MBZ Medizin trifft ZahnMedizin - Berliner Zahnärztetag 2017 Basiswissen und neue Standards - KZV Berlin
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MBZ
03 2017
Mitteilungsblatt Berliner Zahnärzte
Berliner Zahnärztetag 2017
Basiswissen und neue Standards
Medizin trifft ZahnMedizin
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Aus der Redaktion
10
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
auch in diesem Jahr können wir mit rund tausend teilnehmenden
Zahnärzten und Zahnmedizinischen Fachangestellten auf einen er-
• Dr. Karsten Heegewaldt stellt im Leitartikel auf Seite 6 seine Kol-
legen im neuen Vorstand der Zahnärztekammer Berlin vor und er-
folgreichen Zahnärztetag zurückblicken. läutert die Ziele, die sich das Leitungsgremium für die nächsten
Jahre gesetzt hat.
Das Kongressprogramm beim 31. Berliner Zahnärztetag deckte
unterschiedlichste Aspekte zur Thematik „Medizin und ZahnMedi-
zin“ ab. In der zahnärztlichen Praxis stellt beispielsweise der korrek-
•oderHaben auch Sie sich ein Logo für Ihre Praxis entwerfen lassen
ein frisches neues Design für Ihre Website? Auf Seite 35 er-
te Umgang mit Patienten, die unter Therapie mit Blutgerinnungs- läutern wir, dass Künstlersozialabgaben unter Umständen auch
hemmern stehen, ein alltägliches Problem dar. Es existieren noch von Zahnarztpraxen zu entrichten sind.
immer unterschiedliche Ansichten, ob diese Medikamente bei ge-
planten zahnärztlichen oder chirurgischen Maßnahmen weiterge-
führt oder abgesetzt werden sollten. Oft ist unklar, welche Eingriffe
•nommen,
Jetzt ist es amtlich: Google-Germany wurde aus der Pflicht ge-
Zahnarzt-Bewertungen aus Google-Maps zu löschen.
bei diesen Patienten ambulant noch durchgeführt werden können. Rechtsanwalt Dr. Tim Oehler hat das Urteil vom Landgericht Ham-
Der Beitrag der wissenschaftlichen Leiter unseres Kongresses, der burg unter die Lupe genommen. Lesen Sie auf Seite 36, welche
Brüder Dr. Dr. Markus Tröltzsch und Dr. Dr. Matthias Tröltzsch, bei- Gründe das Gericht anführte und wie er diese beurteilt.
de Allgemein- und Zahnmediziner, gibt ab Seite 10 einen kurzen
Überblick über das aktuell verfügbare Wissen und stellt neueste
Empfehlungen zusammen.
•alltag
Um Ihnen die Aufbereitung von Medizinprodukten im Praxis
zu erleichtern, erläutert das Referat Praxisführung auf Seite
39 die Voraussetzungen für die Freigabeberechtigung und hat Ar-
Der gemeinsame Stand der Zahnärztekammer Berlin und der KZV beitsanweisungen aufbereitet, zu denen Sie nähere Informationen
Berlin inmitten der Dentalausstellung war wieder Treffpunkt und auf Seite 40 finden.
Informationsbörse für Kongressteilnehmer, Standespolitik und Wis-
senschaft. Ab Seite 14 zeigen wir Impressionen aus den unter- Eine anregende Lektüre wünscht
schiedlichen Veranstaltungen sowie von der diesjährigen Verlei-
hung der Ewald-Harndt-Medaille. Stefan Fischer
MBZ 03 2017 3
Inhalt
Foto: ZÄK / axentis.de
Foto: ZÄK
18
Beruf & Politik
16 Ewald-Harndt-Medaille 2017 16
Gesundheitspolitischer Meinungsaustausch 17
Wahlergbnisse der ZÄK-Vorstandswahlen 18
Geschäftsverteilung des ZÄK-Vorstands 18
Gesundheitspolitische Impulse der SPD 20
Scharfte Kritik an IQWiG 22
A
us der Redaktion 3
Zahnmedizin
L
eitartikel 6 Leitlinie Kompositrestaurationen 23
Vereinbarung zur KFO-Behandlung 23
M
eldungen 8 KFO-Update der Charité 24
Kursangebot des Philipp-Pfaff-Instituts 26
T
hema Zahnärztliche Abrechnung 28
Medizin & ZahnMedizin Dienstagabend-Fortbildung der Zahnärztekammer 30
Die Zahn-OP unter Neue Fachkollegen 30
blutgerinnungshemmender Medikation 10 Fortbildungen der KZV 31
Präventionsaufgabe für die Zahnärzteschaft 14 Multiresistente Keime – MRSA 32
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Wir sind tätig als Finanzunternehmen auf Basis § 2 Abs.10 Kreditwesengesetz (KWG) unter dem gemäß § 32 KWG
bankenaufsichtsrechtlich lizenzierten Dach von ISF Institut Deutsch-Schweizer Finanzdienstleistungen GmbH
60322 Frankfurt am Main, Eysseneckstraße 31
4 MBZ 03 2017
Inhalt
Foto: royaltystockphoto - Fotolia.com
Check:
Bewerbungs-
mappe
Seite 6
Tipps zum
Vorstellungsgespräch:
Die richtigen Antworten Seite 8
Plus: Styleguide Seite 10
Im Kurz-Porträt:
32 Das Berufsbild der ZFA Seite 2 AUSBILDUNG
Zahnmedizinische
Fachangestellte (ZFA)
40
Amtliches
R
echt Prüfungstermine Kieferorthopädie 42
Künstlersozialabgabe 35 Prüfungstermine Oralchirurgie 42
Google muss Bewertung nicht löschen 36 ZÄK-Delegiertenversammlung 42
KZBV-Vertreterversammlung 42
G
OZ & BEMA Neuzulassungen im Februar 43
Implantatschablonen 37 Sitzungstermine des Zulassungsausschusses 43
Keimreduzierende Mundspülung 38
Kalender
P
raxis & Team Termine der Fraktionen Februar 2017 50
Voraussetzungen für Freigabeberechtigung 39
Neue Impfstoff-Preise 39 Rubrik-Anzeigen 44
Neue ZFA-Broschüre 40 Impressum 47
Aufbereitung von Medizinprodukten 40 Ansprechpartner 49
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MBZ 03 2017 5
Leitartikel
Vorstandswahl
Für eine starke Selbstverwaltung
und gelebte Kollegialität
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Am 9. Februar fand die konstituierende Delegiertenversamm- auf unseren Schultern liegen und den Praxisalltag erschweren. Die
lung der Zahnärztekammer Berlin nach der Kammerwahl statt. Hygiene in unseren Zahnarztpraxen ist vorbildlich, wir Kollegen
Sie wählte für die kommenden vier Jahre einen neuen Vor- sorgen mit Eigenverantwortung und Selbstkritik (auch durch den
stand. Q-BuS Dienst der Zahnärztekammer) für ein optimales Umfeld zur
Behandlung unserer Patienten. Hier muss die gesamte Zahnärzte-
Damit ging die dreizehnjährige (!) Ära der Präsidentschaft mei- schaft gemeinsam gegenhalten. Zusammen mit unserer Kammer!
nes Freundes Wolfgang Schmiedel zu Ende – er kandidierte nicht
mehr. Ich möchte mich herzlich bei Wolfgang für seine geleistete Für die Zahnärztekammer Berlin steht unser innovativer junger Vor-
Arbeit für unseren Berufsstand bedanken. Unermüdlich setzte er stand: Kollege Detlef Förster betreut das ZFA-Referat, Kollegin Juliane
von Hoyningen-Huene das
Referat Fort- und Weiterbil-
dung, Kollege Dietmar Kuhn
Gegen überzogene weitere
Foto: ZÄK / Titze
das Referat Berufsrecht, Kol-
Gesetze, die unseren legin Jana Lo Scalzo das Refe-
rat GOZ und Kollege Helmut
Praxisalltag erschweren, Kesler das Referat Praxisfüh-
muss die gesamte rung, den Q-BuS Dienst, Fi-
Zahnärzteschaft nanzen und Hochschulwe-
sen. Ihnen, liebe Kolleginnen
gemeinsam mit unserer und Kollegen, stehen Micha-
Kammer gegenhalten. el Dreyer als Vizepräsident
und ich als Präsident unserer
Kammer ebenfalls ehrenamt-
lich zur Verfügung.
sich für die Stärkung
unserer Selbstverwal- Die Kammer ist die standespolitische Vertretung aller Berliner
tung ein. Immer wie- Zahnärzte. Ich bitte Sie herzlich, sich an unserer Arbeit mit Ideen,
Dr. Karsten Heegewaldt,
Präsident der Zahnärztekammer Berlin
der verdeutlichte er Kritik und Engagement zu beteiligen. Gemeinsam können wir das
gegenüber der Politik Beste für unseren Beruf erreichen, einen Beruf, der mich im Diens-
die Belange der Zahn- te unserer Patienten bis heute glücklich macht.
ärzteschaft und erzielte gute Kompromisse – ob in Verhandlun-
gen mit dem Senat oder auf europäischer Ebene. Wir möchten Ihnen mit unserer Arbeit den Alltag in der Praxis er-
leichtern. Wir sind für Sie da!
Auch der neue Vorstand steht für eine starke Selbstverwaltung un-
seres Berufsstands und für gelebte Kollegialität. Unser gemeinsa- Herzliche Grüße aus der Kammer,
mes Ziel ist der Verteidigung unserer Freiberuflichkeit gegen vie-
le Widerstände in der Politik und der öffentlichen Verwaltung. Wir Ihr
müssen nach außen mit einer Stimme gegen noch mehr Bürokra-
tie auftreten und die Politik davon überzeugen, dass beispielswei-
se weitere überzogene Gesetze nicht zur Verbesserung der Hygi-
ene in unseren Praxen beitragen, sondern im Gegenteil wie Blei Karsten Heegewaldt
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Meldungen
Malteser Migranten Medizin KZBV-App „Zahnarztsuche“
Berliner Hilfswerk Zahnmedizin Künftig nur noch als Web-App
bittet um Ihre Hilfe
D ie Zahnarztpra-
xis der Malteser
Migranten Medi-
M it der KZBV-
App „Zahnarzt-
suche“ kön-
nen Patienten bundesweit
an jedem Standort schnell
zin (MMM) sucht Zahnärztin- und unkompliziert über ihr
nen oder Zahnärzte, die eh- Smartphone einen Zahn-
renamtlich dienstags und/ arzt suchen und finden.
oder freitags vier Stunden von Bis Ende 2016 war die
9:00 bis 13:00 Uhr in der App auch im App-Store
Praxis Aachener Straße 12, von Apple und Google ver-
10713 Berlin-Wilmersdorf, fügbar. Seit 2017 wird nur
behandeln können. Die Ter- noch die Webapp weiter-
mine sind frei wählbar. entwickelt. Sollten Sie die
iOS- oder Android-App ins-
Bei Interesse melden Sie sich bitte beim ärztlichen Leiter der talliert haben, beachten Sie
MMM Berlin, Dr. Hanno Klemm, Telefon (030) 82 722 600 bitte, dass beide Apps nicht
mehr gepflegt werden. Das
BHZ heißt, es erfolgen keine An-
passungen an aktuelle Be-
triebssysteme oder Bildschirmgrößen – auch Fehlerbehebungen
KV Berlin finden nicht mehr statt. Es kann zudem nicht garantiert werden,
Neuer Vorstand gewählt dass die Datenausgabe aktuell ist. Wir empfehlen Ihnen daher, nur
noch die Web-App zu nutzen.
Wichtig: Zahnärzte, die sich bereits registriert haben, müssen sich
Foto: KV Berlin
nicht nochmal anmelden. Die Daten bleiben erhalten.
KZBV
Innovatives Lehrformat
Studienfach Kiezmedizin
D ie 40 Mitglieder der Vertreterversammlung der Kassen-
ärztlichen Vereinigung (KV) Berlin haben einen neuen
Vorstand gewählt. Dr. Margret Stennes (55), Fachärztin
für Innere Medizin und für Psychosomatische Medizin und Psycho-
therapie aus Steglitz-Zehlendorf, wurde zur Vorstandsvorsitzenden
S tudierende der Charité - Universitätsmedizin Berlin haben
sich erstmals im neuen Wahlpflichtfach „Kiezmedizin erle-
ben und gestalten“ erprobt. Dabei haben sie den Lichten-
berger Nibelungenkiez genauer unter die Lupe genommen und
die sozialen sowie regionalen Einflüsse auf Gesundheit und Krank-
gewählt, Dipl.-Med. Mathias Coordt (54), Hausarzt in Friedrichshain- heit der Kiezbewohner untersucht.
Kreuzberg, zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden. Mitglied Die angehenden Medizinerinnen und Mediziner aus dem 6. Se-
des Vorstandes ist Günter Scherer (58, links), Jurist und bis dato mester untersuchten drei selbst gewählte Versorgungsangebote:
stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Bremen; er ist das die Verfügbarkeit von Kinderärzten, die Versorgung von Obdach
erste nichtärztliche Vorstandsmitglied der KV Berlin. losen sowie die Carl-von-Linné-Schule für Körperbehinderte.
Der neue Vorstand der KV Berlin löst den bisherigen dreiköpfigen Im Rahmen der Medizinerausbildung erprobt das Institut für Allge-
Vorstand Dr. Angelika Prehn, Dr. Uwe Kraffel und Burkhard Bratzke meinmedizin der Charité innovative Lehr- und Lernformate. Es ver-
nach zwei hauptamtlichen Legislaturperioden im Amt ab. Alle drei steht sich dabei als Brückenbauer zwischen universitärer Wissen-
hatten sich nicht mehr zur Wahl gestellt. schaft und der hausärztlichen Versorgung vor Ort.
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Thema
Medizin & ZahnMedizin
Die Zahn-OP unter blutgerinnungshemmender
Basiswissen und neue Standards Von-Willebrand-Faktor) zur primären Hä- auf unterschiedliche Art und Weise irre-
für den Zahnarzt mostase unter Bildung eines wenig sta- versibel. Gemäß der zwischen sieben und
bilen Netzwerkes aus Thrombozyten und elf Tage betragenden Lebensdauer von
Aufgrund unterschiedlichster medizini- anderen Proteinen, die durch Fibrinogen Thrombozyten stellt dies auch die Halb-
scher Probleme (Vorhofflimmern, Lun- zusammengehalten werden. Gleichzei- wertszeit dar. Im Umfeld von operativen
genembolie, tiefe Beinvenenthrombose, tig beginnt durch die Freisetzung von Ge- Eingriffen führt das unter Umständen zu
Schlaganfall, koronare Herzerkrankung, ar- websthromboplastin („tissue factor“) die einer initial stärkeren oder nicht sistieren-
terielle Verschlusskrankheit) werden zahl- Aktivierung der Gerinnungsfaktoren, de- den Blutung, da sich der Thrombus nur
reiche Patienten aller Altersklassen mit ren Kaskade zur Bildung von Thrombin erschwert bilden kann.
Medikamenten behandelt, die zur „Blut- führt. Thrombin ist
verdünnung“ beitragen sollen. Gemeint ein Enzym, das die
sind damit Thrombozytenaggregations- Umsetzung von Fi- Antikoagulanzien lassen sich im
hemmer und Antikoagulanzien, die sich in brinogen in das
ihrem Indikationsspektrum und Wirkme- stabile Fibrin kata-
Wesentlichen in drei Gruppen
chanismus grundsätzlich unterscheiden. lysiert und somit unterteilen:
Aufgrund neu entwickelter Medikamente zur Stabilisierung
Vitamin-K-Antagonisten,
nimmt die Übersichtlichkeit des Marktes des Thrombus bei-
stetig ab. Die Einführung der sogenann- trägt (sekundä- Medikamente mit Wirkung
ten direkten oder neuen oralen Antikoagu- re Hämostase). am Faktor-X-Komplex
lanzien (DOAK/NOAK) mit wiederum neu- Bei gestörter pri-
en Wirkmechanismen, kaum möglichem märer Hämosta-
und Inhibitoren des Thrombins.
klinischem Monitoring und wenig syste- se ist die Bildung
matischer Nomenklatur hat dieses Feld des Thrombus er-
noch weiter verkompliziert. Für Ende Juni schwert, wohingegen bei Störungen der Antikoagulanzien
des Jahres 2017 wurde von der Arbeitsge- sekundären Hämostase seine Stabilisie-
meinschaft der Wissenschaftlichen Medizi- rung behindert wird. Antikoagulanzien greifen somit in die se-
nischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) kundäre Hämostase ein. Dies behindert
die Publikation einer Leitlinie zu diesem Thrombozytenaggregationshemmer zunächst nicht die Bildung des Thrombus,
Thema angekündigt. Da der Umgang mit kann allerdings im weiteren Verlauf durch
Patienten unter antikoagulativer Thera- Thrombozytenaggregationshemmer be- mangelhafte Stabilisierung des Thrombus
pie fester Bestandteil des ärztlichen und hindern die Funktion des Thrombozyten zur Nachblutung führen. Phenprocoumon
zahnärztlichen Alltags ist, sollen nachfol- und sorgen dafür, dass die Bildung von (Marcumar) und Warfarin (Coumadin)
gend schon vor Publikation der Leitlinie die Thromben erschwert wird (Störung der stellen die Vitamin-K-Antagonisten dar.
wichtigsten aktuellen Empfehlungen und primären Hämostase). Dies ist klinisch Sie hemmen die Bildung bestimmter Ge-
Erkenntnisse zusammengefasst werden. beispielsweise bei koronarer Herzerkran- rinnungsfaktoren in der Leber. Am Faktor-
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, kung, peripherer arterieller Verschluss- X-Komplex wirken die hochmolekularen
dass sich medizinisches Wissen schnell än- krankheit (pAVK), intrazerebralen Ge- Heparine (durch Wirkverstärkung von Anti-
dern kann und somit der vorliegende Bei- fäßstenosen sowie nach Gefäßdilatation thrombin III), die niedermolekularen Hepa-
trag eine Momentaufnahme der verfügba- (perkutane transluminale [koronare] An- rine (z. B. Innohep, Clexane) und Fonda-
ren Informationen darstellt. gioplastie, PTA/PTCA) und Stenting er- parinux (Arixtra) durch direkte Hemmung
wünscht. Es kommen unterschiedlichste des aktivierten Faktors X. Für bestimmte
Grundlagen zur Blutgerinnung Medikamente zum Einsatz. Der bekann- Pharmaka stehen laborchemische Parame-
teste Thrombozy-tenaggregationshemmer ter des Monitorings zur Verfügung.
Die Blutgerinnung ist ein zweistufiger Pro- ist die Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin). Seit einigen Jahren setzen sich die DOAK/
zess. Zunächst kommt es durch Vaso Mit Ausnahme von Ticagrelor (Brilique) NOAK auf dem Markt immer mehr durch.
konstriktion sowie rezeptorvermittel- hemmen alle Thrombozytenaggregations- Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass sie
te Thrombozytenaggregation (Kollagen/ hemmer die Funktion der Thrombozyten keines klinischen Monitorings bedürfen
10 MBZ 03 2017Thema
Medikation
und ihr Einnahmeschema für die Patienten ko belegt sind. Empfehlungen können der thrombotischen und antikoagulativen The-
erleichtert ist. Die zunächst wenig syste- aktuell gültigen schottischen Leitlinie ent- rapie abgewartet oder die Maßnahme in
matisch anmutenden Namen Rivaroxaban nommen werden. Im Allgemeinen gel- mehreren kleineren Sitzungen durchge-
(Xarelto), Apixaban (Eliquis) und Edoxaban ten die meisten Eingriffe der Zahnmedi- führt werden.
(Lixiana) weisen das gemeinsame „xa“ auf. zin bzw. der zahnärztlichen Chirurgie als
Dies zeigt den Wirkmechanismus der di- Maßnahmen mit geringem Blutungsrisiko. Management von Patienten
rekten Hemmung des Faktors Xa an. Dabi- In der Notfallchirurgie (z. B. Abszessinzisi- unter Therapie mit Thrombozyten
gatran (Pradaxa) hingegen – der Wirkstoff onen) müssen alle notwendigen Eingriffe aggregationshemmern
ähnelt dem Hirudin der Blutegel – hemmt auch bei hohem Blutungsrisiko ggf. stati-
direkt die Protease Thrombin. Für das peri- onär durchgeführt werden. Bei planbaren Grundsätzlich gilt, dass an einer laufenden
operative Management ist das Einnahme- Eingriffen sollte eine Reduktion der anti- Therapie mit Thrombozytenaggregations-
schema der NOAK bedeutsam.
Klinisch dient der INR-Wert (International
Fotos: Quintessenz
Normalized Ratio: 1,0 entspricht 100 %
Gerinnungsfähigkeit; früher als nicht nor-
mierter Quick-Wert) dem Monitoring der
Vitamin-K-Antagonisten. Für extreme Blu-
tungen und im Notfall kann mit Vitamin K
oder Frischplasma antagonisiert werden.
Die aktivierte partielle Thromboplastinzeit
(aPTT; Normalwert je nach Labor zwischen
35 und 45 Sekunden) dient zur Überwa-
chung der Wirkstärke von unfraktioniertem
Heparin. Die Wirkstärke von fraktionierten
Heparinen und NOAK kann im klinischen
Alltag nicht ohne Weiteres überwacht wer-
den. Eine Ausnahme stellt Dabigatran
dar, dessen Wirkstärke zumindest qualita-
tiv in der aPTT abgebildet wird. Alle ande-
ren NOAK können Veränderungen von INR Dr. Dr. Matthias Tröltzsch, München, Dr. Dr. Markus Tröltzsch, Göttingen,
und aPTT sowie anderen Werten hervor- absolvierte nach dem Studium der Zahn- studierte Zahnmedizin und Medizin in
rufen, welche jedoch ohne klinische Re- medizin (Erlangen) das Studium der Hu- Erlangen und promovierte dort zwei-
levanz sind. Als Antidot für unfraktionierte manmedizin (Erlangen/München). Er mal.
Heparine kann Protamin verwendet wer- sammelte Auslandserfahrungen durch Er durchlief das Curriculum „Ästhetische
den. Seit Oktober 2015 steht zur Antagoni- Studienaufenthalte in den USA. Nach Zahnheilkunde“ der Akademie Praxis
sierung von Dabigatran ein Antikörper (Ida- mehrjähriger zahnärztlicher und oralchi- und Wissenschaft.
rucizumab, Praxbind) zur Verfügung. rurgischer Tätigkeit ist er seit 2012 wis- Nach Auslandsaufenthalten in Aus
senschaftlicher Mitarbeiter der Klinik und tralien und der Schweiz arbeitete er
Einschätzung des Blutungsrisikos Poliklinik für MKG-Chirurgie der Ludwig- zunächst bis 2012 an der Abteilung
Maximilians-Universität München. Mund-, Kiefer- und Gesichtschirur-
Letztlich bleibt es dem behandelnden Die Schwerpunkte seiner wissenschaft- gie der Ruhr-Universität Bochum und
Zahnarzt überlassen, das Blutungsrisi- lichen Arbeit liegen auf der Schnittstel- ist seit 2012 an der Klinik für Mund-,
ko seiner Maßnahme zu beurteilen. Im le zwischen Human- und Zahnmedizin, Kiefer- und Gesichtschirurgie der
deutschsprachigen Raum existieren ak- den Medikamenten-assoziierten Kiefer- Universitätsmedizin Göttingen tätig.
tuell keine eindeutigen Einschätzungen nekrosen und der Biologie des Mund- Zudem ist er in der Praxis Dr. Dr.
für die zahnärztliche (chirurgische) Praxis, höhlenkarzinoms. Tröltzsch, Ansbach, aktiv.
welche Eingriffe mit welchem Blutungsrisi-
MBZ 03 2017 11Thema
hemmern keine Veränderungen durchge- Es ist ratsam, planbare Eingriffe bis zur Re- führter Studien konnte beim Bridging mit
führt werden dürfen. Es gibt keine Evidenz duktion auf eine Monotherapie mit Throm- Heparin lediglich eine erhöhte Nachblu-
dafür, dass eine Monotherapie mit jedwe- bozytenaggregationshemmern aufzuschie- tungsrate bei gleicher oder gar erhöhter
dem Thrombozytenaggregationshemmer ben und dann ggf. in mehreren Sitzungen Rate kardiovaskulärer Ereignisse nachwei-
das postoperative Blutungsrisiko gegen- mit begrenztem Ausmaß durchzuführen. sen. Bei geringem Thromboembolierisi-
über der Vergleichsgruppe bei regelrech- Im Notfall sollte eine ambulante Therapie ko und hohem Blutungsrisiko kann nach
ter Wundversorgung (Naht, ggf. Einsatz nur unter Einhaltung intra- und postopera- Rücksprache mit dem verschreibenden
von Hämostyptika, Verbandplatte) wesent- tiver blutstillender Maßnahmen erfolgen. Arzt eine Unterbrechung der Therapie mit
lich erhöht. Eine Erhöhung des Blutungs- Bei einer Tripeltherapie empfiehlt es sich, Vitamin-K-Antagonisten erwogen werden.
risikos ergibt sich bei einer Dual- oder eine Behandlung unter stationären Bedin- Empfehlenswert ist es, einen chirurgischen
Tripeltherapie mit Thrombozytenaggrega- gungen zu erwägen. Eingriff nur durchzuführen, wenn ein aktu-
tionshemmern. Die Indikation für Dual- eller INR-Wert (nicht älter als 24 Stunden)
und Tripeltherapien wird jedoch zumeist Management von Patienten vorliegt. Das Ausmaß der Operation sollte
nur vorübergehend nach kürzlich erfolgter unter Therapie mit beschränkt und der Eingriff ggf. auf mehre-
PTA/PTCA und Stenting gestellt. Die Gefahr Vitamin-K-Antagonisten re Sitzungen verteilt werden. Der INR-Wert
einer Thrombose mit potenziell tödlichem bei einem geplanten chirurgischen Eingriff
Ausgang bei Absetzen der Medikation un- In der zahnärztlichen Praxis wird aktuell sollte 3,5 nicht überschreiten.
ter dieser Indikation ist allerdings unkalku- keine Indikation mehr zur Unterbrechung
lierbar hoch und weit höher als die Gefahr der Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten Management von Patienten
einer potenziell lebensbedrohlichen Nach- und zum sogenannten Bridging mit nie- unter Therapie mit NOAK
blutung. Folglich sollte die Medikation un- dermolekularen Heparinen gesehen. Das
ter keinen Umständen verändert werden. gemeinsame Ergebnis bisher durchge- Aufgrund der geringen Halbwertszeit fällt
die Überlegung eines Bridgings bei Pati-
enten unter Therapie mit NOAK ohnehin
Checkliste weg. Klinisch existiert eigentlich keine Mög-
lichkeit, die Wirkstärke der NOAK kurzfris-
Bewahren Sie diese Aufstellung leicht zugänglich auf oder fügen Sie sie Ihren Qualitäts- tig zu überwachen. Folglich muss man sich
management-Unterlagen bei. auf bisher empfohlene Schemata beim pe-
rioperativen Management verlassen. Die Zu-
• Thrombozytenaggregationshemmer (egal ob Mono-, Dual- oder Tripeltherapie) wer- sammenfassung der aktuellen Studienlage
den im Rahmen zahnärztlicher bzw. zahnärztlich-chirurgischer Eingriffe nicht pausiert. liefert die Empfehlung, dass das periopera-
• Vitamin-K-Antagonisten werden nach neuesten Erkenntnissen im Rahmen zahnärztli- tive Management sich nach dem Einnahme-
cher bzw. zahnärztlich-chirurgischer Eingriffe weder durch andere Pharmaka (Hepari- schema und den Organfunktionen (speziell
ne) ersetzt (,,gebridged“) noch pausiert. der Nierenfunktion) richtet. So wird empfoh-
• Der Grenz-INR-Wert (International Normalized Ratio) für die Durchführung zahnärztli- len, die einmal täglich verabreichten Phar-
cher bzw. zahnärztlich-chirurgischer Eingriffe bei Patienten unter Therapie mit Vitamin- maka (Rivaroxaban, Edoxaban) nur am Tag
K-Antagonisten sollte nicht über 3,5 liegen. vor der Operation zu pausieren (ggf. mehr
• Das perioperative Management bei Patienten unter Therapie mit NOAK (neuen ora- bei eingeschränkter Nierenfunktion). Beim
len Antikoagulanzien) richtet sich nach dem Einnahmeschema. Einnahmeschema 1-0-0 erfolgt die nächste
• Eingriffe bei Patienten unter antithrombotischer/antikoagulativer Therapie sollten Einnahme am Morgen nach der Operation
morgens durchgeführt werden. und beim Einnahmeschema 0-0-1 bereits
• Eingriffe bei Patienten unter antithrombotischer/antikoagulativer Therapie sollten am Abend nach der Operation. Die Phar-
wenn möglich in begrenztem Ausmaß und ggf. in mehreren Sitzungen durchgeführt maka, die zweimal täglich verabreicht wer-
werden. den (Apixaban, Dabigatran), sollten nur am
• Alle Wunden bei Patienten unter antithrombotischer/antikoagulativer Therapie bedür- Morgen des OP-Tages ausgelassen (auch
fen einer korrekten Versorgung (Naht, ggf. Hämostyptika, ggf. Verbandplatten). hier abhängig von der Nierenfunktion) und
am Abend des OP-Tages schon wieder ein-
12 MBZ 03 2017Thema
Fotos: Tröltzsch
Post operationem aufgetretene Blutungen nach v. l. Weisheitszahnentfernung, Parodontaltherapie und Lappenoperation
genommen werden. Bei Eingriffen mit gerin- enten zum OP-Termin mitteilen. Die über- Fazit
gem Blutungsrisiko kann das Einnahmesche- wiegende Anzahl der Nachblutungen kann
ma der NOAK auch unverändert beibehalten durch lokale Maßnahmen beherrscht wer- Zahnärztliche und zahnärztlich-chirurgische
werden. Voraussetzungen für dieses Schema den. Nur selten wird eine erneute chirurgi- Maßnahmen rechtfertigen nur in Ausnah-
sind eine postoperative Blutungsfreiheit von sche Wundversorgung oder die Anwendung mefällen eine Veränderung der laufenden
4 bis 6 Stunden und eine korrekte Wundver- von Fibrinolyseinhibitoren (Tranexamsäure) thrombozytenaggregationshemmenden
sorgung (Naht, ggf. Hämostyptika, Verband- nötig. Bei stärkeren oder länger andauern- oder antikoagulativen Medikation. Das Ri-
platten etc.). den Nachblutungen sind eine Blutabnahme siko möglicherweise tödlich verlaufender
sowie die Bestimmung von Erythrozyten- Thromboembolien bei Absetzen der Medi-
Vorgehen bei zahl und Hämoglobinwert empfehlenswert. kation ist weitaus größer als das Risiko der
postoperativen Blutungen Eine Einweisung zur stationären Behand- postoperativen Blutung.
lung sollte bei stärkerer Nachblutung regel-
Die meisten postoperativen Blutungsereig- haft erwogen werden. Matthias Tröltzsch | Markus Tröltzsch
nisse treten innerhalb von 24 Stunden nach
dem Eingriff auf (siehe Abbildungen oben).
Somit ist dem Patienten anzuraten, für die-
Weiterführende Informationen und Literatur
sen Zeitraum eine Begleitperson in seiner
Nähe zu haben. Es wird empfohlen, opera-
tive Eingriffe bei Patienten unter antikoagu- Der Beitrag erschien unter dem Titel „Perioperatives Management von Patienten un-
lativer Therapie am Morgen durchzuführen, ter antikoagulativer Therapie – Basiswissen und neue Standards für den Zahnarzt“ in
um im Fall auftretender Komplikationen die der Quintessenz 2017; 68 (2): 191-198. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der
notwendige Infrastruktur zur Versorgung Quintessenz Verlags-GmbH
vorhalten zu können. Mit dem Patienten
muss bereits vor dem Eingriff das Vorgehen Umfangreiche Tabellen mit z. B. einer Auflistung typischer klinischer Sympto-
bei Auftreten einer Nachblutung bespro- me bei Störungen der Hämostase sowie weiterführende Literatur finden Sie unter
chen werden. Eventuelle Notfallnummern www.quintessenz.de -> Fachzeitschriften -> Die Quintessenz
oder Klinikkontakte sollte man dem Pati-
MBZ 03 2017 13Thema
31. Berliner Zahnärztetag | Medizin & ZahnMedizin
Präventionsaufgabe für die Zahnärzteschaft
A usgebuchte Vorträge, stark nachgefragte Workshops so-
wie eine umfangreiche Dentalausstellung: Rund 1.000
Teilnehmer aus ganz Deutschland besuchten den vom
Quintessenz Verlag in Kooperation mit der Zahnärztekammer Berlin
und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin (KZV Berlin) ver-
Mundgesundheitsstudie und der demografischen Entwicklung, die
sich auch in der ZahnMedizin widerspiegle, immens wichtig.
Dr. Schmiedel verwies in seiner Begrüßungsrede auf Prof.
Georg Meyer, 2011 Preisträger der Ewald-Harndt-Medaille und
einer der ersten Zahnärzte, der sich mit wissenschaftlich be-
anstalteten 31. Berliner Zahnärztetag. Das Programm zum Thema legten Zusammenhängen zwischen Medizin und ZahnMedizin
„Medizin und ZahnMedizin“ unter wissenschaftlicher Leitung von befasst hat: „Von vornherein relevante Risikofaktoren zu erken-
Dr. Dr. Markus Tröltzsch (Göttingen) und Dr. Dr. Matthias Tröltzsch nen, vermeidet maßgeblich Mundgesundheitsschäden. Für uns
(München) verdeutlichte die Wechselwirkungen zwischen Allge- in den Zahnarztpraxen und in der Wissenschaft rückt daher die
meinerkrankungen und Mundgesundheit. Im Mittelpunkt standen Präventionsaufgabe für allgemeingesundheitliche Erkrankungen
die Themenschwerpunkte „Orale Medizin“, „Medizin für Zahnarzt in den Mittelpunkt.“
und Team“, „Medizinische Krankheitsbilder und ihre Auswirkungen
auf die Zahnmedizin“ sowie „Notfälle in der Zahnarztpraxis“. Kritik an Gesetzesentwurf
Aktuelle interdisziplinäre Entwicklungen Dr. Karl-Georg Pochhammer, Vorsitzender des Vorstandes der KZV
Berlin, lobte den Fortbildungswillen der Teilnehmer: „Fortbildung
„Ich bin sehr dankbar, dass wir uns auf dem Berliner Zahnärztetag ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Mit seinen kontinuierlich ho-
in diesem Jahr intensiv mit dem Thema ‚Medizin & ZahnMedizin‘ hen Teilnehmerzahlen ist der Berliner Zahnärztetag ein schöner
befassen“, sagte Dr. Wolfgang Schmiedel, Präsident der Zahnärzte- Beleg für Ihren Willen, am Puls der Wissenschaft und Lehre zu blei-
kammer Berlin, in seinem Grußwort. „Denn so machen wir wieder ben.“ Der Erfolg des Kongresses zeige einmal mehr, wie gut die
einmal deutlich, dass die Zahnärzteschaft die aktuellen interdiszip- Zusammenarbeit der beiden Körperschaften funktioniere.
linären Entwicklungen in der ZahnMedizin stets vor Augen hat und Kritik übte der KZV-Vorsitzende am Entwurf des GKV-Selbstver-
so zur Beseitigung von Gesundheits-Defiziten beiträgt.“ Dies sei waltungsstärkungsgesetzes, das kurz nach dem Zahnärztetag vom
insbesondere angesichts der Ergebnisse der Fünften Deutschen Bundestag beschlossen wurde. „Angesichts der Tragweite dieses
14 MBZ 03 2017Thema
Fotos: ZÄK Berlin/axentis
Gesetzes betone ich: Es widerspricht unserem Selbstverständnis Dank an Wolfgang Schmiedel
von einem freiheitlichen Gesundheitswesen, wenn das Recht der
Heilberufe auf Selbstverwaltung derart eingeschränkt wird. Selbst- Nicht im Programm des Berliner Zahnärztetags stand eine
verwaltung ist substanzieller Bestandteil der zahnärztlichen und Rede von Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekam-
ärztlichen Freiberuflichkeit, die wiederum Voraussetzung für die mer (BZÄK), mit der er Dr. Schmiedel überraschte und ihn für
Weiterentwicklung der hohen Versorgungsqualität unserer Patien- sein erfolgreiches, langjähriges Wirken als Kammerpräsident ehr-
ten ist.“ te. Dr. Schmiedel hatte zuvor bekannt gegeben, dass dies sein
letzter Zahnärztetag sei, da er nach 13 Jahren Amtszeit nicht
Gemeinschaftsstand als Treffpunkt mehr erneut als Präsident kandidieren werde. „Ich habe Wolf-
gang Schmiedel als Präsidenten kennen und ihn als Menschen
Neben den Vorträgen und Workshops war die umfangreiche Den- schätzen gelernt“, so Dr. Engel zu seinem Kollegen. „Denn nicht
talausstellung des Zahnärztetags ein wichtiger Treffpunkt für die das Amt, sondern der Mensch macht den Präsidenten. Wolf-
Teilnehmer. Der Gemeinschaftsstand von Zahnärztekammer gang Schmiedel vermittelt seine Werte in seinem Tun. Er ist ein
Berlin, KZV Berlin, Philipp-Pfaff-Institut, Versorgungswerk der Zahn- Mensch, der immer sagt, was er denkt und daher authentisch
ärztekammer Berlin, Zahntechniker-Innung Berlin-Brandenburg so- und glaubwürdig ist. Er wurde während der langen Zeit im BZÄK-
wie vom Berliner Hilfswerk Zahnmedizin wurde an beiden Ver- Bundesvorstand als Fachmann und als Mensch geschätzt. Ich
anstaltungstagen von vielen Besuchern als Möglichkeit genutzt, würde mir wünschen, wir hätten mehr von solch einem Kaliber –
mit Vorstand und Mitarbeitern der Zahnärztekammer Berlin und mit Verve, mit Ehrlichkeit, mit Überzeugung – immer im Sinne
der KZV Berlin persönlich ins Gespräch zu kommen. So konnten der Interessen unseres Berufsstandes. Lieber Wolfgang, ich dan-
den Interessenten Anfragen zur Fortbildung für Zahnärzte und das ke Dir ganz herzlich dafür!“
Praxisteam, zu den Themen Praxisführung und Abrechnung, zu Der 32. Berliner Zahnärztetag findet am 16. und 17. Februar 2018
zahnärztlichen Kooperationsformen, zum Zulassungsrecht oder zu im Estrel Convention Center, Berlin-Neukölln, statt.
Veranstaltungen und Serviceleistungen von Kammer und KZV be-
antwortet werden. Kornelia Kostetzko
MBZ 03 2017 15Beruf & Politik
Verleihung der Ewald-Harndt-Medaille 2017
Ehrung für Emine Demirbüken-Wegner
und Dietmar Oesterreich
S
Foto: ZÄK / axentis.de
eit 2001 verleiht die Zahnärzte-
kammer Berlin die Ewald-Harndt-
Medaille an Persönlichkeiten oder
Organisationen, die sich in herausragender
Weise um den zahnärztlichen Berufsstand
verdient gemacht haben. Am 20. Januar
wurden im Rahmen des 31. Berliner Zahn-
ärztetags zwei Preisträger mit dieser höchs-
ten Auszeichnung der Zahnärztekam-
mer Berlin geehrt: Die ehemalige Berliner
Staatssekretärin für Gesundheit, Emine De-
mirbüken-Wegner, sowie Prof. Dr. Dietmar
Oesterreich, Vizepräsident der Bundes-
zahnärztekammer und Präsident der Zahn-
ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern.
Preisträgerin
Emine Demirbüken-Wegner
Staatssekretärin a. D. Emine Demirbü- Dr. Wolfgang Schmiedel (Mitte) gratuliert den beiden Preisträgern
ken-Wegner wurde in der Türkei geboren Staatssekretärin a. D. Emine Demirbüken-Wegner und Professor Dr. Dietmar Oesterreich
und kam 1969 nach Berlin. An der Tech-
nischen Universität studierte sie Germa- in seiner Laudatio. „Ihr lag es immer am auch weiterhin für das Thema Zahngesund-
nistik und war von 1988 bis 2011 Integ- Herzen, frühzeitig die Kompetenz der El- heit einzusetzen. Denn meine Erfahrung
rationsbeauftragte im Bezirk Schöneberg. tern zu stärken und bei Schulbesuchen ist, dass dieses Thema in der Politik immer
Seit 2004 ist Demirbüken-Wegner Mitglied die Lücke zwischen Gruppenprophylaxe noch viel zu kurz kommt.“ Insbesondere das
des CDU-Bundesvorstandes. Daneben en- und Individualprophylaxe zu schließen.“ Problem der frühkindlichen Karies mit ihren
gagierte sie sich ehrenamtlich in verschie- Ein Beispiel hierfür ist der Mundgesund- Auswirkungen werde bis heute nicht genü-
denen Organisationen, unter anderem als heitsflyer „Milchzähne brauchen schlie- gend wahrgenommen.
Sprecherin der Türkischen Gemeinde in ßen“, den sie gemeinsam mit der Landes-
Deutschland und des Türkischen Bundes arbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung Preisträger Dietmar Oesterreich
in Berlin-Brandenburg, als Vorstandsmit- von Zahnerkrankungen e. V. (LAG Berlin)
glied im Bund gegen ethnische Diskrimi- in 19 Sprachen herausgab und damit ei- Professor Dr. Dietmar Oesterreich studier-
nierungen in der Bundesrepublik Deutsch- nen wichtigen Beitrag für die Kommunika- te in Rostock Zahnheilkunde. Anschließend
land und als Mitglied im Verwaltungsrat tion in der Beratung, Betreuung und Be- war er in der Poliklinik für Stomatologie in
des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Von handlung u. a. von Flüchtlingen leistete. Malchin tätig, wurde 1985 Fachzahnarzt
Dezember 2011 bis Ende 2016 war sie „Emine Demirbüken-Wegner hat sich mit für Allgemeine Stomatologie und promo-
Staatssekretärin in der Senatsverwaltung großer Empathie und innerer Überzeu- vierte 1988. Die politische Wende ermög-
für Gesundheit und Soziales. Sie ist verhei- gung für die Beseitigung von Missständen lichte ihm den Schritt in die Niederlassung;
ratet und hat zwei Kinder. engagiert“, betonte Dr. Schmiedel. seit 1991 führt Oesterreich seine eigene
„Neben ihrer beeindruckenden politischen Die Preisträgerin bedankte sich sehr herzlich Praxis in Stavenhagen. Unmittelbar nach
Vita zeichnet Emine Demirbüken-Weg- für die Auszeichnung und bei ihren ehema- der Wende engagierte er sich für die Ge-
ner ihr außergewöhnlicher und weit über ligen Mitarbeiterinnen in der Senatsverwal- schicke des zahnärztlichen Berufsstandes
das politische Mandat hinaus gehender tung, Inis Adloff und Dorothee Igner, sowie in Mecklenburg-Vorpommern und für die
Einsatz für präventive Gesundheitsförde- bei den Berliner Zahnärzten für die Unter- in diesem Zusammenhang notwendigen
rung, in besonderem Maße für die Mund- stützung ihrer Projekte. „Ich bin mir der Ehre Umstrukturierungen des zahnärztlichen
gesundheit aus“, so Dr. Wolfgang Schmie- bewusst, die mir mit der Verleihung der Me- Gesundheitswesens vor Ort und initiierte
del, Präsident der Zahnärztekammer Berlin, daille zuteilwird. Das bestärkt mich, mich den Aufbau der Zahnärztekammer Meck-
16 MBZ 03 2017Beruf & Politik
lenburg-Vorpommern. 1990 wurde er als „Als wissenschaftlich orientierter Präsident von vielen Kammern unterstützt wurde, eine
erster Präsident der durch die Zahnärzte- hat er in der gemeinsamen Arbeitsgruppe besondere Rolle gespielt. Bezug nehmend
schaft selbst gegründeten Zahnärztekam- von Zahnärztekammern und Hochschulen auf sein Engagement als Vorsitzender des
mer Mecklenburg-Vorpommern gewählt zur Neubeschreibung einer präventionso- Ausschusses „Präventive Zahnheilkunde“ zog
und übt dieses Amt bis heute aus. rientierten Oralmedizin wichtige Impulse er ein positives Resümee des bereits Erreich-
Dr. Schmiedel: „Dietmar Oesterreich hat für die Ausrichtung einer forschungsgesi- ten in den vergangenen Jahrzehnten: „Unser
durch seinen außergewöhnlich engagier- cherten und evidenzbasierten ZahnMedizin Ziel war es, jedem Patienten – ob Kind, Ju-
ten und unermüdlichen Einsatz im Bereich in Deutschland gegeben“, erläuterte Dr. gendlicher oder Erwachsener – die gleichen
der Aufklärung und Prävention maßgeblich Schmiedel in seiner Begründung für die Chancen mitzugeben, sich um die Mundge-
dazu beigetragen, dass sich die Zahn- und Auszeichnung. „Präventionsorientierte Zahn- sundheit zu kümmern. Wir haben damals
Mundgesundheit der Kinder und Jugendli- heilkunde hat er nie nur als pflichtschuldi- die Anregung gegeben, aber umgesetzt ha-
chen in Deutschland in den letzten 25 Jah- ges berufspolitisches Statement verstanden, ben es die Zahnärzte. Und jetzt, 25 Jahre
ren deutlich verbessert hat“. sondern sich mit dem ihm eigenen uner- später, schauen wir uns die Mundgesundheit
Seit 2000 ist Oesterreich Vizepräsident der müdlichen Einsatz tagtäglich und auf allen in Deutschland an: Wir haben in Deutsch-
Bundeszahnärztekammer (BZÄK). In die- Ebenen für deren Umsetzung zum Wohle land eine Erfolgsgeschichte geschrieben –
ser Funktion ist er unter anderem als Re- der Patienten eingesetzt.“ Er kenne nur ganz sowohl in der Gruppen – als auch in der In-
ferent für die Öffentlichkeitsarbeit, für Pa- wenige Kollegen, die einer inneren Beru- dividualprophylaxe.“
tientenberatung und für Wissenschaft und fung folgend so viel für den zahnärztlichen
Forschung in der Zahnmedizin zuständig. Berufsstand und die Patienten bewegt und Seit 2001 wurden mit Demirbüken-Weg-
Daneben ist er in zahlreichen weiteren erreicht haben wie Oesterreich. ner und Oesterreich 26 Personen mit der
Gremien tätig: Zum Beispiel als Vorsitzen- „Diese Ehrung ist etwas ganz Besonderes für Ewald-Harndt-Medaille ausgezeichnet. Na-
der des Ausschusses „Präventive Zahnheil- mich“, sagte Oesterreich in einer kurzen An- mensgeber der Medaille ist Professor Dr.
kunde“, alternierender Vorsitzender der sprache. „Ich bedanke mich bei allen Unter- Dr. Ewald Harndt 1901-1996, ehemaliger
Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Ju- stützern in den Vorständen der BZÄK und Leiter der Poliklinik für Zahn-, Mund- und
gendzahnpflege, Vorstandsmitglied des In- meiner Zahnärztekammer sowie bei meiner Kieferheilkunde in Berlin und von 1967 bis
stituts der Deutschen Zahnärzte sowie der Frau.“ Die Berliner Zahnärztekammer, damals 1969 Rektor und erster Präsident der Frei-
Initiative proDente in Köln. 2004 erhielt mit Dr. Dr. Karl-Heinz Löchte als Präsident, en Universität Berlin.
Oesterreich das Bundesverdienstkreuz am habe bei der Gründung der Zahnärztekam-
Bande. mer Mecklenburg-Vorpommern 1990, die Kornelia Kostetzko
Gesundheitspolitischer Meinungsaustausch
Foto: BZÄK / axentis.de
Neujahrsempfang der Zahnärzteschaft
Ende Januar fand in der Parlamentarischen Gesellschaft der Neu- setz (GKV-SVSG) werde
jahrsempfang von Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Kassen- nicht wehtun, weitere
zahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV) in Berlin statt. „schmerzstillende Maß-
In seiner Ansprache bezweifelte BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel, dass nahmen“ seien aber
ein vollständiger Umbau des dualen Krankenversicherungssystems nicht auszuschließen.
gerechtfertigt sei, da dieser komplette Systemwechsel keinen Vorteil MdB Hilde Mattheis
für Patienten, Heilberufe, Krankenkassen oder zukünftige Generatio- (SPD) hob hervor, dass Die Zahnärzteschaft traf sich mit den Ge-
nen bringen könne. Vielmehr sei ein behutsames Nachjustieren des ihres Erachtens nach die sundheitspolitikern des Bundestages beim
Neujahrsempfang von BZÄK und KZBV.
deutschen, weltweit beachteten Erfolgsmodells nötig. Engel kritisier- Bürgerversicherung So-
te zudem den Druck auf den (Zahn-)Arzt-Beruf und auf die Selbstver- lidarität bringe. Mit gro-
waltung. Für die endlich vorgelegte Novelle der Approbationsordnung ßem Respekt wolle man dies jedoch angehen. Ob das duale Sys-
dankte der BZÄK-Präsident und appellierte an die Bundesländer, sich tem wirklich so gut sei, stellte MdB Kathrin Vogler (Linke) als Frage
ebenfalls für die neue Approbationsordnung einzusetzen. in den Raum. „Keine Angst vor der Bürgerversicherung“, so ihr Ap-
Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV, erneuer- pell. MdB Dr. Harald Terpe (Bündnis 90/Die Grünen) betonte, dass
te seine Kritik am GKV-Selbstverwaltungsstärkungsgesetz. Gestärkt in Europa das Subsidiaritätsprinzip herrsche – und das sei hochzu-
würde nicht die Selbstverwaltung, sondern nur die Aufsicht. halten. Das Gesundheitswesen sei ein Teil der Daseinsvorsorge und
Der Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer (CDU/CSU) betonte in dürfe nicht der Wirtschaft untergeordnet werden.
seinem Grußwort, dass es nicht Aufgabe der Politik sei zu erziehen,
sondern zu ermächtigen. Das GKV-Selbstverwaltungsstärkungsge- BZÄK
MBZ 03 2017 17Beruf & Politik
Konstituierende Delegiertenversammlung
Wahlergebnisse der Vorstandswahlen
A m 09.02.2017 haben die Mitglieder der Delegiertenver-
sammlung der Zahnärztekammer Berlin in ihrer konstitu-
ierenden Sitzung den neuen Vorstand der Zahnärztekam-
mer Berlin gewählt. Die Amtszeit des Vorstands beträgt vier Jahre.
Gewählt wurden:
Dr. Karsten Heegewaldt Präsident
Dr. Michael Dreyer Vizepräsident
Foto: ZÄK Berlin
Dr. Detlef Förster Beisitzer
Juliane von Hoyningen-Huene Beisitzerin
Dr. Helmut Kesler Beisitzer Der neu gewählte Vorstand v. l.: Dr. Detlef Förster, Dr. Michael Dreyer,
ZÄ Juliane von Hoyningen-Huene, Dr. Helmut Kesler,
Dr. Dietmar Kuhn Beisitzer Dr. Karsten Heegewaldt, Dr. Dietmar Kuhn, Dr. Jana Lo Scalzo
Dr. Jana Lo Scalzo Beisitzerin
künftig insbesondere für unseren Berufsstand im Sinne gelebter
Kollegialität und für eine starke Selbstverwaltung einsetzen kann.
Dr. Heegewaldt freute sich in einer ersten Stellungnahme über Hierbei weiß ich mich unterstützt durch einen kompetenten und
seine Wahl: „Meine Wahl zum Präsidenten ist für mich Ansporn erfahrenen Vorstand sowie durch die engagierten Mitarbeiterin-
und Herausforderung zugleich. Ich freue mich, dass ich mich zu- nen und Mitarbeiter der Zahnärztekammer Berlin.“
Konstituierende Vorstandssitzung
Geschäftsverteilung
des Kammer-Vorstands
In seiner konstituierenden Sitzung hat der neu gewählte Vorstand der Zahnärztekammer Berlin die Zuständigkeiten der Vorstandsmitglie-
der für die neue Amtsperiode festgelegt:
Dr. Karsten Heegewaldt Aus- und Fortbildung für ZFA/ZAH Prophylaxe
Präsident Schlichtung zwischen Ausbilder und Azubi Beirat der LAG Berlin
Repräsentation der Zahnärztekammer Philipp-Pfaff-Institut
Personal Dr. Dietmar Kuhn
MBZ ZA Juliane von Hoyningen-Huene Berufsrecht
Zahnärztliche Fort- und Weiterbildung Schlichtung zwischen Zahnärzten
Dr. Michael Dreyer Qualitätszirkel Fortbildung für Zahnärzte Schlichtung zwischen Zahnärzten und Dritten
Vizepräsident Philipp-Pfaff-Institut Sachverständige
V.i.S.d.P. des MBZ Fachsprach- / Gleichwertigkeitsprüfung
Öffentlichkeitsarbeit Dr. Helmut Kesler Mitgliederverwaltung
Behindertenbehandlung Praxisführung Patientenberatung
Sozialfonds Zahnärztliche Stelle Röntgen
Vorstand der LAG Berlin Q-BuS Dienst Dr. Jana Lo Scalzo
Finanzen Gebührenordnung für Zahnärzte
Dr. Detlef Förster IT
Zahnmedizinische Fachangestellte Hochschulwesen Zahnärztekammer Berlin
18 MBZ 03 2017Ihr regionaler Partner für Praxis und Praxislabor
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