Maschinenwesen & Betriebswissenschaften - Das Alumni Netzwerk in den USA wächst unaufhaltsam - TU Wien alumni ...

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Maschinenwesen & Betriebswissenschaften - Das Alumni Netzwerk in den USA wächst unaufhaltsam - TU Wien alumni ...
TU Wien alumni club
                                                                                                                                                    Verein der AbsolventInnen, Studierenden,
                                                                                                                                                    MitarbeiterInnen, Förderer und Freunde der
                                                                                                                                                    TU Wien

                                                                                                                  Das Magazin des TU Wien alumni club | Nr. 44 | Dezember 2017
Dezember 2017 | Verlagspostamt 1040 Wien | GZ:04ZO3573OM

                                                           Maschinenwesen & Betriebswissenschaften
                                                                          Eine Fakultät stellt sich vor | Forschung zur innovativen Gestaltung von Produkten und Prozessen

                                                             Das Alumni Netzwerk in den USA wächst unaufhaltsam
                                                               Dem international Hub Boston folgen Ambassadors in Los Angeles, Berkley, York, Pittsburgh und Washington

                                                                     Alumnus der TU Wien sichert sich ASciNA Award
                                                                              Dietmar Offenhuber erhielt den ASciNA Award in der Kategorie „Junior Principal Investigator“
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Technik weckt
                   Leidenschaft!

                                                                           Arbeiten bei Rosenbauer –
                                                                           spannend, ganzheitlich, sinn-
                                                                           voll.
›

    Gestern im Kopf. Heute im Entstehen.
    Morgen im Einsatz
    Lust, gemeinsam Großes zu erschaffen? Begeisterung für Entwicklung
    und Technik? Dann komm zu Rosenbauer und entwickle gemeinsam mit
    uns innovative Lösungen, die Einsätze von Feuerwehren auf der ganzen
    Welt effizienter und sicherer machen.

    Näher dran an deiner Karriere auf www.rosenbauer.com/jobs.

        Viele Wege führen zu Rosenbauer!
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                                                                                                                                    Inhalt:

                                                                                                                                    Die Fakultät für Maschinenwesen
                                                                                                                                    und Betriebswissenschaften
                                                                                                                                                              Seite 4

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                                                                                                                                    Ethanol im Tank

                        Editorial
                                                                                                                                                              Seite 6

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                                                                                                                                    gespeichert
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                                     Liebe Leserinnen und Leser!                                                                    Studenten entwickeln Rennautos
                                     Liebe Absolventinnen und Absolventen!                                                          mit Elektroantrieb
                                                                                                                                                            Seite 10

                                                                                                                                    Die Maschine für die obersten
                                                                                                                                    Mikrometer
                                                                                                                                                             Seite 12

                                                                                                                                    TUW-Pilotfabrik: Produktionsstart
                                                                                                                                    in der Seestadt
                                                                                                                                                              Seite 14

                                                                                                                                    Österreichs großes Kräftemessen
                                                                                                                                                             Seite 17

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                                                                                                                                                             Seite 18

                                                                                                                                    Von Flugzeugen und Atomen
                                                                                                                                                           Seite 20

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                                                                                                                                    und Überwachung von Antriebs-
                                                                                                                                    systemen
                                                                                                                                                              Seite 21

                                                                                                                                    Ein Haus, das in die Zukunft blickt
                                                                                                                                                              Seite 22

                                                                                                                                    Ausgezeichnete Lehre: Best Tea-
                        Im vorliegenden Bulletin des TU Wien alumni           Es wurden insgesamt 16 Professuren neu                ching Awards der TU Wien
                        club stellt sich die Fakultät Maschinenwesen          besetzt oder eingerichtet. Die Drittmittel-                                    Seite 24
                        und Betriebswissenschaften mit einigen Bei-           erlöse durch Forschungsprojekte konnten
                        trägen, die das Leistungsspektrum und die             nachhaltig um ca. 80% gesteigert werden.              TU Wien-Erfolg bei ASciNA-
                                                                                                                                    Awards & ASciNA-Mentoring
                        Vielfältigkeit der behandelten Forschungs-                                                                                           Seite 25
                        themen repräsentieren, vor.                           Damit ist die Fakultät sehr gut aufgestellt
                                                                              in ihren Forschungsschwerpunkten Ener-                TU Wien Alumni in den USA: das
                        Die letzte Dekade war für die Fakultät                gie und Umwelt, Mobilität und Transport,              Netzwerk wächst
                                                                                                                                                            Seite 28
                        durch eine starke Weiterentwicklung und               Werkstoffe und Produktion, Industrial
                        Wachstum geprägt. Die Anzahl der Studi-               Management sowie numerische Ingenieurs-               Karrierecorner
                        enbeginner_innen in den Kernfächern der               methoden und IT-gestütztes Engineering.                                           Seite 29
                        Fakultät hat sich in der ersten Hälfte dieser
                                                                                                                                    40 Jahre Vorlesung „Sicherheit
                        Dekade fast verdoppelt und ist seit dem auf           Detlef Gerhard                                        auf Baustellen“
                        hohem Niveau in etwa konstant geblieben.              Dekan                                                                          Seite 31

                                                                                                                                    Sponsionen, Promotionen &
                                                                                                                                    Graduierungen
                                                                                                                                                           Seite 35
Foto: Wilke Editorial

                        Impressum:
                        Herausgeber: TU Wien & TU Wien alumni club, Resselgasse 5/E006L A-1040 Wien, Tel.: +43 1 58801 406022, Fax: +43 1 58801 9406022, office@
                        tualumni.at • Verlagspostamt: 1040 Wien • Medieninhaber & Redaktion: TU Wien alumni club; Redaktionsleitung: Mag. Silke Cubert, silke.cubert@
                        tualumni.at, Lektorat: Mag. Michaela Hermann • Grafik & Layout: Stefan Hörcsöky • Cover-Illustration: shutterstock.com - MSSA • Auflage: 5.000
                        Stück • Anzeigenakquisition: TU Wien alumni club: office@tualumni.at • Druckerei: GRASL FairPrint, Bad Vöslau

                                                                                                                                          Bulletin Nr. 44 | Dezember 2017
Maschinenwesen & Betriebswissenschaften - Das Alumni Netzwerk in den USA wächst unaufhaltsam - TU Wien alumni ...
4 Schwerpunktthema: Maschinenwesen und Betriebswissenschaften

 Die Fakultät für Maschinenwesen
       und Betriebswissenschaften
                                 Forschung zur innovativen Gestaltung von Produkten und Prozessen

                                  Wesentliches Ziel der Forschungs- und       MWB-Fakultät sind in vier Kategorien ge-
                                  Lehraktivitäten der Fakultät für Maschi-    bündelt.
                                  nenwesen und Betriebswissenschaften
                                  (MWB-Fakultät) sind die Schaffung und        »»   Physikalisch-technische Grundlagen
                                  Vermittlung von methodischem Wissen          »»   System- und Modul-Engineering
                                  zur innovativen Gestaltung von Produkten     »»   Technologie und Werkstoff
                                  und Prozessen (einschließlich deren Ein-     »»   Organisation, Management und
                                  satz) sowie die Entwicklung maschinen-            Innovationsforschung
                                  baulicher Erzeugnisse, auf wissenschaft-
                                  lichem Niveau. Zur Erreichung dieser        PRIMÄRE FORSCHUNGSGEBIETE
                                  Zielsetzung gilt es, technische, ökonomi-
                                  sche und ökologische Anforderungen mit      Auf den Forschungsmethoden aufbau-
                                  dem Aspekt der Menschengerechtigkeit        end bzw. in enger Verbindung mit diesen
                                  umfassend zu verbinden.                     hat die MWB-Fakultät fünf primäre For-
                                                                              schungsgebiete festgelegt, wobei aktuel-
                                  FORSCHUNGSMETHODEN                          le und künftig zu erwartende Bedürfnisse
                                                                              der Gesellschaft sowie nationale und in-
                                  Die MWB-Fakultät forscht, einer Einen-      ternationale Spezifikationen im Bereich
                                  gung auf wenige Sparten des Maschi-         des Maschinenwesens und der Betriebs-
                                  nenbaus entgegentretend, im Grundla-        wissenschaften berücksichtigt wurden.
                                  genbereich vorwiegend methoden- und         Die primären Forschungsgebiete bilden
                                  weniger produktorientiert. Diese For-       die fünf Säulen in der nachfolgend darge-
                                  schungsstrategie erlaubt es, dass in der    stellten Forschungsmatrix.
                                  angewandten Forschung, auf Methoden
                                  aufbauend, auf die vielfältigen Anforde-    FORSCHUNGSBETRIEB UND
                                  rungen aus der Wirtschaft und Gesell-       KOOPERATIONEN
                                  schaft bei der Entwicklung innovativer
                                  Produkte und Prozesse zugegangen wer-       Der Begriff „forschungsgeleitete Lehre“
                                  den kann. Die Forschungsmethoden der        ist dann mit Leben erfüllt, wenn die Leh-

                  Das Leitbild
                  der Fakultät

                                                Forschung und Lehre zur innovativen
                                                   Produkt- und Prozessgestaltung
                                                Technisch - Ökonomisch - Ökologisch -
                                                          Menschengerecht

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                                                                                                                                      Numerische
                                                                                         Werkstoff- und    Produktionssysteme
                                                  Energie und          Mobilität und                                              Ingenieursmethoden
                                                                                           Fertigungs-        und Industrial
                                                 Umwelttechnik       Transporttechnik                                               und IT-gestütztes
                                                                                          technologien        Management              Engineering

                       Physikalisch-technische
                             Grundlagen
 Forschungsmethoden

                      Engineering von Systemen
                            und Modulen

                          Technologie und
                             Werkstoff

                      Organisation, Management
                      und Innovationsforschung

                                                                   Erkenntnisse zum Nutzen der Gesellschaft

renden selbst forschen und aktuelle                              Forschung und zur Mobilitätssteigerung.        Die primären Forschungs-
Forschungsergebnisse in die Lehre ein-                           Eine besonders interessante Form der           gebiete und -methoden
bringen. Daher ist substantielle „Eigen-                         Zusammenarbeit zwischen Instituten der
forschung“ unumgänglich. Diese wird                              MWB-Fakultät und Industrieunternehmen
aus eigenen Mitteln finanziert und nicht                         stellen CD-Labors dar, wobei an einer für
beauftragt. Zusätzlich wird die Grund-                           die industriellen Partner nutzenstiftenden,
lagenforschung der MWB-Fakultät über                             der anwendungsorientierten Grundla-
FWF-Projekte durch den Fonds zur För-                            genforschung zuzuordnenden Thematik
derung wissenschaftlicher Forschung                              geforscht wird.
finanziert. Professoren und Dozenten
forschen im Allgemeinen in Zusammen-                             Außerdem wird ein Großteil der Dritt-
arbeit mit Doktoratsstudierenden und                             mittelforschung an der MWB-Fakultät
durch deren Betreuung.                                           über direkte, meist bilateral vereinbarte
                                                                 Auftragsforschung durchgeführt. Dabei
Die MWB Fakultät arbeitet federführend                           treten Unternehmen direkt an MWB-In-
in oder ist beteiligt an mehreren TU-inter-                      stitute mit Forschungsfragen heran. Im
nen Doktoratskollegs. Aus solchen TU-in-                         Falle ausreichend wissenschaftlichen
ternen Kooperationsprojekten entstehen                           Charakters sowie bei vorliegender Kom-
von der FFG geförderte Projekte, die be-                         petenz und Kapazität werden diese auf
reits stärker in die konkrete Anwendung,                         Basis einer vertraglichen Vereinbarung
zu Erfindungen und deren Verwertung,                             behandelt.
bis zu Firmengründungen führen.
                                                                 In all den genannten Forschungsaktivi-
Institute der MWB-Fakultät beteiligen                            täten kommen neben dem wissenschaft-
sich an universitätsübergreifenden Ko-                           lichen Personal auch Studierende zum
operationsprojekten im Rahmen von                                Einsatz. Auf diese Weise wird die Fakultät
COMET-Kompetenzzentren (K-Zentren)                               nicht nur Ihrem Auftrag, der Gesellschaft
und K-Projekten. Weitere interuniversitä-                        und der Wirtschaft durch wertvolle For-
re Beteiligungen der MWB-Fakultät, wie                           schungsbeiträge zu dienen, gerecht, son-
z.B. an EU-Forschungsprojekten, brin-                            dern auch ihrem noch wesentlicheren
gen nicht nur substantielle Drittmittel, mit                     Auftrag, junge Menschen akademisch zu
denen Dissertationsprojekte finanziert                           bilden, und entspricht so dem Motto der
werden können, sondern führen zu ver-                            TU Wien: „Technik für Menschen“.
stärkter internationaler Ausrichtung der

                                                                                                                      Bulletin Nr. 44 | Dezember 2017
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Weniger Feinstaub
                            durch Bio-Ethanol im Tank
                              Neue Studie der TU Wien zeigt: Eine höhere Beimischung von Bio-Ethanol in
                              Benzinmotoren verbessert nicht nur die CO2-Bilanz sondern reduziert auch
                              den Partikelausstoß von PKWs deutlich.

                                Marcus Szikora

                                       Ethanol ist vielseitig: Alkohol, der auch    Luft aufgenommen wurde, ist seine Ver-
                                       in alkoholischen Getränken zu finden ist,    brennung – vom Feld bis zum Abgas ge-
                                       lässt sich als Biokraftstoff verwenden. An   rechnet – praktisch CO2-neutral.
                                       der TU Wien wurde nun vom Institut für
                                       Fahrzeugantriebe und Automobiltech-          Bei den Messungen, die am Institut für
                                       nik in Kooperation mit AGRANA in einer       Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik
                                       Reihe von Messungen untersucht, wel-         der TU Wien von Dipl. Ing. Marcus Sziko-
   DI Marcus Szikora                   che Auswirkungen verschiedene Beimi-         ra unter der Leitung von Institutsvorstand
   Institut für Fahrzeugantriebe und   schungsgrade von Bio-Ethanol auf die         Univ. Prof. Dr. Bernhard Geringer durch-
   Automobiltechnik                    CO2- und Partikelanzahl-Emissionen           geführt wurden, ging es aber nicht pri-
   www.ifa.tuwien.ac.at                von Benzin betriebenen Kraftfahrzeugen       mär um die CO2-Gesamtbilanz, sondern
                                       haben.                                       darüber hinaus um die Feinstaub-Emis-
                                                                                    sionen, die bei typischem Fahrzeugge-
                                       Fünf Prozent sind gut -                      brauch anfallen.
                                       mehr ist noch besser
                                                                                    Konkret wurden unterschiedliche Kraft-
                                       5% Prozent Bio-Ethanol werden in Öster-      stoffmischungen mit drei verschiedenen
                                       reich dem gewöhnlichen Benzin fossilen       Benzin betriebenen Fahrzeugen (einem
                                       Ursprungs beigemischt, um die CO2-Bi-        PlugIn-Hybridfahrzeug und zwei PKW mit
                                       lanz zu verbessern. Nachdem Bio-Ethanol      konventionellem Antriebsstrang) getes-
                                       bloß jenen Kohlenstoff enthält, der zuvor    tet. Die Untersuchungen fanden sowohl
                                       von den verarbeiteten Pflanzen aus der       am Rollenprüfstand an der TU Wien als

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                                                                                                             auch im realen Straßenverkehr („Onro-
                                                                                                             ad“) statt. Für die Onroad-Tests wurden
                                                                                                             die Fahrzeuge mit einem speziellen,
                                                                                                             hochmodernen mobilen Abgasmesssys-
                                                                                                             tem ausgestattet.

                                                                                                             Die Ergebnisse hinsichtlich der Reduk-
                                                                                                             tion der Feinstaub-Partikel, konkret der
                                                                                                             Partikelanzahl-Emissionen, waren beein-
                                                                                                             druckend: Im Vergleich zum gewöhn-
                                                                                                             lichen Benzin mit 5% Bio-Ethanol-Anteil
                                                                                                             kann der Partikelausstoß bei Steigerung
                                                                                                             auf 10% Bio-Ethanol um bis zu 23% ge-
                                                                                                             senkt werden, bei einer Beimischung von     Zu den CO2 Effekten ergänzt Studien-         Auswirkung einer höheren
                                                                                                             20% Bio-Ethanol sogar um bis zu 61%.        autor Marcus Szikora: „Ethanol hat eine      Beimischung von Bio-Ethanol
                                                                                                                                                                                                      in Benzin auf den Ausstoß von
                                                                                                                                                         hinsichtlich motorischer Verbrennung
                                                                                                                                                                                                      Feinstaub-Partikeln*
                                                                                                             „Das Ausmaß dieser Reduktion ist bemer-     günstigere chemische Zusammenset-
                                                                                                             kenswert – sowohl am Rollenprüfstand als    zung als herkömmlicher Kraftstoff. Das
                                                                                                             auch bei den Messungen im realen Stra-      führt zu einer besseren Verbrennung und
                                                                                                             ßenverkehr konnten wir eine CO2- und        geringeren CO2-Emissionen.“ Je höher
                                                                                                             eine markante Partikelanzahl-Emissions-     die Ethanol-Beimischung, umso geringer
                                                                                                             senkung feststellen. Positiv anzumerken     der CO2-Ausstoß. „Bio-Ethanol sorgt also
                                                                                                             ist auch, dass eine solche Maßnahme der     nicht nur für eine bessere CO2-Gesamt-
                                                                                                                                                                                                      Univ. Prof. Dr. Bernhard Gerin-
                                                                                                             Beimischung alle Fahrzeuge, also auch       bilanz, sondern auch tatsächlich für mess-   ger (TU Wien) und DI Johann
                                                                                                             die bestehende Flotte, positiv beeinflus-   bar weniger CO2-Ausstoß, das sind zwei       Marihart (AGRANA Beteili-
                                                                                                             sen würde “ so Univ. Prof. Geringer.        voneinander unabhängige Effekte.“            gungs-AG) (v.l.n.r.)
Fotos: TU Wien | Marcus Szikora privat | Matthias Heisler/goemb.at | Grafik: APA, Quelle: Agrana / TU Wien

                                                                                                                                                                                                            Bulletin Nr. 44 | Dezember 2017
Maschinenwesen & Betriebswissenschaften - Das Alumni Netzwerk in den USA wächst unaufhaltsam - TU Wien alumni ...
Die Kraft der Sonne
          chemisch gespeichert
              An der TU Wien wurde eine neuartige photo-elektrochemische Zelle entwickelt, mit
              der man die Energie von UV-Licht bei hohen Temperaturen chemisch speichern kann.

                                 Georg Brunauer

                           Beheizter                                                 Erst Spannung erzeugen,
                     Versuchsreaktor
                                                                                     dann Ionen pumpen

                                                                                     „Unsere Zelle besteht aus zwei verschie-
                                                                                     denen Teilen – aus einem oberen photo-
                                                                                     elektrischen und einem unteren elektro-
                                                                                     chemischen Teil“, sagt Georg Brunauer.
                                                                                     „In der oberen Schicht werden durch Be-
                                                                                     leuchtung freie Ladungsträger erzeugt,
                                                                                     genau wie in einer gewöhnlichen Solar-
                                                                                     zelle.“ Die Elektronen werden allerdings
                                                                                     sofort wegtransportiert und auf die untere
                                                                                     Seite der elektrochemischen Zelle gelei-
                                                                                     tet. Das führt dazu, dass Sauerstoffato-
                                                                                     me dort negativ aufgeladen werden und
                                                                                     durch die untere Schicht der Zelle hin-
                                                                                     durchwandern können.

                                                                                     „Das ist der entscheidende photoelektro-
                                                                                     chemische Schritt, der in weiterer Folge
                                                                                     die Grundlage für Wasserzerlegung und
                                        Die Natur macht es vor: Pflanzen kön-        Wasserstoffproduktion sein soll“, erklärt
                                        nen Sonnenlicht auffangen und chemisch       Brunauer. Die Vorstufe dazu – eine mit
                                        speichern. Dieses Kunststück auf groß-       UV-Licht angetriebene Sauerstoff-Pumpe,
                                        technischer Skala nachzumachen, gelingt      funktioniert bereits und liefert bei 400°C
                                        uns heute aber noch nicht besonders gut.     eine Leerlaufspannung von bis zu 920
                                        Photovoltaik wandelt das Licht direkt in     Millivolt.
                                        Strom um, aber bei hohen Temperaturen
    Dr. rer. nat. Georg Brunauer        nimmt der Wirkungsgrad konventioneller       Die Arbeiten zur photo-elektrochemi-
    Institut für Energietechnik und     Solarzellen deutlich ab. Wenn man den        schen Festoxidzelle wurden nun im Fach-
    Thermodynamik                       Strom zur Gewinnung von Wasserstoff          journal „Advanced Functional Materials“
    www.iet.tuwien.ac.at
                                        nutzt, kann man die Energie chemisch         veröffentlicht. Damit ist die Forschung
                                        speichern, doch die Effizienz dieses Pro-    freilich noch nicht abgeschlossen: „Wei-
                                        zesses ist begrenzt.                         terführende Arbeiten sind wichtig, um
                                                                                     den Effekten phänomenologisch auf den
                                        An der TU Wien wurde nun ein neues           Grund zu gehen und damit das Material
                                        Konzept entwickelt: Durch die Auswahl        noch weiter optimieren zu können“, sagt
                                        ganz spezieller Materialien gelang es,       Brunauer. Wenn die elektrische Leistung
                                        Hochtemperatur-Photovoltaik mit einem        weiter gesteigert wird, lässt sich mit der
                                        elektrochemischen Element zu kombi-          Zelle Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff
                                                                                                                                   Fotos: TU Wien | Georg Brunauer privat

                                        nieren. Damit kann man UV-Licht nutzen,      aufspalten. „Dieses Ziel ist in Griffweite,
                                        um Sauerstoffionen durch eine kerami-        denn das Grundprinzip funktioniert“, sagt
                                        sche Elektrolytmembran zu pumpen –           Georg Brunauer. Nicht nur zur Wasser-
                                        so wird die Energie des UV-Lichts che-       stoffproduktion eignet sich das neue Kon-
                                        misch gespeichert. In Zukunft soll man       zept; man könnte auch CO2 aufspalten
                                        mit dieser Methode Wasser mit Sonnen-        und daraus CO in Hinblick für Kraftstoff-
                                        licht direkt in Wasserstoff und Sauerstoff   synthesen gewinnen.
                                        spalten können.
www.tualumni.at
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Falco, 1985, Foto: Didi Sattmann   Gustav, 2008, Foto: Thomas Degen

HAUPTSPONSOR DES WIEN MUSEUMS
                                                       a
AUSSTELLUNgSSPONSOR
                                                        nz

MEDIENPARTNER
                                 14.9.2017 Eine
                                                      g Wie
                                –25.3.2018 Pop-Tour
                                                           n
                                                                                                                                                        KARLSPLATZ
                                                                                                                                                        WIEN MUSEUM

                                                      Helmut Qualtinger, 1956/57, Foto: unbekannt    Kruder & Dorfmeister, 1993, Foto: Gerhard Heller
Maschinenwesen & Betriebswissenschaften - Das Alumni Netzwerk in den USA wächst unaufhaltsam - TU Wien alumni ...
Studenten entwickeln
       Rennautos mit Elektroantrieb
                    TUW Racing ist ein Studententeam an der TU Wien, das sich seit 10 Jahren der
                    Entwicklung und Herstellung von Formelrennwagen für den internationalen
                    Konstruktionswettbewerb Formula Student widmet.

   Mit nur 142,5 kg ist der EDGE9    Was mit einem kompressorgelade-             Leichtbau spielen Teile aus Faserverbund-
      2017 der leichteste Elektro-   nen Einzylindermotor in einem Gitter-       werkstoffen, wie die CFK Felgen und die
         Rennwagen der Formula
                          Student
                                     rohr-Stahlrahmen begann, hat sich über      aerodynamisch geformten, einteilig hohl
                                     die Jahre weiter entwickelt. 2012 wurde     gefertigten CFK Querlenker, für die das
                                     statt einem Stahlrahmen das erste Car-      Team im Umfeld der Formula Student be-
                                     bon Monocoque mit komplettem Aero-          kannt ist. Durch diese Bemühungen wiegt
                                     dynamikpaket gebaut, 2013 erfolgte der      der aktuelle Bolide, der EDGE9, fahrfertig
                                     Umstieg vom Verbrennungsantrieb auf         nur 142,5 kg und ist damit der leichteste
                                     einen selbst entwickelten Elektro-An-       Elektro Rennwagen in der Formula Stu-
                                     triebsstrang, dessen Herzstück zwei         dent.
                                     permanenterregte, wassergekühlte Syn-
                                     chronmaschinen mit jeweils 40kW Leis-       Die Entwicklung schreitet unaufhaltsam
                                     tung bei nur 3,5 kg Gewicht bilden.         voran. So wurde heuer erstmals ein Be-
                                                                                 werb für autonome Fahrzeuge in der For-
                                     Leichtbau und Eigenbau sind die Heraus-     mula Student ausgeschrieben. Dafür stat-
                                     forderungen in der Formula Student und      tete das TUW Racing Team den EDGE8
                                     so werden immer neue Möglichkeiten          aus dem Jahr 2016 mit einem Laser Ran-
                                     gesucht Bauteile selbst zu entwickeln und   gescanner und einer Stereocamera zur
                                     zu optimieren. Eine wichtige Rolle beim     Umgebungserkennung aus. Die Daten der

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Schwerpunktthema: Maschinenwesen und Betriebswissenschaften 11

                                                                                                                  Der 3,5kg leichte Antriebsmo-
                                                                                                                  tor mit 40KW Leistung

                                                                                                                                      Das Formula Student Team TUW
                                       Rennstrecke werden von einem Compu-
                                                                                                                                      Racing mit dem Elektro-Boliden
                                       ter an Bord gesammelt und mit ihnen eine          Werde Teil des Teams!                        EDGE8
                                       Fahrlinie berechnet. Der Rechner gibt
                                       entsprechende Befehle an die Motorsteu-       Dich hat das Rennfieber gepackt? Hast Du
                                                                                     Interesse am Motorsport und möchtest
                                       erung, den Schrittmotor für die Lenkung
Fotos: TU Wien | TU Wien Racing Team

                                                                                     dein theoretisches Wissen auch einmal in
                                       und den Linearaktuator, der das Bremspe-      der Praxis anwenden? Dann ist das TUW
                                       dal betätigt um diese abzufahren. Mithilfe    Racing Team genau das Richtige für dich!
                                       eines differenziellen GPS und eines Be-
                                       schleunigungssensors kann die errech-         Alle Infos & Bewerbungsformular auf
                                                                                     racing.tuwien.ac.at
                                       nete Fahrcharakteristik in den folgenden      office@racing.tuwienac.at
                                       Runden weiter optimiert werden.

                                                                                                                                            Bulletin Nr. 44 | Dezember 2017
Die Maschine für die
            obersten Mikrometer
                    Die TU Wien präsentiert die Beschichtungsanlage „Noreia“. Damit werden nun
                    neue Beschichtungsverfahren für die Industrie entwickelt – von der Werkzeug-
                    technik bis zur Sonnenbrille.

                          Helmut Riedl

                                        Hauchdünne Schichten können große             tungsanlage entwickelt. Diese bietet wis-
                                        Auswirkungen haben: Werkzeuge wer-            senschaftlich viele neue Möglichkeiten
                                        den durch spezielle Beschichtungen erst       und wurde gleichzeitig so dimensioniert,
                                        richtig stark und widerstandsfähig, Brillen   dass die damit gewonnenen Erkenntnisse
                                        oder Bildschirmen verleiht man damit be-      möglichst effizient auf industrielle Skalen
                                        stimmte optische oder elektrische Eigen-      übertragen werden können.
                                        schaften. „Diese dünnen Schichten sind
   Dr. Helmut Riedl                     wahre Helden der Werkstoffe und neuer         Erst fest, dann gasförmig, dann
   Institut für Werkstoffwissenschaft   Technologien“, so Paul Mayrhofer vom          wieder fest
   und Werkstofftechnologie             Institut für Werkstoffwissenschaft und
   www.project-noreia.at
                                        Werkstofftechnologie der TU Wien. „We-        Das Grundprinzip der hier verwende-
                                        der Nanochips noch LEDs oder Smart-           ten Beschichtungsverfahren ist einfach:
                                        phones kommen heute ohne sie aus.“            Das Objekt, das beschichtet werden soll,
                                                                                      kommt zunächst in eine Vakuumkammer.
                                        Moderne Beschichtungsverfahren sind           Dann erzeugt man ein Gas, das aus den
                                        hochkomplex und werden ständig wei-           passenden Zutaten besteht, die sich dann
                                        terentwickelt. Allerdings ist es nicht im-    Atom für Atom am Zielobjekt anlagern.
                                        mer einfach, Ergebnisse aus der Grund-
                                        lagenforschung industriell umzusetzen.        „Um die gewünschten, oft hochschmel-
                                        Um diese Lücke zu schließen wurde nun         zenden Materialien zunächst in die
                                        an der TU Wien eine neuartige Beschich-       Gasphase überzuführen, gibt es unter-

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13

                                schiedliche Methoden“, erklärt Helmut        der auf diese Weise entsteht, kann dann      Verschiedene Targets können
                                Riedl, Postdoc im Team von Prof. Paul        noch mit verschiedensten Gasen wie           gleichzeitig in die Beschich-
                                                                                                                          tungsanlage eingebracht
                                Mayrhofer. Die TU-Forschungsgruppe           Stickstoff oder Sauerstoff vermischt wer-    werden.
                                beschäftigt sich mit physikalischer Gas-     den, um die gewünschten keramischen,
                                phasenabscheidung (kurz PVD, „physical       hochstabilen Schichten Atom für Atom
                                vapour deposition“), die eine Vielzahl von   aufzubauen.
                                Möglichkeiten in der Materialentwicklung
                                bietet.                                      Bohrer aus Stahl oder ähnlichen Materi-
                                                                             alien werden beispielsweise mit harten
                                „Die Materialien, aus denen die dünne        keramischen Schichten überzogen. „Das
                                Schicht aufgebaut werden soll, bringt        Material dieser Schichten ist weitaus här-
                                man in Form von handtellergroßen, mas-       ter und widerstandsfähiger als Stahl oder
                                siven Platten in die Maschine ein“, sagt     Hartmetall. Bohrer aus massiver Keramik
                                Helmut Riedl. Dort werden diese Plat-        wären aber wiederum zu spröde“, erklärt
                                ten dann verdampft – beispielsweise          Riedl.
                                durch Beschuss mit hochenergetischen
                                Argon-Ionen. Durch dieses Bombar-            Erst durch Beschichtungsverfahren kön-
                                dement wird die oberste Schicht der          nen die oft unterschiedlichen Anforde-
                                Platte atomar zerstäubt – selbst wenn sie    rungen an Oberfläche und Inneres eines
                                aus widerstandsfähigen Materialien wie       Werkzeugs oder Bauteils optimal erfüllt
                                Wolfram besteht, dessen Schmelzpunkt         werden.
                                bei mehr als 3400 °C liegt. Der Dampf,

                                                                                                                          Helmut Riedl, Martin Melik-Mer-
                                                                                                                          kumians, Philipp Ertelthaler,
                                                                                                                          Stefan Rißlegger (v.l.n.r) an der
                                                                                                                          Beschichtungsanlage Noreia
Fotos: Helmut Riedl | TU Wien

                                                                                                                                Bulletin Nr. 44 | Dezember 2017
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       TUW-Pilotfabrik:
                        Produktionsstart in der Seestadt
                              Am 19. Oktober warf die Pilotfabrik Industrie 4.0 der TU Wien in der See-
                              stadt Aspern die Maschinen an. Der Produktionsstart mit neuen Methoden
                              und Verfahren wurde vom bmvit, Industriepartnern, der Forschungsförde-
                              rungsgesellschaft und der Wirtschaftsagentur Wien begleitet.

                                         Die Pilotfabrik Industrie 4.0 der TU Wien    bei kundenindividuellen Wünschen und
                                         veranstaltete am 19.10.2017 ihren ersten     daher kleinen Stückzahlen“, erklärt Prof.
                                         „Open Lab Day“, der gleichzeitig den         Detlef Gerhard, Dekan der Fakultät für
                                         Start der regulären Demo-Produktion          Maschinenwesen und Betriebswissen-
                                         markierte. Wie kann moderne Produktion       schaften der TU Wien und Mit-Initiator
                                         funktionieren, wenn man Produkte in klei-    der Pilotfabrik.
                                         ner Stückzahl fertigen will? Was ist, wenn
     Univ.-Prof. DI Dr. Detlef           sehr spezifische Kundenwünsche zu be-        „Eine durchgängige Datenverarbeitung
     Gerhard                             rücksichtigen sind und im Extremfall je-     kann alle Schritte von der individuellen
     Dekan der Fakultät für Maschinen-   des fertige Produkt ein maßgeschneider-      Konfiguration und Bestellung eines Pro-
     wesen und Betriebswissenschaften
                                         tes Einzelstück sein soll?                   dukts über notwendige konstruktive An-
                                                                                      passungen bis hin zur Teilefertigung und
                                         Für diese Fragestellungen werden in          Montage automatisch miteinander ver-
                                         der Pilotfabrik Lösungen entwickelt. Das     binden“, so Gerhard weiter.
                                         Infrastrukturministerium (bmvit) fördert
                                         die Pilotfabrik in der Seestadt Aspern mit
                                         zwei Millionen Euro. Die gleiche Summe
                                         investiert die TU Wien gemeinsam mit In-
                                         dustriepartnern. Das Gebäude stellt die
                                         Stadt Wien bereit.

                                         Moderne Produktion am
                                         Forschungsstandort Wien

                                         Die Produktion industrieller Güter wird in
                                         Zukunft ganz anders ablaufen als bisher.
                                         „Verschiedene Arbeitsschritte werden
                                         vernetzt, eine intelligente und durch-
                                         gängige IT sorgt für mehr Effizienz, auch

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Schwerpunktthema: Maschinenwesen und Betriebswissenschaften 15

                                       „Unsere Pilotfabrik ist ein zentraler Trä-     und Arbeitsplätze in Österreich schaffen“,
                                       ger im Gerüst der TU-Aktivitäten bei In-       sagt Infrastrukturminister Jörg Leichtfried.
                                       dustrie 4.0“, erklärt Johannes Fröhlich,
                                       Vizerektor für Forschung und Innovation        Losgröße 1 auf Knopfdruck
                                       der TU Wien. Verknüpft damit ist die Ar-
                                       beit im K1-Zentrum „Austrian Center for        Welche Arbeitsschritte müssen dem-
                                       Digital Production“, wo an der Virtualisie-    nächst erledigt werden? Wie kann man
                                       rung der Produktion, flexibler Automation      sie möglichst effizient zusammenfassen?
                                       und Maschinenkommunikation geforscht           Kann man die Reihenfolge der Schritte
                                       wird. „Zur Kompetenzvertiefung bieten          so wählen, dass Zeit und Energie gespart
                                       wir mit dem DigiTrans 4.0 Innovations-         wird und die Maschinen optimal ausge-
                                       lehrgang eine wichtige Möglichkeit zur         lastet sind? Solche Entscheidungen las-
                                       Schulung von Firmen“, so Fröhlich.             sen sich in einer modernen Fabrik nicht
                                                                                      von Menschen treffen, dafür ist das Ge-
                                       „In der digitalisierten Fabrik gilt der alte   samtsystem zu kompliziert.
                                       Gegensatz zwischen günstiger Fließ-
                                       bandproduktion und teuren Einzelstü-           Aber mit moderner Datenverarbeitung
                                       cken nicht mehr. Wir werden dann etwa          eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten.
                                       unser Auto ganz nach unseren Wünschen          Das Ziel ist es, die „Losgröße 1“ zu den
                                       zusammenstellen können, statt zwischen         gleichen Kosten wie eine großvolumige
                                       vorgefertigten Modellen zu wählen – vom        Produktion zu realisieren. Moderne Pro-
                                       Design über den Motor bis zur Innenaus-        duktionsplanung und Industrie 4.0-Strate-
Fotos: Foto Wilke | Matthias Heisler

                                       stattung.                                      gien werden nun an der TU Wien anhand
                                                                                      der Produktion von 3D-Druckern unter-
                                       Heimische Unternehmen erproben die             sucht. „Das ist ein Produkt, das sich für
                                       digitale Produktion von morgen bereits         unsere Zwecke sehr gut eignet“, meint
                                       heute in unseren Pilotfabriken, ohne ihren     Detlef Gerhard. „Es ist komplex genug,
                                       eigenen Betrieb zu stören. So können wir       um als Beispiel für die o.g. Fragestel-
                                       neue Produktionsmethoden entwickeln            lungen zu dienen, vereint mechanische

                                                                                                                                     Bulletin Nr. 44 | Dezember 2017
16 Schwerpunktthema: Maschinenwesen und Betriebswissenschaften

                         Komponenten mit elektrischen Antrie-           Zusammenspiel mit den bereits ansäs-
                         ben, Elektronik und Software zur Steu-         sigen Weltkonzernen wie HOERBIGER
                         erung und kann in vielen unterschiedli-        oder Opel und den dynamischen Tech-
                         chen Varianten produziert werden, z.B.         nologie-Start ups hat sich die Seestadt
                         in verschiedenen Größen oder mit un-           bereits zu einem österreichweiten Zent-
                         terschiedlichen Druckköpfen. Das bringt        rum für die Erforschung und Umsetzung
                         entsprechende Herausforderungen für            von Lösungen für die Industrie 4.0 entwi-
                         die Planung des Produktionsprozesses           ckelt“, so Gerhard Hirczi, Geschäftsfüh-
                         mit sich.“                                     rer der Wirtschaftsagentur Wien.

                         Technologiezentrum fördern                     Fabrik mit digitalem Zwilling

                         „Seit mehr als sieben Jahren sind innova-      Neben der durchgängigen Datenverar-
                         tive Fertigungstechnologien ein zentraler      beitung, die alle Prozessschritte mitein-
                         Förderschwerpunkt, den die FFG für das         ander verbindet, gibt es noch einen wei-
                         bmvit abwickelt. Herzstücke dieser Be-         teren Kernpunkt, der für das Umsetzen
                         mühungen sind Pilotfabriken, wie sie ge-       einer effizienten Produktion entscheidend
                         rade an der TU Wien, an der TU Graz und        ist und in der Pilotfabrik erforscht wird:
                         an der Johannes-Kepler-Universität Linz        Die Fabrik hat einen „digitalen Zwilling“,
                         eingerichtet werden.                           d.h. am Computer können alle Abläufe in
                                                                        der Fabrik virtuell simuliert werden.
                         Wir erwarten, dass Pilotfabriken eine
                         aktive Rolle in den ganz zentralen Inno-       „Nur, wenn man schon im Voraus Ände-
                         vations-, Technologie- und Forschungs-         rungen an Produktprozessen simulieren
                         bereichen der Zukunft, nämlich Digita-         und Alternativen durchspielen kann, las-
                         lisierung, Robotik und Automatisierung         sen sich die Prozesse optimal gestalten“
                         einnehmen werden, und wünschen der             erklärt Detlef Gerhard. Darüber hinaus
                         Pilotfabrik der TU Wien viel Erfolg!“, führt   gibt es viele weitere Forschungsthemen,
                         Klaus Pseiner, Geschäftsführer der Ös-         die in der Pilotfabrik untersucht werden
                         terreichischen    Forschungsförderungs-        – es geht dabei um die Kommunikation
                         gesellschaft FFG aus und betont, dass          zwischen Maschinen, um kollaborative
                         „zusätzlich zu den Pilotfabriken die FFG       Robotik, aber auch um Sicherheitsas-
                         auch weitere zahlreiche Förderformate          pekte und die Frage, wie man das um-
                         für diese Zukunftsthemen anbietet“.            fangreiche Datenmaterial, das in einer
                                                                        automatisierten Fabrik anfällt, optimal
                         „Uns war es wichtig, der Pilotfabrik in        auswertet und möglichst großen Nutzen
                         unserem Technologiezentrum einen ra-           daraus zieht.
                         schen Start zu ermöglichen. Durch das

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                                Österreichs großes
                                                Kräftemessen
                                Das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen und die TU Wien ent-
                                wickelten eine Kraftanlage, mit der man große Kräfte mit hoher Präzision
                                einbringen kann.
                                        Christoph Habersohn

                                Wenn zwei verschiedene Messgeräte
                                unterschiedliche Ergebnisse liefern, wel-
                                ches hat dann recht? Wie auch in anderen
                                Staaten gibt es in Österreich eine zentra-
                                le Stelle, die für die Metrologie, die Wis-
                                senschaft vom Messen und ihren Anwen-
                                dungen zuständig ist – das Bundesamt
                                für Eich- und Vermessungswesen (BEV).
                                Für Industriebetriebe und Forschungs-
                                institutionen, bei denen es auf höchste
                                Präzision ankommt, ist so eine zentrale
                                Stelle unverzichtbar. Das Institut für Fer-
                                tigungstechnik und Hochleistungslaser-
                                technik (IFT) der TU Wien hat gemeinsam
                                mit dem BEV nun eine neue Primärkraft-
                                anlage geplant, errichtet und erfolgreich
                                getestet.

                                Diese kann exakt bestimmbare Kräfte           Kraftbereichs sogar auf bis zu 5 Millionen   Die neue Kraftanlage
                                darstellen, mit denen man Kraftmessge-        Newton möglich – das entspricht der Ge-
                                räte kalibrieren kann. Die Kraftanlage        wichtskraft von mehr als 500 Tonnen.
                                kann somit einen festen „absoluten“ Aus-
                                gangspunkt für andere Kraftmessungen          Möchte man nun einen Kraftmesssensor
                                liefern – das ist unverzichtbar, weil die     kalibrieren, kann man diesen in so einer
                                Kraft eine Messgröße ist, die in der Praxis   primären Kraftanlage mit genau bekann-
                                nur relativ gemessen werden kann. Man         ten Kräften belasten. Viele unterschiedli-
                                schließt bei der Messung immer von ei-        che Massen können ausgewählt werden,
                                ner bekannten auf eine unbekannte Kraft.      deren Gewicht über ein speziell konstru-
                                Im Sommer 2016 wurde die Anlage an            iertes Gehänge auf den Kraftmesssensor
                                das BEV übergeben.                            einwirkt.

                                Gewaltige Kräfte präzise messen               Dabei muss man berücksichtigen, dass
                                                                              das Gehänge selbst auch ein Gewicht
                                Die neue Anlage, für die am Bundesamt         ausübt – bei der neuen österreichischen
                                für Eich- und Vermessungswesen eigens         Anlage wird das durch einen ausge-
                                ein neues Gebäude errichtet wurde, be-        klügelten Gewichtsausgleich gänzlich
                                steht aus vier Teilanlagen, die für unter-    kompensiert. Eine lange Liste möglicher
                                schiedlich große Kräfte konzipiert sind.      Störeffekte musste berücksichtigt wer-
Fotos: Matthias Heisler | BEV

                                Die Größte von ihnen kann Kräfte von          den, etwa die Verbiegung der Balken
                                bis zu 250 000 Newton darstellen – das        unter der Belastung, Verformungen von
                                entspricht ungefähr der Kraft, mit der        Kraftteilen, niederfrequente Schwingun-
                                eine Masse von 25 Tonnen eine Waage           gen des Gehänges, der Auftrieb, den die
                                belastet. Durch spezielle hydraulische        Massen in der Luft erfahren und sogar
                                Übersetzungen ist eine Erweiterung des        der Einfluss des Mondzyklus.

                                                                                                                                 Bulletin Nr. 44 | Dezember 2017
18 Schwerpunktthema: Maschinenwesen und Betriebswissenschaften

   Der Computerchip
                           als Flugkapitän
                                      Wissenschaftler der TU Wien machen das Fliegen grüner,
                                      sicherer und angenehmer.
                                       Martin Kozek

                                        Umweltfreundlicher, leichter und komfor-      erknüppel der PilotInnen mechanisch
                                        tabler sollen sie werden, die Flugzeuge       direkt mit den Rudern und Klappen des
                                        der Zukunft. Bis zum Jahr 2020 will die       Flugzeuges verbunden. Bei modernen
                                        Europäische Kommission völlig neue            Flugzeugen dienen die Hebel aber nur
                                        Flugzeugtypen entwickeln, die weniger         als Eingabegerät für den Bordcomputer.
                                        Treibstoff verbrauchen und für die Pilo-      „Fly-by-wire“ heißt diese Steuerungs-
                                        tInnen sicher und einfach zu steuern sind.    methode. „Der/die Pilot/in gibt nur noch
                                        An diesem internationalen Großprojekt         Stellgrößen vor, der Computer reagiert
                                        ist auch die TU Wien beteiligt. Prof. Mar-    darauf, indem er die Wünsche der Pilotin
                                        tin Kozek entwickelt mit seinem Team am       in Bewegungen der Steuerklappen um-
                                        Institut für Mechanik und Mechatronik         rechnet.“, erklärt Martin Kozek. Lässt der/
                                        das Regelungskonzept – das „Gehirn“           die Pilot/in den Knüppel in Ruheposition,
                                        der zukünftigen Flugzeugtypen, das eine       bedeutet das nicht, dass sich die Klappen
                                        wichtige Position zwischen Pilot und Ma-      nicht bewegen. Das Flugzeug behält au-
                                        schine einnehmen wird.                        tomatisch seine Richtung bei und korri-
                                                                                      giert Störungen in Form von Turbulenzen
   Ao.Univ.Prof. Dr. Martin             Im Vergleich zu heute soll der CO2 Aus-       und Böen durch viele kleine automatische
   Kozek                                stoß von Flugzeugen nach Vorgaben der         Steuerbewegungen mit Hilfe ausgefeilter
   Institut für Mechanik und            EU bis 2020 um 50% reduziert werden.          Regelungstechnik jede Abweichung von
   Mechatronik
   Forschungsbereich Regelungstech-
                                        „Ein Viertel des Treibstoffes soll direkt     den Vorgaben des/der Piloten/in.
   nik und Prozessautomatisierung       bei den Triebwerken eingespart werden,
   www.mec.tuwien.ac.at                 ein weiteres Viertel durch die technische     Die elektronisch unterstützte Steuerung
                                        Umgestaltung des Flugzeuges – und             ist in vielen Situationen menschlichen Pi-
                                        dazu gehört auch die Regelungstechnik         lotInnen weit überlegen. Wenn das Flug-
                                        im Bordcomputer“, erklärt Prof. Martin        zeug sich um die eigene Achse neigt, um
                                        Kozek. Die künftigen Flugzeuge sollen         eine Kurve zu fliegen, treten normaler-
                                        nicht mehr wie bisher aus röhrenförmi-        weise starke Belastungen an den Flügeln
                                        gem Rumpf und Flügeln bestehen, der           auf. Dort, wo die Flügel mit dem Rumpf
                                        Passagierraum soll in die Flügel integriert   verbunden sind, entstehen dadurch star-
                                        werden: Die Fluggäste sitzen nicht mehr       ke Biegemomente. Martin Kozek und sein
                                        hintereinander, sondern in breiten Rei-       Team konnten ein Regelsystem entwi-
                                        hen, wie in einem großen Kinosaal. Etwa       ckeln, das diese Belastungen ganz von
                                        450 Personen sollen so Platz finden.          selbst minimiert. Dadurch wird die me-
                                                                                      chanische Konstruktion weniger belas-
                                        Diese Änderungen haben große Auswir-          tet, es können leichtere Strukturen zum
                                        kungen auf das Flugverhalten und das          Einsatz kommen. Durch das geringere
                     Das Flugzeug       macht eine angepasste Flugzeugsteue-          Gewicht braucht es dann auch deutlich
                      der Zukunft       rung notwendig. Früher waren die Steu-        weniger Treibstoff.

                                                                                      „Durch die Schwingungsdämpfung wer-
                                                                                      den die Flugzeuge nicht nur umwelt-
                                                                                      freundlicher, auch die Flugeigenschaften
                                                                                                                                    Fotos: Martin Kozek | TU Wien

                                                                                      werden verbessert und die Haltbarkeit
                                                                                      wird erhöht“, ist Martin Kozek zuversicht-
                                                                                      lich. Nicht zuletzt profitieren die Passa-
                                                                                      giere von der neuen Steuertechnik: Für
                                                                                      sie wird durch die aktive Schwingungs-
                                                                                      dämpfung der Komfort während des Flu-
                                                                                      ges spürbar steigen.
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            und Qualität im Aufstieg.
20 Schwerpunktthema: Maschinenwesen und Betriebswissenschaften

   Von Flugzeugen und Atomen
                       Ganz unterschiedliche Größenskalen spielen im Leichtbau eine Rolle. Prof. Franz
                       Rammerstorfer verknüpft sie – von der makroskopischen Welt bis zur Ebene der
                       Moleküle. Nun wurde er mit der Kaplan-Medaille ausgezeichnet.

                                          Übergewicht ist niemals gut, schon gar        nen Blick auf die mesoskopische Ebene
                                          nicht, wenn man Autos, Flugzeuge oder         werfen – darunter versteht Rammerstor-
                                          Raumfahrzeuge entwickelt. Wenn es ge-         fer eine Größenskala im Millimeter- bis
                                          lingt, das Gewicht eines Fahrzeugs zu         Zehntelmillimeter-Bereich. Doch auch
                                          reduzieren, senkt man damit den Treib-        das genügt noch nicht. Phänomene auf
                                          stoffverbrauch, spart Geld und schont die     dieser Skala, etwa die Ausbildung von
                                          Umwelt. Gleichzeitig sollen die Bauteile      winzigen Welligkeiten oder Bildung von
                                          möglichst stabil und belastbar sein. In der   kleinen Spalten, die bei großer Belas-
                                          Leichtbautechnik versucht man beides zu       tung auftreten, kann man erklären, in-
                                          vereinen – geringe Masse und optimale         dem man einen weiteren Schritt nach
                                          Festigkeitseigenschaften.                     unten macht und einen Blick auf die
                                                                                        Mikro-Ebene wirft.
                                          Prof. Franz Rammerstorfer vom Institut für
                                          Leichtbau und Struktur-Biomechanik der        „Auf der Größenordnung von zehn bis
                                          TU Wien erreicht das, indem er verschie-      zwanzig Mikrometern können wir z.B. das
                                          dene Betrachtungsebenen miteinander           Zusammenwirken einzelner, in eine Ma-
                                          verknüpft: Er verbindet den makrosko-         trix eingebetteter, Kohlenstofffasern stu-
                                          pischen Blick auf große Bauteile mit dem      dieren, wie dies in modernen Verbund-
                                          mikroskopischen Blick auf einzelne Ma-        werkstoffen eine große Rolle spielt“, sagt
                                          terialfasern oder gar atomare Strukturen.     Rammerstorfer. Und die Eigenschaften
                                                                                        dieser Objekte auf dieser Mikro-Ebene
   Prof. Franz Rammersdorfer              Klein und groß                                lassen sich letztendlich durch die Na-
   Träger der Kaplan-Medaille,
   verliehen für außerordentliches
                                                                                        no-Ebene erklären – hier ist man end-
   Engagement und herausragende,          „Wenn man eine Tragfläche aus Metall          gültig auf der Größenskala der Moleküle
   wissenschaftliche Leistungen für die   konstruiert, stellt man sich für eine Be-     und Atome angelangt.
   Fakultät.                              rechnung der Beanspruchungen im Be-
                                          trieb das Material homogen vor, als hätte     Die Natur als Ingenieurin
                                          es keine innere Struktur“, so Rammer-
                                          storfer. „Bei näherer Betrachtung zeigt       All diese Ebenen lassen sich individuell
                                          sich, dass das nicht stimmt. Das Metall ist   studieren, aber sie sind alle auf subtile
                                          polykristallin, und das ist mit ein Grund     Weise miteinander verbunden. Auch bei
                                          für seine mechanischen Eigenschaften.“        biologischen Materialien gibt es solche
                                                                                        hierarchischen Strukturen: Unsere Kno-
                                          Rammerstorfer hat mit seinen Kollegin-        chen, der Panzer eines Käfers oder die
                                          nen und Kollegen, beginnend mit seiner        sensiblen Beine einer Spinne verdanken
                                          Berufung Anfang der 1980-er Jahre eine        ihre Eigenschaften dem komplexen Zu-
                                          hierarchische     Modellierungsstrategie      sammenspiel verschiedener Phänomene
                                          entwickelt, mit der sich Festigkeitseigen-    auf unterschiedlichen Größenskalen.
                                          schaften von Bauteilen auf ganz unter-
                                          schiedlichen Ebenen untersuchen lassen.       „Oft stellt man fest, dass die Natur ganz
                                                                                        ähnliche Lösungen hervorgebracht hat,
                                          Die Wand einer Flugzeugkabine z.B. ist        wie sie sich auch Ingenieure im Leicht-
                                          ein makroskopisches Objekt, das man           bau ausdenken – und umgekehrt: Wir
                                          mit ganz bestimmten Materialparame-           können als Ingenieure aus der Natur viele
                                          tern charakterisieren kann. Wenn man          Inspirationen gewinnen, wenn wir genau
                                          nach einer tieferen Erklärung für diese       hinschauen“, sagt Franz Rammerstorfer.
                                          Materialparameter sucht, muss man ei-
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21

                CD-Labor für Innovative Regelung und
                    Überwachung von Antriebssystemen
                                  Dieses CD-Labor erforscht die Grundlagen zur Entwicklung neuer, innovativer
                                  und systematischer Konzepte und Methoden zur Überwachung, Regelung, Op-
                                  timierung und Testung von hybriden und elektrifizierten Antriebssystemen.

                                  Die Automobilindustrie steht aufgrund
                                  der weltweit immer strengeren CO2 Vor-
                                  schriften vor großen Herausforderungen.
                                  Die Trends hinsichtlich Elektrifizierung
                                  und alternativen Antriebssystemen sowie
                                  fahrerlosen und vernetzten Fahrzeugen
                                  führen zu einer verstärkten Nachfrage
                                  nach neuen und alternativen Entwick-
                                  lungsmethoden. Die Hybridisierung und
                                  Elektrifizierung des Antriebsstrangs sind
                                  zukunftsweisende Ansätze für eine um-
                                  weltfreundliche und nachhaltige Mobilität.
                                  Es sind jedoch noch wesentliche Verbes-
                                  serungen hinsichtlich Lebensdauer der
                                  Batterie und des dynamischen Betriebs
                                  der Brennstoffzelle notwendig.

                                  Im Zuge dieses CD-Labors werden Me-
                                  thoden zur Online-Überwachung für Bat-
                                  terien und Brennstoffzellen entwickelt.
                                  Darüber hinaus werden Vorhersagemo-
                                  delle für die Alterung der Batterie sowie
                                  intelligente prädiktive Betriebsstrategien
                                  untersucht, um die Lebensdauer zu ver-
                                  längern. In ähnlicher Weise ist die Er-
                                  höhung der Haltbarkeit bei hohem Leis-
                                  tungsbedarf und im transienten Betrieb
                                  ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den
                                  Einsatz von Brennstoffzellen. Daher wer-     timierung und Erweiterung von existie-      Priv.doz. Dr. Christoph Hametner,
                                  den präzise Regelungskonzepte, insbe-        renden Steuergeräten gesteckt werden,       Institut für Mechanik
                                                                                                                           und Mechatronik
                                  sondere unter Berücksichtigung von Alte-     stellen diese modellbasierten Regelungs-    Forschungsbereich Regelungs-
                                  rungseffekten und deren Auswirkungen         konzepte eine systematische und skalier-    technik und Prozess-
                                  auf die Lebensdauer der Brennstoffzelle      bare Alternative zur effizienten Regelung   automatisierung
                                  entwickelt.                                  des Verbrennungsmotors bzw. des An-         www.mec.tuwien.ac.at
                                                                               triebsstrangs dar.
Fotos: TU Wien | Robert Polster

                                  Zukünftige Real Driving Emission Tests
                                  erfordern die Einhaltung von Emissions-      Innovative Konzepte zur Regelung und
                                  grenzen im praktischen Fahrbetrieb und       Überwachung von Antriebssystemen
                                  unter allen Betriebsbedingungen. In die-     werden zusammen mit der Hybridisie-
                                  sem Zusammenhang werden im CD-La-            rung und Elektrifizierung zu einer deut-
                                  bor moderne nichtlineare und prädiktive      lichen Effizienzsteigerung von zukünfti-
                                  Regelungskonzepte untersucht. Während        gen Fahrzeugen und Antriebssystemen
                                  aktuell enorme Anstrengungen in die Op-      beitragen.
                                                                                                                                 Bulletin Nr. 44 | Dezember 2017
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 Ein Haus, das in die Zukunft blickt
               Michaela Killian wurde mit dem Resselpreis 2016 der TU Wien ausgezeichnet. Sie
               forscht an Regelungsverfahren, um Häuser umweltfreundlicher und komfortabler zu
               machen.

                                                                                        Das Haus, das in die
                                                                                        Zukunft blickt

                                                                                        Eigentlich ist Michaela Killian, die aus Sto-
                                                                                        ckerau in Niederösterreich stammt, ge-
                                                                                        lernte Mathematikerin. Doch nach ihrem
                                                                                        Studium an der TU Wien entschloss sie
                                                                                        sich für ein besonders anwendungsnahes
                                                                                        Gebiet und wechselte an die Fakultät für
                                                                                        Maschinenwesen und Betriebswissen-
                                                                                        schaften. Bei Prof. Martin Kozek schrieb
                                                                                        sie ihre Dissertation über nichtlineare
                                                                                        modellprädiktive Regelungssysteme für
                                                                                        ein Multi-Zonen-Bürogebäude.

                                                                                        „Moderne Gebäude haben heute oft viele
                                                                                        verschiedene Sensoren, mit denen man
                                                                                        zum Beispiel die Sonneneinstrahlung aus
                                                                                        verschiedenen Himmelsrichtungen mes-
                                                                                        sen und elektronisch auslesen kann“, er-
                                                                                        klärt Michaela Killian. Das Gebäude kann
                                                                                        dann automatisch Lüftung, Heizung oder
                                                                                        Jalousien an diese aktuellen Daten an-
                                                                                        passen – aber das alleine genügt nicht,
                                                                                        das Haus reagiert nämlich sehr träge.
                                                                                        Bis ein mehrstöckiges Gebäude aufge-
     Dr. Michaela Killian, Institut für   Temperatur und Luftzufuhr werden in gro-      heizt ist, können viele Stunden vergehen.
         Mechanik und Mechatronik         ßen modernen Häusern zentral gesteu-          Viel besser ist es daher, wenn die Rege-
                 Forschungsbereich
             Regelungstechnik und
                                          ert. So lässt sich nicht nur der Komfort im   lung selbstständig in die Zukunft blickt.
            Prozessautomatisierung        Gebäude steigern, sondern auch Energie        Wetter-, Strahlungs- und Belegungspro-
             www.mec.tuwien.ac.at         und Geld sparen und den CO2-Ausstoß           gnosen können genutzt werden, um vo-
                                          reduzieren. Damit das gelingt, braucht        rausschauend zu heizen oder zu kühlen.
                                          man eine intelligente Regelung, die in die    Außerdem kann das Gebäude selbst als
                                          Zukunft blickt.                               thermischer Speicher verwendet werden
                                                                                        – besonders bei flexiblen Tarifmodellen,
                                          Michaela Killian hat ein prädiktives nicht-   bei denen elektrische Energie zu unter-
                                          lineares Regelungskonzept entwickelt,         schiedlichen Tageszeiten unterschiedlich
                                          das voll automatisiert den Komfort stei-      viel Geld kostet, bringt diese Möglichkeit
                                          gert und den Energiebedarf senkt. Dieses      großen Nutzen.
                                          Konzept ist seit Oktober 2015 im Unipark
                                          Nonntal (Salzburg) implementiert. Schon       „Der Wetterbericht kann über das Inter-
                                          die ersten Ergebnisse sind sehr vielver-      net automatisch in das System eingelesen
                                          sprechend. Für die Entwicklung dieser         werden. In diesem Projekt bekommen
                                          komplexen        Gebäudeautomatisierung       wir sehr detaillierte Prognosen über die
                                          wurded sie mit dem Resselpreis der TU         ZAMG direkt in unser System einge-
                                          Wien ausgezeichnet.                           speist“, sagt Michaela Killian. Aufgrund

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Schwerpunktthema: Maschinenwesen und Betriebswissenschaften 23

                         von Erfahrungswerten, Expertenwissen           Das Gebäude ist in vier Zonen eingeteilt
                         und physikalischen Modellen kann im            – je nach Himmelsrichtung und Tages-
                         Computermodell berechnet werden,               zeit wirkt sich die Sonneneinstrahlung
                         welche Maßnahmen man angesichts des            unterschiedlich aus. In jedem Büro gibt
                         prognostizierten Wetters ergreifen muss,       es einen Temperaturregler, die Tem-
                         um die Temperatur im Gebäude mit               peratur in jeder Zone richtet sich nach
                         möglichst geringem Energieaufwand im           dem Durchschnittswert der gewählten
                         angenehmen Bereich zwischen 21 und             Temperaturen.
                         24 Grad zu halten. Ein solches modell-
                         prädikatives System hat Michaela Killian       Das Projekt war ein Erfolg, berichtet Killi-
                         entwickelt. Es wurde in einem Universi-        an: „Für eine abschließende Evaluierung
                         tätsgebäude in Salzburg umgesetzt, die         ist es noch zu früh, aber man sieht jetzt
                         Grundideen sind aber prinzipiell auf je-       bereits, dass der Energiebedarf deutlich
                         des moderne Bürogebäude anwendbar.             gesunken ist. Wichtig ist auch, dass sich
                                                                        die Leute im Gebäude wohlfühlen.“ Kom-
                         „In das Modell müssen natürlich Erfah-         fort stand im Zuge des Projektes immer
                         rungswerte einfließen“, sagt Killian. „Wir     an erster Stelle und das Feedback ist aus-
                         hatten die Möglichkeit, direkt am Gebäu-       gezeichnet. „Auch evon, unser Industrie-
                         de open-loop Versuche durchzuführen.           partner, ist begeistert, daher läuft seit Jah-
                         Dadurch wissen wir nun genau, welche           rebeginn ein Nachfolgeprojekt, in dem
                         Maßnahmen sich auf welcher Zeitskala           ich als Post-Doktorandin weiter forschen
                         auswirken.“                                    kann“, sagt Killian.

                                                                                          Wirtschaftsingenieure:
                                                                                          Kompetent in Technik & Wirtschaft

                          WING - Die Wirtschaftsingenieure
                          „Wirtschaftsingenieure sind wirtschaftlich ausgebildete Ingenieure mit Integrationskompetenz auf akademischem
                          Niveau.“
                          Im WING-Netzwerk befinden sich ca. 1.400 Mitglieder mit ähnlicher Ausbildung, die einen internen Wissens-
                          stransfer, privaten und beruflichen Erfahrungsaustausch, Jobsuche und viele andere Dinge erleichtern. Außerdem
                          bleibt ein lebenslanger Kontakt zur Universität und Hochschule erhalten.
                          Durch die Internet-Datenbank ist es den WING-Mitgliedern möglich, jederzeit andere WING-Mitglieder zu su-
                          chen und zu kontaktieren. Weiters garantiert dieses System die Aktualität der Mitgliederdaten, da eine selbstän-
                          dige Änderung der eigenen Daten möglich ist.
                          In jedem Bundesland gibt es Regionalkreise mit eigenen Ansprechpartnern, welche interessante Veranstaltungen,
                          Vorträge und Exkursionen unter WING-Mitgliedern im jeweiligen Bundesland organisieren.
                          Mitglieder erhalten 4 mal pro Jahr die Fachzeitschrift WINGbusiness und regelmäßige Newsletter mit aktuellen
                          Informationen.
                          Alle zwei Jahre findet der WING-Kongress abwechselnd in Wien und Graz statt:

                                                          Der nächste WING-Kongress findet von
                                                          03.-05. Mai 2018 in Graz statt, zu dem wir
Foto: Cornelia Killian

                                                                    Sie herzlich einladen!
                                                                        Nähere Informationen finden Sie unter:
                                                                  https://www.wing-online.at/de/kongress/kongress/

                                                                                                                         Bulletin Nr. 44 | Dezember 2017
Ausgezeichnete Lehre:
Best Teaching Awards der TU Wien
                           Dieses Jahr wurden zum ersten Mal die Best Teaching Awards der TU Wien
                           verliehen, um besonderes Engagement im Bereich Lehre zu würdigen. TU An-
                           gehörige waren eingeladen, Lehrende für einen Preis zu nominieren: insgesamt
                           wurden über 1.700 Nominierungen ausgesprochen.

                                              Pro Semester werden an der TU Wien           manchmal schwieriger Rahmenbedin-
                                              knapp 30.000 Studierende in mehr als         gungen, kreativ und mit Enthusiasmus
                                              2.000 Lehrveranstaltungen betreut. Leh-      ihren Job erledigen und darüber hinaus
                                              rende erbringen eine bemerkenswer-           sich auch für das Wohl der Studierenden
                                              te Leistung, die die Grundlage für den       einsetzen.
                                              hervorragenden Ruf und den weltweiten
                                              Erfolg von TU-Absolvent_innen darstellt.     Anhand der Kommentare der Studieren-
                                              Dieses Engagement zu würdigen und            den haben wir gesehen, dass diese die-
                                              den Schweinwerfer auf besonders en-          ses besondere Engagement sehen und
                                              gagierte Lehrende zu richten ist Ziel der    auch sehr schätzen. Andere Awards ver-
                                              Best Teaching Awards.                        geben Bambis, Palmen oder Löwen – wir
                                                                                           zeichnen Kolleg_innen mit der TU-Eule –
           powered by                         „Neben dem Inhalt, zeichnet auch die         dem Symbol für Weisheit - aus“, erklärt
                                              Art wie gelehrt wird, eine gute Universi-    Kurt Matyas, Vizerektor für Studium und
                                              tät aus. Dieser Award ist mir wirklich ein   Lehre.
                                              besonderes Anliegen, da ich finde, dass
                                              es viele Lehrende an unserer Universität     Die Best Teaching Awards 2017 wurden
 TU Wien alumni club                          gibt, die täglich ihr Bestes geben - trotz   mit freundlicher Unterstützung des TU
 Verein der AbsolventInnen, Studierenden,
 MitarbeiterInnen, Förderer und Freunde der                                                Wien alumni clubs in zwei Kategorien
 TU Wien
                                                                                           je Fakultät vergeben: der Best Teacher
                                                                                           Award für besonders herausragende
                                                                                                                                        Fotos: Matthias Heisler | Dietmar Offenhuber

                                                                                           Lehrende, sowie der Best Lecture Award,
                                                                                           der besonders herausragende Lehrver-
                                                                                           anstaltungen bzw. ein Team an Lehrenden
                                                                                           auszeichnet. Zusätzlich wurde ein Son-
                                                                                           derpreis für externe Lehrende vergeben.

                                                                                           Auch im kommenden Jahr wird der Best
                                                                                           Teaching Award wieder vergeben. No-
                                                                                           tieren Sie sich schon jetzt den Termin: am
                                                                                           14. Juni 2018 findet die Preisverleihung
                                                                                           der nächsten Best Teaching Awards statt!
ASciNA-Awards & ASciNA-Mentoring-Programm 25

TU Wien-Absolvent_innen bei ASciNA-Awards
 und ASciNA-Mentoring-Programm erfolgreich
Österreichische Forscher_innen arbeiten auf der ganzen Welt. Jene die in Nordamerika tätig
sind, können sich im Netzwerk ASciNA (Austria Scientist and Scholars in North America) ver-
netzen. Die TU Wien und der TU Wien alumni club unterstützen das ASCiNA Austria Chap-
ter, das den ASciNA-Award und das ASciNA-Mentoring-Programm organisiert.

            Christine Cimzar-Egger

                                             Die Studie untersucht innovative Abläu-       Dietmar Offenhuber erhielt den
                                             fe und Technologien zum Monitoring            ASciNA-Award in der Kategorie
                                                                                           „Junior Principal Investigator“
                                             und zur Visualisierung von Abfall-Syste-
                                             men. Dadurch soll erforscht werden, wie
                                             Bewohner_innen und Stadtverwaltung
                                             durch urbane Infrastruktur-Systeme mit
                                             einander umgehen. Um diese Interaktion
                                             sichtbar zu machen, hat Dr. Offenhuber
                                             für seine Studie Abfallwege nachvollzieh-
                                             bar gemacht.

                                             Der ASciNA Award ist ein Wissen-
                                             schaftspreis, der ausschließlich an Nach-
                                             wuchsforscher_innen für ihre exzellenten
ASciNA Award für „Waste is                   wissenschaftlichen Publikationen verge-
Information“-Studie                          ben wird. Der Award ist in der Katego-
                                             rie „Junior Principal Investigator“ ist mit
Dietmar Offenhuber, TU Wien-Absolvent        10.000 EUR dotiert und wird aus Mitteln
der Architektur, ist derzeit als Assistant   des Bundesministeriums für Wissen-
Professor an der Northeastern University     schaft, Forschung und Wirtschaft unter-       Coopamare, einer Recyclingco-
in Boston, USA, tätig. Nach seinem Archi-    stützt.                                       operative in São Paulo
tekturstudium absolvierte er einen PhD
in Urban Planning am MIT. Seine For-
schungstätigkeit kann man mit „Verant-
wortlichkeitsdesign“ umschreiben, be-
schäftigt er sich doch mit der Beziehung
zwischen visueller Repräsentation und
urbaner Steuerung.

Sein Buch „Waste Is Information“, das
die Erkenntnisse dreier von im erarbei-
teten Studien zusammenfasst, wurde nun
mit dem ASciNa-Award in der Katego-
rie „Junior Principal Investigator“ aus-
gezeichnet.

                                                                                                 Bulletin Nr. 44 | Dezember 2017
26 ASciNA-Awards & ASciNA-Mentoring-Programm

                                    Drei ASciNA-Mentees heuer
                                    von der TU Wien unterstützt

                                    Jungwissenschaftler_innen aus Öster-           Magdalena Klemun studierte Elektro-
                                    reich mit in Nordamerika (USA, Kanada,         technik und Informationstechnik an der
                                    Mexiko) etablierten Forscher_innen in          TU Wien (Bachelor) und Earth Resources
                                    Kontakt zu bringen, das ist die Aufgabe        Engineering an der Columbia University
   MMag. Christine Cimzar-          des ASCiNA-Mentoring Programms. Die            in New York (Master). Derzeit absolviert
   Egger                            Mentees können von den Erfahrungen             Klemun ein PhD Studium in Engineering
   Technische Universität Wien      der Mentor_innen, die sich sowohl im ös-       Systems am Massachusetts Institute of
   Büro für Öffentlichkeitsarbeit
                                    terreichischen wie auch amerikanischen         Technology (MIT).
                                    Wissenschaftssystem auskennen, profitie-
                                    ren und in Karrierefragen beraten lassen.      In ihrer Forschung geht sie der Frage
                                    Die TU Wien sponsert im Rahmen des AS-         nach, warum manche Technologien ra-
                                    ciNA-Mentoring-Programm 2017/18 drei           scher kostengünstiger werden als an-
                                    Mentees:                                       dere. Dabei interessiert sie sich beson-

                                                                                                                t
                                                                                                           Kuns
                                                                                                            ins
                                                                                                                n!
                                                                                                           LEbE

                                                                            MuseumsQuartier
           Der Sammler Wolfgang HaHn                                        Museumsplatz 1
           unD Die 60er JaHre                                               A -1070 Wien
           10.11.2017 – 24.6.2018                                           www.mumok.at
                                                                            Öyvind Fahlström, Green Seesaw, 1968–1969
                                                                            (Detail), © Bildrecht, Wien, 2017

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