Masterplan Digitale Bildung - Bausteine der Zukunft - Stadt Dortmund

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Masterplan Digitale Bildung - Bausteine der Zukunft - Stadt Dortmund
Masterplan
Digitale Bildung
Bausteine der Zukunft
Masterplan Digitale Bildung - Bausteine der Zukunft - Stadt Dortmund
INHALT

       LEITBILD FÜR EINE ZUKUNFTSGERECHTE DIGITALE BILDUNG IN DORTMUND		    7

       ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE                                      10

      1 VERORTUNG                                                          12

      2 DIGITALISIERUNG		                                                  14
       2.1 Digitalisierung und Gesellschaft                                14
       2.2 Digitalisierung und Bildung                                     15

      3 ZIELPERSPEKTIVEN – BILDUNG IN DER DIGITALEN WELT                   17
       3.1 Digitale Teilhabe                                               17
       3.2 Schulische Bildung                                              19
      		   3.2.1 Allgemeinbildender Bereich                                19
      		   3.2.2 Berufsbildender Bereich                                   21
       3.3 Ausserschulische Bildungsbereiche                               22
      		   3.3.1 Frühkindliche Bildung                                     22
      		   3.3.2 Kinder- und Jugendförderung                               24
      		   3.3.3 Weiterbildung                                             26
      		   3.3.4 Kulturelle Bildung                                        27
      			        3.3.4.1 Stadt- und Landesbibliothek                       28
      			        3.3.4.2 Musikschule                                       29
       3.4 Bildung für nachhaltige Entwicklung		                           30

      4 HANDLUNGSFELDER EINER GESAMTSTRATEGIE                              31
       4.1 Technologieentwicklung – Smarte Bildungsräume                   31
      		   4.1.1 Endgeräte                                                 33
      			        4.1.1.1 Schulische Bildung                                33
      			        4.1.1.2 Exkurs: berufliche Bildung                        34
      			        4.1.1.3 Frühe Bildung                                     34
      			        4.1.1.4 Offene Kinder- und Jugendarbeit                   35
      			        4.1.1.5 Erwachsenen- und Weiterbildung                    35
      			        4.1.1.6 Stadt- und Landesbibliothek                       36
      			        4.1.1.7 Musikschule                                       36
      			        4.1.1.8 Gesamtperspektive                                 36
INHALT

      		   4.1.2 Digitale Online-Lern-/Kommunikationsplattformen/Bildungscloud/Software   37
      			        4.1.2.1 Schulische Bildung                                               37
      			        4.1.2.2 Frühe Bildung                                                    39
      			        4.1.2.3 Offene Kinder- und Jugendarbeit                                  39
      			        4.1.2.4 Erwachsenen- und Weiterbildung                                   39
      			        4.1.2.5 Stadt- und Landesbibliothek                                      40
      			        4.1.2.6 Musikschule                                                      40
      			        4.1.2.7 Gesamtperspektive                                                40
      		   4.1.3 Bauliche Maßnahmen – Gesamtperspektive                                   41
      		   4.1.4 Exkurs: Nachhaltigkeit		                                                 41
       4.2 Organisationsentwicklung                                                       42
      		   4.2.1 Schulische Bildung                                                       43
      		   4.2.2 Frühe Bildung                                                            46
      		   4.2.3 Kinder und Jugendförderung                                               46
      		   4.2.4 Erwachsenen- und Weiterbildung                                           47
      		   4.2.5 Stadt- und Landesbibliothek                                              47
      		   4.2.6 Musikschule                                                              48
      		   4.2.7 Gesamtperspektive                                                        48
       4.3 Personalentwickung                                                             49
      		   4.3.1 Schulische Bildung                                                       49
      		   4.3.2 Frühe Bildung                                                            50
      		   4.3.3 Kinder und Jugendförderung                                               51
      		   4.3.4 Erwachsenen- und Weiterbildung                                           51
      		   4.3.5 Stadt- und Landesbibliothek                                              51
      		   4.3.6 Musikschule                                                              51
      		   4.3.7 Gesamtperspektive                                                        52
       4.4 Entwicklung von Bildungsangeboten                                              52
      		   4.4.1 Exkurs: Open Educational Resources (OER)                                 53
      		   4.4.2 Schulische Bildung                                                       54
      		   4.4.3 Exkurs: Berufliche Bildung                                               55
      		   4.4.4 Frühe Bildung                                                            56
      		   4.4.5 Kinder- und Jugendförderung                                              57
      		   4.4.6 Erwachsenenbildung                                                       57
      		   4.4.7 Stadt- und Landesbibliothek                                              58
INHALT

      		   4.4.8 Musikschule                                         58
      		   4.4.9 Exkurs: Bildung für Nachhaltige Entwicklung         58
      		   4.4.10 Gesamtperspektive                                  59
       4.5 Kooperationsentwicklung                                   59
      		   4.5.1 Regionale Netzwerke in Schule und Kita              59
      		   4.5.2 Vielfältige Lernorte                                59
      		   4.5.3 Vernetzende Akteure                                 59
      			       4.5.3.1 Bereich 40/6 – Digitale Bildung              60
      			       4.5.3.2 KITZ.do                                      60
      			       4.5.3.3 Bereich 51/4 – Kinder- und Jugendförderung   61
       4.6 Evaluation                                                62
      		   4.6.1 Kennzahlen                                          63
      		   4.6.2 Agile Medienentwicklung                             63

      5 UMSETZUNG                                                    65
       5.1 Umsetzungsstruktur                                        65
       5.2 Finanzausblick                                            68
       5.3 Katalog der vorgeschlagenen Maßnahmen                     70

      6 ERARBEITUNG DES MASTERPLANS                                  74
       Arbeitsstruktur                                               74
       Öffentliche Veranstaltungen                                   75
       Autor*innen und Beteiligte                                    76
      		   Stadt Dortmund                                            76
      		 Schulen                                                     76
      		 Schulaufsicht                                               76
      		   Externer Berater                                          77
      		   Externe Sachverständige                                   77
      		 Kuratorium                                                  77
      		   Ansprechpartner für den Masterplan Digitale Bildung       78
       Danksagung                                                    78
       Literaturverzeichnis                                          79
INHALT

      ANHANG                                                                          84
       Anhang 1                                                                       84
      		   Leitfaden und Selbstevaluationsraster Digitale Schulentwicklung            84

       Anhang 2                                                                       91
      		   Skizze zu erforderlichen und auszuweitenden Fortbildungsangeboten          91
      		   Nicht fachspezifische Module                                               91
      		   Fachspezifische Module                                                     92
      		   Projektspezifische Module                                                  93
      		   Weitere Fortbildungsansätze                                                93
      		 Anbieter                                                                     93
      		 Formate/Orte                                                                 94
      		 Fundstellen                                                                  94
      		 Finanzierung                                                                 94
      		   Offene Aspekte/Herausforderungen                                           94

       Anhang 3                                                                       95
      		   Perspektivkonzept Unterstützungssystem für die digitale Bildung Land NRW   95

      IMPRESSUM                                                                       98
Masterplan Digitale Bildung

			   LEITBILD FÜR EINE ZUKUNFTSGERECHTE DIGITALE BILDUNG IN DORTMUND

      Chancen nutzen, Risiken erkennen:                   grundsätzlich verändern sich Arbeits- und
      Bildung in der Digitalen Welt                       Kooperationsweisen. Das Repertoire an Metho-
                                                          den- und Sozialkompetenzen erweitert sich.
      Der digitale Wandel schreitet unaufhörlich voran
      und ist dabei schon heute ein Teil der Lebens-      In Dortmund sollen alle notwendigen Voraus-
      wirklichkeit der Menschen geworden.                 setzungen dafür geschaffen werden, jedem
                                                          Kind und jedem Jugendlichen die bestmögliche
      Die Digitalisierung in allen Lebensbereichen ver-   Förderung, Teilhabe, Selbstbestimmung und
      ändert dabei unsere Art (zusammen) zu leben,        Chancengerechtigkeit im digitalen Wandel zu
      zu arbeiten, zu kommunizieren, zu lehren und        ermöglichen und diese auch als Erwachsener zu
      zu lernen grundlegend.                              erhalten und auszubauen.

      Unsere wirtschaftlichen Chancen, die Zukunfts-      Bildung in der digitalen Welt bedeutet insbeson-
      festigkeit unserer Bildungsangebote sowie die       dere, allen Lernenden, gleich welchen Alters, die
      jeweils individuellen Möglichkeiten zur gesell-     Entwicklung der Kompetenzen zu ermöglichen,
      schaftlichen Teilhabe werden auch davon abhän-      die für einen fachkundigen, verantwortungsvol-
      gen, welche Zugänge zur digitalen Teilhabe wir      len und kritischen Umgang mit Techniken und
      schaffen, wie wir die Potenziale und Talente von    Medien in der digitalisierten Welt erforderlich
      Kindern und jungen Menschen fördern und zur         sind. Um nachhaltig digitale Spaltung vermei-
      Entfaltung bringen.                                 den zu können, ist es notwendig, nicht nur den
                                                          Zugang zu digitalen Medien und Inhalten zu
      Der digitale Transformationsprozess umfasst alle    ermöglichen, sondern Aneignung von Hand-
      schulischen und außerschulischen Bildungsberei-     lungspraxen der Nutzung der digitalen Medien
      che und betrifft auch das lebenslange Lernen. Er    und Inhalte zu ermöglichen.
      verändert die Rahmenbedingungen und Mög-
      lichkeiten des Lernens und Lehrens, er schafft      Die digitale Bildungsoffensive kann nur im
      neue Freiräume für Kreativität, für individuelles   engen Zusammenwirken von Bund, Ländern und
      Lernen und zeit- und ortsungebundene Zusam-         Kommunen gelingen. Als Kommune wollen wir
      menarbeit. Durch die Digitalisierung verändert      über unsere Aufgabe als Sachaufwandsträger
      sich unsere Art der Informationsbeschaffung         hinaus den Prozess der Digitalisierung im Bil-
      und -verarbeitung. Viele Prozesse des täglichen     dungsbereich in der staatlich-kommunalen
      Lebens können durch den Einsatz von digitalen       Verantwortungsgemeinschaft sowie als Träger
      Medien vereinfacht werden.                          zahlreicher Bildungseinrichtungen aktiv mit-
                                                          gestalten. Der Masterplan versetzt die Stadt
      Aber der digitale Transformationsprozess birgt      Dortmund dabei in die Lage, auf unterschied-
      auch erhebliche Risiken, die die Analyse- und       liche Förderkulissen von Bund und Ländern
      Reflexionsfähigkeit von Kindern, Jugendlichen       flexibel und schnell zu reagieren und diese in
      und Erwachsenen in einem besonderen Maße            die eigene Strategie zu integrieren.
      fordern. Der vorausschauende und kritische
      Umgang mit der Bereitstellung persönlicher          Aufbauend auf dem geplanten Ausbau einer
      Informationen muss in allen Altersgruppen           leistungsfähigen digitalen Infrastruktur in allen
      gelehrt und gelernt werden, um bestehenden          Dortmunder Stadtbezirken ist es unser Ziel, allen
      Risiken, wie z. B. Cybergewalt und -kriminalität,   Kindern und Jugendlichen den Erwerb der not-
      vorbeugen zu können, aber auch um rechtliche        wendigen vielfältigen Kompetenzen, die für ein
      Anforderungen beachten und den Wahrheits-           Leben und Arbeiten in der digitalen Welt erfor-
      gehalt politischer Informationen bewerten zu        derlich sind, zu ermöglichen und sie als Erwach-
      können (Stichwort „fake news“). Aber auch           sene weiter auszubauen. Lehrenden muss dazu

                                                                                                               7
Masterplan Digitale Bildung

         eine moderne und zukunftsfähige Bildungsinfra-     Zusammenfassend kann man die sich über alle
         struktur zur Verfügung gestellt werden um so       Konzeptrahmen hinweg ziehenden Kompeten-
         die Voraussetzungen für die Umsetzung weiter-      zen so beschreiben:
         entwickelter Lernkonzepte zu schaffen und eine
         neue Lernkultur für das 21. Jahrhundert zu         • Bedienen und Anwenden:
         entwickeln.                                          Aufbau von Wissen, das einen selbstständigen
                                                              und sicheren Umgang mit digitalen Medien,
         Dazu gehört auch über den Einsatz digitaler          Werkzeugen und Daten ermöglicht. Hierzu
         Medien Lernen individueller und passgenauer zu       gehört auch das Wissen über technische
         gestalten und Lernende, gleich welchen Alters,       Gefahren und Risiken sowie über wirksame
         in ihren Lernprozessen besser begleiten und          Schutzmaßnahmen und Grundlagen der
         beraten zu können.                                   Verschlüsselung.

         Um diese Ziele zu erreichen sind Maßnahmen in      • Informieren und Recherchieren:
         unterschiedlichen Handlungsfeldern erforderlich.     Aufbau von Wissen, das zur eigenständigen
         Die technische Ausstattung stellt eine Grund-        Informationsbeschaffung, -auswertung und
         voraussetzung dar. Das Lehrpersonal muss kon-        -bewertung befähigt. Hierzu gehört ins-
         tinuierlich qualifiziert werden, hierzu gehören      besondere der kritische Umgang mit den
         grundlegend neue Formate in der Fortbildung          recherchierten Informationen.
         von Lehrenden. Lernen verändert sich insgesamt.
         Hierzu müssen neue Bildungskonzepte erarbeitet     • Kommunizieren und Kooperieren:
         und die Bildungseinrichtungen insgesamt weiter-      Aufbau von Wissen, das die Nutzung von neu-
         entwickelt werden.                                   en Kommunikations- und Kooperationsprozes-
                                                              sen einschließlich der notwendigen Regeln und
         Schlüsselkompetenzen in der digitalen Welt sind      der gebotenen Netiquette ermöglicht.
         in NRW für Schulen im Medienkompetenzrah-
         men NRW für Schulen niedergelegt, der auf der      • Produzieren und Präsentieren:
         KMK Strategie „Bildung in einer Digitalen Welt”      Aufbau von Wissen, um adressatengerechte
         fußt. Für die Erwachsenen Bildung kann darü-         Medienprodukte unter Beachtung der recht-
         ber hinaus der Konzeptrahmen DigoComp 2.0:           lichen Vorgaben erstellen und präsentieren
         The Digital Competence Framework for Citizen         zu können.
         der Europäischen Kommission herangezogen
         werden.                                            • Analysieren und Reflektieren:
                                                              Aufbau von Wissen, das dazu dient, die eige-
                                                              ne Meinungs- und Identitätsbildung zu unter-
                                                              stützen und Mechanismen für die selbstver-
                                                              antwortliche Regulierung von Medien zu
                                                              entwickeln.

                                                            • Problemlösen und Modellieren:
                                                              Aufbau von Wissen, mit dem die Prinzipien
                                                              der digitalen Welt verstanden werden und mit
                                                              dem Problemstellungen technikunterstützt
                                                              gelöst werden können.

 8
Masterplan Digitale Bildung

Wir wollen, dass diese Fähigkeiten zielgruppen-     insgesamt einer neuen Orchestrierung. Als Leit-
spezifisch, bedarfsgerecht und altersangemessen     bilder können hier das Konzept des Fourdimen-
von allen Lernenden erworben werden können.         sional Learning und der Learning Compass 2030
                                                    der OECD dienen. Beide erweitern das Spektrum
Wir wollen Lernangebote entlang der Bildungs-       über die klassischen Medienkompetenzen hinaus
kette, beginnend bei der frühkindlichen Bildung     und nehmen das Lernen im 21. Jahrhundert un-
über die schulische bis in die berufliche und       ter einer ganzheitlichen Perspektive in den Blick.
allgemeine Weiterbildung ermöglichen.

Daher richten wir unsere Arbeit entlang der
folgenden Leitlinien aus:

1. Schaffung beziehungsweise Optimierung
   effizienter lernförderlicher und belastbarer
   digitaler Infrastrukturen für Schulen und alle
   anderen Bildungseinrichtungen

2. Konkretisierung des Bildungs- und Erzie-
   hungsauftrages der Schulen und anderer
   Bildungseinrichtungen mit Blick auf die
   Anforderungen in der digitalen Welt

3. Bedarfsgerechte Qualifizierung der
   Lehrenden und pädagogischen Fachkräfte

4. Dialog mit der Stadtgesellschaft über
   Zielsetzung und Perspektiven der digitalen
   Bildungsoffensive

5. Mitwirkung an der Modernisierung der
   Bildungsstandards

Damit schaffen wir die Bedingungen dafür,
dass alle Dortmunder Kinder, Jugendlichen und
Erwachsenen die notwendigen Kompetenzen
erwerben, um an der digitalisierten Gesellschaft
und Arbeitswelt Anteil zu haben und sie aktiv
mitgestalten zu können.

Die Begrenzung auf die Förderung von Medien-
kompetenz und informatische Bildung, so wie sie
aktuell in den genannten deutschen Strategien
niedergelegt ist, greift dabei aber insgesamt
noch zu kurz. Lernen im 21. Jahrhundert bedarf

                                                                                                         9
Masterplan Digitale Bildung

			      ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE

         Aus den gesellschaftlichen Veränderungen im        liche Förderung, Teilhabe, Selbstbestimmung
         Zuge der Digitalisierung, die alle Lebens- und     und Chancengerechtigkeit im digitalen Wandel
         Arbeitsbereiche betreffen, ergeben sich in         zu ermöglichen.
         Dortmund, in Deutschland und weltweit neue
         Herausforderungen für Bildungsprozesse,            In einem ersten Schritt werden die Zielperspek-
         -inhalte und -strukturen.                          tiven digitaler Bildung definiert. Anschließend
                                                            werden Handlungsfelder zur Umsetzung be-
         Die Veränderungen im Bildungsbereich umfassen      schrieben, im schulischen Bereich inklusive der
         die gesamte Bildungsbiografie von der frühkind-    beruflichen Bildung, im frühkindlichen Bildungs-
         lichen Bildung bis hin zur Erwachsenenbildung,     bereich, im Bereich der Kinder- und Jugendför-
         von der formalen schulischen Bildung über die      derung, der kulturellen Bildung und der öffent-
         Aus- und Weiterbildung bis zur außerschulischen    lich verantworteten Weiterbildung. „Digitale
         und non-formalen Bildung.                          Teilhabe“ und „Bildung für nachhaltige Entwick-
                                                            lung“ werden als Querschnittsthemen ausdrück-
         Mit dem „Masterplan Digitale Bildung“ legt         lich berücksichtigt. Der Bereich der Hochschulen
         die Stadt Dortmund eine unter breiter Betei-       bleibt ausgeklammert, da hierzu bereits der
         ligung erarbeitete Konzeption zur Begleitung       „Masterplan Wissenschaft“ vorliegt.
         der Bevölkerung und insbesondere der Kinder
         und Jugendlichen in die digitale Welt vor. Dabei   In den vorgeschlagenen Handlungsfeldern gilt
         werden landes- und bundesweite Rahmenbedin-        für alle Institutionen, dass digitale Medien einer-
         gungen und Orientierungen berücksichtigt.          seits Lernmittel, andererseits aber Lerngegen-
                                                            stand sind. Und es gilt, dass sich die organisati-
         Parallel zum „Masterplan Digitale Bildung“ wer-    onalen Strukturen der Einrichtungen durch den
         den der „Masterplan Digitale Verwaltung“ und       Aufbau und die Nutzung vernetzter Plattformen,
         der „Masterplan Digitale Wirtschaft“ erarbeitet.   adäquater Kommunikationsmittel und digital
                                                            unterstützter Arbeitsprozesse selbst verändern.
         Die Entwicklung eines „Masterplans Digitale
         Bildung“ ist nicht allein von der Stadt Dortmund   Mit dem Selbstevaluationsraster zu den verschie-
         leistbar. Es bedarf vielmehr der Einbeziehung      denen Facetten der Digitalisierung und dem Me-
         aller an den Bildungsprozessen beteiligten         dienkompetenzrahmen des Landes NRW liegen
         Akteur*innen wie der Schulaufsicht, der Bezirks-   zentrale Instrumente zur Weiterentwicklung von
         regierung Arnsberg, dem Land NRW, Vertreter*-      Schulen vor, die in angepasster Form auch für
         innen der Schulen, der Schüler*innen und deren     viele andere Institutionen (z. B. Kindertagesein-
         Eltern und vieler weiterer an Bildungsprozessen    richtungen, VHS, Musikschulen, Museen, Sport-
         beteiligter Institutionen.                         vereine) nutzbar sind.

         Der Masterplan wird getragen von dem Grund-        Für alle Institutionen ist ein zentrales Element
         gedanken, dass das selbstbestimmte Lernen, die     die Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter*innen.
         uneingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe am     Für den schulischen Bereich wurde unter Zustim-
         Leben und die Wahrnehmung gesellschaftlicher       mung und Mitwirkung der Bezirksregierung eine
         Verantwortung für jede und jeden Einzelnen         Skizze zu erforderlichen und auszuweitenden
         ermöglicht werden.                                 Qualifizierungsangeboten entwickelt.

         Wesentliche Ziele sind daher für Dortmund, alle    Diese soll in der Umsetzung des Masterplans
         notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, für       mit konkreten Angeboten hinterlegt werden.
         jedes Kind und jeden Jugendlichen die bestmög-     Zur Verknüpfung mit der staatlichen Lehrer-

10
Masterplan Digitale Bildung

ausbildung wurde bereits eine Kooperationsver-         Hier müssen dringend über die kommunalen
einbarung mit dem ZfSL Dortmund (Zentrum für           Spitzenverbänden gemeinsam mit dem Land
schulpraktische Lehrerausbildung) geschlossen.         NRW Lösungen gefunden werden.

Die Umsetzung der inhaltlichen Digitalisierungs-       Der vorliegende „Masterplan Digitale Bildung“
strategie setzt eine dauerhafte und verlässliche       stellt nur einen ersten Aufschlag eines dauer-
Finanzierung der digitalen Infrastruktur voraus.       haften Weiterentwicklungsprozesses dar. In
Hier helfen staatliche Kredit- und Förderpro-          der Umsetzung ist es wichtig, Digitalisierung
gramme wie „Gute Schule 2020“ oder der „Digi-          als Querschnittsthema in allen Steuerungs-,
talPakt“. Die erheblichen Haushaltsbelastungen         Abstimmungs- und Entscheidungsgremien zu
zur Sicherstellung des laufenden Betriebes und         verankern.
späterer Ersatzinvestitionen sind jedoch weder
von der Bundes- noch von der Landesebene auch
nur annähernd berücksichtigt.

                            „Digitalisierung geht nicht mehr weg“1

    Michael Eickhoff, Chefdramaturg am Schauspiel Dortmund, Akademie für Digitalität und Theater Dortmund

1
    [Hauser, Catalina Rojay; 2019]

                                                                                                            11
Masterplan Digitale Bildung

1			     VERORTUNG

         Die Konzeption des vorliegenden „Masterplans                            Digitalisierung“6 und die Digitalisierungsstra-
         Digitale Bildung“ steht im Kontext einer Reihe                          tegie „Strategie für das digitale Nordrhein-
         von Strategiepapieren zur Digitalisierung auf                           Westfalen, Teilhabe ermöglichen – Chancen
         verschiedenen Ebenen. Im Jahr 2016 legte die                            eröffnen“7 Bezugsfelder geschaffen, die im
         Kultusministerkonferenz ihre Strategie der                              vorliegenden „Masterplan Digitale Bildung“
         „Bildung in der digitalen Welt“2 vor. Diese Kon-                        aufgegriffen und im regionalen Bezug vertieft
         zeption versteht sich als länderübergreifender                          werden.
         Rahmen zur Umsetzung dieser Strategie und
         insbesondere des darin enthaltenen Kompetenz-                           Der Städtetag stellt in seinem Positionspapier
         rahmens.                                                                „Lehren und Lernen im digitalen Zeitalter“ die
                                                                                 stetig zunehmende Bedeutung der Digitalisie-
         Der Beschluss der Kultusministerkonferenz                               rung auch im Bildungsbereich fest und bekräf-
         „Medienbildung in der Schule“3 von 2012 stellt                          tigt die aktive Mitwirkung der Mitgliedsstädte
         dazu weiterhin eine Orientierung dar.                                   an diesem Prozess.

         Auf Bundesebene wurde 2016 der Bericht                                  Der Einsatz digitaler Medien in der Bildung
         „Digitale Medien in der Bildung“4 des Ausschus-                         eröffnet aus Sicht des Städtetages erweiterte
         ses für Bildung, Forschung und Technikfolgen-                           Lernmöglichkeiten durch eine stärkere Indivi-
         abschätzung vom Büro für Technikfolgenab-                               dualisierung, die gezieltere Förderung sowie
         schätzung beim Deutschen Bundestag vorgelegt.                           selbstgesteuertes zeit- und ortsunabhängiges
         Dieser fasst wissenschaftliche Untersuchungen                           Lernen im Rahmen kombinierter Bildungs- und
         zum Einsatz digitaler Medientypen in allen Bil-                         Weiterbildungsangebote.
         dungsbereichen zusammen, beleuchtet Rahmen-
         bedingungen und leitet Konsequenzen für den                             Das Präsidium des Städtetages bekräftigt in
         Prozess zunehmender Digitalisierung in den                              diesem Zusammenhang seine Forderung an die
         unterschiedlichen Institutionen des Bildungs-                           Länder und den Bund, gemeinsam einen Master-
         wesens ab.                                                              plan „Ausbau digitaler Bildung“ zu entwickeln,
                                                                                 der zwingend auch die finanziellen Aspekte
         Darüber hinaus wurde 2016 die Strategie des                             klären müsse.
         Bundesministeriums für Bildung und Forschung
         „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesell-                      Einen weiteren wichtigen Baustein stellt die
         schaft“5 veröffentlicht, die Handlungsfelder auf                        „Gemeinsame Erklärung der Landesregierung,
         Bundesebene beschreibt.                                                 des Städtetages NRW, des Landkreistages NRW
                                                                                 und des Städte- und Gemeindebundes NRW zur
         Auf Landesebene hat das Land NRW durch das                              Umsetzung des Programms „Gute Schule 2020“9
         Konzeptpapier „Lernen im Digitalen Wandel –                             dar.
         Unser Leitbild 2020 für Bildung in Zeiten der

         2
           [Kultusminister der Länder der Bundesrepublik Deutschland; 2017]
         3
           [Kultusminister der Länder der Bundesrepublik Deutschland; 2012]
         4
           [Albrecht, Steffen; Revermann, Christoph; 2016]
         5
           Nähere Informationen unter: https://www.bildung-forschung.digital/de/eine-bildungsoffensive-fuer-die-digitale-wissensgesellschaft-1715.html
         6
           [Landesregierung Nordrhein-Westfalen; 2016]
         7
           [Landesregierung Nordrhein-Westfalen; 2016]
         8
           [Deutscher Städtetag; 2019]
         9
           [Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, Städtetag NRW; Landkreistag NRW; Städte- und
           Gemeindebund NRW; 2016]

12
Masterplan Digitale Bildung

Hier werden zu berücksichtigende Eckpunkte zu                     der Unterstützungsstrategie „Unterstützungs-
den Themenbereichen                                               system für die digitale Bildung in NRW 2020“
                                                                  (Anhang 3) konkrete Verantwortichkeiten,
• Medienkompetenz/Curriculare Entwicklung,
                                                                  Strukturen und Umsetzungen skizziert.
• Infrastruktur und IT-Ausstattung,
                                                                  Diese Leitbilder und Strategien sowie die von
• Digitale Lernmittel und                                         Bund, Land und international bereitgestellten
• Beratung und Qualifizierung                                     Ressourcen bilden den Rahmen für die Entwick-
                                                                  lung des lokalen Masterplans Digitale Bildung.
benannt.
                                                                  Die folgende Grafik bietet einen Überblick
Darüber hinaus wurden im Juni 2018 vom                            über Konzepte, vorhandene Gremien und Netz-
Ministerium für Schule und Weiterbildung mit                      werke sowie Institutionen der Bildungsregion
                                                                  Dortmund.

Abb. 1: Bildungsregion Dortmund

    Konzepte            Finanzierung                    Institutionen                        Gremien / Netzwerke

     Masterplan                              Einrichtungsträger                                                Bildungs-
                        Gute Schule 2020                          Schulen (öff./priv.)    Bildungsnetz
   Digitale Bildung                               (öff./priv.)                                                kommission

     Medienent-                                                     Ausbildungs-         Schulkoordinie-    Beirat Übergang
                           DigitalPakt           IHK, HWK
    wicklungsplan                                                     betriebe           rungskonferenz    Schule–Arbeitswelt

                                             VHS, Musikschule,
  Regionales Berufs-    Landesinitiative                            Hochschulen
                                               Bibliotheken,                             Steuerkreis MEP
   bildungszentrum      Fachkräfte NRW      Museen, KITZ.do, U2      (öff./priv.)                              Regionaler
                                                                                                               Koordinie-
                                                                                                               rungskreis
                                                                                                              Kindertages-
                                                                                                              einrichtung–
   Bildungspartner       Mittel der Stadt    Stadt Dortmund        Stadt Dortmund                             Grundschule
                                                                                            DoNeM
        NRW                Dortmund         Fachbereich Schule       Jugendamt

    Masterplan
                           Stiftungen
    Wissenschaft

      Masterplan            Spezielle
  Digitale Wirtschaft   Förderprogramme

                                                                                                                                13
Masterplan Digitale Bildung

2			     DIGITALISIERUNG

         Der Begriff Digitalisierung bezeichnet den durch     Die Veränderungen vollziehen sich in großer
         Digitaltechnik und Computer ausgelösten Um-          Geschwindigkeit überall dort, wo die materiel-
         bruch, der nahezu alle Lebensbereiche betrifft:      len Voraussetzungen für Anwendungs- und
         Wirtschafts- und Arbeitswelt, Öffentlichkeit und     Nutzungsmöglichkeiten der fortschreitenden
         Privatleben.                                         Digitalisierung bestehen.

2.1		    DIGITALISIERUNG UND GESELLSCHAFT

         Mit der Digitalisierung verändert sich grundle-      Digitalisierung ist dann ein gesellschaftlicher
         gend die Art und Weise wie die Menschen jetzt        Transformationsprozess (vgl. Pelka/Kaletka 2011,
         und zukünftig lehren, lernen, arbeiten, wirt-        Pelka 2018), der neben technischen Innovatio-
         schaften und kommunizieren („Digitale Trans-         nen vor allem neue soziale Praktiken (z. B. des
         formation“). Mit dieser digitalen Transformation     „Teilens“ über „Plattformen“ oder neuer Partizi-
         verändert sich die Art des Wissenserwerbs und        pationsformen über soziale Medien) erzeugt.
         der Wissenserzeugung, die Art der Erzeugung,
         des Verkaufs und des Erwerbs von Waren und           Es sind diese durch Digitalisierung ermöglichten
         Dienstleistungen. Sie beeinflusst zunehmend          neuen sozialen Praktiken, die die Stadtgesell-
         Kommunikationsverhalten, Sozialisations-             schaft zurzeit stark verändern. Gesellschaftliche
         prozesse und Sprachkultur.                           Prozesse und Kommunikationswege verlagern
                                                              sich in digitale Medien – und schaffen dort neue
         Digitalisierung ist Motor für gesellschaftlichen     Chancen und Gefahren. Dieser Prozess verändert
         Fortschritt und eröffnet vielfältige Möglichkei-     die Gesellschaft nachhaltig und umfassend, kann
         ten zur gesellschaftlichen Teilhabe und Emanzi-      aber auch gesteuert werden.
         pation. Sie birgt aber auch Risiken, z. B. können
         durch die Digitalisierung – wenn entsprechende
                                                              Dabei ist die Perspektive auf Digitalisierung als
         Schutzvorrichtungen nicht getroffen worden
                                                              sozialer Prozess sehr konstruktiv, denn auch
         sind oder das entsprechende Wissen zur Einrich-
                                                              wenn eine Stadtgesellschaft wie Dortmund nur
         tung solcher Schutzvorkehrungen nicht vorhan-
                                                              bedingt Einfluss auf die technologische Entwick-
         den ist – der technische Fortschritt und die indi-
                                                              lung hat – die sie begleitenden sozialen Prozesse
         viduellen Freiheitsrechte beeinträchtigt oder
                                                              kann sie sehr wohl mitgestalten.
         gefährdet werden.

                                                              Um dem Risiko einer digitalen Spaltung vorzu-
         Es besteht die Gefahr einer digitalen Spaltung,
                                                              beugen und die künftige Gesellschaft auf ein
         nicht nur zwischen den Generationen, sondern
                                                              „digitalisiertes Leben“ vorzubereiten, fördert
         auch abhängig vom individuellen Bildungsstand
         und Einkommen.                                       die Landesregierung des Landes Nordrhein-
                                                              Westfalen die Kommunen u. a. mit dem Kredit-
         Die Potenziale der Digitalisierung können sich       programm „Gute Schule 2020“, das es den
         nur dann in der Gesellschaft entfalten, wenn die     Kommunen ermöglicht, die Schulen mit digitaler
         Verantwortlichen dafür Sorge tragen, dass alle       Ausstattung zu versorgen. Die Bundesregierung
         Menschen in die Lage versetzt werden, kompe-         unterstützt zudem mit dem im Mai 2019 in Kraft
         tent und souverän an der Digitalisierung teilzu-     getretenen „DigitalPakt Schule“ die Länder und
         haben.                                               Kommunen bei der geplanten Digitalisierung
                                                              der Schulen. Im Bereich der Erwachsenenbildung
         Aus Perspektive von Bildung und kommunaler           haben die Landesverbände und der Bundes-
         Verantwortung muss „Digitalisierung” aber auch       verband der Volkshochschulen das Programm
         als sozialer Prozess verstanden werden.              „Erweiterte Lernwelten” aufgelegt

14
Masterplan Digitale Bildung
                                                                                        2.2 Digitalisierung und Bildung

2.2		   DIGITALISIERUNG UND BILDUNG

        Die Kompetenzanforderungen an die Lernenden          In den letzten Jahren haben sich bereits sowohl
        verändern sich grundlegend und damit auch das        die Richtlinien und Lehrpläne, als auch die An-
        Lernen und Lehren selbst. Durch den Einsatz von      forderungen an die Qualitätsentwicklung des
        digitalen Medien wird es möglich, die Lernge-        Unterrichtsprozesses in den Schulen unter den
        schwindigkeit und die Lerninhalte passgenauer        Aspekten der Handlungsorientierung, der in-
        und damit effektiver an die individuellen Be-        dividuellen Förderung und des selbstständigen
        dürfnisse der Kinder und Jugendlichen und auch       Lernens verändert. In allen Bereichen spielt die
        der Erwachsenen anzupassen. Dies ist jedoch          Nutzung digitaler Medien eine Rolle. Zur Unter-
        kein Automatismus, sondern bedarf der aktiven        stützung der Schulen hat das Land Nordrhein-
        Gestaltungen anderer Lernszenarien.                  Westfalen den Medienkompetenzrahmen entwi-
                                                             ckelt, der künftig verpflichtend in die Lehrpläne
        „Die Rolle der Lehrkraft verschiebt sich – weg       implementiert wird.
        vom Wissensvermittler, hin zum Mentor, der
        Lernprozesse ermöglicht und steuert. Lernen          Voraussetzung für eine gelingende Umsetzung
        ist immer ein sozialer Prozess. Und Technologie      von Lehren und Lernen mit digitalen Medien ist
        kann diesen sozialen Prozess verstärken. Aber        die Ausstattung der Schulen und der anderen
        sie kann diesen nicht ersetzen. Insofern werden      Bildungseinrichtungen mit entsprechender digi-
        Lehrkräfte sogar noch sehr viel wichtiger, als sie   taler Technik, vor allem aber die Anpassung der
        es heute schon sind.“10 So wie hier die Möglich-     Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte und der
        keit benannt wird, mit digitalen Medien positive     pädagogischen Kräfte. Hierbei sind die einzelnen
        Veränderungen in der Gestaltung von Bildungs-        Institutionen und Bildungsbereiche nicht isoliert
        prozessen zu gestalten, können diese auch be-        zu betrachten. Schulen könnten diesen Prozess
        stehende und veraltete Lernszenarien verstärken      gemeinsam, auch mit dem Schulträger, gestal-
        und verfestigen. Der Technik wohnt per se kein       ten, die Vernetzung der Bildungsbereiche bietet
        Mehrwert inne. Er entsteht erst in der aktiven       Potentiale für das generationenübergreifende
        Veränderung der Arbeitsweise in Bildungsein-         Lernen im Stadtbezirk.
        richtungen.
                                                             Kinder haben heute immer früher Zugang zu
        Die gesamte Bildungskette von der frühkind-          digitalen Medien. Sie sind als Teil der Lebens-
        lichen, über die schulische bis hin zur außerschu-   wirklichkeit von Kindern und Familien und
        lischen Bildung muss in den Blick genommen           daher auch aus dem pädagogischen Alltag von
        und so gestaltet werden, dass die Menschen in        Kitas nicht mehr wegzudenken. Der Einsatz von
        die Lage versetzt werden, die digitalen Möglich-     Medien und der Erwerb von Medienkompetenz
        keiten für ein selbstbestimmtes und eigenverant-     ist bereits in der frühen Kindheit eine bedeu-
        wortliches Leben zu nutzen.                          tende Bildungsaufgabe und daher auch als Teil
                                                             des Bildungsauftrags in den Bildungsgrund-
        Mehr als je zuvor wird das lebenslange und           sätzen des Landes verankert. Kindern muss in
        lebensbegleitende Lernen zur Voraussetzung           dieser frühen Bildungsphase vermittelt werden,
        von erfolgreichen Bildungs- und Erwerbsbiogra-       dass digitale Medien nicht nur rezipiert und
        phien, selbstbestimmter Lebensgestaltung und         konsumiert werden können, sondern dass sie
        aktiver gesellschaftlicher Teilhabe.                 Werkzeuge sind, die aktiv gestaltet und zur
                                                             Kommunikation genutzt werden können.

        10
             [Anders, Florentine, 2018]

                                                                                                                          15
Masterplan Digitale Bildung
2.2 Digitalisierung und Bildung

                            Besonders in der frühen Bildung ist auch die                          Familie einen guten und reflektierten Umgang
                            Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtung                           mit digitalen Medien zu praktizieren, stellt
                            und Elternhaus von besonderer Bedeutung.                              einen wichtigen und frühen Baustein für mehr
                            Die Unterstützung der Eltern dabei, in der                            Chancengleichheit in der Bildung dar.

                            Abb. 2: Bildungskette

                          Bildungslandschaft                              Übergänge                            Potenziale und Talente
  Strategische Ziele

                          ganzheitlich entwickeln                         gestalten                            entdecken und fördern

                                                                                                                                                                        ule
                                                                                                                                                                 hsch
                                                                                                                                                             Hoc
                                                                                                                                           hule
                                                                                                                                      de Sc
                                                                                                                            iterführen II
                                                                                                                          We darstufe
                                                                                                                          Sekun
                                                                                                               Übergang

                                                                                                                                                  Übergang
                                               Übergang

                                                                          Übergang

                       Tageseinrichtung für               Grundschule                Weiterführende Schule                Berufsvorbereitung                 Arbeit
                       Kinder                                                        Sekundarstufe I                      Berufsausbildung

0 Jahre                        3 Jahre        6 Jahre                   10 Jahre                             16 Jahre                                        25 Jahre

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Masterplan Digitale Bildung
                                                                                                                          3.1 Digitale Teilhabe

3			     ZIELPERSPEKTIVEN – BILDUNG IN DER DIGITALEN WELT

3.1 		   DIGITALE TEILHABE

         In einer zunehmend digitalisierten Welt ist in                             Im Folgenden werden vier Zielperspektiven
         der Folge soziale Teilhabe ohne digitale Teilha-                           formuliert, die relevant sind für die chancen-
         be nicht mehr möglich. Darum wird es darauf                                gerechte Teilhabe durch Bildung:
         ankommen, allen Bürger*innen einen Zugang
         zu digitaler Technik zu ermöglichen und sie zu                             • Erste Zielperspektive:
         ermutigen, die technischen Möglichkeiten zu                                  Die Menschen in Dortmund werden durch die
         nutzen. Das gilt insbesondere auch für benach-                               Förderung des Erwerbs von IT-Kompetenzen
         teiligte Gruppen, z. B. Menschen mit Behinde-                                – verstanden als die Fähigkeit zur kreativ-
         rungen, mit besonderem Förderbedarf oder in                                  kritischen, reflektierten, selbstgesteuerten
         schwieriger wirtschaftlicher und/oder sozialer                               Nutzung und Gestaltung digitaler Medien –
         Lage.                                                                        im digitalen Wandel begleitet.

         Mehr als 15 % der Deutschen11 hat noch nie                                 Bundesweit lag der Anteil der Menschen ohne
         das Internet genutzt. In unserer Stadt wären                               Internet 2014 noch bei über 20 %. 2019 ist er auf
         dies rund 91.000 Dortmunder*innen12 (vor                                   16 % gesunken. Diesen Trend gilt es fortzuset-
         allem Menschen im Alter, in Erwerbslosigkeit                               zen. Perspektivisch müssen alle Menschen, die
         oder mit Behinderung).                                                     in Dortmund leben Zugang zu digitalen Medien
                                                                                    haben und diese sinnvoll nutzen können.
         Doch diese Personengruppen werden vielfach
         vergessen, wenn über eDemocracy, eGovern-                                  • Zweite Zielperspektive:
         ment, eLearning, eHealth oder smart cities ge-                               Ermöglichung digitaler Teilhabe für mög-
         sprochen wird. Dabei hätten gerade Menschen                                  lichst viele Menschen in Dortmund aus allen
         mit Benachteiligung einen großen Mehrwert                                    Bevölkerungsschichten
         durch digitale Teilhabe. Sie könnte ihnen Selbst-
         bestimmung im Sinne von Selbstständigkeit in                               Menschen, die heute in Deutschland noch nicht
         vielen gesellschaftlichen Prozessen – vom Ein-                             online sind, benötigen vor allem unterstützende
         kauf über Arbeit und Lernen bis zu politischer                             offline Lernorte, an denen sie die Möglichkeit
         Mitbestimmung – ermöglichen.                                               haben, digitale Geräte zu nutzen und bei Fragen
                                                                                    kompetente Hilfe finden (vgl. Bühler/Pelka
                                                                                    2014). Dabei geht es oft sehr grundlegend dar-
                                                                                    um, überhaupt einen Mehrwert digitaler Teilha-
                                                                                    be aufzuzeigen – also Neugierde und Motivation
                                                                                    für eine Beschäftigung mit diesen zu erzeugen.

         11
              [Müller, Lena-Sophie | Stecher, Björn | Dietrich, Sabrina| Wolf, Dr. Malthe| Boberach, Michael; 2016] Die Studie der Initiative D21 befragt
              die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren mit Festnetz­Telefonanschluss im Haushalt bzw. Mobilfunkanschluss
         12
              Diese Berechnung geht von 434.111 in Dortmund gemeldeten Deutschen über 15 Jahre aus (Quelle: Landesdatenbank NRW); während
              die Initiative D21 die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren und mit Telefonanschluss erfasst.

                                                                                                                                                            17
Masterplan Digitale Bildung
3.1 Digitale Teilhabe

                • Dritte Zielperspektive:                                       Vier Stufen von Angebotsqualitäten lassen sich
                  Förderung digitaler Teilhabe durch gleich-                    unterscheiden:
                  berechtigte, niedrigschwellige, öffentliche
                  und preiswerte Zugänge zu Internet und digi-                  • Vierte Zielperspektive :
                  talen Medien sowie von Medienkompetenzen                        Angebot digitaler Unterstützungsangebote
                                                                                  auf allen vier Stufen; dabei sollen spezifische
                Diese Orte sind keine hochgerüsteten Technolo-                    Zielgruppen von „Offlinern“ besonders
                giereservoirs, sondern vielmehr Begegnungsorte,                   berücksichtigt werden.
                an denen Menschen niedrigschwellige Unterstüt-
                zung, eine wertschätzende Atmosphäre, barrie-                   Um dieses Ziel zu erreichen, ist jedoch eine
                refreie Räume und auch ein kulturelles Angebot                  Bestandsaufnahme notwendig: Wie sieht die
                finden. Es geht darum, digitale Technologien in                 vorhandene Unterstützungsstruktur für den
                alle gesellschaftlichen Gruppen und in die Breite               Erwerb digitaler Kompetenzen in Dortmund
                der Stadtgesellschaft zu tragen.                                aus? Welche Akteure bieten welche Unterstüt-
                                                                                zung an welchen Orten für welche Zielgruppen?
                Dabei sind die bestehenden Einrichtungen
                wichtige Akteure und Orte, die genutzt werden                   Hier fehlen für das Thema Medienkompetenz
                können.                                                         eine Bestimmung von vorhandenen, respektive
                                                                                fehlenden Angeboten und eine Strategie zur
                Diese Orte gibt es bereits in allen Stadtteilen.                Schließung möglicher Angebotslücken.
                Es sind Begegnungszentren, Stadtteileinrich-
                tungen, Kulturzentren, Bibliotheken, Senioren-                  Wenn es gelingt, den digitalen Wandel durch
                einrichtungen, Jugendfreizeiteinrichtungen oder                 Möglichkeiten des Kompetenzerwerbs in geeig-
                Museen (vgl. Pelka/Projektgruppe Interneterfah-                 neten Lernräumen zu begleiten, kann daraus
                rungsorte 2014). Ihre Angebote reichen von der                  ein „Dortmunder Weg zur digisozialen Stadt“
                einfachen Zurverfügungstellung von Zugängen                     entstehen.
                (z. B. einem fest installierten Computer oder
                offenem WLAN) über Unterstützungsangebote                       Dieser versteht Digitalisierung nicht nur als tech-
                (z. B. Fragestunde) bis zu umfassenden pädago-                  nologischen, sondern vor allem auch als sozialen
                gischen Ansätzen zur digitalen Kompetenz-                       Prozess, der soziale Teilhabe ermöglicht und
                entwicklung.                                                    soziale Spaltung verhindert.

                Tab. 1: Stufen von Angebotsqualitäten

                 INTERNETERFAHRUNGSORTE, STUFENWEISE KATEGORISIERUNG DER ANGEBOTSQUALITÄT
                 Stufe 1:                             Der Interneterfahrungsort hat eine passive Funktion und reagiert ausschließlich auf
                 Unterstützung auf Anfrage            Anfrage der Nutzer.

                 Stufe 2:                             Der Interneterfahrungsort bietet Bildungsangebote zu digitalen Kompetenzen an,
                 Stufe 1 + Bildungsangebote           zusätzlich werden aktiv Kunden angesprochen.

                 Stufe 3:                             Der Interneterfahrungsort agiert sozial unterstützend und inkludierend und hat
                 Stufe 2 + Empowerment                neben der Vermittlung von digitalen Kompetenzen auch die Stärkung von Individuen
                                                      („Empowerment“) sowie deren Autonomie als Ziel.

                 Stufe 4:                             Der Interneterfahrungsort zielt auf die Unterstützung und Stärkung lokal vorhandener
                 Stufe 3 + Aktive Zielgruppenarbeit   Zielgruppen durch digitale Medien sowie für die Nutzung digitaler Medien.

                                                                                                        Quelle: Rissola 2010, Übersetzung: Pelka

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3.2 		   SCHULISCHE BILDUNG

3.2.1    ALLGEMEINBILDENDER BEREICH

         Bei der Bewältigung der digitalen Herausfor-                               erworben werden kann.“ In der Erklärung der
         derungen kommt der Medienbildung in der                                    Kultusministerkonferenz wird der Stellenwert
         Schule eine herausragende Bedeutung zu. Laut                               von Medienbildung in der Schule insbesondere
         Beschluss der Kultusministerkonferenz vom                                  in den nachfolgenden fünf Zielperspektiven/
         08.03.2012 wird Medienbildung in der Schule                                Dimensionen bestimmt und begründet, die sich
         wie folgt definiert:                                                       beziehen auf:

         „Schulische Medienbildung versteht sich als dau-                           • „die Förderung der Qualität des Lehrens und
         erhafter, pädagogisch strukturierter und beglei-                             Lernens durch Medien,
         teter Prozess der konstruktiven und kritischen                             • die Möglichkeit der gesellschaftlichen und
         Auseinandersetzung mit der Medienwelt. Sie zielt                             kulturellen Teilhabe und Mitgestaltung,
         auf den Erwerb und die fortlaufende Erweiterung
         von Medienkompetenz; also jener Kenntnisse, Fä-                            • die Identitäts- und Persönlichkeitsbildung der
         higkeiten und Fertigkeiten, die ein sachgerechtes,                           Heranwachsenden,
         selbstbestimmtes, kreatives und sozial verantwort-                         • die Ausbildung von Haltungen, Wertorien-
         liches Handeln in der medial geprägten Lebens-                               tierungen und ästhetischem Urteilsvermögen
         welt ermöglichen. Sie umfasst auch die Fähigkeit,                            sowie
         sich verantwortungsvoll in der virtuellen Welt zu
         bewegen, die Wechselwirkung zwischen virtuel-                              • den notwendigen Schutz vor negativen
         ler und materieller Welt zu begreifen und neben                              Wirkungen der Medien und des Medien-
         den Chancen auch die Risiken und Gefahren von                                gebrauchs“.14
         digitalen Prozessen zu erkennen.“13
                                                                                    Zur erfolgreichen Implementierung der Medien-
         Dabei sind sich die Kultusminister*innen einig,                            bildung in der Schule werden in der Erklärung
         dass „eine grundlegende, umfassende und                                    der Kultusministerkonferenz insgesamt acht
         systematische Medienbildung im Rahmen der                                  Handlungsfelder genannt, in denen die Voraus-
         schulischen Bildung erforderlich“ ist, da „Medien-                         setzungen für eine „ganzheitliche, vernetzte
         kompetenz weder durch familiale Erziehung                                  Strategie zur nachhaltigen Förderung der Medi-
         noch durch Sozialisation oder die individuelle                             enbildung in der Schule“ geschaffen werden:
         Nutzung von Medien in der Freizeit allein

         Abb. 3: Handlungsfelder KMK

                       Lehr- und                                                                                 Ausstattung und
                                                  Lehrer*innenbildung                  Schulentwicklung
                    Bildungspläne                                                                                technischer Sport

                                                                                        Außerschulische
                                                    Urheberrecht und                                             Qualitätssicherung
                   Bildungsmedien                                                        Kooperations-
                                                      Datenschutz                                                 und Evaulation
                                                                                        partner*-innen

         13+14
                 [Kultusminister der Länder der Bundesrepublik Deutschland; 2012]

                                                                                                                                        19
Masterplan Digitale Bildung
3.2 Schulische Bildung

               Basierend auf den, auf Seite 19 beschriebenen Handlungsfeldern, lassen sich folgende Ziele/Ziel-
               perspektiven für die Medienbildung in Schulen ableiten:

               Tab. 2: Ziele/Zielperspektiven

                    HANDLUNGSFELD                  ZIELE/ZIELPERSPEKTIVEN
                    Lehr- und Bildungspläne        • Aktualisierung und Akzentuierung der Medienbildung in den einzelnen Fächern
                                                   • Formulierung fächerübergreifender Kriterien zur Medienbildung
                                                   • Erarbeitung eines Medienbildungskonzeptes oder Medienbildungsplans
                                                   • Berücksichtigung von Medienbildung und Medienkompetenz bei der Bewertung von
                                                     Schüler*innenleistungen
                    Lehrer*innenbildung            • Stärkung der Medienkompetenz und der medienpädagogischen Kompetenzen der Lehrkräfte
                                                   • Verankerung der Medienbildung in der fachbezogenen Lehrer*innenausbildung
                    Schulentwicklung               • Anpassung des Medienbildungskonzeptes an die konkreten pädagogischen, organisato-
                                                     rischen, technischen und personellen Rahmenbedingungen der einzelnen Schule und
                                                     ihres Umfeldes
                    Ausstattung und                • Festlegung der erforderlichen Ausstattung, Vernetzung und Wartung der IT-Infrastruktur
                    technischer Support              der Schulen im Rahmen der Medienentwicklungspläne
                    Bildungsmedien                 • Erschließung, Dokumentation und Verfügbarmachung von Bildungsmedien, die nur für
                                                     Unterrichtszwecke hergestellt werden, als auch von anderen bildungsrelevanten
                                                     Medienangeboten
                    Urheberrecht und               • Sensibilisierung und Unterstützung von Schüler*innen, Lehrkräften, Schulleitungen und
                    Datenschutz                      Eltern auf den Gebieten Datenschutz, Jugendschutz und Persönlichkeitsrecht, Urheber-
                                                     und Lizenzrecht
                                                   • ggf. Aufbau und Einrichtung von „Multiplikator*innennetzwerken“ und Zusammenarbeit
                                                     mit den Landesbeauftragten für Datenschutz oder den Beauftragten für Kriminalprävention
                    Außerschulische                • Verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Trägern sowohl innerschulisch
                    Kooperationspartner*innen        als auch an außerschulischen Lernorten
                                                   • Verstärkte Zusammenarbeit mit Eltern
                    Qualitätssicherung und         • Entwicklung von Qualitätsstandards für Medienbildung in der Schule
                    Evaluation                     • Berücksichtigung der Medienbildung als Bestandsteil von Qualitätsentwicklung auch im
                                                     Rahmen der Beratung, Begleitung und Unterstützung der Schulen
                                                   • Prüfung, ob die Schule ein Medienbildungskonzept umsetzt und
                                                   • Evaluierung von Medienkompetenzen der Lehrkräfte

               Neben den o. g. Zielen und Zielperspektiven                         Die Ziele passen sich dabei in die Digitalstrategie
               verfolgt die Stadt Dortmund im Rahmen der                           NRW ein. Mit Konferenzen in allen Regierungs-
               Medienbildung in Schulen noch folgende Ziele/                       bezirken wurde im Jahr 2018 der Startschuss für
               Zielperspektiven:                                                   eine Digitalisierungsoffensive an den Schulen
                                                                                   gegeben. Die Ergebnisse werden in eine Digital-
               • Vermeidung/Minderung der digitalen Spaltung
                                                                                   strategie für die Schulen einfließen, die seitens
                 unter Schüler*innen,
                                                                                   der Landesregierung zeitnah vorgelegt werden
               • Motivierung der Schulen zum Einsatz von                           soll.
                 weiterentwickelter Technik (z. B. VR-Brillen,
                 3D-Drucker), z. B. über das IT-Lab,15                             Dabei geht es im Kern um den Erwerb von Medi-
                                                                                   enkompetenzen, die Qualifizierung von Lehr-
               • Erwerb von wesentlichen Methoden- und
                                                                                   kräften und den Zugang zu digitalen Medien
                 Sozialkompetenzen, die für ein erfolgreiches
                                                                                   und Inhalten.
                 Leben und Arbeiten in einer digitalen Welt
                 erforderlich sind und
                                                                                   Seitens der Stadt Dortmund gilt es, die Strategie
               • Schulung von Lehrkräften und Schulleitungen                       des Landes mit der lokalen Strategie des Master-
                 im Umgang mit der vom Schulträger angebo-                         plans Digitale Bildung dauerhaft zu verbinden.
                 tenen Hard- und Software.
               15
                    IT-Lab = Digitales Versuchslabor am Max-Planck-Gymnasium Dortmund

20
Masterplan Digitale Bildung
                                                                                                             3.2 Schulische Bildung

3.2.2   BERUFSBILDENDER BEREICH

        Die berufliche Bildung steht im Kontext der                               Zweitens: Robotik und Sensorik
        zunehmenden Digitalisierung vor besonderen                                Während Größe und Kosten von Systemen
        Herausforderungen. Sie ist unmittelbar verbun-                            sinken, steigen ihre Anwendungsmöglichkeiten
        den mit den Entwicklungen in Unternehmen und                              und ihre Bedienbarkeit, was sie auch für kleinere
        Institutionen. Ein im Kontext der Digitalisierung                         Betriebe und individuelle Fertigung interessant
        entstandener Begriff, vor allem im Bereich von                            macht. Hinzu kommen neue Fertigungstechni-
        Industrie und Handwerk, lautet „Industrie/Hand-                           ken wie additive Verfahren sowie die verbesserte
        werk 4.0“. Gemeint sind neben der technischen                             Steuerung und Datensammlung durch neue
        Entwicklung vor allem die simultane Verfüg-                               Sensorik.
        barkeit von IT-affinen Arbeitskräften und eine
        angemessene Infrastruktur, um digitalisierte Ge-                          Drittens und entscheidend: die Vernetzung
        schäftsmodelle erfolgreich zu implementieren.                             Durch diese entstehen cyber-physische Systeme
        Der INSM Bildungsmonitor weist nach, dass der                             als Grundlage für die Industrie 4.0, d. h. Netz-
        Bedarf an Fachkräften mit IT-Know-how weiter                              werke von kleinen Computern, die mit Sensoren
        steigen wird (INSM, S. 28)16.                                             und Aktoren ausgestattet sind, in Gegenstände,
                                                                                  Geräte und Maschinenteile eingebaut werden
        Mit dem „Weissbuch Arbeiten 4.0“ dokumen-                                 und über das Internet miteinander kommunizie-
        tiert die Bundesregierung die breite gesellschaft-                        ren können. Auf dieser Basis tauschen Anlagen,
        liche Debatte zur (digital geprägten) Arbeit der                          Maschinen und einzelne Werkstücke kontinu-
        Zukunft. Und sie möchte damit einen Impuls zur                            ierlich große Mengen an Informationen aus und
        gesellschaftlichen Gestaltung der Zukunft der                             können Produktion, Lager und Logistik weit-
        Arbeit setzen:                                                            gehend selbst steuern. Big Data kann darüber
                                                                                  hinaus auch neue Geschäftsmodelle und kunden-
        „Im Dialog Arbeiten 4.0 steht die Digitalisierung                         orientierte Dienstleistungen (z. B. Prozess- und
        als derzeit wichtigster Treiber im Mittelpunkt.                           Absatzplanung, vorausschauende Instandhal-
        Sie steht als Schlagwort für die informations-                            tung) hervorbringen.“18
        technologisch getriebenen Veränderungen von
        Wirtschaft und Arbeit insgesamt.“17                                       Aus Sicht der Dortmunder Berufskollegs ist es
                                                                                  insbesondere vor dem Hintergrund der regio-
        „Die neue Qualität der Digitalisierung wird                               nalen Entwicklung der letzten Jahre ausdrück-
        durch Fortschritte in drei Bereichen und deren                            lich erforderlich, durch adressatenorientierte
        Zusammenwirken getrieben.                                                 Vermittlung sämtlicher Medienkompetenzen im
                                                                                  ganzheitlichen Ansatz soziale Ungleichheiten zu
        Erstens: IT und Software                                                  kompensieren und durch die zielscharfe Bildung
        Die Leistungsfähigkeit von Prozessoren wächst                             digitaler Infrastrukturen gleichwertige Chancen
        weiterhin exponentiell und erleichtert die Nut-                           für die Arbeitswelt zu ermöglichen. Dabei sind
        zung von Cloud-Technologien sowie mobilen                                 alle Schüler*innen, gleichgültig welcher sozialen
        Anwendungen. Lernende Algorithmen rechtfer-                               Herkunft, gleichermaßen auf den sich wandeln-
        tigen mittlerweile die Bezeichnung „künstliche                            den Digitalisierungsprozess in der beruflichen
        Intelligenz“ für Anwendungen wie Watson,                                  Bildung vorzubereiten.
        AlphaGo oder Siri.

        16
           [Anger, Dr. Christina Anger | Plünnecke, Prof. Dr. Axel | Schüler, Dr. Ruth; 2018]
        17
           [Bundesministerium für Arbeit und Soziales; 2017; S.19]
        18
           [Bundesministerium für Arbeit und Soziales; 2017; S.21]                                                                    21
Masterplan Digitale Bildung
3.2 Schulische Bildung

               Fachkompetenz in der digitalen Bildung bedeu-        Dazu ist es erforderlich, Berufskollegs zu Zentren
               tet für die Berufskollegs nicht nur die Kompe-       digitaler Bildung für Berufsgruppen zu entwi-
               tenz, die digitalen Systeme zu bedienen und zu       ckeln. Diese Zentren benötigen Fortbildungen
               nutzen, sondern auch, diese Systeme aktiv zu         und Ausstattung nach Industriestandard und
               gestalten und zu verändern. Die Berufskollegs        können so bestmöglich und am Bedarf orien-
               bilden die Fachkräfte dazu aus und müssen            tiert ausgebaut werden. In Kooperationen mit
               selbst Experten dafür bleiben. Da die Digitalisie-   Unternehmen, Universitäten und den Zentren
               rung zukünftig vor keinem Beruf halt machen          für schulpraktische Lehrerbildung muss effizient
               wird, ist die Entwicklung der Fachkompetenz an       und kompetent auf Zentren digitaler beruflicher
               den Berufskollegs ein zentraler Faktor und muss      Bildung hingearbeitet werden.
               finanziell unabhängig vom Schulträger abge-
               sichert werden.                                      Durch die langjährige Zusammenarbeit der
                                                                    städtischen Berufskollegs und die gemeinsame
               Um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen           Umsetzung des Schulmodellversuchs „Regionales
               gilt es, die Qualifizierung der Fachlehrkräfte       Berufsbildungszentrum“ (RBZ) bestehen gute
               und die Ausstattung zeitlich aufeinander ab-         Voraussetzungen zur Bearbeitung der Heraus
               zustimmen.                                           forderungen digitaler Bildung im Verbund.

 3.3		          AUßERSCHULISCHE BILDUNGSBEREICHE

 3.3.1          FRÜHKINDLICHE BILDUNG

               Tageseinrichtungen für Kinder nehmen hin-            die dem Spiel und der Unterhaltung dienen.
               sichtlich digitaler Medienbildung eine wichtige      Demgegenüber stehen gerade diese Angebote
               Rolle für Kinder und Familien ein. Im Rahmen         nicht im Zentrum dessen, was eine sinnvolle
               der Bildungsgrundsätze NRW für Kinder von            digitale Bildung in Kindertageseinrichtungen
               0–10 Jahren besteht ein gemeinsamer Bildungs-        ausmacht.
               auftrag „Medien“ für Tageseinrichtungen und
               Schulen. Das Kind soll die Gelegenheit erhalten,     Vielmehr geht es hier darum, Kinder zu ermuti-
               sich zu einer medienkompetenten Persönlichkeit       gen Medien aktiv handelnd zu nutzen und als
               zu entwickeln.                                       Werkzeuge in den Alltag zu integriert – nicht
                                                                    um sich von anderen abzusondern, sondern um
               Im Bereich der frühkindlichen Bildung muss sich      mit anderen in Kontakt zu treten. Medienange-
               die Frage stellen: Wie kann eine verantwortungs-     bote sind also als ein integraler Bestandteil der
               volle Medienbildung aussehen, die die realen         üblichen pädagogischen Arbeit zu sehen und
               Gefährdungen, aber auch Ängste von Eltern und        weniger als ein gezieltes medienpädagogisches
               Fachkräften ernst nimmt, zugleich aber Kinder        Vorhaben.
               ermutigt, sich Medien kompetent zu eigen zu
               machen und aktiv zu nutzen.                          Medienpädagogische Angebote im Elementar-
                                                                    bereich haben nicht die „Medien“ zum Gegen-
               Studien, die negative Folgen eines hohen             stand, sondern die Kinder, die in lernender,
               Medienkonsums für die kindliche Entwicklung          sozialer oder gestaltender Beziehung zu den
               belegen, beziehen sich fast ausschließlich auf die   Medien stehen.
               übermäßige Nutzung von Medienangeboten,

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Masterplan Digitale Bildung
                                                                                   3.3 Außerschulische Bildungsbereiche

Abb. 4: Funktionen von Medien aus der medienpädagogischen Perspektive

          Information                         Kommunikation                          Reflexion

                                             Erinnern und Erzählen
    Projekt- und themenbezogene
                                                                                   Medienangebote
              Recherche
                                                Präsentation der
                                                 eigenen Arbeit

                                               Kommunikation mit
    Nutzung digitaler Werkzeuge               Menschen außerhalb                 Erforschen von Medien
                                           der Kindertageseinrichtung

Diese Mensch-Medien-Interaktion verantwor-               Dabei kann es um eine projekt- oder themen-
tungsvoll einzuschätzen und entwicklungsför-             bezogene Recherche im Internet gehen (z. B.
dernd einzusetzen ist das Ziel früher Medien-            Spielplan der Fußball-WM, Tiere im Regenwald)
bildung.                                                 oder um Untersuchungen, die digitale Werk-
                                                         zeuge nutzen (z. B. ein an ein Smartphone oder
Kinder im Alter von 0–3 Jahren (insbesondere             Tablet anschließbares Mikroskop, die Unterwas-
Kinder unter 1 Jahr) sollten noch nicht mit Bild-        serkamera zur Erforschung des nahegelegenen
schirmmedien konfrontiert werden, da das Klein-          Flusses oder Apps zur Messung von Lautstärke,
kindgehirn die davon ausgehenden Impulse                 Temperatur, Himmelsrichtung).
noch nicht verarbeiten kann. In dieser Entwick-
lungsphase steht die sinnliche Wahrnehmung               Diese Informationsquellen können herkömm-
im Vordergrund.                                          liche Bildungswege ergänzen. Auf diese Weise
                                                         kann die digitale Technik als hilfreiches Hand-
Digitale Bildung in Kindertageseinrichtungen             werkszeug sichtbar werden und bleibt nicht nur
sollte in erster Linie als integraler Bestandteil der    auf Spiel- und Unterhaltungsfunktionen be-
pädagogischen Arbeit verstanden werden. Der              schränkt. Gerade Kindern, die zuhause digitale
Einsatz digitaler Medien in der pädagogischen            Medien vornehmlich als Spiel- und Unterhal-
Arbeit dient dazu, die bisherigen Erfahrungen            tungsgeräte erleben, können auf diese Weise
von Kindern um einen kreativen Umgang zu er-             zusätzliche Perspektiven eröffnet werden.
weitern, den kritischen Umgang zu fördern und
die Kinder darin zu unterstützen, ihre medialen          Ein weiteres wichtiges Element der digitalen
Erlebnisse zu verarbeiten.                               Bildung in Kindertageseinrichtungen sind
                                                         kommunikationsorientierte Anwendungen.
Aus einer (medien-) pädagogischen Perspektive
sind Information, Kommunikation und Reflexion            Damit ist zunächst insbesondere die Kommu-
die Funktionen, die für eine angemessene Nut-            nikation im Nahbereich gemeint, nämlich die
zung digitaler Medien in Kitas relevant sind.            Präsentation der eigenen Projekte und Aktivitä-
                                                         ten durch Fotos, Wanddokumentationen oder
Medienangebote, die der Information dienen,              Filme. Intuitiv zu bedienende Software und die
sind als ein integraler Bestandteil der üblichen         Touch-Technologie auf Tablets ermöglicht es
pädagogischen Arbeit zu sehen und weniger als            auch Kindern präsentable Ergebnisse zu erzielen.
ein gezieltes medienpädagogisches Vorhaben.              Im Bereich Film und Foto können darüber hinaus
                                                         auch eigene Projekte entstehen, die die Technik
                                                         in den Mittelpunkt stellen, wie etwa bei der

                                                                                                                          23
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