder der Vorhang fürs Schattenthea-
sonderes Highlight für die SchauspielerInnen      ter. Die Flüchtlingskinder sind begeistert: „In     Willkommen sind in der Theatergruppe Fürei-
der Kindertheatergruppe war eine Aufführung       Österreich ist es schön, weil kein Krieg ist, die   nander – Miteinander alle Kinder und Jugend-
beim Begegnungsfest am 10. September im Ci-       Leute ruhig miteinander sprechen, wir in die        lichen. Eine erste Gelegenheit zum Schnup-
nema Paradiso in St. Pölten.                      Schule gehen, singen, tanzen, lachen dürfen.“       pern gab es Ende August mit Workshops für
                                                  So findet soziales Lernen unter respektvollen       Sechs- bis Vierzehnjährige unter dem Slogan
Sei einfach du und spiel mit!                     Bedingungen statt – im gemeinsamen Thea-            „So ein Theater, mach mit“. Erklärtes Ziel ist
                                                  terspiel können alltägliche Distanzen leichter      es, dass dieses einzigartige Tu was-Projekt zu
Neben ihrer fixen Gruppe bringt Emina Ep-         überwunden werden. Jeder wird so akzeptiert,        einer bleibenden Einrichtung wird – und dar-
pensteiner in Lilienfeld auch jungen Asylsu-      wie er ist. Zusätzlich werden die Sinne ge-         um geht es im Herbst kreativ weiter. „Wir wer-
chenden aus Syrien, Afghanistan und Tschet-       schult und Achtsamkeit geübt. „Bei der Übung        den ein neues Stück in Kombination mit einem
schenien das Theater näher – in Hainfeld ist      Partnersuche schaut man sich zum Beispiel           Film erarbeiten. Mehr möchte ich noch nicht
sie auch bei den Kindernachmittagen des           gegenseitig an, dann dreht man sich um und          verraten“, so die Projektträgerin.
Tu was-Projekts Comedor del Arte dabei. Ihr       beschreibt das Gesehene“, erklärt die Theater-
Angebot wird vor allem von den Mädchen            pädagogin. „Die non-verbale Kommunikation
mit Begeisterung, Offenheit und vorurteilsfrei    vermittelt, woran man bei Menschen erkennt,
angenommen. Teils noch vorhandene sprach-         ob jemand gerade glücklich oder böse ist.“ Die      Zur Autorin:
liche Barrieren sind kein Hindernis, wenn es      Körperwahrnehmung verbessert sich, Akti-            Astrid Krizanic-Fallmann
ums unbeschwerte Spiel geht, ums Nachah-          vität ersetzt Passivität. Zu kurz kommen darf       ist gemeinsam mit Emina und Gerhard Eppen-
men und Präsentieren von Emotionen, darum,        jedoch auf keinen Fall die Freude. Ein „Muss“       steiner Projekteinreicherin des Tu was-Projek-
jemand anderer zu sein, ohne Konsequenzen         ist ebenso die Pause bei den Treffen, in der die    tes „Füreinander-Miteinander“.
eine Grenze überschreiten zu dürfen. Ein paar     von Eppensteiner mitgebrachte Obstjause ge-
einfache Requisiten genügen – ein Stock, ein      gessen wird.
20 | Tu was! Mach mit. Magazin

Wenn Worte fehlen und Bilder erzählen

            Ich – Du – WIR

   Parvis

   Risan                                Nafisah
21 | Tu was! Mach mit. Magazin

Jasmin   Khaldoun

                                                        Khaldoun

         Muhamed

Husein   Cambis

                    Fotografische Porträts, Projekt „Blickwechsel“
22 | Tu was! Mach mit. Magazin

Englisch für die Kleinsten, Lebenserfahrung & viel Kreativität

                 (Herzens-)Bildung

Eltern-Kind-Seminare –                             Kindervoltigieren                                  Lebenserfahrung
Weiterbildung in der Karenz                        am „Berg der 100 Haflinger“                        Junggebliebene AlltagsheldInnen im
Kraft tanken für den Alltag                                                                           Porträt
                                                   In Annaberg gehören Pferde einfach dazu. Und
Abseits größerer Zentren ist es für junge Eltern   so gibt’s bereits für die Kleinsten – unabhängig   SchülerInnen des Polytechnischen Jahrgan-
oft schwierig, sich weiterzubilden und fachlich    von ökonomischen und sozialen Voraussetzun-        ges Hainfeld gestalten filmische Porträts von
auszutauschen. Junge AnnabergerInnen ha-           gen – die Möglichkeit, unter professioneller       lebensbejahenden, alten Menschen. Das ge-
ben ein professionell begleitetes Angebot zur      Anleitung voltigieren zu lernen. Viele helfen      genseitige Erzählen und Zuhören stärkt das
Persönlichkeits- und Weiterbildung initiiert –     mit, um dieses Angebot zu ermöglichen. Beim        Verständnis zwischen älteren und jungen Men-
Kinderbetreuung inklusive!                         gemeinsamen Putzen der Pferde, beim Reiten         schen und eröffnet neue und andere Sichtwei-
                                                   und Voltigieren wird der respektvolle Umgang       sen. Zu sehen ist das filmische Resultat bei ver-
                                                   mit den Pferden spielerisch erlernt.               schiedenen, regionalen Veranstaltungen.
English for KiTa-Kids
Starting early – Früh übt sich
                                                   Kreatives Zeichnen und Werken                      Musik belebt die Sinne
3- bis 6-jährige Kinder haben die Möglichkeit      Holz- & Linolschnitt                               Gemeinsam statt einsam
regelmäßig an einem altersgerechten, spie-         Malen & Zeichnen
lerischen Englischunterricht teilzunehmen.                                                            Musik hat heilende Wirkung, insbesondere
Kinder sind neugierig, offen und wissbegierig:     Egal, ob 9 oder 99: Unter fachkundiger, routi-     wenn man selbst aktiv wird: In Prinzersdorf
ideal für das Lernen einer Sprache – und um        nierter Anleitung erblüht beim kreativen Ar-       sind Menschen mit Beeinträchtigung und/oder
spätere (Sprach-)Barrieren gar nicht erst ent-     beiten an Holz- und Linolschnitten, beim Ma-       einer Demenzerkrankung sowie SeniorInnen
stehen zu lassen.                                  len und und beim Zeichnen das künstlerische        zum gemeinsamen Musizieren eingeladen.
                                                   Talent der jungen PrinzersdorferInnen.             Mit eigenen Instrumenten wird musiziert, ge-
                                                                                                      trommelt, geklatscht. Neben den motorischen
                                                                                                      Fähigkeiten fördert das gemeinsame Musizie-
                                                                                                      ren auch die seelische Gesundheit. Hier darf
                                                                                                      jeder seinem eigenen Rhythmus folgen!
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