Märchen, Mythen und Metaphern - Türöffner zu einer erfolgreichen psychologischen Beratung - unipub
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Astrid Haltmeyer Matr.Nr. 08827148 Märchen, Mythen und Metaphern - Türöffner zu einer erfolgreichen psychologischen Beratung Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Master of Science im Rahmen des Universitätslehrganges Psychosoziale Beratung Masterupgrade Wien Wissenschaftliche/r BegutachterIn: Univ Doz. DDr. Barbara Friehs Karl-Franzens-Universität Graz und UNI for LIFE Wien, September 2021 1
1 Danksagung Ich möchte hiermit allen jenen meinen Dank aussprechen, die mich bei der Entscheidung, diesen Weg zu gehen, unterstützt haben. Allen voran mein Lebensgefährte Roman Storm und meine Schwester Andrea Spitaler, die als erste von meinem Entschluss, diesen Lehrgang zu absolvieren und das Studium zu beenden, wussten. Weiterer großer Dank gilt meiner lieben Freundin und Kollegin Dr. Gudrun Adelsberger, die mich geduldig und mit liebevoller Strenge durch den Masterthesis-Dschungel geführt hat. Ohne ihre Unterstützung würde dieses Werk heute nicht in dieser Form vorliegen. Herzliche Danksagung ergeht auch an alle meine InterviewpartnerInnen, die so schnell und begeistert bereit waren, sich für diese Arbeit zur Verfügung zu stellen und mich sehr inspiriert haben. Es ist ein wunderbares Gefühl, solche Freunde zu haben. Ich widme diese Arbeit und den damit einhergehenden Titel meinen Eltern, die nie den Anspruch an mich gestellt haben, zu studieren und sich jetzt daran erfreuen können, mit mir die erste Akademikerin in der Familie zu haben. 2
2 Abstract Psychologische Beratung bzw. Psychotherapie ist in unseren Breiten nach wie vor eher negativ besetzt. Die Gründe dafür sind vielfältig, auffallend jedoch ist, dass, egal, ob schon jemals eine derartige Beratung in Anspruch genommen wurde oder nicht, die Sitzungen als leidvoll, langweilig, mühsam und manchmal sogar peinlich beschrieben werden. Im Rahmen dieser Arbeit wird untersucht, ob die KlientInnen nicht besser beraten wären, wenn sie ihre Veränderungsarbeit als spannend und interessant, sowie im Einklang mit angenehmen Gefühlen, die sie mit ihrer Kindheit in Verbindung bringen, erleben könnten. Um das herauszufinden, bediente sich die Verfasserin der qualitativen Forschungsmethode und befragte zehn potenzielle KlietInnen zum Einsatz von Märchen, Mythen und Metaphern im Rahmen der psychologischen Beratung. Die Interviews wurden nach der Transkription einer inhaltlichen Analyse unterzogen, deren Ergebnis ein überaus hohes Maß an Zustimmung für diese Methode erbrachte. Richtig eingesetzt, könnte diese dazu beitragen, dass mehr Menschen mit psychischen Thematiken den Gang zur Beratung wagen. In Austria, Psychological Counseling respectively Psychotherapy is still considered negatively. The reasons for that are varied. It is noticeable that the counseling sessions are perceived as painful, boring and sometimes as embarrassing even when the person never took advantage of a psychological counseling. The research of this master thesis examines if coaching clients would be better counseled if they find their changing process exciting and interesting, responding to their emotions in childhood. To find that out the author used the qualitative research method and made a survey with ten potential clients if fairy tales, myths and metaphors in a counseling session. After transcription oft he interviews the analysis oft he content showed a great approval of the method. Correctly used could this method help that people with psycological problems dare to consult a counselor or therapist more likely. 3
3 Eidesstattliche Erklärung Ich bestätige hiermit an Eides statt mit meiner Unterschrift, dass die vorliegende Masterthesis mit dem Titel „Märchen, Mythen und Metaphern – Türöffner zu einer erfolgreichen psychologischen Beratung“ selbst und eigenständig verfasst wurde. Der Inhalt beruht ausschließlich auf meinen eigenen Gedanken und Forschungsergebnissen. Astrid Haltmeyer 4
4 Inhaltsverzeichnis 1 Danksagung .......................................................................................................................................... 2 2 Abstract ................................................................................................................................................. 3 3 Eidesstattliche Erklärung ...................................................................................................................... 4 4 Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................................. 5 5 Einleitung .............................................................................................................................................. 7 6 Theoretischer Teil ............................................................................................................................... 10 6.1 Märchen ....................................................................................................................................... 12 6.1.1 Etymologie ........................................................................................................................... 12 6.1.2 Charakteristika eines Märchens .......................................................................................... 15 6.1.3 Aufbau eines Märchens ....................................................................................................... 19 6.2 Mythen ......................................................................................................................................... 20 6.2.1 Etymologie ........................................................................................................................... 20 6.2.2 Exkurs: Personenmythen .................................................................................................... 21 6.2.3 Charakteristika eines Mythos .............................................................................................. 24 6.2.4 Aufbau eines Mythos ........................................................................................................... 26 6.3 Metaphern.................................................................................................................................... 28 6.3.1 Etymologie ........................................................................................................................... 28 6.3.2 Charakteristika einer Metapher ........................................................................................... 30 6.3.3 Aufbau einer Metapher ........................................................................................................ 31 6.4 Märchen, Mythen und Metaphern in der psychosozialen Beratung ............................................ 34 6.4.1 Voraussetzungen für den Einsatz........................................................................................ 35 6.4.2 Liebe, Respekt und Wertschätzung .................................................................................... 36 6.4.3 Vorliebe ................................................................................................................................ 37 6.4.4 BerateInnenkompetenzen ................................................................................................... 37 6.4.5 Vorteile der Anwendung ...................................................................................................... 39 7 Empirischer Teil .................................................................................................................................. 43 7.1.1 .................................................................................................................................................... 43 7.1.2 Forschungsdesign ............................................................................................................... 43 5
7.1.3 Forschungsgruppe ............................................................................................................... 43 7.1.4 Durchführung ....................................................................................................................... 44 7.1.5 Fragebogen ......................................................................................................................... 44 7.1.6 Auswertung .......................................................................................................................... 45 7.1.7 Vertrautheit der Begriffe ...................................................................................................... 46 7.1.8 Affinität zu Märchen, Mythen und Metaphern ...................................................................... 49 7.1.9 Lieblingsmärchen................................................................................................................. 54 7.1.10 Identifikation mit HeldInnen aus Märchen, Mythen und Metaphern .................................... 57 7.1.11 Realitätsbezug ..................................................................................................................... 61 7.1.12 Vorbildwirkung von HeldInnen ............................................................................................. 65 7.1.13 Märchen, Mythen und Metaphern als Hilfestellung im Leben ............................................. 66 7.1.14 Die Lehre aus Märchen, Mythen und Metaphern ................................................................ 68 7.1.15 Einsatz von Märchen, Mythen und Metaphern in der Beratung .......................................... 72 7.1.16 Grenzen für den Einsatz von Märchen, Mythen und Metaphern ......................................... 76 7.1.17 Einschränkungen bei den Altersgruppen ............................................................................ 78 7.1.18 Wichtigkeit der BeraterInnenkompetenzen ......................................................................... 79 8 Conclusio ............................................................................................................................................ 82 9 Ausblick ............................................................................................................................................... 85 10 Literaturverzeichnis ............................................................................................................................. 86 11 Weblinkverzeichnis ............................................................................................................................. 88 12 Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................................ 89 13 Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................................... 90 6
5 Einleitung „Es war einmal …“1 Diese drei Worte wirken fast wie ein Zauberspruch. Sie können Menschen in Sekundenbruchteilen in einen anderen Gefühlszustand versetzen. Vielleicht liegt das daran, dass wir dadurch an Momente in unserer Kindheit erinnert werden, als uns Märchen und Mythen erzählt wurden. Gemeinsam mit dem/der Erzähler/- in durchlebten wir die manchmal durchaus beängstigenden Abenteuer der Hauptfigur, wissend, dass diese am Ende die Herausforderungen meistern wird. Sie sprechen die unschuldige Kinderseele an, die auch noch als Erwachsener in uns wohnt. Märchen und Mythen entführen uns in geheimnisvolle Welten, in welchen Wunder und Magie etwas Alltägliches sind, die Lösungen eines Themas möglich machen, wo wir nicht mehr damit gerechnet haben. Sie lassen Hoffnungen entstehen und die Möglichkeit, über uns selbst hinaus zu wachsen. Für mich selbst waren zeitlebens Märchen, Mythen und Metaphern eine gangbare Lebenshilfe und das hauptsächlich in Form von Büchern, mehr jedoch noch in Form von Filmen. Es fiel und fällt mir leicht, Parallelen zum eigenen Leben in den auf Zelluloid gebannten Geschichten zu finden und mich daran zu orientieren. So orientierte ich mich in Zeiten geringen Selbstbewusstseins an Geschichten über starke Frauen, wie Mulan oder Elizabeth I und Ähnlicher und deren Umgang mit schwierigen Situationen. In meiner Arbeit als psychologische Beraterin habe ich deshalb diese Fähigkeit auf die Probleme meiner KlientInnen anzuwenden begonnen und dabei interessante Reaktionen erlebt. Auch in meinen Seminaren konnte ich feststellen, dass eine erzählte Metapher oder ein Filmausschnitt eine zu lernende Thematik oft besser erklärt als jedes theoretische Konzept. Die Lerninhalte werden nicht nur schneller aufgenommen, sondern auch viel besser erinnert. Abgesehen davon bringt die Verwendung von Märchen, Mythen und Metaphern eine ganz besondere Atmosphäre bis hin zum Humor in den Kontext, sodass dieser als angenehm empfunden wird. 1 GRIMM, Brüder: Kinder- und Hausmärchen, Band 1, Stuttgart 1980, S 258. 7
Ein Beispiel: Eine verheiratete Klientin mittleren Alters steckte in einer Lebensveränderungskrise. Ihre erwachsenen Kinder hatten gerade das Haus verlassen, und ihr wurde bewusst, dass ihre Mutterrolle nicht mehr so viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Ihren Mann bezeichnete sie als ihren besten Freund, doch schien es mehr Dankbarkeit als Liebe, was die beiden zusammenhielt. Sie brauchte nicht zu arbeiten, also betrachtete sie ihr Leben nur als wenig erfüllt. Auf einer Weiterbildung lernte sie einen Mann kennen, der gänzlich anders gestrickt war als ihr Ehemann. Die beiden begannen eine Affäre und waren verliebt wie 17jährige. Schon bald stellte sich die Frage, ob sie für diesen Mann ihren Ehemann verlassen sollte und ein neues, aufregenderes Leben beginnen sollte. An diesem Punkt kam sie zu mir in die Beratung. Einige Sitzungen arbeiteten wir an Werten und Einstellungen, an ihren Rollenbildern usw. Doch irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass es da Punkte in ihrem Leben gab, wo sie sich nicht traute, hinzu- schauen. Schließlich gab ich ihr eine Aufgabe mit nach Hause. Sie sollte sich den Film „The Bridges of Madison County“ („Die Brücken am Fluss“) anschauen. Die im Film erzählte Geschichte wies viele Parallelen zu ihrem eigenen Leben auf und beleuchtete Aspekte, die sie mir in den Sitzungen offenbar nicht erzählen wollte oder konnte. In der nächsten Beratungsstunde sagte sie mir, dass ihr durch die Auseinandersetzung mit dem Film klar geworden sei, was sie so lange nicht sehen und hören hatte wollen. In dieser Arbeit will ich untersuchen, ob und in welcher Form Märchen, Mythen und Metaphern tatsächlich die Lösungsfindung erleichtern können und somit zu einem schnelleren, nachhaltigen Beratungsergebnis führen können. Das Ziel ist es, BeraterInnen und TherapeutInnen ein Segment zu öffnen, das deren Arbeit mit KlientInnen erleichtert und schneller einen Zugang zu deren Problemverständnis zu erreicht. Nicht umsonst ist das Genre der Fantasy/Sci-Fi-Bücher, -filme, -serien und - computerspiele einer der größten Märkte der Welt. Dies als BeraterIn zu ignorieren bzw. nicht zu nützen, wäre vergleichbar mit auf die Nutzung von Schraubenziehern zu 8
verzichten, weil ich entweder mit der Anwendung derselben nicht vertraut bin oder Schraubenziehern an sich skeptisch gegenüberstehe. Gemäß eines Internetartikels von NewFinance.today2 zählen „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien und „Harry Potter“ von J. K. Rowling – beide aus dem Fantasy-Genre - nach der Bibel zu den meist-verkauften Bücher der Welt. Dass Märchen etwas in uns – speziell in Kindern – auslösen, ist schon sehr lange bekannt, denn Jacob Grimm (1785 – 1863) drückte es einmal in einer Rede so aus: „Es geht durch die Märchendichtung innerlich dieselbe Reinheit, um derentwillen uns Kinder so wunderbar und selig erscheinen. Kindermärchen sollen erzählt werden, damit in ihrem hellen und reinen Lichte die ersten Gedanken und Kräfte des Herzens aufwachen und wachsen.“3 Mit den vorliegenden Ergebnissen ist es andenkbar, einen neuen Beratungsansatz für Lebens- und SozialberaterInnen sowie PsychotherapeutInnen zu entwickeln, der die Fantasie der zu Beratenden anregen und sie zurück zu positiven Kindheitsgefühlen führen soll, ohne dabei tiefenpsychologisch zu wirken. Wie die Untersuchung zeigen wird, würden sich Ratsuchende eher einen Film als „Hausübung“ ansehen, als komplizierte Affirmationen auszuarbeiten, unangenehme Situationen im Kopf durchzuspielen und so weiter. Der neue Ansatz könnte Beratungen bzw. Therapien mit einem angenehmeren Gefühl verbinden, sodass die Entscheidung, nun doch psychologische Hilfe anzunehmen, wesentlich leichter fällt 2 Von: Redaktionsteam, 23. April 2017 https://newfinance.today/die-10-meistverkauften-buecher-aller- zeiten/, Letzter Zugriff 18.03.2021, 2021 3 https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=1546_Jacob+Grimm. Abgerufen am 16.07.2021, 2021 9
6 Theoretischer Teil Der theoretische Teil dieser Forschung beschäftigt sich einerseits mit der Herkunft und Verwurzelung der Gattungen Märchen, Mythen und Metaphern im allgemeinen Bewusstsein des/der Einzelnen und in der Gesellschaft und andererseits mit der Hypothese, dass diese Geschichten, wenn sie im Rahmen der Beratungssitzung richtig angewendet werden, die KlientInnen schneller und einfacher ohne leidvolles Hintasten zu einer gangbaren Lösung ihres Themas finden. Jede/-r Erwachsene im deutschsprachigen Raum wird wissen, was gemeint ist, wenn jemand nach einem Streit erzählt, dass eine Person vor Ärger gehüpft sei wie das Rumpelstilzchen (vgl. Rumpelstilzchen4), selbst wenn der-/diejenige das Märchen nicht zur Gänze kennt. Ebenso hat der Begriff „Odyssee“5 für einen hürdenreichen Weg zu einem Ziel schon sehr lange Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. (vgl. https://neueswort.de/odyssee/#wbounce-modal), wenn auch nicht jedermann den Mythos des Helden Odysseus6 jemals gelesen oder gehört hat. Was Metaphern angeht, so sind sie in der Alltagssprache derart manifestiert, dass wir sie als solche gar nicht mehr wahrnehmen. Wie an späterer Stelle noch eingehend ausgeführt wird, zeichnen Metaphern ein viel deutlicheres Bild für einen sprachlichen Ausdruck zum besseren Verständnis. Obwohl wir uns auch unter dem Begriff „sehr langsam“ etwas vorstellen können, verleiht uns die Metapher „im Schneckentempo“ ein eindringlicheres Szenario. (vgl. https://www.schreiben.net/artikel/metapher-3631) Weiters soll der Zusammenhang zwischen Märchen, Mythen und Metaphern und Psychologie beleuchtet werden. 4 RÖLLECKE, Heinz: Die älteste Märchensammlung der Gebrüder Grimm. Cologny-Geneve 1975. S. 238ff. 5 RÖLLECKE, Heinz: Die älteste Märchensammlung der Gebrüder Grimm. Cologny-Geneve 1975. S. 238ff. 6 HOMER: Die Odyssee. Hamburg 1986, S. 1 ff. 10
Die Verwendung von Märchen, Mythen und Metaphern in der psychosozialen Beratung scheint zunächst – gerade, wenn es um die Beratung von Erwachsenen geht – befremdlich zu sein, vermutet man sie doch mehr in der Kinderberatung bzw. Kindertherapie. Meine Erfahrungen im Erwachsenencoaching der letzten beiden Jahrzehnte zeigen jedoch, dass sich erwachsene Personen insgeheim sehr oft nach dem Wunderbaren sehnen. Ein Klient sagte einmal zu mir auf meine Frage, was ich für ihn tun könne: „Vollbringen Sie ein Wunder.“ Damit konnte ich nicht dienen. Doch sein Wunsch, dass die Beratung etwas Wunderbares beinhalten und bewirken soll, zeigt, dass eine Affinität zu Märchen, Mythen und Metaphern vorhanden ist. Sich einem/-r Berater/in anzuvertrauen, erfordert bereits einiges an Mut und auch Leidensdruck. Jede/-r Klient/-in sucht den/die Berater/-in in der Hoffnung auf möglichst schmerzfreie Lösung seines/ihres Themas auf. Bis dahin hat er/sie schon einiges unternommen, um seine/ihrer Situation in den Griff zu bekommen. Alle diese Unterfangen haben sich vermutlich nicht allzu sehr von seinem Alltag unterschieden. Der Gang zum/zur Berater/-in ist somit etwas Nichtalltägliches. So wie von einem Märchen erwartet wird, dass Nichtalltägliches passiert, wie auf den nächsten Seiten noch erläutert wird, könnte man analog dazu sagen, dass auch in der Beratung etwas geschieht, was im gewöhnlichen Leben nicht geschieht.7 Gemäß Ludwig Widauer ist eine Veränderung nur dann möglich, wenn der Betreffende seine Wünsche und Vorstellungen in die Zukunft projizieren kann, ansonsten der Verän- derungsprozess schwierig werden kann. „Märchen denken in Wunsch und Wunscherfüllung, nicht aber im Problem [...] Märchen bahnen den Gedanken, dass Wünsche erfüllbar sind. Märchen sind gerad- linig erzählt und radikal. Die Erzählung ist, trotz der Umwege und Gefahren, in der Regel auf den gewünschten Schluss ausgerichtet“8 (Dirk Revenstorf) 7 WIDAUER, Ludwig: 2013, Wo das Wünschen noch geholfen hat. Systemische Notizen 02/13, S 1 8 REVENSTORF, Dirk: Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin. Heidelberg 2009. 11
In seinem Buch „Die Macht der inneren Bilder“9 sagt Dr. Gerald Hüther, dass ein Lebe- wesen erst durch seinen im inneren angelegten Plan bzw. seine inneren Bilder davon, wie es sein müsste oder werden könnte, lebendig wird. Innere Bilder und Vorstellungen waren gemäß Hüther immer schon eine wichtige Ressource, um Verunsicherung und Ängste zu überwinden. Schon in der Frühzeit benützten Menschen ihre Vorstellungskraft, um sich ein Bild von unsichtbaren Kräften zu machen, die die Welt und ihre Lebewesen hervorgebracht hat. Wir finden diese Vorstellungskraft in den Schöpfungsmythen in allen Kulturen. Sehr oft wurde dieser Macht auch einen Namen und eine Gestalt gegeben. Immer jedoch ist es eine über allen menschlichen Verstand hinausreichende Kraft. Diese Macht bringt Ordnung und Orientierung in das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen. Dieses Bild wurde tradiert, damit die nachfolgenden Generationen sich ihrer Wirksamkeit bedienen konnten.10 6.1 Märchen 6.1.1 Etymologie Der Begriff „Märchen“ leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort ➢ „maere“ ab, was soviel bedeutet, wie ‚Kunde‘/‘Erzählung‘/‘Gerücht‘ und dem althochdeutschen Wort ➢ „maere“, gleichbedeutend mit ‚Ruhm‘/‘Berühmtheit‘11 Es handelt sich bei einem Märchen um eine im Volk überlieferte Erzählung, in der von wunderbaren Begebenheiten in Verbindung mit übernatürlichen Mächten berichtet wird. 9 HÜTHER, Gerald: Die Macht der inneren Bilder. Göttingen 2006, S 33. 10 HÜTHER, Gerald: Die Macht der inneren Bilder. Göttingen 2006, S 37, 38. 11 Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Hg): Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Das Wortauskunftssystem zur deutschen Sprache in Geschichte und Gegenwart. , abgerufen am 16.04.2021)., kein Datum 12
Der Diminutiv „-chen“ bezeichnet, dass es sich um kleine (in Versen abgefasste) Erzählungen erfundenen Inhalts handelt.12 Die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm dürften sind im europäischen Raum die bekanntesten und beliebtesten Märchen sein. Eine Pressemitteilung des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen vom 19.05.2015 belegt, dass unter den zehn, bei Kindern beliebtesten Märchen, ausschließlich solche der Gebrüder Grimm rangieren.13 Weniger bekannt, wenn auch nicht weniger bezaubernd, sind die Märchen von Wilhelm Hauff (1802 – 1827). Der große Unterschied zwischen Hauffs Märchen und denen der Gebrüder Grimm ist, dass Hauffs Geschichten großteils aus seiner eigenen Feder stammen, während die Gebrüder Grimm alte Volkserzählungen sammelten. Interessant ist, dass Hauff in seinem ersten Märchen-Almanach14 eine orientalische Kulisse für seine Erzählungen wählt. Er entführt also den Leser nicht nur in die magische Märchenwelt, sondern zusätzlich noch in eine geheimnisvolle fremde Kultur. Am wenigsten bekannt scheint die Märchensammlung von Ludwig Bechstein15 (1801 – 1860) zu sein. Wie die Gebrüder Grimm sammelte er Märchen, wodurch sich bei ihm auch einige Märchen finden, die den Grimm-Brüdern zugeschrieben werden. Der dänische Dichter Hans Christian Andersen16 (1805 – 1875) verfasste bis 1872 insgesamt 168 Märchen17. Seine Erzählungen zählen zu den sogenannten Kunstmärchen. Im Gegensatz zu den Volksmärchen verzichtet Andersen häufig auf die typischen Einleitungsworte „Es war einmal…“ und spricht oft die LeserInnen direkt an. Wesentlichste Unterschiede dürften sein, dass einige Märchen keinen glücklichen 12 PFEIFER, Wolfgang: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Berlin 1993. 13 GÖTZ, Maya: Die beliebtesten Märchen der Kinder.,https://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/ presse/Pressemitteilungen/PM2015/PM_Die_beliebtesten_Maerchen_der_Kinder.pdf, abgerufen am 12.07.2021)., kein Datum. 14 HAUFF Wilhelm, Maerchen-Almanach auf das Jahr 1826 15 BECHSTEIN, Ludwig, Deutsches Märchenbuch, Erstausgabe 1845, Georg Olms Verlag 16 ANDERSEN, Hans Christian, Hans Christian Andersens Märchen, Insel-Verlag, Leipzig 1847 17 http://www.zeno.org/Literatur/M/Andersen, +Hans+Christian/Biographie, abgerufen am 12.07.2021), kein Datum) 13
Ausgang haben, wie z. B. „Die kleine Meerjungfrau“ oder „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ und dass alle Märchen eine zu lernende Moral aufweisen. Nicht immer siegt das Gute über das Böse. Typisch für Andersens Märchen ist, dass es ein glückliches Leben offenbar nur in der Traumwelt verwirklicht werden kann, nicht jedoch im realen Leben.18 Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass es auch Märchen aus dem Orient und anderen Kulturen gibt, die im europäischen Raum sehr bekannt sind. Die Geschichtensammlung „Tausendundeine Nacht“19 weist überdies eine Rahmenhandlung auf, in der die einzelnen Erzählungen eingebettet sind. Die Rahmenhandlung beschreibt, wie Sheherazade dem König Nacht für Nacht eine Geschichte erzählt, diese jedoch immer an einem spannenden Punkt offen lässt, damit der König sie in der nächsten Nacht zu Ende hören will. So entgeht sie ihrer Hinrichtung am nächsten Morgen, wie der König es schon so oft mit den Frauen vor ihr gemacht hat.20 Die Grimms-Märchen und einige Andersen-Märchen dienen häufig als Vorlage für Kinofilme und Serien oder werden selbst immer wieder verfilmt. Die in weiterer Folge erwähnten Merkmale der Märchen finden sich auch in modernen Film- und Serienplots, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Einige davon finden sich im Fantasy-Genre und mit einigem psychologischem Tiefgang, wie zum Beispiel „Game of Thrones“ (vgl. Seite 47), andere wiederum eher seichten Unterhaltungswert, was nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss. Zweifellos haben Märchen für alle Altersgruppen eine gewissen Faszination, sonst würden Fernsehsender, wie der ZDF oder der Bayrische Rundfunk nicht ganze Thementage darüber an publikumsintensiven Feiertagen veranstalten. (vgl. Seite 15) 18 Redaktion: https://www.maerchenbrause.de/andersens-maerchen, abgerufen am 13.07.20211 19 WEIL, Gustav: Tausendundeine Nacht, Übersetzung von arabischen Originaltexten, 1965, Neuauflage Nikol VerlagsgmbH, Hamburg 2017, S 7. 20 LIPPERT, Karen: Märchenatlas, http://www.maerchenatlas.de/aus-aller- welt/marchensammlungen/tausendundeine-nacht/tausendundeine-nacht/, zuletzt abgerufen am 15.07.2021., kein Datum 14
6.1.2 Charakteristika eines Märchens Dr. Kathrin Pöge-Alder, Referentin für historische und gegenwärtige Alltagskultur (Volkskunde) an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig, benennt in ihrem Buch „Märchenforschung – Theorien, Methoden, Interpretationen“21 15 Charakteristika, die ein Märchen ausmachen. Eine andere Auflistung von Märchenmerkmalen findet sich auch in einer Dokumentation22 des Bayrischen Rundfunks, ausgestrahlt am 05.04.21. Aus beiden Quellen seien hier die wesentlichsten Eigenschaften dargestellt. ▪ Magie und Zauberei Wunderbares und Numinoses wird von den Hauptpersonen im Märchen als selbstverständlich angesehen und wird nicht hinterfragt. So ist ein verzaubertes Spinnrad (vgl. Dornröschen) ebenso alltäglich wie in Frösche verwandelte Prinzen (vgl. Froschkönig) oder vom Himmel fallende Geldstücke (vgl. Die Sterntaler). Auch dass diese Magie plötzlich und oft unerwartet auftritt, verwundert niemanden. ▪ Drastische Gegensätze Graustufen findet man in Märchen kaum. Etwas ist entweder gut oder böse, reich oder arm, schön oder hässlich. Bruno Bettelheim (1903 – 1990), ein von den Nationalsozialisten verfolgter und später nach den USA emigrierter österreichischer Kinderpsychologe, erklärt diesen Umstand damit, dass die meisten Märchen in Zeiten entstanden sind, in denen die Religion ein wichtiger Teil des Lebens war.23 In der Religion findet sich ebenfalls eine eklatante Dualität. ▪ Reale soziale und gesellschaftliche Konstellationen Eine subtilere Dualität findet sich in der Divergenz zwischen dem „Zauberhaften“ der Erzählung einerseits und realistisch widergespiegelten sozialen, gesellschaftlichen und familiären Verhältnissen.24 Verwaiste Kinder, verwitwete 21 PÖGER-ALDER, Karen: Märchenforschung, Tübingen 2016, S 31ff. 22 Bayrischer Rundfunk, 5.4.2021 Dokumentation „Märchenhaftes Ostern“ 23 BETTELHEIM, Bruno: Kinder brauchen Märchen. München 1980, S. 20. 24 WOLLENWEBER: Märchenanalysen 1977, S 63. 15
Elternteile, zurückgesetzte Geschwister – das alles war realer Alltag in der Zeit der Märchenentstehung und ist es noch. Wir stehen dieser Tage der sogenannten „vaterlosen Gesellschaft“ gegenüber, entstanden durch zwei Weltkriege im 20. Jahrhundert, durch die Vereinfachung von Scheidungsgesetzen und die veränderten Wertvorstellungen bezüglich Ehe und Scheidung. ▪ Fehlende Raum und Zeitangaben Märchen können weder verortet noch datiert werden. Fest steht allerdings, dass sie in der Vergangenheit spielen. Zwar gibt es bei manchen Märchen Vermutungen, wo die Handlung stattgefunden haben könnte, und da die Gebrüder Grimm sie hauptsächlich im und aus dem deutschsprachigen Raum gesammelt haben, ist anzunehmen, dass diese Gegenden Vorlage für die Erzählungen waren. Außerdem gibt es Anhaltspunkte für einige Märchen, da diese tatsächlich einen realen Hintergrund haben. So könnte zum Beispiel der Hof von Gent im frühen 16. Jahrhundert Kulisse für „Schneewittchen“ sein, weil sich eine sehr ähnliche Begebenheit dort zugetragen haben soll. ▪ Fiktionalität Beim Märchenerzählen oder -lesen ist uns klar, dass die Geschichte nicht real ist. Diese Fiktionalität wird durch die berühmten Einleitungs- und Schlussformeln25, wie „Es war einmal…“ und „Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“26 aufgebaut. Fehlende Orts- und Zeitangaben unterstützen dieses unwirkliche Szenario. ▪ Herausforderungen Mittelpunkt der Märchenhandlung sind zumeist auftretende Schwierigkeiten und wie die Protagonisten diese bewältigen. So haben die HeldInnen häufig einen beinahe aussichtslosen Kampf gegen Bösewichte zu bestehen oder Aufgaben, die 25 AKIDIL, Inci: Formelhafte Wendungen in deutschen und türkischen Volksmärchen, Marburg 1968, S 20 ff 26 GRIMM, Gebrüder: Kinder- und Haus-Märchen Band 1, Stuttgart 1980, S 238-250. 16
es zu lösen gilt. Charakteristischerweise findet man als Ausgangssituation eine Notlage (vgl. Hänsel und Gretel) oder eine Aufgabe (vgl. Rotkäppchen). Ebenso kann ein Bedürfnis das zentrale Thema sein (vgl. Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen).27 ▪ Sprechende Tiere Nicht selten begegnet man in Märchen sprechenden Tieren. In den meisten Fällen treten sie in der Rolle des Helfers auf, in selteneren Fällen als Gegner.28 Gewöhnlich sind sie dem Menschen gleichgestellt. Sie sind eigenständig handelnde Subjekte mit menschlichen Eigenschaften. Sehr häufig sind sie verzauberte Menschen (vgl. Brüderchen und Schwesterchen). Ein beliebtes Märchenmotiv ist das des Tierbräutigams (vgl. Froschkönig und der Eiserne Heinrich). Nahezu immer ist es der Mann, der in ein hässliches Tier verwandelt wurde und durch ein Mädchen vom Zauber erlöst wird. Bruno Bettelheim schreibt dazu: „Es ist die Liebe und Hingabe der Heldin, die dem Tier seine menschliche Gestalt zurückgibt. Nur wenn sie dazu gelangt, es wirklich zu lieben, wird es wieder entzaubert. Damit das Mädchen seinen männlichen Partner vollkommen lieben kann, muss es fähig sein, seine frühere infantile Liebe zum Vater auf ihn zu übertragen. Sie ist dazu in der Lage, wenn dieser Vater, wenn auch zögernd, damit einverstanden ist.“29 (Bruno Bettelheim) Nach Bettelheim stellt die als hässlich empfundene Tierfigur eine Verdrängung der mit einem Tabu belegten Sexualität dar. 27 LÜTHI, Max: Wesenszüge des europäischen Volksmärchens, Stuttgart 1976, S 28 - 35. 28 LIPPERT, Karen: Märchenatlas, http://www.maerchenatlas.de/miszellaneen/marchenfiguren/tiere-im- marchen/ zuletzt abgerufen am 19.07.21 29 BETTELHEIM, Bruno: Kinder brauchen Märchen. München 1980, S 333. 17
▪ Diminuierungen Das Wort „Märchen“ selbst stellt schon – wie einige Seiten zuvor beschrieben – eine Diminuierung des Wortes „Mär“ dar. Diminuierungen tragen wesentlich zur Wortbildungsbedeutung bei. Dabei geht es nicht nur um die bloße Verkleinerung des Begriffes, sondern beschreibt auch eine gewisse emotionale Beziehung in Bezug auf Vertrautheit und Bekanntheit. Dies kann entweder eine aufwertende Bedeutung, oft in Zusammenhang mit einer hätschelnden Funktion beinhalten, wie „Mütterchen“ oder „Kätzchen“ oder eine abwertende Konnotation, wie bei „Freundchen“ oder „Männchen“. Im Märchen „Schneewittchen“30 – selbst wieder ein Diminuitiv – häufen sich die Verkleinerungsformen. Interessant dabei ist, dass für alle Requisiten, die mit Schneewittchen selbst oder den Zwergen zu tun haben, die Form „-chen“ verwendet wird, um die Zierlichkeit und Reinheit hervorzuheben, beim berühmten Satz „Spieglein, Spieglein an der Wand, …“ jedoch die Form „- lein“, die dem Spiegel keine erwähnenswerten Eigenschaften zuweist. Da der Spiegel Eigentum der bösen Stiefmutter ist, wird dadurch die starke Diskrepanz zwischen Schneewittchen und der Königin noch unterstrichen.31 ▪ Und die Moral von der Geschicht‘32 Märchen transportieren fast immer eine mehr oder weniger offensichtliche Lehre, die die Kinder bzw. LeserInnen daraus ziehen sollten. Das ist mit ein Grund, warum Jacob und Wilhelm Grimm ihre Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ als Erziehungsbuch deklariert haben (vgl. Fehler! Textmarke nicht definiert.). Obwohl diese Erzählungen einige Jahrhunderte alt sind, haben die darin enthaltenen Erkenntnisse bis heute nicht an Aktualität verloren. Nicht mit Fremden mitzugehen, sich nicht durch Verlockungen vom Weg abbringen lassen, keine Unbekannten in die Wohnung zu lassen – all das bringt die Gesellschaft heute immer noch ihren Kindern bei. Jetzt steht sie vor der Aufgabe, diese Lehren in die 30 GRIMM, Gebrüder: Kinder- und Hausmärchen, Band 1, Stuttgart 1980, S 258 ff. 31 THEIS, Christof: Wortbildung der Substantive. Diminutivsuffixe „-chen“ und „-lein“ in der Gattung der Märchen. München 2013, S 11. 32 BUSCH, Wilhelm: Sämtliche Werke, Band I. München 2011. 18
Cyber-Welt zu übertragen, im Sinne von „Gib niemandem dein Passwort“ oder Ähnliches. Moderne Phishing-Emails haben starke Parallelen zu „Der Wolf und die sieben Geißlein“. 6.1.3 Aufbau eines Märchens Märchen und Mythen folgen im Wesentlichen dem gleichen Aufbau, auch bekannt als „Heldenreise“33. Wladimir Jakowlewitsch Propp (1895 – 1970) analysierte 100 russische Zaubermärchen und kam zum Schluss, dass die Struktur praktisch überall die Gleiche ist.34 So findet man bei beiden Gattungen immer wieder die gleichen Archetypen und Handlungsabfolgen. Dies wird im Kapitel „Mythen“ noch näher beleuchtet. Vereinfacht beschrieben, ist der klassische Aufbau eines Märchens der, dass die Hauptfigur in eine Notsituation gerät, die sie lösen muss. Meistens müssen dazu die ProtagonistInnen ihre gewohnte Umgebung verlassen, um die Aufgabe zu bewältigen. Die HauptheldInnen haben jedoch charakterlich Schwächen, wodurch der Weg zum Ziel nicht immer geradlinig verläuft. Sie werden in Versuchung geführt oder bekommen es mit bösen Figuren zu tun. Sie bekommen jedoch Unterstützung von wohlwollenden HelferInnen, mit deren Hilfe sie dann letztendlich einen glücklichen Ausgang der Situation erreichen. Das Märchen „Rotkäppchen“ (vgl. Gebrüder Grimm, Kinder- und Hausmärchen, Band 1, Nr. 26) ist das klassische Beispiel für alle auf den vorhergehenden Seiten skizzierten Charakteristika und dem Aufbau: „Rotkäppchen“ (Diminutiv) verlässt das Haus, um der Großmutter Kuchen und Wein zu bringen und muss zu diesem Zweck durch den Wald gehen (unangenehme Situation, Verlassen der gewohnten Umgebung). Im Wald begegnet ihr der Wolf (sprechendes Tier), der versucht, das Kind vom Weg abzubringen, was auch gelingt (Schwäche des Hauptcharakters). Rotkäppchen gelangt zur Großmutter, die zwischenzeitlich vom Wolf 33 CAMPBELL, Joseph: Der Heros in tausend Gestalten. Frankfurt 1999, S 41 ff. 34 PROPP, Wladimir Jakowlewitsch: Morphologie des Märchens. München 1976. 19
gefressen wurde, und fällt wieder auf ihn herein, wird sogar selbst gefressen. Zu Hilfe kommt der Jäger, der den Wolf aufschneidet und Rotkäppchen sowie die Großmutter befreit (Fiktionalität, wunderbare Wandlung). Rotkäppchens Einfallsreichtum bewirkt, dass der Bauch des Wolfes mit Steinen gefüllt wird, sodass dieser als er nach dem Aufwachen fliehen will, tot umfällt (Fiktionalität, wunderbare Wandlung). Auch die reale soziale Struktur ist gegeben: Von einem Vater Rotkäppchens ist nirgendwo die Rede, genauso wenig wie von einem Großvater. Dies ist in heutiger Zeit realer als wenn Rotkäppchen beide Elternteile, die in einer glücklichen Ehe leben, hätte. 6.2 Mythen „Wir brauchen die Mythologie, um die tiefsten Wahrheiten über uns selbst, unsere Ängste, unsere Träume, die Zukunft der Menschheit und der Welt, in der wir leben, erfassen zu können.“ (Peter de Rosa)35 6.2.1 Etymologie Das griechische Wort „Mythos“ bedeutet laut Duden ursprünglich „Überlieferung, Sage, Erzählung“, die sich besonders mit Göttern, Dämonen, der Entstehung der Welt etc. befasst.36. Mythos lässt sich jedoch auch mit dem „wahren Wort“ übersetzen, soll heißen, die eigentliche Bedeutung liegt im Bild, das er vermitteln möchte.37 Im Gegensatz zum Märchen wird im Mythos eine grundlegende Wahrheit aufgezeigt. Es gibt sie in praktisch allen Völkern und Kulturen und beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Transzendentalen, wie Göttern, Dämonen, Geistern usw. Alle klassischen HeldInnen stammen aus der Mythologie, wie zum Beispiel Odysseus und Äneas (griechisch), König 35 DE ROSA, Peter: Der Jesus Mythos. München 1991, S 20. 36 DUDEN: https://www.duden.de/rechtschreibung/Mythos, abgerufen am 02.09.2021 37 LUTZ, Christiane: Mythen und Märchen in der psychodynamischen Therapie von Kindern und Jugendlichen. Stuttgart 2016, S 13. 20
Artus, Parzival bzw. die sämtliche Tafelrunde (angelsächsisch), Siegfried (nordisch- germanisch). Die Gültigkeit der Mythen liegt darin, dass sie Urerfahrungen des Menschen symbolisch- bildhaft widerspiegeln. Die große Fähigkeit der Mythen ist, Unbegreifliches in bildhafter Sprache auszudrücken.38. Ein Beispiel: Heute wissen wir, dass vulkanische Aktivität der Grund dafür ist, wenn aus einer Erdspalte immer wieder Rauch, Feuer und Schwefelgeruch aufsteigt. Wir wissen sogar, warum es dort immer wieder kleine Ausbrüche gibt. In der Antike war dieses Wissen noch nicht vorhanden, und die Furcht vor diesem Unerklärlichen entsprechend groß. Als einziges Erklärungsmodell für solche Vorgänge stand die Existenz eines Ungeheuers (wie die Chimära in Lykien, heute Türkei) oder in unseren Breiten der Eingang zur Hölle, zur Verfügung. Indem die Bevölkerung sich ein Bild von diesem Ungeheuer machten, war es vorstellbar und weniger furchterregend, weil man nun meinte, zu wissen, womit man es zu tun hatte. Somit konnte es auch bekämpft werden, was der Held Bellerophon auf dem Rücken des Pegasus dann auch getan hat. 6.2.2 Exkurs: Personenmythen In zweiter Bedeutung kann das Wort auch auf legendäre Menschen angewendet werden. Dabei ist es ganz egal, wann diese Personen gelebt haben. Um sie ranken sich trotz wissenschaftlicher Beweise allerlei Gerüchte über ihren Charakter, ihr Verhalten, ihre Taten und ihr Leben an sich. Richtet man sein Augenmerk zum Beispiel auf den Personenmythos Mahatma Gandhi, so scheint dieser auf den ersten Blick unantastbar. Seine Einstellung, eine gewaltfreie Revolution initiieren zu können, um die Kolonialmacht Großbritannien zu vertreiben, hat sich bewahrheitet. Sein Leben gleicht grob der „Heldenreise“ (vgl. Seite 26), sein Tod 38LUTZ, Christiane: Mythen und Märchen in der psychodynamischen Therapie von Kindern und Jugendlichen. Stuttgart 2016. S 14 21
durch ein Attentat einem Heldentod. Er wich nicht von seinen ehernen Werten ab, was bei den meisten Menschen große Bewunderung hervorruft. Der Kampf um Indiens Freiheit gleicht dem Kampf David gegen Goliath39. Historiker, Biografen und andere Wissenschafter haben mittlerweile zweifelsfrei bewiesen, dass Gandhi eine sehr diskriminierende Haltung Frauen gegenüber an den Tag legte, sich am Ende als gottgleich betrachtete und unter allen Umständen das indische Kastenwesen zementieren wollte40. Unbestritten bleibt die Tatsache, dass Gandhi die Welt verändert hat und das mit Mitteln, die vor ihm und nach ihm kaum wieder eingesetzt wurden. Insofern besteht der „Mythos Gandhi“ zu Recht. Doch das ist eine persönliche Sichtweise der Forscherin. Zu den sogenannten „Modernen Personenmythen“ gehören sicher auch: ▪ Lady Diana Spencer und ihr Unfalltod 1997 Trotz mehrfacher Ermittlungen konnte bisher nichts Anderes festgestellt werden, als dass ihr Tod ein Unfall war. Es lebt der Mythos, dass sie entweder durch das Königshaus selbst, durch islamische Extremisten und Ähnlicher ermordet wurde. In der ZDF History-Dokumentation „Früher Tod und ewiger Ruhm“41 erklärt die BUNTE- Chefredakteurin Patricia Riekel, dass der Grund, warum sich so viele Gerüchte bzw. Mythen um Dianas Tod ranken, der sei, dass die Gesellschaft schlecht mit der Tatsache umgehen kann, dass eine solche Person, die den Status einer Märchenprinzessin hatte, derartig banal ums Leben kommt. Lady Diana wurde gleichsam als Heldin verehrt – und HeldInnen sterben zumeist, wie im Kapitel „Heldenreise“ (vgl. Seite 26) beschrieben, einen HeldInnentod. ▪ Che Guevara, der Rebell Sein Konterfei fehlt auf keiner (linken) Demonstration. Immer wenn es um Freiheit und/oder Revolution geht, ist Che Guevaras Bild mit dabei. Interessant ist, dass viele derjenigen, die seinen Mythos hochhalten, die Zeiten, in denen er aktiv war, gar nicht miterlebt haben, weil sie noch nicht geboren waren. Wenn man sich mit Che Guevara 39 BIBEL, Die: Das Buch Samuel. Stuttgart 2016, 1 Sam 17, 4 – 7. 40 MATTHAY, Sabina/ANDERSON, Perry: Die indische Ideologie. Berlin 2014. 41 https://www.fernsehserien.de/history-2000/folgen/79-frueher-tod-und-ewiger-ruhm-stars-die-jung- sterben-1157551, abgerufen am 12.09.2021 22
auseinandersetzt, wird bald klar, dass er wohl ein gutaussehender, charismatischer Anführer war, aber letztlich außer Rebellion nichts zu bieten hatte. Dass er mehrere Massaker initiiert hat und maßgeblich daran beteiligt war, wird weniger gerne gesehen. Sein Porträt, ein Schnappschuss, aufgenommen 1960, wurde nach Guevaras gewaltsamem Tod 1967 zu einem der berühmtesten Fotos der Welt42. ▪ Eva Perón In Argentinien wird die ehemalige Präsidentengattin noch immer verehrt wie eine Heilige. Ihr Leben wurde verfilmt, ein Musical draus gemacht, ihr Frisur heute nach wie vor getragen. Immer noch hält sich der Mythos, dass sie wohltätige Stiftungen einrichtete, um die Armen zu unterstützen. Das stimmt zwar, die Gelder dafür allerdings stammten aus der Erpressung politischer Gegner, die im Falle des Nichtbezahlens aus dem Weg geräumt wurden. Ihre Taten waren nicht so sehr ihrer sozialen Ader und ihrer armen Herkunft geschuldet, sondern blankem Kalkül, um ihre Macht auszubauen. Ihr früher Krebstod mit 33 Jahren (1957) trug maßgeblich zu ihrer Verherrlichung bei. ▪ Elvis Presley Der King of Rock’n Roll hat sicher mit seiner Musik einen kulturellen Beitrag geleistet. Gutaussehend und charismatisch sang er sich in die Herzen der Menschen. Dass sich ein derartiges Idol an Medikamentenmissbrauch stirbt, ist heute keine Überraschung mehr. In den 1970er Jahren jedoch ein Schock. Er verstarb mit 42 Jahren früh, was offenbar von der Gesellschaft nur schwer akzeptiert werden kann, denn immer noch gibt es Menschen, die ihn gesehen haben wollen. Wen die Götter lieben, den lassen sie jung sterben. (Quem dei diligunt, adulescens moritur.) (Titus Maccius Plautus, 250 – 184 v. Chr.) 42https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/reflexionen/geschichten/916921-Wie-ein-Heldenbild- entsteht.html, abgerufen am 12.09.2021 23
6.2.3 Charakteristika eines Mythos Schlägt man in Lexika oder auch im Internet nach einer genauen Definition des Wortes „Mythos“ nach, erhält man vielfach abweichende Beschreibungen. Das scheint damit zusammenzuhängen, dass der Begriff von verschiedenen Kulturen unterschiedlich verwendet wurde. Trotzdem findet man in Mythen aller Art aus aller Herren Länder Gemeinsamkeiten, was Inhalt und Aufbau betrifft. ▪ Transzendenz Der Mythos ist eine religiös bzw. spirituell gefärbte Darstellung von Vorgängen aus Natur- und Weltleben, wobei diese mit dem menschlichen Tun verknüpft werden. Sie können die Welt um uns herum erklären und sind demzufolge als kindliche, also anfängliche, Philosophien der Menschen zu werten. Die Gesamtheit kultureller Mythen ist die Mythologie.43 Erkennbar wird diese Transzendenz durch das Auftreten von Göttern, Geschichten von der Entstehung der Welt bzw. der Menschheit und über den Zusammenhang zwischen Göttern und Fabelwesen. Erwähnenswert ist, dass in den Mythologien unterschiedlicher Kulturen, die Götter wohl über übernatürliche Fähigkeiten verfügen, dennoch besitzen sie menschliche Schwächen und Charakterfehler. Während zum Beispiel der griechische Göttervater Zeus immer wieder den weiblichen Reizen der Erdenfrauen erliegt und sie sehr zum Leidwesen seiner Gemahlin Hera reihenweise verführt und Halbgötter produziert, verfällt der germanische Gott Thor immer wieder dem kriegerischen Wahnsinn. Das verstärkt zwar seine Kräfte um das Zehnfache, wie die Edda44 beschreibt, jedoch neigt Thor dann dazu, seine Umgebung zu zerstören. Des weiteren kommt hinzu, dass die meisten Götter weder unsterblich, allwissend oder allgegenwärtig sind. Dass (ein) Gott omnipotent, omnipräsent und omniszient ist, wird uns erst durch die Bibel, die strenggenommen auch ein Mythos ist, kolportiert, doch nicht von Anfang an. Im Alten Testament hat der jüdische Gott durchaus noch 43 Redaktion: https://wortwuchs.net/mythos, abgerufen am 02.09.2021 44 EDDA, Die: Lied von Thrym. Engerda 2001, Spruch 32 24
seine charakterlichen Schwachstellen. Die weitere Ausführung dieser Thematik ist jedoch nicht Gegenstand dieser Arbeit. ▪ Wahrheitsanspruch Ähnlich wie die Sage, gilt der Mythos in seinem Kern als wahr. Beschrieben wird meist ein Ereignis, das tatsächlich stattgefunden hat, wie zum Beispiel der Trojanische Krieg. Rundherum ranken sich dann Geschichten um diverse HeldInnen oder andere Begebenheiten, die über die Jahrtausende ausgeschmückt wurden. ▪ Verortung und Datierung Außer bei den Schöpfungsmythen, die sich mit der Erschaffung der Erde und der Menschheit befasst, erkennt man in den Götter- und Heldenmythen teilweise sogar sehr genaue Ortsangaben. Mittlerweile gibt es zahlreiche Dokumentationen, Bücher und Arbeiten über die reale Geografie der Odyssee (vgl. Homer, Odyssee). Die Stadt Troja ist seit seiner Entdeckung durch Heinrich Schliemann 1870 nach wie vor einer der größten Ausgrabungsorte der Welt. Auch der Trojanische Krieg ist mittlerweile belegt, so ist die Datierung ebenfalls gegeben, auch wenn sie für die Faszination des Mythos keine Rolle spielt. Immer wieder findet man auch Angaben über die Dauer gewisser Ereignisse, wie zum Beispiel, dass der Trojanische Krieg zehn Jahre dauerte, Odysseus verbrachte sieben Jahre bei der Nymphe Kalypso und so weiter. ▪ Symbolische Sprache Die Mythen bedienen sich einer sehr bildhaften Sprache und nützen gleichzeitig die Mehrdeutigkeit der Bilder. Beispielsweise hat Odin, um mehr Wissen und Weisheit zu erlangen, dem Riesen Mimir ein Auge geopfert45 und hängt sich, obwohl verletzt, an den Weltenbaum Yggdrasil bis ihm die Runen erscheinen, die sich sonst nur „Würdigen Wesen“ offenbaren46. Einerseits könnte man diese Vorfälle wörtlich interpretieren oder im übertragenen Sinn, nämlich dass es einiges an Opfern kosten wird, um weise zu werden. Durch die mehrfachen Interpretationsmöglichkeiten lassen 45 DAHN, Felix und Therese: Germanische Götter- und Heldensagen. Hamburg 2019, S 32 ff.. 46 EDDA, Die: Odins Runenlied. Engerda 2001, Spruch 138. 25
sich Mythen problemlos auf die heutige Zeit umlegen. Der kretische Mythos des Minotaurus, ein Wesen halb Mensch, halb Stier, an den alle neun Jahre sieben Jünglinge aus Athen, als Tribut der Athener nach einer Kriegsniederlage, verfüttert werden, ist ebenfalls wissenschaftlich belegt. Die Symbolik liegt hier in der Übermacht der Kreter gegenüber dem schwachen Gegner Athen.47 6.2.4 Aufbau eines Mythos Mythen folgen im Wesentlichen immer dem gleichen Muster, auch bekannt als „Heldenreise“48. Wladimir Jakowlewitsch Propp (1895 – 1970) analysierte 100 russische Zaubermärchen und kam zum Schluss, dass die Struktur praktisch überall die Gleiche ist.49 Auch Märchen weisen oft diesen Ablauf auf, selten jedoch so komplex. Die Anzahl der handelnden Personen im Märchen ist meist überschaubar, im Mythos begegnet uns eine Vielzahl von AkteurInnen, die allerdings um einiges differenzierter dargestellt sind als Märchenfiguren. Die „Heldenreise“ ist auch ein sehr beliebtes und häufig verwendetes Modell in der modernen Literatur und in Filmen. Wie aus der nachstehenen Grafik zu erkennen, verläuft der Weg der HeldInnen gegen den Uhrzeigersinn. Sollte der/die Protagonist/-in die Reise erfolgreich überleben, hat er/sie am Ende eine große persönliche Entwicklung gemacht, Ruhm, Reichtum und Weisheit erlangt. Anders als im Märchen gehen Mythen jedoch keineswegs immer gut aus. Kennzeichen der klassischen HeldInnen ist der damit verbundene, wie der Name schon sagt, Heldentod. Ob hinterrücks ermordet oder auf dem Schlachtfeld, spielt dabei keine Rolle. Keiner stirbt daheim im Bett an Altersschwäche oder, wie im Fall Lady Diana Spencers einen Unfalltod (vgl. Seite 22). 47 https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/mythen-und-monster-minotaurus-100.html, zuletzt abgerufen 09.09.2021 48 CAMPBELL, Joseph: Der Heros in tausend Gestalten. Frankfurt 1999, S 41 ff. 49 PROPP, Wladimir Jakowlewitsch: Morphologie des Märchens. München 1976. 26
Abbildung 1: Grafik Heldenreise Durchläuft der/die Akteur/-in die Heldenreise erfolgreich bis zum Ende, heißt das nicht unbedingt, dass dies nur von Vorteil ist. Im Falle des Frodo Beutlin, Hauptheld im „Herrn der Ringe“ (vgl. Seite 47, J. R. R. Tolkien) zum Beispiel, kehrt dieser nach zwei Jahren und nachdem er Mittelerde vor dem Untergang bewahrt hat, in seine Heimat - ins Auenland - zurück. Die Bewohner dort stehen ihm jedoch argwöhnisch bis feindselig gegenüber, weil kein Auenländer jemals auf Reisen geht und womöglich Kontakt zur Außenwelt hat. Abgesehen davon, hat keiner das Geschehen auch nur mitbekommen und schon gar nicht mitverfolgt. Es weiß also niemand, dass Frodo die Welt gerettet hat. Frodo hat sich auf seiner Mission stark weiter entwickelt, ist also nicht mehr der Frodo, der auszog, um den Erdball vor der Vernichtung zu retten. Seine frühere kleine Welt, das 27
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