LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE
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W W W.ZAEK-SA .DE W W W.KZV-LSA .DE JAHRGANG 30 // MAI 2020 05 / 2020 ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN S A C H S E N - A N H A LT THEMA S. 6 LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE Auf den Spuren der Hanse: Beustertor Große Umfrage zu Auswirkungen der Corona-Pandemie in den Praxen in Seehausen
R T E RM I N! ZAHN(KUL)TOUR N EU E DER ZA ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Z Interdisziplinäre Gespräche Inspiriert von der reichen Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts, soll der Dialog von Zahnärzten mit Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern aus Sachsen-Anhalt initiiert werden: Mittwoch, 17. Juni 2020 in SCHIERKE Der Harz kam in den vergangenen Monaten kaum raus aus den Schlagzeilen: Waldbesitzer und Nationalpark streiten über die richtige Strategie gegen Borkenkäferplage und Waldsterben, Umweltschützer und Wirtschaftsförderer über eine Seilbahn und Wintersportmöglichkeiten in Schierke. Die Veranstaltungsreihe „Zahn(kul)tour“ (bislang „Dessauer Abend on tour“) macht deshalb am 17. Juni 2020 Station in Schierke. Zusammen mit Dr. Friedhart Knolle von der Verwal- tung des Nationalparkes Harz wird es eine einstündige Wanderung in und um Schierke geben, bevor die Gruppe zu Gespräch und Imbiss ins Schierker Restaurant & Café Winkler einkehrt. Wir freuen uns auf Sie! Zu Gast bei der Bitte per Mail (sage@zahnaerztekammer-sah.de), ZAHN(KUL)TOUR Fax (0391 73939-20) oder Post (PF 3951, 39014 Mag- deburg) bei der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt melden! DR. FRIEDHART KNOLLE – ANMELDUNG – Dr. Friedhart Knolle, 1955 in Goslar geboren, hat Geologie ZAHN(KUL)TOUR an der TU Clausthal studiert. DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Er arbeitete zunächst in der freien Wirtschaft und ehren- Wanderung und Gespräch mit amtlich für regionale Umwelt- Dr. Friedhart Knolle, verbände. Seit 1990 ist er in am 17. Juni 2020 ab 18 Uhr verschiedenen Funktionen an der Aufbauarbeit der Harzer Restaurant & Café Winkler, Brockenstr. 33, Nationalparks beteiligt, seit 38879 Wernigerode (OT Schierke) 2006 als Pressesprecher und Beauftragter für Marketing und 18 Uhr: Treff Parkhaus Am Winterbergtor Regionalentwicklung des fusio- 19.30 Uhr: Gespräch / Imbiss im Restaurant Winkler nierten Nationalparks Harz. Ich komme gerne! Name/Anschrift: Personenzahl: 2
INHALT ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 ZAHN(KUL)TOUR MITTEILUNGEN DER Gesprächsreihe macht Station im Harz .......................................S. 2 ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Neues Gesicht in der Prävention ..................................................S. 39 HISTORISCHES Aus der Vorstandssitzung .................................................................S. 40 Archäologen entdecken Ultramarinblau im Zahnstein einer mittelalterlichen Nonne ...........................S. 4 MITTEILUNGEN DER KZV SACHSEN-ANHALT EDITORIAL Einladung zur außerordentlichen Nicht mal mehr ein Schutzschirmchen Vertreterversammlung / Masernimpfpflicht gilt .................S. 41 von Dr. Bernd Hübenthal ......................................................................S. 5 Hinweise der Abteilung Abrechnung: Wiederherstellungen im ZE-Festzuschusssystem .............S. 42 CORONA-PANDEMIE Neuer KZBV-Leitfaden zur Kommunikation Große Umfrage in den Zahnarztpraxen des Landes ............S. 6 im Medizinwesen ...................................................................................S. 43 Zwischen Schutz und Rückkehr zur Normalität ...................S. 10 Aus der Vorstandssitzung .................................................................S. 44 Uni Halle forscht fleißig zu Corona..............................................S. 14 SACHSEN-ANHALT BERUFSSTÄNDISCHES Zum Titelbild: Beustertor in Seehausen (Altmark) .............S. 46 Nachfolger gesucht – Praxis Dr. Keitel in Halle (Saale) ...S. 16 Termine & Service ...................................................................................S. 47 Kleine Box, große Wirkung – Bilanz der Verteilung von Zahnrettungsboxen an den Schulen ..................................S. 18 MITTEILUNGEN DES Liebevoll restauriert, stringent modernisiert – Zahnklinik FVDZ SACHSEN-ANHALT in der engeren Auswahl beim Landesarchitekturpreis ....S. 19 Einmal schön vornüber beugen, bitte ... ...................................S. 49 NACHRICHTEN UND BERICHTE Entscheidung im Aligner-Prozess..................................................S. 20 Altmärker sind am gesündesten ....................................................S. 22 FORTBILDUNGSINSTITUT DER ZAHNÄRZTEKAMMER Fortbildungsprogramm für Zahnärzte.......................................S. 23 Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen ..........S. 25 28. FORTBILDUNGSTAGE DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Das Programm im Überblick............................................................S. 28 Gebühren .....................................................................................................S. 50 Anmeldeformular ...................................................................................S. 51 FORTBILDUNG Dissertationen aus der Hallenser Zahnklinik im Jahr 2019, Teil 1................................................................................................................S. 32 Kindeswohlgefährdung erkennen – ein Überblick für den Zahnarzt, Teil 1 .......................................................................S. 33 Auf den Spuren der Hanse: Beustertor in Seehausen (Altmark). Titelbild: Fredi Fröschki 3
HISTORISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 NEUES LICHT AUF ENTSTEHUNG VON BÜCHERN Archäologen entdecken Ultramarinblau im Zahnstein einer vor 1.000 Jahren verstorbenen Nonne Die Entdeckung eines seltenen blauen Farbpigmentes in der mineralisierten Plaque einer vor etwa 1.000 Jahren verstor- benen Klosterfrau wirft ein neues Licht auf das Wissen und Können von Nonnen im Mittelalter. Über die Entdeckung be- richten die Archäologin Christina Warinner und ihr Team von der Universität Zürich im Journal „Science Advances“ (DOI: 10.1126/sciadv.aau7126). Im frühen Mittelalter, lange vor der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um das Jahr 1450, war das Schreiben und Kopieren handschriftlicher Texte nur wenigen Menschen in Klöstern vorbehalten. Auf- Ein Mönch im Schreibraum (Skriptorium) eines mittelalterlichen grund überlieferter Berichte gingen viele Historiker bislang Klosters, nach einer colorierten Radierung aus der Stiftskirche davon aus, dass es hauptsächlich Männer waren, die in der Quedlinburg. Bild: Uwe Seidenfaden Herstellung liturgischer und anderer Schriften (z. B. Chroni- ken, Urkunden etc.) kundig waren. Die sogenannten Skripto- ren, Rubrikatoren und Illustratoren arbeiteten in den Schreib- sierten Zahnplaque. Details im Knochenbau sowie Gen- und stuben von Ordensklöstern. Gut beschrieben hat das der Radiokarbon-Analysen zeigen, dass es sich bei der skelettier- Schriftsteller Umberto Eco im 1986 verfilmten Roman „Der ten Leiche um eine Frau handelt, die im Alter zwischen 45 und Name der Rose“. 60 Jahren eines natürlichen Todes starb und zwischen den Jahren 997 und 1162 unserer Zeit bestattet wurde. Das Grab Unter den im Mittelalter handschriftlich verfassten Büchern liegt nahe der ehemaligen Kirche St. Peter. Man vermutet, sind wahre Prachtwerke, die oftmals Teil von Domschätzen dass darin eine Nonne aus einem benachbarten Kloster des sind. Für die Herstellung der einzigartigen Kunstwerke war Augustiner-Ordens ruht. Forschungsleiterin Warinner wertet damals kein Aufwand und kein Material zu teuer. Unter den den Fund als einen wichtigen Hinweis darauf, dass bereits im etwa drei Dutzend verwendeten Farben sehr selten und da- frühen Mittelalter Frauen in Klöstern hochwertige Bucher- mit besonders kostbar war das Ultramarinblau. Es wurde aus zeugnisse schufen. dem pulverisierten Mineral Lapislazuli (Blauspat) gewonnen, das Handelsleute auf Landwegen aus dem westlichen Hin- Die Pigmente des Ultramarienblaus lagerten sich in die Pla- dukusch (Afghanistan) nach Europa brachten. Der materielle que ein, als die Nonne die Spitze ihrer Schreibfeder in den Wert des himmelsfarbenen und lichtstabilen Ultramarinblau Mund nahm, um diese zu befeuchten. Eine alternative Erklä- war mit Gold vergleichbar. Deshalb durften auch nur sehr rung könnte sein, dass die Frau Lapislazuli aus „medizinischen“ erfahrene Schreiber – vornämlich männliche Mönche – das Gründen nutzte. Das ist allerdings wenig wahrscheinlich, da Luxusgut verwenden. Doch stimmt diese, unter Historikern der kostbare Blauspat als „Heilstein“, z. B. bei Krämpfen und verbreitete Ansicht wirklich? Kopfschmerzen, vorrangig den Adligen vorbehalten blieb. Die Tatsache, dass die im Frühmittelalter produzierten Wer- Bei den Untersuchungen eines Skeletts, das bei Ausgrabun- ke nicht von Frauen „signiert“ wurden, erklären die Forschen- gen nahe der ehemaligen Kirche St. Peter in Dalheim (Nord- den mit der in den Klöstern üblichen „Demut vor dem Herrn“. rhein-Westfalen) entdeckt wurde, fand das Team der Archäo- Wahrscheinlich werden wir deshalb nie erfahren, wie die Non- login Christina Warinner vom Institut für evolutionäre Medizin ne hieß. Sie ist die namenlose Schreiberin aus der Grabung der Universität Zürich Spuren von Blauspat in der minerali- B78 in Dalheim. use 4
EDITORIAL ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 NICHT MAL MEHR EIN „SCHUTZ- SCHIRMCHEN“ Liebe Kolleginnen und Kollegen, nun ist es offiziell: Nachdem die Zahnärz- te im Krankenhausentlastungsgesetz nicht Dr. Bernd Hübenthal berücksichtigt wurden, werden wir in der SARS-CoV-2-Versorgungsstrukturen-Schutz- fentlichen Kontext aufgefasst werden würde. Nach gesetzlicher verordnung wenigstens erwähnt. Von einem Bestimmung haben die KZVen alle geeigneten Maßnahmen zu finanziellen „Schutzschirm“ ist allerdings nicht ergreifen, um die Sicherstellung der vertragszahnärztlichen Ver- viel übrig geblieben. sorgung zu gewährleisten. Bleibt uns daher nichts anderes übrig, als in diesen sauren Apfel zu beißen? Die verbleibende Entschei- Die Hoffnung auf eine wirksame Hilfe ist am Veto politischer dungsfrist werden wir nutzen, das Für und Wider abzuwägen. In Entscheidungsträger aus der SPD gescheitert. Übrig geblieben einer kurzfristig anberaumten außerordentlichen Vertreterver- ist eine sogenannte Liquiditätshilfe in Form eines zinslosen Dar- sammlung am 27. Mai sind die oben genannten Gesichtspunkte lehens, welches innerhalb von zwei Jahren zurückzuzahlen ist. und die wahrscheinliche Entwicklung ausführlich zu diskutieren, um dann eine Entscheidung für oder gegen die Regelung dieser Es ist nun uns überlassen, ob wir diese Hilfe annehmen oder Schutzverordnung zu treffen. Da momentan niemand vorhersa- nicht. Die Entscheidung müssen wir innerhalb von 28 Tagen tref- gen kann, wie lange die Pandemie noch anhält und welche po- fen. Dabei ist aus heutiger Sicht noch ungewiss, ob diese Mög- litischen Anordnungen noch folgen, wird dieser Beschluss von lichkeit eher Bürde oder Geschenk ist. unserer VV zweifellos unter großer Unsicherheit gefasst werden müssen. Augenfälliger ist, dass man den KZVen den schwarzen Peter, die Verteilung der Mittel, zugeschoben hat. Es wird uns nicht Unterm Strich verbleibt erheblicher Verdruss. Die Verunsiche- gelingen, eine Regelung zu finden, mit der am Ende jede Praxis rung des gesamten Berufsstandes ist größer geworden. Unsere zufrieden ist. Dabei wird der bürokratische Aufwand für dieses Helferinnen trifft es umso mehr: Ihre hervorragenden Leistun- Prozedere enorm sein: Die Bereitstellung der Mittel muss mit gen nicht nur in der aktuellen Krise werden nirgends erwähnt, sie den Krankenkassen auf Landesebene separat verhandelt wer- werden nicht beklatscht oder als Heldinnen des Tages gefeiert. den. Bei der Erarbeitung eines Verteilungsschlüssels ist die Situ- Am Ende sind sie diejenigen, die beim Ausbleiben der erhofften ation jeder einzelnen Praxis zu berücksichtigen. Darüber hinaus finanziellen Unterstützung zuerst ihre Jobs verlieren könnten. ist noch zu klären, ob die Berechnungsgrundlage für die mög- Ob sich das mit sozialdemokratischen Ideen vereinbaren lässt? lichen Vorschusszahlungen – angesetzt werden sollen hierfür 90 Prozent der Gesamtvergütung des Vorjahres – zugleich als Wir werden die weitere Entwicklung der Krise und ihre Auswir- Deckelung der Gesamtvergütung für 2020 angedacht ist. Denn kungen aufmerksam verfolgen und alles im Rahmen unserer das würde bedeuten, dass die Krankenkassen von uns Rückzah- Möglichkeiten unternehmen, die Zahnarztpraxen in Sach- lungen fordern könnten, wenn die Einnahmen in unseren Praxen sen-Anhalt vollzählig über diese Zeit zu bringen. Entsprechende am Jahresende durch Nachholeffekte möglicherweise über der Vorschläge wurden bereits erarbeitet. Sie werden den Mitglie- Marke von 90 % liegen. Eine solche Regelung wäre als Finanzhil- dern der Vertreterversammlung auf der kommenden Sitzung fe nicht nur wirkungslos, sie sieht sogar eine mögliche Verschär- zur Beschlussfassung vorgelegt. Die inzwischen gebräuchliche fung der finanziellen Situation vor. Floskel gilt weiterhin: Bleiben Sie gesund und lassen Sie uns be- sonnen und standhaft die nächsten Wochen angehen. Angesichts all dessen fragen sich nicht wenige KZV-Vorstände, ob es überhaupt zweckmäßig ist, ihren Vertreterversammlun- gen zu empfehlen, die Schutzverordnung anzuwenden. Das Di- Dr. Bernd Hübenthal lemma: Jeder von uns kann sich vorstellen, wie ein genereller Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes Verzicht der Zahnärzteschaft auf diese Liquiditätshilfe im öf- der KZV Sachsen-Anhalt 5
CORONA-PANDEMIE ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 LEBEN UND ARBEITEN MIT DER SCHUTZMASKE Große Umfrage zu Auswirkungen der Corona-Pandemie in den Zahnarztpraxen Sachsen-Anhalts Ob Schal, Tuch, Mund-Nase-Masken oder FFP – ein Mundschutz gehört seit kurzem zum Alltag vieler Menschen. Foto: Orna Wachman / Pixabay Seit knapp drei Monaten lebt die Welt mit der Corona-Pan- ARBEITSAUFKOMMEN GESUNKEN demie und den damit verbundenen Einschränkungen. Zeit für Auf Bundes- wie auf Landesebene wird deutlich, dass das Ar- eine erste Bilanz: Mit einer umfangreichen Barometer-Umfra- beitsaufkommen in den Praxen deutlich zurückgegangen ist – ge wollte der Öffentlichkeitsausschuss von Zahnärztekam- bei rund jedem zweiten Befragten ist das Arbeitsaufkommen mer und Kassenzahnärztlicher Vereinigung Sachsen-Anhalt von Februar bis April um drei Viertel (17,8 Prozent) oder die Hälf- wissen, wie es den Zahnarztpraxen im Land geht und welche te (33,8 Prozent) zurückgegangen. 42,7 Prozent der Zahnärz- ersten Schlussfolgerungen sie bereits aus der Krise ziehen. te gaben an, der Rückgang liege bei einem Viertel, nur bei 5,6 Die Resonanz ist beachtlich: 213 Praxen und damit rund 17 Prozent ist das Arbeitsaufkommen unverändert geblieben. Der Prozent aller Vertragszahnarztpraxen im Land haben sich an Rückgang des Arbeitsaufkommens war vor allem durch Termi- der Umfrage (Umfrageschluss 10. Mai 2020) beteiligt – was es nabsagen durch die Patienten bzw. durch die Praxen bedingt, ermöglicht, ein recht gutes Bild auf die Stimmung der Zahn- wie 84,5 Prozent der Befragten antworteten. Fehlende oder ärzteschaft im Land zu werfen. rationierte Schutzausrüstung war nur bei 6,6 Prozent der ▶ DIE CORONA-PANDEMIE IN DER CHRONOLOGIE (1) 23. April: In Deutschland wird die erste potenzielle Impfschutz gegen Corona. KZBV – damit würde die Krise für die klinische Prüfung eines Impfstoffkan- Praxen nur verlängert. didaten gegen COVID-19 genehmigt. 27. April: Die FAZ berichtet, das Bundes- Das Unternehmen BioNTech aus Mainz finanzministerium stelle die Lastentei- 27. April: Die Zahl der bestätigten erhielt dafür grünes Licht. 200 Kandida- lung zwischen Zahnärzten und Kranken- Corona-Infektionen in Sachsen-Anhalt ten werden ab Ende April getestet, sind kassen beim finanziellen Schutzschirm liegt bei 1.519. Zwei Drittel davon sind diese erfolgreich, können größere Tests für die Zahnärzte infrage. Dann wäre Schätzungen zufolge wieder genesen, mit tausenden Teilnehmern folgen. Es der Schutzschirm ein reines Darlehen. 39 Menschen sind in Zusammenhang ist der vierte bei der WHO registrierte Scharfe Kritik kam daraufhin von der mit dem Virus verstorben. 6
CORONA-PANDEMIE ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 Befragten Hauptgrund, gefolgt von notwendiger Kinderbetreu- % Wie hoch schätzen Sie den Rückgang des Arbeits- ung durch Zahnarzt/-ärztin bzw. das Praxisteam und bei 3,3 Pro- 80 aufkommens in Ihrer Praxis von Februar bis April? zent der Befragten durch angeordnete Quarantäne. Immerhin 70 38,5 Prozent der Befragten haben den Praxisbetrieb während der Pandemie zumindest zeitweise auf eine Notfallbehandlung 60 beschränkt, mit 61,5 Prozent die Mehrzahl der Befragten jedoch 50 nicht. Mit 13,6 Prozent hat nur ein kleiner Teil der Befragten im 42,7 % 40 März oder April zeitweise Urlaub angemeldet – der Rest nicht. 33,8 % Die zahnärztlichen Berufsvertretungen warnten im Zuge der 30 Schutzschirm-Debatte vor erheblichen Substanzverlusten infol- 17,8 % 20 ge der Corona-Krise, vor allem Berufsstarter und Praxen in struk- 5,6 % 10 turschwächeren Regionen würden die drastisch wegbrechenden Umsätze infolge der Pandemie hart treffen. Dieses Szenario kein 25 50 75 Rückgang Prozent Prozent Prozent bildet sich auch in der Barometer-Umfrage ab: 0,9 Prozent der Befragten sehen sich akut und immerhin jede vierte Praxis pers- pektivisch von einer Insolvenz bedroht, sollte die Krise anhalten. Haben Sie den Praxisbetrieb während der Pandemie Mit rund 75 Prozent sieht sich der überwiegende Teil der Befrag- (zweitweise) auf eine Notfallbehandlung beschränkt? ten die eigene Existenz noch nicht als gefährdet an. 39,4 % Ja UMDENKEN BEI LAGERUNG 60,6 % Nein Ein wichtiges Thema vor allem zu Beginn der Corona-Pande- mie war die Verfügbarkeit von Schutzausrüstung und Desin- fektionsmitteln, weshalb auch hiernach gefragt wurde. Drei Viertel der befragten Zahnärzte beschafften sich diese vor Haben Sie für Ihre Praxis aufgrund der Pandemie Beginn der Krise nach Bedarf, jede fünfte Praxis monatlich. zeitweise Urlaub angemeldet im März oder April? 4,2 Prozent der Befragten kauften wöchentlich und 0,5 Pro- zent sogar täglich Nachschub. Sind zurückblickend durch die 15,4 % Globalisierung eingeschränkte Lieferketten für Schutzausrüs- Ja tung und Desinfektionsmittel problematisch? Ja, antworteten 84,6 % Nein 87,3 Prozent der Befragten, 6,1 Prozent mit nein, 6,6 Prozent wählten „weiß nicht“. Entsprechend höhere Preise für in der 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % EU hergestellte Produkte würde mit 47,9 Prozent knapp die Hälfte der Befragten zahlen, ein Fünftel (19,7 Prozent) vernei- net dies, rund ein Drittel antwortete mit „weiß nicht“ (32,4 Pro- zent). Rund die Hälfte der Befragten plant als Lehre aus der KOLLEGIALE HILFE Corona-Pandemie, wieder (mehr) Lagerbestände für Schutz- Komplett gespalten sind die Befragten bei der Frage, ob das ausrüstung und Co. anzulegen, 40,8 Prozent planen dies nicht. Coronavirus gefährlicher als Influenza sei. 35,2 Prozent sagten 6,6 Prozent haben sich dazu noch keine Meinung gebildet. Ja, 38 Prozent antworteten mit Nein und der Rest ist sich ▶ 29. April: Das Bundeskabinett beschließt und Vorprüfungen z. B. an Simulatoren für planbare Operationen geöffnet. den Entwurf eines Zweiten Gesetzes unterstützt werden. zum Schutz der Bevölkerung bei einer 4. Mai: Die Abschlussklassen des Jahres epidemischen Lage von nationaler Trag- 1. Mai: Die Kliniken schalten schritt- 2021 und die vierten Klassen der Grund- weite. Darin wird u.a. das Inkrafttreten weise auf Normalbetrieb um. Für schulen kehren in die Schulen zurück. der neuen zahnärztlichen Approbati- COVID-19-Erkrankte werden zunächst Alle weiteren Schuljahrgänge sollen bis onsordnung auf den 1.10.2021 verscho- nur noch 25 statt bisher 50 Prozent zu den Pfingstferien tageweise in klei- ben. Die aktelle zahnmedizinische Aus- der Intensivbetten reserviert, und die nen Gruppen in den Schulen anwesend bildung soll mit digitalen Lernformaten OP-Kapazitäten werden zu 70 Prozent sein, plant das Bildungsministerium. 7
CORONA-PANDEMIE ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 % Sehen Sie Ihre Praxis infolge der Krise unsicher (26,8 Prozent). Ein kleiner Lichtblick zum Schluss: 80 von einer Insolvenz bedroht? 51,6 Prozent der Praxen haben infolge der Krise den Kontakt 74,2 % zu anderen Kollegen intensiviert bzw. kollegiale Hilfe geleis- 70 tet oder erfahren. 60 50 UMFRAGEN DER BZÄK Bereits im April hatte die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) 40 ebenfalls eine Umfrage unter Praxisinhabern gestartet, die 30 24,9 % einen kurzen Online-Fragebogen zur aktuellen Lage der 20 Zahnarztpraxen ausfüllen konnten. Nun liegt eine erste Aus- 0,9 % wertung der Befragung vor, die auf 2.719 auswertbaren Frage- 10 bögen basiert. Bei diesem ersten bundesweiten Stimmungs- ja, ja, nein bild zeigte sich, dass der Rückgang des Arbeitsaufkommens akut perspektivisch in den Zahnarztpraxen auch bundesweit bei deutlich über 50 Prozent liegt. Das Ausmaß hänge allerdings stark von der In- % Planen Sie als Lehre aus der Pandemie, wieder (mehr) fektionslage in den verschiedenen Bundesländern ab, so die 80 Lagerbestände für Schutzausrüstung anzulegen? BZÄK. Die Reduktion des Praxisbetriebs auf eine Notfallbe- handlung variiere stark und liege je nach Bundesland zwi- 70 schen 22 und 72 Prozent. Ein zentraler Grund sind die jewei- 60 52,6 % ligen gesetzlichen Festlegungen bzw. die Empfehlungen der 50 Berufsorganisationen in den Bundesländern. Kurzarbeit wird 40,8 % über alle Bundesländer hinweg stark in Anspruch genommen 40 – zwischen 59 und 86 Prozent der Praxen nutzen dieses Mittel. 30 Die Öffnungszeiten wurden teilweise um fast die Hälfte redu- 20 ziert. Dennoch sei die Erreichbarkeit für die Patienten sicher- 6,6 % gestellt. 10 ja nein weiß Zusätzlich liegen nun deutschlandweit repräsentative Daten nicht aus dem GOZ-Analyse-Panel der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) vor: Im Bundesdurchschnitt schätzen die Praxen den Hat sich infolge der Krise der Kollegenkontakt intensiviert Rückgang des Arbeitsaufkommens zwischen Anfang Februar bzw. haben Sie kollegiale Hilfe geleistet oder erfahren? und Anfang April auf mehr als 50 Prozent. Die Einschätzun- gen variieren, je nach Infektionsgeschehen und länderspezi- fischen Regelungen, zwischen 59,2 Prozent und 40,5 Prozent. 51,6 % Ja Obwohl die Praxen flächendeckend für ihre Patienten erreich- bar blieben, mussten sie ihre Sprechzeiten um durchschnittlich 48,4 % Nein gut ein Drittel (38,7 Prozent) reduzieren. Am deutlichsten zeig- 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % te sich dies in Berlin (-43,2 Prozent). Im Bundesdurchschnitt▶ DIE CORONA-PANDEMIE IN DER CHRONOLOGIE (2) 4. Mai: Doch kein Rettungsschirm für 5. Mai: Der Übernachtungstourismus der Corona-Pandemie keine Anzeichen Zahnärzte – die COVID-19-Versorgungs- soll ab 15. Mai unter Auflagen schritt- für eine Übersterblichkeit, also eine strukturen-Schutzverordnung sieht vor, weise wieder den Betrieb aufnehmen, erhöhte wöchentliche Sterblichkeit im dass in diesem Jahr gewährte Finanz- ab dem 22. Mai dürfen Restaurants öff- Land. hilfen doch vollständig zurückgezahlt nen, wenn sie sich an Abstandsgebote werden müssen, also nur ein Darlehen und Hygienemaßnahmen halten. 7. Mai: Nachdem Zahnärzten in den darstellen. Das kritisieren die Standes- zurückliegenden Wochen bundesweit organisationen von KZBV, BZÄK und 6. Mai: Laut Statistischem Landesamt Ansprüche auf Kurzarbeitergeld versagt FVDZ scharf. Sachsen-Anhalt gibt es bislang im Zuge wurden, folgte die Bundesagentur für 8
CORONA-PANDEMIE ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 waren die Zahnärzte Anfang April 25,2 Stunden pro Woche in der Praxis anwesend, darüber hinaus war jedoch die telefoni- sche Erreichbarkeit außerhalb der Sprechzeiten gewährleis- ZAHNKLINIK: MIT DER tet. Beinahe die Hälfte der Praxen hatte ihren Betrieb auf Not- GO-PRO-KAMERA AM PATIENTEN fallbehandlung umgestellt (44,6 Prozent). Als Gründe wurden Wie gehen Mitarbeiter und Studierende an der Hallenser Infektionsschutz (38,1 Prozent), vorbeugende Empfehlungen Zahnklinik mit der Corona-Pandemie um? Das erfuhren die der Körperschaften (28,0 Prozent), Terminabsagen der Pati- Zahnärztlichen Nachrichten von Univ.-Prof. Dr. Hans-Günter enten (27,1 Prozent) sowie fehlende oder knappe Schutzaus- Schaller, Direktor des Departments für Zahn-, Mund- und rüstung (19,6 Prozent) genannt (Mehrfachnennungen mgl.). Kieferheilkunde an der Medizinischen Fakultät der MLU. Der In Bundesländern, in denen das Ministerium entsprechende Lehrbetrieb sei am 20. April 2020 gestartet. Lernmaterialien und Verordnungen erlassen hatte, kamen auch diese zum Tragen. Vorlesungen werden per Zoom und Powerpoint online durch- Ein weiterer Grund war Personalmangel in der Praxis (entwe- geführt, teilweise trügen die Ärzte Go-Pro-Kameras, um den der Zahnarzt/Personal Risikogruppe oder fehlende Kinderbe- Studierenden interaktiv Inhalte am Patienten zu vermitteln. Ge- treuung). prüft werde, wie mit Seminaren und Prak- tika umgegangen werde. Wahrscheinlich ANSEHEN SINKT ab Mai gebe es in Absprache mit dem Auch die apoBank hat Heilberufler im April nach ihren Er- Landesprüfungsamt einige Präsenzver- fahrungen in Pandemie-Zeiten befragt, auch 91 Zahnärzte anstaltungen. In jedem Fall würden die nahmen an der Umfrage teil. Demnach schätzten die Zahn- Hygienebestimmungen und Abstandsre- ärzte mit 84 Prozent die Auswirkungen der Krise auf ihre Be- gelungen strikt eingehalten, wo möglich, rufsgruppe mit Abstand am höchsten ein. 62 Prozent fühlten weiche man auf größere Räume aus. Zu sich dabei vergleichweise zu Apothekern und Allgemeinme- klären sei, wie weit Phantomkurse und dizinern am schlechtesten informiert. Lediglich 9 Prozent Prof. Dr. Hans- das Lernen an Simulatoren (Simudont) der Zahnärzte – das Schlusslicht im Berufsgruppenvergleich Günter Schaller den Patientenkontakt ersetzen können, – haben das Gefühl, dass sich das gesellschaftliche Ansehen so Schaller. Ziel sei es, den Studierenden ihres Berufsstandes nachhaltig steigert, so die Ergebnisse der ein verzögerungsfreies Studium zu ermöglichen, bekräftigte er. apoBank. Zwei Drittel und mehr der befragten Zahnmedizi- In der Zahnklinik fanden bis Anfang Mai nur Notdienste statt, ner empfinden Warenbeschaffung, Personalplanung und die nun würden Patienten elektiv wieder einbestellt. Begleichung laufender Rechnungen und Gehälter als heraus- fordernd. Fast 90 Prozent der Zahnärzte beobachten einen Wie die Uni Halle mitteilte, hatten die Medizinstudierenden in Einbruch der Patienten- und Umsatzzahlen. 70 Prozent, und Sachsen-Anhalt die Wahl: In diesem April die zweite schriftliche damit mehr als alle anderen Berufsgruppen zusammenge- Staatsexamensprüfung abzulegen und danach ins Praktische nommen, haben bereits Kurzarbeit beantragt, weitere 25 Jahr zu gehen oder vorzeitig das Praktische Jahr zu beginnen Prozent können sich eine Kürzung der Arbeitszeit zukünftig und die Prüfung kommendes Jahr im April 2021 zu schreiben. vorstellen. Daneben hat bereits jeder fünfte Zahnarzt staatli- Die betreffende Kohorte wählte mehrheitlich die erste Option: che Unterstützung beantragt, weitere 64 Prozent halten die- 59 Studierende haben am heutigen 15. April ihre sogenannte sen Schritt für denkbar. 11 Prozent der Zahnärzte haben ihre M2-Prüfung begonnen (Dauer bis 17. April) und absolvieren ab Praxis vorübergehend schließen müssen. Mai regulär ihr Praktisches Jahr. Arbeit nun der Argumentation der Bun- sei, SARS-CoV-2 Infizierte schnell zu neuen Medizinprodukterecht-Durchfüh- des- und Landeszahnärztekammern und finden, zu testen und zu versorgen, so rungsgesetzes verschoben, so dass das wies die Zahlung von Kurzarbeitergeld das Bundesgesundheitsministerium. Medizinproduktegesetz bis zum 26. Mai auch für Zahnärzte an. Außerdem sieht das Gesetz umfassen- 2021 weiter gilt. dere Meldepflichten für Labore und 14. Mai: Der Bundestag beschließt das Gesundheitsämter vor. Pflegekräfte sol- 14. Mai: 1.668 Menschen in Sachsen-An- „Zweite Gesetz zum Schutz der Bevöl- len einen Bonus erhalten und pflegende halt werden als mit dem Corona-Virus kerung bei einer epidemischen Lage Angehörige besser unterstützt werden. Infizierte gemeldet. Pro Tag gibt es von nationaler Tragweite“. Kernziel U. a. wird auch das Inkrafttreten des derzeit nur wenige Neuinfektionen. 9
CORONA-PANDEMIE ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 ZWISCHEN SCHUTZ UND RÜCKKEHR ZUR NORMALITÄT Die Zahnärzteschaft Sachsen-Anhalts in Zeiten der Corona-Pandemie Reichlich drei Monate sind vergangen, seit die Weltgesund- Die Versorgungslage mit Schutzausrüstung und Desinfektionsmit- heitsorganisation WHO die Corona-Epidemie zu einer Pande- teln hat sich leicht entspannt. Foto: Klaus Hausmann / Pixabay mie erklärt hat. Seitdem lebt die Welt ein Stück weit im Aus- nahmezustand, und nur allmählich werden die Restriktionen zur Eindämmung der Krankheit wieder gelockert. Wie viel Rückkehr zur Normalität ist möglich, ohne die Kapazitäten der Intensivmedizin zu überfordern? Wie lange können die Ein- wie nötig. Wir müssen weiter achtsam sein und Infektionsket- schränkungen der persönlichen Freiheit der Bevölkerung noch ten früh erkennen und wirksam unterbrechen. Darum stärken zugemutet werden, wie lange halten Selbstständige, Gastrono- wir den öffentlichen Gesundheitsdienst, ermöglichen mehr men, Kulturschaffende und mittelständische Betriebe Umsatz- Corona-Tests in Pflegeheimen und erweitern die Meldepflich- einbrüche und Kurzarbeit aus? Diese Fragen werden mit stei- ten. Außerdem wollen wir pflegende Angehörige noch besser gender Intensität diskutiert – auch unter der Zahnärzteschaft unterstützen. So verhindern wir unkontrollierte Ausbrüche Sachsen-Anhalts. und sorgen dafür, dass unser Gesundheitswesen auch weiter- hin nicht überlastet wird“, erklärte Bundesgesundheitsminister Am 14. Mai 2020 hat der Bundestag das Zweite Gesetz zum Jens Spahn (CDU). Das Gesetz sieht u. a. Folgendes vor: Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nati- onaler Tragweite beschlossen. „Der neue Alltag erfordert eine • Das BMG kann die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) neue Balance. Soviel Normalität wie möglich, so viel Schutz per Verordnung verpflichten, Tests auf das Coronavirus oder Antikörpertests grundsätzlich zu bezahlen. Damit werden Tests in einem weiteren Umfang als bisher mög- lich – zum Beispiel auch dann, wenn jemand keine Symp- tome zeigt. Gesundheitsämter sollen Tests ebenfalls über die GKV abrechnen können. KIEFERORTHOPÄDEN: „NUR • Im Umfeld besonders gefährdeter Personen – etwa in Pfle- WENIG PATIENTENAUSFÄLLE“ geheimen – soll verstärkt auf Corona-Infektionen getestet werden. So können Infektionen früh erkannt und Infekti- „Im Prinzip geht es uns wie den restlichen Kollegen im onsketten effektiv unterbrochen werden. Land“, resümiert Lorenz Bräuer, Landesvorsitzender des • Die Labore müssen künftig auch negative Testergebnisse Berufsverbandes der Deutschen Kieferorthopäden (BDK), melden. Teil des Meldewesens ist künftig auch, wo sich der gemeinsam mit seiner Frau, Zahnärztin Dr. Marion jemand wahrscheinlich angesteckt hat. Die Daten werden Bräuer, eine Praxis in Wernigerode betreibt. In seiner anonymisiert an das RKI übermittelt. KFO-Praxis wurden die Patienten vor dem Termin angeru- • Das BMG kann Labore verpflichten, Daten von Proben fen und eventuelle Absagen akzeptiert, um dann Termine pseudonymisiert an das RKI zu übermitteln. Ein Rück- zusammenzuschieben. Die Kieferorthopäden im Land schluss aus den übermittelten Daten auf die Person ist hätten nicht so viele Patientenausfälle gehabt, so Bräuer. auszuschließen. • Das Bundesministerium für Gesundheit kann vorüberge- hende Flexibilisierungen in den Ausbildungen zu den ▶ 10
CORONA-PANDEMIE ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 GEBÜHREN: „DIE CORONA-MU“ „Liebe Kollegen, ich hoffe, es geht Ihnen gut und Sie sind alle gesund. Jeder hat sich mit der zur Zeit gegebenen Situation irgendwie arrangieren müssen. Wir sind ja schon gewohnt, dass man glaubt, wir drucken das Geld im Keller und sind die Großverdiener der Nation. So kann ich es mir nur erklären, dass wir als „nachrangig systemrelevant“ eingestuft, Rettungs- schirm-Fehlanzeige und die „überzahlten“ Honorare gestri- chen wurden. Die Bundesliga ist systemrelevanter! Die PKV hat immerhin bis Ende Juni eine GOZ Extravergütung für den Mehraufwand an hygienischen Maßnahmen in Aus- sicht gestellt. Ich weiß ja nicht, wie Sie es machen, aber bei uns in der Praxis Gesundheitsberufen ermöglichen, z. B. bezüglich der Dau- werden jedem Patienten beim Eintritt und beim Verlassen er der Ausbildung, der Nutzung von digitalen Unterrichts- selbiger die Hände desinfiziert. Vor jeglicher Behandlung formen oder der Durchführung von Prüfungen. (auch beim 2. Mal am Tag wegen einer Reparaturabgabe) • Das Bundesministerium für Gesundheit erhält die Möglich- lassen wir den Patienten, und zwar jeden, mit einer desin- keit, die Ausbildungen nach den Approbationsordnungen fizierenden Mundlösung spülen. Die hilft zwar nicht gegen für Zahnärzte und für Apotheker kurzfristig für die Zeit der COVID-19, aber reduziert schon einmal andere Keime im epidemischen Lage flexibler zu gestalten. Beispielsweise Mund. Das finanzieren wir natürlich selbst! Deshalb ist uns der kann geregelt werden, dass Lehrveranstaltungen durch di- Gedanke der „Corona-mu“ gekommen. Die „mu“ beinhaltet ja gitale Lehrformate unterstützt oder ersetzt werden. die lokale Behandlung der Mundschleimhaut. Für uns zählt die • Die neue Approbationsordnung für Zahnärzte und Zahn- Desinfektion intraoral unbedingt dazu. Wir vermerken hierfür ärztinnen tritt wie geplant am 1. Oktober 2020 in Kraft. Al- auf jeder Behandlungskarte hinter der mu „Corona“, wobei die lerdings gilt die alte Approbationsordnung für Studierende, Zusatzbezeichnung nicht abrechnungstechnisch übermittelt die vor dem 1. Oktober 2021 das Studium der Zahnheilkun- werden wird. de beginnen oder begonnen haben, zunächst weiter. So haben die Fakultäten ausreichend Zeit für die Umstellung Liebe Kollegen, wenn wir das alle tun, dann ist keiner auffällig auf die neue Approbationsordnung. Die neuen Regelungen in der 100-Fall-Statistik und wir können geschlossen gegen zur Durchführung der Eignungs- und Kenntnisprüfung gel- die Streichung dieser Gebührennummer vorgehen. Denn Sie ten wie geplant bereits zum 1. Oktober 2020. wissen ja, wenn Corona vorbei ist, kommen wie gewohnt nach • Das Inkrafttreten des neuen Medizinprodukterecht-Durch- zwei Jahren Regressforderungen seitens der Krankenkassen. führungsgesetzes wird verschoben, so dass das Medizin- Also, was haben wir zu verlieren? „Helfen wir uns selbst, dann produktegesetz bis zum 26. Mai 2021 weiter gilt. So können hilft uns ...?“ Bleiben Sie gesund! Mit kollegialen Grüßen, sich die Hersteller auf die Produktion der für die Bewälti- gung der COVID-19 Pandemie dringend benötigten Medi- // Dipl. Stom. Steffi Lindenau, Hettstedt zinprodukte konzentrieren und die Versorgungssicherheit in Deutschland weiter gewährleisten. Dies geschieht auf der Grundlage der europäischen Vorgaben. Bundeszahnärztekammer, PKV-Verband und Beihilfe haben dazu gekommen, dass die Agenturen Zahnärzten den Zugang sich außerdem aufgrund der Corona-Pandemie auf eine Hygi- zum Kurzarbeitergeld versagten. Die BZÄK hatte bereits Mitte enepauschale für erhöhte Aufwendungen in Zahnarztpraxen April diese Handhabung kritisiert. In einem Schreiben an Bun- geeinigt. Die Vereinbarung gilt seit 8. April 2020 für Privatver- desarbeitsminister Hubertus Heil wurde darauf hingewiesen, sicherte sowie GKV-Patienten mit privater Zusatzversicherung dass die Versagungsbescheide rechtswidrig seien. Im Ergebnis und ist zunächst bis 31. Juli befristet. Ein FAQ auf der BZÄK-Web- erließ die Bundesagentur für Arbeit die Weisung über das Kurz- site gibt Auskunft über die genaue Berechnung. Endlich been- arbeitergeld an Leistungserbringer im Gesundheitswesen, die det ist indes die Unsicherheit in Sachen Kurzarbeitergeld. Nach den Anspruch von Vertragszahnärzten klar regelt. einer Weisung der Bundesagentur für Arbeit war es regional Dadurch wurde endlich für Rechtssicherheit im Interesse ▶ 11
CORONA-PANDEMIE ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 COVID-19-Fälle in Sachsen-Anhalt (pro 100.000 Einwohner) > 20 bis 40 95 38 > 40 bis 60 > 60 bis 80 > 80 bis 100 > 100 92 37 45 82 119 36 122 43 35 146 Stand: 14.05.2020 68 (Quelle: LAV Sachsen-Anhalt) 56 beim Zahnarzt nicht auf die lange Bank schieben. Zahnmedizi- nische Versorgung ist vor diesem Hintergrund ein elementarer Bestandteil der medizinischen Grundversorgung der Bevölke- rung, auch unter den Gegebenheiten der COVID-19-Pandemie. Sie dürfe sich keinesfalls nur auf Schmerzbeseitigung und Not- fälle beschränken, die sich im Sinne der DGZMK-Definition auf Abszess, Trauma und Blutung reduzieren. Ganz im Gegenteil, der Praxen und deren Mitarbeiter gesorgt. Auf Bundes- wie im Interesse der Aufrechterhaltung der medizinischen Versor- auf Landesebene gilt es, trotz ständiger Veränderungen, aktu- gung der Bevölkerung sind unter diesem Aspekt auch Vorsor- alisierter Risikoeinschätzungen und neuer Erkenntnisse zum geuntersuchungen oder prophylaktische Leistungen durchaus Pandemieverlauf einen „Alltag in den Praxen“ zu organisieren, als notwendig anzusehen, wenn es die konkrete Situation des da bis zum Ende der Pandemie ein vermutlich langer Zeitraum Patienten erfordert, bekräftigte Kammerpräsident Dr. Carsten überbrückt werden muss. Daher ergeben sich zwangsläufig Hünecke im Rundbrief an die Kollegenschaft. Fragen zum notwendigen zahnmedizinischen Behandlungs- umfang, was beinahe tägliche Mails, Anrufe oder Anfragen von Bundeszahnärztekammer und der Verband medizinischer Kolleginnen und Kollegen bei ZÄK und KZV belegen. Die Vor- Fachberufe ergriffen auch die Gelegenheit, den Praxisteams stände der Körperschaften möchten nun den Fokus darauf le- für ihre große Leistungsbereitschaft in Zeiten der Krise zu gen, dass Patienten im Interesse der eigenen Mundgesundheit danken. Sie seien stets – auch außerhalb der Pandemie – mit auch reguläre Kontrolltermine und notwendige Behandlungen Engagement und Empathie für ihre Patienten da, haben eige- ne Unsicherheiten zurückgestellt und sorgen für reibungslose Abläufe in den Zahnarztpraxen in Deutschland. „Die Situation im Bereich der Schutzausrüstung hat sich deutlich verbes- sert", sagte Sylvia Gabel, Referatsleiterin ZFA im Verband me- 3.147.771 dizinischer Fachberufe e.V. „Außerdem haben die Praxisteams ihr Hygienemanagement überprüft und ergänzt, so dass sich die Patientinnen und Patienten sowie die Zahnmedizinischen Fachangestellten unter Beachtung der notwendigen Arbeits- Tests auf SARS-CoV-2 wurden bis einschließlich 10. Mai schutzmaßnahmen sicher fühlen können.“ Etwas entspannt 2020 in Deutschland durchgeführt. 197.101 bzw. 6,3 hat sich die Lage bei der Beschaffung von Nachschub an Prozent davon waren positiv. Beteiligt sind mittlerwei- le 173 Labore. (Quelle: RKI) Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln, nachdem die ▶ 12
CORONA-PANDEMIE ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 ORALCHIRURGEN: „SCHNELLSTMÖGLICH ZURÜCK ZUR NORMALITÄT!“ Wie wirkt sich die Corona-Pandemie in einer Praxis che Nachteile (privat oder beruflich) erlitten hätten, für Oralchirurgie aus? Das haben die zn beispielhaft wenn wir die geplanten Eingriffe zu einem späteren Dr. Frank Hofmann aus Bitterfeld-Wolfen gefragt, der Zeitpunkt durchgeführt hätten. Die Patientenzahlen gemeinsam mit Dr. Alexander Ilgner, Ehefrau Dr. Anja gehen aber insgesamt sukzessive und spürbar zurück. Hofmann sowie Dr. Stefanie Hotovy eine Praxis in Ob es bei uns im Juni wieder „normal“ weitergeht, Bitterfeld-Wolfen betreibt: werden die Infektionszahlen in den nächsten Wochen zeigen. Das wird auch unser weiteres Vorgehen be- „Vorweggenommen, wir als Praxisteam sind wegen stimmen. Konkret geändert hat sich bei uns weiterhin des Coronavirus wachsam, wir haben bestimmte Dr. Frank Folgendes: Unsere Rezeption „ziert“ eine Plexiglas- Praxisabläufe geändert und nehmen alle für uns mög- Hofmann scheibe, wie man sie auch von den Supermärkten lichen Wege war, um uns über die aktuelle Lage zu informieren kennt, um unsere Rezeptionistin zu schützen. Die von und die aktuellen Vorgaben umzusetzen. Jedoch haben wir uns unseren Körperschaften zur Verfügung gestellten Merkzettel, zu keiner Zeit von der teilweise vorliegenden Coronahysterie Warnhinweise und Piktogramme haben wir in der Praxis verteilt anstecken lassen. Aufgrund der in den letzten Jahren und Jahr- oder aufgehangen, um unsere Patientinnen und Patienten zu zehnten gestiegenen Hygieneanforderungen sehen wir uns als informieren. Unser Wartezimmer wird nicht mehr benutzt, die durchaus in der Lage an, durch die Umsetzung der schon vor der Patienten melden sich in der Praxis an, geben die Telefonnum- Coronakrise bestehenden RKI-Richtlinien für unsere Patientin- mer des Mobiltelefons ab und warten dann im Auto. Wenn die nen und Patienten, für unser Team und auch für uns den größt- Behandlung beginnen kann, werden die Patienten angerufen möglichen Schutz vor einer Corona-Infektion zu gewährleisten. und gehen direkt vom Auto ins Behandlungszimmer, um Kon- Wir als rein oralchirurgische Praxis haben ein Patientengut, was takte zu anderen Patienten im Wartezimmer zu vermeiden. nahezu ausschließlich zu uns kommt, weil Beschwerden oder ernsthafte Probleme vorliegen, die in der normalen Zahnarzt- Über die Zeit nach der Krise kann ich jetzt keine belastbaren praxis nicht gelöst werden können. Wir haben also regelhaft die Prognosen abgeben, da in meinen Augen auch noch kein Ende Patientinnen und Patienten, die man gemeinhin als „Notfälle“ absehbar ist. Ob die Welt tatsächlich danach eine andere sein subsummiert. wird, kann ich nicht sagen, ich hoffe es aber nicht. Eventuell bleibt ein gestiegenes Bewusstsein für die Übertragungswege Wir haben aber trotzdem seit dem Zeitpunkt, als die Coronakri- von Viren und Bakterien und dagegen hilfreiche Hygienemaß- se auch in unser Fachgebiet durchgeschlagen ist, alle planbaren nahmen übrig, was ja generell von Vorteil wäre. Ich schätze, verschiebbaren Eingriffe zunächst in den Juni verschoben. Auch etwa 50 Prozent unserer Patienten sind verängstigt und neue Patientinnen und Patienten, die bei der (telefonischen) unsicher. Die andere Hälfte ist genervt von den uneinheitlichen Terminvergabe explizit auch auf Nachfrage keine Beschwerden und schnell wechselnden Vorgaben der Politik und sieht die angeben und deren Eingriffe nicht zwingend zeitnah durchge- Maßnahmen und veränderten Regeln des Zusammenlebens führt werden müssen, haben zunächst Termine im Juni bekom- kritisch und als teilweise überzogen an. Alle eint der Wunsch, so men. Wir haben nur die Patienten behandelt, die Beschwerden schnell wie möglich in die Normalität zurückzukehren. Und das haben oder die für uns nachvollziehbare erhebliche persönli- ist bei uns natürlich auch so!“ Produktionskapazitäten vor Ort hochgefahren wurden. Die auch Thema in den Standesvertretungen sein – als nächstes Kammer kann nicht dauerhaft als „Versorgungsdepot“ fungie- Ende Mai bei der Vertreterversammlung der Kassenzahnärzt- ren, da dies nicht die satzungsgemäße Aufgabe ist und steu- lichen Vereinigung, von der die Zahnärztlichen Nachrichten erlich nicht abgesichert. So kann sich das Engagement der in der Juni-Ausgabe ausführlich berichten werden. Kammer nur auf Einzelaktionen wie die erfolgte Beschaffung von MNS und KN95-Masken beschränken. Von letzteren gibt (Bitte beachten Sie: Dieser Beitrag wurde mit Redaktions- es aber noch Bestände, die in der ZÄK zum Selbstkostenpreis schluss 15. Mai 2020 verfasst. Inzwischen eventuell aufgetre- ausgegeben werden. Unter Einhaltung der entsprechenden tene neue Entwicklungen konnten nicht mehr berücksichtigt Sicherheitsmaßnahmen wird die Corona-Pandemie natürlich werden.) 13
CORONA-PANDEMIE ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 UNI HALLE na deuten könnte, und die Anzahl der Personen, die sich gegen Corona testen lassen nicht ansteigt, wäre es eine wichtige In- FORSCHT FLEIßIG formation“, erklärt Mikolajczyk. Die Studie wurde von der Ethik- kommission der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Uni- versität Halle-Wittenberg genehmigt und wird von der Fakultät ZU CORONA mit eigenen Mitteln finanziert. Die Projektdauer ist zunächst auf sechs Monate angelegt. Für die Studie haben sich bereits mehr als 500 Menschen aus Sachsen-Anhalt registriert, mehr als 350 davon aus Halle. Hochschule forscht zu SARS-CoV-2-Immunität, dem Verlauf von Atemwegserkrankungen Die Frage, warum jeder Mensch bei einer Infektion mit dem Co- und stellt selbst Schutzausrüstung her rona-Virus SARS-CoV-2 anders reagiert und einige Menschen gar keine oder nur leichte Symptome der davon verursachten Erkran- Die Corona-Pandemie ist auch an der Martin-Luther-Universi- kung COVID-19 zeigen, während andere so schwer erkranken, tät Halle-Wittenberg deutlich spürbar. Neben den Änderungen dass sie beatmet werden müssen oder sogar sterben, untersucht in der Ausbildung der (Zahn-)Medizinstudierenden (siehe S. 9) Prof. Dr. Mascha Binder, Direktorin der Klinik für Innere Medizin hat sich auch die Forschung auf das Virus eingestellt, u. a. mit IV des Universitätsklinikums Halle (Saale), zusammen mit ihrem dem Forschungsprojekt „CovidSurv“ der Universitätsmedizin. Team und weiteren Partnern aus dem Universitätsklinikum Hal- Es sammelt Informationen über den symptomatischen Verlauf le (UKH) sowie der Medizinischen Hochschule Hannover. „Die von Atemwegsinfektionen. Daraus sol- virus-infizierte Zelle ist in ihrem Verhal- len Erkenntnisse über den Verlauf der ten einer Krebszelle sehr ähnlich. Beide Corona-Pandemie, vor allem in Sach- versuchen, sich vor der Immunantwort sen-Anhalt, gewonnen werden. „Covid- des Organismus zu verstecken und sich Surv“ ist ein Online-Fragebogen, den der immunologischen Kontrolle zu ent- die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ziehen. Wir wollen daher auf molekula- freiwillig täglich ausfüllen. Dieser hilft rer Ebene anhand von Unterschieden den Wissenschaftlerinnen und Wissen- in den Immunsignaturen erforschen, schaftlern bei der Beobachtung (Eng- warum der menschliche Körper so un- lisch: surveillance) der Symptome der terschiedlich auf das Virus reagiert und Atemwegsinfektionen in der Bevölke- wie genau die Immunantwort erfolgt“, rung. „Um die Ansteckungsgefahr für die Bevölkerung zu mini- sagt Binder. Es gehe darum herauszufinden, wie eine Immunität mieren, müssen schwere Entscheidungen getroffen werden, die gegen SARS-CoV-2 entstehe, wie lange diese Immunität anhalte das normale Leben einschränken. Eine Entscheidungshilfe kön- und warum eine Immunantwort bei manchen erst spät eintrete nen belastbare Informationen zur Häufigkeit von Atemwegsin- und die COVID-Erkrankung einen schweren Verlauf nehme. fektionen in der Bevölkerung sein. Wenn jeder, der an der Studie teilnimmt, das Online-Tagebuch führt, sehen wir die täglichen Die Universitätsmedizin hat außerdem damit begonnen, selbst Veränderungen und können daraus ableiten, ob ein erneuter im 3-D-Druck-Verfahren Gesichtsvisierhalterungen herzustel- Anstieg stattfindet“, erklärt Prof. Dr. Rafael Mikolajczyk, Direk- len. „Wir haben insgesamt sechs 3D-Drucker im Einsatz und tor des Instituts für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und können damit bis zu 80 Gesichtsvisierhalter pro Tag drucken“, Informatik der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Uni- sagt Dr. Dietrich Stoevesandt, Leiter des Dorothea Erxleben versität Halle-Wittenberg und Leiter der Studie. Dies sei wie eine Lernzentrums Halle (DELH) der Medizinischen Fakultät der Art Frühwarnsystem, das den Entscheidern in Politik und Gesell- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Insbesondere im schaft dazu diene, geeignete Maßnahmen ergreifen zu können. Bereich der Intensivmedizin werden diese Gesichtsvisiere der- „Gleichzeitig lässt sich anhand der Ergebnisse ablesen, wie gut zeit zusätzlich zu Atemschutzmasken benötigt. Allerdings ist die physische Distanzierung wirkt, um Verbreitungswege ein- die Kapazität der Universitätsmedizin nicht ausreichend, um zudämmen“, so der Epidemiologe. Zusätzlich bieten die Daten den Bedarf pro Tag zu decken. Neben den Halterungen für die einen Einblick in den Verlauf von Infektionen, die mit wenigen Gesichtsvisiere sind alle Einrichtungen zudem dabei, Atemfil- Symptomen einhergehen. Oft nehmen Betroffene in solchen termasken herzustellen, die nach entsprechender Aufbereitung Fällen das Gesundheitssystem nicht in Anspruch und lassen sich unter Umständen auch mehrmals benutzt werden können. Die nicht testen. „Wenn wir zum Beispiel einen Anstieg der Personen Sicherheit der Schutzausrüstung stehe an erster Stelle, sind sich mit Symptomen sehen, was auf eine höhere Aktivität von Coro- alle Beteiligten einig. (mit Pressematerial UK Halle) 14
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 05 I Mai 2020 NACHFOLGER GESUCHT! 3. Teil der neuen Serie mit der Praxis von Dr. Sabine Keitel aus Halle (Saale) Im Januar-Heft 2020 sind die Zahnärztlichen Nachrichten mit einer neuen Serie gestartet. Unter der Rubrik „Nachfol- ger gesucht!“ stellen wir ab sofort regelmäßig abgabewillige Zahnärzte aus Sachsen-Anhalt mit ihren Praxen vor. Nach Dipl.-Stom. Bernd Grunert aus Radis bei Gräfenhainichen und Dipl.-Stom. Jens-Uwe Engelhardt aus Magdeburg sind wir nun Dr. Sabine Keitel hat ihre Praxis nach der Wende in Halle-Neustadt zu Besuch bei Dr. Sabine Keitel aus Halle (Saale). in den ehemaligen Räumen einer Kita eingerichtet und komplett umgebaut. Fotos: Andreas Stein DIE LAGE Die kreisfreie Stadt Halle (Saale) liegt im südlichen Sach- sen-Anhalt und ist eins der drei Oberzentren sowie größte Stadt des Landes. Mit dem benachbarten Leipzig bildet und Kieferheilkunde und der brandneuen Zahnklinik an der Halle (Saale) einen Ballungsraum, in dem mehr Medizinischen Fakultät über die einzige Ausbildungsstätte als eine Million Menschen leben. Die Stadt für Zahnärztinnen und Zahnärzte in Sachsen-An- ist mit den nahen Autobahnen A 9 und halt. Auch die Kunsthochschule Burg Giebichenstein A 14, dem Flughafen Leipzig-Halle sowie lockt viele Studierende an. Sportfans kommen in vielen sich kreuzenden ICE- und IC-Bahn- Halle u. a. beim Eishockey mit den Saale Bulls und verbindungen ein bedeutender Verkehrskno- bei Fußballspielen des Drittligisten Hallescher FC tenpunkt und ein wichtiges Wirtschaftszen- auf ihre Kosten. Über das Jahr gibt es in der Stadt trum. Die Praxis von Dr. Sabine Keitel liegt zahlreiche Veranstaltungen, darunter die Händel- im westlich der Altstadt gelegenen festspiele im Juni und das Laternenfest Stadtteil Halle-Neustadt, der von 1967 im August. Rings um Halle gibt es bis 1990 eine eigenständige Stadt war. zahlreiche Naherholungsgebiete, Der Stadtteil weist eine dichte Bebau- so die Dölauer Heide, die Peißnitz- ung und eine hohe Einwohnerdichte auf. insel oder die Saale-Elster-Aue. Direkte Anbindungen an den ÖPNV (Bahn Halle (Saale) Sehr sehenswert ist auch der Halle- und Bus) und genügend Parkplätze sind vor- sche Bergzoo. Einkaufsmöglichkeiten handen, ebenso alle wichtigen Einrichtungen sind sowohl in der im Krieg unzerstörten der Nahversorgung. Innenstadt mit teils historischem Flair als auch in Zentren am Stadtrand reichlich vorhanden. Auch DER ORT Deutschlands älteste Schokoladenfabrik Halloren Halle bezeichnet sich selbst als die Kulturhauptstadt Sach- hat ihren Sitz in der Saalestadt. sen-Anhalts und verfügt über zahlreiche bedeutende Kul- tureinrichtungen, so das Opernhaus, mehrere Theater sowie DIE PRAXIS die Franckeschen Stiftungen, das Landeskunstmuseum Mo- Die Praxis befindet sich im Gebäude einer ehemaligen Kinder- ritzburg, das nach dem Komponisten Georg Friedrich Händel tagesstätte. 1991 hat Dr. Sabine Keitel Teile des Erdgeschos- benannte Musikmuseum und das Landesmuseum für Vorge- ses zur Praxis ausgebaut. Die Räumlichkeiten sind von der Ar- schichte, wo die weltberühmte Himmelsscheibe von Nebra beiterwohlfahrt (AWO) gemietet, deren Mitarbeiter auch zum bestaunt werden kann. Halle ist ein wichtiger Hochschul- Patientenstamm gehören. Im Haus befinden sich zwei wei- standort: Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, tere Zahnarztpraxen, mit denen eine gute Zusammenarbeit 1694 gegründet, ist eine der ältesten Universitäten Deutsch- besteht, z. B. bei Vertretungen. Die Praxis hat zwei Behand- lands und verfügt mit dem Departement für Zahn-, Mund- lungsräume mit einer E50 (Baujahr 2010, Intraoralkamera 16
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