Y d Care Geschäftsbericht 2012 - Bundesverband Managed Care

 
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Geschäftsbericht 2012   d Care
Y d Care Geschäftsbericht 2012 - Bundesverband Managed Care
  4         Der Bundesverband Managed Care e. V.

Vorstand & Geschäftsführung 2012

Prof. Dr. Volker Amelung                    Susanne Eble                       Ralf Sjuts
Vorstandsvorsitzender                       stellv. Vorstandsvorsitzende       stellv. Vorstandsvorsitzender
Professor an der MHH (Institut für          Leiterin Gesundheitsmanagement     Vorstandsvorsitzender patiodoc AG
Epidemio­logie, Sozialmedizin und           Berlin-Chemie AG
Gesundheits­systemforschung)

Dr. Peter Blees                             Helmut Hildebrandt                 Dr. Rolf-Ulrich Schlenker
Mitglied im Vorstand                        Mitglied im Vorstand               Mitglied im Vorstand
Leiter Gesundheitspolitik                   Vorstand OptiMedis AG              stellv. Vorstandsvorsitzender
Merck Serono GmbH                                                              Barmer GEK

Dr. Peter Wigge
Mitglied im Vorstand
Vorstandsvorsitzender BMC Regional
NRW e. V.
Rechtsanwälte Wigge, Münster

                                                       Dr. Klaus Meyer-Lutterloh            Prof. Dr. Dr. Alexander P.  F.  Ehlers
                                                       Ehrenvorsitzender                    Ehrenmitglied
                                                                                            Partner der Rechtsanwaltssocietät Ehlers,
                                                                                            Ehlers & Partner
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Geschäftsbericht 2012     5

Dr. Dominik Deimel                       Dr. Wolfgang Klitzsch              Ralph Lägel, MBA
kooptiertes Mitglied im Vorstand         kooptiertes Mitglied im Vorstand   kooptiertes Mitglied im Vorstand
Geschäftsführender Gesellschafter        Geschäftsführer                    Director Key Account Business Integrated
com2health GmbH                          Ärztekammer Nordrhein              Health Europe Pfizer Pharma GmbH

Prof. Dr. Jürgen Wasem                                                      Dr. Sascha Wolf
kooptiertes Mitglied im Vorstand                                            Geschäftsführer
Lehrstuhlinhaber für Medizinmanagement
der Universität Duisburg-Essen

Uta Heidenblut                           Barbara Turina                     Julia Hartung
Vorstandsreferentin                      Referentin für Presse- und         BMC-Geschäftsstelle
                                         ­Öffentlichkeitsarbeit

Sabine Timmermann                        Christoffer Brandt                 Martina Krooß
Assistenz BMC-Geschäftsstelle            studentischer Mitarbeiter          studentische Mitarbeiterin
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      Bericht des Vorstandsvorsitzenden
      und des Geschäftsführers

      Prof. Dr. Volker Amelung / Dr. Sascha Wolf

      Zum Katechismus des deutschen Gesundheitswesens                 Monaten sollten durch das gezielte Anziehen von Stell­
      gehört die Klage über knappe Finanzen. Umso mehr hat die        schrauben bestehende Hürden abgebaut und die Dynamik in
      Gesundheitspolitik im Jahr 2012 sich die Augen ­gerieben        der Ausbreitung solcher Modelle erhöht werden.
      angesichts der finanziell guten Verfassung der Gesetz­
      lichen Krankenversicherung. Doch so erfreulich diese
      Entwicklung auch sein mag, so wenig befindet sich das
      deutsche G ­ esundheitswesen im goldenen Zeitalter Arka­        Gesundheitspolitische Impulse 2013
      diens. D
             ­ rohende regionale Versorgungslücken und zukünftig
      steigende Ausgaben aufgrund der Zunahme chronischer
      Erkrankungen und von Multimorbidität sollten Grund genug        Sechs entscheidende Stellschrauben hat der BMC-Vorstand
      sein, am Kurs nachhaltig stabiler Finanzen festzuhalten. Die    in seinem Grundsatzpapier „Gesundheitspolitische ­Impulse
      reflexartig hervorgebrachten Begehrlichkeiten, die weit über    für das Jahr 2013“ herausgearbeitet. Es wird vor allem
      die Grenzen der GKV hinausreichen, stehen symptomatisch         darauf ankommen, die Akteure des Gesundheitswesens
      für das Janusgesicht der deutschen Gesundheitspolitik. Denn     für neue Versorgungsformen zu begeistern. Insbesondere
      während einerseits auf der Mikroebene handwerklich gute         die Ärzteschaft muss stärker eingebunden und von ihrer
      Arbeit geleistet wird, fehlt es andererseits an einer ord­      kollektiven „Depression“ befreit werden. Denn entgegen des
      nungspolitischen Leitlinie.                                     Eindrucks säbelrasselnder Honorarverteilungskämpfe geht
                                                                      es bei den Ärzten in den wenigsten Fällen wirklich nur ums
      Das Versorgungsstrukturgesetz ist sicherlich deutlich besser    Geld. Es sind die Rahmenbedingungen, die den ­heutigen
      als sein Ruf und setzt beispielsweise mit der Förderung von     Versorgungsherausforderungen bislang nicht adäquat
      Arztnetzen und dem Abbau von Reibungsverlusten zwischen         angepasst worden sind. Vergütungssysteme, die selbst von
      den Sektoren die richtigen Schwerpunkte. Die Konzentration      Experten kaum noch verstanden werden und dadurch jeg­
      auf Detailregelungen führt jedoch zu einer massiven Zunah­      liche Steuerungsfunktion verloren haben, Arbeitszeiten auf
      me von Regulierung. Gleichzeitig wird den Kassen durch das      internationalem Rekordniveau und Sprechzeiten im einstelli­
      Fehlen einer langfristigen gesundheitspolitischen Vision die    gen Minutentakt tragen wenig zur Motivation der Ärzte bei.
      Planungssicherheit genommen. Wenn Krankenkassen nicht           Umso wichtiger ist es, diese von Bürokratie zu befreien und
      wissen, ob sie erwirtschaftete Finanzmittel behalten dürfen,    das ärztliche Aufgabenspektrum durch verstärkte Delegation
      dann verhindert das dringend notwendige Investitionen in        und Substitution an andere qualifizierte Heilberufe neu zu
      die Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen. Doch ge­       definieren. Delegation und Substitution funktionieren jedoch
      rade diese werden benötigt, soll es nicht weiterhin bei einer   nur dann effizient, wenn die technischen Voraussetzungen
      konjunkturabhängigen Berg- und Talfahrt bleiben.                stimmen. Neben einer elektronischen Patientenakte, die die­
                                                                      sen Namen wirklich verdient, müssen Lücken im Bereich der
      Was bedarf es für eine in sich schlüssige gesundheitspoliti­    haftungsrechtlichen Risiken geschlossen werden. Das betrifft
      sche Strategie? Die größte anstehende Herausforderung des       beispielsweise die Verantwortungsabgrenzung zwischen
      deutschen Gesundheitswesens besteht in der Sicherstellung       dem behandelnden Arzt oder der ­medizinischen Fachkraft
      der flächendeckenden medizinischen Versorgung. Schwer zu        und dem über Telemedizin angebundenen ­Konsiliararzt.
      versorgende Regionen sind dadurch charakterisiert, dass der
      Versorgungsbedarf der Bürger qualitativ und logistisch nicht    Damit die Vergütungssysteme echte Steuerungswirkung
      mehr ausreichend über die traditionellen Organisations­         entfalten, muss die Honorierung medizinischer Leistungen
      formen bedient werden kann. Entsprechend müssen diese           sich mehr an der Ergebnisqualität der erbrachten Leistun­
      Strukturen insgesamt auf den Prüfstand gestellt und weiter­     gen ausrichten. Dazu ist die Versorgungsforschung weiter
      entwickelt werden. Mit den vorhandenen neuen kooperati­         voranzutreiben. Zwar sind in den vergangenen Jahren
      ven Organisationsmodellen liegen die hierzu notwendigen         erhebliche Fortschritte bei der Analyse und Nutzung von
      Instrumente zu großen Teilen bereits vor. In den kommenden      Routinedaten erzielt worden. Es fehlt jedoch an Informatio­
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Geschäftsbericht 2012     7

BMC-Kongress 2013

nen, die eine valide Bewertung der Behandlungsqualität          12 thematischen Foren und zwei erstmalig angebotenen
und der erreichten Gesundheitsergebnisse erlauben. Hierauf      Satellitensymposien wählen.
aufbauend sollte die nutzerorientierte Transparenz für die
Patienten ­erhöht werden. Denn die Möglichkeiten, sich über     Das Eröffnungsplenum am ersten Kongresstag stand ganz
die Qualität einzelner Leistungserbringer zu erkundigen, sind   im Zeichen der Politik. Ulrike Flach MdB, Parlamentarische
heutzutage begrenzt. Deshalb sind Verbesserungen im Be­         Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, zog ein
reich Public Reporting dringend notwendig. Das Gleiche gilt     positives Fazit der Arbeit der aktuellen Bundesregierung. Dem
für die unterschiedlichen Versorgungsangebote der Kranken­      widersprach Cornelia Prüfer-Storcks, Senatorin der Behörde
kassen. Viele Versicherte fühlen sich in der Regelversorgung    für Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien Hansestadt
gut aufgehoben und vertrauen den vermeintlich staatlich         Hamburg. Das Versorgungsstrukturgesetz habe die Chancen
festgelegten Leistungen. Entsprechend vorsichtig begegnen       der Integrierten Versorgung bei weitem nicht ausgeschöpft.
sie oft neuen Versorgungsformen, deren Qualität sie im          Mit ihrer Forderung nach mehr Investitionen in innovative
Vorfeld nicht beurteilen können. Gerade der zur Motivation      Versorgungsformen traf sie zielsicher den Nerv der Kongress­
der Versicherten wichtige Mehrwert bleibt häufig verborgen,     gäste. Dr. Ignazio Cassis, Mitglied im Schweizer Nationalrat,
da der Patient von der Optimierung der Prozessabläufe erst      warnte jedoch davor, bei aller Ambition um die Weiterent­
im konkreten Krankheitsfall profitiert.                         wicklung des Gesundheitswesens zu vergessen, die Menschen
                                                                mitzunehmen. Das Scheitern der Managed Care-Gesetzes­
Bei alledem ist eines jedoch klar: Ohne die notwendigen         vorlage in der Schweizer Volksabstimmung am 17. Juni 2012
finanziellen Mittel wird es nicht gehen. Hier sind vor allem    verdeutliche, dass es nicht ausreicht, die richtigen Ideen zu
die Krankenkassen gefragt, von denen viele Investitionen in     haben, sondern man muss sie auch überzeugend vermitteln.
innovative Versorgungsformen scheuen. Das Risiko erscheint
oftmals zu hoch, der Gewinn zu unvorhersehbar. Die wenig­       Für den Erfolg einer wahrlich grundlegenden Gesund­
sten Projekte amortisieren sich in einem Jahr. Deshalb ist es   heitsreform stand der Special Guest des Kongresses,
wichtig, die Kassen von ihrem Budgetdenken zu befreien.         Prof. Dr. Ab(raham) Klink, Minister für Gesundheit, Wohlfahrt
Abhilfe schaffen könnte ein Innovationsfonds für Pilot­         und Sport a. D. der Niederlande, unter dessen Rigide der
projekte. Um sicherzustellen, dass die Gelder sachgerecht       einheitliche Versicherungsmarkt in unserem Nachbarland
verwendet werden, müssten die geförderten Projekte einer        eingeführt worden ist. Ob das holländische Modell auch eine
standardisierten Evaluation unterzogen werden.                  Option für Deutschland darstellen könnte, wurde im Rahmen
                                                                einer TED-Umfrage diskutiert. 70 Prozent der ­Teilnehmer
                                                                votierten für eine Aufhebung der Trennung zwischen gesetz­
                                                                licher und privater Krankenversicherung. Eine knappe Mehr­
Gelungener Jahresauftakt:                                       heit von 51 Prozent würde es zudem befürworten, wenn
Der 3. BMC-Kongress!                                            die Kassen ihre volle Beitragssouveränität zurück­erhielten.
                                                                Weitgehende Zustimmung erhielten die Vorschläge des
                                                                BMC zur Einrichtung eines Innovationsfonds (74 Prozent)
Das Sechs-Punkte-Papier des BMC wurde am 22. und                und zum Abbau formaler Unsicherheiten wie beispielsweise
23. Januar auf unserem Jahreskongress der breiten Öffent­       Aufsichtsgenehmigungen (81 Prozent), um die Integrierte
lichkeit vorgestellt. Getreu dem Motto „schneller, höher,       Versorgung zu fördern. Fast zwei Drittel zeigten sich davon
weiter“ setzte die Veranstaltung unter dem Titel „Zukunfts­     überzeugt, dass die Bedeutung der Industrie als Partner bei
modelle der medizinischen Versorgung – Impulse für das          der Leistungserstellung und Prozessgestaltung im Rahmen
Wahljahr 2013“ die erfreuliche Entwicklung der vergange­        von Selektivverträgen zukünftig erheblich zunehmen wird.
nen Jahre fort. Mit fast 90 nationalen und internationalen
Referenten waren mehr Redner denn je beteiligt. Über 400        Mäßige Noten erhielt die Arbeit der aktuellen Bundesregie­
Gäste konnten neben den Plenumsveranstaltungen zwischen         rung. Über 80 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass p
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       Bericht des Vorstandsvorsitzenden und des Geschäftsführers

       Hauptstadt-Kongress – Medizin und Gesundheit 2012

      P das Versorgungsstrukturgesetz nicht ausreichend sein wird,    In Nordrhein-Westfalen wächst und gedeiht der
       um Versorgungsengpässe im länd­lichen Raum nachhaltig          BMC ­Regional NRW e. V., der auf ein bemerkenswertes
       abzumildern. Umso erfreulicher war es, dass mit Dr. Harald     Gründungsjahr zurückblickt. Bereits über 50 gewonnene
       Terpe MdB, Bündnis 90 / Die Grünen, Stefanie Vogelsang         Mitglieder zeugen von dem attraktiven Programm, das von
       MdB, CDU, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, Barmer GEK, und           unserem Zweigverein angeboten wird. Höhepunkte bildeten
       Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Schwartz, emerit. Professor der    sicherlich das Praktikerseminar am 2. Mai in Münster und
       Medizinischen Hochschule Hannover, sich sowohl Vertreter       die 4. Fachtagung zum Thema „Potenziale des GKV-VStG in
       der Politik als auch Experten des Gesundheitswesens den        NRW“ am 3. Juli in Düsseldorf.
       kritischen Fragen des Publikums stellten.

       Eine ganz andere Facette brachte Prof. Dr. Bruno Frey von
       der Universität Zürich in das Programm. Unter dem Titel        … und auch international gut aufgestellt
       „Leben glückliche Menschen länger?“ erläuterte er den
       Zusammenhang von Glück und Gesundheit aus Sicht der
       Ökonomie. Sein Vortrag stand exemplarisch für die Breite       Doch nicht nur unsere regionale Verankerung, sondern
       der Themen des BMC-Kongresses. Die durchweg namhaft            auch unsere internationalen Partnerschaften und Aktivi­
       besetzten Foren deckten nahezu alle aktuellen Themen der       täten haben wir deutlich ausgebaut. Die wie gewohnt
       Gesundheitspolitik ab, sei es die Integrierte Versorgung,      gemeinsam mit unserer Schweizer Schwesterorganisation
       Patientencoaching, Krankenhausmanagement, Prävention,          Forum Managed Care durchgeführte Studienreise führte
       Biosimilars, Evaluierungen oder die Ambulante Spezial­         uns 2012 nach London. Inmitten einer Umbruchsphase im
       fachärztliche Versorgung.                                      Zuge der aktuellen Reform konnten sich 22 Teilnehmer von
                                                                      den beeindruckenden Fortschritten des britischen Gesund­
                                                                      heitssystems überzeugen. Im Gegenzug empfing der BMC
                                                                      Delegationen aus den Niederlanden, den USA und Brasilien.
       Der BMC: Stark in den Regionen …                               Auch neue Kooperationen sind entstanden. So waren wir auf
                                                                      dem World Health Care Congress in Abu Dhabi vertreten und
                                                                      werden auch auf dem kommenden Kongress in Washington
       Neben unserer Fachtagung in Berlin am 4. Juli zum Thema        dabei sein. Ein weiteres Highlight steht schon fast vor der
       „Strategien für schwer zu versorgende Regionen“ mit rund       Tür: am 11. und 12. April veranstaltet der BMC u. a. gemein­
       150 Teilnehmern erfreuten sich auch unsere lokalen Ver­        sam mit der International Foundation of Integrated Care die
       anstaltungen erneut großen Zuspruchs. Mehr als 100 Gäste       „13th International Conference on Integrated Care“ in Berlin.
       folgten unserer Einladung nach Leipzig und diskutierten am
       12. November u. a. mit der sächsischen Staatsministerin für
       Soziales und Verbraucherschutz, Christine Clauß MdL. Mit
       großem Erfolg ist auch unser neues Veranstaltungsformat        Mitglieder gestalten Programm!
       „BMC Best Practice hautnah“ gestartet. Am 31. Oktober
       besuchte eine Delegation von über 30 BMC-Mitgliedern das
       Gesunde Kinzigtal und erhielt dort unmittelbare Einblicke in   Unser internes Programm war 2012 erneut von einer großen
       die praktische Umsetzung eines solch ambitionierten und        Vielfalt geprägt. Das ist vor allem unseren Mitgliedern zu
       innovativen Versorgungsprojekts. Ebenfalls neu hinzugekom­     verdanken, die wieder spannende Referenten und Themen
       men ist unsere Kooperation mit der Hochschule Fresenius,       vorgeschlagen und sich an den Veranstaltungen zumeist als
       mit der wir unter dem Label „BMC vor Ort Nord“ gemeinsam       Moderatoren aktiv beteiligt haben. Von Politik und Institutio­
       zwei Veranstaltungen in Hamburg durchgeführt haben.            nen der Gesetzlichen Krankenversicherung über innovative
                                                                      Produkte der Wirtschaft bis hin zur Wissenschaft war das
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Geschäftsbericht 2012     9

                         Unterstützung im Bereich ­
                         Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

   Barbara Turina übernahm zum 15. August die neu geschaffene Position der Referentin für Presse- und
   Öffentlichkeitsarbeit beim BMC. Die Schweizerin hat an der Universität Zürich Geschichte, Soziologie
   und Politikwissenschaft studiert. Den Einstieg ins Gesundheitswesen fand sie über die Tätigkeit als
   wissenschaftliche Mitarbeiterin bei einem von der ETH Zürich getragenen Think Tank, der sich mit der
   Zukunft des Schweizer Gesundheitssystems auseinandersetzt. Im Anschluss war Barbara Turina stets
   an der Schnittstelle zwischen Kommunikation und Gesundheitswesen tätig. Der BMC freut sich, mit ihr
   eine gesundheitspolitisch sachkundige Kommunikationsexpertin gewonnen zu haben.

gesamte Spektrum vertreten. Auch unser Auftritt auf dem        15 Jahre BMC – Weiter auf Wachstumskurs
Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit 2012 wäre
nicht möglich gewesen ohne die rege Mitwirkung unserer
Mitglieder. Zum dritten Mal in Folge war der BMC mit einem     Auch 15 Jahre nach seiner Gründung am 23. Oktober 1997
der größten Stände präsent. Acht Unternehmen stellten          befindet sich der BMC weiter auf Wachstumskurs. Seit
unter dem Dach des BMC ihre Produkte vor und gestalteten       Anfang 2012 konnten 23 Neumitglieder gewonnen ­werden,
ein attraktives Lounge-Programm mit bis zu 70 Gästen.          die Palette an attraktiven Veranstaltungsformaten ist
                                                               erneut erweitert und die öffentliche Wahrnehmung und
Über unsere bewährten Angebote hinaus haben wir neben          mediale Präsenz ausgebaut worden. Wie auf der vergan­
dem BMC Best Practice hautnah zwei weitere neue Formate        genen Mitgliederversammlung beschlossen, haben wir die
ins Leben gerufen: Im Juni 2012 fand der erste „Berlin         BMC-Geschäftsstelle umgebaut und zwei neue Arbeitsplätze
Capital Talk“ mit dem Schweizer Nationalrat Dr. I­gnazio       eingerichtet. Zudem freuen wir uns, Frau Barbara Turina als
Cassis statt. Und am 26. September wurde mit dem               Referentin Presse / Öffentlichkeitsarbeit im Team des BMC
„­Expertenforum“ zum Thema Entlassmanagement erstmalig         willkommen zu heißen.
eine öffentliche Arbeitsgruppensitzung durchgeführt. Über
80 Gäste sind eine schöne Bestätigung für die Qualität und     Strukturell gut aufgestellt starten wir in das spannende
Attraktivität unserer Fachgremien.                             Wahljahr 2013. Unsere Arbeits- und Projektgruppen haben
                                                               bereits die Stifte gespitzt, um die Positionen des BMC früh­
                                                               zeitig in die Politik hineinzutragen. Zudem ist die Gründung
                                                               eines neuen Gremiums zu IT im Gesundheitswesen geplant.
Unser Rückgrat:                                                Mit BMC-Kongress, der 13th International Conference on
Arbeits- und Projektgruppen                                    Integrated Care, einer Fachtagung in Kooperation mit BPI
                                                               und vfa, unseren Fachtagungen in Berlin und Hamburg,
                                                               einem Expertenforum unserer AG Neue Versorgungsformen
All das wäre nicht möglich ohne unsere inhaltlichen Impuls­    sowie den Aktivitäten unseres Zweigvereins in Nordrhein-
geber, die Arbeits- und Projektgruppen, deren Leitern und      Westfalen stehen mehr denn je öffentlichkeitswirksame
Mitgliedern ganz besonderer Dank gebührt. Umso mehr            Veranstaltungen auf dem Programm. Bei alledem bleiben die
freuen wir uns darüber, dass im vergangenen Jahr drei          exklusiv unseren Mitgliedern vorbehaltenen Formate jedoch
neue Gremien konstituiert worden sind: Die Arbeitsgruppe       das Kernstück des BMC. Unsere Studienreise wird uns in die
„Prävention und Betriebliches Gesundheitsmanagement“           Niederlande führen – und natürlich werden wir Ihnen auch
sowie die Projektgruppen „Patientencoaching“ und „Ambu­        2013 eine Fülle an kleineren Veranstaltungen wie Hinter­
lante Versorgungsunternehmen“. Alle drei Gremien haben         grundgespräche, WissensUpdates und Berlin Capital Talks
bereits ihre Arbeit aufgenommen und sich zum Ziel gesetzt,     anbieten.
rechtzeitig vor der Bundestagswahl Positionspapiere zu ihren
jeweiligen Themen zu entwickeln.                               Dabei zählen wir immer auf die tatkräftige Unterstützung
                                                               unserer Mitglieder, ohne deren Engagement die zahlreichen
Der Aktivität unserer Expertengremien ist es zu verdanken,     Veranstaltungen und Aktivitäten des BMC nicht möglich
dass der BMC seine Stellung als Ideenschmiede der Gesund­      wären. Der Ideen- und Gedankenaustausch mit Ihnen ist die
heitswirtschaft und Ratgeber der Politik weiter gefestigt      Grundlage unserer Arbeit, Ihre breite Expertise und vielfälti­
hat. Dies zeigt sich auch daran, dass der BMC nach dem         gen Ideen verleihen unseren Formaten und Positionen Leben
Ver­sorgungsstrukturgesetz zur öffentlichen Anhörung des       und schaffen die im BMC so einzigartige offene Atmosphäre.
Ausschusses für Gesundheit zum Pflegeneuausrichtungs­
gesetz am 21. Mai erneut als Sachverständiger geladen war.     Herzlichen Dank!
Y d Care Geschäftsbericht 2012 - Bundesverband Managed Care
  10      Der Bundesverband Managed Care e. V.

             Arbeits- und Projektgruppen –
             Think Tanks und Ideengeber

                                                       PG Ambulante
                                                       Spezialfachärztliche
                                                       Versorgung

                                                       Roger Jaeckel                               AG Prävention und
                                                                                                   Betriebliches Gesund-
                                                                                                   heitsmanagement

                                                                                                   Dr. Tanja Hantke
                                                                                                   Dr. Karsten Neumann

AG Neue
­Versorgungs­formen
                                              PG Pflege
Ralph Lägel, MBA                              und Integrierte ­Versorgung
Dr. Volker Möws
                                              Ralph Lägel, MBA

                                                                              AG Plattform
                                                                              ­Versorgungssteuerung

                                                                              Dr. Dominik Deimel

                                                     PG Patientencoaching

                                                     Dr. Thorsten Pilgrim
Geschäftsbericht 2012     11

                                                                   AG Arzneimittel-
                                                                   versorgung

                                                                   Dr. Peter Blees
                                                                   Susanne Eble

                         PG Ambulante ­
                         Versorgungsunternehmen

                         Dr. Ursula Hahn
                         Dr. Albrecht Kloepfer

  PG ­BMC vor Ort Nord

  Rolf Kästner
                                                                                     AG Nutzen­bewertung
                                                                                     und Präferenz­messung

                                                                                     Prof. Dr. Axel Mühlbacher

PG Entlass­management

Dr. Dominik Deimel

                                                 Themen­bezogene
                                                 Projektgruppen

                                                 Dr. Sascha Wolf
                                                 Uta Heidenblut
  12   Der Bundesverband Managed Care e. V.

       Berichte aus den Arbeits- und Projektgruppen
Geschäftsbericht 2012     13

Arbeitsgruppe Neue Versorgungsformen                            ein wichtiger Baustein sein können, um auch zukünftig die
                                                                ambulante Versorgung flächendeckend sicherzustellen,
                                                                betonte auch Dr. Ina Bossow vom Medizinischen Dienst
                                                                der Krankenversicherung in Mecklenburg-Vorpommern.
                                                                Als bundesweit flächendeckende Versorgungsform habe
                                                                sich VERAH als Standard durchgesetzt, wie Anke Richter,
                                                                stellv. Vorsitzende des Instituts für hausärztliche Fortbildung
                                                                im Deutschen Hausärzteverband und Landesvorsitzende
Leitung:                                                        des Hausärzteverbands Bremen, berichtete. Zwar verfüge
Ralph Lägel, MBA, Director Key Account Business Integrated      dieses Modell nicht über einen so ambitionierten Ausbil­
Health Europe, Pfizer Pharma GmbH                               dungsumfang wie AGnES. Hinsichtlich der auf medizinische
Dr. Volker Möws, Leiter der Landesvertretung                    Fachkräfte übertragenen Tätigkeitsfelder wie Hausbesuche,
Mecklenburg-Vorpommern, Techniker Krankenkasse                  Übernahme besonderer koordinierender Aufgaben im Rah­
                                                                men des Fallmanagements, Unterstützung von Patienten und
Im Fokus der Arbeitsgruppe Neue Versorgungsformen               Angehörigen bei der Anwendung präventiver und rehabi­
(AG NVF) standen 2012 die Weiterentwicklung arztentlas­         litativer Maßnahmen sowie die Sicherung eines effizienten
tender Versorgungsstrukturen, Selektivverträge unter Ein­       Praxismanagements besitze VERAH jedoch vergleichbare
bindung der Industrie als Partner bei der Leistungserstellung   Effizienzpotenziale. Die AG-Teilnehmer zeigten sich in der
und der Prozessgestaltung sowie neue Versorgungsformen          anschließenden Diskussion davon überzeugt, dass arzt­
für die ältere Generation.                                      entlastende Versorgungsstrukturen dazu geeignet sind, die
                                                                Versorgung zu verbessern, Ärzten mehr Freiräume für die
„Arztentlastende Neue Versorgungsstrukturen“                    Behandlung einzelner Patienten zu geben und die Patienten­
                                                                fokussierung zu erhöhen.
Ein aufgrund von Bevölkerungsalterung und steigender
Multi­morbidität zukünftig wachsender Versorgungsbedarf         „Selektivverträge mit Krankenkassen und
steht einem drohenden Ärztemangel in schwer zu versor­          Pharmaindustrie: EPIVISTA-IV-Vertrag zur
genden Regionen gegenüber. Umso wichtiger ist es, die           Epilepsieversorgung – erste Ergebnisse“
„Ressource Arzt“ effektiv zu nutzen und über eine Neu­
definition anderer Heilberufe effizienzfördernde Potenziale     Noch immer besitzen die Verträge zur Verbesserung der
auszuschöpfen. Vor diesem Hintergrund sind insbesondere         Versorgung zwischen Krankenkassen und ­pharmazeutischer
im hausärztlichen Bereich neue Versorgungsformen unver­         Industrie, Medizintechnik oder anderen Industriezweigen
zichtbar. Zielführend ist beispielsweise das Projekt AGnES,     eher Seltenheitswert. Dabei verfügen insbesondere diese
bei dem vor allem Hausbesuche an speziell ausgebildete          Industriesparten über solide Kenntnisse der Strukturen im
medizinische Fachkräfte delegiert werden. Dr. Neeltje van       Gesundheitswesen und könnten aufgrund ihrer eigenen
den Berg von der Universitätsmedizin Greifswald, die hier       Prozesserfahrung wesentliche Beiträge für die ­Optimierung
wertvolle Pionierarbeit geleistet hat, stellte der AG NVF am    der Versorgung leisten. Darüber hinaus verfügen die
3. April 2012 die Grundzüge dieses Delegationsmodells und       Industriepartner über interessante technische Lösungs­
die erworbenen praktischen Erfahrungen vor. Das Modell          ansätze und profunde Investitionsmöglichkeiten. Die
werde kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert. So         Veranstaltung unter dem Thema „Selektiv-Verträge mit
wird AGnES 2 aktuell in Brandenburg mit den zusätzlichen        Krankenkassen und Pharmaindustrie“ wollte dieses ­Thema
Elementen des Fallmanagements getestet, wie Steffen Kruhl,      am 6. Juni 2012 ­näher beleuchten und entsprechende
Stellv. Unternehmensbereichsleiter Verträge, Forschung und      Anregungen ­geben, das Industriepotenzial künftig stärker zu
Entwicklung der Kassenärztlichen Vereinigung Branden­           nutzen. Prof. Dr. ­Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender
burg, erläuterte. Dass arztentlastende Versorgungsformen        des BMC e. V., gab in seinem Einführungsvortrag einen        p
  14    Der Bundesverband Managed Care e. V.

        Berichte aus den Arbeits- und Projektgruppen

       P Überblick über Status quo und Perspektiven von Selektiv­          Anfahrtswege für ältere Menschen oder den Arzt mühsam
        verträgen mit Krankenkassen und Pharmaindustrie. Im                sein. Eine Antwort sei die medizinische Fernbetreuung bei
        Anschluss erläuterte Dr. Marc Gabriel, Baker & McKenzie            chronischen Erkrankungen unter Zuhilfenahme moderner
        ­Partnerschaftsgesellschaft, die rechtlichen Rahmenbedin­          Informations- und Kommunikationstechnologie. Am Beispiel
         gungen für Selektivverträge. Im Mittelpunkt der Veran­            der OcuNet Zentren und Praxen stellte Dr. Ursula Hahn,
         staltung stand sodann als Musterbeispiel der EPIVISTA-IV-         Geschäftsführerin der OcuNet Verwaltungs GmbH, innovative
         Vertrag zur Epilepsieversorgung von Kindern. Karin Agor,          Ansätze zur Versorgung älterer Menschen in der Augenheil­
         Vertragsreferentin bei der Regionaldirektion Hamburg der          kunde dar. Unter der Fragestellung „Brauchen alte Menschen
         Knappschaft-Bahn-See, und Dr. Thomas Peckmann, Health­            eine andere Medizin?“ skizzierte Dr. Norbert Lübke, Leiter
         care Manager bei der Desitin Arzneimittel GmbH, stellten          KompetenzCentrum Geriatrie beim Medizinischen Dienst der
         das Modell von Seiten der beiden Vertragspartner dar. Der         Krankenversicherung Nord seniorengerechte gesundheitliche
         Pharmahersteller zeigte, wie er mit Hilfe einer innovativen       Versorgungsstrukturen. Dabei empfahl er ein systemisches
         Softwarelösung die Therapie von einem an Epilepsie er­            Umdenken weg von der Anbieter- und Sektorenorientierung
         krankten Kind deutlich verbessert. Auf diese Weise könnten        und hin zu einer Fokussierung auf die individuellen Bedürf­
         Versicherte der Krankenkasse effizienter und erfolgreicher        nisse des Patienten. Abgerundet wurde die AG-Sitzung
         versorgt werden. Alle Inhalte wurden von den Teilnehmern          durch Awai Cheung, Lehrbeauftragter der DGUV sowie
         mit Spannung aufgenommen und profund diskutiert. Das              Buchautor und Inhaber der Akademie für asiatische Bewe­
         Thema stieß auf ein hohes Interesse.                              gungskunst, und einen Exkurs in die asiatische Heilkunst der
                                                                           Qi-Formel als natürliche Ressource für die Generation 80+.
        „Neue Versorgungsformen für
        die ältere Generation“                                             Innovative Versorgungsmodelle und die Auswirkungen
                                                                           von Veränderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen
        Die gezielte Verbesserung der Versorgung älterer Menschen          werden auch 2013 die AG NVF beschäftigen. Zu Beginn
        stand im Fokus der Sitzung am 11. September 2012. Neue             des Jahres steht der Bereich der Psychotherapie auf dem
        wissenschaftliche Erkenntnisse insbesondere der Sport­             Programm. Im Rahmen eines öffentlichen Experten­
        gerontologie erweitern die Möglichkeiten der Sekundär­             forums sollen die Auswirkungen der Herausnahme aus dem
        prävention. Hierzu zählt das Projekt „Neue Aktionsräume            ärztlichen Budgettopf und Optionen zur Sicherstellung der
        für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen“, das                 Versorgungsqualität ohne übermäßig ansteigende Kosten für
        vom Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie an der           die Krankenversicherung diskutiert werden.
        Deutschen Sporthochschule Köln entwickelt und von Frank
        Nieder der AG vorgestellt wurde. Das Programm richtet
        sich an Hochbetagte und habe sich als effizientes Mittel zur
        Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und zum
        Erhalt der Alltagskompetenzen erwiesen. Dass die passende
        versorgungspolitische Antwort auf den demographischen
        Wandel nicht Hospitalisierungskonzepte sein sollten, betonte
        auch Prof. Dr. Tost, Stellv. Klinikdirektor der Klinik und Poli­
        klinik für Augenheilkunde der Universitätsmedizin Greifs­
        wald. Stattdessen empfahl er den verstärkten Einsatz von
        Telemedizin. Ein Problem bei der ambulanten Betreuung im
        Alter bestünde darin, dass bei vielen chronischen Erkran­
        kungen eine engmaschige Kontrolle von Vitalwerten bzw.
        regelmäßige Arztkontakte notwendig seien. Gerade in länd­
        lichen Regionen könne das wegen der damit verbundenen
Geschäftsbericht 2012     15

Projektgruppe Ambulante                                         Medizinische Hochschule Hannover, die Risiken, aber auch
­Spezialfachärztliche Versorgung                                mögliche Chancen, welche durch die ASV für die Sicher­
                                                                stellung einer flächendeckenden Versorgung in ländlichen
                                                                Regionen sich ergeben können.

                                                                Auf dem BMC-Kongress am 22. und 23. Januar 2013
                                                                ­berichtete Dr. Regina Klakow-Franck, G-BA, dass die
                                                                 ­Umsetzung des neuen § 116 b SGB V eine große und detail­
                                                                  reiche Herausforderung darstellt. So verlange der Gesetz­
Leitung:                                                          geber einheitliche Rahmenbedingungen im Hinblick auf die
Roger Jaeckel, Leiter Gesundheitspolitik,                         Qualität. Die Anforderungen an den stationären Bereich
GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG                                     könnten jedoch nicht eins zu eins auf die Niedergelassenen
                                                                  übertragen werden. Bedenken äußerte auch Thomas Ballast,
Bereits im Jahr 2011 hat die Projektgruppe „Ambulante             stellv. Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse. Er
Spezialfachärztliche Versorgung“ (ASV) sich intensiv mit          forderte, Innovationen im Bereich der ASV zu begrenzen, um
den möglichen Auswirkungen des neugestalteten § 116 b             ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Patientennutzen und
SGB V auseinandergesetzt und hierzu ein umfassendes               -sicherheit herzustellen. Auch befürchtete er, dass die neuen
Positionspapier erarbeitet. Der BMC begrüßt grundsätzlich         Landesausschüsse, die über die Zulassung zur ASV entschei­
den eingeschlagenen Weg des Gesetzgebers, über die ASV            den müssen, schnell überlastet sein könnten. In diesem Fall
einen sektorenübergreifenden Versorgungsansatz einzu­             würden möglicherweise Antragssteller allein aus dem Grund
führen. Gleichzeitig appelliert der BMC an die Systemver­         zugelassen, weil die Frist von zwei Monaten für Beanstan­
antwortlichen, keine unterschiedlichen Zugangsbedingun­           dungen abgelaufen sei. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete
gen zwischen dem ambulanten und stationären Sektor zu             über dieses BMC-Forum ausführlich am 8. Februar 2013.
schaffen und für eine wirtschaftliche und bedarfsnotwendige
Leistungsinanspruchnahme Sorge zu tragen.                       Nach einem Jahr Umsetzungspraxis zeichnet sich deutlich
                                                                ab, dass die vom Gesetzgeber vorgegebene einjährige Um­
 Umso mehr wird es auf die Gestaltung der Rahmenbedin­          setzungsfrist als überambitioniert angesehen werden muss
 gungen durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA)            und die Einführung eines sektorübergreifenden Versorgungs­
 ankommen. Vor diesem Hintergrund fand am 30. Mai 2012          ansatzes die Abarbeitung weitaus mehr Themen erfordert,
 mit dem damaligen unparteiischen Vorsitzenden des G-BA,        als dies allein die gesetzliche Regelung vermuten lässt.
 Dr. Rainer Hess, ein BMC-Hintergrundgespräch statt. Er ver­
wies darauf, dass die Definition des jeweiligen Behandlungs­    Im Jahr 2013 wird die PG die Fortschritte bei der Gestal­
umfanges und dessen Vorhaltung bzw. Verfügbarkeit in den        tung der Rahmenbedingungen der ASV weiterhin intensiv
betreffenden Einrichtungen maßgebend für die finanziellen       begleiten. Auftakt bildete bereits ein Hintergrundgespräch
Auswirkungen der ASV sein werden. Gelinge die Bildung           mit PD Dr. Stephan Schmitz, Vorsitzender des Berufsver­
­angestrebter Kooperationen nicht, drohe als Folge der neuen    bands der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen
 Vergütungsregelung eine unvertretbare Mengendynamik.           in Deutschland e. V., am 19. Februar 2013. Der Fokus der
                                                                PG wird maßgeblich von den Beschlüssen zum so genannten
Auch im Rahmen der Fachtagung BMC vor Ort in Leipzig am         Paragraphenteil der Richtlinie für die ASV beeinflusst wer­
12. November stand die ASV mit im Mittelpunkt des Interes­      den, der am 21. März 2013 vom G-BA veröffentlicht werden
ses. In Leipzig diskutierten Martin Degenhardt, Freie Allianz   soll. Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt bildet die Über­
der Länder-KVen (Falk), Jens Hennicke, Landesvertretung         arbeitung des bisherigen Positionspapiers, um zu diesem
der Techniker Krankenkasse in Sachsen-Anhalt, Dr. Axel          strukturpolitisch wichtigen Thema auch weiterhin seitens
Munte, Bundesverband ASV, sowie Dr. Jan-Hendrik Simon,          des BMC sprachfähig zu sein.                                p
  16       Der Bundesverband Managed Care e. V.

           Berichte aus den Arbeits- und Projektgruppen

       P    Arbeitsgruppe ­Plattform                                     Verbände wurden die Lösungsvorschläge des BMC erörtert
           ­Versorgungssteuerung / ­                                     und weitere mögliche Handlungsoptionen ausgelotet.

           Projektgruppe Entlassmanagement                               Nach der Begrüßung durch Dr. Dominik Deimel, Leiter der
                                                                         Plattform Versorgungssteuerung und Mitglied im erweiter­
                                                                         ten BMC-Vorstand, stellte Dr. Michael Ossege, Rechts- und
                                                                         Fachanwalt für Medizinrecht bei der Rechtsanwaltskanzlei
                                                                         Wigge in Münster, den durch das Versorgungsstrukturgesetz
                                                                         modifizierten Rechtsrahmen für das Entlassmanagement vor.
                                                                         Zwar ginge das Ziel des Versorgungsstrukturgesetzes einer
           Leitung:                                                      Verbesserung der Verzahnung der Leistungssektoren in die
           Dr. Dominik Deimel, Geschäftsführender Gesellschafter,        richtige Richtung. Der Gesetzestext werde seinem komple­
           com2health GmbH                                               xen Anspruch jedoch nur zu Teilen gerecht und ließe viele
                                                                         Fragen wie beispielsweise die der Finanzierung des Entlass­
           Im Rahmen der Plattform Versorgungssteuerung standen          managements oder der Möglichkeit des Schadensersatzes
           2012 zwei Themen besonders im Vordergrund: Patienten­         bei Nicht- oder Schlechterbringung offen.
           coaching und Entlassmanagement. Zum Thema Patienten­
           coaching wurde eine neue Projektgruppe etabliert. Aufbau­     Demgegenüber präsentierte Dr. Deimel die Lösungs­
           end auf das bereits 2011 erarbeitete Positionspapier, trug    vorschläge des BMC-Empfehlungskatalogs. Dabei handele
           die Projektgruppe Entlassmanagement in 2012 die BMC-          es sich um Bausteine, die nicht nur in ihrer Gesamtheit,
           Empfehlungen in Politik und Öffentlichkeit. Im Rahmen eines   ­sondern auch einzeln übernommen werden könnten.
           neuen BMC-Veranstaltungsformates, dem Expertenforum,
           welches Arbeitsgruppensitzungen punktuell für Nicht-Mit­      Die Empfehlungen des BMC:
           glieder öffnet, diskutierten Experten aus unterschiedlichen
           Bereichen des Gesundheitswesens das Positionspapier und       rr Etablierung eines „definierten Ansprechpartners“ im
           berieten über mögliche Weiterentwicklungen. Für 2013              Krankenhaus.
           plant die Plattform Versorgungssteuerung die Gründung         rr Schaffung von übergreifenden Beurteilungs-
           einer weiteren Projektgruppe zum Thema „Bedeutung von             (­Assessment) Instrumenten im Entlassmanagement.
           eHealth in neuen Versorgungsformen“.                          rr Förderung der Vernetzung und Kommunikation der Kran­
                                                                             kenhäuser mit nachgelagerten Einrichtungen aus Medizin,
           PG Entlassmanagement                                              Rehabilitation und Pflege sowie den Kostenträgern.
                                                                         rr Förderung von Maßnahmen des „Empowerments“ des
           Wie schaffen wir es, das Entlassmanagement als effizienten        Patienten bzw. der Angehörigen.
           Baustein des Versorgungsmanagements zu nutzen? Wie            rr Verpflichtende Nachverfolgung der eingeleiteten Maß­
           kann es gelingen einen strukturierten Behandlungspfad von        nahmen im Nachgang zur Entlassung des Patienten aus
           der Einweisung im Krankenhaus bis hin in den ambulanten          dem Krankenhaus.
           und rehabilitativen Sektor zu etablieren? Über 80 Gäste       rr Aufbau von spezifischen, interprofessionellen
           ­waren der Einladung der Plattform Versorgungssteuerung          Behandlungs­pfaden / Versorgungsketten für ausgewählte,
            des BMC am 26. September gefolgt, um über diese und             ­wichtige Indikationen.
            weitere Fragen zu beraten. Dreh- und Angelpunkt der          rr Etablierung ambulanter „Ankerpunkte“
            Diskussionen bildete das Positionspapier „Entlassmanage­         (Patientenkoordinator/-begleiter) für die Übergabe aus
            ment im Krankenhaus optimieren“, das von einer multi­            dem stationären Bereich.
            professionellen Projektgruppe des BMC entwickelt worden      rr Einrichtung von Instrumenten der Qualitätssicherung des
            ist. Gemeinsam mit Vertretern der maßgeblich betroffenen         Entlassmanagements im Krankenhaus.
Geschäftsbericht 2012     17

Expertenforum Entlassmanagement am 26. September 2012

Nach diesem Gesamtüberblick stellten einzelne Mitglieder        stellen. Statt die völlige Neugestaltung anzustreben sollte es
der BMC-Arbeitsgruppe ausgewählte Lösungsbausteine              darum gehen, vorhandene Systeme gezielt zu verbessern.
des Empfehlungskatalogs im Detail vor. Wie die erfolgrei­       Zudem sei die nachstationäre Behandlung nicht Aufgabe des
che Etablierung eines Patientenkoordinators im Kranken­         Krankenhauses, sondern des ambulanten Sektors. In diesem
haus funktionieren kann, verdeutlichte Marie Luise Müller,      Zusammenhang hob er die vom BMC angestrebte Etablie­
Ehrenpräsidentin des Deutschen Pflegerats, anhand des           rung eines ambulanten Ankerpunkts hervor, da hierdurch die
Beispiels des Klinikum StadtSoest. Als Gegenpol zum statio­     Kliniken einen direkten Ansprechpartner erhielten.
nären ­Patientenkoordinator bedürfe es eines ambulanten
Ankerpunkts, an den der Krankenhausentlassmanager den           Die Bedeutung verlässlicher Partnerschaften zwischen
Patienten übergeben kann. Hierbei könne es sich um eine         statio­närem und ambulantem Sektor unterstrich auch Birgit
Arztpraxis, speziell weitergebildetes medizinisches Fach­       Pilz, Deutscher Pflegerat e. V. Dabei kritisierte sie die zu
personal, einen Pflegedienst, ein Homecare-Unternehmen,         geringe Anzahl von Pflegestützpunkten, die die Rolle des
freiberufliche Care- und Case-Manager oder auch andere          ambulanten Ankers ebenfalls übernehmen könnten. Sibylle
Professionen des Gesundheitswesens handeln, wie Sonja           Kraus, Deutsche Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesund­
Laag, Leiterin Versorgungsprogramme bei der Barmer GEK          heitswesen, begrüßte das Positionspapier des BMC. Bei
Hauptverwaltung, erläuterte. Notwendig sei eine Grund­          einzelnen Lösungsbausteinen ginge das Papier jedoch nicht
qualifikation im humandienstlichen Arbeitsfeld sowie            weit genug. So müssten auch Versorgungsstrukturen außer­
­Methoden-, Beratungs- und sozialrechtlicher Kompetenzen.       halb des Gesundheitswesens, beispielsweise des Sozial­
                                                                wesens und der Kommunen, einbezogen werden.
Die notwendige Vernetzung in der Region könne nur
nach dem Motto „Kooperation statt ­Konfrontation“               Einen zusätzlichen Aspekt zur erfolgreichen intersektoralen
­gelingen, erklärte Thomas Müller, Geschäftsführer Unter­       Kooperation brachte Bernd Tews, Bundesverband privater
 nehmensentwicklung/-steuerung der Kassenärztlichen             Anbieter sozialer Dienste e. V., ins Spiel. Er forderte einen
 Vereinigung Westfalen-Lippe. Neben dem Überleitungs­           systematischen Prozess, der über den heutigen Experten­
 management müssten Weiterbildungsverbünde gegründet,           standard Entlassmanagement hinausgeht. Dazu gehörten
 die Notfallversorgung entsprechend organisiert und die         auch die Einführung einer einheitlichen IT-Plattform und eine
 Möglichkeiten der Integrierten Versorgung und des Ver­         gemeinsame Dokumentation. Stefan Wöhrmann, Verband
 tragsarztrechtänderungsgesetzes genutzt werden. Bei der        der Ersatzkassen e. V., bestätigte diesen Ansatz. Zudem
 Einführung eines strukturierten Entlassmanagements stelle      sehe er das Entlassmanagement als Wettbewerbsfeld, das
 sich auch immer die Frage der Finanzierung, unterstrich        im Rahmen von Selektivverträgen verstärkt aufgegriffen
 Frank Neuschulz, Versorgungsmanager bei der Deutschen          werden sollte. Patrick Hilbrenner, Verband der Kranken­
 BKK. Dabei gehe es nicht unbedingt darum, zusätzliche          hausdirektoren Deutschlands e. V., stellte das Kostenproblem
 finanzielle Mittel ins Gesundheitssystem zu leiten. Am         in den Vordergrund. Da die Krankenhäuser schon heute das
 Indikationsbeispiel Vorhofflimmern zeigte er, dass die durch   Morbiditätsrisiko trügen, müsse klargestellt werden, wer die
 das Entlassmanagement sinkenden Folgekosten und eine           zusätzlichen Leistungen bezahlt.
 zurückgehende Wiederaufnahmequote eingesparten Gelder
 zur Finanzierung herangezogen werden könnten.                  Dr. Deimel zog zum Abschluss der Veranstaltung ein
                                                                ­positives Fazit. Er bedankte sich für den wertvollen Input
In der von Dr. Ursula Hahn, Geschäftsführerin der ­OcuNet        der geladenen Referenten und der zahlreichen Experten im
Verwaltungs GmbH, moderierten Podiumsdiskussion stieß            Plenum. Der BMC werde die vorgebrachten Ergänzungs­
der BMC-Empfehlungskatalog grundlegend auf breite                vorschläge bei der Weiterentwicklung des Positionspapiers
Zustimmung. Dr. Bernd Metzinger, Deutsche Krankenhaus­           eingehend prüfen. Er forderte alle Interessierten auf, sich
gesellschaft e. V., warnte jedoch davor, die Qualität des        an dieser spannenden Aufgabe zu beteiligen.                 p
Entlassmanagements in Krankenhäusern generell in Frage zu
  18       Der Bundesverband Managed Care e. V.

           Berichte aus den Arbeits- und Projektgruppen

       P    Projektgruppe Patientencoaching                               In einem modernen Gesundheitswesen kann ein Großteil der
                                                                          Patienten befähigt werden, seine gesundheitliche Situation
                                                                          effektiver und effizienter zu organisieren. Durch gezielte
                                                                          Unterstützung in seinem Lebensumfeld kann er ­strukturelle
                                                                          Hürden im Gesundheitswesen für sich überwinden und
                                                                          Versorgungsangebote medizinisch und ökonomisch sinnvoll
                                                                          nutzen.

           Leitung:                                                       Wo in diesem Prozess das Patientencoaching ansetzt, wie es
           Dr. Thorsten Pilgrim, Sprecher der Geschäftsführung,           definiert wird und welche Anforderungen an das Patienten­
           AnyCare GmbH                                                   coaching gestellt werden, damit hat sich unter anderem die
                                                                          BMC-Projektgruppe „Patientencoaching“ beschäftigt.
           Die demografische Entwicklung in Deutschland ist nicht nur
           geprägt durch eine steigende Anzahl älterer und alleinle­      Die Gruppe wurde im Juni 2012 unter der Arbeitsgruppe
           bender Menschen, sondern ebenfalls durch eine Zunahme          „Plattform Versorgungssteuerung“ gegründet mit dem Ziel,
           multimorbider und chronisch kranker Patienten. Diese Pa­       das „Patientencoaching“ politisch auf eine höhere Ebene
           tienten haben ein erhöhtes Risiko für Krankheitsprogression,   zu heben. Innerhalb von drei konstruktiven und arbeits­
           hohe (vermeidbare) Leistungsausgaben und einen Verlust an      intensiven Treffen hat die Arbeitsgruppe Eckpunkte für ein
           Lebensqualität − bis hin zu psychischen Folgeerkrankungen.     Positionspapier entworfen, welche sich unter anderem mit
           Ihnen steht aktuell unter anderem eine auf die Leistungs­      folgenden Fragen auseinandersetzen:
           erbringung in Klinik und Praxis fixierte Fülle medizinischer
           Behandlungsmethoden − basierend auf indikationsbezoge­         rr Was versteht man unter Patientencoaching und was sind
           nen Leitlinien − zur Verfügung.                                   die Ziele?
                                                                          rr Wo liegen die Schnittstellen im Patientencoaching und
           Hierin zeigt sich der Widerspruch im deutschen Gesund­            wer setzt es um?
           heitswesen. Aktuell gibt es keine standardisierten Behand­     rr Welche Anforderungen muss der Patientencoach erfüllen
           lungsleitlinien für Patienten, die unter mehreren Erkran­         und warum geht es zukünftig nicht mehr ohne ihn?
           kungen gleichzeitig leiden. Die Unterstützung im häuslichen    rr Wie funktioniert Patientencoaching und wer finanziert es?
           Umfeld nimmt durch die zunehmende Anzahl der Menschen,         rr Was ist der Nutzen des Patientencoachings und was wird
           die im Alter allein zu Hause leben, rapide ab. A
                                                          ­ mbulante         von den einzelnen Akteuren erwartet?
           Minutenmedizin, komplexe Polypharmazie und häufige
           ­Krankenhausaufenthalte beherrschen den Lebensalltag           Die Projektgruppe wird sich auch in 2013 dem Thema
            dieser Menschen.                                              „Patientencoaching“ annehmen. Auf der Agenda stehen die
                                                                          Finalisierung des Positionspapiers sowie die Operationalisie­
           Der Mensch selbst rückt im Behandlungsprozess immer            rung der Thematik, um das Patientencoaching weiter in den
           weiter in den Hintergrund. Eigentlich wäre es erforderlich,    Köpfen der Politik zu manifestieren.
           dass Medizin viel mehr im Lebensumfeld dieser Patienten
           stattfindet, damit Medikamente tatsächlich genommen,
           ­Verhaltensänderungen umgesetzt und der Genesungspro­
            zess des Patienten unterstützt wird. Doch unser Gesund­
            heitssystem ist durch eine steigende Anzahl chronisch und
            auch psychisch kranker Patienten stark belastet, was dazu
            führt, dass der Mensch aus dem Fokus gerät. Dadurch
            ­bleiben die Potenziale des Patienten völlig ungenutzt.
Geschäftsbericht 2012      19

Arbeitsgruppe Arzneimittelversorgung                            tailliert vor. Positiv wertete Dr. Throm u. a., dass hinsichtlich
                                                                Arzneimittelfälschungen und Pharmakovigilanz die EU-Rege­
                                                                lungen eins zu eins übernommen worden sind. Im Gegenzug
                                                                kritisierte er insbesondere die nicht im Gesetzestext fixierte
                                                                Vertraulichkeit der ausgehandelten Erstattungsbeträge.

                                                                Am 25. Oktober begrüßte die AG Thomas Müller, Leiter der
                                                                Abteilung Arzneimittel im Gemeinsamen Bundesausschuss,
Leitung:                                                        sowie Prof. Dr. Matthias Schönermark von der SKC Bera­
Dr. Peter Blees, Leiter Gesundheitspolitik,                     tungsgesellschaft. Während Müller über den Status quo
Merck Serono GmbH                                               der Nutzenbewertung neuer Wirkstoffe unter dem AMNOG
Susanne Eble, Leiterin Gesundheitsmanagement,                   berichtete, gab Prof. Schönermark wertvolle Hinweise zu
Berlin-Chemie AG                                                möglichen Verhandlungstaktiken für die pharmazeutische
                                                                Industrie. Die hohe Komplexität des Nutzenbewertungs- und
Obgleich der Arzneimittelsektor nicht im Fokus des              Preisbildungsverfahrens erfordere eine in sich geschlossene
Versorgungsstrukturgesetzes steht, kann die Reform zu           Strategie und eine umfassende Analyse unterschiedlicher
spürbaren Auswirkungen auf die pharmazeutische Industrie        Entwicklungs-, Vermarktungs- und Bewertungsvarianten.
führen. Dies betrifft insbesondere die Etablierung des neuen
Bereichs der Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung        Den Jahresabschluss bildeten am 6. Dezember
(ASV). Dr. Axel Munte, Vorsitzender des Bundesverbands          Dr. ­Charalabos-Markos Dintsios, HTA & Gesundheitsökono­
ASV berichtete auf der AG-Sitzung am 13. April 2012 von         mie Evaluation beim Verband forschender Arzneimittelher­
den Chancen und Risiken des neuen Sektors für die Indus­        steller, und Dr. Antje Haas, Abteilungsleiterin Arznei- und
trie. Von entscheidender Bedeutung werde es sein, wie für       Heilmittel beim GKV-Spitzenverband. Dr. Dintsios schilder­
kostenintensive Leistungen wie beispielsweise hochpreisige      te die bisherigen Erfahrungen mit dem AMNOG und der
Medikamente ein indizierter und leitliniengerechter Einsatz     frühen Nutzenbewertung aus Sicht der Industrie. Er zog
gesichert werden kann. Die Qualifikationsvoraussetzungen        eine kritische Zwischenbilanz zu den G-BA-Beschlüssen mit
für spezielle ärztliche Eingriffe müssten klar definiert, die   Befristung. Die Perspektive der Kostenträger wurde von Frau
Leistungserbringer durch eine Software bei der Festlegung       Dr. Haas vertreten. Sie verwies auf Probleme durch nicht
des idealen Diagnostik- und Therapiepfades unterstützt und      ausreichende gesetzliche Regelungen hin sowie die kritische
die elektronische Dokumentation verpflichtend eingeführt        Auslegung von Begriffen wie Behandelbarkeit und Heilung.
werden werden, forderte Dr. Munte.
                                                                Der Austausch von Erfahrungen wird auch im Jahr 2013
Die folgenden Sitzungen standen insbesondere im Zeichen         im Mittelpunkt der Arbeit der AG Arzneimittelversorgung
des 2011 in Kraft getretenen Arzneimittelmarkneuord­            stehen. Darüber hinaus wird der BMC am 8. Mai eine Fach­
nungsgesetzes (AMNOG). Dr. Manfred Zipperer, Ministe­           tagung in Kooperation mit dem Bundesverband der Pharma­
rialdirektor a. D. und Vorsitzender der Schiedsstelle nach      zeutischen Industrie (BPI) und dem Verband Forschender
§ 130 b Abs. 5 SGB V, gab am 6. September tiefe Einblicke       Arzneimittelhersteller (vfa) zum Thema „Personalisierte
in den gesetzlichen Auftrag, die Struktur und Arbeitsweise      Medizin“ durchführen. Über den Tellerrand des Arzneimittel­
der Schiedsstelle. Zwar habe bislang erst ein Schieds­          sektors hinaus sollen Impulse für eine neue Innovations­
verfahren stattgefunden, es sei jedoch zu erwarten, dass        kultur im deutschen Gesundheitswesen gesetzt werden.        p
die Inanspruchnahme zukünftig erheblich zunehmen werde.
Im Anschluss stellte Dr. Siegfried Throm, Geschäftsführer
Forschung / Entwicklung / Innovation im Verband forschender
Arzneimittelhersteller, das 2. AMG-Änderungsgesetz de­
  20       Der Bundesverband Managed Care e. V.

           Berichte aus den Arbeits- und Projektgruppen

       P     Arbeitsgruppe Prävention und                                  neuen Gremium ist groß. Mehr als 40 Teilnehmer fanden
           ­Betriebliches Gesundheitsmanagement                            sich am 22. November im Spreekarree in Berlin ein, um der
                                                                           konstituierenden Sitzung der AG Prävention und Betrieb­
                                                                           liches Gesundheitsmanagement beizuwohnen.

                                                                           Eröffnet wurde die Sitzung von den beiden Leitern der AG,
                                                                           Dr. Tanja Hantke, Die Schwenninger Krankenkasse, und
                                                                           Dr. Karsten Neumann, IGES Institut GmbH. Dr. Neumann
                                                                           führte ins Thema ein. Dabei stellte er die zunehmende
           Leitung:                                                        ­Bedeutung chronischer Erkrankungen sowie die Auswir­
           Dr. Tanja Hantke, Stabsbereich Medizin,                          kungen insbesondere auf das Gesundheitswesen und die
           Die Schwennninger Krankenkasse                                   Arbeitswelt dar. Es werde deutlich, dass Prävention und
           Dr. Karsten Neumann, Geschäftsführer, IGES Institut GmbH         Betriebliches Gesundheitsmanagement als zentrale gesell­
                                                                            schaftliche Aufgaben wahrgenommen werden müssten.
           Angesichts zunehmender beruflicher Anforderungen,
           der Bevölkerungsalterung und einer anhaltend niedrigen          Anschließend sprach MinDirig Norbert Paland, Bundes­
           ­Geburtenrate wird das Betriebliche Gesundheitsmanagement       ministerium für Gesundheit, zur Präventionsstrategie der
            (BGM) immer mehr zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor         ­Bundesregierung. Er wies darauf hin, dass die Entwicklung
            für den Erhalt und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit        einer Präventionsstrategie eine schwierige und lang­wierige
            der deutschen Wirtschaft. Eine sich wandelnde Arbeitswelt       Aufgabe sei. Ein vollumfänglicher Gesamtansatz würde
            erfordert die Entwicklung einer Personalpolitik und einer       mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur an der Komplexität
            Unternehmenskultur, die dazu beitragen, die Gesundheit und      scheitern, sondern habe auch aus politischer Sicht kaum
            damit die Leistungspotenziale der Mitarbeiter zu stärken und    Aussicht auf Umsetzungserfolg. Das Zuständigkeitsge­
            vorhandene Arbeitskraftressourcen auszuschöpfen. Davon          flecht im föderalen System würde hierzu einen Staatsver­
            sind alle Altersgruppen betroffen. Einerseits müssen die Be­    trag zwischen Bund und Ländern erfordern. Ein zentraler
            dürfnisse einer älter werdenden Belegschaft berücksichtigt      Ansatzpunkt stelle aus seiner Sicht die Frage dar, wie ein
            werden. Andererseits gilt es in gleichem Maße, jüngere Mit­     systematisches Betriebliches Gesundheitsmanagement für
            arbeiter vor Überbelastungen zu schützen und insbesondere       kleinere und mittlere Unternehmen ermöglicht und gefördert
            das Voranschreiten psychischer Erkrankungen einzudämmen.        werden kann. Hier sehe er nicht nur die Politik, sondern
                                                                            auch die Krankenkassen in der Pflicht. So sollten diese bei
           Von einem professionellen BGM sollten beide Seiten               kleinen Unternehmen nicht allein den Wettbewerbsgedanken
           profitieren: Während Arbeitnehmer durch Abnahme der              sehen, sondern auch die Möglichkeit zur Zusammenarbeit
           Krankheitshäufigkeit und Hinauszögern des Voranschreitens        mit anderen Kassen.
           chronischer Erkrankungen an Lebensqualität gewinnen,
           verringern sich im Unternehmen die Kosten durch Fehltage        Werner Mall, AOK Nordost – Die Gesundheitskasse, bestä­
           und eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Zahlreiche Studien       tigte die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit.
           versprechen Renditen, welche die eingesetzten Ressourcen        Um die Reichweite der Prävention zu erhöhen seien ver­
           um ein Mehrfaches übertreffen. Wenn BGM trotzdem noch           bindliche, vertraglich gesicherte Kooperationen auf regio­
           nicht flächendeckend umgesetzt wird, so liegt das an aktuell    naler Ebene erforderlich. Ein Best Practice Beispiel lieferte
           vorhandenen Hürden.                                             Prof. Dr. Sabine Nitsche, Professorin an der Hochschule
                                                                           für Technik und Wirtschaft Berlin und Leiterin des Projekts
           Aus diesen Gründen hat der BMC seine Arbeitsgruppe              InnoGema. Dieses verfolge einen regionalen Netzwerk­
           Prävention um den wichtigen Aspekt des Betrieblichen            ansatz. Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, Verbände,
           Gesundheitsmanagements erweitert. Das Interesse an dem          regionale Unternehmen sowie Anbieter von Gesundheits­
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