LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE

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LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE
W W W.ZAEK-SA .DE                                                             W W W.KZV-LSA .DE

                                                     JAHRGANG 30 // MAI 2020     05 / 2020

ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN
S A C H S E N - A N H A LT

THEMA S. 6

LEBEN UND ARBEITEN
MIT DER SCHUTZMASKE                                                              Auf den Spuren
                                                                                 der Hanse:
                                                                                 Beustertor
Große Umfrage zu Auswirkungen der Corona-Pandemie in den Praxen                  in Seehausen
LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE
R T E RM I    N!       ZAHN(KUL)TOUR
N   EU E             DER ZA
                         ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT
                         Z
                                             Interdisziplinäre Gespräche

         Inspiriert von der reichen Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts, soll der Dialog von Zahnärzten
              mit Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern aus Sachsen-Anhalt initiiert werden:

                                       Mittwoch, 17. Juni 2020 in SCHIERKE

         Der Harz kam in den vergangenen Monaten kaum raus aus den Schlagzeilen: Waldbesitzer und
          Nationalpark streiten über die richtige Strategie gegen Borkenkäferplage und Waldsterben,
         Umweltschützer und Wirtschaftsförderer über eine Seilbahn und Wintersportmöglichkeiten in
          Schierke. Die Veranstaltungsreihe „Zahn(kul)tour“ (bislang „Dessauer Abend on tour“) macht
        deshalb am 17. Juni 2020 Station in Schierke. Zusammen mit Dr. Friedhart Knolle von der Verwal-
         tung des Nationalparkes Harz wird es eine einstündige Wanderung in und um Schierke geben,
          bevor die Gruppe zu Gespräch und Imbiss ins Schierker Restaurant & Café Winkler einkehrt.

                                                 Wir freuen uns auf Sie!

                   Zu Gast bei der                                Bitte per Mail (sage@zahnaerztekammer-sah.de),

              ZAHN(KUL)TOUR                                      Fax (0391 73939-20) oder Post (PF 3951, 39014 Mag-
                                                                 deburg) bei der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt
                                                                                       melden!
         DR. FRIEDHART KNOLLE
                                                                                 – ANMELDUNG –
                            Dr. Friedhart Knolle, 1955 in
                            Goslar geboren, hat Geologie                     ZAHN(KUL)TOUR
                            an der TU Clausthal studiert.          DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT
                            Er arbeitete zunächst in der
                            freien Wirtschaft und ehren-                   Wanderung und Gespräch mit
                            amtlich für regionale Umwelt-                     Dr. Friedhart Knolle,
                            verbände. Seit 1990 ist er in                   am 17. Juni 2020 ab 18 Uhr
                            verschiedenen Funktionen an
                            der Aufbauarbeit der Harzer              Restaurant & Café Winkler, Brockenstr. 33,
                            Nationalparks beteiligt, seit                38879 Wernigerode (OT Schierke)
                            2006 als Pressesprecher und
                            Beauftragter für Marketing und            18 Uhr: Treff Parkhaus Am Winterbergtor
                            Regionalentwicklung des fusio-       19.30 Uhr: Gespräch / Imbiss im Restaurant Winkler
                            nierten Nationalparks Harz.                           Ich komme gerne!
                                                                                   Name/Anschrift:
                                                                                    Personenzahl:

                                                             2
LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE
INHALT
                                                                                           ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

ZAHN(KUL)TOUR                                                                                                                     MITTEILUNGEN DER
Gesprächsreihe macht Station im Harz .......................................S. 2                                                  ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT
                                                                                                                                  Neues Gesicht in der Prävention ..................................................S. 39
HISTORISCHES                                                                                                                      Aus der Vorstandssitzung .................................................................S. 40
Archäologen entdecken Ultramarinblau
im Zahnstein einer mittelalterlichen Nonne ...........................S. 4                                                        MITTEILUNGEN DER
                                                                                                                                  KZV SACHSEN-ANHALT
EDITORIAL                                                                                                                         Einladung zur außerordentlichen
Nicht mal mehr ein Schutzschirmchen                                                                                               Vertreterversammlung / Masernimpfpflicht gilt .................S. 41
von Dr. Bernd Hübenthal ......................................................................S. 5                                Hinweise der Abteilung Abrechnung:
                                                                                                                                  Wiederherstellungen im ZE-Festzuschusssystem .............S. 42
CORONA-PANDEMIE                                                                                                                   Neuer KZBV-Leitfaden zur Kommunikation
Große Umfrage in den Zahnarztpraxen des Landes ............S. 6                                                                   im Medizinwesen ...................................................................................S. 43
Zwischen Schutz und Rückkehr zur Normalität ...................S. 10                                                              Aus der Vorstandssitzung .................................................................S. 44
Uni Halle forscht fleißig zu Corona..............................................S. 14
                                                                                                                                  SACHSEN-ANHALT
BERUFSSTÄNDISCHES                                                                                                                 Zum Titelbild: Beustertor in Seehausen (Altmark) .............S. 46
Nachfolger gesucht – Praxis Dr. Keitel in Halle (Saale) ...S. 16                                                                  Termine & Service ...................................................................................S. 47
Kleine Box, große Wirkung – Bilanz der Verteilung
von Zahnrettungsboxen an den Schulen ..................................S. 18                                                      MITTEILUNGEN DES
Liebevoll restauriert, stringent modernisiert – Zahnklinik                                                                        FVDZ SACHSEN-ANHALT
in der engeren Auswahl beim Landesarchitekturpreis ....S. 19                                                                      Einmal schön vornüber beugen, bitte ... ...................................S. 49

NACHRICHTEN UND BERICHTE
Entscheidung im Aligner-Prozess..................................................S. 20
Altmärker sind am gesündesten ....................................................S. 22

FORTBILDUNGSINSTITUT
DER ZAHNÄRZTEKAMMER
Fortbildungsprogramm für Zahnärzte.......................................S. 23
Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen ..........S. 25

28. FORTBILDUNGSTAGE DER
ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT
Das Programm im Überblick............................................................S. 28
Gebühren .....................................................................................................S. 50
Anmeldeformular ...................................................................................S. 51

FORTBILDUNG
Dissertationen aus der Hallenser Zahnklinik im Jahr 2019,
Teil 1................................................................................................................S. 32
Kindeswohlgefährdung erkennen – ein Überblick
für den Zahnarzt, Teil 1 .......................................................................S. 33

                                                                                                                                                                                                    Auf den Spuren der Hanse:
                                                                                                                                                                                       Beustertor in Seehausen (Altmark).
                                                                                                                                                                                                        Titelbild: Fredi Fröschki

                                                                                                                              3
LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE
HISTORISCHES
                                                 ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

NEUES LICHT AUF
 ENTSTEHUNG
 VON BÜCHERN
    Archäologen entdecken Ultramarinblau
      im Zahnstein einer vor 1.000 Jahren
            verstorbenen Nonne

Die Entdeckung eines seltenen blauen Farbpigmentes in der
mineralisierten Plaque einer vor etwa 1.000 Jahren verstor-
benen Klosterfrau wirft ein neues Licht auf das Wissen und
Können von Nonnen im Mittelalter. Über die Entdeckung be-
richten die Archäologin Christina Warinner und ihr Team von
der Universität Zürich im Journal „Science Advances“ (DOI:
10.1126/sciadv.aau7126). Im frühen Mittelalter, lange vor der
Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um das
Jahr 1450, war das Schreiben und Kopieren handschriftlicher
Texte nur wenigen Menschen in Klöstern vorbehalten. Auf-                  Ein Mönch im Schreibraum (Skriptorium) eines mittelalterlichen
grund überlieferter Berichte gingen viele Historiker bislang                Klosters, nach einer colorierten Radierung aus der Stiftskirche
davon aus, dass es hauptsächlich Männer waren, die in der                                            Quedlinburg. Bild: Uwe Seidenfaden
Herstellung liturgischer und anderer Schriften (z. B. Chroni-
ken, Urkunden etc.) kundig waren. Die sogenannten Skripto-
ren, Rubrikatoren und Illustratoren arbeiteten in den Schreib-       sierten Zahnplaque. Details im Knochenbau sowie Gen- und
stuben von Ordensklöstern. Gut beschrieben hat das der               Radiokarbon-Analysen zeigen, dass es sich bei der skelettier-
Schriftsteller Umberto Eco im 1986 verfilmten Roman „Der             ten Leiche um eine Frau handelt, die im Alter zwischen 45 und
Name der Rose“.                                                      60 Jahren eines natürlichen Todes starb und zwischen den
                                                                     Jahren 997 und 1162 unserer Zeit bestattet wurde. Das Grab
Unter den im Mittelalter handschriftlich verfassten Büchern          liegt nahe der ehemaligen Kirche St. Peter. Man vermutet,
sind wahre Prachtwerke, die oftmals Teil von Domschätzen             dass darin eine Nonne aus einem benachbarten Kloster des
sind. Für die Herstellung der einzigartigen Kunstwerke war           Augustiner-Ordens ruht. Forschungsleiterin Warinner wertet
damals kein Aufwand und kein Material zu teuer. Unter den            den Fund als einen wichtigen Hinweis darauf, dass bereits im
etwa drei Dutzend verwendeten Farben sehr selten und da-             frühen Mittelalter Frauen in Klöstern hochwertige Bucher-
mit besonders kostbar war das Ultramarinblau. Es wurde aus           zeugnisse schufen.
dem pulverisierten Mineral Lapislazuli (Blauspat) gewonnen,
das Handelsleute auf Landwegen aus dem westlichen Hin-               Die Pigmente des Ultramarienblaus lagerten sich in die Pla-
dukusch (Afghanistan) nach Europa brachten. Der materielle           que ein, als die Nonne die Spitze ihrer Schreibfeder in den
Wert des himmelsfarbenen und lichtstabilen Ultramarinblau            Mund nahm, um diese zu befeuchten. Eine alternative Erklä-
war mit Gold vergleichbar. Deshalb durften auch nur sehr             rung könnte sein, dass die Frau Lapislazuli aus „medizinischen“
erfahrene Schreiber – vornämlich männliche Mönche – das              Gründen nutzte. Das ist allerdings wenig wahrscheinlich, da
Luxusgut verwenden. Doch stimmt diese, unter Historikern             der kostbare Blauspat als „Heilstein“, z. B. bei Krämpfen und
verbreitete Ansicht wirklich?                                        Kopfschmerzen, vorrangig den Adligen vorbehalten blieb.
                                                                     Die Tatsache, dass die im Frühmittelalter produzierten Wer-
Bei den Untersuchungen eines Skeletts, das bei Ausgrabun-            ke nicht von Frauen „signiert“ wurden, erklären die Forschen-
gen nahe der ehemaligen Kirche St. Peter in Dalheim (Nord-           den mit der in den Klöstern üblichen „Demut vor dem Herrn“.
rhein-Westfalen) entdeckt wurde, fand das Team der Archäo-           Wahrscheinlich werden wir deshalb nie erfahren, wie die Non-
login Christina Warinner vom Institut für evolutionäre Medizin       ne hieß. Sie ist die namenlose Schreiberin aus der Grabung
der Universität Zürich Spuren von Blauspat in der minerali-          B78 in Dalheim.                                            use

                                                                    4
LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE
EDITORIAL
                                               ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

NICHT MAL MEHR
  EIN „SCHUTZ-
 SCHIRMCHEN“
         Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    nun ist es offiziell: Nachdem die Zahnärz-
   te im Krankenhausentlastungsgesetz nicht
                                                                                           Dr. Bernd Hübenthal
    berücksichtigt wurden, werden wir in der
  SARS-CoV-2-Versorgungsstrukturen-Schutz-
                                                                        fentlichen Kontext aufgefasst werden würde. Nach gesetzlicher
  verordnung wenigstens erwähnt. Von einem
                                                                        Bestimmung haben die KZVen alle geeigneten Maßnahmen zu
finanziellen „Schutzschirm“ ist allerdings nicht                        ergreifen, um die Sicherstellung der vertragszahnärztlichen Ver-
                viel übrig geblieben.                                   sorgung zu gewährleisten. Bleibt uns daher nichts anderes übrig,
                                                                        als in diesen sauren Apfel zu beißen? Die verbleibende Entschei-
Die Hoffnung auf eine wirksame Hilfe ist am Veto politischer            dungsfrist werden wir nutzen, das Für und Wider abzuwägen. In
Entscheidungsträger aus der SPD gescheitert. Übrig geblieben            einer kurzfristig anberaumten außerordentlichen Vertreterver-
ist eine sogenannte Liquiditätshilfe in Form eines zinslosen Dar-       sammlung am 27. Mai sind die oben genannten Gesichtspunkte
lehens, welches innerhalb von zwei Jahren zurückzuzahlen ist.           und die wahrscheinliche Entwicklung ausführlich zu diskutieren,
                                                                        um dann eine Entscheidung für oder gegen die Regelung dieser
Es ist nun uns überlassen, ob wir diese Hilfe annehmen oder             Schutzverordnung zu treffen. Da momentan niemand vorhersa-
nicht. Die Entscheidung müssen wir innerhalb von 28 Tagen tref-         gen kann, wie lange die Pandemie noch anhält und welche po-
fen. Dabei ist aus heutiger Sicht noch ungewiss, ob diese Mög-          litischen Anordnungen noch folgen, wird dieser Beschluss von
lichkeit eher Bürde oder Geschenk ist.                                  unserer VV zweifellos unter großer Unsicherheit gefasst werden
                                                                        müssen.
Augenfälliger ist, dass man den KZVen den schwarzen Peter,
die Verteilung der Mittel, zugeschoben hat. Es wird uns nicht           Unterm Strich verbleibt erheblicher Verdruss. Die Verunsiche-
gelingen, eine Regelung zu finden, mit der am Ende jede Praxis          rung des gesamten Berufsstandes ist größer geworden. Unsere
zufrieden ist. Dabei wird der bürokratische Aufwand für dieses          Helferinnen trifft es umso mehr: Ihre hervorragenden Leistun-
Prozedere enorm sein: Die Bereitstellung der Mittel muss mit            gen nicht nur in der aktuellen Krise werden nirgends erwähnt, sie
den Krankenkassen auf Landesebene separat verhandelt wer-               werden nicht beklatscht oder als Heldinnen des Tages gefeiert.
den. Bei der Erarbeitung eines Verteilungsschlüssels ist die Situ-      Am Ende sind sie diejenigen, die beim Ausbleiben der erhofften
ation jeder einzelnen Praxis zu berücksichtigen. Darüber hinaus         finanziellen Unterstützung zuerst ihre Jobs verlieren könnten.
ist noch zu klären, ob die Berechnungsgrundlage für die mög-            Ob sich das mit sozialdemokratischen Ideen vereinbaren lässt?
lichen Vorschusszahlungen – angesetzt werden sollen hierfür
90 Prozent der Gesamtvergütung des Vorjahres – zugleich als             Wir werden die weitere Entwicklung der Krise und ihre Auswir-
Deckelung der Gesamtvergütung für 2020 angedacht ist. Denn              kungen aufmerksam verfolgen und alles im Rahmen unserer
das würde bedeuten, dass die Krankenkassen von uns Rückzah-             Möglichkeiten unternehmen, die Zahnarztpraxen in Sach-
lungen fordern könnten, wenn die Einnahmen in unseren Praxen            sen-Anhalt vollzählig über diese Zeit zu bringen. Entsprechende
am Jahresende durch Nachholeffekte möglicherweise über der              Vorschläge wurden bereits erarbeitet. Sie werden den Mitglie-
Marke von 90 % liegen. Eine solche Regelung wäre als Finanzhil-         dern der Vertreterversammlung auf der kommenden Sitzung
fe nicht nur wirkungslos, sie sieht sogar eine mögliche Verschär-       zur Beschlussfassung vorgelegt. Die inzwischen gebräuchliche
fung der finanziellen Situation vor.                                    Floskel gilt weiterhin: Bleiben Sie gesund und lassen Sie uns be-
                                                                        sonnen und standhaft die nächsten Wochen angehen.
Angesichts all dessen fragen sich nicht wenige KZV-Vorstände,
ob es überhaupt zweckmäßig ist, ihren Vertreterversammlun-
gen zu empfehlen, die Schutzverordnung anzuwenden. Das Di-              Dr. Bernd Hübenthal
lemma: Jeder von uns kann sich vorstellen, wie ein genereller           Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes
Verzicht der Zahnärzteschaft auf diese Liquiditätshilfe im öf-          der KZV Sachsen-Anhalt

                                                                  5
LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE
CORONA-PANDEMIE
                                                   ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

                                                                             LEBEN UND
                                                                          ARBEITEN MIT DER
                                                                           SCHUTZMASKE
                                                                                      Große Umfrage zu Auswirkungen
                                                                                        der Corona-Pandemie in den
                                                                                      Zahnarztpraxen Sachsen-Anhalts

 Ob Schal, Tuch, Mund-Nase-Masken oder FFP – ein Mundschutz gehört seit kurzem zum Alltag vieler Menschen. Foto: Orna Wachman / Pixabay

Seit knapp drei Monaten lebt die Welt mit der Corona-Pan-
                                                                       ARBEITSAUFKOMMEN GESUNKEN
demie und den damit verbundenen Einschränkungen. Zeit für
                                                                       Auf Bundes- wie auf Landesebene wird deutlich, dass das Ar-
eine erste Bilanz: Mit einer umfangreichen Barometer-Umfra-
                                                                       beitsaufkommen in den Praxen deutlich zurückgegangen ist –
ge wollte der Öffentlichkeitsausschuss von Zahnärztekam-
                                                                       bei rund jedem zweiten Befragten ist das Arbeitsaufkommen
mer und Kassenzahnärztlicher Vereinigung Sachsen-Anhalt
                                                                       von Februar bis April um drei Viertel (17,8 Prozent) oder die Hälf-
wissen, wie es den Zahnarztpraxen im Land geht und welche
                                                                       te (33,8 Prozent) zurückgegangen. 42,7 Prozent der Zahnärz-
ersten Schlussfolgerungen sie bereits aus der Krise ziehen.
                                                                       te gaben an, der Rückgang liege bei einem Viertel, nur bei 5,6
Die Resonanz ist beachtlich: 213 Praxen und damit rund 17
                                                                       Prozent ist das Arbeitsaufkommen unverändert geblieben. Der
Prozent aller Vertragszahnarztpraxen im Land haben sich an
                                                                       Rückgang des Arbeitsaufkommens war vor allem durch Termi-
der Umfrage (Umfrageschluss 10. Mai 2020) beteiligt – was es
                                                                       nabsagen durch die Patienten bzw. durch die Praxen bedingt,
ermöglicht, ein recht gutes Bild auf die Stimmung der Zahn-
                                                                       wie 84,5 Prozent der Befragten antworteten. Fehlende oder
ärzteschaft im Land zu werfen.
                                                                       rationierte Schutzausrüstung war nur bei 6,6 Prozent der        ▶

DIE CORONA-PANDEMIE IN DER CHRONOLOGIE (1)
23. April: In Deutschland wird die erste     potenzielle Impfschutz gegen Corona.              KZBV – damit würde die Krise für die
klinische Prüfung eines Impfstoffkan-                                                          Praxen nur verlängert.
didaten gegen COVID-19 genehmigt.            27. April: Die FAZ berichtet, das Bundes-
Das Unternehmen BioNTech aus Mainz           finanzministerium stelle die Lastentei-           27. April: Die Zahl der bestätigten
erhielt dafür grünes Licht. 200 Kandida-     lung zwischen Zahnärzten und Kranken-             Corona-Infektionen in Sachsen-Anhalt
ten werden ab Ende April getestet, sind      kassen beim finanziellen Schutzschirm             liegt bei 1.519. Zwei Drittel davon sind
diese erfolgreich, können größere Tests      für die Zahnärzte infrage. Dann wäre              Schätzungen zufolge wieder genesen,
mit tausenden Teilnehmern folgen. Es         der Schutzschirm ein reines Darlehen.             39 Menschen sind in Zusammenhang
ist der vierte bei der WHO registrierte      Scharfe Kritik kam daraufhin von der              mit dem Virus verstorben.

                                                                      6
LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE
CORONA-PANDEMIE
                                                 ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

 Befragten Hauptgrund, gefolgt von notwendiger Kinderbetreu-              %
                                                                                  Wie hoch schätzen Sie den Rückgang des Arbeits-
ung durch Zahnarzt/-ärztin bzw. das Praxisteam und bei 3,3 Pro-           80      aufkommens in Ihrer Praxis von Februar bis April?
zent der Befragten durch angeordnete Quarantäne. Immerhin
                                                                          70
38,5 Prozent der Befragten haben den Praxisbetrieb während
der Pandemie zumindest zeitweise auf eine Notfallbehandlung               60
beschränkt, mit 61,5 Prozent die Mehrzahl der Befragten jedoch            50
nicht. Mit 13,6 Prozent hat nur ein kleiner Teil der Befragten im                                        42,7 %
                                                                          40
März oder April zeitweise Urlaub angemeldet – der Rest nicht.                                                               33,8 %
Die zahnärztlichen Berufsvertretungen warnten im Zuge der                 30
Schutzschirm-Debatte vor erheblichen Substanzverlusten infol-                                                                                   17,8 %
                                                                          20
ge der Corona-Krise, vor allem Berufsstarter und Praxen in struk-                      5,6 %
                                                                          10
turschwächeren Regionen würden die drastisch wegbrechenden
Umsätze infolge der Pandemie hart treffen. Dieses Szenario                         kein               25                 50                  75
                                                                                 Rückgang           Prozent            Prozent             Prozent
bildet sich auch in der Barometer-Umfrage ab: 0,9 Prozent der
Befragten sehen sich akut und immerhin jede vierte Praxis pers-
pektivisch von einer Insolvenz bedroht, sollte die Krise anhalten.              Haben Sie den Praxisbetrieb während der Pandemie
Mit rund 75 Prozent sieht sich der überwiegende Teil der Befrag-               (zweitweise) auf eine Notfallbehandlung beschränkt?
ten die eigene Existenz noch nicht als gefährdet an.
                                                                                                              39,4 %                                   Ja

UMDENKEN BEI LAGERUNG                                                                                                            60,6 %
                                                                                                                                                     Nein
Ein wichtiges Thema vor allem zu Beginn der Corona-Pande-
mie war die Verfügbarkeit von Schutzausrüstung und Desin-
fektionsmitteln, weshalb auch hiernach gefragt wurde. Drei
Viertel der befragten Zahnärzte beschafften sich diese vor                      Haben Sie für Ihre Praxis aufgrund der Pandemie
Beginn der Krise nach Bedarf, jede fünfte Praxis monatlich.                     zeitweise Urlaub angemeldet im März oder April?
4,2 Prozent der Befragten kauften wöchentlich und 0,5 Pro-
zent sogar täglich Nachschub. Sind zurückblickend durch die
                                                                                    15,4 %
Globalisierung eingeschränkte Lieferketten für Schutzausrüs-                                                                                           Ja
tung und Desinfektionsmittel problematisch? Ja, antworteten                                                                         84,6 %
                                                                                                                                                     Nein
87,3 Prozent der Befragten, 6,1 Prozent mit nein, 6,6 Prozent
wählten „weiß nicht“. Entsprechend höhere Preise für in der
                                                                           10 %     20 %     30 %     40 %      50 %     60 %       70 %
EU hergestellte Produkte würde mit 47,9 Prozent knapp die
Hälfte der Befragten zahlen, ein Fünftel (19,7 Prozent) vernei-
net dies, rund ein Drittel antwortete mit „weiß nicht“ (32,4 Pro-
zent). Rund die Hälfte der Befragten plant als Lehre aus der             KOLLEGIALE HILFE
Corona-Pandemie, wieder (mehr) Lagerbestände für Schutz-                 Komplett gespalten sind die Befragten bei der Frage, ob das
ausrüstung und Co. anzulegen, 40,8 Prozent planen dies nicht.            Coronavirus gefährlicher als Influenza sei. 35,2 Prozent sagten
6,6 Prozent haben sich dazu noch keine Meinung gebildet.                 Ja, 38 Prozent antworteten mit Nein und der Rest ist sich                     ▶

29. April: Das Bundeskabinett beschließt      und Vorprüfungen z. B. an Simulatoren                 für planbare Operationen geöffnet.
den Entwurf eines Zweiten Gesetzes            unterstützt werden.
zum Schutz der Bevölkerung bei einer                                                                4. Mai: Die Abschlussklassen des Jahres
epidemischen Lage von nationaler Trag-        1. Mai: Die Kliniken schalten schritt-                2021 und die vierten Klassen der Grund-
weite. Darin wird u.a. das Inkrafttreten      weise auf Normalbetrieb um. Für                       schulen kehren in die Schulen zurück.
der neuen zahnärztlichen Approbati-           COVID-19-Erkrankte werden zunächst                    Alle weiteren Schuljahrgänge sollen bis
onsordnung auf den 1.10.2021 verscho-         nur noch 25 statt bisher 50 Prozent                   zu den Pfingstferien tageweise in klei-
ben. Die aktelle zahnmedizinische Aus-        der Intensivbetten reserviert, und die                nen Gruppen in den Schulen anwesend
bildung soll mit digitalen Lernformaten       OP-Kapazitäten werden zu 70 Prozent                   sein, plant das Bildungsministerium.

                                                                   7
LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE
CORONA-PANDEMIE
                                                             ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

 %
             Sehen Sie Ihre Praxis infolge der Krise                             unsicher (26,8 Prozent). Ein kleiner Lichtblick zum Schluss:
80               von einer Insolvenz bedroht?                                    51,6 Prozent der Praxen haben infolge der Krise den Kontakt
                                                                74,2 %           zu anderen Kollegen intensiviert bzw. kollegiale Hilfe geleis-
70
                                                                                 tet oder erfahren.
60

50                                                                               UMFRAGEN DER BZÄK
                                                                                 Bereits im April hatte die Bundeszahnärztekammer (BZÄK)
40
                                                                                 ebenfalls eine Umfrage unter Praxisinhabern gestartet, die
30                                          24,9 %
                                                                                 einen kurzen Online-Fragebogen zur aktuellen Lage der
20                                                                               Zahnarztpraxen ausfüllen konnten. Nun liegt eine erste Aus-
                     0,9 %                                                       wertung der Befragung vor, die auf 2.719 auswertbaren Frage-
10
                                                                                 bögen basiert. Bei diesem ersten bundesweiten Stimmungs-
             ja,                      ja,                 nein
                                                                                 bild zeigte sich, dass der Rückgang des Arbeitsaufkommens
            akut                 perspektivisch
                                                                                 in den Zahnarztpraxen auch bundesweit bei deutlich über 50
                                                                                 Prozent liegt. Das Ausmaß hänge allerdings stark von der In-
 %
     Planen Sie als Lehre aus der Pandemie, wieder (mehr)                        fektionslage in den verschiedenen Bundesländern ab, so die
80     Lagerbestände für Schutzausrüstung anzulegen?                             BZÄK. Die Reduktion des Praxisbetriebs auf eine Notfallbe-
                                                                                 handlung variiere stark und liege je nach Bundesland zwi-
70
                                                                                 schen 22 und 72 Prozent. Ein zentraler Grund sind die jewei-
60
                     52,6 %                                                      ligen gesetzlichen Festlegungen bzw. die Empfehlungen der
50                                                                               Berufsorganisationen in den Bundesländern. Kurzarbeit wird
                                            40,8 %
                                                                                 über alle Bundesländer hinweg stark in Anspruch genommen
40
                                                                                 – zwischen 59 und 86 Prozent der Praxen nutzen dieses Mittel.
30
                                                                                 Die Öffnungszeiten wurden teilweise um fast die Hälfte redu-
20                                                                               ziert. Dennoch sei die Erreichbarkeit für die Patienten sicher-
                                                                 6,6 %           gestellt.
10

                ja                   nein                weiß
                                                                                 Zusätzlich liegen nun deutschlandweit repräsentative Daten
                                                         nicht
                                                                                 aus dem GOZ-Analyse-Panel der Bundeszahnärztekammer
                                                                                 (BZÄK) vor: Im Bundesdurchschnitt schätzen die Praxen den
Hat sich infolge der Krise der Kollegenkontakt intensiviert                      Rückgang des Arbeitsaufkommens zwischen Anfang Februar
 bzw. haben Sie kollegiale Hilfe geleistet oder erfahren?                        und Anfang April auf mehr als 50 Prozent. Die Einschätzun-
                                                                                 gen variieren, je nach Infektionsgeschehen und länderspezi-
                                                                                 fischen Regelungen, zwischen 59,2 Prozent und 40,5 Prozent.
                                         51,6 %                          Ja
                                                                                 Obwohl die Praxen flächendeckend für ihre Patienten erreich-
                                                                                 bar blieben, mussten sie ihre Sprechzeiten um durchschnittlich
                                       48,4 %
                                                                      Nein
                                                                                 gut ein Drittel (38,7 Prozent) reduzieren. Am deutlichsten zeig-

  10 %   20 %        30 %     40 %   50 %     60 %    70 %
                                                                                 te sich dies in Berlin (-43,2 Prozent). Im Bundesdurchschnitt▶

DIE CORONA-PANDEMIE IN DER CHRONOLOGIE (2)
4. Mai: Doch kein Rettungsschirm für                 5. Mai: Der Übernachtungstourismus                  der Corona-Pandemie keine Anzeichen
Zahnärzte – die COVID-19-Versorgungs-                soll ab 15. Mai unter Auflagen schritt-             für eine Übersterblichkeit, also eine
strukturen-Schutzverordnung sieht vor,               weise wieder den Betrieb aufnehmen,                 erhöhte wöchentliche Sterblichkeit im
dass in diesem Jahr gewährte Finanz-                 ab dem 22. Mai dürfen Restaurants öff-              Land.
hilfen doch vollständig zurückgezahlt                nen, wenn sie sich an Abstandsgebote
werden müssen, also nur ein Darlehen                 und Hygienemaßnahmen halten.                        7. Mai: Nachdem Zahnärzten in den
darstellen. Das kritisieren die Standes-                                                                 zurückliegenden Wochen bundesweit
organisationen von KZBV, BZÄK und                    6. Mai: Laut Statistischem Landesamt                Ansprüche auf Kurzarbeitergeld versagt
FVDZ scharf.                                         Sachsen-Anhalt gibt es bislang im Zuge              wurden, folgte die Bundesagentur für

                                                                                8
LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE
CORONA-PANDEMIE
                                             ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

waren die Zahnärzte Anfang April 25,2 Stunden pro Woche in
der Praxis anwesend, darüber hinaus war jedoch die telefoni-
sche Erreichbarkeit außerhalb der Sprechzeiten gewährleis-               ZAHNKLINIK: MIT DER
tet. Beinahe die Hälfte der Praxen hatte ihren Betrieb auf Not-          GO-PRO-KAMERA AM PATIENTEN
fallbehandlung umgestellt (44,6 Prozent). Als Gründe wurden
                                                                         Wie gehen Mitarbeiter und Studierende an der Hallenser
Infektionsschutz (38,1 Prozent), vorbeugende Empfehlungen
                                                                         Zahnklinik mit der Corona-Pandemie um? Das erfuhren die
der Körperschaften (28,0 Prozent), Terminabsagen der Pati-
                                                                         Zahnärztlichen Nachrichten von Univ.-Prof. Dr. Hans-Günter
enten (27,1 Prozent) sowie fehlende oder knappe Schutzaus-
                                                                         Schaller, Direktor des Departments für Zahn-, Mund- und
rüstung (19,6 Prozent) genannt (Mehrfachnennungen mgl.).
                                                                         Kieferheilkunde an der Medizinischen Fakultät der MLU. Der
In Bundesländern, in denen das Ministerium entsprechende
                                                                         Lehrbetrieb sei am 20. April 2020 gestartet. Lernmaterialien und
Verordnungen erlassen hatte, kamen auch diese zum Tragen.
                                                                         Vorlesungen werden per Zoom und Powerpoint online durch-
Ein weiterer Grund war Personalmangel in der Praxis (entwe-
                                                                         geführt, teilweise trügen die Ärzte Go-Pro-Kameras, um den
der Zahnarzt/Personal Risikogruppe oder fehlende Kinderbe-
                                                                         Studierenden interaktiv Inhalte am Patienten zu vermitteln. Ge-
treuung).
                                                                                                prüft werde, wie mit Seminaren und Prak-
                                                                                                tika umgegangen werde. Wahrscheinlich
ANSEHEN SINKT                                                                                   ab Mai gebe es in Absprache mit dem
Auch die apoBank hat Heilberufler im April nach ihren Er-                                        Landesprüfungsamt einige Präsenzver-
fahrungen in Pandemie-Zeiten befragt, auch 91 Zahnärzte                                         anstaltungen. In jedem Fall würden die
nahmen an der Umfrage teil. Demnach schätzten die Zahn-                                         Hygienebestimmungen und Abstandsre-
ärzte mit 84 Prozent die Auswirkungen der Krise auf ihre Be-                                    gelungen strikt eingehalten, wo möglich,
rufsgruppe mit Abstand am höchsten ein. 62 Prozent fühlten                                      weiche man auf größere Räume aus. Zu
sich dabei vergleichweise zu Apothekern und Allgemeinme-                                        klären sei, wie weit Phantomkurse und
dizinern am schlechtesten informiert. Lediglich 9 Prozent                     Prof. Dr. Hans-
                                                                                                das Lernen an Simulatoren (Simudont)
der Zahnärzte – das Schlusslicht im Berufsgruppenvergleich                   Günter Schaller
                                                                                                den Patientenkontakt ersetzen können,
– haben das Gefühl, dass sich das gesellschaftliche Ansehen                                     so Schaller. Ziel sei es, den Studierenden
ihres Berufsstandes nachhaltig steigert, so die Ergebnisse der           ein verzögerungsfreies Studium zu ermöglichen, bekräftigte er.
apoBank. Zwei Drittel und mehr der befragten Zahnmedizi-                 In der Zahnklinik fanden bis Anfang Mai nur Notdienste statt,
ner empfinden Warenbeschaffung, Personalplanung und die                   nun würden Patienten elektiv wieder einbestellt.
Begleichung laufender Rechnungen und Gehälter als heraus-
fordernd. Fast 90 Prozent der Zahnärzte beobachten einen                 Wie die Uni Halle mitteilte, hatten die Medizinstudierenden in
Einbruch der Patienten- und Umsatzzahlen. 70 Prozent, und                Sachsen-Anhalt die Wahl: In diesem April die zweite schriftliche
damit mehr als alle anderen Berufsgruppen zusammenge-                    Staatsexamensprüfung abzulegen und danach ins Praktische
nommen, haben bereits Kurzarbeit beantragt, weitere 25                   Jahr zu gehen oder vorzeitig das Praktische Jahr zu beginnen
Prozent können sich eine Kürzung der Arbeitszeit zukünftig               und die Prüfung kommendes Jahr im April 2021 zu schreiben.
vorstellen. Daneben hat bereits jeder fünfte Zahnarzt staatli-           Die betreffende Kohorte wählte mehrheitlich die erste Option:
che Unterstützung beantragt, weitere 64 Prozent halten die-              59 Studierende haben am heutigen 15. April ihre sogenannte
sen Schritt für denkbar. 11 Prozent der Zahnärzte haben ihre             M2-Prüfung begonnen (Dauer bis 17. April) und absolvieren ab
Praxis vorübergehend schließen müssen.                                   Mai regulär ihr Praktisches Jahr.

Arbeit nun der Argumentation der Bun-       sei, SARS-CoV-2 Infizierte schnell zu            neuen Medizinprodukterecht-Durchfüh-
des- und Landeszahnärztekammern und         finden, zu testen und zu versorgen, so           rungsgesetzes verschoben, so dass das
wies die Zahlung von Kurzarbeitergeld       das Bundesgesundheitsministerium.               Medizinproduktegesetz bis zum 26. Mai
auch für Zahnärzte an.                      Außerdem sieht das Gesetz umfassen-             2021 weiter gilt.
                                            dere Meldepflichten für Labore und
14. Mai: Der Bundestag beschließt das       Gesundheitsämter vor. Pflegekräfte sol-          14. Mai: 1.668 Menschen in Sachsen-An-
„Zweite Gesetz zum Schutz der Bevöl-        len einen Bonus erhalten und pflegende           halt werden als mit dem Corona-Virus
kerung bei einer epidemischen Lage          Angehörige besser unterstützt werden.           Infizierte gemeldet. Pro Tag gibt es
von nationaler Tragweite“. Kernziel         U. a. wird auch das Inkrafttreten des           derzeit nur wenige Neuinfektionen.

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LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE
CORONA-PANDEMIE
                                                    ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

         ZWISCHEN
        SCHUTZ UND
       RÜCKKEHR ZUR
        NORMALITÄT
         Die Zahnärzteschaft Sachsen-Anhalts
            in Zeiten der Corona-Pandemie

   Reichlich drei Monate sind vergangen, seit die Weltgesund-
                                                                            Die Versorgungslage mit Schutzausrüstung und Desinfektionsmit-
   heitsorganisation WHO die Corona-Epidemie zu einer Pande-
                                                                               teln hat sich leicht entspannt. Foto: Klaus Hausmann / Pixabay
   mie erklärt hat. Seitdem lebt die Welt ein Stück weit im Aus-
   nahmezustand, und nur allmählich werden die Restriktionen
   zur Eindämmung der Krankheit wieder gelockert. Wie viel
   Rückkehr zur Normalität ist möglich, ohne die Kapazitäten der
   Intensivmedizin zu überfordern? Wie lange können die Ein-            wie nötig. Wir müssen weiter achtsam sein und Infektionsket-
   schränkungen der persönlichen Freiheit der Bevölkerung noch          ten früh erkennen und wirksam unterbrechen. Darum stärken
   zugemutet werden, wie lange halten Selbstständige, Gastrono-         wir den öffentlichen Gesundheitsdienst, ermöglichen mehr
   men, Kulturschaffende und mittelständische Betriebe Umsatz-          Corona-Tests in Pflegeheimen und erweitern die Meldepflich-
   einbrüche und Kurzarbeit aus? Diese Fragen werden mit stei-          ten. Außerdem wollen wir pflegende Angehörige noch besser
   gender Intensität diskutiert – auch unter der Zahnärzteschaft        unterstützen. So verhindern wir unkontrollierte Ausbrüche
   Sachsen-Anhalts.                                                     und sorgen dafür, dass unser Gesundheitswesen auch weiter-
                                                                        hin nicht überlastet wird“, erklärte Bundesgesundheitsminister
   Am 14. Mai 2020 hat der Bundestag das Zweite Gesetz zum              Jens Spahn (CDU). Das Gesetz sieht u. a. Folgendes vor:
   Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nati-
   onaler Tragweite beschlossen. „Der neue Alltag erfordert eine        •     Das BMG kann die gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
   neue Balance. Soviel Normalität wie möglich, so viel Schutz                per Verordnung verpflichten, Tests auf das Coronavirus
                                                                              oder Antikörpertests grundsätzlich zu bezahlen. Damit
                                                                              werden Tests in einem weiteren Umfang als bisher mög-
                                                                              lich – zum Beispiel auch dann, wenn jemand keine Symp-
                                                                              tome zeigt. Gesundheitsämter sollen Tests ebenfalls über
                                                                              die GKV abrechnen können.
KIEFERORTHOPÄDEN: „NUR                                                  •     Im Umfeld besonders gefährdeter Personen – etwa in Pfle-

WENIG PATIENTENAUSFÄLLE“                                                      geheimen – soll verstärkt auf Corona-Infektionen getestet
                                                                              werden. So können Infektionen früh erkannt und Infekti-
„Im Prinzip geht es uns wie den restlichen Kollegen im                        onsketten effektiv unterbrochen werden.
Land“, resümiert Lorenz Bräuer, Landesvorsitzender des                  •     Die Labore müssen künftig auch negative Testergebnisse
Berufsverbandes der Deutschen Kieferorthopäden (BDK),                         melden. Teil des Meldewesens ist künftig auch, wo sich
der gemeinsam mit seiner Frau, Zahnärztin Dr. Marion                          jemand wahrscheinlich angesteckt hat. Die Daten werden
Bräuer, eine Praxis in Wernigerode betreibt. In seiner                        anonymisiert an das RKI übermittelt.
KFO-Praxis wurden die Patienten vor dem Termin angeru-                  •     Das BMG kann Labore verpflichten, Daten von Proben
fen und eventuelle Absagen akzeptiert, um dann Termine                        pseudonymisiert an das RKI zu übermitteln. Ein Rück-
zusammenzuschieben. Die Kieferorthopäden im Land                              schluss aus den übermittelten Daten auf die Person ist
hätten nicht so viele Patientenausfälle gehabt, so Bräuer.                    auszuschließen.
                                                                        •     Das Bundesministerium für Gesundheit kann vorüberge-
                                                                              hende Flexibilisierungen in den Ausbildungen zu den         ▶

                                                                       10
CORONA-PANDEMIE
                                               ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

                                                                           GEBÜHREN: „DIE CORONA-MU“
                                                                           „Liebe Kollegen, ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie sind alle
                                                                           gesund. Jeder hat sich mit der zur Zeit gegebenen Situation
                                                                           irgendwie arrangieren müssen. Wir sind ja schon gewohnt,
                                                                           dass man glaubt, wir drucken das Geld im Keller und sind die
                                                                           Großverdiener der Nation. So kann ich es mir nur erklären,
                                                                           dass wir als „nachrangig systemrelevant“ eingestuft, Rettungs-
                                                                           schirm-Fehlanzeige und die „überzahlten“ Honorare gestri-
                                                                           chen wurden. Die Bundesliga ist systemrelevanter!
                                                                           Die PKV hat immerhin bis Ende Juni eine GOZ Extravergütung
                                                                           für den Mehraufwand an hygienischen Maßnahmen in Aus-
                                                                           sicht gestellt.

                                                                           Ich weiß ja nicht, wie Sie es machen, aber bei uns in der Praxis
    Gesundheitsberufen ermöglichen, z. B. bezüglich der Dau-               werden jedem Patienten beim Eintritt und beim Verlassen
    er der Ausbildung, der Nutzung von digitalen Unterrichts-              selbiger die Hände desinfiziert. Vor jeglicher Behandlung
    formen oder der Durchführung von Prüfungen.                            (auch beim 2. Mal am Tag wegen einer Reparaturabgabe)
•   Das Bundesministerium für Gesundheit erhält die Möglich-               lassen wir den Patienten, und zwar jeden, mit einer desin-
    keit, die Ausbildungen nach den Approbationsordnungen                  fizierenden Mundlösung spülen. Die hilft zwar nicht gegen
    für Zahnärzte und für Apotheker kurzfristig für die Zeit der           COVID-19, aber reduziert schon einmal andere Keime im
    epidemischen Lage flexibler zu gestalten. Beispielsweise               Mund. Das finanzieren wir natürlich selbst! Deshalb ist uns der
    kann geregelt werden, dass Lehrveranstaltungen durch di-               Gedanke der „Corona-mu“ gekommen. Die „mu“ beinhaltet ja
    gitale Lehrformate unterstützt oder ersetzt werden.                    die lokale Behandlung der Mundschleimhaut. Für uns zählt die
•   Die neue Approbationsordnung für Zahnärzte und Zahn-                   Desinfektion intraoral unbedingt dazu. Wir vermerken hierfür
    ärztinnen tritt wie geplant am 1. Oktober 2020 in Kraft. Al-           auf jeder Behandlungskarte hinter der mu „Corona“, wobei die
    lerdings gilt die alte Approbationsordnung für Studierende,            Zusatzbezeichnung nicht abrechnungstechnisch übermittelt
    die vor dem 1. Oktober 2021 das Studium der Zahnheilkun-               werden wird.
    de beginnen oder begonnen haben, zunächst weiter. So
    haben die Fakultäten ausreichend Zeit für die Umstellung               Liebe Kollegen, wenn wir das alle tun, dann ist keiner auffällig
    auf die neue Approbationsordnung. Die neuen Regelungen                 in der 100-Fall-Statistik und wir können geschlossen gegen
    zur Durchführung der Eignungs- und Kenntnisprüfung gel-                die Streichung dieser Gebührennummer vorgehen. Denn Sie
    ten wie geplant bereits zum 1. Oktober 2020.                           wissen ja, wenn Corona vorbei ist, kommen wie gewohnt nach
•   Das Inkrafttreten des neuen Medizinprodukterecht-Durch-                zwei Jahren Regressforderungen seitens der Krankenkassen.
    führungsgesetzes wird verschoben, so dass das Medizin-                 Also, was haben wir zu verlieren? „Helfen wir uns selbst, dann
    produktegesetz bis zum 26. Mai 2021 weiter gilt. So können             hilft uns ...?“ Bleiben Sie gesund! Mit kollegialen Grüßen,
    sich die Hersteller auf die Produktion der für die Bewälti-
    gung der COVID-19 Pandemie dringend benötigten Medi-                   // Dipl. Stom. Steffi Lindenau, Hettstedt
    zinprodukte konzentrieren und die Versorgungssicherheit
    in Deutschland weiter gewährleisten. Dies geschieht auf
    der Grundlage der europäischen Vorgaben.

Bundeszahnärztekammer, PKV-Verband und Beihilfe haben                   dazu gekommen, dass die Agenturen Zahnärzten den Zugang
sich außerdem aufgrund der Corona-Pandemie auf eine Hygi-               zum Kurzarbeitergeld versagten. Die BZÄK hatte bereits Mitte
enepauschale für erhöhte Aufwendungen in Zahnarztpraxen                 April diese Handhabung kritisiert. In einem Schreiben an Bun-
geeinigt. Die Vereinbarung gilt seit 8. April 2020 für Privatver-       desarbeitsminister Hubertus Heil wurde darauf hingewiesen,
sicherte sowie GKV-Patienten mit privater Zusatzversicherung            dass die Versagungsbescheide rechtswidrig seien. Im Ergebnis
und ist zunächst bis 31. Juli befristet. Ein FAQ auf der BZÄK-Web-      erließ die Bundesagentur für Arbeit die Weisung über das Kurz-
site gibt Auskunft über die genaue Berechnung. Endlich been-            arbeitergeld an Leistungserbringer im Gesundheitswesen, die
det ist indes die Unsicherheit in Sachen Kurzarbeitergeld. Nach         den Anspruch von Vertragszahnärzten klar regelt.
einer Weisung der Bundesagentur für Arbeit war es regional              Dadurch wurde endlich für Rechtssicherheit im Interesse    ▶

                                                                  11
CORONA-PANDEMIE
                                                  ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

                                                                          COVID-19-Fälle in Sachsen-Anhalt (pro 100.000 Einwohner)

                                                                                                                                        > 20 bis 40
                                                                                                   95
                                                                                  38                                                    > 40 bis 60
                                                                                                                                        > 60 bis 80
                                                                                                                                        > 80 bis 100
                                                                                                                                        > 100
                                                                                    92                   37
                                                                                              45

                                                                                                               82
                                                                            119               36                    122
                                                                                                          43

                                                                                       35               146               Stand: 14.05.2020
                                                                                                   68                     (Quelle: LAV Sachsen-Anhalt)

                                                                                                        56

                                                                      beim Zahnarzt nicht auf die lange Bank schieben. Zahnmedizi-
                                                                      nische Versorgung ist vor diesem Hintergrund ein elementarer
                                                                      Bestandteil der medizinischen Grundversorgung der Bevölke-
                                                                      rung, auch unter den Gegebenheiten der COVID-19-Pandemie.
                                                                      Sie dürfe sich keinesfalls nur auf Schmerzbeseitigung und Not-
                                                                      fälle beschränken, die sich im Sinne der DGZMK-Definition auf
                                                                      Abszess, Trauma und Blutung reduzieren. Ganz im Gegenteil,
 der Praxen und deren Mitarbeiter gesorgt. Auf Bundes- wie            im Interesse der Aufrechterhaltung der medizinischen Versor-
 auf Landesebene gilt es, trotz ständiger Veränderungen, aktu-        gung der Bevölkerung sind unter diesem Aspekt auch Vorsor-
 alisierter Risikoeinschätzungen und neuer Erkenntnisse zum           geuntersuchungen oder prophylaktische Leistungen durchaus
 Pandemieverlauf einen „Alltag in den Praxen“ zu organisieren,        als notwendig anzusehen, wenn es die konkrete Situation des
 da bis zum Ende der Pandemie ein vermutlich langer Zeitraum          Patienten erfordert, bekräftigte Kammerpräsident Dr. Carsten
 überbrückt werden muss. Daher ergeben sich zwangsläufig               Hünecke im Rundbrief an die Kollegenschaft.
 Fragen zum notwendigen zahnmedizinischen Behandlungs-
 umfang, was beinahe tägliche Mails, Anrufe oder Anfragen von         Bundeszahnärztekammer und der Verband medizinischer
 Kolleginnen und Kollegen bei ZÄK und KZV belegen. Die Vor-           Fachberufe ergriffen auch die Gelegenheit, den Praxisteams
 stände der Körperschaften möchten nun den Fokus darauf le-           für ihre große Leistungsbereitschaft in Zeiten der Krise zu
 gen, dass Patienten im Interesse der eigenen Mundgesundheit          danken. Sie seien stets – auch außerhalb der Pandemie – mit
 auch reguläre Kontrolltermine und notwendige Behandlungen            Engagement und Empathie für ihre Patienten da, haben eige-
                                                                      ne Unsicherheiten zurückgestellt und sorgen für reibungslose
                                                                      Abläufe in den Zahnarztpraxen in Deutschland. „Die Situation
                                                                      im Bereich der Schutzausrüstung hat sich deutlich verbes-
                                                                      sert", sagte Sylvia Gabel, Referatsleiterin ZFA im Verband me-

3.147.771
                                                                      dizinischer Fachberufe e.V. „Außerdem haben die Praxisteams
                                                                      ihr Hygienemanagement überprüft und ergänzt, so dass sich
                                                                      die Patientinnen und Patienten sowie die Zahnmedizinischen
                                                                      Fachangestellten unter Beachtung der notwendigen Arbeits-
Tests auf SARS-CoV-2 wurden bis einschließlich 10. Mai
                                                                      schutzmaßnahmen sicher fühlen können.“ Etwas entspannt
2020 in Deutschland durchgeführt. 197.101 bzw. 6,3
                                                                      hat sich die Lage bei der Beschaffung von Nachschub an
Prozent davon waren positiv. Beteiligt sind mittlerwei-
le 173 Labore. (Quelle: RKI)
                                                                      Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln, nachdem die                   ▶

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CORONA-PANDEMIE
                                              ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

ORALCHIRURGEN: „SCHNELLSTMÖGLICH ZURÜCK ZUR NORMALITÄT!“
Wie wirkt sich die Corona-Pandemie in einer Praxis                            che Nachteile (privat oder beruflich) erlitten hätten,
für Oralchirurgie aus? Das haben die zn beispielhaft                          wenn wir die geplanten Eingriffe zu einem späteren
Dr. Frank Hofmann aus Bitterfeld-Wolfen gefragt, der                          Zeitpunkt durchgeführt hätten. Die Patientenzahlen
gemeinsam mit Dr. Alexander Ilgner, Ehefrau Dr. Anja                          gehen aber insgesamt sukzessive und spürbar zurück.
Hofmann sowie Dr. Stefanie Hotovy eine Praxis in                              Ob es bei uns im Juni wieder „normal“ weitergeht,
Bitterfeld-Wolfen betreibt:                                                   werden die Infektionszahlen in den nächsten Wochen
                                                                              zeigen. Das wird auch unser weiteres Vorgehen be-
„Vorweggenommen, wir als Praxisteam sind wegen                                stimmen. Konkret geändert hat sich bei uns weiterhin
des Coronavirus wachsam, wir haben bestimmte                     Dr. Frank    Folgendes: Unsere Rezeption „ziert“ eine Plexiglas-
Praxisabläufe geändert und nehmen alle für uns mög-              Hofmann      scheibe, wie man sie auch von den Supermärkten
lichen Wege war, um uns über die aktuelle Lage zu informieren                kennt, um unsere Rezeptionistin zu schützen. Die von
und die aktuellen Vorgaben umzusetzen. Jedoch haben wir uns        unseren Körperschaften zur Verfügung gestellten Merkzettel,
zu keiner Zeit von der teilweise vorliegenden Coronahysterie       Warnhinweise und Piktogramme haben wir in der Praxis verteilt
anstecken lassen. Aufgrund der in den letzten Jahren und Jahr-     oder aufgehangen, um unsere Patientinnen und Patienten zu
zehnten gestiegenen Hygieneanforderungen sehen wir uns als         informieren. Unser Wartezimmer wird nicht mehr benutzt, die
durchaus in der Lage an, durch die Umsetzung der schon vor der     Patienten melden sich in der Praxis an, geben die Telefonnum-
Coronakrise bestehenden RKI-Richtlinien für unsere Patientin-      mer des Mobiltelefons ab und warten dann im Auto. Wenn die
nen und Patienten, für unser Team und auch für uns den größt-      Behandlung beginnen kann, werden die Patienten angerufen
möglichen Schutz vor einer Corona-Infektion zu gewährleisten.      und gehen direkt vom Auto ins Behandlungszimmer, um Kon-
Wir als rein oralchirurgische Praxis haben ein Patientengut, was   takte zu anderen Patienten im Wartezimmer zu vermeiden.
nahezu ausschließlich zu uns kommt, weil Beschwerden oder
ernsthafte Probleme vorliegen, die in der normalen Zahnarzt-       Über die Zeit nach der Krise kann ich jetzt keine belastbaren
praxis nicht gelöst werden können. Wir haben also regelhaft die    Prognosen abgeben, da in meinen Augen auch noch kein Ende
Patientinnen und Patienten, die man gemeinhin als „Notfälle“       absehbar ist. Ob die Welt tatsächlich danach eine andere sein
subsummiert.                                                       wird, kann ich nicht sagen, ich hoffe es aber nicht. Eventuell
                                                                   bleibt ein gestiegenes Bewusstsein für die Übertragungswege
Wir haben aber trotzdem seit dem Zeitpunkt, als die Coronakri-     von Viren und Bakterien und dagegen hilfreiche Hygienemaß-
se auch in unser Fachgebiet durchgeschlagen ist, alle planbaren    nahmen übrig, was ja generell von Vorteil wäre. Ich schätze,
verschiebbaren Eingriffe zunächst in den Juni verschoben. Auch     etwa 50 Prozent unserer Patienten sind verängstigt und
neue Patientinnen und Patienten, die bei der (telefonischen)       unsicher. Die andere Hälfte ist genervt von den uneinheitlichen
Terminvergabe explizit auch auf Nachfrage keine Beschwerden        und schnell wechselnden Vorgaben der Politik und sieht die
angeben und deren Eingriffe nicht zwingend zeitnah durchge-        Maßnahmen und veränderten Regeln des Zusammenlebens
führt werden müssen, haben zunächst Termine im Juni bekom-         kritisch und als teilweise überzogen an. Alle eint der Wunsch, so
men. Wir haben nur die Patienten behandelt, die Beschwerden        schnell wie möglich in die Normalität zurückzukehren. Und das
haben oder die für uns nachvollziehbare erhebliche persönli-       ist bei uns natürlich auch so!“

Produktionskapazitäten vor Ort hochgefahren wurden. Die                auch Thema in den Standesvertretungen sein – als nächstes
Kammer kann nicht dauerhaft als „Versorgungsdepot“ fungie-             Ende Mai bei der Vertreterversammlung der Kassenzahnärzt-
ren, da dies nicht die satzungsgemäße Aufgabe ist und steu-            lichen Vereinigung, von der die Zahnärztlichen Nachrichten
erlich nicht abgesichert. So kann sich das Engagement der              in der Juni-Ausgabe ausführlich berichten werden.
Kammer nur auf Einzelaktionen wie die erfolgte Beschaffung
von MNS und KN95-Masken beschränken. Von letzteren gibt                (Bitte beachten Sie: Dieser Beitrag wurde mit Redaktions-
es aber noch Bestände, die in der ZÄK zum Selbstkostenpreis            schluss 15. Mai 2020 verfasst. Inzwischen eventuell aufgetre-
ausgegeben werden. Unter Einhaltung der entsprechenden                 tene neue Entwicklungen konnten nicht mehr berücksichtigt
Sicherheitsmaßnahmen wird die Corona-Pandemie natürlich                werden.)

                                                                 13
CORONA-PANDEMIE
                                                    ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020

   UNI HALLE                                                              na deuten könnte, und die Anzahl der Personen, die sich gegen
                                                                          Corona testen lassen nicht ansteigt, wäre es eine wichtige In-

FORSCHT FLEIßIG
                                                                          formation“, erklärt Mikolajczyk. Die Studie wurde von der Ethik-
                                                                          kommission der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Uni-
                                                                          versität Halle-Wittenberg genehmigt und wird von der Fakultät

  ZU CORONA                                                               mit eigenen Mitteln finanziert. Die Projektdauer ist zunächst auf
                                                                          sechs Monate angelegt. Für die Studie haben sich bereits mehr
                                                                          als 500 Menschen aus Sachsen-Anhalt registriert, mehr als 350
                                                                          davon aus Halle.
Hochschule forscht zu SARS-CoV-2-Immunität,
  dem Verlauf von Atemwegserkrankungen                                    Die Frage, warum jeder Mensch bei einer Infektion mit dem Co-
   und stellt selbst Schutzausrüstung her                                 rona-Virus SARS-CoV-2 anders reagiert und einige Menschen gar
                                                                          keine oder nur leichte Symptome der davon verursachten Erkran-
Die Corona-Pandemie ist auch an der Martin-Luther-Universi-               kung COVID-19 zeigen, während andere so schwer erkranken,
tät Halle-Wittenberg deutlich spürbar. Neben den Änderungen               dass sie beatmet werden müssen oder sogar sterben, untersucht
in der Ausbildung der (Zahn-)Medizinstudierenden (siehe S. 9)             Prof. Dr. Mascha Binder, Direktorin der Klinik für Innere Medizin
hat sich auch die Forschung auf das Virus eingestellt, u. a. mit          IV des Universitätsklinikums Halle (Saale), zusammen mit ihrem
dem Forschungsprojekt „CovidSurv“ der Universitätsmedizin.                Team und weiteren Partnern aus dem Universitätsklinikum Hal-
Es sammelt Informationen über den symptomatischen Verlauf                 le (UKH) sowie der Medizinischen Hochschule Hannover. „Die
von Atemwegsinfektionen. Daraus sol-                                                               virus-infizierte Zelle ist in ihrem Verhal-
len Erkenntnisse über den Verlauf der                                                              ten einer Krebszelle sehr ähnlich. Beide
Corona-Pandemie, vor allem in Sach-                                                                versuchen, sich vor der Immunantwort
sen-Anhalt, gewonnen werden. „Covid-                                                               des Organismus zu verstecken und sich
Surv“ ist ein Online-Fragebogen, den                                                               der immunologischen Kontrolle zu ent-
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer                                                                 ziehen. Wir wollen daher auf molekula-
freiwillig täglich ausfüllen. Dieser hilft                                                         rer Ebene anhand von Unterschieden
den Wissenschaftlerinnen und Wissen-                                                               in den Immunsignaturen erforschen,
schaftlern bei der Beobachtung (Eng-                                                               warum der menschliche Körper so un-
lisch: surveillance) der Symptome der                                                              terschiedlich auf das Virus reagiert und
Atemwegsinfektionen in der Bevölke-                                                                wie genau die Immunantwort erfolgt“,
rung. „Um die Ansteckungsgefahr für die Bevölkerung zu mini-              sagt Binder. Es gehe darum herauszufinden, wie eine Immunität
mieren, müssen schwere Entscheidungen getroffen werden, die               gegen SARS-CoV-2 entstehe, wie lange diese Immunität anhalte
das normale Leben einschränken. Eine Entscheidungshilfe kön-              und warum eine Immunantwort bei manchen erst spät eintrete
nen belastbare Informationen zur Häufigkeit von Atemwegsin-               und die COVID-Erkrankung einen schweren Verlauf nehme.
fektionen in der Bevölkerung sein. Wenn jeder, der an der Studie
teilnimmt, das Online-Tagebuch führt, sehen wir die täglichen             Die Universitätsmedizin hat außerdem damit begonnen, selbst
Veränderungen und können daraus ableiten, ob ein erneuter                 im 3-D-Druck-Verfahren Gesichtsvisierhalterungen herzustel-
Anstieg stattfindet“, erklärt Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk, Direk-        len. „Wir haben insgesamt sechs 3D-Drucker im Einsatz und
tor des Instituts für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und           können damit bis zu 80 Gesichtsvisierhalter pro Tag drucken“,
Informatik der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Uni-              sagt Dr. Dietrich Stoevesandt, Leiter des Dorothea Erxleben
versität Halle-Wittenberg und Leiter der Studie. Dies sei wie eine        Lernzentrums Halle (DELH) der Medizinischen Fakultät der
Art Frühwarnsystem, das den Entscheidern in Politik und Gesell-           Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Insbesondere im
schaft dazu diene, geeignete Maßnahmen ergreifen zu können.               Bereich der Intensivmedizin werden diese Gesichtsvisiere der-
„Gleichzeitig lässt sich anhand der Ergebnisse ablesen, wie gut           zeit zusätzlich zu Atemschutzmasken benötigt. Allerdings ist
die physische Distanzierung wirkt, um Verbreitungswege ein-               die Kapazität der Universitätsmedizin nicht ausreichend, um
zudämmen“, so der Epidemiologe. Zusätzlich bieten die Daten               den Bedarf pro Tag zu decken. Neben den Halterungen für die
einen Einblick in den Verlauf von Infektionen, die mit wenigen            Gesichtsvisiere sind alle Einrichtungen zudem dabei, Atemfil-
Symptomen einhergehen. Oft nehmen Betroffene in solchen                   termasken herzustellen, die nach entsprechender Aufbereitung
Fällen das Gesundheitssystem nicht in Anspruch und lassen sich            unter Umständen auch mehrmals benutzt werden können. Die
nicht testen. „Wenn wir zum Beispiel einen Anstieg der Personen           Sicherheit der Schutzausrüstung stehe an erster Stelle, sind sich
mit Symptomen sehen, was auf eine höhere Aktivität von Coro-              alle Beteiligten einig.           (mit Pressematerial UK Halle)

                                                                     14
BERUFSSTÄNDISCHES
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       NACHFOLGER
        GESUCHT!
      3. Teil der neuen Serie mit der Praxis
     von Dr. Sabine Keitel aus Halle (Saale)

Im Januar-Heft 2020 sind die Zahnärztlichen Nachrichten
mit einer neuen Serie gestartet. Unter der Rubrik „Nachfol-
ger gesucht!“ stellen wir ab sofort regelmäßig abgabewillige
Zahnärzte aus Sachsen-Anhalt mit ihren Praxen vor. Nach
Dipl.-Stom. Bernd Grunert aus Radis bei Gräfenhainichen und
Dipl.-Stom. Jens-Uwe Engelhardt aus Magdeburg sind wir nun
                                                                       Dr. Sabine Keitel hat ihre Praxis nach der Wende in Halle-Neustadt
zu Besuch bei Dr. Sabine Keitel aus Halle (Saale).
                                                                         in den ehemaligen Räumen einer Kita eingerichtet und komplett
                                                                                                         umgebaut. Fotos: Andreas Stein
DIE LAGE
Die kreisfreie Stadt Halle (Saale) liegt im südlichen Sach-
sen-Anhalt und ist eins der drei Oberzentren sowie größte
Stadt des Landes. Mit dem benachbarten Leipzig bildet              und Kieferheilkunde und der brandneuen Zahnklinik an der
Halle (Saale) einen Ballungsraum, in dem mehr                        Medizinischen Fakultät über die einzige Ausbildungsstätte
als eine Million Menschen leben. Die Stadt                                 für Zahnärztinnen und Zahnärzte in Sachsen-An-
ist mit den nahen Autobahnen A 9 und                                        halt. Auch die Kunsthochschule Burg Giebichenstein
A 14, dem Flughafen Leipzig-Halle sowie                                     lockt viele Studierende an. Sportfans kommen in
vielen sich kreuzenden ICE- und IC-Bahn-                                     Halle u. a. beim Eishockey mit den Saale Bulls und
verbindungen ein bedeutender Verkehrskno-                                     bei Fußballspielen des Drittligisten Hallescher FC
tenpunkt und ein wichtiges Wirtschaftszen-                                   auf ihre Kosten. Über das Jahr gibt es in der Stadt
trum. Die Praxis von Dr. Sabine Keitel liegt                                 zahlreiche Veranstaltungen, darunter die Händel-
im westlich der Altstadt gelegenen                                                       festspiele im Juni und das Laternenfest
Stadtteil Halle-Neustadt, der von 1967                                                        im August. Rings um Halle gibt es
bis 1990 eine eigenständige Stadt war.                                                        zahlreiche Naherholungsgebiete,
Der Stadtteil weist eine dichte Bebau-                                                         so die Dölauer Heide, die Peißnitz-
ung und eine hohe Einwohnerdichte auf.                                                        insel oder die Saale-Elster-Aue.
Direkte Anbindungen an den ÖPNV (Bahn                                   Halle (Saale)      Sehr sehenswert ist auch der Halle-
und Bus) und genügend Parkplätze sind vor-                                             sche Bergzoo. Einkaufsmöglichkeiten
handen, ebenso alle wichtigen Einrichtungen                                            sind sowohl in der im Krieg unzerstörten
der Nahversorgung.                                                             Innenstadt mit teils historischem Flair als auch in
                                                                               Zentren am Stadtrand reichlich vorhanden. Auch
DER ORT                                                                       Deutschlands älteste Schokoladenfabrik Halloren
Halle bezeichnet sich selbst als die Kulturhauptstadt Sach-               hat ihren Sitz in der Saalestadt.
sen-Anhalts und verfügt über zahlreiche bedeutende Kul-
tureinrichtungen, so das Opernhaus, mehrere Theater sowie          DIE PRAXIS
die Franckeschen Stiftungen, das Landeskunstmuseum Mo-             Die Praxis befindet sich im Gebäude einer ehemaligen Kinder-
ritzburg, das nach dem Komponisten Georg Friedrich Händel          tagesstätte. 1991 hat Dr. Sabine Keitel Teile des Erdgeschos-
benannte Musikmuseum und das Landesmuseum für Vorge-               ses zur Praxis ausgebaut. Die Räumlichkeiten sind von der Ar-
schichte, wo die weltberühmte Himmelsscheibe von Nebra             beiterwohlfahrt (AWO) gemietet, deren Mitarbeiter auch zum
bestaunt werden kann. Halle ist ein wichtiger Hochschul-           Patientenstamm gehören. Im Haus befinden sich zwei wei-
standort: Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,          tere Zahnarztpraxen, mit denen eine gute Zusammenarbeit
1694 gegründet, ist eine der ältesten Universitäten Deutsch-       besteht, z. B. bei Vertretungen. Die Praxis hat zwei Behand-
lands und verfügt mit dem Departement für Zahn-, Mund-             lungsräume mit einer E50 (Baujahr 2010, Intraoralkamera

                                                                  16
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